50 Blickwinkel

auf das

katholische Dekanat

Bergstraße-West

Frühjahr 2020

50 Blickwinkel zum Dekanat Bergstraße-West als Grundlage für den Pastoralen Weg

Grundlage dieser Blickwinkel sind die Einzelberichte aus den Teilprojektteams „Wahrnehmung in den Pfarrgruppen“. Diese wurden von der Teilprojektgruppe (TPT) „Wahrnehmung Dekanat“ gesichtet und nach auffälligen Entwicklungen, Tendenzen und Beobachtungen untersucht. Als Grundlage diente neben den persönlichen Kenntnissen und Erfahrungen der einzelnen TPT-Mitgliedern die Zahlen und Daten aus den kommunalen Berichten, die unter www.wegweiser-kommune.de abrufbar sind. Die einzelnen Berichte der jeweiligen Pfarrgruppen sind über das Dekanatsbüro einsehbar. Die 50 Blickwinkel beschränken sich dabei bewusst auf die thesenartige Darstellung von Wahrnehmungen, Tendenzen und Auffälligkeiten und verzichten auf die detaillierte Darstellung von Tabellen und Graphiken, die aber alle in den kommunalen Berichten einsehbar sind.

Diese Blickwinkel stellen neben den Ergebnissen der Interviewphase, die im April 2020 ausgewertet sein soll, eine wichtige Grundlage für die weiteren Diskussionen, Überlegungen und Entscheidungen zur zukünftigen Gestaltung und Strukturierung der Pastoral im Dekanat.

Die einzelnen Blickwinkel sind zur Nutzungsvereinfachung durchnummeriert und 10 Themengebieten zugeordnet:

A) Infrastruktur S 2 B) Verkehr S 3 C) Demographische Entwicklungen S 3 D) Gesellschaftliches Engagement und Beteiligung S 4 E) Katholische Verbände S 4 F) Katholische Kindertagesstätten S 5 G) Konfessionsverteilungen S 5 H) Liturgische Praxis S 6 I) Sondersituation S 6 J) Sonderstellung S 6

Seite 1 von 7 A) Infrastruktur

1) Die Infrastruktur (Einzelhandel, medizinische Versorgung, Nahverkehr) vor allem in den Ortsteilen der Riedstädte wird schlechter. Es gibt eine deutliche Konzentration auf die Zentren. Das wiederum steigert das Identifikationspotential kirchlicher Gebäude und Angebote gerade in den kleineren Ortsteilen bei der alteingesessenen Bevölkerung.

2) In den Kleinstädten, insbesondere den angegliederten Stadtteilen existiert eine hohe emotionale Sensibilität, bzw. emotionale Bindung und Verlustangst die Gebäude und die Gottesdienste betreffend, bei gleichzeitiger eher geringer Auslastung, bzw. schwachem Besuch.

3) Das Verantwortungsbewusstsein für die kirchlichen Belange vor Ort wächst zur Zeit vor allem in Groß-Rohrheim, Wattenheim/Nordheim und Hüttenfeld als angegliederte Teile einer größeren Pfarrgruppe.

4) Alle Innenstädte haben Probleme mit Leerständen und fehlender Belebung. Hier deuten sich evtl. kommunale und ökumenische Kooperationen an, vor allem in den Bereichen öffentlichkeitswirksamer Aktionen mit religiösen Elementen (Advent, St. Martin, Fastnacht, Kirchweih/Brauchtum, Gedenkveranstaltungen, Sternsingen, Krippenfeiern, besondere Weihnachtsgottesdienste u.v.m.).

5) Eine wichtige Rolle spielen dabei die KiTas – vor allem in kirchlicher Trägerschaft (siehe 36) – in der Pflege religiöser Elemente und religiösen Brauchtums (s.o.).

6) Ein besonders brisantes und auch ambivalentes Problem vor Ort sind dabei die Diskussionen rund um die Sonntagsöffnungen zur Belebung der Innenstädte.

7) Die beiden Kirchen und Gemeindezentren in Hüttenfeld (1983/1995) und Groß- Rohrheim (1996) sind eine der jüngsten in der Diözese und zum größten Teil aus Eigenmitteln finanziert und aufgebaut, was einen hohen Identifikationsgrad in den Kirchengemeinden vor Ort begründet.

8) Die einzigen Krankenhäuser im Dekanat sind die beiden Häuser in Viernheim (St. Joseph in katholischer Trägerschaft) und (St. Marien – Träger: St. Marien Krankenhaus Lampertheim GmbH).

