Heft 02 / 2019 32. Jahrgang

ZauberZauber inin derder Lu...Lu... 2-2019 EDITORIAL Editorial

Doe den tap toe. Im Wachbataillon dienen, (42), einen unserer Gardisten-Redakteure zur heißt fremde Sprachen lernen. Lesen Sie, was Führungsausbildung bei der Royal Navy (70) das Drillteam der Marinekompanie im kanadi- und den stellvertretenden Kommandeur zu schen Halifax erlebt hat (Seite 12) – und Sie einem Lehrgang in Südostasien: „Singapur ist wissen, was „Doe den tap toe“ bedeutet. Liv- immer eine Reise wert“ (30). Ähnlich weit lebt bataljon, Livkompaniet und Livskvadronen be- und arbeitet nun ein einsger Kommandeur, gegnen Ihnen beim Besuch der schwedischen als Militäraaché für Thailand und Vietnam Königsgarde (26) und der Kiss Cup in der Ber- (38). Was aus ihm wurde, schildert auch ein liner Max-Schmeling-Halle (68). Im ISS Dome früherer IT-Feldwebel (63) und ein weiterer in Düsseldorf hingegen präsenerte sich das einsger Kommandeur enührt uns in die un- Musikfest der (76), dazu passend terirdische Welt des Elbtunnels (80). Der Ge- gibt im Gardisten-Fragebogen der Leiter des schichte nähert sich stets gern die Gruppe Stabsmusikkorps Auskun über Rheinland des Semper talis Bundes: seine Person und Persönlichkeit mit „Hermann, the German“ dies- (15) – wie auch etliche Gardis- mal auf den Spuren der Varus- ten (21, 29, 33, 47, 69, 79). schlacht (64). Sensaonelle Die Musik gehört zum Mili- historische Funde können wir tär, wie sich beim Großen vermelden (60) –¬ wenn Zapfenstreich für die auch nicht ganz so alt wie scheidende Verteidi- die Römer. Noch jünger ist gungsministerin Ursula ein silbernes Geschenk für von der Leyen zeigte (34), das Bataillon (82). Von aber natürlich auch beim einem Festakt und weiteren Feierlichen Gelöbnis am Ehrungen berichtet der von 20. Juli (40) und beim Ge- Rohdich’sche Legatenfonds löbnis vor dem Reichstag am (84). Es gab also einiges zu feiern; 64. Geburtstag der Bundeswehr und wo geht das besser und be- (08). Davon gab es natürlich wieder schwingter als beim alljährlichen Gar- wunderbare Bilder von einem treuen deball: „Geprägt von Highlights“ (18)? Die Garde-Begleiter (09). Bei solch herausfordern- füne Kompanie kann wahrlich feiern und gab den Einsätzen darf nicht zu kurz kommen, wie ihr Bestes zu ihrem sechzigsten Geburtstag – sich der Protokollsoldat fit hält: etwa beim zu dem nicht nur ein Bezirksbürgermeister Lile Mammutmarsch mit „Kameradscha (54), sondern auch ein Vogel gratulierte (57). über 55 Kilometer“ (10), beim Vergleichswe- Und für den vier kreave Soldaten auch ein ei- kampf mit den anderen Uniformierten von der genes Banner der Kompanie entwarfen (58). Polizei (16) oder gleich an der alpinen Kleer- Eine ganze Banner-Sammlung soll nun entste- wand im Berchtesgadener Land (22). Da ma- hen. Und alle Kompanien der Garde sind herz- chen die Gardisten doch gerne Werbung für lich eingeladen, mit der Fünen zu ihr einzigarges Bataillon – ob bei der Infor- konkurrieren. Also: Auf, Ihr Kompanien – und maonslehrübung Landoperaonen (74) oder alle Kreavität zeigen! Es soll ja nicht langwei- bei der Personalgewinnung der neunten Kom- lig werden im Wachbataillon… panie am passenden Ort: im Casinosaal der Ju- Und dann können alle beruhigt feiern. Den lius-Leber-Kaserne (78). Wir begleiten elf Schlachtruf dazu kennen wir ja nun. Doe den Soldaten bei ihrem Arbeitseinsatz in Russland tap toe – ru: für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfür- Ihr Klaus Pokatzky sorge, bei „Gasreundscha und Herzlichkeit“ Redakonsleitung

3 Der Gardist Grußwort

Liebe Mitglieder des Semper talis Bundes, liebe Angehörige des Wachbataillons beim Bundesministerium der Verteidigung, sehr geehrte Damen und Herren. Mein ers- Kompanieebene, einige Botschaerakkre- tes Jahr als dierungen und unzählige Ehrenspaliere, Komman- die jeden Führer der jeweiligen Ehrenfor- deur des maon gefordert haben. Wachba- Der Große Zapfenstreich ist dabei eine der taillons Einsatzformen, die man als Kommandie- beim Bun- render wahrlich genießen kann. Der desminis- Große Zapfenstreich bietet zwischen den terium der Verteidigung ist im Fluge Kommandofolgen genügend Zeit, das ge- vergangen. Dieses Empfinden spiegelt die samte Zeremoniell wirklich mitzuerleben. ungebrochen hohe Auragslast dieses An dieser Stelle nochmals mein ausdrück- einzigargen Verbandes wider; eine Auf- licher Dank an meinen protokollarischen tragslast, die sich im Schwerpunkt aus Lehrer, Stabsfeldwebel a. D. Andreas Jae- dem protokollarischen Ehrendienst, aber ger: das protokollarische Urgestein im auch zunehmend aus unserem infanteris- Wachbataillon – den ich zum 30. Septem- schen Zweitaurag ergibt. Meine klare ber 2019 in den wohlverdienten Ruhe- Absicht dabei ist es, dass wir uns auf die stand verabschiedet habe. Zu seinen beiden Kernauräge konzentrieren: mit wesentlichen Tipps und Kniffen, die sich in dem absoluten Schwerpunkt Protokoll – meinen Gehirnwindungen dauerha ein- und gewachsene Nebenauräge, soweit gebrannt haben, gehört: „Immer nur an wie möglich, herunterfahren. die nächste Kommandofolge denken.“ Protokollarisch waren die Monate August Häen Sie mich vor zwei Jahren – vor mei- und September wesentlich geprägt von ner Zeit in der Garde – gefragt, ob in der den drei (wahrlich!) Großen Zapfenstrei- Bundeswehr zu wenig Formaldienst oder chen: anlässlich der Verabschiedung der klassisches Exerzieren durchgeführt wird, Bundesministerin der Verteidigung, Dr. Ur- wäre meine Antwort vermutlich wie folgt sula von der Leyen; des stellvertretenden ausgefallen: „Im Rahmen der Priorisierung Inspekteurs der Streitkräebasis, General- und Konzentraon auf Kernaufgaben ent- leutnant Peter Bohrer; und des stellvertre- behrlich.“ Heute würde ich anders antwor- tenden Supreme Allied Commander ten: „Die Präzision und Leidensfähigkeit Transformaon der Nato, Admiral Man- aus dem protokollarischen Ehrendienst fred Nielson. schult die militärische Grundeinstellung zu Herausragend war natürlich auch das Fei- Disziplin und Gehorsam, dieses setzt sich erliche Gelöbnis vor dem Reichstag am 12. eins zu eins im infanterisschen Gefechts- November – dem Gründungstag unserer dienst um!“ Bundeswehr. Dazu kamen wieder eine Im infanterisschen Aurag schlug im Juni große Zahl protokollarischer Einsätze auf die gemeinsame Übung BBTEX (Branden- 66 2-2019 GRUSSWORT burg Terrorabwehr Exercise) mit der Poli- der Kompanie ihre Fähigkeiten unter Be- zei des Landes Brandenburg zu Buche. Sol- weis stellen konnten. daten aus unseren Sicherungskompanien In der abschließenden Bewertung möchte Sechs und Sieben unter Führung von ich festhalten, dass die Grundvorausset- Hauptmann Stefan Meyer wurden gemäß zung durch die Einsatzbereitscha eines Arkel 35 (2) des Grundgesetzes einge- jeden Einzelnen gegeben ist, die Gesamt- setzt: im Rahmen einer Großschadenslage leistung jedoch wesentlich von der Füh- im Großraum – zur Unterstützung rerleistung abhängt. Dennoch muss man und Entlastung der Polizeikräe im Ob- in der Summe feststellen, dass der Spagat jektschutz, an zeitlich begrenzten Kontroll- zwischen protokollarischem Ehrendienst punkten und mit ihrer Fähigkeit des und Gefechtsausbildung unter den gege- geschützten Personentransports. benen personellen Rahmenbedingungen Die Übung wurde unter Federführung der äußerst schwierig ist. Ceterum censeo: Polizei Anfang Juni auf dem Truppen- Der protokollarische Ehrendienst ist und übungsplatz Lehnin durchgeführt und bleibt der Schwerpunkt der Garde! hae seinen Höhepunkt in einem dynami- Vor wenigen Tagen haben zudem Kräe schen Anteil. Hochrangigster Vertreter der des Bataillons für einige Wochen zur Un- Bundeswehr war der Inspekteur der terstützung des deutschen Einsatzkonn- Streitkräebasis, Generalleutnant Marn gents Minusma nach Mali verlegt. Im Schelleis, der dem Wachbataillon eine Einsatzland werden die Gardisten die so- vorzügliche Leistung bescheinigte. Den genannte Schützendetekonsausstaung runden Abschluss der Übung bildete ein auauen und Kräe des Einsatzkonn- Biwak-Abend des Kommandeurs des Kom- gents entsprechend einweisen. mandos Territoriale Aufgaben, General- Bei allen Herausforderungen – wie etwa major Carsten Breuer – ein geselliges auch der Personalstärke der Mannschas- Beisammensein, das von Kräen der ers- soldaten für den Protokolldienst – stelle ten Kompanie in beispielgebender Weise ich unverändert fest, dass die Einsatzbe- vorbereitet wurde. reitscha der Garde unverändert sehr Des Weiteren hat das Wachbataillon (im hoch ist und jegliche Auräge vortrefflich Schwerpunkt mit Kräen der ersten, erfüllt werden: stets vortrefflich… sechsten und siebten Kompanie) zur Un- In diesem Sinne freue ich mich auf die Zu- terstützung des Bundeskanzleramtes im kun und die gemeinsamen Vorhaben mit Zuge der probeweisen Akvierung des Ihnen. Ausweichdienstsitzes der Bundeskanzlerin beigetragen. Semper talis! Für unsere qualitav hochwergen Bei- träge zu beiden Übungsvorhaben gilt mein besonderer Dank allen beteiligten Solda- ten und den eingesetzten militärischen Führern. Das Bataillon konnte seine infan- terissche Ausbildung, im Zuge des Batail- lonsübungsplatzaufenthalts auf dem Truppenübungsplatz Lehnin, weiter voran- treiben; Höhepunkt der Woche war si- Ihr cherlich das Zuggefechtsschießen der Kai Beinke drien Kompanie, bei dem alle drei Züge 7 Der Gardist Ein Tag von historischer Bedeutung Feierliches Gelöbnis vor dem Reichstag

Nach sechs Jahren wieder ein Feierliches Gelöbnis vor dem Reichstag: Aus‐ marsch der Ehrenformaon des Wachbataillons. Der 12. November 2019 war gleich zwei Mal erlichen Kulisse des Reichstags angetreten. von besonderer historischer Bedeutung für die Dies bedeutete für sie und ihre teilweise weit Bundeswehr. Zum einen beging sie an diesem angereisten Angehörigen etwas Besonderes. Tag – nicht nur in Berlin, sondern auch an zahl- Zuletzt hae ein Gelöbnis vor dem Reichstag reichen anderen Standorten in Deutschland – vor sechs Jahren stagefunden. Bundestags- ihren 64. Geburtstag. Zum anderen hob die präsident Dr. Wolfgang Schäuble erinnerte an Bundesministerin der Verteidigung, Annegret die Verbindung, die zwischen Parlament und Kramp-Karrenbauer, den Geburtstag eines der Bundeswehr herrscht. Schließlich besitze nicht wichgsten preußischen Reformer hervor: die Regierung die Entscheidungsgewalt über Gerhard von Scharnhorst, geboren am 12. No- Einsätze der Bundeswehr – sondern eben der vember 1755. Dieser steht seit jeher für ein Bundestag. Und genauso wie die Bundeswehr bürgerliches Verständnis des Soldatenberufs dem Volk dient, stellen auch die Abgeordneten und somit nicht nur für deren Pflichten, son- im Parlament Diener des Volkes dar. Gemäß dern auch für deren Rechte. Somit inspirierte der Inschri im Giebel – „Dem Deutschen er maßgeblich den Gedanken der Inneren Füh- Volke“ – stünden die angetretenen Rekrun- rung und prägt unsere Bundeswehr dadurch nen und Rekruten als Vorbilder für Verantwor- bis heute ef. tungsbewusstsein und Pflichtgefühl. Und eben Aber auch der Ort des Geschehens ragte he- dieser Zusammenhang zwischen Volk und raus. Rund 400 Rekrunnen und Rekruten aus Bundeswehr macht somit ein öffentliches Ge- ganz Deutschland – darunter Soldaten der löbnis wie dieses so wichg. sechsten und der siebten Kompanie des Wach- bataillons – waren für ihr Gelöbnis vor der fei- Hauptmann Stefan Meyer 8 2-2019 PERSÖNLICHKEITEN Was machen Sie denn da gerade… …Garde-Begleiter Mahias Baumann?

Was ich da mache? Ich friere – und fotogra- fiere. Zum Gelöbnis vor dem Reichstag häe ich doch eine lange Unterhose anziehen sol- len. Den Soldaten vor meiner Linse war wohl die passende Kleidung befohlen worden. Bei Wind und Weer schließlich steht das Wach- bataillon: am Kanzleramt, auf dem Flughafen, im oder im Schloss Bellevue. Ge- legentlich müssen die Protokollsoldaten ein „Augen rechts!“ fünf Minuten und länger aus- halten. Ab und zu schlingt sich die Truppen- fahne um den Kopf ihres Trägers und darf endlose Minuten nicht enaltet werden. We- nigstens ist das Material atmungsakv… All diese Situaonen bei protokollarischen hp://www.presseorgane.de/. Daher gibt es Anlässen im Zusammenspiel mit dem Wach- für mich keine Verpflichtungen gegenüber ir- bataillon fange ich ein und stelle sie Online gendwelchen Redakonen. So konnte ich die einem internaonalen Publikum zur Verfü- Kamera einfach auf die wichgen Nebendar- gung. Und wer klickt das an? Fünfzig Prozent steller drehen: die Soldaten des Wachbatail- der Freunde des Wachbataillons kommen aus lons. Staatsbesuche und den USA, aus Chile, aus Frankreich, den Nie- Botschaer-Akkredierungen, für die sich bis- derlanden und anderen spannenden Regionen her kaum jemand interessiert hae, werden der Welt. Die deutsche Fangemeinde besteht nun über „die Griffe“ zu Anlässen, die sich zu 95 Prozent aus Männern zwischen 18 und einer breiten Beliebtheit erfreuen. Eine jour- 55 Jahren. nalissche Nische, die bisher von niemandem Wie kam es eigentlich dazu, dass ausgerech- bedient wird. net die vermeintlichen Nebendarsteller von Es haben sich aber auch noch interessante Staatsakten in den Mielpunkt meiner Arbeit Nebeneffekte daraus ergeben. Die Oma kann gerückt wurden? Das war so: Bei Staatsbesu- endlich den Enkel in seiner stalichen Unform chen gibt es o einen Kampf der Fotografen sehen, das Verteidigungsministerium weist und Kameraleute um die besten Bildposio- seine Protokollkräe anhand der Videos ein nen. Jeder muss Bilder vom Spitzenpoliker und das S3-Protokoll kann noch einmal den Vi- und seinem Gast abliefern. Schon bei einem deobeweis zur Benotung erbringen. „Haben der ersten Videos kamen Kommentare wie: Sie gedient?“, wurde ich heute gefragt. Nein – „Wir wollen die Griffe sehen!“ Welche Griffe? aber ich schätze diesen Dienst sehr und setze Ein befreundeter Offizier klärte mich dann auf. gerne einen Gegenakzent zu der gelegentlich Meine journalisschen Beiträge zur Bundes- doch sehr unfairen Berichterstaung über die wehr im Allgemeinem und dem Wachbataillon Bundeswehr. im Besonderen veröffentliche ich auf meinen eigenen Kanälen. Siehe im Internet: Aufgezeichnet von: Mahias Baumann 9 Der Gardist Sportkamerad und Sportkameradin am Müggelsee Der Lile Mammutmarsch: Kameradscha über 55 Kilometer

Vor dem 55 Kilometer langen Mammutmarsch: eine gute Sache, um Kameradscha zu pflegen… Ich befinde mich mit meinen Kameraden im deswehr-Sporrikot von „Sport- Strandbad Müggelsee – vor dem Banner des kamerad/Sportkameradin“ anzufordern. Dies Lile Mammut: eines Marsches, der 55, aber war völlig unkompliziert. Eine E-Mail, zwei Wo- auch 100 Kilometer abverlangen kann. Unser chen Wartezeit: Und das Paket wurde in die Foto entstand 30 Minuten vor unserem Start; siebte Kompanie geliefert. später mehr dazu. Wie kamen wir an den Am Tag vor dem Marsch, es war der 25. Ok- Müggelsee? Der Gedanke an eine Teilnahme tober 2019, rückten die Teilnehmer um 08:00 reie schon letztes Jahr in meinem Kopf. Ich Uhr in den B-Raum ein und ich wies sie in den peilte den 100-Kilometer-Marsch an, doch auf Ablauf des Marsches ein. Am nächsten Mor- dem Weg dorthin wollte ich erst einmal die 55 gen klingelte um 04:30 Uhr mein Wecker. Ich Kilometer absolvieren. Und schon bald hae war schlagarg wach und machte mich ferg. ich die Idee, diese Hürde mit meinen Kamera- Nach einer erneuten Prüfung meines Marsch- den gemeinsam zu nehmen. Am Ende waren gepäcks fuhr ich von Potsdam nach Berlin: wir 25 aus dem Wachbataillon. zum Strandbad am Müggelsee. Ich kam um Wir waren bestens gerüstet. Als Vorberei- 07:15 Uhr auf dem dorgen Parkplatz an. Die tung dienten nicht nur unsere 30-Kilometer- Sonne färbte an jenem Morgen den Himmel Leistungsmärsche (IGF) – sondern auch der blutrot und plötzlich schoss mir der Gedanke Gefechtsmarsch über 28 Kilometer, der zwei durch den Kopf: „Hoffentlich ist das kein Zei- Wochen vorher sta and. Wem das als Übung chen!“ – und dachte dabei an meine Füße… nicht reichte, trainierte am Wochenende im ei- Auf dem Parkplatz lief mir mein Spieß über genen Bereich. Ich nutzte den Lile Mammut, den Weg und wir machten uns gemeinsam auf um für meine Kameraden und mich das Bun- den Weg zum Eingang des Strandbades. Dort

10 2-2019 UNTERM STRICH trafen wir die anderen Kameraden. Nach einer Kilometer 50 kamen Schmerzen und Erschöp- kurzen Vollzähligkeit betraten wir das Strand- fung hinzu. Wir wollten es nur noch hinter uns bad. Es war nicht zu übersehen, was hier sta- bringen. fand. Dutzende Banner mit der Aufschri Lile Nach 55 Kilometern wurden wir freundlich Mammut schmückten die Treppe hinab zum im Ziel empfangen und sahen auch ein paar Wasser. Zwischen ihnen tummelten sich hun- bekannte Gesichter unserer Kompanie. Wir derte von Menschen. Wir machten das Grup- holten uns unser Finisher-Bier, die Urkunde penfoto vor dem Banner und kurz darauf und die Medaille ab und genossen noch kurz wurde unsere Startgruppe schon aufgerufen. das Spektakel bevor es Richtung Heimat ging. Um 09:00 Uhr starteten wir. Das Startsignal Am Montag erfuhr ich, dass alle Teilnehmer wurde von einer Gruppe Trommlern begleitet die 55 Kilometer gescha haen und inzwi- und so setzte sich die Traube aus Menschen in schen überwog der Stolz auf die Leistung die Bewegung. Die ersten Kilometer ging es ent- Blessuren des Marsches. lang des Müggelsees. Eine beeindruckende Unterm Strich war dieser Marsch eine tolle Landscha erstreckt sich über diesen Teil Ber- Erfahrung. Es hat mich ganz besonders ge- lins. Nach 10 Kilometer am Wasser entlang freut, dass so viele Kameraden der siebten bogen wir ab und es ging durch grüne und Kompanie mitgemacht haben und dass unser bunt gefärbte Wälder in Richtung Erkner. Hier ehemaliger Chef Hauptmann Tom Wedde mit- war der erste Verpflegungspunkt. Nach einer marschiert ist. Das hat die ganze Sache abge- kurzen Rast ging es weiter über Dörfer, Wälder rundet. und entlang vieler kleiner Seen. Mein Fazit: Der Lile Mammutmarsch ist Wenn ich zurückdenke, sind mir die Treppen eine gute Sache, um Kameradscha zu pfle- zum Müggelturm ganz besonders in Erinne- gen. rung geblieben. Dutzende steilansteigende Oberfeldwebel Maximilian Mückenberger Stufen führten auf ein Plateau. Ober- feldwebel Bernd- Michael Walter schaute mich nur an und wir sagten fast gleichzeig: „Das ist jetzt nicht Euer Ernst nach knapp 40 Kilome- tern!“ Von dort aus ging es weiter in Richtung Köpe- nick. Auf die Land- scha achtete inzwischen keiner mehr. Unsere Kör- per sendeten erste Signale. Ab Ein Marsch durch einige der schönsten Gegenden : Es blei‐ ben aufzehrende Erinnerungen – und einige schöne Trophäen. 11 Der Gardist Doe den tap toe Die Vierte beim Internaonal Taoo in Halifax

Generalprobe für das Finale: Neben kleineren lokalen Tanzgruppen waren die „Black Diamonds“ aus Australien, die „Chicago Wheel JAM“ aus den USA oder die „Japan Marime Self Defence Force Band“ aus Japan angereist.

