Das Küsterbuch Der Parochie Zasenbeck
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Das Küsterbuch der Parochie Zasenbeck - Plastau - Radenbeck 1736 – 1862 Umschrift nach dem Original und Erläuterungen von Heinrich Jördens © Copyright Heimatverein Zasenbeck e. V. Alle Rechte vorbehalten. 1 Vorwort Das Küsterbuch dokumentiert über einen Zeitraum von 122 Jah- ren Taufen, Eheschließungen und Beerdigungen im Kirchspiel Zasen- beck-Plastau-Radenbeck. Fünf Küster haben in dieser Zeit daran mit- gewirkt und ihre unterschiedlichen Handschriften, Seitenaufteilun- gen und ihre Namen hinterlassen: Stolze, Johann Heinrich Christoph Tolle, Johann Jakob Georg Tolle (offensichtlich sein Sohn), Warneke, Meyer und Holle. Taufen, Eheschließungen und Beerdigungen werden für alle drei Dörfer bis 1810 aufgeführt. Danach gerät Radenbeck aus dem Fokus. Der Grund dafür lässt sich aus den Aufzeichnungen nicht ermitteln. Ab August 1840 ändern sich der Inhalt und das Layout der Seiten gründlich. Sie erscheinen als Tabellen und enthalten von nun an nur noch die Geburts- und Taufdaten der Neugeborenen in Plastau und Zasenbeck. Hinzugefügt werden dafür jetzt aber die Namen beider Elternteile und die Namen der Taufpaten und nicht nur der des Kindsvaters. Durch die unterschiedlichen Schreibung von Orts- und Eigenna- men und von Wörtern allgemein sollte man sich nicht stören lassen. Sie wurden so in die Umschrift übernommen, wie sie dem sorgfälti- gen Augenschein nach im Original zu erkennen waren. Sie können bei ein und demselben Küster, der ja auch gleichzeitig Schullehrer war, durchaus variieren. Es gab eben zu jener Zeit noch keinen Du- den, der die Rechtschreibung regelte! Was in diesem Zusammenhang auffällt, ist die Schreibung des Ortsnamen Plastau. Offensichtlich herrschte darüber bei den Küs- 2 tern lange Unsicherheit. Neben vereinzelt Plausta und Plaustau herrscht bis 1799 eindeutig Plasta vor. Dann erst setzt sich die heuti- ge Form durch. Nicht nur die Schreibungen, auch die Seitenlayouts des Originals wurden soweit wie irgend möglich in die Umschrift übertragen, so dass ein späteres Aufsuchen der Originalseiten problemlos möglich ist, um vielleicht Original und Umschrift noch einmal miteinander zu vergleichen. Die Handschrift im Küsterbuches ist fast durchgängig die alte deutsche Kurrentschrift, nur Eigennamen und Fremdwörter werden häufig lateinisch geschrieben. Dies wird in der Umschrift durch Kur- sivdruck verdeutlicht. Blaue Schrift soll helfen, die Personennamen schneller zu erkennen. Sie findet sich nicht im Original. Die Zeichen […] markieren verschmutzte oder verblasste Stellen, die nicht mehr entziffert werden konnten. Warum wurde das Geburtsdatum der Neugeborenen bis 1823 so gut wie gar nicht vermerkt, sondern nur das Taufdatum? Der Grund mag die erschreckend hohe Kindersterblichkeit gewesen sein. Die Kinder wurden so schnell wie irgend möglich getauft, um sie nicht als Heiden sterben zu lassen. Es wurde nicht nur an Sonntagen beim Gottesdienst „die heilige Taufe erteilt“, so der Wortlaut, sondern auch an Wochentagen, so dass vermutlich zwischen Geburt und Tau- fe nur wenige Tage lagen. Die an sich schon hohe Kindersterblichkeit explodierte geradezu, wenn eine Seuche ausbrach. So