Nachrichten Aus Der Bibliser Heimatforschung Von Hans Dieter Kunz
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Nachrichten aus der Bibliser Heimatforschung von Hans Dieter Kunz AIte Grcnzb"'Tfilß:läJJi?iJff Zeusen rn der ' Vor,dem neuen Rathaus in Biblis ist Nachbildung eine Unsere ältesten Steine reichen, soweit sie datiert sind, des Dreihellersteines in seiner ursprünglichen Form zu bis ins 16. Jahrhundert zurück. Sie erinnern an die ehe sehen. Arf dem beigestellten Schild ist zu lesen, daB malige Kleinstaaterei, sind Zeugen einer abwechslungs- derselbe in der Götzenlache stand, doch nur wenige reichen Territorialgeschichte und künden von Grenz- können mit dem Begriff Götzenlache etwas anfangen. streitigkeiten zwischen den Territorien. Grenzsteine mit Für unsere Generation bzw. auch für die vorige stand Wappen und Jahreszahlen konnten nur im beider- oder der Dreihellerstein Bruch Falkenflug im bzw. im beim mehrseitigen Einvernehmen gesetzt werden. Der Set- Dreihellerschliesel. Erst bdm Stöbern in den alten zung gingen lange Verhandlungen, Ortsbesichtigun- . Grenzbeschreibungen und Grenzakten finden wir auch gen, Weisungen und schließlich ein Schiedsspruch vor- die BezeichnuQg Götzenlache und zwar wird der Name aus. Wo die entsprechenden Urkunden und zum im erstenrpal Jahre 1550 erwähnt. Die Bedeutung .Dokumente in den Archiven noch vorhanden sind - des Namenö liegt noch im Dunkeln, viel_leicht diente und dies ist für die Biblis-Bobstädter Grenze beispielhaft dieser Stein in frUhester Zeit als Opfersteiir uirO daher der Fall wird die Vergangenheit ungemein lebendig. dann später - die Bezeichnung Götze bzw. Götzenlache. Die Bibliser Gemarkungsgrenze wird erstmals im Weis- Ats den Aufzeichnungen von Martin Weiler, Biblis, ist tum von 1478 beschrieben. Sie hat sich seitdem kaum nun folgendes zu berichten: Die drei Orte Biblis verändert. Die Beschreibung beginnt am Hülmanns- (BlBLlS), Bürstadt (BVERSTAT) (LORSCH) und Lorsch steg zwrschen Bobstadt und Biblis, etwa da, wo nach gehörten von 1461-1623 zut Pfalz. Der Stein zeigt ' unserer beigefügten Karte der heute so genannte Halb- daher auf den beiden Seiten der obengenannten Orte maßgraben aul die Pfaffenau stößt. Die Grenze läuft die pfälzische das Rautenwappen. Die drittte Seite von Weschnitz entlang bis an das frühere Pumpwerk nörd- (BABSTAD Bobstadt zeigt das fränkische Beileisen, das lich von Wattenheim, dann am Ostrand des Steinerwal- Wappen der Herren von Frankenstein, der Bobstadt des entlang zum Rhein, folgt dem Rheinufer bis zum zum Lehen hatte. Der Stein war lange Zeit verschwun- Anlang der Hammerau (früher Altrhein), geht in Rich- den. Er wurde beim Neubau des Hauses Kirchstraße tung Süden den Weichweg und Wetzgraben zurück bis 13, aus dem alten Fundament, von dem verstorbenen zum Graben", folgt dann dem Deich durch die geborgen, "Langen Valt. Schmitzer der viele Aufzeichnungen für Wolfsau bis zur Abzweigung der heutigen Straße Groß- die Bibliser Chronik zusammengetragen hat. Rohrheim und Jägersburg (Möbelhaus Marsch), läuft Folgen wir nun zuerst Beschreibungen den des Berg- mit der Straße bis kurz vor Jägersburg (früher Hanrod), sträßer Heimatforschers Rudolf Kunz in den Bergsträßer dann entlang dem Grenzweg im Bibliser