9) Seniorenheime in Trägerschaft des Caritasverbandes gibt es in Bürstadt (St. Elisabeth) und Lampertheim (Mariä Verkündigung) und in kommunaler oder privater Trägerschaft in Viernheim (2), Lampertheim (1), Biblis (2) und Groß-Rohrheim (1).

Seite 2 von 7 B) Verkehr

10) Die Bahnlinien von Nord nach Süd (Frankfurt-) und von West nach Ost (Worms- mit dem Kreuzungspunkt in Bürstadt) spielen eine wichtige Rolle in der verkehrlichen Anbindung. Nur Viernheim, Hüttenfeld, Wattenheim und Nordheim haben keine direkte Anbindung an diese Bahnstrecken. Sie steuern neben den Autobahnanbindungen (A6/A67) und der B44 die Pendlerströme, auch der Schüler*innen entsprechend.

11) In allen Städten des Dekanats herrscht eine wesentlich größere Auspendler- als Einpendlerquote.

12) Diese hohe Pendlerquote hat wie auch die Entwicklungen im demographischen Bereich (siehe Abschnitt C) einen Einfluss auf das mögliche ehrenamtliche Engagement und die zeitliche Gestaltung des pastoralen Angebots.

C) Demographische Entwicklungen

13) Bis auf Biblis ist für alle Riedstädte eine Bevölkerungszunahme bis 2030 um 3-4% prognostiziert, hauptsächlich aufgrund von Zuzügen.

14) In allen Städten des Dekanats wird der Anteil der Senior*innen (65+) bis 2030 stark zunehmen. Im Norden (Biblis) noch etwas stärker als im Süden (Viernheim und Lampertheim).

15) Gleichzeitig wird der Anteil an der Gesamtbevölkerung von jungen Erwachsenen und jungen Familien im gesamten Dekanat abnehmen.

16) Demografisch gesehen sind die Senior*innen ein großer Teil der Zukunft.

17) Das zunehmende Wegbrechen der Generation junger Erwachsener und von Eltern in der Familienphase ist signifikant.

18) Die Beerdigungs- und Trauerpastoral wird zu einer wesentlichen Aufgabe werden.

19) Seniorenheime in Trägerschaft des Caritasverbandes gibt es in Bürstadt (St. Elisabeth) und Lampertheim (Mariä Verkündigung) und in kommunaler oder privater Trägerschaft in Viernheim (2), Lampertheim (1), Biblis (2) und Groß-Rohrheim (1).

Seite 3 von 7 20) Sozialstationen in Trägerschaft des Caritasverbandes gibt es in Viernheim und in ökumenischer Trägerschaft in Lampertheim und Bürstadt.

21) Die einzigen Krankenhäuser im Dekanat in Viernheim und Lampertheim sind im Unterschied zum Kreiskrankenhaus in weder evangelischer- noch katholischerseits mit eigenen kategorialen Seelsorgestellen versehen.

D) Gesellschaftliches Engagement und Beteiligung

22) In allen Städten gibt es eine hohe Vereinsdichte mit viel ehrenamtlichem Engagement mit Schwerpunkt in der älteren Generation. Längerfristige Bindungen nehmen zugunsten kurzfristigen Engagements generell ab.

23) Das Thema interreligiöser Dialog erlangt immer größere Relevanz.

24) Vor allem im Norden des Dekanats sind starke politisch rechtsextreme Tendenzen wahrnehmbar.

25) Im Unterschied zu den größeren Städten des Rieds gibt es in den Ortsteilen ein geringeres kirchliches und vereinsgetragenes soziales Engagement in der Unterstützung Geflüchteter.

26) Soziale Brennpunkte sind vor allem in Viernheim und Lampertheim wahrnehmbar.

E) Katholische Verbände

27) Der KAB-Ortsverband in Biblis ist der größte der Diözese. Eine weitere Ortsgruppe gibt es noch in Bürstadt. Die Viernheimer Ortsgruppe hat sich vor einigen Jahren aufgelöst.

28) Nach der Auflösung der Kolpingfamilie in Viernheim vor einigen Jahren gibt es keine Kolpinggruppe mehr im Dekanat.

29) An Frauenverbänden finden sich der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) in Viernheim und die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD) in Bürstadt und Lampertheim.

Seite 4 von 7 30) Jugendverbände oder Jugendgruppen sind die KJG in Viernheim (3) und in Bürstadt, DPSG in Viernheim, Lampertheim und Bürstadt sowie sonstige Pfarrjugendgruppen in Viernheim und Lampertheim.

31) Regelmäßige Ministrantengruppenstunden gibt es in Viernheim, Lampertheim und Bürstadt.

32) In Bürstadt findet sich auch eine Gruppe der Legio Mariä und in Viernheim ein Katholischer Wallfahrtsverein.

