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KOMMUNALE NEUGLIEDERUNG ZUM 1. JULI 1969

MARIENHEIDE

Lieberhausen

GIMBORN Gimborn BERGNEUSTADT GUMMERSBACH RÜNDEROTH Ründeroth Eckenhagen

Wiehl REICHSHOF Bielstein

Denklingen HOMBURG Nümbrecht

Marienberg- hausen WALDBRÖL DER WEG Waldbröl Morsbach DER GEMEINDE DENKLINGEN UND DER GEMEINDE ECKENHAGEN ZUR GEMEINDE REICHSHOF INHALTSVERZEICHNIS

4 Die kommunale Gebietsreform 33 Aktivitäten verschiedener Bürgerinnen und in Nordrhein-Westfalen Bürger im Raum Denklingen/Brüchermühle aus Okt./Nov. 1968 gegen den Zusammen- 7 Das Reformkonzept in Nordrhein-Westfalen schluss zur Gemeinde Reichshof 8 Die Umsetzung der kommunalen Bestrebungen der Stadt Waldbröl zur Neugliederung 35 Übernahme des Raumes Denklingen- 8 Die Neuordnung des ländlichen Raumes Brüchermühle im Zuge der kommunalen 9 Überlegungen zur kommunalen Gebiets­ Neuordnung reform in den ländlichen Zonen des 36 Überlegungen aus dem Gebiet der Landes NRW Stadt Wiehl zu Grenzverläufen und der 12 Erlass des Innenministers an die Oberkreis- Übernahme von Ortschaften direktoren vom 27. Sept. 1966 aus dem Denklinger Gemeindegebiet 12 Gutachten der Sachverständigenkommis- 37 Gesetz zur Neugliederung sion vom 22. Nov. 1966 zur „Neugliederung des Oberbergischen Kreises der Gemeinden in den ländlichen Zonen 40 Der Gemeindename „Reichshof“ des Landes NRW 42 Gebietsänderungen durch Gebiets­ 14 Die Verbindlichkeit des Gutachtens änderungsverträge als Anlage zum Gesetz 15 Die kommunale Neugliederung im Ober- über die kommunale Neugliederung bergischen Kreis, insbesondere in den im Oberbergischen Kreis. Altgemeinden Denklingen und Eckenhagen 44 Strukturdaten aus dem Gesetzentwurf 20 Zusammenschluss der Altgemeinden zur kommunalen Neugliederung von 1968 Denklingen und Eckenhagen zur Gemeinde und der Gemeinde Reichshof heute Reichshof 45 Die Gemeinde Reichshof 29 Andere Bestrebungen zur Gestaltung der in ihrer heutigen Ausdehnung kommunalen Neugliederung der Altgemein- den Denklingen und Eckenhagen 3

Liebe Leserinnen und Leser,

ie kommunale Neugliederung im Die Gemeinden Denklingen und Eckenhagen D Jahr 1969 war ein großer Kraftakt standen jahrhundertelang unter gemeinsamer und bei der Durchsicht der Archivak- Verwaltung. Sie bildeten das Gebiet des ehema- ten aus dieser Zeit wurde mir deut- ligen „Reichshofes zu Eckenhagen“. In Anlehnung lich, dass diese schwierige Phase der an diese geschichtliche Gemeinsamkeit legten die Neuorientierung in den Altgemein- Gemeinderäte von Denklingen und Eckenhagen den Denklingen und Eckenhagen den Namen im Gebietsänderungsvertrag fest: von den damaligen Gemeindedirek- toren, Bürgermeistern und den Ratsvertretern mit Der Name lautet: „Gemeinde Reichshof “ viel Engagement und Weitsicht gestaltet wurde. Es war eine weise Entscheidung, die Gemeinde Trotz aller Begehrlichkeiten auf das Gebiet der Reichshof mit Inkrafttreten des Gesetzes zur Kom- Altgemeinden aus anderen Kommunen und Be- munalen Neugliederung zum 1. Juli 1969 aus strebungen von verschiedenen Kräften aus dem den Altgemeinden Denklingen und Eckenhagen eigenen Gebiet, andere räumliche Konstellatio- entstehen zu lassen, was die Entwicklung unse- nen zu schaffen, blieben die Verantwortlichen rer heutigen Gemeinde Reichshof in den letzten in Politik und Verwaltung bei einer klaren Linie fünfzig Jahren eindrucksvoll beweist. und haben die Gemeinde Reichshof mit dem Gebietsänderungsvertrag vom 14. Mai 1968 aus Leben, Arbeiten und Erholen in einer vielfältigen der Taufe gehoben. Kulturlandschaft und einem wirtschaftlich gut aufgestellten Gemeinwesen machen die Stärken Bei der Bildung der Gemeinde Reichshof spiel- unserer Gemeinde Reichshof aus. te die räumliche Lage und der Bau der „Wiehl­ talsperre“ und die planerische Ausweisung der Herzliche Grüße „Steinaggertalsperre“ eine bedeutende Rolle, Ihr die im Wesentlichen die Altgemeinde Eckenha- gen betrafen. Die Talsperren sollten in einem einheitlichen Gemeindegebiet liegen und nicht auf verschiedene Verwaltungseinheiten aufge- Rüdiger Gennies (Bürgermeister) teilt werden. Reichshof, im Juni 2019 4

DIE KOMMUNALE GEBIETSREFORM IN NORDRHEIN-WESTFALEN

Grundsätzliche Überlegungen Eine eindrucksvolle Entwicklung und Erfordernisse nahm die kommunale Gebiets­reform in Nordrhein-Westfalen.3 Aus „Der Kraftakt: Kommunale Gebietsreform in NRW“ Schriften des Landtags Band 16 aus dem Jahr 2005, „In der Zeitspanne von 1968 bis 1974 wurden aus Autor Wolfgang Gärtner, Seiten 15-24 2.324 kreisangehörigen Städten und Gemeinden sowie 292 Ämtern 396 Städte und Großgemein- n den 1960er und 1970er-Jahren waren kom- den und aus 57 Landkreisen und 38 kreisfreien I munale Gebietsreformen ein zentrales Thema, Städten [gingen – Anm. d. Verf.] noch 31 Kreise insbesondere in den Flächenländern der Bundes- und 23 kreisfreie Städte [hervor – Anm. d. Verf.].“4 republik. Die Gebietsreformen, Verwaltungs- und Funktionalreformen beschränkten sich nicht auf „Nach dem [Ende des – Anm. d. Verf.] Zweiten die Bundesrepublik Deutschland, sondern wurden Weltkrieg[es – Anm. d. Verf.] ging es […] zum auch in zahlreichen europäischen Staaten, z.B. in Ende der fünfziger Jahre vor allem darum, das Schweden oder Großbritannien durchgeführt. 1 weitgehend zerstörte Land wieder aufzubauen und die Wirtschaft in Gang zu bringen. Die Städ- „1966 gab es in der Bundesrepublik Deutsch- te waren oft nahezu entvölkert, der Wohnraum land ca. 24.000 Gemeinden, die damals in weitgehend vernichtet. Der Zuzug von Vertrie- NRW, Schleswig-Holstein und Teilen von Rhein- benen und Flüchtlingen fand vornehmlich in land-Pfalz [je nach Größenklasse – Anm. d. Verf.] den ländlichen Regionen […] statt. Irgendwel- zu Ämtern zusammengefasst waren. Man zählte cher Bedarf an Gebietsreformen war [in dieser 425 Landkreise und 141 kreisfreie Städte. Nach schwierigen Phase der Nachkriegszeit – Anm. d. der Reform waren noch etwa halb so viele Krei- Verf.] zunächst nicht erkennbar. […] se und kreisfreie Städte übrig geblieben, und in den Kreisen noch rund 2.200 kreisangehörige Mit dem ,Wirtschaftswunder‘ einher ging dann Städte und ländliche Großgemeinden sowie die Erholung der Städte, die Anfang der sechzi- 1.100 engere Gemeindeverbände (Verbandsge- ger Jahre wieder die Einwohnerzahlen der Vor- meinden, Ämter, Samtgemeinden und Verwal- kriegszeit erreichten. tungsgemeinschaften). Aus früher 33 waren 26 Regierungsbezirke geworden.“ 2

Der Weg der Gemeinde Denklingen und der Gemeinde Eckenhagen zur Gemeinde Reichshof 5

Zugleich setzte eine allmähliche Angleichung Es war […] nicht die Politik, die zunächst das der Lebensverhältnisse von Stadt und Land ein, Heft des Handelns ergriff, sondern es waren die die mit der Verbesserung der Verkehrswege, der Verwaltungen, in denen die Erkenntnis reifte, wachsenden Mobilität und der veränderten In- dass planerisch gehandelt werden müsse: Das formation und Kommunikation (Hörfunk, Fern- ,öffentliche Wohl‘ zwinge zur Reform.“ 5 sehen, Telefon) in Zusammenhang stehen. Diese Veränderung führte zu wachsenden Ansprüchen Das Innenministerium des Landes NRW nahm an die Leistungsfähigkeit der örtlichen Verwaltun- Anfang der 1960er Jahre die Vorbereitung eines gen, da die früheren Unterschiede zwischen Stadt neuen Landesplanungsgesetzes in Angriff, das im und Land in der Infrastruktur und Versorgung nicht Frühjahr 1962 im Landtag verabschiedet wurde.6 länger hingenommen wurden. Gefordert war eine Angleichung der Leistungsstandards an öffentli- In § 1 des Gesetzes wurde die chen Einrichtungen und Ausstattungen. Diesen „Allgemeine Aufgabe der Landes­planung“ Ansprüchen war die Selbstverwaltungskraft einer definiert: Kleingemeinde, wie sie seit dem 19. Jahrhundert bestand, in keiner Weise gewachsen. […] (1) Gegenstand und Aufgabe der Landesplanung ist die übergeordnete, überörtliche und zusam- Vor dem Hintergrund des Verfassungsgebotes menfassende Planung für eine den sozialen, ,Gleichheit der Lebenschancen‘ sahen sich die kulturellen und wirtschaftlichen Erfordernissen übergeordneten Instanzen der Verwaltung zum entsprechende Raumordnung. Handeln gezwungen, denn die relativ geringe Bevölkerungsdichte führte [in den ländlichen (2) Die Landesplanung soll die Gestaltung des Gebieten – Anm. d. Verf.] dazu, dass die Befrie- Raumes in der Weise beeinflussen, dass uner- digung mancher Erfordernisse des modernen wünschte Entwicklungen verhindert und er- Sozialstaates nicht […] im engen örtlichen Rah- wünschte Entwicklungen ermöglicht und geför- men möglich war. Einrichtungen wie Kranken- dert werden. häuser, weiterführende Schulen, Altenheime verlangten einen größeren Einzugsbereich. […] (3) Die Landesplanung ist nach näherer Bestim- mung dieses Gesetzes eine gemeinschaftliche Anders hingegen lagen die Probleme bei den Aufgabe von Staat und Selbstverwaltung. wieder wachsenden städtischen Regionen. Hier entwickelte sich das Stadt-Umland-Verhältnis „Das Gesetz begründete eine regelmäßige Be- zum Problem, das nach einer Neuordnung zu richtspflicht der Landesregierung an das Parla- Vgl. Gärtner, Wolfgang, in: Der Kraftakt: Kommunale Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen, 2005, S. 15 bis 24. in Nordrhein-Westfalen, Kommunale Gebietsreform in: Der Kraftakt: Wolfgang, Gärtner, Vgl. a.a.O., S. 16. Wolfgang, Gärtner, gl. ebenda, Hervorhebung d. Verf. durch a.a.O., S. 16, Hervorhebung d. Verf. durch Wolfgang, Gärtner, a.a.O., S. 17 bis 19. Wolfgang, Gärtner, a.a.O., S. 19. Wolfgang, Gärtner, Vgl.