Wald (Stein- Geschichtsblättern, achten wir dabei auf die Beschrei- straße, früher Römerstraße) bis auf die Weschnitz west- bung des Dreihellersteines. (Die Rautenwappen wur- lrch Einhausen, durch das Bruch bis zum Dreihälter- den durch das Mainzer Rad ersetzt.) stein (Götzenlache) und von da den Halbmaßgraben entlang zum Hülmannssteg. Es grenzten folgende Nachbargemarkungen an: am Dreihälterstein Bürstadt, Lorsch (für Kleinhausen) und Bobstadt, im Südwesten Hofhem, im Westen Watten- hdm und Nordheim (Steinerwald), im Nordwesten der Rhein (Kurpfalz), im Norden Groß-Rohrheim, im Osten Groß-Hausen. Nur mit Bürstadt und Lorsch hat Biblis eine gemeinsame Territorialgeschichte; erst Kloster Lorsch, dann seit 1232 Erzbischof von Mainz, ab 1461 Kurpfalz, seit 1650 wieder Kurmainz, seit 1803 Hessen. Bobstadt unterstand von 1443 bis 1780 den Herren von Frankenstein. Hofheim und Nordheim gehörten zum Amt Stein, das von 1354 dem Bischof von Worms zustand, dann bis 1705 zur Hälfte an Kurpfalz verpfän- det war und erst 1705 wieder in den Alleinbesitz des Wormser Bistums kam. Groß-Rohrheim war bis 1504 in der Hand des Grafen von Erbach, wurde dann zu drei Vierteln hessisch und fiel 1714 ganz an den Landgrafen. Die Häuser (Jägersburger) Wald und Groß'Hausen gehörten seit 1347 den Grafen von Katzenelnbogen bzw. seit 1489 den Landgrafen von Hessen. Watten' heim kam '1232 von Lorsch an Mainz und blieb als'lbil des Amtes Gernsheim dem Erzbischof bis 1803, war also von 1461 bis 1650 ringsum von kurpfälzischen Nachbarn umgeben. Bei diesem bunten Bild der Terri' : torialgeschichte braucht es nicht zu verwundern, wenn Stein Musa er wurde 795 im Lorscher Codex als es zu Grenzstreitigkeiten kam, die dann die Setzung Grenzstein der Heppenheimer Mark und als Grenzstein von Grenzsteinen auslösten. von Bürstadt erw€ihnt. Heute ist er in der Anlage in Bür- Schon in der Grenzbeschreibung von 1478 werden die stadt zu besichtigen,' ersten Steine genannt, von denen wohl keiner mehr vor: handen sein dürfte: einmal vom Wetzgraben durch die Arszug aus den BergsträBer Geschichtsblättern ganze Wolfsau, dann im Bruch jenseits der Weschnitz Rudolf Kunz: Bibliser Grcnzstelne auf der Grenzlinie zur Kleinhäuser Weide. Nicht ln den letzten Jahrzehnten sind die meisten alten genannt ist der große liegende Stein in der Götzenlache Grenzsteine unserer engeren Heimat der Flurbereini- än der Südostecke der Gemarkung, ein Grenzpunkt gung, den Entwässerungsarbeiten, dem Ausbau des der Heppenheimer Mark, auf den Friedrich Mößinger Wegenetzes und den Veränderungen der Gemar- aufmerksam gemacht hat (Der Wormsgau,2. Bd., Heft kungsgrenzen zum Opfer gefallen. So geschah es auch 2, 1936). lhm wollen wir uns zuerst zuwenden. mit vielen seltenen Stücken entlang der Bibliser Gemar- kungsgrenze. Was noch vorhanden ist, sollte man als seltene Flurdenkmäler unter Schutz stellen, und wo sie nicht erhalten werden konnen, sollte man sie mit ihren ,Beilegungen( bergen und in Heimatmuseen sicher verwahren. [email protected] orl 999!LUlEt ltl€laz8rüI,gn lm Lorscher Codex findet sich Oie Crenzbeschreibung Ursprünglich gab es zwischen Biblis und Bobstadt kei- der Mark Heppenheim \om Jahre 795 (CL 6a), wo es nen Grenz- oder Scheidgraben. Diesen zogen