Wie das erloschene Adelsgeschlecht von Rennenberg wieder zu dem ursprünglichen Namen gelangte Die Edler von Rennenberg – Freiherren von Rennenberg – Grafen von Rennenberg – Grafen von Lalaing und von Rennenberg sowie die Fürsten zu Salm-Kyrburg. – Am 01.03.1917 wurde die Witwe des letzten Fürsten zu Salm-Kyrburg (das Geschlecht starb im Schloss Rennenberg nahe Linz aus) mit den Kindern von Amts wegen wieder in den Freiherrenstand (Freifrau, Freiin, Freiherr von Rennenberg) versetzt. Sollte es ein Affront sein? Wesentliche Begebenheiten der Rennenberger geschahen im heutigen Belgien und in den Niederlanden. – Im „Achtzigjährigen niederländischen Unabhängigkeits- oder Freiheitskrieg“ (1568 bis 1648) gegen Spanien galt Graf Georg von Rennenberg seit den Geschehnissen am und nach dem 03.03.1580 als „der große Verräter“. – Die Rennenberger waren einst nicht nur im Erzbistum Köln mit herausragenden geistlichen und kommunalen Ämtern betraut, doch Spitzenpositionen blieben ihnen versagt.

Von H.H.Mohr

Das edelfreie Geschlecht und ernannt, deren Aufgabe es war, in einem Gau die die Lehnsherren von Rennenberg Rechtsprechung auszuüben und militärische und zivile Funktionen zu übernehmen. Von den edelfreien Der am 17.09.2006 verstorbene Geschichtsforscher des Geschlechtern, die das Jahr 1000 „überstanden“ und Westerwaldes und ehemalige Direktor des Hessischen zwischenzeitlich aufgrund ihrer Grafschaftsrechte und Staatsarchivs, Dr. Hellmuth Gensicke, meinte in seinem sonstigen Regalien langsam eine Territorialherrschaft 1957/1958 erschienenen Buch „Landesgeschichte des aufgebaut hatten, wurden die späteren Reichsfürsten, Westerwaldes“ explizit: „Sicher scheint, dass die Grafen und Edelherren (Freiherrn) – auch Dynasten Rennenberger als einheimisches edelfreies Geschlecht genannt, wobei der „freie Herr“ kein Titel sondern eine zu den Vasallen von Mechthilds (Regentin unseres Standesbezeichnung war, die die Grafen einschloss, die Gefildes, Gräfin Mechthild von Sayn geborene Gräfin von nicht fürstlichen Ranges waren. Landsberg [* 1200/1203, † 07.07.1285] und Gattin des Der Name „Karolinger“ ist der des Herrschergeschlechts Grafen Heinrich III. von Sayn, † 01.01.1247) Eltern der westgermanischen Franken, das ab 751 im gehörten und durch Heiraten mit den Töchtern der Frankenreich die Königswürde innehatte. Sein Nachkommen der Edelherren von mit den berühmtester Vertreter war Karl der Große, von dem die edelfreien Familien von Blankenberg, Virneburg, den späteren karolingischen Herrscher abstammten. Karl der Vögten von und den Walpoden von Große (* wahrscheinlich am 02.04.747, † 28.01.814 in Neuerburg versippt waren.“ Aachen) war seit dem 09.10.768 König des Fränkischen „Gräfin Mechthild von Sayn (Tochter von Graf Dietrich Reiches und seit dem 25.12.800 Römischer Kaiser. von Sommerschenburg und Groitzsch [Pfalzgraf von „In geringer Entfernung von St. Katharinen, in einem Sachsen, † 13.06.1207] aus einer Nebenlinie der waldigen Thal, genau zwischen Noll und dem Erlhof, 1 Wettiner, der sich nach Übernahme der rheinischen Stunde östlich von Linz, trauern auf bedeutender Höhe Güter den Namen „Landsberg“ zulegte, und der Jutta, über einem bewaldeten Thal die geringen Ruinen des Landgräfin von Thüringen [† vor oder 1216 und in Schlosses (Burg) Rennenberg, einst Stammsitz des Heisterbach im Zisterzienserkloster zu Grabe getragen] gleichnamigen Dynastengeschlechts, das jedoch, eine ließ auch im späten Alter den Kontakt zu ihren keineswegs alltägliche Erscheinung, von den Grafen von (wichtigsten und getreuen) Lehnsherren von Rennenberg Wied (Sayn) abhängig gewesen ist. Konrad von Rennen- nicht abreißen.“ berg, vir nobilis (nobilis viri mansus = Handgemalehe „Am Mittwoch vor Allerheiligen 1242 versprach Gerhard bzw. hantgemal = Hof eines edlen Mannes. Mit von Rennenberg der Gräfin Mechtild von Sayn wegen „Handgemahl“ bezeichnete man im Mittelalter zumeist seines Schlosses (Burg) Rennenberg ein treuer ein nicht veräußerbares Gut, von dem ein freier Mann Lehnsmann zu sein, wie es seine Vorfahren gewesen. seine Herkunft und vermutlich seinen Namen ableitete.), Man nennt sie und die Walpoden von der Neuerburg die der von den Grafen Heinrich und Rupert von Nassau mit hervorragendsten Vasallen der Mechtild von Sayn.“ dem Zehenthof zu Linz belehnt gewesen, gibt ihn mit Die Edelfreien waren ursprünglich Großgrundbesitzer! Willen seiner Söhne Gerhard, Arnold, Hermann den Unter den Karolingern wurden aus ihnen die Grafen Grafen zurück, als welche ihn dem Kloster Gerresheim

1 berg, daß niemand dem andern sein Theil nit führen soll an eine fremde Hand, noch niemand halten wider den andern. Fort haben wir gesichert um unse erbliche Rechte in dem Dorf zu Linz, daß da niemand den andern an hindern soll, noch still noch offenbar, so was die Märker geloben von ihrer Küre, das soll männiglich nach seinem Recht stets halten. Fort han wir gesichert, ob ein Zorn aufliese von Worten oder von Werken zwischen unserer zween, daß dessen der dritte Macht soll han zu scheiden, wann er mag, und kann er es nicht scheiden, so han wir gekoren den Propst von St. Andreas zu Cöln, unsen Oehmen (Johann von Rennenberg, 1263, 1286 und 1295, 1290 Chorbischof zu Cöln), und Hrn. Ludwig unsen Neffen von , daß sie dessen Macht han mit dem dritten. Und wem sie das Unrecht geben, und will er nit dann ablassen, daß sie ihn treulos sollen schelten vor unsen gemeinen Magen, und öffentlich wider ihn sein. Ob unser zween entzweit mit einem, deß sollen die zween Gekorne aber Macht haben nach unsen Burworten zu scheiden. Dies geschah anno Domini 1270 in Kirstdage zu Linz.“ – „Das alte Geschlecht von Rennenberg stand in hohem Rufe von Frömmigkeit und Heiligkeit; man erzählte, ein Rennenberger, Mann oder Diese Standbilder – Vollholzbildwerke aus einem Laubbaum, Weib, dürfe nur beim Auskleiden seinen Rock, überhaupt wahrscheinlich Eiche – im Kreuzgang der Zisterzienserabtei irgend einen Theil seiner Garderobe, an die Wand Marienstatt stellen die Stifter des Klosters, Gräfin Mechthild von Sayn und Graf Heinrich III. von Sayn, dar. Schon aus der werfen, wo der Rock dann, auch ohne Nagel, an der Kleidung, den so genannten Sternenmänteln aus blau Wand hängen bleiben werde. – Es ist das, wie man schillernder Seide, die Macht und Ansehen verliehen und nur sieht, eine Nachbildung der Legende des hl. Goar, der in von Herrscherpersönlichkeiten getragen wurden, ist zu dem Bischofshofe zu Trier seinen Mantel an einem schließen, dass es sich um hochstehende Autoritäten handelte. Nach einem fotografischen Bildnis des Klosters Sonnenstrahl anhängt.“ (Auszug aus Quellennachweis standen diese Skulpturen eines unbekannten Künstlers Nr. 2) bereits um 1890 im Kreuzgang von Marienstatt. Die Die katholische Pfarrgemeinde St. Goar steht in der Schnitzereien haben womöglich einst den alten barocken Tradition des hl. Goar, der im 6. Jahrhundert (Jh.) aus Hochaltar der 1718 von Abt Benedikt Bach (1688 – 1720) barockisierten Abteikirche von Marienstatt begrenzt. Aquitanien in Südfrankreich an den Rhein kam und Abb. 01 zunächst mit Genehmigung des Bischofs von Trier in der Gemarkung Oberwesel eine Höhle am Rhein bezog. Seine Gastfreundschaft, besonders gegenüber den Rheinschiffern, war der Legende nach so groß, dass er sich dafür vor dem Bischof in Trier verantworten musste, zugedacht haben, und empfängt zur Entschädigung die aber Gnade fand, als er Hut und Mantel an einem Weinberge Bilce und Hunidal bei Linz, 1217. Konrad Sonnenstrahl aufhängte. kommt noch den 30. Sept. 1238 vor. Arnold nobilis de Rennenberg verzichtet in Gegenwart seiner Brüder Gerhard und Hermann zu Gunsten der Abtei Rommers- dorf allem Anspruch zu dem Hof Markenberg, läßt auch die Urkunde durch seine Schwester Lisa, Aebtissin zu Schwarz = Rheindorf und Vilich, besiegeln, Mittwoch vor Allerheiligen 1242. Gerhard, in Gemeinschaft seiner Gemahlin Benedicta, Stifter des St. Katharinenklosters, 1238, verspricht der Gräfin Mechtilde von Wied (Sayn) wegen seines Schlosses (Burg) Rennenberg ein treuer Lehensmann zu sein, wie das seine Voreltern gewesen, 14. Aug. 1249. (Zur Errichtung des Nonnenklosters in „Hargarde“ (Hargarten) hatte die verwitwete Gräfin Mechthild von Sayn als Regentin unseres Gefildes zu Pfingsten [27.05.1257] ihr Plazet erteilt.) Er hinterließ, Die Burg Rennenberg. (Verein Burg Rennenberg) außer den sechs, bei dem Kloster St. Katharinen Abb. 02 genannten Töchtern, die Söhne Arnold, Gerhard, Hermann. Rorich von Rennenberg, Burgmann zu Wied, wird 1254 genannt. Rorich, Hermann und Konrad geloben sich den Hausfrieden von unser Burg Rennen-

2 „Die Burg ist der Stammsitz eines Edelherren- 1362), zu Richtern über den Kölner Nachlass geschlechtes, das 1220 mit Konrad von Rennenberg, erschlagener Juden bestellt. Schon am 30.11.1344 war seinen Söhnen Gerhard und Arnold (beide nahmen am Heinrich von Rennenberg durch den Kölner Erzbischof 5. Kreuzzug von 1218 – 1221 teil) sowie dem Kölner Walram von Jülich (1331 – 1349) zum Burggrafen (Drost Domherrn Konrad, alle Zeugen in einer Urkunde des oder Amtmann) zu Wolkenburg (Königswinter) auf Kölner Erzbischofs Engelbert I. von Berg (1216 – 1225) Lebenszeit ernannt worden. genannt wird. Die Burg gehörte um die Mitte des 13. In Köln und Linz wurden 1349 die Juden, die seit Jahrhunderts der Gräfin Mechtild von Sayn, die frühester Zeit an der Stadtentwicklung hier wie dort Rennenberg 1250 dem Kölner Erzstift übergab, aber wesentlich beteiligt waren, unter dem Erzbischof Walram abgabenfrei blieb. Die von Rennenberg besaßen sie also von Jülich fast alle erschlagen. Nur wenige entkamen. in der Folge als Lehen des Erzstiftes Köln. Im J. 1532 Ihren Besitz teilten sich in Köln die Stadt und das kam die Burg, die im J. 1585 als verfallen bezeichnet Erzbistum. wird, an die v. Lalaing, dann an die Hochstraten (Hoogstraten) und 1765 an die v. Salm, jetzt Fürsten v. Salm-Kyrburg, die noch heute die Ruinen besitzen. – Auf einem Bergkegel über dem Altenbachtal liegt im Hochwald die Burg Rennenberg. Von ihrem aufgehenden Mauerwerk stammt das meiste von einer Wiederherstellung des 19. Jahrhunderts. Auf der steilsten Kuppe des Berges steht der aus Basaltbruchsteinen errichtete runde Bergfried. Er hat einen Durchmesser von 2,50 m im Lichten und eine Mauerstärke von 1,70 m. Sein Fuß ist von bewachsenem Schutt umgeben, so daß man heute den Eingang im zweiten Geschoß fast erreichen kann. Von der inneren Sohle gerechnet stehen noch etwa 7 m. Diesem Zylinder wurde bei der Wiederherstellung ein kleiner mit Der Torso des Kölner Doms. Nach der Grundsteinlegung (15.08.1248) vergingen bis zur Fertigstellung/Einweihung geringerer Mauerstärke aufgesetzt. – Östlich von der (15.10.1880) über 632 Jahre. Hauptburg, die auf der Spitze des Kegels lag, zog sich in Abb. 03 50 m Abstand eine Vorburgmauer, deren Zug sich auf der Südseite, der am meisten gefährdeten, der Hauptburg wieder nähert und ihr parallel läuft, den ehemaligen und heutigen Zugang einfassend. Vor der Südecke, auf einem Hügel vorgeschoben, Reste eines Zu den Zeugen der Judenverfolgungen von damals 30 m langen, 15 m breiten Hauses mit 1,20 m starken gehörte der Dominikaner Heinrich von Herford. Von ihm Mauern, von dem aus die vom Gelände nicht verstärkte ist aus 1349 überliefert: „In Deutschland und in vielen Südmauer zu flankieren ist. Auf der Nordseite war die anderen Ländern wurden die Juden mit Frauen und Burg durch einen bis zu 10 m tiefen Graben gesichert. Kindern durch Eisen und Feuer grausam und unmensch- Südlich vom Bergfried liegen Reste von Gebäuden, lich vernichtet.“ – „Diese Verfolgungen seien entweder weitere östlich von ihm in der Vorburg. – Das schlichte wegen der Reichtümer der Juden geschehen, und zwar Schloß Rennenberg ist 1846 als Sommersitz der Fürsten sowohl von seiten adeliger wie nichtadeliger Schuldner, Salm-Kyrburg von Fürst Friedrich gebaut.“ (Auszug aus und das halte er für wahr, während er den Vorwurf der Quellennachweis Nr. 6) – Seit 2005 befindet sich die Brunnenvergiftung als Begründung der Judenverfolgung, uralte Burgruine Rennenberg mit dem umliegenden Wald der überall erhoben werde, nicht für wahr halte, obwohl (Gehölz) im Besitz von Stefan Wirtgen in . die Pest diesem Gerücht Glaubwürdigkeit verleihe.“ Die Zeit im Mittelalter glich einem „Selbstbedienungs- Die Menschen im Mittelalter hatten über die Herkunft von laden“ für die vorherrschenden Adelsgeschlechter. So Krankheiten meist keine Ahnung und schrieben sie bekleideten auch einige Söhne der Rennenberger unheilvollen „Planetenkonstellationen“ oder „Miasmen“ herausragende amtliche und geistliche Ämter und die (früher angenommene giftige Ausdünstungen des Töchter wurden nicht selten unter der Verwandtschaft Bodens) zu. Von den Ärzten wurde ein dicht ab- (Verwandtenehe) zur Vermehrung von Besitz und Macht schließendes Ledergewand und vor dem Gesicht eine verheiratet oder mussten den Schleier nehmen. Aber „Gasmaske“ mit einem großen Schnabel getragen, die – auch im Kloster betraute man die Ordensfrauen mit mit aromatischen Kräutern gefüllt – als Luftfilter diente. herausragenden Positionen (Äbtissinnen). Es war meist Die Augen waren durch gläserne Linsen geschützt. In unerheblich, ob die Adelstöchter oder Söhne dazu der Hand trugen viele Ärzte einen Stab mit Weihrauch, geeignet oder überhaupt befähigt waren! um „Unreinheiten“ abzuwehren. Der von 1311 – 1344 amtierende Kölner Domherr Dieser Schutz beugte der Tröpfcheninfektion vor und Heinrich von Rennenberg (von 1350 – 1352 Subdiakon hielt die Flöhe besser fern, als es die Kleidung in Köln), dessen Bruder Johann von Rennenberg und vermochte. Er galt aber aus heutiger Sicht eher als deren Vetter Rorich von Rennenberg wurden 1351 durch Nonsens. Neben dieser Miasmen-Theorie kursierte das den Erzbischof in Köln, Wilhelm von Gennep (1349 – Gerücht, dass Vergiftungen die Ursache für die Pest

