Titel

Geschichte der Täter, nicht der Opfer. Das ist generell ein Problem bei der Aufarbei- tung des Baader-Meinhof-Komplexes. Das Faszinosum liegt bei den Tätern, ihrem Weg zur Tat und ihrem Sein nach der Tat. Dabei wird oft vergessen, dass zum Töten ein Sterben gehört. Die Opfer sind nicht so interessant, weil sie aus normalen Leben herausgerissen wurden. Und das Leid der Toten ist nicht bekannt. Deshalb will Edel wenigstens die Ge- schichte des Mordens aus Sicht der Opfer erzählen. „Ich bin mit der Kamera bei den Opfern im Auto“, wenigstens das.“ Er lässt die Kamera im Auto festzurren, schickt die Darsteller der Opfer raus und filmt den Angriff aus ihrer Sicht. Dann setzt er sie rein und filmt ihr Sterben, die 12, 20, 50 Einschläge in den Körper. Am Computer wird später alles zusammengefügt.

So entstehen Bilder, die gefehlt haben. / DPA NORDISK / PICTURE-ALLIANCE Heinrich Breloer hat den Überfall im Entführte Lufthansa-Maschine „Landshut“ (in Dubai, 1977): Situation dramatisch zugespitzt Doku-Drama „Todesspiel“ auch gezeigt, aber eben aus größerer Distanz, mit Scho- nung für den Betrachter und ohne die Mor- de an Buback und Ponto. Diese Schonung gibt es im „Baader-Meinhof-Komplex“ „Massive Gegendrohung“ nicht, im hinteren Teil ist der Film vor allem Gemetzel, und das ist ein Verdienst. Während der Entführung Schleyers 1977 regierten Krisenstäbe Erst mit diesem Film hat die Debatte über die RAF eine ausreichende Grund- die Republik. Der SPIEGEL hat die geheimen Abläufe lage. Es war immer klar, dass es diese Ge- rekonstruiert: Es ging auch um die Todesstrafe für RAF-Terroristen. metzel gegeben hat, aber es war ins Reich der Vorstellung verwiesen, und da konnte ie Nachricht von der Entführung Kanzleramt das erste Mal der parteiüber- sich ein jeder nach Gutdünken beschum- Hanns Martin Schleyers erreichte greifende „Große Politische Beratungs- meln, bis hin zum Ausklammern. DHelmut Schmidt mitten in einer Be- kreis“, vulgo „Großer Krisenstab“ – ein Die Bilder aus dem Kulturbetrieb zur sprechung, ungefähr eine halbe Stunde Gremium, das die bundesdeutsche Verfas- RAF, das ist bislang Gerhard Richters nach der Tat. Sofort eilten sein Kanzler- sung nicht kennt und über dem bis heute Zyklus „18. Oktober 1977“, der sich vor amtsminister Hans-Jürgen Wischnewski ein Schleier der Geheimhaltung liegt. allem mit dem Tod der Täter befasst und und Justizminister Hans-Jochen Vogel in Über 43 Tage hinweg, bis zum Auffinden damit zum Mythos beiträgt, wenn auch die Vincenz-Statz-Straße in Köln, wo sich der Leiche Schleyers, wurden hier die we- womöglich ungewollt. Daneben stehen ihnen ein „grauenhafter Anblick“ (Vogel) sentlichen Entscheidungen getroffen: kein nun Edels Bilder von den Überfällen, und bot: Die mit Planen abgedeckten Leichen Austausch, keine Geldübergabe, auch sie sollten die Gewichte der Debatte ver- der drei Leibwächter und des Fahrers lagen nicht, als ein arabisches Terrorkommando schieben, weg von den Absichten und auf der Straße und dem Bürgersteig. Dort, die Lufthansa-Maschine „Landshut“ mit Worten der Täter, hin zu den Taten. Denn wo die Opfer starben. Dazwischen der 91 Menschen an Bord kaperte, um den For- am Ende ist die RAF nichts anderes Kinderwagen, den die Mörder auf die derungen der Schleyer-Entführer Nach- als „Selbstfaszination durch die Selbst- Fahrbahn gerollt hatten, um den Wagen druck zu verleihen. ermächtigung zur Gewalttat“, wie das Jan Schleyers zu stoppen. Doch was in der Runde beredet wurde, Philipp Reemtsma in seinem neuen Buch Noch am selben Abend telefonierte ein ist weiterhin Verschlusssache. Und wenn es „Vertrauen und Gewalt“ ausdrückt. Kein sichtlich mitgenommener Kanzler mit Hel- nach dem Willen der Mächtigen in diesem Stoff für einen Mythos, wenn man noch mut Kohl, dem Oppositionsführer der CDU. Land geht, soll das auch so bleiben. Denn bei Trost ist. Der weilte gerade in West-. Beide das einzige Exemplar des Protokolls – ein Martina Gedeck, die bei ihrer Arbeit Ul- Männer verabredeten sich für den nächsten Referatsleiter hat es gefertigt, entgegen al- rike Meinhof sehr nahe war, kommt an- Tag, den 6. September 1977, in Bonn. ler Gepflogenheit wurde es den Beteiligten ders aus diesem Film heraus, als sie hin- In dem Vier-Augen-Gespräch war dann nicht zum Gegenlesen vorgelegt – befindet eingegangen ist. Aber es ist nicht Nähe zur viel von Taktik die Rede, denn inzwischen sich noch heute im Kanzleramt, geheim Meinhof geblieben, sondern mehr Nähe hatten die Terroristen gefordert, elf „Ge- wie eh und je. Eine Freigabe sei „nicht entstanden zu dem Staat, den Ulrike Mein- fangene aus der RAF“ auf freien Fuß zu möglich“, erklärt Amtschef Thomas de hof wegbomben wollte. Sie findet, dass sie setzen und in „ein Land ihrer Wahl“ reisen Maizière. letzten Endes in „paradiesischen Zustän- zu lassen, jeden mit 100000 Mark versorgt. Nur die Grundzüge sind bekannt: Die den“ lebt und meint vor allem einen funk- Schmidt plädierte für Zeitgewinn. Kein Partei- und Fraktionsvorsitzenden waren tionierenden Rechtsstaat. Austausch, harte Linie. Kohl war einver- versammelt, auch die Ministerpräsidenten Martina Gedeck, die ganz wunderbar standen. Es ging ums große Ganze, um jener vier Bundesländer, in deren Gefäng- Ulrike Meinhof sein kann, denkt jetzt, dass die „Gemeinsamkeit der Demokraten“ nissen jene RAF-Terroristen einsaßen, die sie eigentlich etwas tun müsste, damit die- (Schmidt), um eine einheitlich starke Front freigepresst werden sollten. Hier hatten zu- se Zustände erhalten bleiben. „Ich sehe gegen die RAF. dem Schmidts engste Berater eine Stim- mich stärker als Bürgerin dieses Staates“, Viereinhalb Stunden später war es offi- me. Sie waren zugleich Mitglieder des an- sagt sie. ziell: Kurz vor Mitternacht traf sich im deren, in der Verfassung ebenfalls nicht

