Blick über Grenzen Vorwort

Kunst, Kultur und schöpferische, kreative national gesehen qualitativ und quantitativ Leistungen sind nicht an politisch gezogene hervorragend. Es wurde viel erhalten und Grenzen gebunden. Daher überschreiten wir restauriert, was heute, nach der Öffnung der mit diesem Heft auch die Grenze zu unseren Grenze nun in sichtbarem Zusammenhang mit heutigen Nachbarn, eine Grenze, die in den dem Kulturbestand unserer Nachbarn wieder vergangenen Jahrhunderten über lange Zeit- zu sehen ist. Es zeigt, dass Denkmalpflege auch räume nicht existiert hat. Und dieser Blick vorausschauend sein muß, dass zeitliche und hinüber zeigt uns, dass wir die gleiche kultu- politische Grenzen nicht trennen dürfen. relle Geschichte wie unsere Nachbarn haben, Die Öffnung der Grenze hat eine Ausein- dass sich die Entwicklung von Kunst und andersetzung mit der Geschichte, einer mit Kultur nicht wesentlich von unserer unter- uns gemeinsamen Geschichte ermöglicht. Dies scheidet. erlaubt ein freieres, unbelastetes Verhältnis, Über lange Zeiträume hinweg waren in auch zur gemeinsamen Kultur und damit zur Niederösterreich, Wien, Ungarn, Tschechien Pflege traditioneller Werte und Güter. oder der Slowakei die gleichen Personen als Künstler, Baumeister, Architekten, Gartenge- stalter, Komponisten, Bildhauer tätig. Bedeu- tende Baumeister wie Johann Bernhard Fischer von Erlach oder Josef Kornhäusl bauten „drü- ben und herüben“, aber auch die Handwerker, die Tischler, Maler, Zimmerer usw. waren dieselben. Zum Verständnis der jeweils auf der ande- Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll ren Seite Lebenden ist dieses Wissen über die gleiche kulturelle Geschichte wichtig und be- sonders in Hinblick auf die EU-Osterweite- rung kann es zum Abbau vorhandener Ängste beitragen. Wir wollen damit aber auch zeigen, dass es in diesen Ländern, besonders in den letzten Jahren große Anstrengungen zur Erhal- tung dieses Kulturgutes gegeben hat. So gibt es, trotz vieler Nutzungsänderungen, vorbild- liche Restaurierungen. Die Leistungen in der Denkmalpflege Niederösterreichs, die in den letzten Jahren so verdienstvoll vom nun in Ruhestand befindli- chen Landeskonservator HR Dr. Werner Kitlitschka betreut wurden, sind, auch inter- Editorial über der Grenze historische Objekte teilweise hervorragend restauriert worden. Der über viele Jahrzehnte dauernde Dornröschenschlaf mancher Objekte hat weniger zerstört, als die extensive Nutzung mancher Objekte im soge- nannten Westen. Alte Handwerkstechniken, die Basis für eine gute Restaurierarbeit, haben sich hier besser erhalten als in den westlichen Industrieländern. Und dieses Wissen um die Die Reise zu unseren Nachbarn in der Slowa- traditionelle Verwendung der Baustoffe und kei, in Ungarn oder in Tschechien ist einfacher deren Verarbeitung kommt auch uns zu gute. geworden. Die Formalitäten an der Grenze Die Zusammenarbeit in der Denkmalpflege sind entfallen und sogar der Einkaufstourismus über Landesgrenzen hinweg kann so für beide hat eingesetzt in den letzten Jahren. Osteuropa Seiten befruchtend wirken, im Austausch wis- nähert sich mit riesigen Schritten der gemein- senschaftlicher und handwerklicher Erfahrungen. samen europäischen Mitte. Es ist Zeit, abgese- Wir wollen Sie, verehrte Leser mit dieser hen von wirtschaftlichen Interessen auch die Broschüre animieren die Grenze zu überschrei- gemeinsame Geschichte zu betrachten. Dazu ten, oder an ihr entlang zu wandern. Nehmen gehören all die Kunstschätze, die aus einem sie sich Zeit und gehen sie auf Entdeckungs- gemeinsamen kulturellen Raum entstanden reise, in vergangene Zeiten, in einen alten und sind. neuen gemeinsamen Wirtschaftsraum und in Die Dörfer an den Flüssen March und eine gemeinsame kulturelle Geschichte. Thaya haben wieder Zugang zu ihren Ge- schwistern am anderen Ufer, Familien, die so

Blick über Grenzen Blick zufällig von den örtlichen Gegebenheiten ge- Gerhard Lindner trennt waren sind wieder verbunden. Wirt- schaftlicher und kultureller Austausch kann wieder funktionieren und an eine Zeit an- schließen, als die Grenze keine trennende war. Spezielle geografische und naturräumliche Gegebenheiten schaffen meist einen eigenen Wirtschaftsraum, auch das ist hier ersichtlich. Politische Grenzen halten sich nicht immer daran, können aber die über Jahrhunderte ent- standene Basis nicht zerstören. Noch großteils verschont von den Ikonen der Konsumgesellschaft, von den unzähligen Tafeln, Schildern, Behübschungen, Regle- mentierungen etc. in unserem Land, die uns schon lange jeden Blick verstellen, sind hier, Blick über Grenzen Thomas Samhaber Grenzsteine – Kulturdenkmäler der Rudolf Klaffenböck besonderen Art 37 Entlang der Grenze 6 Dr. Andrea Komlosy DI Thomas Dillinger Waldviertel- Mühlviertel-Südböhmen 40 Dr. Gerhard Schimak Dipl.-Ing. Dr. Hannes Schaffer Dr. Eugen Scherer Die unberührt gebliebene Landschaft 11 Denkmalschutz, Kulturstrasse und Identität 45 Mag. Katharina Schwarz-Herda Grenzenlose Kultur 13

LAbg. Herbert Nowohradsky Die Bernsteinstraße im 20 Das Restaurierbeispiel 46

Annemarie Täubling Der Nationalpark Donau-Auen 22

DI Robert Brunner Aktuelles aus der Denkmalpflege Der Nationalpark Thayatal 25 in Niederösterreich 51

Dr. Erich Steiner Teiche diesseits und jenseits der Grenze 28

Prof. Vaclav Bu°z˘ek Adelige Residenzen in den böhmischen Ländern entlang der österreichischen Grenze 30

Juraj Z˘áry Slowakische Schlösser und Burgen -1 32

Mag. Peter Kresánek Slowakische Schlösser und Burgen -2 35 Entlang der Grenze

„Beim Gehen sehen“, sagt Rudolf Klaffenböck

Rudolf Klaffenböck Grenzregionen sind meist Abwanderungs- „Es ist mir ein inneres Bedürfnis zu gehen, den Fotograf und gebiete und einem steten Wandel unterzogen. Boden zu berühren und mich zu erden. Gehen Kabarettist Diesen zeitgeschichtlichen Umbruch nach bedeutet für mich die intensivste Form der dem Wegfall des „Eisenen Vorhangs“ doku- Wahrnehmung und die unabhängigste Art der mentierte der Passauer Rudolf Klaffenböck aus Fortbewegung. Beim Gehen sehen. Gehen hebt der Sicht eines „Spurensammlers“ mit fotogra- die Zeit auf.” (Rudolf Klaffenböck) fischem Blick. Während seiner fast 100-tägigen Wanderung entlang der österreichischen Staats- Fotos und Texte stammen aus dem Buchtitel grenze berührt er vergessene, zum Teil lange GRENZgehen: eine Wanderung entlang der Die Ausstellung Zeit hermetisch abgeriegelte Landstriche der österreichischen Staatsgrenze zu Tschechien, „GRENZgehen“ von ehemals kommunistischen Nachbarländer der Slovakei, Ungarn und Slovenien/ Rudolf Rudolf Klaffenböck. im Museum Moderner Kunst Tschechien, Slowakei, Ungarn und Slowenien. Klaffenböck.-2. Aufl.-Passau: Stutz, 1999 Passau, ist noch bis 26. Die Erlebnisse dieser Reise hat er in ISBN 3-88849-019-7 November zu besichtigen. Tagebuchnotizen und s/w-Fotos festgehalten.

Selbstportrait im Fremdenzimmer, 1994

6 Wirtin, , Waldviertel, 1994

Kurze Achtel-Station im „Gasthaus zur Waldhütte“ der Familie Schassl. „13 Veranstaltungen mit circa 400 bis 600 Leuten hama früher g’habt im Saal; jetzt ist alles aus, wegen der Discos und der privaten Vereinsfeste. Bald werden wir zusperren“, sagt die Wirtin, wechselt für das Foto ihre Kittel- schürze und lädt mich auf das Achtel ein.

Zollwach-Hütte, Sierndorf an der March, 1995

Vor mir das erste öster- reichische Zollwachhäus- chen auf dieser Etappe. Heißen die gußeisernen Öfen auch hier „Ire“? Jawohl, und ein Reisstroh- besen hängt auch an der Wand. Stechmücken um- tanzen mich und werden an schattigen Stellen immer aggressiver. Rechter Hand Sierndorf, dahinter Weingärten, die eine lang- gestreckte Hügelkette hin- aufwachsen.

7 Preßhäuser, Falkenstein, Weinviertel, 1995

Ich mache noch ein paar Bleistift-Skizzen von den unterschiedlich gemauer- ten Eingängen in der Kellergasse, weil mich organische „Architektur ohne Wasserwaage“ schon immer begeistert hat. Aus den Lüftungslöchern der Weinkeller strömt der intensive Geruch gären- der Trauben. Frau Stecher, meine Vermieterin, wäscht mir in der Maschine meine Hemden und kredenzt mir eine Flasche selbstge- bauten Welschriesling.

Fußballplatz, Brand, Waldviertel, 1994

Ich folge lautem Geschrei und Pfiffen und lande am Sportplatz beim Fuß- ballspiel Brand gegen Großdietmanns. Die grün- weiß-bedresste Heimmann- schaft gewinnt 4:3. Milan, dem tschechischen Mittelstürm- er des SV Brand, werden die Zurufe des Trainers durch einen tschechischen Übersetzer wild gestikulie- rend ins Spielfeld geschri- en. Die heimischen Fuß- ball-Fans, zwischen Vereinslokal und gegneri- schem Tor skandierend, ersetzen jeden Fernseh- Kommentator. Der Schiedsrichter verdaut selbst nach einem annu- lierten Tor der Heim- mannschaft die härtesten „analen“ Titulierungen.

8 Forstauto, Petronell- Carnuntum, 1995

Im Graben des einstigen Wasserschlosses Petronell parkt vor einem hölzer- nen Schiebetor, über dem das ausladende Geweih eines 1931 erlegten Hirsches wacht, ein grü- ner VW-Käfer. Das feh- lende Autokennzeichen ersetzt ein handgeschrie- benes grünes Schild mit dem Wort: Forstbetrieb.

9 Papiermühlen-Besitzer, Bad Groß-Pertholz, 1994

Besuch des Papiermühlen- betriebes bei der Familie Mörzinger nahe Bad Großpertholz. Der Senior führt mich durch den antiquiert anmutenden Betrieb, in dem hand- geschöpftes Papier bis zur Größe DIN A2 hergestellt wird. Er setzt sich neben den „Holländer“, einen Granitbottich, in dem die zerfaserten und vorgefaul- ten Hadern zu Brei zer- mahlen werden. Die Räume ähneln einer ver- lassenen Weißwäscherei des vorigen Jahrhunderts.

Geschlossener Grenz- übergang, Schwarzau, Waldviertel, 1994

Wir gehen gemeinsam zu einem unbesetzten Grenz- übergang. Hier wurde auf tschechischer Seite ein ehemaliger Wachturmauf- satz zum ebenerdigen Grenzhäuschen umfunk- tioniert. „Früher“, sagt der Beamte der Zollwache, „hama oft mit dem Fern- glas rüberg’schaut, aber es hat sich nichts getan, kein Gruß, gar nichts. Heute passiert an den Grenzübergängen der Menschenschmuggel, aber hauptsächlich in den Ge- frier- oder Blumencon- tainern der LKW. Aber man kann ja nicht jedes Mal die Container aus- räumen lassen.“

10 Beispiel der Symbiose von natürlicher und Die unberührt gebliebene gestalteter Landschaft, die auch für den Touris- mus optimal nutzbar ist. Das einstmals sehr Landschaft verzweigte Flusssystem der Thaya mit den Au- wäldern und die anschliessenden, höhergelege- nen Sandböden mit künstlich angelegten Föhrenwäldern, Weingärten und Landwirt- schaftsflächen bilden den Rahmen für eine über mehrere Jahrhunderte entwickelte Land- Dipl.-Ing. Betrachtet man den niederösterreichisch – schaftskomposition. Thomas Dillinger tschechischen Grenzraum, kann man tatsäch- Anfang des 18. Jahrhunderts wurden und Dipl.-Ing. Dr. lich den Eindruck einer „Unberührten Land- Lednice/Eisgrub und Valtice/Feldsberg durch Gerhard Schimak schaft“ gewinnen. Bei genauerem Hinsehen eine 8 km lange Allee verbunden. Außerdem Technische Universität stellt man jedoch fest, dass es sich hiebei um wurden noch Alleeverbindungen nach Breclav/ Wien, Institut für eine, in den letzten Jahrzehnten zwar kaum Lundenburg und Podivín angelegt. Das Städtebau und Raum- veränderte, jedoch durch Jahrhunderte geprägte prächtige Barockschloss von Valtice/Feldsberg planung sowie Kulturlandschaft handelt. – bis zur Neufestlegung des Grenzverlaufes im Dipl.-Ing. Dr. Die Grenzziehung nach dem Friedensver- Jahre 1920 gemäss dem Friedensvertrag von Hannes Schaffer trag von St. Germain und die Errichtung des St. Germain auf österreichischem Gebiet MECCA Environmental „Eisernen Vorhanges“ verursachten einen Still- gelegen – war bis 1938 Hauptwohnsitz der Consulting stand der Entwicklung dieser „Grenzregion“. Familie Liechtenstein, die erst zu diesem Zeit- Dies drückt sich beispielsweise auch in der punkt nach Vaduz in ihr Fürstentum über- Bevölkerungsentwicklung der Region aus, die siedelte. Durch Sichtachsen wurde die umge- auf der österreichischen Seite einen kontinuier- bende Landschaft strukturiert und gegliedert. lichen Rückgang verzeichnet. Zusätzlich wurde die gesamte Landschaft zwi- Macht man sich auf die Suche nach ver- schen Lednice/Eisgrub und Valtice/Feldsberg bindenden Elementen in diesem Grenzraum neu gestaltet. Durch die Abwechslung unter- wird man jedoch rasch fündig. Ein Beispiel schiedlichster Landschaftstypen und durch die dafür stellt die durch Jahrhunderte geprägte Anlage von Teichen, eingebunden in Parkan- Kulturlandschaft Kulturlandschaft im Umfeld der Liechtenstein- lagen, entstand eine eindrucksvolle Land- im Umfeld der schlösser dar. Das Gebiet um Lednice/ Eisgrub schaftskomposition mit sehr geschlossenem Liechtensteinschlösser und Valtice/Feldsberg ist ein eindrucksvolles Charakter, welche durch die Errichtung von „Landmarks“ (Denkmäler, Tempel etc.) be- wusst in Szene gesetzt wurde. Eine besondere Bedeutung hatte das Grenzschloss in Hlohovec, das mit seiner Ge- bäudeachse exakt über der ehemaligen Grenz- linie zwischen Mähren und Österreich errich- tet wurde und die symbolische Verbundenheit der beiden Kronländer zum Ausdruck brachte. Erst in letzter Zeit wird man sich der Be- deutung dieser historischen und grenzüber- schreitenden Kulturlandschaft verstärkt bewusst. So wurde erst im Juni diesen Jahres die Sonderausstellung „Grenzenlos“ – Die Liechtensteinregion zwischen Thaya, March und Zaya – im Schloss Wilfersdorf, dem frühe- ren Stammsitz der Liechtensteiner, eröffnet. Ein weiteres Beispiel „grenzüberschreiten- der Elemente“ stellen die Kellergassen dar.

11 Heute sind viele der Weinkeller außer Funkti- on und werden, insbesondere auf österreichi- scher Seite, zunehmend als touristische Attraktion zur Vermarktung des Weines und anderer agrarischer Spezialitäten herangezogen. Auf tschechischer Seite wurden leider viele der Kellergassen durch unmaßstäbliche Einbauten zerstört. Ein Schicksal, dass den österreichi- schen Kellergassen auf Grund der fehlenden Entwicklungsdynamik weitgehend erspart geblieben ist. Die fehlende Entwicklungsdynamik dieser Region hatte, wenn man es so betrachtet, also auch ihre guten Seiten. Eine über Jahrhunderte gepflegte Kulturlandschaft wurde dadurch weitgehend erhalten. Durch die Grenzöffnung im Jahre 1989 wurden neue Rahmenbedin- gungen geschaffen und es bleibt zu hoffen, dass sich die Entwicklung der Region nicht auf den Bau von Shopping bzw. Entertainment Centern beschränkt, wie es gerade beim Grenz- Grenzschloß Hlohovec Bereits am Beginn des 19. Jahrhunderts war übergang Hate – Kleinhaugsdorf durch die der Weinbau im Weinviertel und auch in Süd- Excalibur City geschieht. mähren neben den großen Adelsbesitzungen auch kleinbäuerlich dominiert. Am Beginn des 19. Jahrhunderts war die Rebenfläche nahezu doppelt so groß wie heute. Die damalige Expansion des Weinbaues brachte die Notwendigkeit mit sich, Lager- raum außerhalb der ursprünglich nicht unter- kellerten Häuser zu schaffen. Aus diesem Grund wurden die Kellergassen in unterschied- lichster Ausprägung im 18. und 19. Jahrhun- dert angelegt. Typologisch kann man neben der Kellergasse (geschlossene Bebauung entlang der Gasse) und dem Kellerdorf (meist freiste- „Kellergasse“, zerstört hende Kellergebäude je nach den topografi- schen Bedingungen in Senken oder auf Erheb- ungen) unterscheiden. Diese wirtschaftlichen Zweckbauten, die sich teilweise durch liebevol- le Gestaltung auszeichnen, beherbergen neben den Lagerräumen auch die Presshäuser, in denen die Bauern ihre Trauben verarbeiteten. Drei Viertel aller niederösterreichischen Keller- gassen liegen im Weinviertel, das deshalb auch als das Zentrum der Kellergassenlandschaft be- trachtet werden kann. Diese Landschaft erstreckt sich von der Wachau über das Alpenvorland, , Südmähren bis nach West- und Südungarn. „Kellergasse“, intakt

12 Mäzene mit der Errichtung von Repräsentati- Grenzenlose Kultur onsbauten beauftragten. Als ein besonders prächtiges Beispiel sei hier das Schloss Lednice/Eisgrub angeführt: Der aufwändige und immer wieder dem Zeit- stil angepasste Bau war ab dem 13. Jahrhun- dert bis zum Ende des 2. Weltkrieges im Besitz der bedeutenden Familie der Liechtensteins, der neben etlichen Prunkbauten in Wien auch Mag. Katharina Mitte des 15. Jahrhunderts wurde in der Stadt zahlreiche Schlösser und Burgen in Böhmen Schwarz-Herda Brno/Brünn ein Mann geboren, der sich Jahre und Mähren gehörten, in denen unterschied- freie Journalistin später im Wiener Stephansdom durch ein lichste Kunstrichtungen Förderung erfuhren. Selbstbildnis verewigen sollte. Die Rede ist von Beim Bau beziehungsweise der Umgestal- Anton Pilgram, dem Sohn einer ursprünglich tung von Lednice/Eisgrub kamen gleich mehr- aus Jihlavá/Iglau stammenden Steinmetzfami- fach bekannte Architekten zum Einsatz, die lie, der als einer der ersten Künstler seiner Zeit sich auch in Niederösterreich und Wien einen aus der Anonymität heraustrat. großen Namen erworben hatten. So beauftrag- Pilgram verließ seine Heimatstadt um te man etwa den 1650 in Lucca geborenen Do- 1480, kehrte aber rund zwanzig Jahre später menico Martinelli. Er hatte großen Einfluss Der aus Brno/Brünn stammende Anton Pilgram wieder zurück und hinterließ in Brno/Brünn auf die österreichische Barocktradition und verewigte sich selber im mehrere Spuren seines Könnens. Besonders die arbeitete immer wieder im Auftrag der Fürsten Wiener Dom St. Stephan Gestaltung des heute in seiner ursprünglichen Harrach, Kaunitz oder Liechtenstein. Ein wei- Form nicht mehr erhaltenen Judentores ließ terer bekannter Architekt, der 1656 in Graz bereits deutliche Parallelen zum späteren Werk geborene Johann Bernhard Fischer von Erlach, im Wiener Stephansdom erkennen, hatten sich wurde nun in Lednice/Eisgrub mit der Errich- doch auch schon hier Pilgram und seine Ge- tung einer Reithalle und Stallungen beauftragt. hilfen in – eher derben, keineswegs idealisie- Seine Bekanntheit in Wien verdankt er neben renden – Masken verewigt. der Errichtung der Karlskirche oder etwa der Anton Pilgram ist aber nur einer von Hofstallung (heute Messepalast) unter anderem zahllosen Künstlern, die mit ihrem Schaffen – und auch hier wird wieder eine direkte Ver- eine Brücke zwischen Niederösterreich (bezie- bindung über die heutigen Grenzen hinweg hungsweise Wien) und seinen nördlichen und sichtbar – der Erbauung der ehemaligen östlichen Nachbarn errichten. Die persönliche böhmischen Hofkanzlei in der Wipplinger- Handschrift von Architekten, Literaten oder straße. In den böhmischen Ländern beruht Komponisten zieht sich durch die unterschied- aber seine Bekanntheit nicht nur auf der Bau- lichsten Städte und Dörfer der alten Monar- chie, und ihr Schaffen macht deutlich, dass Kultur und ihr Wirkungskreis Grenzen im engeren Sinne nicht anzuerkennen bereit ist. Dass sich Kunst und das gemeinsame Interesse daran selbst von streng bewachten Grenzen nicht abhalten lassen, wird am Bei- spiel der Kafka-Forschung zurzeit des Eisernen Vorhangs noch genauer zu belegen sein. Vorerst aber zurück zur Architektur. Sucht man nach bekannten Namen etwa unter den Erbauern der prachtvollen böhmischen und mährischen Schlösser, so wird man staunen, wie viele berühmte österreichische Künstler, Im Schloss Lednice/Eisgrub waren zahlreiche berühmte die meisten davon aus Wien, die adeligen Architekten am Aus- und Umbau beteiligt