die Bibli- zum Schlusse heißt: Ad petram in Kasenowa, ad petrem ser erst im Jahre 1536 rcn der ,Gotzenlachen oben ad Hirselanden, Loubwisa, Marclacha, Musa, Aganrod. ahn der Brlrstatter Gemarckhen biB in die Spießlachen., Diese Grenzpunkte beschreiben den Umfang der Bür- um dem Bobstädter Vieh den Übertrltt auf die Bibliser städter Mark, die kurz vorher zu Lorsch gekommen war. Gemarkung zu verwehren, Sie legten ihn so an, daß Uns interessieren nur die'letzten drei Grenzpunkte. Die beide Ufer ihnen gehörten und besetäen diese mit Wei' Laubwiese befindet sich am westlichsten Punkt der Bür- den. Da die Bobstädter später behaupteten, dieser Gra' städter Gemarkung, genau gegenüber von Worms. ben sei ein Scheidgraben und die Grenzlinie laufe Aganrod ist der Punkt 800 m westlich von Jägersburg, durch seine Mitte, kam es zu lnungen und Streitigkei' vlo die alte Römerstraße Gernsheim-Ladenburg in den ten, die 1550 beigelegt wurden (Schiedsspruch und Bibliser Wald eintrat, die Flur Hahnrot der heutigen Vertrag im Gemeindearchiv Biblis, Abt. lX, Forw. 5). Die Gemarkung Groß-Rohrheim. Den Grenzpunkt Musa Bobstädter emchienen mit ihrem Oilsherrn Gottlried hielt Glöckner für eine unbekannte Sumpfstelle in den ron Frankenstein, die Bibliser mit dem Burggrafen alten Weschnitzbetten nördlich rcn Bürstadt. Friedrich Ulrich Haußner und dem Heppenheimer Keller Hans Mößinger hat diesen Punkt richtig lokalisiert als den Georg Martt. An Ort und Stelle wurdq ,Algenschein. ganz alten Dreihälterstein an der Südostecke der Bibli- genommen, Kläger und Beklagte brachten ihre Argu' ser Gemarkung, wo diese mit der Bürstädter und Lor- mente vo[ Be\ €ismittel wurden vorgelegt und schlieB' scher Gemarkung zusammenstößt. Den mächtigen, lich wurde entschieden, daß bdm ,liegendt Stein. ein unförmigen und unbehauenen Stein hat er wiö folgt neuer Dreimärker durch vier geschuorene SteinseEer beschrieben: "Breit dahingelagert steckt er in der Erde, (aus Br3rstadt, Bobstadt, Biblis und Lorsch) gesetzt wer' unbehauen bis auf ein tief eingemeißeltes Zeichen, das den solle und ron diesem Stein an "den Graben hinab man als ein altertümliches L deuten kann. Der Slein ist biB in die Spießlachen" zuöll neue Steine, deren jeder (frdl. heller Sandstein vom Essigkamm bei Heppenheim drei Schuh vom Grabenrand auf der Bobstädter Seite Mitteilung von Herrn Regierungsbaurat Krause, der die entfernt sein solle Aufmerksamkeit auf diesen Stein gelenkt hat und ihn Diese Grenzsteine waren bis zur Feldbereinigung 1934 bei der Flurbereinigung an seinem Platz erhielt) und rollständig erhalten. 1590 wird der Dreimärker im jetzi- kann nicht auf natürliche Weise von dort an seinen lGpialbuch 882 (Krarlsruhe) er\/\ähnt. ,ltem ein roter gen Platz gekommen sein." dreileckher Sandstein im Bruch uff der grentzen, der- Öen Biblisörn war dieser alte Stein immer bekannt, nur selbig scheidet Lorsch, Bürstradt, Biblis und die Junk- hat niemand sein.hohes Alter auch nur.geahnt. Er hern von Frankhenstein" (Bobstad0. Er trägt die Jahres- dürfte länger als tausend Jahre an dieser Stelle liegen, zahl 1550, daruhter auf der Bobstädter Seite das wenn man ihn auch 1550 durch einen anderen Drei- frankensteinische. Wappen (Beileisen) und darunter märker ersetzt hat, worauf