48 der spiegel 37/2008 der Repression muss erörtert werden“, se- kundierte Kohl. Und von (SPD) findet sich in Papieren der Satz, es gebe eine „Offenheit, über alles zu spre- chen und nachzudenken“. Erstmals hat der SPIEGEL 1987 über jene Modelle berichtet, die im heißen Herbst zehn Jahre zuvor diskutiert wor- den waren. Die nun vorliegenden Unterla- gen freilich werfen die Frage auf, ob die Gefahr für den Rechtsstaat damals noch größer war als bislang bekannt. Am Abend des 13. September klagte Schmidt in einem Telefonat mit dem fran- zösischen Präsidenten Giscard d’Estaing laut Vermerk: „Die öffentliche Meinung befindet sich in einem ‚schrecklichen Zustand‘. Von allen Seiten, sogar von Politikern werde von ihm verlangt, Geisel- erschießungen an den inhaftierten Terro-

AP / ULLSTEIN BILD AP / ULLSTEIN risten vorzunehmen. Er stünde unter star- Kanzler Schmidt, Minister Genscher*: „Mühsam gebändigter Zorn“ kem Druck, überwiegend seitens der Op- position, aber auch aus dem eigenen Lager vorgesehenen Gremiums, der „Kleinen Aber weder ist die genaue Zusammen- und aus weiten Kreisen parteipolitisch Lage“, die sich stärker um operative Fra- setzung der einzelnen Runden publik nicht gebundener Bürger.“ gen kümmerte: etwa Außenminister Hans- geworden, noch sind die Vorgänge im Schon am Vormittag, gegen 11.15 Uhr, Dietrich Genscher, Vogel, Wischnewski, Detail bekannt, die auf der Tagesordnung hatte der Kanzler – Verfassungsorgan Staatssekretäre des Kanzleramts und des standen. Nummer 3 – beim Bundestagspräsidenten Innenministeriums, Regierungssprecher Wer also rekonstruieren will, was da- – Verfassungsorgan Nummer 2 – angeru- Klaus Bölling, Generalbundesanwalt Kurt mals beraten wurde, muss auf andere Wei- fen; das war damals Karl Carstens (CDU). Rebmann, der Präsident des Bundeskrimi- se nach Spuren suchen: in Nachlässen im Schmidt hielt es für nötig, zu Protokoll zu nalamts (BKA), Horst Herold. Bundesarchiv, in den Notizen, die sich Teil- geben, dass er die Verfassung niemals bre- nehmer während und nach chen werde – ein in der deutschen Ge- den Sitzungen fertigten, im schichte wohl einmaliger Vorgang. Archiv des Auswärtigen Carstens notierte: „In dem ,politischen Amtes, das als einziges Mi- Kreis‘, dem auch Kohl und Strauß an- nisterium bislang in vor- gehörten, sei die Forderung erhoben wor- bildlicher Weise einen we- den, seitens des Staates mit Repressalien sentlichen Teil seiner Do- gegen die Häftlinge zu drohen. Die betei- kumente freigegeben hat. ligten Justizminister berieten zur Zeit dar- Und man muss mit den Be- über. Er, der Bundeskanzler, habe erklärt, teiligten sprechen. man solle alle Möglichkeiten und alle Vor- Es ergibt sich ein ver- schläge durchdenken. Er werde sich jedoch störendes Bild von den Ge- nicht wissentlich an Aktionen beteiligen, danken und Gesprächen die seinen vor dem geleisteten der Mächtigen in jenem Eid, insbesondere soweit es sich um die „schwersten Jahr für die Wahrung des Grundgesetzes handle, tan- Bundesrepublik“ (Wisch- gieren würden. Er bäte mich als den Präsi- newski). Überraschende denten des Deutschen Bundestages, der Verwerfungen offenbaren ihm den Eid abgenommen habe, diese Er- sich im rechtsstaatlichen klärung entgegenzunehmen und festzu- Vermerk vom Telefonat zwischen Schmidt und Carstens Fundament der Republik – halten. Ich sagte zu, dies zu tun.