33) Aktive Kirchenchöre gibt es in Viernheim (2), Bürstadt, Lampertheim, Hüttenfeld, Hofheim, Bobstadt und Biblis. Daneben bieten noch die Chöre „Ephata“ in Lampertheim und Spirit in Hofheim/Bobstadt Gospel und andere moderne Kirchenmusik.

34) Katholische Kirchenmusikvereine (KKM) gibt es in Lampertheim, Bürstadt und Biblis.

35) Außerdem existieren Katholische Öffentliche Büchereien (KÖB) in Biblis und Wattenheim sowie in kommunaler Kooperation in Viernheim und Bürstadt.

F) Katholische Kindertagesstätten

36) Insgesamt gibt es im Dekanat 13 KiTas in katholischer Trägerschaft und zwar in Viernheim (4), Lampertheim (2), Bürstadt (4), Hofheim, Bobstadt und Biblis.

G) Konfessionsverteilungen

37) Anteile der katholischen Bevölkerung in den Städten im Ried (Stand 2018):

o Gesamt: 33.000 - ca. 40% o Biblis: 3.600 - ca. 37% o Wattenheim: 900 - ca. 33% o Bürstadt: 6.500 - ca. 52% o Bobstadt: 1.100 - ca. 42% o Hofheim: 1.600 - ca. 31% o Hüttenfeld: 600 - ca. 31% o Lampertheim: 6.700 - ca. 28% o Viernheim: 12.500 - ca. 37%

Seite 5 von 7 H) Liturgische Praxis

38) Die PG Biblis und Viernheim pflegen bereits die Praxis sonntäglicher Wort-Gottes- Feiern bei Abwesenheit des Priesters.

39) In Viernheim werden werktägliche Gottesdienste anstelle von Eucharistiefeiern durch ehrenamtliche, ausgebildete Gemeindemitglieder gehalten.

40) In Bürstadt, Viernheim und Lampertheim sind Gemeindereferent*innen in den regelmäßigen Beerdigungsdienst eingebunden.

I) Sondersituation Biblis

41) Das AKW in Biblis sorgte in der Vergangenheit für einen hohen Zuzug und die Entstehung von Neugbaugebieten in den 1970er und 1980er Jahren. So entstanden auch neue katholische Gemeindeteile in ehemals rein evangelisch geprägten Stadtteilen von Biblis.

42) Die Abwicklung des AKWs verstärkt den demografischen Alterungsfaktor in Biblis und führt zum Wegbrechen bisher selbstverständlicher finanzieller Förderungen von kulturellem Angebot und Vereinsleben.

J) Sonderstellung Viernheim

43) Viernheim spielt unter anderem aufgrund seiner extrapolierten geografischen Lage ganz im Süden des Dekanats eine Sonderrolle. Die Stadt ist die größte im Dekanat und nach Bensheim mit ca. 34.000 Einwohnern die zweitgrößte im Landkreis und hat keine eingegliederten Stadtteile. Sie ist nur in nördlicher Richtung an den Landkreis angebunden (BAB 67 und B 3111) und ansonsten von der Landesgrenze zu Baden- Württemberg umschlossen.

Seite 6 von 7 44) Im Nahverkehr gibt es außer durch die Buslinie -Worms über Hüttenfeld und Lampertheim keine direkte Verbindung in die nördlicher gelegenen Städte des Rieds und an der hessischen Bergstraße.

45) Verkehrstechnisch ist sie hauptsächlich in Richtung Süden nach Mannheim und östlich nach Weinheim durch eine Straßenbahnverbindung orientiert.

46) Die Sport- und Gesangsvereine sind fast alle den badischen Verbänden angegliedert.

47) Es besteht ein hoher Vernetzungsgrad mit nicht-kirchlichen Institutionen vor allem im sozialen Bereich.

48) Von den ca. 33.000 Katholiken im Dekanat wohnen ca. 12.500 in Viernheim.

49) Von den z.Z. 20 hauptamtlich im pastoralen Dienst stehenden Personen (inkl. der kategorialen Stellen) versehen 7,5 ihren Dienst in Viernheim und 9 haben dort ihren Wohnsitz.

50) Es ist die einzige Stadt im Dekanat mit ursprünglich vier katholischen Pfarreien und der entsprechenden Anzahl von Kirchengebäuden und KiTas sowie mehreren katholischen kategorialen Einrichtungen:

o Albertus-Magnus-Schule o Familienbildungswerk o Sozialzentrum o Haus des Lebens o St. Joseph-Krankenhaus o Sr. Paterna-Hospiz o Einrichtungen und Beratungsstellen des Caritasverbandes

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