Der Begriff Military Taoo stammt vom hol- Garde-Show aufführen dure. Lange stand die ländischen „doe den tap toe“. Das war ein Sig- Teilnahme jedoch auf der Kippe und bis zwei nal im 17. Jahrhundert: Trompeten und Wochen vor dem geplanten Abflugtermin am Trommeln sorgten dafür, dass die Schankwirte 20. Juni konnte niemand sagen, ob das Drill- in der Umgebung den Ausschank von Bier ein- team der vierten Kompanie nun nach Kanada stellten und die Soldaten aus den Kneipen in verlegt oder nicht. Irgendwie hat es Stabsfeld- die Kaserne zurückkehrten. Heute werden mit webel Andreas Jäger, der damalige Protokoll- dem Begriff Militärmusik-Fesvals bezeichnet feldwebel des Bataillons, aber doch gescha , – die sich nicht zuletzt durch Trompeten und die Hin- und Rückreise für uns zu organisieren. Trommeln auszeichnen. So konnten wir dann mit zwei Maschinen nach Neben vielen anderen ist das Internaonal Halifax verlegen. Dabei flog der Spielmannszug Taoo im kanadischen Halifax eines der größ- unter Leitung von Oberstabsfeldwebel Chris- ten weltweit und für unsere Marinekompanie an Richter mit der gesamten Ausrüstung war als Höhepunkt ihres einjährigen Drillteam- (Uniformen, Karabiner und Instrumente) am aurages, dass sie dort unsere ganz spezielle 20. Juni mit einer Militärmaschine direkt von

12 2-2019 AUS DEM WACHBATAILLON

Eine ganze Stadt in Fesvallaune: An jeder Ecke hingen Plakate und kurz vor der ersten Aufführung gab es eine kilometerlange Parade durch die Straßen rund um den Veranstaltungsort. Köln nach Halifax, während das Drillteam Wheel JAM“ aus den USA oder die „Japan Ma- selbst zwar am gleichen Tag flog – allerdings rime Self Defence Force Band“ aus Japan ver- zivil und von Frankfurt am Main über Newark treten. mit siebenstündigem Aufenthalt und schließ- Wie wir schnell feststellten, beschränkte lich weiter nach Halifax mit einer Gesamtrei- sich das Taoo nicht nur auf die Show im Sco- sezeit von 25 Stunden. abank Centre. Viel mehr war die ganze Stadt Am nächsten Tag um 06:00 Uhr Lokalzeit in in Fesvallaune. Überall trafen wir immer wie- Kanada waren alle Kräe schließlich wieder der Künstler der Show und Touristen aus aller vereint. Viel Zeit zum Ausruhen und Soreren Welt, die extra für dieses Event angereist blieb uns allerdings nicht, denn um 10:00 Uhr waren. An jeder Ecke hingen Plakate, immer war bereits die erste Probe im Scoabank Cen- wieder gab es kleinere Aufführungen der ein- tre, dem Veranstaltungsort, angesetzt. Dieser zelnen Showacts an öffentlichen Plätzen und war etwa 30 Minuten zu Fuß von der Dalhou- kurz vor der ersten Aufführung mit Publikum sie University, unserer Unterkun, enernt. fand eine kilometerlange Parade mit dem ge- Erstmals mit dem gesamten Cast der Show samten Cast des Taoos durch die Straßen zusammen, waren wir schlicht überwälgt von rund um den Veranstaltungsort sta. der Vielfalt und dem hohen Niveau der einzel- Am 29. Juni fingen die Shows an und unsere nen Showacts. Neben kleineren lokalen Tanz- Darbietung, die den Fall der Berliner Mauer gruppen waren so auch beispielsweise die zum Thema hae, kam in jeder einzelnen Auf- „Black Diamonds“ aus Australien, „Chicago führung sehr gut beim Publikum an. Dabei

13 Der Gardist

Das Drillteam der vierten Kompanie kam beim kanadischen Publikum sehr gut an. Die Jünge‐ ren im Publikum waren begeistert von den gezeigten Garde‐Griffen und der Musik des Spiel‐ mannszuges, die Älteren erinnerten sich gerührt an die Zeit des Mauerfalls und die Wende. reichten die Reakonen von reiner Begeiste- anstalter beinahe fluchtarg den Backstage- rung für die gezeigten Griffe und die Musik des Bereich au laren, da die Halle bereits für die Spielmannszuges bei den jüngeren bis hin zu nächste Veranstaltung gebucht war. So haen emoonaler Rührung und Tränen bei den wir nochmal den ganzen Nachmiag, um un- etwas älteren Gästen, die persönliche Erinne- seren Aufenthalt in Kanada gemütlich ausklin- rungen an die Zeit des Mauerfalls und die gen zu lassen. Viel gefeiert wurde allerdings Wende haen. nicht, da am nächsten Morgen bereits um Von da an verging die restliche Zeit wie im 05:30 Uhr Stärkeprüfung und Verladen der Flug und während die Männer und unsere Ausrüstung angesagt waren. Von der Unter- Dame anfangs noch etwas nervös vor den kun ging es direkt zum Flughafen Halifax, von 11.000 Zuschauern standen, war davon in den wo aus wir von Kameraden der italienischen letzten Shows nichts mehr zu spüren. Jede Luwaffe zurück nach Deutschland geflogen Wendung, jeder Griff und jeder Wurf des K98k wurden. saß perfekt. Am Ende einer jeder Show haen So schön die zwei Wochen in Kanada für uns die Besucher die Möglichkeit, ins Gespräch mit alle auch gewesen sind, waren wir doch froh, den Künstlern, Tänzern und Soldaten des wieder auf unserer Seite des Ozeans angekom- „Royal Nova Scoa Internaonal Taoo“ zu men zu sein – und nach diesem überragenden kommen, Erinnerungsfotos zu schießen oder Abschluss des Drillteamaurages erst einmal einfach ihre Bewunderung für das Gezeigte verdient in den Sommerurlaub gehen zu dür- auszudrücken. fen. Nach der letzten Show mussten wir auf- grund der knappen Zeitansätze durch den Ver- Kapitänleutnant Patrick Harnisch

14 Der Gardist „Drei Alpha“ – im nächsten Jahr klappt es! Gardisten beim Polizei-Vergleichswekampf

Dabeisein ist alles – und eins ist sicher: Im nächsten Jahr holen wir den Pokal zurück ins Wachbataillon! Die Mannscha der Garde um Oberstleutnant Kai Beinke. Bereits zum neunten Mal fand am 29. Mai gewinnen konnte, stand für unseren Komman- 2019 an der Berliner Polizeiakademie im Span- deur, Oberstleutnant Kai Beinke, außer Frage, dauer Ruhleben der Polizei-Vergleichswe- dass er der Einladung folgen würde. Demnach kampf sta und nach einem Jahr ohne wurden kurzerhand zwei Gruppen zusammen- Teilnahme durch eine Mannscha der Gardis- gestellt: bestehend aus jeweils acht Soldan- ten folgten wir der Einladung der Leiterin Tanja nen und Soldaten, die sich den Knapp. Herausforderungen des Wekampfes zu stel- Diese eröffnete sodann an einem frühsom- len haen. merlichen Morgen die Veranstaltung und be- Der Wekampag begann mit einem an- grüßte dabei neben unserem Team weitere 40 spruchsvollen Hindernisparcours. Unter der Mannschaen, die zum größten Teil aus Aus- persönlichen Begrüßung des Moderatoren- zubildenden der unterschiedlichen Jahrgänge, teams um Polizeihauptkommissar Andreas aber auch aus deren Lehrpersonal der Polizei- Treppmacher gelang ein nahezu makelloser akademie bestanden – und nun alle um den Auri unseres ersten Teams um Oberleut- „Pokal der Besten“ kämpfen wollten. nant Patrick Teichert, der die leistungsfähigen Nachdem das Team der Gardisten aus dem und wekampferprobten „Mannen“ der Wachbataillon in den Jahren 2016 und 2017 sechsten Kompanie sowie die nicht minder

16 2-2019 UNTERM STRICH fie Oberstabsgefreite Lisa Obst aus dem ßen Coup – doch leider mussten wir uns am Stabszug um sich wusste. So lag „unsere“ Ende drei anderen Mannschaen geschlagen Mannscha vorerst auf dem zweiten Platz und geben und holten uns bei der den Tag ab- nur wenige Sekunden trennten uns vom bes- schließenden Siegerehrung die Urkunde für ten Resultat auf dem von Hindernissen ge- den undankbarsten Platz ab. säumten Parcours – der in der persönlichen Es bleibt trotz aller ersten Enäuschung Schutzausrüstung, inklusive des Helmes der festzuhalten, dass – so sportlich die We- Polizei, zu absolvieren war und der im Bergauf- kämpfe auch waren – es letztlich nur in zweiter Schieben eines „Einsatzfahrzeuges“ gipfelte. Linie um den sportlichen Ehrgeiz ging, sondern Nach der Miagspause mit deigem Erb- vielmehr um die Stärkung der Teamfähigkeit seneintopf ging es dann weiter mit einem an- und des gegenseigen Vertrauens. Auch unser spruchsvollen Spaßparcours, der auf dem Dienst und die „Drei Alpha“ können schließlich Sportplatz auf dem Ruhlebener Campus auf- nur gemeinsam bewälgt und umgesetzt wer- gebaut und zu bewälgen war. den. Da es nach der ersten Disziplin wider Erwar- Und eins ist sicher – im nächsten Jahr holen ten so gut ausgesehen hae, stand die zweite wir den Pokal zurück ins Wachbataillon! Gruppe unter Führung des Kommandeurs unter Druck, denn jeder von uns hae den Ein- Hauptmann Daniel Baron druck, dass der ehrgeizige, hoch ambionierte und sport- lich sehr wekampferfahrene Oberstleutnant den Gewinn des Pokals als „Drei Alpha“ aus- gegeben hae: was ja bekannt- lich für die Absicht des Befehlsgebenden steht. Nachdem alle nun in umge- kehrter Reihenfolge zu den Platzierungen nach der ersten Teildisziplin starteten, seg die Anspannung unserer zweiten Gruppe weiter an – und das, obwohl wir den Vorteil haen, dass wir die anderen Teams dabei beobachten konnten, wie diese auf Holzski im „Gleichschri“, beim Verwun- detentransport unter er- schwerten Bedingungen oder beim Überraschungshindernis „Ballzielwurf“ agierten. Besondere Maßnahmen erfordern besondere Helme: End‐ Im letzten Rennen des Tages spurt – die Gardisten auf dem Weg zum Gipfel beim Schie‐ ging es also um den ganz gro- ben eines Einsatzwagens der Polizei.

17 Der Gardist Geprägt von Highlights Der Gardeball 2019

The same procedure as every year… Der Eröffnungstanz ist ganz tradionell ein Walzer – eingeleitet durch den Kommandeur und seine Gan. Die Tanzfläche füllt sich dann sehr zügig, wie jedes Jahr. Am 25. Oktober 2019 war es wieder soweit: durch gelangten sie in das ehemalige Offizier- Der jährliche Gardeball des Wachbataillons kasino. Hier wurden sie zunächst durch den stand ins Haus – und wieder einmal sollte es Kommandeur und seine Frau begrüßt. Zum ein sehr gelungener Abend werden, an dem Empfang warteten auch unzählige Seklöten bleibende Erinnerungen geschaffen wurden. auf die Besucher, die gleich zu Beginn ein Foto Der Kommandeur des Wachbataillons, Oberst- an der Fotostaon der Zeichenstelle des leutnant Kai Beinke, hae die Soldaten und Wachbataillons schießen lassen konnten. Eine deren Angehörige, Ehemalige und Freunde persönliche Erinnerung an den Abend war des Bataillons zu diesem exklusiven Fest gela- somit sicher. den. Doch zunächst bot sich den zahlreichen Nachdem alle im festlich geschmückten Saal Ballgästen ein ganz und gar nicht alltägliches an den Tafeln Platz genommen haen, hieß Bild. Das Tagungszentrum der Julius-Leber-Ka- Oberstleutnant Beinke die Gäste aufs Herz- serne wurde schon beim Eintreffen der zu Be- lichste Willkommen – und gab Ihnen einige grüßenden in festliches Licht getaucht. Durch Gedanken zum vergangenen sowie zum kom- das Fackelspalier und die Ehrenposten hin- menden Jahr mit auf den Weg. Neben den 18 2-2019 AUS DEM WACHBATAILLON festlichen Räumlichkeiten und dem gehobe- Paare auf die Tanzfläche. Die weiteren tänze- nen Dresscode (Ballkleid für die Damen, Ge- rischen Bewegungsmöglichkeiten wurden sellschasanzug oder Smoking für die Herren) wohl auch gerne genutzt, um das reichhalge war auch das folgende Programm des Balls ge- Buffet besser zu verdauen. Was das Essen be- prägt von Highlights: Die Moderaon des tri , hae sich das Team des Tagungszentrum Abends wurde erneut von Oberleutnant Junge buchstäblich selbst übertroffen. Beim Angebot übernommen, die diese Funkon bereits beim an Speisen war für jeden etwas dabei – was zu letzten Gardeball innehae. Sie begleitete die beständig langen Schlangen am Buffetbereich Gäste charmant durch den Abend und auch führte. die musikalische Begleitung des Abends war Hauptprogrammpunkt war die Band „Voice sehr abwechslungsreich und sorgte für Tanz- over Piano“, die das Publikum mit Ausschnit- smmung unter den Gästen. Immer wieder ten aus ihrem Programm „Musical meets Rock wurde auf der Tanzfläche des Saals ausgelas- & Pop“ unterhielt. Zum Teil waren die Stücke sen das Tanzbein geschwungen. Der Eröff- sehr melancholisch, wie ein ins Deutsche nungstanz war natürlich ganz tradionell ein übersetzter Song von Queen. Um die Sm- Walzer, der standesgemäß durch den Kom- mung wieder etwas anzutreiben, folgte eine mandeur und seine Gan eingeleitet wurde. Einlage mit sehr humorisschem Text, bei dem Nach und nach gesellten sich immer mehr auch die Zuschauer eingebunden wurden.

Die Gäste des Balles werden würdig begrüßt: Beim Gardeball 2019 stellt die zweite Kompanie Fackelspalier und Ehrenposten. 19 Der Gardist

Ein absolutes Highlight des Abends: Das Drillteam der Zweiten – diesmal sogar mit einem brennenden Karabiner. Natürlich darf beim Gardeball auch ein Auf- Uhr zum eigens aufgebauten Casino gehen tri des Drillteams nicht fehlen. Die Soldaten und sich, ganz ohne Risiko, im Glücksspiel ver- aus der zweiten Kompanie des Wachbataillons suchen. Gegen Miernacht neigte sich der of- haen es allerdings nicht leicht mit dem be- fizielle Teil des Abends, inklusive dem engten Platz inmien des Saals. Trotzdem ge- Bühnenprogramm, steg dem Ende zu. Für lang ihnen ein spektakulärer Auri. Neben diejenigen, die, durch die Musik des Abends einem exzellenten Timing kam die neu er- inspiriert, noch mehr tanzen wollten, gab es dachte und zurzeit erprobte LED-Beleuchtung im Keller des Tagungszentrums eine Disco mit an den Karabinern sehr gut an. Übertroffen einem DJ, in der bis in die frühen Morgenstun- wurde dieser einmalige Anblick nur noch von den ausgiebig getanzt wurde. Bis auch dieser einem brennenden Karabiner, der zum Schluss gelungene Gardeball letztendlich ein Ende in die Darbietung eingebunden wurde. Völlig fand – und bereits jetzt Lust machte auf den zu Recht begleitete lauter Applaus das Team Ball des nächsten Jahres. aus dem Saal hinaus. Wer sich nach diesem sehenswerten Auf- Leutnant Charlene Becker tri die Beine vertreten wollte konnte ab 22 und Oberleutnant Felix Nimz 20 Der Gardist Im freien Flug über 1500 m ü. NN Weiterbildungsreise des Offizierkorps ins Berchtesgadener Land

„Wir haben noch kein Gruppenbild!“ – Die Panoramaterrasse beim Lern‐ und Erinnerungsort „Dokumentaon Obersalzberg“ scha kurz vor der Abfahrt Abhilfe. Zirka 40 Meter – was bedeutet das? Die den aus dem Kreise der Offiziere unseres Ba- Breite des Strafraums beim Fußball: über- taillons durchgeführt werden. schaubar. Die Länge einer 15 Millionen Euro Es ist Sonntag, der 25. August 2019, 19:00 Yacht: Wieso nicht? Die Höhe der Aussichts- Uhr. Im Hof des Stabsgebäudes vom Wachba- pla orm in der Reichstagskuppel; die Höhe taillon dröhnt Musik. Eine ver(w)irrte Seele des Royal-Segel-Auslegers der Gorch Fock; die nutzt die letzte Gelegenheit, ihren Körper zu Höhe des Abseilpunktes auf der Reiteralpe stählen. Denn bereits eine Stunde später leitet Berchtesgadener Land. Für die Einen ist das Oberstleutnant Thorsten Nebel die Reise offi- nur ein Maß von vielen – für Andere eine Dis- ziell mit einem Antreten ein. Die Vollzähligkeit tanz, die an der Wohlfühlgrenze nagt. wird festgestellt, organisatorische Punkte be- Während der ersten Offizierkorpsversamm- kanntgegeben und eine kleine Gruppe Neuzu- lung 2019 gab Oberstleutnant Kai Beinke be- gänge offiziell in das Korps aufgenommen. kannt, dass die nächste gemeinsame Anschließend werden die letzten Taschen auf- Unternehmung des Offizierkorps in den Süden geladen und der erste Coin-Check ausgerufen. Deutschlands führen solle. Neben einer Ein- Die Busfahrt von der Hauptstadt nach Bad weisung in die besonderen Herausforderun- Reichenhall soll nur etwa elf Stunden dauern gen des Geländes im Gebirge, sollten das und verläu dank unserer vorbildlichen Fahrer Überwinden von ortsüblichen Hindernissen – Oberstabsgefreiter Patrick Seßler und Haupt- und die würdige Verabschiedung von Kamera- gefreiter Arthur Pfenning – angenehm ereig- 22 2-2019 AUS DEM WACHBATAILLON

Einweisung an der Kleerwand: Unter den wachsamen Blicken des Ausbilders (und teilweise ehrfürchgen der Kameraden) zeigt Oberleutnant zur See Rajmund Jankowiak wie’s geht – nicht im Bild, weil an der Wand. Auf der Gorch Fock lernen, heißt Alpenberge erklimmen… nislos. Versorgungsoffizier Peter Bleich nutzt Gepäck zur Hüe zu fahren. Wir vertreten uns die Zeit, um mit einigen Chefs eine Weiterbil- zum ersten Mal an diesem Tag die Beine und dung durchzuführen; Thema: Buchführung lernen die frische Berglu kennen. Unter der nach einem Truppenübungsplatzaufenthalt. Leitung von Stabsfeldwebel Andreas Wieden- Major Alexander Bienas, der frisch aus dem mann (von der zweiten Kompanie des Gebirgs- Einsatz wiedergekommen ist, kann ein wenig jägerbataillons 231) erreichen wir binnen aus dem Nähkästchen plaudern. Wer mit sol- einer Stunde die Unterkun: eine urige drei- dascher Ruhe gesegnet ist, schlä einfach… geschossige Baude. Vor dem Beziehen gibt es Viel zu pünktlich erreichen wir am Montag natürlich eine kurze Einweisung: Julimondfla- gegen sechs Uhr die Talstaon der Seilbahn schen sammeln; Straßenschuhe nur im Erdge- bei der Wehrtechnischen Dienststelle 52 schoss; keine Getränke im Dachgeschoss, um Oberjeenberg. Sie ist die einzige Verbindung das Holz zu schonen. Eine halbe Stunde später zum Reiter Alpe (oder auch Reiter Alm) ge- bekommen wir schon unser Kleergeschirr. Bis nannten Hochplateau in 1500 Meter über Nor- zum Miag erhalten wir eine Ausbildung für malnull (m ü. NN) – abgesehen vom Fußbus. die wichgsten Knoten und den Umgang mit Auf einer Strecke von 2100 Metern steht nur der Ausrüstung. Beim anschließenden Alle- eine Stütze, sodass wir die 1000 Höhenmeter Mann-Manöver in bester Seemannsmanier fast durchgängig freihängend „überfliegen“. wird die Verpflegung der nächsten Tage vom Oben wartet bereits ein Fahrzeug, um unser wieder eingetroffenen Tonner in die Küche 23 Der Gardist dreas Wiedenmann zu lau- schen. Binnen zwei schweiß- treibender Stunden erreichen wir an der Grenze zu Österreich die Traunstei- ner Hüe. Dort verabschie- den sich unsere Bergführer, da sie beabsichgen, die letzte Talfahrt noch zu erwi- schen. Wir halten uns eben- falls nicht lang dort auf und machen uns nach einer kur- zen Pause auf den Rückweg. Dieser ist nicht nur teilweise betoniert, sondern auch ex- trem steil. Außerdem führt er uns an zukünigen Ausbil- dungsorten und damit auch an den einzigen Punkten vor- bei, an denen es Handyemp- fang gibt. Dort verweilen wir natürlich noch einen Mo- ment, bevor es uns zum Du- schen in die Hüe lockt. Zum Abendessen über- rascht uns die ständige Kü- chenbesatzung. Seit dem Miag waren die Soldaten Abseilen am Wegekreuz: Zur Übung geht es zehn Meter an des Gebirgsjägerbataillons einem Vorsprung herab. Die Gedenktafeln neben dem Kreuz damit beschäigt, den Tag erfüllen (nicht jeden von uns) mit Zuversicht. mit einem kulinarischen Hö- verbracht. Spätestens jetzt fällt den meisten hepunkt zu beenden: ein tellergroßes, zartes, auf, dass die letzte Mahlzeit auf einer Rast- saiges Steak auf einem Be Rosmarinkartof- stäe schon einige Stunden zurückliegt. feln, garniert mit frischen Röstzwiebeln und Am Nachmiag erkunden wir das Plateau. Salat. Angesichts dieser Köstlichkeit sind die Auf schmalen Pfaden und bei strahlender Sorgen um die kommende Ausbildung in lui- Sonne können wir schnell erahnen, wie an- ger Höhe schnell vergessen – stellt doch das strengend eine Gefechtsübung in diesem Ge- begrenzte Volumen des Magens nun offen- lände sein mag. Aufgrund des tückischen sichtlich die viel größere Herausforderung dar. Karstgeländes beschränken wir uns lediglich Neunzig Minuten später sitzen wir alle im Ge- auf eine offene Vorgehensweise im Wandersl meinschasraum und beschäigen uns mit auf festen Wegen – mit regelmäßigen Pausen, Gesellschasspielen (Handyempfang ist im- um den Ausführungen von Stabsfeldwebel An- merhin gefühlte dreißig Minuten enernt), als

