Ergebnis der vereinfachten raumordnerischen Prüfung Ansiedlung Lebensmittel-Vollsortimenter in der Ortsgemeinde Buchholz, VG , Kreis

Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord , den 07.07.2017 Az.: 14 900-138 01 80/41

Ergebnis der vereinfachten raumordnerischen Prüfung gem. § 16 Raumordnungsgesetz (ROG) i.V.m. § 18 Landesplanungsgesetz (LPlG) für die geplante Ansiedlung eines Lebensmittel-Vollsortimenters in der Orts- gemeinde Buchholz, Verbandsgemeinde Asbach, Landkreis Neuwied

Inhaltsverzeichnis Seite

1. Gegenstand der vereinfachten raumordnerischen Prüfung ...... 2

2. Beteiligungsumfang ...... 2

3. Zusammenfassung der Stellungnahmen ...... 3

4. Grundlagen der Abwägung und raumordnerische Bewertung ...... 15

4.1 Grundsätze der Raumordnung ...... 16

4.2 Erfordernisse der Landes- und Regionalplanung ...... 17

4.2.1 Einzelhandel ...... 17

4.2.2 Raum- und Siedlungsstruktur, Wirtschaftsstruktur ...... 25

4.2.3 Flächeninanspruchnahme……………………………………..………..26

4.2.4 Naturschutz- und Landschaftspflege ...... 26

4.2.5 Immissionsschutz ...... 27

5. Ergebnis der vereinfachten raumordnerischen Prüfung ...... 27

6. Hinweise zum weiteren Vorgehen ...... 29

Anlage 1 - Übersichtslageplan (Maßstab 1: 15 000)

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1. Gegenstand der vereinfachten raumordnerischen Prüfung

Die AC Liegenschaften GmbH & Co. KG, Köln hat mit Schreiben vom 21.02.2017 die Durchführung einer vereinfachten raumordnerischen Prüfung (vrP) gemäß § 16 ROG i.V.m. § 18 LPlG beantragt. In diesem Verfahren soll die Raumverträglichkeit der ge- planten Maßnahme geprüft werden.

Der Investor beabsichtigt die Ansiedlung eines großflächigen Lebensmittel- Vollsortimenters. Der geplante Einzelhandelsbetrieb umfasst eine Verkaufsfläche (VKF) von 1.600 m2 und befindet sich im Kernbereich der Gemeinde Buchholz, südwestlich der Straße „Im Höllchen“ und südöstlich der Hauptstraße.

2. Beteiligungsumfang

Mit Schreiben vom 28.03.2017 wurden die nachstehenden Stellen in diesem Verfah- ren beteiligt und um Abgabe einer Stellungnahme bis zum 08.05.2017 gebeten:

• Kreisverwaltung Neuwied • Verbandsgemeindeverwaltung Asbach • Verbandsgemeindeverwaltung • Verbandsgemeindeverwaltung am Rhein • Verbandsgemeindeverwaltung • Verbandsgemeindeverwaltung • Kreisverwaltung • Verbandsgemeindeverwaltung Altenkirchen • Stadtverwaltung Altenkirchen • Verbandsgemeindeverwaltung Flammersfeld • Industrie- und Handelskammer Koblenz • Handwerkskammer Koblenz • Einzelhandelsverband Mittelrhein-Rheinhessen-Pfalz e.V., Koblenz • Bezirksregierung Köln • Kreisverwaltung des Rhein-Sieg-Kreises • Gemeindeverwaltung Eitorf • Stadtverwaltung Hennef • Stadtverwaltung Bad Honnef • Stadtverwaltung Königswinter • Planungsgemeinschaft Mittelrhein-

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sowie bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord:

• Referat 33 - Regionalstelle Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz Montabaur • Referat 42 - Obere Naturschutzbehörde • Referat 43 - Obere Bauaufsichtsbehörde.

Mit Email vom 19.05.2017 wurde dem Antragsteller Gelegenheit zur Äußerung zu eingegangenen Stellungnahmen, soweit sie Bedenken gegen das Vorhaben enthiel- ten, gegeben: Daraufhin erfolgte mit Email vom 31.05.2017 die Rückmeldung des Antragstellers zu den betreffenden Stellungnahmen. Zudem wurde nach Abstimmung mit der Pla- nungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald ein zentraler Versorgungsbereich für die Ortsgemeinde Buchholz festgelegt. Der Ortsgemeinderat hat am 19.06.2017 in sei- ner Gemeinderatssitzung den zentralen Versorgungsbereich für die Ortsgemeinde beschlossen.

3. Zusammenfassung der Stellungnahmen

Die Stellungnahmen der Verfahrensbeteiligten dienen dem Zweck, das o.g. raumbe- deutsame Vorhaben hinsichtlich seiner Übereinstimmung mit den Erfordernissen der Raumordnung zu überprüfen und mit anderen raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen unter den Gesichtspunkten der Raumordnung aufeinander abzustim- men (Raumverträglichkeitsprüfung). Sie werden nachstehend zusammengefasst wiedergegeben.

Folgende Beteiligte haben keine Stellungnahme abgegeben, so dass davon ausge- gangen werden kann, dass keine Bedenken gegen das Vorhaben bestehen:

• Verbandsgemeinde Waldbreitbach • Verbandsgemeinde • Verbandsgemeinde Rengsdorf • Verbandsgemeinde Altenkirchen • Stadtverwaltung Altenkirchen • Bezirksregierung Köln • Gemeinde Eitorf • Stadt Hennef und Bad Honnef.

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Stellungnahmen im Beteiligungsverfahren

Die Kreisverwaltung Neuwied teilte mit, dass nach Prüfung der Planunterlagen fol- gende Bedenken und Anmerkungen vorgebracht werden.

Das geplante Vorhaben trägt zur Verbesserung der Nahversorgungssituation bei und beachtet die Erfordernisse der Raumordnung. Des Weiteren äußert die Untere Pla- nungsbehörde, dass die Voraussetzungen für die Ausnahme des Zieles 57 des Lan- desentwicklungsprogramms IV gegeben sind. Zu den Voraussetzungen zählt unter- anderem die Gegebenheit von mehr als 3.000 Einwohnern in der Ortsgemeinde. Au- ßerdem ist nicht mehr als 1.600 m2 Verkaufsfläche geplant und die Planung dient der Sicherung der Grundversorgung in Buchholz. Außerdem ist bei diesem Standort auch das Integrationsgebot des Z 58, LEP IV, be- achtet: Es handelt sich ganz offensichtlich um einen integrierten Standort, der zu- künftig – nach Umsetzung der Planung – einen zentralen Versorgungsbereich dar- stellen wird. Auch Z 60, LEP IV, ist beachtet, da die Verbandsgemeinde Asbach und insbesonde- re die Ortsgemeinde Buchholz laut Tabelle 3 und Abbildung 7 des „Antrag auf verein- fachte raumordnerische Prüfung zur Ansiedlung eines Vollsortimente[r]s Rewe in der Ortsgemeinde Buchholz, VG Asbach“ bzgl. des geplanten nahversorgungsrelevanten Sortimentes unterversorgt ist und laut Tabellen 5 und 6 des genannten Antrages die Umverteilung unter 10 % für alle umliegenden Zentren (auch die in NRW liegenden) betragen wird. Der südöstlich des geplanten Einzelhandelsstandortes gelegene Wahler Bach ist laut RROP 2006 als Gewässer mit Vorrang für die natürliche Fließgewässerentwicklung ausgewiesen. Dieser Vorrang ist jedoch nicht betroffen, da der geplante Einzelhan- delsstandort von diesem Gewässer und der Gewässeraue deutlich entfernt ist. Im „Antrag auf vereinfachte raumordnerische Prüfung zur Ansiedlung eines Vollsor- timente[r]s Rewe in der Ortsgemeinde Buchholz, VG Asbach“ wird auf Seite 5 zur laufenden Neuaufstellung des regionalen Raumordnungsplans der Entwurf 2014 ge- nannt. Wir bitten die Aussagen auf den derzeit aktuellen Entwurf 2016 auszurichten.

Seitens der Verbandsgemeindeverwaltung Asbach und den Ortschaften Asbach und () bestehen keine Bedenken gegen die geplante Ansiedlung ei- nes Lebensmittelvollsortimenters in Buchholz.

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Die Verbandsgemeindeverwaltung Unkel hat weder Anregungen noch Einwen- dungen vorgebracht. Sie gibt jedoch den Hinweis auf das parallel laufende Bauleit- planverfahren in der Ortsgemeinde Neustadt (Wied).

Durch die Kreisverwaltung Altenkirchen wurden folgende Anmerkungen mitgeteilt. Da in der OG Buchholz derzeit 4.443 Einwohner wohnen, wird die Ausnahmevoraus- setzung des Ziels Z 57 (Zentralitätsgebot) grundsätzlich erfüllt. Nach der vorgelegten Analyse entspricht das Vorhaben dem Ziel Z 60 (Nichtbeeinträchtigungsgebot). Die Kreisverwaltung äußert dann keine Bedenken, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind: Demnach soll die Planungsgemeinschaft bestätigen, dass der Standort dem Ziel 58 des LEP IV entspricht. Des Weiteren sollen die planungsrechtlichen Voraussetzun- gen durch die Änderung des Flächennutzungsplanes und Bebauungsplanes geschaf- fen werden. Hierzu zählt die Festsetzung als ein Sondergebiet „Großflächiger Einzel- handel“ mit einer max. Verkaufsfläche von 1.600 m². Außerdem soll die Ansiedlung von weiteren Einzelhandelsbetrieben mit innenstadtrelevanten Sortimenten in diesem Bereich durch den § 1 Abs. 5 BauNVO ausgeschlossen werden. Zudem erachtet die Kreisverwaltung die Aufstellung eines Einzelhandelskonzeptes für die gesamte Verbandsgemeinde Asbach als sinnvoll.

Die Verbandsgemeinde Flammersfeld erhebt insoweit keine Bedenken, als dass durch die Einzelhandelsplanung der Verbandsgemeinde Asbach die Erweiterungs- möglichkeiten des Einzelhandels in der Verbandsgemeinde als Nachbargemeinde nicht negativ beeinträchtigt werden.

