Stadt am Rhein

Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept mit Vorbereitender Untersuchung gemäß § 141 BauGB Historischer Stadtbereich „Altstadt

Erläuterungsbericht

Bearbeitet im Auftrag der Stadt Linz am Rhein Seite 2, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Inhaltsverzeichnis

1. Anlass und Ziel des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes ...... 6 1.1 Förderprogramm „Historische Stadtbereiche“ ...... 6 1.2 Programmgebiet „Altstadt Linz am Rhein“...... 8 1.3 Methodik/Vorgehensweise...... 11 2. Allgemeine Grundlagen ...... 12 2.1 Lage und Verkehrsanbindung ...... 12 2.2 Historische Siedlungsentwicklung ...... 15 2.3 Übergeordnete Planungen und Zielsetzungen ...... 19 3. Beteiligungsprozess ...... 25 3.1 Informationsveranstaltungen ...... 25 3.2 Arbeitskreise ...... 27 3.3 Eigentümerbefragung ...... 30 3.4 Expertengespräche/Erfahrungen aus der Praxis ...... 31 3.5 Beteiligung der Träger öffentlicher Belange und der Öffentlichkeit ...... 32 4. Gebietsbezogene Bestandsaufnahme und -analyse ...... 33 4.1 Soziodemographische Analyse ...... 33 4.2 Stadtbild und Baustruktur ...... 36 4.3 Verkehr, Parken und Straßenraum ...... 43 4.4 Wirtschaft, Nutzung und Infrastruktur ...... 53 4.5 Öffentliche Freiräume und Plätze ...... 56 4.6 Landschaftsräume und Tourismus ...... 63 5. Städtebauliche Missstände ...... 66 6. Modernisierungsrichtlinie ...... 67 6.1 Instandsetzungs-, Modernisierungs- und Sanierungsbedarf ...... 67 7. Leitlinien und Handlungsschwerpunkte ...... 70 7.1 Stadtbild und Baustruktur ...... 70 7.2 Nutzungen/Wohnen und Infrastruktur ...... 71 7.3 Verkehr, Parken, Straßenraum ...... 71 7.4 Freiraum ...... 71 7.5 Soziales ...... 72 8. Entwicklungskonzept (Rahmenplan) und Maßnahmen ...... 73 Seite 3, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

8.1 Konzeptbeschreibung ...... 73 8.2 Vorgesehene private und öffentliche Maßnahmen ...... 75 8.2.1 Ordnungsmaßnahmen (OM) ...... 76 8.2.2 Baumaßnahmen (BM) ...... 88 8.2.3 Vorbereitung der Gesamtmaßnahme (VM) ...... 91 9. Festlegung Programmgebiet und Sanierungsverfahren ...... 97 9.1. Abgrenzung des Programmgebiets/Sanierungsgebiets ...... 97 9.2. Festlegungsmöglichkeiten...... 98 9.3. Sanierungsverfahren ...... 99 9.4. Auswirkungen der Planungen/Maßnahmen ...... 101 10. Kosten und Finanzierung ...... 102 10.1. Maßnahmen und Kostenübersicht ...... 102 10.2 Kosten- und Finanzierungsübersicht (KoFi) ...... 107 11. Ausblick ...... 116

1. Anlagen zum Städtebaulichen Entwicklungskonzept: 1.1 Ablaufschema, 1.2 Programmgebiet, 1.3 Analyseplan Baustruktur, 1.4 Analyseplan Verkehr, 1.5 Analyseplan Nutzung, 1.6 Analyseplan Gebäudesubstanz, 1.7 Ergebnisse der Fragebogenanalyse, 1.8 Rahmenplan, 1.9 Maßnahmenübersicht, 1.10 Förderfähige Gebäudesubstanz gemäß Modernisierungsrichtlinie, 1.11 Erläuterung zur Eigentümerbefragung.

2. Anhang zum Städtebaulichen Entwicklungskonzept: - Maßnahmen-, Kosten und Finanzierungsübersicht - Sanierungssatzung und Modernisierungsrichtlinie - Bericht zur Quartierszonierung - Protokolle der Bürgerversammlungen - Protokolle der Expertengespräche - Protokolle der ISEK-Arbeitskreise Seite 4, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Vorwort

Liebe Linzer Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Leserinnen und Leser, der Erhalt einer liebenswerten, historischen, mit Heimatgefühl verbundenen urbanen Um- gebung muss uns am Herzen liegen. Alte Bausubstanz zu bewahren, behutsam zu moder- nisieren und modernen Lebensverhältnissen anzupassen ist eine Aufgabe, die von privaten Hausbesitzern und der öffentlichen Hand gemeinsam zu bewältigen ist und häufig an die Grenzen des Machbaren stößt.

Der Lohn für die Anstrengungen ist ein unverwechselbares, individuelles Stadtbild, au- thentisch und lebendig, ein Abbild des Lebens unserer Vorfahren in Holz und Stein. So zumindest stellt sich unser Linz am Rhein dar, unsere „Bunte Stadt am Rhein“.

Nach einem ersten Sanierungsprogramm zwischen 1978 und 2003 ist Zeit ins Land ge- gangen. Das damalige Konzept prägt immer noch Teile unserer Altstadt, bedarf aber Er- gänzungen und Modifikationen und vor allem eine Neuorientierung im Hinblick auf die Einbeziehung privater Gebäude.

Einzelne private Investoren sind schon in Planungs- oder gar Bauphasen. Sie haben nicht gewartet, sondern angepackt. Aber es bedurfte eines Gesamtansatzes, um aus einzelnen Mosaiksteinen ein gedankliches Gesamtbild entstehen zu lassen.

Das ist nunmehr mit der Erstellung des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzep- tes geschehen. An der Erarbeitung des Konzeptes haben sich viele Linzer Bürgerinnen und Bürger sowie Mitglieder von Institutionen und Vereinen beteiligt. Dafür sage ich ganz herz- lichen Dank.

Mit dem Entwicklungskonzept haben wir die Richtschnur und die Voraussetzungen für die Entwicklungen in den nächsten 10 Jahren, für die geplanten Maßnahmen, die Zielpunkte und die Aufgabenstellungen erarbeitet. Der Handlungsrahmen ist damit vorgegeben; er muss jetzt gemeinsam gefüllt werden, eine Aufgabe für das Gemeinwesen, für Bürgerin- nen und Bürger, für Politik und Verwaltung, für Handel und Gastronomie. Der Handlungs- rahmen ist kein starres Korsett, sondern bedarf einer Fortschreibung und gegebenenfalls einer Modifikation.

Mit dem Beschluss des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes und der Mo- dernisierungsrichtlinie bekräftigt der Rat der Stadt seinen kraftvollen Willen, die Stadt Linz am Rhein in ihrem bunten Bild zu bewahren und als urbanes Mittelzentrum erhalten zu wollen.

Städtebauliche Entwicklung schafft den vertrauten Raum für eine lebendige Zukunft!

Mit freundlichen Grüßen Dr. Hans Georg Faust Bürgermeister der Stadt Linz am Rhein Seite 5, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Verfahrensvermerke Einleitungsbeschluss gemäß § 141 Abs. 3 BauGB gefasst am: 24.09.2014 Bekanntmachung des Beschlusses erfolgte am: 19.11.2014

Durchführung der Vorbereitenden Untersuchungen durch Aufstellung 03/2015 eines Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes in der Zeit von bis 02/2016

Beteiligung der Betroffenen und der öffentlichen Aufgabenträger 1) umfassende Eigentümerbefragung 04/2015 2) 1. Informationsveranstaltung am 03.03.2015 3) 2. Informationsveranstaltung am 23.07.2015 Offenlage des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes bis 25.04.2016 Beteiligung der öffentlichen Aufgabenträger mit Schreiben vom 18.04.2016 Beschlussfassung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes als Entwurf im Stadtrat der Stadt Linz am Rhein am 02.03.2016 Durchführung von Expertengesprächen 16.03.2015 & 17.03.2015 Tag des Städtebaus 09.05.2015 Durchführungen von Arbeitskreisen 08.12.2015 & 25.01.2016 Abstimmungen mit der ADD Gesprächstermin/Begehung in Linz 20.01.2015 Ortstermin in Linz 08.09.2015 & 09.09. 2015 Gesprächstermin in Linz am 07.04.2016 Vorlage des o.g. Entwurfs an die ADD mit Schreiben vom 03.03.2016 Würdigung der Stellungnahmen zum Entwurf des Städtebaulichen 11.05.2016 Entwicklungskonzeptes durch den Stadtrat am Billigung der Vorbereitenden Untersuchungen/des Städtebaulichen 02.03.2016 Entwicklungskonzeptes durch den Stadtrat am

Beschlussfassung des Stadtrates über die Satzung zur förmlichen 11.05.2016 Festlegung des Programmgebietes als Sanierungsgebiet am Genehmigung der Sanierungssatzung durch die ADD mit Schreiben vom 01.06.2016 Ausfertigung der Sanierungssatzung durch den Stadtbürgermeister am 11.05.2016 Öffentl. Bekanntmachung Sanierungssatzung im Mitteilungsblatt am 29.06.2016 Zustimmung Modernisierungsrichtlinie durch ADD mit Schreiben vom 01.06.2016 Ausfertigung Modernisierungsrichtlinie durch Stadtbürgermeister am 12.05.2016 Öffentl. Bekanntmachung Modernisierungsrichtlinie im Mitteilungsblatt 29.06.2016 Genehmigung des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes 01.06.2016 durch die ADD mit Schreiben vom Seite 6, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

1. Anlass und Ziel des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes Die Stadt Linz am Rhein ist mit dem Gebiet „Altstadt Linz am Rhein“ Ende des Jahres 2014 in das Städtebauförderungsprogramm „Historische Stadtbereiche“ aufgenommen worden. Damit werden städtebauliche Maßnahmen in innerstädtischen Gebieten unter- stützt, um insbesondere historische Stadtbereiche mit denkmalwerter und anderer für das Stadtbild wichtiger Bausubstanz zu sichern und zu erhalten.

In der Stadt Linz am Rhein wurden im Rahmen der Stadtkernsanierung zwischen 1978 und 2003 bereits einige, vorwiegend öffentliche und Erschließungsanlagen betreffende Sanierungen im Altstadtkern durchgeführt. Insbesondere der demografische Wandel sowie der Strukturwandel im touristischen Sektor haben in der vom Tourismus geprägten Alt- stadt zu Missständen geführt. Dazu zählen neben einem hohen Altersdurchschnitt der Bewohner auch leerstehende Ladenlokale und sanierungsbedürftige, private Bausubstanz. Hier besteht erheblicher Handlungsbedarf, weshalb neben öffentlichen Maßnahmen die finanzielle Unterstützung privater Investitions- und Modernisierungsmaßnahmen eine wichtige Komponente der zukünftigen Städtebauförderung bildet.

Die Hauptziele in Linz am Rhein sind u. a.: • die Erhaltung, sinnvolle Nutzung und Modernisierung der bestehenden Bausub- stanz, aber auch eine • zeitgemäße bauliche Weiterentwicklung und Ergänzung, insbesondere im privaten Bereich und • die Verbesserung des Wohnumfeldes und der Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum.

Das vorliegende Konzept bildet die Grundlage, um den Stadtkernbereich weiter zu entwi- ckeln und zielgerichtet, gemeinsam mit den Eigentümern, als attraktiven Wohn-, Arbeits- und Lebensstandort zu erhalten.

1.1 Förderprogramm „Historische Stadtbereiche“ Städtebauliche Erneuerung ist eine langfristige Schwerpunktaufgabe des Landes Rhein- land-Pfalz sowie der Städte und Gemeinden. Durch die Bereitstellung von Städtebau-För- dermitteln sollen die Städte und Gemeinden erhalten, erneuert und entwickelt werden. Grundlage des Programms bildet die Verwaltungsvereinbarung Städtebauförderung (VV StBauE).

Das Förderprogramm „Historische Stadtbereiche“ ist ein Städtebauförderungsprogramm, das vom Bund und den Ländern ab 2009 aufgelegt wurde. Es handelt sich um eine ge- bietsbezogene städtebauliche Erneuerungsmaßnahme.

Das Fördergebiet muss räumlich abgegrenzt werden. Die räumliche Festlegung des Pro- grammgebiets kann als Sanierungsgebiet nach § 142 BauGB (umfassendes oder verein- fachtes Sanierungsverfahren) oder als Erhaltungsgebiet nach § 172 BauGB (Erhaltungs- satzung) erfolgen. Die Art des Sanierungsverfahrens wird mit Fertigstellung des Integrier- ten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes festgelegt. Seite 7, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Fördergrundlagen Für den Förderzeitraum von maximal zwölf Jahren (ab 2014) werden in dem räumlich abgegrenzten Bereich „Altstadt Linz am Rhein“ städtebauliche Maßnahmen gefördert, um vor allem den ältesten Teil des historischen Stadtkerns mit umfangreicher denkmalwerter Bausubstanz zu sichern und zu erhalten.

Grundlage für die Förderung bilden die Gebietsabgrenzung, das Städtebauliche Entwick- lungskonzept und eine Maßnahmen-, Kosten- und Finanzierungsübersicht sowie ggf. städ- tebauliche Verträge. Das Städtebauliche Konzept sowie die abschließende Satzung für das Programmgebiet werden durch den Stadtrat der Stadt Linz am Rhein beschlossen.

Fördergegenstand Gegenstand der Förderung ist vor allem:

• die Sicherung erhaltenswerter Gebäude, historischer Ensembles oder sonstiger baulicher Anlagen von geschichtlicher, künstlerischer oder städtebaulicher Bedeu- tung; • die Modernisierung und Instandsetzung sowie ggfs. der Aus- und Umbau dieser Gebäude oder Ensembles; • die Erhaltung und Umgestaltung von Straßen- und Platzräumen von geschichtli- cher, künstlerischer oder städtebaulicher Bedeutung; • die Durchführung von Ordnungsmaßnahmen zur Erhaltung bzw. Wiederherstellung des historischen Stadtbildes und Stadtgrundrisses sowie • die Vorbereitung der Gesamtmaßnahme, Erarbeitung und Fortschreibung von Pla- nungen und Konzepten und die Leistungen von Sanierungsträgern und anderen be- stätigten Beauftragten zur Beratung von Eigentümern/Investoren.

Modernisierungsrichtlinie Auf der Grundlage der Verwaltungsvorschrift über die Förderung der Städtebaulichen Er- neuerung (VV-StBauE) werden von der Stadt Linz am Rhein mit finanzieller Unterstützung von Bund und Land private Modernisierungs- bzw. Instandsetzungsmaßnahmen an bauli- chen Anlagen im wohnbaulichen wie auch im gewerblichen Bereich gemäß den Vorgaben einer sogenannten Modernisierungsrichtlinie gefördert.

Die Modernisierungsrichtlinie der Stadt Linz am Rhein (vgl. Anlagen Modernisierungsricht- linie, Modernisierungsvereinbarung und Richtlinienplan mit Abgrenzung des Programmge- biets und förderfähiger Gebäudesubstanz) bildet die Grundlage zur Förderung von privaten Maßnahmen innerhalb des Programmgebiets.

In der Modernisierungsrichtlinie der Stadt Linz am Rhein werden u.a. die Ziele der Förde- rung, die förderfähigen Maßnahmen, Art und Höhe der Förderung (Obergrenze max. 30.000,00 EUR) oder Angaben zum Förderverfahren gemacht. Grundsätzliche Vorausset- zung ist ein Beratungsgespräch und ein schriftlicher Vertrag (Modernisierungsvereinba- rung) zwischen der Stadt und dem Maßnahmenträger (Eigentümer) vor dem eigentlichen Maßnahmenbeginn. Seite 8, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Die Förderung erfolgt als verlorener Zuschuss und wird im Regelfall auf einen bestimmten Prozentsatz (max. 40 %) der förderfähigen Gesamtkosten begrenzt. Genauere Angaben sind der Modernisierungsrichtlinie der Stadt Linz zu entnehmen.

Geltendes Recht wie z.B. Bauplanungsrecht, Bauordnungsrecht, Fachplanungen wie Denk- malschutz oder städtebauliche Satzungen werden grundsätzlich nicht durch die Moderni- sierungsrichtlinie aufgehoben und sind zu beachten.

Der Aufbau, die inhaltliche Gestaltung sowie die Förderkulisse dieser Richtlinie wurden mit der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Rheinland-Pfalz abgestimmt und am 11.05.2016 mit Aussagen zu Förderquoten und Förderfähigkeit von Maßnahmen durch den Stadtrat beschlossen. Mit Genehmigung des Stadtentwicklungskonzeptes mit Schrei-ben vom 01.06. 2016 durch die ADD liegen die erforderlichen Fördervoraussetzungen vor.

1.2 Programmgebiet „Altstadt Linz am Rhein“ Die Altstadt von Linz ist geprägt durch eine teils herausragende und repräsentative histo- rische Bausubstanz mit besonderem baukulturellem Charakter. Zahlreiche vorhandene Bauwerke weisen aufgrund ihrer Historie und aktuellen Prägung des historischen Stadtbil- des eine teilweise weit über die Stadtgrenze hinausreichende städtebauliche sowie funk- tionale Bedeutung auf.

Besonders zu berücksichtigen ist die Tatsache, dass sich im Programmgebiet ein hoher Anteil an Einzelhandel und Gastronomie befinden. Eine dichte, kleinteilige Baustruktur, die oft auch bauliche Mängel vorweist, macht den Charme der Altstadt aus, bringt aber auch die Nachteile einer schlechten Belüftung, Belichtung und Erschließung mit sich.

Das Programmgebiet „Altstadt Linz am Rhein“ umfasst mit der abgegrenzten Fläche ein Gebiet von 15,6 ha. Im Norden wird das Gebiet von der „Asbacher Straße“ begrenzt (Ausnahme: Parkplatz „Alter Brandweiher“). Die östliche Grenze führt entlang der Petrus- -Straße und der „Kaiserbergstraße“. Im Süden reicht das Programmgebiet bis hinter den Pulverturm und der westliche Teil des Programmgebietes erstreckt sich entlang des Bahndamms „Am Gestade“ einschließlich der Parkplatzfläche an der Burg Linz. Seite 9, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Abbildung 1: Vorschlag Programmgebiet bei Antragstellung (ca. 15,0 ha) – ohne Maßstab

Im Zuge der im Vorfeld durchgeführten Städtebaulichen Untersuchungen wurde das Pro- grammgebiet um folgende Flächen erweitert:  Bereich Neutor, „Asbacher Straße“, Petrus Sinzig Straße, Am Schoppbüchel,  Bereich Parkplatz Burg Linz,  Bereich Umfeld Pulverturm,  Bereich Petrus-Sinzig-Straße.

Die Erweiterungsbereiche können allesamt als Stadteingänge bezeichnet werden. Ihnen kommt damit im städtebaulichen Leitbild eine besondere Funktion zu. Die Portale sollen weiterentwickelt und gestärkt werden, daher mussten sie dem Programmgebiet hinzuge- fügt werden. Die historische Stadtmauer verlief unmittelbar an der Grenze des ursprüng- lichen Untersuchungsgebietes. Vor dem Hintergrund der Entwicklung eines Gesamtkon- zepts zur Inszenierung und Inwertsetzung der Stadtmauer wurde der angrenzende Stra- ßenbereich (Verkehrsfläche) in das Programmgebiet aufgenommen. Seite 10, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Abbildung 2: Erweiterung Programmgebiet (rot,) – ohne Maßstab Seite 11, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

1.3 Methodik/Vorgehensweise Wie eingangs beschrieben, bildet das vorliegende Städtebauliche Entwicklungskonzept die Voraussetzung für eine Förderung von daraus entstehenden Einzelmaßnahmen. Das Städ- tebauliche Entwicklungskonzept ist wie folgt aufgebaut:

• die Bestandsaufnahme vor Ort sowie die Datenerfassung als Grundlage für das weitere Vorgehen, • Auswertung der Informationen und Erarbeitung einer Stärken-Schwächen-Analyse, • Beteiligung, Moderation und Beratung: Zusammenarbeit mit allen Akteuren, Bürge- rinnen und Bürgern, • Entwicklung eines von den beteiligten Akteuren gemeinsam vertretenen Leitbildes für zukünftige Planungen, • zusammenfassende Darstellung des Städtebaulichen Konzeptes in einem Ab- schlussbericht sowie in Plänen.

Abbildung 3: Ablaufschema, Inhalte des Stadtentwicklungskonzeptes mit modularem Beteiligungsprozess

Innerhalb des Gesamtkonzeptes werden fünf verschiedene Bereiche des Städtebaus un- tersucht, die in die Gesamtbetrachtung mit einfließen. Diese Bereiche treten in den Kon- zeptbausteinen immer wieder auf und werden nachfolgend erläutert:

. Städtebau, Baustruktur und Ortsbild, . Freiraum und Natur, . Wirtschaft und Nutzung, . Verkehr und Infrastruktur, . Soziales und Demographie. Seite 12, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

2. Allgemeine Grundlagen Die Grundlage für das Städtebauliche Entwicklungskonzept bildet eine umfassende Datenerfassung und -analyse. Im Rahmen der Vorbereitenden Untersuchungen wurden die relevanten Planungsgrundlagen auf unterschiedlichen Maßstabsebenen ermittelt. Die wichtigsten Aussagen im gesamtstädtischen Überblick und mit Gebietsbezug werden nachfolgend dargestellt.

2.1 Lage und Verkehrsanbindung Lage Die Stadt Linz am Rhein liegt rechtsrheinisch am nördlichen Mittelrhein zwischen Köln und Koblenz innerhalb des Landkreises . Die gleichnamige Verbandsgemeinde Linz setzt sich neben der Kernstadt aus den eigenständi- gen Ortsgemeinden , Kasbach-Oh- lenberg, , , Sankt Kathari- nen und Vettelschoß zusammen. Auf der ge- genüberliegenden Rheinseite entlang der Linz- Hönniger Talweitung grenzen die kreisfreien Städte Sinzig und am Mündungsge- biet der an. Das hügelige Stadtgebiet er- streckt sich über Höhenlagen von 57 m.ü.NN und 386 m.ü.NN und ist durch verschiedene Abbildung 4: Landkreise Taleinschnitte gegliedert. Das Untersuchungs- gebiet des ISEK liegt auf 57 bis etwa 75 m.ü NN.

Siedlungsstrukturell lässt sich das Stadtgebiet neben dem Innenstadtbereich im Rheintal in die verschiedenen Gemeindeteile Kretzhaus, Ronin- ger Hof, Berkenhof, Burg Ockenfels, Dickert, Gut Frühscheid, Peterhof, Schloß Rennenberg, Schmitzhöfe, Stuxhof und Wiesentaler Hof un- tergliedern.

Abbildung 5: Verbandsgemeinden

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Straßenverkehr Die Stadt ist durch die Nähe zu Autobahnen und die Autofähre Linz-Kripp gut an den über- regionalen Verkehr angebunden. Die An- schlussstelle Bad Honnef/Linz an die BAB 3 liegt 13 km Kilometer nordwestlich der Innen- stadt. Entlang des Rheins sind die Nachbarge- meinden (, , Bad Honnef, Bad Hön- ningen) über die B 42 erreichbar. Durch die Autofähre sind auch die linksrheinischen Ge- meinden und die BAB 61 von 6.00 bis 24.00 Uhr gut zu erreichen. Diese Lage begünstigt die Erreichbarkeit der Wirtschaftsräume Köln- in nördlicher Richtung und den Rhein-Main-Raum mit , und im Osten. Das südlich an den Landkreis Neuwied gren- Abbildung 6: Verbandsgemeinde Linz am zende Oberzentrum Koblenz ist 40 km ent- Rhein mit Ortsgemeinden fernt und über die B 42, bzw. über die Fähre und die B 9 gut zu erreichen.

Eisenbahnverkehr Der zentral am Rhein gelegene Bahnhof Linz (Rhein) bindet die Stadt an die Bahnstrecke Köln–Koblenz an und wird vom Regionalverkehr (RE 8 und RB 27) halbstündig angefahren. Die Bahnverbindung ermöglicht eine komfortable Verbindung zu den Nachbargemeinden entlang des Rheins.

Die nächsten Umsteigepunkte in den Fernverkehr finden sich nördlich in Köln (ca. 1 h), Bonn/Siegburg (40 min) oder südlich in Koblenz (ca. 40 min). Auch der linksrheinisch gelegene Bahnhof von Remagen wird nur zeitweise vom Fernver- kehr angefahren. Neuwied ist halbstündig in etwa 15 min zu erreichen. Linz ist im Verkehrsverbund Rhein-Mosel; kann jedoch in nördlicher Richtung auch im Rhein-Sieg-Tarif erreicht werden.

Als touristische Verbindung wurde 1999 die Kasbachtalbahn als historischer Schienenbus aus den 50er Jahren reaktiviert und bietet am Mittwoch und am Wochenende eine stünd- liche Verbindung zwischen Linz (Rhein) - Kasbach und dem Ortsteil Kalenborn in der Ge- meinde Vettelschoß.

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Buslinienverkehr Vier Buslinien stellen die Erreichbarkeit der Stadt, auch mit den nicht an das Schienennetz angebundenen Umlandgemeinden, sicher. Das Stadtgebiet selbst wird durch ein Netz von Stadtbuslinien erschlossen, die insbesondere die Anbindung der Stadtteile an die Kern- stadt sowie der auf den Höhen liegenden Wohngebiete an die Innenstadt herstellen. Au- ßerhalb der Hauptverkehrszeiten verkehren die Busse nur stündlich. Entlang des Rheins verlaufen die Buslinien 170 und 565, Richtung Osten sind die Umlandgemeinden mit den Linien 135 und 136 angebunden.

Neben den Buslinien besteht in der Verbandsgemeinde zwischen den Stadtteilen ein Anruf- Sammeltaxi, welches insbesondere außerhalb der Hauptverkehrszeiten ein zusätzliches Mobilitätsangebot gestattet.

Luftverkehr Die Anbindung an den Luftverkehr ist durch die Nähe zum Flughafen Köln, zum Großflug- hafen Frankfurt Rhein-Main sowie zum Flughafen Hahn im Hunsrück ebenfalls als gut zu bezeichnen. Beide Flughäfen sind über klassifizierte Straßen bzw. Bahnverbindungen zu erreichen.

Schiffsverkehr Die Lage am Rhein als bedeutendste Binnenwasserstraße Europas ermöglicht außerdem die Erreichbarkeit der Stadt Linz per Schiff. Die Rheinfähre Linz-Kripp GmbH ermöglicht zwischen 6.00 und 24.00 Uhr einen durgehenden Fährbetrieb zur gegenüberliegenden Rheinseite. Der Anleger befindet sich unweit des Stadtzentrums.

Die Personenschifffahrt Siebengebirge e.G., bietet einmal täglich eine Linienverbindung nach Bonn. Die Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschifffahrt AG sowie die Bonner Perso- nen Schifffahrt bieten zudem zeitweise Panoramafahrten/Ausflugsfahrten mit Halt in Linz.

Rad- und Fuß- und Wanderwege Die einzelnen Ortsteile lassen sich bequem zu Fuß erschließen. Zwischen den Ortsteilen bestehen teilweise direkte Fußwegverbindungen. Die leicht hügelige Topografie innerhalb der Verbandsgemeinde erschwert die Nutzung von Fahrrädern zwischen den Ortsteilen. Eine barrierefreie Erreichbarkeit ist nicht immer gegeben.