24 2-2019 AUS DEM WACHBATAILLON der Nachsch in Form von Apfelstrudel aufge- Chef und Stabszugführer Chrisan-Alex Jür- scht wird. Spätestens um halb zehn geben gens und den zuletzt stellvertretenden Kom- sich die letzten tapferen Streiter geschlagen: mandeur Thorsten Nebel. Dass auch das dem vorgezogenen Mielwächter in Form von Grillgut, der Kaiserschmarrn und das Früh- frischen Fischbrötchen; dem glücklichen stücksbuffet am nächsten Tag vorzüglich Händchen des siegreichen „Risiko“-Generals waren, soll an dieser Stelle nur noch am Rande Hauptmann Gunnar Granzow – und nicht zu- erwähnt werden. letzt der Verlockung eines weichen Bees. Am letzten Tag unserer Weiterbildungsreise Nach dem ebenso königlichen Frühstücks- besuchen wir den Lern- und Erinnerungsort buffet beginnen wir am Folgetag mit der Klet- „Dokumentaon Obersalzberg“. Hier erhalten terausbildung. Für eine Gruppe heißt es nun: wir einen geführten Rundgang mit dem Verschiedene Kleertechniken anwenden, um Thema Geschichte des Obersalzberges in der an einer Felswand sicher zehn Meter hinauf- Zeit des Naonalsozialismus. Nach einem ab- zukleern und sich anschließend von einem schließenden Abstecher in die Bunkeranlage Kameraden abseilen zu lassen. Für die andere des Berges fergen wir noch das Abschluss- Gruppe geht es an der zweiten Staon ans Sel- foto an und sitzen wieder auf den Bus auf. Das ber-Abseilen. Zunächst von einer ähnlichen karge Mahl, in Form eins Lunchpaketes, leitet Höhe wie beim Kleern – und im Anschluss für uns das kulinarische Ende der Reise ein. dann von einem Punkt in dezenter Höhe von Die Köche des Gebirgsjägerbataillons sind lei- 40 Metern über Grund. Das Wegekreuz mit der nicht mit an Bord… den Gedenktafeln an die Verunglückten in der Oberleutnant zur See Sven Kusau Region mag ein Grund gewesen sein, weshalb es an dieser Staon keine hundertprozenge Teilnahmequote gab. Pünktlich, eine Stunde vor dem Abendessen, sind wir wieder frisch ge- duscht an der Hüe. Das besinnliche Am- biente nutzt Oberst- leutnant Kai Beinke, um vier Kameraden gebührend aus dem Kreis des Korps zu verabschieden: den ehemaligen Chef Major Tom Nestler, S1 Daniel Baron, Steak auf Rosmarinkartoffel: Auf Spitzenniveau – waren auch die Kochkünste der Soldaten des Gebirgsjägerbataillons in der Küche. Nachschlag inklusive! 25 Der Gardist Des Königs Leibkompanie Das Wachbataillon zu Gast beim schwedischen Livbatailjon

Eine gute Tradion fortgesetzt: die militärische Patenscha des Wachbataillons mit Garden anderer Länder – und nun also mit dem schwedischen Livbataljon. Präsidenten, Minister und andere Exzellen- Wendt, der Kommandeur des Livbataljon, an- zen sind das tägliche Geschä eines Protokoll- lässlich der feierlichen Eröffnung des schwedi- soldaten. Wie so gerne angepriesen, stehen schen Parlaments durch seine Majestät, König die Gardisten des Wachbataillons regelmäßig Carl XVI. Gustav. Nach der Beendigung der po- auf Augenhöhe mit den Persönlichkeiten die- lischen Sommerpause ist dieser feierliche ser Welt. Wenn also gestandenen Proern im Akt, umrahmt von einer festlichen Parade, Tra- Angesicht einer militärischen Ehrenzeremonie dion in Schweden und symbolisiert den Zu- ein Schauer über den Rücken läu, dann darf sammenhalt von Königshaus und das guten Gewissens als erwähnenswert be- demokrasch gewählter Regierung. Der Einla- zeichnet werden. So geschehen ist dies im dung vorangegangen war der Besuch einer September dieses Jahres in Stockholm bei schwedischen Abordnung im Mai dieses Jah- einem Freundschasbesuch des Bataillons- res anlässlich des Bataillonssporestes und kommandeurs, Oberstleutnant Kai Beinke – des Schrippenfestes. Dieser war für die Schwe- begleitet von Hauptmann Karsten Thiele, den insbesondere deshalb erfolgreich, da sie Hauptmann Niklas Pritzsche, Haupeldwebel sich als bestes ausländisches Team beim Sport- Björn Jarochowski und Haupeldwebel Ron fest hervortun konnten. Auch in den vergan- Adametz beim Livbataljon: der schwedischen genen Jahren war es bereits wiederholt zu Königsgarde. Besuchen und Gegenbesuchen gekommen. Eingeladen hae Oberstleutnant Mikael Aus den durchweg posiven Erlebnissen er-

26 2-2019 AUS DEM WACHBATAILLON

Ein Empfang voller Herzlichkeit: die schwedischen Gastgeber mit (v.l.n.r.) Oberst‐ leutnant Kai Beinke, Haup eldwebel Björn Jarochowski, Hauptmann Karsten Thiele, Hauptmann Niklas Pritzsche, Haup eldwebel Ron Adametz – vor der angetretenen Ehrenformaon des Livbatailjons mit Oberstleutnant Mikael Wendt (ganz rechts). wuchs so der Wunsch, eine offizielle militäri- schaffen ein Gesamtbild, das mit nichts Ande- sche Patenscha beider Verbände auf die rem beschrieben werden kann als: beeindru- Beine zu stellen. Ein reger Austausch mit un- ckend – mehr als beeindruckend. Beim terschiedlichen Gardeeinheiten anderer Nao- glanzvollen Anblick der königlich schwedi- nen hat im Wachbataillon bereits gute schen Kutsche, die, begleitet von Kavalleristen Tradion – so gehören die freundschalichen hoch zu Ross, durch ein Ehrenspalier von In- Bande mit der Prager Burgwache oder mit der fanteriegardisten rollt, hat selbst das penible österreichischen Garde als fester Bestandteil Auge eines deutschen Protokollsoldaten kei- zur Identät des Wachbataillons. Eine partner- nen Blick mehr für etwaige Unsauberkeiten im schaliche Beziehung nach Stockholm wird Griff. diese Tradion somit sicherlich erweitern und Die Livkompaniet ist die Leibkompanie des bereichern. schwedischen Königs, der zumindest formell Besonderes Interesse zeigten die schwedi- auch den Posten des Kompaniechefs beklei- schen Kameraden bei Ihrem Besuch vor allem det. Da aber das royale Regierungsgeschä die an unserer präzisen Ausführung des Infante- Führung einer Kompanie im Alltag nur schwer riegriffes: seit jeher das Markenzeichen des ermöglicht, ist der eigentliche Kompaniechef Wachbataillons. In abgewandelter Form wird der sogenannte Disponent im Range eines Ma- auch beim Livbataljon der Infanteriegriff prak- jors. Neben den protokollarischen Aurägen ziert – jedoch nicht mit dem perfekonis- stellen die Angehörigen dieser Kompanie an- schen Anspruch der Deutschen. Verstecken teilig zudem die Bewachung des Königspalas- brauchen sich die Infanteristen und Kavalleris- tes sicher und beüben sich ansonsten – ten aus der Livkompaniet und dem Livskvadro- ähnlich dem Wachbataillon – in der Sicherung nen jedoch beileibe nicht. Die opsch stark und Verteidigung der Hautstadt Stockholm. preußisch inspirierten Uniformen und der pro- Zusätzlich beteiligen sich die Infanteristen der tokollarische Einsatz von berienen Gardisten Livkompaniet auch an den Auslandseinsätzen

27 Der Gardist

Wecken die Livskvardronen leise Wünsche? Ein Gardist des Wachbataillons auf einem eleganten Vollblüter: Das wär‘ doch auch mal was… Oder?! der schwedischen Armee: Afghanistan, Irak, zu machen. Neben den historischen Gebäuden Mali und Somalia sind hierfür die bekanntes- der Kaserne im Herzen von Stockholm, den be- ten Beispiele. eindruckenden Ställen und einem interessan- Die Kameraden des Livskvadronen sind die ten Einblick in die Ausrüstung der einzige akve beriene Einheit des schwedi- schwedischen Armee stellte vor allem die Be- schen Militärs. Rund siebzig Pferde werden sichgung von Stockholm einen echten Höhe- von den Angehörigen dieser Kompanie das punkt dar. Nach drei viel zu kurzen Tagen trat ganze Jahr über versorgt und trainiert. Im pro- die deutsche Delegaon dann wieder die tokollarischen Zeremoniell bilden sie eine sel- Heimreise an – nicht jedoch, ohne beim ten gesehene Komponente, die durch Ihre feuchröhlichen Abschlussabend das eine Präzision und beeindruckende Koordinaon oder andere Kavallerie- und Infanterielied ge- zwischen Mensch und Tier einen bleibenden lernt und prompt mitgesungen zu haben. Eindruck hinterlässt. In wohlwollender kame- Neben posiven Erinnerungen, neuen Kame- radschalicher Konkurrenz bilden die Infante- raden und vielen interessanten Eindrücken risten und Kavalleristen des Livbataljons somit kam vielleicht auch der leise Wunsch nach eine protokollarische Kulisse, die militärische einer Kavalleriekompanie im Wachbataillon Ehrenzeremonien in Schweden zu einem au- mit nach Berlin zurück. Die Ziegen der drien ßergewöhnlichen und absolut sehenswerten Kompanie sind als Maskochen zwar solide Ereignis machen. Leistungsträger – aber ein Gardist auf einem Die schwedischen Kameraden empfingen eleganten Vollblüter: Das wär‘ doch auch mal die Angehörigen des Wachbataillons voller was… Herzlichkeit und gaben sich jede Mühe, den Besuch zu einem rundweg posiven Erlebnis Hauptmann Niklas Pritzsche 28 Der Gardist Singapur ist immer eine Reise wert 18 Monate Lehrgang in Südostasien

Singapur: Nicht nur für die militärische, sondern auch für die persönliche Weiterbildung zu empfehlen – so werden nicht nur militärische Freunde gefunden, sondern auch im privaten. Nachdem ich im Herbst 2013 das Wachba- her, nicht mehr der Jüngste. taillon nach gut zehn Jahren verlassen und Nach einem administraven Hin und Her, meinen Dienst am Joint Force Training Center vor allem wegen der Einreise meiner kleinen in Bydgoszcz in Polen angetreten hae, habe Rita (einer französischen Bulldogge), begann ich mir nicht zu träumen gewagt, dass die Bun- das dienstliche Abenteuer mit dem Flug nach deswehr mich wenige Jahre später zur Teil- Singapur Anfang Dezember 2017, gut einen nahme am „Command and Staff“ Course der Monat vor Beginn des eigentlichen Lehrgangs Streitkräe Singapurs auswählt – und mir so – und diese Zeit war auch absolut nög, wie die Möglichkeit gibt, am Masterstudiengang sich in den ersten Wochen nach der Einreise „Strategic Studies“ an der Nanyang Technolo- zeigte. gical University (NTU) in Singapur teilzuneh- Die erste Herausforderung war es, eine ge- men. eignete Wohnung zu finden. Dies war vor Die Anfrage, ob ich an dieser Förderung teil- allem wegen des noch nicht ausgestellten Vi- nehmen möchte, erreichte mich gut ein Jahr – sums sehr kompliziert: die gesetzliche Rege- im Mai 2017 – nachdem ich meinen Dienst- lung sieht in Singapur vor, dass man nur posten als S3-Stabsoffizier beim Jägerbataillon Mietverträge unterzeichnen kann, wenn man 413 in Torgelow angetreten hae und war für in Besitz eines gülgen Visums ist. Leider sagte mich schon sehr überraschend, da ich eigent- mir die Maklerin dies erst, als ich meine lich nicht mehr mit einer solchen Förderung Traumwohnung mit Blick auf die Boxengasse rechnete. Immerhin war ich schon Oberstleut- des Formel-Eins-Rennens gefunden hae und nant und daher, zumindest vom Dienstgrad das Rennen von hier schon in meinen Gedan-

30 2-2019 UNTERM STRICH ken sehen konnte. Leider konnte auch ein südostasiaschen Asean-Bündnisses – mein Schreiben des Verteidigungsministeriums den Hörsaal reiste hierzu zunächst nach Indone- Vermieter nicht davon überzeugen, dass ich sien und dann nach . die Genehmigung zum Aufenthalt in Singapur Neben der überaus professionellen Ausbil- bekommen werde und so zogen wir kurz vor dungsgestaltung und Umsetzung des Militär- Weihnachten in ein möbliertes Apartment ein. colleges muss ich vor allem die In der Rückschau das Beste, was uns passieren Militärgeschichte erwähnen. Hier liegt ein be- konnte: 31. Stock mit Blick über die gesamte sonderes Augenmerk, zu meiner großen Über- Marina Bay, riesiger Balkon und drei Mal in der raschung, auf den großen Militärs aus Woche eine Putzfrau. deutschen Landen: wie Clausewitz und allge- Nachdem alle Hürden der Wohnungssuche mein die Preußischen Reformen von 1807 bis überwunden wurden, konnten wir uns gänz- 1813. Darüber hinaus war es sehr interessant, lich auf Weihnachten und Silvester unter Pal- den asiaschen Blickwinkel auf den Zweiten men und am Strand konzentrieren, was Weltkrieg zu verstehen. Kein Zweifel: Die besonders auf Bali immer zu empfehlen ist. Schuld und die Verbrechen des naonalsozia- Das Jahr 2018 begann mit einem Lehrgang, lisschen Deutschlands werden nicht ange- der sich internaonal nicht zu verstecken zweifelt – aber unsere Erinnerungskultur, in braucht: die Gliederung entsprach der eines Verbindung mit der Übernahme der geschicht- Generalstabslehrganges, wie wir ihn auch in lichen Verantwortung, wird den Deutschen Deutschland kennen: Militärgeschichte, Sozio- hoch angerechnet. Dem gegenüber steht das logie, Takk auf Brigade- und Divisionsebene, Verhalten der Japaner, die bis heute für ihre Teambuilding, Pädagogik, streitkräeübergrei- Untaten in Südostasien, an der Seite ihres fende Präsentaonen und Militärpolik inklu- deutschen Verbündeten, keine Verantwortung sive Reisen in die Nachbarstaaten des übernommen haben. Dies hat zu Folge, dass

Wertschätzung: Die Zeugnisse für die internaonalen Lehrgangsteilnehmer wurden während eines feierlichen Dinners im Präsidentenpalast durch den Verteidigungsminister Singapurs, Ng Eng Hen, persönlich überreicht. 31 Der Gardist

Ein Lehrgang, der sich internaonal nicht zu verstecken braucht – und dem Humor und Fantasie nicht fremd sind: die Teilnehmer am 49. „Command and Staff“ Course der Streit‐ kräe Singapurs. Und wo steckt unser Autor? Japan, anders als Deutschland, noch immer mismus) und diesen wirklich zu studieren. einen schweren Stand in der Region hat. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Am Ende des Lehrgangs haen wir alle die dieser Lehrgang mit der anschließenden Mög- große Ehre, dass die Zeugnisse für die interna- lichkeit, am Master`s Programm „Strategic Stu- onalen Lehrgangsteilnehmer während eines dies“ teilzunehmen, nicht nur für die feierlichen Dinners im Präsidentenpalast durch militärische, sondern auch für die persönliche den Verteidigungsminister Ng Eng Hen über- Weiterbildung zu empfehlen ist. Ich habe wäh- reicht wurde; das war etwas ganz Besonderes, rend meiner Zeit in Singapur nicht nur militä- weil dieser Palast nur einmal im Jahr für die rische Freunde gefunden, sondern auch im Öffentlichkeit geöffnet wird – und mancher privaten. Singapur ist immer eine Reise wert, Bürger Singapurs es niemals scha , dort hi- gerade auch wegen der Menschen. Das Leben nein zu kommen. in Singapur und Südostasien ist zwar nicht mit Nahtlos zum Command & Staff Course, dem Leben in Europa zu vergleichen: gerade während dessen ich schon Seminararbeiten was die Kosten für Miete und Lebensmiel für den Masterabschluss schreiben musste, (500 Gramm Kirschen für umgerechnet 14 begann der zweite Abschni der Ausbildung: Euro) betri – aber ich möchte keinen Tag das Master´s Programm an der Nanyang Tech- missen. nological University. Dabei hae ich nicht nur Abschließend: Vielen Dank an den Inspek- ausreichend Freiraum, Land und Leute der teur Heer und das Bundesamt für Personalma- restlichen Staaten Südostasiens kennenzuler- nagement, die mir diese Teilnahme ermöglicht nen – sondern darüber hinaus mich auf einen haben. Schwerpunkt für den Masterabschluss festzu- legen (internaonaler Terrorismus und Extre- Oberstleutnant Sven Homann

32 Der Gardist Sie kam als erste, sie ging als letzte… …und erfüllte ihre Arbeit zur vollsten Zufriedenheit: Die Garde beim Großen Zapfenstreich für Ursula von der Leyen.