Die Industrie- und Handelskammer Koblenz möchte anregen, das bezüglich des Zieles 59 des Landesentwicklungsprogramms IV ein Einzelhandels- und Zentrenkon- zeptes mit ortsspezifischen Sortimentslisten für die gesamte Verbandsgemeinde As- bach für sinnvoll erachtet wird. Auch vor dem Hintergrund der aktuellen Planungen in der Ortsgemeinde Neustadt (Wied) (Sondergebiet Nahversorgung – ehemaliges Be- triebsgelände Fa. Schiffer) erscheint dies sehr sinnvoll. Die Ausführungen zu dem Ziel 57 und dem Ziel 58 des Landesentwicklungspro- gramm IV (LEP) sind schlüssig. Des Weiteren weist die IHK darauf hin, dass die Ausführungen zu Ziel 60 im Ergeb- nis schlüssig sind. Die Kaufkraftbindungen in der Verbandsgemeinde Asbach werden

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für die Sortimente Nahrungs- und Genussmittel sowie Gesundheits- und Körperpfle- ge mit 67,9 % bzw. 73,3 % angegeben und als Unterversorgung bezeichnet (Gutach- ten ISU, Seite 16 oben). Diese Einschätzung erscheint angesichts der Größe, der Lage und den bestehenden Pendlerverflechtungen der Verbandsgemeinde Asbach mit dem Kreis Neuwied und dem angrenzendem NRW weniger schlüssig. Der gerin- ge Einzelhandelsbesatz in der Ortsgemeinde Buchholz kann aus eigener Ortskennt- nis bestätigt werden. Zu Ziel 61 möchten wir dringend anregen, im angrenzenden Mischgebiet die Anga- ben zur Zulässigkeit von Einzelhandelsbetreiben zu konkretisieren, z.B. durch Sorti- ments- und Verkaufsflächenbeschränkungen. Dies wäre ein wichtiger Beitrag, um das Zentrale-Orte-Konzept funktionsfähig zu halten und schafft zudem Planungs- und Investitionssicherheit.

Die Handwerkskammer Koblenz teilt in ihrer Stellungnahme mit, dass es zu be- rücksichtigen gilt, dass sich in unmittelbarer Nähe zum geplanten Lebensmittel- Vollsortimenter Handwerksbetriebe aus dem Lebensmittelbereich befinden und diese beeinträchtigt werden könnten. Des Weiteren würde die Handwerkskammer die Auf- stellung eines Einzelhandelskonzeptes für die Verbandsgemeinde begrüßen.

Der Handelsverband Mittelrhein-Rheinhessen-Pfalz e.V. teilt in seiner Stellung- nahme mit, dass dahingehende Bedenken gegen die geplante Ansiedlung vorliegen, da noch kein Einzelhandels- und Zentrenkonzept vorliegt. Die zentrale Lage sowie der Kaufkraftabfluss in Richtung Nordrhein-Westfalen sprechen für die vorliegende Planung, sodass der Handelsverband der Ansiedlung zustimmt.

Die Kreisverwaltung des Rhein-Sieg-Kreises geht davon aus, dass die Beein- trächtigungen durch das geplante Sondergebiet sich noch verstärken könnten, wenn im angrenzend geplanten Mischgebiet weitere, nicht großflächige Einzelhandelsbe- triebe angesiedelt werden sollten. Ziel 61 des LEP IV Rheinland-Pfalz stellt fest, dass Agglomerationen nicht großflächiger Einzelhandelsbetriebe außerhalb zentraler Ver- sorgungsbereiche, deren Verkaufsfläche in der Summe die Grenze zur Großflächig- keit überschreiten, wie großflächige Einzelhandelsbetriebe zu behandeln sind. Dies muss umso mehr gelten, wenn unmittelbar angrenzend ein Sondergebiet für großflä- chigen Einzelhandel geplant ist. Entgegen der Annahme des Gutachtens, welches nur einen solitären Einzelhandelsbetrieb prüft, wird hier die Basis für ein Fachmarkt-

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zentrum im Nebeneinander von Sondergebiet großflächiger Einzelhandel und Misch- gebiet geschaffen. Die Bildung einer schädlichen Agglomeration im Sinne von Ziel 61 des LEP IV ist somit zu befürchten und kann aufgrund der Konzeption des Gutach- tens auch nicht widerlegt werden. Sollte der Einzelhandel im angrenzenden Misch- gebiet bauleitplanerisch nicht ausgeschlossen werden, so sind mögliche Beeinträch- tigungen der Rhein-Sieg-Kreis-Kommunen durch die grundsätzlich zulässige Agglo- meration im Sinne einer Worst-Case-Betrachtung im Verträglichkeitsgutachten er- gänzend zu berücksichtigen. Gemäß § 2 (2) BauGB sind die Bauleitpläne benachbarter Gemeinden aufeinander abzustimmen. Dabei können sich Gemeinden auch auf die ihnen durch Ziele der Raumordnung zugewiesenen Funktionen sowie auf Auswirkungen auf Ihre zentralen Versorgungsbereiche berufen. Laut dem am 08.12.2016 beschlossenen und dem Land Rheinland-Pfalz zur Genehmigung vorliegenden Regionalen Raumordnungs- plan Mittelrhein- Westerwald, kommt Buchholz keine Versorgungsfunktion zu. Für die Verbandsgemeinde Asbach übernehmen die Kommunen Asbach und Neustadt (Wied) im grundzentralen Verbund die Versorgungsfunktion eine Grundzentrums für den zugehörigen Versorgungsbereich. Die im Rhein-Sieg-Kreis angrenzenden Nach- bargemeinden Eitorf, Hennef, Bad Honnef und Königswinter nehmen gemäß LEP NRW die Versorgungsfunktion von Mittelzentren im Sinne des zentralen Versor- gungsbereiches gemäß § 2 (2) Satz 2 BauGB wahr. Gemäß Ziel 60 des LEP IV Rheinland-Pfalz dürfen durch die Ansiedlung großflächiger Einzelhandelsbetriebe die Versorgungsbereiche benachbarter zentraler Orte nicht wesentlich beeinträchtigt werden. Die Verbandsgemeinde Asbach grenzt an die Kommunen Eitorf, Hennef, Königswinter und Bad Honnef des Rhein-Sieg-Kreises.

Die im Rahmen des Antrages auf vereinfachte raumordnerische Prüfung vorliegen- den Verfahrensunterlagen führen keinen schlüssigen Nachweis, dass die zentralen Versorgungsbereiche dieser Kommunen durch den geplanten großflächigen Einzel- handelsbetrieb nicht wesentlich beeinträchtigt werden können. Unter 7.2 „Umsatz- lenkung" wird festgestellt, dass 74% der vor Ort zu bindenden Kaufkraft in den Nach- barkommunen Eitorf, Hennef, Königswinter und Bad Honnef generiert werden. Die in Tabelle 5 dargestellten Prognosewerte sind auf Grundlage der beschriebenen Me- thode nicht konkret nachvollziehbar. Es ist zudem auch unklar, ob auch Kaufkraftver- luste berücksichtigt wurden, die durch die Umlenkung des Versorgungsverhaltens von Kunden der benachbarten Orte entstehen.

Die unter Punkt 11 „Ergebnis" getroffene Feststellung, dass durch die geplante An- siedlung eines Vollsortimenters in der Ortsgemeinde Buchholz keine wesentlichen

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schädlichen Auswirkungen auslöst werden, ist somit nicht belegt. Es wird angeregt, das Gutachten unter Berücksichtigung der genannten Punkte zu überarbeiten.

Die Stadt Königswinter nimmt wie folgt Stellung zur vereinfachten raumordneri- schen Prüfung.

1. Grundsätzliche Einschätzung Die Ortsgemeinde Buchholz möchte über ein Bauleitplanverfahren Baurechte für ein Sondergebiet für großflächigen nahversorgungsrelevanten Einzelhandel sowie ein sich anschließendes Mischgebiet schaffen.

Auch wenn der Standort im Hauptort der Ortsgemeinde Buchholz grundsätzlich als Nahversorgungsstandort geeignet erscheint, sind Zweifel an der Größe des Vorha- bens (1.600 m² + MI ohne Einzelhandelsausschluss), bei dem es sich um ein Fach- marktzentrum handelt, im Verhältnis zur Bevölkerung vor Ort, angebracht. Insbeson- dere die Bevölkerung im nahversorgungsrelevanten Einzugsbereich von 700 m scheint nicht ausreichend zu sein. Neben der Verkaufsfläche des großflächigen Einzelhandelsbetriebs, ist eine Ansied- lung weiterer Einzelhandelsbetriebe bis 800 m² Verkaufsfläche im angrenzenden Mischgebiet zu erwarten.

Das Büro schreibt auf Seite 6 seines Gutachtens, dass die Ortsgemeinde Buchholz mit 4.443 Einwohnern deutlich über einer Ausnahmeschwelle von 3.000 Einwohnern des LEP IV liege, nach der ein großflächiges Einzelhandelsvorhaben bis 1.600 m² Verkaufsfläche zulässig sei, wenn dies zur Sicherung der Grundversorgung erforder- lich ist. Auf der Mischgebietsfläche von 4.310 m² lassen sich ggf. mehrere weitere Einzelhandelsbetriebe unterbringen. Damit wird der Sinn der Ausnahmeregelung im LEP IV aus Sicht der Stadt Königswinter unterlaufen.

Weiter spricht das Gutachten auf Seite 7 von einem solitären Einzelhandelsbetrieb und verneint einen Verstoß gegen Z 61. Die Planung schafft aber die Voraussetzun- gen für ein Fachmarktzentrum. Aufgrund des Nebeneinanders des geplanten Son- dergebiets von 8.466 m² und des Mischgebiets von 4.310 m² Fläche ist die Bildung einer schädlichen Agglomeration im Sinne des Z61 des LEP IV zu erwarten und of- fensichtlich auch Teil des Plankonzepts. Bei dieser Betrachtung der Kumulationswir- kung ist bei einem Angebotsplan von einer ungünstigen Entwicklung auszugehen. Die Stadt Königswinter befürchtet insbesondere eine Schädigung des Zentralen Ver-

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sorgungsbereichs von Oberpleis, in dem u.a. zwei Vollsortimenter, mehrere Discoun- ter und kleinteilige Fachgeschäfte vorhanden sind. Auch das Nahversorgungszent- rum Ittenbach kann Schaden nehmen.