1 2 3 4 5 6 verlangen schien. […] ment. Auf seiner Basis wurden die Landesent- 6

wicklungspläne zu den diversen Bereichen der Die zentrale These Webers war: Landesplanung erarbeitet (z.B. Frei- und Erho- ,Die kommunalen Verhältnisse sowohl bei den lungsflächen, Bodenschätze, Luftlandeplätze). ländlichen Kleingemeinden als auch in den städtischen Ballungsräumen stehen mit den Er- Etwa zeitgleich zu der Entwicklung in der Lan- fordernissen einer fortschreitenden Entwicklung desverwaltung kam es zu neuen Ansätzen in der nicht mehr in Einklang. ‘ 8 Verwaltungswissenschaft. „Zu einem der führenden Köpfe in der Verwal- Der 45. Deutsche Juristentag 1964 in tungswissenschaft wurde Frido Wagener, der Karlsruhe stand unter dem Thema: spätere Lehrstuhlinhaber an der Speyerer Hoch- ,Entspricht die gegenwärtige kommunale Struk- schule für Verwaltungswissenschaften. Seine tur den Anforderungen der Raumord-nung? Forschungsergebnisse zur ,Gliederung der öf- Empfehlen sich gesetzgeberische Maßnahmen fentlichen Aufgaben und ihrer Träger nach Effek- der Länder und des Bundes? Welchen Inhalt sol- tivität und Integrationswert‘ flossen 1969 in sei- len sie haben?‘ ne Habilitationsschrift ,Neubau der Verwaltung‘ ein, die man geradezu als ,Bibel‘ der Verwal- Das hierfür erstattete Gutachten von Werner tungs- und Gebietsreformer bezeichnen kann.9 Weber7 begründete entschieden die Notwendig- keit einer territorialen Reform im Gemeindebe- Die in den Verwaltungen gewachsene, durch die reich. Verwaltungswissenschaft fundamentierte und argumentativ untermauerte Erkenntnis, dass eine Gebiets- und Verwaltungsreform […] un- erlässlich sei, wurde schließlich von der Politik aufgegriffen, wobei die Initiative eindeutig von der Landesregierung ausging und von dort an das Parlament als Gesetzgeber geleitet wurde.“10

Der Weg der Gemeinde Denklingen und der Gemeinde Eckenhagen zur Gemeinde Reichshof 7

DAS REFORMKONZEPT IN NORDRHEIN-WESTFALEN -

- m 5. Oktober 1965 erging als Auftakt ein Ergebnis der Kommissionsarbeit „ A Kabinettsbeschluss des [CDU/FDP - Anm. waren drei Gutachten: d. Verf.] Koalitionskabinetts Meyers/Weyer zur Ge- biets- und Funktionalreform, durch den eine Sach- Gutachten A: „Die Neugliederung der Gemein- verständigenkommission unter der Leitung des den in den ländlichen Zonen des Staatssekretärs Ludwig Adenauer eingesetzt wur- Landes Nordrhein-Westfalen“ [im de, die am 24. Januar 1966 ihre Arbeit aufnahm. Jahr – Anm. d. Verf.] 1966

Sie sollte untersuchen, Gutachten B: „Die Neugliederung der Städte ,ob die heutige räumliche Gliederung der Ge- und Gemeinden in den Ballungs- meinden und Landkreise den Erfordernissen der zonen und die Reform der Kreise modernen Verwaltung, insbesondere unter Be- des Landes Nordrhein-Westfalen“ rücksichtigung der Siedlungs-, Wirtschafts- und [im Jahr – Anm. d. Verf.] 1968 Verkehrsentwicklung‘ 11 entspricht. Gutachten C: „Die staatliche und regionale Wenig mehr als ein Jahr später, nämlich am 7. Neugliederung des Landes Nord- März 1967, setzte die seit Dezember 1996 amtie- rhein-Westfalen“ [im Jahr – Anm. rende neue [sozialliberale – Anm. d. Verf.] Landes- d. Verf.] 1968. regierung eine zweite Kommission ein, welche die Möglichkeiten einer Verwaltungsreform zwischen Die Themenstellung der drei Gutachten sollte den Kreisen und kreisfreien Städten sowie zwi- schließlich die drei Phasen der Gebiets-, Funk- schen den oberen und obersten Landesbehör- tional- und Verwaltungsreform in NRW auch den untersuchen sollte. Der Vorsitz wurde dem im zeitlichen Ablauf determinieren, d.h. zuerst Staatssekretär im Innenministerium Fritz Rietdorf wurde die Neuordnung des ländlichen Raumes, übertragen. Nach dem Ausscheiden Adenauers dann die der Städte und Kreise und schließlich übernahm er am 16. Januar 1968 den Vorsitz bei- die Verwaltungs- und Funktionalreform in An- der Kommissionen. griff genommen.“ 12 “ Gutachten für den 45. Deutschen Juristentag. München 1964 (Verhandlungen des München 1964 (Verhandlungen den 45. Deutschen Juristentag. für men der Länder und des Bundes? Welchen Inhalt sollen sie haben? “ Gutachten 5., zit. Teil Bd. I (Gutachten). des Deutschen Juristentages. Deputation Ständige Karlsruhe. Herausgeber: Deutschen Juristentages. fünfundvierzigsten a.a.O., S. 20. Wolfgang, vgl. Gärtner, Wolfgang, n. Gärtner, a.a.O., S. 19f. Wolfgang, Gärtner, Berlin 1969 und Integrationswert. nach Effektivität Träger und ihrer Aufgaben Gliederung der öffentlichen der Verwaltung. Neubau Frido: Wagener, in NRW involviert;Reform der zit. an der Konzeption n. zeitweise auch persön-lich war Wagener der Hochschule Speyer Bd. 41). (=Schriftenreihe a.a.O., S. 20. Wolfgang, Gärtner, a.a.O., S. 20. Wolfgang, Gärtner, zur Ge und Landesgeschichte zur neueren Schriften Essen 2003 (= Düsseldorfer Meyers 1908-2002. Eine politische Biographie. Franz Marx, Stefan: a.a.O., S. 21. Wolfgang, zit. n. Gärtner, 65), hier S. 378 f.; Nordrhein-Westfalens; schichte a.a.O., S. 21f. Wolfgang, Gärtner, Gärtner, Wolfgang, a.a.O., S. 17 bis 19. Wolfgang, Gärtner, a.a.O., S. 19. Wolfgang, Gärtner, Vgl. Maßnah sich gesetzgeberische Empfehlen der Raumordnung? den Anforderungen Struktur kommunale Werner: „Entspricht die gegenwärtige Weber, 8 9 10 11 12 5 6 7 8

DIE UMSETZUNG DER KOMMUNALEN NEUGLIEDERUNG

er Auftakt für die Reform war noch von einer Kühn [SPD – Anm. d. Verf.] die Staatskanzlei von „D CDU/FDP-Koalitionsregierung ausgegangen, einem ,Justiziariat der Landesregierung‘ zu ei- doch wurde sie nach dem Regierungswechsel ner zentralen Instanz für Planung und Koordi- zur sozialliberalen [SPD/FDP – Anm. d. Verf.] Ko- nation fortentwickelt wurde, wozu der Chef der alition im Dezember 1966 ungeschmälert fortge- Staatskanzlei, Prof. Friedrich Halstenberg, die führt. wesentlichen Impulse gegeben hat. Die Staats- kanzlei wurde zielgerichtet zu einem Planungs- Verantwortlich war dafür zum einen die Kontinu- und Beraterstab ausgebaut, um Vorschläge und ität im nach wie vor von Willi Weyer [FDP – Anm. Programme für eine mittel- und langfristige Re- d. Verf.] geführten Innenministerium, aber auch gierungsplanung und ein zukunftsorientiertes die Tatsache, dass unter Ministerpräsident Heinz Regierungshandeln zu entwickeln.“ 13

„DIE NEUORDNUNG DES LÄNDLICHEN RAUMES

ie Gutachter gingen methodisch so vor, • Verminderung des Leistungsgefälles D dass sie zunächst eine Bestandsaufnahme • Wirksame Bauleitplanung vornahmen, und zwar in Bezug auf die Kriteri- • Modernes Schulwesen en Einwohnerzahl, Gebiet der Gemeinden und • Einwandfreie Wasserversorgung und Ämter, Bevölkerungsdichte, Siedlungsstruktur, Abwasserbeseitigung Verwaltungsstruktur, Stand der Aufgabenerfül- gemessen lung und finanzielle Lage. Die Ergebnisse der Be- standsaufnahme wurden an den Zielsetzungen Dies[e Bestandsaufnahme – Anm. d. Verf.] mün­ der Neugliederung dete dann in den Vorschlag eines Maßnahmenka-