3 seien. Man beschuldigte Hexen und Andersgläubige. In war im 14. Jh. auf 40.000 bis 50.000 Einwohner ange- islamischen Ländern waren es die Christen, in wachsen, hatte etwa 3.000 Geistliche und Universitäts- christlichen die Moslems und überall die Juden. – Man angehörige und galt als das „Weinhaus der Hanse“. suchte einfach nach „Sündenböcken“, weil 70 bis 80 % der Pestkranken starben und die Mediziner immer mehr in Erklärungsnot gerieten. In Köln – im „hilligen Cöllen“, wie die Zeitgenossen ihre Stadt nannten (eine bedeutende Hafenstadt, in der es bereits im 13. Jh. elf Männer- und Frauenstifte, 16 Männer- und Frauenklöster sowie zwei Niederlassungen der Ritterorden gab) – entstand auf ehemals jüdischem Grund und Boden der Rathausvorplatz. Mitten im Judenviertel – als es noch eine Judengasse und kein Getto war – hatte man in der ersten Hälfte des 12. Jh. die „domus civium“ – ursprünglich das Versammlungs- haus der „Richerzeche“ und später das Rathaus – es lag „inter Judaeos“ – Wand an Wand zu Judenhäusern – gebaut. Die wohl älteste Synagoge in den „teutschen“ Landen in Köln war aus dem Jahre 1012. Und die in Worms stammte von 1034. Das Judenviertel und das alte Kölner Rathaus (es stand auf Ruinen des Praetoriums, des ehemaligen Palastes des früheren römischen Provinzstatthalters vom 1. – 4. Jh.) gingen Das Rathaus in Köln. 1349 in Flammen auf. Abb. 05

Kurze Sage, gute Sage! – meint ein altes Sprichwort. Meist enthält eine Volkserzählung mehr als nur ein Quäntchen an Wahrheit. So ist die folgende „Wester- waldsage“ (nacherzählt von C. Trog in „Rheinlands Wunderhorn“ (1882/1884) über Geschichten und Legenden, auch Ränke und Schwänke aus den alten Ritterburgen, Klöstern und Städten der Rheinufer) eigentlich zu schön, um wahr zu sein: „Nach blutigen Das mittelalterliche Köln. Abb. 04 Fehden, die im Mittelalter das Städtchen Linz heim- suchten, hatte ein erst mehrere Tage altes Judentöchter- chen die Eltern verloren und war alleine dem Blutbade entronnen. Die kleine Jüdin empfing die christliche Taufe, wobei ein Ritter von Rennenberg aus Linz die An gleicher Stelle wurde später ein neuer zweige- Patenstelle übernahm. Der gutherzige Herr empfand schossiger Bau mit einem Saal im zweiten Stock eine so warme Teilnahme für sein verwaistes Patenkind, errichtet. 1372 sind zwar wieder einige jüdische Familien daß er es in seine Burg aufnahm und mit aller Sorgfalt gegen hohe finanzielle Verpflichtungen zugelassen, aber erzog. 1424 endgültig aus Köln vertrieben worden. Seither gab Die kleine Waise gedieh vortrefflich und wuchs zu einer es in Köln keine jüdische Gemeinde mehr. Jungfrau von blendender Schönheit heran. Die Teil- Das 13. und 14. Jh. war die Blütezeit der „Kölner Ge- nahme aber, welche Herr von Rennenberg anfangs für schlechter“. Sie waren reich, stellten die Mitglieder des sein Patenkind empfunden, verwandelte sich nach und Schöffenkollegs, der „Richerzeche“, später den neuen nach in heiße Liebe. Und ob er wohl bedeutend älter Rat und bestimmten die Stadtpolitik. Ihren Lebensstil war, so fand er dennoch warme Gegenliebe. So waren richteten sie nach adeligen Vorbildern aus. Köln führte denn die Herzen beider eins geworden, aber an eine schon 1149 ein Stadtsiegel, wohl das erste in eheliche Verbindung konnte nicht gedacht werden, weil Deutschland. nach dem bestehenden Kirchengesetz, der Pate sein Die in der „Westerwaldsage“ erwähnten Judenpogrome Patenkind nicht ehelichen durfte. in Linz und im übrigen Kurfürstentum in Köln gehen auf Da das Liebesverhältnis kein Geheimnis beider ge- das Jahr 1349 zurück. Linz galt zwar schon als Stadt, blieben, mußte sich das Pärchen, auf Befehl des glich aber doch noch mehr einem dörflichen Flecken Erzbischofs von Köln, trennen. Das Kloster St. Katharina („1321 wird Linz als 'op(p)idum, 1322 erstmals ausdrück- nahm die schöne, aber herzenskranke Jungfrau auf, lich als 'stat' bezeichnet“). Die Stadt Köln – die damals während der Ritter auf der Burg in Linz sein Weh den größte mittelalterliche Stadt in den „teutschen Landen“ – Sternen klagte.

4 Jetzt waren es nur noch acht Tage bis zu dem gefürchteten Augenblick. Herr von Rennenberg, der schier verzweifelte, eilte nach Köln, doch von den Lippen des Erzbischofs hörte er kein anderes Wort als: ‚Entsaget!’ Der Gram und das Seelenleid hatte den Ritter fast blind gemacht. Darum sah er das gutmütige Lächeln nicht, das um den Mund des Seelenhirten schwebte; denn dieser hatte die Dispensation längst erhalten, auch bereits Befehl nach St. Katharina gegeben, die Jungfrau nicht einzukleiden, sie vielmehr am letzten Tage des Probejahres nach Köln zu bringen. Dem Rennenberger verschwieg er aber sein Glück, weil er dessen Be- ständigkeit prüfen wollte.

Linz. Abb. 06

Die Schranke, welche dem Paare im Wege stand, konnte allein in Rom beseitigt werden. Deshalb eilte der Ritter nach Köln zum Erzbischof, um ihn um eine Fürsprache in Rom zu bitten. Der Erzbischof war dem Ritter wohlgewogen; denn er hatte ihm in mancher Fehde als treuer Knappe zur Seite gestanden. Auch war das Kloster, welches sein Herzblatt verwahrte, von ihm schon früher reich beschenkt worden. Deshalb bat er in Der Kölner Dom. Rom um Dispensation und tröstete den Ritter, daß, ehe Abb. 08 das Jahr (Noviziatjahr = Probezeit) abgelaufen, nach welchem die Jungfrau unwiderruflich den Schleier nehmen mußte, die Dispensation eintreffen würde. Erleichterten Herzens kehrte der Ritter nach Linz zurück und harrte in Geduld Wochen, ja Monate auf das Mit Hangen und Bangen war der letzte Tag des erlösende Wort, aber es kam nicht. Der Ritter erlitt wahre Noviziats gekommen, und noch einmal raffte sich der Höllenqualen, und seine Herzensdame nicht minder. Ritter auf und schritt gramgebeugt zur bischöflichen Burg. Er traf den Erzbischof im Ornat und wußte es nicht zu deuten, als ihn dieser teilnahmsvoll bei der Hand nahm und zur Kapelle geleitete, die in einem wahren Lichtermeere schwamm. – Was soll das bedeuten? fragte der bleiche Ritter. – Der Erzbischof antwortete ihm jedoch nicht. Er führte ihn vielmehr vor die Stufen des Altars, wo die Oberin aus St. Katharina ihm seine Geliebte, geschmückt mit dem grünen Brautkranz, an die Seite führte. Und nun verkündete der Erzbischof die päpstliche Dispensation und traute das schwergeprüfte Paar. – So verwandelte sich des Ritters Leid und Weh in hohe Freude, in derselben Stunde, in welcher er glaubte, seine süßesten Hoffnungen zu Grabe getragen zu sehen.“ Die Burg Rennenberg könnte mit oder sogar vor der von Altenwied – die bereits zu Beginn des 12. Jh. bestand – erbaut worden sein. Altenwied gehörte zu einer der vier „Die schöne Jüdin aus St. Katharina“ – Sie überlebte die Burgen, die der Kölner Erzbischof Siegfried von Judenpogrome in Linz, war Paten- und Hätschelkind auf Westerburg (1275 – 1297) nach der verlorenen Schlacht Burg Rennenberg und bangte nach der Romanze um von Worringen im Jahr 1288 als Unterpfand für seine Dispens in der Klosterzelle von St. Katharina. Das Freilassung einsetzte. Happyend sollen der seinerzeitige Erzbischof von Köln und die Äbtissin von St. Katharina vermittelt haben. Im Jahre 1585 bzw. 1530 wurde die Rennenberger Burg Abb. 07 als „ein alt verfallen Mauerwerk uf einem Berg“ bezeichnet. Sie war es wahrscheinlich schon 1507/1520 und längst nicht mehr bewohnt.

5 Als Äbtissin zu jener Zeit (1349) in St. Katharina ist uns wurde die der hl. Sabina geweihte Kirche S. Sabina auf Luitwigis (schon 1343) überliefert. Auf Burg Rennenberg dem Aventin („Auf dem Aventinischen Hügel“) in Rom hatte Rorich II. mit seiner Gemahlin Nesa geb. von (wo sich vorher das Haus der Sabina befand, das sie Isenburg-Braunsberg das Sagen. Beide freuten sich über womöglich der römischen Kirche vermacht hatte und zwei Söhne: Rorich, bezeugt von 1366 bis 1380, war schon als „Kirche“ bzw. Versammlungsort genutzt wurde) Chorbischof zu Köln und Hermann V. von Rennenberg. im Jahr 430 gebaut (umgebaut). Im Jahr 499 wird diese Er kommt in Urkunden von 1361 – 1386 vor und setzte Basilika in Dokumenten einer römischen Synode die Stammfolge fort. Über dessen Ehefrau ist nichts erwähnt, woraus zu schließen ist, dass Sabina (Stifterin) bekannt. Acht Kinder dieses Ehepaares tobten damals mit ihrem Vermögen zum Bau der Kirche beigetragen um den heute einsamen und öden Rennenberg. – Es hatte. Ihre Verehrung begann im 6. Jahrhundert. Sie ist bleibt wohl weiter der Fantasie überlassen, wer von den die Patronin und eine der großen Märtyrinnen von Rom; Rennenbergern die schöne Jüdin aus St. Katharina zum der Hausfrauen und Kinder; gegen Regen und Blutfluss. Traualtar in Köln führte und ehelichte! Ihr Gedenktag ist der 29. August.

Das alte Köln. Die hl. Seraphia und die hl. Sabina. Abb. 09 Abb. 10

„In der Sühneverhandlung Dietrichs von Rennenberg am Der letzte Rennenberger 09.05.1378 gegen Friedrich (III. von Saarwerden) Erzbischof von Köln (1370 – 1414) bekennt sich Dietrich Mit dem Tod von Graf Hermann von Rennenberg schuldig: ‚Dietrich von Rennenberg, Knappe, tut kund († 23.02.1585), Domherr in Lüttich (Belgien), war das allen Leuten, wann der ehrwürdige Vater in Gott, mein mittelrheinische Edelherrengeschlecht der Rennenberger lieber gnädiger Herr, Friedrich Erzbischof von Köln, mich im Mannesstamm erloschen und die Ganerbenburg (wird meines Gefängnisses, da ich sein und seines Gestiftes meist von mehreren Familien bewohnt) Rennenberg um Gefangener war und mich Reinhard von Junkenrath, sein diese Zeit schon eine Ruine und diente nicht mehr als Amtmann zu Nürburg, gefangen hatte, quitt und lebendig Wohnstatt. gelassen hat und auch mich gütlichen verziehen, so Er war nach dem Tod seines Neffen, Jan (Johann) Franz bekenne ich, daß ich sein und seines Gestiftes darum (Freiherr) von Rennenberg, Wilhelms von Rennenberg los, ledig und unwidersachter Mann geworden bin, († 18.07.1546) Enkel, der Erbe von Besitz und Namen welche Mannschaft ich nimmer aufsagen soll oder des Dynastengeschlechts von Rennenberg geworden. mag. ...‘. – Als Kanonikus an der Domkirche zu Köln Seine Vormünder hatten 1546 und 1547 die Belehnung schenkte er der Abtei St. Katharinen das Haupt der Hl. mit Ehrenstein erhalten (Vater: Wilhelm, Sohn des Sabina, das er 1380 aus Rom mitgebracht hatte.“ (Aus legendären Wilhelm von Rennenberg, Mutter: Anna von Quellennachweis Nr. 9) Nesselrode-Ehrenstein). Die hl. Sabina war der Legende nach eine vornehme Wilhelm (der Jüngere) von Rennenberg erhielt von verwitwete Römerin, die von ihrer Sklavin Seraphina zum seinem Schwiegervater Bertram von Nesselrode als Christentum bekehrt, an den Gottesdiensten in den „Mitgift die Herrschaft Ehrenstein mit allen Landen, Katakomben von Rom teilnahm und dort getauft wurde. Leuten und Gerechtsamen bzw. Vorrechten. Zu dem Nach der Festnahme und dem Märtyrertod von steuerfreien adeligen Besitz gehörten 62 Morgen Seraphina wurde auch sie verhaftet und (21. August 120 Ackerland sowie eine Anzahl gesonderter Höfe in in Rom) enthauptet. Unter Papst Cölestin I. (422 – 432) Diefenau, Üttgenbach, Kaltehöhe, Krumscheid,