2. Verstoß gegen Ziele der Regionalplanung Aus Ziel 57 (Zentralitätsgebot) lässt sich eine Zulässigkeit des zur Sicherung der Grundversorgung zulässigen großflächigen Einzelhandels ableiten. Eine Zulässigkeit zentrenrelevanter Sortimente lässt sich hieraus nicht ableiten, da diese nicht der Nahversorgung (täglicher Bedarf) dienen. Vielmehr sind sie den Zentralen Versor- gungsbereichen der Stadtteilzentren der zentralen Orte wie Königswinter-Oberpleis oder Königswinter-Altstadt vorbehalten. Die nächsten Grundzentren sind die Orts- gemeinden Asbach und Neustadt (Wied). Die nächsten Mittelzentren in Rheinland- Pfalz sind Altenkirchen und Linz am Rhein. Die städtebaulich integrierten Bereiche (zentrale Versorgungsbereiche im Sinne des BauGB) sind gemäß Ziel 58 (städtebau- liches Integrationsgebot) von den zentralen Orten in Abstimmung mit der Regional- planung verbindlich festzulegen und zu begründen. Buchholz ist gemäß des LEP IV nicht mal als Grundzentrum einzustufen. Die „wechselnden Güter des mittel- bis langfristigen Bedarfs (sog. Aktionswaren)“, die auch zentrenrelevante Sortimente darstellen können, sollten auf nichtzentrenre- levante Sortimente beschränkt werden oder hilfsweise in der Verkaufsfläche deutlich beschränkt werden. „Sonstige nahversorgungsrelevante Sortimente“ sollten näher präzisiert und ebenfalls beschränkt werden. Außerdem wird darauf hingewiesen, dass der Teil des Bäckereishops, der nicht Sitzbereich eines Cafés darstellt, auf die Gesamtverkaufsfläche anzurechnen ist. Nach den geplanten Festsetzungen könnten auch 3.200 oder ggf. sogar 4.000 m² Verkaufsfläche mit nahversorgungs- und zentrenrelevanten Sortimenten entstehen.

3. Antrag auf vereinfachte raumordnerische Prüfung Über die Anmerkungen zu Festsetzungen von Sortimenten und Sortimentslisten, die sich auch in der Anfrage wiederfinden hinaus bestehen Zweifel an der Richtigkeit von Punkt 7.2 Umsatzlenkung des Antrags. Königswinterer Zentren und zentrale Versor- gungsbereiche sind z.B. im Gegensatz zu Hennef und Eitorf trotz der besseren Er- reichbarkeit (siehe Abbildung 5 auf Seite 12 des Gutachtens) nicht betrachtet wor- den. Die grundlegende Methodik der Berechnung und Gewichtung wurde nicht of- fengelegt und ist daher nicht nachvollziehbar. Daraus ergibt sich z.B. die Frage, weshalb bei Neustadt (Wied) trotz der räumlichen Nähe nur von einem Anteil an der Umsatzverteilung von 2 % ausgegangen wird und auch wie alle anderen Anteile an der Umsatzverteilung ermittelt wurden. Außerdem fehlt eine räumliche Abgrenzung

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der faktischen Zentralen Versorgungsbereiche gemäß der aktuellen Rechtsprechung. Die erwartete Umsatzverteilung bezüglich der Zentralen Versorgungsbereichen ist städtebaulich anders zu werten als jene außerhalb und daher zu differenzieren.

4. Festsetzungen von Sortimenten im Sondergebiet Die Beschreibung der Sortimente genügt nicht den Anforderungen an die Bestimmt- heit von Festsetzungen eines Bebauungsplans und passt zudem auch nicht zum Planvorhaben dessen Auswirkungen in den Antragsunterlagen zur vereinfachten raumordnerischen Prüfung analysiert wurden. Es wurden 85 % Nahrungs- und Ge- nussmitteln und 8 % Gesundheits- und Körperpflegemittel, sowie 7 % (ca. 112 m²) Randsortimente angenommen. Bei diesen Randsortimenten wurde davon ausge- gangen, das lediglich der direkte Nahbereich (Ortslage) hiermit versorgt werde, und ein Backshop als Beispiel genannt. Damit kann ausgeschlossen werden, dass hier- mit zentrenrelevante Sortimente gemeint sind. Ein Backshop (ausgenommen der rei- ne Gastronomiebereich) ist als Teil der Verkaufsfläche für Nahrungs- und Genuss- mittel zu werten. Die Bestuhlung des Gastronomiebereichs ist üblicherweise nicht mitzurechnen. Damit ist die Differenzierung in der Analyse planungsrechtlich nicht sinnvoll und kann keinesfalls die Zulässigkeit zentrenrelevanter Sortimente begrün- den. Besonders gravierend können im Zusammenhang mit den geplanten (unbestimmten) Festsetzungen die Auswirkungen der unbeschränkten „wechselnden Güter des mit- tel- bis langfristigen Bedarfs (sog. Aktionswaren)“ sein. Außerdem sollen „sonstige nahversorgungsrelevante Sortimente“, ebenfalls ohne Begrenzung, angeboten wer- den. Die Festsetzung zu Randsortimenten (Beschränkung auf 10 %) läuft ins Leere, da „wechselnden Güter des mittel- bis langfristigen Bedarfs (sog. Aktionswaren)“ und „sonstige nahversorgungsrelevante Sortimente“ nicht näher definiert sind. In diesem Zusammenhang siehe auch „5. Sortimentsliste“.

5. Sortimentsliste Bei der Sortimentsliste auf den Seiten 22 bis 24 des Gutachtens ist nicht ersichtlich, welches Gremium diese Liste in Abstimmung mit welcher übergeordneten Stelle be- schlossen hat. Hier wäre auch die Regionalplanung in der Pflicht. Es ist nicht nach- vollziehbar, dass Spirituosen und Getränke nicht zu den nahversorgungsrelevanten Sortimenten gezählt werden. Auch bei Berufsbekleidung und Funktionsbekleidung ist die Zuordnung (zu den nicht-zentrenrelevanten Sortimenten) nicht schlüssig. Die Be- gründung zu Ziel 58 (Zentralitätsgebot) des LEP IV (vgl. Rheinland-Pfalz. Ministerium des Inneren und für Sport: Landesentwicklungsprogramm (LEP IV), 2008, S. 58) nennt innenstadtrelevante Sortimente. Hierunter fallen gemäß der Liste Nah-

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rungsmittel, d.h. auch Spirituosen und Getränke, sowie Bekleidung, d.h. auch Be- rufsbekleidung und Funktionsbekleidung. Die Sortimentsliste der Stadt Königswinter stuft im Übrigen Getränke als nahversorgungs- und Bekleidung (in jeder Form) als zentrenrelevant ein. Aufgrund der unterschiedlichen Sortimentslisten würde es zu ei- ner Ungleichbehandlung zum Nachteil des Königswinterer Einzelhandels und zu ei- ner möglichen Schädigung der geschützten Zentren und zentralen Versorgungsbe- reiche in Königswinter kommen.

6. Einzelhandels- und Zentrenkonzept Bereits bei anderen Verfahren hat die Stadt Königswinter die Erstellung eines Ein- zelhandels- und Zentrenkonzeptes gefordert. Die jüngsten Entwicklungen in der Ortsgemeinde Asbach (Ansiedlung Rossmann), sowie die nun parallel, und nicht aufeinander abgestimmt, laufenden Bauleitplanverfahren in den Ortsgemeinden Buchholz und Neustadt (Wied) („Sondergebiet Nahversorgung – ehemaliges Be- triebsgelände Fa. Schiffer“) unterstreichen die Notwendigkeit eines Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes.

7. Schlussfolgerungen für Planungsgemeinschaft und Landesplanungsbehörde Einer Sicherung der Nahversorgung in einem Rahmen, der keine geschützten Zen- tren und zentralen Versorgungsbereiche schädigt, kann die Stadt Königswinter zu- stimmen. Ein Bebauungsplan, der die Voraussetzungen für ein Vorhaben schafft, das geeignet ist, die Königswinterer Stadtteil- und Nahversorgungszentren zu schädigen, verstößt gegen § 1 Abs. 4 BauGB (Anpassungspflicht an die Ziele der Raumord- nung) und gegen § 2 Abs. 2 BauGB (Abstimmungsgebot). Eine schädliche Einzel- handelsagglomeration im Sinne von Ziel Z61 des LEP IV lehnt die Stadt Königswinter ab.

Das vorgelegte Gutachten geht von einem solitären Betrieb aus, was nicht zu den Bebauungsplanunterlagen passt. Außerdem sind wesentliche Teile der Methodik so- wie die Festlegung der Sortimentsliste nicht nachvollziehbar. Die Stadt Königswinter hält die Voraussetzungen für eine Anerkennung des Orts- zentrums als faktischen zentralen Versorgungsbereich (ZVB) schon aufgrund des fehlenden eigenständigen Versorgungsauftrags für nicht gegeben. Vielmehr sollten die zentralen Versorgungsbereiche der Grund- und Mittelzentren im Rahmen der rechtlichen Anforderungen definiert (Einzelhandels- und Zentrenkonzept) und städte- baulich gestärkt werden. Ein Lösungsweg im Fall der Ortsgemeinde Buchholz könnte eine Reduzierung der Gesamtverkaufsfläche sein, d.h. ein vollständiger Einzelhandelsausschluss im

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Mischgebiet bei gleichzeitiger Reduzierung der Verkaufsfläche und Sortimente des Vollsortimenters auf ein Maß, das nicht geeignet ist, geschützte Zentren zu schädi- gen. Auch solch ein reiner Nahversorgungsstandort sollte nach Auffassung der Stadt Königswinter durch ein Einzelhandels- und Zentrenkonzept für die Verbandsgemein- de auf eine solide städtebauliche Grundlage gestellt werden. Damit die Festsetzung rechtssicher mit der Sortimentsliste verknüpft werden kann, müssen die Festsetzungen zu den Sortimenten im Bebauungsplan eindeutig sein. Dieser Prozess (Erarbeitung einer städtebaulich sinnvollen Sortimentsliste und Be- grenzung der Sortimente in rechtssicherer Form) müsste von Seiten der Planungs- gemeinschaft oder der Landesplanungsbehörde nach den Maßgaben des LEP IV begleitet werden.