Der Weg der Gemeinde Denklingen und der Gemeinde Eckenhagen zur Gemeinde Reichshof 9 - taloges unter Berücksichtigung der bereits 1964 im Die konkrete Umsetzung dieser Ziele und Maß- Landesentwicklungsprogramm definierten Ziele nahmen wurde dann zum Gegenstand des Ge- der Landesplanung u.a. für die ländlichen Zonen. setzesentwurfes vom 07. Mai 1967.14 Im Einzelnen ging es dabei um: • Förderung der Bevölkerungsentwicklung und Diese erste Phase konnte in größtmöglichem der Wirtschaftskraft Einvernehmen nach dem Konsensprinzip auf • Definition der Nahversorgung, der Mindestgröße dem vom Innenministerium moderierten Wege eines Versorgungsbereiches und der Mindestfre- freiwilliger Gebietsänderungsverträge erfolg- quenz der Versorgungseinrichtungen reich zum Abschluss gebracht werden. • Definition von Gemeinden des Grundtyps A und B • Funktion der Ämter Die rein quantitative Bilanz zum Ende der 6. Le- • Gesamtgemeinden (‚Föderalgemeinden‘ gislaturperiode des Landtags (1966-1970) wurde • Einheitsgemeinden als optimale Lösung eingangs bereits vorgestellt: • Vereinfachung von Gebietsänderungsverfahren durch Novellierung der §§ 14 bis 16 der Ge- aus 2.324 kreisangehörigen Städten und Ge- meindeordnung. meinden sowie 292 Ämtern wurden 396 Städte und Großgemeinden.“ 15 Düding, Dieter: Heinz Kühn 1912-1992. Eine politische Biographie. Essen 2002. (= Düsseldorfer Schriften zur Schriften Essen 2002. (= Düsseldorfer 1912-1992. Eine politische Biographie. Heinz Kühn Düding, Dieter: 61), hier S. 216 bis 218; zit. n. Gärtner, Nordrhein-Westfalens; Geschichte und zur Landesgeschichte neue-ren a.a.O., S. 22. Wolfgang, Neugliederung (Vorschalt aus Anlaß der kommunalen von Einzelfragen Regelung vorübergehenden zur Gesetz gesetz) vom 16. Juli 1969 (GV.NW 1969 S. 530); zit. n. Gärtner, Wolfgang, a.a.O., S. 23. Wolfgang, 1969 S. 530); zit. n. Gärtner, vom 16. Juli 1969 (GV.NW gesetz) a.a.O., S. 23f. Wolfgang, Gärtner, 13 14 15

ÜBERLEGUNGEN ZUR KOMMUNALEN GEBIETSREFORM IN DEN LÄNDLICHEN ZONEN DES LANDES NRW

(aus den Mitteilungen des Rheinischen Gemeindetages, Nr. 1 - 01.01.1967) eingesetzten Sachverständigen-Kommission für die kommunale und staatliche Neugliederung er Innenminister hat der Öffentlichkeit in der des Landes NRW zur „Neugliederung der Ge- D Pressekonferenz am 20. Dez. 1966 ein Teil- meinden in den ländlichen Zonen“ vorgestellt. gutachten der, von der Landesregierung in NRW 10

Aus einer Pressemitteilung des Innenministe- die allernötigsten Einrichtungen zur Versorgung riums NRW: Über die Notwendigkeit einer Ge- ihrer BürgerInnen schaffen können. bietsreform im kommunalen Bereich bestehen kaum noch Meinungsverschiedenheiten. Die Gegenüber den Groß- und Mittelstädten ist der Landesregierung hat deshalb vor einem Jahr Leistungsrückstand vieler Gemeinden erheblich. beschlossen, eine Sachverständigenkommission­ Dieses Leistungsgefälle muss abgebaut werden, für die kommunale und staatliche Neugliede- damit die Wanderungsverluste in den ländli- rung des Landes zu bilden. Diese Kommission chen Zonen aufgehalten werden können. Ziel von Experten sollte insbesondere auch zu der einer kommunalen Gebietsreform in den länd- Frage Stellung nehmen, ob die heutige räumliche lichen Zonen muss es sein, das „platte Land“ für Gliederung der Gemeinden noch den Erforder- den Bürger als Wohn- und Arbeitsstätte wieder nissen einer modernen Verwaltung entspricht, attraktiv zu machen. und zwar unter Berücksichtigung der Siedlungs-, Wirtschafts- und Verkehrsentwicklung. Natürlich kann man auch solche Gemeinden nicht einfach schematisch auf dem Reißbrett Sicher scheint dabei schon jetzt zu sein, dass zusammenfügen. Ausgangspunkt aller Überle­ eine kommunale Gebietsreform vor allem in den gungen müssen zunächst einmal die Ziele sein, ländlichen Zonen unausweichlich sein wird. Fast die die Raumordnung und die Landesplanung 80 Prozent der Fläche unseres Landes sind länd- entwickelt haben. Damit wird angestrebt, die liche Bereiche. In diesem Gebiet wohnt etwa ein sechs Grundfunktionen der arbeitsteiligen Gesell- Drittel der Gesamtbevölkerung des Landes NRW. schaft: Arbeitsplatz, Wohnung, zentrale Dienste, Von den 2.300 kreisangehörigen Gemeinden des Versorgung, Erholung und Verkehr in eine sinn- Landes haben fast 1.900 unter 5.000 Einwohner volle Ordnung zu bringen, die mit der Gliederung und immer noch 1.000 Kommunen unter 1.000 der Verwaltung übereinstimmen soll. Das heißt, Einwohner. Es gibt in unserem Land – vor allem dass diese sechs Grundfunktionen möglichst im in den Regierungsbezirken Detmold, Arnsberg Gebiet einer Gemeinde, zumindest in deren nä- und Aachen – zahlreiche kleine und Kleinstge- herem Bereich erfasst werden. Dazu ist allerdings meinden von wenigen Hundert Einwohnern, die nur eine leistungsfähige Verwaltung in der Lage, weder eine voll ausgebaute Volksschule noch die ein größeres Gebiet und eine größere Zahl über ein Freibad, einen Kindergarten oder eine von Menschen betreut, als das heute in den klei- ausreichende Straßenbeleuchtung verfügen. Sie nen Gemeinden der Fall ist. sind infolge fehlender Gewerbebetriebe wirt- schaftlich und finanziell so leistungsschwach, dass sie auch mit Zuweisungen des Landes nur

Der Weg der Gemeinde Denklingen und der Gemeinde Eckenhagen zur Gemeinde Reichshof 11

Eine moderne Gemeinde müsste in der Lage die nächsten 50 bis 100 Jahre Bestand haben sein, die Angelegenheiten zu übernehmen, sollen, muss man vorsichtig und sorgfältig zu die zum Mindeststandard der gemeindlichen Werke gehen. Deshalb wird man Zusammenle- Selbstverwaltung gehören. Mit Recht stellt der gungen von Gemeinden wahrscheinlich durch Bürger heute höhere Anforderungen an die Leis- Einzelgesetze lösen müssen. tungen einer Gemeinde, als das früher der Fall war. Er verlangt, neben der meistens schon vor- Am liebsten wäre es dem Innenminister, wenn handenen Wasserversorgung und Kanalisation, die Gemeinden selbst zu der Einsicht kommen, ein voll ausgebautes Volksschulsystem mit Turn- dass sie durch Zusammenschluss mit anderen halle und Lehrschwimmbecken, ausreichende ihre Aufgaben besser erfüllen können. Jede Sportanlagen, insbesondere ein Freibad, Müll­ Ini­tiative auf diesem Gebiet wird von der Lan- abfuhr, Kindergarten, Jugendheim und Alten- desregierung NRW besonders begrüßt. heime, eine Bücherei usw. Ein Zusammenschluss mehrerer Gemeinden Diese Grundausstattung ist aber nur in Ge- wird anfänglich sicherlich einen höheren Finanz- meinden sinnvoll, die mindestens 5.000, besser bedarf in der neuen Gemeinde zur Folge haben. 10.000 Einwohner haben. Nur eine solche Ge- Sofern der Haushaltsplan es zulässt, müsste das meinde kann heute eine leistungsfähige Verwal- Land in diesen Fällen wohl auch gewisse Start- tung haben, die darüber hinaus in der Lage ist, hilfen geben. die vom Staat übernommenen Pflichtaufgaben zu erfüllen. In bestimmten Lagen werden wir als Jede kommunale Neugliederung findet natur- Ausnahme von dieser Regel wohl weiterhin noch gemäß ihre Grenzen im Grundgesetz und in der einen individuellen Zuschnitt für eine Gemeinde Landesverfassung. Wir wollen die Garantie der benötigen. Das gilt insbesondere in dünn besie- kommunalen Selbstverwaltung nicht antasten, delten Gebieten mit starker Streubebauung. betonte der Innenminister. Im Gegenteil: Durch eine vergrößerte und gestärkte Leistungsfähig- Sicherlich wird eine große Zahl von ländlichen keit der Gemeinden wird auch die kommunale Gemeinden von den Reformbestrebungen be- Selbstverwaltung als Institution neuen Auftrieb troffen werden. Die entsprechenden Planungen erhalten. Jede Gemeinde hat einen Anspruch lassen sich aber nicht von heute auf morgen darauf, dass ihre Selbständigkeit nur dann be- durchführen. Wir werden die Sache nicht sche- seitigt wird, wenn es aus Gründen des öffentli- matisch anfassen und schon auf keinen Fall chen Wohls nötig ist. „über‘s Knie brechen“, erklärte Innenminister Weyer. Wenn man Lösungen finden will, die für 12

ERLASS DES INNENMINISTERS AN DIE OBERKREISDIREKTOREN VOM 27. SEPT. 1966

er Innenminister hat die Oberkreisdirektoren kreisdirektors einbezogen werden konnten. Der D mit seinem Erlass vom 27. Sept. 1966 in ihrer Innenminister stellte nach einer Protestnote Eigenschaft als untere staatliche Verwaltungs- des Rheinischen Gemeindetages klar, dass er behörde aufgefordert, ihre Vorstellungen über sich erstmals für das Gebiet aller Landkreise die Neugliederung der Gemeinden ihres Land- einen allgemeinen Überblick über die bereits kreises mitzuteilen. bestehenden oder in Vorbereitung befindlichen Neugliederungspläne verschaffen wollte. Es Durch diese Aufforderung ist viel Unruhe und hat niemals die Absicht bestanden, allein aus Misstrauen in den Gemeinden entstanden be- den hierauf folgenden Berichten, Vorschlägen sonders deswegen, weil der Erlass unter „ver- und Plänen der Oberkreisdirektoren konkrete traulich“ ergangen ist und die Gemeinden Neugliederungsmaßnahmen einzuleiten. insoweit nicht in die Überlegungen des Ober-

GUTACHTEN DER SACHVERSTÄNDIGEN- KOMMISSION VOM 22. NOV. 1966 ZUR „NEUGLIEDERUNG DER GEMEINDEN IN DEN LÄNDLICHEN ZONEN DES LANDES NRW“

aus der Zeitschrift „Die Gemeinde“ Heft Nr. 2 aus zwanziger und dreißiger Jahre nicht mehr erlebt Februar 1967 von Clemens Dahm, Bad Godesberg wurde. Die Unruhe ist wohlbegründet. Würde das Gutachten wörtlich und schematisch durch- ie Veröffentlichung des Gutachtens war frap- geführt, würden von den vorhandenen ca. 2.300 D pierend. Sie hat eine kommunale Unruhe Gemeinden etwa 1.000 ihre Existenz verlieren ausgelöst, wie sie bisher seit den Reformen der und in größeren Einheiten aufgehen.