Wind of Change: Nach 2069 Tagen endete Ursula von der Leyens Amtszeit als erste Be‐ fehlshaberin der Bundeswehr mit einem Großen Zapfenstreich – die scheidende Minis‐ terin neben ihrer Amtsnachfolgerin, Annegret Kramp‐Karrenbauer, und dem Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn. Unter Fackelschein und Trommelwirbel en- der Verbesserung der Wohnsituaon von Sol- dete am fünfzehnten August eine Ära der Bun- daten und der Einleitung entscheidender deswehr. Der Abschied von Ursula von der Kehrtwenden. Eine Amtszeit dieser Bedeutung Leyen beendete eine der längsten Amtszeiten verdient einen angemessenen Abschied. eines Verteidigungsministers in der Geschichte Als Verteidigungsministerin konnte Ursula der Bundesrepublik. Nur Franz Josef Strauß von der Leyen nur durch einen Großen Zapfen- und Volker Rühe hielten sich länger in dem streich verabschiedet werden. Die höchste Eh- Amt, das nach den kurzen Amtszeiten von rung, die die Bundeswehr erbringen kann, ist Thomas de Maizière und Karl-Theodor zu Gut- nur wenigen vorbehalten. Bundespräsidenten, tenberg von vielen als „Schleudersitz“ bezeich- Kanzler, Verteidigungsminister und hohe Ge- net wurde. neräle dürfen damit rechnen, solange ihre Nach 2069 Tagen endete von der Leyens Wünsche erfüllbar bleiben. Dabei ist der Amtszeit als erste Befehlshaberin der Bundes- Große Zapfenstreich nicht so selten, wie man wehr mit einem Großen Zapfenstreich. Es war annehmen würde. Im Durchschni finden pro eine bewegte Zeit: geprägt von Problemen, Jahr zwischen drei und sechs sta. wie etwa dem G-36 und der Gorch Fock; von Dennoch ist dieser Große Zapfenstreich am Herausforderungen, wie der Öffnung des Cy- 15. August 2019 besonders, wenn nicht außer- berspace als Kampereich und neuen Einsät- gewöhnlich. Es ist die erste Verabschiedung zen wie in Mali – aber auch von Erfolgen, wie einer Ministerin seit sechs Jahren – noch dazu 34 2-2019 AUS DEM WACHBATAILLON einer Polikerin, die häufiger Teil protokollari- vorbereitet als alle anderen Einsätze. scher Einsätze war, als fast jedes andere Mit- Die Vorbereitung beginnt in den Kompa- glied der Bundeswehr außerhalb des nien. In der Woche vor dem Zapfenstreich Bataillons. Daher war im Bataillon von Anfang wird der Griff perfekoniert, der Marsch ver- an klar: Dieser Einsatz würde exzellent sein einheitlicht und die Stehleistung gesteigert. müssen, um der Bedeutung gerecht zu wer- Diese Tage sind krisch, da nur die Vorberei- den. tung innerhalb der Kompanien Fehler von Ein- Zwar gehört der Große Zapfenstreich zum zelnen erkennen und ausmerzen kann, im klassischen Repertoire des Wachbataillons, Vorüben auf Bataillonsebene ist hierfür keine doch bedeutet das nicht, dass dieses ihn ad Zeit. hoc durchführen kann. Obgleich er aus den Obwohl Griff und Marsch zum Zeitpunkt des gleichen Teilen besteht wie fast jeder andere Vorübens auf dem Exerzierplatz bereits sitzen Einsatz – Details wie Helm ab und Perlenkee sollten, kommt diesem dennoch große Bedeu- mal ausgenommen – ist seine Bedeutung grö- tung zu. Denn auch, wenn die Kompanien in ßer und somit jeder Fehler krischer und pein- der Lage sind die einzelnen Aspekte zu üben, licher. Aus diesem Grund wird er ausführlicher kann nur die Gesamtheit der Formaon das

Alles folgt klarem Protokoll und ist bei jedem Großen Zapfen‐ streich idensch: die Ehrenformaon des Wachbataillons. 35 Der Gardist

Die Perlenkee, gestellt von der vierten Kompanie, stand stoisch, mit Fackeln bewaffnet hinter der Formaon, um ihr einen angemessenen Rahmen zu verleihen. Prozedere trainieren. So muss die Geschwin- len“ Bedingungen proben kann. Dementspre- digkeit des Griffes und Marsches, die von Kom- chend findet die entscheidende Übung auf panie zu Kompanie variieren, vereinheitlicht dem Platz vor dem Ehrenmahl der Bundes- werden. Es ist auch die einzige Chance der Fa- wehr sta. Mit der Unterstützung des Stabmu- ckelträger, ihren Teil einzuüben. Immerhin sikkorps findet die Generalprobe sta. Es kommen sie aus verschiedenen Kompanien, werden Linien gezeichnet und Musikstücke ge- weshalb dies der erste Zeitpunkt ist, an dem probt. Trotz des Versuchs übelster Sabotage sie zusammenarbeiten. Deshalb dauert das durch wilde Wespen verlief diese letzte Vor- Vorüben der Fackelträger auch eine gute bereitung insgesamt erfolgreich. Somit war Stunde länger als das der Waffenzüge. von Seiten des Wachbataillons alles bereit, um Allerdings ist alles Training in der Kaserne der Ministerin einen angemessenen und wür- wenig hilfreich, wenn man nicht unter „rea- devollen Abschied zu bereiten. 36 2-2019 AUS DEM WACHBATAILLON

Der Große Zapfenstreich begann am Abend dass beim Spielen derselben beide Waffen- des fünfzehnten August wie gewohnt – das züge das Gewehr präseneren müssen, um ihr Wachbataillon marschierte ein, musikalisch angemessenen Respekt zu zollen. Zu diesem untermalt durch den Yorck’schen Marsch von Zweck musste der Einsatzführer, an diesem Ludwig van Beethoven, gespielt vom Stabsmu- Abend Oberstleutnant Thorsten Nebel, vor die sikkorps. Nachdem die Formaon ihren Platz Formaon treten und das entsprechende erreicht hae, richtete sie sich auf Kommando Kommando geben. Dies ist im Prinzip kein Pro- aus und wurde der zu Ehrenden gemeldet. blem, wird jedoch dadurch komplizierter, dass Hier wurde auch die Urkunde des Wachbatail- der Oberstleutnant zu Beginn der Serenade in lons von Leutnant Charlene Becker überreicht. die Formaon eintri. In dieser dankt das Wachbataillon tradionell Das Problem wurde am Ende pragmasch für die Dienste der zu Ehrenden. gelöst: Vor dem Spielen der Europahymne trat Im Folgenden ergab sich für die anwesen- der Einsatzführer aus, gab das Kommando den Journalisten die Chance, Bilder der schei- zum Aufgreifen und Präseneren – wonach er denden Ministerin und ihrer Nachfolgerin zu bis zum Ende der Hymne dort verblieb. Mit machen. Die Fotoreporter stürmten vor, beide dem Ende der Serenade endete auch der vari- Ministerinnen waren kurz in ein Blitzlichtge- ierende Teil des Zeremoniells. Alles danach wier getaucht – und die Fotografen ver- folgt klarem Protokoll und ist bei jedem Gro- schwanden so schnell, wie sie gekommen ßen Zapfenstreich idensch. Seien es die Mu- waren, damit das Zeremoniell weitergehen sikeinlagen des Stabsmusikkorps, die konnte. Abnahme des Helmes zum Gebet oder das Nach diesem Intermezzo folgte die Sere- Spielen der Naonalhymne. nade. In dieser darf sich der zu ehrende Wür- Nach Ende des Haupeils ist keine Variaon denträger drei Musikstücke aussuchen. Von vorgesehen: Die Formaon beginnt ihren der Leyen entschied sich als erstes für „Ave Marsch und wendet, um in voller Länge an der verum corpus“, eine Motee Mozarts: seine Ministerin entlang zu marschieren. Dies alles Vertonung des mielalterlichen Hymnus „Ave selbstverständlich mit der exzellenten Beglei- verum“, die zu den bekanntesten Werken von tung des Stabsmusikkorps. Nachdem die Wolfgang Amadeus Mozart zählt. Die zweite Musik verklungen war, fuhren die Feldjäger Wahl war „Wind of Change“ der Scorpions, vor und die Ministerin dure in Kolonne den eine der bedeutendsten Singles aus der Wen- Bendlerblock verlassen. Dann, nach über einer dezeit. Ihre drie Wahl war ungewöhnlich: Sie Stunde, duren auch die letzten Mitglieder wünschte sich, anders als ihre Vorgänger, die des Wachbataillons den Platz verlassen. Die Europahymne – also noch einmal Ludwig van Perlenkee, gestellt von der vierten Kompa- Beethoven. Zwar entspricht dies ihrer neuen nie, stand stoisch, mit Fackeln bewaffnet, hin- Posion als EU-Kommissionspräsidenn, ter der Formaon, um ihr einen brachte aber auch das althergebrachte Proto- angemessenen Rahmen zu verleihen. Sie koll etwas durcheinander. kamen als erste, sie gingen als letzte und er- Obwohl die Europäische Union keine Naon füllten ihre Arbeit zur vollsten Zufriedenheit im klassischen Sinne ist – sondern, wie ihr der anwesenden Protokollfeldwebel und des Name verrät, eine lose Union souveräner Staa- Protokolloffiziers. ten – besitzt ihre Hymne denselben Stellen- wert wie eine reguläre Hymne. Daraus folgt, Obergefreiter a. D. Jan Alex Jäger 37 Der Gardist Bangkok – der etwas andere Dienstort! Was wurde aus: Oberstleutnant i.G. Axel Dohmen?

Als Militäraaché für Thailand und Vietnam gilt es unter anderem auch: Neun Monate Fremdsprachenausbildung Thailändisch genießen – für Euro‐ päer eine schwierige und herausfordernde Aufgabe. Im Januar 2016 musste ich leider sehr emo- tung wichger Binnen- und Außentermine. onal und schmerzha Abschied nehmen von Danach eröffnete sich für mich eine voll- der Traumverwendung: Kommandeur des kommen neue und andere dienstliche Per- Wachbataillons – ein Abschied von einer er- spekve: drei Jahre als Militäraaché im lebnisreichen, herausfordernden und gleich- Bereich des Militärischen Nachrichtenwesens zeig einzigargen dienstlichen Zeit. Im und der Militärpolik im fernen Südostasien. Anschluss stand eine knapp eineinhalbjährige Seit dem 1. September 2018 bin ich nun also lehrreiche und intensive Verwendung zurück der Militäraaché für Thailand und Vietnam in den Schoß des Heeres an: als Referatsleiter mit dem exoschen Dienst- und Wohnort für Strategische Zielsteuerung im Kommando Bangkok. Zuvor dure ich im Rahmen einer Heer in Strausberg. Das umfasste hauptsäch- einjährigen vorbereitenden Ausbildung unter lich die Vorbereitung der strategischen Kom- anderem auch neun Monate Fremdsprachen- munikaon des Inspekteurs des Heers und der ausbildung Thailändisch genießen – für Euro- Heeresführung insbesondere durch die Reden- päer eine schwierige und herausfordernde schreiber – aber auch die inhaltliche Vorberei- Aufgabe.

38 2-2019 WAS WURDE AUS? Meine Kernaufgaben im diplomaschen am Abend und auch am Wochenende teil- Dienst an der Botscha sind vielfälg. Da ist nehme. Der Alltag ist somit immer spannend einmal die Berichterstaung über sicherheits- und abwechslungsreich – denn kein Tag ist wie , militär- und rüstungspolische sowie militä- der andere. rische und wehrtechnische Angelegenheiten Nach den ersten Wochen und Monaten Thailands und Vietnams sowie die Beratung hae ich ausreichend Zeit und Gelegenheit, des deutschen Botschaers zu diesen The- das Land Thailand, vor allem aber die heraus- men. Dann die Vertretung der deutschen mi- ragende Freundlichkeit und Gasreundscha litärpolischen, militärischen, der Menschen hier in vielen Reisen ausgiebig rüstungspolischen und wehrtechnischen Be- kennenlernen und genießen zu dürfen. Umso lange gegenüber den jeweiligen Verteidi- glücklicher und zufriedener bin ich nun, in die- gungsministerien einschließlich der sem faszinierenden und tollen Land leben und Kontaktpflege mit den zuständigen zivilen und arbeiten zu dürfen. militärischen Stellen. Und schließlich die Pla- Dennoch vermisse ich als Einzelkämpfer in nung und Organisaon von hochrangigen Be- Südostasien Deutschland, vermisse ich Berlin suchen des Bundesverteidigungsministeriums – und vor allem aber das Wachbataillon mit und der Bundeswehr. den tollen Soldannen und Soldaten sowie die Um an für meine Arbeit wichge Informa- besonderen Aufgaben des Verbandes. Rückbli- onen zu gelangen, muss ich neue und aben- ckend lässt sich sogar feststellen, dass mich die teuerliche Wege beschreiten. So ist es fast knapp zehnjährige Zeit bei der Garde hervor- schon meine Pflicht, regelmäßig Golf mit ragend auf die derzeige Aufgabe vorbereitet hochrangigen Angehörigen der thailändischen hat, da auch hier in Bangkok Repräsentaon Streitkräe und Angehörigen des Militäraa- und Protokoll von besonderer Bedeutung im chékorps in Bangkok zu spielen. Golf ist hier in mulnaonalen Umfeld sind. Semper talis! Südostasien, insbesondere für die führenden Militärs und Eliten, Naonalsport – vergleich- Oberstleutnant i.G. Axel Dohmen bar mit Fußball in Deutschland. Mi- lerweile ist aus dem dienstlichen Zwang, Golf spielen zu müssen, unerwar- teter Weise auch eine Leidenscha für diese besondere Sportart geworden. Typisch für mei- nen dienstlichen Ta- gesablauf ist, dass ich an vielen offi- ziellen und zumeist repräsentaven Deutsch‐brische Freund‐ und Partnerscha in Südostasien: Veranstaltungen Auch beim Golf spielen kann sie hilfreich sein…

39 Der Gardist Würdiger Rahmen an würdigem Ort Das Feierliche Gelöbnis am 20. Juli 2019

Abschreiten der Front: Bundeskanzlerin , Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp‐Karrenbauer und der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn. Als Zugführer in der Grundausbildung der ßerordentlich erfolgreiches Unterfangen in sechsten Kompanie des Wachbataillons hae einem überaus würdigen Rahmen. Dies ist ich den Aurag – neben der Sicherstellung nicht zuletzt auf den Austragungsort zurück- aller nögen Voraussetzungen zum Bestehen zuführen. der allgemeinen Grundausbildung in der In der Nacht vom 20. zum 21. Juli 1944 Streitkräebasis – gleichwohl die Rekrunnen wurde Claus Schenk Graf von Stauffenberg im und Rekruten auf den wichgsten Tag ihrer Bendlerblock standrechtlich erschossen: als Dienstzeit vorzubereiten: das Gelöbnis. Widerstandskämpfer gegen den Naonalso- Für alle Kräe, die nicht in den Kinderschu- zialismus und Verschwörer gegen Adolf Hitler. hen des Bataillons gewachsen sind, klingt die- Der Paradeplatz vor dem Bendlerblock, auf ses Unterfangen wie ein Leichtes. Betrachtet dem das Gelöbnis sta and, ist so nicht nur ein man jedoch die Kürze der Vorbereitungszeit geschichtsträchger Ort. Er ermahnt jeden und die Bügelfähigkeiten einiger Rekrunnen Einzelnen von uns, wie viel Blut und Leben das und Rekruten, so stellte mich die Erfüllung die- Fundament der freiheitlich demokraschen ses Aurages, stellenweise, vor nicht unerheb- Grundordnung kostete, in der wir heute leben. liche Herausforderungen. Trotz temporärer Gleichzeig erinnert er uns daran, dass auch Widrigkeiten gestaltete sich das Gelöbnis der in den dunkelsten Stunden, in einem System Rekrunnen und Rekruten dann aber als au- aus Terror und Vernichtung, einige – wenige –

40 2-2019 AUS DEM WACHBATAILLON den Mut und die Kra auringen, sich zur Rekruten im Beisein der Bundeskanzlerin, An- Wehr zu setzen, Widerstand zu leisten und für gela Merkel, und der Bundesministerin der diese Courage mit ihrem Leben zu bezahlen. Verteidigung, Annegret Kramp-Karrenbauer – Dieses Bekenntnis sollte jeder Soldan und sowie ihrer Angehörigen: „der Bundesrepublik jedem Soldaten ein Begriff sein. Nicht umsonst Deutschland treu zu dienen und das Recht und stellt der naonalsozialissche Widerstand die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu eine der wichgsten Tradionslinien der Bun- verteidigen“. deswehr dar. Nach meinem Dafürhalten kann ein Feierli- Unter diesem Zeichen versammelten sich ches Gelöbnis kaum in einem würdigeren Rah- am 20. Juli 2019 400 Rekrunnen und Rekru- men sta inden. Erinnere ich mich an mein ten, um sich zu ihren soldaschen Pflichten zu Gelöbnis auf einem Fußballplatz im dörflichen bekennen: aus dem Logiskbataillon 171 in Oberbayern, so häe ich mir auch für meine Burg, dem Sanitätslehrregiment 1 in Weißen- Kameraden und mich vergleichbare Rahmen- fels, der Marineunteroffizierschule in Plön, bedingungen gewünscht. Aus diesem Grund dem Luwaffenausbildungsbataillon in Roth, bin ich sehr dankbar, dass ich mehr als neun dem Panzergrenadierbataillon 212 in August- Jahre nach meinem eigenen Gelöbnis die dorf, dem Informaonstechnikbataillon in Ge- Möglichkeit bekam, solch einem Ereignis bei- rolstein und dem Wachbataillon beim zuwohnen und stolz sagen zu können: „Wir Bundesministerium der Verteidigung in Berlin. dienen Deutschland“. Geführt durch den Kommandeur des Wach- Semper talis, Kameraden! bataillons, Oberstleutnant Kai Beinke, schwo- ren oder gelobten die jungen Rekrunnen und Oberleutnant Christoph Biesenthal

Zum wichgsten Tag der Dienstzeit – dem Gelöbnis: der drie Zug der sechsten Kompanie am 20. Juli 2019 im Bendlerblock. 41 Der Gardist Gasreundscha und Herzlichkeit… …beim Arbeitseinsatz in Russland für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge

Arbeitseinsatz in Sologubowka: Gardisten beim Anlegen und Reparieren der Wege auf dem Friedhof. In der Zeit vom 26. August bis zum 06. Sep- deutendsten Schlachten zwischen deutschen tember 2019 entsandte das Wachbataillon und sowjeschen Soldaten war. Dazu – wie eine Delegaon von insgesamt elf Soldaten, auch über den Volksbund Deutsche Kriegsgrä- die im Rahmen eines Arbeitseinsatzes für den berfürsorge und sein Wirken – findet man im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge Internet eine Fülle an Informaonen unter: nach Russland reiste, um dort deutsche und www.volksbund.de. russische Kriegsgräber zu pflegen und ihnen zu Unsere Delegaon setzte sich aus den altem Glanz zu verhelfen. Stabsunteroffizieren Dennis Krüger und Tony Unsere Arbeitseinsätze für den Volksbund Ross, den Oberstabsgefreiten Eduard Rajgerdt, Deutsche Kriegsgräberfürsorge konzentrierten Marc Waldow, Steven Döbber, Robert Gitau, sich im Wesentlichen auf zwei bedeutende Franz Lexow und David Walter, dem Hauptge- Kriegsgräber. Einmal auf den deutschen Sam- freiten Erik Neitzel sowie dem Kommandofüh- melfriedhof in Sologubowka, 70 Kilometer rer Hauptmann Daniel Wolfram und dem südostwärts von Sankt Petersburg. Er ist für Delegaonsleiter Major Chrisan Hurg zu- 80.000 Tote ausgelegt und damit der größte sammen, dem Autor dieses Beitrags. Friedhof des Volksbundes. Und dann auf den Bekanntlich läu ohne eine detaillierte Er- russischen Friedhof in Sinjawino, der sich 46 kundung vor dem eigentlichen Vorhaben Kilometer ostwärts von Sankt Petersburg be- nichts. Entsprechend duren Hauptmann findet, und auf einer Anhöhe liegt, die im Wolfram und ich in der Zeit vom 05. August bis Zweiten Weltkrieg Schauplatz einer der be- 08. August vorab nach Russland reisen und vor

42 2-2019 UNTERM STRICH Ort die Gegebenheiten und wesentlichen Ak- während der Busfahrt von Sankt Petersburg teure kennenlernen. Bereits hier zeichnete nach MGA kamen wir uns schnell näher und sich ab, dass es trotz etlicher Absprachen und fanden uns in einem regen Austausch darüber Planungen ein Abenteuer werden würde. Wie wieder, wo es Gemeinsamkeiten oder Unter- sehr, war uns zu diesem Zeitpunkt jedoch noch schiede gibt. Unser Dolmetscher, Oberstabs- nicht bewusst. gefreiter Rajgerdt, der als Einziger von uns der Am Anreisetag wurden wir vom Komman- russischen Sprache mächg ist, hae von der deur des 90. Spezial- und Suchbataillons sowie ersten Sekunde an gut zu tun und musste teil- einem russischen Oberst des Militärbezirks weise mehrere Gespräche gleichzeig be- West und neun weiteren Soldaten des Batail- treuen. Ihm gilt an dieser Stelle noch mal ein lons am Flughafen von Sankt Petersburg herz- ganz besonderer Dank. lich in Empfang genommen und in einem Bus Was uns bereits am ersten Tag unserer – der seine besten Jahre ver- mutlich in den siebziger Jah- ren hae und für jeden deutschen TÜV-Prüfer ein ge- fundenes Fressen gewesen wäre – binnen zwei Stunden in das wunderschöne Städt- chen MGA (kein Schreibfeh- ler!) gefahren: für die nächsten zwei Wochen un- sere neue Bleibe und Sitz des 90. Spezial- und Suchbatail- lons (zu seinen Aufgaben und Besonderheiten später mehr). Und während man sich in der Bundeswehr die Köpfe über Wohnkonzepte, die Aus- staung der Stuben und BGM (Betriebliches Gesundheits- management) die Köpfe heiß redet, wird einem im Russ- land die drei Millimeter dünne Pressspanplae auf dem Begestell als besonders ergonomisch und die nur zwei Millimeter dickere Matratze als äußerst rückenschonend verkau – und das mit Über- zeugung. Dennoch war das Eis schnell gebrochen. Bereits Arbeitseinsatz in Sinjawino: Gardisten pflegen gemeinsam mit russischen Soldaten die Gräber. 43 Der Gardist Die Arbeitsein- sätze, für die wir ja ur- sprünglich nach Russland geflogen waren, stellten zu un- serem Bedauern lei- der nicht den Schwerpunkt unseres zweiwöchigen Aufent- haltes dar. Dieser lag ganz eindeug darauf, uns in kürzester Zeit soviel wie möglich von Land, Leuten und Kultur zu zeigen. Viel- mehr noch aber, uns mit den mitunter wirklich imposanten architektonischen Er- rungenschaen und Leistungen der russi- schen Naon zu be- eindrucken. Unserem Wunsch, die Arbeitseinsätze doch bie etwas mehr in den Fokus zu schieben, kam man nur bedingt nach. Dennoch versuchte Die Soldaten des Wachbataillons legen einen Kranz nieder im russischen man, jeden Einsatz zu Sologubowka – dem mit 80.000 Toten größten Friedhof, den der Volks‐ einem Erlebnis zu ma- bund Deutsche Kriegsgräberfürsorge betreut. chen. Alleine die Mit- Reise auffiel und wirklich sehr erfreute, war fahrten auf dem Lastkrawagen Ural – mit die Tatsache, dass uns, entgegen allen Erwar- dem wir zu allen Arbeitseinsätzen gefahren tungen, mit einer unwahrscheinlichen Gast- wurden (über andere Fahrzeugtypen verfügte freundscha und Herzlichkeit begegnet dieses 125 Mann starke Bataillon nicht) – häe wurde. Keine Spur von Vorurteilen, Berüh- einem Arbeitsschützer in der Heimat sämtli- rungsangst oder gar Ablehnung. Und mit che Haare ausfallen und ihn sofort um zehn jedem weiteren Tag, den wir gemeinsam mit Jahre altern lassen… den russischen Soldaten verbrachten, wurde Auch der eine oder andere Sucheinsatz (bei das Verhältnis zwischen beiden Seiten noch denen wir insgesamt nur einen einzigen Schä- vertrauter und nahezu freundschalich. del fanden, was keinen wirklichen Erfolg dar-