6 Schöneberg, Krankel, Altenburg, Sassenhausen, Elsaff, europäischen Humanismus (Theologe, Philosph, Philolo- Unterwillscheid (‚Kanoniehof‘ oder ‚Willscheider Hof‘ in ge und Autor zahlreicher Bücher). Willscheid) und andere nebst ansehnlichen Waldungen. Jaspar und Hermann wurden am 18.03.1532 in das Im Jahr 1806 bestand noch die Dienstpflichtigkeit von 22 Kapitel von St. Lambertus in Lüttich aufgenommen. Im Eingesessenen des untersten Teiles von Altenburg und Herbst 1536 wählte man den Lütticher Domherr Jaspar Thalhof.“ – „Vor dem Schreinsbuch Petri der Stadt Köln von Rennenberg zum Custos des Domkapitels von erschien 1555 Witwe Anna von Rennenberg (geborene Lüttich. Er verstarb am 25.02.1544 mit erst 33 Jahren. von Nesselrode-Ehrenstein) mit ihrem Söhnchen Franz Seine letzte Ruhestätte fand er in der Kapelle Notre wegen des Hofs zu Rennenberg und wegen des Hauses Dame in Lüttich. und Hofes zu Köln in der Sternengasse und in der Mindestens seit 1531 stand Jaspar von Rennenberg in Hosengasse.“ Kontakt mit Viglius van Aytta van Zuichem (1507 – Das Schreinsbuch war ein mittelalterliches Kölner Ver- 1577), dem niederländischen Staatsmann und bedeuten- zeichnis von Grundstücksgeschäften, das seit etwa 1130 den Rechtsgelehrten friesischen Ursprungs. Nach dem in den Altstadtgemeinden von Köln geführt und 1798 Studium arbeitete er in Padua (Italien) und von 1535 bis durch die Franzosen aufgehoben wurde. 1541 war er Mitglied des Kaiserlichen Kammergerichts in Speyer. Hermann von Rennenberg – seit 1532 „tréfoncier du chapitre“ (tré foncier du chapitre cathédral de Liège = Vermögensberater) von St. Lambertus in Lüttich – wirkte den längsten Teil seines Lebens in Lüttich. 1536 studierte er an der Universität von Bologna (Italien). Wahrscheinlich 1542 wurde Hermann „Pfarrer“ in Kaldenkirchen (Stadtteil von Nettetal im Kreis Viersen in Nordrhein-Westfalen), das damals zur Diözese Lüttich gehörte. Die Pfarre überließ er theologisch und pastoral drittklassigen Ersatzgeistlichen. Wohl von 1549 – 1559 war Hermann auch Propst in Zutphen (Niederlande). Das Kapitel von St. Lambertus entsandte Hermann 1550 mit einem Spezialauftrag nach Ehrenstein. Abb. 11 Rom. Im Jahre 1549 stand Hermann auf der Kandidaten- liste für das Amt des Koadjutors (Vikar/Nachfolger) von Lüttich. 1561/1562 kam er nach den Wünschen von König Philipp II. von Spanien (* 1527, † 1598) in die engste Wahl. Und 1557 ist Hermann als „Protonotar des Johann Franz war Herr zu Rennenberg, Zuylen, Alden- Heiligen Stuhls in Rom“ (Notar des Papstes und des horn und Palsterkamp. Er starb im September 1561 im Heiligen Stuhls und mit besonderen Ehrenrechten Alter von ungefähr 26 Jahren ohne eheliche Kinder. ausgestattet) überliefert. Seit dem 09.04.1566 war er Verheiratet war er mit Margaretha von Palant (Pallant Propst von St. Salvator in Utrecht (Niederlande). Am oder Pallandt), Tochter Erards Freiherr von Palant- 30.09.1570 wurde er Archidiakon (auch Erzdiakon = Wittem und der Margaretha von Lalaing. Margaretha Stellvertreter des Bischofs) der Campine (Region/ geborene von Palant vermählte sich zum zweiten Mal am Bereich), die Krönung seiner kirchlichen Laufbahn im 09.11.1563 mit Johann Freiherr von Mérode-Petersham. Bistum Lüttich. Außer seinem Kanonikat an der Lütticher Der Name des Geschlechts derer von Palant – ein Kathedrale hatte er in Lüttich die Propstei von Heilig rheinisches, einflussreiches und reiches Adelsgeschlecht Kreuz inne. des Herzogtums Jülich – stammt von seinem ehemaligen König Philipp II. von Spanien (1527 – 1598) ernannte Stammsitz „Haus Palant“ (Schloss Palant) in Eschweiler, Hermann 1580 zum Erzbischof von Utrecht. Die Stadtteil Weisweiler (Städteregion Aachen, Regierungs- Nominierung fiel in die Zeit kurz nach dem Abschluss der bezirk Köln in Nordrhein-Westfalen). „Utrechter Union“, die sich von Spaniens Herrschaft in Graf Hermann von Rennenberg, der spätere Theologe in den Niederlanden losgesagt hatte. Zur Inthronisierung Lüttich, war am 06.06.1533 mit seinem Bruder Jaspar an zum Erzbischof ist es deshalb nicht mehr gekommen. der Universität Freiburg im Breisgau immatrikuliert und Die „Utrechter Union“ war ein am 23.01.1579 in Utrecht als „clerici dioc. Leodiensis“ (Kleriker) der Diözese Lüt- unterzeichneter Vertrag von verschiedenen nördlichen tich eingetragen. Beide erlebten dort einen besonderen Provinzen und Städten der Niederlande, die zu dieser Höhepunkt ihres Studiums und Lebens; denn sie Zeit unter der Kontrolle Spaniens standen. Sie galt als wohnten im Haus „Zum Walfisch“ in Freiburg (ein die Gründung der „Republik der Sieben Vereinigten spätgotisches Bürgerhaus in der Altstadt, das 1514 bis Niederlande“, die bis zum „Frieden von Münster“ (Teil 1516 erbaut wurde und heute unter Denkmalschutz des „Westfälischen Friedens“ von 1648) international steht) zusammen mit Erasmus von Rotterdam und nicht anerkannt wurde. wurden Freunde fürs Leben. Erasmus Desiderius von Im Jahr 1789 kam es – zum Teil in Verbindung mit der Rotterdam (* 1465/1469 in Rotterdam, † 1536 in Basel) Französischen Revolution – zur so genannten Lütticher war ein bedeutender niederländischer Gelehrter des Revolution. Die dem hl. Lambertus – dem ersten Bischof

7 von Lüttich – geweihte Kathedrale wurde geplündert und Zuichem) 1547 nach Cöln entsandt, um des Erzbischofs 1794 niedergebrannt. Sehenswert ist die später erbaute Hermann (Graf Hermann V. zu Wied, der Reformator) Cathédrale Saint-Paul (Kathedrale Sankt-Paul) in Lüttich. Abdankung herbeizuführen, was denn, bei dem fortwährenden Glück der kaiserlichen Waffen, und bei der Stimmung in den Cölnischen Landen sehr bald erreicht. Philipp, Statthalter in Geldern und des Vließordens Ritter, starb den 30. Juni 1555. Seit 1532 mit Anna von Rennenberg, der Erbin ihres Geschlechtes, verheurathet, ruhet er mit ihr in derselben Gruft zu Hoogstraaten in der Stiftskirche. An dem Monument sind die beiden Eheleute, die Grafenkrone auf dem Haupt, betend vor einem Prie-Dieu (Betpult), abgebildet. Hinter ihnen knien vier Söhne und zwei Töchter. Eine dritte, erwachsene Tochter, stehend, überblickt die Gruppe mit schalkhafter Miene. In der Höhe hält ein Engel die Wappen von Lalaing und Rennenberg. In seiner Ehe war Philipp ein Vater von 12 Kindern geworden, worunter doch nur zu bemerken Anton, Georg und Cornelia, diese an Wilhelm von Hamal, den Herren auf Monceaux „Notre-Dame-et-Saint-Lambert de Liège“ im Stil der Gotik war die Kathedrale von Lüttich bis zum Tag der verheurathet.“ (Auszug aus Quellennachweis Nr. 2) Zerstörung. Mit dem Bau war im 12. Jh. begonnen, aber erst im 15. Jh. fertiggestellt worden. Abb. 12

Die letzten Erben

Der damalige Domherr und Archidiakon von Lüttich, Hermann von Rennenberg, hatte zunächst seine Schwester (Anna von Rennenberg) als Erbin eingesetzt. Sie heiratete nach einer Zeit als Stiftsdame in Thorn (Benediktinerabtei, das spätere freiweltliche Damenstift bzw. Reichsstift Thorn, ehemalige Kleinstadt in der niederländischen Provinz Limburg, heute Ortsteil der Gemeinde Maasgouw, in das nur unverheiratete Frauen aus dem Hochadel eintreten durften) am 28.01.1533 lt. Ehevertrag in Brüssel den Grafen Philipp von Lalaing Anton von Hoogstraten und Elisabeth geborene von (* 1510, † 30.06.1555), 2. Graf von Hoogstraten Culemborg bei einer Feier 1534 in der „Eglonkerk“ in Hoogstraten. Das Gemälde soll 1537 entstanden sein. (Hoogstraaten oder Hoogstraeten), von Borsselen und Abb. 13 Baron von Eickorneiß (Escornaix), der aber noch weitere wohlklingende Namen führte. Der von Rennenberg wurde beibehalten. Offensichtlich ist der Ehevertrag von Anna von Rennenberg auf Betreiben der Herrschaften von Hoogstraten und wahrscheinlich ohne der Der Edelmann Anthony (Anton) von Lalaing (van Lalang) Eltern (Wilhelm von Rennenberg und Cornelia von und 1. Graf von Hoogstraten, Herr von Montigny, Culemborg) geschlossen worden. Statthalter von Holland, Seeland und Utrecht (1522 – Und Philipp von Lalaing (Lalang) – seit 1543 kaiserlicher 1540) sowie Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies und Statthalter von Geldern und Zutphen, 1577 auch von seine 1509 geheiratete Ehefrau Elisabeth von Groningen, Holland, Seeland und Friesland – war Ritter Culemborg (sie war seit 1491 vermählt mit Jan bzw. des Ordens vom Goldenen Vlies (soll aber auch Vater Johann von Luxemburg, Herr von Vile und Ritter des von 12 oder 13 Kindern gewesen sein) und der Sohn Ordens vom Goldenen Vlies, der 1508 verstarb) waren Karls von Lalaing (des ältesten Bruders Anthonies oder also gleichermaßen Oheim und Tante von Philipp von Anthonys (Anton) von Lalaing), Graf von Hoogstraten Lalaing und Anna von Rennenberg. Da ihre Ehe und der Jacqueline von Luxemburg (1490 – ?). Er galt kinderlos geblieben war, vererbten sie ihnen unter als einer der führenden Persönlichkeiten in der Brüsseler anderem Hoogstraten und Borsselen (Borsele) in den Zentralverwaltung der Niederlande. Niederlanden. „Philipp von Lalaing, Karls I. jüngerer Sohn, dem der 1210 erhielt Hoogstraten (Hohe Straße, eine ehemalige Oheim die Grafschaft Hoogstraaten, die Mutter der Heerstraße) den Freibrief, aber erst unter der Herrschaft Baronie Sombreffe vermacht hat, wurde zugleich mit von Graf Anton von Lalaing und Gräfin Elisabeth von Ulrich Viglius van Zuichem (Viglius van Aytta van

8 Culemborg erhob Margarete von Österreich (* 1480 – das Grabmal von Anton von Lalaing und seiner Ge- † 1530, Habsburgerin und von 1507 – Jan. 1515 und von mahlin Elisabeth geborene von Culemborg. Die Kirche ist ein beliebter Wallfahrtsort, weil das Tuch mit dem angeblichen „Heiligen Blut“ dort in einem vergoldeten Schrein aufbewahrt wird. Diese Reliquie wird alljährlich während der „Heilig-Blut-Prozession“ feierlich durch Hoogstraten getragen. Der Orden vom Goldenen Vlies wurde am 10.01.1430 von Philipp III. Herzog von Burgund, dem Guten (1396 – 1467), anlässlich seiner 3. Vermählung am 14.01.1430 in Brügge (Belgien) mit Prinzessin Isabella von Portugal (1397 – 1471) den angesehensten Adeligen seiner Länder gestiftet, nachdem er die Mitgliedschaft im Hosenbandorden abgelehnt hatte. Von Philipp III. von Burgund stammen sage und schreibe neun uneheliche Kinder. Diese belgische Briefmarke soll daran erinnern, wie Gräfin Elisabeth von Hoogstraten geborene von Culemborg in Hoogstraten die „Sint-Catharinakerk“ bauen ließ, für die 6 Millionen Steine einschließlich des über 100 m hohen Turmes benötigt wurden. In der Kirche St.- Katharina fanden Graf Anton von Hoogstraten und seine Gemahlin ihre letzten Ruhestätten. Abb. 14

1517 – 1530 Statthalterin der habsburgischen Nieder- lande) das „Land von Hoogstraten“ zur Grafschaft. Erzherzogin Margarete von Österreich war die Nichte der Gräfin Elisabeth von Culemborg (1475 – † 1555), die man „Lady Elisabeth“ nannte. Sie war die letzte „Dame“ des Herrscherhauses von Culemborg und die reiche Erbin des Gutsbesitzers Jasper von Culemborg (* 1445, Die Innenansicht der „Sint-Catharinakerk“ in Hoogstraten. † 29.11.1504 in Gent) und der am 27.02.1470 in Brügge Abb. 16 geheirateten Johanna von Burgund († 1511). Anton von Lalaing galt als ein Vertrauter der Erzherzogin Margarete von Österreich.

Die Familie Lalaing – sie entstammte einem alten Geschlecht aus der französischen Grafschaft Hennegau – befand sich um diese Zeit im „Zentrum der zeitgenössischen niederländisch-burgundischen Macht“ und galt als äußerst angesehen. In der Familie von Lalaing gab es letztlich zwölf Persönlichkeiten, die man zum Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies geschlagen hatte. Sie waren alle geadelt und geehrt vor allem für ihre militärischen Verdienste um die spanische Monarchie. Die Eltern von Jaspar, Hermann und Anna von Rennen- berg: Graf Wilhelm von Rennenberg (* um 1470, Die „Sint-Catharinakerk“ in Hoogstraten. † 18.07.1546), war im Türkenkrieg 1532 als „Oberst über Abb. 15 die Reiterei“ engagiert, verheiratet in 1. Ehe mit Katharina, Tochter des Vincens von Schwanenberg und der Alveradis von Palant und in 2. Ehe seit 1507 mit Cornelia van Kuylenburg oder von Culemborg (* 14.03.1486, † 23.06.1541), Schwester der Elisabeth, Elisabeth und Anton wurden am 25.11.1518 durch Kaiser die 1509 Anton von Lalaing ehelichte. – Großeltern Karl V. in Brüssel in den Grafenstand erhoben. Sie (väterlicherseits): Hermann V. von Rennenberg (* ?, gelten als die Stifter der spätgotischen „Sint-Catharina- † 12.02.1471) und Amely (Amelia) von Erbach (* 1454, kerk“ bzw. St. Katharinenkirche (1524 – 1546) mit einem † 23.03.1484) – mütterlicherseits: Jasper II. van Culem- 102 m hohen Turm in Hoogstraten. Im Chor befindet sich borg (* 1442, † 21.11.1504) und Jeanne de Bourgogne/

9 Burgund (* 1459, † 09.02.1511). – Urgroßeltern (väter- und Cornelia von Culemborg war Graf Wilhelm von Wied licherseits): Rorich III. von Rennenberg (?) und Katharina (Bruder des Kölner Erzbischofs und Reformators