Der Weg der Gemeinde Denklingen und der Gemeinde Eckenhagen zur Gemeinde Reichshof 13

Für die Neuordnung der Gemeinden im ländli- • Bücherei, chen Bereich geht die Sachverständigenkom- • Freibad, mission von zwei Gemeindetypen mit unter- • Kindergarten, Kinderhort, Kinderspielplätze, schiedlichen Funktionen aus. • Jugendheim, • Gemeindepflegestation, Altenheim, Gemeinden des Typs (A) sollten über eine be- • Verwaltungsgebäude. stimmte Grundausstattung mit öffentlichen und privaten Einrichtungen der Daseinsvorsorge ver- Die Fläche dieser Verwaltungseinheit soll so fügen. bemessen sein, dass alle Einwohner von ihrer Wohnung aus, die zentralen Einrichtungen un- Gemeinden des Typs (B) halten über diese ter Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln Grundausstattung hinaus Versorgungseinrich- in höchstens einer ½ Stunde erreichen können. tungen und Dienstleistungen höherer Art nicht Eine einheitliche Entwicklung ihres Gebietes nur für den eigenen Bedarf, sondern vielmehr und eine einheitliche abgeschlossene Bauleit- auch für einen über das gemeindliche Gebiet planung sollen möglich sein. hin­ausgehenden Bereich vor. Gemeinden des Typs (B) sollen nach Ansicht der Nach den Vorstellungen der Sachverständigen- Sachverständigenkommission zusätzlich zu den kommission sollte eine Gemeinde des Typs (A), eben genannten Einrichtungen bereitstellen: die auch alle Pflichtaufgaben zur Erfüllung nach • Gymnasium (zweizügig) Weisung und Auftragsangelegenheiten der -ört • Realschule (zweizügig) lichen Ebene wahrzunehmen haben würde, in • Sonderschule der Regel mindestens 8.000, bei ungünstigem • Hallenbad räumlichen verkehrsmäßigen Bedingungen • Schlachthof, möglichst nicht weniger als 5.000 Einwohner • größeren Raum für kulturelle Veranstaltungen. zählen und etwa folgende Grundausstattung darbieten können: Die Gemeinden des Typs (B) sollen den Mittel- • Voll ausgebaute Volksschule mit punkt eines Versorgungsbereiches bilden, der Lehrschwimmbecken und Turnhalle, aufgrund größerer Verdichtung, größerer Wirt- • Sportplatz, schaftskraft und günstiger Verkehrslage neben • Friedhof mit Leichenhalle, der Grundversorgung für den eigenen Bereich • Feuerwehr, Einrichtungen vorhält, die nicht in jedem Ver- • Wasserversorgung, Kanalisation, Kläranlage, sorgungsbereich (Gemeinden des Typs A) erfor- • Müllabfuhr, derlich sind, oder die nur für einen über den ei- 14

genen Gemeindebezirk hinausgreifenden Raum sorgungsleistungen und Einrichtungen höherer wirtschaftlich betrieben werden können. Art einschließt.

Bei den Gemeinden des Typs B wird es sich viel- Eine Gemeinde des Typs B sollte einen Siedlungs- fach um die ländlichen Klein- und Mittelstädte schwerpunkt besitzen und eine höhere Einwoh- handeln, die auch heute schon kommunale nerzahl haben als die Gemeinden des Typs A. Ihr Einrichtungen höherer Art für benachbarte selb- Einzugs- und Versorgungsbereich sollte in der Re- ständige Gemeinden bereitstellen. gel mindestens 30.000 Einwohner umfassen und verkehrsmäßig so gestaltet sein, dass die Einrich- Die Versorgung der ländlichen Bereiche kann tungen höherer Art den Benutzern in zumutbarer nach Auffassung der Gutachter erst dann als Entfernung zur Verfügung stehen. Die Gemeinden im ausreichenden Maße gewährleistet gelten, des Typs B sollten möglichst in die Lage versetzt wenn dem lückenlosen System der Versor- werden, ihren Verpflichtungen gegenüber dem gungsnahbereiche ein möglichst lückenloses Versorgungsbereich, der nicht an der Gemeinde- System übergreifender Versorgungsbereiche grenze endet, aus eigenen Einnahmen und durch der zentralen Orte entspricht, dass jeden Versor- Zuweisungen des Landes ohne Inanspruchnahme gungsnahbereich in Bezug auf bestimmte Ver- der Nachbargemeinden zu erfüllen.

DIE VERBINDLICHKEIT DES GUTACHTENS

ngesichts der klaren Forderungen, die die Meinungsbildung in der gemeindlichen Ebene A Sachverständigenkommission in dem Gut- beitragen. achten niedergelegt hat, ist die Frage nach der Verbindlichkeit des Gutachtens von besonderer Es ist Sache der Vertretungen und Verwaltungen Bedeutung. Hierzu muss deutlich gesagt wer- der Gemeinden und Aufgabe der staatlichen den, dass das Gutachten keine Rechtsverbind- Aufsichtsbehörden, ihre Vorstellungen über eine lichkeit hat und die Initiative für eine Neuord- kommunale Neugliederung an diesen allgemei- nung den Gemeinden überlässt. Das Gutachten nen Grundsätzen zu orientieren und ihrerseits soll „nicht nur der Landesregierung als Grund- Vorschläge zu machen.“ lage für ihre Entschlüsse dienen, sondern zur

Der Weg der Gemeinde Denklingen und der Gemeinde Eckenhagen zur Gemeinde Reichshof 15

DIE KOMMUNALE NEUGLIEDERUNG IM OBERBERGISCHEN KREIS, INSBESONDERE IN DEN ALTGEMEINDEN DENKLINGEN UND ECKENHAGEN

Aus einem Vermerk vom damaligen Gemeindedirektor biet hat und dabei die Grenzen bis Denklingen Albert Klitscher, Gemeinde Denklingen vom 3. April 1967 – Brüchermühle und im Osten bis an die west- fälische Grenze der Gemeinde Eckenhagen ver- n einer Besprechung der Stadt- und Gemeinde- laufen lässt, wobei die EB 55 (heutige BAB A4) I direktoren am 24. Feb. 1967 unterrichtete der die Grenze nach Norden und die B 256 die Gren- Oberkreisdirektor Dr. Goldenbogen die Haupt- ze nach Westen sein soll. Bei einer solchen gemeindebeamten von dem Auftrag, den die Neugliederung würde ein kleiner Gebietsteil Kreise vom Innenminister wegen der Neuglie- von Denklingen und der räumliche wohl etwas derung der Gemeinden erhalten haben. Am glei- größere Südteil, dafür aber wirtschaftlich unbe- chen Tag wurde auch der Planungsausschuss deutende Teil der Gemeinde Eckenhagen zu ei- des Kreises über die beabsichtigte kommunale ner Gemeinde zusammengeschlossen werden. Neugliederung unterrichtet. In dieser Sitzung trug der Oberkreisdirektor und Kreisbaudirek- Eine solche Neubildung lässt bei der geringen tor Sahr dem Planungausschuss die Grundkon- Wirtschaftskraft erkennen, dass diese -Gemein zeption des Kreises über die Neugliederung der de eine wirtschaftlich schwache und gegenüber kommunalen Grenzen innerhalb des Kreisgebie- dem bisherigen Gemeindegebiet Denklingen tes vor. Der Oberkreisdirektor hat in seinen Dar- völlig unbedeutende Konstruktion sein würde. legungen erklärt, dass der Kreis die Vorstellung habe, dass in Zukunft nicht mehr 14, sondern Am 16. Feb. 1967 hat im Sitzungssaal des Rat- nur noch 9 Gemeinden bestehen. hauses Denklingen ein Gespräch über eine Neuorientierung stattgefunden, an dem teilge- Soweit die Gemeinde Denklingen dabei be- nommen haben: Gemeinde Denklingen; Bürger- troffen werde, glaubte der Kreis, durch die in meister Jaeger, Gemeindedirektor Klitscher, als der Planung befindliche Wiehltalsperre ein Ge- Beauftragter des Oberkreisdirektors; Kreisbaudi- meindegebiet abgrenzen zu müssen, das als rektor Sahr. Kernpunkt dieses unmittelbare Talsperrenge- 16

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Durch dieses Gespräch wollte der Kreis erfahren, Klitscher zu einer Besprechung eingeladen. In welche Vorstellungen die Gemeinde Denklingen dieser Besprechung kamen alle Herren zu dem zu einer Neuorientierung hat. Ergebnis, dass der Vorschlag des Kreises unglück- lich sei und dass die „Wiehltalsperrengemeinde“ Herr Sahr wurde von der Auffassung der Ge- eine ausgesprochen arme Landgemeinde wer- meinde Denklingen unterrichtet, die folgende den würde. Alle Herren waren sich einig, dass es Grenzen einer neuen Gemeinde hatte: für die betroffenen Gebiete besser sei, wenn der Kreis bei der Forderung bleiben sollte, die Ge- Im Westen Grenzverlauf entsprechend der alten meinden Denklingen und Eckenhagen dann ganz Grenze, im Süden Verlagerung der Grenze, so aufgelöst und größeren, wirtschaftlich stärkeren dass die Orte Rölefeld, Eiershagen, Hasenbach, Gemeinden zugegliedert würden. Dreslingen und Hähnen in die neue Gemeinde einbezogen werden, dann Grenzverlauf nach Der Bürgermeister und der Gemeindedirektor Osten und Norden entsprechend der alten Ge- wurden beauftragt, mit dem Kreis deshalb zu meindegrenze Eckenhagen, dabei Abweichen verhandeln und dem Kreis zu erklären, dass die nach Westen an Hespert vorbei über die Has- Gemeinde Denklingen auf dem, an Baudirektor bacher – Sinsperter Höhe ins Steinaggertal und Sahr übergebenen Vorschlag bestehen müsse, dann Verlauf im Norden oberhalb Ersbach, Zim- wobei zu prüfen wäre, ob die Grenze der neu- merseifen auf die Höhe der Berge des Aggerta- en Gemeinde so weit nach Norden verschoben les unter Ausklammerung der Orte Merkausen würde, dass auch Eckenhagen und die unmit- und Seifen, wobei bei Ohlhagen wieder die alte telbar an Eckenhagen liegenden Orte, wie Wie- Denklinger Gemeindegrenze erreicht werden denhof, Hahnbuche und Branscheid mit in die sollte. neue Gemeinde einbezogen werden. Grund- sätzlich muss aber gefordert werden, dass der Der Kreis ist dann bei seinen Überlegungen Raum Hunsheim unverändert bei der neuen diesen Vorstellungen nicht gefolgt, sondern Gemeinde verbleibt. Ferner sollte dem Kreis vor- hat als Vorschlag die „Wiehltalsperrengemein- geschlagen werden, dass die Orte Baldenberg de“ mit den angegebenen Grenzen der EB 55 und Hüngringhausen bei der neuen Gemeinde (heutige BAB A 4) und B 256 zunächst auf- verbleiben, weil dieses dem Willen der Bevölke- recht erhalten. rung entsprechen würde.