Es ist zu beachten, dass der derzeitige Bebauungsplan ein Mischgebiet ohne Einzel- handelsausschluss vorsieht. Eine Reduzierung des Änderungsbereichs auf ein (klei- neres) Sondergebiet bietet sich mangels Einzelhandelsausschluss im bestehenden Mischgebiet im Bestandsplan nicht als Lösung an. Die Stadt Königswinter fordert, dass eine Bestätigung der Ziele der Regionalplanung nur unter der landesplanerischen Maßgabe einer Verkaufsflächenbegrenzung und eindeutiger Sortimentsbegrenzungen erfolgt, damit sichergestellt wird, dass keine geschützten Zentren und zentralen Versorgungsbereiche in der Stadt Königswinter geschädigt werden. Wenn nicht sichergestellt werden kann, dass im geplanten Mischgebiet, zentrenrelevanter Einzelhandel ausgeschlossen wird, muss aus Sicht der Stadt Königswinter, zur Verhinderung einer für Königswinter voraussichtlich schädlichen Einzelhandelsagglomeration (Verstoß gegen Ziel Z61 des LEP IV) die landesplanerische Stellungnahme negativ ausfallen.

Die Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald äußert diesbezüglich folgende Anmerkungen. Die Ansiedlung von großflächigen Nahversorgungsbetrieben mit einer Verkaufsfläche von 1.600 m2 ist grundsätzlich nur in zentralen Orten oder städtebau- lich integrierten Lagen (zentralen Versorgungsbereichen) zulässig. Davon abwei- chend greift die Ausnahmeregelung im Z 57 des LEP IV, wonach in Gemeinden mit über 3.000 Einwohnern zur Sicherung der Grundversorgung großflächiger Einzel- handel bis zu einer Verkaufsfläche von 1.600 m2 zulässig ist. Ein Einzelhandelskonzept mit den Festlegungen zentraler Versorgungsbereiche für die Verbandsgemeinde wurde bislang nicht erstellt.

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Aus diesem Grund wäre in Abstimmung mit der Planungsgemeinschaft zu belegen, ob die Annahme für das Vorliegen eines „faktischen“ Versorgungsbereiches bestätigt werden kann. Seitens des Planungsbüros werden als Indizien hierfür die umgebende Wohnbebau- ung, eine Sportanlage sowie ein Gemeindebüro aufgeführt. Mit der geplanten An- siedlung eines großflächigen, bedarfsentsprechenden Nahversorgers in nachweisbar städtebaulich integrierter Lage und in Verbindung mit naheliegenden, ergänzenden Dienstleistern soll die Annahme eines faktischen Versorgungsbereiches bestätigt werden. Die aufgeführten Argumente sind zwar nachvollziehbar, jedoch nicht ausrei- chend, da sie keinen planerisch festgelegten oder faktischen ZVB begründen. Da es sich um einen neu zu entwickelnden Versorgungsbereich handelt, kann auch nicht von einem faktischen ZVB die Rede sein. Hierzu wäre die formale Festlegung in ei- nem kommunalen Einzelhandelskonzept erforderlich.

Grundsätzlich halten wir den Standort für geeignet, um in einen noch festzulegenden ZV integriert werden zu können. Die erforderlichen Voraussetzungen für eine Aus- weisung als ZV bzw. dessen Entwicklungsmöglichkeiten (auch als faktischen ZVB) wären jedoch von der Gemeinde in eigener Verantwortung in Abstimmung mit der Planungsgemeinschaft zu definieren und nachweisbar zu begründen. Als belastbares planerisches Instrument empfehlen wir daher die Aufstellung eines schlüssigen und nachvollziehbaren Einzelhandelskonzeptes auf Verbandsgemeindeebene. Hierin wären auch von den Ansiedlungs- und Erweiterungswünschen von Investoren die möglichen Standorte für die Ansiedlung und Erweiterung großflächiger Einzel- handelsbetriebe bereits geprüft und bewertet. Die Verbandsgemeinde erhielte dadurch ein tragfähiges Steuerungsinstrument für eine gezielte bedarfsorientierte Einzelhandelsentwicklung innerhalb ihres zugewiesenen Nahbereiches. Dies gilt auch in Hinblick auf die komplexe Einzelhandelssituation in der Verbandsgemeinde, insbesondere für die Versorgungslage in den Grundzentren Neustadt (Wied) und As- bach als auch für die Gemeinde . In den Antragsunterlagen wird aufgeführt, dass mit der vorliegenden Planung kein Verstoß gegen die übrigen Vorgaben des LEP IV vorliegt. Unterstreichen möchten wir dahingehend, dass mit der geplanten Ansiedlung des Einzelhandelsbetriebes, Buchholz, als Gemeinde ohne zentralörtliche Funktion, ihren Versorgungsauftrag im Rahmen der Grundversorgung ausschließlich für die ortsan- sässige Bevölkerung wahrzunehmen hat.

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Die Abteilung 2 – Gewerbeaufsicht der Struktur- und Genehmigungsdirektion teilt in ihrer Stellungnahme zu der geplanten Ansiedlung Folgendes mit.

Mit dem Bebauungsplan sollen die planungsrechtlichen Voraussetzungen für eine Sonderbaufläche mit der Ansiedlung eines großflächigen Einzelhandelsbetriebes mit bis zu 1.600 m² Verkaufsfläche geschaffen werden. Die zu erwartenden Umweltaus- wirkungen sollen erst im Baugenehmigungsverfahren durch schalltechnische Immis- sionsprognosen nachgewiesen werden. Aus Sicht des Immissionsschutzes ist eine Stellungnahme unsererseits zu dem Be- bauungsplan erst möglich, wenn die schalltechnische Verträglichkeit durch Gutach- ten nachgewiesen ist und die textlichen Festsetzungen hierzu formuliert sind. Im Planungsprozess sind Regelungen bezüglich des Schallschutzes zu treffen, die Konflikte vermeiden und eine verträgliche Nutzung ermöglichen. Hinsichtlich der Be- lange des Geräuschimmissionsschutzes sind daher für das Plangebiet zulässige Emissionskontingente nach DIN 45691 zu ermitteln und festzusetzen. Ziel ist einer- seits, den angemessenen Schutz der vorhandenen und planungsrechtlich zulässigen Wohnnutzung vor Anlagen-geräuschen zu gewährleisten und andererseits, eine op- timale Nutzung der Fläche zu ermöglichen. Die Kontingentierung ist für den Tag- (6.00 bis 22.00 Uhr) und Nachtzeitraum (22.00 bis 6.00 Uhr) vorzunehmen. Sofern Messungen oder Berechnungen ergeben, dass die schalltechnischen Anfor- derungen durch gewerblichen Lärm an einem oder mehreren Immissionsorten nicht erfüllt sind, darf der Bebauungsplan die Konflikte nicht verfestigen, sondern muss diese unter Berücksichtigung des Gebotes der Konfliktbewältigung lösen. Aus den Berechnungsergebnissen sind daher Vorschläge zu möglichen Lärmminderungs- maßnahmen abzuleiten und Festsetzungen nach § 9 Abs. 1 Nr. 24 BauGB zu treffen.

In der Beteiligung teilte das Referat 33 - Regionalstelle Wasserwirtschaft, Abfall- wirtschaft, Bodenschutz Montabaur der SGD Nord mit, dass keine Auswirkungen auf wasserwirtschaftliche bzw. bodenschutzrelevante Belange erkennbar sind.

Seitens des Referates 42 – Obere Naturschutzbehörde bestehen keine Bedenken gegen die geplante Ansiedlung eines Lebensmittelvollsortimenters in Buchholz.

Das Referat 43 – Obere Bauaufsichtsbehörde der SGD Nord gab in seiner Stel- lungnahme Folgendes an: Die städtebaulichen Auswirkungen des Vorhabens auf die

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(faktischen) zentralen Versorgungsbereiche in der Verbandsgemeinde Asbach sowie die Versorgungsbereiche der angrenzenden Gemeinden in Nordrhein-Westfalen wurden von dem Ingenieurbüro ISU (Immissionsschutz, Städtebau, Umweltplanung) untersucht und bewertet.

Demnach liegen die Umverteilungsquoten (max. 7,2 %) deutlich unterhalb eines städtebaulich relevanten Wertes (< 10 %) der Umsatzverteilung, ab dem erhebliche Auswirkungen auf die städtebauliche Ordnung und Entwicklung zu erwarten wären. Im weiteren Bauleitplanverfahren ist für die Ausweisung des geplanten Sondergebie- tes die Leistungsfähigkeit und Verkehrssicherheit des Standortes zu bewerten und sicherzustellen. Auch im Hinblick auf die Sicherstellung gesunder Wohn- und Ar- beitsverhältnisse sind im weiteren Bauleitplanverfahren die Lärmbeeinträchtigungen auf die angrenzenden Nutzungen zu ermitteln und ggfs. ein Folgenbewältigungspro- gramm zu erarbeiten. Sofern von Seiten der Geschäftsstelle der Planungsgemeinschaft der Vorhabenbe- reich als ein faktischer zentraler Versorgungsbereich anerkannt wird und damit das städtebauliche Integrationsgebot (Z 58) erfüllt ist, bestehen von Seiten des Referates 43 keine Bedenken.

