Ring-Spektakel Nürburgring – Seit Der Eröffnung Der Eifeler Bergrennstrecke Im Jahr 1927 Fasziniert Schon Die Bloße Erwähnung Des Namens
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Ring-Spektakel Nürburgring – seit der Eröffnung der Eifeler Bergrennstrecke im Jahr 1927 fasziniert schon die bloße Erwähnung des Namens. Dirk Köster (Text & Fotos) hat sich auf die Suche nach alter Tradition und aktueller Nürburgring Betriebsgesellschaft-mbH Foto: Entwicklung rund um Besuchermagnet: Spekta- die Nürburg gemacht. kuläre Fahrmanöver und einfache Erreichbarkeit machen das »Brünnchen« und den angrenzenden »Pflanzgarten« zum belieb- ten Streckenpunkt (oben). Atem der Geschichte: Im »Historischen Fahrerlager« lebt der Geist des Nürbur- grings weiter. In den Boxen schraubten einst die Werksteams (links). lager leisteten wir uns eine Wurst. Viel »Historisches Fahrerlager« heißt. Histo- Geld blieb nicht, schließlich setzten wir risch, weil heute das Fahrerlager an der noch etliche Fünfmarkstücke in diesmal neuen Grand-Prix-Strecke aktuell ist und vollständige Ringrunden um. Man gehörte die alten Boxen unter Denkmalschutz dazu im Fahrerlager: Rennteams schraub- stehen. Schilder zeigen an, wer hier ten an den Boxen und beantworteten einst schraubte, Fangio, Caracciola und unsere neugierigen Fragen. Wir Schorsch Maier sind nur Bei- erfuhren, wo einst Rudolf spiele. In den einstigen Caracciola schraubte Motorradboxen hat und in welcher Box das Frank Bargmann eine BMW-Werksteam sich auf einzigartige Mischung Und hinter dem Zaun stand eine johlende Men- schentraube, die uns Wahnsinnige auf unseren kreischenden Zwiebacksägen anfeuerte ch war spät dran, damals 1974: Die wilde Simcas op de Streck, haltet euch Ausschau haltend, trieb ich die Zündapp klebte in Gegenrichtung mit deformiertem neue Motorrad-Rundenrekorde vorberei- aus Souvenirverkauf und Mobilia-Mu- Kumpels, die schon einige Wochen rechts, die Jungens jeben ordentlich Richtung »Bergwerk«. Nach dem Rechts- Heck an der Leitplanke. Und hinter dem tete. Und wir waren mittendrin statt nur seum aufgebaut. Hunderte Blechschilder, zuvor ihren 16. gefeiert hatten, hatten Jas.« Letzte Tipps des Streckenpostens knick jagte ich den Schnapsglas-Motor nah Zaun eine johlende Menschentraube, die dabei. Der Stachel Nürburgring saß tief alte Reklame und eine der bedeutendsten ihren Vierer schon in der Tasche und in Breidscheid, wo die zweieinhalbstün- an der Selbstzerstörungsgrenze im Dritten uns Wahnsinnige auf unseren kreischen- und viele, viele Ringrunden folgten. Im Sammlungen von Tankstellen-Gerät- Ierzählten begeistert von Nürburgring-Tou- dige Jagd zum Ring in halb liegender und Vierten hoch in Richtung »Karussell«. den Zwiebacksägen anfeuerte. Ab durch Winter pilgerten wir jährlich zum Ele- schaften lassen auf eine ganz besondere ren mit Florett, K 50 und der Maico MD 50. Position auf meiner Zündapp KS 50 Instinktiv folgte ich den Kumpels durch den »Pflanzgarten«, dann hinein in die fantentreffen auf den Ring, unglaubliche Weise eineinviertel Jahrhundert Mobi- Ich war der Letzte, der auf den Schein war- endete. »Am Anfang eine halbe Runde«, die Steilkurve, über mir dröhnte einer Steilkurve am »Schwalbenschwanz«. Rauf 13.000 Motorräder waren allein 1975 trotz litätsgeschichte