Am 1. März 1967 hat Bürgermeister Jaeger, Ge- Zu einer Besprechung dieser Frage hatte der meinde Denklingen, die Fraktionsführer, der im Oberkreisdirektor die Kreistagsabgeordneten der Rat vertretenen Parteien und Gemeindedirektor Gemeinde Denklingen und Eckenhagen sowie die 18

Hauptgemeindebeamten der beiden Gemeinden Eckenhagen erklärten, vor allem der Kreistags- am 9. März 1967 ins Kreishaus eingeladen. abgeordnete Peters, dass er etwas andere Vor- stellungen habe, er hätte es z.B. als durchaus An dieser Besprechung nahmen teil: glücklich angesehen, wenn der Raum um den • der Oberkreisdirektor Dr. Goldenbogen, Ort Eckenhagen der Gemeinde Bergneustadt • Kreisbaudirektor i.R. Sahr, zugeteilt würde. Im Laufe der Verhandlungen • von der Gemeinde Denklingen: stimmten jedoch beide Kreistagsabgeordnete die Kreistagsabgeordneten dem „Alternativvorschlag“ zu. Bürgermeister Jaeger und Schmalenbach Jaeger erklärte dabei, dass der von dem Kreis- Gemeindedirektor Klitscher tagsabgeordneten Kierdorf unterrichtet sei, dass • von der Gemeinde Eckenhagen: Herr Kierdorf den Vorstellungen der Gemeinde die Kreistagsabgeordneten Denklingen folge und den Vorschlag unterstütze. Peters und Leienbach Gemeindedirektor Raeuter Der Oberkreisdirektor gab als Abschluss des Gespräches zu erkennen, dass er einen Zusam- Nach einer in guter Atmosphäre durchgeführten menschluss der Gemeinden Denklingen und Besprechung stimmten die Herren des Kreises Eckenhagen mit den geringen Abweichungen dem Vorschlag der Gemeinde Denklingen zu, für überaus glücklich ansehe und bereit sei, der als Alternativvorschlag gelten soll. Sowohl diesen Vorschlag voll zu unterstützen. der Oberkreisdirektor, als auch der Kreisbau- direktor waren dabei der Meinung, dass es un- In die neue Gemeinde sollen einbezogen wer- möglich sei, die Orte Baldenberg und Hüngring- den, die Orte Rölefeld, Eiershagen, Hasenbach, hausen bei der neu zu bildenden Gemeinde Dreslingen und Hähnen. Im Übrigen sollen die zu belassen. Diese Orte gehören ihrer geogra- Gemeindegebiete unverändert bleiben. fischen und wirtschaftlichen Lage nach, zum Raum Bergneustadt und deshalb müssten diese Der Oberkreisdirektor empfiehlt, den Vorschlag Orte auch ausgeklammert werden. Etwas ande- jetzt mit den Gemeinderäten zu diskutieren und res seien die nördlich von Eckenhagen in der jet- möglichst auch schon Vorschläge zu unterbrei- zigen Gemeinde Eckenhagen liegenden Orte zu ten, wo das Verwaltungszentrum der neuen bewerten. Hier sei bei den Orten eine enge Ver- Gemeinde sein soll. Bei dem zu machenden flechtung mit dem Ort Eckenhagen festzustel- Vorschlag sei darauf zu achten, dass der Ver- len, wobei die Orte Hecke und Geschleide dem waltungssitz eine gute Anbindung an die Le- Bergneustädter Raum zugeteilt werden müss- bensader der Gemeinde, das ist die B 256, hat ten. Die Kreistagsabgeordneten der Gemeinde und dass vom Verwaltungssitz aus, eine ausrei-

Der Weg der Gemeinde Denklingen und der Gemeinde Eckenhagen zur Gemeinde Reichshof 19

chende Versorgung der Bürger gesichert ist. Zu fasst werden muss. Die Verwaltungen könnten dieser Versorgung rechnet nicht nur die Lage zu weitergeführt werden, wobei die neue Gemein- einem Einkaufszentrum, sondern auch die Mög- de die Beamten und Angestellten der unterge- lichkeit, Schulen und weiterführende Schulen zu gangenen Gemeinden überninmmt. besuchen, wobei auch Gelegenheit zum Besuch kultureller Veranstaltungen gegeben sein sollte. Die Gemeinde Denklingen und Eckenhagen würden als Rechtspersönlichkeit untergehen. Bei der Abwägung aller Faktoren ist die Verwal- Für die Gemeinderäte bedeutet das, dass sie mit tung der Meinung, dass ein Ort im Gebiet der der Auflösung ausscheiden. Innerhalb einer Frist beiden Gemeinden eines Tages die Vorausset- von drei Monaten müssen die Gemeinderäte zungen (für den neuen Verwaltungssitz) erfüllen neu gewählt werden. kann, und zwar ist das der Ort Brüchermühle. In diesem Ort werden Straßen nach allen Rich- Denklingen, den 3. April 1967 tungen zusammentreffen. Durch die neue B 256 Gemeindedirektor Albert Klitscher wird es möglich sein, in kürzester Frist in den Norden der Gemeinde und darüber hinaus in größere Städte zu kommen.

Bei dem jetzigen Stand der Verhandlungen taucht auch die Frage auf, welche Auswirkungen­ ein Zusammenschluss der beiden Gemeinden haben wird. Der Zusammenschluss zweier Ge- meinden, die in ihrem wesentlichen Kern beste- hen bleiben, ist die einfachste Form der Neuglie- derung. Es werden dadurch, dass einzelne Ortschaften abgetreten werden und neue hin- zukommen, vermögensrechtliche Auseinander- setzungen notwendig werden. Im Wesentlichen wird diese Auseinandersetzung aber erspart, weil das Vermögen der beiden Gemeinden auf die neu zu bildende Gemeinde übergeht. Anders ist es mit den Satzungen. Hier wird eine Neu- ordnung nötig werden, weil das jetzt für jede Gemeinde gesondert geltende Ortsrecht neu ge- 20

ZUSAMMENSCHLUSS DER ALTGEMEINDEN DENKLINGEN UND ECKENHAGEN ZUR GEMEINDE REICHSHOF

us der Niederschrift der gemeinsamen Sit- 1968 angenommen wurden. Wenn nun zu dieser A zung der Gemeinderäte der Gemeinden Sitzung eingeladen wurde, um die Unterzeich- Denklingen und Eckenhagen am 14. Mai 1968 in nung in diesem größeren und feierlichen Rah- der Gastwirtschaft Heinz in Mittelagger. men stattfinden zu lassen, so ist dies geschehen, um nach Außen der geschichtlichen Bedeutung Nach Absprache zwischen den beiden Bürger- der Vertragsabschlüsse Ausdruck zu verleihen. meistern Jaeger (Denklingen) und Haas (Ecken- hagen) begrüßte der Dienstälteste, Bürgermeister Bürgermeister Jaeger verband damit den Jaeger, die Erschienenen. Er führte unter anderem Wunsch, dass für die neue Gemeinde der Ab- aus: „Wenn ich die heutige gemeinsame Sitzung schluss der Verträge der Anfang einer gemeinsa- der Räte von Eckenhagen und Denklingen eröff- men guten Zeit ist.“ Die Herren der Räte waren ne, so deshalb, weil eine Absprache mit meinem einstimmig mit der Unterzeichnung der Verträge Kollegen Haas besteht, dass ich als Dienstältester durch die beiden Ratsvorsitzenden, den Vertre- und an Lebensjahren ältester Ratsvorsitzender die tern aus dem Rat und den beiden Gemeindedi- Begrüßungsworte sprechen soll. Ich habe diese rektoren einverstanden. Es wurde bestimmt, dass Aufgabe sehr gerne übernommen und bin erfreut für Denklingen: Bürgermeister Jaeger, Gemeinde­ über das Zustandekommen der heutigen gemein- vertreter Stangier, Gemeindedirektor Klitscher samen Sitzung. Deshalb ist es mir ein Herzensbe- und für Eckenhagen Bürgermeister Haas, Ge- dürfnis, Sie alle gemeinsam begrüßen zu können. meindevertreter Pühler und Gemeindedirektor Raeuter die Unterzeichnung vornehmen. Der Sinn der heutigen Tagung ist die Unter- zeichnung der Verträge, die zwischen den bishe- Nach dieser Feststellung fand die feierliche Un- rigen Gemeinden Eckenhagen und Denklingen terzeichnung durch die beauftragten Herren abzuschließen sind, um eine neue Gemeinde statt. Im Anschluss hieran sprach Bürgermeister „Reichshof“ zu bilden. Haas das Schlusswort und drückte dabei den Wunsch für eine gute Entwicklung der neuen Schließlich darf ich feststellen, dass die Verträge Gemeinde „Reichshof“ und für eine gute Zusam- in den Sitzungen der Räte am 20. und 21. März menarbeit in dieser Gemeinde aus. Den beiden

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Gemeindedirektoren übergab er dann die Ausferti- Mit Wirkung zum 1. Mai 1969 wurde eine gungen der Urkunden. Es handelte sich dabei um: Öffentlich-rechtliche Vereinbarung zwischen den Gemeinden Denklingen und Eckenhagen • den Gebietsänderungsvertrag, über die Bildung einer Verwaltungsgemein- • die Investitionsabsprache zwischen der schaft geschlossen, die am 10. Sept. 1968 Gemeinde Denklingen und Eckenhagen, unterzeichnet wurde. • die Vereinbarung über gegenseitige Verwaltungshilfen

Gemeinde Reichshof Skizze aus 1968 22

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ANDERE BESTREBUNGEN ZUR GESTALTUNG DER KOMMUNALEN NEUGLIEDERUNG DER ALTGEMEINDEN DENKLINGEN UND ECKENHAGEN

Resolution des SPD-Ortsvereins sollte man wegen der Tendierung der Bevöl- Eckenhagen-Nord vom 15. Dez. 1968 kerung der Gemeinde Wiehl zuschlagen. Der an die Landespolitik zu Kommunalen Raum Denklingen müsste, auch im Hinblick auf Neugliederungsmaßnahmen die Tendenz der Bevölkerung, der Stadt Wald-

(in Textauszügen dargestellt) bröl zugeordnet werden.