4. Grundlagen der Abwägung und raumordnerische Beurteilung

Die raumordnerische Bewertung des geplanten Vorhabens „Ansiedlung eines Le- bensmittel- Vollsortimenters“ in der Ortsgemeinde Buchholz im Kernbereich südwest- lich der Straße „Im Höllchen“ und südöstlich der Hauptstraße erfolgt unter Betrach- tung der Bestimmungen des Raumordnungsgesetzes, der im Landesentwicklungs- programm (LEP) Rheinland-Pfalz IV 2008, der im Regionalen Raumordnungsplan (RROP) Mittelrhein-Westerwald 2006 und im Fortschreibungsentwurf des Regionalen Raumordnungsplanes (RROP Entwurf) Mittelrhein-Westerwald 2016 enthaltenen Er- fordernisse der Raumordnung sowie der eingegangenen Stellungnahmen. Bei der Bewertung werden ferner die für die raumordnerische Entscheidung relevan- ten Ergebnisse des städtebaulichen und raumordnerischen Verträglichkeitsgutach- tens der ISU berücksichtigt.

Zur raumordnerischen Verträglichkeitsprüfung steht in diesem Verfahren der an- tragsgegenständliche Lebensmittel-Vollsortimenter mit einer maximalen Verkaufsflä- che von 1.600 m². Soweit die Verfahrensbeteiligten in ihren Stellungnahmen auf die nachfolgende Bauleitplanung und die darin geplanten Festsetzungen kritischen Be-

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zug nehmen, wird dies in die hier zu treffende Entscheidung über den Antragsgegen- stand nicht einbezogen. Gleichwohl werden diese Stellungnahmen mit Verweis auf §§ 1 Abs. 4 und 2 Abs. 2 BauGB über die Kreisverwaltung Neuwied und die Ver- bandsgemeinde Asbach an die Ortsgemeinde Buchholz weitergereicht.

4.1 Grundsätze der Raumordnung

Das Raumordnungsgesetz (ROG) des Bundes beinhaltet in § 2 Absatz 2 u.a. folgen- de Grundsätze:

• Die Siedlungstätigkeit ist räumlich zu konzentrieren, sie ist vorrangig auf vor- handene Siedlungen mit ausreichender Infrastruktur und auf Zentrale Orte auszurichten. […] Die weitere Zerschneidung der freien Landschaft und von Waldflächen ist dabei so weit wie möglich zu vermeiden; die Flächeninan- spruchnahme im Freiraum ist zu begrenzen (Ziffer 2).

• Die Versorgung mit Dienstleistungen und Infrastrukturen der Daseinsvorsorge, insbesondere die Erreichbarkeit von Einrichtungen und Angeboten der Grund- versorgung für alle Bevölkerungsgruppen, ist zur Sicherung von Chancenge- rechtigkeit in den Teilräumen in angemessener Weise zu gewährleisten; dies gilt auch in dünn besiedelten Regionen. Es sind die räumlichen Vorausset- zungen für die Erhaltung der Innenstädte und örtlichen Zentren als zentrale Versorgungsbereiche zu schaffen (Ziffer 3).

• Der Raum ist im Hinblick auf eine langfristige wettbewerbsfähige und räumlich ausgewogene Wirtschaftsstruktur und wirtschaftsnahe Infrastruktur sowie auf ein ausreichendes und vielfältiges Angebot an Arbeits- und Ausbildungsplät- zen zu entwickeln (Ziffer 4).

• Der Raum ist in seiner Bedeutung für die Funktionsfähigkeit der Böden, des Wasserhaushaltes, der Tier- und Pflanzenwelt sowie des Klimas einschließlich der jeweiligen Wechselwirkungen zu entwickeln, zu sichern oder, soweit erfor- derlich, möglich und angemessen, wiederherzustellen. Wirtschaftliche und so- ziale Nutzungen des Raums sind unter Berücksichtigung seiner ökologischen Funktionen zu gestalten; dabei sind Naturgüter sparsam und schonend in An- spruch zu nehmen, Grundwasservorkommen sind zu schützen. Der Schutz

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der Allgemeinheit vor Lärm und die Reinhaltung der Luft sind sicherzustellen (Ziffer 6).

4.2 Erfordernisse der Landes- und Regionalplanung

Für den Vorhabenstandort sind neben den allgemeinen Bestimmungen des Bundes- raumordnungsgesetzes die raumordnerischen Erfordernisse des LEP IV, des RROP Mittelrhein-Westerwald 2006 und die sonstigen Erfordernisse des RROP-Entwurfs 2016 von Bedeutung. Auf letzteren wird in den folgenden Ausführungen nicht explizit Bezug genommen, da er keine über das LEP IV und den RROP Mittelrhein- Westerwald 2006 hinausgehenden vorhabenrelevanten Aussagen trifft.

4.2.1 Einzelhandel

Das LEP IV enthält in Kapitel 3.2.3 „Öffentliche Einrichtungen und Dienstleistungen (großflächiger Einzelhandel)“ die für Vorhaben wie die geplante Ansiedlung eines großflächigen Lebensmittel-Vollsortimenters einschlägigen Ziele und Grundsätze.

Ziel Z 57 LEP IV – Zentralitätsgebot

„Die Errichtung und Erweiterung von Vorhaben des großflächigen Einzelhandels ist nur in zentralen Orten zulässig (Zentralitätsgebot). Betriebe mit mehr als 2.000 m² Verkaufsfläche kommen nur in Mittel-und Oberzentren in Betracht. Ausnahmsweise sind in Gemeinden ohne zentralörtliche Funktion mit mehr als 3.000 Einwohnerinnen und Einwohnern großflächige Einzelhandelsvorhaben bis zu insgesamt 1.600 m2 Verkaufsfläche zulässig, wenn dies zur Sicherung der Grundversorgung [hierbei handelt es sich um Sortimente des täglichen kurzfristigen Bedarfs, die typischerweise im großflächigen Lebensmitteleinzelhandel angeboten werden] der Bevölkerung er- forderlich ist.“

Der Ortsgemeinde Buchholz wird durch den aktuell rechtsgültigen RROP Mittelrhein- Westerwald 2006 und auch durch den Entwurf des RROP aus 2016 keine grundzent- rale Funktion zugewiesen. Eine zentralörtliche Funktion ergibt sich auch nicht aus dem LEP IV.

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Unter Beachtung des Zentralitätsgebotes beziehungsweise Konzentrationsgebotes der Landes- und Regionalplanung (Ziel Z 57 LEP IV und Ziel Z 1, Kapitel 2.2.5 RROP Mittelrhein-Westerwald 2006) ist die Errichtung und Erweiterung von Vorha- ben des großflächigen Einzelhandels grundsätzlich nur in zentralen Orten zulässig.

In der vereinfachten raumordnerischen Prüfung ist eine Verkaufsfläche von 1.600 m2 Prüfgegenstand. Das Zentralitätsgebot definiert somit eine Obergrenze der Verkaufs- flächen und eine Orientierung für großflächige Einzelhandelsbetriebe an der zentral- örtlichen Funktion. Allerdings hat der rheinland-pfälzische Verordnungsgeber die Er- forderlichkeit der Sicherung der Grundversorgung unter bestimmten Voraussetzun- gen höher gewichtet, als das Prinzip der zentralörtlichen Zuweisung großflächiger Einzelhandelsbetriebe. Die in Satz 3 des Zentralitätsgebotes genannten Vorausset- zungen und Bindungen für die Ausnahmeregelung sind im vorliegenden Fall erfüllt: Die Ortsgemeinde Buchholz zählt mit ihren Ortsteilen 4.443 Einwohner und liegt so- mit deutlich über der Schwelle von 3.000 Einwohnern. Zudem hält das Vorhaben den maximal zulässigen Verkaufsflächenumfang von 1.600 m² VKF und die geforderte Sortimentsstruktur ein. Dass das Vorhaben zur Sicherung der Grundversorgung er- forderlich ist, belegen die ermittelten Kaufkraftbindungsquoten.

Von den Verfahrensbeteiligten wird die Vereinbarkeit des antragsgegenständlichen Vorhabens mit dem Zentralitätsgebot des LEP IV auch nicht grundsätzlich bestritten, aber unter den Vorbehalt entsprechender begrenzender Festsetzungen in der Bau- leitplanung gestellt. Dem Einwand der Stadt Königswinter, dass im Umkreis von 700m um den Vorhabenstandort nicht die erforderliche Mantelbevölkerung von 3.000 Einwohnern erreicht werden kann, ist zu entgegnen, dass es sich bei dem Vorha- benstandort um keinen solitären Nahversorgungsstandort handelt (bei dem das i.d.R. fußläufig erreichbare Einwohnerpotenzial ausschlaggebend ist), sondern um den zu- künftigen Magnetbetrieb des gesamtörtlichen zentralen Versorgungsbereichs, der bewusst eine Versorgung nicht nur für den unmittelbaren Nahbereich sicherstellen soll. Insofern ist der raumordnerische Einzugsbereich für das Vorhaben die Ortsge- meinde Buchholz mit ihrem entsprechenden Gesamteinwohnerpotenzial.

Das Vorhaben entspricht dem Ziel Z 57 des LEP IV und dem Ziel Z 1, Kapitel 2.2.5 RROP Mittelrhein-Westerwald 2006.

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Ziel Z 58 LEP IV – Städtebauliches Integrationsgebot

„Die Ansiedlung und Erweiterung von großflächigen Einzelhandelsbetrieben mit in- nenstadtrelevanten Sortimenten ist nur in städtebaulich integrierten Bereichen, das heißt in Innenstädten und Stadt- sowie Stadtteilzentren, zulässig (städtebauliches Integrationsgebot). Die städtebaulich integrierten Bereiche (»zentrale Versorgungs- bereiche« im Sinne des BauGB) sind von den zentralen Orten in Abstimmung mit der Regionalplanung verbindlich festzulegen und zu begründen. Diese Regelungen müs- sen auch eine Liste innenstadtrelevanter und nicht innenstadtrelevanter Sortimente umfassen.“

Das städtebauliche Integrationsgebot fordert die Ansiedlung von großflächigen Be- trieben mit innenstadtrelevanten Sortimenten, zu denen auch die Sortimente von Be- trieben der Grundversorgung zählen, in einem „zentralen Versorgungsbereich“. Da- mit hat das LEP IV im Jahr 2008 die zudem nach wie vor geltenden Vorgaben des RROP Mittelrhein-Westerwald 2006 konkretisiert. Der Grundsatz 1 Kapitel 2.2.5 Ein- zelhandel des RROP Mittelrhein-Westerwald 2006 besagt, dass die bedarfsgerechte Nahversorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs im fußläufiger Entfernungsbereich unterstützt werden soll. Jedoch besagt Z 1 des gleichen Kapitels, dass großflächige Einzelhandelsbetriebe in der Regel in engem räumlichen und funktionalen Zusam- menhang mit den zentralen Einkaufsbereichen zu errichten sind.

