Kommunale Neugliederung Zum 1
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1 KOMMUNALE NEUGLIEDERUNG ZUM 1. JULI 1969 MARIENHEIDE Marienheide Lieberhausen GIMBORN Gummersbach Bergneustadt Gimborn BERGNEUSTADT GUMMERSBACH RÜNDEROTH Ründeroth Eckenhagen Wiehl REICHSHOF Bielstein WIEHL Denklingen HOMBURG Nümbrecht Marienberg- hausen WALDBRÖL DER WEG MORSBACH Waldbröl Morsbach DER GEMEINDE DENKLINGEN UND DER GEMEINDE ECKENHAGEN ZUR GEMEINDE REICHSHOF INHALTSVERZEICHNIS 4 Die kommunale Gebietsreform 33 Aktivitäten verschiedener Bürgerinnen und in Nordrhein-Westfalen Bürger im Raum Denklingen/Brüchermühle aus Okt./Nov. 1968 gegen den Zusammen- 7 Das Reformkonzept in Nordrhein-Westfalen schluss zur Gemeinde Reichshof 8 Die Umsetzung der kommunalen Bestrebungen der Stadt Waldbröl zur Neugliederung 35 Übernahme des Raumes Denklingen- 8 Die Neuordnung des ländlichen Raumes Brüchermühle im Zuge der kommunalen 9 Überlegungen zur kommunalen Gebiets- Neuordnung reform in den ländlichen Zonen des 36 Überlegungen aus dem Gebiet der Landes NRW Stadt Wiehl zu Grenzverläufen und der 12 Erlass des Innenministers an die Oberkreis- Übernahme von Ortschaften direktoren vom 27. Sept. 1966 aus dem Denklinger Gemeindegebiet 12 Gutachten der Sachverständigenkommis- 37 Gesetz zur Neugliederung sion vom 22. Nov. 1966 zur „Neugliederung des Oberbergischen Kreises der Gemeinden in den ländlichen Zonen 40 Der Gemeindename „Reichshof“ des Landes NRW 42 Gebietsänderungen durch Gebiets- 14 Die Verbindlichkeit des Gutachtens änderungsverträge als Anlage zum Gesetz 15 Die kommunale Neugliederung im Ober- über die kommunale Neugliederung bergischen Kreis, insbesondere in den im Oberbergischen Kreis. Altgemeinden Denklingen und Eckenhagen 44 Strukturdaten aus dem Gesetzentwurf 20 Zusammenschluss der Altgemeinden zur kommunalen Neugliederung von 1968 Denklingen und Eckenhagen zur Gemeinde und der Gemeinde Reichshof heute Reichshof 45 Die Gemeinde Reichshof 29 Andere Bestrebungen zur Gestaltung der in ihrer heutigen Ausdehnung kommunalen Neugliederung der Altgemein- den Denklingen und Eckenhagen 3 Liebe Leserinnen und Leser, ie kommunale Neugliederung im Die Gemeinden Denklingen und Eckenhagen D Jahr 1969 war ein großer Kraftakt standen jahrhundertelang unter gemeinsamer und bei der Durchsicht der Archivak- Verwaltung. Sie bildeten das Gebiet des ehema- ten aus dieser Zeit wurde mir deut- ligen „Reichshofes zu Eckenhagen“. In Anlehnung lich, dass diese schwierige Phase der an diese geschichtliche Gemeinsamkeit legten die Neuorientierung in den Altgemein- Gemeinderäte von Denklingen und Eckenhagen den Denklingen und Eckenhagen den Namen im Gebietsänderungsvertrag fest: von den damaligen Gemeindedirek- toren, Bürgermeistern und den Ratsvertretern mit Der Name lautet: „Gemeinde Reichshof “ viel Engagement und Weitsicht gestaltet wurde. Es war eine weise Entscheidung, die Gemeinde Trotz aller Begehrlichkeiten auf das Gebiet der Reichshof mit Inkrafttreten des Gesetzes zur Kom- Altgemeinden aus anderen Kommunen und Be- munalen Neugliederung zum 1. Juli 1969 aus strebungen von verschiedenen Kräften aus dem den Altgemeinden Denklingen und Eckenhagen eigenen Gebiet, andere räumliche Konstellatio- entstehen zu