“ das nach 32 Jahren gelern- Dann heißt es kryptisch: „Der Bundes- ter Demokratie eigentlich kanzler fuhr fort, de lege ferenda könne als felsenfest galt. Von der man über Änderungen des Grundgesetzes Einführung der Todesstrafe sprechen. Nur ergäben sich hierbei un- war die Rede, von Er- übersteigbare Grenzen, insbesondere, so- schießungen und von Re- weit es sich um die Rückwirkung jetzt zu pressalien gegen RAF-Ge- beschließender Maßnahmen handelte.“ fangene, falls Schleyer Die handschriftlichen Notizen, die Cars- nicht freigelassen würde. tens während des Telefonats fertigte und Man brauche eine „mas- als Vorlage für den Vermerk nutzte, lassen sive Gegendrohung“, er- ahnen, worum es bei der „Rückwirkung klärte CSU-Chef Franz Jo- jetzt zu beschließender Maßnahmen“ sef Strauß am 12. Septem- ging. Carstens schrieb auf: „Keine ber 1977. „Der Gedanke nachträgl. Erschiessung.“ Generalbundes-

HANNS HUBMANN / BPK HANNS HUBMANN anwalt Kurt Rebmann hatte vorgeschla- Handschriftliche Notiz von Bundestagspräsident Carstens * In der Kabinettssitzung vom 7. Sep- gen, Artikel 102 des Grundgesetzes („Die tember 1977. Todesstrafe ist abgeschafft“) unverzüglich

der spiegel 37/2008 49 Titel zu ändern – und „solche Personen“ zu er- nachrichtendienst und Verfassungsschutz- Dann die Möglichkeit, mit „Repressa- schießen, „die von Terroristen durch men- experten in Klausur. „Spinnstube“ nann- lien“ gegenüber nahen Angehörigen der schenerpresserische Geiselnahme befreit ten sie den Raum, in dem sie brüteten. RAF-Leute zu drohen, wenn Schleyer werden sollen“. Ein Vorschlag, der bei Und so war Fröhlich vorbereitet, als er am nicht freigelassen werde, was den Papieren Schmidt schon deshalb durchfallen musste, 8. September um 18.39 Uhr zur „Kleinen zufolge Fröhlich zuzuordnen ist (Fröhlich weil das Verbot rückwirkender Strafge- Lage“ im Kanzleramt stieß. heute: „So etwas war doch gar nicht denk- setze ein fundamentaler Grundsatz des Dort berichtete BKA-Chef Herold über bar“). Und natürlich der von Rebmann in Rechtsstaats ist. neue Erkenntnisse und warnte vor einem die Runde geworfene Vorschlag, die To- Carstens verfügte ausdrücklich, den Vor- zweiten Anschlag. Musste der Personen- desstrafe einzuführen. gang aufzubewahren. schutz ausgeweitet werden? Freilich, das Gewicht jener, die wider- Dabei hatte Schmidt die Debatte, die ihn Viele der Anwesenden lebten mit Body- sprachen, wog schwer. „Die Welt würde zeitweise zu überrollen drohte, selbst pro- guards, hatten Kinder, die von Streifenwa- sagen, die Deutschen sind irrsinnig gewor- voziert. Stunden nach der Entführung gen in die Schulen begleitet wurden. Und den“, kommentierte der Einser-Jurist Vo- Schleyers regte er im kleinen Kreis an, fast alle Spitzenpolitiker hatten in den Wo- gel, der während der ganzen Krise kein auch über „exotische Lösungen“ nachzu- chen und Monaten zuvor intern erklärt, einziges Mal in Versuchung geriet, blind denken. Was der Kanzler sich darunter im Falle einer Entführung solle man sie zuzuschlagen. Auch Schmidt warnte da- vorstellte, ist unklar. nicht austauschen. vor, „alle Regeln und Kautelen außer Variante 1: Schmidt wollte Lösungen Die Stimmung lässt sich erahnen, die Kraft“ zu setzen: „Nicht mit mir!“ Ent- hören, wie sie dann Wischnewski vor- herrschte, als dann der Kanzler nach den sprechende Verstöße hätten eine „morali- schlug. So erinnert sich Bölling. Der er- „exotischen Vorschlägen“ fragte. Ob die sche Spaltung des Volkes“ zur Folge. Kanz- fahrene Trouble-Shooter Wischnewski im Folgenden diskutierten Modelle von leramtschef Manfred Schüler zum Reb- glaubte, man könne die RAF-Gefangenen Fröhlichs Truppe stammten oder von an- mann-Vorschlag: „eine Schnapsidee“.