er Ortsverein steht hinter dem Vorschlag sei- Diese Vorschläge würden in erster Linie der Ten- D nes Mitglieds Gv. Kurt Treptau zur kommu- denz der Bevölkerung gerecht. Aber nicht nur nalen Neugliederung im Gebiet der Gemeinden das. Sie würden Wiehl für den verlorenen Ag- Eckenhagen und Denklingen. gerraum teilweise entschädigen. Sie würden die Gemeinde Eckenhagen stärken, aber in über- Sein Vorschlag geht dahin: schaubaren Grenzen halten. Die Stadt Waldbröl das Steinaggertal in den Grenzen der Kir- bekäme mit dem Raum Denklingen einen Zu- chengemeinde Eckenhagen der Gemeinde wachs, der ihr als Typ B Gemeinde zustände. Eckenhagen zuzuschlagen, den Raum Balden- berg-Hüngringhausen der Stadt Bergneustadt Wir sind der Auffassung, eine Neugliederung zuzuweisen und die Ortschaft Wald zur Arron- darf nicht dazu dienen, unsinnige Verwaltungs- dierung und Begradigung der Westgrenze wie- einheiten zu schaffen, was immer auf Kosten der der Eckenhagen zuzuschlagen. Da von allen Bürger geht. Stellen erkannt wurde, die Wiehltalsperre müs- se in einer Gemeinde liegen, müssten automa- Der SPD-Ortsverein ist gegen einen – wie von tisch die Ortschaften Löffelsterz und Heischeid den Räten beschlossenen – Zusammenschluss ebenfalls der Gemeinde Eckenhagen zuerkannt der Gemeinde Eckenhagen und Denklingen zum werden, jedoch nur dann, wenn dies dem Wil- Reichshof, und zwar auch aus geographischen len der Bürger dieser Orte entspricht. Den und verkehrstechnischen Gründen. Raum Hunsheim, Volkenrath bis Brüchermühle 30

In diesem Zusammenhang stellt sich die Fra- Beschluss des SPD-Ortsvereins Denklingen ge nach dem künftigen Verwaltungssitz. In § 3 vom 16. Januar 1969 des Gebietsänderungsvertrages der Gemeinden zur kommunalen Neugliederung der Eckenhagen und Denklingen für den zukünftigen Gemeinden Denklingen und Eckenhagen

Reichshof steht: „Der Verwaltungssitz der Ge- (im gesamten Wortlaut dargestellt) meinde Reichshof wird vom neuen Gemeinderat bestimmt.“ Der SPD-Ortsverein hält diesen Pas- sus für unverantwortlich, man hätte sich über die- er SPD-Ortsverein Denklingen hat in seiner sen entscheidenden Punkt vorher einigen sollen. D Jahreshauptversammlung am 16. Jan. 1969 seine Entscheidung vom 4. April 1967 bestätigt Herr Gemeindedirektor Klitscher (Denklingen) und erneut mit großer Mehrheit den Beschluss hat sich in einem Rundschreiben an die Bevöl- gefasst: Der SPD-Ortsverein Denklingen ist der kerung kürzlich wie folgt geäußert: „In früheren Meinung, dass die Gemeinde Denklingen im Erklärungen ist bereits gesagt worden, dass Ver- Rahmen der kommunalen Neugliederung nicht waltungssitz nur ein Ort sein kann, der infolge mit der Gemeinde Eckenhagen zur Gemeinde seiner Bedeutung zur Aufnahme einer Verwal- Reichshof zusammengefasst, sondern aufgelöst tung geeignet ist, dabei aber die verkehrsmäßi- werden sollte. ge Anbindung hat, die von einem Verwaltungs- sitz gefordert werden muss.“ Folglich kommen Dabei wäre der Raum Denklingen in die Gemein- lt. Gemeindedirektor Klitscher nur die Orte de Waldbröl einzugliedern. Der mittlere Teil der Eckenhagen oder Brüchermühle in Frage. Gemeinde von Brüchermühle bis Ohlhagen wäre in die Gemeinde Wiehl einzugliedern. Der Im weiteren Verlauf der SPD-Resolution wird für Raum Hunsheim und das Steinaggertal wären einen Verwaltungssitz in Eckenhagen plädiert. so einzuordnen, wie es die dortige Bevölkerung in einer noch durchzuführenden Befragung Die Resolution wurde von Günter Treptau 1. Vor- wünscht. sitzender des SPD-Ortsvereins unterzeichnet. Der Abstimmung war eine mehrstündige De- batte vorausgegangen. Während einige Ge- meindevertreter ihre Argumente zugunsten des Reichshofes vorbrachten und ihre Zustimmung zum geplanten Reichshof verteidigten, äußerten fast alle übrigen Versammlungsteilnehmer ihre

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Bedenken und Zweifel in die Richtigkeit dieser Diskussiongrundlage waren: Gesetzentwurf des Entscheidung. Wenn schon eine kommuna- Innenministeriums, Plan der Kreisverwaltung, le Neugliederung durchgeführt wird, so sollte Plan der SPD Oberberg, Beschlüsse des Kreista- diese auch für die Einwohner der Gemeinde ges, Beschlüsse des Gemeinderates, Resolution Denklingen einen Schritt in eine bessere Zukunft der SPD Eckenhagen, Stellungnahme Eisenhuth, bringen. In einem Zusammengehen mit Ecken- Wiehl, Resolution der 13 Bürger aus dem Raum hagen sah man jedoch nur einen Rückschritt. Denklingen-Brüchermühle und die Ergebnisse Eine positive Entwicklung sei nur von einem der Befragungen im Raum Denklingen, Brü- Zusammengehen mit großen Gemeinden wie chermühle, Sotterbach, Drespe, Volkenrath und Waldbröl oder Wiehl zu erwarten, wie es die Ohlhagen, die von den verschiedensten Bürgern SPD-Oberberg in dem von Dr. Solbach MdL aus- durchgeführt wurden. gearbeiteten Optimalplan vorgeschlagen hat. Dieser Beschluss ist nicht mit einer Unterschrift versehen. 32

AKTIVITÄTEN VERSCHIEDENER BÜRGERINNEN UND BÜRGER IM RAUM DENKLINGEN/BRÜCHERMÜHLE AUS OKT./NOV. 1968 ... 33

... GEGEN DEN ZUSAMMENSCHLUSS ZUR GEMEINDE REICHSHOF 34

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BESTREBUNGEN DER STADT WALDBRÖL ZUR ÜBERNAHME DES RAUMES DENKLINGEN-BRÜCHERMÜHLE IM ZUGE DER KOMMUNALEN NEUORDNUNG

n einer Sonderausgabe des „Waldbröler Lo- hen. Der Herr Regierungspräsident beabsichtigt I kalanzeigers“ aus dem Jahr 1968 wurde ein in der Schulneuordnung, die Hauptschüler der Vorschlag der Stadt Waldbröl zur Neugliederung Ortschaften Denklingen, Brüchermühle und Hei- der Gemeinden des Oberbergischen Kreises vor- scheid dem Hauptschulbezirk Waldbröl zuzuord- gestellt. Darin ging es insbesondere um die Stär- nen. Im Sinne einer großräumigen Raumordnung kung der Stadt Waldbröl in ihrer überörtlichen und Bildungsplanung ist eine solche Vorstellung Ausrichtung als Schul- und Versorgungsstandort. zu begrüßen. Nicht zuletzt wird die Wiehltalsperre In diesem Zusammenhang wurde deutlich ge- dieses Gebiet gegen das zukünftige Gemeinde- macht, dass der Raum Denklingen-Brüchermüh- gebiet der Reichshof-Gemeinde und deren Zen- le eindeutig verkehrsmäßig, wirtschaftlich, kultu- trum, das bis heute noch nicht vorhanden ist, rell und schulisch zum anerkannten Schwerpunkt wie ein Riegel abschirmen und in der weiteren des Südkreises (Waldbröl) orientiert ist. Begrün- Entwicklung erheblich hemmen. Da nach pla- dung: „Es ist unbestritten, dass die beiderseitigen nerischen Grundsätzen das Einzugsgebiet einer Grenzgebiete Waldbröl/Denklingen durch das Talsperre einer Gemeinde zugeordnet werden Auspendeln der Arbeitskräfte nach Brüchermühle soll, sollte die Grenze im Nord-Osten an der Gren- in dieser Beziehung eng miteinander verbunden ze des Einzugsgebietes verlaufen und im Norden sind. Sonst ist aber dieser kleine Wirtschaftsraum zwischen Heischeid und Sengelbusch“. – wie es auch im Kreisentwicklungsplan 1964 dar- gestellt ist – engstens mit Waldbröl verflochten. Die im Lokalanzeiger dargestellten Forderungen Das gesamte Gebiet wird in den nächsten Jahren zu Gebietsübertragungen aus der Altgemein- mit uns eine einheitliche Entwässerung haben. de Denklingen wurden von der Stadt Waldbröl Die Versorgung mit Wasser erfolgt aus dem Hoch- bis zur Landesregierung vorgetragen und in der behälter Stungsberg auf Waldbröler Gebiet. Die Landtagsdrucksache Nr.: 852 vom 3. Sept. 1968 Elektrizitätsgenossenschaft Dickhausen versorgt im - Entwurf eines Gesetzes zur Neugliederung Brüchermühle mit Strom. Zwischen Brücher- des Oberbergischen Kreises – dargestellt. Den mühle und Waldbröl soll nach der Vorstellung der Forderungen der Stadt Waldbröl wurde im Ge- Landesplanung eine Entwicklungsachse entste- setzgebungsverfahren nicht gefolgt. 36

ÜBERLEGUNGEN AUS DEM GEBIET DER STADT WIEHL ZU GRENZVERLÄUFEN UND DER ÜBERNAHME VON ORTSCHAFTEN AUS DEM DENKLINGER GEMEINDEGEBIET

us einer Anhörung zur kommunalen Neuglie- tenzberechtigung mehr hätten, das Wiehltal bis A derung vor dem Landtagsausschuss für Ver- zur Talsperre eine Einheit bilde, im übrigen die waltungsreform am 28. Feb. 1969 in Deitenbach, Gebiete westlich der EB 256 zu Wiehl gehörten, . Auszugsweise aus der Stel- einschließlich der Industriegebiete Hunsheim lungnahme der Gemeinde Denklingen und der und Brüchermühle. Wiehl müsse um jeden Preis Gemeinde Eckenhagen zur Bildung der Gemein- durch die kommunale Neugliederung gestärkt de Reichshof, vorgetragen von Bürgermeister werden. Alles was dann übrig bliebe, solle unter Karl-Heinz Pühler, Gemeinde Eckenhagen. die Anliegenden verteilt werden. Fürwahr! Eine einfache Methode und sicherlich der „Inbegriff“ „Die nächste Einzelstimme kam aus dem Raum der Eingemeindungsvorstellungen! Rosinen kas- Wiehl, nachdem der Gemeinderat Wiehl es sieren, um den Rest soll sich reißen wer will. Die am 25. Sept. 1968 abgelehnt hatte, in seiner Forderung „um jeden Preis“ lässt die Tendenz Resolution auch Gebietsforderungen an den erkennen und die völlige Verkennung der Proble- Reichshof zu stellen. Er wollte die zwischen me, warum eigentlich Eckenhagen und Denklin- den Gemeinden Denklingen und Eckenhagen gen ihren Zusammenschluss nun auch endgültig getroffenen Vereinbarungen in keiner Weise vollziehen möchten. Der Gemeinderat in Wiehl stören, bat aber darum, dass man sich über hatte hier eine bessere Erkenntnis! Die vom Ver- Grenzkorrekturen unterhalten müsse. Die Un- fasser angesprochenen Abstimmungsergebnisse terhaltungen haben stattgefunden, jedoch ein in den Dörfern sind absolut wertlos, da sie unter Gebietsänderungsvertrag ist bis heute nicht zu- Voraussetzungen zustande gekommen sind, die stande gekommen. man nicht objektiv ansprechen kann.“

