Landtag Von Baden-Württemberg Kleine Anfrage Antwort
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Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 5863 16. Wahlperiode 15. 03. 2019 Kleine Anfrage des Abg. Dr. Erik Schweickert FDP/DVP und Antwort des Ministeriums für Verkehr Lärmschutz in den Städten und Gemeinden des Enzkreises Kleine Anfrage Ich frage die Landesregierung: 1. Welche grundsätzlichen Möglichkeiten gibt es für Kommunen, um wirksame Lärmreduzierung zu betreiben? 2. Welche Grenzwerte sind beim Lärmschutz einschlägig, einschließlich einer etwaigen Differenzierung nach Tag- und Nachtwerten? 3. In welchen Städten und Gemeinden und in welchen Bereichen in welchen Orts- teilen gibt es im Enzkreis Lärmaktionspläne? 4. Welche der unter Frage 1 genannten Maßnahmenarten wurden im Enzkreis in welchen Städten und Gemeinden in welcher Form umgesetzt? 5. Für welche Städte und Gemeinden und für welche Bereiche in welchen Orts - teilen des Enzkreises sind aktuell Maßnahmen in der Diskussion, durch Tempo - limits die Lärmbelastung zu reduzieren? 6. Welche Auslösewerte (Maximal/Mittelwert) bzw. Abwägungskriterien waren für welche der oben genannten Maßnahmen ausschlaggebend, einschließlich einer etwaigen Differenzierung nach Tag- und Nachtwerten? 7. Inwieweit wird bezüglich der zu erwartenden Lärmeffekte berücksichtigt, dass die Basis der Lärmaktionspläne eine Lärmberechnung und keine Lärmmessung war? 8. An welchen Stellen sind mit welchem Ergebnis im Enzkreis die Lärmeffekte von Tempolimits gemessen worden? Eingegangen: 15. 03. 2019 / Ausgegeben: 26. 04. 2019 1 Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeich- abrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente net mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 5863 9. Inwieweit bestehen Möglichkeiten, Aspekte der Verkehrssicherheit (Stichwort Raser) sowie der existierenden Parksituationen bei den jeweiligen Durch- gangsstraßen bei den Lärmschutzmaßnahmen zu berücksichtigen? 10. Inwieweit sind sogenannte Lärmblitzer z. B. für überlaute Motorräder zur Re- duzierung der Lärmbelastung geeignet? 15. 03. 2019 Dr. Schweickert FDP/DVP Begründung Im Enzkreis klagen die Bürger an verschiedenen Stellen über die Lärmbelastung, der sie ausgesetzt sind. Mit dieser Kleinen Anfrage soll ermittelt werden, welche Maßnahmen zum Lärmschutz ergriffen worden sind, gerade geprüft werden und ggf. zukünftig in Betracht zu ziehen sind. Antwort*) Mit Schreiben vom 15. April 2019 Nr. 4-0141.5/438 beantwortet das Ministerium für Verkehr im Einvernehmen mit dem Ministerium für Umwelt, Klima und Ener- giewirtschaft die Kleine Anfrage wie folgt: 1. Welche grundsätzlichen Möglichkeiten gibt es für Kommunen, um wirksame Lärmreduzierung zu betreiben? Beim Lärmschutz wird in der Gesetzgebung nach Verursachern unterschieden: u. a. Straßen- und Schienenverkehrslärm, Fluglärm, Gewerbelärm, Nachbarschafts - lärm, Freizeitlärm oder Lärm am Arbeitsplatz. Lärmschutz sollte frühzeitig bereits in der Planungsphase berücksichtigt werden. So besteht für Kommunen im Rahmen der Bauleitplanung die Möglichkeit, lärm- mindernde Maßnahmen umzusetzen. Bei der Neuausweisung von Gewerbe- und Industriegebieten