44 2-2019 UNTERM STRICH stellte) gestaltete sich mehr als interessant. Zeit den Weg zu der sich auf dem Friedhof be- Denn neben der „üblichen“ Munion für Ge- findlichen Kirche neu an und den Platz um die wehr und Pistole, fanden wir nicht selten alte Kirche herum ebenso. Das Ergebnis konnte Mörsergranaten oder aber auch Arlleriege- sich wirklich sehen lassen und erfüllte alle Be- schosse. Und während bei uns in Deutschland teiligten mit Stolz und Zufriedenheit. solche Gebiete verständlicher Weise weiträu- Die Kranzniederlegungen auf den Friedhö- mig absperrt werden, sind sie in Russland für fen in Sinjawino und Sologubowka, die einen Jedermann frei zugänglich. Auch der Umstand, Tag vor unserer Abreise sta anden, haen dass in vielen solcher Gegenden noch Anper- leider nicht den Charakter eines öffentlichen sonenminen aus dem Zweiten Weltkrieg lie- Zeremoniells mit Gästen aus Polik, Wirtscha gen, die ihre gefährliche Funkonalität über und der Bevölkerung – sondern wurden über- die Jahrzehnte nicht verloren haben, hält die aus klein und überschaubar gehalten. Dazu Zivilbevölkerung nicht davon ab, nach gefalle- gab es auch kein fest vorgegebenes Protokoll, nen Soldaten zu suchen und ihre Funde an die was für Soldaten unseres Verbandes doch sehr Behörden zu übergeben. Es gibt sogar zahlrei- befremdlich ist. Alles wurde erst vor Ort abge- che staatlich anerkannte Vereine, die sich der sprochen und teilweise auch improvisiert. Suche nach Gefallenen des Zweiten Weltkrie- Aber dennoch legte man viel Wert darauf, ges verschrieben haben. Dazu muss man wis- einen würdigen Rahmen zu schaffen und mit sen, dass die Ehrung von Toten, insbesondere pompösen Kränzen und etlichen Blumen der von gefallenen Soldaten, in der russischen Kul- gefallenen Soldaten des Zweiten Weltkrieges tur ef verankert ist – und, wo immer möglich, zu gedenken. zum Ausdruck gebracht wird. Entsprechend Zum 90. Spezial- und Suchbataillon in Russ- gepflegt und prunkvoll sind auch die Friedhöfe land, unserem Partnerverband: Es ist ein 125 und Kriegsgräber in Russland angelegt. Mann starkes Bataillon, dessen Aurag aus- Daraus resulerte, dass sich unser Arbeits- schließlich darin besteht, nach Gefallenen des einsatz auf dem russischen Friedhof in Sinja- Zweiten Weltkrieges zu suchen. Seine Ausstat- wino verhältnismäßig übersichtlich gestaltete. tung besteht im Wesentlichen aus Metallde- Mehr als etwas Laub harken und die Grab- tektoren, Klappspaten, Spitzhacken, Schippen steine leicht überreinigen fand hier durch uns und einigen wenigen Lastkrawagen. Was uns nicht sta. Zu unserem Bedauern mussten wir in den zahlreichen Gesprächen mit den Solda- feststellen, dass die aufgetürmten Laubhaufen ten des Bataillons berichtet wurde: Die Masse nach knapp zwei Wochen unverändert dort seiner Soldaten besteht aus Grundwehrdienst- lagen, wo wir sie hinterlassen haen: in dem leistenden. Sie dürfen in ihrem einjährigen Wissen unserer russischen Partner, dass eine Grundwehrdienst keinen Urlaub nehmen und zivile Firma diese abholen und entsorgen befinden sich somit also 365 Tage in der Ka- würde. serne. Auch nach Dienst (sofern es das tat- Der Einsatz auf dem deutschen Friedhof in sächlich gibt) darf die Liegenscha nicht Sologubowka gestaltete sich hingegen etwas verlassen werden. Handys sind im Dienst strikt umfangreicher. Wobei wir in der zur Verfügung verboten. Anrufe in die Heimat dürfen erst stehenden Zeit von zwei Wochen deutlich nach Dienst und nach Genehmigung durch mehr häen schaffen können – wenn man uns den Zugführer getägt werden und beschrän- denn gelassen häe. Wir mussten uns jedoch ken sich auf rund zehn Minuten. Betreuungs- mit drei Tagen begnügen und legten in dieser einrichtungen und/oder Mannschasheim

45 Der Gardist

pekt, Ach- tung und teil- weise vielleicht auch mit an- erkennender Wertschät- zung. Auf bei- den Seiten entwickelte sich ein Ver- ständnis für den jeweils Anderen – und stellte omals fest, dass wir doch mehr Ge- meinsamkei- Arbeitseinsatz in Sologubowka: Gardisten reinigen und pflegen die ten haben, Schritafeln auf dem Friedhof. als wir uns gibt es nicht. Grundwehrdienstleistende ver- das vorher häen vorstellen können. dienen im Monat etwa 35 Euro und müssen Entsprechend herzlich fiel auch der Ab- damit sämtliche Kosten des privaten Ge- schied am Abreisetag aus. Auch, wenn sich alle brauchs decken. auf die Heimat freuten: Der Eine oder Andere Unser Fazit der zwei Wochen in Russland: wäre doch noch gerne geblieben. Und auch Sie waren wirklich beeindruckend und haben die russischen Soldaten machten den Ein- bei allen Beteiligten einen bleibenden Ein- druck, als wenn sie uns gerne noch etwas län- druck hinterlassen. Auch, wenn die Arbeitsein- ger bei sich gehabt häen. Das zeigt sich auch sätze leider nicht im Vordergrund standen, so in den teilweise noch bestehenden privaten waren unsere Tage dennoch überaus gewinn- Kontakten via E-Mail oder WhatsApp – noch bringend. immer erhalten wir Fotos über Arbeitseinsätze Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mit und von den Funden. unserem Einsatz – so wie es die Delegaonen Auch privat ist Russland immer eine Reise vor und nach uns auch getan haben und tun wert. Man sollte nur viel Zeit mitbringen, es werden – einen Beitrag zur deutsch-russischen gibt wirklich viel zu sehen. Abschließend sei Völkerverständigung geleistet haben. Denn daher erwähnt, dass sich viele Soldaten der auch, wenn die Verhältnisse auf polischer deutschen Delegaon fest vorgenommen Ebene angespannt sein mögen, so ist auf der haben, Russland noch mal auf eigenen Wegen „Arbeitsebene“ nichts davon zu spüren. Eher zu erkunden und näher kennenzulernen. das Gegenteil ist der Fall. Man interessiert sich für den Anderen, man begegnet sich mit Res- Major Chrisan Hurg

46 Der Gardist Ein gewisser Zauber lag in der Lu… Die Füne feierte ihren Sechzigsten

20‐jährige Patenscha mit dem Bezirk Charloenburg‐Wilmersdorf: Kompaniechef Major Tom Nestler, Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann, Kompanie‐Spieß Oberstabsfeldwebel Andreas Wiesenfeller.

Am 11. September 1959 wurde der Aufstel- Unterstützung der Objektschützer aus Diep- lungsbefehl NR. 144 durch den ersten Inspek- holz, einen eigenen standfesten Sockel vor teur der Luwaffe, Generalleutnant Josef dem Kompanieeingang. Kammhuber, erlassen –und so war der 14. Am Abend des 13. September fand, in all- September 2019 ein würdiger Tag, um das jährlicher Tradion, mit ehemaligen Angehö- sechzigjährige Bestehen der fünen Kompanie rigen unserer Kompanie ein des Wachbataillons beim Bundesministerium Kameradschasabend sta. Der amerende der Verteidigung zu feiern! Seit Monaten lie- Kompaniechef lud parallel seine Chef-Vorgän- fen die Vorbereitung für dieses besondere ger im Hotel Mondial zum tradionellen „Che- Event, das im Rahmen des 20-jährigen Beste- fessen“ ein. Der 14. September begann für die hens der Patenscha mit unserem Bezirk Soldaten der Fünen in aller Früh, wie es nun Charloenburg-Wilmersdorf am Schloss Char- einmal üblich ist, wenn ein Protokolleinsatz loenburg begangen werden sollte. Dank der ansteht. Der „Vorübe-Anzug“ wurde angelegt, kameradschalichen Unterstützung aus Bee- die Karabiner empfangen und die Vollzählig- litz entstand eine Bühne vor dem Kompanie- keit des Paradeanzugs kontrolliert. Man gebäude; das Karrierecenter stellte ein spürte, dass heute nicht das übliche Prozedere Karrieremobil zur Verfügung; der kompanieei- anstand: sondern ein besonderer Einsatz an gene Starfighter wurde auf Hochglanz ge- einem besonderen Ort. Ein gewisser Zauber bracht – und unser Buddy-Bär, der vor fast und eine freudige Anspannung lagen in der zwanzig Jahren durch unseren Patenbezirk ge- Lu. set wurde, erhielt bereits im Vorfeld eine Der Vorhof des Schlosses Charloenburg neue Lackierung durch das Oberstufenzen- sollte nun einmal mehr als Paradeplatz die- trum Oder-Spree und bekam, mit freundlicher nen: ein Ort, den altgediente Gardisten noch

54 2-2019 AUS DEM WACHBATAILLON kennen sollten und der schon lange kein Ab- Robert de Bruce“ und dem „Marsch I. Bataillon gri empo-3 mehr „genießen“ dure. Die Eh- Garde“ für Gänsehaut – und den verdienten renformaon verlegte gegen 10:00 Uhr zum Applaus der vielen Gäste und Zuschauer. Schloss, wo bereits sämtliche Unterstützungs- Durch die Reservistenkameradscha 04-Wil- kräe im Einsatz waren, um einen sauberen mersdorf, mit der ebenfalls bereits seit vielen Ablauf zu gewährleisten – und so mancher ge- Jahren eine Patenscha besteht, wurde eine rade herumschlendernde Tourist blieb länger neue Kompanieflagge überreicht, die nun stolz als beabsichgt, denn hier gab es etwas ganz vor dem Kompaniegebäude der Fünen weht. Besonderes zu sehen: Die Füne in voller Diese zeigt bewusst die Verbindung zu den Pracht, bei strahlendem Sonnenschein samt Wurzeln der Kompanie in Siegburg. Außerdem Stabsmusikkorps der Bundeswehr. Zahlreiche erhielten der Kompaniechef und der Kompa- Gäste waren erschienen: Familienangehörige, niefeldwebel die große Ehre, sich im goldenen Freunde der Kompanie, Vertreter aus Polik Buch des Patenbezirks zu verewigen. und Gesellscha sowie militärische Ehren- Dem Fahnenträger der Kompanie, Haupt- gäste – darunter der Bezirksbürgermeister un- feldwebel André Lehmann, wurde, zu seiner seres Patenbezirks, Reinhard Naumann; der sichtlichen Überraschung, die Eigenscha General Standortaufgaben, Brigadegeneral An- eines Berufssoldaten verliehen. Dem Proto- dreas Henne; der ehemalige Kompaniechef kollfeldwebel, Haupeldwebel Tom Schaffrath, und milerweile im Kommando Luwaffe ein- wurde das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Sil- gesetzte Brigadegeneral Wolfgang Ohl. ber verliehen. Der feierliche Appell schloss mit Dann zog die Ehrenformaon der Fünen der Naonalhymne, der Abmeldung der Eh- selbstverständlich im Paradeanzug der Lu- renformaon beim Kommandeur des Wach- waffe, begleitet durch die Kompaniefahne und bataillons, Oberstleutnant Kai Beinke, sowie das Stabsmusikkorps um 12:00 Uhr bei strah- dem daran anschließenden Ausmarsch der Eh- lendem Sonnenschein auf den Schlossplatz. renformaon. Ein rundum würdiges Ereignis, Neben den Glückwunschreden durch die Eh- das dank der freundlichen Unterstützung von rengäste sorgte das Stabsmusikkorps mit dem Mahias Baumann (BTB concept) seinen Weg „Fliegermarsch“, dem „Marsch des Soldaten ins Internet fand und auf Youtube bereits

Der Vorhof des Schlosses als Paradeplatz zum sechzigsten Geburtstag: Die Füne in voller Pracht – bei strahlendem Sonnenschein. 55 Der Gardist

Locker ging es dann am Nachmiag des 14. September zu: Hoffest der Fünen vor ihrem Kompaniegebäude. mehr als 20 000 Mal angesehen wurde. wurde. Diesen Moment werden wir alle bis an Der Nachmiag des 14. September wurde unser Lebensende in uns tragen. in der Julius-Leber-Kaserne vor dem Kompa- In diesem Rahmen wurde die eigens für die- niegebäude, im Rahmen eines Hoffests began- sen Anlass erstellte Festzeitschri zum sech- gen. Eingerahmt von der feierlichen zigjährigen Bestehen unserer Kompanie Enthüllung unseres Buddy-Bären, einer Jazz- vorgestellt und verteilt. Einmal mehr waren band aus dem Patenbezirk, Verpflegung aus die redakonellen und schöpferischen Fähig- der Gulaschkanone und der Premiere eines keiten unseres guten Freundes und Gardena- Rap-Songs, den ein Angehöriger unserer Kom- del-Trägers Klaus Pokatzky (Layout: panie zu Ehren des 60. Geburtstages kompo- Stabsunteroffizier a. D. Thomas Gödt und niert hae, verbrachten wir die folgenden Haupeldwebel Peter Roß) Erfolgsgarant für Stunden im Kreise von Freunden und Kamera- dieses Projekt, welches nun kommenden Ge- den. Der Geburtstag der Fünen wurde dann neraonen Zeugnis unserer Zeit und der Er- im Casino der Julius-Leber-Kaserne beschlos- rungenschaen und Erlebnisse der fünen sen, wo sich die Angehörigen, Ehemaligen und Kompanie sein mag. Freunde unserer Kompanie nochmal in Schale Semper virtus. Semper habitus. Semper schmissen und bei Buffet, DJ und weiteren talis! Reden so manches Glas auf unsere Kompanie Major Tom Nestler erhoben und bis spät in die Nacht gefeiert und Hauptmann Roland Brenke‐Reali 56 2-2019 PERSÖNLICHKEITEN Was machen Sie denn da gerade… …Vogel Paul – Maskochen der Fünen? Ich warte hier auf Proto- ich in die neue Heimat des kolleinsätze und während- Wachbataillons. So ist Pit in dessen denke ich über die Siegburg geblieben und ich bin Vergangenheit nach. Das nach Berlin gezogen. Ich habe mache ich gerne; denn ich es sogar gescha , den Kampf- habe schon so viele Ein- jet mit rüber zu nehmen: von sätze und Erlebnisse ge- der Sieg an die Spree. Bisher habt – da weiß ich schon gefällt es mir ganz gut hier. Es gar nicht mehr, wie alles gibt viele Protokolleinsätze in angefangen hat. Es soll Berlin und das freut mich be- wohl im Dezember 1959 sonders. Pit hae mir schon gewesen sein. Damals ist gesagt, dass er vielleicht später der Hauptmann Chrisan auch nach Berlin ziehen Remke aus der fünen möchte. Das fand ich super! Kompanie, gemeinsam mit Die füne Kompanie kann anderen Kameraden, immer gute und erfahrene Pro- durch die ganze Bundesre- tokollsoldaten gebrauchen und publik gereist – und hat so schlimm ist Berlin gar nicht. fleißig Soldaten für das Wachbataillon gewor- Das einzig doofe hier ist dieser Bär. Total un- ben: Soldaten mit dem richgen Format. cool. Der kam auch 2000 nach Berlin und Neben dem protokollarischen Ehrendienst meint seitdem, er wäre der bessere Proer. sollten sie schließlich auch den Himmel frei Dabei steht er ja nur die ganze Zeit herum. Ich halten, mit Flugabwehrkanonen. Dafür war habe dafür schon alles mitgemacht: 2005 den Pit, mein älterer Bruder, schon ein cooles Vor- Besuch des US-Präsidenten George W. Bush bild. Wobei: „cool“ häe garanert keiner der zum Beispiel; 2007 den G8-Gipfel; und zuletzt Soldaten vom Hauptmann Remke damals ge- das Feierliche Gelöbnis, dieses Jahr am 20. Juli. sagt; sta „cool“ hieß es wohl eher „klasse“. Selbst da hat sich der Bär nicht blicken lassen. Und später zwitscherten die jungen Gardisten- Er meinte hinterher, er wäre beim Arzt gewe- Zweibeiner dann wohl „geil“ – aber das war sen oder so. Da gehört er auch hin. Sind aber alles vor unserer Zeit. doch alles nur Ausreden! Ich bin immer dabei Mein Bruder ist ein paar Jahre älter als ich. – und das, obwohl ich nur ein Vogel bin. Falls Er ist schon seit 1993 im Protokoll-Geschä, Ihr Euch nun wundert, weshalb ich nicht flie- also bei der Garde dabei. Seit 1991 haben wir gen kann: Es lässt sich schlecht greifen ohne ja keine Flugabwehrkanonen mehr. Trotzdem Arme. Deshalb habe ich ja auch keine Flügel. schauen Pit und ich gerne noch in den Him- Ist aber nicht so schlimm; dafür habe ich Euch mel. Man kann ja nie wissen. Ich denke: Das ja den Kampet mitgebracht. ist eine alte Gewohnheit von uns… Ich seß erst im Februar 2000 dazu. Damals war mir schon klar: Wenn in Siegburg der Pit Aufgezeichnet von: schon so ordentlich mitmischt – dann möchte Oberleutnant Kevin Warkus 57 Der Gardist Was machen Sie denn da gerade… …Stabsgefreiter Dennis Markus, Hauptgefreiter Youri Rosenberg, Stabsgefreiter Daniel Sarr und Oberstabsgefreiter Chrisan Schmidt?

Wir stoßen auf das Banner an, das wir im ten wir das dann ganz entspannt bei einem Sommer für unsere Füne gemacht haben: Kasten Bier feiern. Beim Hoffest am Samstag „Air Force Ultras.“ Die Idee dazu haen wir im gab es nur freudige Reakonen von allen April beim abendlichen gemütlichen Beisam- Dienstgraden; da hing es am Kompaniege- mensein auf Stube. Das Banner soll in Zukun bäude aus Rosenbergs Stube herab. Da liegt es bei allen Veranstaltungen hängen, die die jetzt erstmal auch wieder. Zum Einsatz kommt Füne im Bataillon hat: Sporest und Quartal- es demnächst bei unserer Weihnachtsfeier santreten, Kompaniefeiern, Stammabende und dann bei der Chefübergabe. Und wenn oder Chefübergabe. Im Baumarkt haben wir der Stammraum der Mannschaer ferg ist, die nögen Utensilien besorgt: Plane (weiß), an dem wir gerade heig handwerken – dann Sprühlack-Spraydosen (blau) – dann mit Pan- wird das Banner da natürlich angemessen an zertape die Schri aufgeklebt und drüberge- die Wand gehängt. sprüht. Größe: zwei Meter mal zwei Meter Andere Kompanien haben ein solches Sym- vierzig. Für all das haben wir zwei, drei Stun- bol (noch) nicht. Unsere Füne ist eben was den gebraucht. Wichg war für uns, dass Besonderes: als einzige Luwaffenkompanie unser Banner zum sechzigsten Geburtstag der der Garde. Da muss man die Fahne (und das Fünen ferg war. An dem Freitag, wo das Banner!) hochhalten und allen zeigen, wer Festwochenende im September begann, konn- hier aufrecht geht – und steht. Viele Außen- 58 2-2019 PERSÖNLICHKEITEN stehende schmunzeln ja darüber und belä- geladen, mit uns zu konkurrieren. Konkurrenz cheln das, wenn wir stolz auf unsere Einsätze belebt das Geschä! am roten Teppich sind. Die kennen das Gefühl Es soll ja nicht langweilig werden im Wach- eben nicht: das Gefühl von Lebenserfüllung bataillon… für die Luwaffe und für Deutschland – für die Aufgezeichnet von: Klaus Pokatzky Garde zu stehen. Und das ja nicht nur in Berlin, sondern in ganz Deutschland. Alle vier zusam- [Der noch etwas nachzutragen hat. Gibt es men waren wir übrigens mal in Düsseldorf, Schöneres als dieses? Freitagabend Richtung 2017 beim ersten Bundeswehr-Musikfest. Das Stammraum der Fünen laufen, weil dort in war schon was: Erst im Eishockey-Stadion vor das 60-Jahre-Wochenende hineingefeiert wird 5000 Leuten aureten, dann im Stadionhotel – und dann aus der Halle den Ruf hören: nächgen – und zwischendurch die Düsseldor- „Klausie, erst ein Bier mit uns trinken!“ Nichts fer Altstadt erkunden. Wir Bannermacher lieber als das. Und so das erste Mal das Ultra- haben natürlich eine spezielle Kameradscha Banner sehen. Und demnächst hoffentlich der Bannermacher, arbeiten nicht nur dienst- einen Beitrag schreiben über Banner von an- lich zusammen, sondern machen auch privat deren Kompanien…] am Wochenende viel gemeinsam: gehen auf Fesvals oder Sport- veranstaltungen. Her- tha? Nä! – Wir sind alles Nichtberliner: kommen aus Magde- burg (Chrisan) und Münster (Youri), Ham- burg (Daniel) und Vil- lingen-Schwenningen (Dennis). Noch ist unser Ban- ner ja einmalig. Aber wir haben schon wei- tere in Planung. Allzu- viel wollen wir darüber jetzt aber noch nicht verraten: Es soll ja eine Überraschung für die anderen sein. Nur so viel: In der Größe ver- ändern wir was; in der Farbe, im Stoff. Eine ganze Banner-Samm- lung soll entstehen. Übrigens: Alle Kompa- nien sind herzlich ein- 59 Der Gardist Das (fast) vergessene Museum Eine Sensaon à la Semper talis…