Der Verfasser der Einzelresolution versucht mit Es fanden Abfragen in der Bevölkerung der Ort- Zahlen und Daten und Abstimmungsergebnissen schaften Ohlhagen, Seifen, Merkausen, -Freck darzutun, dass die Gemeinden Denklingen und hausen und Alpermühle zur zukünftigen Ge- Eckenhagen keinerlei verwaltungsmäßige Exis- meindezugehörigkeit statt. Dabei sprach sich

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kein Anwohner für „Reichshof“ aus. Für die Zu- Im Zuge der kommunalen Neugliederung gin- gehörigkeit zur Stadt Wiehl sprachen sich 236 gen die Orte Merkausen, Seifen und Alpermüh- Personen aus. le zur Stadt Wiehl. Ohlhagen und Freckhausen gehören zur Gemeinde Reichshof.

GESETZ ZUR NEUGLIEDERUNG DES OBERBERGISCHEN KREISES vom 2. Juni 1969 GV NW Nr. 26 vom 11. Juni 1969 Inkraftgetreten am 1. Juli 1969

er Entwurf des Gesetzes zur Neugliederung Gemeinden Lieberhausen, Stadt Waldbröl, Nüm- D des Oberbergischen Kreises wurde dem Land- brecht und Wiehl eingegliedert werden. Die neue tag des Landes NRW am 3. September 1968 zur Gemeinde wird im Norden an die Städte Gum- Beratung und Beschlussfassung zugeleitet. mersbach und Bergneustadt grenzen, im Osten an die Landkreise Olpe und Altenkirchen (Rhein- In § 3 des Gesetzentwurfs wurde der Zusam- land-Pfalz), im Süden an die Gemeinde Morsbach menschluss der Gemeinde Denklingen und der und die Stadt Waldbröl und im Westen an die neue Gemeinde Eckenhagen zur neuen Gemeinde Gemeinde Wiehl. Im äußersten Südwesten wird Reichshof geregelt. In der Einzelbegründung zu ein kleiner Teil ihres Grenzverlaufs zugleich Grenze § 3 des Neugliederungsgesetzes heißt es u.a.: Die der neuen Gemeinde Homburg sein. Gemeinden Denklingen (7.266 Einwohner, 48,66 qkm) und Eckenhagen (8.014 Einw., 68,14 qkm), Beide heutigen Gemeinden sind nach der Dar- sollen, mit Ausnahme der den Städten Gum- stellung im Landesentwicklungsplan I als Ge- mersbach und Bergneustadt anzugliedernden Ge- meinden mit zentralörtlicher Bedeutung für ei- bietsteile aus der Gemeinde Denklingen, zu einer nen Versorgungsbereich ausgewiesen, der 5.000 neuen Gemeinde zusammengeschlossen werden. bis 10.000 Einwohner umfasst oder in absehba- In diese Gemeinde sollen kleinere Gebietsteile der rer Zeit umfassen wird. 38

Unter Berücksichtigung der einzugliedernden Ge- diesem Gesetzesentwurf als auch von dem Vor- bietsteile wird die neue Gemeinde eine Fläche von schlag Waldbröls, die Denklinger Ortschaften 116,74 qkm haben, über 15.286 Einwohner verfü- Denklingen, Schalenbach mit Heseln, Oesingen gen und eine Bevölkerungsdichte von 131 Einw. je und Sterzenbach sowie die bisher zur Gemein- qkm aufweisen. Das künftige Bild ihrer kommuna- de Denklingen gehörenden Ortsteile Rölefeld len Ausstattung und ihrer Gewerbestruktur ist den, und Eiershagen in das Gebiet der Stadt Waldbröl an die allgemeine Begründung anschließenden einzubeziehen. Im übrigen stimmt der Kreistag Übersichten zu entnehmen. Ebenso geben diese dem Gesetzesentwurf aber zu. Auskunft über die entsprechenden Daten der bei- den bisherigen Gemeinden. (siehe Seite 44) Auch die Gemeinde Wiehl lehnt die Eingliede- rung eines Gebietsteils ihrer Gemeinde in die Die beiden Gemeinden stimmen dem vorgese- neue Gemeinde Reichshof ab. Sie ist vielmehr henen Zusammenschluss zu. Die Einbeziehung der Meinung, dass das gesamte Biebersteiner von Gebietsteilen der Gemeinden Lieberhausen Becken bis zur Trasse der neuen EB 256 der neu- und Nümbrecht erfolgt im Einvernehmen mit en Gemeinde Wiehl zugehören sollte. den beteiligten Gemeinden. Ferner bittet der Gemeinderat den Landtag, die Die Stadt Waldbröl widerspricht der Eingliede- Zweckmäßigkeit zu prüfen, einige in diesem rung eines Gebietsteils in die Gemeinde Reichs- Bereich liegende Ortschaften der künftigen Ge- hof. Sie schlägt zur Neugliederung in dem be- meinde Wiehl zuzuordnen. Ein näheres Einge- treffenden Grenzbereich stattdessen vor, den hen hierauf enthält die Stellungnahme nicht. Denklinger Wirtschaftsraum Brüchermühle/ Denklingen einschließlich der umliegenden Die beiden Gemeinden Denklingen und Ecken- Ortschaften ihrem Stadtgebiet zuzuordnen. hagen, die künftig eine Verwaltungseinheit - bil Ihre künftige Grenze soll hiernach im Nordosten den sollen, sind gleicher Struktur und geogra- an der Grenze des Einzugsgebietes der neuen phisch stark ineinander verzahnt. Sie stellen Wiehltalsperre und im Norden zwischen den ländliche Wohngemeinden mit einigen Indust- Denklinger Ortschaften Heischeid und Sengel- riestandorten dar, beide haben Anteil am Stei- busch verlaufen. nagger- und Wiehltal und verfügen infolge ihrer landschaftlichen Lage über anziehende Erho- Der Kreistag des Oberbergischen Kreises spricht lungsgebiete. Die vorhandenen Gewerbegebie- sich ebenfalls gegen die vorgesehene Einglie- te liegen vornehmlich im Raume Denklingen/ derung eines Gebietsteils der Stadt Waldbröl Brüchermühle (Gemeinde Denklingen) sowie in aus und empfiehlt in Abweichung sowohl von den Räumen Eckenhagen und Wildbergerhütte

Der Weg der Gemeinde Denklingen und der Gemeinde Eckenhagen zur Gemeinde Reichshof 39

(Gemeinde Eckenhagen). Die Erwerbspersonen Der Einzugsbereich der neuen Wiehltalsperre als sind zum großen Teil Auspendler, deren Zahl die weiterem Trinkwasserreservoir des Kreises mit der Einpendler bei weitem übersteigt. Beson- einem Fassungsvermögen von ca. 30 Mio. cbm ders krass ist dies in der Gemeinde Eckenhagen, erstreckt sich auf das Gebiet beider Gemeinden. wo rd. 1.000 Auspendlern etwa 10 Einpendler Schon im Interesse der Wasserwirtschaft sollte gegenüberstehen. er in der Hand einer einzigen Verwaltungseinheit liegen, um auf diese Weise eine geschlossene Unter dem Gesichtspunkt einer ausgewogenen Kontrolle und Betreuung zu ermöglichen. Aufgabenerfüllung bei verbindenden geogra- phischen Bedingungen und strukturellen Gege- Im übrigen ist die künftige Wiehltalsperre für Ecken- benheiten erscheint ein Zusammenschluss aus hagen allein eine zu große wirtschaftliche und folgenden Gründen dringend notwendig: verwaltungsmäßige Belastung. Besonders diese Gemeinde wird durch die notwendigen Schutz- Beide Gemeinden sind wirtschafts- und finanz- zonen nachhaltig betroffen und in weiten Teilen schwach und werden in ihrer weiteren Entwick- an einer unbeschränkten Entfaltung gehindert. lung entscheidend von dem Bau der Wiehltalsper- Hinzu kommen Planungen über den Bau einer re, der hierdurch bedingten Verlegung der B 256 weiteren Talsperre - der Steinaggertalsperre – und der BAB/A73 (bzw. A 4) beeinflusst. Nur durch im nördlichen Gemeindebereich (oberhalb von eine Zusammenlegung und die damit verbunde- Oberagger in Richtung Lepperhof), der wieder- ne Stärkung der Verwaltungskraft wird es möglich um in der Hauptsache auf Eckenhagener Gebiet sein, den Gesamtraum, der durch die genannten liegen wird. Sicherlich bedeuten diese Maßnah- überörtlichen Maßnahmen vielerorts eine Neuori- men auf der anderen Seite eine wertvolle Ergän- entierung erfahren wird, auf die Dauer lebensfähig zung der vorhandenen Fremdenverkehrsbestre- zu halten. Nur eine einheitliche und auf das ge- bungen. Aber schon die bisherigen Ausflugsziele samte Gebiet ausgerichtete Planung und Investiti- bedürfen zur Erhaltung ihrer Attraktivität eines onslenkung wird den konzentrierten und rationel- weiteren Ausbaues und damit noch erheblicher len Einsatz öffentlicher Mittel gewährleisten, der Mittelinvestitionen. hier zur optimalen Nutzung der sich insbesondere im Bereich des Fremdenverkehrs bietenden Ent- Vorteile und Lasten, die der Lebensraum beider wicklungschancen erforderlich ist. Zugleich wird Gemeinden in seiner Gesamtheit mit sich bringt, sie zur Verbesserung des kommunalen Standards können nur in einer Verwaltungsgemeinschaft beitragen, der in den heutigen Gemeinden noch sinnvoll ausgewogen werden. Diese wird dann erhebliche Lücken aufweist. kraftvoll genug sein, mit den anstehenden Auf- gaben fertig zu werden. 40

Durch die Vereinigung der beiden Gemeinden Autobahn A 73 (bzw. A 4) ein gutes Verkehrsge- wird ein ausgesprochen großflächiger Verwal- rüst, das zugleich die Anbindung an das über- tungsraum entstehen. Im Hinblick auf seine regionale Fernstraßennetz bringt. Allerdings ist geringe Bevölkerungsdichte (131 Einw./ je qkm) nicht zu verkennen, dass die jetzigen Gemein- und den Umstand, dass eine Fläche von 46 qkm, dehauptorte Denklingen und Eckenhagen auch d.h. über ein Drittel des Gebietes im Schutzzo- nach einer Änderung der Verkehrsverhältnisse nenbereich der Talsperre liegt, ist dies jedoch verkehrlich nicht wesentlich besser miteinan- durchaus vertretbar. Darüber hinaus erhält die der verbunden sein werden und im Sinne einer Gemeinde mit der nord-südgerichteten B 256 Arbeitsteilung die verschiedenen kommunalen und der ost-west-gerichteten oberbergischen Funktionen wahrnehmen werden.