ist das verträgliche Miteinander zur schutzbedürftigen Wohn - bebauung zu gewährleisten. Umgekehrt erfordert auch die Neuausweisung von Wohngebieten das verträgliche Miteinander zu gewerblichen Nutzungen. Beim Gewerbelärm erfolgt die Beurteilung des Lärms nach der Technischen An- leitung zum Schutz gegen Lärm (TA Lärm). Hierbei sind vorrangig technische Lösungen zur Lärmminderung umzusetzen. Lärmminderung an Straßen kann durch bauliche, verkehrsrechtliche oder planeri- sche Maßnahmen erreicht werden. Die allgemeinen baulichen Maßnahmen sind der Einbau von lärmarmem Asphalt, Schallschutzwände, Schallschutzfenster, aber auch der Umbau von Ortsdurchfahrten. Zu verkehrsrechtlichen Maßnahmen zählt bspw. die Geschwindigkeitsreduzierung auf Tempo 30 km/h. Planerische Maßnahmen umfassen u. a. Maßnahmen zur Verkehrslenkung und -verlagerung, die Veränderung der Verkehrszusammensetzung oder die Straßenraumgestaltung. *) Der Überschreitung der Drei-Wochen-Frist wurde zugestimmt. 2 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 5863 Beim Umgebungslärm steht den Städten und Gemeinden die Lärmaktionsplanung als Instrument zur Verfügung, um den Lärm zu reduzieren und Vorsorge gegen eine Zunahme des Lärms zu betreiben. Rechtsgrundlage ist die EU-Umgebungs- lärmrichtlinie 2002/49/EG, welche mit den §§ 47 a bis 47 f des Bundes-Immis - sionsschutzgesetzes (BImSchG) und der Verordnung über die Lärmkartierung (34. BImSchV) in deutsches Recht umgesetzt wurde. 2. Welche Grenzwerte sind beim Lärmschutz einschlägig, einschließlich einer etwaigen Differenzierung nach Tag- und Nachtwerten? Beim Lärmschutz bestehen teilweise Grenzwerte, teilweise aber auch Richt- oder Orientierungswerte. Es hängt von der jeweiligen Lärmart ab, nach welchen Wer- ten und welchen Verfahren der Lärm ermittelt und beurteilt wird. Einen Überblick über die geltenden Werte im Lärmschutz geben die Tabellen zu den Grenz- und Richtwerten auf der Homepage der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württem- berg (LUBW): https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/laerm-und-erschuette- rungen/grenz-und-richtwerte 3. In welchen Städten und Gemeinden und in welchen Bereichen in welchen Orts- teilen gibt es im Enzkreis Lärmaktionspläne? Dem Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg liegen Informationen über Lärmaktionspläne der folgenden Gemeinden im Enzkreis vor: Birkenfeld, Friolz- heim, Illingen, Keltern, Kieselbronn, Königsbach-Stein, Ispringen, Maulbronn, Mönsheim, Mühlacker, Neuenbürg, Neulingen, Niefern-Öschelbronn, Ölbronn- Dürrn, Remchingen, Wimsheim und Wurmberg. 4. Welche der unter Frage 1 genannten Maßnahmenarten wurden im Enzkreis in welchen Städten und Gemeinden in welcher Form umgesetzt? Im Rahmen der Lärmsanierung von Straßen wurden in den Gemeinden des Enz- kreises in den Jahren von 2012 bis 2018 in acht Ortsdurchfahrten lärmmindernde Fahrbahnbeläge eingebaut sowie 172 Schallschutzfenster, 22 Schalldämmlüfter, 24 Rollladenkastendämmungen und 2 Wand- oder Dachdämmungen bezuschusst. Eine Auflistung der Einzelmaßnahmen können nachstehender Tabelle entnom- men werden. 