In Linz am Rhein gibt es ein ausgedehntes und gut beschildertes Angebot an Rad- und Wanderwegen. Die sechs markierten Rundwanderwege in Linz sind zusammen 30 km lang. Der Fernwanderweg führt durch das Stadtzentrum. Linz bildet auf dem Rheinsteig die Grenze zwischen Siebengebirge und Unterem Mittelrheintal. Es bildet den Endpunkt der vorgeschlagenen Etappe Bad Honnef-Linz und den Startpunkt der Etappe Linz-Bad Hönningen.

Auf dem Rhein-Radweg zwischen Remagen, Königswinter und Linz wird eine Audio-Land- schaftstour angeboten. An elf Haltepunkten werden Beiträge zu den landschaftlichen Be- sonderheiten am Fuß des Siebengebirges bereitgestellt.

Ein weiteres Angebot sind GPS-Module, die der Orientierung und Navigation auf vielen Wanderwegen rund um Linz, den Rheinradstrecken, sowie drei Mountainbike-Strecken Seite 15, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

erleichtern sollen. Östlich vom Kaiserberg befindet sich ein 5 km langer Walderlebnispfad, auf dem Besucher über Schautafeln über die Umgebung informiert werden.

Der gut befahrbare und touristisch häufig genutzte Rheinradweg (EuroVelo-Route 15) führt in Linz nördlich der Bahntrasse und B 42 vorbei, durch das Übersetzen mit der Fähre Kripp- Linz ist ein Anschluss an den Aartalradweg möglich.

2.2 Historische Siedlungsentwicklung Erste Besiedlung und urkundliche Nennung Aufgrund der strategischen Lage, in einem Seitentaleinschnitt zwischen Rhein und Wes- terwald, haben am heutigen Linz wohl schon in früher Vorzeit Menschen gesiedelt. Hierauf deutet eine untersuchte Ringwallanlage aus Steinen und Holz auf dem Hummelsberg bei Linz hin, die wohl aus der Zeit um 600 n. Chr. stammt.

Eine kleine Siedlung existierte demnach schon im frühen Mittelalter nahe dem heutigen Stadtkern.

Der Name Linz folgte schließlich aus der erstmaligen Erwähnung im Jahre 874. In einer Urkunde wurden Landgüter des Stiftes Gerresheim zu “Linchesce“ ge- nannt.1

Abbildung 7: Linz im Mittelalter

http://www.linz.li/Deutsch/RundUmLinz/Mainzframe.htm

1 http://www.regionalgeschichte.net/mittelrhein/linz-am-rhein.html Seite 16, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Siedlungsentwicklung im Mittelalter Die älteste Kirche der Stadt, St. Martin, wurde 1214 eingeweiht. Sie entstand am damals höchsten Punkt des Ortes, an dem bis zur Zerstörung 1198 die Vorgän- gerkirche gestanden hatte. Ab 1250 wurde Linz stu- fenweise dem Kölner Erzbischof übergeben. Um 1320 wurden Linz die Stadtrechte verliehen und eine Stadt- mauer mit 4 Stadttoren errichtet, auf die wenige Jahr- zehnte später der Bau der Zoll- und Zwingburg durch den Kölner Erzbischof folgte. Der Bau der Burg bedeu- tete für die Linzer Bürger das Ende ihrer Bemühungen, Abbildung 8: Kirche St. Martin sich vom Kölner Kurfürsten zu emanzipieren, von dem sie sehr abhängig waren. Da dieser aber gleichzeitig den Rheinzoll von nach Linz verlegte, konnte die Stadt von diesem Eingriff wirt- schaftlich profitieren.

Zu den Bürgern der Stadt Linz gehörten nicht nur die Bürger, die innerhalb der Stadtmauern lebten, sondern alle Bürger des Kirchspiels (Pfarrbezirk). Zum Kirchspiel Linz gehörten die Ortschaften Linzerhausen, Ockenfels, Kasbach (links des Bachs), Ohlenberg, Leubsdorf, Ariendorf (rechts des Bachs) sowie die Dörfer und Hargarten.

Ende des 14. Jahrhunderts wurden große Teile der Stadt bei einem Feuer zerstört.

Siedlungsentwicklung in der Neuzeit Die Geschichte der Stadt Linz seit dem Jahr 1500 ist durch Kriege, Re- ligion, Gebietsreformen und wirt- schaftliche Veränderungen geprägt. Zwischen dem 15. und dem 18. Jahrhundert wurde die Stadt vier Mal von fremden Truppen belagert und besetzt, unter anderem von schwe- dischen und französischen Truppen. Im 15. Jahrhundert wurde das Amt Linz gebildet, worauf um 1517 der Bau des heutigen Rathauses folgte. Abbildung 9: Ansicht Linz um 1830 Ebenfalls um diese Zeit besteht die erste urkundliche Nachricht über Fähr- http://www.rheinische-landeskunde.lvr.de/de/ rechte zwischen Linz und Kripp. In der geschichte/rheinischer_staedteatlas/atlasorte/detailseite_120.html Folge hatte die Stadt durch den Handel und Rheinzoll seine wirtschaftliche Blü- tezeit. Gehandelt wurde vorwiegend Wein, Tuche, Eisenwaren und Walkerde.

Die Auflösung des Kurfürstentums Köln 1803 ist einer der wichtigsten Einschnitte in der Linzer Geschichte. Als Folge des Reichsdeputationshauptschlusses wurden alle linksrhei- nischen Territorien Kurkölns an das napoleonische Frankreich abgetreten, die rechtsrhei- nischen wurden säkularisiert und Linz wurde dem Herzogtum Nassau-Usingen zugespro- chen. Damit verlor Linz den Amtssitz und die Zolleinnahmen und erlebte einen sozialen Seite 17, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

und wirtschaftlichen Einbruch. Verschärft wurde diese Situation durch die Vernichtung ganzer Weinbergdistrikte durch die Reblaus.

Nach dem Sieg über Napoléon und dem Wiener Kongress 1815 wurde Linz preußisch. 1816 wurde der Kreis Linz gebildet, der jedoch schon 1822 dem Kreis Neuwied zuge- schlagen wurde. 1856 wurde Linz die rheinische Städteordnung verliehen, die den Beginn der modernen kommunalen Selbstverwaltung im Rheinland darstellt.

Trotz der vielen Gebietsreformen blieb die kirchliche Zugehörigkeit über die Jahrhunderte gleich. Nach wie vor gehört Linz zum (Erz-) Bistum Trier.

Mehrere kirchliche Orden ließen sich in Linz nieder und prägten die Stadt. 1623 kamen die Servitessen, sie errichteten die Klosterkirche, das heutige Stadtarchiv an der Kloster- straße. Wenige Jahre später bauten die Kapuziner ihre Klosterkirche, die heutige Stadthalle an der „Kapuzinergasse“. Die Franziskaner und Franziskanerinnen ließen sich im 19. Jahr- hundert in Linz nieder und bauten die Donatuskapelle und das Hospital. Die evangelische Gemeinde wurde 1845 gegründet und 1865 wurde die evangelische Kirche am Grabentor eingeweiht. Jahrhundertelang existierte auch eine jüdische Gemeinde in Linz, 1854 wurde die Synagoge in der Gasse "Auf dem Berg" eingeweiht.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verbesserte sich die wirtschaftliche Lage der Stadt Linz wieder. 1861 wurde damit begonnen Teile der Stadtbefestigung abzu- tragen, da diese als überholt galt. In den folgenden Jahren wurden die rheinseitige Befestigung, das Grabentor und das Leertor niedergelegt. An Stelle des Grabentors wurde die evangelische Kirche gebaut.

Abbildung 10: Stadtansicht um 1914 http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Produktion_Arti- kel_Marginal/2368-4Agr.jpg

Der Anschluss an das rechtsrheinische Eisenbahnnetz 1870 und die Gründung der Basalt AG 1888 verhalfen der Stadt zu einem Aufschwung. 1912 wurde die Wiedtalbahn eröff- net, die jedoch nur bis 1960 genutzt wurde. Der Streckenabschnitt von Linz nach Kalen- born, mit bis zu 5,7 Prozent Steigung, eine der steilsten Strecken in Deutschland, wird heute von der touristischen Kasbachtalbahn genutzt. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ist der Tourismus eines der wichtigsten wirtschaftlichen Standbeine in Linz. Ab 1858 war Linz mit dem Dampfschiff erreichbar.

Der Anfang des 20. Jahrhunderts markiert aus städtebaulicher Sicht einen wichtigen Punkt in der Geschichte der Stadt Linz. Der wirtschaftliche Aufstieg führte zu einem Wachstum der Bevölkerungszahl, der sich in einer regen Bautätigkeit auswirkte. In dieser Zeit entstanden das Krankenhaus und Siedlungen rund um den Kaiserberg, in Bondorf und Seite 18, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

am Roniger Weg. Ab 1912 wurden außerdem zahlreiche Villen, Ein- und Mehrfamilienhäu- ser, Verwaltungs- und Industriebauten im Heimatschutzstil von der Architektensozietät Mattar & Scheler gebaut.

Der erste Weltkrieg führte in Linz zu erheblichen Einschnitten und einem Einwohnerrück- gang, es kam jedoch nicht zu Zerstörungen.

Nach dem Ende des Krieges gehörte Linz erst zum unbesetzten Gebiet im Rheinland und von 1923 bis 1924 wurde es von französischen Truppen besetzt.

In der Nachkriegszeit wurden in Linz eine Wasserstation am Rhein, ein neues Feuerwehr- haus und eine moderne Jugendherberge am Schoppbüchel geschaffen. Außerdem wurden stadteigene Wohnungen errichtet, die städtische Infrastruktur ausgebaut und modernisiert und die Fachwerkhäuser freigelegt.

Im zweiten Weltkrieg wurden Teile der südlichen Stadt durch Bomben zerstört. 1945 wurde Linz von Amerikanern und danach von Franzosen besetzt.

Seit 1946 gehört Linz zu dem neu gebildeten Land Rheinland-Pfalz. 1970 wurde die Ver- bandsgemeinde Linz gegründet und in den folgenden Jahren entstand der Stadtteil Roniger Hof. Erste städtebauliche Sanierungs- maßnahmen gab es Anfang der 1980er Jahre. 1983 wurden der Burgplatz und die „Neustraße“ neu gestaltet, 1984 der Buttermarkt und 1985 die „Mit- telstraße“. Das Parkhaus unter dem Dr.-Sigmund-Wolf-Platz wurde 1991 angelegt und 1993 wurde der Marktplatz neu gestaltet. Im Jahr 2003 wurde mit dem Umbau der Stadthalle die letzte größere städte- bauliche Entwicklungsmaßnahme im Altstadtkern abgeschlossen. Abbildung 11: Historischer Führer durch Linz 1956

http://www.linz.li/Deutsch/Willkommen/Geschichte/Ge- schiStart/Geschichte.htm

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2.3 Übergeordnete Planungen und Zielsetzungen

Abbildung 12: Ausschnitt aus dem Landesentwicklungsprogramm Rheinland-Pfalz (LEP IV) 2008

http://www.mwkel.rlp.de/Landesplanung/Programme-und-Verfahren/Landesentwicklungs-programm-LEP-IV/

Nach dem Landesentwicklungsprogramm IV (2008) und dem Regionalen Raumordnungs- plan (von 2012) der Planungsgemeinschaft Mittelrhein- liegt die Stadt Linz als Mittelzentrum am Rand eines Raumes mit hoher Zentrenerreichbarkeit. Die Siedlungsstruk- tur wird als dispers beschrieben und die landesweite Bedeutsamkeit für Erholung und Tou- rismus dargestellt. Bezüglich des Freiraumschutzes wird ein großer Teil des Stadtgebiets als landesweit bedeutsamer Bereich für den Freiraumschutz dargestellt. Das Stadtgebiet liegt außerdem in einem landesweit bedeutsamen Bereich für historische Kulturlandschaft.

Neben Linz werden in der näheren Umgebung die angrenzenden, kreisfreien Städte Sinzig und Remagen als freiwillig kooperierende Mittelzentren benannt. Den nächsten Oberzent- ralen Entwicklungsschwerpunkt stellt die Stadt Bonn dar, während Bad Neuenahr-Ahrwei- ler und Andernach als landesweit bedeutsame Arbeitsmarktschwerpunkte bzw. sonstige projektbezogene Entwicklungsschwerpunkte hervorgehoben werden. Als Infrastruktur- maßnahme hat eine Rheinquerung bei Linz in der Landesplanung geringere Priorität und wird mit „zu prüfen“ betitelt.

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Abbildung 13: Ausschnitt aus dem Flächennutzungsplan (Süd) der Verbandsgemeinde Linz 2006

http://www.vg-linz.de/vg_linz/Verwaltung%20&%20B%C3%BCrgerservice/Fl%C3%A4chennutzungsplan/

Der Flächennutzungsplan (2006) der Verbandsgemeinde Linz weist den gesamten Bereich des Untersuchungsgebietes als gemischte Bauflächen, mit einigen Gemeinbedarfs-, Wohn- und Grünflächen aus. An der Ecke Marktplatz, „Mittelstraße“ ist eine Einzelanlage Denk- mal ausgewiesen; ein Baum in der Straße „Hülsenloch“ und zwei auf dem Buttermarkt sind als Naturdenkmale ausgewiesen. Die südwestlichen Bereiche des Untersuchungsge- bietes entlang der Bahngleise sowie Teile der Uferpromenade sind als geschützter Land- schaftsbestandteil gekennzeichnet. In 150 m bis 200 m Entfernung zum Rhein, auf Höhe der Von-Keller-Straße, verläuft die Überschwemmungslinie.

Umgeben ist das Untersuchungsgebiet von Wohn- und Grünflächen. Im östlichen Talbe- reich schließt entlang der „Asbacher Straße“ nach Fortsetzung des Mischgebiets ein lang- gezogenes Gewerbegebiet an. Änderungsbereiche zu Wohnbauflächen und vereinzelte Ge- werbeflächenänderungen, befinden sich in allen umliegenden Gemeinden der Verbandsge- meinde.

Neben den übergeordneten Planungen ist die örtliche Bauleitplanung, geltende Satzungen sowie weitere (informelle) Planungen bei der Entwicklung des Programmgebietes zu be- rücksichtigen.

Der gesamte Bereich der Altstadt und damit des Programmgebietes ist gemäß des Denk- malschutzgesetztes (DSchG) des Landes Rheinland-Pfalz (§ 5 Abs. 1 Nr. 1, § 8 Abs. 1 sowie § 24 Abs. 3 i.V.m. Abs.2 Nr 3) als Denkmalzone ausgewiesen.

Für den Altstadtkern gilt über dies die Satzung über die Gestaltung und den Schutz des Ortsbildes vom 12. Mai 1997 (letzte Änderung vom 19.06.2013). Der Geltungsbereich deckt sich bis auf wenige Ausnahmen im Bereich der Scheerer Passage (Kanzlerstraße) und der Berufsschule (Strohgasse) mit dem Programmgebiet.

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Abbildung 14: Geltungsbereich der Gestaltungssatzung der Stadt Linz am Rhein

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Im Programmgebiet liegen zwei geltende Bebauungspläne: Der Bebauungsplan „Im Rosengarten“ tangiert das Programmgebiet nur in Teilen entlang der Kanzlerstraße im Bereich der Scheerer-Passage. Der entsprechende Bereich ist als Kerngebiet entsprechend § 9 Abs. 1 Nr. 1 BauGB i.V.m § 7 BauNVO ausgewiesen und umfasst innerhalb des Programmgebietes lediglich die Parzellen der Scheerer-Passage.

Abbildung 15: Bebauungsplan "Im Rosengarten", Stadt Linz am Rhein

Der Bebauungsplan „Altkrankenhaus“ liegt in der 5. Änderung und Erweiterung vor. Dieser umfasst den Bereich des Dr. Sigmund-Wolf-Platzes inklusive der Straße „Hülsenloch“. Der Bereich wird als Kerngebiet entsprechend § 9 Abs. 1 Nr. 1 BauGB i.V.m § 7 BauNVO ausgewiesen.

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Abbildung 16: Bebauungsplan "Altkrankenhaus", Stadt Linz am Rhein

Zusätzlich zu den geltenden Bebauungsplänen so- wie der Gestaltungssatzung ist die öffentliche Parkanlage entlang der Straße „Am Gestade“ als geschützter Landschaftsbestandteil gemäß § 20 LPflG ausgewiesen.

Abbildung 17: Geschützter Landschaftsbestandteil "Parkanlage Am Gestade" Seite 24, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Die derzeitige Verkehrsführung inklusive der Ausweisung der Fußgängerzonen im Bereich der Rheinstraße, Mittelstraße, Buttermarkt und Neustraße basieren im Wesentlichen auf dem Verkehrsentwicklungskonzept der Stadt Linz am Rhein in der Fassung von 1993. Durch die strukturellen Veränderungen im Altstadtbereich sind die geltenden Regelungen zu überprüfen und den veränderten Rahmenbedingungen anzupassen.

Als weitere informelle Planung verfügt die Verbandsgemeinde Linz über ein Einzelhandels- standort- und Zentrenkonzept aus dem Jahr 2010. Dies definiert das Programmgebiet sowie darüber hinaus die Achse über die Straße „Am Schoppbüchel“ bis einschließlich des Meudt-Centers als zentralen Versorgungsbereich. Des Weiteren spricht das Einzelhan- dels- und Standortkonzept Empfehlung zur Profilierung des Einzelhandelsangebotes in der Linzer Innenstadt aus. Demnach besteht die Leitbranche vorwiegend aus dem Segment Bekleidung. Die Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel wird mit vergleichsweise zu kleinen Verkaufsflächen benannt, demnach wird eine Erweiterung der Flächen für diese Warengruppe empfohlen.

Abbildung 18: Zentraler Versorgungsbereich (Quelle: Einzelhandelsstandort- Zentrenkonzept VG Linz) Seite 25, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

3. Beteiligungsprozess Zeitgemäße Stadtentwicklungsplanung kann nur in unmittelbarer Zusammenarbeit mit al- len Akteuren sowie den Bürgerinnen und Bürgern umgesetzt werden. Die prozessbeglei- tende aktive Bürgermitwirkung bildet einen bedeutenden Pfeiler der Mobilisierungsstrate- gie im Rahmen des Programms „Historische Stadtbereiche“.

Abbildung 19: Schematische Darstellung des Beteiligungsprozesses

Zu diesem Beteiligungsverfahren zählen beispielsweise:  moderierte Arbeitskreise mit Eigentümern und Anwohnern,  Durchführung von Expertengesprächen,  Durchführung einer umfassenden Eigentümerbefragung,  Einwohnerversammlungen (Informationsveranstaltungen),  themenbezogene Workshops (z.B. zu baukulturellen Aspekten).

3.1 Informationsveranstaltungen Am 3. März 2015 fand die erste öffentliche Informationsveranstaltung statt. Bei dieser Auftaktveranstaltung wurden 75 Interessierte, überwiegend Eigentümer aus dem Gebiet, über das Programm und den aktuellen Planungsstand informiert. Gleichzeitig erhielten sie Gelegenheit, mit den Planern ins Gespräch zu kommen, Fragen zu stellen und alle relevan- ten Themen zur Entwicklung anzusprechen.

Abbildung 20: Begrüßung durch Stadtbürger- Abbildung 21: 1. Informationsveranstaltung meister Dr. Faust

Am 23. Juli 2015 kamen ca. 60 Bürger und Bürgerinnen zur 2. Informationsveranstaltung. Sie wurden über den aktuellen Projektstand informiert. Auf die Erläuterung der Analyseer- gebnisse aus Bestandsaufnahme und Eigentümerbefragung, folgte ein erstes städtebauli- ches Leitbild mit Handlungsfeldern und ersten Entwurfsskizzen. Seite 26, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Abbildung 22: 2. Informationsveranstaltung Abbildung 23: Präsentation der Entwürfe

Die wichtigsten Handlungsfelder aus dem städtebaulichen Leitbild sind:  Aufwertung der Portale  Anbindung Bahnhof  Aufwertung bestehender Freiflächen (Pulverturm, Rheinufer)  Gestaltung von Parkplätzen (Attraktive Empfangssituation)  Aufwertung des alten Baches  Neuordnung/Gestaltung der Blockinnenbereiche  Aufwertung innerstädtischer Achsen  Zukunftskonzept „Neustraße“

Im Anschluss an die Präsentation der bisherigen Ergebnisse fanden sich die Bürger und Bürgerinnen in drei Arbeitsgruppen zusammen, um gemeinsam ein Schwerpunktthema zu diskutieren.

Im Arbeitskreis 1 „Immobilienentwicklung“ wurde über Möglichkeiten gesprochen, wie Linzer Bürger bei der Sanierung alter, leerstehender Häuser helfen können. Die Teilnehmer zeigen großes Interesse daran, aktiv zu werden und sind bereit, Eigenleistung und –kapital einzubringen.

Im Arbeitskreis 2 „Tourismus, Gastronomie, Handel“ stand der Begriff „Qualität“ im Vor- dergrund. Es reifte die Idee für ein zeitgemäßes touristisches Leitbild, das den Qualitäts- tourismus in den Vordergrund stellt.

Dabei wurde deutlich, dass Linz sich durch Alleinstellungsmerkmale im Wettbewerb der umgebenden Regionen positionieren muss. In einem ersten Brainstorming wurden hierzu die Begriffe „Basalt“, „Mittelalter“ sowie „Stein und Wein“ genannt. Auch hochwertige Kulturveranstaltungen wären laut Aussage der Gruppe eine gute Möglichkeit, die Qualität des Tourismus in Linz zu verbessern. Letztlich sei dafür aber auch ein gewisses Budget notwendig.

Im Arbeitskreis 3 mit dem Schwerpunkt „Vereine und Aktionen“ wurde über das Erfolgs- modell „Linzer Salon“ gesprochen. Unter diesem Namen werden zahlreiche Aktionen ver- anstaltet. Bislang ist der Salon im Sparkassengebäude angesiedelt. Hier findet monatlich das „Literatursofa“ mit Lesungen und Besprechungen statt.

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Die Teilnehmer wünschen sich das Angebot weiter auszubauen und zu diskutieren, ob es möglich ist, Leerstände für die Aktionen zu nutzen. Eine Option bestände darin, den „Lin- zer Salon“ in einem leerstehenden Ladenlokal bekannter zu machen und damit seine Wahr- nehmung und Präsenz in der Altstadt zu stärken.

Nach Beschluss des Entwicklungskonzeptes durch den Stadtrat ist eine abschließende Informationsveranstaltung vorgesehen, um die Ergebnisse des Städtebaulichen Entwick- lungskonzeptes zu präsentieren. Die ausführlichen Dokumentationen sowie die Präsenta- tionen zu den Veranstaltungen liegen separat vor.

3.2 Arbeitskreise Um die Bürgerbeteiligung in Linz zu verstetigen, wurden aus den Teilnehmern der Infor- mationsveranstaltungen sowie weiteren engagierten Bürgern Arbeitskreise gebildet. Die Mitglieder bzw. Sprecher der ISEK-Arbeitskreise sollen bei der Beratung aus dem ISEK abgeleitete Maßnahmen in Verbandsgemeinderats- und Ausschusssitzungen als Experten für ihr jeweiliges Themenfeld fungieren und erhalten dort Rederecht.

Abbildung 24: Präsentation der Ergebnisse Abbildung 25: Sitzungen der Arbeitskreise

Konkret wurden drei ISEK-Arbeitskreise gebildet, welche in der Ausarbeitung des vorlie- genden Konzepts im Rahmen der zweiten Bürgerversammlung sowie in jeweils zwei wei- teren Sitzungen beteiligt wurden:

- Arbeitskreis 1: Baukultur, Stadtbild, Immobilienmanagement - Arbeitskreis 2: Tourismus, Kultur, Handel, Gastronomie - Arbeitskreis 3: Soziales und Stadtgemeinschaft

In diesen Treffen entwickelten die Arbeitskreise methodisches Werkzeug, um den Sanie- rungsprozess langfristig durch bürgerschaftliches Engagement unterstützen zu können.

Gleichzeitig wurden die durch das Planungsbüro entwickelten Maßnahmenkonzepte erör- tert und priorisiert. Die Ergebnisse bilden sich demnach auch in der Beschreibung der Maßnahmen (vgl. Kapitel 7) ab.

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Arbeitskreis Baukultur, Stadtbild, Immobilienmanagement In den beiden Sitzungen wurden vor allem die Themen Sanierungsmanagement sowie mögliche Modelle der kooperativen Sanierung von Altstadtimmobilien durch Stadt und private Akteure thematisiert.

Bereits im Rahmen des Findungsprozesses des Arbeitskreises innerhalb der zweiten Bür- gerversammlung entstand die Idee der Sanierung eines „Musterhauses“, vorangetrieben vor allem durch private Immobilieneigentümer, die bereits in der Vergangenheit Objekte in der Linzer Altstadt vorbildlich saniert haben und auch im Rahmen des Tags der Städte- bauförderung ihre Immobilien präsentierten.

Die Idee sieht zunächst den Erwerb eines stadtbildprägenden, sanierungsbedürftigen Ge- bäudes im Altstadtkern vor (ggf. auch durch die Stadt). Im Anschluss könnte eine Sanie- rung weitestgehend durch Sponsoring und Eigenleistung erfolgen. Der Prozess der Sanie- rung würde öffentlichkeitswirksam begleitet. Interessierte Immobilieneigentümer könnten sich zudem vor Ort über technische Fragen der Sanierung informieren, Handwerksbetriebe bzw. Kammern und Verbände das Objekt zu Aus- und Weiterbildungszwecke nutzen. Nach Abschluss der Sanierung könnte das Gebäude einer stadtgemeinschaftlichen, öffentlichen Nutzung zugeführt werden oder –alternativ- als Wohnhaus veräußert werden. Offen blie- ben im Rahmen des Beteiligungsprozesses organisatorische und kommunalrechtliche Fra- gestellungen, insbesondere, wie sich eine Kommune organisatorisch oder auch finanziell in ein solches Projekt einbringen kann. Die Projektidee soll in weiteren Arbeitskreissitzun- gen im Zuge der Umsetzung des ISEKs vertieft werden, ebenso soll das Sanierungsma- nagement in den Prozess eingebunden werden.

Zu den Zielen und Aufgaben des Sanierungsmanagements gehört laut Meinung des Ar- beitskreises vor allem die Aktivierung der privaten Immobilieneigentümer und die Motiva- tion der Stadtgemeinschaft zur Durchführung von Aktivitäten, die der Attraktivität der Altstadt dienen. Im letzteren Fall soll das Sanierungsmanagement sich insbesondere mit der Gruppe „Linz gestalten - Leben in der Altstadt“ verflechten, Ideen aufgreifen und deren Umsetzung initiieren. Es soll demnach auch als Schnittstelle zwischen bürgerschaftlichen Engagement und der Verwaltung agieren, um Projekte voranzutreiben. Eine weitere wün- schenswerte Aufgabe für das Sanierungsmanagement ist die Stärkung des Bewusstseins der Bewohner für ihr eigenes Quartier bzw. Viertel innerhalb der Altstadt. Zudem solle dem Sanierungsmanagement eine „Kompetenzgruppe“ zugeordnet werden (z.B. aus Mit- gliedern der Arbeitskreise, aber auch weiteren Akteuren aus Wirtschaft und Handwerk).

Arbeitskreis Tourismus, Kultur, Handel, Gastronomie Im Arbeitskreis wurde zunächst die Entwicklung eines zeitgemäßen Leitbilds für die Stadt- entwicklung, den Handel und den Tourismus besprochen. In allen Fällen soll die strategi- sche Ausrichtung einer klaren Zielgruppendefinition folgen. Die Ansprache dieser Zielgrup- pen müsse sich klar in einem neuen Konzept zur Außendarstellung der Stadt widerspie- geln, vor allem ein neuer und zeitgemäßer Internetauftritt sei dringend erforderlich.

