Die Römische Besiedlung Von Frick
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Die römische Besiedlung von Frick Autor(en): Hartmann, Martin / Wälchli, David Objekttyp: Article Zeitschrift: Archäologie der Schweiz = Archéologie suisse = Archeologia svizzera Band (Jahr): 12 (1989) Heft 2: Kanton Aargau PDF erstellt am: 23.09.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-10761 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. 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Das sich Norden gegen S: Rhein hin öffnende Tal hier zum teilt sich ßß nach Südosten in drei Juratäler, die zu den m. verkehrsmässig wichtigen Übergängen Hiß. m lißl Bözberg, Staffelegg, Salhöchi und Benker- joch führen, alles Übergänge ins Aaretal (Abb. 1). Diese verkehrsgeografische Lage führte ß; schon in römischer Zeit zu einer intensiven Besiedlung. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts sind in Frick Reste eines römischen Gutshofes bekannt1. Entlang der hier ss durchführenden römischen Hauptstrasse AA <S0Z Augusta Rauricorum - Vindonissa sind in unmittelbarer Umgebung weitere römische Siedlungsspuren bekannt. Reste einer Mansio (Raststätte) fanden sich im Sis- v •Vi seler Feld bei Münchwilen2. Weitere Gutshöfe üß.. SIS standen in Bozen, Eiken, Gipf-Ober- SSff z.zpix: frick, Wittnau und möglicherweise in Herz- mmm nach3. m AM'^W lff SWfi ?m »KP ESOÄJ iV mv mm Der Gutshof Zf: ßi Schon 1852 berichtet der Basler Gelehrte /v ¦SS tu W. Vischer von römischen Funden aus Frick4. Damals wurden Teile einer beheizten Anlage - wohl zum Herrenhaus einer Villa gehörend-freigelegt. Die dabei zu Tage geförderten Funde, die sich weitgehend Abb. 1 im Historischen Museum Basel befinden, Spätrömische Befestigungen zwischen Aare und Rhein mit den werden Auffällig summarisch beschrieben. Juraübergängen (Ausschnitt). ist die Münzreihe, die nicht, wie bei Les fortifications du Bas-Empire etlichen Gutshöfen im 3. Jahrhundert romain entre Aar et Rhin avec les cols du Jura (extrait). abbricht, 4. sondern bis ins Jahrhundert Fortificazioni tardoromane tra weitergeht. Diese Beobachtung wird uns in Aare e Reno e passaggi nel Jura derweiteren Behandlung unseres Themas (dettaglio). noch zu beschäftigen haben. 1 Frick 2 Wittnauer Hörn, Gde. Wittnau Im Verlauf der 60 Jahre wurden vergangenen 3 Altenburg, Gde. Brugg im weiteren Umfeld der ersten Fundstelle 4 Castrum Vindonissense immer wieder römische Mauern und (Windisch) 5 Stein Funde (Abb.2)5. Diese gemeldet zeigen an, 6 Sisseln dass der Gutshof von Frick eine beträchtliche 7 Kaisten Ausdehnung (in West-Ost-Richtung 8 Laufenburg 8a Rheinsulz S. in über 200 m) gehabt haben muss. Daraus (vgl. 88 diesem Heft) allerdings ableiten zu wollen, es müsse 9 Etzgen sich um eine Pferdewechselstelle gehandelt 10 Mandacher Egg, Gde. Villigen haben, wie dies kürzlich W Drack postuliert hat, ist schon im Hinblick auf die wenige Kilometer entfernt liegende Man- 71 sio von Münchwilen nicht gerechtfertigt6. Der 1986 anlässlich einer Notgrabung an der Hauptstrasse (Bläsihaus) freigelegte römische Keller (Abb. 3.4)7 ergab für die Beurteilung der Gutshofanlage einige interessante Aspekte. Der eingefüllte Schutt enthielt eine grosse Zahl von t* Keramikbruchstücken, darunter viele Terra Sigil- lata-Fragmente des 2. und 3. Jahrhunderts (Abb. 7). Diese sowie das Fragment einer Bronzeplatte und die Bronzebüste eines Silens, der zu einem Bronzedreifuss gehört haben dürfte (Abb. 5 und Titelblatt), geben einen Hinweis auf die reichhaltige Ausstattung der Villa. A Das zum Keller gehörende Gebäude scheint einem Brand zum Opfer gefallen zu sein. Darauf deuten einerseits die verbrannten Mauern und der Brandschutt, andererseits die in situ liegende, verbrannte Abb. Holzschwelle der Kellertreppe, die für eine dendrochronologische Analyse en bloc gehoben wurde. Dem Bericht des Büros für Archäologie der Stadt Zürich können wir entnehmen, dass mit einem Schlagdatum nach 204 n. Chr. gerechnet werden kann8. Verbrannte Schwelle, Keramik und die im Brandschutt liegenden Münzen o (Gallienus und Postumus) deuten auf eine Zerstörung der Anlage im dritten Viertel des 3. Jahrhunderts hin9. 