3 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 5863 /lUPVDQLHUXQJVPDQDKPHQ±LP(Q]NUHLV 5ROO :DQG 6FKDOO 6FKDOO ODGHQ /lUPPLQGHUQ 'DFK (LQ]HO 3UR *HPHLQGH 6WUDH -DKU VFKXW] GlPP NDVWHQ GHU)DKUEDKQ GlP DQWUlJH JUDPP IHQVWHU OIWHU GlP EHODJ PXQJ PXQJ >6WFN@ >6WFN@ >6WFN@ >6WFN@ >2'@ %DXVFKORWW % ; %DXVFKORWW % ; %DXVFKORWW % ; %DXVFKORWW % ; .lPSIHOEDFK%LOILQJHQ / ; .|QLJVEDFK6WHLQ / ; 0KODFNHU % ; 0KODFNHU / ; 0KODFNHU % ; 0KODFNHU % ; 0KODFNHU % ; 0KODFNHU/LHQ]LQJHQ / ; 1HXHQEUJ % ; 1HXOLQJHQ%DXVFKORWW % ; 1LHIHUQgVFKHOEURQQ / ; 1LHIHUQgVFKHOEURQQ / ; 1LHIHUQgVFKHOEURQQ / ; 1LHIHUQgVFKOEURQQ / ; 1LHIHUQgVFKHOEURQQ / ; 3LQDFKH / ; 5HPFKLQJHQ:LOIHU % ; GLQJHQ 6WHUQHQIHOV'LHIHQEDFK / ; 6WUDXEHQKDUGW&RQZHLOHU / ; :XUPEHUJ / ; 6XPPH Außerdem geht aus den übermittelten Informationen über Lärmaktionspläne her- vor, dass die Gemeinden Neulingen, Remchingen und Illingen Lkw-Durchfahrt- verbote als straßenverkehrsrechtliche Maßnahme umgesetzt haben. Geschwindig- keitsbeschränkungen in Ortsdurchfahrten wurden in Illingen, Keltern, Lienzingen (Mühlacker) und Niefern-Öschelbronn umgesetzt. Darüber hinaus liegen keine systematisch erhobenen Informationen über Lärm- schutzmaßnahmen vor. 4 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 5863 5. Für welche Städte und Gemeinden und für welche Bereiche in welchen Orts - teilen des Enzkreises sind aktuell Maßnahmen in der Diskussion, durch Tempo - limits die Lärmbelastung zu reduzieren? Die Umsetzung von Geschwindigkeitsbeschränkungen werden laut den vorliegen- den Informationen über die Lärmaktionspläne von den Gemeinden Birkenfeld, Keltern, Königsbach-Stein, Maulbronn, Mönsheim, Mühlacker, Neulingen, Rem - chingen und Wurmberg geprüft. 6. Welche Auslösewerte (Maximal/Mittelwert) bzw. Abwägungskriterien waren für welche der oben genannten Maßnahmen ausschlaggebend, einschließlich einer etwaigen Differenzierung nach Tag- und Nachtwerten? Voraussetzung bei der Anordnung von straßenverkehrsrechtlichen Maßnahmen aus Lärmschutzgründen wie z. B. Tempo 30 ist nach § 45 Abs. 9 StVO, dass auf- grund der besonderen örtlichen Verhältnisse eine Gefahrenlage besteht. Die neuere Rechtsprechung orientiert sich dabei an den Grenzwerten der Verkehrslärm- schutzverordnung (16. BImSchV). Werden diese überschritten, haben die Lärm- betroffenen einen Anspruch auf ermessensfehlerfreie Entscheidung über eine ver- kehrsbeschränkende Maßnahme. Bestehen deutliche Betroffenheiten mit Lärm - pegeln über 70 dB(A) tags und 60 dB(A) nachts, verdichtet sich das Ermessen in der Regel zu einer Pflicht zum Einschreiten. Bei der Ermessensausübung im Rah- men der Lärmaktionsplanung ist besonders zu berücksichtigen, dass nach der Lärmwirkungsforschung Werte ab 65 dB(A) am Tag und 55 dB(A) in der Nacht im gesundheitskritischen Bereich liegen (vgl. VGH Baden-Württemberg, Urteil vom 17. Juli 2018, 10 S 2449/17, Rn. 36). 7. Inwieweit wird bezüglich der zu erwartenden Lärmeffekte berücksichtigt, dass die Basis der Lärmaktionspläne eine Lärmberechnung und keine Lärmmessung war? Bei straßenverkehrsrechtlichen Maßnahmen ist der für die Beurteilung der Lärm- situation und die Wirkung von Maßnahmen zu bestimmende Lärmpegel nach einem in den „Richtlinien für den Lärmschutz an Straßen (RLS-90)“ bundesweit vorgegebenen