Col., Latridiidae) in Ostdeutschen Kiefernwäldern
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© Entomologische Nachrichten und Berichte; downloadEntomologische unter www.biologiezentrum.at Nachrichtenund Berichte, 49, 2005/3-4 207 R l ik e , H.-R, Boxdorf, R a t s c h k e r , U. M., Tharandt, N ic o l a i , V., Marburg, & A. J ä k e l , Tharandt Moderkäferzönosen (Col., Latridiidae) in ostdeutschen Kiefernwäldern Zusammenfassung Der Wirbellosenfang aus verschiedenen Kiefernwäldern in Sachsen und Brandenburg wurde hinsichtlich seiner Moderkäferfauna ausgewertet. Dabei fanden sich 19 Latridiidae-Arten aus acht Gattun gen (1.568 Ind.) auf sieben Untersuchungsflächen bei Torgau (Sachsen). Auf drei Versuchsflächen bei Stücken (Brandenburg) wurden neun Latridiidae-Arten aus fünf Gattungen (104 Ind.) nachgewiesen. Die häufigsten Arten waren dabei Cortinicara gibbosa und Corticarina fusciila. Neue Erkenntnisse zur Phänologie und zum Geschlech terverhältnis ausgewählter Arten werden dargestellt. Für Enicimis planipennis S t r a n d , 1940 gelang der Erstnach weis in Sachsen. Summary Latridiid beetle coenoses (Col., Latridiidae) of pine forests in East Germany. - Latridiid beetle coenoses of different pine forests have been studied in Saxony and Brandenburg. In the study area near Torgau (Saxony) altogether 19 species of eight genera were collected in 2001, represented by 1.568 specimens from seven sites. Near Stücken (Brandenburg) 104 specimens of nine species in five genera were caught at three sites in 1996, 1998 and 2000. Enicimis planipennis S t r a n d , 1940 is new for Saxony. Cortinicara gibbosa and Corticarina fus- cula were found to be dominant at most study sites. Females were normally caught in greater numbers than males. Phenological data for several Latridiidae are given. Einleitung Brandenburg: Die Ziele der Untersuchungen in Brandenburg bestanden darin, die Auswirkungen von Umbaumaßnahmen auf Moderkäfer (Latridiidae) stellen eine ungenügend er die Bodenfauna in ihrem zeitlichen Ablauf zu dokumentieren. forschte Käferfamilie dar. Dies liegt neben der gerin Ziel der verschiedenen Varianten war, herauszufinden, ob eine gen Körpergröße unter anderem daran, dass Moderkä aufwendige Zäunung und Pflanzungen notwendig für einen fer wirtschaftlich nicht relevant sind (R e ik e & L iepo ld Umbau sind. Die Versuchsflächen stellten drei aneinandergren 2004). Es existieren auch in der Literatur nur sehr we zende, ca. 100-jährige Kiefernwälder am Fichtenberg bei Stü nige systematische Untersuchungen zu Ökologie und cken ungefähr 10 km südlich von Berlin dar. Die Flächen besa ßen jeweils eine Größe von ca. 4 ha und befanden sich in einer Verbreitung dieser Käferfamilie (R eik e 2001, R eik e & Höhe von etwa 68 m ü. N N auf nährstoffarmen Sandböden. L ie po l d 2004). Eine Vorstellung dieses Programms und Darstellung von Teiler Die vorliegende Studie soll, gestützt auf die Fanger gebnissen erfolgten beiN ic o l a i (2000). Die Auswirkungen der gebnisse aus dem Einsatz verschiedenster Fallentypen Umbaumaßnahmen auf totholzbesiedelnde Arthopodengemein schaften wurden von N i c o l a i & M a c h a n d e r (2000) dargestellt, sowohl bodennaher als auch höherer Straten (Kronen und eine umfassende Darstellung der Auswirkungen der Um region), Aufschlüsse über die Artenkomposition und baumaßnahmen auf bodenbesiedelnde