13 Das Schloss Lednice/Eis- tätigkeit bei Schlössern und Burgen, sondern grub zwischen Brno/Brünn er wurde vor allem auch durch den von ihm und Wien ist einer jener zahlreichen Prachtbauten entworfenen Parnass-Brunnen in Praha/Prag im Besitz der Familie berühmt. Liechtenstein Ende des 18. Jahrhunderts entschloss man sich in Lednice/Eisgrub zu einer neuerlichen Umgestaltung, und wieder kam jemand zum Einsatz, der auch in Wien bestens bekannt war. Vom Minarett im Schlosspark von Lednice/ Diesmal rief man einen Meister des Klassizis- Eisgrub kann man bei guter Fernsicht die mus, Joseph Kornhäusel, der zum fürstlichen Spitze des Wiener Stephansdoms erblicken. Liechtensteinschen Baudirektor wurde. gotischen Altar aus Zwettel, der verheizt wer- Lednice/Eisgrub ist nur eines von vielen den sollte und vermutlich auch auf diesem Schlössern nahe der heutigen Grenze zu Öster- Wege vernichtet worden wäre, hätte nicht reich, die diese enge Zusammenarbeit mit be- Fürst Liechtenstein das schöne Stück gekauft Die Karlskirche wurde von kannten Wiener Künstlern aufweisen. So und in Adamov/Adamstal wieder aufgestellt, dem berühmten Wiener stammt etwa die Freskenausschmückung des wo der Altar heute noch zu besichtigen ist. Barockarchitekten Johann Bernhard Fischer von Kaunitz-Schlosses in Slavkov/Austerlitz vom Es ließe sich die Liste der parallel laufen- Erlach errichtet, ebenso wie Wiener Künstler Joseph Pichler, das Schloss den Entwicklungen in Architektur und bildne- das Gebäude der böhmi- Rájec/ Raitz ist nach Bauplänen des Wiener rischer Kunst noch lange fortsetzen, und doch schen Hofkanzlei. Architekten A. I. Carnevale entstanden, oder kehre ich wieder gerade zu Lednice/Eisgrub etwa auch am Bau des Schlosses Vranov nad zurück, da dieses Schloss schon durch seine Dyji/Frain, beteiligte sich unter anderem der Lage die kulturelle Verbindung über die bedeutende Wiener Hof-Architekt Anton Grenzen hinweg wunderschön sichtbar macht. Erhard Martinelli, der auch (1720 bis 1727) Steht man nämlich an klaren Tagen auf dem das Rathaus in Ceské˘ Budejovice/Budweis,˘ im prächtigen Garten errichteten Minarett der einer Städtegründung Przemysl Ottokars II., riesigen Anlage, so kann man in der Ferne die entwarf. Spitze des Wiener Stephansdoms erkennen. Interessant ist auch zu erwähnen, dass ein Zwei weitere berühmte Künstler der nieder- Mitglied der Familie Liechtenstein Dank seines österreichischen Barockkunst, deren Spuren Kunstinteresses ein österreichisches Kunstwerk auch in den böhmischen Ländern zu finden rettete, das sonst dem Feuer zum Opfer gefal- sind, sollen hier allerdings nicht unerwähnt len wäre. Es handelte sich hierbei um einen bleiben. Franz Anton Maulbertsch hat mit

14 weiteres Meisterstück eines österreichischen Künstlers, nämlich das des Wiener Holz- schnitzers Josef Leimer. Zahlreiche in Wien und Niederösterreich erfolgreiche Architekten, Bildhauer und Maler fanden also auch Unter- stützung und regen Zuspruch nördlich der heutigen Grenzen. Wie sah es nun aber umge- kehrt aus? Wer wurde in Wien gefördert? Als Beispiel soll hier noch einmal St. Stephan an- geführt werden. Anton Pilgram darf wohl als eine der bekanntesten Persönlichkeiten eines in Wien berühmt gewordenen Künstlers aus den böhmischen Ländern gelten, neben ihm waren aber noch andere Baumeister vor allem aus Böhmen am Entstehen des Wiener Wahrzeich- ens beteiligt; so etwa Wenzel Parler, der in Der berühmte Wiener seinem Kuppelfresko in der Wiener Piaristen- Wien 1404 auch eine Art Künstlerschule er- Hofarchitekt Anton kirche Oskar Kokoschka in solches Erstaunen richtete, oder der nach seiner südböhmischen Erhard Martinelli wirkte versetzt, dass dieser zu der Überzeugung ge- Herkunft benannte Peter von Prachatitz. unter anderem am Bau des Schlosses langte, die Menschheitsgeschichte sei in diesem Zudem sollte auch Erwähnung finden, Vranov/Frain mit Deckengemälde „besser erhellt, als es jede dass die prächtigen Wiener Palais adeliger Wortsprache vermag.“ Mit ähnlicher Überzeu- Familien aus Böhmen, wie etwa der Kinskys, gungskraft arbeitete Maulbertsch auch jenseits der Grenze, genauer gesagt in Kromeríz/˘˘ ˘ Kremsier, wo er nach dem Auftrag von Leo- pold Graf Egkh im Lehenssaal des Schlosses ein ebenfalls beeindruckendes Fresko malte, das vier Ereignisse aus der Geschichte des Bistums Olomouc/Olmütz darstellt. Weniger Glück hatte er im Kloster Louka/Bruck, knapp vor den Stadttoren von Znojmo/Znaim. Das Prämonstratenserkloster, Das Wiener Palais das nach Plänen von Lukas von Hildebrandt in Kinsky war wie auch ähnlicher Bauweise wie das Stift Göttweig viele andere Stadtpalais der böhmischen Aristo- entstehen sollte und für dessen großes Biblio- kratie in Wien Zentrum theksfresko Maulbertsch engagiert wurde, fiel von Kunst und Kultur. noch vor seiner Fertigstellung den Säkulari- sierungsideen Josephs II. zum Opfer. Der niederösterreichische Barockkünstler Martin Johann Schmidt, besser bekannt als Kremser- Schmidt, hatte sich nie einer professionellen Schulung seiner Kunst unterzogen, dennoch erhielt er zahlreiche Aufträge und wurde zu einer bekannten Persönlichkeit des österreichi- schen Barocks. So stammen von ihm etwa die Deckenfresken und Tafelbilder in Dürnstein, Herzogenburg oder Göttweig, und auch in Dieser Altar aus dem Stift Zwettl sollte verbrannt wer- Brno/Brünn übernahm er in der Peter- und den, wurde aber zuvor von einem offensichtlichen Paulskirche die Gestaltung der Altarblätter. Im Kunstliebhaber der Familie Liechtenstein erworben Innenraum der Kirche findet man übrigens ein und ist heute in Adamov/Adamstal zu besichtigen.

15 In Lysice/Lissitz verbrachte die berühmte aus Mähren stammende Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach ihre Jugendjahre.

der Harrachs, der Liechtensteins, der Schön- wordenen Schriftsteller stammen aus Böhmen, borns, sich zu Zentren besonders intensiver Mähren oder der Slowakei. Als berühmtes Kulturpflege entwickelten. Beispiel sei hier die 1830 in Mähren geborene Und blickt man in die unmittelbare Ge- Marie Comtesse Dubsky, spätere Marie von genwart, so ist der 1940 in Preßburg geborene, Ebner-Eschenbach, genannt. Die engagierte bekannte postmoderne Künstler Christian Schriftstellerin übersiedelte 1863 nach Wien, Ludwig Attersee einer jener Künstler von jen- wirkliche Heimatgefühle empfand sie allerdings seits der Grenze, der sich im heutigen Öster- auch später immer noch nur für Zdislavice/ reich einen berühmten Namen geschaffen hat. Zdisslawitz, ein Dorf südwestlich von Um zum Abschluss der Architekturbe- Krome˘r˘íz˘/Kremsier, wo sie aufgewachsen war. trachtungen noch einmal auf das Schloss Heute befindet sich in den alten Räumlich- Lednice/Eisgrub zurückzukommen, sei hier als keiten das Kulturhaus der Gemeinde, die Übergang zu den Literaten erwähnt, dass Be- Möbel wurden versteigert und die Bücher zer- wunderer der prächtigen Anlage ihre Begeiste- mahlen. rung mit niemand Geringerem als Franz Grill- Ebner-Eschenbach kannte aus eigener Er- parzer teilen, der in dem Gewächshaus im fahrung die Wiener Adelskreise, aber sie war Schlosspark an einem regnerischen, unfreundli- auch mit der tschechischen Landbevölkerung chen Tag „sein Heim“ zu finden glaubte und stets vertraut und entwickelte daraus ein tiefes meinte: „Mein Indien liegt in Mähren“. soziales Verständnis auch für die ärmeren Grillparzer, der berühmte Wiener Klassik- Schichten. In ihren sozial-psychologischen Er- er, musste Lednice/Eisgrub also genau kennen. zählungen bleibt der mitunter sehr oberflächli- Und er ist nicht der einzige Schriftsteller, der chen Adelsschicht harte Kritik oft nicht erspart. diese enge Verbindung zwischen Wien und den Ihre Jugendjahre verbrachte Ebner-Eschen- nördlich und östlich von Niederösterreich gele- bach in Lysice/Lissitz, wo auch heute noch die genen Gebieten suchte. Zumeist führte der Schlossbibliothek nach ihr, der belesenen, stets Weg die Literaten aber in die umgekehrte geheimnisvoll in Arbeit verstrickten Tante, wie Richtung. Viele der in Österreich bekannt ge- ihr Neffe sie später beschreiben wird, benannt ist.

16 Eine weitere bekannte Schriftstellerin des 19. tschechischen Übersetzungen etwa von Ernst Jahrhunderts, Bozena Nemcova, wurde unter Jandl auf Tournee. Verbunden durch das dem Namen Barbara Pnaklová in Wien gebo- gemeinsame Interesse an der Literatur, in die- ren, verbrachte ihre Jugendjahre aber im Wald- sem Falle am Schaffen des Prager Autors Franz tal der Aupa und zeigte sich von den dortigen Kafka, kam es auch im grenznahen Schloss Erlebnissen so beeindruckt, dass sie diese in Kravsko bei Znojmo/Znaim vor einiger Zeit zu ihrem späteren autobiografischen Roman einem mehrtägigen länderübergreifenden Pro- „Babicka“(„Großmutter“) auf berührende jekt, das vor allem Gymnasiallehrern aus Weise festhielt. Österreich und Tschechien ein Kennenlernen Ein Zentrum der Theaterkunst und Lite- Kafkas ermöglichen sollte. ratur fand man auch in Brno/Brünn. Hier, im So besteht gerade in Bezug auf Franz Redouten-Gebäude, dem ältesten Theater der Kafka eine besonders enge Verbindung zwi- Stadt, war zu Beginn des 19. Jahrhunderts der schen den beiden Ländern, die auch der eiser- Der aus Mähren stam- Wiener Johann Emanuel Schikaneder als ne Vorhang nicht unterbrechen konnte. Ganz mende Sänger Leo Theaterdirektor tätig. 1792 stand Mozarts im Gegenteil! Gerade in jener Zeit, als es in Slezak trat unter ande- rem am Theater in „Entführung aus dem Serail“ auf dem Pro- der Tschechoslowakei nicht möglich, weil von Brno/Brünn auf und war gramm, und in den Jahren 1825/1826 zählte oben nicht gewünscht, war, sich öffentlich mit von 1901 bis 1926 auch Johann Nestroy zu den Mitgliedern der den überaus kritischen Texten des Autors Franz Mitglied der Wiener Bühne. Hier sang auch der in Sumperk/ Kafka auseinanderzusetzen, ergriff man in Staatsoper Mährisch-Schönberg geborene Leo Slezak, der Österreich, genauer in Klosterneuburg, wo von 1901 bis 1926 Mitglied der Wiener Staats- Kafka im Sanatorium Hoffmann, in Kierling, oper war. Auch heute stehen Namen wie der die letzten Tage seines Lebens verbracht hatte, der berühmten aus der Slowakei stammenden die Initiative und gründete 1979 die Franz- Edita Gruberova für grenzüberschreitende Kafka-Gesellschaft; ein Forum, das auch Wissen- Kulturverbindungen. schaftlern aus dem damaligen Ostblock im Für die Aufrechterhaltung einer die Stift Klosterneuburg im Rahmen eines Sympo- Theaterkultur über Sprachgrenzen hinweg för- sions die Möglichkeit zu Vorträgen vor breite- dernden Tradition setzt sich auch das „Theater- rem Publikum bot. Brett“ in der Münzwardeingasse in Wien Aber nicht nur Baukunst, Malerei und Mariahilf ein. Ende der 90er Jahre legte man Literatur verbinden Niederösterreich und Wien den dramaturgischen Schwerpunkt auf Dichter mit seinen Nachbarländern. Auch die Musik aus Böhmen und Mähren wie etwa Adalbert hat als Kunst, die fähig ist, nahezu jede Grenze Stifter und Marie von Ebner-Eschenbach, und zu durchbrechen, hier und dort großen Ein- lud zudem namhafte Regisseure, zum Beispiel fluss ausgeübt. den aus Brno/Brünn stammenden Arnost Einer der wohl bekanntesten Komponis- Goldflamm, ein. Außerdem ging man mit ten aller Zeiten, der in geborene Wolfgang Amadeus Mozart machte auf seinen ausgedehnten Reisen immer wieder Station in Der aus Praha/Prag stam- Böhmen und Mähren. So verband den kleinen mende Franz Kafka ver- Wolfgang Amadeus etwa mit Mähren schon in brachte im Sanatorium Hoffmann in Kierling die frühester Jugend eine Zeit, die keineswegs zu letzten Tage seines Lebens. den heiteren in seinem Leben zählte. Im östli- chen Stadtteil von Olomouc/Olmütz hatte sich im Herbst 1767 die Familie Mozart als Gast beim Domdechant Graf Anton Podstatzky nie- dergelassen und gerade in dieser Zeit brachen beim kleinen Wolfgang Amadeus die Pocken aus, die den Elfjährigen fast das Leben gekostet hätten. Eine Gedenktafel erinnert noch heute an dieses aufregende Ereignis.

17 1788 kam es zur der nahen Kirche dem Orgelspiel und einem Aufführung von Mozarts tschechischen Choral zu lauschen. Auch im den Pragern gewidmeter Oper „Don Giovanni“. Palais Schrattenbach in Brno/Brünn erinnert eine Bildnisplakette an den Aufenthalt des jugendlichen Mozarts. Zudem finden sich natürlich zahlreiche Spuren des Komponisten in der Stadt Prag, über deren Einwohner er sel- ber anlässlich seines „Don Giovanni“ sagte: „Weil die Prager mich so gut verstehen, will ich eine Oper ganz für sie schreiben.“ Dass da eine ganz besondere Verbindung zwischen dem in Salzburg geborenen Komponisten und der tschechischen Bevölkerung bestand, davon weiß auch der erste Mozart-Biograph, Prof. In Golcuv Jenikov/Goltsch-Jenikau weiß man Franz Xaver Niemetschek, zu berichten. Er In Bratislava/Preßburg entdeckt man das ebenfalls von einer Mozart-Anekdote zu be- schildert die Situation nach Mozarts Tod und Geburtshaus des Musikers richten. Hier soll Mozart bei seiner Durchreise zeigt hierin deutlich jene Verehrung, die Ján Nepomuk Hummel 1789 eine kurze Pause genutzt haben, um in Mozart schon damals in Tschechien genoss,

18 gebiet geworfen. In der Tschechischen Repu- blik gibt es Hunderte von Wallfahrtsorten, die wohl schon seit jeher Gläubige aus Österreich und Tschechien anzogen. Nach der oftmaligen völligen Zerstörung in der Zeit des eisernen Vorhanges waren diese in der anschließenden Phase neu gewonnener Freiheit auf die Unter- stützung durch Helfer aus beiden Ländern an- Beethoven war oft zu gewiesen, um ihren Ort wieder als ein Zen- Gast in Dolná Krupá, trum der Wallfahrer auferstehen lassen zu wo er vermutlich auch zu seiner Mondscheinsonate können. Als ein Beispiel sei hier Svaty Kamen/ inspiriert wurde. Heiligenstein und die dortige Wallfahrerkirche Maria Schnee angeführt, denn auch wenn eine, seinem Empfinden nach, viel herzlichere, dieser in der Nähe des Städtchens Rychnov als sie in Wien vorhanden war: „In Wien feierte nad Malsí/Reichenau gelegene Ort nicht genau man sein Andenken mit Würde; aber Prag in das hier zu behandelnde Gebiet entlang der zeichnete sich auch hierin durch die wärmste niederösterreichischen Grenze passt, so zeigt er Teilnahme aus.“ doch auf recht eindrucksvolle Weise, wie durch Wandert man durch Preßburg und ist ein eine grenzübergreifende Glaubenskultur altes besonders aufmerksamer Besucher, so entdeckt Gestein zu neuem Leben erweckt und den man hier in der Nähe des erzbischöflichen Menschen aus zwei verschiedenen Ländern ein Palais ziemlich versteckt das Haus des 1778 besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl ver- geborenen Komponisten Ján Nepomuk Hum- mittelt werden kann. Die ursprünglich aus mel, der ab 1804 zum Nachfolger Haydns in einem kleinen Kirchlein – unter anderem Eisenstadt, später dann Kapellmeister in Stutt- durch den Wiener Architekten Anton Erhard gart wurde und ab 1819 am Weimarer Hof Martinelli – zu einem größeren Gebäudekom- tätig war. plex erweiterte Wallfahrerstätte wurde 1949 für Auch die Spuren Schuberts lassen sich Militärzwecke beschlagnahmt und konnte nur nach Mähren zurückverfolgen. Sein Vater, durch die Zusammenarbeit von tschechischen Franz Theodor Florian wurde nämlich in und österreichischen Gläubigen wieder errich- Vysoká/Neudorf geboren, war dann hier als tet werden. Heute ist Svat´ y Kámen ein Ort Schulgehilfe tätig und übersiedelte mit 21 neuer Hoffnung für Freundschaft, die keine Jahren nach Wien. Grenzen kennt. Beethoven wiederum pflegte enge Ver- bindungen in die Slowakei. So soll er des öfte- ren in dem im klassizistischen Stil errichteten Schloss in Dolná Krupá zu Besuch gewesen sein. Hier erinnert ein Gartenpavillon, Beet- hovenhaus genannt, an den Komponisten, und auch zu seiner Mondscheinsonate wurde Beet- hoven vermutlich durch den Zauber dieses Sommertreffs inspiriert. Auch Geigen- und Orgelbau haben, zwei- terer früher in Kutná Hora/Kuttenberg und heute vor allem in der nordmährischen Stadt Krnov/ Jägerndorf, eine lange Tradition in Tschechien und von hier aus Einfluss auf um- liegende Gebiete. Zum Abschluss sei noch ein Blick auf die Gebräuche der Wallfahrt im nördlichen Grenz-

19 Die Handelsstraße von der Adria Die Bernsteinstraße bis zur Ostsee Schon in allerfrühester Zeit wurde mit Bern- im Weinviertel stein ein recht schwunghafter Handel betrie- ben. Mehrere vorgeschichtliche Bernstein- straßen sind uns heute noch bekannt. Ein grenzüberschreitendes Projekt Vielleicht die wichtigste unter den Bern- steinstraßen führte von den Fundstätten des Bernsteins an den Küsten der Ostsee, dem LAbg. Bgm. Samlande, über Polen und das spätere Ober- Herbert Nowohradsky schlesien an Breslau vorbei durch die Mähri- sche Pforte, entlang der March und über Carnuntum. Von den alten Römern zur Via Magna erhoben, führte diese mitteleuropäische Bern- steinstraße durch den Westen Pannoniens bis nach Aquileja. Dort hatte sich in den zu Ende gehenden römischen Republiken und am An- fang des Cäsarenreiches das Zentrum der Bern- steinverarbeitung entwickelt und von da aus hatte man mit dem mehr als kostbaren Bern- stein recht erfolgreich Handel betrieben.

Wie der Bernstein ins Meer kam Der baltische Bernstein stammt vor allem von harzreichen Kiefern, die vor 55 bis 40 Mio. Jahren in diesem Raum wuchsen. Das herab- fließende Harz verhärtete, sammelte sich am Boden und wurde mit der Zeit von Flüssen weiter transportiert, bevor es im Meer abgela- gert wurde. Zu den bedeutendsten Bernstein- funden in Europa zählen zweifellos jene um die Ostsee. Die vom Meer angespülten Bern- steine („Gold des Nordens“ oder „Gold des Meeres“) wurden an der Küste gesammelt oder mit Netzen gefischt. Mitte des 19. Jh. begann der systematische Abbau von Bernstein, zu- nächst mit Hilfe von Baggern und später im Tiefbau mit Stollen.

Die Bernsteinstraße im Weinviertel Das Weinviertel verfügt im österreichisch-slo- wakischen Grenzgebiet über ein beachtliches kulturelles und touristisches Potential. Die Bernsteinstraße als bedeutende Fernhandels- straße von der Adria bis zur Ostsee hinterließ Spuren kultureller Verknüpfungen und war auch stets eine geschichtsträchtige Schnittstelle (militärisch, archäologisch, usw.).