Ein zentraler Versorgungsbereich (ZVB), wie ihn das LEP IV als Standort für einen Lebensmittel-Vollsortimenter fordert, zeichnet sich dadurch aus, dass der Standort überwiegend durch größere oder großflächige Einzelhandelsbetriebe geprägt ist, aufgrund der Angebotsstruktur nicht primär der Versorgung des Nahbereichs dient, sondern auf größere Stadtbereiche oder gar die gesamtstädtische oder überörtliche Versorgung ausgerichtet ist. Ein ZVB kann sowohl aus konkreten Planungen als auch aus vorhandenen örtlichen Gegebenheiten ablesbar sein. Aus dem Urteil des OVG Nordrhein-Westfalen (Az.: 7 A 964/05) vom 11.12.2006 geht hervor, dass nach der Amtlichen Begründung zum Regierungsentwurf des Europarechtsanpassungs- gesetz Bau (Beschluss vom 24.06.2004) (veröffentlicht in BT-Drs 15/ 2250, Seite 54) zentrale Versorgungsbereiche sich insbesondere aus planerischen Festlegungen, namentlich aus Darstellungen und Festsetzungen in den Bauleitplänen oder aus Festlegungen in den Raumordnungsplänen ergeben. Sie können sich aber auch aus sonstigen planungsrechtlich nicht verbindlichen raumordnerischen und städtebauli- chen Konzeptionen ergeben.

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In diesem Zusammenhang wird auf Seite 6 der Antragsunterlagen verdeutlicht, dass sich für den Standort im Ortsteil Buchholz Handlungserfordernisse ergeben, die im Rahmen der Ausweisung als ZVB angegangen beziehungsweise umgesetzt werden sollten, damit die Kriterien, welche seitens der Rechtsprechung und des Gesetzge- bers an ZVB gestellt werden, erfüllt sind beziehungsweise erfüllt werden. Hierzu zäh- len: Ansiedlung weiterer Dienstleistungsbetriebe, eine Aufwertung der Gestaltung des öffentlichen Raums, eine Aufwertung der Verkehrsinfrastruktur (MIV, ÖPNV und Fahrrad-/ und Fußgängerverkehr) und eine bessere Anbindung an die umgebenden Siedlungsbereiche.

Die Ortsgemeinde Buchholz hat nach Abstimmung mit der Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald am 19.06.2017 per Ratsbeschluss den zentralen Versor- gungsbereich „Ortsgemeinde Buchholz“ beschlossen (siehe Anlage 1: Übersichtsla- geplan). Mit dieser verbindlichen Festlegung kann auch einer Vielzahl von Anregun- gen der Verfahrensbeteiligten Rechnung getragen werden. Der Vorhabenstandort befindet sich unstreitig innerhalb dieses ZVB.

Somit ist das Integrationsgebot nach dem Ziel Z 58 LEP IV für die Landespla- nung und nach dem Ziel Z 1 zum Kapitel 2.2.5 des RROP Mittelrhein- Westerwald 2006 für die Regionalplanung erfüllt.

Sofern sich Verfahrensbeteiligte zu der in den Antragsunterlagen in Kap. 10 aufge- führten Sortimentsliste geäußert haben, werden diese Hinweise an die Verbandsge- meinde Asbach weitergereicht. Diese Sortimentsliste stellt bisher einen gutachterli- chen Vorschlag dar, zu dem noch keine kommunale Befassung stattgefunden hat.

Ziel Z 59 LEP IV – Ergänzungsstandorte

Das Ziel Z 59 definiert Vorgaben für die Ansiedlung von Betrieben mit nicht innen- stadtrelevanten Sortimenten, die aber auch aufgrund ihres Angebotes innenstadtre- levante Sortimente als Randsortimente führen dürfen. Da es sich bei dem Vorhaben um einen Betrieb der Grundversorgung mit innenstadtrelevantem Kernsortiment handelt, ist Ziel Z 59 des LEP IV vorliegend nicht von Relevanz.

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Ziel Z 60 LEP IV – Nichtbeeinträchtigungsgebot

„Durch die Ansiedlung und Erweiterung von großflächigen Einzelhandelsbetrieben dürfen weder die Versorgungsfunktion der städtebaulich integrierten Bereiche der Standortgemeinde noch die der Versorgungsbereiche (Nah- und Mittelbereiche) be- nachbarter zentraler Orte wesentlich beeinträchtigt werden (Nichtbeeinträchti- gungsgebot). Dabei sind auch die Auswirkungen auf Stadtteile von Ober- und Mit- telzentren zu beachten.“

Der Vorhabenstandort befindet sich in der Ortsgemeinde Buchholz. Der Untersu- chungsraum der Verträglichkeitsanalyse erstreckt sich aufgrund der geographischen und topographischen Lage und der Verkehrsanbindung bis ins benachbarte Nord- rhein-Westfalen. Zudem wurde ein Verträglichkeitsnachweis geführt. Der Schwer- punkt der Analyse lag bei den Sortimenten der Nahversorgung. Als wesentliche Konkurrenzstandorte innerhalb der Verbandsgemeinde Asbach sind die Orte Asbach, Neustadt (Wied) und Windhagen betrachtet worden. Durch die Nähe zu Nordrhein-Westfalen sind hier die Kaufkraftumverteilungen am größten, gutachterlich untersucht wurden hier die Standorte Eitorf, Uckerath, Hennef und Rottbitze.

Nachfolgend werden die gutachterlichen Einschätzungen zu den Auswirkungen des Vorhabens unter Berücksichtigung der eingegangenen Stellungnahmen beurteilt.

Das Gutachten gibt als Status-quo die Kaufkraftbindungen in der Verbandsgemeinde Asbach für die Sortimente Nahrungs- und Genussmittel sowie Gesundheits- und Körperpflege mit 67,9 % bzw. 73,3 % an. Damit einher geht die Feststellung eines vor Ort derzeit nicht gebundenen Kaufkraftpotenzials. Selbst unter Einbeziehung des beantragten Vorhabens würde sich eine Kaufkraftbindungsquote für die Verbands- gemeinde mit oder ohne Umsatzumverteilung von unter 80% ergeben.

Bezogen auf die Ortsgemeinde Buchholz, die als Verflechtungsbereich für den Vor- habenstandort bzw. den zentralen Versorgungsbereich der Ortsgemeinde über eine vorhabenrelevante Kaufkraft von knapp 13 Mio. € verfügt, werden nach Status-quo nur knapp 0,3 Mio. € vor Ort gebunden, das entspricht einer Bindungsquote von 2,3 % und einem bisher nicht vor Ort gebundenen Kaufkraftpotenzial von 12,7 Mio. €. Dem gegenüber steht eine vorhabenbezogene Umsatzprognose von 8 Mio. €.

SGD Nord | Referat 41 | 07.07.2017 21 | 29 Ergebnis der vereinfachten raumordnerischen Prüfung Ansiedlung Lebensmittel-Vollsortimenter in der Ortsgemeinde Buchholz, VG Asbach, Kreis Neuwied

Diese Beurteilung wird von den Verfahrensbeteiligten nicht in Frage gestellt. Die Er- forderlichkeit der Ansiedlung eines Betriebes der Grundversorgung in der Ortsge- meinde Buchholz ist demnach auch als unstrittig festzuhalten.

Ebenfalls ist damit dokumentiert, dass sich das Vorhaben an seinem raumordnerisch zulässigen Verflechtungsbereich (Gebiet der Ortsgemeinde Buchholz) orientiert und damit das Kongruenzgebot des RROP Mittelrhein-Westerwald 2006 (Grundsatz G 4 des Kapitels „Einzelhandel“) erfüllt wird. Nach G 4 sollen großflächige Einzel- handelsbetriebe nach Umfang und Zweckbestimmung der zentralörtlichen Gliede- rung entsprechen und der zu sichernden Versorgung der Bevölkerung Rechnung tragen (Kongruenzgebot). Hierzu kann auch auf die zustimmenden Stellungnahmen der zentralen Orte Asbach und Neustadt (Wied) verwiesen werden, die durch das Vorhaben in Buchholz ihre grundzentrale Funktion nicht in Frage gestellt sehen.

Dem geplanten Lebensmittel-Vollsortimenter ist eine Umsatz von 8,0 Mio. € jährlich prognostiziert. Insgesamt entfallen hiervon 85 % auf die Warengruppe „Nahrungs- und Genussmittel“ (ca. 6,8 Mio. € auf 1.360 m²), sowie 8 % auf die Warengruppe „Gesundheits- und Körperpflege“ (ca. 0,64 Mio. € auf 128 m²) und 7 % auf die sons- tigen in einem Lebensmittel-Vollsortimenter typischerweise als Randsortimente ge- führten Angebote (0,56 Mio. € auf 112 m²). Hierzu können z.B. Zeitschriften, Tiernah- rung und wechselnde Angebote zählen.