Die einstige Burg in Hoogstraten. Diese Burg ist heute das Gefängnis von Hoogstraten. Abb. 17 Abb. 18

von Schleiden (* ?, † 26.05.1441) – Otto von Rennen- Hermann von Wied), ein auch später enger Vertrauter berg (?) und Amely von Wertheim (?). – (mütterlicher- und Begleiter (1520) von Wilhelm von Rennenberg. 1495 seits): Gerard II. van Culemborg (* 1415/1420 – 1480) beteiligten sich Wilhelm von Wied und Wilhelm von und Elisabeth de/van Buren (* ?, † 1451) – Antoine (An- Rennenberg aktiv an einer Reiterattacke bei Born ton) Großbastard von Burgund (* 1421, † 05.05.1504), (Herzogtum Jülich, heute in der niederländischen Provinz eines Sohnes Herzog Philipps III. des Guten von Limburg gelegen), die blutig beendet wurde. Burgund (1419 – 1467) und damit generationengleich mit „Wilhelm von Rennenberg spielte zwischen 1540 und dem Römisch-Deutschen Kaiser Karl V. (1519 – 1556) 1546 in den religiösen Auseinandersetzungen und und Jeanne Marie de La Viville/Viefville (* 1430/1459 – Flügelkämpfen als Droste oder Amtmann von Born und 1500/1511). von Kempen vor dem Hintergrund des Reformations- Bei Wilhelm von Rennenberg (er soll 1499 baronisiert versuchs des Kölner Kurfürsten und Erzbischofs bzw. in den Freiherrenstand erhoben worden sein und Hermann von Wied (1515 – 1547) eine zentrale Rolle.“ – sich später Graf von Rennenberg genannt haben) – dem Nach einem Brief Karls V. vom 30.08.1545 hatte Vater der Anna von Rennenberg – handelte es sich um „Wilhelm von Rennenberg in einem Entschuldigungs- einen einflussreichen Beamten und kaiserlichen schreiben bestritten, mit der neuen Religion im Bunde zu Diplomaten, Kreditgeber, Werber von Fußknechten und sein und beteuert, sich lieber vom Erzbischof abwenden Söldnerführer, der durch die Heirat (1507) in 2. Ehe mit zu wollen, als beim Kaiser in dem genannten Verdacht Cornelia von Culemborg in engste verwandtschaftliche, zu stehen.“ politische und gesellschaftliche Beziehungen zu den Vor dem 06.04.1546 trat Wilhelm von Rennenberg von Zentren der burgundisch-habsburgischen Macht in den seinem Amt als Amtmann in Kempen zurück und Niederlanden gekommen war. Erzbischof Hermann von Wied soll am 21.04.1546 „Als Amtmann von Born (Herzogtum Jülich) und von angeordnet haben, die noch in Kempen verbliebene Kempen am Niederrhein stand er bald in kölnischen, bewegliche Habe des ehemaligen Amtmannes Wilhelm jülichschen, kurpfälzischen, hessischen und kaiserlichen von Rennenberg mit Roß und Wagen nach Neuss zu Diensten und war schon 1527 dem Evangelio geneigt. – schaffen. Wilhelm von Rennenberg wurde offenbar Werner von Palant, (Drost oder) Amtmann von Wasser- katholisch beerdigt. Er hatte verfügt, sein Herz in der berg (1464 – 1493, Herr zu Breitenband, † 10.10.1506, Kapelle von Zuylen, seine Eingeweide in Westbroek und war seit dem 08.04.1464 verheiratet mit der Erbtochter den Leichnam in Oostbroek beizusetzen. zu Zelm und Horst, Adriane von Alpen, † 1508, drei Als die Zisterzienserinnenabtei St. Katharina wirtschaft- Kinder), und Wilhelm von Rennenberg haben die lich „pleite“ gegangen und für 54 Jahre vakant war und religiösen Neuerungsbestrebungen ihrer Zeit nicht nur man die Nonnen auf andere Klöster „verschickt“ hatte, toleriert, sondern auch beschützend ihre Hand über sie versuchten die Mönche aus Himmerod dem Konvent auf gehalten und sie gefördert, soweit es in ihren Kräften der „Linzerhöhe“ wieder auf die Beine und zu Wohlstand stand.“ – Wilhelm von Rennenberg soll einer der bevor- zu verhelfen. „Im Jahre 1508, auf Dienstag vor Michels- zugtesten Günstlinge Herzog Johanns III. von Jülich- tag, übergab (der Himmeroder) Abt Jakob von Hillesheim Kleve (1511 – 1539) gewesen sein. (1498 – 1510, letzter nicht infulierter Abt, der Inful ist die Einer der Zeugen des in Mechelen (Belgien) unterzeich- Bezeichnung der Mitra mit herabhängenden Bändern) neten Ehevertrages zwischen Wilhelm von Rennenberg das Kloster wieder dem Frauenkonvent von St. (als „Willem Vry Greve tot Rennenberch“ bezeichnet) Katharinen, nachdem vorher die Erzbischöfe von Köln

10 (Hermann IV. von Hessen) und Trier (Jakob II. von Baden) zur Restauration der Abtei ihre Zustimmung gegeben hatten. Als Zeugen des feierlichen Aktes waren Graf Wilhelm von Rennenberg, Herr zu Schwanen- und Gräfin Anna von Lalaing Kulenberg, der allerliefste grünt her vnd beschermer des geborene von Rennenberg war die erste Erbin closters, dessen Schwester Amalia, Frau zu St. Marien in Köln und zu Schwarz-Rheindorf, Catharina Norprath, Anna von Rennenberg schenkte Philipp von Lalaing fünf Äbtissin zu Grau-Rheindorf, und Graf Johann von Kinder (Anton II., verheiratet mit Eleonora von Mont- Nassau zugegen.“ Den neuen Konvent führte Gertrudis morency; Georg, er blieb unverheiratet; Margaretha, von Berenkot (Berenkott) als Äbtissin bis 1536 an. verheiratet mit Philipp Graf von Ligne und Fauquem- berghe; Barbara, verheiratet mit Maximilian Graf von Ostfriesland; Cornelia, verheiratet mit Guillaume bzw. Wilhelm von Hamal). Nach anderen Versionen sollen es womöglich zehn oder gar dreizehn Kinder gewesen sein, die durch Gräfin Anna von Lalaing geborene von Rennenberg das Licht der Welt erblickten. In Hoogstraten (Stadt Hoogstraten in Flandern, Provinz Antwerpen, Belgien) steht Anna – die 1583 verstarb – im Ruf einer sehr frommen Frau. Ihre Söhne (Anton und Georg) spielten im niederländischen Freiheitskampf wesentliche Rollen. Antoine (Anton II.) von Lalaing, 3. Graf von Hoogstraten, Statthalter von Holland, Seeland und Utrecht (1522 – 1540), Gouverneur von Mecheln (Mechelen) und Antwer- pen sowie Berater von Kaiser Karl V. (* 1500 – † 1568), Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies, war seit 1560 mit Eleonore von Montmorency-Horn, Frau von Montigny und Nivelle (Nevele), Witwe von Ponthus von Lalaing Graf Hermann V. zu Wied (1557), Lord von Bugnicourt, verheiratet und starb 1585. (* 14.01.1477 in Wied, † 15.08.1552 in Wied bzw. Ihre Kinder hießen Wilhelm, Philipp Hermann, Karl, Anna Altwied), Kurfürst und Erzbischof von Köln (1515 – 1547), und Margaretha. Sie vertraute dem „Familiensenior“ der 1520 Kaiser Karl V. in Aachen krönte und bis 1536 Hermann von Rennenberg 1569 in einem im Rennen- „romtreu“ war. Abb. 19 berger Hof in Köln ausgestellten Notariatsinstrument des Notars Adamus Coblens de Bonna die Vormundschaft über ihre Kinder an. Der 3. Graf von Hoogstraten (Anton II.) verstarb im Kampf gegen die Truppen des Königs Philipp II. von Spanien (* 1527, † 1598) schließlich am 11.12.1568. Er Über Wilhelm von Rennenberg heißt es: „daß die soll sich mit seinem Gewehr am Fuß verletzt haben und Restauration geschehen sei mit Gutthaischen auch an dieser Verwundung gestorben sein. Wilhelm II. von Rennenberg, Sohn von Hermann VI. und Obwohl Anton II. sich auf die Seite von Fürst Wilhelm I., Amalia.“ Und Pater Nicolaus Moir meinte: „uns gnedigen Prinz von Oranien, Graf von Nassau, genannt der Herren und Junckeren von Rennenberg havn allezyt Schweiger, Begründer der niederländischen Unab- beschyrmt in allen sachen uns cloister von dem yrsten hängigkeit, geschlagen hatte, blieb er bis zuletzt dem heren von rennenberg ayn uns styfter gewest ist. also katholischen Glauben treu und galt allgemein in der geburt sich auch dat wyr doch eyn ewich gedechtenis Bevölkerung als äußerst beliebt. halden von dem edelen Herschaft.“ (Aus Quellennach- Fürst Wilhelm I. (* 14.04.1533 in Dillenburg, † bzw. von weis Nr. 9) einem katholischen Fanatiker am 10.07.1584 in Delft Es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass die Kreuzi- ermordet) war ein Führer im niederländischen Unab- gungsgruppe von Hans Backoffen – die sich ursprünglich hängigkeitskrieg gegen Spanien, auch bekannt als der an der äußeren Südwand der ehemaligen Klosterkirche „Achtzigjährige Krieg“ (1568 – 1648), der in den Nieder- St. Katharina in St. Katharinen befand und im Zweiten lande als „Vater des Vaterlandes“ in die Geschichte Weltkrieg fast vollständig zerstört wurde – von der eingegangen ist. Er wurde von den Eltern protestantisch Äbtissin Berenkot und von Graf Wilhelm von Rennenberg erzogen. Nach der Erbschaft durch Testament seines gestiftet und von dem Künstler um 1514 erarbeitet Vetters, des Prinzen René von Oranien, erfolgte seine wurde, und zwar aus Anlass der Wiederbelebung der Übersiedlung nach Brüssel, wo er am Hofe der Regentin Frauenabtei auf der „Linzerhöhe“. – Hans Backoffen der Niederlande, der Königin-Witwe Maria von Ungarn (* 1470 in Sulzbach, † 1519 in Mainz) war ein deutscher (1505 – 1558), Karls V. Schwester, seine weitere, aber Bildhauer und stand in Diensten der Erzbischöfe als katholische Erziehung und Ausbildung erhielt. Der Hofbildhauer. Seine Werkstatt ist ab 1505 bis 1519 in Protestant, dann Katholik Wilhelm I. trat 1573 schließlich Mainz nachweisbar. zum calvinistischen Glauben über.

11 Maria war keine Schönheit, aber klug und blieb die Unter den jüngeren wallonischen Edelleuten gab es Vertraute Karls V. mit einer hervorragenden Redegabe. keinen, der mehr allgemein begabt war wie er. Kurz, Sie wurde 1506 mit einem noch ungeborenen Kind nachdem er als einen der Führer des Heeres der verlobt. Am 22.07.1515 fand im Stephansdom in Wien Generalstaaten aufgetreten war, wurde er von ihnen, die denkwürdige Eheschließung bzw. Verlobung mit dem namentlich aber von Wilhelm von Oranien (Wilhelm von am 01.07.1506 geborenen Ludwig Jagiello statt. Am Nassau-Dillenburg, der Schweiger – niederländisch: 11.12.1521 wurde sie von Ludwig zur Königin von Willem van Oranje, Willem de Zwijger, 1533 – 1584, Ungarn und am 01.06.1522 zur Königin von Böhmen Fürst von Oranien, Führer im niederländischen gekrönt. Mit dem Tod des Königs Ludwig kam das Unabhängigkeitskrieg gegen Spanien, 1568 – 1648), der Königreich Böhmen an Habsburg. Maria, die alle ihn wohl seines Bruders wegen immer bevorzugte, weiteren Heiratspläne ablehnte und ohne Nachkommen ausersehen, den Provinzen des Nordens, Friesland, blieb, übernahm auf Bitten ihres Bruders Karl V. am Groningen und dessen „Ommelanden“, Drenthe und 03.01.1531 das Amt der Statthalterin in den Spanischen Overijssel als Statthalter vorzustehen. Niederlanden, das sie politisch, wirtschaftlich und 1540 gab Wilhelm von Oranien den Auftrag, eine kulturell zur Blütezeit verhalf. Festung mit fünf Bastionen auf dem Sandrücken im 1576 kam es zur „Genter Pazifikation“, dem Zusammen- Moorgebiet an der deutschen Grenze anzulegen. Über schluss aller niederländischen Provinzen gegen die diesen Sandrücken (auch Tange genannt) führte der Spanier. Obwohl das ein Akt des Widerstandes aller Weg, welcher Groningen mit Lingen und Westfalen siebzehn Provinzen war, hielt die Einheit nicht lange. verband. Die spanischen Truppen benutzten den Weg, 1579 zerfiel die Union in eine nördliche, genannt die um die Stadt zu versorgen. Wilhelm von Oranien hoffte, „Utrechte Union“, und in eine südliche, die katholische durch den Bau der Festung, diesen wichtigen Weg „Union von Arras“. Am 15.03.1580 wurde Wilhelm von sperren zu können, um Groningen von seiner Ver- Philipp geächtet. Im Jahre 1581 erklärten die nördlichen sorgung abzuschneiden. „Sieben Provinzen“ ihre formelle Unabhängigkeit von „Georg, Baron, dann Marquis von Ville, gelangte auch in Spanien und sich zur Republik. Zum Statthalter ernannte der Mutter Recht zum Besitz der Herrschaft Rennenberg, man Fürst Wilhelm I. und König Philipp II. setzte daher er seitdem als Graf von Rennenberg bezeichnet daraufhin ein hohes Kopfgeld auf Wilhelm aus. wird. Ihm war es vornehmlich zuzuschreiben, daß nach dem Aufruhr zu Brüssel, Aug. 1576, die Stände von Georg von Lalaing, Graf von Rennenberg – Brabant sich mit Hennegau, dann auch mit Artois und „der große Verräter“ Flandern conföderirten, und im Dec. n. J. wurde er von den Staaten mit acht Fähnlein seines Regiments ausge- Georg von Lalaing (George de Lalaing), Baron von Ville, sendet, die spanische Besatzung aus Valenciennes zu Graf von Rennenberg, 4. Graf von Hoogstraten, wurde vertreiben.“ wahrscheinlich um das Jahr 1536 in Hoogstraten Valenciennes an der Schelde (niederländisch Valencijn) geboren. Dessen viel bekannterer Nachfolger, der ist eine Stadt in Frankreich in der Region Nord-Pas-de- „kleine“ Graf Anton von Hoogstraten, der Freund Calais, die 1433 mit dem Hennegau an die Burgun- Wilhelms von Oranien, war sein älterer Bruder. Im dischen Niederlande, später damit an das Haus „Achtzigjährigen Freiheitskrieg“ war Georg oranischer Habsburg und schließlich an Spanien fiel. Um 1560 Statthalter der Provinzen Friesland, Drenthe und wurde die Stadt ein Zentrum des Calvinismus und des Overijssel sowie Groningen in den Niederlanden (1576 – ersten Widerstands gegen die spanische Herrschaft. 1581) unter spanischer Besatzung. Aber bald setzte sich die Gegenreformation durch. Nach Die Statthalter waren Vertreter der Fürsten in dem dem Holländischen Krieg fiel Valenciennes 1678 an jeweiligen Gebiet. Nach der Gründung der „Republik der Frankreich. Sieben Vereinigten Niederlande“ und der Loslösung von „Man hatte nämlich in Brüssel Kunde von der Spanien wurden die Statthalter von den Provinzen Uneinigkeit, zu welcher der spanische Commandant in ernannt. Während des „Achtzigjährigen Krieges“ gab es der Citadelle, Don Diego Orejon de Liebana mit der zum Teil konkurrierende Statthalter des spanischen Besatzung in der Stadt, den deutschen Söldnern Königs und der Provinzen. Seit 1515 gehörte Friesland gerathen war. Rennenberg unterhandelte mit den zu den Habsburgischen Niederlanden und die Statthalter Deutschen, und diese überlieferten ihm die Stadt um wurden von der Verwaltung in Brüssel ernannt. Ab 1528 geringes Geld, 19. Nov. 1576. Sofort wurde, unter regierte der friesische Statthalter auch über Overijssel, Mitwirkung der Bürgerschaft, die Citadelle belagert. Der seit 1536 über Groningen und Drenthe. Commandant hatte nur hundert Spanier unter seinen Von seinem Onkel (Graf Hermann von Rennenberg) Befehlen, und nicht die fernste Aussicht auf Entsatz. Er hatte Georg von Lalaing 1577 die Grafschaft Rennen- capitulirte, freien Abzug sich bedingend. In Belohnung berg ererbt, während er bis jetzt nur den Titel Baron von solchen Erfolgs erhielt Rennenberg von den Staaten das Ville führte, unter welchem er 1576 mit an die Spitze der Gouvernement von Gröningen und Friesland, Dec. 1576. nationalen Bewegung getreten war, welche die An der Spitze seines Regiments, und über reichliche spanische Herrschaft abzuwerfen bezweckte, ohne Geldmittel verfügend, mochte er leichtlich die spanische weder dem Landesherrn noch dem katholischen Besatzung in der Stadt Gröningen zum Abzug Glauben untreu zu werden. bestimmen. Mit derselben Leichtigkeit bemächtigte er sich aller festen Posten in den beiden Landschaften. Die