Hinsichtlich der Situation des Handels seien die oft zu hohen Mieten für Ladenlokale und mangelnde Sanierungs-/Modernisierungsabsicht der Eigentümer der Grund für viele Leer- stände im Stadtbild. Hier sei wiederum ein aktives Sanierungsmanagement gefragt, wel- ches auch Zwischennutzungen initiiert. Hierbei seien die bereits erfolgten Bemühungen der Gruppe „Linz gestalten-Leben in der Altstadt“ aufzugreifen und weiter zu unterstützen. Seite 29, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Generell beurteilte der Arbeitskreis das vorhandene ehrenamtliche Engagement verschie- dener Gruppen in Linz als sehr positiv. Die verschiedenen Aktivitäten gelte es zu bündeln und auch seitens der Stadt finanziell zu unterstützen. In diesem Zusammenhang erörterte der Arbeitskreis das Instrument des Verfügungsfonds. Der Einsatz dieses Werkzeugs im Rahmen der städtebaulichen Sanierung stieß bei allen Beteiligten auf große Zustimmung. In der Vergangenheit wurden bereits Projekte durch private Spenden und durch Zuschüsse der Stadt realisiert. Durch den Verfügungsfonds könnten diese Aktivitäten nun intensiviert und strategisch für die Entwicklung der Altstadt eingesetzt werden. Die Arbeitskreismit- glieder streben an, gemeinsam mit dem Sanierungsmanagement entsprechende Projek- tauswahlkritieren im Rahmen einer Förderrichtlinie zu entwickeln. Zudem wurde großes Interesse an der Mitarbeit in einem Entscheidungsgremium geäußert.

Arbeitskreis Soziales und Stadtgemeinschaft Im Arbeitskreis Soziales und Stadtgemeinschaft wurden die Bedürfnisse der sozialen Grup- pen im Altstadtbereich erörtert sowie bereits erfolgte und angestrebte Aktivitäten disku- tiert. Vor allem das Bürgercafè „Linzer Salon“ ist mittlerweile zu einer wichtigen Institution für den sozialen Zusammenhalt in der Altstadt geworden. Neben einem Generationencafè organisiert die Gruppe auch Beratungsangebote zu Gesundheit, Pflege und Rente. Schü- lerinnen des Martinus-Gymnasiums haben zudem eine Jugendbibliothek eingerichtet. Wei- tere Gruppen und Vereine sollen in Zukunft das Angebot des Bürgercafès erweitern.

Derzeit werden Räumlichkeiten im ersten Obergeschoss der Sparkasse in der „Mittel- straße“ genutzt. Für die ehrenamtlichen Organisatoren des Linzer Salons wäre es jedoch wünschenswert, wenn das Bürgercafè sichtbar im Stadtbild verortet werden könnte, bei- spielsweise in einem Ladenlokal im Erdgeschoss.

In den Arbeitskreissitzungen wurden hierzu bereits verschiedene, im Erdgeschoss vorwie- gend leerstehende Objekte in der Altstadt angedacht. In Zusammenarbeit mit dem Sanie- rungsmanagement sollen Varianten geprüft sowie mögliche Nutzungs- und Finanzie- rungsoptionen entwickelt werden.

Des Weiteren wurden im Rahmen der Arbeitskreissitzungen Angebote für Kinder und Ju- gendliche im Stadtraum erörtert. Die derzeitige Basketball- und Skateanlage am Dr. Sig- mund-Wolf-Platz wird im Zuge des Baus des Vollsortimenters wegfallen. Die Arbeitskreis- teilnehmer sprachen sich für die Schaffung von Ersatzflächen aus. Möglich wäre dies zum Beispiel im Umfeld des Pulverturms, da hier ohnehin die Nähe zu den Bildungseinrichtun- gen gegeben sei.

Der Arbeitskreis entwickelte zudem zahlreiche Ideen zur Stärkung der Stadtgemeinschaft und zur Attraktivierung der Stadt als Wohn- und Freizeitstandort (z.B. Open Air Kino, Sportkurse, etc.).

Zusammenfassend konnte eine enge thematische Verzahnung der drei ISEK-Arbeitskreise festgestellt werden. Vor allem die Instrumente Sanierungs- bzw. Citymanagement und Verfügungsfonds bilden hierbei die wesentlichen Schnittstellen. Es gilt, das bürgerschaft- liche Engagement im Rahmen des Sanierungsprozesses zu bündeln und organisatorisch sowie finanziell zu unterstützen.

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Abbildung 26: Instrumente & Werkzeuge des bürgerschaftlichen Engagements im Sanierungspro- zess

3.3 Eigentümerbefragung Um ein zielgerichtetes Baustruktur- und Nutzungskonzept zu erarbeiten, wurden mit Hilfe einer Fragebogenaktion zunächst gebäudebezogene Grundlagendaten ermittelt, welche Auskunft über die strukturellen und baulichen Verhältnisse und Zusammenhänge geben. Im Vorfeld der Befragung wurde ein dreiseitiger Fragebogen erarbeitet, in dem u.a. fol- gende wesentlichen Sachverhalte abgefragt wurden:

 gebäudebezogene Grunddaten,  bauliche Beschaffenheit der Gebäude,  geplante bauliche Maßnahmen an den Gebäuden,  Verkaufs- bzw. Zukaufsabsichten, Interesse an einer Bau- & Energieberatung.

Zusammenfassend ergab die Auswertung der abgegebenen Fragebögen sehr gute Ergeb- nisse und zusätzliche Erkenntnisse zur Beurteilung der derzeitigen Ist-Situation im Linzer Stadtkern. Detaillierte Ergebnisse lassen sich den gesonderten Erläuterungen zur Eigentü- merbefragung (Anlage) entnehmen.

Es wurden 401 Eigentümer aus dem Programmgebiet angeschrieben. Die Rücklaufquote betrug 46 % (183 Eigentümer) und lässt auf einen hohen Identifizierungsgrad und auf Interesse an der Zukunftsentwicklung des Stadtkerns schließen.

In Bezug auf die Gebäudesubstanz kann man feststellen, dass mehr als 50 % der Gebäude über 100 Jahre alt sind. Ungefähr ein Drittel der Eigentümer geben Modernisierungs-/Sa- Seite 31, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

nierungsbedarf ihrer Gebäudehülle an, 10 der Eigentümer sogar dringenden Sanierungsbe- darf. Im Gebäudeinneren besteht bei 50 Gebäuden Handlungsbedarf, bei 9 Gebäuden be- steht dringender Sanierungsbedarf. Der größte Anteil an energieeinsparender Ausstattung liegt bei der Isolierverglasung, welche bei über 60 % der Gebäude vorhanden ist.

Abbildung 27: Fragebogen zur Eigentümerbefragung

14 % der Befragten haben Interesse an einer Bau-/Energieberatung. Das meistgenannte Thema ist Energieeinsparung. Fast 40 % der Eigentümer planen Sanierungsmaßnahmen an ihrem Gebäude. Ein Großteil der geplanten Maßnahmen betrifft die Gebäudehülle.

Durch die rege Beteiligung und die detaillierten Angaben der Eigentümer wird die städte- bauliche Beurteilung vereinfacht und eine genauere Abschätzung der jeweiligen Gebäu- desubstanzen, des Bauzustandes aber auch der Entwicklungsabsichten der Eigentümer ermöglicht.

Aufgrund der Ergebnisse dieser Fragebogenaktion bietet sich im weiteren Projektverlauf die Möglichkeit, gemeinsam mit kooperationsbereiten Eigentümern gezielte Maßnahmen innerhalb des Programmgebietes zu entwickeln und anzugehen.

3.4 Expertengespräche/Erfahrungen aus der Praxis Im Rahmen der Erarbeitung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes fanden im März 2015 vier Expertengespräche statt. Zu diesen thematischen Treffen waren verschiedene öffentliche Aufgabenträger geladen, aber auch Bürger, die aufgrund ihres ehrenamtlichen Engagements oder ihres Fachwissens ausgewählt worden waren. Die Themen der Exper- tengespräche waren Baukultur, Handel und Tourismus, Soziales, sowie Verkehr.

Seite 32, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Die wichtigsten Ergebnisse der Gespräche werden nachfolgend dargestellt:

Autofreie Altstadt: Verödung der Altstadt  Genug Parkraum für Besucher aber  17 Leerstände in „Neustraße“ zu wenig für Anwohner  Szene verschwunden  Poller statt Schilder (Sperrung der  Neue Erwerbsmöglichkeiten schaf- Innenstadt durchsetzen) fen  Beschilderung auf Wegen in die Alt-  Wohnstandort stärken stadt verbessern  Einkaufspole vernetzen  Verbindung Rhein-Altstadt (Que-  Sanierung: energetisch, barrierefrei, rungsmöglichkeiten) denkmalgerecht, zeitgemäße  Barrierefreiheit: B-Parkplätze, eben- Räume für Wohnen und Gewerbe erdige Toiletten, Straßenraumge-  Immobilienmanagement, Sanie- staltung rungs-/Gestaltungsleitbild, Verfü-  Neue, andere Mobilitätsformen gungsfond (Fahrrad, E-Bike, Carpool, Car-/Bi- kesharing, Motorrad, Elektroshut- tle)

Weiterentwicklung der Tourismus- Stadtmarketing Angebote  Moderner Auftritt  Aufwertung der Eingangssituatio-  Binnenimage stärken nen  Lage, Anbindung, Landschaft, Frei-  Schlechtwetteroptionen schaffen zeitmöglichkeiten, Engagement als  Historische Gebäude begehbar/er- Stärken weiter in den Vordergrund lebbar machen stellen  Wohnmobilstellplatz schaffen  Outdoor-Sportaktivitäten schaffen  Neue Zielgruppen ansprechen

Bürgerschaftliches Engagement:  Sehr hoch und wichtig, sollte unter- stützt und genutzt werden, braucht Räume

3.5 Beteiligung der Träger öffentlicher Belange und der Öffentlichkeit

Wird ausgeführt

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4. Gebietsbezogene Bestandsaufnahme und -analyse Um die derzeitige Situation vor Ort zu erkennen und Probleme, aber auch vorhandene Qualitäten und Potenziale zu erfassen, wurde im Bereich des Untersuchungsgebiets eine zielgerichtete Bestandsaufnahme und -analyse durchgeführt. Die Bestandsaufnahme be- zieht sich auf den Erfassungszeitraum im Frühling 2015.

Die Analyse betrifft die klassischen städtebaulichen Bereiche Stadtbild & Baustruktur, Wirtschaft & Nutzung, Verkehr & Infrastruktur, Freiraum & Natur sowie Soziales & De- mographie und basiert im Wesentlichen auf Ergebnissen der örtlichen Bestandsaufnahme und -analyse. Die im Rahmen der Begehung sowie in Gesprächen mit lokalen Akteuren gewonnenen Erkenntnisse bieten eine ausreichende Beurteilungsgrundlage, um aus den so ermittelten Stärken und Schwächen ein Leitbild und Entwicklungsziele für das Unter- suchungsgebiet abzuleiten.

4.1 Soziodemographische Analyse Bevölkerungsanteil und Siedlungsentwicklung Die umliegenden Ortsgemein- 7000 den und Städte bestehen als Siedlungen seit mehr als 100 6000 Jahren. Als Folge der unmittel- baren Nähe zum Rhein setzte 5000 in der Stadt Linz, Bad Hönnin- gen, sowie in den linksrheini- 4000 schen Städten Remagen und Sinzig schon vor der Jahrhun- 3000 dertwende ein starker Bevöl- kerungszuwachs ein. Insbe- 2000 sondere die Stadt Linz er- reichte ihre Hochphase um die 1000 Jahrhundertwende und wuchs auch in den Folgejahren stark. 0 Anders als in den umliegenden 1815 1835 1871 1905 1939 1950 1961 1970 1987 2011 Gemeinden und Städten war die Nachkriegszeit in Linz von St. Katharinen Kasbach-Ohlenberg einem geringeren Wachstum Ockenfels Linz geprägt. Dattenberg Leubsdorf Vettelschoß

Abbildung 28: Bevölkerungsentwicklung 2006 - 2014 der Orts- gemeinden in der Verbandgemeinde Linz Seite 34, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Spätestens seit den 1960er Jahren ist auch ein verstärktes Wachstum der autobahnnahen Gemeinden Vettelschoß und St. Katharinen zu erkennen. Die linksrheinischen Städte Sin- zig und Remagen wuchsen weiter stetig an, wohingegen die Bevölkerung in Linz und Bad Hönningen nach 1960 erstmals rückläufig war. In den vergangenen zwanzig Jahren zeigte sich ein ähnliches Bild mit relativ konstanter Bevölkerungsentwicklung. Ausnahmen bilden weiterhin die Städte Remagen und Sinzig, sowie St. Katharinen und die Ortsteile in der Verbandgemeinde Unkel, die vermutlich durch ihre verkehrsgünstige Lage ein überdurch- schnittliches Wachstum aufweisen. Insbesondere die Zuzüge stützen in Linz und vielen Umlandgemeinden eine noch relativ konstante Bevölkerungsentwicklung.

Abbildung 29: Bevölkerungsentwicklung und Einwohner der Städte und Verbandsgemeinden zwi- schen 2006 – 2014

Die eigenständigen Ortsgemeinden St. Katharinen und Vettelschoß, mit jeweils etwa 3.400 Einwohnern, nähern sich durch ihre Wachstumsphasen langsam der Stadt Linz mit heute 5.800 Einwohnern an. Siedlungsstrukturell sind die Ortsgemeinden als Wohnstand- orte zu einem großen Teil geprägt von freistehenden Ein- und Zwei- Familienhäusern. Seite 35, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Bevölkerungsanteil in den Ortsteilen der Verbandgemeinde 2014 OG Dattenberg; OG Vettelschoß; 1.513; 8% OG Kasbach- 3.423; 19% Ohlenberg; 1.360; 7%

OG Leubsdorf; 1.580; 9%

OG St. Katharinen; 3.369; 19%

OG Ockenfels; Stadt Linz am Rhein; 1.039; 6% 5.831; 32%

Abbildung 30: Verteilung der Bevölkerung auf die Ortsgemeinden

Zwischen 2011 und 2013 sind die Hausmieten in Linz laut einer nicht repräsentativen Auswertung von www.immowelt.de leicht gesunken. Dies gilt insbesondere bei großen Häusern, bei mittelgroßen Häusern (140-180 m²) ist die Miete allerdings leicht gestiegen. Auch bei Wohnungen ist die Miete leicht angestiegen.

Der Kaufpreis für große Gebäude ist gestiegen, für mittlere und kleine Häuser ist er relativ konstant. Der Kaufpreis für Wohnungen ist stark gesunken.2

Die Miet- und Kaufpreise in Linz liegen unterhalb des Mietenschnitts für Rheinland-Pfalz und Deutschland, korrespondieren jedoch weitestgehend mit den umliegenden Gemein- den.

Bevölkerungsentwicklung und Prognose

In der Stadt Linz am Rhein leben 2014 nach Angaben des Statistischen Landesamtes Rheinland-Pfalz 5.828 Menschen mit Hauptwohnsitz. Linz ist damit die bevölkerungs- reichste Stadt der gleichnamigen Verbandsgemeinde.

Von 1815 bis Anfang der 1960er Jahre wuchs die Bevölkerung der Gesamtstadt Linz von 2.004 auf 6.352 Einwohner an. Bis Ende der 1980er Jahre nahm die Bevölkerung um ca. 700 Einwohner ab. Seither liegt die Bevölkerungszahl relativ konstant bei ca. 5.800, mit einem kleinen Hoch von 6.000 Einwohnern in 2005.

2 http://www.immowelt.de/immobilienpreise/detail.aspx?geoid=10807138041502&etype=2&esr=2&time- span=36&tab=orte Seite 36, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Als Konsequenz des demografischen und wirtschaftlichen Wandels wird laut Statisti- schem Landesamt für die Zukunft ein weiterer Rückgang erwartet. Das Statistische Lan- desamt rechnet in der Verbandsgemeinde Linz am Rhein mit einer Schrumpfung um 8,3 % bis 2030. Die Demografieplattform „Wegweiser Kommune“ prognostiziert für die Stadt Linz am Rhein einen Bevölkerungsrückgang um 7,9 % zwischen 2015 und 2030.

25

20

15

10 Stadt Linz Stadt VG Linz

5 RLP

0

Abbildung 31: Altersaufbau der Bevölkerung

Die Altersverteilung der Stadt Linz verhält sich ähnlich zum Landesmittel. Der Anteil der bis 20-jährigen liegt, wie auch der Anteil der 20- bis 50-jährigen unter dem des Landes. Im Bereich der 35- bis 65-jährigen zeigt insbesondere die Verbandsgemeinde einen ähnli- chen Altersaufbau. Auffällig sind die höheren Anteile in Stadt und Verbandsgemeinde im nicht erwerbstätigen Alter. Mit 3 - 4 % mehr Hochaltrigen zeigt hier insbesondere die Stadt Linz eine Abweichung, welche auch gegenüber den angrenzenden Gemeinden be- steht.

4.2 Stadtbild und Baustruktur Das Förderprogramm „Historische Stadtbereiche“ zielt darauf ab, vor allem denkmalwerte und für das Stadtbild wichtige Bausubstanzen zu sichern und zu erhalten (vgl. Analyseplan Baustruktur). Das Stadtbild weist insbesondere durch das geschlossene, kompakte Ge- samtbild und die zahlreichen historischen Fachwerkbauten eine große städtebauliche Qua- lität auf. Hinzu kommen die Potenziale der kleinteiligen Gastronomie- und Einzelhandels- strukturen, das touristische Angebot und die unmittelbare Lage am Rhein.

Die Baustruktur ist kleinteilig und kompakt, der mittelalterliche Stadtgrundriss noch gut ablesbar. Linz zeichnet sich durch eine interessante Abfolge von Altstadtgassen und Plät- zen aus. Seite 37, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Innerhalb des abgestimmten Programmgebietes gibt es derzeit ca. 400 Gebäude mit einem großen Anteil an historischer und erhaltenswerter Bausubstanz aus unterschiedlichen Bauepochen. Sämtliche Gebäude wurden im Rahmen der Untersuchungen einzeln erfasst und in Form von Gebäudesteckbriefen dokumentiert.

Von den 401 befragten Gebäudeeigentümern beantwortete fast die Hälfte (46 %) den Fragebogen. 164 Eigentümer machten Angaben zum Baujahr ihrer Immobilie. Der Großteil der Gebäude (23 %) wurde vor 1700 gebaut. Ähnlich viele Gebäude gibt es aus dem 19. Jahrhundert (19 %) und vom Anfang des 20. Jahrhunderts – bis 1945 (22 %). Mehr als die Hälfte der Gebäude ist über 100 Jahre alt.

Nur ungefähr ein Sechstel der Gebäude wurde in der Nachkriegszeit bis heute errichtet. Innerhalb des Programmgebietes bestehen sogar noch Gebäude, die vor dem Jahr 1600 errichtet wurden.

Baujahre der Gebäude 45 41 39 40 34 35

30

25 19 20 15 16 15 10 10 6 5

0 vor 1700 1700-1799 1800-1899 1900-1945 1945-1960 1961-1980 1981 und keine später Angabe

Abbildung 32: Angaben der Eigentümer zum Baujahr ihres Gebäudes

Im Stadtkern befinden sich entsprechend der Liste der Kulturdenkmäler 100 Baudenkmä- ler. Sowohl aus dem Anteil von 10 % denkmalgeschützten Gebäuden als auch aus der Plandarstellung kann man erkennen, dass die Dichte an denkmalwerter Bausubstanz sehr hoch ist. Seite 38, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Abbildung 33: Teilausschnitt Analyseplan Baustruktur mit Einzeldenkmälern & Denkmalzone (blau, ohne Maßstab)

Über die Einzeldenkmäler hinaus gibt es drei flächige Denkmalzonen.

Das gesamte Gebiet der Altstadt, das innerhalb der nur noch teilweise erhaltenen Stadt- mauer liegt, sowie das nördlich vorgelagerte Gelände bis zur Straße „Am Sändchen“, bil- den die Denkmalzone „Altstadt Linz“. Innerhalb dieser Zone gibt es zwei weitere Denk- malzonen. Die „Kirchstraße“ ist aufgrund ihrer Fachwerkbauten aus dem 17. Jahrhundert als Denkmalzone ausgezeichnet. Des Weiteren gibt es östlich der Marienkirche eine Denk- malzone, in der sich die sog. Fußfälle befinden, ein Kreuzweg mit sieben neugotischen Stationenbildern.

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Abbildung 34: Stadt- Abbildung 35: Stadt- Abbildung 36: Pulver- Abbildung 37: Stadtar- befestigung, Rheintor befestigung, Neutor turm chiv

Abbildung 38: „„Am Abbildung 39: „Am Abbildung 40: „Am Abbildung 41: Burg- Gestade““ 2 Halborn“ 11 Totenborn“ 4 platz 11

Abbildung 42: Mari- Abbildung 43: Rathaus Abbildung 44: St. ensäule Martin

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Leerstandssituation

Im Programmgebiet existieren mehrere Leerstände. Hierbei handelt es sich größtenteils um Teilleerstände in einzelnen Geschossen. Die im Plan dargestellten Leerstände wurden im Rahmen der Bestandsaufnahme erhoben. Sie waren augenscheinlich unbewohnt, bzw. ungenutzt (Ladenlokale, Gewerbeeinheiten).

Die meisten Leerstände befinden sich in der „Neustraße“, „Am Halborn“ und in der „Brü- derstraße“. Dort stehen vorwiegend die Erdgeschosse leer. An der Leerstands-Verteilung lassen sich unter anderem die Routen der Touristenströme ablesen: Die Besucher kommen vorwiegend vom Burgplatz, über die „Rheinstraße“, den Marktplatz bis zum Buttermarkt. Dort kehren die meisten spätestens um und gehen nicht bis zum Neutor.

Die „Neustraße“, ehemals als „Kneipenviertel“ bekannt, ist besonders vom Strukturwan- del betroffen. Der Großteil der Gastronomiebetriebe in dieser Straße wurde geschlossen. Weitere Leerstände sind um den Marktplatz verteilt vorzufinden. Die „Strohgasse“ ist hier als zweiter Schwerpunkt zu nennen. Dort stehen einige Gebäude komplett leer. Für diese haben sich jedoch schon wieder neue Nutzer gefunden, sodass im Bereich Rathaus/Stadt- halle von einer Revitalisierung der „Strohgasse“ ausgegangen werden kann. Problemati- scher ist der Bereich zwischen Stadthalle und „Rheinstraße“.

Knapp vier Prozent der befragten Eigentümer gaben an, dass einzelne Wohn-/Gewerbeein- heiten in ihren Gebäuden leer stehen.

In der „Strohgasse“ finden sich mehrere Verkaufsabsichten und auch in der „Neustraße“ sind einzelne Eigentümer bereit zu verkaufen, sodass hier zukünftig eine neue Dynamik zu erwarten ist. Insgesamt ergab die Befragung, dass 25 Prozent der befragten Eigentümer Interesse am Verkauf haben und 14 Prozent Interesse am Zukauf haben.

Beispiele für leerstehende und modernisierungsbedürftige Gebäude

Abbildung 45: Leerstand Abbildung 46: Leerstand Abbildung 47: Leerstand „Neustraße“ „Strohgasse“ „Strohgasse“

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Die Eigentümerbefragung ergab, dass die Leer- Baujahr der Gebäude standsproblematik nach Meinung von fast 60 Prozent der Befragten das Wohnumfeld negativ mit Leerstand beeinflusse. Die Nahversorgung halten 23 Pro- zent für verbesserungswürdig und öffentliche Grünflächen 14 Prozent. Trotz des Verbesse- 11,50% rungspotenzials beurteilt die Hälfte der Befrag- 1,90% 11,50% vor 1700 ten das Wohnumfeld in Linz als gut bis sehr 3,80% 3,80% 11,50% 1700-1799 gut.

1800-1899 Die Frage nach den Ursachen für Gebäudeleer- 1900-1945 stände ist schwierig zu beantworten, diese sind 1946-1960 meist vielschichtig. Der bauliche Zustand ist 23,10% 15,40% mit Sicherheit ein Faktor. Dieser wird von über 1961-1980 60 Prozent der Befragten als gut bewertet, von 1981-heute knapp 30 Prozent als modernisierungs-/sanie- keine Angabe rungsbedürftig und von immerhin fünf Prozent wird ein dringender Sanierungsbedarf angege- ben. Als größter Nachteil der Gebäude wird von 27 Prozent die fehlende energieeinsparende Ausstattung angegeben, fehlender Freiraum Abbildung 48: Baujahr der Gebäude mit Leer- von 17 Prozent, gefolgt von Verkehrslärm, der stand ungünstigen Gebäudestruktur und schlechten Belichtungs- und Belüftungsverhältnissen.

Weitere mögliche Ursachen für Leerstand stellen klein dimensionierte Gebäude- und Wohnflächen oder schlechte Grundrisszuschnitte dar. In geschäftlich/gewerblich genutz- ten Gebäuden ist oftmals die schlechte Zugänglichkeit und Erschließungssituation zu be- mängeln. Hier werden teilweise die oberen Geschosse nur durch einen gemeinsamen Ein- gang erschlossen.

Die technische Gebäudeausstattung ist weitestgehend zeitgemäß. Über 60 % der Ge- bäude haben eine Gas-Zentralheizung und die Wasser- & Elektroleitungen sind unter Putz verlegt. Über ein Drittel der Gebäude wird jedoch auch über Einzelöfen (13 %) oder Eta- genheizung (25 %) beheizt. 270 Besitzer äußerten sich zum energetischen Ist-Zustand ihrer Gebäude. Isolierverglasung und einzelne Wärmedämmungsmaßnahmen sind in über 60 % der Bauwerke vorhanden.

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Dem Sanierungsbedarf wollen die Eigentümer durch verschiedene Sanierungsmaßnahmen begegnen. 18 Prozent der Eigentümer planen eine Fassadenerneuerung und jeweils 15 % planen, Dach oder Fenster zu erneuern. Energetische Maßnahmen, die Erneuerung der technischen Gebäudeausstattung und die Sanierung der Wohnräume planen jeweils ca. 10 % der Eigentümer.

Zusammenfassend kann daher festgehal- ten werden, dass bei der privaten Gebäu- desanierung in Linz ein Fokus auf die energetische Sanierung von (denkmalge- schützten) historischen Gebäuden gelegt werden sollte. Diesem Erfordernis kann mit gezielten Beratungs- und Förderange- boten begegnet werden, aber auch mit der Weitergabe von Wissen bei Best- Practice-Beispielen oder ähnlichen Ver- anstaltungen wie dem Tag des Städte- baus. Bei dieser Gelegenheit konnten In- teressierte in Linz verschiedene sanierte Gebäude und Baustellen besichtigen und

Fragen zur Sanierung stellen. Abbildung 49: Tag des Städtebaus 2015

Ein weiterer Schwerpunkt sollte die Anpassung an moderne Wohnbedürfnisse sein. Die- sem Erfordernis kann durch die Zusammenlegung mehrerer Wohneinheiten entsprochen werden, aber auch durch neue Erschließungsformen. Laubengänge auf der Rückseite der Gebäude, insbesondere in Verbindung mit Aufzügen können eine barrierefreie Erschlie- ßung auch im historischen Bestand ermöglichen. Durch die Entkernung von Quartiersin- nenbereichen kann zusätzlicher Freiraum geschaffen werden und so das Wohnumfeld auf- gewertet werden.

Quartiersinnenbereiche Im Rahmen der Städtebaulichen Bestandsaufnahme konnten leider nur wenige Innenberei- che besichtigt werden, da diese oftmals nicht vom öffentlichen Raum aus zugänglich sind.