Der Soldatenkönig wacht über allem: Standbild von Friedrich Wilhelm I. im Kasino des Ers‐ ten Garde‐Regiments zu Fuß. Ein zufälliges Gespräch – geführt zwischen Noblesse“ habe ich in der Gardisten- Ausgabe einem Museumsförderer aus Potsdam und mir 2018/01 die Existenz des Ersten Garde-Regi- als „Verwalter der Spuren“ unseres Ersten ments zu Fuß geschlossen. Wenden wir uns Garde-Regiments zu Fuß und des Semper talis nun den unmielbar darauffolgenden Jahren Bundes – ließ eine Sensaon Gestalt anneh- zu. Jetzt, wo die Zeit der Königlich Preußischen men: für den Semper talis Bund, wie für das Armee mit der Niederlage im Ersten Weltkrieg Potsdam Museum. zu Ende war, begann auch die Umstrukturie- Per (gesteuertem) Zufall seß ich im Online- rung der militärischen Kräe in Deutschland. Archiv von Haus Doorn auf ein Geburtstagsge- Das Regiment war aufgelöst, Grenadiere und schenk der Offiziere des Ersten Füsiliere, Unteroffiziere wie Offiziere entwe- Garde-Regiments (EGR) aus dem Jahr 1939 an der in die Heimat zurückgekehrt oder in Frei- den abgedankten Chef, Kaiser Wilhelm II., in korps unterwegs; die Gebäude und Gestalt eines Fotoalbums. Auf einigen der Fo- Einrichtungen des Regiments waren anderen tografien habe ich Portraits von Offizieren des Besmmungen zugeführt. Regimentes und uns nur allzu gut bekannte So auch das im Jahr 1861 eingeweihte Regi- Gemälde entdeckt, die eigentlich nach der mentshaus der Offiziere des Ersten Garde-Re- Potsdamer Geschichtsschreibung als vernich- giments zu Fuß in der Potsdamer tet galten. Mammonstraße 4. Hier, in diesem Hause, Die Geschichte: Mit dem Arkel „Esprit de waren in den verschiedensten Räumlichkeiten 60 2-2019 SEMPER TALIS BUND die über lange Jahre erhaltenen, geschenkten ehemaligen Regimentshauseinrichtung leih- oder zusammengetragenen Zeitzeugnisse – weise in das entstehende Museum Potsdam, wie Gemälde, Skulpturen und verschiedene in dem ein besonderer Raum für das Regiment andere Gegenstände – auewahrt und ausge- eingerichtet wurde, ein Teil wird verkau und stellt. So die Portraits der Regimentskomman- das Silber bleibt einstweilen in der Bank. deure seit 1808, Portraits der Gefallenen in Als Erinnerung an die Potsdamer Militärtra- den Kriegen 1866 und 1870/71, die Großge- dion beschlossen 1922 die Stadtverordneten mälde zu Schlachtenszenen der preußisch- die Einrichtung des Museums – gegen die deutschen Kriegsgeschichte wie auch ganz Smmen von SPD und KPD. Den Grundstock besonders der zum Tambourstock umgestal- der Sammlung bildeten Erinnerungsstücke der tete Gehstock unseres seligen Generals Fried- nach dem Ende des Ersten Weltkrieges aufge- rich Wilhelm von Rohdich: ein Geschenk lösten Truppenteile der Garnisonstadt Pots- Friedrichs des Zweiten nach der Schlacht bei dam. Dazu kamen Schlachtengemälde und Prag. Uniformfiguren aus Wachs, die unter der 1921: Das Regimentshaus des alten Ersten neuen Regierung im Berliner Zeughaus nicht Garde-Regiments zu Fuß in der Mammons- mehr erwünscht und heimlich über den Was- trasse 4 wird nach der Auflösung des Regi- serweg ins konservavere Potsdam gebracht ments am 1. Januar 1921 zum Dienstsitz des wurden. Diese lebensgroßen Wachsfiguren Infanterie-Führers III mit seinem Stabe (Führer mit preußischen Uniformen waren im Jahr aller Infanterie-Einheiten der 3. Division), der 1900 als deutscher Beitrag zur Pariser Welt- zugleich Standortältester von Potsdam ist. Das ausstellung geschickt worden. Sechs der im Regimentshaus des neu aufgestellten Infante- Garnisonmuseum ausgestellten Figuren sind rie-Regiments 9 wird das ehemalige Offizier- auch auf den Fotos von Max Baur zu sehen – kasino des Regiments Gardes du Corps, Am ihr Verbleib nach Auflösung des Museums ist Kanal 2. Zeitgleich kommt nun ein Teil der unbekannt. Ein weiterer Hingucker auf den

1861 wurde es eingeweiht: das Regimentshaus der Offiziere des Ersten Garde‐Regiments zu Fuß in der Potsdamer Mammonstraße 4. 61 Der Gardist

Mit einem Kranz des Semper talis Bundes: Die Mitglieder der Gruppe Rheinland vor der Gedenkstäe „Hommage aux Héros de Villy La Ferté Mai 1940“. Baur-Fotos ist die Zinnfigurensammlung aller ten aufgefunden, restauriert und dem Semper Potsdamer Regimenter, deren Krönung ein talis Bund als Leihgabe zurückgegeben. Auf Diorama von 5.000 Zinnfiguren der Potsdamer diesem Foto tauchen nun die Portraits aus Frühjahrsparade“ darstellte. dem Regimentshaus auf, die nach der Potsda- Die Bilder der Kommandeure kommen auf mer Geschichtsschreibung von 1945 als ver- Beschluss der Versammlung des Semper talis nichtet galten. Und das ist eine Sensaon! Bundes, der zwischenzeitlich am 2. Mai 1921 Denn nicht alles wurde, wie zunächst gedacht gegründet worden war, in das Museum; die und berichtet, in den Bombentrichter einge- der lebenden Kommandeure in das Vereins- graben; einige Stücke haben vielmehr über- zimmer (das ehemalige Gardes du Corps-Ka- lebt. Die Portraits der Kommandeure und sino, Am Kanal 2). Die Bilder der gefallenen gefallenen Offiziere unseres Regiments haben Kameraden werden mit der früher im Spiel- teilweise die Tortouren der Vernichtung über- zimmer befindlichen Holztäfelung im Museum standen. Sie werden nun im nur notwendigs- aufgenommen. ten Maße restauriert und werden unsere Nun komme ich zu dem ersten sensaonel- militärhistorische Sammlung bald bereichern. len Zufallsfund: Der berühmte Potsdam-Foto- Was aus einem in solcher Art zerstörten Ge- graf, Max Baur, war 1938 beauragt, nach dem mälde wieder herausgeholt werden kann, Umbau des Potsdam Museums – vielleicht im sehen wir nun. Und so, wie die Gemälde und Aurage des Semper talis Bundes – Fotos der Portraits wieder aufgetaucht sind, hat sich die Ausstellung zu fergen: für ein Geschenkal- Hoffnung entwickelt, auch den alten Tambour- bum für Wilhelm II. Einige der auf den Fotos stock, den Gehstock des Generals von Roh- abgebildeten Schlachtengemälde des bekann- dich, aus einer dunklen Ecke irgendeines ten Historienmalers Carl Röchling sind heute Depots wieder an das Semper talis-Tageslicht zum Teil in der militärhistorischen Sammlung zu holen… des Semper talis Bundes zu sehen. Sie wurden 1992 im Depot der Sung Schlösser und Gär- Hauptmann a. D. Ernst Schüßling

62 2-2019 WAS WURDE AUS? Meine Tür steht immer offen… Was wurde aus: Stabsfeldwebel Björn Mosebach?

Gefühlt gestern saß ich noch (als IT-Feldwebel der sechsten Kompa- nie des Wachbataillons) an meinem Schreibsch und bearbeitete die eingegangenen Emails oder ging den Dienstplan noch einmal durch, bevor er dem Kompaniechef vorge- legt wurde. Auch die Verabschie- dung im Rahmen des Unteroffizierskorps der Kompanie ist für mich noch sehr präsent – bei der ich meine Urkunde für vierein- halb Jahre Dienstzeit und ein Ab- schiedsgeschenk, das mich auch in Zukun immer an die glorreiche Sechste erinnern wird, überreicht bekam. Und nun bin ich Karriereberater und fand ich mich auf einem Lehr- gang an der Akademie der Bundes- wehr in Strausberg wieder, in dem es vor allem um Kommunikaons- training ging. Die größte Herausfor- derung für mich war hierbei die „Entmilitarisierung“ meiner Aus- Mach, was wirklich zählt: Zum Karriereberater gehören drucksweise, die ich mir in den ver- Ausbildungs‐ und Studienmessen. gangenen 23 Jahren meiner Dienstzeit ben Außenberatungsbüros. Dabei geht es vor- mühevoll zugelegt hae. Der neue Dienstpos- rangig um die Ersnformaon und Beratung ten als Karriereberater setzt zivile Sprache al- von Interessenten. Mein neues Aufgabenge- lerdings voraus. Auch ein gewisser Herr biet macht mir großen Spaß, da ich täglich Pokatzky hielt mir während der Medienausbil- Menschen in beruflichen Fragen, aber auch dung ein Mikrofon unter die Nase. Anschlie- teilweise Lebensfragen weiterhelfen kann. ßend bat er mich, für den Gardisten einen Sollte einer von Euch/Ihnen einmal in Neurup- Arkel zu schreiben, was ich hiermit gerne tue. pin oder Umgebung sein, würde ich mich über Als Karriereberater war ich bis jetzt schon einen Besuch freuen; meine Tür steht immer auf mehreren Ausbildungs- und Studienmes- offen. Ich wünsche allen Angehörigen des Ba- sen und einem Tag der offenen Tür. Mein täg- taillons weiterhin viel Soldatenglück und alles liches Dienstgeschä verrichte ich in meinem Gute: Semper talis. Büro in Neuruppin oder in einem unserer sie- Stabsfeldwebel Björn Mosebach

63 Der Gardist Hermann, the German! Exkursion der Gruppe Rheinland auf den Spuren der Varusschlacht

Blick vom Turm auf dem Venner Berg.

Wie in der Vorstandssitzung Anfang 2019 des ersten Kaisers Augustus bis an die Elbe angedeutet, bei den Exkursionen der Gruppe auszudehnen. Auf Grund des immer größeren Rheinland nicht immer „die Schlachten von Herrschasgebietes stellen die Römer „Auxili- gestern“ zu schlagen, habe ich in einer Frei- artruppen“ auf, rekruert aus Angehörigen tagsrunde empfohlen eine Schlacht von „vor- der jeweils unterworfenen Stämme. Diese vor-vorgestern“ zu schlagen: Die werden entsprechend der römischen Einsatz- Varusschlacht! Meine Befürchtung, dass das grundsätze ausgebildet und ausgerüstet. Auf Interesse wegen ihrer Bekanntheit nicht allzu diese Weise kommen auch zwei Brüder vom groß sein würde, traf nicht zu. Der Vorschlag Stamm der Cherusker nach Rom. Wir kennen wurde angenommen. Ich wies darauf hin, dass ihre germanischen Namen nicht, wohl aber ein Truppenübungsplatzaufenthalt in Sennela- ihre römischen: der eine ist Arminius, der an- ger unweigerlich zu einem Besuch des Her- dere Flavus. mannsdenkmals als Wochenendeinlage führte Wir fahren am 26. Juni um 09:30 Uhr in und deswegen eine zwar späte, aber notwen- Siegburg ab. Busfahrer: Kamerad Michael dige historische Au lärung nög sei. Dabei Frohwein! Wer sonst? Ich verteile einen hil mir das Buch „Die Varusschlacht“ von „Steckbrief“ aller beteiligten römischen Feld- Chrisan Pantle. (List, ISBN 978- 3-548-60978- herren und gebe einen Überblick über die 3. Alle Sätze oder Satzteile in Anführungszei- Gliederung einer Legion zur historischen Zeit chen sind Zitate aus diesem Buch). unserer Exkursion. Vorbereitender historischer Überblick ist Eine Legion umfasst zehn Kohorten. Die notwendig: Rom hat die Gebiete westlich des erste Kohorte, zur Verfügung des Legaten, für Rheins unter sicherer Kontrolle. Die dort le- besondere militärische Auräge und Leistun- benden germanischen Stämme kooperieren gen vorgesehen: vergleichbar mit unseren Bri- mit den Römern. Rom beabsichgt aber, sein gadeeinheiten. Stärke: fünf Doppelzenturien Herrschasgebiet während der Regierungszeit zu 160 Mann, also etwa 800 Mann. Die zweite 64 2-2019 SEMPER TALIS BUND bis zehnte Kohorte, die Infanterie der Le- gion, besteht jede aus sechs Zenturien á 80 Mann. Daraus ergibt sich die Gesamtstärke: 6 x 80 x 9 = 4320 + 800 = also rund 5000 Mann – rekruert aus- schließlich aus römi- schen Bürgern. Hinzu kommen die Auxiliar- truppen mit zehn Ko- horten, also noch einmal etwa 5000 Mann. Einschließlich Tross und geringer Ka- vallerie muss die Ge- samtstärke einer Museum Kalkriese im Osnabrücker Land: An einem Legion mit 11.000 Schaubild wird die Herkun der Fundstücke zur be‐ rühmten Varusschlacht anschaulich dargestellt. Mann angenommen werden. An der Varus- drei Legionen mit Tross und Auxiliartruppen schlacht waren die 17., 18. und 19. Legion be- vorne und hinten: etwa 20 Kilometer! Bei teiligt. einer Marschleistung von rund 25 Kilometern Wir erreichen pünktlich Bramsche-Kal- pro Tag haen die Ersten ihr Marschziel fast kriese. Petra Tüng übernimmt unsere erreicht, die Letzten waren gerade abmar- Gruppe für die Führung. Sie erläutert im Mu- schiert. Und schon auf dieser Strecke fanden, seumsbereich an einer Deutschlandkarte die wenn auch vorsichge, Angriffe der Germanen oben beschriebenen Ausdehnungsbestrebun- nach Guerillamanier auf den Heerwurm sta. gen des Römischen Reiches, wozu auch Varus Da die Germanen nichts Schriliches hinter- mit seinen drei Legionen beitragen soll. Er war lassen haben, müssen wir uns auf die vielleicht im Sommer 9 n. Chr. bis an die Weser, etwa im gefärbten Aussagen römischer Historiker ver- Bereich Minden, vorangekommen und wollte lassen. Es sind dies Velleius Paterculus: “Zeit- von hier das Winterquarer (wahrscheinlich genosse. Offizier und Germanienkenner“. Vetera = Xanten) erreichen. Als Marschweg Anfang des zweiten Jahrhunderts n. Chr. Taci- bot sich der Hellweg an, den schon der große tus und fast gleichzeig Florus. Schließlich Cas- Historiker Theodor Mommsen 1885 als Weg sius Dio mit sehr ausführlichen Berichten zum der Varuslegionen, dem Nordrand des Wie- Ablauf der Ereignisse. hengebirges folgend, angenommen hat. Wir erfahren jedoch nicht, und dies hebt Der Begriff Marschweg ist irreführend, weil Petra Tüng ausdrücklich hervor, ab wann der es sich wohl um einen besseren Trampelpfad römische Offizier und Führer der Auxiliartrup- gehandelt hat. Petra Tüng schildert sehr pen, Arminius, sich im Cheruskergebiet aufge- plassch die wahrscheinliche Marschlänge der halten hat, um den Aufstand gegen Rom 65 Der Gardist

Oberstleutnant a. D. Volker Künanz dankt Petra Tüng vom Museum Kalkriese für eine hervorragende Führung. vorzubereiten. Er muss dies jedoch mit diplo- den Ablauf der militärischen Endscheidung am maschem Geschick und eisernen Nerven be- Kalkriese: Er springt gut zwei Kilometer aus werkstelligt haben, da es galt, die teilweise dem sonst relav geradlinigen Verlauf des auch römerfreundlichen Stämme von der Not- Wiehengebirges nach Norden hervor und ver- wendigkeit des Aufstands zu überzeugen und engt damit die begehbaren Flugsandflächen gleichzeig Varus gegenüber seine Römer- des Hellwegs auf etwa einen Kilometer, die ih- treue zu bekunden. Ein Konflikt aller Handeln- rerseits nördlich durch ein großes Moor – jetzt den, der an den 20. Juli 1944 erinnert… Vennenmoor – begrenzt sind. Hier haben die Ich beschränke mich jetzt auf die Gelände- Cherusker ihre Falle aufgebaut: ein etwa 400 beurteilung im Buch von Chrisan Pantle für Meter langer Wall am Nordrand des Kalkriese mit Wirkungsmöglich- keiten für ihre Speere auf die vorbeiziehen- den Legionäre. Pantle schreibt, als die Legionäre den Wall erblickten: „Den Römern muß schlag- arg klar geworden sein: Das Schlimmste war nicht überstan- den, das Schlimmste kam noch. Wir wissen weder, wie viele Sol- daten der drei Legio- nen lebend bis nach Der Ort der Exkursion der Gruppe Rheinland: Kalkriese gelangten, 2010 Jahre nach der Schlacht... noch besitzen wir ir- 66 2-2019 SEMPER TALIS BUND gendeine Informaon über die ‚Stärke der Auf- mir!“ Erster Inhalt des Briefes: Er sei in den ständischen’. Die Germanen konnten den 50er Jahren in den Vereinigten Staaten, unter Durchbruch römischer Truppen durch den anderem in Minnesota, unterwegs gewesen – Engpass nicht vollständig verhindern.“ An und man habe ihm dort empfohlen, die Stadt Hand der archäologischen Funde muss es ei- New Ulm, gegründet von deutschen Einwan- nigen Legionären gelungen sein, über die oben derern, zu besuchen und das von diesen er- beschriebenen Flugsandflächen zu entkom- richtete Denkmal zu besichgen. men. An einem Diorama im Museum zeigt uns Zweiter Inhalt: ein Dia (siehe Bild unten) – Petra Tüng sehr plassch mit Hilfe von klei- mein vermisster Hermann in New Ulm, nach- nen Metallkugeln den gerade geschilderten empfunden dem Detmolder Original. Im Jahr Ablauf. 2000 vom Kongress der Vereinigten Staaten Wir starten zu unserer gebuchten Fahrt in als offizielles Symbol des historischen Erbes die Umgebung des Kalkriese. Dazu gehört deutscher Einwanderer besmmt: Hermann, nicht, wie vermutet, der Besuch des Her- the German! mannsdenkmals – sondern eine Besichgung der Flugsandflächen, milerweile landwirt- Oberstleutnant a. D. Volker Künanz schalich genutzt und nach Norden nicht durch das große Moor begrenzt, sondern durch den Miellandkanal. Der ausgefallene Blick auf die Ausgra- bungen des Walls vom Museumsturm wird nach Versicherung von Petra Tüng durch den Blick vom Turm auf dem Ven- ner Berg hinreichend ersetzt. Wir werden nicht enäuscht. Oben angekommen öff- net sich ein weiter Blick nach Norden. Un- mielbar vor uns fällt der Kalkriese bis zu den Flugsandflächen und dem Miel- landkanal ab. Dahinter die Reste des gro- ßen Moores, jetzt Venner Moor. Wir zweifeln nicht daran, dass wir das Ge- lände der Varusschlacht sehen. Eine eindrucksvolle Führung ist been- det, wir bedanken uns sehr herzlich bei Petra Tüng für die engagierte Darstel- lung der Ereignisse rund um Kalkriese. Scherzha erwähne ich, dass ich doch sehr den Besuch beim oben genannten Hermann vermisse. Ich erwähne, dass ich vor der Exkursion mit einem älteren vä- terlichen Freund, Fred Zenker, über das geplante Vorhaben gesprochen habe. Er sagte nur: „Warte zu Hause auf Post von New Ulm in Minnesota: „Hermann, the German!“ 67 Der Gardist Eins, Zwo, Drei – und Marsch… Das Drillteam der Zwoten beim Kiss Cup 2019

„Was war das denn gerade für ein geiler Auri der Bundes‐ wehr? Ich würde sagen, das verdient einen feen Applaus!“ Wie bereits im letzten Jahr trat das Drill- machte sich bereit und schaltete die zuvor team des Wachbataillons, dieses Jahr gestellt extra am Karabiner angebrachten LED-Leucht- durch die Zwote Kompanie, beim Kiss Cup auf. bänder an, die dem Greifen in der Show eine Seit 2008 treten bei dieser Charity-Veranstal- besondere Note verliehen: Eins, Zwo, Drei und tung in der Max-Schmeling-Halle rund 40 Pro- Marsch. Die Soldaten marschierten ein und minente gegeneinander an: verteilt auf drei bildeten in der Mie des Feldes einen Kreis, in Fußballteams. Der Erlös ging dieses Jahr an dem sich nach und nach der Kiss -Cup-Pokal das soziale Projekt „ResPact“ der Camp Group niederließ, während wir unsere einstudierten – das benachteiligte Kinder weltweit (bei- Griffserien absolvierten. Am Ende der Musik spielsweise auch in Berlin-Neukölln) durch machte das Drillteam kehrt und verbeugte sich Sport und Bildungsangebote fördert. Für unser mit einem drehenden Abgriff vorm Pokal. Das Drillteam war es seit vier Jahren wieder der Publikum verfiel in großen Applaus. erste Einsatz, dem wir entsprechend entge- Einer der Radiomoderatoren von Kiss FM, genfieberten. Nach dem Militärmusikfest in dem Veranstalter, betrat die Bühne: „Was war Düsseldorf und zwei Großen Zapfenstreichen das denn gerade für ein geiler Auri der Bun- in den beiden Wochen vorher haen wir nur deswehr? Ich würde sagen, das verdient einen eine kurze Vorbereitungszeit von fünf Tagen. feen Applaus!“ – worauf das Publikum noch- Am 9. Oktober war es dann soweit: Nach mals in tobenden Beifall verfiel. Somit endete einer Stunde Probe und zweistündiger Pause unser Drillteam-Einsatz erfolgreich und voller Sodrinks und Subway Sandwiches smmte den anwesenden Kommandeur haben sich das Drillteam und die Fackelträger Oberstleutnant Kai Beinke zufrieden. Unser in Stellung gebracht. Nach zehnminüger War- nächster Auri: beim Gardeball 2019 (siehe tezeit verdunkelte sich die Halle und die 8.500 Seite 18). Zuschauer warteten gespannt. Schon bald be- Aber bis dahin hieß es für uns noch: Üben, gann die Einmarschmusik, das Lied „Taki Taki“ Üben, Üben… von „DJ Snake“ zu spielen. Das Drillteam Oberstabsgefreiter Florian Durau