20 Ende 1997 haben sich Museumsvertreter, Kommunalpolitiker und Abgeordnete zu einer „Projektgruppe Bernsteinstraße“ unter der Leitung des „Weinviertel Managements“, Dipl. Ing. Hermann Hansy, zusammengefun- den, um gemeinsam mit dem Projektanten Dipl. Ing. Resch in vielen Besprechungen und Sitzungen ein kulturtouristisches Projekt zu entwickeln. Finanzielle Unterstützung dazu gab es bei der Projektentwicklung vom Amt der NÖ Landesregierung (Abteilung Kultur Bildunterschrift: Tasse vom Typus Stillfried, Schöpfgefäß und Wissenschaft und der Abteilung Raum- aus Bronze, um 750 v. Chr.Dieser Tassentypus wurde entlang der Bernsteinstrasse gehandelt. ordnung und Regionalpolitik). Museum f. Ur-und Frühgeschichte Stillfried a. d. March Als Zwischenbericht wurde im Vorjahr ein Video angefertigt und ein Folder aufgelegt, der mittlerweile schon vergriffen ist. Diese Bro- schüre ist der Versuch, erstmalig die gesamte Region umfassend zu präsentieren und gliedert sich in folgende Themenbereiche: Burgen und Wehrbauten Die großen Schlachten Marchfelder Schlösserstraße Liechtenstein Wappen Liechtensteinschlösser Bürger, Handel und Gewerbe im Städtedreieck Poysdorf-Mistelbach- Zistersdorf Eisenbahn und Verkehr Feuerland – Erdölgewinnung und -verarbeitung Schloss Wilfersdorf Dorfleben und Weinkultur mit Kellergassen Keller mit böhmischem Platzl n Pillichsdorf

Bei der Neuauflage des Folders sollen diese Schwerpunkte um die Themen „Archäologie- park Carnuntum“ und die mitteleuropäische Bernsteinstraße erweitert werden. Mit dem Projekt „Bernsteinstraße“ soll eine umfassende, grenzüberschreitende Aufbe- reitung und Präsentation des kulturtouristi- schen Gutes im östlichen Weinviertel gestartet werden, die mittelfristig auch überregional er- weitert und auf einen internationalen Standard gehoben werden soll. Die Zusammenarbeit mit dem Archäologiepark Carnuntum, dem Verein „Römische Bernsteinstraße“ im Burgenland wird angestrebt, ebenso auch die Vision einer Kulturachse „Amber Road“ (Bernsteinstraße) von der Adria bis zur Ostsee. So wird das Thema Bernsteinstraße als mitteleuropäisches Kulturprojekt in den Förderkatalog der Zentral- europäischen Initiative C.E.I. aufgenommen.

21 Nach Türken, Franzosen und Russen, fand der Der Nationalpark Donau-Auen letzte Kampf, nicht so international, im Winter des Jahres 1984 statt. Es handelte sich um die Au-Besetzung in Stopfenreuth, aus der zum guten Schluss die Wahrung eines Naturjuwels für, hoffentlich ewige Zeiten resultierte. Blickt man jedoch vom anfangs erwähn- ten „oppidum“ aus nach Osten, kann man in der Ferne die Silhouette der alten Preßburger Annemarie Täubling Blickt man vom neu erbauten, windumtosten Burg und der modernen Satellitenstädte der Nationalpark Donau- Keltenwall, einem oppidum, auf dem Brauns- slowakischen Hauptstadt Bratislava sehen. Auen berg bei Hainburg an der Donau Richtung Ab 1918 war die ehemalige historische Westen, so liegt dem Betrachter das Gebiet des Landesgrenze (sie trennte „böhmische, öster- Nationalpark Donau-Auen zu Füßen. reichische und ungarische Ländereien“ vonein- Wie ein grünes Band zieht er sich zwi- ander und bildete seit 1526 eine Binnen- schen den Ballungszentren Wien und Bratis- grenze) zur Staatsgrenze geworden. lava dahin. Von 1948 bis 1989 wurde sie gar zum Scheinbar so schmal, umfasst er die größte „Eisernen Vorhang“. Ab 1989 war die Grenze zusammenhängende, ökologisch weitgehend wieder eine herkömmliche. Ihre Wirkungs- intakte und naturnahe Auenlandschaft dieser weise beruht derzeit auf dem Unterschied von Art in Mitteleuropa. Nicht nur als Natur- son- Löhnen und Kaufkraft, die Geld- und Arbeits- dern auch als Kulturlandschaft einzigartig stellt kraftströme im Grenzland bestimmt. Die Öff- sich dieses Gebiet dar. nung hat die Grenze nicht zum Verschwinden Oftmals war die Niederung zwischen gebracht, sondern nur ihre Wirkungsweise Donau und March, das Marchfeld, heiß um- verändert. kämpft. Denken wir an Ottokars Glück, das in Bleiben wir noch ein wenig in der Stadt Den schönsten Blick über Hainburg mit der Heirat Margaretes begann, Hainburg. Die Befestigung der Stadt stammt den Nationalpark hat man vom Hainburger und an sein Ende, das der Habsburger Rudolf aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts Braunsberg, einem alten am Schlachtfeld von Dürnkrut und Jeden- und ist aus dieser Zeit in seltener Vollständig- keltischen Siedlungsplatz speigen besiegelte. keit erhalten. Das Ungartor und das Wiener Tor zählen zu den künstlerisch wertvollsten mittelalterlichen Stadttoren des deutschen Kulturbereiches und sind zugleich das Muster- beispiel einer einheitlichen mittelalterlichen Stadtbefestigung. Die Mariensäule (1749) am Hauptplatz ist eine der schönsten spätbarocken Säulen Österreichs. Die Pfarrkirche, ebenfalls am Hauptplatz gelegen, wurde um 1700 ba- rock ausgebaut und erweitert. Etwas weiter Richtung Wien, nördlich der Donau, liegt das barocke Jagdschloss Eckarts- au: wieder ein geschichtsträchtiger Ort, von dem aus der letzte habsburgische Kaiser im März 1919 ins Exil fuhr. Davor hatte er einige traurige Monate in dem lieblichen Schloss, das der ermordete Franz Ferdinand als Ausgangs- punkt für seine Jagden erkoren hatte, ver- bracht. Das Schloss ist von einem weitläufigen Park umgeben, der derzeit mit Nationalpark- mitteln nach den alten Plänen des Direktors

22 Vier hohe Ecktürme der kaiserlichen Hofgärten Umlauft restauriert überragen das ehemalige wird. Im Schloss selbst hat der Nationalpark Wasserschloss Orth eine Infostelle eingerichtet. Hier können die vielfältigen Exkursionen, die der Nationalpark anbietet, gebucht werden. Eine kleine Aus- stellung informiert über die Entwicklung vom kaiserlichen Jagdgbiet zum Nationalpark. Fährt man weiter auf die Bundeshaupt- Das gut erhaltene Barockschloss Eckartsau, Jagdschloss stadt zu, liegt als nächstes beeindruckendes des Thronfolgers Franz Ferdinand, beherbergt heute die Nationalpark-Forstverwaltung der Österreichischen Bauwerk Schloss Orth an der Donau am Weg. Bundesforste und eine Infostelle des Nationalparks Auch hier begegnet man dem Namen eines sehr bekannten Habsburgers: Kronprinz Die letzte Stadt vor Wien ist ein „Stadtl“. Tat- Rudolf liebte es hier abzusteigen. Er war nicht sächlich liebevoll so genannt von den Ein- nur Jäger, sondern auch begeisterter Ornitho- wohnern Groß-Enzersdorfs. Die ehemalige loge und ein genauer Beobachter der Natur: Ackerbürgerstadt, im Besitz des Hochstifts „(...) über die Kronen der Bäume erheben sich, Freising bis 1803 (!), liegt am Nordrand der weithin sichtbar die massiven uralten Thürme Lobau und zeigt ebenfalls einen beinahe voll- des gleichnamigen Schlosses. Die Orther Au, ständig erhaltenen zinnenbekrönten Mauerring eine echte „harte Au“, erinnert in Form und und Reste zweier runder und eines quadrati- Größe an die Lobau, doch im landschaftlichen schen Eckturmes. Auch diese Stadt erlitt das Charakter ist sie von dieser ziemlich verschie- Schicksal des Türkensturmes, auch den den. (...) Inmitten der Donau, von ihr brau- Schwedeneinfall und war 1809 napoleonisches send umrauscht, liegen nahe vom Uferhaus, Schlachtgebiet. das durch eine Straße mit Orth verbunden ist, Erzherzog Carl am 24. Mai 1809 in zwei lange, schmale Haufen, beide blos mit einem Brief: „(...) Der Feind ist noch im Besitz hohen Weidengestrüppen bedeckt, aber trotz- einer Insel, die sich Lobau nennt, und quer dem von dem in dieser Gegend in ziemlicher über diese hat er seine Brücke geschlagen; ich Zahl lebenden Hochwild gerne aufgesucht. wollte ihn diese Nacht von dort vertreiben, (...)“ aber das Wasser ist derart gestiegen, dass ich es Heute beherbergt Schloss Orth das Fische- nicht vermocht habe (...)“ Die Napoleonsteine rei- und Donaumuseum. Auch hier gibt es Pläne in der Lobau, die an die Schlacht von Aspern für ein Besucherzentrum des Nationalparks. erinnern, wurden 1998 restauriert.

23 Ein Wege-Leitsystem führt die Nationalpark- besucher durch die Au.

Als schwer nutzbares Überschwemmungsgebiet und als ehemaliges kaiserliches Jagdgebiet haben die Donau-Auen östlich von Wien viel von ihrer Ursprünglichkeit bewahrt.

Wir sind der Donau gleichsam stromaufwärts gefolgt. Viele Stationen der Umgebung wären noch erwähnenswert, sicher Carnuntum oder Schloss Hof und Niederweiden und viele andere mehr. Doch kehren wir zum Abschluss wieder nach Hainburg zurück, mit Blick über die Grenze, hoffnungsfroh. Da der Nationalpark Donau-Auen inmit- ten einer alten Kulturlandschaft liegt, sieht er sich nicht nur als Bewahrer von Ökosystemen und Naturschönheiten, sondern auch als Im- Am Hainburger Wasser- pulsgeber in der Region. Ein solches Zeichen turm, einem Wehrturm soll das geplante Informationszentrum „Wasser- aus dem 13. Jahrhundert, entsteht ein neues Infor- turm“ in Hainburg setzen. Zeitgemäße mationszentrum des Architektur in Symbiose mit dem bestehenden Nationalparks nach Der Nationalpark bietet seinen Besuchern ein viel- mittelalterlichen Turm schafft eine Brücke zwi- einem Entwurf der schen Vergangenheit und Zukunft. Bewusst am Architekten Coop fältiges Exkursionspro- Himmelblau. gramm zu Wasser und zu östlichen Ende des Nationalparks geplant, soll Lande. Ausgebildete es ein wenig helfen, die Grenze in ihrer Naturführer machen die Wirkungsweise positiv zu verändern. kleinen und die großen Wunder der Donau-Auen anschaulich und begreifbar.

24 den seltensten Fällen entsprechen politische Der Nationalpark Thayatal Grenzen natürlichen Grenzen. Dabei haben Grenzlagen für den Schutz unserer Ökosysteme eine nicht unerhebliche Bedeutung. Denn zahlreiche europäische – und außereuropäische – Schutzgebiete entstanden in Grenzregionen, wo Gebirgszüge oder Ge- wässer, obwohl naturräumliche Einheiten, phy- siognomisch markante Zäsuren bilden und Dipl. Ing. Grenzen sind immer auch Barrieren, die über- gleichzeitig den Zugang erschweren. Periphere Robert Brunner wunden werden müssen. Unterschiedliche Lage, geringe Besiedlungsdichte und fehlender Nationalpark Thayatal Sprachen und Kulturkreise, verschiedene poli- Entwicklungsdruck schufen optimale Voraus- tische Systeme, ökonomische und soziale Ver- setzungen für die Bewahrung einer bestmögli- hältnisse können die Menschen zu beiden Seiten chen ökologischen Vielfalt. solcher Grenzlinien trennen. Das Thayatal bei Hardegg passt ganz Während aber politische Grenzen – genau in diese Vorstellungen. Grenzraum durch obwohl sie heute teilweise in Auflösung sind – viele Jahrhunderte, mit Burgen befestigt, wie klar definiert und (meist) durch Verträge gere- die , die Ruine Kaja oder die gelt sind, sind die Grenzen von Naturräumen Ruine Neuhäusl in Tschechien, wurde das unscharf, fließend und vom fachlichen Aspekt Thayatal nach dem zweiten Weltkrieg Teil der des Betrachters abhängig. Verbreitungsgebiete sogenannten „Toten Grenze“. Die alte Grenz- verschiedener Arten fallen nicht notwendiger- brücke in Hardegg wurde teilweise demoliert, weise mit den geologisch-morphologischen historische Verbindungen wurden gekappt, eine Räumen zusammen, die Kalkalpen sind eine ganze Region stand mit dem Rücken zur Wand. Teilmenge des Alpenraumes, Klimazonen über- Fast wären schon vor dem Fall des Eiser- lagern mehrere naturräumliche Einheiten. In nen Vorhanges an der Grenze zur damaligen

Blick ins Thayatal

25 Blick auf die Thaya CSSR Fakten geschaffen worden, die un- widerruflich das Thayatal verschwinden hätten lassen. Ein Kraftwerksprojekt unterhalb Hard- eggs wurde durch initiative Bürger verhindert. Gleichzeitig wurden ein Naturschutzgebiet errichtet und die ersten Kontakte über die Grenze hinweg geknüpft. Der Fall des Eisernen Vorhanges machte die Grenze nicht nur durchlässiger. Das Gebiet ehemaliger Eisener-Vorhang zwischen der Staatsgrenze und dem eigentli- chen Eisernen Vorhang, manchmal mehrere getrennt war. Denn der Mensch denkt in Kilometer breit, war plötzlich offen, frei zu- kurzen Zeiträumen, in Generationen. Aber gänglich. Gebiete, die seit Jahrzehnten kaum der Nationalpark soll nicht warten, bis durch ein Mensch betreten hatte, waren plötzlich einen EU-Beitritt Tschechiens die Grenze in erreichbar. Sie waren aber auch verletzbar, ge- der Thaya endgültig verschwindet. Der Natio- fährdet, durch Forstwirtschaft genutzt oder nalpark soll vielmehr beitragen, die Grenzen durch den Tourismus entdeckt zu werden. In zu überwinden. dieser Zeit setzte die Tschechoslowakische Als der Nationalpark Thayatal über sein Umweltpolitik wichtige Akzente. Im Jahr 1991 Corporate Design, sein Erscheinungsbild, sein wurde der Nationalpark Podyjí Realität. Logo nachdachte, wurde bewusst, wie eng die Dass es noch neun Jahre dauerte, bis die beiden Nationalparkteile ineinander verzahnt Diptam österreichische Seite gleichzog, hatte viele sind. Wie Puzzlesteine fügen sich beim Um- Gründe. Privates Grundeigentum wurde bean- laufberg, beim Einsiedler oder beim Schobes sprucht, Entschädigungen waren zu berechnen, der tschechische und der österreichische Teil Gesetz und Verordnung zu beschließen. ineinander. Aber nicht nur horizontal, auch Das Thayatal ist eine Grenze nach politi- vertikal gibt es diese Verzahnung. Tief in das schen Kategorien. Dem Schwarzstorch, der Urgestein des Waldviertels eingeschnitten, Forelle und dem Rotwild ist das Thayatal da- betragen die Höhenunterschiede zwischen dem gegen ein einzigartiger und einziger Lebens- engen Talboden und der Hochfläche oft mehr raum. Noch ist nicht sicher, wie lange es dau- als hundert Meter. Während im Talbereich ert, bis wieder zusammenwächst, was so lange pannonische Arten ihre westlichste Verbrei-

26 Grenzbrücke in Hardegg

Heutransport

Nationalparks an der Thaya verbrieft. Der Nationalpark Thayatal und der Nationalpark Podyjí bemühen sich seither, Vorbild für eine Burg Hardegg tungsgrenze haben, finden sich hundert Meter intensivere Zusammenarbeit über Grenzen höher ganz andere Faunenelemente. Doch ver- hinweg zu sein. Sprachliche Schwierigkeiten zahnt hat sich nicht nur die Natur. Die Ge- gibt es, gewiss. Aber in fachlicher Hinsicht schichte des Tales an der Grenze ist eine Ver- besteht Einigkeit darüber, dass gemeinsames zahnung, genauso wie die sozialen und kultu- Handeln zum Schutze dieses Naturraumes rellen Beziehungen zwischen den Regionen unumgänglich ist. diesseits und jenseits der Grenze. Gemeinsames Management, gemeinsame Im Juli 1999 haben die Umweltminister Seminare, gemeinsame Bemühungen, aber Österreichs und Tschechiens und der nieder- auch gemeinsame Feste sollen dort, wo einst österreichische Landeshauptmann die Zusam- die Grenze war, einen grenzenlosen National- menarbeit zwischen den beiden Teilen des park entstehen lassen.

27 Angesichts einer steigenden Nachfrage nach Teiche diesseits und jenseits Fisch erkannten die Herren von Rosenberg aber rasch, welche enormen wirtschaftlichen der Grenze Möglichkeiten sich durch die Fischzucht eröff- neten. Zwischen 1350 und 1600 entstanden dort mehr als 20 großflächige Teichsysteme. Aber auch andere Herrschaftsbesitzer versuch- ten die standörtlichen Bedingungen optimal zu nutzen und mit der Teichwirtschaft neue wirt- Dr. Erich Steiner Südböhmen, Herbst 1590. Erstmals wird der schaftliche Möglichkeiten zu erschließen. In NÖ Landesregierung Rosenberg-Teich, geplant und in die Tat umge- den folgenden Jahrhunderten wurde überall Abtlg. Kultur und Wissenschaft setzt vom genialen Teichbaumeister und Ver- dort in Europa, wo sich die Landschaft dazu walter der Rosenbergschen Güter, Jakub Krcin, eignete und ausreichend Wasser vorhanden vollständig bespannt. Der Teich, der damals war, Teichbau im großen Stil betrieben. Dies eine Fläche von über 1.000 Hektar aufwies, galt natürlich besonders für die kargen Gebiete stellte gleichsam den Höhepunkt der Teichbau- des „Nordwaldes“, wo sich Böden geringer kunst in Mitteleuropa und den Gipfel einer Ertragsfähigkeit, Feuchtwiesen und Moore Entwicklung dar, die mehrere Jahrhunderte kaum für eine andere Form der landwirtschaft- gedauert hatte. Ein Fischteich ähnlicher Di- lichen Nutzung eigneten. Unweit von Tr˘ebon˘/ mensionen wurde in dieser Region nicht mehr Wittingau waren dies beispielsweise die Herr- gebaut. Noch heute beeindrucken – obwohl schaften Jind˘rih˚uv/Neuhaus und Chlum/ derzeit nur mehr etwa 490 Hektar groß – sein Chlumetz sowie auf österreichischer Seite Ausmaß, der 2.400 Meter lange und an der , Gmünd, , Kirchberg/Walde Johann Gottfried Basis bis zu 50 Meter breite Damm. Neuburg: Horn 1686. und . Welch enorme Gewinne mit Das Ölgemälde zeigt Blenden wir nochmals einige 100 Jahre Fischzucht zu erzielen waren, zeigt die Tat- unmittelbar an die Stadt zurück. Die Rosenberger, in deren Besitz diese sache, dass selbst Herrschaften im klimatisch angrenzend einen großen, Herrschaft Mitte des 14. Jahrhunderts gekom- begünstigten Weinviertel und in Südmähren heute nicht mehr existie- men war, übernahmen dort auch einige Teiche. (Kadholzburg-Seefeld, Staatz, Rabensburg, renden Teich. Schloss Horn bzw. So etwa den heute noch existierenden, schon Valtice/Feldsberg), Teichwirtschaft betrieben. Höbarthmuseum Horn. vor 1400 entstandenen Teich Dvor˘is˘te˘. Im 16. und 17. Jahrhundert übertrafen Ausmaß und Ertrag der Teichflächen des Wein- viertels jene des Waldviertels um ein Vielfaches. Teiche brachten vielen Herrschaftsbesitz- ern – dank der Kraft ihrer Untertanen – Wohl- stand und in späterer Zeit vielen Handwerkern tatsächlich gutes Geld. Teichbauten waren massive Eingriffe in „Urlandschaften“, riesige Gebiete wurden ökologisch wie hydrologisch tiefgreifend verändert; in großem Ausmaß wurde „Landschaft“ gestaltet, deren prägendes Element bis in die heutige Zeit die Teiche blei- ben sollten. Es genügte aber nicht Teiche zu bauen, sondern es war auch notwendig, die Wasserver- sorgung und -entsorgung sicherzustellen. In Süd-Böhmen wurde im Laufe der Jahrhunderte ein dichtes Netz von größeren und kleineren Kanälen errichtet, die das Wasser der Lainsitz und ihrer Nebenflüsse auf die einzelnen Teich- systeme verteilte. Unter Leitung des „Fisch-

28 meisters“ Stepanek Netolicky wurde 1508 mit erster künstlicher Wasserweg die europäische den Arbeiten am sogenannten „Goldenen Hauptwasserscheide überwand und damit das Kanal“ begonnen, der die Teiche des Witting- Einzugsgebiet von Moldau und Donau ver- auer Beckens zu einem abgerundeten Teich- band, benötigt wurden. system verbinden sollte und zur Zeit seiner Mitte des 17. Jahrhunderts verfielen die Fertigstellung im Jahr 1518 mit einer Länge Fischpreise infolge einer Überproduktion an von 45 km der längste künstlich angelegte Karpfen dramatisch. Die Teichwirtschaften Wasserlauf in Mitteleuropa war. Eine techni- konnten die vorhandenen Fischmengen nicht sche Meisterleistung, von der neben der Fisch- mehr absetzen und sahen sich gezwungen, zucht auch Forstwirtschaft (Holztransport) Teiche zu sömmern (d.h. trocken zu legen). und Landwirtschaft (Bewässerung), sowie die Viele davon wurden nie wieder bespannt. Bevölkerung insgesamt (Wasserversorgung) Heute zeugen durchbrochene Dammanlagen profitierte. Allerdings wurden die Eingriffe in und Flurnamen von der einstigen Hochblüte Althöllteich bei Kirch- die Landschaft schon damals nicht immer der Teichwirtschaft. Erst in der Zeit nach dem berg/Walde. ohne Widerstand hingenommen. Bürger von zweiten Weltkrieg und in den folgenden Jahr- Tr˘ebon˘/Wittingau fürchteten angesichts des zehnten wurden wieder Teiche in größerer „Teichbaubooms“ Überschwemmungen und Zahl, zeitweise durch eine Reihe von Förde- Dammbrüche. Der größte, unmittelbar an die rungsmaßnahmen unterstützt, gebaut und viele Stadt grenzende Teich, heute „Welt/Svet“, hieß alte Teichflächen neu bespannt. damals „Undank/Nevdek“. Reisende im südböhmisch – österreichi- In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhun- schen Grenzgebiet glauben sich manchmal derts erreichte die Teichbautätigkeit in Öster- nach Skandinavien versetzt. Dunkle Nadel- reich und Böhmen einen Höhepunkt. Auch im wälder und Gewässer unterschiedlichster Waldviertel wurden in dieser Zeit zahlreiche Größe und Strukturierung prägen das Land- Teiche errichtet. Zum Bau wurden nicht nur schaftsbild. Diese „Seen“ erwecken vielfach die jeweiligen Untertanen herangezogen, son- den Eindruck natürlicher Gewässer. Nicht dern es lässt sich auch hier die Tätigkeit wenige Menschen sind erstaunt zu hören, dass böhmischer Teichbaumeister und spezialisierter es sich dabei um künstliche Anlagen handelt, Teichgräberunternehmen aus Böhmen nach- die (meist) zum Zwecke der Fischzucht errich- weisen. tet wurden. Teiche dienten aber nicht nur der Fisch- In der Agrarlandschaft und in unseren zucht. Manche davon, in Niederösterreich z.B. Wäldern hat sich in der Vergangenheit und solche bei Weitra, Karlstift, Martinsberg, insbesondere in den letzten Jahrzehnten – als Gutenbrunn, wurden als Wasserreservoir für Folge unserer wirtschaftlichen Tätigkeit – ein Holzschwemmanlagen errichtet. Besonders dramatischer Strukturwandel vollzogen. Reich hervorzuheben sind hier Schwemm-Teiche im strukturierte Feldfluren wurden zu Agrar- südlichen Böhmerwald, die zur Speisung des steppen, artenreiche Mischwälder zu Fichten- 43 Kilometer langen, 1791 fertiggestellten monokulturen. Auch viele Fischteiche der Schwarzenbergschen Schwemmkanales, der als Grenzregion sind das Produkt einer Jahrhun- derte dauernden Bewirtschaftung. Aber durch Feldteich bei Heiden- die Teichwirtschaft, die direkten Einfluss auf reichstein. die ökologischen Verhältnisse im Teich ausübt, Verlandungszonen sind artenreiche Lebensräume werden offenbar Bedingungen geschaffen, die vielen bedrohten Arten (von Fischotter bis Seeadler) entgegenkommen. Nicht ohne Grund sind die Teiche des Waldviertels Zielgebiet gesamteuropäischer Naturschutzkonzepte, und wohl auch nicht ohne Grund sind Teiche in Südböhmen wichtiger Teil eines riesigen Landschaftsschutzgebietes.