Einzelne Einblicke vor Ort sowie die Auswertung von Luftbildern ergaben, dass sich viele Gebäude auf der Rückseite in einem stark modernisierungs- und sanierungsbedürftigen Zustand befinden. Die meisten Innenhöfe sind stark versiegelt, überbaut und teilweise ungenutzt.

Aufwertungspotenziale bestehen vor allem im Rückbau nicht benötigter Nebengebäude zur besseren Belichtung/Belüftung, in der Schaffung besserer Zugänglichkeiten und In- standsetzung und Modernisierung privater Gebäude und Freiflächen.

Fazit Das Stadtbild im Altstadtbereich der Stadt Linz am Rhein wird durch die historisch wert- volle Bausubstanz aus verschiedenen Epochen geprägt. Linz konnte über die Jahrhunderte als „bunte Fachwerkstadt“ erhalten werden. Dies macht sie heute zu einem beliebten touristischen Ziel. Allerdings offenbaren sich bei genauerer Betrachtung auch die Mängel Seite 43, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

der historischen Baustruktur, die dazu führen, dass Ladenlokale und Wohnungen leer ste- hen. Im Rahmen der Städtebauförderung soll die Stadt daher weiterentwickelt, statt nur erhalten werden. Die Gebäude und das Wohnumfeld müssen an moderne Nutzerbedürf- nisse angepasst werden, um dem Leerstand entgegenzuwirken und die Stadt lebendig zu halten.

4.3 Verkehr, Parken und Straßenraum An der Struktur des engmaschigen Straßennetzes lässt sich deutlich die Entstehungszeit im Mittelalter ablesen. Charakteristisch für das Straßennetz des Programmgebietes sind die unregelmäßigen, teilweise sehr schmalen Straßen und Gassen, die selten orthogonal verlaufen. Anstelle der Stadtbefestigung wird die Altstadt heute vorwiegend von großen Straßen umgeben. Das Straßennetz im Stadtkern wurde bereits teilweise saniert und bie- tet Aufenthaltsqualität. Es gibt aber sowohl in den sanierten, als auch in den unsanierten Straßen Handlungsbedarf. Die Altstadt umgebenden Hauptverkehrsstraßen sind vor allem nach funktionalen Aspekten und hauptsächlich für den Autoverkehr gestaltet.

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Abbildung 50: Analyseplan Verkehr mit Parkraumbilanz, ohne Maßstab

Im Südwesten, parallel zum Rhein, verlaufen die B 42 als Linzhausenstraße, die rechts- rheinische Eisenbahnlinie, sowie die Straße „„Am Gestade““. Die B 42 ist die wichtigste Verkehrsachse und verläuft in diesem Bereich zweispurig, mit Abbiegespuren. Die Bun- desstraße ist viel befahren und hat am 7 km entfernten Zählstandort Bad Hönningen eine durchschnittliche tägliche Verkehrsstärke [DTV 2013: 7.910 (9,5)] von 7.910 Kfz in 24 Stunden mit einem Anteil von 9 % Schwerverkehr. Dies ist ein mittlerer Wert.

Entlang des Programmgebietes gibt es nur eine einzige oberirdische Querungsmöglichkeit für Fußgänger über die Linzhausenstraße. Der Fußgängerüberweg befindet sich auf Höhe des Pulverturms, nahe der Bushaltestelle Linz (Rh) Rheinufer. Auf Höhe der Burg Linz und auf Höhe des Alten Bachs befinden sich Fußgängerunterführungen.

Die Eisenbahnlinie ist im Betrachtungsbereich aufgeständert, darunter liegen Stellplätze und ein Imbiss. Es gibt außerdem drei Unterführungen, davon führen zwei Zufahrten zur Seite 45, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Straße „Am Gestade“ und eine zur L 253. In der Straße „Am Gestade“ gibt es einen breiten Fuß- und Radweg, der durch einem Grünstreifen mit Stellplätzen von der Fahrbahn getrennt wird.

Eine weitere wichtige Anbindung des Gebiets erfolgt durch die Landesstraße L 253 an den überregionalen Verkehr über die BAB 3. Die L 253 verläuft unter den Straßennamen „Am Sändchen“ und „Asbacher Straße“ nordwestlich des Programmgebiets. In der „As- bacher Straße“ gibt es zwei Fußgängerüberwege, einen an der Kreuzung Martinusstraße und einen an der Kreuzung „Klosterstraße“.

Im Osten grenzt das Gebiet an die Petrus-Sinzig-Straße, im Südosten an die „Kaiserberg- straße“, Schulplatz und Zehntgasse.

Abbildung 51: B42 Fußgängerüberweg Abbildung 52: B42 Zufahrt L253

Abbildung 53: „Am Gestade“, Fußgängerunter- Abbildung 54: „Am Gestade“, Stellplätze unter führung Bahntrasse Seite 46, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Abbildung 55:Am Sändchen, Beschilderung Rich- Abbildung 56: „Asbacher Straße“, Kreuzung am tung B 42 Neutor

Abbildung 57: Am Halborn Abbildung 58: Marktplatz Abbildung 59: „Neustraße“

Fuß- und Radverkehr In der Altstadt gibt es keinen Durchgangsverkehr, sondern nur Quell- und Zielverkehr, daher ist das Verkehrsaufkommen eher gering. Die Straßen der Altstadt sind jedoch für den Fuß- und Radverkehr wichtig.

Die zentralen Straßen in der Altstadt sind die „Neustraße“, „Am Halborn“, die „Mittel- straße“ und die „Rheinstraße“. Diese Straßen, der Marktplatz, der Burgplatz und der But- termarkt, sowie einige angrenzende Straßen wurden in den 1980er Jahren saniert und sind nun weitestgehend einheitlich gepflastert. Überwiegende Teile der historischen Alt- stadt sind als autofreie oder verkehrsberuhigte Bereiche ausgewiesen. Die Akzeptanz der Autofahrer für die Verkehrsberuhigung ist vorhanden. Aufgrund des Parkplatzmangels gibt es jedoch Probleme mit der Einhaltung des Fahr- und Parkverbots in der autofreien Fuß- gängerzone. Dies ist im Rahmen der weiteren Bearbeitung zu beachten.

Die meisten Straßen können von Fußgängern und Radfahrern gut genutzt werden. Einige Einbahnstraßen sind für Radfahrer freigegeben. Probleme für Rad- aber auch für Rollstuhl- fahr ergeben sich vor allem aus der Topografie. Durch die Hanglage gibt es Straßen mit großem Gefälle, Treppen und andere Stellen, die nicht barrierefrei sind. Es gibt sehr we- nige Abstellanlagen für Fahrräder. Einen ausgeschilderten Radweg gibt es entlang des Seite 47, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Rheins, beziehungsweise in der Straße „Am Gestade“. Ein Abzweig führt durch die „Rhein- straße“ zum Marktplatz. Es gibt keine markierten Fahrradwege.

Fast alle Straßen, die bisher noch nicht saniert wurden, sind in einem mehr oder weniger schlechten Zustand. Der Belag, in den meisten Fällen Asphalt, weist starke Mängel auf.

Es gibt einige Straßen im historischen Stadtzentrum, die aufgrund ihrer Lage und Verbin- dungsfunktion einen erhöhten Handlungsbedarf aufweisen.

Wichtige Wegeverbindungen gehen von der Innenstadt zum Rhein, zur Scherer-Passage sowie zum Parkdeck.

Die Straßen „Hülsenloch“, „Im Kamminerk“ und „Klosterstraße“, die das Parkdeck umge- ben, sind alle in einem sehr schlechten Zustand und weisen erhebliche gestalterische Män- gel auf. Das Parkdeck verfügt über mehr als 400 Stellplätze und ist daher ein wichtiger Ort für den Tourismus. Viele Touristen starten ihre Stadtbesichtigung von hier aus. Au- ßerdem ist an dieser Stelle ein Vollsortimenter geplant. Dadurch wird der Ort auch für die Linzer Bevölkerung wichtig. Die „Klosterstraße“ ist bereits bis zur Brunnengasse gepflas- tert. An der Kreuzung mit der Bachgasse befindet sich ein kleiner, ungeordneter und un- ansehnlicher Parkplatz. Die Straße „Im Kamminerk“ grenzt direkt an die Brachfläche, auf der ein Vollsortimenter erbaut werden soll. Sie ist mit Kopfsteinpflaster gepflastert, das mit letzten Resten einer Asphaltschicht bedeckt ist. Dieser Bereich, der Dr. Sigmund-Wolf- Platz inbegriffen, sollte neu gestaltet und aufgewertet werden.

Abbildung 60: „Klosterstraße“ Abbildung 61: „Im Kamminerk“ Seite 48, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Abbildung 62: Dr. Sigmund-Wolf-Platz, über Abbildung 63: „Hülsenloch“ Parkdeck

Einen weiteren Schwerpunkt der Straßensanierung sollte der Bereich zwischen Scherer- Passage und „Mittelstraße“ sein. Die „Kanzlerstraße“, „Hundelsgasse“, Fassbindergasse, Im Stadtgraben und die „Brüderstraße“ stellen die Verbindung zwischen der Passage und der Innenstadt her. Die Scherer-Passage ist ein wichtiger zentraler Ort in Linz. Dort befin- den sich die Post, ein Supermarkt, Ärzte und eine Apotheke. Außerdem liegen dort ein großer Parkplatz, durch den der „Alte Bach“ fließt, und eine Realschule. Die Straßen, die dieses „Alltagszentrum“ mit der Altstadt verbinden, verfügen über keinerlei Aufenthalts- qualität und können teilweise sogar als Angsträume eingestuft werden.

In der „Kanzlerstraße“ liegt ein Zugang zur Scherer-Passage. Die Passage ist an dieser Stelle dem Fachwerkbau nachempfunden und kragt über die Straße aus. Der Fußgänger- weg liegt ca. 40 cm über der Straße. Der Gang, der durch die Auskragung gebildet wird, wirkt wie ein Arkadengang, ohne Arkaden. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite gren- zen Garagen und Mauern an die Straße. Da es in der „Kanzlerstraße“ über weite Strecken fast keine Fenster und Türen im Erdgeschossbereich gibt, wird diese zu einem Angstraum.

Abbildung 64: „Kanzlerstraße“, Zugang Scherer- Abbildung 65: „Fassbindergasse“ Passage Seite 49, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Abbildung 66: „Hundelsgasse“ Abbildung 67: „Im Stadtgraben“

Besondere Straßen Es gibt einige Straßen im Programmgebiet, die über markante Alleinstellungsmerkmale verfügen. Die „Mühlengasse“ ist ungewöhnlich breit. Sie verfügt in einem Bereich über zwei Fahrspuren. Dazwischen liegen private Stellplätze und am oberen Ende des Mittel- streifens befinden sich ein Hochbeet, das überwiegend mit Steinen gefüllt, aber teilweise auch bepflanzt ist, sowie eine Transformatorenstation.

Der „Kirchplatz“ wird von mehreren Heiligenstöcken gesäumt.

Die „Kaiserbergstraße“, die das Gebiet im Südosten begrenzt, wird durch eine hohe Mauer und eine einseitige Baumreihe geprägt.

Die „Seilerbahn“ wird beidseitig von Mauern geschützt. Sie ist eine schmale Gasse, die am nördlichen Ende durch einen Durchgang mit der „Von-Keller-Straße“ verbunden ist. Dieser lange, geschützte Bereich diente früher dazu, Seile zu knüpfen.

Abbildung 68: „Mühlengasse“ Abbildung 69: „Kirchplatz“ Seite 50, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Abbildung 70: „Kaiserbergstraße“ Abbildung 71: „Seilerbahn“

Parken

Abbildung 72: Parkflächen „Am Gestade“ / Parkplatz Burg Linz mit Parkzeiten

Es gibt mehrere öffentliche Park- plätze, die über das Programmgebiet verteilt sind, bzw. in dessen direkter Umgebung liegen. Südlich des Pulver- turms am Rhein befinden sich ein Bus- parkplatz sowie einige Pkw-Stell- plätze. Unter der Bahntrasse und auf dem Mittelstreifen der Straße „Am Gestade“ liegen sowohl öffentliche, als auch private Stellplätze. Diese Parkplätze werden nicht bewirtschaftet und können, zeitlich beschränkt, kostenfrei genutzt werden. In der gleichen Straße gibt es neben der Burg Linz einen großen Parkplatz, der auf die gleiche Weise nutzbar ist.

Abbildung 73: Parkplatz Scherer-Pas- sage mit Parkentgelt

Die Scherer-Passage wird von meh- reren öffentlichen Parkplätzen um- geben. Diese werden bewirtschaf- tet und sind bis 20 Uhr zugänglich.

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Abbildung 74: Parkhaus Stadtmitte mit Park- entgelt

Das Parkhaus Stadtmitte kann von der L 253 über die Straße „Grabentor“ er- reicht werden. Es verfügt über 429 Stell- plätze und wird bewirtschaftet. Parken im Parkhaus ist vor allem für Kurzparker wesentlich teurer als auf den Parkplät- zen.

Außer den genannten großen Parkplätzen gibt es mehrere kleine Parkplätze (max. 20 Stell- plätze). Gegenüber dem Neutor befindet sich ein kleinerer Parkplatz („Alter Brandweiher“), der für zwei Stunden kostenfrei genutzt werden kann. Bei der Stadthalle gibt es einen verschachtelten, kleinen Parkplatz, der teilweise öffentlich und teilweise privat genutzt wird.

In der „Hospitalstraße“ gibt es viele Stellplätze. Diese liegen teilweise entlang der Straße, sind öffentlich und zeitlich beschränkt nutzbar. Zusätzlich gibt es zwei Parkplätze für Kunden der Sparkasse und einen privaten Parkplatz mit Schranke neben der Marienkirche.

An der „Asbacher Straße“, nahe der Kreuzung „Hülsenloch“ liegt ein weiterer privater Parkplatz mit Schranke. An der Ecke Bachgasse, „Klosterstraße“ befindet sich ein kleiner privater Parkplatz, der sehr ungeordnet und unordentlich wirkt. In der „Mühlengasse“ befindet sich eine ganze Reihe privater Stellplätze auf dem Mittelstreifen. Außerdem gibt es mehrere Standorte mit Garagen, bspw. in der Petrus-Sinzig-Straße und „Auf dem Hunsrücken“.

Abbildung 75: Parkplatz "Alter Brand- weiher" mit Parkzeiten

Parkraumbilanz Die nachfolgend dargestellte Parkraumbilanz gibt eine rechnerische Übersicht der Situation des ruhenden Verkehrs nach Straßenzügen im Programmgebiet und der direkten Nachbar- schaft wieder, wobei das Hauptaugenmerk auf die öffentlichen Parkplätze gelegt wurde.

Die Angaben zu den privaten Stellplätzen bergen eine gewisse Unsicherheit in sich, da private Bereiche teilweise nicht zugänglich oder einsehbar sind. Unter private Stellplätze fallen sowohl Anwohnerstellplätze, als auch Kundenstellplätze. Weite Teile des Gebiets sind durch Autos nicht anfahrbar.

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Bereich innerhalb des Pro- öffentlicher Parkraum Öffentlicher Privater Park- grammgebiets Parkraum raum (einsehbar) (Behinderten- stellplätze)

Tiefgarage 429 Dr. Sigmund-Wolf-Platz 10 + ca. 60 Planung (Nach- fragen Bauantrag) „Im Kamminerk“ 3 „Hülsenloch“ 15 Ev. Kirche 4 3 8 „Mühlengasse“ 13 Berufsschule 22 Schulplatz 15 2 30 „Strohgasse“ 8 15 „Im Bethlehem“ 4 Von Kellerstraße „Hospitalstraße“ 11 2 35 „Auf dem Hunsrücken“ 12 „Klosterstraße“ 8 1 „Neustraße“ 3 GESAMT im Programmgebiet Summe: 489 8 156

außerhalb Programmgebiet (an- grenzend) Burg Linz 36 1 „„Am Gestade““ (unter Bahnli- ca. 100 4 8 nie) Rheinufer ca. 20 + 11 Bus Am Pulverturm 22 Am Neutor 10 3 Martinusstraße 29 1 Schererpassage 101 20 GESAMT außerhalb Programm- 318 11 Bus 6 31 gebiet Tabelle Parkraumbilanz

Die Parkraumbilanz macht deutlich: Derzeit sind neben den privaten Stellplätzen ca. 500 öffentliche Parkplätze im Programmgebiet vorhanden. Davon befinden sich über 400 Stell- plätze in der Tiefgarage. In direkter Umgebung des Programmgebietes befinden sich rund 300 weitere Parkplätze. Im Programmgebiet gibt es 8 Behindertenparkplätze, weitere 6 grenzen an das Gebiet an. Am Rheinufer stehen 11 Busparkplätze zur Verfügung.

Es gibt rund 160 private Stellplätze im Gebiet, größtenteils für Kunden und Beschäftigte, weitere 30 liegen außerhalb des Gebietes. Zusätzlich gibt es rund 50 private Stellplätze in Garagen (keine Einzelgaragen berücksichtigt). Diese Angaben beinhalten jedoch aus- schließlich einsehbare Stellplätze, welche im Rahmen der Bestandsaufnahme erhoben wurden. Im Rahmen der Eigentümerbefragung konnten 46 weitere, private Stellplätze er- fasst werden.

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Demnach kann von 256 privaten Stellplätzen innerhalb des Programmgebiets gesprochen werden. Mutmaßlich liegt die Zahl jedoch höher, da Stellplätze, die weder einsehbar noch im Rahmen der Eigentümerbefragung angegeben wurden, nicht erfasst wurden.

Auf Basis der erhobenen Daten entspricht dies bei 402 Gebäuden im Programmgebiet einer privaten Stellplatzquote von 0,6, welche natürlich zunächst als sehr gering zu be- zeichnen ist.

Bei einer Betrachtung aller verfügbaren Stellplätze (öffentlich & privat) innerhalb des Pro- grammgebietes sowie direkt angrenzender (öffentlicher Stellplatze) errechnet sich bei rund 1.000 Stellplätzen eine Quote von 2,5. Hierbei ist jedoch der Stellplatzbedarf der Vollsor- timenter und Einkaufsbereiche im Bereich Rosengarten/Dr.Sigmund.Wolf-Platz zu berück- sichtigen. In diesem Zusammenhang sei auf die mittelzentrale Funktion der Stadt Linz am Rhein hingewiesen, wonach die öffentlichen Stellplätze nicht nur von Bewohnern ohne eigenen (privaten) Stellplatz, sondern auch von Besuchern aus dem Umland in Anspruch genommen werden.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das Stellplatzangebot (öffentlich und privat) innerhalb des Programmgebietes eher gering ausfällt. Dies ist vor allem dem mittelalterli- chen Stadtgrundriss und der damit verbundenen engen Bebauung zu begründen. An das Programmgebiet grenzen jedoch zahlreiche, teilweise großräumige öffentliche Stellplatz- flächen, die von Besuchern der Stadt genutzt werden könne. Die Nutzung dieser Stell- plätze durch Bewohner der Altstadt ist aufgrund der geltenden Parkraumbewirtschaftung in vielen Bereichen nur bedingt möglich.

Im Fokus der öffentlichen Maßnahmen hinsichtlich des Parkraums sollten demnach vor- wiegend die Parkleitung sowie die Neuregelung der Parkraumbewirtschaftung durch die Stärkung des Anwohnerparkens stehen (z.B. (tagsüber: Beschäftigte/abends und nachts: Anwohner). Gleichzeitig müssen die Parkplätze im und um das Programmgebiet gestalte- risch in das historische Stadtbild eingebunden werden. Der jetzige Zustand vieler (groß- räumiger) Stellplatzanlagen wie beispielswiese der Parkplatz Burg Linz sowie der Parkplatz „alter Brandweiher“ bedürfen einer gestalterischen Aufwertung bei gleichzeitiger Verbes- serung der Funktionalität.

Es wird zudem empfohlen, im Zuge von privaten Maßnahmen (bspw. Entkernung) im Kern- bereich effizientere, gemeinschaftliche Lösungen zu finden, um somit die Möglichkeit zu schaffen, Flächen zu entsiegeln, Freiraum zu schaffen und dennoch genug Parkraum im Kernbereich des Programmgebietes zu erhalten. Damit einhergehend gilt es zudem, die Zufahrtsregelungen im Altstadtbereich zu überprüfen, um Bewohnern die Andienung Ihrer Wohngebäude per Kfz zu erleichtern.

4.4 Wirtschaft, Nutzung und Infrastruktur Linz erfüllt aufgrund seiner zentralen Lage, seiner historischen Innenstadt und dem Sitz der Verbandsverwaltung eine wichtige Funktion für die umliegenden Orte und ist bemüht seine Funktion als Mittelzentrum weiter zu stärken.

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Einkaufen Das Einzelhandelsangebot in der Linzer Innenstadt weist einen breiten Branchenmix und eine Vielzahl von Fachhändlern auf. Sodass es sowohl ein touristisches Angebot gibt, als auch eine Versorgung für den täglichen Bedarf. Lebensmittelgeschäfte befinden sich weitestgehend im Stadtkern, nur vereinzelt gibt es auch Geschäfte in den angrenzenden Ortsteilen und Gemeinden. Mit dem Meusch-Einkaufszentrum liegen Vollsortimenter und Discounter nur etwa einen Kilometer nördlich der Fußgängerzone.

Ein weiterer Vollsortimenter neben dem Parkhaus Stadtmitte befindet sich in Planung.

Gewerbe Die Verbandsgemeinde Linz verfügt über drei Gewerbegebiete mit Unternehmen unterschiedlicher Größen und Branchen. Insbesondere die Nähe der Gewerbegebiete zur ermöglicht hier Standortvorteile für Logistikunternehmen. In Vettelschoß befinden sich das Logistikzentrum und der Firmensitz des Birkenstock Konzerns (Schuhhersteller).

Durch den einst wichtigsten Wirtschaftszweig der Basaltindustrie ist Linz auch heute noch Sitz der 1888 gegründeten BAG – Basalt-Actien-Gesellschaft. Inzwischen wurde der Basaltabbau verlagert und die BAG Teil der Werhahn-Gruppe. Der Firmensitz des inzwischen international agierenden Unternehmes liegt weiterhin in Linz. Ebenso hat die Tochtergesellschaft „Deutag AG“ einen Unternehmenszweig in Linz.

Mit der Niedax GmbH & Co. KG (Kabelverlegesysteme) befindet sich in der Gemeinde St. Katharinen der Hauptsitz und Produktionsstand eines weiteren international agierenden Unternehmens. Neben den großen Unternehmen sind in der Verbandsgemeinde zahlreiche mittelständische Unternehmen aktiv.

Ein wichtiger Wirtschaftszweig ist in Linz heute der Tourismus und die damit verbundenen Branchen.

Bildung In der Stadt Linz befindet sich eine Grundschule (Bürgermeister-Castenholtz-Schule), das Martinus Gymnasium, sowie eine Integrative Realschule plus und Fachoberschule (Robert- Koch-Schule). Der 2013 neu ausgerichtete Fachoberschulzweig der integrativen Realschule ermöglicht die Erlangung der Fachoberschulreife in den Schwerpunkten „Gesundheit/Soziales“ und „Wirtschaft/Verwaltung“.

Weiterführende und ergänzende Angebote in der Aus-, Weiterbildung und Umschulung schaffen Standorte der Berufsbildenden Alice-Salomon Schule (BBS-Linz), dem Institut für Schulung und Beruf (ISB) und der Deutschen Angestellten-Akademie (DAA). Die Kreisvolkshochschule Neuwied ist mit einer Außenstelle vertreten.

Alle Bildungsangebote befinden sich innerhalb oder in unmittelbarer Nähe des Untersuchungsgebiets. In Vettelschoß, St. Katharinen und Leubsdorf finden sich die weiteren Grundschulen der Verbandsgemeinde.

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Linksrheinisch ist in Remagen der RheinAhrCampus mit 2.700 Studierenden seit 1998 neuer Standort der Hochschule Koblenz. Er umfasst die beiden praxisorientierten Fachbereiche „Mathematik und Technik“ sowie „Wirtschafts- und Sozialwissenschaften“.

Medizinische Versorgung 1979 erfolgte die Inbetriebnahme des Franziskus-Krankenhauses im neuen Stadtteil Roninger Hof oberhalb von Linz. Linksrheinisch finden sich das Krankenhaus Remagen und die Ahrtalklinik. Die Versorgung im medizinischen Bereich ist in Linz am Rhein als gut zu beurteilen. Ein breites Spektrum an Ärzten und Apotheken bündeln sich im Innenstadtbereich.

Arbeitsmarkt und Pendler Statistiken zur Arbeitslosigkeit sind nur auf Landkreisebene für Neuwied verfügbar. Hier liegt die Arbeitslosenquote im Februar 2015 mit aktuell 6,3 % leicht unter der bundesdeutschen Quote von 6,9 %.

In der Stadt Linz am Rhein gibt es einen Einpendlerüberschuss von 479 Sozialversicherungspflichtig-Beschäftigten.

Unter den Einpendlern gibt es fast zehn Mal so viele Frauen wie Männer. Dies könnte auf den hohen Anteil von Frauen in Einzelhandel, Gastronomie und Gastgewerbe zurückzuführen sein.

Abbildung 76: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (Quelle: Statistisches Landesamt RLP)

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Abbildung 77: Berufspendler (Quelle: Statistisches Landesamt RLP)

4.5 Öffentliche Freiräume und Plätze Innerhalb des Programmgebietes gibt es eine Reihe öffentlicher und privater Freiräume mit unterschiedlicher Bedeutung für den Stadtkern, aber auch für die Gesamtstadt.

In der dicht bebauten Stadtstruktur von Linz befinden sich mehrere Platzflächen unter- schiedlicher Größe. Als wichtigster Platz und in zentraler Lage im historischen Stadtkern ist der Marktplatz zu nennen. Dieser von Rathaus und zahlreichen ortsbildprägenden Ge- bäuden gesäumte Platz weist fast keine baulichen Mängel auf. Auch befinden sich im direkten Umfeld nur wenige Gebäude mit sichtbaren Mängeln.

Der Platz wurde 1993 saniert, ist gepflastert und an den Seiten mit Bäumen bepflanzt. Das Pflaster weist kleine Mängel auf und bei der Gestaltung der Gebäude gibt es Verbes- serungsbedarf, insbesondere bei Werbeanlagen, Überdachungen und der Schaufensterge- staltung. Der gesamte Platz ist durch eine attraktive Randbebauung städtebaulich gefasst. Insgesamt ist der Marktplatz gekennzeichnet durch eine reduzierte Gestaltung mit Rats- brunnen und funktionalen Sitzgelegenheiten. Die Mariensäule im nördlichen Platzbereich wurde vor kurzem von einer Bürgerinitiative saniert und konserviert. Der Platz wird sehr stark besucht, wird für Außengastronomie genutzt und hat einen städtischen Charakter.

Obwohl er in der Fußgängerzone liegt, wird der Marktplatz auch von Autos befahren und zum Parken genutzt. Diese stehen verstreut und ungeordnet auf dem Platz und stören das Bild. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.