68 Der Gardist It´s all about German efficiency...! Deutsche Marineoffizieranwärter bei der Royal Navy zur Führungsausbildung

Bei den „PLTs“ (Personal Leadership Tasks) konnten sich die deutschen Gäste der Royal Navy nicht wirklich zurücklehnen – und unser Autor schon gar nicht. Aber, wer sein solda‐ sches Handwerk einst in der Vierten des Wachbataillon gelernt hat, der hält durch… Seit einigen Jahren arbeiten die Marine- Royal Naval College in Dartmouth deutlich, schule Mürwik (MSM) und ihre brische dass diese Dienstreise nicht nur ein Sightsee- Schwesterschule, das Britannia Royal Naval ing-Programm sein wird: durch den Empfang College (BRNC), gemeinsam bei der Ausbil- brischer Ausrüstung und eine darauffolgende dung ihrer Soldaten. So werden nicht nur Ver- Lagevorführung. bindungsoffiziere zwischen den Eliteschulen Am darauffolgenden Tag wurde es dann ausgetauscht; jedes Jahr bekommt zusätzlich scharf – gleich am Morgen wurden die deut- ein Hörsaal der Mürwiker Marineschule für schen Offizieranwärter auf die 20 englischen knapp zwei Wochen am Royal-Navy-College Gruppen aufgeteilt. So stellte der eine oder einen Einblick in das Leben und Arbeiten der andere Deutsche fest, dass von ihm nicht nur ältesten Marine der Welt – und nimmt dort Führungsqualitäten erwartet werden, sondern zusätzlich an deren Führungsausbildung teil. auch interkulturelle Kompetenz und Kommu- Diese einmalige Gelegenheit haen im letz- nikaon in einer fremden Sprache. ten Herbst 19 mehr oder weniger junge Offi- Viel Zeit, sich auf die äußere Rahmenlage zieranwärter, begleitet von ihrem einzustellen bestand jedenfalls nicht, denn an Hörsaalleiter: einmalig unter vielen Aspek- den drei Ausbildungstagen waren insgesamt ten… Zum einen wurde schon durch den Hin- 24 sogenannte „PLTs“ (Personal Leadership flug mit der Transall deutlich, dass dies eine Tasks) vorgesehen. Acht Lagen pro Tag bei acht Dienstreise der besonderen Art ist. Zum ande- Mann starken Gruppen bedeutete zwangsläu- ren wurde direkt nach Ankun am Britannia fig, dass man sich als Gast nicht wirklich zu- 70 2-2019 UNTERM STRICH rücklehnen konnte. So ging es quer durch das genutzt für den Austausch zwischen den Ka- College: hügelauf- und hügelabwärts – durch deen. Es gab viele Fragen (und Antworten) simulierte Situaonen, in denen das UN- zum jeweils anderen Ausbildungssystem; und Hauptquarer Hilfe benögte, wo Flüchtlinge schnell fanden wir, dass beide Naonen ihre versorgt oder Verletztentransporte durchge- Marineschulen zu Recht „Hogwarts“ nennen – führt werden mussten. also frei nach Harry Poer: „Schulen für Hexe- Dies war nicht nur körperlich sehr anstren- rei und Zauberei“. Die Bedingungen der Aus- gend, es wurde vom Ausbildungspersonal zu- bildungen weisen dabei teils erhebliche sätzlich auch strikt auf Form und Aureten der Unterschiede auf, wie auch die Ausrüstungen Kadeen beider Naonen geachtet. Schließ- der beiden Naonen. Durch solche Gespräche lich sind sie Nato-Partner und für alle Staaten wurden Verbindungen zwischen den Offizier- dieses Bündnisses gibt es einheitliche Verfah- anwärtern geknüp, die sich in den folgenden ren. So mussten die Lagen anhand der Nato- Tagen noch deutlich fesgen sollten. „Sequence of Orders“ abgearbeitet werden: Denn erst einmal stand nun ein ruhiges Wo- ein Schema, das es so auch in Deutschland chenende an, das für die Deutschen bedeu- gibt. tete: sich etwas mit ihrer brischen Dieses geregelte Verfahren schreibt den Ab- Schwesterschule auseinandersetzen. So be- lauf der Befehlsgebung vor: über das Zusam- sichgten wir den Brückensimulator vor Ort, menfassen der Lage, das Mieilen der lernten die beiden Ausbildungen kennen und eigentlichen Mission – bis hin zu dem detail- stellten fest: Bis auf kleine Unterschiede be- lierten Beschreiben des eigenen Vorgehens. deutet Seefahrt internaonal, dass dieselben Diese Schablone war während des Zusammen- Arbeiten zu verrichten sind. Außerdem stand arbeitens eine große Hilfe, vereinfachte sie am Sonntag der gemeinsame verpflichtende doch die Kommunikaon und half überra- Goesdienst für alle Offizieranwärter auf dem schenderweise über die eine oder andere Plan. Und natürlich kamen das kameradscha- Sprachbarriere hinweg. liche Miteinander und der kulturelle Aus- Aber nicht nur Fachkompetenz und körper- tausch nicht zu kurz. liche Leistungsfähigkeit waren von den küni- Es wurden fleißig Vorurteile besprochen gen Offizieren gefragt – auch das Verhalten und manchmal auch bedient – wenn es zum untereinander und der Auri wurden immer Beispiel um deutsche Effizienz oder Inge- wieder angesprochen und Verbesserungen in nieurskunst ging. Auch über das brische diesen Punkten angemahnt. So sollten die jun- Essen wurde natürlich geklagt: mal mehr und gen Kadeen sensibilisiert werden, dass zu mal weniger ernstha. Die wichgste Aufgabe einem guten militärischen Vorgesetzten nicht für beide Seiten war allerdings, während des nur die Befehlsgewalt gehört, sondern auch gesamten Wochenendes die eigene Ausrüs- der Anspruch an sich selbst – und dass auch tung zu klarieren (also: einsatzbereit machen) vermeintliche Kleinigkeiten, wie zum Beispiel und, gerade für die deutsche Seite, sich dabei gepflegtes Schuhwerk oder das respektvolle mit dem teils ungewohnten brischen Equip- Anreden mit Dienstgrad und Nachnamen un- ment zu beschäigen. tereinander, einen Soldaten doch recht for- Denn am folgenden Montag sollte es für dern können… drei Tage zur infanterisschen Grundlagenaus- Zwischen den einzelnen Lagen und in den bildung in das berüchgte Dartmoor in Devon Pausen wurde die Zeit dann aber auch intensiv gehen: ein Ort, wo ständig über das schlechte

71 Der Gardist

Navigaonsübung Navex mit zwölf Kilometern bis an die Leistungsgrenze: Aber zum Stolz aller kamen sämtliche gestarteten Soldaten am Ende auch wieder im Camp an. Weer geklagt wird – selbst für brische Ver- allen Beteiligten auslösend. „Wet and Dry“- hältnisse! „Ein Ort, an dem Sie am frühen Roune? Das bedeutet: Komple bekleidet in Morgen Sonne haben können, zum Miag ein eiskaltes Gewässer zu laufen – um dann Nebel und zum Abendessen einen Sturm mit die Kleidung langsam trocken zu laufen. Dazu Schneefall“, so der brische Ausbildungsleiter wurden wir an den Bach geführt, wo uns die über das Dartmoor: „Vier Jahreszeiten an Ausbilder die richge Roune vormachten. einem Tag sind keine Seltenheit.“ Zusammen Anschließend bereiteten wir uns auf den Gang mit anderen Schauergeschichten über diesen ins mehr als kühle Wasser vor; die ersten Ort im Gepäck, fuhren die Kadeen dann an- Deutschen standen bereits an der Uferkante – derthalb Stunden mit dem Bus in das Moor. da kam die erlösende Nachricht: Wegen der Im Moor angekommen, startete zuallererst niedrigen Temperaturen wird die praksche eine klassische Staonsausbildung. Über zwei Durchführung der „Wet and Dry“-Roune Tage verteilt wurden wir im Betrieb eines Bi- nicht sta inden. waks unterrichtet; im Umgang mit der Feldver- Nach der Rückkehr ins Camp wurde dann pflegung, dem Zeltbau, den Bewegungsarten der Biwak-Platz errichtet und die Offizieran- im Gelände, im Tarnen und Täuschen sowie in wärter gingen in die Feldlagerroune über. Be- der Befehlsgebung im Feuerkampf. Von allen deutete in diesem Fall: das Aufstellen von Seiten gefürchtet, schwebte über den knapp Wachplänen und das Durchführen dieser Wa- 170 Kadeen wie ein Damoklesschwert die chen. „Wet and Dry“-Roune – gleich am Montag- Nach einer sehr knackig kalten Nacht, mit abend geplant und wenig Begeisterung bei Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt, 72 2-2019 UNTERM STRICH

folgte eine ebenso knackige morgendliche die Royal Marines, von sich überzeugt.“ Diese Sportstunde. Nach einigen Aufwärmübungen posive Würdigung bestärkte die deutschen ging es zu einem knapp sechs Kilometer lan- Kadeen inj ihrem Durchhaltewillen und gen Lauf durch das efgefrorene Moor: berg- darin, am Abschlusstag der Übung noch ein- auf und bergab – und so scha en wir noch mal alles aus sich herauszuholen. vor sieben Uhr morgens knappe 400 Höhen- So kam es auch zum Urteil der brischen meter in unser Leistungspensum. Ausbilder: dass „deutsche Effizienz und Willen, Nach einem weiteren Tag mit Ausbildungen gepaart mit einer großen Leistungsfähigkeit, und Feldlagerbetrieb, der so manchen Kadet- sehr gute Vorgesetzte hervorbringen!“ Ähnlich ten aus seiner Komfortzone trieb, ging es am posiv fielen auch die Rückmeldungen der Miwoch in ein Navex: eine Navigaons- deutschen Seite aus. übung. Jedes deutsch-brische Team hae Die Anwärter der diesjährigen Crew waren sich anhand von Wegpunkten durch das Moor mehr als glücklich, dass sie die Ausbildung in zu navigieren. Und dies nur „bewaffnet“ mit England genießen duren. Nicht nur, weil auch Karte und Kompass, fernab der Zivilisaon in Deutschland irgendwann eine Prüfung im ohne wirkliche Orienerungsmöglichkeiten Führungsverhalten auf dem Plan steht. Die Ka- und durch teils unwegsames Gelände. So meraden konnten in England auch von der brachte diese Übung von knapp zwölf Kilome- breiten Erfahrung der Ausbilder, die von den tern Länge nun endgülg einige an ihre Leis- Royal Marines kamen, profieren. Waren doch tungsgrenze; aber zum Stolz aller kamen alle diese Kameraden mehrmals im Einsatz sämtliche gestarteten Soldaten am Ende auch und wissen ziemlich genau, worüber sie reden wieder im Camp an. Direkt danach fuhren wir – und was von militärischen Vorgesetzten zu wieder zurück nach Dartmouth ins Britannia erwarten ist. Royal Naval College, wo sich erst einmal alle Auf der anderen Seite ergriffen die deut- auf eine vernünige Dusche freuten. schen Kadeen auch die Chance, in einem so Am Donnerstag ging es dann für fast alle, frühen Zeitpunkt ihrer Karriere schon in Kon- ganz normal, mit dem Durchlaufen der Lagen takt mit einem Nato-Partner zu treten und so und dem Führungstraining weiter. Warum für einen unfassbar efen Einblick in das Arbeiten nur fast alle? Für die deutschen Offizieranwär- und Denken dieses Partners zu bekommen. ter stand zusätzlich noch ein hoher Besuch an: Zurück in Flensburg, waren die meisten deut- Der deutsche Marineaaché, Kapitän zur See schen Kameraden der Meinung, dass sie auf Mahias Schmidt, aus der Botscha in London dienstlicher Ebene von diesem Ausbildungs- hae sich angekündigt. vorhaben auf der anderen Seite des Kanals Er verscha e sich nicht nur einen Überblick enorm profiert haben – aber auch, dass das, über das von den deutschen Marineoffizieran- was anfangs als diplomasche Mission zur Ver- wärtern Geleistete, er suchte auch gezielt das efung der Partnerscha zwischen den Mari- Gespräch mit den jungen Kameraden. Der neschulen und den beiden Marinen gedacht deutsche Hörsaal habe sich als „Botschaer in war, im Einzelnen zu efen Freundschaen ge- Blau“ bewiesen und verdient gemacht: „Sie führt hat… haben hier vor Ort ein hervorragendes Bild ab- gegeben und sämtliche Ausbilder, auch gerade Obermaat (OA) Sebasan Kaup 73 Der Gardist Wir stellen uns vor … …auf der Informaonslehrübung Landoperaonen 2019

Besonderes Interesse bei der Informaonslehrübung Landoperaonen 2019: Das neu im Wachba‐ taillon eingesetzte geschützte Patrouillenfahrzeug „LAPV Enok“ der sechsten Kompanie. Vom 30. September bis zum 11. Oktober erstens das Protokoll und zweitens die Siche- 2019 waren die Oberstabsgefreiten David Bork rung. und Marvin Zarske, der Stabsgefreite Alexan- Also sammelten wir vorab Ideen und Ein- der Peters, der Hauptgefreite Arthur Parnitzke fälle und kamen zu dem Ergebnis, dass wir uns und meine Wenigkeit, Feldwebel Stephan mit einer staschen Waffen- und Fahrzeug- Scholz, auf der Informaonslehrübung Land- show präseneren – anders als im Jahr 2018, operaonen (ILÜ) 2019 eingesetzt – um das wo wir nur mit einem Einsatzfahrzeug Spezia- Wachbataillon vorzustellen. Der Aufgabenbe- lisierte Kräe Mungo (ESK Mungo) vertreten reich von uns war klar: Repräsentaon unseres waren. Nachdem das Material verpackt war, Bataillons in „Form und Farbe“. Uns stellten die Fahrzeuge bereits eine Woche vorher auf sich zwei „Herausforderungen“, die wir aus dem Truppenübungsplatz in Munster per Tief- dem Jahr 2018 bereits mitgenommen haen: lader angekommen waren und die eingeteil-

74 2-2019 AUS DEM WACHBATAILLON ten Soldaten ihre Auräge erteilt bekommen Wachbataillon solche Fahrzeuge?“ Das durch haen, fuhren wir am 30. September nach uns ausgestellte Material passte offenbar nicht Munster. wirklich in das verbreitete und gewohnte Bild Nach einer, durch das Weer, durchwach- „Wachbataillon beim Bundesministerium der senen Fahrt kamen wir pünktlich auf der so- Verteidigung“ – und führte bei den Besucher- genannten „Plae“ im Lager Trauen an. Dort gruppen immer wieder zu Verwunderung. empfingen uns bereits Oberstleutnant Markus Umso einsichger und interessierter waren je- Ruhland und Hauptmann Iven Kopf vom Kom- doch alle, als sie alle Antworten und Erklärun- mando Territoriale Aufgaben, die uns unsere gen hörten. Plätze zuteilten. Wir begannen mit dem Auf- In den Karrierecentern der Bundeswehr bau der Staon und waren bereit, jede Menge sowie in den Schulen für angehende Offizier- Fragen zu Waffen, Protokoll, Fahrzeugen und anwärter gibt es noch heute große Unkenntnis dem Aurag des Wachbataillons zu beantwor- über den Aurag unseres Bataillons. Allge- ten. mein bekannt sind der protokollarische Ehren- Die ersten Besuchergruppen, bestehend dienst und die sogenannte „Wache“. Jedoch ist aus angehenden Offizieranwärtern, zivilen An- nur sehr selten bekannt, dass das Wachbatail- gestellten und Zivilisten, ließen nicht lange auf lon neben dem protokollarischen Ehrendienst sich warten. Das neu im Wachbataillon einge- auch den Sicherungsaurag wahrnimmt und setzte geschützte Patrouillenfahrzeug „LAPV daher sehr gut mit Waffen, Gerät und Fahrzeu- Enok“ der sechsten Kompanie erregte neben gen ausgestaet ist. Hier haben wir des Öe- den ESK Mungo mit den auf lafeerten Waf- ren gehört: „Ihr seid ja besser aufgestellt als fen – dem Scharfschützengewehr G82 und mancher Infanterieverband.“ dem leichten Maschinengewehr MG4 – be- Leider herrschten auch nach wie vor allge- sonders großes Aufsehen. Nachdem dort alle meine Reserven gegenüber unserer besonde- relevanten Fragen fachgerecht beantwortet ren Weisung zum Haar- und Barterlass. Diese wurden, ging es weiter zum Thema „Protokoll- Aspekte zogen sich wie ein roter Faden durch “. Hier waren es der Oberstabsgefreite die gesamten Tage der Informaonslehr- Zarske und der Stabsgefreite Peters, die alle übung. Jedoch zeigten sich, wie schon er- Fragen rund um den Protokollarischen Ehren- wähnt, viele der Kameraden, der zivilen dienst beantworteten. Im Zelt, das wir für die Angestellten und der Zivilisten einsichg und stasche Waffenshow erhalten haen, stan- zugleich verwundert über die Bandbreite an den der Oberstabsgefreite Bork und der Aufgaben und Aurägen unseres Bataillons. Hauptgefreite Parnitzke bereit, um die Fragen Abschließend ist nur zu sagen, dass das der begeisterten Besucher zu den Waffen zu Wachbataillon auf der kommenden Informa- beantworten. Die Vielfalt der Waffen und Ge- onslehrübung 2020 nicht fehlen darf. Die Viel- räte, die von uns ausgestellt wurden, zeigten falt der dargestellten Miel und Auräge der reges Interesse. Gerade die neuen Systeme Bundeswehr sind dort von besonders hohem wie das „Wirkmiel 90“ oder das neue Nachts- Wert für das angehendende Führungspersonal ehmiel „Oscar“ stachen besonders aus der der Bundeswehr – und auch für uns, die wir Waffenshow heraus. Immer wieder gab es Fra- dort unseren Beitrag zur Präsentaon der gen wie: „Warum hat das Wachbataillon all Garde leisten duren. Denn ILÜ ist nur einmal diese Waffen?“ – „Das Wachbataillon hat im Jahr! einen Sicherungsaurag?“ – „Warum hat das Feldwebel Stephan Scholz