29 räume drangen jedoch vor dem Ende des 16. Adelige Residenzen in den Jahrhunderts starke Einflüsse des Manierismus durch, die der Hof des Kaisers Rudolf II. in Böhmischen Ländern entlang Prag ausstrahlte, wie es die Gestalt des Garten- rondells in Jind˘richuv° Hradec/Neuhaus, die der österreichischen Grenze Verzierung der Allerheiligenkapelle in Telc˘/ Teltsch oder die Allegorie des Lebens und Todes in der Tafelstube in Roz˘mberk/Rosen- berg bezeugen. Prof. Vaclav Bu°z˘ek Befestigte Burgen bauten Adelige von alten, Neben Telc˘/Teltsch gehören zu den best- Südböhmische vermögenden und politisch einflussreichen erhaltenen Renaissanceschlössern in Südmäh- Universität C˘eské Bud˘ejovice/Budweis Geschlechtern im böhmisch-mährisch-öster- ren die Sitze der Zierotiner in Náme˘s˘t nad reichischen Grenzgebiet bereits seit dem Hoch- Oslavou/Namiest an der Oslawa oder Rosice/ mittelalter. Ihre ursprüngliche gotische Gestalt Rossitz und vor allem Bu˘covice/Butschowitz wurde in vielen Fällen durch Renaissance-, im Besitz der Herren Cernohorsky˘ ´ von Bosko-˘ Barock- oder vereinzelt romantische Umbauten vice mit einer anspruchsvollen Stuckverzierung zerstört. Während dieser Umbauten verwandel- und Repräsentationsinterieur. In der Nähe der ten sich die unbequemen mittelalterlichen niederösterreichischen Grenze bauten auch die Burgen in prunkvolle Schlossresidenzen mit Dietrichsteiner ihre Renaissanceresidenzen vielen luxuriös eingerichteten Zimmern, nach der Mitte des 16. Jahrhunderts in Gärten und Wirtschaftsgebäuden. Markante /Nikolsburg und die Liechtensteiner Anregungen der italienischen Renaissance in Valtice/Feldsberg und Lednice/Eisgrub. Ihr kamen im Süden Böhmens und Mährens erst Aussehen wurde jedoch durch spätere Umbaut- um die Mitte des 16. Jahrhunderts zur Gelt- en im Zeichen des monumentalen Barock völ- ung. Damals begannen die Rosenberger in lig verändert, das in den böhmisch-mährischen Cesky˘ ´ Krumlov/Krumau und die Herren von Grenzraum Künstler aus Italien und insbeson- Neuhaus im Schloss in Jind˘richuv° Hradec/ dere vom Kaiserhof in Wien brachte. Die Neuhaus mit einem großzügigen Umbau ihrer Adelssitze im mährisch-österreichischen Grenz- Familienresidenzen. Die Repräsentanten der gebiet gewannen ihre Barockgestalt einiger- zwei mächtigsten Adelsgeschlechter des König- maßen früher als die im Süden Böhmens, wie reiches Böhmen bauten im böhmisch-mähri- es eine rege Bautätigkeit der Hofaristokratie im schen Grenzgebiet in der Nähe der Landes- letzten Viertel des 17. und in den ersten zwei grenze mit Österreich gleich ein ganzes System Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts bezeugen. In von Renaissanceschlössern. Die architektoni- der wunderschönen Grenzlandschaft entstand sche Gestalt von Tr˘ebon˘/Wittingau, Kratoch- damals die barocke Prachtresidenz der Grafen víle/Kurzweil, Roz˘mberk/Rosenberg und Telc˘/ von Althan in Vranov nad Dyjí/Frain mit dem Teltsch trägt bis heute alle Züge der außer- berühmten Ahnensaal. Das Barock drückte ordentlich hochentwickelten Renaissancebau- dem Schloss der Fürsten von Liechtenstein in kunst. In die Ausschmückung ihrer Innen- Valtice/Feldsberg sowie dem in Slavkov/ Austerlitz, das die Kaunitzer besaßen, einen Cesk´˘ y Krumlov/Krumau unwiederholbaren Charakter auf. Der Sitz Johann Adams von Questenberg in Jarome˘r˘ice nad Rokytnou/Jaromeritz wurde einige Jahre später zu einem wichtigen Kreuzungspunkt des Musik- und Theaterlebens. Opern- und Ballettvorstellungen fanden seit der Mitte des 18. Jahrhunderts regelmäßig auch im Schlosstheater der Fürsten zu Schwarzenberg in Cesky˘ ´ Krumlov/Krumau statt. Mit den Barockumbauten der ehemaligen

30 Ruine Landstejn

Renaissancehof im Schloß von Jindr˘ichuv° Hradec/ Neuhaus

Renaissanceschloß der Die Einflüsse des französischen Klassizismus Dietrichsteiner in und Kaiserstils spiegelten sich in der Lebens- Mikulov/Nikolsburg weise der privilegierten Schichten des böhmisch- mährischen Grenzgebietes in der Nähe der österreichischen Grenze nur sehr schwach wider. Villeicht nur die Umbauten des Schlosses der Dalberger in Da˘cice/Datschitz und der Neubau der Buquoyer Residenz in Nové Hrady/Gratzen aus dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts wären erwähnenswert. Viel stärker wurden die Adelssitze in diesem Raum von den Einflüssen des romantischen Historismus geprägt. Bereits im ersten und zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts erfolgten neugotische Um- gestaltungen der Grenzburg Bítov/Vöttau in Südmähren. In den vierziger Jahren erfolgten romantische Umbauten der liechtensteinischen Residenz in Lednice/Eisgrub. Erst nach der Mitte des 19. Jahrhunderts kamen die Einflüsse des englischen Romantismus auch in Südböh- men markant zur Geltung. Die neugotische Ge- Rosenbergischen Residenz wurde hier zwar be- stalt von Hluboká nad Vltavou/Frauenberg, im reits vor dem Ende des 17. Jahrhunderts unter Besitz der Fürsten zu Schwarzenberg, das nach der Regierung der Eggenberger begonnen, aber dem englischen Windsor umgebaut wurde, gibt unter einem starken Einfluss des Wiener Spät- ein beredtes Zeugnis davon. barock und antretenden Rokoko wurden sie Die Renaissance-, Barock- und romanti- erst hundert Jahre später von den Schwarzen- schen Residenzen im böhmisch-mährisch- bergern beendet. Viele der südböhmischen österreichischen Grenzgebiet zeugen bis heute Schlösser bewahrten bis heute ihr ursprüngli- vom außerordentlich entwickelten Lebensstil ches Aussehen, wie es insbesondere die Resi- des kosmopolitisch gesinnten Adels. Die Städte denz der Herren Slawata und später der und Schlösser in Cesky˘ ´ Krumlov/Krumau und Czernin in Jindr˘ichuv° Hradec/Neuhaus be- Telc˘/Teltsch sowie das naturhistorische Areal zeugt. Solche Schlösser auf dem Lande dienten Valtice/Feldsberg und Lednice/Eisgrub wurden im 18. und 19. Jahrhundert nur zum gelegent- vor kurzem in das Verzeichnis der von der lichen Wohnen des Adels, der das rege gesell- UNESCO geschützten Weltdenkmäler als schaftliche Leben in Prager oder Wiener Weltkulturerbe eingetragen. Palästen bevorzugte.

31 flusses von Donau und March – die man spä- Slowakische Schlösser ter Ungarisches Tor nannte. Das heutige Aussehen der malerischen und Burgen -1 Devíner Burgruine, die aus der unteren, mitt- leren und oberen Burg besteht, ist von zwei mittelalterlichen Bauphasen bestimmt. Aus dem 13. Jahrhundert blieben vor allem Reste eines einst auf dem Gipfel herausragenden Wachturmes erhalten, der die mächtige Fels- Dr. Juraj Z˘áry Das slowakische Marchland, slowakisch – wand krönte. Der größte Teil der ausgedehn- Direktor des Záhorie genannt (d.h. ein Gebiet – zahorami ten, dem unregelmäßigen Terrain angepassten Slowakischen Kulturinstitutes hinter den Bergen der Kleinkarpaten), ist eine Burgmauerreste stammt aus dem 15. Jahrhun- relativ geschlossene, kompakte Region, deren dert und aus späteren, neuzeitlichen Bau- Hauptbestandteil die Ebene Záhorská ní˘zína phasen. Im 15. Jahrhundert errichtete man bildet und die im Osten von der Gebirgskette auch den bekannten, auf einem spitzen Felsen der Kleinkarpaten, im Westen vom March- isoliert stehenden, 6-eckigen Jungfernturm, der Fluss begrenzt wird. Die befestigten Siedlun- als einziger den Schicksalsschlägen standhielt. gen bauten hier schon die Kelten: ihre hiesigen 1809 wurde die Burg, wie viele andere Wehr- wichtigsten Oppiden entstanden in Plavecké bauten in der Umgebung, vom französischen Podhradie/Blasenstein und in Devín/Theben. Heer gesprengt. In der nachfolgenden Römerzeit, die mit rei- Nach der Einnahme der südslowakischen chen archäologischen Funden belegt wird, Gebiete durch Magyaren am Anfang des 10. wurden Stupava/Stampfen, Devín/Theben und Jahrhunderts wurde die Slowakei für Tausend Dúbravka/Kaltenbrunn zu vorgeschobenen Jahre zu „Oberungarn“ und Záhorie zum Stützpunkten des „Limes Romanus“. Grenzgebiet des Ungarischen Königtums. Die Vom 6. Jahrhundert an gibt es auf diesem slawische Bevölkerung dieses Grenzgebietes Gebiet kontinuierliche slawische Besiedlung. wurde dann nach und nach in den folgenden Das wichtigste Staatsgebilde, in schriftlichen Jahrhunderten mit neuen asiatischen Stämmen Quellen als „mährische Slowienen“ bezeichnet, der Plavci (russischer Name der Kumanen) die Vorfahren der Slowaken und Mährer, war und Sikuli ergänzt, deren Aufgabe die Grenz- das Großmährische Reich, zu dessen Kern bewachung war. Ihre Namen bestimmten dann auch Záhorie mit dem Marchfeld gehörte. Von mehrere der örtlichen Gemeindenamen in den Überresten der Burganlagen aus dieser Záhorie. Die hiesige Bevölkerung und ihre Zeit – aus dem 9. Jahrhundert – sind die um- Kultur bereicherten später weitere ethnische fangreichsten und bedeutendsten die der Burg Elemente, vor allem die protestantischen Devín/Theben. Diese Grenzfestung überwach- Habaner (Anabaptisten) aus der Schweiz, die te von dieser Zeit an die Stelle des Zusammen- eine reiche Tradition der Keramik mitbrachte, und die kroatischen Kolonisten, die vor den Schloß in Malacky Türken nach Norden flüchteten. Neben den Burgen Devín/Theben und Bratislava/Preßburg, die nach dem Mongolen- sturm von 1241 – 1242 vervollkommnet und umgebaut worden sind, entstand entlang der west-östlichen-Böhmischen Straße, dem ehe- maligen wichtigsten böhmisch-ungarischen Handelsweg, der Záhorie überquerte, ein ganzes Netz von weiteren Grenzburgen: Holi˘c/Weißkirchen, Ostr´y Kame˘n/Scharfen- stein, Korlátko, als auch die Burgen Paj˘stún/- Ballenstein, Bran und Plaveck´y hrad/Blasen-

32 stein. Mehrere von diesen Burgen zusammen die Burg Bran˘c, deren Ruine über dem Dorf mit weiten Gebieten von Záhorie gelangten Podbran˘c (nördlich von Senica) auf einer durch die Entwicklung der feudalen Burgherr- kegelförmigen Anhöhe thront. schaft im 13. – 14. Jahrhundert in die Hände Als die Burgen von Záhorie im 16./17. der Grafen von Pezinok/Bösing. Anfang des Jahrhundert an Bedeutung verloren und meh- 15. Jahrhunderts gehörten einige von ihnen rere von ihnen schon Anfang des 18. Jahrhun- dem polnisch-ungarischen Magnaten Stibor derts verlassen wurden, verlagerte sich auch in Schloß in Senica, 1760 von Stiboritz und später gingen sie in den dieser Region der Schwerpunkt des architekto- Besitz anderer ungarischer Adeliger (z.B. der nischen Schaffens auf den Schlossbau. Im Vor- Pálffys) über. dergrund standen zuerst die gegen die Türken Zur slowakischen Hauptstadt Bratislava/ befestigten, mit Wassergräben umgebenen Preßburg steht am Nähesten die Burg Paj˘stún/ Schlösser, die später anspruchsvolle Adelssitze Ballenstein. Sie ist auf einem schwer zugängli- umgebaut wurden. Für die wirtschaftliche und chen Felsen über dem Dorf Borinka/Ballen- kulturelle Entwicklung des Záhorie-Gebietes stein (in der Nähe von Stupava) gelegen und waren im 17. – 18. Jahrhundert einige neue bietet einen wunderschönen Ausblick auf den Adelsfamilien von großer Bedeutung – zum ganzen südlichen Teil des slowakischen und Beispiel die Großgrundbesitzer Pálffy, die auch österreichischen Marchlandes. Sie wurde im 13. die Burgen Devín/Theben und Plave˘c/ Blasen- Jahrhundert gebaut, im 17. Jahrhundert erwei- stein erhielten. tert und 1810 durch französisches Militär zer- Zu den größten Bauten des 17. Jahrhun- stört. In den Kleinkarpaten, nordwärts, steht derts gehört das ursprünglich im Spätrenais- auch die im 13. Jahrhundert gegründete Burg sancestil um 1624 erbaute Schloss von Plaveck´y hrad/Blasenstein, die umgebaut Stupava/Stampfen. Das heutige Aussehen des wurde, als sie – zusammen mit der Burg Schlosses bestimmt die Adaptierung aus der 2. Cerven´˘ y Kame˘n/Bibersburg im 16. Jahrhun- Hälfte des 19. Jahrhunderts, die die damaligen dert in die Hände der Fugger gelangte. Noch Besitzer – die Adelsfamilie der Károlyi, deren nördlicher, südlich von Senica/Senitz, stehen Mitglied auch der bekannte ungarische Diplo- nebeneinander die Burgen Ostr´y Kame˘n/ mat Alajos Károlyi war – im eklektizistischen Scharfenstein (über dem Dorf Prievaly) und Neorokoko-Stil durchgeführt haben. Hinten Korlátko (in der Nähe der Ortschaft Cerová). schließt an das Schloss die romantische Park- Schloß in Soboti˘ste Die nördlichste Burg in der Region Záhorie ist anlage englischer Art an, mit mehreren einzig- artigen Holzarten. Der Kern des vierflügeligen, im Gemeindezentrum stehenden Gebäudes stammt aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts, als am Ort einer mittelalterlichen Wasserburg die damaligen Besitzer Pálffy ein befestigtes Kastell mit Ecktürmen errichten ließen, das der türkischen Gefahr widerstehen sollte. Das geräumige Objekt, schwer beschädigt durch einen Brand und wiederhergestellt in den 50-er Jahren, wird heute als Altersheim benutzt. Der selbe Bautypus war auch das Schloss in Malacky/Malatzka, einem wichtigen etwa 20 Kilometer von Bratislava/Preßburg entfernten Stadtzentrum von Záhorie. Der 4-flügelige, umfangreiche Bau mit Innenhof, der am Rande der Bezirksstadt steht und seit mehreren Jahrzehnten eine Krankenanstalt beherbergt, wurde Anfang des 19. Jh. klassizistisch umge- staltet und mit einer Reihe von monumentalen

33 Schloß in Velké Leváre/ die Türken errichteten Festung – um die Mitte Großschützen des 18. Jahrhunderts gebaut wurde. Das zen- 1723 trale, inmitten des Wehrbausystems stehende dreiflügelige, dreistöckige Wohngebäude, in dem Kaiserin Maria Theresia und ihr Gemahl Franz Stephan von Lothringen öfters verweil- ten, wurde nach den Plänen der kaiserlichen Architekten J. N. Jadot und F. A. Hillebrandt gebaut. Neben dem erhabenen Stiegenhaus und der Kapelle (mit den Fragmenten der wahrscheinlich von J.J. Chamant stammenden Wandmalereien) ist hier auch der Chinesische Saal erwähnenswert, dessen Wände Chinois- serien schmücken. Schornsteinen umgebaut. Vom romantischen Mit Kaiser Franz von Lothringen, der in englischen Park, der das Schloss ursprünglich Holí˘c auch die berühmte Porzellan- und umgab, sind leider nur Überreste geblieben. Majolikamanufaktur gründete, ist darüber hin- Einen eigenartigen architektonischen Typ mit aus die schlossartige Anlage in Kop˘cany/Kopt- oktogonalen Seitentürmen stellt das Schloss schan verbunden. Sie ist ein Bestandteil des Soboti˘ste/Sobotischt (bei Senica) dar, das an kaiserlichen Gestüts, wo für den Kaiser auch Stelle einer Wasserburg im Jahre 1663 errichtet Lippizaner gezüchtet wurden. Im Hauptsaal und nach Mitte des 18. Jahrhunderts klassizis- auf dem Piano Nobile sind hier unter neuerem tisch umgestaltet wurde. Merkwürdig ist auch Verputz Überreste der Wandmalereien erhalten das dreiflügelige, im Exterieur gut erhaltene geblieben, die von J. J. Chamant stammen. Schloss in Velké Leváre/Großschützen, einer Eine erstklassige Architektur stellt auch das Ortschaft, die gegenüber dem österreichischen spätbarocke Schloss im Zentrum des nördli- Drösing liegt. Es stammt aus dem Jahre 1723, chen Záhorie Senica/Senitz dar, das heute als wurde also im Hochbarock gebaut, und nur „Senická galéria“ Ausstellungszwecken dient. seine ursprüngliche Grünanlage hat man später Es handelt sich um ein harmonisches Bauwerk durch einen englischen Park ersetzt. aus dem Jahre 1760, das aller Wahrscheinlich- Eine außerordentlich wichtige Rolle für keit nach von dem bedeutenden Baumeister den wirtschaftlichen und kulturellen Auf- F. A. Hillebrandt, der bei mehreren künstleri- schwung der slowakischen March-Region hat schen Unternehmen in Záhorie mitwirkte im 2. Drittel des 18. Jahrhunderts der kaiserli- (Sa˘˘ stín, Holí˘c), entworfen wurde. Das spätba- che Hof gespielt. In dieser Zeit entstanden rocke Schloss in Moravsk´y Svät´y Ján/Sankt mehrere neue Schlösser in Verbindung mit Johann a.d. March stammt aus der selben Zeit, wirtschaftlichen Aktivitäten des Kaisers Franz wurde aber um 1900 einem konsequenten Stefan von Lothringen, zum Beispiel in Holí˘c/ historisierenden Umbau unterzogen und nach Weißkirchen, wo er 1736 eine Textilmanu- dem 2. Weltkrieg im Inneren umgebaut. faktur gründete. Mit Franz von Lothringen ist Während von den erwähnten Burgen nur un- das, auch vom architektonisch-künstlerischen bewohnte Ruinen erhalten geblieben sind und Standpunkt bedeutendste Werk der profanen von den Ausflüglern als beliebte Ziele aufge- Baukunst der Barock-Periode auf dem slowaki- sucht werden, sind die Schlösser des Záhorie- schen March-Gebiet verbunden: das prunk- Gebietes trotz relativ gutem äußeren Erhal- volle theresianische barock-klassizistische tungszustand der Öffentlichkeit meistens Schloss von Holí˘c/Weißkirchen, das auf meh- leider nicht zugänglich. Die Mehrheit von reren Schichten der älteren Objekte – auf den ihnen dient nämlich seit mehreren Jahrzehnten Grundmauern einer mittelalterlichen, die sozialen Zwecken (Krankenhäuser, Irrenanstal- böhmische Straße bewachenden Wasserburg ten, Versorgungshäuser), was aber zugleich zur und einer Anfang des 17. Jahrhunderts gegen Zerstörung ihrer Interieure geführt hat.