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Abbildung 78: Marktplatz Abbildung 79: Marktplatz mit Autos

Der Buttermarkt liegt sehr zentral, zwischen „Mittelstraße“, „Klosterstraße“, „Brüder- straße“ und „Neustraße“. Der Platz wurde 1984 umgestaltet, wurde gepflastert und teil- weise bepflanzt. 1986 wurde das Denkmal der Buttermarktfrau errichtet, zum Gedenken an die Landfrauen aus der Umgebung, die früher ihre Produkte auf dem Platz anboten. Der Platz ist klein und schmal und eher ein Durchgangsraum, als ein Aufenthaltsraum. Er wird nicht nur von historischen Gebäuden, sondern auch vom Gebäude der Sparkasse geprägt. Dieser große Baukörper wirkt inmitten der kleinteiligen Bebauung wie ein Fremdkörper und ist städtebaulich nicht integriert. Der Buttermarkt ist von kleinteiligen Einzelhandelsunter- nehmen und Gastronomie umgeben.

Abbildung 80: Gebäude der Sparkassen Abbildung 81: Buttermarktfrau

Südöstlich des Buttermarktes, am Übergang zur „Neustraße“ gibt es eine Straßenaufwei- tung „Am Halborn“. Diese wurde im Rahmen der Sanierung Mitte der 1980er Jahre um- gestaltet. Das Gefälle wurde an dieser Stelle mit geschwungenen, abgerundeten Stufen abgefangen. Der Platz ist gepflastert, entlang der Stufen stehen lange, schmale Blumen- kübel, die an den Verlauf der Stufen angepasst sind. In der Platzmitte steht ein einzelner Baum, der von einer hölzernen Sitzbank umgeben wird. Abgesehen von kleinen Beschädi- gungen der Blumenkübel gibt es hier keine augenscheinlichen Gestaltungsmängel.

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Abbildung 82: „Am Halborn“ Abbildung 83: Zugang aus „Am Totenborn“

Der Burgplatz liegt im Westen des Stadtkerns, dem Rhein zugewandt. Er wurde 1983 saniert, ist insgesamt ansprechend gestaltet und wird insbesondere durch die historische Bausubstanz geprägt. Das Rheintor als noch erhaltener Teil der Stadtmauer und die Burg sind die wesentlich platzbestimmenden Ankergebäude für diesen Bereich. Der Burgplatz bildet einen wichtigen Eingangsbereich zum Stadtkern. Besucher, die per Schiff, Bus oder Bahn anreisen, sowie Autofahrer, die an der Burg oder am Rhein parken, gelangen über den Burgplatz in den Stadtkern.

Der Platz ist gepflastert, der westliche Bereich wird durch das Café Leber bespielt und auf der gegenüberliegenden Platzseite bietet eine Linde einen schattigen Aufenthaltsbereich. Vor dem Café befindet sich der „Strunzerbrunnen“. Es gibt auf dem Platz, vor dem Haupt- eingang der Burg, einen Höhensprung von ca. 1 m. Dieser ist mit vier geschwungenen, weichen Stufen angelegt und teilweise bepflanzt. Die Möblierung des Platzes ist sehr funktional und schwächt den positiven Gesamteindruck. Die Straßenlaternen passen in die historische Umgebung, aber Abfalleimer, Sitzgelegenheiten und insbesondere Beton- kuben, die den Raum um die Linde herum für Autos blockieren sollen, stören das Gesamt- bild. Durch eine passende Möblierung und möglicherweise durch eine veränderte Bepflan- zung kann das Erscheinungsbild des Platzes aufgewertet werden.

Abbildung 84: Burgplatz Abbildung 85: Höhensprung vor Burg

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Ein kleiner, etwas peripherer Platz ist der „Kirchplatz“. Er ist der Vorplatz der Marienkirche, die 1967 eingeweiht wurde. „Kirchplatz“ bezeichnet zum einen den kleinen, teilweise be- grünten Vorplatz und zum anderen die ihn umgebenden Straßen. Sowohl das Kirchenge- bäude, als auch der „Kirchplatz“ sind im Geiste der 60er und 70er Jahre gestaltet und weisen aus heutiger Sicht Gestaltungsdefizite auf. Die Gehwege auf dem „Kirchplatz“ sind mit Waschbetonplatten gepflastert. Zu den Straßen sind sie mit Pollern abgesperrt, sodass sie nicht befahren werden können. Abseits der Wege ist der Platz mit Rasen und unter- schiedlichen, nicht heimischen Hecken bepflanzt. Kirche und Pfarrbücherei können über eine Treppe und eine Rampe betreten werden. Ein Hinweisschild weist jedoch darauf hin, dass die Rampe zur Benutzung durch Rollstuhlfahrer ohne Hilfe nicht geeignet ist. Die Straßen sind gepflastert und teilweise beidseitig von Bäumen und Sträuchern umgeben. Die südlich gelegene Straße wird außerdem von Heiligenstöcken gesäumt. Sieben neugo- tische Stationsbilder entlang des Stationenweges stellen die sieben Schmerzen Mariens dar. Diese sind jedoch etwas in der wuchernden Begrünung versteckt. Durch den Sicht- beton der Kirche und die Betonplatten des Platzes wirkt der „Kirchplatz“ abweisend und nicht wie ein Aufenthaltsort.

Die Grünflächen machen generell einen etwas ungepflegten Eindruck und sollten durch eine zeitgemäße Gestaltung und Bepflanzung aufgewertet werden.

Abbildung 86: „Kirchplatz“ Abbildung 87: „Kirchplatz“

Südöstlich der evangelischen Kirche befindet sich der Dr. Sigmund-Wolf-Platz. Der ge- pflasterte Platz liegt auf dem Dach des Parkhauses Stadtzentrum und wurde 1991 ange- legt. Im Süden des Platzes stehen das Stadtarchiv, eine ehemalige Klosterkapelle und ein modernes Gebäude mit einem Optikerfachgeschäft im Erdgeschoss. Ansonsten ist der Platz städtebaulich nicht gefasst und wirkt daher zu groß und leer. Er ist mit einigen schlichten Sitzbänken möbliert. Auffällig sind die Oberlichter des Parkhauses, ein großer, alter Baum im Nordosten des Platzes und eine Skateranlage. Dieser Platz ist der einzige Freiraum im Innenstadtbereich, der ein Angebot für Jugendliche bereithält. Allerdings ist die Skateranlage sehr minimalistisch ausgestattet und es ist nicht zu erwarten, dass sie die Bedürfnisse der Jugendlichen befriedigt.

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Auf dem Platz wird in naher Zukunft ein Vollsortimenter angesiedelt, das sog. „Molti- Gebäude“ wird abgerissen und der Platz wird als Parkplatz genutzt werden. Die Einrich- tungen für Jugendliche müssen verlagert werden.

Abbildung 88: Dr. Sigmund-Wolf-Platz Abbildung 89: Skateranlage

Ein namenloser Freiraum befindet sich im Norden des Programmgebietes an der Straße „Grabentor“, wo sich seit 1865 die evangelische Kirche befindet. Der Platz hat Ähnlichkeit mit dem „Kirchplatz“. Auch hier sind die Wege teilweise mit Waschbetonplatten belegt. Vor allem im nördlichen Bereich, der „Asbacher Straße“ zugewandt macht die Bepflanzung einen ähnlich ungepflegten Eindruck wie auf dem „Kirchplatz“. Westlich der Kirche wirkt der Freiraum jedoch wesentlich ordentlicher und freundlicher. Er ist von einer Basaltstein- mauer umgeben, Teilbereiche sind durch Buchsbaumhecken voneinander abgegrenzt und es gibt gut gestaltete Aufenthaltsbereiche. Durch eine Anpassung der Gestaltung im Be- reich des Haupteingangs an die gelungene Gestaltung im rückwärtigen Bereich, könnte hier ein attraktiver, kleiner Treffpunkt gestärkt werden.

Abbildung 90: Vorplatz der ev. Kirche Abbildung 91: Sitzecke vor ev. Kirche

Der Pulverturm in der südlichsten Ecke des Programmgebietes ist von einer Grünfläche umgeben. Diese ist von mehreren großen Bäumen bestanden und um den Turm herum ist ein ringförmiges Beet angelegt. Der Pulverturm wurde um 1350 erbaut und ist bisher nicht begehbar. Vor dem Turm ist eine Sitzbank aufgestellt, die Aussicht auf die Bahntrasse und die parkenden Autos ist jedoch nicht besonders attraktiv. An die Freifläche grenzt ein Seite 61, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

umzäunter Spielplatz an, der jedoch wochentags erst nach 15 Uhr frei zugänglich ist und ansonsten nur Kindern des Montessori Kinderhauses zur Verfügung steht. Die Gestaltung des Freiraums ist dem Ort angemessen. Eine mögliche Verbesserung könnte die Öffnung des Pulverturms als Aussichtspunkt sein. Von oben hätte man eine Aussicht über die Bahnstrecke hinweg auf den Rhein.

Abbildung 92: Pulverturm Abbildung 93: Spielplatz

Das Rheinufer ist potenziell ein sehr wichtiger Freiraum. Benannt ist der Uferabschnitt nach Linz‘ französischer Partnerstadt in „-Ufer“. Dort kommen viele Besucher an und die Nähe zum Rhein ist eine der Attraktionen in Linz, bzw. eine wichtiger landschaft- licher Reiz. Allerdings ist das Rheinufer nicht dementsprechend gestaltet. Es gibt keinen direkten Zugang zum Wasser außer am Fähranleger. Direkt am Ufer verläuft ein unattrak- tiver, rein funktional gestalteter Weg, dahinter liegt eine Rasenfläche. Unterbrochen wird die Rasenfläche von Parkplätzen, einer Boulebahn und einem Gastronomiebereich. Domi- niert wird dieser Freiraum jedoch weniger vom Rhein, als durch die B 42, die Bahntrasse und die Parkplätze. Dadurch entsteht eine Atmosphäre, ähnlich einem Autobahn-Rast- platz. Eine visuelle Abgrenzung der Freifläche zu den Verkehrsflächen, sowie die Stärkung der Beziehung zum Rhein könnten dem Pornic-Ufer zu mehr Aufenthaltsqualität verhelfen.

Das Hotel Restaurant Haus Bucheneck, das auch das Linzer-Brauhaus beherbergt wird vom Linz-Donau-Park umgeben. Dieser ist nach der österreichischen Partnerstadt Linz an der Donau benannt. In diesem Park gibt es attraktive baumbestandene Grünflächen, einen modernen Kinderspielplatz und ein Steinmuseum. Letzteres wurde von der Basalt AG ge- stiftet und enthält verschiedene Gesteinsarten aus den Steinbrüchen der Firma, diese Steine sind entlang des asphaltierten Weges aufgestellt und mit Infotafeln beschriftet. Das Brauhaus verfügt über einen Biergarten, der gut in den Park integriert ist.

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Abbildung 94: Pornic-Ufer Abbildung 95: Parkplatz am Rhein

Abbildung 96: Steinmuseum im Abbildung 97: Spielplatz Linz-Donau-Park

Im Osten des Gebietes liegt der Tilman-Joel-Park. Der Park umgibt die Kirche St. Martin, ist größtenteils ein Friedhof und wurde nach dem kurfürstlichen Diplomaten Tilman Joel (um 1395-1461) benannt. Dieser ist in Linz als Stifter der nicht mehr existierenden Rats- kapelle und der Bildnisse des Marienaltars und des Gnadenstuhls bekannt.

Der Park liegt in Hanglage und wird durch parallel verlaufende Wege in Terrassen unter- teilt. Er ist mit unterschiedlichen Baumarten bepflanzt, vorwiegend Nadelbäume. Auf dem Kirchhof befinden sich Grabsteine aus fünf Jahrhunderten. Seit 1985 kümmert sich der Förderverein St. Martin-Kirche Linz/Rh. e.V. um die Erhaltung und Restauration der eigent- lichen Kirche und des Parks. Der Verein sammelt für diesen Zweck Spenden und führt einige Arbeiten in Eigenleistung aus. Der Park wirkt grundsätzlich gepflegt. Allerdings gibt es verschiedenen Stellen Handlungsbedarf: Die Mauern einiger Gräber verfallen, manche Grabsteine sind abgesackt und insbesondere das Toilettenhäuschen bzw. die ehemalige Leichenhalle und dessen Umgebung machen einen sehr sanierungsbedürftigen Eindruck. Auffällig ist außerdem die provisorische Beschilderung der kirchlichen Sehenswürdigkeiten durch laminierte Papierschilder. Es gibt einen barrierefreien Zugang zur Kirche, aber auch dieser ist offensichtlich ein Provisorium und sollte professionell gestaltet werden. Der Rheinsteig führt durch den Park, auch dessen Beschilderung ist erneuerungsbedürftig. Seite 63, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Südlich der Kirche gibt es einen Aufenthaltsbereich mit Sitzgelegenheiten und einem Aus- sichtspunkt. Treppen führen zum „Kirchplatz“ und zur Straße „Am Totenborn“.

Abbildung 98: Tilman-Joel-Park Abbildung 99: Tilman-Joel-Park

Abbildung 102: WC-Ge- Abbildung 101: Bauliche Abbildung 100: Lami- bäude Mängel nierte Schilder

4.6 Landschaftsräume und Tourismus Das Stadtgebiet Linz liegt in der Region Naturpark Rhein-Westerwald, die durch die Kom- bination aus Rheintal und Höhenzügen geprägt ist. So lässt sich Linz am Rhein naturräum- lich einerseits den Linzer Terrassen zuordnen, während sich im Norden und Osten das Stadtgebiet über den Rheinwesterwälder Vulkanrücken erstreckt und sich der westliche Altstadtbereich der Linz-Hönninger Talweitung zuordnen lässt. Die fast ebene Talweitung wird insbesondere linksrheinisch (Remagen/Sinzig) sichtbar. Das gesamte Stadtgebiet ist damit Teil des Naturraums Rheinwesterwälder Vulkanrücken.

Die Landschaft ist durch Höhenlagen Schlösser, Burgen und Burgruinen, zahlreiche Seen, die charakteristische Rheinlandschaft und unterschiedliche Weindörfer geprägt. Die be- wegte Topografie hat im Zuge der Besiedlung Wohnstandorte in attraktiven Hanglagen ermöglicht, die Altstadt ist jedoch in einer Tallage eingebettet.

Im Umfeld sind die verbliebenen traditionellen Weinbaulagen noch heute ein wichtiges landschaftliches Element. Ebenso hat der Basaltabbau Spuren hinterlassen. Das Stadtge- biet ist heute mit 62,4 % recht stark bewaldet. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche im Stadtgebiet fällt mit 16,4 % vergleichsweise gering aus.

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Abbildung 103: Flächennutzung in der Stadt Linz am Rhein (Quelle: Statistisches Landesamt RLP)

Tourismus Die historische Altstadt in Linz am Rhein ist ein Touristenzentrum und Ausflugsziel. Die abwechslungsreiche Landschaft bietet vor allem im Bereich des Rad- und Wandertouris- mus viele Möglichkeiten.

In Linz am Rhein gibt es mehrere kleine Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen. Von den 19.367 Übernachtungen in der gesamten Verbandsgemeinde entfallen, fast 70 % auf die Stadt Linz. Die angrenzenden Verbandsgemeinden Unkel (39.372) und Bad Hönningen (31.768) verzeichnen jedoch deutlich höhere Übernachtungszahlen.

Eine Touristische Bestandsanalyse der Verbandsgemeinde Linz am Rhein aus 2012 be- mängelt die mindere Qualität der Beherbergungsbetriebe. Viele seien äußerlich veraltet, teilweise in einem schlechten Zustand und es gäbe nur wenige innovative Konzepte. Die durchschnittliche Verweildauer der im Jahr 2013 statistisch erfassten 6.341 Gäste in der Stadt Linz beläuft sich ähnlich der umliegenden Gemeinden auf nur zwei Tage und ist vermutlich auf einen großen Anteil von Kurzzeitgästen zurückzuführen. Die touristische Bestandsanalyse zeigt, dass nur ein kleiner Teil der Gäste in Linz Übernachtungsgäste sind. Das Verhältnis von Übernachtungsgästen zu Ausflugsgästen beträgt einer Experten- einschätzung nach 1:5, einer Gäste-Befragung nach 1:10 und laut den Angaben des DWIF für das gesamte Rheintal 1:15. Die Auslastung der Beherbergungsbetriebe liegt bei unter 20 Prozent. In Rheinland-Pfalz liegen die Auslastung bei 32 Prozent und die durchschnitt- liche Aufenthaltsdauer bei 2,7 Tagen.

Nur neun Prozent der Gäste in Linz kommen aus dem Ausland, die meisten davon aus den angrenzenden Beneluxländern. 65 Prozent der befragten Besucher reisen mit dem Auto nach Linz, 20 Prozent kommen mit der Bahn. Die drei wichtigsten Gründe Linz zu besu- chen, sind laut der Befragung die Natur und die Nähe zum Rhein, das Fachwerkensemble der Altstadt, sowie Erholen und Entspannen. Bei sonstigen Gründen werden Einkaufen, Veranstaltungen und Gastronomie genannt. Seite 65, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Die Verfasser der touristischen Bestandsaufnahme und die von ihnen befragten Experten bewerten Gastronomie und Beherbergung in Linz eher negativ. Die meisten befragten Be- sucher kennen Linz und waren bereits mehrmals in der Stadt. Sie bewerten die Angebote deutlich positiver.

Linz bietet ein umfangreiches Angebot zur Freizeitgestaltung. Die abwechslungsreichen Landschaftsräume sind über eine Vielzahl von Wanderwegen und ergänzender Infrastruk- tur wie der Kasbachtalbahn erschlossen (näheres unter Rad- und Fuß- und Wanderwege).

Bedeutende historische Altstädte wie Linz, Unkel, Sinzig und Remagen sowie die zahlrei- chen Burgen, Ruinen und Museen machen das kulturelle Angebot der Region aus.

Abbildung 104: Flohmarkt auf dem Marktplatz Abbildung 105: Burgplatz (Quelle: https://commons.wikime- dia.org/wiki/File:Burgplatz_in_Linz_am_Rhein.jpg) Seite 66, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

5. Städtebauliche Missstände Die für die Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit des Untersuchungsgebietes ursächli- chen städtebaulichen Missstände werden durch die in Kapitel 1 thesenhaft aufgeführten Defizite hervorgerufen. Nach § 136 (3), Sätze 1 und 2, BauGB ist u. a. dann von städte- baulichen Missständen auszugehen, wenn: die Wohn- und Arbeitsverhältnisse oder die Sicherheit der in dem Gebiet wohnenden und arbeitenden Menschen in Bezug auf a) Belichtung, Besonnung und Belüftung der Wohnungen und Arbeitsstätten, b) die bauliche Beschaffenheit von Gebäuden, Wohnungen und Arbeitsstätten, c) die Zugänglichkeit der Grundstücke, d) die Auswirkung einer vorhandenen Mischung von Wohn- und Arbeitsstätten, e) die Nutzung von bebauten und unbebauten Flächen nach Art, Maß und Zustand, f) die Einwirkungen, die von Grundstücken, Betrieben, Einrichtungen oder Verkehrs- anlagen ausgehen, insbesondere durch Lärm, Verunreinigungen und Erschütte- rungen, g) die vorhandene Erschließung; die Funktionsfähigkeit des Gebiets in Bezug auf a) den fließenden und ruhenden Verkehr, b) die wirtschaftliche Situation und die Entwicklungsfähigkeit des Gebietes unter Be- rücksichtigung seiner Versorgungsfunktion im Verflechtungsbereich, c) die infrastrukturelle Erschließung des Gebiets, seine Ausstattung mit Grünflächen, Spiel- und Sportplätzen und mit Anlagen des Gemeinbedarfs, insbesondere unter Berücksichtigung der sozialen und kulturellen Aufgaben dieses Gebiets im Ver- flechtungsbereich, nicht gewährleistet ist.

Die in diesem Kriterienkatalog genannten städtebaulichen Missstände konnten in mehreren Bereichen des Untersuchungsgebiets (vgl. Analyse) beobachtet werden:

- hohe Anzahl an sanierungsbedürftiger (privater) Bausubstanz, - hoher Altersdurchschnitt der Bewohner im Programmgebiet, - unzureichende Erschließung in historischen Gebäude, insbesondere von Wohnflä- chen in den Obergeschossen, - fehlender privater/halböffentlicher Freiraum in den Quartieren aufgrund enger Be- bauung (Nebengebäude in den Innenbereichen), - fehlende wohnortnahe innerstädtische Freiräume aufgrund des engen (historisch bedingten) Stadtgrundrisses, - überdurchschnittlich hohe Leerstandsquote bei gewerblichen Flächen in den Erdge- schossen (Einzelhandel, Gastronomie) in Teilbereichen der Altstadt (z.B. „Neustraße“), - erschwerte Erschließung durch enge Straßenquerschnitte im Altstadtbereich: Kon- flikte zwischen Fußgänger- und PKW-Verkehr trotz stellenweise ausgewiesenen Fußgängerzonen.

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6. Modernisierungsrichtlinie Mit Hilfe des Städtebauförderungsprogramms „Historische Stadtbereiche“ werden städte- bauliche Maßnahmen in der Altstadt Linz am Rhein unterstützt, um insbesondere die denk- malwerte Bausubstanz sowie das Stadtbild zu sichern und zu erhalten. Ein wichtiger Bau- stein des Programms sind dabei private Investitions- und Modernisierungsmaßnahmen. In Zuge dessen ist die Aufstellung einer Modernisierungsrichtlinie erforderlich, um damit ein abgestimmtes Regelungsinstrument für zukünftige Förderungen zu erhalten.

Anhand einer äußerlichen Gebäudebewertung sowie aufgrund von Angaben in der durch- geführten Fragebogenaktion wurden sämtliche Gebäude bewertet und in fünf Kategorien eingeteilt. Die modernisierungs- und instandsetzungsbedürftigen Gebäude wurden in der Modernisierungsrichtlinie ausgewiesen. Der Vorteil der Kennzeichnung liegt darin, dass es im Falle einer Förderung für die gekennzeichneten Gebäude keiner Einzelfallgenehmigung durch die ADD bedarf. Zwischenzeitlich ist die Abstimmung der zukünftig förderfähigen Gebäude mit Vertretern der ADD erfolgt.

Mit diesem Instrument ist die Stadt in der Lage, zukünftig umfassende Modernisierungs- maßnahmen an privaten Gebäuden finanziell zu unterstützen, getreu dem Motto: „Die Menschen, die sich mit ihrem Wohn- und Arbeitsumfeld identifizieren, sind bereit, lang- fristig dort zu wohnen und in ihr Eigentum zu investieren!“

Baurechtliche Vorschriften werden durch die Modernisierungs-/Instandsetzungsvereinba- rung nicht berührt. Der Eigentümer ist verpflichtet, die gegebenenfalls erforderlichen Ge- nehmigungen einzuholen. Bei Kulturdenkmälern besteht bspw. die Pflicht einer denkmal- rechtlichen Genehmigung durch die Untere Denkmalschutzbehörde.

6.1 Instandsetzungs-, Modernisierungs- und Sanierungsbedarf Die Festlegung der für die Förderung vorrangig in Frage kommenden erhaltenswürdigen und modernisierungs-/instandsetzungsbedürftigen Gebäude und Grundstücksflächen er- folgte flächendeckend durch Beurteilung des derzeitigen Gebäudeäußeren und Einteilung in verschiedene bauliche Qualitätsstufen (in Zweifelsfällen ist im Rahmen von Einzelprü- fungen bspw. auch der innere Gebäudezustand zu erfassen und zu bewerten).

B 1 guter Zustand kein Instandsetzungsbedarf erkennbar - ggfs. Einzelfallprüfung not- Bsp.: Gebäude ohne Mängel oder Neubaugebäude wendig

B 2 leichte Mängel Instandsetzung erforderlich - ggfs. Einzelfallprüfung not- Bsp.: Leichte Mängel wie gestalterische Überformung wendig durch die Verwendung ortsuntypischer Materialien, opti- sche Verschlechterung des Gesamteindrucks durch Abnut- zung, Alterung, Witterungseinflüsse oder Einwirkung Drit- ter. Seite 68, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

B 3 mittlere Mängel Modernisierung erforderlich - Förderung möglich Bsp.: Beeinträchtigung des Straßen-/Stadtbildes, Beein- trächtigung der bestimmungsgemäßen Nutzung, Miss- stände liegen vor, wenn die bauliche Anlage nicht den all- gemeinen Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeits- verhältnisse entspricht. B 4 erhebliche Mängel Sanierung erforderlich - Förderung möglich Bsp.: Erhebliche Beeinträchtigung des Straßen-/Stadtbil- des, erhebliche Beeinträchtigung der bestimmungsgemä- ßen Nutzung, erneuerungsbedürftige bauliche Anlage.

B 5 schwere Mängel Sanierung oder Abriss ist zu prüfen - Förderung möglich (unter Berücksichtigung der Bedeutung für das Stadtbild und des Denkmalschutzes) Gebäude sind nur berücksichtigungsfähig, wenn bei diesen noch eine wirtschaftlich vertretbare Instandsetzung mög- lich ist (sonst: Teil-/Totalabriss). S Sonstige Bsp.: Nebengebäude - Einzelfallprüfung notwen- dig Abbildung 106: Einordnung in fünf bauliche Qualitätsstufen

Entsprechend der oben dargestellten Tabelle wurden sämtliche Gebäude innerhalb des Programmgebietes „von außen“ analysiert und mittels „Gebäudesteckbriefen“ dokumen- tiert. Der Stadt Linz am Rhein liegen die Gebäudesteckbriefe für sämtliche Gebäude vor.

Die Dokumentation enthält folgende Angaben:  gebäudebezogene Grunddaten mit Abbildungen,  geschossweise Nutzung,  Bewertung des baulichen Zustands,  Darstellung der Gestaltungsmerkmale,  Angaben zur Grundstücksnutzung,  Bemerkungen/Teilnahme an der Fragebogenaktion.

Die Analyse wurde durch Angaben der Eigentümer der vorangegangenen Befragung er- gänzt. Beispielsweise konnte auch deren Einschätzung zum Zustand und Modernisierungs- bedarf der eigenen Gebäude mit in die Betrachtung einfließen.

Bausubstanzbewertung Die Gesamtbewertung der Bausubstanz wird farblich dargestellt und dient als Grundlage für die Modernisierungsrichtlinie. Hieraus werden die für eine Förderung vorrangig in Frage kommenden modernisierungs- bzw. instandsetzungsbedürftigen Gebäude und Grund- stücksflächen abgeleitet (Anlage zur Modernisierungsrichtlinie) und festgelegt.

Das Programmgebiet ist 15,6 ha groß. In der Modernisierungsrichtlinie werden 335 der insgesamt 408 privaten Gebäude (rund 82 %) als direkt modernisierungsfähig ausgewie- sen. Bereits vor Beschluss des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes und der Modernisierungsrichtlinie bestehen mehrere Anfragen von Hauseigentümern, sodass davon auszugehen ist, dass eine Vielzahl an privaten Modernisierungsmaßnahmen umge- setzt werden kann. Seite 69, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Abbildung 107: Analyseplan Gebäudesubstanz, ohne Maßstab

Ziel ist es, dass zukünftig mindestens 4 Maßnahmen pro Jahr angegangen und realisiert werden. Dieser Wert wird als realistisch angesehen, da nicht alle Eigentümer eine Sanie- rung vorsehen bzw. über das notwendige Eigenkapital dafür verfügen. Sofern primär die mit mittleren bis schweren Mängel bewertetet Gebäude einer privaten Sanierung unterzo- gen werden, ist eine Sanierungsquote von mindestens 20 % zu erwarten.

Im Rahmen von Modernisierungsmaßnahmen ist die bestehende Gestaltungssatzung so- wie die Anforderungen des Denkmalschutzes zu berücksichtigen, bzw. an zeitgemäße Anforderungen im Sinne des „Weiterbauens“ anzupassen.