12 Streitigkeiten der Stadt Gröningen mit den Ommelanden den Aufruhr, den man in Friesland angezettelt, um den gaben ihm Gelegenheit, sich in der Provinz eine beinahe ihm angethanen Schimpf, indem man als einen Verräther unbeschränkte Gewalt anzumaßen, und nicht zufrieden ihn behandle, nicht länger unterdrücken.“ mit einer solchen Stellung, buhlte er noch um das „Mögen diese Betrachtungen auch einigen Eindruck auf Gouvernement von Overyssel, so auch der Erzherzog den Grafen gemacht haben, wie er denn darüber und die Staaten ihm verliehen. Einzig die Städte Campen Thränen vergossen haben soll, die Schwester ließ nicht und Deventer, oder vielmehr die darin waltenden von ihm ab, und die Volksbewegung in Friesland, dann deutschen Söldner leisteten Widerstand: Campen Bartel Enthes, der sich weigerte, Befehle von ihm capatulirte den 19. Nov. 1578 nach dreimonatlicher anzunehmen, wurden entscheidend für Rennenbergs Belagerung. Entschließung. Daß er über einem Anschlag brüte, hatte So bedeutend war Rennenberg geworden, daß die Cornput ausgekundschaftet, und desfalls die Protestan- Staaten ihn, gemeinschaftlich mit dem Marquis von ten in Gröningen, besonders den Bürgermeister Jacob Havré, zum Chef des finances bestellten. In seiner Hellebrand gewahrschaut. Der Bürgermeister, des Gra- Eigenschaft eines Statthalters in Friesland, Gröningen fen vertrauter Freund, achtete der Warnung nicht, hatte und Overyssel unterzeichnete er am 11. Juni 1579 die vielmehr am 2. März Abends den man ihm verdächtigen Utrechter Union, wiewohl er Anfangs Schwierigkeiten wollen, zu Gast. Sie schieden mit freundschaftlichem machte, dem Bündniß beizutreten, indem dasselbe ohne Händedruck, aber Rennenberg hatte im Laufe des Vorwissen des Erzherzogs geschlossen sei. Noch Gesprächs vernommen, daß man in den nächsten entschiedener versagte ihren Beitritt die Stadt Stunden Oraniens erwarte. Er durfte nicht länger zögern. Gröningen. Wie es sich in unsern Tagen häufig In der Nacht noch beschied er zu sich alle, deren zugetragen, daß man denjenigen, welche in Blindheit die Anhänglichkeit zu dem alten Glauben, zu dem Erbherren ihnen gebotene Freiheit verschmähen, das unschätzbare ihm bekannt, er sprach zu ihnen von der Dringlichkeit Gut gewaltsam einimpfte, geschah den Gröningern. Am des Augenblicks, und wie daß einzig ein rascher 22. Mai 1579 wurde die Stadt berennt, und nach Entschluß sie vor dem Verderben bewahren könne. Alle verzweifelter Gegenwehr, bei der selbst die Frauen sich griffen zum Schwert, sich den wenigen Soldaten, welche betheiligten, genöthigt zu capituliren: am 24. Juni hielt heimlich der Stadt eingeführt worden, anzuschließen, Rennenberg seinen Einzug. Coevorden ebenfalls mußte und mit Tagesanbruch, da die Patrouillen und Wach- sich ihm unterwerfen, aber die Unruhen in Overyssel zu posten, etwelcher Ruhe zu genießen, gewöhnlich stillen, bezeigte er eine gewisse Lauheit, welche den abziehen, brach die ganze Schar, sämtlich, als Verdacht, daß er sich dem König zu unterwerfen Erkennungszeichen, weiße Armbinden tragend, aus des gedenke, nicht wenig stärken. Rennenbergs Verrat – so Staathalters Wohnung heraus, zunächst des Markts sich wird seine Rückkehr zur Pflicht von dem unparteiischen zu bemächtigen, indeß Rennenberg zu Roß, den Geschichtschreiber de Thou genannt – herbeizuführen, blanken Degen in der Hand, von Posten zu Posten jagte soll vornehmlich seine Schwester Cornelia, die Hamal und allen Widerstand besiegte. Ueber dem Tumult von Monceau (nicht Manceaux) sich beflissen haben. Im erwacht, eilte der Bürgermeister Hellebrand mit seinen Einverständniß mit dem Prinzen von Parma und dem Getreuen den Markt zu erreichen: der waren aber viel Herzog von Terranova kam sie zu Anfang des J. 1580 weniger, als man hätte erwarten sollen, zum Zeichen, nach Gröningen, durch Ermahnungen, Drohungen, daß hier, wie allerwärts, eine turbulente Minorität die Schmeicheleien auf den Bruder zu wirken. Nebenbei Majorität geknechtet hatte. Seine Leute zum Angriff machte Cornelia den Marquisentitel geltend, den ihr führend, wurde Hellebrand von einem Diener des Bruder sich verdienen könne, zusamt einer reichen Grafen, der mit einer Hackenbüchse bewaffnet, aufs Braut, Maria von Brimeu Gräfin von Megen, die nur eben Korn genommen und vor die Stirn getroffen. Ob seinem Lancelots von Berlaymont Witwe geworden.“ Fall zerstreuten sich die Uebrigen, doch versuchten es „Stärker denn alles andere scheint auf Rennenberg die noch einige, sich in ihren Häusern zu vertheidigen. Sie Gefahr der Kirche, der außerordentliche Fortschritt des wurden bald überwältigt, und samt mehren der protestantischen Elements, gewirkt zu haben. Er entschiedensten Gegner der Regierung verhaftet. Die entschloß sich, vorläufig der Rebellion abzusagen, Haft war aber nur vorübergehend, und ein Lösegeld hat vermochte es aber nicht, diese Sinnesänderung der man den Gefangnen nicht abgefordert. Eben so hatte Umgebung zu verbergen. Trefflich durch seine Spione Rennenberg alsbald dem Blutvergießen Einhalt gethan. bedient, eilte Oranien nach Campen, nicht, um mit Er begnügte sich, den Magistrat zu verändern, und die Rennenberg, der gewöhnlich zu Coevorden, jetzt aber zu Bürgerschaft den mit dem Generalgouverneur errichteten Grönigen weilte, sich zu verständigen, sondern um Vertrag beschwören zu lassen. Durch Rundschreiben mittels seiner eigentlichen Waffe, der Heimtücke, dem ermahnte er die Städte der Nachbarschaft, gegen die Verdächtigen die Mittel der Vertheidigung zu rauben. Auf verderblichen Anschläge eines Bartel Enthes (28.05. seinen Antrieb bemächtigte sich die Bevölkerung von 1580 erschossen) auf der Hut zu sein.“ (Auszug aus Leeuwaarden, durch staatisches Volk unterstützt, der Quellennachweis Nr. 2) dasigen Citadelle (Anfangs Febr. 1580), es fielen in der gleichen Leichtigkeit Harlingen und Staveren, und Wie es wirklich war! Rennenberg, in dem ungleichen Kampfe mit List und Gewalt, konnte seine Klagen um den frechen Bruch aller Schon im Januar 1580 hatte Graf Georg von Rennen- der katholischen Kirche gemachten Verheißungen, um berg vor, sein ganzes Gouvernement dem Prinzen von

13 Parma (der 1584 und 1585 Antwerpen belagerte) in die Zu dem Schritt, über Nacht die Fronten zu wechseln, Hände zu spielen. Wilhelm von Oranien hatte davon sollen auf Graf Georg von Rennenberg nach den Wind bekommen und ihn einbestellt, doch Georg weiger- Annalen sowohl seine alte und fromme Mutter (Anna) als te sich dem nachzukommen. Auf die schändlichste auch seine Schwester Cornelia, aber nicht zuletzt sein Weise wusste er die Protestanten in Groningen zu Ohm = Onkel Hermann geraten oder zumindest beruhigen. Er schwor ihnen bei einem Festmahl, er sei entsprechend auf ihn eingewirkt haben. immer dergleichen Gesinnung. Die weitere Erbfolge nach Graf Georg von Rennenberg

Graf Hermann von Rennenberg sah sich im Herbst seines Lebens einem zermürbenden Aktenkrieg wegen der Rechtsqualität der Herrschaft Rennenberg ausge- setzt und zu wiederholten Änderungen seiner Testamen- te veranlasst. Im Sommer 1579 (1577) vermachte er seine Grafschaft Rennenberg, die Herrlichkeit Zuylen, Westbroek und Aldenhorn zunächst seinem Neffen Georg von Lalaing als Alleinerbe. Nach dessen Tod – so bestimmte testamentarisch der Am 03.03.1580: Der Verrat an der Groninger Breede letzte Rennenberger am 10.07.1584 – sollte Georgs Merckt. Georg Lalang bzw. Graf Georg von Rennenberg zu Pferd mit gezogenem Schwert. Neffe (Heinrich-Philipp Hermann von Lalaing oder Abb. 20 ersatzweise dessen Bruder Karl) das Universalerbe antreten. Doch Heinrich-Philipp Hermann (1567 – 1611) zog der Ehe lieber das Klosterleben in Nivelles, Provinz Wallonisch-Brabant in Belgien vor, wo er als Propst wirkte. Doch am frühen Morgen des nächsten Tages, am Und Karl von Lalaing (* 1569, † 1626), Baron Achicourt, 03.03.1580, „griff er sie – begleitet von 30 prominenten 6. Graf von Hoogstraten (und Rennenberg), Baron von Bürgern – an der Spitze von Soldaten und katholischen Montigny, Leuze und Borsselen, Ritter des Ordens vom Bürgern meuchlerisch an, mehrere wurden getötet, viele Goldenen Vlies, war mit 18 Jahren Kapitän der Walloni- gefangen und verbannt, rief die Gilden zusammen und schen Infanterie, kämpfte in Ungarn gegen die Türken, erklärte sich als des Königs gesetzmäßigen Statthalter. wurde 1595 verwundet, kehrte nach Flandern zurück, Er soll sich wie ein Narr benommen haben. Die Stadt- heiratete 1607 Alexandrine von Langlée. Sie war die regierung wurde abgesetzt, Katholiken ans Ruder Erbtochter von Jakob Baron von Heyne und Pecq und gebracht, die Bürger, deren übergroße Mehrheit gut von Jacqueline von Récourt-Licques. katholisch war, dem König aufs Neue vereidigt. Doch Aus der Ehe ging der Sohn Albert Francois von Lalaing mehr als die Stadt, was freilich viel war, gelang es ihm († 1643) hervor. Er war der 7. Graf von Hoogstraten und nicht, mit sich herüber zu führen. Die Soldaten ver- Gouverneur von Artois. In erster Ehe heiratete er am weigerten ihm den Gehorsam. Bald wurde er von einer 02.07.1634 Marie-Claire von Bailleul und in zweiter Ehe ansehnlichen staatlichen Macht belagert. Doch ein am 04.11.1637 Isabelle von Ligne (1623 – 1678). Aus der Spanier ließ sie bei Hardenberg am 17.06.1580 dieser Ehe stammen die Kinder Marie Gabrielle auseinander stäuben, und so kamen die ‚Ommelanden' (* 14.12.? in Maastricht, † 08.02.1709 in Antwerpen) und wieder in seine Gewalt und konnte selbst Friesland Dorothée Albertine. angreifen. Dann aber wandte er sich Overijssel zu, Marie Gabrielle von Lalaing Gräfin von Hoogstraten und versuchte Zwolle zu überraschen und belagerte dann im Hornes verehelichte sich am 14.12.1657 in Gravenhage Okt. 1580 mit 6.000 Mann Steenwyk, das hartnäckig von (Den Haag) mit Karl Florentin zu Salm, Wild- und einem seiner eigenen Hauptleute verteidigt, im Februar Rheingraf zu Neufville (* 14.01.1638, † 04.09.1676 in 1581 unter dem Engländer John Norris entsetzt wurde. Petershem in Belgien mit nur 38 Jahren). Bei seinem Rennenberg hatte dabei den größten Teil seiner Truppen Vater handelte es sich um Friedrich Magnus, Wild- und und die eigene Gesundheit eingebüßt. Von jetzt an Rheingraf zu Salm, Gouverneur von Maastricht (* 29.06. gelang ihm nichts mehr. Er konnte die eigenen Truppen 1605, † 27.01.1673), und die Mutter hieß Marguerite nicht mehr befehlen, er war zu krank. Da gaben ihm die Thésart (* 10.02.1619). Niederlagen seines Heeres, das im Juli 1581 bis an die Im Jahr 1688 klagten sowohl die Erben eines Johann Mauern von Groningen getrieben wurde, den Todesstoß. Peltzer aus Köln als auch Marie Gabrielle von Lalaing Er starb an Tuberkulose recht elend am 23.07.1581 in Gräfin von Hoogstraten und Rennenberg wegen des Groningen, selbst von den Gegnern mehr beklagt als freiadeligen Hofguts Probach (Gemeinde Eitorf im Rhein- verwünscht. Der unverheiratete Rennenberger war ein Sieg-Kreis in Nordrhein-Westfalen), das sich seit 1417 im Opfer der Politik geworden. Doch die Art und Weise war Besitz der Rennenberger befand und angeblich seit 1441 eine überaus schändliche, welche ihm einen unauslösch- nur verpfändet gewesen sei. An Probach erinnert heute lichen Makel anhaftet – er gilt im Bewußtsein der nur noch die Durchgangsstraße in Eitorf. – Ob es sich Niederländer als der große Verräter.“ bei Johann Peltzer um einen Nachkommen der einfluss-

14 reichen Tuchfabrikantenfamilie Peltzer aus dem Raum Die Kyrburg – oberhalb der Stadt Kirn an der Nahe Aachen oder von den Messing- und Kupfermeistern aus (Landkreis Bad Kreuznach) und eine der Hauptburgen Stolberg handelte, lässt sich nicht mehr klären. der Wildgrafen – wurde 1128 erstmals als Sitz des Emicho Wildgraf zu Kyrburg erwähnt. 1350 bzw. 1406 gelangte die Wildgrafschaft Kyrburg in den Besitz einer Linie der Wild- und Rheingrafen, seit 1475 auch Grafen zu Salm. Bei der Teilung 1515 erhielt Johann VII. (1493 – 1531) die Wildgrafschaft Kyrburg und stiftete somit die Hauptlinie Alt-Kyrburg, die 1688 erlosch. Zur Unter- scheidung von anderen salmischen Ländern führte die alte Grafschaft die Bezeichnung des früheren Herrscher- sitzes „Kyrburg“ in seinem Namen.