DER GEMEINDENAME „REICHSHOF“

ie Gemeinden Denklingen und Eckenhagen D standen jahrhundertelang unter gemein- samer Verwaltung. Sie bildeten das Gebiet des ehemaligen „Reichshofes“ Eckenhagen. In An- lehnung an diese geschichtliche Gemeinsam- keit wird für die neue Gemeinde im Einverneh- men mit den Beteiligten der Name „Reichshof“ vorgeschlagen.

Der Weg der Gemeinde Denklingen und der Gemeinde Eckenhagen zur Gemeinde Reichshof 41

Der historische Hintergrund des Gemeindenamens:

Die erste offizielle geschichtliche Nennung des Reichs- hofes zu Eckenhagen erfolgte in einer kostbaren Schen- kungsurkunde des wohl berühmtesten mittelalterlichen Kaisers Friedrich I., der durch seinen imponierenden rotblonden Bartwuchs, den Beinamen „Barbarossa“ (Rotbart) trug.

Am 1. Aug. 1167 – Datum der Urkunde – die im Original im Stadtarchiv Köln aufbewahrt wird, schenkte Kaiser Friedrich der I. seinem Reichskanzler und Erzbischof zu Köln Rainald von Dassel (geb. um 1120, gest. 1167) zum Lohne für den durch die Tapferkeit desselben und des kölnischen Heeres erfochtenen Siege gegen die Römer und zu einem steten Denkmal desselben, die Herrlich- keit und den Reichshof Andernach mit der Münze, dem Zolle und der Gerichtsbarkeit, ferner den Reichshof zu Eckenhagen mit den Silbergruben und allem Zubehör. Eine große Bedeutung bei der Bildung der neuen Ge- meinde hatten die Wiehltalsperre, deren Bau bevor- Nach jahrhundertelanger gemeinsamer Verwaltung, stand und die damals geplante Steinaggertalsperre. gingen die Gemeinwesen Eckenhagen und Denklingen Daher lautete der Arbeitstitel für die neue Gemeinde ab 1907 ihren eigenen Weg und erlebten entsprechend „Wiehltalsperrengemeinde“.­ In Anlehnung an die ge- auch eigene Entwicklungsphasen. Erst im Jahr 1969 ver- schichtliche Gemeinsamkeit des ehemaligen „Reichs- einigte sich der Weg zwischen Denklingen und Ecken- hofes zu Eckenhagen“ legten die Gemeinderäte von hagen auf der Grundlage des Gesetzes zur kommunalen Denklingen und Eckenhagen dann den Namen im Ge- Neugliederung wieder. Die Altgemeinden Eckenhagen bietsänderungsvertrag vom 14. Mai 1968 fest: und Denklingen schlossen sich zur neuen „Gemeinde Reichshof“ zusammen. Ein Gemeindegebiet, mit da- Der neue Name lautete: Gemeinde Reichshof mals 118 Dörfern, das dem alten historischen Reichshof in seiner Gebietsfläche mit 115 qkm gleicht. 42

GEBIETSÄNDERUNGEN DURCH GEBIETSÄNDERUNGSVERTRÄGE ALS ANLAGE ZUM GESETZ ÜBER DIE KOMMUNALE NEUGLIEDERUNG IM OBERBERGISCHEN KREIS.

1 2 3 HÜNGRINGHAUSEN

Altgemeinde Altgemeinde Denklingen Eckenhagen

4

alte Gemeindegrenzen

5 neue Gemeindegrenzen Kartenquelle:Google

Der Weg der Gemeinde Denklingen und der Gemeinde Eckenhagen zur Gemeinde Reichshof 43

1 Gebietsänderungsvertrag Gebietsänderungsvertrag Gemeinde Lieberhausen – Gemeinde Eckenhagen Gemeinde Denklingen vom 9. Aug. 1968: Gemeinde Eckenhagen Übertragung von Gebietsteilen der Gemeinde Lieberhausen zur neuen Gemeinde Reichshof im Bereich von Hecke an die Gemeinde Eckenhagen. vom 14. Mai 1968:

Die Gemeinden Denklingen und Eckenhagen 2 Gebietsänderungsvertrag schließen sich zu einer neuen Gemeinde zu- Stadt Bergneustadt – Gemeinde Denklingen sammen. Diese Gemeinde erhält den Namen vom 11. Juni 1968 und 29. Mai 1968: „Gemeinde Reichshof“ Der Verwaltungssitz Aus der Gemeinde Denklingen werden die Ortsteile Baldenberg der Gemeinde „Reichshof“ wird vom neuen und Hüngringhausen in die Stadt Bergneustadt eingegliedert. Gemeinderat bestimmt.

3 Gebietsänderungsvertrag Stadt Gummersbach – Gemeinde Denklingen vom 20. Juni 1968 und 29. Mai 1968:

Aus der Gemeinde Denklingen werden die Ortsteile Ahe und Rebbelroth in die Stadt Gummersbach eingegliedert.

4 Gebietsänderungsvertrag Gemeinde Nümbrecht – Gemeinde Denklingen vom 29. Mai 1968 und 5. Juni 1968: Aus der Gemeinde Nümbrecht werden Teile des Gebietes im Bereich DAS GESETZ ZUR des Schraubenberges in die Gemeinde Denklingen eingegliedert. KOMMUNALEN NEUGLIEDERUNG 5 Zuordnung von Ortsteilen aus dem Stadtgebiet Waldbröl in die Gemeinde Reichshof: IST ZUM 1. JULI 1969 Im Gesetzgebungsverfahren verblieben die Orte Grünenbach und IN KRAFT GETRETEN. Rölefeld bei der Stadt Waldbröl. Die OrtschaftenEiershagen, Hasen- bach, Schneppenberg, Dreslingen und Hähnen werden der neuen Gemeinde Reichshof zugeordnet. 44

STRUKTURDATEN AUS DEM GESETZENTWURF ZUR KOMMUNALEN NEUGLIEDERUNG* VON 1968 UND DER GEMEINDE REICHSHOF HEUTE

* Landtags- drucksache Strukturdaten Gemeinde Gemeinde Gemeinde Gemeinde 852 Denklingen Eckenhagen Reichshof Reichshof 30.06.1967 30.06.1967 30.06.1967 heute Einwohner 7.266 8.014 15.286 19.200 Schulen Volksschulen 1 Klasse 3 - 2 2-3 Klassen 4 7 11 4-7 Klassen 2 2 4 vollausgebaut - - - Grundschulen 4 Gesamtschule mit gymn. Oberstufe 1 Realschule 1 Gymnasium - Förderschule 1 Wasserversorgung Anschlussdichte 82,3 % - 38 % 96 % Abwasserbeseitigung - - - 96 % Bäder Freibad 1 - 1 - Hallenbad 1 1 2 3 Turnhallen einfach 1 2 3 3 zweifach 2 Sportplätze 2 4 6 4 Kindergärten 1 1 2 11 Büchereien 4 6 10 1 Erwerbspersonen 3.141 4.650 6.942 7.553 Berufspendler Auspendler 1.142 1.000 1.917 5.703 Einpendler 675 13 504 4.446 Gewerbesteuer 969 T€ 14.500 T€

Der Weg der Gemeinde Denklingen und der Gemeinde Eckenhagen zur Gemeinde Reichshof 45

DIE GEMEINDE REICHSHOF IN IHRER HEUTIGEN AUSDEHNUNG

Hecke Halster- Hund- Hahn- bach hausen buche Bran- scheid

Poch- Zimmer- Wieden- werk seifen Ersbach Schmitt_ hof Blockhaus Fahren- seifen Dorn berg Allen- Konrads- Hähnen Alpe bach Mittel- hof Alling- agger ECKENHAGEN hausen Berg- Ober- hausen agger Tillkausen HUNSHEIM Heide Müller- Agger- Ohlhagen Schönen- heide mühle bach Lepper- Raben- Wolfseifen Pettseifen schlade Breiden- hof bach Wolf- Komp Windfus kammer Blanken- Singel- Freckhausen Mennkausen bach Hespert bert Wald Sinspert Hahn Buchen Drespe Ober- Mühlen- wehnrath Hasbach Nebel- Hahnen- schlade Wehn- seifen Wiehl Volken- rath Heidberg seifen rath Ober- Hassel Langen- Burgmühle Nieder- steimel seifen steimel Neu- Komp Stein Leien- mühle Heikausen Kalber tal schlade Dresch- Lüsberg Welpe Hardt Feld Blasseifen hausen Hamig Sotter- Schemmer- bach hausen Felder- Borner mühle Wiehltalsperre Nespen Nos- Eichholz bach Grune- Heien- wald bach Heischeid Wiehltalsperre Kamp WILDBERGER- HÜTTE Ulbert Grün- schlade Meis- Oden- Wildberg Brücher- Lö elsterz spiel mühle winkel Schalen- Heseln Eichholz bach Bies- hausen Oesingen Schneppen hurth Eiers- DENKLINGEN Erdingen hagen Sterzenbach Dreslingen Hasen- bach Hähnen Schneppen- berg 46

Gemeinde Eckenhagen Gemeinde Denklingen

GemeindeReichshof

Der Weg der Gemeinde Denklingen und der Gemeinde Eckenhagen zur Gemeinde Reichshof DAS GESETZ ZUR KOMMUNALEN NEUGLIEDERUNG IST ZUM 1. JULI 1969 IN KRAFT GETRETEN.

Die Gemeinde Reichshof schaut auf eine erfolgreiche 50-jährige Gemeindeentwicklung zurück, die es fortzusetzen gilt.

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