Webspinnen findet sich Dominanzstruktur der Moderkäferzönosen verschiede bei N ic o l a i & H e r r m a n n (2003). ner Kiefernwaldtypen geben. Des Weiteren werden Folgende Unterschiede zwischen den Flächen ergaben sich auf neue Erkenntnisse zur Phänologie und zum Geschlech grund der waldbaulichen Behandlung im Herbst 1995: Fläche terverhältnis von Latridiidae-Arten dargestellt. Pi L (1): Durchforstung, Aufschichtung des Stamm- und Kro nentotholzes, Voranbau mit Eiche, Hainbuche und Ahorn Material und Methoden (Pflanzreihenabstand 3-5 m), Zäunung (2 m Höhe); Fläche Pi L (2): Durchforstung, Stamm- und Kronentotholz verblieb am Sachsen: In sieben Kiefern-/mischwäldern bei Torgau fanden Fällort, kein Voranbau; Fläche Pi L (3): Unbehandelte Kontroll- Untersuchungen zu Auswirkungen der Umwandlung von Kie fläche. fernreinbeständen in naturnahe Mischbestände auf wirbellose Schädlingsantagonisten statt(J ä k e l et al. 2004) (Tab. 1). Dazu Pro Versuchsfläche wurden jeweils 10 Barberfallen (0 6,5 cm) wurde die Wirbellosenfauna mittels unterschiedlicher Fangsys eingesetzt. Als Fangflüssigkeit diente Ethylenglykol (70 %). teme (je 6 Bodenphotoeklektoren (BPE: F u n k e 1971), 8 Bar- Die Fallen wurden hier zu folgenden Terminen der Vegetations berfallen (BF), 16 Asteklektoren (AEK: S i m o n 1995) und 8 perioden exponiert: 1996: 16.-25.04., 14.-23.05., 18.-27.06., Fensterfallen (FF: B e h r e 1989); Fangzeitraum: 2001: 30.03,- 16.-27.07., 27.07.-07.08., 17.-26.09., 26.09.-10.10.; 1998: 16.- 22.04., 23.04.-20.05., 21.05.-15.06., 18.06.-15.07., 16.07,- 28.04., 12.-26.05., 16.-26.06., 17.-28.07., 25.-31.08., 31.08,- 12.08., 13.08.-09.09., 10.09.-07.10., 08.10.-05.11. Leerungsin 11.09., 30.09.-08.10 und 2000: 06.-13.04., 10.-19.05., 07,- tervall: vier Wochen; Fang- und Konservierungsflüssigkeit: 14.06., 06.-17.07., 23.08.-07.09., 20.-27.09.. Benzoesäure) in unterschiedlichen Strata (Boden-, Kronen- und Die Artendominanz wurde nach E n g el m a n n (1978) be Luftraum) der Untersuchungsflächen erfasst. rechnet. 20 8 Entomologische Nachrichtenund Berichte, 49, 2005/3-4 © Entomologische Nachrichten und Berichte; download unter www.biologiezentrum.at Die Determination der Latridiidae erfolgte nach J o h n Hier ist nur selten ein Moderkäferlebensraum in unmit so n (1974), v. P eez (1967), R ü c k er (1983, 1992, 1998) telbarer Nähe zu finden, was die zumeist geringen s o w ie S t r a n d (1940). Der Status der als „neu“ zu m el Fangzahlen belegen. Nur wenige einheimische Arten denden Art ergab sich aus K ö h l e r & K l a u s n it z e r (darunter auch sehr seltene) breiten sich „zu Fuß“ aus, (1998) s o w ie K ö h l e r (2000). Belegexemplare befinden weil sie zumeist flugunfähig sind und werden deswe sich in der Sammlung R eik e und in der Sammlung der gen fast ausschließlich in Bodenfallen gefangen (z.B. Professur für Forstzoologie (coll. FZT Nr. 3040-3042) Arten der Gattung Dienerelia). Daher lohnt es sich d e r TU D r e s d e n . auch trotz geringer Ausbeute, Bodenfallenfänge hin sichtlich der darin gefangenen Latridiidae auszuwer Ergebnisse und Diskussion ten. Allgemeines Corticaria umbilicata trat nur in Bodenfallen im Unter suchungsgebiet auf J o h n so n et al. (1988) und v. P eez Sachsen: Im Untersuchungsgebiet bei Torgau (Sach (1967) geben als Fundort Gras- und Heuhaufen sowie sen) fanden sich 19 Latridiidae-Arten aus acht