34 Przemysl Ottokar II. hervorbrachte, dieses Ge- Slowakische Schlösser und biet zum Grenzgebiet, ähnlich wie heute noch. Dank dieser Situation enstanden hier auf Burgen -2 früheren keltischen, römischen und später slawischen Burgen zwei Linien von Schutz- burgen. An den westlichen Felsen der Kleinen Karpaten entstanden Theben/Devín, Paj˘st´un, die Burgen Plaveck´y und Korl´atsky, Ostr´y Kame˘n und Bran˘c/Berensch, an den östlichen Mag. Peter Kresánek Die heute erhaltenen historischen Objekte auf Felsen schützten die Burgen auch die Handels- Abgeordneter im dem Gebiet der Slowakei, nicht weit von der wege – Bielykame˘n, Svätojursk´y, ˘Cerven´y Slowakischen Parlament Staatsgrenze zu Österreich, sind, wie Freunde Kame˘n/Biebersburg, Smolenice/Neustift, von Burgen und Schlössern, aber auch Fach- Dobr´a voda/Gutenstein, Cachtice.˘ Das Grund- leute erkennen werden, meist sehr ähnlich dem schema der Burgen war meistens gleich: die architektonischen kulturellen Erbe in Nieder- Burgwarte, der Wohnpalast, die Kapelle, die österreich, Wien und dem Burgenland. Beson- Burgmauer. Jede mittelalterliche Burg wurde ders in den politisch stabilen Verhältnissen des später um moderne Kanonenbasteien erweitert, 18. Jahrhunderts war dieses Gebiet – die freie gegen den türkischen Ansturm. Nach 1535 Königstadt Pressburg, das am linken Ufer lie- bauten die augsburgischen Fugger Cerven´˘ y gende Marchland, im Osten begrenzt mit dem Kame˘n/Biebersburg in eine moderne Festung Hohenrücken der kleinen Karpaten, das Klein- um, aufgrund militärischer Ideen von Albrecht karpaten Weingebiet an der anderen Seite und Dürer (die Burg ist zugänglich als Museum). der angrenzende Teil des pannonischen Tief- Kaiser Ferdinand und nach ihm Paul Pálffy landes mit der Schutzinsel (Zitn´˘ y ostrov) öst- bauten mit einer ganzen Reihe bedeutender lich von Pressburg – Bestandteil eines einzigen italienischer und österreichischer Baumeister Kulturraumes. Hier entstanden die Werke von Bauherren aus allen Gesellschaftsklassen, aber auch von bekannten Familien wie Esterhazy, Pállfy, Csaky aber auch von Kaiserin Maria- Theresia und Franz von Lothringen. Es war aber nicht immer so. Vom frühen Mittelalter bis zum Sieg über die Türken bei Wien machte das Machtinteresse der Franken, Bayern, Slawen, des Ungarischen Staates, den

Burg Paj˘st´un

Burg Paj˘st´un

35 mal-Erneuerung ein. Als Beste kann man jene vom Schloss Velk´y Biel, erbaut im Jahre 1725 von A. E. Martinelli für Graf Csaky bezeich- nen, ein Bau mit konservativem Grundriss (vierflügelig mit Ecktürmen). Eine private Gesellschaft versuchte ein leeres aber sehr schönes Schloss in Bernolakov/Landschütz zu erneuern, welches eine Wasserburg des Grafen Esterhazy (1711 – 1722) war. Das Bauwerk schreibt man J. B. Fischer von Erlach zu, aber der eckige Turmaufbau gibt ihm fast den dyna- mischen Geist von Baltazar Neumann. Ein großes Problem ist das Schloss in Holi˘c. Das Schloss, erbaut nach 1736 für Franz von Lothringen und wahrscheinlich ein Projekt von J. N. Jadot, ist zusammen mit dem Burg Holi˘c weltberühmten Gestüt im Nachbardorf Kop˘cany, welches auf die Achse des Schlosses komponiert war, heute leerstehend und wartet auf einen Käufer und eine neue Nutzung. Vereinfacht kann man sagen, dass die unter Denkmalschutz stehenden Burgen und Schlösser in Bratislava/Preßburg Dank der Hauptstadtfunktion und ihrer Benutzung als politische Repräsentationsobjekte in gutem Zustand und fachmännisch richtig restauriert Schloß Bernolákovo sind. Die Pressburger Burg hat nach ihrer Res- taurierung wieder die Gestalt einer theresiani- (A. Inisgado, P. Ferrabosco, B. Kölbel, J. Alber- schen Residenz, welche nach dem Jahr 1760 thal, G. Petrucci und P. Marno, G. B. Priami) von den Architekten J. N. Jadot, L. M. Pacassi, am ehemaligen gotischen Castell von Kaiser J. B. Martinelli und F. A. Hillebrandt realisiert Sigismund, der riesigen Renaissance Festung wurde. Trotz dieser großen Künstler ist noch der Pressburger Burg. immer das schwerfällige gotische Castell von Im slowakischen Teil des Marchlandes Kaiser Sigismund in ihr zu spüren. In der Stadt und in der Pannonischen Tiefebene standen Bratislava/Preßburg muss man auch die Burg schon im Mittelalter mehrere Wasserburgen. Devín/Theben besuchen, welche als analytisch Diese – Stupava/Stumpfen, Velk´e Lev´are, aufbereitete, archäologische Burgausstellung Holi˘c, Bernol´akovo/Landschütz, Tom´a˘sov/ mit der Konzentration auf den Genius Loci Feilendorf, Malinovo/Eberhardt – wurden im dieser internationalen Euroregion bezeichnet 17. und 18. Jahrhundert zur Grundlage späte- werden kann. In Bratislava/Preßburg, südlich rer barocker und klassizistischer Schlösser. Die der Donau befindet sich in Rusovce/Carlburg Umbauten bedeuteten eine Änderung von ein interessantes Kastell, Ende des 19. Jahr- Renaissance Schlössern mit vier Flügeln zu hunderts im neogotischen, englischen Stil offenen Schlossbauten mit drei Flügeln und erbaut. In der Grenzregion der Slowakei liegen dem typischen cour d’honneur. Die politische auch zwei weitere pseudostilistische Schlösser: Lage im 20. Jahrhundert veränderte die Nutz- in Budmerice/Pudmeritz und in Smolenice/ ung, sie wurden Pflegeheime, Heilanstalten, Neustift, beide im Romantikstil von J´an P´allfy Schulen oder erhielten andere Verwendungen, realisiert. Darüber hinaus sind auch die Ruinen so dass das Besuchen heute problematisch ist. der aufgelassenen Burgen der Kleinen Karpaten Nach dem zweiten Weltkrieg setzte die Denk- zu besuchen.

36 wechseln, ist seltsam absurd und wird so von Grenzsteine – den Jugendlichen besonders gerne praktiziert. Die scheinbar willkürlich festgelegte Linie Kulturdenkmäler der in der Landschaft ist einerseits ein abstraktes Konstrukt, andererseits auf den Zentimeter besonderen Art genau vermessen, markiert und bewacht, und hat in verschiedenen Abschnitten unserer Geschichte eine stets andere Bedeutung erhal- ten. An diese unsichtbare Linie knüpfen sich Thomas Samhaber „Wachtürme“, „Soldaten“, „Selbstschussanlagen“, persönliche Schicksale, wie durchlässig sich Waldviertler Festival, „Schranken“, „Stacheldraht“, „Grenzsteine“ – diese Linie für den Einzelnen darstellte, ent- Waidhofen an der Thaya diese Antworten erhalte ich, wenn ich wieder schied die große Politik. mit einer Schulgruppe eine Wanderung an der Die Grenze hat eine Geschichte – in unse- Grenze durchführe und frage, wie sie sich die rem Fall, bei der Grenze zwischen dem nieder- Grenze vorstellen, was sie zu sehen erwarten. österreichischen Waldviertel und dem angren- Zehn Minuten später stehen wir tatsächlich zenden Tschechien – reicht diese Geschichte an der Staatsgrenze, überraschend unspektaku- bis in die Zeit Friedrich Barbarossas (Privilegi- lär. Nichts von Militär und Selbstschussanlagen um minus, 1156) zurück. Spuren dieser Ge- ist zu sehen. In einer verblüffenden Harmlosig- schichte können kaum an der Landschaft selbst, keit wird die Staatsgrenze an diesem Abschnitt wesentlich deutlicher jedoch an den Markie- bei Harmanschlag im Oberen Waldviertel, die rungspunkten der Grenze, den Grenzsteinen immerhin „Schengenland“ vom Osten trennt, selbst, abgelesen werden. von einem kleinen Bach gebildet. Die Herausbildung der Grenze war zu- Links und rechts des Baches stehen sie. nächst kein Prozess staatlicher Verhandlungen. Frisch rot – weiß lackiert, einer stets in Sicht- Bei den ersten Grenzmarkierungen, die wir weite des Nächsten, die Grenzsteine. Der Bach heute noch sehen können, handelt es sich um lässt sich leicht überspringen und das Gefühl, die Abgrenzung von Grundherrschaften. durch diese kleinen Sprünge die Staaten zu Festgelegt und „markiert“ wurde die Grenze zwischen Herrschaften dort, wo es Grenzsäule Nr. V; bei Meinungsverschiedenheiten und Konflikte gab. Stadelberg, Karlstift Resultat von Einigungen auf eine gemeinsame (Abb. 1) Grenzlinie waren einerseits schriftliche Ver- träge, die durch Kartenmaterial ergänzt wurden und andererseits eine Kennzeichnung dieser Linie durch Steine in der Natur. Abb. 2 zeigt ein typisches Beispiel dieser herrschaftlichen Grenzsteine von Johann Ernst

Herrschaftsgrenzstein von 1826; bei Grenzsäule VII, nördl. von Waid- hofen/Thaya (Abb. 2)

37 „auf der Schanz“ Dreiländerstein: Grenze OÖ, NÖ bei Stadelberg- Karlstift, Gemeinde Bad Großpertholz (Abb. 3)

„Landsgränze“ bei Pyhrabruck; zwischen Nové Hrady/Gratzen und Weitra (Abb. 4)

Graf von Hoyos Sprinzenstein, aus dem Jahre in diesem Zusammenhang als Beispiel dient, 1826. Wir finden ihn im „Dreiländereck“, wo wurde zwar im Laufe der Jahrhunderte oftmals die Länder der Monarchie Österreich-Böhmen- in seiner Bedeutung und Durchlässigkeit umde- Mähren aneinander grenzten. Die Herrschafts- finiert, aber in der geografischen Lage kaum grenze wurde zur Landesgrenze und schließlich verändert. Erst in unserem Jahrhundert kam es zur Staatsgrenze. So wurde auch dieser ehema- zu wesentlichen Grenzverlegungen: als Ergebnis lige Herrschaftsgrenzstein zu einem offiziellen der Friedensverhandlungen von Saint-Germain Grenzstein zwischen Österreich und der tsche- (diesbzgl. Abschlussdokument vom 10. 10. chischen Republik. 1919) wurden einige Gemeinden an Tschechien Um 1780 erhalten wir eine Beschreibung abgetreten (z.B. Weitraer Gebiet/Vitorasko), eines weiteren Dreiländersteines, der heute also mussten auch hier neue Grenzsteine gesetzt noch unversehrt zu sehen ist (Abb. 3). „Ö wo werden; Abb. 1 zeigt eine Grenzsäule mit dem unten an dem Bach ein Gränz oder Maut Stein Datum der Grenzmarkierung durch eine inter- in Form einer Pyramiden stehet, und 3 nationale Kommission (16. 7. 1920). Doch auf Gränzen, nemlich die von Unter, Ober Oester- diesem Stein zeigen sich noch andere Spuren reich und Böhmen entscheidet ... “ der Geschichte. Ebenfalls besonders ansprechend gestaltet Als Österreich nach dem Anschluss an das ist der Grenzstein bei Pyhrabruck in der Nähe Deutsche Reich 1938 zu bestehen aufgehört von Weitra aus dem 18. Jahrhundert. Er kenn- hatte, wurden auch die Zeichen dieses Staates zeichnet den historisch wichtigen Verbindungs- („Ö“) von den Grenzsteinen entfernt. weg von Weitra nach Nové Hrady|Gratzen, der Mit dem Münchner Abkommen (1938) erst zu Beginn des heurigen Jahres wieder für wurde die Tschechoslowakei gezwungen, mehr- den allgemeinen Verkehr geöffnet worden ist. heitlich deutschsprachige Gebiete an das Die Grenze Waldviertel – Südböhmen, die uns Deutsche Reich abzutreten. Die Grenzsteine

38 rot: Grenzsäule Nr. IV; blau: Hauptgrenzsteine; IV/3 bis IV/6: „ Map“ digitale Karten- werke des Bundesamtes für Eich- und Vermes- sungswesen; (ÖK50) (Abb. 6)

© BEV – 2000, verviel- fältigt mit Genehmigung des BEV-Bundesamtes für Eich- und Vermessungs- wesen in Wien, Zl. 38175/00

Literatur Andrea Komlosy, et al.(hg): Kulturen an der Grenze; Wien 1995 darin: Winfried Garscha: Grenzziehungen und Grenzverschiebungen (S. 73 – 78) Andrea Komlosy: Ein Land – viele Grenzen (59 – 71)

Antonin Bartonek, et al. (hg.) Kulturführer Waldviertel-Weinviertel- waren damit bis 1945 in unserem Gebiet funk- Die heutigen Grenzsteine (Abb. 5) tragen Südmähren, Wien 1993 tionslos geworden. neben dem „C“ und „Ö“ als Staatskennzeichen Die letzte optische Änderung erfuhren die auch eine systematische Nummerierung. Hanns Haas: Die Pariser Friedenskonferenz 1919 Grenzsteine in unserem Gebiet mit der Erset- Zwischen den in einer Entfernung von rund und die Frage Gmünd. zung der Aufschrift „CS“ für Tschechoslowakei 50 km voneinander entfernten, mit römischen In Kamptal-Studien. Jg. durch das „C“ für Tschechien nach 1993. Ziffern beschrifteten Grenzsäulen (Abb. 1.) 3. Gars 1982/83, stehen nummerierte Hauptgrenzsteine. Diese S. 213 – 247 sind sogar in den Kartenwerken (ÖK50) des Josefinische Militärkarte, Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen Section 26 (1773 – eingetragen (Abb. 6) und können so eine gute 1781) Österreichisches Orientierungshilfe für den Wanderer im Grenz- Staatsachiv gebiet sein. Zwischen diesen Hauptgrenzsteinen (Abb. 4 im Vordergrund) stehen sogenannte Nebengrenzsteine (Abb. 5). Nachdem die Grenzsteine immer in Sichtweite voneinander Nebengrenzstein 3 des Hauptgrenzsteines 1 postiert sein müssen, macht ein unwegsames der Grenzsäule IV Gelände oftmals noch eine weitere Unterkate- (Abb. 5) gorie – sogenannte „Läufer“ notwendig.

39 kanäle und Kanalsysteme, die an unzähligen Waldviertel – Mühlviertel – Stellen die Landschaft durchziehen. Sie wurden künstlich angelegt, um Fischteiche mit Wasser Südböhmen zu speisen, Holz zu transportieren, Mühlen und Fabriken mit Antriebsenergie zu versor- Landschaften im Transformationsprozeß gen. Das Gleiche gilt für die vielen Hoch- moore, Inbegriff scheinbar unberührter Natur. Es lässt sich wohl kein einziges finden, an dem nicht für Heizzwecke Torf gestochen wurde. Dr. Andrea Komlosy Waldviertel, Mühlviertel und Südböhmen sind Beim Rundgang durch ein Moor besticht Universität Wien, durch ein gemeinsames kultur-touristisches heute der große Artenreichtum der Flora: er Institut für Wirtschafts- Projekt verbunden. Der INDUSTRIE-KUL- resultiert nicht zuletzt daraus, dass auf den ein- und Sozialgeschichte TUR-Pfad versammelt 70 ausgewählte Stati- zelnen Flächen zu verschiedenen Zeiten Torf onen. Sie führen durch die Vielfalt vergangener abgebaut wurde. So gesehen repräsentiert die und gegenwärtiger Lebens- und Wirtschafts- Moorlandschaft eine Chronologie der lokalen formen. BesucherInnen lernen historische Ge- Glasindustrie. Auch die Fischteiche sind alles werbestandorte, Fabriksgebäude und technische andere als natürliche Gewässer. Mitsamt ihren Denkmäler ebenso kennen wie heutige Betrie- ausgeklügelten Bewässerungssystemen stellen be, die im Rahmen einer Führung besichtigt sie eine Meisterleistung der Ingenieurskunst werden können. Das Spektrum der Branchen des 15. und 16. Jahrhunderts dar. reicht von der Textil- und Glaserzeugung, über Brauereien und Brennereien, Mühlen, Sägen Landschaften des Gewerbefleißes und Hammerwerke bis hin zu Steinbrüchen, Auf Grund von Lage, Klima und Bodenverhält- Silberminen, Torfstichen und Fischteichen. nissen der Grenzregionen kam dem gewerb- Darüberhinaus finden die Reisenden Hand- lichen Einkommen neben der Landwirtschaft werkerhäuser, Arbeitersiedlungen, Fabrikanten- schon früh besondere Bedeutung zu. Kein villen, Verkehrsbauten sowie Museen mit wirt- Rohstoff, der hier unverarbeitet blieb, kein schafts- und sozialhistorischem Bezug entlang Bach, dessen Wasser nicht zahlreiche Mühlen, des Pfades. Sägen und Hammerwerke antrieb. Das breite Gemeinhin assoziiert man mit dem öster- Spektrum der Gewerbebetriebe hat inmitten reichisch-böhmischen Grenzland wohl kaum der Wälder und Felder zwischen Ceské˘ industrielle Aktivität. Vieles, was beim Wan- Bud˘ejovice/Budweis und Jihlava/Iglau, Haslach dern und Radfahren als Naturschönheit ins und Horn im Spätmittelalter eine regelrechte Auge sticht, erweist sich bei genauerer Nach- Industrie-Landschaft entstehen lassen – im forschung indes als Ergebnis menschlicher Sinne von Gewerbefleiß: industria. Arbeit, als Produkt von Gewerbe und Indus- Die Bürgerhäuser auf den Marktplätzen trie. Zum Beispiel die Schwemmkanäle,Werks- beherbergten die Produktionsstätten der zünf-

Museum Alte Textil- fabrik, Weitra

Kleinhauszeile aus der Zeit der Verlagsweberei, im Hintergrund Schloß Weitra

40 Herrschaftliches schaftliche Initiative Glashütten. Holz war Brauhaus, Altwaidhofen nötig, um die Glasöfen zu befeuern. Einen zweiten großen „Holzfresser“ stellte die Ver- äscherung zu Pottasche dar, eine Beigabe zum Glasgemenge, die die Schmelztemperatur be- deutend herabsetzte. Den eigentlich Rohstoff für die Glasmasse bildete der im Granithoch- land in ausreichender Menge verfügbare Quarzsand. In dem Maße, wie Holz an einem Standort knapp wurde, verlagerten die Glas- meister, die dem adeligen Besitzer abgaben- pflichtig waren, ihre Tätigkeit an eine andere Brennereigenossenschaft Stelle. Mit ihnen zogen die Glasarbeiter und und Ölpresse Heiden- Holzhacker, die mit ihren Familien rund um reichstein die Glashütten lebten. Zwischen dem 14. Jahr- hundert, als die ersten Waldglashütten gegrün- det wurden, und dem 19. Jahrhundert, als Holz durch Torf und Kohle abgelöst und die alten Hütten modernen Glasfabriken Platz machten, sind in den österreichisch-böhmi- schen Grenzwäldern mehrere hundert Standorte nachgewiesen. Zum Beispiel Lenora im Böhmerwald oder Nagelberg im nordwestli- chen Waldviertel, wo heute noch Glas produ- ziert wird: beide Ortschaften haben sich aus

Der Mühlkanal

tischen Handwerker. Abseits der Stadtplätze lagen jene Gewerbe, die Lärm und schlechte Gerüche erzeugten; ausschlaggebend für die Papiermühle Bad Standortwahl war die Nähe zum Wasser, das Großpertholz: für Gerber und Müller, Hammerschmieden Rundsiebmaschine und Tuchwalken Betriebs- und Antriebsmittel zugleich darstellte. So entstanden in den klei- nen Ackerbürgerstädten in Flussnähe verdich- tete mittelalterliche Gewerbegebiete mit Werks- kanälen, Wehren, Wasserrädern und den für die jeweilige Branche charakteristischen Bau- formen. In den Wäldern, deren Holzreichtum auf Grund der Transportverhältnisse nur vor Ort nutzbar war, entstanden auf grundherr-