Leiche Hanns Martin Schleyers EGON STEINER / PICTURE-ALLIANCE/ DPA (R.) DPA / PICTURE-ALLIANCE/ EGON STEINER

Drohte die Bundes- republik Deutsch- CSU-Chef Strauß auf dem Weg zur Sitzung land, Gefängnis- des Krisenstabs am 13. September 1977 vor dem Bonner Kanzleramt insassen als

EGON STEINER / PICTURE-ALLIANCE / DPA / PICTURE-ALLIANCE EGON STEINER Geiseln zu nehmen?

überzeugen, sich nach Togo ausfliegen zu deren Teilnehmern, lässt sich ohne die im- Die Diskussion ein für alle Mal been- lassen, dessen Präsident zu den Freunden mer noch gesperrten Akten nicht klären. den wollte der Kanzler aber auch nicht: Wischnewskis zählte. Deutsche Sicher- Sicher ist: Durchaus harmlose Ideen wa- „Man kann weiter nachdenken.“ heitskräfte sollten dann als Touristen ge- ren darunter – jedenfalls gemessen an der Deutschland West im Ausnahmezu- tarnt in das afrikanische Land einreisen, Schwere der Tat und der Zahl der Verbre- stand. In Bonn waren das Kanzleramt, die die freigelassenen Terroristen überwachen chen, die die RAF-Häftlinge begangen hat- Ministerien und Parteizentralen mit Sta- und, sobald Schleyer wohlbehalten zu ten, 13 Morde und 43 Mordversuche. Da cheldraht umzäunt und mit Sandsäcken Hause einträfe, verhaften. war die Rede von einer Art Kronzeugen- verbarrikadiert. Schützenpanzer fuhren Das klingt in der Tat sehr exotisch. regelung. Oder vom Versuch, „Persönlich- Patrouille, der CSU-Landesgruppenchef Variante 2: Beteiligte Beamte berichten, keiten der Sympathisantenszene“ für „Ap- im Bundestag, , dass durchaus davon die Rede gewesen sei, pelle und Einflussnahme“ zu gewinnen – trug ständig eine Pistole. wie man sich eine Befreiung Schleyers etwa Rechtsanwalt Otto Schily, den späte- Die eine Hälfte der Deutschen hielt es ohne Rücksicht auf Gesetz, Verfassung ren Innenminister der rot-grünen Koalition. für richtig, die Gefangenen freizulassen, oder Machbarkeit vorstellen könne. Es Aber es gab eben auch anderes, Er- die andere Hälfte plädierte für ein hartes habe eine „ernsthafte Bereitschaft“ gege- schreckendes, selbst in Anbetracht der Vorgehen. ben, „gegebenenfalls über das Grundge- großen Anspannung. Etwa die Idee, all „Es war die Aufgabe der politisch Ver- setz hinauszugehen, ganz klar“, sagt heu- jene Bürger, die unter dem Verdacht stan- antwortlichen, über das nachzudenken, te Siegfried Fröhlich, damals Staatssekretär den, in terroristische Aktivitäten ver- was an uns herangetragen wurde“, recht- im Innenministerium. Die Idee ist nach sei- wickelt zu sein, in ein Internierungslager fertigt heute einer der Beteiligten die da- ner Erinnerung von zwei Seiten gekom- zu stecken. Laut Mitschrift eines Beteilig- malige Haltung, da sollte nichts „unreflek- men: von Innenminister Werner Maihofer ten kam das von Bölling, der sich heute tiert bleiben“. – und vom Kanzler selbst. nicht vorstellen kann, Entsprechendes Den „Großen Krisenstab“ erreichte die Fröhlich ging damals mit Beamten sei- geäußert zu haben. Andererseits hat er kei- Debatte am Montag, dem 12. September, nes Ressorts, mit Leuten vom Bundes- ne konkrete Erinnerung an die Sitzung. eine Woche nach der Entführung. Es war