Eitorf um 1607. Abb. 21

Zum Besitz des damaligen Hofes Probach gehörten eine Ölmühle und das „Keltershuus“ (Kelterhaus), mit dessen Besitzer sich die Rennenberger die Jagdrechte teilten. Fischereirechte besaß das Gut am Probach und an der Die Kyrburg wurde 1128 erstmalig in einer Urkunde des Grafen „Emich de Kirberc“ und seines am Besitz vorbeifließenden Sieg. Der Grundbesitz Bruders Gerlach erwähnt. bestand aus 36 Morgen Ackerland, 7 Morgen Wiesen, 54 Abb. 22 Morgen Wald und 4 ½ Morgen Weinberg. Weiter außer- halb von Probach gab es noch 14 Morgen Ackerland am „Erlenberg“, 19 Morgen Ackerland in den „Auen“ und beim „Viehhof“ 17 Morgen Erlen und 8 Morgen Wiesen. Außerdem hatte Probach den Blutzehnten und den Auf Heinrich Gabriel Joseph, Wild- und Rheingraf, von Fruchtzehnten an dem Gut Richardshohn. Das Haus auf Dhaun-Leuze und zu Kyrburg folgte sein Sohn Philipp Probach war mit einem Wassergraben umgeben. Dieser Joseph, * 21.07.1719, † 07.06.1779 in Paris, der durch war verknüpft mit dem kaiserlichen Recht, dass jemand, kaiserliches Edikt am 17.05.1743 als zu Salm-Kyrburg- der einen Totschlag begangen hatte und sich 3 Tage Leuze (2. Fürst) gefürstet wurde. Er vermählte sich am innerhalb des Grabens aufgehalten hatte, von seiner 12.08.1742 mit Maria Theresia Josepha von Hornes, Strafe befreit war, es sei denn, der Landesherr verlangte Prinzessin von Hornes und Overisque und Ever, Gräfin die Auslieferung. von Bassignies, von Bailleul und von Houtekerke Aus der Ehe von Karl Florentin mit Marie Gabrielle waren (19.10.1725 – 19.06.1783). Das Ehepaar hatte 4 Kinder die Kinder Wilhelm Florentin zu Salm-Neufville; Clara (Auguste; Friedericke; Wilhelmine und Amalie Eleonor zu Salm und Heinrich Gabriel zu Salm-Leuze Zephyrine). hervorgegangen. Wilhelm Florentin, Wild- und Rheingraf Nach mehreren Vergleichen unter den Wild- und Rhein- zu Salm (* 12.05.1670, † 06.06.1707 in Antwerpen) grafen und Grafen zu Salm erhielt Johann XI. Dominic verheiratete sich am 28.09.1699 in Wien mit Maria Anna Albert Philipp Joseph (* 26.07.1708, † 02.06.1778) zu von Mansfeld-Vorderort, Prinzessin von Fondi (* 16.10. Salm-Kyrburg das Oberamt Kyrburg und wurde am 1680 in Wien, † 16.01.1724). Die Kinder aus dieser Ehe 17.05.1743 in den Reichsfürstenstand (Reichsfürst zu hießen Nikolaus Leopold Fürst zu Salm-Salm, Herzog Salm-Kyrburg in Kyrburg und Leuze) erhoben. Er gilt als von Hoogstraten (* 25.01.1701 in Nancy, † 04.02.1770 in der eigentliche Begründer der Linie Kyrburg, blieb aber Hoogstraten) und Karl Otto Franz von Dhaun-Neufviller unvermählt und hatte keine Kinder. (* 1704, † 10.05.1705). Deshalb gab er die Erbfolge an seinen Bruder, Philipp Karl Florentin und Marie Gabrielle gaben das Erbe an Joseph, der spätere Fürst zu Salm-Kyrburg, Fürst zu ihren Sohn Heinrich Gabriel Joseph, Wild- und Ahaus und Bocholt, Graf von Rennenberg, Wild- und Rheingraf, von Dhaun-Leuze und Kyrburg (* 21.07.1674, Rheingraf, weiter. Erst war er nur der von Salm-Leuze, † 15.10.1716) weiter. Dieser war seit dem 14.12.1657 in am 23.11.1738 die Ererbung von Kyrburg, 17.05.1743 Den Haag verheiratet mit Marie Thérese von Croy Reichsfürst, 12.01.1763 Ererbung des Fürstentums (* 1678, † 18.06.1713). Das Ehepaar hatte 3 Kinder Hornes und des Herzogtums Overisque über seine Ehe- (Johann XI. Dominic Albert; Philipp Joseph; Henriette frau, 02.06.1778 nach dem Tod des Bruders regierender Theresia Norbertine). Fürst zu Salm-Kyrburg (21.07.1709 – 07.06.1779).

15 Fürst Philipp Joseph zu Salm-Kyrburg übertrug die Erbfolge an seinen Sohn Friedrich III. Johann Otto Fürst „Friede, Freude, Eierkuchen!“ – Von wegen? zu Salm-Kyrburg, Prinz von Hornes und Overisque (1745 – 1794), der das „Hotel de Salm“ in Paris zwischen 1782 Amalie Zephyrine zu Salm-Kyrburg (* 06.03.1760 in und 1787 als Wohnsitz der Familie Salm-Kyrburg errich- Paris, † 17.10.1841 in Sigmaringen) heiratete am 12.08. ten ließ. Er war mit Johanna Franziska Prinzessin von 1782 den Erbprinzen Anton Aloys von Hohenzollern- Hohenzollern-Sigmaringen (1765 – 1790) verheiratet. Sigmaringen (* 20.06.1762 in Sigmaringen, † 17.10. 1831). Sie selbst lebte überwiegend im Umfeld des Hofes von König Ludwig XVI. (1774 – 1792) und wurde als 8. Kind von Fürst Philipp Joseph zu Salm-Kyrburg (1709 – 1779) und Maria Theresa von Hornes, älteste Tochter von Maximilian Prinz von Hornes, geboren.

Das „Hotel de Salm“ in Paris im Bau. Abb. 23

Dem Fürsten Friedrich III. zu Salm-Kyrburg wurde Spionage zugunsten des Königreichs Preußen Fürstin Amalie Zephyrine von Hohenzollern-Sigmaringen geborene zu Salm-Kyrburg. vorgeworfen und wenige Tage vor dem Ende der Abb. 25 Terrorherrschaft der Französischen Revolution am 25.07.1794 in Paris guillotiniert.

Als der Bruder (Fürst Friedrich III. zu Salm-Kyrburg) von Amalie Zephyrine zu Salm-Kyrburg am 29.11.1781 in Straßburg die damals 16jährige Johanna Franziska Prinzessin von Hohenzollern-Sigmaringen – die Schwes- ter des Sigmaringer Erbprinzen Anton Aloys – ehelichte, wurde auf dieser Hochzeitsfeier die Verlobung zwischen Anton Aloys und Amalia bekannt gegeben. Im Piaristen- kloster Kirn – dem heutigen Rathausgebäude – erfolgte die Eheschließung zwischen Amalie und Anton Aloys. In Dhaun – einem kleinen Ort, fünf Kilometer von Kirn entfernt, fand am 12.08.1782 auf Schloss Dhaun die Hochzeitsfeier statt. Das „Hotel de Salm“ in Paris aus derzeitiger Sicht. Abb. 24

Die Stammfolge der zu Kyrburg wurde mit Friedrich IV. Ernst Otto Philipp Anton Furnibert Fürst zu Salm-Kyrburg (* 14.12.1789 in Paris, † 14.08.1859 in Brüssel) fortgesetzt. Da er noch nicht volljährig war, fungierte sein Onkel – Prinz Moritz Gustav Adolph zu Salm-Kyrburg (1761 – 1813) von etwa 1802 – 1810 – und seine Tante – die Fürstin Amalie Zephyrine von Hohenzollern-Sigma- ringen (1760 – 1841) – als vormundschaftliche Regenten im Fürstentum Salm. Prinz Moritz zu Salm-Kyrburg war Das ehemalige Piaristenkloster in Kirn. Abb. 26 ein Bruder von Friedrich III. zu Salm-Kyrburg und der Onkel von Fürst Friedrich IV. zu Salm-Kyrburg.

16 Wie Amalie später schrieb, hielten ihre Eltern „die Ver- Erst im Frühjahr 1784 reiste Amalie nach Sigmaringen bindung für passend, sie beide hätten sich nicht gerade und soll hier einen Kulturschock erlitten haben. Ihr gefallen, seien aber ohne Willen, ohne Leidenschaften Schwiegervater ließ sie ständig überwachen, selbst ihr und ohne Widersprüche“ gewesen. Das junge Paar Bruder durfte sie nicht unangemeldet besuchen. Die verbrachte den ersten Winter in Paris – zusammen Residenzstadt Sigmaringen fand Amalie 1784 „unerträg- bei/mit der Familie Salm-Kyrburg. lich einengend“.

Die Schlossruine Dhaun. Alexandre, Vicomte de Beauharnais. Abb. 27 Abb. 29

Im Frühjahr 1783 sollte Anton Aloys auf Weisung seines 1785 brachte sie den Sohn Karl zur Welt und fasste bald Vaters mit seiner Ehefrau nach Sigmaringen zurück- den Entschluss, ihre Familie in Sigmaringen zu kommen. Er reiste ab, aber Amalie weigerte sich, Paris verlassen. Sie floh sechs Wochen nach der Geburt ihres zu verlassen. Am 07.09.1783 bekam sie in Paris ihr Sohnes Karl als Mann verkleidet zu ihrem Bruder (Fürst erstes Kind, das auf den Namen Frédéric Emanuel Friedrich III. zu Salm-Kyrburg) nach Paris. Den Sohn ließ getauft wurde, aber nach drei Tagen starb, ehe die sie zurück. Nachricht von der Geburt in Sigmaringen angekommen war.

Schloss Sigmaringen. Joséphine, die spätere Kaiserin und Gattin Das Schloss der Fürsten von Hohenzollern oder von Napoléon Bonaparte. Hohenzollernschloss ist ein ehemaliges fürstliches Abb. 30 Residenzschloss und Verwaltungssitz der Fürsten zu Hohenzollern-Sigmaringen. Die Burganlage wurde erstmals 1077 erwähnt und im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert. Abb. 28 Ihr Pariser Leben wird als freizügig beschrieben. Der Bruder wie ihr angeblicher „Geliebter“ Alexandre, Vicomte de Beauharnais (1760 – 1794, heiratete 1779 Joséphine, die spätere Kaiserin, die in 2. Ehe 1796

17 Napoléon Bonaparte zum Mann nahm) sympathisierten de Voumard. Er war ein Jahr jünger als Amalie und mit der Revolution, starben aber 1794 unter der wurde am 01.03.1761 in Le Locle/Neuchatel (Neuerburg) Guillotine. – in der heutigen französischen Schweiz – geboren. Amalie selbst war ebenfalls eine Zeit lang inhaftiert. Die Voumard hatte in der französischen Armee zuletzt als Bekanntschaft mit Charles-Maurice Talleyrand-Périgord Oberst gedient, ehe er in die Dienste von Amalie trat. (1792 emigrierte er nach Großbritannien und USA, Der hervorragend gebildete ehemalige Offizier blieb kehrte 1796 nach Frankreich zurück und wurde 1797 Amalies „Begleiter“. Außenminister) und mit Joséphine de Beauharnais verschafften ihr die Beziehung, die sie nach 1800 spielen lassen konnte, um die hohenzollerischen Fürstentümer politisch zu retten. Dieses Engagement wird als eine Art der Wiedergutmachung an ihrem Sohn und ihrem Gatten angesehen. Amalie gilt deshalb als die „Retterin von Hohenzollern“ und ist sicherlich die interessanteste Frau des Fürstenhauses Hohenzollern-Sigmaringen.

Königin Elisabeth und König Carol I. von Rumänien, der am 20.04.1866 zum Fürsten ernannt und am 24.03.1881/22.05.1881 zum König von Rumänien proklamiert wurde. Der über dem Königspaar schwebende Engel soll wohl an die am 09.04.1874 verstorbene gemeinsame Tochter Marie erinnern. Das Schloss Arenenberg. Abb. 32 Abb. 31

Als Voumard sich in Sigmaringen akklimatisiert hatte, Trotz dieses Erfolges und ihrer Rückkehr nach Sigmarin- sorgte die Fürstin dafür, dass er in den Adelsstand gen 1808 kam eine echte Aussöhnung mit Anton Aloys erhoben wurde. Fürst Anton Aloys, der mit Adels- nicht zustande. Beide führten getrennte Haushalte. Bei verleihungen sehr sparsam umging, gab ihm – mit der „Heimkehr“ nach Sigmaringen wurde Amalie von Sicherheit auf Bitten seiner Frau – 1818 den Adelstitel ihrer angeblichen Tochter Helene und Oberst a.D. „Voumard von Wehrburg“ und das Wappen: „In Blau ein Charles de Voumard begleitet. Voumard und Helene silberner Löwe, ein silbernes Schwert haltend.“ Auch wohnten im Schloss Krauchenwies, ehe das Amtshaus Helene d'Isque erhielt 1820 den Adelstitel „d'Iisque von des früheren Klosters der Franziskaner-Tertiarinnen bzw. Schatzberg“ und das Wappen „In Blau drei silberne Augustinerinnen in Inzigkofen 1811 ihr neues Domizil Sterne“. wurde. In Inzigkofen erlebten Amalie und Helene viele Fürstin Amalie Zephyrine von Hohenzollern-Sigmaringen Besuche alter Bekannter aus Paris bzw. Arenenberg, die geborene zu Salm-Kyrburg war die Urgroßmutter von sie auch erwiderten. Vermutlich war Oberst Charles de Fürst Carol I. von Rumänien (1866 – 1881), dem Voumard der „Vater“ der Helene. späteren König von Rumänien (1881 – 1914) und Das Schloss Arenenberg oder Arenberg in der gebürtigen Prinzen Carl Eythel Friedrich Zephyrin Ludwig Gemeinde Salenstein im Kanton Thurgau in der Schweiz von Hohenzollern-Sigmaringen (* 20.04.1839 in Sigma- wurde 1817 der Wohnsitz der Exkönigin Hortense de ringen, † 10.10.1914 in Sinaia/Rumänien). Er heiratete Beauharnais. Sie war die Tochter von Joséphine, der am 15.11.1869 im Neuwieder Schloss die Pauline ersten Frau Napoléons I., und Gattin von Napoléons Elisabeth Ottilie Luise Prinzessin zu Wied (* 29.12.1843 Bruder (Louis Napoléon Bonaparte, 1778 – 1846). Er war in , † 02.03.1916 in Bukarest), die spätere einer von vier Brüdern des Kaisers von Frankreich. Von Königin von Rumänien und „Dichter“-Königin „Carmen 1806 – 1810 fungierte „Lodewijk Napoléon“ als Regent Sylva“. des von seinem Bruder geschaffenen Königreichs Die Großmutter des Prinzen Karl von Hohenzollern- Holland. Sigmaringen war Marie Antoinette (Antonia) Fürstin von Schon 1797 hatte Amalie einen Erzieher für ihren Neffen Hohenzollern-Sigmaringen geborene Prinzessin Murat (Friedrich IV. Fürst zu Salm-Kyrburg) angestellt: Charles (* 03.01.1792/1793 in Labastide-Murat, † 19.01.1847 in

18 Caroline Bonaparte, die Schwester Napoléons, Ehefrau Napoléon Bonaparte. von Joachim Murat und Herzogin bzw. Großherzogin von Er war ein zynischer Mensch und soll angesichts der Berg. Unsere Ahnen waren eine Zeit lang ihre Untertanen Gefallenen auf einem Schlachtfeld gesagt haben, eine und die ihres Ehegatten. „Pariser Nacht“ mache diese Verluste wieder wett! Abb. 33 Abb. 35

Sigmaringen) und deren Vater (Pierre Murat) der Bruder Joachim Murat war ein Vertrauter Napoléons und hatte des legendären Joachim Murat, 1806 Großherzog von 1800 dessen jüngste Schwester Caroline geheiratet. Kleve und Berg (Düsseldorf), 1808 König von Neapel Prinzessin Antoinette Murat soll ein Mündel (Vormund) (Joachim I. Napoléon), der 1815 von den Österreichern von Joachim Murat gewesen sein. Die Bekanntschaft gefangen genommen und standrechtlich erschossen und letztlich die Eheschließung 1808 mit Karl (1785 – wurde. 1853) – dem Sohn der Fürstin Amalie Zephyrine von Hohenzollern-Sigmaringen – wurde von ihr arrangiert. (Siehe „Die Taufzeugen [Taufpaten] und die Trauung der späteren Königin Elisabeth von Rumänien alias Carmen Sylva“ unter http://mhhmohr.cadae.de)

Joachim Murat (* 25.03.1767 in der Gemeinde Labastide- Fortuniere (Labastide-Murat) in Frankreich, † 13.10.1815 in Pizzo di Calabria. Er war seit 1800 mit Caroline Bonaparte – der Schwester Napoléons – verheiratet. Da Murat vom Wiener Kongreß (18.091814 – 09.06.1815) als König von Neapel nicht anerkannt wurde, kämpfte er Deutscher Bund (1815 – 1866). gegen die Österreicher. Bei dem Versuch, sein Abb. 36 unteritalienisches Königreich von den Bourbonen zurückzugewinnen, wurde Joachim Murat gefangengenommen und standrechtlich erschossen. Abb. 34

19 im Zuge des Reichsdeputatiionshauptschlusses die Der „Frontwechsel“ der Hohenzollern südwestlichen Teile des vormaligen Hochstifts Münster als Entschädigung für verlorene Gebiete links des Als sich die „Glücksgöttin“ nach dem Desaster des Rheins zugeteilt. Diese regierten sie gemeinsam als Russlandfeldzuges 1810 von Napoléon I. abgewendet Kondominium. hatte, wechselten die Hohenzollern unter Fürst Anton Aloys von Hohenzollern-Sigmaringen die „Front“ und traten 1813 der antifranzösischen Allianz bei, ein Schachzug, der ihnen 1815 mit Unterstützung des stammverwandten preußischen Königshauses die Aufnahme in den Deutschen Bund verschaffte. Denn nach dem Sieg der antifranzösischen Allianz in der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 über Napoléon war die Herrschaft Frankreichs über weite Teile Europas dahin.