erleben. In der Box 1, tete. Endlich hielt ich die »Fleppe« in den rieten die Freunde, weshalb das persönliche der berüchtigten Simca Rallye II vorbei. auf die »Döttinger Höhe« und die lange klirrender Kälte angereist. Frittenbude und inoffizieller Motorrad- Händen, endlich gehörte ich dazu. Klar, Ring-Abenteuer bei der Einfahrt Breid- An der »Hohen Acht« war der höchste Gerade runter. Die Tachonadel zitterte sich Zurück in die Jetztzeit: Mit dem fahrertreffpunkt, planen wir bei einem dass die erste Tour in die Eifel führte – scheid etwa auf der Hälfte des Nürburg- Streckenpunkt erreicht, mit Vollgas runter über die magische Hundertergrenze, die Can-Am Spyder rollen wir wie bei der Kaffee unsere Runde: Auf rund 200 Kilo- zu dem Ort, von dem die Kumpels so rings startete. Die Ampel sprang auf Grün, zum »Brünnchen«. Jemand schwenkte eine letzte Schikane beendete das Ring-Debüt. persönlichen Jungfernfahrt vor 40 Jahren metern Fahrstrecke wollen wir die herr- schwärmten. »Passt op, da sin en paar jetzt galt es. Stets nach schnellen Simcas gelbe Flagge, der neongrüne 82-PS-Simca Ein Gefühl für die Ewigkeit. Im Fahrer- in das Fahrerlager ein, nur dass es jetzt liche Landschaft rund um den Ring auf 14 TOURENFAHRER 9/2014 9/2014 TOURENFAHRER 15 Es regnet in Strömen – klar, dass es die Briten sind, die als Erste an den Start gehen, Insel- Biker sind eben an heftiges Wetter gewöhnt Heute ist ein besonderer Tag: Der Ring ist exklusiv für Motorrad-Touristenfahrten Sehenswertes reserviert und gerade jetzt regnet es in Die Nürburg ist die höchstgelegene Strömen. Eine geschätzte Hundertschaft Burg in Rheinland-Pfalz (676,5 m) und Motorradfahrer drängt sich unter jedes ver- heute größtenteils Ruine. Der Bergfried fügbare Vordach und jeder wartet auf bes- bietet einen fantastischen Blick auf die seres Wetter. Klar, dass es die Briten sind, »Grüne Hölle«. Tägliche Besichtigun- die als Erste an den Start gehen, Insel-Biker gen sind bis auf den ersten Werktag sind eben an heftiges Wetter gewöhnt. Als der Woche von Januar bis November der Himmel langsam die Fluten stoppt, möglich: www.tourist-info-nuerburg.de gehen immer mehr Motorradfahrer auf die Piste, doch der Traum von Spitzenzeiten ist heute ausgeträumt. Wir wollen noch ein wenig die Gegend genießen und fahren über Meuspath und Welcherath zurück in Richtung »ring°werk«. Die weithin sichtbare Ach- terbahn als eine Art Menetekel für eine gigantische Fehlplanung weist den Weg, vor den Parkplätzen biegen wir links ab Imposantes Gemäuer: Die hoch Bei Regen zeigt der Ring sein in Richtung Müllenbach. Wir fahren auf oben auf einem Vulkan-Basaltkegel fieses Gesicht. Pfützen und historischen Grund. »Hecke auf, Motorrad thronende Nürburg verlieh dem Graffiti machen vor allem durch, Hecke zu«, beschrieb man früher die »Ring« ihren Namen. Motorradfahrern zu schaffen, Fahrerei auf der alten Nürburgring-Süd- wie hier im »Brünnchen« (oben). schleife. Tatsächlich war der verkürzte Kurs Radioteleskop Effelsberg: von Warnhinweis an der Nord- von Hecken gesäumt und »verschluckte« dienstags bis samstags stünd liche schleifen-Einfahrt (unten links). zuweilen gestürzte Motorradfahrer. Heute Führungen mit einem kurzen Vor- Wird es zu nass, warten viele bei ist der südwestliche Teil der