50 der spiegel 37/2008 inzwischen eine „hektisch und emotions- ses 12. September äußerte, bleibt umstrit- geladene Atmosphäre“, wie Kohl, der mit ten. Bölling behauptete im vergangenen Schleyer persönlich befreundet war, später Jahr in der „Süddeutschen Zeitung“, der berichtete. eruptive Barockmensch aus Bayern habe Die Bundesregierung spielte auf Zeit, in erklärt, „dass die RAF einen ‚Kombattan- der Hoffnung, man könne Schleyer finden tenstatus‘ beanspruche, den einer ‚kriegs- und befreien. Kohl trug diese Haltung mit, führenden‘ Partei. Wenn man sich darauf doch bei ihm konnten „Wut und Trauer einlasse, könne man nach jedem neuen kaum größer sein“. Auch Schmidt spricht RAF-Mord einen der Terroristen ‚stand- vom „Zorn“, den „jeder Einzelne müh- rechtlich‘ erschießen“. sam bändigen musste“. Für Bölling sei das eine „krude Pointe“ Da wurde im Parkhotel in Düsseldorf ein gewesen, niemand habe das ernst ge- Tonband der Entführer abgegeben, mit ei- nommen, nicht einmal Strauß selbst. Ähn- ner Botschaft Schleyers an Kohl persönlich. lich erinnert sich auch Hans-Ulrich Klose, Es ist das Zeugnis eines Mannes in Le- der als Hamburger Bürgermeister im Kri- bensgefahr, der voller Verzweiflung der senstab saß, an die Szene. Der Vorschlag Bundesregierung und Herold bitterste Vor- sei vom Tisch gewischt worden; die meis- würfe machte. Schleyer schloss mit den ten hätten so getan, als hätten sie ihn nicht Worten: „Ich bin nicht bereit, lautlos aus gehört. diesem Leben abzutreten, um die Fehler Andere Teilnehmer glauben hingegen, der Regierung, der sie tragenden Parteien der CSU-Chef habe sehr wohl gewusst, und die Unzulänglichkeit des von ihnen was er da sagte. Immerhin sah sich Strauß veranlasst, in der Abendsitzung des „Gro- ßen Krisenstabs“ richtigzustellen, er habe nicht gemeint, RAF-Leute „stundenweise zu erschießen“. Aber was dann? Jedenfalls haben, den Notizen eines Teil- nehmers zufolge, sowohl Strauß wie Kohl an jenem Abend die Frage nach „Repres- salien“ aufgeworfen. Etwa Sicherheitsver- wahrung der RAF-Häftlinge bis zum Tod: „Soll man sie lebenslang sitzen lassen?“, habe Kohl gefragt. Längst schwang in der Diskussion der (auch öffentlich erhobene) Vorwurf der Opposition mit, die Koalition greife nicht hart genug durch. Da lief die „alte Weich- eier-Nichtweicheier-Debatte“, sagt der frühere Bürgermeister Klose. Willy Brandt Oppositionsführer hätte demzufolge mit dem Satz, man kön- vor dem Bonner Kanzleramt am ne über alles reden, den Tatendrang der 6. September 1977 Union ins Leere laufen lassen. „Ich buche das ab unter parteipolitischem Geplänkel“, sagt Klose. hochgejubelten BKA-Chefs zu decken.“ Eine Debatte voller Unklarheiten und Als es im Krisenstab vorgespielt wurde, Widersprüche. Schmidt hat an mindestens verließ Herold anschließend den Raum, einem Punkt grundsätzlich klargestellt, er und wenn die Erinnerung Maihofers nicht könne sich zu „verfassungswidrigem Han- trügt, dann ging auch Helmut Kohl („Die deln nicht bereit finden“. Tonbandaufzeichnung traf mich ungemein Dennoch redigierte der Kanzler persön- hart“) und mit ihm Maihofer. lich in dieser Sitzung den Entwurf eines Im Lagezentrum des Innenministeriums Textes, mit dem die Entführer unter Druck hörten sie sich, so Maihofer, das Band noch gesetzt werden sollten. Da das BKA über einmal an. „Na, und jetzt?“, will Maihofer einen Rechtsanwalt den Kontakt zu den gefragt haben, der sich nicht sicher war, Entführern hielt, sollte es Folgendes über- ob Kohl bei seiner harten Haltung bleiben mitteln: würde. „Nein“ sei Kohls Antwort gewe- „BKA geht von der Erwartung aus, dass sen. Maihofer ist sicher, dass andernfalls sich die Entführer bewusst sind, dass die die Bundesregierung nachgegeben hätte. Tötung von Schleyer oder eine neue Ge- „Eine staatsmännische Haltung“, urteilt walttat oder der Abbruch der Kontakte auf der Liberale heute. das Schicksal der ihnen befreundeten An- Im Krisenstab eskalierte die Debatte. Es geklagten und Häftlinge zurückwirken war der Zeitpunkt, zu dem Strauß die „mas- muss.“ siven Gegendrohungen“ forderte, er wollte Mit anderen Worten: Die Bundesrepu- darüber aber nur mit dem Kanzler unter blik Deutschland drohte, Gefängnisinsas- vier Augen sprechen, wozu es nie kam. sen als Geiseln zu nehmen. Das wäre ein Ob ernst zu nehmen ist, was Strauß dar- Vorgang wider alle rechtsstaatlichen Prin- über hinaus in der Sitzung am Abend die- zipien gewesen. Die Runde kam überein:

der spiegel 37/2008 51 Titel DPA (L.) DPA RAF-Angehörige Albrecht, Maier-Witt, RAF-Aussteigerin Albrecht*: Mutation von Terroristen zu friedlichen DDR-Bürgern „Die wollen’s nicht hören“ Ein Palästinenser, der als Top-Quelle für den BND und das BKA arbeitete, verriet 1980, dass RAF- Aussteiger in der DDR untergetaucht waren. Die Bundesregierung unternahm offenbar nichts.

ie Mühe, die sich der V-Mann-Füh- jetzt aus Geheimdienstkreisen erfuhr, wuss- hören“, sagte ein führender BND-Mitar- rer des Bundesnachrichtendienstes te der BND durch Hinweise seiner Top- beiter an jenem Tag. „Wir hatten eine D(BND) gab, war beträchtlich. Drei Quelle wohl schon Ende 1980, dass RAF- Stinkwut“, erinnert sich ein anderer Teil- Wochen lief er in der Zentrale des deut- Angehörige, die sich vom sogenannten be- nehmer der Runde. schen Auslandsnachrichtendienstes im waffneten Kampf losgesagt hatten, in der Die Nachrichtendienste standen zu je- Münchner Vorort Pullach mit einem Paar DDR untergetaucht waren. Die Geheim- ner Zeit unter ebenso starkem Druck wie neuer Cowboystiefel aus feinstem Leder dienstler leiteten die hochbrisante Infor- die Strafverfolgungsbehörden. Die Mor- herum, bis sie endlich wie gebraucht aus- mation, die zu einer extremen Belastung de der RAF an Arbeitgeberpräsident sahen. Dann überließ er sie den BND- der sensiblen deutsch-deutschen Bezie- Hanns Martin Schleyer und Bankier Jür- Handwerkern, die versteckte Taschen für hungen hätte führen können, „nach oben“ gen Ponto waren nicht aufgeklärt, die gefälschte Reisepässe einnähten. weiter: an das Bonner Kanzleramt, wie sich RAF blieb die größte Bedrohung. Ohne Die Stiefel sollte ein palästinensischer einer von ihnen erinnert. Resonanz war im Sommer 1980 eine bis V-Mann tragen, den die deutschen Ge- Wenige Monate nachdem die DDR- heute vor der Öffentlichkeit geheim ge- heimdienstler in Athen, Paris oder Rom Staatssicherheit den RAF-Aussteigerinnen haltene Briefaktion des Kölner Bundes- trafen und den sie intern als „Jahrhun- Susanne Albrecht und Silke Maier-Witt im amts für Verfassungsschutz (BfV) geblie- dert-Quelle“ bewerteten. Sommer 1980 eine Heimstatt und eine ben: Eine Million Dollar in bar und eine Der Mann hieß Chalid Dschihad, er neue Identität im Staat der Arbeiter und neue Identität hatte das BfV RAF-Mit- spionierte für die Deutschen von 1979 an Bauern verschafft hatte, lagen demnach gliedern geboten, die den bewaffneten vier Jahre lang militante Palästinenser aus. der Bundesregierung ernstzunehmende Kampf aufgeben würden. BfV-Leute hat- Es war die Zeit, in der Mitglieder der RAF Hinweise auf ein schier unglaubliches Ge- ten sich als Mitarbeiter des US-Geheim- enge Verbindungen zu Befreiungsorgani- schehen vor – gut fünf Jahre, bevor im dienstes CIA ausgegeben und ein Dutzend sationen der Palästinenser pflegten und Juni 1985 ein Übersiedler aus der DDR in der Legalität lebende RAF-Sympathi- sogar das Schießen und Bomben in deren der Polizeistation im baden-württember- santen angeschrieben, die mutmaßlich Wüstenlagern lernten – in derlei Hochge- gischen Möglingen anzeigte, dass die Kontakt zu Illegalen hatten. heimes hatte Dschihad tiefen Einblick. steckbrieflich gesuchte Maier-Witt in Ost- Nur Misserfolge – und nun ein so bri- Einer seiner wichtigsten Tipps ist be- deutschland lebe. Und zehn Jahre, bevor santer Hinweis darauf, dass sich RAF-An- kannt geworden: Dschihad verriet den die zehn von Ost-Berlin aufgenommenen gehörige in die DDR abgesetzt hatten, Deutschen im Frühjahr 1980, dass steck- RAF-Mitglieder Schlag auf Schlag aufflo- ohne eine Reaktion aus Bonn? brieflich gesuchte RAF-Mitglieder sich in gen, als die DDR am Ende war. In Pullach war man ratlos. Traute das einer konspirativen Wohnung in der Rue Zum Erstaunen der BND-Leute geschah Kanzleramt den Hinweisen nicht? Die Flatters 4 in Paris treffen würden. Am 5. in Bonn, so ein Geheimdienstler, „offen- BND-Leute mutmaßten, dass die Nach- Mai 1980 nahm die Polizei Sieglinde Hof- bar nichts“. Als die Geheimdienstler der richt der Bundesregierung ungelegen kam, mann fest, die an den Morden an Bankier zuständigen Abteilung an einem Freitag- unter anderem, weil die Reiseerleichte- Jürgen Ponto und Arbeitgeberpräsident nachmittag, wie üblich, zusammensaßen rungen für DDR-Bürger hätten gefährdet Hanns Martin Schleyer beteiligt war, so- und den vom Referatsleiter spendierten werden können, wenn Bonn in Ost-Berlin wie vier weitere Frauen, die der terroris- Leberkäse verzehrten, wurde das Bonner nach den RAF-Leuten gefragt hätte. tischen Bewegung 2. Juni angehörten. Schweigen erörtert. „Die wollen’s nicht Die Identität ihrer Quelle konnten die Der zweite große Coup, der den deut- Nachrichtendienstler keinesfalls preisge- schen Sicherheitsbehörden mit Dschihads ben. Es war Usance, nur Informationen * Links: Fahndungsfoto des Bundeskriminalamts von Hilfe vielleicht hätte gelingen können, ist 1977; rechts: beim Kaffeekränzchen mit DDR-Kolleginnen ans Kanzleramt zu geben, die als „belast- bisher geheim geblieben. Wie der SPIEGEL im ostdeutschen Köthen, 1986. bar“, als sehr zuverlässig also, bewertet