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7. Leitlinien und Handlungsschwerpunkte Als nächster Schritt erfolgt die Entwicklung von Leitlinien für zukünftige Planungen im Historischen Stadtgebiet „Altstadt Linz am Rhein“. Konkretisiert werden diese im An- schluss durch die Formulierung von Handlungsschwerpunkten, Maßnahmen und Prioritä- ten. Dazu wurden die bestehenden Entwicklungschancen, die ortsspezifischen Strukturen und Problempunkte aber auch die übergeordneten Planungsabsichten insgesamt betrach- tet und berücksichtigt.

Die wichtigsten Leitlinien werden stichwortartig aufgezählt. Die Aufzählung ist nicht ab- schließend und zunächst ohne eine Einstufung in Prioritäten zu verstehen. Die Realisierung der Maßnahmen hängt von der Entwicklung vieler Faktoren ab und kann je nach finanzi- eller Situation der Stadt und Wichtigkeit zeitlich versetzt oder auch parallel angegangen werden.

Leitlinien Ziel des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes ist zukünftig die Aufwertung des Stadt- kerns im Gesamten, um die Stadt zukünftig wieder als historischen, touristischen und identitätsstiftenden Ankerpunkt am Rhein zu entwickeln. Der Stadtkern bietet aufgrund seiner Historie und seiner Ausstattung weitreichende Potenziale, sich wieder als lebendi- ges Quartier mit hoher Strahlkraft zu etablieren.

Durch die Maßnahmen der Stadterneuerung und Aufwertung des Stadtbildes werden Im- pulse auch für private Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen durch die Ein- wohnerschaft gesetzt. Ein positives Image und Planungssicherheit einschließlich finanzi- eller Anzeige schaffen ein Klima für neue Investitionen. Damit bieten sich auch Chancen und Synergien für die weitere wirtschaftliche Entwicklung im Sinne einer positiven Wir- kungskette.

7.1 Stadtbild und Baustruktur - Stabilisierung und Weiterentwicklung der Wohnnutzung im Programmgebiet durch Verbesserung der Bausubstanz und des Wohnumfeldes, - Neuordnung der Quartiersinnenbereiche, Flächenfreilegung (Nachverdichtung, Innenentwicklung, Erschließung), - Erneuerung und Sanierung der vernachlässigten, überalterten Bausubstanz mit Modernisierungszuschüssen, - Beseitigung störender und unbrauchbarer Gebäude. Neuordnung durch Umnut- zung und Neubebauung (Beseitigung der städtebaulichen Missstände und In- Wert-Setzung), - Darstellung der lokalen Baukultur und der baugeschichtlichen Epochen in der Altstadt. Hierzu kann die Entwicklung eines Informationssystems beitragen, um die Besonderheiten gerade auch der Privathäuser hervorzuheben und die Geschichte zu inszenieren. Hinweise auf touristische Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten (Verlauf und sichtbare Elemente der Stadtmauer) im Pro- grammgebiet sollten ebenfalls erfolgen, - Stadtbildpflege insbesondere im Bereich historischer Gebäude, Ensembles durch ständige Beratung sowie Erhalt der Stadtmauer, Seite 71, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

- langfristige Vereinheitlichung der Stadtmöblierung durch die Entwicklung eines einheitlich abgestimmten Gestaltungskonzeptes.

7.2 Nutzungen/Wohnen und Infrastruktur - Verbesserung des Wohn- und Arbeitsumfeldes innerhalb des Quartiers, - Schaffung von zeitgemäßem und attraktivem Wohnraum durch Umnutzung von Gebäuden und Nebengebäuden sowie die Wieder- und Umnutzung von geeigneten Gebäudeleerständen, - Stärkung des vorhandenen Einzelhandels, Förderung von Neuansiedlungen im Altstadtkern, - Unterstützung der Nach- und Wiedernutzung von gewerblichem Leerstand, o Leerstandsmanagement, - Entwicklung kurzfristiger Strategien zur Zwischennutzung von Leerständen, o bspw. Entwicklung von Nachbarschaftslösungen für Fahrrad-Abstellräume durch Abstimmung und Zusammenschluss mehrerer Eigentümer/Betroffe- ner, o Nutzung/Gestaltung leerstehender Schaufenster durch lokale Vereine/Fir- men (Bsp.: Schlaufenster Einbeck), o Etablierung von Pop-Up-Restaurants oder –Stores (exklusives, weil zeitlich begrenztes Angebot).

7.3 Verkehr, Parken, Straßenraum - Gestalterische Aufwertung der bestehenden Parkplätze, - Autofreier Altstadtkern, neue Zufahrtsregelungen für Teilbereiche, - funktionale und gestalterische Aufwertung/ortsgerechte Entwicklung der Stra- ßenräume im Programmgebiet, - Ergänzung und Wiederherstellung des bestehenden Fußwegenetzes, - Aufwertung der typischen Altstadtgassen (Gestaltung, Beleuchtung), - Verbesserung der Erreichbarkeiten durch Neuanlage moderner urbaner Ver- kehrsmittel, - Verknüpfung wichtiger Radwege mit dem Programmgebiet (verkehrssichere Wegeführung, Schaffung attraktiver Fahrradstellplätze), - Integration und Gestaltung des Rheinsteigs im Bereich der Altstadt.

7.4 Freiraum - gestalterische Aufwertung und Vernetzung der bestehenden öffentlichen Plätze durch Wege-, Informations- und Beleuchtungskonzept, - Steigerung der Aufenthaltsqualität öffentlicher Flächen (Inszenierung des Ele- ments Wasser), - Entwicklung neuer Blickbeziehungen und Sehenswürdigkeiten in der Stadt, - Schaffung neuer innerstädtischer Naherholungsflächen und nachbarschaftli- cher Begegnungsmöglichkeiten.

Seite 72, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

7.5 Soziales - Festigung und Ausbau der bestehenden ehrenamtlichen Initiativen, - Verstärkte Einbindung privater Akteure in die Stadtentwicklung (z.B. Mitwir- kung in Gremien, finanzielles Engagement), - Berücksichtigung der Belange besonderer Personengruppen bei der Stadtge- staltung (Jugend, Senioren, mobilitätseingeschränkte Personen, Neubürger).

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8. Entwicklungskonzept (Rahmenplan) und Maßnahmen Das umfassende Entwicklungskonzept - mit Aussagen zur Nutzung und baulich-räumli- chen Gestaltung - stellt die maßgeblichen Ziele und Maßnahmen plakativ und zusammen- fassend dar und enthält Aussagen zu den einzelnen Konzeptbausteinen.

8.1 Konzeptbeschreibung Ziel des Städtebaulichen Entwicklungskonzepts ist es, die Linzer Altstadt zukünftig als Wohn- und Arbeitsstandort zu stabilisieren. Bei der Entwicklung ist die Versorgung der Bevölkerung mit Gütern des täglichen Bedarfs und sozialen und kulturellen Treffpunkten zu sichern. Die Bedeutung der Linzer Altstadt als touristisches Ziel soll gestärkt werden. Zu diesem Zweck sollen die Portale der Stadt aufgewertet werden, um Besuchern einen positiven ersten Eindruck zu vermitteln. Auch die Verbesserung der Verkehrssituation in der Altstadt soll zur Aufwertung des Wohnumfeldes und zur touristischen Inwertsetzung beitragen. Die historisch gewachsene Eigenart des Stadtteils gilt es dabei zu bewahren bzw. für neue Nutzungen zu transformieren. Maßstäblichkeit, Atmosphäre, Ausgewogen- heit, Überschaubarkeit und Unverwechselbarkeit sind Merkmale von Linz, die sich in einer ganzheitlichen Revitalisierung und Neuordnung und in einem neuen Image niederschlagen.

Abbildung 108: Rahmenplan, ohne Maßstab, siehe Anlage Seite 74, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Private Maßnahmen Wie in der Bestandsanalyse festgestellt, bestehen die größten Mängel im hohen Anteil an modernisierungs- und sanierungsbedürftigen Gebäuden im Privatbesitz. Mit der Aufnahme in das Förderprogramm „Historische Stadt“ und der Aufstellung einer städtischen Moder- nisierungsrichtlinie werden die Eigentümer bei den anstehenden Modernisierungsmaßnah- men finanziell unterstützt.

In diesem Zusammenhang sollen zukünftig nicht erhaltenswerte Gebäude oder ungenutzte Nebengebäude bspw. in Quartiersinnenbereichen zurückgebaut und großflächig versie- gelte Flächen entsiegelt, begrünt und neu gestaltet werden.

Große Bedeutung bei der Gestaltung der Blockinnenbereiche kommt der Erschließung der oberen Geschosse zu. Viele alte Gebäude in Linz verfügen nur über einen gemeinsamen Eingang für das Ladenlokal im Erdgeschoss und die darüber liegenden Wohnungen. Bezo- gen auf diese Problemstellung sollen übertragbare Musterlösungen entwickelt werden. Gegebenenfalls können durch die Zusammenlegung kleiner Gebäude attraktive Wohn- und Geschäftsräume geschaffen werden.

Qualitätsvolle Straßen, Wege und Plätze Innerhalb des Stadtkerns sind ebenfalls öffentliche Maßnahmen notwendig, um die At- traktivität zu erhöhen. Hierzu zählen die Gestaltung öffentlicher Plätze und der Ausbau sanierungsbedürftiger Straßenabschnitte.

Im Rahmen der Stadtsanierung wurden in den 80er und 90er Jahren bereits große Teile des Straßennetzes und einige Plätze saniert. Die noch nicht sanierten Straßen und Wege werden im Rahmen eines gesonderten Straßensanierungskonzeptes saniert.

Öffentliche Plätze, die einen dringenden Aufwertungsbedarf aufweisen, liegen vor allem an den Eingängen zur Altstadt. Diese so genannten Portale sind für den ersten Eindruck verantwortlich, den Besucher von Linz bekommen.

Ein wichtiges Portal ist der Bereich um das Neutor. Es ist das östliche Eingangstor und verbindet die Altstadt mit den jüngeren Stadtteilen. Das historische Gebäude prägt diesen Bereich, allerdings wird er mindestens ebenso stark durch den Verkehr dominiert. Die L 253 („Asbacher Straße“) hat eine starke Barrierewirkung. Der Straßenraum und die um- liegenden Parkplätze sollten gestalterisch aufgewertet werden.

Der Parkplatz an der Burg zählt zum Bereich des westlichen Portals. Viele Touristen parken dort, um dann die Stadt zu erkunden.

Als verbindendes gestalterisches Element sollen teilweise offen liegende Wasserläufe ge- nutzt werden. Dieses Gestaltungselement wurde bereits bei der letzten Stadtsanierung genutzt und in Straßen und Plätze integriert. Auf dem Parkplatz gegenüber dem Neutor befand sich früher ein Brandweiher. Es bietet sich an, eine Wasserachse von dort bis zum Rhein zu führen, um damit die Plätze zu verbinden. Wasser kann ein wichtiger Baustein für die Identität des Gebiets und die Qualitätsverbesserung des Wohnumfeldes sein.

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Mit den beschriebenen Maßnahmen werden das Wohn- und Arbeitsumfeld der Bürgerinnen und Bürger verbessert sowie das touristische Angebot erweitert und touristische Besu- cherströme in die höher gelegenen Stadtbereiche geleitet.

8.2 Vorgesehene private und öffentliche Maßnahmen

Abbildung 109: Maßnahmenübersicht (Ausschnitt), ohne Maßstab (siehe Anlage 1.9)

Im Hinblick auf die Durchführung der nachfolgend vorgeschlagenen Maßnahmen wird zwi- schen Vorbereitenden Maßnahmen, Ordnungsmaßnahmen (§ 147 BauGB) und Baumaß- nahmen (§ 148 BauGB) unterschieden. Die Durchführung von Ordnungsmaßnahmen ob- liegt der Stadt, wogegen die Durchführung der Baumaßnahmen grundsätzlich Angelegen- heit des jeweiligen Eigentümers ist.

Darüber hinaus hat die Unterscheidung in Ordnungsmaßnahmen und Baumaßnahmen Be- deutung im Hinblick auf die Kostenverteilung. Die Kosten der Ordnungsmaßnahmen sind von der Stadt zu tragen. Die Kosten der Baumaßnahmen trägt der Eigentümer bzw. Bau- herr, im Falle von Modernisierung/erhaltender Erneuerung ggfs. unterstützt durch öffent- liche Förderung. Die Zuordnung der einzelnen Maßnahmen in Hinsicht auf Trägerschaft, Kosten, Förderung und Priorität erfolgt in Kapitel 7.3.

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Nachfolgend werden die wichtigsten Maßnahmenvorschläge in einem Gesamtmaßnah- menkatalog aufgezählt und erläutert. Es ist zu beachten, dass die Aufzählung nicht als eine Einstufung in Prioritäten oder bindende Reihenfolge zu verstehen ist. Die Realisierung der Maßnahmen hängt von der Entwicklung vieler Faktoren ab und kann je nach finanzi- eller Situation der Stadt und Wichtigkeit auch parallel angegangen werden.

Bei den im Gesamtkonzept vorgeschlagenen Maßnahmen handelt es sich noch um keine Detailplanungen, die bereits Auswirkungen auf Dritte haben. Die Maßnahmen werden im weiteren Verlauf der Planungen zwischen der Stadt und den betroffenen Trägern öffentli- cher Belange abgestimmt.

Hierbei sind beispielsweise denkmalschützende (Betroffenheit Kulturdenkmäler, Umge- bungsschutz), naturschutzrechtliche (Landschaftsbild, Naturhaushalt, Artenschutz) oder wasserrechtliche Belange (Ausgleich von Retentionsraum im Überschwemmungsgebiet) zu berücksichtigen.

8.2.1 Ordnungsmaßnahmen (OM) Zu den Ordnungsmaßnahmen gehören gemäß § 147 BauGB: - die Freilegung von Grundstücken, - die Bodenordnung einschließlich Grunderwerb, - sonstige Ordnungsmaßnahmen, - die Herstellung und Änderung von Erschließungsanlagen.

OM 1 Freilegung von Grundstücken

OM 1.1 Abbruch nicht erhaltenswerter Gebäude

Durch Rückbau von (nicht erhaltenswerter) Bausubstanz kann nach Einzelprüfung und Er- forderlichkeit auch in Quartiersinnenbereichen oftmals eine bessere Wohn- und Freiraum- qualität erreicht werden. Ziel ist die Steigerung der Wohnqualität im Hinblick auf die Ver- besserung von Belichtung und Belüftung sowie die Entwicklung von Freiräumen.

Die vorgesehenen Freilegungen von Grundstücken stehen in engem Zusammenhang mit weiteren städtebaulichen Entwicklungsmaßnahmen.

Im Umfeld des Pulverturms stehen das Gebäude Zehntgasse Nr. 6 (Kindergarten) sowie die öffentliche Toilettenanlage zur Disposition.

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Abbildung 110: öffentliche Toilettenanlage Abbildung 111: Kindergarten Zehntgasse 6

Der Standort des Kindergartens wird im August 2016 in das Neubaugebiet „Roninger Hof“ verlagert. Das frei werdende Gebäude in der Zehntgasse Nr. 6 ist in kommunalem Eigen- tum. Eine Folgenutzung wird nicht angestrebt, da das Gebäude in Leichtbauweise ohnehin nur für eine temporäre Nutzung vorgesehen war. Zudem befindet es sich baulich und hinsichtlich Energieeffizienz in einem eher schlechten Zustand.

Die öffentliche Toilettenanlage, ebenfalls im Bereich der Zehntgasse/Umfeld Pulverturm ist gleichermaßen baulich in einem schlechten Zustand. Zudem erwies sich der Standort für eine öffentliche Toilettenanlage in den vergangenen Jahren als völlig ungeeignet, da er zu weit von dem touristisch stärker frequentierten Portal im Bereich Burg Linz liegt.

Die durch die genannten Ordnungsmaßnahmen entstehenden Freiflächen sollen als Frei- zeitanlage für Jugendliche gestaltet werden, da durch den entstehenden Vollsortimenter mit Parkplatz auf dem Dr. Sigmund-Wolf-Platz die bisherigen Freizeitflächen (u.a. Basket- ballfeld) wegfallen.

Bei der Umgestaltung sollen auch die Lagergebäude sowie der Parkplatz der Rheinfähre eingebunden und etwaige Verlagerungen (insbesondere des Materiallagers) geprüft wer- den.

Im Hinblick auf die im städtebaulichen Leitbild vorgesehene Aufwertung der Stadtportale ist vorgesehen, das Gebäude der ehemaligen Lei- chenhalle am Tilmann-Joel-Park niederzulegen, um so eine ansprechende Eingangssituation in den Freiraum des Parks, insbesondere für Rhein- steigwanderer zu schaffen. Das Gebäude befin- det sich in kommunalem Eigentum und ist bau- lich in einem äußert schlechten Zustand. Ziel der Ordnungsmaßnahme ist es, die frei werdende Fläche der Parklandschaft zuzuführen. Denkbar ist zudem, Informationen zur Stadt Linz, dem Abbildung 112 ehem. Leichenhalle Tilmann- Friedhof und dem Park selbst über entspre- Joel-Park chende Hinweistafeln zur Verfügung zu stellen.

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Die Stadt Linz am Rhein behält sich zudem vor, bei städtebaulichem Bedarf weitere Frei- legungen im Programmgebiet vorzunehmen, um städtebauliche Missstände zu vermeiden und Fehlentwicklungen entgegenzuwirken.

OM 2 Bodenordnung einschließlich Grunderwerb

OM 2.1 Erwerb eines sanierungsbedürftigen, ortsbildprägenden Gebäudes im Programm- gebiet – Projekt „Musterhaus“

Zur Aktivierung der privaten Sanierung im Programmgebiet beabsichtigt die Stadt Linz am Rhein den Erwerb einer sanierungsbedürftigen, ortsbildprägenden Immobilie im Programm- gebiet. Das Objekt soll zunächst durch Ankauf der Stadt „gesichert“ werden. Im weiteren Verlauf des städtebaulichen Erneuerungsprozesses ist die Sanierung des Gebäudes durch bürgerschaftliches bzw. privatwirtschaftliches Engagement vorgesehen. Die Immobilie soll demnach als „Musterhaus“ fungieren und privaten Akteuren als Best-Practice-Beispiel die- nen. Seitens der Bürgergruppe „Linz gestalten“ sowie den Akteuren des ISEK-Arbeitskrei- ses „Baukultur, Stadtbild, Immobilienmanagement“ wurde bereits entsprechende Unter- stützung signalisiert.

Abbildung 113: Musterhaus Beispiel Stadt Wanfried

Die Stadt plant, in Zusammenarbeit mit dem Citymanagement eine Organisationsstruktur aufzubauen, welche als Träger des angestrebten Vorhabens fungieren könnte (z.B. Verein, gGmbH, o.Ä.). Ziel ist es, lokale Handwerksbetriebe für das Projekt zu gewinnen, welche die Sanierung des Objekts durch Eigenleistung unterstützen und im Rahmen einer virtuellen Handwerkerbörse auch Ansprechpartner für weitere private Sanierungsakteure sein könnten. Das Gebäude könnte demnach als Werbe- und Ausstellungsobjekt für auf Fachwerksanierung spezialisierte Betriebe genutzt werden. Denkbar ist die Nutzung eines Teils des Gebäudes (zum Beispiel Ladenlokal im Erdgeschoss) oder als Büro für das Citymanagement bzw. die Sanierungsberatung.

Die Stadt befindet sich derzeit in Gesprächen mit verschiedenen Eigentümern. Zum Zeit- punkt der Erstellung dieses Berichts konnte noch kein konkretes Objekt benannt werden. Auch eine mögliche Organisations- und Finanzierungsstruktur kann erst im Laufe des Pro- zesses des Citymanagements weiter entwickelt werden. Seite 79, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

In der Kosten- und Finanzierungsübersicht wird daher vorerst ein Pauschalbetrag zur Zwi- schenfinanzierung benannt.

OM 3 Sonstige Ordnungsmaßnahmen

OM 3.1 Aufwertung Umfeld/Stadtportal „Pulverturm“

Das Umfeld des Pulverturms bildet neben dem Rheintor bzw. der Burg Linz ein weiteres, wichtiges Eingangsportal in die Altstadt. Mit den vorgesehenen Ordnungsmaßnah- men (Niederlegung Zehntgasse 6 und Toi- lettenanlage) entsteht in direkter Nähe des Pulverturms als historisch bedeutsamer So- litär der ehemaligen Befestigungsanlage eine neue Freifläche. Diese soll vor allem für eine Nutzung durch Kinder und Jugend- liche umgestaltet werden sowie in das Um- feld des Turms eingebunden werden. Da- mit würde der Wegfall der Skateranlage und des Basketballfeldes auf dem Dr. Sig- mund-Wolf-Platz durch die Neugestaltung des Parkdecks aufgrund des Neubaus des Abbildung 113: Pulverturm Vollsortimenters kompensiert werden.

Bei der Planung und Konzeption sollen Kinder und Jugendliche in öffentlichen Workshops beteiligt werden und eigene Ideen in die Platzgestaltung einbringen. Auch bei der Umsetzung sollen einige Elemente durch Jugendliche selbst (unter fachlicher Begleitung) umgesetzt werden.

OM 3.2 Vereinheitlichung der Stadtmöblierung

Als Folgemaßnahme der VM 5.2 „Gesamtkonzept Stadtmobiliar“ soll das Stadtmobiliar gemäß den Leitlinien des Gesamtkonzepts erneuert werden. Hierzu zählen u.a. Sitzele- mente, Abfalleimer, Beschilderung, Beleuchtungskörper, Poller, Fahrradständer, Stadt- pläne, Mitteilungskästen, Hinweisschilder, Werbetafeln, Baumscheibenabdeckung, Pflanz- kästen und Spielgeräte. In weiten Teilen entspricht die Stadtmöblierung in Linz am Rhein nicht mehr den heutigen Anforderungen, teilweise ist sie auch in einem schlechten Zustand. Die vorgesehenen Maßnahme OM 3.2 ist überwiegend in die unter OM 4 beschriebenen Maßnahmen zu integrieren.

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Abbildung 114: Stadtmobiliar in Linz am Rhein

OM 3.3 Punktuelle Inwertsetzung der Stadtmauer

Abbildung 114: Überreste der Stadtmauer in Linz am Rhein

Die Stadtmauer in Linz am Rhein ist ein Baudenkmal von besonderer Qualität. Sie besteht nur noch in einigen wenigen Teilen. Diese sind zukünftig für das Stadtbild zu erhalten bzw. die erforderlichen Maßnahmen hierfür zu ergreifen. Neben dem Erhalt sind gleicher- maßen Maßnahmen geplant, die Stadtmauer und deren Elemente im Stadtbild zu inszenie- ren, beispielsweise durch gezielte Beleuchtung. Auch der Verlauf der Stadtmauer soll im Stadtbild sichtbar gemacht werden, insbesondere an den Stellen, an denen keine bau- lichen Überreste mehr erkennbar sind. Bei der Umsetzung der Maßnahme bestehen mitunter Möglichkeiten der Förderung durch Mittel der Landesdenkmalpflege im Sinne des §29 DSchG.

OM 4 Herstellung und Änderung von Erschließungsanlagen

OM 4.1 Ausbau von Straßenräumen

Im vergangenen Sanierungsverfahren der Stadt Linz zwischen 1978 und 2003 wurden bereits einige Straßen und Plätze im Kernbereich der historischen Altstadt erneuert. In den Anschlussbereichen um die Hauptachse der Altstadt besteht jedoch erheblicher Hand- lungsbedarf: Die Straßenräume sind überwiegend mit Asphalt-Belag befestigt. Im Verhält- nis zu den bereits sanierten Altstadtstraßen zeigt sich der Straßenraum eintönig und fügt sich nicht in das historische Stadtbild ein. Die harten Übergänge zwischen gepflasterten und asphaltierten Straßenbereichen wirken als Brüche im gestalterischen Gefüge des historischen Stadtgrundrisses. Seite 81, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Die asphaltierten Straßenräume lassen trotz oft geringem Querschnitt derzeit zumindest in gestalterischer Hinsicht eine Priorisierung des motorisierten Individualverkehrs vermu- ten. Für eine historische Altstadt mit groß- räumiger Fußgängerzone und touristischem Passanten-Verkehr ist diese Straßenraumge- staltung städtebaulich nicht vertretbar.

Abbildung 115: Übergang sanierter und bisher nicht sanierter Straßenzüge

Die Stadt Linz am Rhein hat daher parallel zur Erstellung des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts die Erarbeitung eines Straßensanierungskonzepts beauftragt. Dieses sieht vor, die um den Altstadtkern arrondierten Straßenräume gestalterisch an die bereits sanierten Straßen und Plätze anzupassen. Dabei sollen die geringen Fahrbahnquerschnitte berücksichtigt und eine für den Fußgänger- wie auch den motorisierten Anliegerverkehr sichere Oberflächengestaltung umgesetzt werden.

Vorgesehen ist zudem eine Neuordnung des Verkehrs zur Stärkung der Wohn- und Versorgungsfunktion in Teilbereichen der historischen Altstadt (vgl. VM 5.4). Durch die Herstellung von Befahrungsrechten für Anwohner können Teilbereiche der Altstadt hinsichtlich der Wohnfunktion attraktiver gestaltet werden. Diese Erkenntnis wurde auch durch den Beteiligungsprozess bestätigt.

Beim Ausbau der Straßenräume ist vorwiegend eine Erneuerung des Oberbaus vorge- sehen. Die Entsorgungsleitungen befinden sich laut Aussage der Entsorgungsträger in einem guten Zustand bzw. wurden bereits mit dem sogenannten Inliner-Verfahren saniert.

Die Versorgungsträger möchten jedoch die Gelegenheit nutzen, um hinsichtlich der Ver- sorgungsleitungen punktuell Wasser- und Gasleitungen zu erneuern. Gleichzeitig sollen die Bauarbeiten genutzt werden, um Leerrohre für Glasfaserleitungen einzubringen.

Der Ausbau der Straßenräume wird nachfolgend entsprechend der Nummerierungen in der Seite 82, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Maßnahmen- und Kostenübersicht dargestellt. Die Zuordnung entsprechender Prioritäten erfolgt nach Festlegung der Bauabschnitte im Rahmen des Straßensanierungskonzeptes (in Bearbeitung).

OM 4.1.1 Ausbau „Mühlengasse“ OM 4.1.2 Ausbau „Kanzlerstraße“ OM 4.1.3 Ausbau Im Stadtgraben OM 4.1.4 Ausbau „Hundelsgasse“ OM 4.1.5 Ausbau „Katharinenstraße“ OM 4.1.6 Ausbau „Brüderstraße“ OM 4.1.7 Ausbau „Grabentor“ OM 4.1.8 Ausbau „Klosterstraße“ OM 4.1.9 Ausbau „Im Kamminerk“ OM 4.1.10 Ausbau „Auf dem Hunsrücken“ OM 4.1.11 Ausbau „Am Totenborn“ OM 4.1.12 Ausbau „Am Himmelreich“ OM 4.1.13 Ausbau „Auf dem Berg“ OM 4.1.14 Ausbau „Von Kellerstraße“ OM 4.1.15 Ausbau „Kapuzinergasse“

OM 4.2 Zufahrtskontrolle und –beschränkung Fußgängerzone

Abbildung 116: Zufahrtskontrolle, Beispiel Altstadt Limburg (Lahn)

Die derzeitige Ausweisung der Fußgängerzone im Kernbereich der Altstadt wird nach den Erkenntnissen der Expertengespräche sowie nach Aussagen der Ordnungsbehörden nur sehr bedingt von Verkehrsteilnehmern befolgt. Trotz Verbot für Kraftfahrzeuge aller Art findet insbesondere im Bereich der „Rheinstraße“, „Strohgasse“, des Marktplatzes und der „Mittelstraße“ sowie „Am Halborn“ und „Neustraße“ auch außerhalb der genehmigten Anlieferungszeiten ein reger Andienungsverkehr statt.