Die Stadt Königswinter erhebt wegen der vorgesehenen Verkaufsfläche für Sortimen- te, die nicht als nahversorgungsrelevant sondern als zentrenrelevant zu klassifizieren sind, Bedenken und fordert eine Beschränkung auf nahversorgungsrelevante Sorti- mente oder eine explizite Verkaufsflächenbeschränkung für zentrenrelevante Sorti- mente; diese seien den zentralen Versorgungsbereichen der zentralen Orte vorbe- halten. Hierzu ist zu entgegen, dass der Landesverordnungsgeber in Rheinland-Pfalz die Ausnahme vom Zentralitätsgebot explizit für großflächige Einzelhandelsbetriebe der Grundversorgung zugelassen hat. Im Verordnungstext heißt es, dass es sich hierbei um Sortimente des täglichen kurzfristigen Bedarfs handelt, die typischerweise im großflächigen Lebensmitteleinzelhandel angeboten werden. Es wird hier also auf ei- ne bestimmte Betriebstypik abgestellt, die regelmäßig als Randsortimente auch zen- trenrelevante Sortimente einschließt. Die entsprechend den Antragsunterlagen vor- gesehene Größenordnung für solche Randsortimente, die auch zentrenrelevant sein können, in der Regel aber auch einen Anteil nicht zentrenrelevanter Sortimente ent- halten, beträgt mit 7% Anteil an der Gesamtverkaufsfläche deutlich weniger als die

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typischerweise zulässigen 10%. Mit einer absoluten Verkaufsfläche von 112 m² und einem zuzuordnenden Umsatz von 560.000 € kann auch für den Fall, dass sie sämt- lich mit zentrenrelevanten Randsortimenten belegt werden sollte, ausgeschlossen werden, dass dies zu schädlichen Auswirkungen für die zentralen Versorgungsberei- che insbesondere der benachbarten nordrhein-westfälischen zentralen Orte (Mittel- zentren mit guter Einzelhandelsausstattung) führt. Eine eingehende Prognose der Umsatzumverteilung durch diese Randsortimente erscheint aus hiesiger Sicht nach- vollziehbar entbehrlich.

Die Auswirkungen auf systemgleiche Anbieter im Projektgebiet ist Grundlage der Umsatzverteilungsanalyse. 74% des prognostizierten Vorhabenumsatzes (5,92 Mio. €) werden aus Einzelhandelsstandorten in Nordrhein-Westfalen umverteilt. Dies ver- teilt sich entsprechend der Analyse auf vier Standorte: Eitorf, Uckerath, Rottbitze und Hennef, die als systemgleiche Konkurrenzstandorte verifiziert wurden.

Insgesamt kommt die Prognose der Umverteilung der Umsätze aus den einzelnen Standorten zu folgenden Ergebnissen: Asbach 6,0 % Neustadt (Wied) 3,5 % Windhagen 7,2 % Eitorf 6,8 % Uckerath 7,2 % Hennef 4,6 % Rottbitze 7,4 %

Insbesondere die nordrhein-westfälischen Konkurrenzstandorte weisen eine so gute Besetzung auf, dass sich mangels betriebsbezogener Auswirkungen, die eine Ge- schäftsaufgabe zur Folge haben könnten, auch keine schädlichen Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbereiche ergeben. Bei einer Umsatzumverteilung in einzelnen Sortimentsbereichen kann bis zu einem Wert von 10% im Großteil der Fälle von keiner wesentlichen Schädigung bestehen- der Einzelhandelsansiedlungen ausgegangen werden. Dieser Wert ist nach aktueller Rechtsprechung jedoch nur als Schwellenwert anzusehen und gegebenenfalls ist ei- ne genauere Betrachtung des Einzelfalles notwendig. Bei einem so deutlich niedrige- ren Wert kann jedoch davon ausgegangen werden, dass eine wesentliche Schädi- gung nicht eintreten wird.

Eine konkrete Betroffenheit der untersuchten zentralen Versorgungsbereiche in ei- nem kritischen Maß ist nicht erkennbar.

SGD Nord | Referat 41 | 07.07.2017 23 | 29 Ergebnis der vereinfachten raumordnerischen Prüfung Ansiedlung Lebensmittel-Vollsortimenter in der Ortsgemeinde Buchholz, VG Asbach, Kreis Neuwied

Die am Verfahren beteiligten Stellen aus Rheinland-Pfalz haben keine grundlegen- den Bedenken zur Untersuchungsmethodik und den daraus prognostizierten Um- satzumverteilungen geäußert. Insbesondere die örtlich zuständige Kreisverwaltung Neuwied und die benachbarte Kreisverwaltung Altenkirchen sehen bezogen auf ihren jeweiligen kommunalen Verantwortungsbereich keine schädlichen Auswirkungen im Sinne von Ziel Z 60 des LEP IV. Die IHK Koblenz bewertet den Verträglichkeits- nachweis ebenfalls als schlüssig.

Dahingehende Bedenken wurden allerdings von der Kreisverwaltung des Rhein- Sieg-Kreises und der Stadt Königswinter erhoben. Im Wesentlichen wurde eine po- tenzielle Beeinträchtigung dortiger Einzelhandelslagen durch zu dem Lebensmittel- Vollsortimenter möglicherweise hinzutretende Einzelhandelsbetriebe befürchtet. Zu- dem wird bemängelt, dass Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbereiche der Stadt Königswinter (Oberpleis und Ittenbach) nicht untersucht worden seien.

Es ist an dieser Stelle nochmals festzuhalten, dass verfahrensgegenständlich die Ansiedlung eines Lebensmittel-Vollsortimenters mit einer Verkaufsfläche von 1.600 m² ist. Möglicherweise hinzutretende kleinflächige Einzelhandelsbetriebe u.U. gar im Sinne es Fachmarktzentrums sind gegenüber der verfahrensführenden Stelle nicht beantragt und insofern auch nicht von hier zu beurteilen. Insofern deckt sich der Prüfgegenstand der Auswirkungsanalyse mit dem Antragsgegenstand und ist dahin- gehend nicht zu beanstanden.

Die Antragsunterlagen enthalten, wie die Stadt Königswinter auch feststellt, keine Angaben über die konkreten Kaufkraftumverteilungsquoten für die zentralen Versor- gungsbereiche in Königswinter-Oberpleis und Königswinter-Ittenbach. Eine ergänzende Betrachtung dieser beiden zentralen Versorgungsbereiche in der Auswirkungsanalyse würde aber nichts an der absoluten Kaufkraftumlenkung aus nordrhein-westfälischen Einzelhandelslagen ändern. Die Kaufkraftumlenkung von insgesamt 5,92 Mio. € würde sich dann nicht auf vier, sondern auf sechs Konkur- renzstandorte verteilen, was im Ergebnis dazu führen würde, dass sich die bisher für die Standorte Eitorf, Uckerath, Hennef und Rottbitze prognostizierte relative Um- satzumverteilung reduzieren würde und für die Standorte Königswinter-Oberpleis und Königswinter-Ittenbach eine Umsatzumverteilung zu erwarten wäre, die sich maximal im Rahmen der für Uckerath und Rottbitze prognostizierten Umverteilung bewegen würde (demnach jeweils deutlich unter 7%). Jedenfalls würde sich auch für diese Standorte keine Umsatzumverteilung ergeben, die in die Nähe der relevanten Erheb- lichkeitsschwelle von 10% reicht. Schädliche Auswirkungen im Sinne des Ziels Z 60

SGD Nord | Referat 41 | 07.07.2017 24 | 29 Ergebnis der vereinfachten raumordnerischen Prüfung Ansiedlung Lebensmittel-Vollsortimenter in der Ortsgemeinde Buchholz, VG Asbach, Kreis Neuwied

des LEP IV sind bezogen auf den Antragsgegenstand daher auch für die nordrhein- westfälischen von Ziel Z 60 des LEP IV geschützten Konkurrenzstandorte nicht zu erwarten.

Das Vorhaben entspricht Ziel Z 60 des LEP IV.

Ziel Z 61 LEP IV – Agglomerationsverbot

„Die Bildung von Agglomerationen nicht großflächiger Einzelhandelsbetreibe mit in- nenstadtrelevanten Sortimenten außerhalb der städtebaulich integrierten Bereiche ist durch Verkaufsflächenbegrenzungen in der Bauleitplanung entgegenzuwirken (Ag- glomerationsverbot). Haben sich bereits Agglomerationsbereiche außerhalb der städtebaulich integrierten Bereiche gebildet, so sind diese als Sondergebiete des großflächigen Einzelhandels in der Bauleitplanung auszuweisen und in ihrem Be- stand festzuschreiben.“

Da sich das geplante Vorhaben in einem zentralen Versorgungsbereich befindet, ist das Ziel Z 61 des LEP IV, das die Begrenzung von Einzelhandelsagglomerationen in nicht integrierten Lagen zum Gegenstand hat, für das Vorhaben nicht relevant.

4.2.2 Raum- und Siedlungsstruktur, Wirtschaftsstruktur

Der Vorhabenbereich befindet sich nach der Raumstrukturgliederung des LEP IV in einem verdichteten Bereich mit disperser Siedlungsstruktur sowie niedriger Zentren- erreichbarkeit (siehe Karte 1 zu Kapitel 1.1 „Raumstruktur“).

Der Gemeinde Buchholz wird durch den RROP Mittelrhein-Westerwald 2006 keine Versorgungsfunktion zugewiesen. Darüber hinaus werden im Anhang des RROP Mit- telrhein-Westerwald 2006 auch die besonderen Funktionen der Gemeinden formu- liert. Buchholz wird dabei als verdichteter Strukturraum mit der besonderen Funktion G-Gemeinde ausgewiesen.

Im Entwurf des neuen Raumordnungsplans Mittelrhein Westerwald 2016 werden keine weiteren Vorgaben gemacht. Die Gemeinde Buchholz soll auch zukünftig nicht den Status eines Grundzentrums erhalten.

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4.2.3 Flächeninanspruchnahme

Das LEP IV sieht konkrete Zielvorgaben zur Umsetzung einer nachhaltigen Sied- lungsentwicklung vor. Hierzu heißt es im Ziel 31 Satz 2 Kapitel 2.4.2 „Nachhaltige Siedlungsentwicklung“, dass der Innenentwicklung ein Vorrang vor der Außenent- wicklung einzuräumen ist. Bei einer Darstellung von neuen, nicht erschlossenen Bau- flächen im planerischen Außenbereich im Sinne des § 35 BauGB ist durch die vorbe- reitende Bauleitplanung nachzuweisen, welche Flächenpotenziale im Innenbereich vorhanden sind und aus welchen Gründen diese nicht genutzt werden können, um erforderliche Bedarfe abzudecken.