Südschleife trag, aufgrund des mitunter hohen Currywurst und Co. am »Treff- die Kreisstraße 72 und führt nach Mül- Andrangs empfiehlt sich eine Vor- punkt Wehrseifen« (Mitte). Bei lenbach. Im dortigen Industriegebiet lebt anmeldung unter Tel. 02257/301-101, Mischbetrieb Auto und Motorrad der Kurs als Straßenname weiter, andere www.mpifr-bonn.mpg.de/effelsberg – hier im Pflanzgarten – ist dop - Fragmente der Strecke dienen heute als Classic-Race Museum in Jam- pelte Vorsicht angesagt (rechts). Wege im Areal des neuen Nürburgrings. melshofen: geöffnet samstags und Wir nehmen einige Streckenreste in sonntags, mit angeschlossener Richtung »Nürburgring« unter die Räder, Gastronomie: www.classic-race.de wo wir beim Fahrsicherheitszentrum wie- Eine sehenswerte Kombination aus der auf die B 258 stoßen. Beim »Potsdamer Souvenirladen und Museum bietet Platz«, der großen Bundesstraßenkreuzung, Frank Bargmann im Historischen kleinsten Sträßchen erkunden und dabei persönlichen Bestzeiten ging und sich ihn zum an der Einfahrt zur Nordschleife wurden in 40 Jahren 27 Euro. Was für biegen wir in Richtung Adenau ab. Vor Fahrerlager: www.petrolexi.com möglichst viel »Ring-Kultur« atmen. fürs Rennwochenende eine Scheune als parkenden Boliden. Nach möglichst vielen Steve McLean vollkommen in Ordnung der Brücke unter der Rennstrecke halten Nürburgring von oben: Rundflüge Auf geht’s nach Nürburg: Das Dorf, Basis mietete, leiht sich der Mann von Welt und schnellen Rennrunden sind deutsches geht. »Wo anders auf der Welt kannst du wir an einer Hotelruine, hier zweigt der mit der Segelfluggruppe Wershofen, das dem Ring den Namen gab, hat sich sein Rennvehikel. Er fliegt von London Schnitzel und Bier in Nürburg Pflicht, so fahren wie hier? Der Nürburgring ist Fußweg zu den Zuschauerpunkten »Flug- Termine lassen sich am besten telefo- verändert und ist sich doch treu geblieben. oder Moskau ein, übernimmt bei einem abends geht der Ferrari in die Werkstatt einmalig, ich komme dreimal pro Saison platz« und »Quiddelbacher Höhe« ab. Ein nisch vereinbaren unter: 02694/277, Wie eh und je bieten Gasthöfe und Privat- der Vermieter den georderten Rennwagen und der Hobbyfahrer jettet wieder seiner für ein bis zwei Wochen hierher. Das ist gewaltiger Unterschied zu früher: Während www.sfg-wershofen.de personen Rennfahrern und Fans Unterkunft und schrubbt seine Rennrunden. Wie Petersburger Immobilienfirma entgegen. eine unbeschreibliche Faszination und man damals fast jeden Zuschauerpunkt per und Verpflegung an. Kaum ein Haus, das sich das steigern lässt, erzählt Alexej aus Unser nächster Halt ist folgerichtig jedes Geld wert. Nur dass heute das Wet- Motorrad über Feldwege erreichen konnte, keine Rennatmosphäre ausstrahlt. Immer St. Petersburg: Er hat seinen stinkteuren »Devils Diner«, Restaurant und Treff- ter nicht mitspielt«, meint der schottische sind heute außerhalb der großen Veranstal- zen gleich hinter der Brücke: Nach rechts noch treffen sich abends die Fahrer dort Ferrari bei einem Autoschlosser in einem punkt an der Zufahrt zur Nordschleife. Ninja-Pilot. Überhaupt machen britische, tungen diese Bereiche für Fahrzeuge tabu gelangt man nach »Hocheichen« und an zum Bier, wo sie es schon immer taten. Dorf am Ring »in Pflege« gegeben. Immer