Diese illegale Befahrung ist trotz verstärkter Kontrollen der Ordnungsbehörden nicht ein- zudämmen und gefährdet den Fußgängerverkehr im Kernbereich der Altstadt. Vorgesehen sind daher an neuralgischen Punkten im Bereich „Strohgasse“, Marktplatz und Buttermarkt bauliche Zufahrtsbeschränkungen in Form von versenkbaren Sperrpfosten zur Sicherung des Altstadtkernbereichs für den Fußgängerverkehr. Gleichzeitig sollen jedoch von weniger Fußgängerverkehr frequentierte Bereiche von reinen Fußgängerzonen in verkehrsberuhigte Bereiche umgewidmet werden (z.B. „Neustraße“ bis Kreuzung „Am Seite 83, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Halborn“), um auch Anwohnern und Einzelhändlern hinsichtlich der Erreichbarkeit ihrer Wohnungen und Geschäfte per Kfz entgegenzukommen. Genauere Regelungen sollen in einem Verkehrs- und Parkraumkonzept (vgl. VM 8) erarbeitet werden.

OM 4.3 Aufwertung von Fußwegeverbindungen

OM 4.3.1 Sanierung Treppenanlage „Kirchplatz“/Tilmann-Joel-Park

Zwischen der Martinskirche und der Ma- rienkirche befindet sich eine Treppenan- lage. Diese verbindet auch die beiden Freiräume Tillmann-Joel-Park und „Kirchplatz“ miteinander. Die Treppe hat eine große Bedeutung für die Nahmobili- tät und die fußläufige Erreichbarkeit, au- ßerdem befindet sie sich auf dem Rhein- steig und ist somit auch von überregio- naler Bedeutung. Sie ist in Naturstein ausgeführt und fügt sich gut in die his- torische Umgebung ein. Allerdings ist sie in die Jahre gekommen und weist an Abbildung 117: Treppenanlage zwischen Mar- manchen Stellen Schäden auf. Um sie tinskirche und Marienkirche als attraktive Fußwegeverbindung zu er- halten und weiterzuentwickeln, soll sie saniert werden.

OM 4.3.2. Sanierung Fußwegeverbindung Tilmann-Joel-Park/“Am Himmelreich“/“Am Totenborn“ Eine weitere Fußwegeverbindung führt von der Marienkirche und dem umgeben- den Park in die Straßen „Am Himmel- reich“ und „Am Totenborn“. Der Weg ist leicht abschüssig und wird von mehreren Treppen unterbrochen. Der Weg ist mit Basalt gepflastert und wird von Basalt- mauern begrenzt. Die Treppenstufen sind in Beton ausgeführt und fallen zu- sammen mit dem behelfsmäßig ausse- henden Geländer negativ auf. Eine barri- erefreie Gestaltung dieser Fußwegever- bindung ist aufgrund der Topografie nicht möglich. Dennoch soll bei einer Sa- Abbildung 118: Fußwegeverbindung von Marien- nierung die Begehbarkeit verbessert wer- kirche/Park zu den Straßen „Am Himmelreich“ den, insbesondere soll aber durch eine und „Am Totenborn“ qualitativ hochwertige, harmonische Ge- staltung, das Stadtbild aufgewertet wer- den. Seite 84, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

OM 4.3.3. Sanierung Gehweg/Fußwegeverbindung Petrus-Sinzig-Straße

Der Gehweg entlang der Kaiserbergstraße ist von besonderer Bedeutung, da hier direkt an- grenzend die alte Stadtmauer sichtbar ist. Durch die Alleenbepflanzung bildet der Ab- schnitt eine attraktive Fußwegepassage, ins- besondere für Touristen. Aber auch im All- tagsverkehr der Passanten bildet die Achse Kaiserbergstraße - Petrus-Sinzig-Straße eine wichtige innerstädtische Verbindung. Der derzeitige Zustand des Gehwegs führt dazu, dass regelmäßig Instandsetzungsarbeiten er- forderlich sind. Eine umfassende Sanierung wird demnach angestrebt, auch in Verbin- dung mit einer optischen Inwertsetzung des- Stadtmauerverlaufs.

Abbildung 119: Gehweg Petrus-Sinzig-Straße

OM 4.3.4 Sanierung Gehweg/Fußwegeverbindung Kaiserbergstraße

Im Zusammenhang mit OM 4.3.3 bildet der Gehweg im Süd-westlichen Straßenbereich der Petrus-Sinzig-Straße eine ebenfalls wichtige fußläufige Verbindung. Von der Stadtmauer sind in diesem Bereich keine originalen Überreste mehr vorhanden. Die Einfriedung des Tilmann-Joel-Parks bildet jedoch eine ähnliche Raumkante, wenn auch mit erheblichem Aufwertungsbedarf. Demnach wird die benannte Maßnahme sowie OM 4.3.3 in engem Zusammenhang mit der Maßnahme OM 3.3. „Punktuelle Inwertsetzung der Stadtmauer“ betrachtet. Abbildung 120: Gehweg Kaiserbergstraße mit Stadt- mauer

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OM 4.4. Neuordnung der Zufahrten & Umfeldgestaltung Neutor

Das Neutor ist als Portal der Altstadt weithin sichtbar, jedoch ist sein Umfeld bislang rein funktional gestaltet. Die „Asbacher Straße“ (L 253) weist in diesem Bereich einen sehr breiten Querschnitt auf und stellt eine er- hebliche Barriere für den Fuß- und Radver- kehr dar.

Im Zuge umgebender Maßnahmen wie etwa dem Bau des Vollsortimenters im Bereich des Dr. Sigmund-Wolf-Platzes so- wie der im Rahmen des Verkehrskonzeptes angestrebten Umwidmung der Fußgän- gerzone „Neustraße“ zum verkehrsberuhig- Abbildung 121: Neutor Blick von Osten („Asba- ten Bereich sind erhebliche Veränderungen cher Straße“) hinsichtlich der Anschlussverkehre zu er- warten. Es gilt demnach die Einmündungs- und Abbiegebereiche Neutor-“Asbacher Straße“, „Klosterstraße“-“Asbacher Straße“ so- wie Petrus-Sinzig-Straße – „Asbacher Straße“ verkehrssicher zu gestalten. Aufgrund der Klassifizierung der „Asbacher Straße“ obliegt dies vorwiegend dem Landesbetrieb Mobilität, jedoch soll insbesondere im Bereich des Neutors das harmonische Miteinander von MIV und Nahmobilität bei der Zufahrt in die Altstadt ermöglicht sowie gleichzeitig eine Aufenthaltsqualität für Bewohner des Quartiers erreicht werden.

OM 4.5. Neugestaltung Parkplatz „Alter Brandweiher“

Der Parkplatz „Alter Brandweiher“ zwi- schen „Asbacher Straße“ und Am Schopp- büchel ist baulich in einem schlechten Zustand und muss derzeit von der Stadt Linz am Rhein regelmäßig (behelfsmäßig) instandgesetzt werden. Eine Neugestaltung der Platzoberfläche ist somit erforderlich. Dabei soll die städtebauliche Verbindung zum gegenüberliegenden Neutor aufge- griffen werden. Der Platz soll demnach ne- ben der Stellplatzfunktion auch über gestal- terische Qualitäten verfügen. Denkbar ist die Berücksichtigung der historischen Funk- Abbildung 122: Parkplatz "Alter Brandweiher" tion („Brandweiher“) durch die Aufnahme von Wasserelementen bei der Gestaltung.

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OM 4.6. Neugestaltung Parkplatz „Burg Linz“

Der Parkplatz nördlich der Burg Linz ist Startpunkt für zahlreiche Besucher der Stadt Linz. Nicht nur für den motorisierten Individualverkehr sondern auch für Fahrradfahrer ist dieser Parkplatz zentraler Ausgangspunkt für den Gang in die Altstadt.

Der Platzbereich weist jedoch hinsichtlich Gestaltung und Funktionalität deutliche De- fizite auf. Er ist bislang rein auf den MIV ausgelegt, komplett asphaltiert und wirkt trotz der städtebaulichen Dominanz der angrenzen- den Burg sehr trist und nicht einladend. Dem soll durch eine Gliederung und teil- weise Begrünung entgegengewirkt wer- den. Der vorhandene Imbiss wirkt sich ne- gativ auf das Erscheinungsbild des histori- schen Ensembles aus und sollte daher ver- lagert oder neu gestaltet werden. Abbildung 123: Parkplatz Burg Linz Außer Kfz-Stellplätzen sind bei einer Neu- gestaltung sichere Abstellanlagen für Fahr- räder, Ladestationen für E-Bikes und ge- sonderte Stellplätze für Motorräder vorzu- sehen. Diese könnten in den Bögen unter der Bahnstrecke, westlich der Burg, unter- gebracht werden. Überdachte, sichere Ab- stellmöglichkeiten können dort günstig re- alisiert werden. Eine moderne Gestaltung, Abbildung 124: Beispielfoto – Fahrradabstellanla- die diese Anlage bspw. durch eine pas- gen unter Bahnbögen sende Beleuchtung betont, statt sie zu ver- stecken, würde zusätzlich die Attraktivität dieses Portals steigern.

Um eine zusätzliche Zielgruppe anzusprechen, wurde bei einem Expertengespräch ange- regt, Wohnmobilstellplätze anzubieten. Diese könnten in der süd-östlichen Ecke des Park- platzes angesiedelt werden. Dort könnte eine Versorgung mit Wasser und Elektrizität, sowie ein direkter Zugang zur Altstadt angeboten werden.

Vorgesehen ist zudem die Integration (Neubau) einer behindertengerechten Toilettenan- lage auf dem Platzbereich (vgl. VM 3.1). Bei der Verortung der Anlage ist darauf zu achten, das baukulturell besondere Ensemble der Burg Linz nicht zu gefährden.

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OM 4.7 Neugestaltung Quartiersplatz „Mühlengasse“

Der Platzbereich im süd-westlichen Ab- schnitt der „Mühlengasse“ bietet ein er- hebliches Entwicklungspotenzial. Die „Mühlengasse“ hebt sich durch ihre Breite von den ansonsten meist schmalen Gassen in Linz ab. Dieser ungewöhnliche Quer- schnitt ist, wie der Name verrät, durch ei- nen Wasserlauf bedingt, an welchem frü- her zwei Mühlen existierten.

Der Platzbereich liegt in direkter Nähe des viel frequentierten Burgplatzes und ist von dort aus gut einsehbar. Abbildung 125: Mühlengasse (Blick vom Burg- platz) Bislang bietet der Platzbereich jedoch we- nige Qualitäten, weder für Bewohner, noch für Besucher. Der Raum wird durch den Ruhenden Verkehr dominiert. Sowohl in der Mitte des Platzbereichs gibt es Stellplätze, als auch an den Rändern. „Gegliedert“ wird er durch eine niedrige Mauer, ein unattraktives Hochbeet und eine Transformatorenstation.

Dieser Abschnitt der „Mühlengasse“ soll zu einem neuen Quartiersplatz umgestaltet wer- den, um die Wohnfunktion des Quartiers zu stärken und einen attraktiven Freiraum für Bewohner und Besucher zu gewinnen. Hierfür ist eine Kombination von erforderlichen Stellplätzen mit gestalterischen Aufwertungen in einzelnen Bereichen vorgesehen. Der Be- reich soll künftig durch Bäume und einen Wasserlauf gegliedert werden. Diese Gestal- tungsidee greift die historische Form auf und verbindet sie mit heutigen und zukünftigen Anforderungen. An den Burgplatz angrenzend soll ein attraktiver Aufenthaltsbereich ge- schaffen werden. Neben Sitzmöglichkeiten ist dort eine Rekonstruktion des Castenholz- brunnens vorgesehen. Diese Maßnahme verspricht eine Aufwertung des Stadtbildes an entscheidender Stelle, aber auch eine Verbesserung des Mikroklimas und somit eine An- passung an den Klimawandel.

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Abbildung 126: Konzeptentwurf Quartiersplatz „Mühlengasse“

8.2.2 Baumaßnahmen (BM) Zu den Baumaßnahmen gemäß § 148 BauGB gehören sämtliche bauliche Maßnahmen, die der Verwirklichung der Städtebaulichen Entwicklungsziele dienen. Hierzu zählen:  die Modernisierung und Instandsetzung privater Gebäude, die in Erscheinungsbild und Ausstattung Missstände oder Mängel aufweisen und grundsätzlich instand ge- setzt werden sollen,  die Neubebauung und die Ersatzbauten,  die Errichtung und Änderung von Gemeinbedarfs- und Folgeeinrichtungen sowie  die Verlagerung oder Änderung von Betrieben.

Nachfolgend werden die wichtigsten Maßnahmenvorschläge erläutert.

BM 1 Modernisierung und Instandsetzung privater Gebäude

Die Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen an privaten Gebäuden sowie die hiermit ggf. verbundenen Ordnungsmaßnahmen an den Grundstücken stellen im Rahmen des Programms „Historische Stadtbereiche“ einen wesentlichen Kernbestandteil dar. Sie werden nach Maßgabe der Modernisierungsrichtlinie und des vorliegenden Städtebauli- chen Entwicklungskonzeptes gefördert.

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Abbildung 127: Anlage zur Modernisierungsrichtlinie - Förderfähige Gebäude im Programmgebiet (siehe Anlage 1.10)

Die zukünftig grundsätzlich förderfähigen Gebäude sind in einer Gebäudekartei und -liste als Anlage zur Modernisierungsrichtlinie erfasst. Die Zahl und Art der geplanten Maßnah- men sind derzeit allerdings noch nicht genau bekannt. Aus diesem Grund werden im Rah- men der Kostenschätzung pauschal vier private Maßnahmen pro Jahr mit einer Förder- höchstsumme von 30.000 EUR je Maßnahme in Ansatz gebracht. Es ist jedoch davon auszugehen, dass nicht alle privaten Sanierungsmaßnahmen den Förderhöchstsatz bean- tragen, daher kann die Zahl der geförderten Maßnahmen pro Jahr durchaus höher liegen.

Die Stadt Linz liegt mit einer Förderquote von 30 % und der genannten Förderhöchst- summe von 30.000 EUR leicht über den Richtwerten (25 % und 25.000 EUR). Hiermit sollen demnach deutliche Anreize für private Akteure geschaffen werden, um historische Gebäude im Stadtkern zu sanieren. Über das Citymanagement und die Sanierungsberatung ist zudem eine breit angelegte Aktivierungsstrategie vorgesehen (vgl. VM 9). Seite 90, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

BM 2 Modernisierung und Instandsetzung öffentlicher Gebäude

BM 2.1 Denkmalgerechte, touristische Inwertsetzung der Stadttore (nach VM5)

Abbildung 128: Rheintor (links) und Neutor (rechts)

Entsprechend den Ergebnissen der zu erstellenden Machbarkeitsstudien (VM5) wird ange- strebt, die Stadttore öffentlich zugänglich zu machen und einer touristischen bzw. stadt- gemeinschaftlichen Nutzung zuzuführen. Erste Erkenntnisse im Rahmen von Expertenge- sprächen und den vorbereitenden Untersuchungen haben ergeben, dass sich dies insbe- sondere für das Neutor sehr aufwändig gestalten könnte. Sofern eine Zugänglichkeit aus baulichen, denkmalschutzrechtlichen (und auch finanziellen) Gründen am Neutor nicht um- setzbar ist, soll zumindest im Umfeld eine entsprechende touristische Inwertsetzung (bei- spielsweise durch Erschließung der angrenzenden Stadtmauer als „Stadtbalkon“) umge- setzt werden.

Das Rheintor bietet nach ersten Erkenntnissen mehr Spielräume für eine öffentliche Zu- gänglichkeit und Nutzung. Denkbar ist hier eine synergetische Nutzung durch die Stadt- gemeinschaft und den Tourismus, beispielsweise durch Kulturschaffende (Künstlercafè o.Ä). Bei der Umsetzung der Maßnahme ist eine möglichst barrierearme/-freie Erschließung sicherzustellen bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Anforderungen des Denkmalschut- zes. Bei der Umsetzung der Maßnahme bestehen mitunter Möglichkeiten der Förderung durch Mittel der Landesdenkmalpflege im Sinne des §29 DSchG.

BM 2 Gemeinbedarfs- und Folgeeinrichtungen

BM 2.1. Neubau einer öffentlichen, behindertengerechten Toilettenanlage am Parkplatz „Burg Linz“

Die bestehende öffentliche Toilettenanlage am Pulverturm ist stark sanierungsbedürftig, nicht behindertengerecht und liegt an einer wenig prominenten Stelle. Der Neubau soll daher an einer Stelle entstehen, an der die Anlage möglichst vielen Menschen zur Verfü- gung stehen kann. Der Parkplatz an der Burg wird von vielen Autofahrern als Startpunkt für ihre Erkundung der Altstadt genutzt, ebenso von Radfahrern. Auch für Besucher, die vom Rhein kommen, stellt dieser Standort keinen erheblichen Umweg dar. Seite 91, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Auf dem Parkplatz befindet sich die Toilettenanlage in unmittelbarer Nähe zur Altstadt, ohne diese negativ zu beeinflussen.

Gemäß OM 4.6 sollen auf dem Parkplatz Wohnmobilstellplätze geschaffen werden. Es bietet sich daher an, eine Ver- und Entsorgungseinrichtung in die Toilettenanlage zu integ- rieren (Stromversorgung, Frischwasseranschluss, Entsorgungseinrichtung für Brauchwas- ser und Fäkalien).

8.2.3 Vorbereitung der Gesamtmaßnahme (VM) VM 1 Städtebauliches Entwicklungskonzept

Erstellung eines Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes für das Programmgebiet der Alt- stadt Linz am Rhein (hiermit vorliegend).

VM 2 Aufstellen einer Sanierungssatzung

Aufstellung einer Sanierungssatzung, vorgesehen nach § 142 BauGB für den ca. 16,25 ha großen Geltungsbereich des Programmgebiets „Altstadt Linz am Rhein“ (in Bearbei- tung).

VM 3 Aufstellen einer Modernisierungsrichtlinie

Aufstellung einer Modernisierungsrichtlinie als Anlage zum Städtebaulichen Entwicklungs- konzept.

VM 4 Öffentlichkeitsarbeit, Workshops

Die Stadt Linz sieht vor, die im Rahmen der Erar- beitung des ISEK‘s gegründeten Arbeitskreise un- ter fachlicher Begleitung ggf. externer Experten fortzuführen.

Zudem beabsichtigt die Stadt Linz, den in den kommenden Jahren regelmäßig stattfindenden „Tag der Städtebauförderung“ ähnlich wie bereits 2015 öffentlichkeitswirksam zu begehen (z.B. Stadtrundgang, Expertenforen, Workshops, etc.). Abbildung 129: Stadtspaziergang - Tag der Städtebauförderung in Linz am Rhein

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VM 5 Machbarkeitsstudien und Anentwicklung

VM 5.1 Entwicklungskonzepte auf Ebene der Stadtquartiere

Bei der Entwicklung und Umgestaltung der Quartiersinnenbereiche sollen Eigentümer und Bewohner in Zukunft aktiv einbezogen werden. Durch aktivierende Bürgerbeteiligung sol- len die Quartiersgemeinschaften bzw. Nachbarschaften gestärkt und gemeinsam be-darfs- gerechte Nutzungs- und Gestaltungslösungen für die benachbarten Gebäude und die je- weiligen Innenbereiche entwickelt werden. Im Vordergrund stehen die Aufwertung des Wohnumfeldes, eine bedarfsgerechte und zeitgemäße Erschließung der Wohnräume sowie die Schaffung von Freiräumen in den Blockinnenbereichen.

Der historische Stadtgrundriss bedingt eine enge und kleinparzellige Baustruktur. Dies birgt nicht nur hinsichtlich des verfügbaren Freiraums sondern auch im Hinblick auf die Erschlie- ßung der Wohnräume in den Obergeschossen erhebliche Probleme für die Schaffung zeit- gemäßen und bedarfsgerechten Wohnraums. Oftmals findet eine Erschließung ausschließ- lich durch die Ladenlokale in den Erdgeschossen statt.

Durch die Niederlegung von Nebengebäuden sowie die Schaffung gemeinschaftlich ge- nutzter, rückwärtiger Erschließungsanlagen für mehrere Gebäude (z.B. Laubengänge) kann das historische Stadtbild erhalten werden und gleichzeitig der Wohnraum in den Oberge- schossen attraktiv gestaltet werden.

Die Stadt sollte durch die Durchführung von städtischen Modernisierungsmaßnahmen Ini- tialzündungen für private Modernisierungsmaßnahmen setzen. Beispiele städtischer Maß- nahmen, die positive Auswirkungen auf die angrenzende Quartiersentwicklung mit sich ziehen könnten, sind die Neugestaltung der Straßenräume, die Schaffung eines Quartiers- platzes in der „Mühlengasse“ und die außerhalb des ISEK‘s durch einen Privatinvestor entstehende Vollsortimenter auf dem Dr. Sigmund-Wolf-Platz.

Daher werden insbesondere durch die Quartiere im Bereich der „Mühlengasse“ sowie im Bereich „Klosterstraße“/“Neustraße“ zusätzlich Maßnahmen zur Aktivierung der Eigentü- mer angestrebt.

Der gesamte Aktivierungs- und Kommunikationsprozess soll durch das Citymanagement angestoßen und ggf. durch weitere externe Fachexperten begleitet werden.

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VM 5.2 Gesamtkonzept Stadtmobiliar

Für die Ausführung und Anordnung aller Aus- stattungselemente im öffentlichen Raum (Stadt- möblierung wie Beleuchtung, Sitzelemente, Mülleimer, Schließfächer, Fahrradständer, Infor- mationsstelen, etc.) muss eine durchgehende gestalterische Linie gefunden werden.

Im Hinblick auf den Kontext der historischen Be- bauung ist unter dem Gesichtspunkt des Platz- bedarfs, der Platzierung und der Funktionalität eine ortstypische Materialwahl zu treffen. Ziel Abbildung 130: Entwurf einer Informations- ist es, das Stadtgebiet nicht mit Einzelteilen zu stele aus Basaltlava überfrachten, sondern eine klare Konzeption zu finden, die die Elemente in das Erscheinungsbild der Gesamtanlage einbindet.

Neben funktionalem Stadtmobiliar sollen im Rahmen des Konzepts auch Wegeleit- und Tourismusinformationssysteme Berücksichtigung finden. Richtungswegweiser, Hinweis- schilder und Informationstafeln sollen dem Gestaltungskanon des übrigen Stadtmobiliars folgen. Die abgebildete beispielhafte Stele verdeutlicht eine Möglichkeit der Gestaltung für ein Stadthistorisches Beschilderungskonzept, bzw. Leitsystem. Hier wird die historische Situation mit der heutigen Situation gegenübergestellt (Durchblick, Inszenierung der be- stehenden Situation).

VM 5.3 Machbarkeitsstudie: Touristische, denkmalgerechte Inwertsetzung der Stadttore (Neutor, Rheintor)

Die beiden Stadttore sind wichtige Ankerpunkte in der Stadt und als weithin sichtbare Portale von hoher städtebaulicher Bedeutung. Sie sind derzeit nicht öffentlich zugänglich. Das Neutor wird zurzeit als Sendestation der Deutschen Telekom AG genutzt, das Rheintor ist teilweise bewohnt. Beide Tore bedürfen einer baulichen Aufwertung, um modernen Nutzungsanforderungen gerecht werden zu können. In einer Machbarkeitsstudie sollen mögliche Nutzungen, insbesondere gemeinnütziger oder touristischer Art untersucht wer- den. Es soll ermittelt werden, mit welchem Aufwand eine Öffnung für die Öffentlichkeit verbunden ist. Die Machbarkeitsstudie soll gleichzeitig der Aktivierung der Bürgerschaft dienen und demnach mit einem Partizipationsprozess begleitet werden. Entsprechende Nutzungskonzepte sollen mit der Stadtgemeinschaft gemeinsam erarbeitet werden. Dadurch kann im Hinblick auf die spätere etwaige Umnutzung der Stadttore bereits die mögliche Übernahme von Eigenleistung durch die Stadtgemeinschaft vorbereitet werden.

VM 5.4 Verkehrs- und Parkraumkonzept Altstadt

Die historische Altstadt von Linz am Rhein ist seit Jahren als Fußgängerzone ausgewiesen und für den Autoverkehr gesperrt. Diese Regelung wird jedoch im Alltag stark missachtet und ein stringenter Vollzug ist kaum möglich. Da sowohl fahrende, als auch parkende Seite 94, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Autos in den engen Gassen und auf den touristisch bedeutsamen Plätzen einen erhebli- chen Störfaktor bilden, müssen Wege gefunden werden, um diese Konflikte zu entschär- fen. Es gilt dabei sowohl den Anspruch einer tourismusfreundlichen Stadt zu erfüllen, als auch den Anforderungen der Bewohner und Beschäftigten gerecht zu werden. Zu diesem Zweck sollen Straßen eindeutig nach ihrer Bedeutung und Nutzung kategorisiert werden. Die Fußgängerzone oder Teile davon sollen durch geeignete Maßnahmen gestärkt und vom Autoverkehr freigehalten werden. Dieses Ziel kann bspw. durch Poller und andere Zugangskontrollen erreicht werden. Gleichzeitig soll die Umwidmung von Teilbereichen der derzeitigen Fußgängerzone in verkehrsberuhigte Bereiche geprüft werden (z.B. „Neustraße“), um die Erreichbarkeit von Wohnhäusern wie auch einzelnen Betrieben mit Kraftfahrzeugen zu ermöglichen.

Es soll zudem geprüft werden, ob und wo zusätzlicher Parkraum für Anwohner und Be- schäftigte geschaffen werden kann. Hierbei ist nicht nur den MIV zu beachten, sondern auch geeignete Abstellplätze für Fahrräder, sowie Ladestationen für E-Bikes und Elektro- autos.

VM 6 Citymanagement

Für eine geregelte Koordination der städtebaulichen Erneuerung soll ein Citymanagement beauftragt werden. Das Citymanagement ist die Schnittstelle zwischen Stadtentwicklung, Stadtmarketing und Tourismus und somit „Kümmerer“ im gesamten Entwicklungsprozess. Zu den ständigen Aufgabenbereichen des Citymanagements gehört die Auseinanderset- zung mit den Querschnittsthemen Handel, Wirtschaft, Wohnen und Arbeiten im Quartier, Touristik, Kultur, Soziales, Gastronomie, etc.

Das Citymanagement dient als Vermittler zwischen den Akteuren aus der Privatwirtschaft, den Hauseigentümern, Bewohnern und der öffentlichen Hand. Es soll hier zur Kooperation aber auch zur Investition auf allen Ebenen Anstoß geben. Das Citymanagement unterstützt beim Fördermittelmanagement - insbesondere im Hinblick auf den zielgerichteten Mittel- einsatz des geplanten Verfügungsfonds (siehe VM 8). Er achtet auf eine themenspezifi- sche Projektentwicklung und initiiert gemeinsam mit der Stadtverwaltung Aktivierungs- und Beratungsinstrumente wie beispielsweise Informationsvorträge, Printmedien, Sprech- stunden oder auch Beratungsgespräche. Er unterstützt die Akteure bei der Konzeption, Organisation und Moderation von Beteiligungsprozessen. Diese gilt es so zu gestalten, dass kontinuierlich auch die Kenntnisse der privaten Akteure mit in den Entwicklungspro- zess eingebunden werden.