wird im Juli 1778 ausdrücklich ver- merkt, dass die Pocken in Zasenbeck „eingefallen“ waren, und bis August sterben in kurzen Abständen 6 Kinder „am Blattern“ (s. Seite 222). Für den November 1797 wird in großen Lettern ein weiterer Blattern-Einfall vermerkt. Bei Blattern und Pocken handelt es sich um die gleiche Krankheit. Die Sterblichkeit beträgt 20-50%, je nach Art des Erregers. Im Kirchspiel sterben 9 Kinder. Einen erneuten Aus- bruch gibt es im Januar 1805, der in Zasenbeck 5 Kindern das Leben 3 kostet. Wer die sehr ansteckende Krankheit überlebte, war für den Rest seines Lebens mit hässlichen Narben am Körper und vor allem im Gesicht gekennzeichnet. Und nun, Ahnenforscher, frisch ans Werk! Sucht die Eintragun- gen über eure Vorfahren von 1737 bis 1862 in diesem Küsterbuch und nutzt dafür am besten die Suchfunktion eurer PCs. Vervollstän- digt oder überprüft euren bisher erstellten Stammbaum! November 2013 H. Jördens Abkürzungen & Fußnoten Häufigere Abkürzungen und seltene veraltete Wörter, die in der Umschrift nur beim erstmaligen Vorkommen in der Fußnote erläutert werden, sind nachfolgend zur besseren und schnelleren Orientierung aufgelistet und kommentiert. ggl oder gg Gute Groschen, nord- und mitteldeutsche Silbermünze im Wert von 1/24 Taler. ß Silberner Schilling, war mit dem Groschen vergleichbar und galt meist 12 Pfennig. Die Abkürzung des Schillings findet sich in vielen mittelalterlichen und neuzeitlichen Dokumenten. rThl Reichstaler, große Silbermünze, ca. 23 g Feingehalt. Häusler, Dorfbewohner, Besitzer eines kleinen Hauses ohne Land. Häusling copulier(e)t Verschiedene Schreibungen möglich: Getraut, von lat. copulare = verbinden. Cossate, "der eine Kate besitzt", ein kleines Bauernhaus, zum Teil Kossater, mit etwas Land (Garten, auch Pflugland), Anwesen eines Kothsasse Kätners später auch eine Kleinbauernstelle, (siehe: Deutsches Rechtswörterbuch). NB Anmerkung. Lat. N(ota) B(ene) = Merke gut 4 Anno 1736 d. 3ten January Katrina Ilsa Hanlivichs […] Tochter […] Catrine Dorethea 12 ggl1. _________________________ d. 7ten February die alte Bock beerdiget. 6 ggl. _________________________ d. 10ten February Christian Wigmann seine Tochter taufen lassen […] Maria _______________________ d. 19ten Febr Christoph Böve Schweinhirte in Radenbeck seinen Sohn taufen lassen Johann Joachim __________________________ d. 29ten Febr die alte Bocksche beerdiget __________________________ d. 2ten Merz Karsten Heinrich Kommert seine Tochter taufen lassen Katrina Margareta ___________________________ d. 2. Merz Franke in Radenbeck seinen Sohn taufen lassen Adam Conrath […] ___________________________ d. 2ten Merz Stephan Knocke seinen Sohn in [… …] lassen – […] ___________________________ d. 22ten Merz Baltzer Sigeler in Radenbeck sein Söhnlein taufen lassen […] ___________________________ d. 27 Juli der Herr Pastor Hennings Sohn taufen lassen Augustus […] 1 Gute Groschen, nord- und mitteldeutsche Silbermünze im Wert von 1/24 Taler 5 d. 17 Julius Heinrich Gose in Radenbeck sein Söhnlein taufen lassen Johann Heinrich Christian _________________________ d. 18. Juli Hans Joachim Otte in Zasenbeck sein Söhnlein taufen lassen Hans Jürgen. _________________________ d. 18. August Christain Hardwig Kuhhirte in Zasenbeck sein Töchterlein taufen lassen Margreta Elisabet. _________________________ d. 29ten August ein Häusler2 Jürgen genannt sein Söhnlein taufen lassen Hans Joachim. 