Das ehemalige Schloss Rennenberg. Abb. 38

Fürst Friedrich IV. zu Salm-Kyrburg (gehörte 1806 zu den Gründern des Rheinbundes, einem Militär- und Staatenbund unter dem Protektorat von Kaiser Napoléon Die Karte Europas nach dem Wiener Kongress. Abb. 37 I. Bonaparte [1804 – 1814/1815], und erlangte dadurch für sich und sein „Ländle“ volle Souveränität) gilt als der Erbauer (1846) des Schlosses Rennenberg, das ihm und seiner Familie lange Jahre als Sommersitz diente und 1992 an Privat verkauft wurde. Nach Gründung des Der Deutsche Bund war ein Staatenbund überwiegend Rheinbundes traten die Mitglieder aus dem Heiligen deutschsprachiger Staaten zwischen 1815 und 1866. Er Römischen Reich Deutscher Nation aus. wurde am 08.06.1815 (Bundesakte) auf dem Wiener In der Rheinbundakte wurde Fürst Friedrich IV. zu Salm- Kongress ins Leben gerufen und durch die Schlussakte Kyrburg auch die kleine, zuvor reichsunmittelbare vom 06.06.1820 bestätigt. Er folgte dem 1806 Herrschaft Gemen bei Borken zur Landesherrschaft aufgelösten Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation zugewiesen. Dank seiner altadeligen Herkunft und der und dem napoléonischen Rheinbund als lockerer langjährigen französischen Militärdienste sowie der Zusammenschluss von Einzelstaaten. hervorragenden Beziehungen seiner Tante Amalie zur kaiserlichen Familie konnte Fürst Friedrich IV. zu Salm- Erbauer und Bewohner von Schloss Kyrburg in seiner Militärkarriere, die 1806 mit einem Rennenberg kurzen Besuch der Militärschule von Fontainebleau begann, rasch bis zum persönlichen Ordonnanzoffizier Fürst Friedrich IV. zu Salm-Kyrburg heiratete am 11.01. Napoléons I. aufsteigen. 1808 soll er sich in Spanien 1815 die Cécile Rosalie Prévot, Baronne de Bourdeaux aufgehalten haben, und 1809 nahm er an der Schlacht bzw. Bordeaux (1783 – 1866), mit der er einen Sohn – bei Wagram teil. nämlich Friedrich V. (1823 – 1887), Fürst zu Salm-Kyr- In der Schlacht bei Wagram am 05. und 06. Juli 1809 burg – hatte. besiegten Napoléons französische Truppen Erzherzog Fürst Friedrich IV. zu Salm-Kyrburg war neben Kon- Karl von Österreichs Armee in der Nähe von Wien stantin Alexander Joseph Fürst zu Salm-Salm (1762 – (Donauauenregion Lobau und der niederösterreichischen 1828) einer der beiden souveränen Fürsten im Ortschaft Deutsch-Wagram). Das Ende der napoléoni- Fürstentum Salm (30.10.1802 bis 28.02.1811), das im schen Herrschaft (1813/1814) erlebte Fürst Friedrich IV. äußeren Westen von Westfalen gelegen war. Sein zu Salm-Kyrburg schließlich als französischer Oberst in Staatsgebiet deckte sich ungefähr mit dem heutigen Italien. Kreis Borken (Westmünsterland). Trotz aller Beziehungen zu Personen, die Napoléon Während Bocholt als Regierungssitz und Landes- nahestanden, wurde das Fürstentum Salm am 28.02. hauptstadt diente, waren die Schlösser Anholt und 1811 von Frankreich annektiert. Schließlich kam es am Ahaus die Residenzstädte des Fürstentums. Den 21.06.1815 zu Preußen, die Fürsten zu Salm-Salm Fürsten zu Salm-Salm und Salm-Kyrburg wurden 1803 blieben aber bis 1920 die Standesherren.

20 Der Fürst zu Salm-Kyrburg hatte bereits sein standes- Kyrburg geboren. Dieser starb am 02.01.1905 auf herrliches Recht mit Verkauf seiner münsterländischen Schloss Rennenberg (Gemeinde Linz). Besitzungen an den Fürsten zu Salm-Salm 1825 aufge- Fürst Friedrich VI. zu Salm-Kyrburg hatte am 27.12. geben. Mit Inkrafttreten der preußischen Verfassung von 1883 in London (04.01.1884) Louise Marie Mathilde 1820 verloren alle vormals regierenden Häuser in Marguerita Cornelia Irmin Le Grand (Le Grande), Preußen ihr standesherrliches Privileg, so auch das * 06.12.1864 in Gent (Belgien), geheiratet. Sie war 1888 Fürstenhaus Salm-Salm. auf Schloss Rennenberg (Oberlöh 16) gezogen und dort (Linz) am 22.02.1949 verstorben. Die Beisetzung erfolgte auf dem Familienfriedhof der Rennenberger. Ihre Eltern hießen Jules Le Grande und Marie Mathilde Le Grande geborene van Loo und waren zuletzt in Gent ansässig. Ihr wurde am 10.02.1944 von der Stadt Linz eine „Kontrollkarte für den Auslandsbriefverkehr“ ausgestellt. Sie war die geadelte Freiin von Eichhof (seit dem 11.06.1885) durch Ernst II. August Karl Johannes Leopold Alexander Eduard Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha (1818 – 1893). Das katholische Ehepaar Salm-Kyrburg/Le Grand hatte ursprünglich sechs Kinder. Zum 01.03.1917 wurde die Witwe des letzten Fürsten Friedrich VI. zu Salm-Kyrburg wegen ihrer vorgeblichen morganatischen Abstammung mit den noch lebenden gemeinsamen Kindern durch Wilhelm II. (Deutscher Kaiser und König von Preußen seit 1888 bis 1918) aus dem Fürsten- in den Freiherrenstand versetzt. Die erbetene Verleihung des Grafentitels (Gräfin) wurde ihr verwehrt. War dieser königliche „Gnadenakt“ des Preußenkönigs (selbst seine Ahnen waren mit dem Fürstengeschlecht zu Salm-Kyrburg versippt) im Ersten Weltkrieg und nach dem Tod von Fürst Friedrich VI. zu Salm-Kyrburg vor 12 Jahren doch letztlich ein Affront?

Die Vorder- und Rückseite des 50 Pfennig-Wertscheines № 028800 mit dem Sinnspruch „Linzer Basalt und Linzer Wein, fest und voll Kraft – Gewachsen am Rhein!“ und der „Burg zur Leyen“ der Stadt Linz vom 1. April 1919. Dieser „Geldersatz“ („Kriegsgeld“) bzw. die oft gut gelungenen und ansehnlichen Notgeldscheine gab es ab 1916. Sie wurden durch Reichs-Gesetz vom 17.07.1922 verboten. Abb. 39

Das Schloss Rennenberg liegt am Rennenberger Bach. An seinem Zusammenfluss mit dem Sterner Bach entstand einst eine Eisenhütte oder „Sterner Hütte“ bzw. die „Rhodius'sche Hütte“. Sie war mit ein Zeichen der Industrialisierung der Stadt Linz. Das Gelände erwarb um 1890 die Basalt-Actien-Gesellschaft, von der die Sterner Hütte abgerissen und durch eine Steinbrecher- anlage ersetzt wurde. 1920 ließ die BAG dort ein Louise Marie Mathilde Marguerita Cornelia Irmin Basaltinwerk errichten, und heute befindet sich unweit Freifrau von Rennenberg geborene Le Grand in jungen Jahren. dieser Stelle das „LKW-Center Linz“. Abb. 40 Nachfolger von Fürst Friedrich IV. zu Salm-Kyrburg wurde sein Sohn Friedrich V. Ernst Joseph August Fürst zu Salm-Kyrburg, Prinz von Hornes, Overisque und von Ever, Fürst von Ahaus und von Bocholt, Graf von Rennenberg, Bassignies, Bailleul, (1823 – 1887), der Bei den damals lebenden Kindern aus der Ehe des sich am 31.03.1844 mit der Prinzessin Eléonore Louise Fürsten Friedrich VI. zu Salm-Kyrburg mit Louise Henriette Joséphine Caroline de La Trémoille (1827 – geborene Le Grand (Le Grande) handelte es sich um 1. 1846) vermählte. Sie waren zuletzt in Paris wohnhaft. Ivonne (Yvonne) Eleonor Rosalie (* 11.11.1884 in Ihnen wurde am 03.08.1845 in Brüssel der Sohn Fürst London, ledig, † 09.05.1951 in Linz, beigesetzt auf dem Friedrich VI. Ernst-Ludwig Karl Valentin Maria zu Salm- Familienfriedhof zu Rennenberg, Linz, Oberlöh 14). Ihr

21 war am 10.02.1944 von der Stadt Linz eine „Kontrollkarte für den Auslandsbriefverkehr“ ausgestellt worden; 2. Maximilian (Max), * 03.02.1886 in Menoux (Frankreich), derzeit Oberleutnant im Leib = Dragoner = Regiment (2. Großherzoglich Hessischem) Nr. 24, † 19.04.1948 in Linz, verheiratet seit dem 05.05.1926 mit Mathilde Clementine Josefine Huberta Maria von Fürstenberg, * 28.04.1900 in Essen-Borbeck; 3. Robert Oscar Ludwig Ernst Maria (* 29.05.1889 in Rennenberg), verheiratet seit dem 17.06.1924 mit Gräfin Clotilde de Marchant et d'Ansenbourg-Neuburg, aus der Ehe gingen 5 Kinder hervor, † 13.03.1950 auf Gut „Arienheller“ (Bad Hön- nigen). Er wurde am 16.03.1950 auf dem Familien- friedhof zu Rennenberg (Linz, Oberlöh 16) beigesetzt; 4. Ludwig Carl Johann Maria (* 06.07.1890 in Rennenberg bzw. Linz). Auch die ehelichen Nachkommen dürfen sich demnach nur noch „Freiherren“ bzw. „Freiinnen“ von Rennenberg nennen.

Die Versetzung aus dem Fürsten- in den Freiherrenstand der Witwe des letzten Fürsten Friedrich VI. Ernst Karl Valentin Ludwig Maria (Ernst-Ludwig) zu Salm-Kyrburg mit den gemeinsamen Kindern durch Wilhelm II. (Deutscher Kaiser und König von Preußen) am 01.03.1917. Die Publikationsgenehmigung für diese Archivalien erteilte der Direktor des Geheimen Staatsarchivs Preussischer Kulturbesitz in Berlin am 18.07.2011 (Geschäftszeichen 5700/11-3.4.1) – GStA PK, I. HA Rep. 176 Heroldsamt, Nr. 9028, Bl. XY – (http:www.gsta.sp-berlin.de bzw. [email protected] berlin.de). Abb. 41

22 23 24 Das Haus Salm-Kyrburg war mit Fürst Friedrich VI. ein natürlicher Sohn, an dergleichen, in den devoten Ernst-Ludwig Karl Valentin Maria Fürst zu Salm-Kyrburg, Worten Christoph Jacob Kremers zu sprechen, das Prinz von Hornes, Overisque (Overijssel) und von Ever, rheingräfliche Haus zu allen Zeiten einen reichen Segen Fürst von Ahaus und von Bocholt, Graf von Rennenberg, gehabt hat.“ Bassignies, Bailleul, Wild- und Rheingraf (03.08.1845 – „1825: Von den Herren von Rennenberg b/Linz mangeln 02.01.1905) erloschen, dessen Nachkommen die uns alle Nachrichten im 15. Jahrhundert, da sie sich Freiherren von Rennenberg sind. tiefer in die untere Rheingegend gezogen hatten, wo wir

Der Totenzettel der Luisa (Louise) Marie Mathilde Marguerita Cornelia Irmin Freifrau von Rennenberg geborene Le Grand bzw. Freiin von Eichhof. Abb. 43 Der Totenzettel des Fürsten Friedrich VI. Ludwig zu Salm-Kyrburg. Abb. 42

Der Autor in Nr. 2. des Quellennachweises meinte dann 1409 und 1449 einen Herman als Domscholaster abschließend: „An der Burg Rennenberg haben die (Würdenträger des Domkapitels und mit der Fürsten von Salm keine bedeutende Erwerbung Aufsicht/Leitung der Domschule betraut) in Köln gemacht: der Hof und die Gefälle zu Linz, das Patronat antreffen.“ – „Rennenberg, führten im silbernen Felde zu Flammersfeld, welches die von Rennenberg von zwei blaue Sparren, die auf dem Helme an zwei offenen Nassau zu Lehen trugen, denn die Winterburg in der silbernen Adlerflügeln wiederholt sind. Die Familie gehört Sürsch, samt dem Hof Hanenstein waren vorlängst ursprünglich dem Dynasten= und später dem Grafen = davon abgekommen, aber in den niederländischen Stande an. Chur = Cöln hatte die Grafen von Nassau mit Gütern fiel den Erben der Lalaing großer Reichtum zu. ... dem Rechte, die Sturmfahne in Westphalen zu führen, – In der neuesten Zeit hat Friedrich Erbprinz von Salm- belehnt. Nassau übertrug durch Afterbelehnung Kyrburg sich in dem von dem Burgstall Rennenberg (Belehnung aus zweiter Hand) dieses Recht weiter auf abwärts nach der Mafriedrichshütte führenden die Rennenberg, dieses Recht gab eine wichtige Seitenthälchen eine bescheidene Villa erbaut, wo er in Stellung, es schloß die Befugniß ein, für die öffentliche der vollkommensten Zurückgezogenheit seine Tage Sicherheit (den Landfrieden) zu sorgen, Geleit zu geben, verlebt. Mit Eleonore, der jüngsten Tochter des Herzogs die Reichsacht zu vollstrecken, und deshalb eine Macht Karl von la Tremouille, Fürsten von Tarent vermählt und gegen die Ruhestörer und Geächteten zu versammeln. eines Sohnes Vater, ist er Wittwer seit 26. Nov. 1846. Als In Cöln hatte das Geschlecht sein Absteigequartier in der er sich unter dem Rennenberg anbaute, war die Hosengasse, noch jetzt Rennenberger Hof genannt.“ Herrschaft Rennenberg auf die folgenden Bestandtheile (Quellennachweis 4 + 5) reducirt: 1) Hof Rennenberg, 24 Morgen Ackerland und Mit Westphalen wird das vom französischen Kaiser Wiese, 2) die Loh- und Schleifmühle zu Linz mit 16 Napoléon I. Bonaparte geschaffene Königreich West- Morgen Acker und Wiese, 3) Hofgut zu , von phalen bezeichnet, das ein Rheinbundstaat während der 18 Morgen Weinberg und Wiese, 4) zu 6 napoléonischen Ära war und sich geografisch nur Morgen Ackerland. Ein Graf von Rennenberg treibt sich teilweise mit der späteren preußischen Provinz West- vielleicht noch in Paris um, ohne Zweifel ist er, gleichwie falen deckte. der vormals zu Coblenz wohlbekannte M. de Féétrange,

25 „Rennenberg. Die Witwe des letzten Fürsten Ludwig zu Salm-Kyrburg, (Leutnant a.D. † Rennenberg 1905, der wie ein Bendeljude aussah!) [Bendeljuden oder „Bändel- juden“ waren Kaufleute, die auf dem Markt überwiegend handgewobene „Seidenbänder“ verkauften (Band- handel), nicht auf den Mund gefallen waren, gut reden und verkaufen konnten – „ein Maul haben wie ein Bändeljude“], Luise geb. Le Grand, welche mit ihren Kindern den sachs.-coburg.-goth. Adels- und Freiherren- stand als „von Eichhof“ erhalten hatte, erhielt d.d. Großes Hauptquartier 1.3.1917 für sich und ihre 4 Kinder den Namen: „Freifrau von Rennenberg“ bzw. Frhr. und Freiinnen v. Rennenberg.“ (Quellennachweis 4 + 5)

Die Sterberegister-Eintragung des Standesamtes über Louise Marie Mathilde Freifrau von Rennenberg geborene Le Grande. Abb. 45

Die Sterberegister-Eintragung des Standesamtes Linz- Stadt über den Fürsten Friedrich VI. Ernst Ludwig zu Salm-Kyrburg. Abb. 44

Das Haus Salm-Salm besteht noch heute und blieb trotz verlorener Standes- und Landesherrschaft mit dem Familienkarte des Einwohnermeldeamtes der Stadt Linz. Gebiet des ehemaligen Fürstentums verbunden. Sein Abb. 46 heutiges Oberhaupt ist Carl-Philipp Joseph Petrus Cölestinus Balthasar Prinz zu Salm-Salm (* 19.05.1933 in Anholt). Er ist seit 1988 Chef des ehemaligen Fürstenhauses Salm-Salm und – wie sein Vater – zum Nutzen des Fremdenverkehrs im Münsterland sehr stark engagiert.