lassen, was die Entwicklung unse- nen zu schaffen, blieben die Verantwortlichen rer heutigen Gemeinde Reichshof in den letzten in Politik und Verwaltung bei einer klaren Linie fünfzig Jahren eindrucksvoll beweist. und haben die Gemeinde Reichshof mit dem Gebietsänderungsvertrag vom 14. Mai 1968 aus Leben, Arbeiten und Erholen in einer vielfältigen der Taufe gehoben. Kulturlandschaft und einem wirtschaftlich gut aufgestellten Gemeinwesen machen die Stärken Bei der Bildung der Gemeinde Reichshof spiel- unserer Gemeinde Reichshof aus. te die räumliche Lage und der Bau der „Wiehl- talsperre“ und die planerische Ausweisung der Herzliche Grüße „Steinaggertalsperre“ eine bedeutende Rolle, Ihr die im Wesentlichen die Altgemeinde Eckenha- gen betrafen. Die Talsperren sollten in einem einheitlichen Gemeindegebiet liegen und nicht auf verschiedene Verwaltungseinheiten aufge- Rüdiger Gennies (Bürgermeister) teilt werden. Reichshof, im Juni 2019 4 DIE KOMMUNALE GEBIETSREFORM IN NORDRHEIN-WESTFALEN Grundsätzliche Überlegungen Eine eindrucksvolle Entwicklung und Erfordernisse nahm die kommunale Gebiets reform in Nordrhein-Westfalen.3 Aus „Der Kraftakt: Kommunale Gebietsreform in NRW“ Schriften des Landtags Band 16 aus dem Jahr 2005, „In der Zeitspanne von 1968 bis 1974 wurden aus Autor Wolfgang Gärtner, Seiten 15-24 2.324 kreisangehörigen Städten und Gemeinden sowie 292 Ämtern 396 Städte und Großgemein- n den 1960er und 1970er-Jahren waren kom- den und aus 57 Landkreisen und 38 kreisfreien I munale Gebietsreformen ein zentrales Thema, Städten [gingen – Anm. d. Verf.] noch 31 Kreise insbesondere in den Flächenländern der Bundes- und 23 kreisfreie Städte [hervor – Anm. d. Verf.].“4 republik. Die Gebietsreformen, Verwaltungs- und Funktionalreformen beschränkten sich nicht auf „Nach dem [Ende des – Anm. d. Verf.] Zweiten die Bundesrepublik Deutschland, sondern wurden Weltkrieg[es – Anm. d. Verf.] ging es […] zum auch in zahlreichen europäischen Staaten, z.B. in Ende der fünfziger Jahre vor allem darum, das Schweden oder Großbritannien durchgeführt. 1 weitgehend zerstörte Land wieder aufzubauen und die Wirtschaft in Gang zu bringen. Die Städ- „1966 gab es in der Bundesrepublik Deutsch- te waren oft nahezu entvölkert, der Wohnraum land ca. 24.000 Gemeinden, die damals in weitgehend vernichtet. Der Zuzug von Vertrie- NRW, Schleswig-Holstein und Teilen von Rhein- benen und Flüchtlingen fand vornehmlich in land-Pfalz [je nach Größenklasse – Anm. d. Verf.] den ländlichen Regionen […] statt. Irgendwel- zu Ämtern zusammengefasst waren. Man zählte cher Bedarf an Gebietsreformen war [in dieser 425 Landkreise und 141 kreisfreie Städte. Nach schwierigen Phase der Nachkriegszeit – Anm. d. der Reform waren noch etwa halb so viele Krei- Verf.] zunächst nicht erkennbar. […] se und kreisfreie Städte übrig geblieben, und in den Kreisen noch rund 2.200 kreisangehörige Mit dem ,Wirtschaftswunder‘ einher ging dann Städte und ländliche Großgemeinden sowie die Erholung der Städte, die Anfang der sechzi- 1.100 engere Gemeindeverbände (Verbandsge- ger Jahre wieder die Einwohnerzahlen der Vor- meinden, Ämter, Samtgemeinden und Verwal- kriegszeit erreichten. tungsgemeinschaften). Aus früher 33 waren 26 Regierungsbezirke geworden.