Hinsichtlich der Aufgabe der „Verwaltung“ des geplanten Verfügungsfonds (vgl. VM 8) obliegt dem Citymanagement eine besondere Verantwortung: Der/die Citymanager/in muss hierbei nicht nur als ausführende Geschäftsstelle fungieren, sondern entsprechende Projekte mit initiieren. Dabei soll das Citymanagement eng mit den ISEK-Arbeitskreisen bzw. den Akteuren der Gruppe „Linz gestalten-Leben in der Altstadt“ zusammenarbeiten.

Auch die Beratung und Unterstützung hinsichtlich der Antragstellung übernimmt das Ci- tymanagement in Kooperation mit der Stadt- bzw. der Verbandsgemeindeverwaltung, ebenso wie die fachliche Begleitung und das “Monitoring” einer bewilligten Maßnahme. Das Citymanagement als Verwaltung des Verfügungsfonds ist somit ständiger Begleiter Seite 95, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

der beteiligten Akteure - von der Aktivierungsphase über die Projektidee und Antragsstel- lung bis zur Abrechnung der abgeschlossenen Maßnahme.

Das Citymanagement setzt zudem Impulse zur Aktivierung von Quartiersgemeinschaften und Nachbarschaften. Es begleitet bzw. steuert den Prozess zur Aufwertung ausgewählter Quartiere (siehe VM 5.1) und unterstützt Quartiersinitiativen.

Die Stadt Linz am Rhein hat gemäß § 157 BauGB die Möglichkeit, die Aufgabe des Ci- tymanagement an Externe zu vergeben. Die dafür aufgewendeten Kosten sind im Sinne Ziffer 8.2.4. der VV-StBauE im Rahmen geltender Obergrenzen förderfähig. Angestrebt wird jedoch zunächst die Schaffung einer auf drei Jahre befristeten, halben Personalstelle eines/einer Citymanagers/Citymanagerin.

VM 7 Sanierungsberatung

Ziel der Maßnahme ist die Förderung der privaten Sanierung und Koordinierung der öffent- lichen Maßnahmen im unmittelbaren Stadtkernbereich.

Die Sanierungsberatung richtet sich direkt an Bauwillige und damit an diejenigen, die durch ihr Handeln das Gesicht und die Struktur der Stadt unmittelbar verändern. Ziel der Bera- tung ist es, Ideen und Anregungen in den Prozess einzuspeisen und für die Bedeutung städtebaulicher und architektonischer Qualität im Sinne von Baukultur zu werben. Die praktische Beratung umfasst dabei Vor-Ort-Gespräche und zusammenfassende Erläute- rungen. Bauherren sollen sowohl über Fördermöglichkeiten aufgeklärt werden, als auch über denkmal- und fachgerechte Sanierungsmaßnahmen.

Ebenso wie das Citymanagement hat die Stadt Linz am Rhein gemäß § 157 BauGB die Möglichkeit, die Sanierungsberatung an externe Dienstleister zu vergeben. Die dafür auf- gewendeten Kosten sind im Sinne Ziffer 8.2.4. der VV-StBauE im Rahmen geltender Ober- grenzen förderfähig.

VM 8 Einrichtung eines Verfügungsfonds

Der Verfügungsfonds stellt ein Instrument dar, das eine Förderung kleinerer Maßnahmen durch private Mittel und öffentliche Zuschüsse ermöglicht. Die Finanzierung des Verfü- gungsfonds setzt wie folgt zusammen:

- mindestens 50 % aus Mitteln von Wirtschaft, Immobilien- und Standortgemein- schaften, Privaten oder zusätzlichen Mitteln - maximal 50 % aus Mitteln der Städtebauförderung von Bund und Land

Private Mittel könnten von Unternehmern, Einzelhändlern, Anwohnern sowie freiwillige Beiträgen verschiedener Vereine der Stadt Linz am Rhein bereitgestellt werden. Bei den Einzelprojekten des Verfügungsfonds handelt es sich gemessen an den Volumina der klas- sischen Ordnungs- und Baumaßnahmen der Städtebauförderung um eher geringfügige bis marginale Budgets. Der Verfügungsfonds soll genutzt werden, um vorwiegend nicht-in- vestive und investitionsvorbereitende Maßnahmen der privaten Akteure zu fördern und Seite 96, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

damit zur Aufwertung der Innenstadt beizutragen. Hierzu können folgende Maßnahmen- bereiche zählen (nicht abschließend):

- Aktivierung & Förderung des ehrenamtlichen Engagements, - Verbesserung des Wohnumfelds, - Aufwertung des Stadtbildes, - Stärkung der Baukultur, - Belebung und Aufwertung des Einzelhandels, - Öffentlichkeitsarbeit & Imagebildung.

Die Zielstellungen des Fonds, das Fondvolumen, der Einfluss der Stadt, die Vergabericht- linien oder die Organisationsstruktur müssen in einer Satzung festgelegt werden. Die dabei entwickelten Förderkriterien des Verfügungsfonds sollen so gestaltet werden, dass sie eine möglichst vielfältige Projektarbeit ermöglichen.

Zur Verwaltung des Verfügungsfonds soll eine Geschäftsstelle bestimmt werden, die im Einvernehmen mit der Stadt organisatorische Aufgaben erfüllen und die Interessen der lokalen Akteure vertreten könnte. Zur Entscheidung über die Finanzierung von Projekten aus Mitteln des Verfügungsfonds soll ein entsprechendes Gremium eingesetzt werden, das aus Vertretern der Stadtverwaltung, der ISEK-Arbeitskreise bzw. Akteuren der Gruppe „Linz gestalten-Leben in der Altstadt“, dem Citymanagement und wahlweise auch aus privaten Bürgern besteht.

In den Sitzungen der ISEK-Arbeitskreise wurde bereits seitens des Arbeitskreises „Gast- ronomie, Handel, Tourismus, Kultur“ die Bereitschaft signalisiert, in diesem Gremium mit- zuarbeiten bzw. sich auch bei der Erarbeitung der Förderrichtlinie einzubringen.

Es ist vorgesehen, den privaten Anteil für Maßnahmen des Verfügungsfonds vorwiegend projektbezogen zu akquirieren. In der Vergangenheit konnten insbesondere durch Eigen- leistung der Gruppe „Linz gestalten-Leben in der Altstadt“ sowie private Spenden einige kleinere Projekte finanziert werden (z.B. Sanierung der Mariensäule). Mit dem Verfügungs- fonds sollen nun weitere Projekte und Maßnahmen zur Aufwertung der Altstadt unter- stützt werden.

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9. Festlegung Programmgebiet und Sanierungsverfahren Das vorliegende Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept mit seinen Analysen, Aussagen und Beteiligungsprozessen dient als Beurteilungsunterlage im Sinne der Vorbe- reitenden Untersuchungen nach § 141 BauGB.

Bei den Recherchen und Untersuchungen für das Städtebauliche Entwicklungskonzept wurde festgestellt, dass die Sanierung notwendig ist. Insbesondere wurden städtebauliche Missstände nach § 136 BauGB nachgewiesen bzw. festgestellt, dass sich städtebauliche Missstände abzeichnen.

Insbesondere wurden Beurteilungsunterlagen gewonnen über die Notwendigkeit der Sa- nierung, die sozialen, strukturellen und städtebaulichen Verhältnisse und Zusammenhänge sowie die anzustrebenden allgemeinen Ziele und die Durchführbarkeit der Sanierung im Allgemeinen.

9.1. Abgrenzung des Programmgebiets/Sanierungsgebiets

Die Ergebnisse der Städtebaulichen Untersuchungen zeigen den Erneuerungsbedarf inner- halb des Untersuchungsgebietes deutlich auf. Klassische Missstände nach den Kriterien des § 136 (3) BauGB konnten, wie in Kapitel 5 aufgeführt, ermittelt werden.

Das Programmgebiet wird mit der vorgeschlagenen Abgrenzung und den Erweiterungen in einer Größe von 15,6 bestätigt und beinhaltet folgende Grundstücksparzellen:

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Abbildung 131: Abgrenzung des Sanierungsgebietes

9.2. Festlegungsmöglichkeiten Die räumliche Festlegung des Programmgebietes kann – wie im Kapitel 1.1 beschrieben – in unterschiedlicher Weise erfolgen und ist zu begründen.

Städtebauliche Sanierungsmaßnahmen (§§ 136 – 164b BauGB) Es liegen sowohl Substanzschwächen vor, da das Programmgebiet mit seiner vorhande- nen Bebauung und seiner sonstigen Beschaffenheit den allgemeinen Anforderungen an Seite 99, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse oder an die Sicherheit der in ihm wohnenden oder arbeitenden Bevölkerung teilweise nicht entspricht (z.B. sanierungsbedürftige Gebäude, vorhandene Bausubstanz entspricht nicht baulichen oder energetischen Standards), als auch Funktionsschwächen, da es droht, dass das Gebiet zukünftig die Aufgaben, die ihm nach seiner Lage und Funktion obliegen, teilweise nicht mehr erfüllen kann oder in der Erfüllung der Aufgaben beeinträchtigt ist (z.B. Gebäudeleerstände).

Zu deren Behebung soll das Gebiet durch Sanierungsmaßnahmen wesentlich verbessert oder umgestaltet werden (§ 136 (2) BauGB). Zudem liegt eine einheitliche Vorbereitung und zügige Durchführung der Sanierungsmaßnahmen im öffentlichen Interesse (§ 136 (1) BauGB).

Für einzelne Maßnahmen sind zum Teil noch Modellstudien, Machbarkeitsstudien und Gut- achten erforderlich, die das Stadtentwicklungskonzept weiter konkretisieren bzw. ergän- zen.

Erhaltungssatzung (§§ 172 - 174 BauGB) Mit dem Instrument der Erhaltungssatzung kann eine Gemeinde die Genehmigungsbe- dürftigkeit von Rückbau und Nutzungsänderung, ggfs. auch die Errichtung baulicher An- lagen festlegen, und zwar zur Erhaltung der städtebaulichen Eigenart des Gebiets auf Grund seiner städtebaulichen Gestalt. Die Festlegung als „Erhaltungsgebiet“ kommt zwar in Betracht, da der Erhalt der derzeiti- gen städtebaulichen Gestalt, Eigenart und bestehenden Bausubstanz nicht alleine im Fokus der weiteren Entwicklung steht, sondern auch die Neuentwicklung, ist die Sanierungs- maßnahme auch vor dem Hintergrund der erhöhten steuerlichen Absetzbarkeiten vorzu- ziehen.

9.3. Sanierungsverfahren

In der Stadt Linz am Rhein wird aus oben genannten Gründen eine Festlegung des Pro- grammgebiets als Sanierungsgebiet im Sinne der §§ 136 ff. BauGB unter Anwendung des Besonderen Städtebaurechts in Betracht gezogen. Damit einher geht die Bestimmung des geeigneten Verfahrens (umfassend oder vereinfacht) zur Behebung der städtebaulichen Missstände und zügigen Durchführung der Sanierung.

Das Erfordernis eines umfassenden Sanierungsverfahrens ist für die Durchführung der Sa- nierung im Programmgebiet „Altstadt Linz am Rhein“ nicht zu begründen. Im Programm- gebiet ist keine großflächige bodenbezogene Gebietserneuerung vorgesehen, sondern ein Bündel von Maßnahmen im Sinne punktueller und auf Aktivierung, Beratung und Förde- rung privater Akteure basierender Erneuerungs- und Sanierungsmaßnahmen. Vorrangig erstrecken sich die im Maßnahmenpaket des Entwicklungskonzepts enthaltenen Projekte auf den öffentlichen Raum (gestalterische Aufwertung von Straßen- und Platz- räumen). Aus diesem Grund ist im Sanierungsgebiet mit wesentlichen sanierungsbeding- ten Bodenwerterhöhungen nicht zu rechnen.

Vor dem Hintergrund des Entwicklungskonzeptes mit seinen konkreten Maßnahmen wird die förmliche Festlegung eines Sanierungsgebiets im umfassenden Verfahren als in der Seite 100, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

Umsetzung unangemessen und sowohl organisatorisch als auch wirtschaftlich zu aufwän- dig bewertet. Dies gilt insbesondere für die nachträgliche Erhebung von Ausgleichsbeträ- gen. Wird das umfassende Sanierungsverfahren durchgeführt, so muss die Abschöpfung sanierungs-be-dingter Wertsteigerungen aufgrund von erheblichen allgemeinen Wertstei- gerungen durch Flächenentwicklungen erfolgen.

Im vereinfachten Sanierungsverfahren kann dagegen auf solche Ausgleichsbeiträge ver- zichtet werden. Stattdessen werden für Straßenbaumaßnahmen KAG-Beiträge, Erschlie- ßungsbeiträge und Kostenerstattungsbeiträge erhoben. Die besonderen sanierungsrechtli- chen Vorschriften (gemäß §§ 152 ff. BauGB) gelten explizit nicht.

Auf dieser Grundlage und aufgrund der angestrebten Maßnahmen wird von der förmlichen Festlegung des Sanierungsgebiets im umfassenden Verfahren abgeraten. Da im Programmgebiet das Augenmerk sowohl auf dem Erhalt der städtebaulichen Eigen- art des Gebiets als auch auf Neuentwicklungen und Nachnutzungen liegt, wird die Fest- setzung eines vereinfachten Sanierungsgebiets nach § 142 (4) BauGB empfohlen.

Genehmigungspflicht nach § 144 BauG Im Rahmen der Sanierungssatzung wird zur Sicherung des öffentlichen Interesses in be- sonderen Fällen auf das Instrumentarium des Vorkaufsrechts, der Veränderungssperre und der Genehmigungspflicht schuldrechtlicher Vereinbarungen gemäß § 144 (1) BauGB zu- rückgegriffen. Darüber hinaus bedürfen genehmigungspflichtige Vorhaben und Rechtsvor- gänge gemäß § 144 BauGB der Genehmigung durch die Stadt. Damit ist gewährleistet, dass die Stadt Kenntnis über die im Sanierungsgebiet stattfindenden Bautätigkeiten er- langt. Gleichzeitig gelingt es hierüber, erhaltenswerte Bausubstanz zu sichern oder die Nutzung und Entwicklung wichtiger Schlüsselobjekte zu steuern.

Im Rahmen des gewählten Verfahrens sind folgende Sachverhalte zu beachten:

- Für Straßenausbaumaßnahmen werden die entsprechenden Erschließungsbeiträge, KAG-Beiträge und Kostenerstattungsbeiträge erhoben (vgl. Beitragssatzung; ein- malige oder wiederkehrende Beiträge, Benutzungsgebühren).

- Die besonderen sanierungsrechtlichen Vorschriften (gemäß §§ 152 ff. BauGB) gel- ten explizit nicht.

- Weiterhin erfolgt der Hinweis, dass bei Gebäuden im förmlich festgelegten Sanie- rungsgebiet ggfs. erhöhte steuerliche Absetzungen (gemäß § 7h EStG) möglich sind.

Die Sanierungssatzung einschließlich Gebietsabgrenzung und Begründung kann bei der Verbandsgemeindeverwaltung Linz am Rhein eingesehen werden.

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9.4. Auswirkungen der Planungen/Maßnahmen Das Programm „Historische Stadtbereiche“ zielt darauf ab, durch öffentliche und private Maßnahmen, das Stadtbild und die Bausubstanz der historischen Altstadt zu erhalten und das Wohn- und Arbeitsumfeld zu verbessern.

Die Umsetzung der Entwicklungskonzeption und der Maßnahmen wird zeitweise auch nachteilige Auswirkungen auf die Bewohner als unmittelbar Betroffene haben. Diese kön- nen beispielsweise durch temporäre Beeinträchtigungen wie Baulärm oder Verkehrsein- schränkungen hervorgerufen werden, sind jedoch im Zuge der Baumaßnahmen hinzuneh- men.

Darüber hinaus kann es im privaten Bereich durch Modernisierungs- und Instandsetzungs- maßnahmen auch zu Mieterhöhungen kommen.

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10. Kosten und Finanzierung 10.1. Maßnahmen und Kostenübersicht

Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die in den nächsten 12 Jahren abzu- wickelnden Maßnahmen. Sie stellt den aktuellen Diskussions- und Planungsstand dar.

Es ist anzumerken, dass im Verlauf des Stadterneuerungsprozesses in den nächsten Jah- ren eine Veränderung hinsichtlich der konkreten Ausgestaltung aber auch des Wegfalls oder Hinzukommens von Maßnahmen erfolgen kann. Dies ist dann bei Bedarf zu ergänzen und durch den Stadtrat im Einzelfall zu entscheiden.

Die Kosten- und Finanzierungsübersicht (KOFI) zum Städtebaulichen Entwicklungskonzept wird grundsätzlich jährlich entsprechend angepasst. Die KOFI gibt auch die Prioritäten der einzelnen Maßnahmen in Abstimmung mit der Haushalts- und Finanzierungsplanung der Stadt an. Damit einher geht auch die voraussichtliche Unterdeckung durch Gegenüber- stellung der Ausgaben und der Einnahmen unter Beachtung eines angemessenen Einsatzes öffentlicher Mittel.

Das Gesamtinvestitionsvolumen im Rahmen des ISEK, für den maximalen Förderzeitraum von zwölf Jahren, beträgt nach einer groben Kostenschätzung rund 6,57 Mio. EUR.

Die Maßnahmenübersicht wurde in Prioritätskategorien von A bis C eingeteilt, wobei A oberste Priorität und C unterste Priorität darstellt. Die Übersicht deckt sich auch mit den Inhalten der Kosten- und Finanzierungsübersicht (KoFi).

Die in der Tabelle enthaltenen unmittelbar wirksamen Maßnahmen des ISEK werden er- gänzt um begleitende Maßnahmen, die die Zielsetzungen des Rahmenplans unterstützen.

Umfassende Maßnahmenliste

Priorität A) sehr wichtig/kurzfristig B) wichtig/mittelfristig C) wünschenswert/langfristig D) keine * die Nummerierung wird im Zuge der Endbearbeitung des Erläuterungsberichts angepasst lfd. Maßnahmenübersicht mit Beschreibung Bruttokosten Träger / Verblei- Prio- Nr.* in EUR Förderung bende Kos- rität (ca./gerun- ten Stadt in det) EUR OM Ordnungsmaßnahmen

1 OM 1 Freilegung von Grundstücken

1.1 Abbruch nicht erhaltenswerter Gebäude 100.000 STH, Stadt 33.500 B - ehemalige Leichenhalle Tilmann Joel Park, - Toilettenanlage Zehntgasse - Ehemaliger Kindergarten Zehntgasse 6 - weitere Gebäude nach Bedarf Seite 103, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

lfd. Maßnahmenübersicht mit Beschreibung Bruttokosten Träger / Verblei- Prio- Nr.* in EUR Förderung bende Kos- rität (ca./gerun- ten Stadt in det) EUR 2. OM 2 Bodenordnung einschließlich Grunderwerb

2.1 Erwerb eines sanierungsbedürftigen, ortsbildprägenden 120.000 STH, Stadt 116.000 B Gebäudes im Programmgebiet (Projekt „Musterhaus“) (Zwischenfi- (4.000 über - Sanierung durch privates, privatwirtschaftliches nanzierung, STL ent- (ehrenamtliches) Engagement nur Förde- spricht rung der (33,3% bei Grunder- 10% Ne- werbsneben- benkosten) kosten) 3 OM 3 Sonstige Ordnungsmaßnahmen

3.1 Aufwertung Umfeld/Stadtportal „Pulverturm“ 250.000 STH, 85.000 A - Grünflächengestaltung im direkten Turmumfeld Stadt, - Umgestaltung und Neuordnung Platzfläche ehe- maliger Kindergarten/öffentliche Toilettenanlage (siehe OM1.1) 3.2 Vereinheitlichung der Stadtmöblierung (nach VM 4) 100.000 STH, 33.400 B - Sitzelemente Stadt, - Informationsstelen - Abfalleimer - Fahrradabstellanlagen - Spielgeräte

Die Maßnahme ist überwiegend in die unter OM 4 be- schriebenen Maßnahmen zu integrieren 3.3 Punktuelle Inwertsetzung der Stadtmauer 50.000 STH, 17.000 C - Sichtbarmachung Stadt, - Beleuchtung DSchG., - Inszenierung (Stadtmauerrundweg) ggf. privat 4 OM 4 Herstellung und Änderungen von Erschließungsan- lagen 4.1 Ausbau von Straßenräumen

4.1.1 Mühlengasse (nur Straßenraum) 118.000 KAG Bei- A träge 50% 4.1.2 Kanzlerstraße 158.000 = A 4.1.3 Im Stadtgraben 72.000 934.500 C EUR för- 4.1.4 Hundelsgasse 152.000 derfähige B Kosten 4.1.5 Katharinenstraße 56.000 (STH) B 4.1.6 Brüderstraße 136.000 B

4.1.7 Grabentor 98.000 B

4.1.8 Klosterstraße 226.000 B

4.1.9 Im Kamminerk 167.000 B

4.1.10 Auf dem Hunsrücken 154.000 C

4.1.11 Am Totenborn 132.000 C Seite 104, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

lfd. Maßnahmenübersicht mit Beschreibung Bruttokosten Träger / Verblei- Prio- Nr.* in EUR Förderung bende Kos- rität (ca./gerun- ten Stadt in det) EUR 4.1.12 Am Himmelreich 101.000 C

4.1.13 Auf dem Berg 88.000 C

4.1.14 Von Kellerstraße 119.000 C

4.1.15 Kapuzinergasse 92.000 C

Gesamtkosten Ausbau von Straßenräumen 1.869.000 STH (s.o.), ~312.000 Stadt, Aus- (33,3% von baubeiträge 934.000) nach KAG ~50 % 4.2 Zufahrtskontrollen und –beschränkungen FGZ 150.000 STH, 50.000 A Stadt, 4.3 Aufwertung Fußwegeverbindungen

4.3.1 Sanierung Treppenanlage Kirchplatz/Tilmann-Joel-Park 40.000 STH, 13.500 C Stadt, 4.3.2 Aufwertung Fußwegeverbindung Tilmann-Joel-Park/Am 25.000 STH, 8.500 C Himmelreich – Am Totenborn Stadt, 4.3.3 Sanierung Gehweg/Fußwegeverbindung Petrus-Sinzig- 73.000 KAG Bei- 12.100 C Straße träge ~50% =36.500 EUR för- derfähige Kosten (STH) 4.3.4 Sanierung Gehweg/Fußwegeverbindung Kaiserbergstraße 152.000 KAG Bei- 25.100 C träge ~50% =76.000 EUR för- derfähige Kosten (STH) 4.4 Neuordnung der Zufahrten und Umfeldgestaltung Neutor 450.000 LBM, 150.000 C LVFG, Stadt, STH 4.5 Neugestaltung Parkplatz „Alter Brandweiher“ 100.000 STH, Stadt 33.500 C

4.6 Neugestaltung Parkplatz „Burg Linz“ 300.000 STH, Stadt 100.000 A

4.7 Neugestaltung Quartiersplatz Mühlengasse 550.000 KAG Bei- 92.000 A träge ~50%= 275.000 EUR för- derfähige Kosten (STH) Seite 105, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

lfd. Maßnahmenübersicht mit Beschreibung Bruttokosten Träger / Verblei- Prio- Nr.* in EUR Förderung bende Kos- rität (ca./gerun- ten Stadt in det) EUR

BM Baumaßnahmen

1 BM 1 Modernisierung und Instandsetzung privater Ge- 1.200.000 STH, Stadt 400.000 A bäude ca. 4 Objekte/Jahr a’30.000 EUR) Einschließlich Finanzierung „Musterhaus“ 2 BM 2 Modernisierung und Instandsetzung öffentlicher Ge- bäude 2.1 Denkmalgerechte, touristische Inwertsetzung der Stadt- 300.000 STH, 100.000 C tore (nach VM5.3) DSch, Stadt 3 BM 3 Gemeinbedarfs und Folgeeinrichtungen

3.1 Neubau einer öffentlichen, behindertengerechten Toilet- 150.000 STH, 50.000 A tenanlage am Parkplatz Burg Linz Stadt,

VM Investitionsvorbereitende und begleitende Maßnahmen

1 VM 1 Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept Insgesamt ca. STH, Stadt 20.000 A 60.000 2 VM 2 Aufstellen einer Sanierungssatzung A 3 VM 3 Aufstellen einer Modernisierungsrichtlinie A

4 VM 4 Öffentlichkeitsarbeit und Workshops A

5 VM 5 Machbarkeitsstudien und Anentwicklung

5.1 Entwicklungskonzepte auf Ebene der Stadtquartiere 30.000 STH, Stadt 10.000 B - z.B. Quartier „Neustraße“ - Städtebauliches Entwicklungskonzept auf Quar- tiersebene - Beratungsoffensive, Zukunftswerkstatt - Stärkung und Förderung der Eigentümergemein- schaft 5.2 Gesamtkonzept Stadtmobiliar 15.000 STH, Stadt 5.000 A

5.3 Machbarkeitsstudie touristische Inwertsetzung Stadttore 25.000 STH, Stadt 8.500 C (z.B. Sanierung/Umnutzung Neutor & Rheintor) 5.4 Verkehrs- und Parkraumkonzept Altstadt 30.000 STH, Stadt 10.000 A

6 VM 6 Citymanagement 250.000 STH, Stadt 83.000 A (gemäß Ziffer 8.2.4 VV-StBauE im Rahmen von Obergrenzen för- derfähig) 7 VM 7 Sanierungsberatung 130.000 STH, Stadt 43.000 A (gemäß Ziffer 8.2.4 VV-StBauE im Rahmen von Obergrenzen för- derfähig) 8 VM 8 Einrichtung eines Verfügungsfonds 50.000 50% 8.325 B Stadt/STH (33,3% von 50% Privat 25.000) Seite 106, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, Historischer Stadtbereich „Altstadt Linz am Rhein“ Erläuterungsbericht, April 2016

lfd. Maßnahmenübersicht mit Beschreibung Bruttokosten Träger / Verblei- Prio- Nr.* in EUR Förderung bende Kos- rität (ca./gerun- ten Stadt in det) EUR

Bruttokosten, 6,7 Mio. 2,0 Mio. öffentliche Gesamtinvestition

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10.2 Kosten- und Finanzierungsübersicht (KoFi)

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11. Ausblick Mit dem vorliegenden Städtebaulichen Entwicklungskonzept liegen unter Einbeziehung der gesamtstädtischen Entwicklung und bestehender Entwicklungsansätze die Voraussetzun- gen - im Sinne von Leitlinien - für die Förderung der zukünftig durchzuführenden Einzel- maßnahmen vor.

Auf der Grundlage des vom Stadtrat befürworteten und beschlossenen Entwicklungskon- zepts und der Modernisierungsrichtlinie können zukünftig - nach entsprechender Beratung der jeweiligen Bauherren bzw. Eigentümer und Abschluss von Modernisierungsvereinba- rungen - einzelne private und öffentliche Maßnahmen (Modernisierungs- und Investitions- maßnahmen) anhand der erarbeiteten Ergebnisse in Angriff genommen und realisiert wer- den.

Teilbereiche des Programmgebietes erfordern noch eine Präzisierung durch Entwicklungs- /Gestaltungskonzepte, im Einzelfall auch durch verbindliche Bauleitplanung.

Insgesamt sind damit die Weichen für die Sicherung, den Erhalt und die Stärkung des historischen Stadtkerns mit reicher denkmalwerter Bausubstanz gestellt.

Erarbeitet: Stadt-Land-plus Büro für Städtebau und Umweltplanung

i.A. Norman Kratz/st i.A. Axel Brechenser Dipl.-Ing. Raum- und Umweltplanung M.Sc. Stadtplanung Boppard-Buchholz, März 2016