52 der spiegel 37/2008 Das Bundesjustizministerium und die Justizministerien jener Länder, in deren Gefängnissen die freizulassenden RAF-Ge- fangenen einsaßen, sollten diesen Entwurf bis zum nächsten Tag rechtlich prüfen. Das waren Hamburg, Bayern, Baden-Württem- berg und Nordrhein-Westfalen. Die meisten damals Beteiligten sind tot oder können sich nicht erinnern, nicht Vogel, nicht Klose, nicht der ehemalige Hamburger Justizsenator Gerhard Moritz Meyer; und von Altkanzler Schmidt war vorige Woche keine Stellungnahme zu er- halten. Zwei Deutungen des Geschehens bieten sich an: Der Prüfauftrag sollte der Union

ADN / PICTURE-ALLIANCE / DPA ADN / PICTURE-ALLIANCE nur vor Augen führen, dass eine Drohung Albrecht-Wohnhaus in Berlin-Marzahn (1990): Versteck im Plattenbau mit Repressalien keine gute Idee war. Der damalige Justizminister Hans-Jochen Vogel wurden. An der Seriosität seiner Quelle RAF-Mitglieder, die das internationale sagt heute, sein Ministerium hätte solch hatte der BND keinen Zweifel – vor allem Großkapital und seine Repräsentanten ins einen Vorschlag niemals ergebnisoffen wegen der korrekten Hinweise, die zu den Fadenkreuz genommen und dabei ihr Le- geprüft. Wenn das stimmt, wäre der Re- Festnahmen in Paris führten. Und: Dschi- ben riskiert hatten, im Muff des spießigen pressalien-Plan schon dadurch quasi beer- had war Dauergast in palästinensischen Kleinbürgerstaats DDR abgetaucht sein? digt worden, dass auch das Bundesjustiz- Ausbildungslagern, in denen sich auch Vom bewaffneten Kampf in den Platten- ministerium mit der Überprüfung beauf- RAF-Mitglieder militärisch schulen ließen. bau? „Es war eine krasse Fehleinschät- tragt wurde. Chalid Dschihad war 1979 als „Selbst- zung, aber wir haben das ausgeschlossen“, Die andere Deutung: Die Repressalien- anbieter“ (Geheimdienstjargon) bei der sagt ein Verfassungsschützer. Idee war durchaus ernst gemeint. „Das deutschen Botschaft in Beirut aufgetaucht, Es gab aber keine Zweifel an den Aus- lässt man nicht einfach nur so prüfen“, sagt um Insiderkenntnisse anzubieten. Er wur- sagen des Übersiedlers. Laut Akten des ein Teilnehmer, der freilich ungenannt blei- de zunächst vom Bundeskriminalamt und Bundesinnenministeriums sprach Bundes- ben möchte. danach vom BND betreut. Der damals 29- justizminister Hans Engelhard Anfang Geprüft wurde der von Schmidt bear- Jährige hatte wohl zwei Motive dafür. Er 1988 bei einem Besuch in Ost-Berlin zwei beitete Entwurf jedenfalls. Am Vormittag gehörte dem Führungszirkel einer hochmi- Abteilungsleiter der Generalstaatsanwalt- des folgenden Tages hielt das Düsseldor- litanten Splittergruppe von George Ha- schaft der DDR auf den Fall an. Wenig fer Justizministerium fest, Bayern und baschs Volksfront zur Befreiung Palästinas später ließ das DDR-Justizministerium En- Baden-Württemberg hätten keine Einwän- (PFLP) an, die sich PFLP-Special-Com- gelhard eine Erklärung zukommen: „Die de, Hamburg würde nur „grundsätzliche mand nannte; er war im Streit von Gesin- Überprüfung der von Ihnen benannten Bedenken politischer Art“ äußern. Ledig- nungsfreunden verprügelt worden. Person hat bestätigt, dass sie sich nicht in lich der Düsseldorfer Justizminister Die- Außerdem liebte Dschihad die deutsche der DDR aufhält.