0 ota—^ Spätrömische z/i Befestigungen E3 Eigentlicher Anlass zu diesen Betrachtungen bildeten Beobachtungen bei der ^ / Grabung von 1986 (vgl. Abb. 2), die mit dem Gutshof in keinem direkten Zusammenhang steht. Auf der durch das Flüsschen mrm rr Sissle gebildeten Schotterterrasse zeichneten uuu UUÜ sich nördlich des Kellers nach Abtrag einer dünnen Brandschicht eine Anzahl flacher Gruben ab. Begrenzt wurden * 5 m diese von einem etwa 180 cm breiten und 110 cm tiefen Spitzgraben, der von NO nach SW zieht, auf der Höhe des Kellers rechtwinklig nach NW abbiegt und dabei die Kellermauern durchschlägt (Abb. 4a und 6). Allein diese Tatsache zeigt, dass zum Zeitpunkt der Anlage des Grabens Abb.3 der Keller nicht mehr sichtbar war. Innerhalb des Grabens konnten mehrere Pfostengruben festgestellt werden. Abb.2 Wie ist dieser Befund zu interpretieren? Römische Fundstellen in Frick. Abb.3 Sowohl aus dem dünnen, dunklen M. 1:4000: Befunde. a Kirchhügel (1974), b Bläsihaus 1986, Plan der Brandhorizont als auch aus den Gruben und dem Bläsihaus (1986), c (1843), Engel Keramik und d Haus Dr. Schmid (1920), e Bläsihaus 1986: Plan archeologique. Graben liegen Münzen vor. Fundstelle (1940), f, g Haus Benz Bei der Keramik fallen Terra Sigillata-Stük- (1987). Bläsihaus 1986. Pianta dei ritrovamenti. ke des 4. Jahrhunderts aus den Argonnen, Emplacements des trouvailles d'epoque romaine ä Frick. Mayener Kochtöpfe und grobe handgemachte 72 Siti romani a Frick. Gefässe auf, die man als germani- sehe Ware bezeichnet (vorwiegend Kochtöpfe ms ßisi und Schalen) (Abb. 8 - 10)10. Das Bild wmMmmi.iiifi des spätantiken Befundes wird abgerundet /> fSPPfSPE, durch Lavezscherben und späte * * gl mAmWSs ¦imiimmm ¦isßrA Reibschüsseln, wie wir sie vom Görbeihof bei Rheinfelden kennen11. Hinzu kommen 12 ..-^--vv <'#*•'*« Münzen der Zeit zwischen 318 (Constanti- f nus I) und 350 (Constantius II). Zusammen WrAmß *&2&tt&jm&E&% sa sti i iiia« m/v^mAn mit den bei Vischer erwähnten späten ^:T-.'^'*-^#i*'*Äffip^,i*:a*ÄJi«ä,?»pt?Ä rmmrmrMVmm*Hi~ st Münzen12 liegt heute eine Münzreihe von 19 Stück aus der ersten Hälfte des 4. pllili -., Jahrhunderts vor. ¦mm >^i«- ^$&im--f.,.&&&&¦£$ htm iTf T'-'^^fliiiiiii ¦* iiiiiSli nr*?,' H Befund und Funde deuten darauf hin, dass rnam flaiiii wir hier auf der Flussterrasse von Frick eine immi kleine, aus Holz errichtete militärische £* Anlage aus konstantinischer Zeit vor uns I haben; II» f ein einfaches Strassenkastell, wie es V ,,§ mir aus dem schweizerischen Gebiet bisher fte ¦tzs nicht bekannt ist. Doch steht diese Anlage m lill ppspss: fslE El weder zeitlich noch geografisch isoliert K da. Wenige Kilometer nördlich von Frick verlief fffiwff//M:ff .immmmgffßivmffi/ffAsmm* llllt ipiiiliimimmAiiim-wmm- * ml- die spätantike Grenze am Hochrhein. t* immm. «s mm/m lllli Diese durch steinerne Türme in valentinia- iss ipsci nischer Zeit bewehrte Grenze hatte, wie wir i * Sil heute von verschiedenen Untersuchungen lil III 1 Affsram ff: ii - iPlPSPPliPiPPszl i^^^f^r^^lj^^ wissen, einen Vorgänger aus konstantinischer Zeit, der auf Holzbauten basierte13. Im %SzPitÄ^ 1 weiteren ist uns seit den Grabungen in der iSSlESPSiilSl iiH }i ps: Kirche von Frick auf dem »Rampart« eine ^mJ0. rrsr /vr m r" ßßii*miismsmßiifiimm.w7iii valentinianische Befestigung auf diesem mirmmm ü iiiai! m. topografisch markanten Geländesporn MM. «s;:''s:=» fjiiiiijii bekannt14. Dazu kommt die befestigte iSSSIH pp'i »ifiHiÄ;£.^Ä;:C^SiWtoiÄSI^: ^M llfPil fSPP zzp: Höhensiedlung auf dem Wittnauer Hörn, die ebenfalls Sllf II mwsßitmmi.i in spätrömischer Zeit bestand15. m A Aus dem oben Dargelegten lassen sich folgende siedlungsgeschichtliche Schlüsse ziehen: Im dritten Viertel des 3. Jahrhunderts wurde die Gutshofanlage von Frick zerstört. In dieser unruhigen Zeit errichteten die Bewohner des oberen Fricktals auf dem Wittnauer Hörn im Bereich der eisenzeitlichen Befestigung eine mit Abschnittsmauer und Türmen bewehrte Im Siedlung. W emMm* „ 1 Zuge der Stabilisierung der Rheingrenze in konstantinischer Zeit, zu Beginn des 4. Abb. 4 Jahrhunderts, entstand am Fusse des Frik- Bläsihaus 1986, Kellerrückwand mit Spitzgrabenausbruch (a) und ker ein hölzernes Strassenkastell Kirchhügels Kellereingang (b).