41 Silberbergbaustadt Böhmerwald. Erst jetzt bekamen diese Region- Rudolfov: Berg- en einen rein bäuerlichen Stempel aufgedrückt. meisterhaus Im Oberen Waldviertel und im südöstlichen Böhmen hingegen bewirkte der Verlust ge- werblicher Vielfalt die Herausbildung einer industriellen Monostruktur. Die Initiative für die Fabriksgründung ging von Unternehmen aus den angrenzenden Zentralräumen aus, die die Fertigung auf Grund der niedrigeren Lohn- und Grundstückskosten aufs Land verlegten. Die Industrialisierung blieb daher auf Branchen beschränkt, die durch hohe Arbeitsintensität – wie die Textilindustrie – oder die Verfügbarkeit Siedlungen entwickelt, die rund um Glas- lokaler Rohstoffe – wie Glas, Stein oder Grafit hütten entstanden waren. – gekennzeichnet waren. Beispiele für die Aus- Ein tiefgreifender Wandel der wirtschaftli- lagerung der Produktion aus den kosteninten- chen Strukturen setzte im 18. Jahrhundert ein, siveren Zentren in die Peripherie sind neben als Waldviertel, Mühlviertel und Südböhmen zahlreichen Webwarenfabriken die Bleistift- in die Verlagsorganisation der – durch kaiserli- fabrik Koh-i-noor-Hardtmuth in Ceské˘ che Privilegien von zünftischen Regeln befrei- Bude˘jovice/Budweis oder die Knopffabriken ten – Textilmanufakturen einbezogen wurden. um Zirovnice.˘ Während die Firmenzentralen im Raum von Wien, Linz oder St. Pölten angesiedelt waren, Zwischenräume mit Transitfunktion spielten die ländlichen Regionen die Rolle von Die Zusammengehörigkeit der österreichisch- verlängerten Werkbänken für das damals so böhmischen Grenzregionen spiegelt sich auch arbeitsintensive Handspinnen und -weben. in den Verkehrsverbindungen wider. Mittel- Wohn- und Arbeitsorte der ProduzentInnen alterliche Steige, Saumpfade, die ersten Post- waren die Kleinhäuser, die außerhalb der Orts- straßen, fast alle verlaufen sie in Nord-Süd- kerne und Stadtmauern für die Textilarbeiter- Richtung. Dem Grenzraum erwuchs daraus familien errichtet wurden – etwa in Weitra, eine wichtige Einnahmequelle im Transitge- Groß-Siegharts oder Karlstein, deren Weber- werbe. Das wohl spektakulärste Bauwerk vor zeilen trotz mancher Umbauten bis heute deut- dem Eisenbahnzeitalter stellte der Schwarzen- lich erkennbar sind. Ganze Ortschaften wie bergische Schwemmkanal dar, ein künstlicher Wertenau bei Schlader, Rottenbach bei Hirsch- Kanal zwischen Südböhmen und dem Mühl- bach oder Kleedorf bei Schrems verdanken ihre viertel, der dem Transport von Böhmerwald- Entstehung dem unerschöpflichen Arbeits- hölzern in die Donaumetropole diente. kräftebedarf der Manufakturen. Gespeist von Zuflüssen der Moldau überwand er die Europäische Wasserscheide zwischen Standortkontinuität und Nutzungswechsel Nordsee und Schwarzem Meer, die am Kamm Fabriken im eigentlichen Sinn brachte erst die des Böhmerwalds verläuft. Auch die erste Mechanisierung des 19. Jahrhunderts hervor. Eisenbahn am europäischen Kontinent führte Freilich war die Industrialisierung mit einer durch die österreichisch-böhmische Industrie- Konzentration der Fertigung an zentralen Kultur-Region. Von Pferden gezogen, verband Standorten verbunden, die ländlichen Gewerbe- sie seit 1832 Linz mit Budweis. regionen gerieten ins Hintertreffen. Das lokale Ziel und Zweck der meisten Verkehrs- Handwerk war der überregionalen Konkurrenz mittel bestanden in der Herstellung einer bes- nicht gewachsen und büßte seine Branchen- seren Verbindung zwischen den wirtschaftli- vielfalt rasch ein. Einen regelrechten Kahl- chen Ballungszentren. Mühlviertel, Waldviertel schlag der gewerblichen Aktivität zeitigte die und Südböhmen waren bloß Zwischenräume. Industrialisierung im Mühlviertel und im Dementsprechend schlecht stand es um die

42 Gerberhäuser an der Industrie-Kultur als postindustrielle Moldau, Cesk´˘ y Krumlov/ Kooperationschance? Krumau Nicht auf Konkurrenz zwischen den Regionen, sondern auf grenzüberschreitende Kooperation setzt das Projekt des Industrie-Kultur-Pfades Mühlviertel – Waldviertel – Südböhmen. Das Projekt, das von einem Team österreichischer und tschechischer HistorikerInnen und Archi- tektInnen im Rahmen der Waldviertel-Akade- mie entwickelt wurde, zielt auf die Entwick- lung eines sanften Kultur-Tourismus, der bewusst das industriell-gewerbliche Erbe einbe- zieht. Mit der Pflege und Belebung der alten inner- und zwischenregionale Kommunikation, Standorte möchte es jene zwischenregionalen deren Ausbau hinter den großen Achsen zu- Verbindungslinien beleben, die die Regionen rückblieb. Vollends zum Erliegen brachte die an der Grenze durchdrungen haben, bevor sie zwischenregionale Kooperation im österreich- einander durch ökonomische Peripherisierung isch-böhmischen Grenzraum die Errichtung und nationale Homogenisierung entfremdet des „Eisernen Vorhanges“. Kommunistische wurden. Verstaatlichungen auf der tschechischen Seite, Konkurrenz des industriellen Großbetriebs aus dem Zentralraum auf der österreichischen Seite schlugen in den vergangenen Jahrzehnten tiefe Schneisen in die traditionelle gewerbliche Struktur der Grenzregionen. Mit dem Fall des „Eisernen Vorhanges“ ist dem Waldviertel in den tschechischen Grenzregionen eine – von Reitingermühle in vielen als bedrohlich empfundene – Kon- Str´y˘cice, westlich von kurrenz um die Ansiedlung von Industrie- Ceské˘ Bude˘jovice/Budweis betrieben erwachsen.

Holzrechen in Lenora, Böhmerwald

Praktische Hinweise: Sämtliche Besichtigungsstationen sind mit zweisprachigen Informationstafeln versehen. Zur Orientierung dient ein Faltprospekt (in deutscher und tschechischer Sprache). Auskunft und Unterlagen: Waldviertel-Akademie 3830 Waidhofen/Thaya, Niederleuthnerstr. 10 Tel. ++43/2842/53737 [email protected]

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Denkmalschutz, Kulturstrasse und Identität

10 Jahre Arbeitsgemeinschaft Donauländer

Dr. Eugen Scherer Die Donau als uralte, doch lebendige Kultur- Württemberg, über Aquincum-Budapest, über NÖ Landesregierung, strasse darzustellen, wurde zu einer der vor- slowakische, kroatische, rumänische und bul- Abtlg. Kultur und Wissenschaft nehmsten Aufgaben der vor 10 Jahren in der garische Denkmalkomplexe gezogen werden Wachau gegründeten Arbeitsgemeinschaft konnten, erwiesen sich als miteinander ver- Donauländer, in deren Rahmen 23 Regionen wandt, weil sie sich mehr durch die Intensität und Staaten von Baden-Württemberg bis zum der Probleme unterscheiden, als durch deren Gebiet Odessa in fünf Arbeitskreisen die Sach- Herkunft. Dem Willen zur wissenschaftlichen gebiete Verkehr und Schifffahrt, Raumordnung und konservatorischen Betreuung steht vor und Umweltschutz, Jugend und Sport, Wirt- allem in Südosteuropa der schmerzhafte schaft und Tourismus, und, unter der Koordi- Kapitalmangel entgegen, während gleichzeitig nation Niederösterreichs, Kultur und Wissen- nicht jeder ausländische Investor bereit ist, auf schaft behandeln. Auf der Grundlage des hinderliche kulturelle Aspekte Rücksicht zu „Kulturstraßen“-Konzeptes des Europarates nehmen, von der Nutzung archäologischer entwickelte dieser Arbeitskreis das INTERREG Baureste als Baumaterial abgesehen, die sich II-C-geförderte Projekt „Kulturstraße Donau“ mancherorts bis heute fortsetzt. Angesichts sol- mit der Zielsetzung, Informationsbrennpunkte cher Probleme dürfen sich jene glücklicher im Dienste der Mitgliedsländer über ein schätzen, die bereits Kompetenzfragen zwi- besonders in Ost- und Südosteuropa aktuell schen Wissenschaftern, Denkmalpflegern und werdendes Hoffnungsthema des Tourismus Geschäftsführern von touristischen Betriebs- und verwandten Wirtschaftszweigen zu schaf- gesellschaften lösen müssen. fen. Die Bewahrung des kulturellen Erbes und Zu den finanziellen Gegebenheiten gesell- seine gleichzeitige sanfte Nutzung kann an ten sich in manchen Ländern ideologische zahlreichen Beispielen auch im Donauraum Schranken gegen die Offenlegung politisch un- beobachtet werden, wie das Teilprojekt „Kultur- erwünschter Geschichtsinhalte, heute drohen parks“ anhand von bisher drei wissenschaftli- hingegen Globalisierungseffekte im Gewande chen Konferenzen demonstrierte. der neugewonnenen Freiheiten. Steigender Vorträge über jene Aspekte, die – ausge- Utilitarismus, der Drang nach virtuellem Ge- hend von der Grundvoraussetzung eines wach- nuss, wie Gyula Istvanfi (Technische Uni- samen Denkmalschutzes – eine wirtschaftliche versität Budapest) es formulierte, nach modi- Nutzung des kulturellen Erbes sowohl als scher Uniformierung, die die Entfaltung der Identitätsträger, wie auch als erfolgreicher eigenen kulturellen Identität hemmt. Wirtschaftsfaktor, ermöglichen, beleuchteten Der intensive Erfahrungsaustausch inner- Theorie und Praxis anhand existierender halb der Arbeitsgemeinschaft Donauländer, wie Beispiele. er sich nun besonders im Bereich des Denkmal- Der Archäologische Park Xanten als Er- schutzes und dessen kooperativer Instrumenta- folgsstory stellte sich schon früh der Aufgabe, lisierung als Kulturtourismusinhalt entwickelt, die Archäologie den Anforderungen der wird – so hoffen die teilnehmenden Länder- „Event-Kultur“ anzupassen, ohne die eigene auf Grundlage kontrollierter Verantwortung, Grundlage zu gefährden. Die Lehren, die aus das kulturelle Erbe durch zusätzliche, die den Referaten über die niederösterreichischen öffentliche Hand entlastende Erträge, auch für Kulturparks, über die Heuneburg in Baden- künftige Generationen sichern.

45 Restaurierungen in den Grenzregionen HR Dr. Werner Kitlitschka, Landeskonservator für von March und Thaya Niederösterreich a. D.

Am Zusammenfluss der Deut- pflegerisch mustergültig kann die schen und Mährischen Thaya ge- sorgfältige restauratorische Be- legen, kann die als Siedlung bereits handlung der mit altem Putz ver- um 1100 urkundlich nachgewiese- sehenen Hoffassaden gelten. ne Stadt Raabs an der Thaya dem Gleichfalls eine subtile Besucher mehrere hochbedeutende Außenrestaurierung erfuhr die im Baudenkmale bieten, an denen in Süden von Oberndorf, dem obe- den vergangenen Jahren maßgeb- ren Stadtteil, gelegene, intim wir- liche Restaurierungen vorgenom- kende ehemalige Spitalskirche aus men wurden. dem frühen 16.Jahrhundert. Auf dem höchsten Punkt der Bereits seit Jahren und gewiss Stadt präsentieren sich das ur- auch noch für längere Zeit bildet sprünglich als Sperre gegen Westen die restauratorische Absicherung fungierende Bautenensemble von der in ihren Anfängen in die zwei- Kirchhof, Pfarrhof und hochauf- te Hälfte des 11.Jahrhunderts zu- ragender, gotisch geprägter Pfarr- rückgehende Burg Raabs einen der

Das Restaurierbeispiel Das kirche in weitgehend restauriertem wichtigsten Interessensschwer- Zustand. punkte der Denkmalpflege in Die mächtige, im 16. und Niederösterreich. Dieses Baudenk- 17. Jahrhundert entstandene Vier- mal erstreckt sich hoch über den flügelanlage des Pfarrhofes faszi- beiden Thayaflüssen in ost-westli- niert vor allem durch den überra- cher Richtung auf einem bizarren schend großen Innenhof mit ural- Felssporn. Die ausgesetzte Lage, tem Baumbestand. Als denkmal- jahrzehntelange Vernachlässigung, die imponierende Vielfalt an Baukörpern und Dachformation- en sowie der Reichtum an Wand- malereibeständen des 16. und 17. Jahrhunderts außen und innen stellen die neuen Burgeigentümer vor unzählige konservatorische Aufgaben. Ein wesentlicher diesbezügli- cher Schritt wurde in den vergan- Dürnkrut, Schloßkapelle, genen beiden Jahren mit der Res- Innenrestaurierung, taurierung des lang gestreckten Restaurator bei der Arbeit Vorhofes und des westlichen Tor- baues aus dem späten 16. bis frühen 17.Jahrhundert gesetzt. Es Dürnkrut, Schloß ist zu hoffen, dass die im Ausbau begriffenen kulturellen Aktivitäten der Burgeigentümer – Veranstalt-

46 Bei der Restaurierung der intim malamtes mustergültig durchge- wirkenden frühbarocken Schloss- führten bodendenkmalpflegeri- kapelle mit Stuck- und Bildaus- schen Untersuchungen, deren stattung leisteten die Restaurier- Ergebnisse eine Dokumentations- werkstätten des Bundesdenkmal- ausstellung im Schloss festhält. amtes effiziente beratende und Jährliche Sonderausstellun- arbeitstechnische Unterstützung. gen halten das Interesse der Im Zuge der Revitalisierung Öffentlichkeit an Schlosshof, des Südflügels des östlich dem einem der architektonischen Schloss vorgelagerten einstigen Hauptwerke Johann Lukas von Meierhofes durch eine gemeinnüt- Hildebrandts, wach. Seit seiner zige Wohnbaugenossenschaft 1726 in Angriff genommenen konnte die Restaurierung der mit Errichtung musste das Schloss köstlichen exotischen Landschafts- zahlreiche bauliche Eingriffe, malereien des ausgehenden 18. negative Veränderungen und Schlosshof, NÖ Jahrhunderts versehenen Sala Substanzverluste hinnehmen. Von Barockgarten, Kl. Kaskade, terrena in Angriff genommen der Denkmalpolitik als Teil der archäologische Freilegung der Substruktion werden. Kulturpolitik des neuen Jahr- Die auf einem östlich zur tausends wird es sehr wesentlich ungen der Waldviertel Akademie March hinführenden Geländeab- abhängen, ob trotz der dringend sowie Autorenlesungen und Buch- fall situierte Garten- und Schloss- gebotenen Sparsituation das präsentationen – auch die Erlan- anlage Schlosshof, Gemeinde „Projekt Schlosshof“ als eines der gung von Mitteln für weitere Engelhartstetten, bildet einen zukunftorientiertesten Vorhaben dringend notwendige substanzer- international bekannten Höhe- der Denkmalpflege in Österreich haltende Maßnahmen begünstigen punkt österreichischer Barock- überhaupt wirkungsvoll weiterge- werden. Im großen Saal harrt ein kunst und zugleich eines der aller- führt werden kann. monumentaler Wandmalereizyklus größten Sorgenkinder der subtiler restauratorischer Konsoli- Denkmalpflege in Niederöster- dierung und etwaiger Freilegung. reich. Nach jahrzehntelangen Musterarbeiten in dieser Richtung Bemühungen um bauliche Ab- wurden bereits durchgeführt. sicherung konnten aus Anlass der Zu den erfreulichsten denk- großen Prinz-Eugen-Ausstellung malpflegerischen Initiativen der von 1986 am Außenbau und in letzten Jahre zählt der Entschluss den Räumen entscheidende Res- der an der March gelegenen Markt- tauriererfolge erzielt werden, auf gemeinde Dürnkrut, das bereits die neben der zwischenzeitlich im 12.Jahrhundert urkundlich abgeschlossenen Rekonstruktion genannte Schloss buchstäblich in der reichen Stuckskulptur- und letzter Minute vor dem drohenden Stuckmarmorausstattung der Sala endgültigen Verfall einer baulich- terrena bis zum heutigen Tage en Generalinstandsetzung zu unter- maßgebliche Schritte zur Wieder- ziehen und darin Gemeindeein- gewinnung der authentischen richtungen unterzubringen. Vor Parixstruktur und Wiederherstel- etwa drei Jahren konnte dieses Vor- lung der Außenanlagen einschließ- haben erfolgreich abgeschlossen lich der zumindest noch in Frag- und die wahrzeichenhafte vierflü- menten überkommenen Park- gelige Anlage mit dominierendem skulpturen folgten. Viele unerläss- Torturm auf diese Weise mit einer liche fachliche Anhaltspunkte lie- Schlosshof, NÖ sinnvollen Nutzung versehen ferten die durch die betreffende Barockgarten, Gr. Kaskade, werden. Fachabteilung des Bundesdenk- Apoll-Versetzung

47 , Mag. Ing. Margit Kohlert Restaurierung des Kapellenturmes

Die weithin sichtbare Burganlage zählt zu den bedeutendsten Schöpfungen des späten Historis- mus in Niederösterreich. Die seit dem 12. Jahrhundert nachweisba- re Burg wurde um 1645 von den Schweden gesprengt. Mehr als 200 Jahre später erwählte Graf Johann Nepomuk von Wilczek (1837 – 1922) die Ruine, um unterhalb der ehemaligen Burg- kapelle seine Familiengruft zu errichten. Dieser anfangs beschei- dene Plan erfuhr dann eine be- deutende Erweiterung. Die ganze Burg sollte im Stile der Romanik und Gotik wiedererrichtet werden und eine umfangreiche Sammlung von mittelalterlichen Kunstwer- ken, Waffen, Möbeln und Ge- brauchsgegenständen aufnehmen. Der kunstsinnige und historisch gebildete Bauherr fand in Karl Gangolf Kayser einen für diese Aufgabe hervorragend geeigneten Architekten. 1874 war Baubeginn, und das Vorhaben schritt bis zum Tode Kaysers 1895 schnell voran. Die gesamte Bauzeit erstreckte sich über 32 Jahre und dauerte bis 19061. Als erster Bauabschnitt wurde die Gruft errichtet. Darüber ließ Graf Wilczek die Kapelle in goti- scher Formensprache erbauen und stattete Gruft, Kapelle und Sakris- tei mit mittelalterlichen Einrich- tungsstücken (Altar, Glasgemälde, Erst gegen Ende des gesamten Kreuzenstein, Burganlage, Blick von Möbel und Geräte) aus, die er im Vorhabens scheint der Kapellen- Südwesten Kunsthandel und auf seinen aus- turm entstanden zu sein. gedehnten Kunstreisen erworben Dieser sechsseitige Turm ist sandstein von gräulich-beiger hatte. Nach Vollendung derKapel- seitlich aufgesetzt. Seine untere Farbe. Darüber befindet sich der le schritt er an den Ausbau der Zone mit dem Glockengeschoß reich gegliederte Helm, für den übrigen Burg. besteht aus Wienerwald Schleif- sehr heller Kalksandstein verwen-

48 das seine Verbundenheit mit den auch hier Sanierungsmaßnahmen Formen des Jugendstils nicht ver- unaufschiebbar geworden sind. heimlichen kann. Neben anderen absturzgefährdeten Auf der Turmspitze steht die Teilen konnte auch das Eindrin- lebensgroße Statue des heiligen gen von Niederschlagswasser in Michael. Zu ihr erwähnt Garf die Fugen zwischen den Stein- Wilczek in seinen Erinnerungen2: quadern festgestellt werden. Starker „Die schöne Steinfigur des heili- Bewuchs durch Algen und Flecht- gen Michaels, die oben am Dach- en wirkt sich längerfristig eben- reiter der Kapelle steht, ist mit falls sehr negativ auf die Festigkeit einer großen Sicherung dort ange- der Steinober-flächen aus. Weitere bracht, um den heftigen Wind- Schäden waren in Form von stößen standzuhalten. Eine ver- Sinterkrusten und Vergipsungen zinnte Eisenstange, die bis in die zu beobachten. obere Hälfte der Figur reicht und Die Arbeitsvorbereitung war bis zur Hälfte des Dachreiters ab- dadurch erschwert, daß wegen der wärts geht, ist mit zwei Zentner exponierten Lage des Turmes kein Blei vergossen. Es war ein alter Untersuchungsgerüst errichtet Gebrauch, auf den vorderen Turm werden konnte. Manche Bereiche einer Burg oder Befestigung einen des Turmes waren auch schwer heiligen Michael aufzustellen, einsehbar. Als Bestbieter erlangte gleichsam als sagte er: Bis Hierher Mag. Klaus Wedenig den Auftrag und nicht weiter!“ für die Steinrestaurierung. Die Statue ist ein wohl ein- Zu Beginn der Arbeiten war heimisches Werk des 16. Jahrhun- der Ausgangszustand photogra- Kreuzenstein, Burg, Kapellenturm derts, die ursprünglich eine ju- phisch zu dokumentieren und die nach Restaurierung gendliche Heilige oder mythologi- Oberflächen auf das Vorhanden- sche Person darstellte. Sie war sein von Fassungsresten zu unter- det wurde. Vier in die Giebelfel- auch nicht als Freiplastik gestaltet suchen. Es zeigte sich, daß der der eingefügte, runde Scheiben sondern als Nischenfigur gedacht. Stein ungefaßt war. Wie erwartet aus Kalkstein mit Blattwerkorna- Das ist aus der unbearbeiteten hatte seit der Erbauung des Tur- menten sind wohl Relikte mittel- Rückseite mit zwei Befestigungs- mes noch keine Restaurierung alterlicher Bauplastik, vermutlich löchern zu erkennen. Bei ihrem bzw. Instandhaltung stattgefunden. ehemalige Schlußsteine von Ge- Umzug auf die Spitze des Dach- Die eigentliche Instandsetzung wölberippen. Der kunstvolle Zier- reiters in Kreuzenstein wurde sie umfaßte folgende Maßnahmen: rat in gotischen Motiven besteht zu einem heiligen Michael umge- Zuerst waren alle absturzge- aus Kreuzblumen, Krabben und staltet, indem man ihr Nimbus, fährdeten und losen Teile abzu- Wasserspeiern, wobei letztere nach Flügelpaar, Schild und Schwert nehmen, die sandenden Partien mittelalterlichem Vorbild allerlei aus Bronze, zum Teil vergoldet, schaurige Tiere wie Löwen, Dra- hinzufügte. chen, Bestien u.a., aber auch Seit vielen Jahren führt der einen von der Last des Steines private Eigentümer der Burg gedrückten Menschen darstellen. Kreuzenstein ein Sanierungspro- Die gotisierende Formen- gramm durch, in dessen Rahmen sprache der Bauplastik ist bis zu in letzter Zeit die ausgedehnten einem gewissen Grad erstarrt und Dachflächen instandgesetzt wur- weist ein stark ornamentales Ele- den. Ein vom Kapellenturm ab- ment auf. Die Krabben ergeben stürzender Zierratteil, der eine der bei der Betrachtung aus der Nähe sanierten Dachflächen durch- Kreuzenstein, Burg, Kapellenturm, ein geometrisiertes Blumenmuster, schlug, führte vor Augen, daß Wasserspeier nach Restaurierung