75 Der Gardist Wenn die Aufmerksamkeit ganz der Zwoten gilt... Musikfest der Bundeswehr in Düsseldorf

Dreifarbig: Die Ehrenformaon in den Uniformen von Heer, Luwaffe und Marine trat vor restlos ausverkauen Rängen auf.Unter der Führung vom Hptm Weißen‐ berg marschierte die Zwote in den ISS Dome ein Die Mauer im Hintergrund, zwei Schlag- Kompanie bereits drei Tage zuvor an, um an bäume und Wachhäuschen mit uniformierten allen Proben teilzunehmen. Schon am ersten Grenzsoldaten der NVA. Plötzlich brechen Tag ging es damit los. Trotz unserer frühen Ab- erste Teile aus der Mauer, ein Trabant fährt fahrt führte uns unser Weg nicht als Erstes in hindurch und hinter ihm strömen jubelnde die Unterkun, sondern sofort in den ISS Menschen durch den Eisernen Vorhang. Die Dome zu den ersten Stellproben. Trotz der teil- Schlagbäume öffnen sich und die Menschen- weise kräezehrenden Tage, die sich aufgrund menge bricht sich ihre Bahn. Feuerwerk und des Zeitplans der Veranstaltung teilweise sehr Musik setzen ein, während die Mauer weichen zogen, waren alle Kameraden der Zwoten sehr muss. Mit diesem Bild begann das diesjährige moviert und mit viel Disziplin bei der Sache. Musikfest der Bundeswehr im ISS Dome in Auch seitens des Musikfestes und des Landes- Düsseldorf, dass ganz unter dem Moo „30 kommandos Nordrhein-Wesalen wurden wir Jahre Mauerfall“ stand. sehr gut aufgenommen und betreut. Auch war Unter der Moderaon von Johannes B. Ker- es für die meisten Kameraden eine willkom- ner lud die Bundeswehr bereits zum drien mene Abwechslung zum Dienst in Berlin und Mal zum Musikfest der Bundeswehr in Düssel- viele nutzten die Gelegenheit, die Stadt Düs- dorf. Diesmal war es an der zweiten Kompa- seldorf und das Nachtleben vor Ort besser nie, das Banner des Wachbataillons hoch zu kennenzulernen. Natürlich mit dem entspre- halten: ein Aurag, den wir gern übernahmen. chenden Augenmaß – denn der Einsatz des Dazu reisten wir beinahe mit der gesamten Wachbataillons in der Show bedure der vol- 76 2-2019 AUS DEM WACHBATAILLON len Konzentraon und Straeit der „Greifer“. Foyer des ISS Dome, um persönlich der Kom- Mit einer dreifarbigen (Heer, Luwaffe, Ma- panie für den gelungenen Auri zu gratulie- rine) Ehrenformaon in Kompaniestärke ren. Schnell bildete sich eine große waren wir in die aufwendig gestaltete Eröff- Zuschauermenge: ein Moment, in dem die nungsszene und natürlich das Finale mit ein- Aufmerksamkeit ganz der Zwoten galt. gebunden. Mit einem Glücksgefühl und großer Erleich- In zwei mehrstündigen Shows wurde den terung, dass alles geklappt hae, ging es dann Zuschauern Einiges geboten. Neben den drei für alle auf die wohlverdiente Aer Show deutschen Musikkorps und der Big Band der Party. Nach dem Genuss einiger alkoholischer Bundeswehr zeigten auch viele zivile Künstler Getränke machten wir uns auf den Rückweg ihr Können – wie beispielsweise die Deutsche ins Hotel und am nächsten Tag mit dem Bus Rhein-Philharmonie, der Düsseldorfer Kon- auf den Weg in die Hauptstadt. Nach unserer zert-Chor oder der Mädchenchor am Essener Ankun am späten Sonntagnachmiag und Dom. Natürlich kamen aber auch wieder zahl- nach einer mehrstündigen Busfahrt freuten reiche internaonale Gäste: The Royal Band of sich alle über den nahenden Dienstschluss… the Belgian Air Force, The Royal Swedish Army Oberleutnant Felix Nimz Band, The Royal Edinburgh Mi- litary Taoo, das Top Secret Drum Corps aus der Schweiz und sogar die Tradional Band der südkoreanischen Streit- kräe präsenerten neben ihren musikalischen Fähigkeiten auch ihre Kultur, landestypische Musikstücke und Uniformen – und gaben so der Veranstaltung internaonales Flair. Ein weite- res Highlight war sicherlich auch der Auri des Popstars Adel Tawil, der mehrere seiner bekannten Lieder zum Besten gab. Beide Shows waren restlos ausverkau. Nach dem großen Finale, in dem die zweite Kompanie noch einmal ihr Können zeigen konnte, gab es großen Applaus und Standing Ovaons. Der Kommandeur des Wachbatail- lons, Oberstleutnant Kai Beinke, Diesmal hielt die zweite Kompanie das Banner war ebenfalls anwesend und des Wachbataillons auf dem Musikfest der Bun‐ sammelte „seine Zwote“ noch deswehr in Düsseldorf hoch: Einmarsch der Zwo‐ einmal nach dem Auri im ten unter Führung von Hauptmann Pascal Weißenberg. 77 Der Gardist Die Neunte tri an… Informaonsveranstaltung im Casinosaal

waren diesmal eingebunden. Vertre- ten war auch das Bundesamt für das Personalmanagement der Bundes- wehr. Die Veranstaltung wurde durch Oberstleutnant Sven Homann, den stellvertretenden Kommandeur des Wachbataillons, mit einer kämpferi- schen Rede eröffnet. Er stellte in sei- nen Ausführungen die gesegene Bedeutung der Ergänzungstruppen- teile dar – wie etwa der neunten Kom- panie – die zur Erfüllung des Kampf- und Verteidigungsaurages des Batail- lons notwendig sind. Hauptmann Prinz hob in seinen Ausführungen den Auf- trag der Neunten anschaulich hervor: mit dem Schwerpunkt auf die zu errei- chende Kampf- und Einsatzfähigkeit. Der Haus- und Ortskampf in der Ver- Stets vortrefflich: Auch die Neunte. Zur Personalgewin‐ teidigung wird ein Schlüsselschwer- nung lud sie in den Casinosaal der Julius‐Leber‐Kaserne punkt in der Ausbildung der Kompanie ein. Vorort‐Planung und kulinarische Versorgung durch das Casino: wie immer – hervorragend. sein. Die Fachreferenten erläuterten ausführlich zu den Themen: Finanzielle Die neunte Kompanie des Wachbataillons Rahmenbedingungen, Karriere und Aufsegs- ist seit Januar 2019 in Aufstellung. Sie wird von chancen. In Einzelgesprächen konnten offene Hauptmann d. R. Jakob Prinz als Chef geführt. Fragen geklärt werden. Kompaniefeldwebel ist der erfahrene Stabs- Die Vorort-Planung und die kulinarische feldwebel d. R. Andreas Kohlitz – zuletzt die Versorgung durch das Casino waren, wie „Muer der Kompanie“ beim Panzergrena- immer, hervorragend. Für die weitere Aufstel- dierbataillon 908. Zur Personalgewinnung fand lung der neunten Kompanie war diese Veran- am 26. Oktober 2019, bei herbstlichem Son- staltung ein weiterer wichger Schri. Es nenschein und schon aufsteigendem Nebel, konnten viele Beorderungsgesuche verbucht eine Informaonsveranstaltung im Casinosaal werden. Damit ist die für das erste Quartal sta. Der Einladung der Karrierecenter der 2020 geplante erste Übung in greiare Nähe Bundeswehr folgten gut 50 ehemalige Solda- gerückt. ten und Interessierte, vorrangig aus der Re- Die Neunte tri an… gion Berlin Brandenburg – auch die Karrierecenter Sachsen-Anhalt und Schwerin Haup eldwebel d. R. Jan Genschow 78 Der Gardist Was machen Sie denn da gerade… …Oberst a. D. Artur Schwitalla?

Ich bin mal wieder in Hamburg unterwegs. werke benutzt. Etwa 4.500 Arbeiter begannen Heute stehe ich an einem Hamburger Wahr- 1907 mit dem Bau zweier Röhren – 4,80 Meter zeichen: dem Elbtunnel! Und zwar dem alten breit und sechs Meter hoch – die als Miel- – auch St. Pauli Elbtunnel genannt. fahrbahn eine 1,92 Meter breite Spur für Fuhr- Als dieser am 07. September 1911 eröffnet werke haen. Je Uferseite wurden vier wurde, galt er als technische Sensaon. Er un- Schächte mit je einem Fahrkorb für je sechs bis terquerte die Norderelbe auf 426 Meter. Zwei zehn Tonnen Last gebaut. Die Wände der Tun- Tunnelröhren verbanden die Elbinsel Stein- nelröhren waren auf der gesamten Länge ge- werder mit den St. Pauli Landungsbrücken. fliest und mit bunten Steinzeug-Reliefmoven Der Bau war damals eine notwendige Folge als Geschenk Hamburger Kaufleute verziert. des enormen Wachstums des Hafens und der Nach vier Jahren Bauzeit waren – mit nur ein- ständig größer werdenden Verkehrsströme. monager Verspätung – etwa 10,7 Millionen Außerdem wollte man der steigenden Beläs- Reichsmark verbaut, was einem heugen gung durch auf der Elbe kreuzenden Wasser- Wertansatz von 130 Millionen Euro entspricht. taxis und Fähren begegnen, die die 40.000 „Seine einem Mausoleum nicht unähnliche Hafenarbeiter täglich für den Hin- und Rück- Gestalt ist geeignet, beim Beschauer, der den weg zur Arbeit nutzen mussten. Zweck nicht kennt, ein Grübeln über dessen Der Elbtunnel wurde zu dieser Zeit haupt- Besmmung zu wecken“, urteilte die Hambur- sächlich durch Fußgänger und Pferdefuhr- ger Presse bei der Eröffnung.

80 2-2019 PERSÖNLICHKEITEN Durch Kriegsschäden, allgemeinen Ver- Die großen Hafenbecken hinter (flußaufwärts) schleiß und nicht mehr erreichte TÜV-Aufla- dem Elbtunnel können von diesen Giganten gen dure der Elbtunnel ab 1980 nur noch im aber nicht mehr angelaufen werden. Für diese Notbetrieb benutzt werden. Da dies absehbar Schiffe wurde das Waltershofer Hafenbecken war, wurde 1975 – etwa fünf Kilometer west- vor dem Tunnel ausgebaut. lich – zusammen mit einer Elbverefung der Kreuzfahrtschiffe mit sechs bis acht Meter neue Elbtunnel gebaut. Er verbindet die Ham- Tiefgang können den unterirdischen Tunnel burger Ortsteile Othmarschen und Waltershof dagegen problemlos passieren. In den letzten und stellt heute die Bundesautobahn 7 dar. neun Jahren wurden beide Tunnelröhren noch Der alte Elbtunnel wird heute kaum noch einmal für etwa 50 Millionen Euro grundsa- von Fahrzeugen, aber dafür von etwa 300.000 niert. Am 26. April 2019 war die feierliche Er- Radfahrern und einer Million Fußgängern pro öffnung des Bauwerks. Wer den „restaurierten Jahr kostenfrei genutzt. Zudem zieht er viele und renovierten“ Elbtunnel im Detail kennen- Touristen an und dient als Kulisse für Filmauf- lernen möchte, der sollte sich am letzten nahmen. Sonntag im Januar nichts vornehmen. Denn Wagen wir einen Blick in die Zukun. Mit dort findet jedes Jahr der Elbtunnel-Marathon jährlich etwa 135 Millionen Tonnen Gesamt- sta, bei dem beide Röhren insgesamt 48 Mal umschlag ist der Hamburger Hafen der größte durchlaufen werden müssen. Seehafen Deutschlands – und hinter Roer- Ich bin mir sicher: Danach kennen Sie sich dam und Antwerpen der drigrößte Europas. da unten aus! Containerschiffe mit mehr als 350 Metern Länge und einem Tiefgang von mehr als 15 Aufgezeichnet von: Metern sind da heute keine Seltenheit mehr. Oberst a. D. Artur Schwitalla

81 Der Gardist Tafelsilber – ein neuer Brauch für die Garde? Das Wachbataillon bekam ein ganz besonderes Geschenk

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des nächsten Gardeballs können sich schon freuen: Wann hielten Sie so nobles Speisebesteck in ihren Händen?

Viele haben täglich mit dem Kommandeur bataillons 332 im niedersächsischen Wesen- des Wachbataillons zu tun. Die Einen bringen dorf. Dort übergab 1984 der scheidende Kom- ein kleines Präsent mit – die Anderen erhalten mandeur, damals Oberstleutnant Karl-Robert eines. Doch die wenigsten können von sich be- Woelk, seinem Nachfolger als Abschiedsge- haupten, ein komplees Tafelsilberset zu schenk einen kompleen Tafelsilbersatz. Die- überreichen. Dies geschah jedoch an einem ser trug die Inialen Karl-Robert Woelks und angenehmen Morgen, als Oberst a. D. Karl-Ro- das Wappen des Bataillons. Seinem Wunsch bert Woelk unseren Kommandeur Oberstleut- nach war es für das Offizierkorps besmmt. nant Kai Beinke besuchte, um sicherzustellen, Nach dieser Geste war jeder Offizier ange- dass eine ehrwürdige Tradion der Bundes- halten, bei der eigenen Verabschiedung der wehr nun im Wachbataillon aufgehen kann. Sammlung ein Besteckteil mit Namen und Das übergebene Tafelsilber hat eine beson- Dienstgrad hinzuzufügen. Nach 50-jährigem dere Geschichte. Es handelt sich um ein letztes Bestehen wurde der Verband aufgelöst. Bei Überbleibsel des aufgelösten Panzergrenadier- der Auflösung im Mai 2006 musste die Zukun

82 2-2019 AUS DEM WACHBATAILLON

Besondere Geschenke erfordern besonderes Geloben. Kommandeur Oberstleutnant Kai Beinke überreicht dem Spender, Oberst a. D. Karl‐Robert Woelk, eine Urkunde mit dem Versprechen: Das Wachbataillon übernimmt das Tafelsilber des alten Panzergrenadierba‐ taillons 332 in den Bestand – und stellt dessen weitergehende Nutzung und Pflege sicher. des Tafelsilbers geklärt werden. Der damalige felsilbers: Beispielsweise Veranstaltungen des Kommandeur, Oberstleutnant André Bode- Offizierkorps, des Semper talis Bundes und der mann, entschied, das nun beachtliche Tafelsil- Gardeball. Zur Bestägung dieser Übergabe ber der Offizierschule des Heeres zu wurde die oben erkennbare Urkunde ausge- übergeben, wo die Geschichte des Panzergre- stellt. Durch diese verpflichtet sich der Kom- nadierbataillons als Lehrbataillon begonnen mandeur – auch im Namen seiner Nachfolger hae. – das Tafelsilber in den Bestand zu überneh- Dort stellte man allerdings nach einiger Zeit men und dessen weitergehende Nutzung und fest, dass es keine Verwendungsmöglichkeiten Pflege sicherstellen. für das Tafelsilber gab. Somit stand für Oberst Diese Übergabe ist ein Grund zur Freude für a. D. Karl-Robert Woelk fest, dass eine neue das Wachbataillon. Sie zeigt, dass es in der Heimat gefunden werden musste. Die Wahl Bundeswehr für seine Tradionspflege be- fiel dabei auf das Wachbataillon. Zum einen ist kannt ist. Mehr noch, dass es Ansprechpartner es für seine Tradionspflege bekannt, zum an- ist, um auch neue Bundeswehrtradionen deren garaneren verschieden Anlässe einen fortzuführen. angemessenen Rahmen zur Nutzung des Ta- Obergefreiter Jan Jäger

83 Der Gardist

îçå oçÜÇáÅÜ…ëÅÜÉê=iÉÖ~íÉåÑçåÇë píáÑíìåÖ=ÇÉë=∏ÑÑÉåíäáÅÜÉå=oÉÅÜíë Festakt zum 300. Geburtstag Friedrich Wilhelm von Rohdich

Erscheint mir auf jeden Fall entbehrlich. Wenn Du Probleme mit weite‐ ren hast, bie ich Dich, das direkt mit Ernst Schüßling zu klären… Mehr als 170 Gäste waren am 25. Juni 2019 kinder in Bundeswehrfamilien des BwSW" der Einladung in das Tagungszentrum der Ju- (des Bundeswehr-Sozialwerks), Beate Jung, zu- lius-Leber-Kaserne in Berlin gefolgt. Oberst a. teil. Die Anwesenheit von Vertretern aus dem D. Peter Utsch konnte neben dem Komman- Bundesministerium der Verteidigung und aus deur des Kommandos Territoriale Aufgaben, dem Amt des Wehrbeauragten unterstrich Generalmajor Carsten Breuer, zahlreiche Gäste den Stellenwert des Festakts. aus dem öffentlichen Leben, der kommunalen In einer Schweigeminute gedachten die An- Polik, dem Gewerbe und von Dienststellen wesenden zunächst der Hinterbliebenen des der Bundeswehr begrüßen. Vollständig er- bei einem Flugzeugabsturz in der Nähe von schienen waren die Kooperaonspartner im Jabel/Nossenner Hüe am 24. Juni tödlich Netzwerk der Hilfe: vom Bundeswehr-Sozial- verunglückten Eurofighter-Piloten. werk, dem Soldatenhilfswerk, der Härtefallsf- In ihren Grußworten überbrachten der tung, der Soldaten- und Veteranensung Kommandeur Kommando Territoriale Aufga- sowie der Heinz-Volland-Sung im Deut- ben der Bundeswehr und der Referatsleiter schen BundeswehrVerband. (FüSK III 2) im Bundesverteidigungsministe- Eine ganz besondere Ehre wurde dem von rium, Oberst i.G Walter Schulte, ihre Glück- Rohdich’schen Legatenfonds durch die Anwe- wünsche an die Sung. Beide hoben das senheit der Schirmherrin der "Akon Sorgen- ehrenamtliche Engagement im Netzwerk der 84 2-2019 VON ROHDICH'SCHER LEGATENFONDS

Ehrung: Generalmajor Carsten Breuer verleiht dem von Rohdich’schen Legatenfonds für sein be‐ sonderes Engagement die Ehrennadel des Kommandos Territoriale Aufgaben der Bundeswehr. Hilfe für mildtäge Aufgaben unter Soldaten zwischen Oberst a. D. Utsch und Generalleut- und Angehörigen der Bundeswehr hervor. Ge- neralmajor Breuer verlieh dem von Roh- dich’schen Legatenfonds für sein besonderes Engagement die Ehrennadel des Kommandos Territoriale Aufgaben der Bundeswehr. Abge- schlossen wurde der Festakt mit der Übergabe einer Spende des von Rohdich’schen Legaten- fonds an das Soldatenhilfswerk der Bundes- wehr, die der Geschäsführer des Soldatenhilfswerks, Oberstleutnant a. D. Hans- Michael Keerle, entgegennahm.

Generalleutnant Johann Langenegger zu Besuch im Sungshaus

Mit dem Besuch durch Generalleutnant Jo- hann Langenegger, Kommandeur Einsatz und Stellvertretender Inspekteur des Heeres, nahm erstmals einer der ranghöchsten Vertre- ter aus dem Kommando Heer die Gelegenheit wahr, sich im Sungshaus zu Zweck und In- Hilfe: Spende des von Rohdich’schen Lega‐ halt der Tägkeit des Legatenfonds zu infor- tenfonds an das Soldatenhilfswerk der Bun‐ mieren. Dem regen Informaonsaustausch deswehr. 85 Der Gardist

den Satzungsbesmmungen seine Vorstands- tägkeit leider aufgeben. Am 26. August eröffnete Oberst a. D. Utsch die Vorstandssitzung und resümierte die ver- gangene Zeit seit dem letzten Zusammentref- fen. Da Dr. Jürgens am Vortag aus dem Vorstand verabschiedet worden war, wurde auf Vorschlag des Kommandeurs des Wachba- taillons Hauptmann Pascal Weißenberg, Kom- paniechef der zweiten Kompanie, einsmmig in den Vorstand gewählt. Es galt, mehr als zwölf Anträge auf Kameradschashilfen und Unterstützungsleistungen zu entscheiden und Ziele für die anstehenden Wochen festzule- gen. Am Nachmiag wurde die gemeinsame Sitzung mit dem neuen Bundesvorsitzenden des Bundeswehrsozialwerks, Oberst a. D. Informaonsaustausch: Generalleutnant Jo‐ hann Langenegger informiert sich bei Oberst a. D. Peter Utsch über den Legatenfonds. nant Langenegger folgte ein zwangloser Aus- tausch zu Themen des aktuellen Zeitgesche- hens und zur Entwicklung der Bundeswehr.

Legatenfonds zu Gast beim Bundeswehrsozialwerk

Bereits zur Tradion geworden ist die ge- meinsame Tagung der Vorstände des Legaten- fonds und des Bundeswehrsozialwerks: der Höhepunkt eines jeden Jahres. So war in die- sem Jahr das Hotel Lindenhof des Bundes- wehrsozialwerks in Brauneberg an der Mosel Tagungsstäe. Nach sehr herzlicher Begrü- ßung durch die Leiterin des Hauses, Heike Hensen, begann ein gut gefülltes Tagungspro- gramm. Zunächst wurde am 25. August Hauptmann Dr. Chrisan Jürgens für seine gut zweijährige Ehrung: Das Bundeswehrsozialwerk ver‐ Vorstandstägkeit in der Sung gedankt. Mit leiht dem von Rohdich'schen Legatenfonds seiner Versetzung aus dem Wachbataillon be- die Ehrenmedaille des Bundeswehrsozial‐ reits im März 2019 musste Dr. Jürgens nach werks in Silber. 86 2-2019 VON ROHDICH'SCHER LEGATENFONDS

Peter Dormanns, und dem ebenfalls neu ge- wählten Bundesge- schäsführer, Oberregierungsrat Norbert Bahl, durch- geführt. Oberst a. D. Dormanns sprach zu Veränderungen im So- zialwerk, über Pro- jekte des Hauses und der Sung des Sozial- werks sowie über die Familienfreizeiten der Akon Sorgenkinder in Bundeswehrfami- lien. Gemeinsame Pro- jekte wurden angeregt und ein reger Aus- tausch von Erfahrun- gen in der sozialen Dank: an Hauptmann Dr. Chrisan Jürgens – für seine Tägkeit rundeten gut zweijährige Vorstandstägkeit in der Sung. einen gelungenen In- den langjährigen Vorsitzenden der Sung, formaonstag ab. Oberstabsbootsmann a. D. Karl (Charly) Heid, Bei dem schon tradionellen Abendessen und den stellvertretenden Vorsitzenden, Ha- der gemeinsamen Tagung verlieh das Bundes- rald Schrader, führten die Vorstände einen In- wehrsozialwerk dem von Rohdich'schen Lega- formaonsaustausch durch. tenfonds für sein langjähriges soziales Oberstabsbootsmann a. D. Heid berichtete Engagement die Ehrenmedaille des Bundes- von den Anfängen bis in die Gegenwart des wehrsozialwerks in Silber. Veteranenheims, zur Organisaonsstruktur Zum Abschluss der Veranstaltung über- und den Leistungen, die die Bewohner des Ve- reichte Oberst a. D. Utsch im Namen des Vor- teranenheims erwarten können. Mit dem Be- standes des Legatenfonds einen such in Hamburg wurden auch die bereits Spendenscheck für die Akon Sorgenkinder in über lange Jahrzehnte bestehenden guten Bundeswehrfamilien. Kontakte aufgefrischt. An dieser Stelle möchte der Vorstand herz- Besuch der Sung Veteranenheim liche Glückwünsche an die füne Kompanie Deutscher Soldaten in Hamburg des Wachbataillons übermieln, die in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag feierte. Gern häen Am 10. Oktober reisten der Vorsitzende und wir die Glückwünsche unmielbar und direkt der Geschäsführer nach Hamburg, um den übermielt, allein die Gelegenheit fehlte. Vorstand der Sung Veteranenheim Deut- Hauptmann a. D. Ernst Schüßling scher Soldaten zu besuchen. Begrüßt durch 87