In der Begründung/ Erläuterung heißt es hierzu weiter: Bevor die Kommunen neue, nicht erschlossene Bauflächen im Flächennutzungsplan darstellen, ist von ihnen auf- zuzeigen, aus welchen Gründen noch vorhandene Flächenpotenziale nicht genutzt werden können, um erforderliche Bedarfe abzudecken. Hierzu zählen alle Baugrundstücke • im Geltungsbereich bestandskräftiger Bebauungspläne nach § 30 BauGB, • im Geltungsbereich von Bebauungsplänen, in denen Vorhaben nach § 33 BauGB zu beurteilen sind, sowie • in nach § 34 BauGB zu beurteilenden Bereichen.

Bebauungspläne als örtliche und verbindliche Bauleitpläne bleiben von Z 31 unbe- rührt. An eine vorrangige Innentwicklung sollen diese lediglich durch das Baugesetz- buch gebunden werden, in welches mit dem Gesetz zur Stärkung der Innenentwick- lung in den Städten und Gemeinden und weiteren Fortentwicklung des Städtebau- rechts vom 11. Juni 2013 der Vorrang der Innenentwicklung eingeführt wurde (siehe § 1 Abs. 5 Satz 3 BauGB). Damit kommt der Begrenzung der Flächenneuinan- spruchnahme jetzt auch ein besonderer Stellenwert im Baugesetzbuch zu.

In der nachfolgenden Bauleitplanung ist Ziel Z 31 des LEP IV Rechnung zu tragen.

4.2.4 Naturschutz- und Landschaftspflege

Im Raumordnungsgrundsatz des § 2 Abs. 2 Ziffer 6 Sätze 1 und 2 ROG wird eine sparsame und schonende Inanspruchnahme der Naturgüter und der Schutz von Fauna und Flora normiert. Bezogen auf überörtlich bedeutsame Funktionen des Vorhabenstandortes ist festzu- halten, dass weder Natura 2000-Gebiete noch nach § 30 BNatSchG pauschal ge-

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schützte Biotope von der Planung betroffen sind. Das LEP IV und der RROP Mittel- rhein-Westerwald 2006 enthalten keine dem Vorhaben des Lebensmittel- Vollsortimenters entgegenstehenden Erfordernisse mit naturschutzfachlichem Bezug. Eine Betroffenheit des südöstlich zum Vorhabenstandort gelegenen Wahler Baches kann auf Grundlage der Stellungnahme der Oberen Wasserbehörde der SGD Nord ausgeschlossen werden. Zudem hat die Obere Naturschutzbehörde der SGD Nord im Rahmen der Beteiligung keine sonstigen Hinweise auf eine naturschutzfachliche Konfliktlage gegeben.

4.2.5 Immissionsschutz

Im Raumordnungsgrundsatz des § 2 Abs. 2 Ziffer 6 Satz 6 ROG wird der Schutz der Allgemeinheit vor Lärm normiert. Das Z 118 des LEP IV Kapitel 4.3.5 Lärm besagt, dass die Belastung der Bevölke- rung durch Lärm zu verringern ist. Bestehende lärmarme Gebiete sollen geschützt und bestehende Lärmquellen erfasst und anschließend reduziert bzw. verlegt wer- den. Die Gewerbeaufsicht hat in ihrer Stellungnahme auf notwendige schalltechnische Ermittlungen und Bewertungen im Zuge der umsetzenden Bauleitplanung hingewie- sen.

5. Ergebnis der vereinfachten raumordnerischen Prüfung

Für die geplante Ansiedlung eines Lebensmittel-Vollsortimenters in der Orts- gemeinde Buchholz mit einer geplanten Verkaufsfläche von 1.600 m² kann die Raumverträglichkeit festgestellt werden unter folgenden Maßgaben:

In der das Vorhaben umsetzenden Bauleitplanung ist der Betriebstyp des Le- bensmittel-Vollsortimenters mit einer maximalen Verkaufsfläche von 1.600 m² darzustellen bzw. festzusetzen.

In der das Vorhaben umsetzenden Bauleitplanung ist Ziel Z 31 des LEP IV Rechnung zu tragen.

Hinsichtlich der Belange des Immissionsschutzes sind zum Schutz angrenzen- der Nutzungen für das Plangebiet zulässige Emissionskontingente nach DIN

SGD Nord | Referat 41 | 07.07.2017 27 | 29 Ergebnis der vereinfachten raumordnerischen Prüfung Ansiedlung Lebensmittel-Vollsortimenter in der Ortsgemeinde Buchholz, VG Asbach, Kreis Neuwied

45691 zu ermitteln und festzusetzen. Erforderlichenfalls sind Vorschläge zu möglichen Lärmminderungsmaßnahmen abzuleiten und Festsetzungen nach § 9 Abs. 1 Nr. 24 BauGB zu treffen.

Im Zuge der bauleitplanerischen Umsetzung des Vorhabens ist die Leistungs- fähigkeit und Verkehrssicherheit des Standortes zu bewerten und sicherzustel- len.

Hinweis: Auf die Anforderungen des § 2 Abs. 2 BauGB und des § 1 Abs. 4 BauGB in der umsetzenden Bauleitplanung wird verwiesen. Ob die den Antragsgegenstand umsetzende Bauleitplanung der Zielbindung des § 1 Abs. 4 BauGB entspricht, ist von der zuständigen Kreisverwaltung Neuwied u.a. auf Grundlage dieses raumordnerischen Prüfergebnisses zu prüfen. Dabei ist auch zu entscheiden, ob ggf. ergänzende Begutachtungen erforderlich sind für den Fall, dass die umsetzende Bauleitplanung weitere, hier nicht raumordnerisch beurteilte Ein- zelhandelsnutzungen zulässt.

Die raumordnerische Prüfung ist hiermit abgeschlossen.

Das Ergebnis dieser vereinfachten raumordnerischen Prüfung stellt ein sonstiges Er- fordernis der Raumordnung nach § 3 Ziffer 4 Raumordnungsgesetz (ROG) dar. Es entfaltet gegenüber dem Träger der Planung oder Maßnahme und gegenüber Ein- zelnen keine unmittelbare Rechtswirkung und ersetzt nicht Genehmigungen, Plan- feststellungen und sonstige behördliche Entscheidungen nach anderen Rechtsvor- schriften.

Nach § 4 Abs. 1 Nr. 3 ROG (Bindungswirkungen der Erfordernisse der Raumord- nung) sind bei Entscheidungen öffentlicher Stellen über die Zulässigkeit raumbe- deutsamer Planungen und Maßnahmen von Personen des Privatrechts, die der Plan- feststellung oder der Genehmigung mit der Rechtswirkung der Planfeststellung be- dürfen, Ziele der Raumordnung zu beachten sowie Grundsätze und sonstige Erfor- dernisse der Raumordnung in Abwägungs- oder Ermessensentscheidungen zu be- rücksichtigen.

SGD Nord | Referat 41 | 07.07.2017 28 | 29 Ergebnis der vereinfachten raumordnerischen Prüfung Ansiedlung Lebensmittel-Vollsortimenter in der Ortsgemeinde Buchholz, VG Asbach, Kreis Neuwied

Dieses raumordnerische Prüfergebnis ergeht auf der Grundlage des Beteiligungsver- fahrens im Benehmen mit der Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald. Die an der vereinfachten raumordnerischen Prüfung beteiligten Stellen erhalten ei- nen Abdruck dieses abschließenden Prüfergebnisses.

Für die Durchführung dieser vereinfachten raumordnerischen Prüfung werden Ge- bühren nach der Landesverordnung über die Gebühren für Amtshandlungen nach dem Landesplanungsgesetz (Besonderes Gebührenverzeichnis) vom 16. April 2005 (GVbl. vom 04.05.2005, S. 138) erhoben. Hierzu ergeht ein gesonderter Kostenfest- setzungsbescheid.

6. Hinweise zum weiteren Vorgehen

Die Mehrheit der beteiligten Stellen verweist auf die Erforderlichkeit der Aufstellung eines Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes für das Gebiet der Verbandsgemeinde Asbach. Das LEP IV nimmt hierzu zwar in Ziel Z 58 die zentralen Orte in die Pflicht. Insbesondere für Verbandsgemeinden mit mehreren zentralen Orten und zudem Gemeinden mit mehr als 3.000 Einwohnern empfiehlt sich die Koordination in einem verbandsgemeindeweiten Einzelhandels- und Zentrenkonzept durch die Verbands- gemeinde. In den Antragsunterlagen zur vereinfachten raumordnerischen Prüfung werden Vorschläge für eine konzeptionelle Steuerung in der Verbandsgemeinde As- bach gemacht. Aus landesplanerischer Sicht wird dringend empfohlen, eine solche Konzeption als Grundlage möglicher weiterer einzelhandelsrelevanter Entwicklungen aber auch zur konzeptionellen und planungsrechtlichen Absicherung bestehender oder im Verfahren befindlicher Einzelhandelsstandorte zu entwickeln und in den kommunalen Gremien zu beschließen.

Im Auftrag

Gez. Daniela Gottreich

Anlage 1: Übersichtslageplan (Maßstab 1 : 15 000)

SGD Nord | Referat 41 | 07.07.2017 29 | 29 Ergebnis der vereinfachten raumordnerischen Prüfung gem. § 18 Landesplanungsgesetz (LPlG) zur Ansiedlung eines Lebensmittel-Vollsortimenters in der Ortsgemeinde Buchholz, Verbandsgemeinde Asbach, vom 07.07.2017

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Legende

Zentraler Versorgungsbereich der Ortsgemeinde Buchholz

Standort Lebensmittel-Vollsortimenter

Technische Bearbeitung: C. Bode Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord AG - GIS (Abt. 4) Bearbeitungsstand: Juli 2017 Maßstab 1: 15 000 Datenquelle: Raumordnungskataster SGD Nord,Geobasisinformationen der Vermessungs- und Katasterverwaltung Rheinland-Pfalz - © 2016