49 lich. Spannungen, durch die Ver- bindung des Gesteins mit dem Metall des Schwertes verursacht, hatten zum Abreißen der Hand des Engels geführt, die nun neu befestigt wurde. Nachweislich war der Stein des Turmes nie gefaßt. Im Rah- men dieser Restaurierung ent- schied man sich letztlich dennoch, eine lasierende Kalkschlämme auf die Michaelsfigur und die hellen Kalksandsteinbereiche aufzubrin- gen, um die Poren zu schließen und damit in nächster Zeit neuer- liche Frostschäden hintanzuhalten. Abschließend wurde der ganze Turm hydrophobiert. Ziel der Restaurierung war es, die aus verschiedenen Ursa- chen geschädigten Steinoberfläch- Kreuzenstein, Burg, Kapellenturm, Kreuzenstein, Burg, Kapellenturm, en und den Zierrat zu konsolidie- hl. Michael vor Restaurierung, hl. Michael vor Restaurierung, ren, ihren Verbund wiederherzu- Vorderansicht Rückseite stellen, anorganische und biologi- am Turm mit Kieselsäureester vor- der hinsichtlich Farbe, Korngröße sche Verunreinigungen zu entfer- zufestigen und sämtliche Flächen und Dichte dem vorhandenen nen und damit den ganzen Turm und Zierteile zu reinigen. Diese Steinmaterial angepaßt wurde. gegen Wind und Umwelteinflüsse Reinigung erfolgte durch vorsich- Sämtliche offene Fugen wurden zu schützen. tiges Sandstrahlen. Um weiteren mit reinem Kalkmörtel verschlos- Schäden durch Mikroorganismen sen, fehlende Teile am Zierrat mit 1Topographie von Niederösterreich, hrsg. vorzubeugen, unterzog man alle Kunststein, der mit Nirosta-Stäben vom Verein für Landeskunde von Steinoberflächen einer mehrmali- armiert wurde, ergänzt. Weit aus- Niederösterreich, 5.Band, Wien, 1903, gen bioziden Behandlung. Partiell kragende Teile erhielten eine Ver- S.490 – 498 Rudolf Büttner, Renate Madritsch, wurden Zellstoffkompressen ange- stärkung durch Carbonstäbe. Burgen und Schlösser in Niederöster- wandt. Die Statue des heiligen reich, Vom Bisamberg bis Laa an der Rostende Eisenklammern Michaels bedurfte besonderer Be- Thaya (Niederösterreich Band 14), und -spangen wurden teilweise handlung. Seine aus Bronze herge- Wien 1987, S.88 – 90 durch nichtrostendes Material stellten Attribute und Flügel Margit Kohlert, Burg Kreuzenstein – Die Burg als Museum und Denkmal, ersetzt, die verbleibenden entros- waren beschädigt, mußten repa- in: Zur Restaurierung 2. Teil, tet und mit Schutzanstrich ver- riert und durch neu angelegte Ver- Denkmalpflege in Niederösterreich, sehen. Durch Rostsprengung ver- bindungen und Verankerungen Band 16, St.Pölten 1995, S. 10 – 12 ursachte, größere Risse wurden ausreichend widerstandsfähig 2Elisabeth Kinsky-Wilczek, Hans mit lösungsmittelfreiem Epoxyd- gegen den massiven Winddruck Wilczek erzählt seinen Enkeln harz verklebt, um wieder eine gemacht werden. Die Skulptur Erinnerungen aus seinem Leben, Graz kraftschlüssige Verbindung herzu- selbst besteht aus einem grünlich 1933, S.139 – 140 stellen, Haarrisse mit Paraloid ver- grauen Schleifsandstein wohl ein- schlossen. Für Ergänzungen abge- heimischer Provenienz, dessen witterter Steinoberflächen und Oberfläche bereits stark morbid kleinerer Fehlstellen kam ein war. Hier war eine besonders Kunststeinmörtel zur Anwendung, intensive Steinfestigung erforder-

50 Auf den folgenden Seiten informieren wir Sie über die wichtigsten derzeit laufenden Restaurierungen und die anstehenden Probleme im Bereich der Denkmalpflege.

Beiträge von Dipl. Ing. Franz Beicht, Dr. Axel Hubmann, Mag. Ing. Margit Kohlert, HR Dr. Peter König, Dipl. Ing. Elisabeth Sackmauer

Der „Europäische Tag des Denkmalschutzes“ in Österreich am 17. September 2000, stand unter dem Motto „Histori- sche Gärten“. In Niederösterreich war der Park und Schloss Laxen- burg frei zugänglich und es wur- den auch diesbezüglich Führungen durchgeführt. Die Schloss Laxen- burg Betriebsgesellschaft hat be- reits bisher enorm viel für den Erhalt des Parkes und der Bau- Schlosspark Laxenburg, Termpelchen werke getan. Um den Park im Sinne des seinerzeitigen geplanten Gesamtkunstwerkes, der Verbin-

dung Bauten-Natur durch gestal- Aktuelles in Niederösterreich aus der Denkmalpflege tete Sichtachsen, Blickpunkte und dergleichen, entsprechend weiter- hin zu pflegen, wurde im Auftrag des Bundesdenkmalamtes ein umfangreiches Parkpflegewerk erstellt, das am 14. September den Vertretern der Betriebsgesellschaft Schlosspark Laxenburg überreicht werden konnte. und

Baden dem das Objekt einige Zeit leer Herzoghof gestanden war, wurde es nunmehr Der in seiner Gestaltung an der instandgesetzt und restauriert. Schwelle vom Historismus zum Dabei konnte die Polychromie der Jugendstil stehende, zwischen Außenfassade gemäß der Befund- 1907 und 1909 errichtete Bau, ung wiedergewonnen werden: Der dominiert mit seiner Ecklösung zart sandfarbene Wandton kontra- zur Theresiengasse den Kaiser siert wohl mit dem Grün der Franz-Ring gegenüber dem Haupt- Eisenbalkone und dem Goldgelb zugang zum Kurpark. Der früher des unterhalb des Dachgesimses insgesamt als Hotel genutzte Kom- situierten Mäanders, integriert plex stellt mit seiner markanten den Bau aber anderseits auch in Erscheinungsform und dem hohen die historisch gewachsene und Dachbereich zweifellos einen Blick- erweiterte Stadt. Im Inneren prä- punkt im Gefüge der Altstadtzone gen die Restauranträume im Erd- innerhalb des Ringes dar. Nach- geschoss mit ihrer Wand- und

51 1917 wurde die Kirche schließlich Maria-Langegg, Pfarr- und geweiht. Wallfahrtskirche Im Verein mit den beiden Orgelrestaurierung flankierenden Schulbauten („Stil- klassen“!) setzt der neubarocke, an die Peterskirche in Wien gemah- nende, monumentale Neubau auf der Anhöhe des Platzes einen mar- kanten Akzent in das Stadtbild und wurde zum deutlich sichtba- Deckendekoration sowie ein mo- ren Wahrzeichen der Stadt. Akute numentales Glasgemälde der Fa. Schadensbilder an den Figuren- Geyling das Bild. Auch hier wurde gruppen der Balustrade ober dem bei der Ausführung auf Grund der Eingangsbereich sowie an den durchgeführten Untersuchung flankierenden Türmen, weiters gearbeitet. Um das ehemalige Abplatzungen und aufgefrorene Hotel auch lebensfähig zu halten, Putzstellen machten nunmehr eine wurde der Teil zur Theresiengasse Aussenrestaurierung und Sanie- für Wohnzwecke adaptiert; der rung nötig. Erschwerend bei den Trakt zum Kaiser-Franz-Ring Arbeiten an den Steinteilen war erhielt wiederum Hotelnutzung. die Durchfeuchtung durch fehlen- Insgesamt ist es gelungen, de oder schadhafte Wasserablei- nach dem ehemaligen Kurhaus/ tung sowie Schwarzsinter (Ruß In der 1765 – 1773 nach Plänen Casino ein aus der gleichen Epo- und dgl.) und starke chemische von Johann Michael Ehmann aus che stammendes Objekt original- Belastung durch Umwelteinflüsse. Stein a.d.Donau erbauten und getreu unter Einbau heutiger Bei den Türmen war seinerzeit von Josef von Mölk mit reichen Standards zu sanieren. auch eine Teerisolierung ange- Wandmalereien (Marienleben) bracht worden. Im Zuge der lau- ausgestatteten spätbarocken Wall- Berndorf fenden Restaurierung wurden die fahrtskirche nimmt die weiß-gold- Pfarrkirche St. Margaretha Steinteile durch einen Steinrestau- gefasste Orgel von dem Wiener Ende des 19./Anfang des 20. Jahr- rator fachmännisch und gemäß Orgelbauer Stephan Helmich von hunderts erlebte Berndorf durch den Untersuchungsbefunden des 1782 als prachtvolles Schau- und den Industriellen Arthur Krupp Labors der Restauierwerkstätten Ausstattungsstück eine ganz be- einen enormen Aufschwung. Von des Bundesdenkmalamtes behan- sondere Rolle ein. Die beiden Architekt Ludwig Baumann als delt, die entsprechenden Wasser- turmartigen Hauptgehäuse sind Generalplaner ließ er Arbeiter- ableitungen wiederhergestellt und durch bogenförmige, reiche Orna- wohnhäuser/-siedlungen, Schulen, der Verputz der Türme sowie an mentik mit einer monumentalen Kindergärten und ganze Stadt- den übrigen Schadstellen saniert. Uhr in der Mitte verbunden. Zu- viertel konzipieren und errichten. Die Steinteile erhielten eine lasie- sammen mit dem in die Emporen- Die Margaretenkirche widmeten rende Schlämme als Schutzschicht/ brüstung eingesetzten Positiv ver- Arthur und Margarete Krupp den Verschleißschicht und um sie auch körpert diese Orgel ein typisches Einwohnern der Stadt. Nach den farbmäßig in das Gesamtkonzept Beispiel für den Ausklang des spät- Plänen von Architekt Luwig Bau- zu integrieren. Die Fassade, ur- barocken Orgelbaues in Nieder- mann wurde der Bau durch den sprünglich im gelblichen Natur- österreich. Baumeister Wenzel Wegwart aus putz, musste auf Grund der Aus- Im Zuge der seit Jahren ge- Pottenstein 1910 begonnen, 1911 besserungen gestrichen werden. planten Restaurierung und teil- erfolgte die Einwölbung der ge- Auch dies wurde lasierend und weisen Erneuerung des Orgel- waltigen Beton-Kuppel, 1913 der möglichst dünn durchgeführt, um werkes musste die Empore selbst Bauabschluss. 1916 war die Innen- das überkommene Erscheinungs- einer umfassenden statischen Ab- einrichtung fertig gestellt, und bild zu bewahren. sicherung unterzogen werden, wo-

52 bei das Orgelwerk auf eine neue Weitere Fresken befinden sich in Scheibbs, Rathausplatz, Tragkonstruktion zu stellen war. den Kapellen und an den Wänden. Johannes von Nepomuk – Die Restaurierung des kostbaren Im Zuge der in diesem Jahr Monument Gehäuses und des bereits frühklas- durchgeführten Innenrestaurie- sizistische Stilelemente zeigenden, rung wurden auch die Wand- und reichen hölzernen Emporengitters Deckenmalereien restauriert, wo- wurden durch Subventionen von bei diese gereinigt, störende Über- Land und Bund maßgeblich unter- malungen entfernt, Putzausbesser- stützt. ungen und Retuschen durchge- führt wurden. Maria Lanzendorf Kalvarienberg Raabs an der Thaya Der Kalvarienberg von Maria Burg – Weiterführung der Lanzendorf befindet sich neben Restaurierung der Vorburg der dortigen Wallfahrtskirche und wurde 1699 als Nachbau des Kalvarienberges und des Heiligen Grabes in Jerusalem errichtet. In dem Bauwerk sind zahlreiche Das von der Scheibbser Bürger- Grotten und Kapellen mit Figuren- schaft 1722 gestiftete große stei- gruppen untergebracht, in denen nerne Monument – die Kanoni- die Leiden Christi in barocker sierung Johannes von Nepomuks Weise dargestellt sind. Über ge- erfolgte erst im Jahre 1729 – wies schwungene Treppenaufgänge derart große Schäden auf, dass erreicht man schließlich die eine grundlegende Restaurierung Kreuzigungsgruppe am Gipfel. unerlässlich geworden war. Der Der ursprünglich bunt gefasste durchfeuchtete, gemauerte Kern Berg wurde in der Vergangenheit des Volutensockels mit Steinvasen bereits mehrfach mit Mörtel über- und Pinienzapfen, der eine mit zogen; Vandalismus, Umweltschä- Putten und zwei Kartuschen ver- den und Verwitterung hatten aber Nach den letztjährigen Arbeiten zierte hohe Wolkensäule trägt, dem gesamten Bauwerk bereits an den Arkaden und dem Torge- musste gegen aufsteigende Feucht- wieder so zugesetzt, dass der wei- bäude des Vorhofes der lang ge- igkeit isoliert werden. Die Stand- tere Bestand gefährdet schien. streckten Burganlage wird nun- festigkeit der lebensgroßen Heilig- Nach entsprechender Vorbereitung mehr die Restaurierung der Vor- enstatue an der Spitze war derart wurde nun das Restaurierungspro- burg mit der straßenzugewandten bedenklich, dass ein Abbau der jekt in Angriff genommen, wobei Seite des Verwalterstöckels, das Steinteile sowie deren Neuversetz- in der heurigen ersten Etappe die einen Rundturm einschließt, wei- ung unausweichlich geworden war. Sanierung und Restaurierung der tergeführt. Entsalzungsmaßnahmen, aber Außenerscheinung des gesamten Die Dächer werden repariert auch die Aufbringung einer schüt- Berges mit den Kapellen abge- und die Fenster putzmäßig besser zenden Schlämme, die abschlie- schlossen werden wird. eingebunden und gestrichen. In ßend hydrophobiert wurde, waren den aus Stein gemauerten unteren in den Arbeiten inkludiert. Michelhausen Zonen werden nur die Fugen ge- Die vor etwa 50 Jahren verfer- Pfarrkirche hl.Peter und Paul reinigt und geschlossen. In den tigte Kunststeineinfassung wurde Die Pfarrkirche wurde 1781 – 83 oberen, aus Ziegeln bestehenden einer Reinigung, Festigung und errichtet. Die Deckengewölbe im Mauerbereichen wird der Putz nur Neuverfugung unterzogen, sodass Innenraum weisen Fresken von ausgebessert und, wo erforderlich, ein überaus harmonisches Gesamt- Josef Adam Mölk auf, die das mit einem patinierten Kalk-Trass- bild dieses reichen, barocken Denk- Leben der Kirchenpatrone zeigen. Putz ergänzt. mals erreicht werden konnte.

53 St. Aegyd am Neuwald, Josef Munggenast errichtet, 1908 konnten im aufgehenden Mauer- Evangelische Kirche, aber beim Neubau der Bezirks- werk die mittelalterliche Quader- Außenrestaurierung hauptmannschaft um einige Meter schichtung incl. Fugenverstrich versetzt. Der plastische Schmuck festgestellt und die ursprüngliche wurde dabei originalgetreu wie- Öffnung zur seinerzeitigen Kanzel derverwendet. freigelegt werden. Auch die Boden- Der geschwungene Torbau grabungen ergaben entscheidende besitzt über dem Mittelportal neue Erkenntnisse bezüglich der einen profilierten flachen Drei- Vorgängerbauten und somit der ecksgiebel, als Bekrönung befin- historischen Entwicklung der den sich darauf vier Frauengestal- Kirche. Im Innenraum wurde im ten als personifizierte Tugenden. Presbyterium der Bodenbelag des An der Außenfassade ist mittig das 19. Jahrhunderts erhalten. Wappen des ersten St.Pöltner Im Langhaus konnten groß- Bischofs Johann Heinreich Kerens flächige Natursteinplatten des Die Dachinstandsetzung der angebracht, die Innenseite wieder- seinerzeitigen Altbestandes wie- 1902/03 nach Plänen von Archi- um zeigt das Datum der Bistums- derum verlegt werden. Die Bema- tekt Josef Hoffmann errichteten gründung 1785. lung sowie die Dekoration, die bei Evangelischen Kirche in St. Aegyd Der Zustand vor allem der einer Ausmalung im 20. Jahrhun- am Neuwald war eine dringend Figuren, Wappen und Vasen hatte dert überarbeitet worden waren, gebotene Erhaltungsmaßnahme. sich zuletzt bereits so verschlech- wurden restauriert, die Kirche ge- Das Dachdeckungsmaterial tert, dass Teile der Plastiken abzu- mäß Befund ausgemalt. Ein neuer sowie die Verblechungen und der stürzen drohten oder bereits Volksaltar und Ambo, beide vom markante, achteckige Dachreiter fehlten. im Ort auch ansässigen Hoch- wiesen bereits gravierende Zeit- Die somit besonders dringen- schulprofessor Sepp Moosmann schäden auf. Das eindringende de Restaurierung konnte heuer entworfen, komplettieren den Wasser hatte am talseitigen Giebel- durchgeführt werden. Die Plasti- Innenraum. bereich den originalen Verputz be- ken wurden dabei hauptsächlich Insgesamt ist es durch die reits teilweise zerstört; dies führte konservierend behandelt und nur Restaurierungsarbeiten gelungen, folgerichtig in einer 2. Etappe zu eindeutig geklärte Ergänzungen eine Symbiose des Bestandes mit einer subtilen, auf Restauratoren- durchgeführt. den Ergebnissen der Grabung befund basierenden Fassadener- bzw. älteren Zuständen unter neuerung, die heuer zum Ab- Unterwaltersdorf Hinzufügung einer neuen, sich schluss gebracht werden konnte. Pfarrkirche hl. Bartholomäus harmonisch einfügenden Altarlö- Mit tatkräftiger finanzieller Der bereits 1115 als Pfarre ge- sung aus heimischem Stein, her- Unterstützung von Land und nannte Kirchenbau bildet mit beizuführen. Bund konnte der Weiterbestand dem ehemaligen Karner den Mit- der von der Industriellenfamilie telpunkt der ehemaligen, von drei „rescon“ 2000 Wittgenstein für die kleine Mauerringen umgebenen Wehr- Vom 30. Nov. bis 2. Dez. 2000 Evangelische Gemeinde von St. kirchenanlage. Die im 19. Jahrhun- treffen einander Fachleute auf der Aegyd am Neuwald gestiftete dert erweiterte, im heutigen Messe Erfurt zur „rescon“ 2000, Kirchenbau für die weitere Zu- Innenraum barockisierte Saal- die sich mit der Bestandserhaltung kunft gesichert werden. kirche wird im Westen vom mit- wertvoller Kulturgüter aus Papier telalterlichen Turm mit barockem beschäftigt. Diese Fachtagung für St.Pölten Helm abgeschlossen. Konservierung und Restaurierung Bischofstor Im Zuge der nötigen und findet bereits zum dritten Mal statt. Das so genannte Bischofstor bildet lange geplanten Innenrestaurie- die östlich abschließende Toranlage rung wurden umfassende Befun- der Bistumsgebäude. Es wurde dungen und archäologische Gra- 1785 vom St.Pöltner Baumeister bungen durchgeführt. Dabei

54 Landhausplatz LH Dr. Pröll Erwin schreiben Sie bittean: Vor-Leser entnommenwurde, Falls schonvon einem dieKarte ausgefülltzu. wortkarte uns bittedienebenstehendeAnt- Zusendung wünschen, sendenSie erhalten habenunddiekostenlose österreich nochnichtregelmäßig der Reihe Denkmalpflege inNieder- Anregungen. fürallfälligeMitteilungenKarte und Verwenden Sie dieRückseiteder Nachbestellungen/Bezug ad1Stift Dürnstein 1 Band Bisher sinderschienen: Kein Nachdruck vorgesehen! Nur wenn Sie dieBroschüre 3DieSacra Via 23 Der Wienerwald 22 Speicher, Schüttkästen 21 LebenimDenkmal 20 Umbauten, Zubauten 19 Zur Restaurierung 3. Teil 18 10Jahre Denkmalpflege 17 Zur Restaurierung 2. Teil 16 50Jahre danach 15 Zur Restaurierung 1. Teil 14 Kulturstraßen 13 Burgen undRuinen 12 Elementares und 11 Verkehrsbauten 10 Denkmal imOrtsbild 9 Sommerfrische 8 Rückblicke–Ausblicke 7 Handwerk 6 Gärten 5 Industriedenkmäler 4 Wachau 3 Kleindenkmäler 2 in Niederösterreich Anonymes 55 1 , A- (vergriffen) 3109 St. Pölten (vergriffen) erschien folgendePublikation: museums befindlichenAquarellen Zu denimBesitz desNÖLandes- ihn zurückgehen. mängel (S.17undS.23)nichtauf schriften (S.22)sowie Darstellungs- (S.18) undzwei falscheBildunter- stellung, dassdieBildverwechslung Franz Groiss, bittetumdieFest- Landesmuseums zur Via Sacra“, kundliche Objektbestand desNÖ Der Autor „Der volks- desArtikels Errata zuHeft 23

Ich habe die Broschüre „Denkmalpflege Bitte mit S 7,- in Niederösterreich“ noch nicht erhalten frankieren und möchte diese in Zukunft kostenlos und ohne jede Verpflichtung zugesandt bekommen. Anst., 1996.ISBN3-201-01660-8 G – Krug. Fried Texten undBildbeschreibungen von seum St. Pölten,miteinführenden Fünften. (Nachdr.)/NÖ Landesmu- Königs von Ungarn Ferdinand dem Begleitung Sr. Majestät desjüngeren genommen imJahre 1833in Tagreisen undnachderNatur auf- Steyermark; dargestelltindrey von Wien nachMariazell in Eduard Gurk, Mahlerische Reise rich Grassegger und Wolfgang Absender

bitte in Blockbuchstaben An Herrn raz: Akad.Dr.- und Verl. LH Dr. Erwin Pröll Landhausplatz 1 A-3109 St.Pölten