“ ther Posser (SPD) gab zu Protokoll, er und Marion F., die er in Aden im Südjemen DDR-Staatssicherheitschef Erich Mielke seine Mitarbeiter hätten „rechtliche Be- kennengelernt hatte und die später wegen sollte am Ende also recht behalten, als denken“. Verdachts der Unterstützung der RAF und er nach der Wende in einem SPIEGEL- In welcher Weise die Dinge dann wei- Urkundenfälschung in Stuttgart-Stamm- Gespräch (36/1992) sagte, er „glaube es tergingen, bleibt unklar – auch das ist ein heim einsaß. Vielleicht hoffte er, durch nicht“, dass die westlichen Dienste nicht Geheimnis des „Deutschen Herbstes“. seine Spitzeldienste das Verfahren günstig gewusst hätten, dass die DDR einige RAF- Kaum zu glauben, dass die Debatte über beeinflussen zu können. Aussteiger aufgenommen habe. Repressalien, Erschießungen, Todesstrafe Der BND-Hinweis auf die Mutation von Das Schicksal der „Jahrhundert-Quel- in den folgenden Wochen bis zum Ende RAF-Terroristen zu friedlichen DDR-Bür- le“ Dschihad indes ist ungewiss. Für seine der Schleyer-Entführung nicht wieder gern schien in Bonn versickert zu sein. Hinweise, die zur Verhaftung der fünf hochkam, denn mit der Entführung der Das war ein paar Jahre später anders, als Terroristinnen in Paris führten, erhielt der Lufthansa-Maschine „Landshut“ spitzte jener DDR-Übersiedler am 13. Juni 1985 Palästinenser die ausgelobten 50000 Mark sich die Situation noch einmal dramatisch der Möglinger Polizei berichtete, er habe für jede festgenommene. Ein Teil des zu. Was ist inmitten dieser Katastrophe aus in den Jahren 1983 und 1984 zweifelsfrei Kopfgeldes wurde bei einem der Treffen den Vorschlägen geworden? mit der gesuchten Silke Maier-Witt in Wei- in bar bezahlt, ein anderer Teil mit einer Für den früheren Kanzleramtschef Man- mar die Medizinische Fachschule Walter besonderen Fracht beglichen: Der BND fred Schüler zählt vor allem eines: „Die Krämer besucht. Nach Recherchen bei ließ einen Container voller Auspuffan- Vorschläge sind nie zu Ende diskutiert Bekannten in der DDR lieferte der Mann lagen nach Beirut schaffen, weil der V- worden, der Rechtsstaat wurde nicht be- am 9. Mai 1986 sogar nach, dass Maier- Mann dort eine Kraftfahrzeugwerkstatt schädigt.“ Der Mann ist ein glaubwür- Witt sich nun Angelika Gerlach nenne. eröffnet hatte. diger Zeuge, und doch bleibt Skepsis an- Nun überprüften der BND, das Kölner Bis 1983 arbeitete Dschihad für die gebracht. BfV, der Bundesgrenzschutz, das Flens- Deutschen. Plötzlich hörte der BND nichts Um das größte Drama in der Geschichte burger Kraftfahrtbundesamt, einige Lan- mehr von ihm. BND-Agenten forschten der alten Bundesrepublik aufzuklären, ist deskriminalämter und die US-Botschaft nach ihm und nahmen über Mittelsmänner mehr nötig als die Erinnerung der Betei- den Namen Gerlach – ohne Ergebnis. sogar Kontakt zu seiner Familie auf – ver- ligten mehr als 30 Jahre danach. Die Bun- Im BfV debattierten Geheimdienstler gebens. „Wir gehen inzwischen davon aus, desregierung müsste endlich alle Doku- über die Plausibilität des Hinweises auf dass er nicht mehr am Leben ist“, sagt ein mente freigeben und damit jenen Schleier Maier-Witt. Konnte das wahr sein? Sollten BND-Mitarbeiter. Carsten Holm lüften, den sie bis heute über die Ereig- nisse legt. Georg Bönisch, Klaus Wiegrefe

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