Gattun Grasbüschel an, von denen die Art tagsüber gekeschert gen in 1.568 Exemplaren (Tab. 3). Enicmus planipennis werden kann. An solchen Orten wies auch der Erstau S t r a n d , 1940 wurde erstmalig für Sachsen nachgewie tor die Art nach. Vermutlich fangen sich die Individuen sen. In den Fallen traten 2001 weder Dienerelia argus bei der Suche nach Brutraum in Bodennähe bevorzugt noch D. elongata auf, die im Vorjahr noch recht häufig in Bodenfallen. Ausschließlich in Fensterfallen fanden gefangen wurden (R eik e et al. 2002, Stichproben in den sich Cartodere constricta, Corticarina obfuscata, Fängen von 2000). Eine Erklärung hierfür konnte noch Enicmus planipennis und Latridius hirtus. Corticarina nicht gefunden werden. similata trat nur in Asteklektoren und Fensterfallen auf. Die meisten Individuen fingen sich im Kiefernreinbe Cartodere constricta bewohnt am Boden liegende Heu- stand mit Naturverjüngung (PiPi G). Stets waren die und Strohabfälle (J o h n so n et al. 1988). Der Erstautor vertikal stärker strukturierten Flächen (PiFa II L, PiQu fing die Art in schimmliger Fichtennadelstreu. Stets II L und PiPi G) bei gleicher Baumartenzusammenset konnten nur wenige Individuen nachgewiesen werden. zung individuenreicher. Betrachtet man die Gesamtarten Die höchsten Fangzahlen von C. constricta fanden sich zahlen, lässt sich kein einheitlicher Trend feststellen. bisher in Bodenphotoeklektoren und Fensterfallen Die meisten Arten wurden im Kiefernreinbestand Pi L (R eik e & L ie p o l d 2004). Die Erhebung weiterer Daten festgestellt. Sowohl nach Individuen als auch nach Ar zur Biologie der Art ist notwendig. Die verbleibenden ten wurden auf der sehr trockenen Pi G die niedrigsten Arten bewohnen bevorzugt höhere Straten (D r e g e r et Werte ermittelt. al. 2002), v. P eez (1967), was den Fang dieser Tiere in Bemerkenswert ist die hohe Fangeffizienz der Fenster Asteklektoren und Fensterfallen erklärt. fallen sowohl hinsichtlich der Gesamtartenzahl (n=16) Brandenburg: Bei Stücken (Brandenburg) traten neun als auch der Anzahl der exklusiv mit dieser Methode Latridiidae-Arten aus fünf Gattungen in 104 Exempla ermittelten Arten (n=4) (Tab. 4, 5). Die höchsten ren auf (Tab. 6). Auch hier waren nie die höchsten Indi Schlüpfabundanzen wurden nach BPE-Fängen auf Flä viduendichten mit den höchsten Artenzahlen in dersel che PiPi G ermittelt. Diese Erfassungsmethode er ben Untersuchungsfläche gekoppelt. In der sehr brachte nur eine Art, die mit keiner anderen gefangen heterogenen Fläche Pi L (1) waren die höchsten Indivi wurde. Deutlich weniger ergiebig waren die Fänge mit duenzahlen zu verzeichnen, die geringsten in Fläche Pi Bodenfallen und Asteklektoren (Tab. 4, 5). L (2). Die meisten Arten fingen sich jedoch in Fläche Viele Latridiidae-Arten breiten sich fliegend aus bzw. Pi L (3), die wenigsten in Fläche Pi L (1). suchen auf diese Art und Weise Nahrungs- und Brut plätze auf. Daher fangen sie sich auch in hohen Indivi Dominanz duendichten in Fensterfallen. Flugfähige Individuen Sachsen: Cortinicara gibbosa (57 %) und Corticarina treten infolge höherer Luft- und niedrigerer Boden fuscula (18 %) dominierten im Untersuchungsraum. temperaturen im zeitigen Frühjahr eher in Fensterfallen Subdominante Arten waren Corticarina similata (7 %), als in Bodenfallen auf (R e ik e & L ie po l d 2004). Stets Enicmus rugosiis (5 %) und E.