6 ß […] ß _________________________ d. 6ten Septr Andreas Lumann sein Töchterlein taufen lassen. Catrina _________________________ d. 28 Octobr Hans Bock in Radenbeck sein Söhnlein taufen lassen: Karsten Heinrich _________________________ d. 14 Novembr der Küster Stolze in Zasenbeck sein Töchterlein taufen lassen Maria Hedwig __________________________ d. 25ten Novembr Stefan Knocke sein Töchterlein taufen lassen Caterina Dorethea. _________________________ d. 6ten Decembr der Müller Rebock mit seiner Kebse3 cobulieret4 in Zasenbeck. 2 Dorfbewohner, Besitzer eines kleinen Hauses ohne Land 3 die Leibmagd einer kinderlosen Ehefrau, die zur Nebenfrau werden kann, oder die in einem eheähnlichen Verhältnis mit einem unverheirateten Mann lebt. Die Kinder aus einer solchen Ehe hießen Kegel, siehe den Ausdruck „mit Kind u. Kegel“. 4 Getraut. Von lat. Copulare = verbinden. Eigentlich copulieren. 6 1736 d. 13ten Decembr Peter Kommert sein Sohn taufen lassen Hans Matias _________________________ d. 16 Decembr Adam von der Wigmans […] sein Söhnlein taufen lassen Johann Joachim. __________________________ Gott;wie Flügel schnell entfliehn die uns zu gezählten Stunden5 __________________________ In diesem Jahr sind a) getaufet – 18 Kinder b) gestorben – 11 – c) cobulieret – 3 Paar ________________________________ 1737 d. 15 January Hans Christoph aus Plastau sin Söhnlein taufen lassen Johann Christian. ________________________ d. 20ten January aus den Brandenburgischen ein Muscatir6 mit seiner Kebse cobulieret. 8 ggl. ________________________ d. 27ten Jannuary Hans Joachim Wesche aus Radenbeck sein Söhnlein taufen lassen Hans Heinrich. _________________________ d. 29ten Jannuary die alte […]sche beerdigt 5 Beginn eines Gesangbuchliedes aus einem Choralbuch jener Zeit (. Internet) 6 Musketier = Fußsoldat 7 1737 8 ten Merz Heinrich Reckel und Maria Bocks aus Radenbeck cobulieret – 6 ß7 u. Dug8. – __________________________ d. 11ten Merz Heinrich Jordan in Rad: sein Söhnlein taufen lassen Stefan genannt. __________________________ d. 30ten Merz Heinrich Krefel beerdigt in Rad: __________________________ d. 27 April den Schmid seine Tochter einen Sohn taufen lassen Johann Heinrich genannt. 12 ggl. _________________________ d. 1 May Karsten Heinrich Kommert sein Söhnlein in der Stille beerdigen lassen. 6ß. ________________________ d. 11 May Jürgen Jordan sein Söhnlein beerdigen lassen – 6 ggl. ________________________ d. 2 Juny die Bammelsche beerdiget. 6 ggl. ________________________ d. 7 August Heinrich Meyer aus Rad: sein Töchterlein taufen lassen Ilsa Hedwig ________________________ d. 8 August Hans Heinrich Benke in Zasenbeck sein Töchterlein taufen lassen Margreta Hedwig. 7 Silberne Schillinge waren mit dem Groschen vergleichbar und galten meist 12 Pfennig. Abkürzung des Schillings war ein ß in vielen mittelalterlichen und neuzeitlichen Dokumenten. 8 Tuch. Küster verwendet hier ein paarmal die niederdeutsche Form Dug. 8 1737 d. 9ten August Karsten Knust beerdigt 6 ggl _______________________