“ 2 Der Weg der Gemeinde Denklingen und der Gemeinde Eckenhagen zur Gemeinde Reichshof 5 Zugleich setzte eine allmähliche Angleichung Es war […] nicht die Politik, die zunächst das der Lebensverhältnisse von Stadt und Land ein, Heft des Handelns ergriff, sondern es waren die die mit der Verbesserung der Verkehrswege, der Verwaltungen, in denen die Erkenntnis reifte, wachsenden Mobilität und der veränderten In- dass planerisch gehandelt werden müsse: Das formation und Kommunikation (Hörfunk, Fern- ,öffentliche Wohl‘ zwinge zur Reform.“ 5 sehen, Telefon) in Zusammenhang stehen. Diese Veränderung führte zu wachsenden Ansprüchen Das Innenministerium des Landes NRW nahm an die Leistungsfähigkeit der örtlichen Verwaltun- Anfang der 1960er Jahre die Vorbereitung eines gen, da die früheren Unterschiede zwischen Stadt neuen Landesplanungsgesetzes in Angriff, das im und Land in der Infrastruktur und Versorgung nicht Frühjahr 1962 im Landtag verabschiedet wurde.6 länger hingenommen wurden. Gefordert war eine Angleichung der Leistungsstandards an öffentli- In § 1 des Gesetzes wurde die chen Einrichtungen und Ausstattungen. Diesen „Allgemeine Aufgabe der Landes planung“ Ansprüchen war die Selbstverwaltungskraft einer definiert: Kleingemeinde, wie sie seit dem 19. Jahrhundert bestand, in keiner Weise gewachsen. […] (1) Gegenstand und Aufgabe der Landesplanung ist die übergeordnete, überörtliche und zusam- Vor dem Hintergrund des Verfassungsgebotes menfassende Planung für eine den sozialen, ,Gleichheit der Lebenschancen‘ sahen sich die kulturellen und wirtschaftlichen Erfordernissen übergeordneten Instanzen der Verwaltung zum entsprechende Raumordnung. Handeln gezwungen, denn die relativ geringe Bevölkerungsdichte führte [in den ländlichen (2) Die Landesplanung soll die Gestaltung des Gebieten – Anm. d. Verf.] dazu, dass die Befrie- Raumes in der Weise beeinflussen, dass uner- digung mancher Erfordernisse des modernen wünschte Entwicklungen verhindert und er- Sozialstaates nicht […] im engen örtlichen Rah- wünschte Entwicklungen ermöglicht und geför- men möglich war. Einrichtungen wie Kranken- dert werden. häuser, weiterführende Schulen, Altenheime verlangten einen größeren Einzugsbereich. […] (3) Die Landesplanung ist nach näherer Bestim- mung dieses Gesetzes eine gemeinschaftliche Anders hingegen lagen die Probleme bei den Aufgabe von Staat und Selbstverwaltung. wieder wachsenden städtischen Regionen. Hier entwickelte sich das Stadt-Umland-Verhältnis „Das Gesetz begründete eine regelmäßige Be- zum Problem, das nach einer Neuordnung zu richtspflicht der Landesregierung an das Parla- Vgl. Gärtner, Wolfgang, in: Der Kraftakt: Kommunale Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen, 2005, S. 15 bis 24. in Nordrhein-Westfalen, Kommunale Gebietsreform in: Der Kraftakt: Wolfgang, Gärtner, Vgl. a.a.O., S. 16. Wolfgang, Gärtner, gl. ebenda, Hervorhebung d. Verf. durch a.a.O., S. 16, Hervorhebung d. Verf. durch Wolfgang, Gärtner, a.a.O., S. 17 bis 19. Wolfgang, Gärtner, a.a.O., S. 19. Wolfgang, Gärtner, Vgl. 1 2 3 4 5 6 verlangen schien. […] ment. Auf seiner Basis wurden die Landesent- 6 wicklungspläne zu den diversen Bereichen der Die zentrale These Webers war: Landesplanung erarbeitet