Telefon Spenden Impressum

Gelegentlich erhalten wir eine Nachricht über Liebfrauen-Dom Wiener Neustadt Denkmalpflege in Niederösterreich, Band 24 die Bereitschaft zu einer Zahlung für die PSK, BLZ 60000, Konto 9606.663 lautend erschienen im 2. Halbjahr 2000 Denkmalpflegebroschüre. Hiezu dürfen wir auf Verein zur Erhaltung des Liebfrauen- feststellen, daß die Broschüre weiterhin kos- Domes oder Redaktionskomitee tenlos erhältlich ist. Spenden zur Erhaltung Wiener Neustädter Sparkasse, BLZ 20267, Hermann Dikowitsch bedeutender Denkmäler sind jedoch sehr Konto 100800 Axel Hubmann willkommen, beispielsweise Stichwort: Bundesdenkmalamt, Verein zur Werner Kitlitschka Erhaltung des Liebfrauen-Domes zu Wr. Peter König Schloß Greillenstein Neustadt Gerhard Lindner Raika Horn, BLZ 32323, Konto 40 261 Eva Smekal Stichwort: Verein der Freunde und Gönner Die steuerliche Absetzbarkeit dieser Spenden Gottfried Stangler des Schlosses Greillenstein gemäß den Bestimmungen des Einkommens- Kurt Waldhütter steuergesetzes ist gegeben, wenn auf der Stift Zwettl – Renovierung Anweisung folgender Zusatz angebracht wird: Herausgeber und Verleger Bank und Sparkassen AG Waldviertel Mitte, „Bundesdenkmalamtspende, vorgeschlagener Amt der NÖ Landesregierung BLZ 20272, Konto 1230 oder Verwendungszweck: z.B. Liebfrauen-Dom Abteilung Kultur und Wissenschaft Treuhandkonto Stift Zwettl, Wr. Neustadt.“ Leiter: HR Dr. Joachim Rössl Bank und Sparkassen AG Waldviertel Mitte, Landhausplatz 1, A-3109 St. Pölten BLZ 20272, Konto 8888 Koordination Mag. Eva Smekal, Abteilung Kultur und Wissenschaft Arch. Dipl. Ing. Gerhard Lindner, Baden

Layout Georg Lohmer (Grundkonzept: Walter Bohatsch)

Karte Mag. Herwig Moser (Arge Kartographie)

Hersteller Süddruck, Tribuswinkel

Abbildungsnachweise: Bundesdenkmalamt-Archiv Bundesdenkmalamt-Restaurierwerkstätten NÖ Landesmuseum (E. Steiner, W. Bittermann) NÖ Landesbibliothek T. Samhaber Albert Hackl Andrea Komlosy David Mican Wedenig TU Wien Rudolf Klaffenböck Katharina Schwarz-Herda Ferdinand Altmann ARGE Donauländer Vaclav Buzˇek Juraj Z´ary Peter Kresanek˘ Nationalpark Thayatal Nationalpark Donauauen Foto Andraschek

Titelbild: Großes Bild: Schloß in Soboti˘ste Kleines Bild: Cesk´y Krumlov/Krumau

Linie: Information über denkmalpflegerische Vorhaben im Land Niederösterreich, in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt, Landeskonservatorat für Niederösterreich. Namentlich gezeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt die Meinung der Redaktion bzw. des Herausgebers darstellen. Ende März bis 1. November: Dienstag bis Sonntag und • Museen entlang der Grenze Feiertag 10 – 17 Uhr Burgmuseum Heidenreichstein • Falkenstein 3860 Heidenreichstein, , Burgruine Falkenstein Schremserstraße 1 • Bad Deutsch-Altenburg 2162 Falkenstein bei Poysdorf Tel. 02862/52268 Archäologischer Park Carnuntum/Amphitheater I Tel. 02554/85340 Mitte April – Mitte Oktober: täglich außer Montag 2405 Bad Deutsch Altenburg, Wienerstraße, April bis Oktober: Samstag, Sonn- und Feiertag von 9 – 11 Uhr und 14 – 16 Uhr (zu jeder vollen Tel. 02163/33770 13.30 – 18 Uhr, Gruppen jederzeit nach Voranmeldung Stunde, Besichtigung nur mit Führung), Gruppen Ende März bis 2. November: Montag bis Freitag 9 – 17 Kellermuseum Falkenstein mit Weinlehrpfad nach Voranmeldung Uhr, Samstag, Sonn- und Feiertag 9 – 18 Uhr 2162 Falkenstein bei Poysdorf, „Herrschaftskeller“, Naturpark „Hochmoor-Gemeindeau“ mit Wald- Archäologischer Park Carnuntum/Archäologisches Kellergasse und Moorlehrpfad Museum Carnuntinum Tel. 02554/85539, 02554/85340 3860 Heidenreichstein, ca. 1 km außerhalb des Ortes 2405 Bad Deutsch Altenburg, Badgasse 40 – 46 April – November: Sonntag 15 – 19 Uhr oder nach Tel. 02862/52506 Tel. 02163/33770, [email protected] Voranmeldung Ganzjährig jederzeit zugänglich, Gruppen nach Dienstag bis Sonntag 10 – 17 Uhr, geschlossen: • Fratres Voranmeldung Montag und 15. Dezember bis 15. Jänner, Gruppen Museum Humanum Webermuseum nach Voranmeldung 3844 Waldkirchen an der Thaya, Fratres 11 3860 Heidenreichstein, Café Weberstube, • Bad Großpertholz Tel. 02843/2874 Bahnhofstraße 4 Naturwissenschaftliches Informationszentrum Nach Vereinbarung Tel. 02862/52455, 02862/53640 des Naturparks „Nordwald-Großpertholz“ • Fugnitz Zu den Öffnungszeiten der Firma Amstetter 3972 Bad Großpertholz, Naturpark „Nordwald- Privatmuseum Silberbauer Montag – Freitag 8.30 – 12 und 14 – 18 Uhr, Großpertholz“, Informationsblockhaus Scheiben, 2093 Geras, Fugnitz 1 Samstag 9 – 12 Uhr Scheiben 40, Tel. 02857/2253 Tel. 02912/61914 • Herrnbaumgarten In den Sommermonaten bei Schönwetter ab Nach Vereinbarung Nonseum 9 Uhr zugänglich • Geras 2171 Herrnbaumgarten, Kulturzentrum, • Brand Sammlungen des Prämonstratenser- Hauptstraße 49 Automobilsammlung – Oldtimersammlung Chorherrenstiftes Geras Tel. 02555/2737 oder 02555/2787, [email protected] 3873 Brand 109 2093 Geras, Stift Geras, Hauptstraße 1 Palmsonntag – Allerheiligen: Samstag, Sonn- und Tel. 02859/281; Nach Vereinbarung Tel. 02912/345289 Feiertag 13 – 18 Uhr oder nach Vereinbarung, • Dobersberg Nach Vereinbarung Gruppen nach Voranmeldung Feuerwehrmuseum Dobersberg • Gmünd • Jedenspeigen 3843 Dobersberg, ehemaliges Zeughaus Ausstellungszentrum Palmenhaus Gmünd Schloß Jedenspeigen, Dokumentation „Schlacht bei Tel. 02843/2332-0 3950 Gmünd, Palmenhaus Dürnkrut und Jedenspeigen 1278“ Ostersonntag bis Allerheiligen: Sonntag 10 – 12 und Tel. 02852/54372...-0 2264 Jedenspeigen 1 13 – 16 Uhr Märchenhain Malerwinkel Gmünd Tel. 02536/8224 (Gemeindeamt) oder 02536/8468 Informationszentrum des Thayatal Naturparks 3950 Gmünd, Malerwinkel Mai – Oktober: Samstag 12 – 17 Uhr, Sonn- und Dobersberg und Museum für Naturkunde und Tel. 02852/52506 (Gemeinde) oder Feiertag 10 – 17 Uhr, Ortsgeschichte Tel. 02852/52728 (Gh. Traxler) Gruppen nach Voranmeldung 3843 Dobersberg, Schloßgasse 1, April bis Oktober: Dienstag bis Sonntag 9 – 17 Uhr • Jetzelsdorf Tel. 02843/26161, 02843/26012 (Kustos) oder und nach Voranmeldung im Gasthaus Traxler Weinviertler Naturmuseum Tel. 02843/2332-0 (Gemeinde) Stadt-, Glas- und Steinmuseum Gmünd mit Huf- 2053 Jetzelsdorf 12 – 14 Ostersonntag bis Allerheiligen: Samstag, Sonn- und und Wagenschmiede Tel. 02944/2301 Feiertag 10 – 12 Uhr und 14 – 17 Uhr und nach 3950 Gmünd, Stadtplatz 34, Außenstelle Huf- und 1. April – 31. Oktober Montag bis Freitag gegen Voranmeldung, Gruppen nach Voranmeldung Wagenschmiede: Stadtplatz 11 Voranmeldung, Samstag und Sonntag 9 – 12 und • Eibenstein Tel. 02852/52506-38 (Museum) oder 13 – 17 Uhr, Gruppen nach Voranmeldung Geologisches Freilichtmuseum Tel. 02852/52506-18 (Gemeinde) • Karlstift 3950 Gmünd, Blockheide Mai – September: täglich 9 – 12 Uhr, Montag – Freitag Holzhacker- und Holztriftmuseum mit Tel. 02852/52506 auch 13 – 17 Uhr Holzlehrschau ganzjährig jederzeit zugänglich • Hadres 3973 Karlstift 138, beim Stierhüblteich Informationszentrum des Naturparks Blockheide Historische Fotosammlung und Lois Tel. 02857/2253 Eibenstein-Gmünd Schiferl-Sammlung Mitte Juni – Mitte September: bei Schönwetter täglich, 3952 Gmünd, Naturpark Blockheide Eibenstein- 2061 Hadres 57 sonst gegen Voranmeldung Gmünd, Aussichtsturm, Blockheideweg 10, Eibenstein Tel. 02943/2580, 02645/2303 • Kollmitzdörfl Tel. 02852/53817 Ganzjährig, Samstag, Sonntag nach Voranmeldung Dokumentation über Leben und Werk des Topo- Anfang April – Ende Oktober: täglich 10 – 18 Uhr Kellertrift-Freilichtmuseum graphen Georg Matthäus Vischer (1628 – 1696) Naturpark Blockheide Eibenstein-Gmünd 2061 Hadres, Kellertrift 3814 Aigen, Burgruine Kollmitz, Granitbearbeitungslehrpfad Tel. 02943/2303 Kollmitzgraben 3950 Gmünd, Naturpark Blockheide Samstag, Sonntag, Besichtigung nur mit Führungen um Tel. 02846/424 Eibenstein-Gmünd, Eibenstein 11, 14 und 16 Uhr oder nach Voranmeldung nach Vereinbarung Tel. 02852/52506-0 • Hainburg an der Donau • Laa an der Thaya Täglich frei zugänglich Heimatmuseum der Stadtgemeinde Hainburg Biermuseum in der Burg Laa an der Thaya • 2410 Hainburg an der Donau, Wienertor 2136 Laa an der Thaya, Burg Laa, Burgplatz 23 Museumsstube und Agrarmuseum Eisgarn Tel. 02165/62111 Tel. 02522/2501-29 (Gemeinde) 3862 Eisgarn, Alte Volkssschule 1. Mai – 31. Oktober: Sonn- und Feiertag 9 – 12 und Mai – September: Samstag, Sonn- und Feiertag Tel. 02863/336 (Gemeinde) 14 – 17 Uhr, Gruppen nach Voranmeldung täglich 14 – 16 Uhr oder nach Voranmeldung Geöffnet während der Amtsstunden des außer Montag Kutschenmuseum Laa/Thaya Gemeindeamtes sowie jederzeit nach Voranmeldung • Hardegg 2136 Laa an der Thaya, Hanfthalerstraße • Engelhartstetten Heimatmuseum der Stadt Hardegg, Maximilian von Tel. 02522/2501 Schloß Niederweiden Mexiko-Museum und Waffensammlung 1. April – 31. Oktober: Sonn- und Feiertag 2292 Engelhartstetten, Schloß Niederweiden 2082 Hardegg 1, Burg Hardegg 14 – 17 Uhr, Tel. 02214/2803 Tel. 02949/8225 Gruppen jederzeit nach Voranmeldung Ostern bis Allerheiligen: täglich 10 – 17 Uhr, Gruppen 1. April (bzw. ab Ostern) – 15. November: täglich Südmährermuseum nach Voranmeldung 9 – 17 Uhr (Juli – August bis 18 Uhr), 2136 Laa an der Thaya, Altes Rathaus • SchloßHof im Marchfeld Besuch nur mit Führung, letzte Führung: 16 Uhr Tel. 02522/2341 oder 02522/2501 2294 Schloßhof 1 (Juli – August: 17 Uhr), Anfang April bis Ende Oktober, Sonn- und Feiertag Tel. 02285/6580, [email protected] Gruppen nach Voranmeldung 14 – 17 Uhr oder nach Vereinbarung • Loosdorf Ostern bis Allerheiligen: täglich außer Dienstag Mai bis Oktober: Sonntag 14 – 16 Uhr Schloßmuseum Loosdorf 9 – 12 und 13 – 17 Uhr, Gruppen nach • Stillfried 2133 Loosdorf 1, Schloß Loosdorf Voranmeldung Museum für Ur- und Frühgeschichte Stillfried Tel. 02524/8222-17 • Prellenkirchen 2262 Stillfried, Hauptstraße 23 Mai – Oktober: nach Vereinbarung Weinbaumuseum Prellenkirchen Tel. 02283/2493, 02283/3241 • Marchegg 2472 Prellenkirchen, Kellergasse April – Oktober: Samstag, Sonn- und Feiertag Jagd- und Afrikamuseum Tel. 02145/2202 13.30 – 17.30 Uhr, Gruppen nach Voranmeldung 2293 Marchegg, Schloß Marchegg 1. April – 31. Oktober: Samstag, Sonn- und Feiertag • Untermarkersdorf Tel. 02285/8224 15 – 19 Uhr, Gruppen nach Voranmeldung Lokalhistorisches Pulkautalmuseum 15. März bis 30. November: Dienstag – Sonntag • Prottes 2061 Hadres, Untermarkersdorf 39 9 – 12 und 13 – 17 Uhr Erdöl-Erdgas-Lehrpfad Prottes Tel. 0664/1843312, 01/5867048 • Moorbad Harbach 2242 Prottes, Hauptplatz Märchenhaus Harbach-Nebelstein Tel. 02282/2182 Nach Vereinbarung 3970 Moorbad Harbach, Nebelstein Museum: Ostersonntag bis Allerheiligen: Samstag, • Pulkautaler Weinbaumuseum Tel. 02858/5231 Sonn- und Feiertag 9.30 – 11.30 und 14 – 16 Uhr 2061 Hadres, Untermarkersdorf, Kellergasse täglich 9 – 17 Uhr und nach Vereinbarung, Gruppen nach Voranmeldung, Tel. 0664/1843312, 01/5867048 • Nagelberg Lehrpfad ganzjährig frei zugänglich Nach Vereinbarung Sammlung der Neuen Stölzle Kristall Ges.m.b.H. • Raabs an der Thaya • Unterretzbach Nagelberg – Glasmuseum Grenzlandmuseum Raabs Eisenbahnmuseum Unterretzbach 3871 Nagelberg, Glashütte Altnagelberg, 3820 Raabs an der Thaya, Hauptplatz 11 2074 Unterretzbach, Bahnhof Unterretzbach-Klein Hauptstraße 45, Alt-Nagelberg Tel. 02846/365-10 Höflein Tel. 02859/7531 Mai – Oktober: Montag – Freitag 9 – 12 und 13 – 17 Tel. 02942/2415-0 Montag – Freitag 9 – 12 und 13.30 – 16.30 Uhr, Uhr, Samstag 9 – 12 Uhr und nach Voranmeldung 1. Mai – 30. September: Sonn- und Feiertag Samstag 9 – 12 Uhr • Rabensburg 14 – 16 Uhr und nach Voranmeldung Schauglashütte mit Museum – Glasstudio und Pfarrer Simoncic-Museum • Weikertschlag an der Thaya Waldglashütte Kurt und Roland Zalto 2274 Rabensburg, Volksschule Rabensburg, Ortsmuseum Weikertschlag 3871 Nagelberg, Neu-Nagelberg 58 Hauptstraße 73 3823 Weikertschlag an der Thaya, ehem. Rathaus Tel. 02859/7237 Tel. 02535/3685 oder 02535/3543 Tel. 02845/282 Montag – Freitag 7 – 12 und 13 – 17 Uhr, Nach Vereinbarung Mai bis September: Jeden 1. Sonntag im Monat Samstag 8 – 12 Uhr, Gruppen nach Voranmeldung • Retz 10 – 12 Uhr, Juni – August: Sonntag 10 – 12 Uhr, • Niederfladnitz Fahrradmuseum Retz Gruppen nach Voranmeldung Burgruine Feste Kaja 2070 Retz, Kellergeschoß des Schloßgasthauses • Weitra 2081 Niederfladnitz, Burgruine Kaja Tel. 02942/2700 (Tourismusverein) Museum „Alte Textilfabrik“ Tel. 01/9857951 Retzer Erlebniskeller 3970 Weitra, Ehem. Firma „Hackl – K.u.K. Samstag, Sonn- und Feiertag 10 – 17 Uhr, 2070 Retz, Hauptplatz 30 Gruppen nach Voranmeldung Tel. 02942/2700 Privilegierte Möbelstoffabrik“, In der Brühl 13 • Obermarkersdorf Jederzeit nach Voranmeldung, Treffpunkt Hauptplatz, Tel. 02856/2973 (Museum) oder 02856/2451 Sammlung historischer Volksmusikinstrumente Infobüro (Museumsleiter) oder 02856/2998 (Waldviertel 2073 Obermarkersdorf 138, Breitenmühle Windmühle Retz Incoming) Tel. 02942/8325 2070 Retz, Kalvarienberg 1 Mai – Oktober: täglich außer Montag von 10 – 12 Nach Vereinbarung Tel. 02942/2700 und 14 – 17 Uhr sowie an Adventwochenenden, • Obritz Jederzeit nach Voranmeldung, Treffpunkt Hauptplatz, Führungen jederzeit gegen Voranmeldung Museum „Obritz einst und jetzt“ Infobüro Schloß Weitra, Schloßmuseum und Bierausstellung 2061 Hadres, Obritz 9 • Riegersburg 3970 Weitra, Schloß Tel. 02943/2611 Museum Barockschloß Riegersburg Tel. 02856/3311, 02856/2998 Freitag ab 16 Uhr, Samstag, Sonntag bis 16 Uhr 2092 Schloß Riegersburg Mai – Oktober: täglich außer Dienstag 10 – 12.30 und • Peigarten Tel. 02916/400 oder /332, Fax. 02916/425 13 – 17.30 Uhr, Gruppen nach Voranmeldung Schloß Peigarten 02916/332 oder /400 • Zellerndorf 3843 Dobersberg, Peigarten 1 1. April - 15. November: täglich 9 - 17 Uhr, Karl Bacher-Stüberl Tel. 01/4069363 Juli - August 9 - 19 Uhr 2051 Zellerndorf 258, Gasthof Weinviertlerhof Nach Vereinbarung Gruppen nach Voranmeldung Tel. 02945/27090 Rudolz • Petronell-Carnuntum • Mittwoch – Montag zu den Öffnungszeiten des Archäologischer Park Carnuntum/Freilichtmuseum Waldviertler Puppenmuseum Rudolz Gasthauses „Weinviertlerhof“ Petronell 3844 Waldkirchen/Thaya, Rudolz 26 2404 Petronell-Carnuntum, Hauptstraße 465 Tel. 02843/2858 • Zwingendorf Tel. 02163/3377-0, [email protected] Nach Vereinbarung Dorfmuseum Zwingendorf und Joslowitzer Ende März bis 2. November: Montag bis Freitag 9 – • Schrattenberg Heimatstube 17 Uhr, Samstag, Sonn- und Feiertag 9 – 18 Uhr Schaumühle Schrattenberg 2063 Zwingendorf, Alte Schrotmühle Museum Petronell-Carnuntum Auxiliarkastell 2172 Schrattenberg, Schafzeile 23 Tel. 02526/7315 2404 Petronell-Carnuntum, Hauptstraße 439 Tel. 02555/2345, 02555/2332 Nach Vereinbarung Tel. 02614/8416, 01/7188448, 0663/803005 Nach Vereinbarung Anfang Mai bis Ende Oktober: Samstag, Sonn- und • Schrems In zahlreichen Gemeinden befinden sich Feiertag 10 – 16 Uhr, Gruppen jederzeit nach Stadtmuseum Schrems Heimatmuseen. Voranmeldung 3943 Schrems, Kirchenplatz 1 • Poysdorf Tel. 02853/77454-0, 02853/77454/26 Weitere Informationen zu den niederösterreichischen Galerie im „Nachtwächterhaus“ – Gedächtnisstätte Mai – Oktober: Sonntag 9 – 11 Uhr, Gruppen nach Museen mit weiterführenden Links unter: der akad. Malerin Maria Ohmeyer (1896 – 1983) Voranmeldung http://www.volkskulturnoe.at/museen/ 2170 Poysdorf, Nachtwächterhaus, Berggasse 6 • Spannberg Quelle: VOLKSKULTUR NIEDERÖSTERREICH, Tel. 0767/5378109 oder 02552/20371 Bauernmuseum Spannberg mit Bauernlehrpfad Interessengemeinschaft NÖ Museen und Sammlungen, 20. Mai – 1. Oktober 2000: jeden Sonntag 17 – 19 2244 Spannberg, ehem. Milchhaus, Hauptstraße 55 Schloßplatz 1, 3452 Atzenbrugg Uhr und nach Vereinbarung, Sonderzeiten zu Pfingsten Tel. 02538/87782 (Weinparade) und erste Septemberwoche (Winzerfest), Mai bis Oktober: Sonntag 14 – 16 Uhr, Informationen über tschechische Museen erhalten Gruppen nach Voranmeldung Bauernlehrpfad jederzeit zugänglich! Sie beim Tschechischen Zentrum (1010 Wien, Stadtmuseum Poysdorf Preßhaus-Museum im Eselgrund Herrengasse 17, Tel. 01/535-23-60-0) und über 2170 Poysdorf, Brünnerstraße 9 2244 Spannberg, Im Eselgrund slowakische Museen beim Slowakischen Institut Tel. 02552/3209, 02552/20371 Tel. 02538/87782 (Wipplingerstraße 24–26, Tel. 01/535-40-57). N