26 Quellennachweis: Aufhebung des Adelsstandes 1. Landesgeschichte des Westerwaldes von Hellmuth Gensicke (1958). Am 11.08.1919 beschloss die Nationalversammlung die 2. Denkwürdiger und nützlicher Rheinischer Antiquarius welcher die Verfassung des Deutschen Reiches (Weimarer wichtigsten und angenehmsten geographischen, historischen und Verfassung) und legte in Artikel 109 die Aufhebung des politischen Merkwürdigkeiten des ganzen Rheinstroms, von Adelsstandes endgültig fest. Das Adelsprädikat wurde seinem Ausflusse in das Meer bis zu seinem Ursprunge darstellt. Von einem Nachforscher in historischen Dingen. Mittelrhein. Der von dort an Bestandteil des Familiennamens, wodurch III. Abtheilung 7. Band. Coblenz, 1860. Druck und Verlag von Rud. die ehemaligen Adelsbezeichnungen komplett nach dem Friedr. Hergt. Vornamen als Familienname geführt werden. 3. Wilhelm von Rennenberg († 1546) – Ein rheinischer Edelherr Die Rechtsprechung erlaubt eine geschlechtsspezifische zwischen den konfessionellen Fronten von Leo Peter (1979). Anpassung des Namens. Und Artikel 3 des Grund- 4. Universitäts- und StadtBibliothek Köln (27.06.2011). 5. Ernst von Oidtman (1854 – 1937) und seine genealogisch- gesetzes erklärt sinngemäß: „Alle Menschen sind vor heraldische Sammlung in der Universitäts-Bibliothek zu Köln Band dem Gesetz gleich.“ Dadurch kann der Name nur durch 12 Mappe 916 – 994 (Mappe 987, S. 654 + 655). Heirat, Geburt oder Adoption weitergereicht werden. Der 6. Die Kunstdenkmäler des Kreises Neuwied – Im Auftrage des BGH vertritt jedoch die Auffassung, dass ein Adoptions- Provinzialverbandes der Rheinprovinz – Bearbeitet von Heinrich Neu und Hans Weigert – Mit Beiträgen von Karl Heinz Wagner – vertrag zum Erwerb eines Adelstitels nichtig ist. Düsseldorf 1940. Das „von“ vor einem Familiennamen muss nicht zwangs- 7. 750 Jahre 1238 – 1988 St. Katharinen – Fest- und Heimatbuch läufig auf eine adelige Herkunft hindeuten (niederer von Heiner Strauß und Karl-Josef Rings (1988). Adel). Es ist vielmehr ein Herkunftsverweis, lässt aber 8. Die Cistercienserinnenabtei St. Katharinen b. Linz a. Rh. von Dr. Theol. Johannes Zeimet (1929). Rückschlüsse auf die ursprüngliche Heimat der Familie 9. Die Freiherren von Rennenberg – Geschichte eines rheinischen zu. Ein Adelstitel war das „von“ ursprünglich nicht. Geschlechts von E. Lind. (Es fehlt leider die Objektivität! – Siehe Beim deutschen Adel unterschied man zwischen Georg Graf von Rennenberg, der „Verräter“!) Hochadel (Fürstenstand und Grafenstand) und niederem 10. Burg und Amt Altenwied von Hildegard Brog (2009). 11. Bundesarchiv Koblenz (05.07.2011). Adel (Ritterschaft). Wichtig war diese Rangeinteilung, 12. Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz – Der Direktor – wenn es um die Frage der Ebenbürtigkeit ging. Zum Berlin (07.07.2011, 18.07.2011, 25.07.2011, 08.08.2011, Hochadel (dies ist ein sprachlicher, kein rechtlicher 17./18.08.2011). Begriff) gehörten die geistlichen und weltlichen Fürsten 13. Verbandsgemeinde/Standesamt Linz (18.08.2011, 26.09.2011, 29.09.2011). (Erzbischöfe, Bischöfe, Kurfürsten, Herzöge, Pfalz- und 14. Stadtarchiv Linz (30.08.2011, 20.09.2011). Markgrafen, Grafen). – Fazit: Die Adelstitel sind nur noch 15. Linz am Rhein. Die Geschichte der Stadt von der Frühzeit bis zur Namensbestandteile, die Adelsprivilegien dagegen Gegenwart. Von Hermann Burghard und Cordula Kapser. (2002). wurden abgeschafft. 16. Verbandsgemeindeverwaltung (Einwohnermeldeamt) Linz (13.09.2011). 17. Internet.

Bildnachweis:

1. Zisterzienserabtei Marienstatt. 2. Edward M. (Internet). 3. Ansichtskarte, ungelaufen, Jahrtausendausstellung Köln, 1925. 4. (In der deutschen Ausgabe des Fasciculus temporum des Basler Druckers Bernhard Richel von 1481) aus „Alltagsleben im Mittelalter“ von Otto Borst (1983). 5. Ansichtskarte, gelaufen, abgestempelt am 25.08.1899 in Cöln. 6. Ansichtskarte, gelaufen, abgestempelt am 12.09.1898 in Linz. 7. Simonetta Vespucci von Sandro Botticelle, um 1476. Aus „Die Schönheit der Frau in der europäischen Malerei“ von Götz Eckardt (1967). 8. Ansichtskarte, Feldpostkarte, gelaufen, abgestempelt am 03.01.1918 in Cöln. 9. Ansichtskarte, gelaufen, abgestempelt am 18.05.1898 in Cöln. 10. Internet. 11. Ansichtskarte, ungelaufen. 12. Internet. 13. Internet. 14. Internet. 15. Internet. 16. Internet. 17. Internet. 18. Internet. 19. Internet. 20. Internet. 21. Internet. 22. Internet. 23. Internet. 24. Internet. 25. Internet. 26. Internet. 27. Internet.

27 28. Ansichtskarte (Feldpost), gelaufen, 1915. 20. Am 03.03.1580: Der Verrat an der Groninger Breede Merckt. 29. Internet. Georg Lalang bzw. Graf Georg von Rennenberg zu Pferd mit 30. Internet. gezogenem Schwert. 31. Internet. 21. Eitorf um 1607. 32. Internet. 22. Die Kyrburg wurde 1128 erstmalig in einer Urkunde des Grafen 33. Ansichtskarte, gelaufen, abgestempelt am 29.11.1902 in Ostende „Emich de Kirberc“ und seines Bruders Gerlach erwähnt. (Belgien). 23. Das „Hotel de Salm“ in Paris im Bau. 34. Internet. 24. Das „Hotel de Salm“ in Paris aus derzeitiger Sicht. 35. Ansichtskarte (Feldpost), gelaufen, 1915. 25. Fürstin Amalie Zephyrine von Hohenzollern-Sigmaringen 36. Internet. geborene zu Salm-Kyrburg. 37. Internet. 26. Das ehemalige Piaristenkloster in Kirn. 38. Tohma (Internet). 27. Die Schlossruine Dhaun. 39. H.H.Mohr, Bad Tölz. 28. Schloss Sigmaringen. – Das Schloss der Fürsten von 40. Internet. Hohenzollern oder Hohenzollernschloss ist ein ehemaliges 41. Geheimes Staatsarchiv Preussischer Kulturbesitz in Berlin. fürstliches Residenzschloss und Verwaltungssitz der Fürsten zu 42. Stadtarchiv Linz. Hohenzollern-Sigmaringen. Die Burganlage wurde erstmals 1077 43. Matthias Ewenz, Linz. erwähnt und im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert. 44. Verbandsgemeinde (Standesamt) Linz am Rhein. 29. Alexandre, Vicomte de Beauharnais. 45. Verbandsgemeinde (Standesamt) Linz am Rhein. 30. Joséphine, die spätere Kaiserin und Gattin von Napoléon 46. Verbandsgemeindeverwaltung (Einwohnermeldeamt) Linz. Bonaparte. 31. Das Schloss Arenenberg. Bildtexte: 32. Königin Elisabeth und König Carol I. von Rumänien, der am 20.04.1866 zum Fürsten ernannt und am 24.03.1881/22.05.1881 1. Diese Standbilder – Vollholzbildwerke aus einem Laubbaum, zum König von Rumänien proklamiert wurde. Der über dem wahrscheinlich Eiche – im Kreuzgang der Zisterzienserabtei Königspaar schwebende Engel soll wohl an die am 09.04.1874 Marienstatt stellen die Stifter des Klosters, Gräfin Mechthild von verstorbene gemeinsame Tochter Marie erinnern. Sayn und Graf Heinrich III. von Sayn, dar. Schon aus der 33. Caroline Bonaparte, die Schwester Napoléons, Ehefrau von Kleidung, den so genannten Sternenmänteln aus blau schillernder Joachim Murat und Herzogin bzw. Großherzogin von Berg. Seide, die Macht und Ansehen verliehen und nur von Unsere Ahnen waren eine Zeit lang ihre Untertanen und die ihres Herrscherpersönlichkeiten getragen wurden, ist zu schließen, Ehegatten. dass es sich um hochstehende Autoritäten handelte. Nach einem 34. Joachim Murat (* 25.03.1767 in der Gemeinde Labastide- fotografischen Bildnis des Klosters standen diese Skulpturen Fortuniere (Labastide-Murat) in Frankreich, † 13.10.1815 in Pizzo eines unbekannten Künstlers bereits um 1890 im Kreuzgang von di Calabria. Er war seit 1800 mit Caroline Bonaparte – der Marienstatt. Die Schnitzereien haben womöglich einst den alten Schwester Napoléons – verheiratet. Da Murat vom Wiener barocken Hochaltar der 1718 von Abt Benedikt Bach (1688 – Kongreß (18.091814 – 09.06.1815) als König von Neapel nicht 1720) barockisierten Abteikirche von Marienstatt begrenzt. anerkannt wurde, kämpfte er gegen die Österreicher. Bei dem 2. Die Burgruine Rennenberg. (Verein Burg Rennenberg) Versuch, sein unteritalienisches Königreich von den Bourbonen 3. Der Torso des Kölner Doms. Nach der Grundsteinlegung zurückzugewinnen, wurde Joachim Murat gefangengenommen (15.08.1248) vergingen bis zur Fertigstellung/Einweihung und standrechtlich erschossen. (15.10.1880) über 632 Jahre. 35. Napoléon Bonaparte. Er war ein zynischer Mensch und soll 4. Das mittelalterliche Köln. angesichts der Gefallenen auf einem Schlachtfeld gesagt haben, 5. Das Rathaus in Köln. eine Pariser Nacht mache diese Verluste wieder wett! 6. Linz. 36. Deutscher Bund (1815 – 1866). 7. „Die schöne Jüdin aus St. Katharina“ – Sie überlebte die 37. Die Karte Europas nach dem Wiener Kongress. Judenpogrome in Linz, war Paten- und Hätschelkind auf Burg 38. Das ehemalige Schloss Rennenberg. Rennenberg und bangte nach der Romanze um Dispens in der 39. Die Vorder- und Rückseite des 50 Pfennig-Wertscheines № Klosterzelle von St. Katharina. Das Happyend sollen der 028800 mit dem Sinnspruch „Linzer Basalt und Linzer Wein, fest seinerzeitige Erzbischof von Köln und die Äbtissin von St. und voll Kraft – Gewachsen am Rhein!“ und der „Burg zur Leyen“ Katharina vermittelt haben. der Stadt Linz vom 1. April 1919. Dieser „Geldersatz“ 8. Der Kölner Dom. („Kriegsgeld“) bzw. die oft gut gelungenen und ansehnlichen 9. Das alte Köln. Notgeldscheine gab es ab 1916. Sie wurden durch Reichs-Gesetz 10. Die hl. Seraphia und die hl. Sabina. vom 17.07.1922 verboten. 11. Ehrenstein. 40. Louise Marie Mathilde Marguerita Cornelia Irmin Freifrau von 12. „Notre-Dame-et-Saint-Lambert de Liège“ im Stil der Gotik war die Rennenberg geborene Le Grand in jungen Jahren. Kathedrale von Lüttich bis zum Tag der Zerstörung. Mit dem Bau 41. Die Versetzung aus dem Fürsten- in den Freiherrenstand der war im 12. Jh. begonnen, aber erst im 15. Jh. fertiggestellt Witwe des letzten Fürsten Friedrich VI. Ernst Karl Valentin Ludwig worden. Maria (Ernst-Ludwig) zu Salm-Kyrburg mit den gemeinsamen 13. Anton von Hoogstraten und Elisabeth geborene von Culemborg Kindern durch Wilhelm II. Deutscher Kaiser und König von bei einer Feier 1534 in der „Eglonkerk“ in Hoogstraten. Das Preußen am 01.03.1917. – Die Publikationsgenehmigung für Gemälde soll 1537 entstanden sein. diese Archivalien erteilte der Direktor des Geheimen Staatsarchivs 14. Diese belgische Briefmarke soll daran erinnern, wie Gräfin Preussischer Kulturbesitz in Berlin am 18.07.2011 Elisabeth von Hoogstraten geborene von Culemborg in (Geschäftszeichen 5700/11-3.4.1) – GStA PK, I. HA Rep. 176 Hoogstraten die „Sint-Catharinakerk“ bauen ließ, für die 6 Heroldsamt, Nr. 9028, Bl. XY – (http:www.gsta.sp-berlin.de bzw. Millionen Steine einschließlich des über 100 m hohen Turmes [email protected]). benötigt wurden. In der Kirche St.-Katharina fanden Graf Anton 42. Der Totenzettel des Fürsten Friedrich VI. Ludwig zu Salm- von Hoogstraten und seine Gemahlin ihre letzten Ruhestätten. Kyrburg. 15. Die „Sint-Catharinakerk“ in Hoogstraten. 43. Der Totenzettel der Luisa (Louise) Marie Mathilde Marguerita 16. Die Innenansicht der „Sint-Catharinakerk“ in Hoogstraten. Cornelia Irmin Freifrau von Rennenberg geborene Le Grand bzw. 17. Die einstige Burg in Hoogstraten. Freiin von Eichhof. 18. Diese Burg ist heute das Gefängnis von Hoogstraten. 44. Die Sterberegister-Eintragung des Standesamtes Linz-Stadt über 19. Graf Hermann V. zu Wied (* 14.01.1477 in Wied, † 15.08.1552 in den Fürsten Friedrich VI. Ernst Ludwig zu Salm-Kyrburg. Wied bzw. Altwied), Kurfürst und Erzbischof von Köln (1515 – 45. Die Sterberegister-Eintragung des Standesamtes Linz am Rhein 1547), der 1520 Kaiser Karl V. in Aachen krönte und bis 1536 über Louise Marie Mathilde Freifrau von Rennenberg geborene Le „romtreu“ war. Grande. 46. Familienkarte des Einwohnermeldeamtes der Stadt Linz.

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