Zusammenfassung Das Gebiet ist vor allem im Liegenden stark isoklinal ver­ Aufgrund der gut makroskopisch unterscheidbaren Litho­ faltet, wobei der Deformationsgrad ins Hangende hin ab­ logien und der strukturellen Begebenheiten sind im Gebiet nimmt. Vor allem in den Marmoren des Stangalm-Me­ Turrach-Eisenhut die Deckengrenzen gut definierbar. sozoikums kann man eine schöne Isoklinalverfaltung in den Aufschlüssen beobachten. Die primäre enge Verfal­ Die Foliationsflächen streichen hauptsächlich NE–SW, wo­ tung wird teilweise durch eine sekundäre, offene Verfal­ bei sie je nach Verfaltung nach SE oder NW einfallen. Im tung überprägt. Dies ist sehr gut in den Quarzphylliten der Kartierungsgebiet kommen zwei Generationen von Linea­ Stolzalpen-Decke zu erkennen. ren vor. Zum einen ältere, duktile, überwiegend ESE–WSW streichende Streckungslineare, und zum anderen jüngere, Die spröden Harnischflächen lassen sich in zwei Genera­ spröd-duktile SSW–NNE verlaufende Lineare, welche die tionen einteilen. Einerseits in E–W streichende konjugier­ ältere Generation oftmals überprägen. Anhand von mono­ te Störungssysteme und andererseits in NE–SW bzw. N–S klinen Klastgeometrien und SC-Gefügen kann eine Bewe­ streichende Bruchsysteme. gungsrichtung Top E (für die ältere, duktile Deformation) ausgemacht werden.

Blatt 3213

Bericht 2012 Das Klima des Areals wird entscheidend durch die E–W über geologische Aufnahmen ausgerichteten Bergkämme bestimmt und kann als feucht- gemäßigt charakterisiert werden. Bedingt durch den oft­ im Bereich Zahmer Kaiser (Kaisergebirge) maligen Wolkenstau nahe des Kalkalpen-Nordrandes und auf Blatt 3213 Kufstein der daraus resultierenden geschützten Lage des Kaiserge­ birges hinter den westlichen Chiemgauer Alpen fällt für die Thomas Hornung Höhenlage lediglich durchschnittlich viel Schnee und Nie­ (Auswärtiger Mitarbeiter) derschlag. Die geologische Aufnahme des Zentralteils der Kaiser­ gebirgs-Synklinale (Gebietsumrandungen: Hintere Kes­ selschneid–Kohlalm–Griesenau–Stripsenjoch–Hans-Ber­ Schichtenfolge Trias ger-Haus) wurde im Frühsommer und Spätherbst 2012 Wettersteinkalk (Lagunenfazies) & Wettersteinkalk (Riff­ durchgeführt. Zum Zeitpunkt der Aufnahme standen fol­ fazies) gende Kartenwerke der GBA zur Verfügung: Illyrium (oberes Anisium) bis Julium (unteres Karnium) • Geologie des Kaisergebirges inklusive Erläuterungen Der Wettersteinkalk als älteste im Kartiergebiet auftreten­ (Zerbes & Ott, Jb. Geol. B.-A., 142/1, 95–143, 2000). de Lithologie erscheint gemäß dem WSW–ENE-gerichte­ • Provisorische Geologische Karte GEOFAST 1:50.000, ten Faltenbau der Kaisergebirgs-Synklinale im N und im Blatt 90 Kufstein (Pavlik, 2005). S des Kartiergebietes und entsprechend seiner lithologi­ Naturräumlicher Überblick schen Kompetenz als wichtigster Hauptgipfelbildner des Zahmen und Wilden Kaisers. Seine Mächtigkeit im Unter­ Das Kartiergebiet umspannt das „Herzstück“ der Kaiser­ suchungsgebiet beträgt mehrere hundert Meter; Zerbes & gebirgs-Synklinale, die zentral gelegene Hochebene der Ott (2000) nehmen im Kaisergebirge an der Maukspitze Feldalm und Hochalm vermittelt zwischen dem Kaisertal maximale Mächtigkeiten von bis zu 2.000 m an. im Westen sowie dem Weißenbachtal, Kohlalmtal und Kai­ serbachtal im Osten. Umrahmt wird das Almgelände im Die Wettersteinkalk-Lagunenfazies ist durch eine auffal­ Norden vom Zahmen Kaiser (Kammbereich Hintere Kes­ lende und deutliche Bankung gekennzeichnet, die durch selschneid, 1.995 m bis Kleiner Rosskaiser, 1.926 m), einen Wechsel von bis zu mehreren Metern mächtigen, im Süden vom Kamm Feldkogel (1.815 m)–Stripsenkopf kompakten grauen Kalkbänken und zwischengeschalte­ (1.807 m)–Oberer Häuslkopf (1.578 m)–Unteren Häusel­ ten, wesentlich geringmächtigen weißlichen, intern lami­ kopf (1.403 m). Der tiefste Punkt des Kartiergebietes ist nierten Dolomiten verursacht wird. Die rigiden Kalkbänke Hinterbärenbad (829 m). Südlich des Stripsenkopfes liegt sind als hellgrau verwitternde, im frischen Anschlag graue mit dem gleichnamigen Joch die Verbindung zum sehr Mikrite mit sparitverheilten Klüften und sehr geringem (ma­ steilen bis senkrechten Nordabfall des Wilden Kaisers. kroskopisch sichtbarem) Fossilgehalt zu charakterisieren. Entsprechend seiner Morphologie ist die Entwässerung Sehr vereinzelt treten Organismenreste auf, die als Wirtel­ zweigeteilt, wobei die Wasserschneide entlang einer N–S- algen gedeutet werden könnten – Wirtelalgen stellen nach gerichteten Linie Hochalm–Ropanzen–Feldalm–Stripsen­ Zerbes & Ott (2000) im Gegensatz zu anderen kalkalpi­ kopf–Stripsenjoch verläuft. Das Gelände westlich davon nen Bereichen (z.B. Zugspitzmassiv) eher eine Ausnahme entwässert in den Kaiserbach und nachfolgend in den Inn, dar. Weitere erkennbare Strukturen sind lagige, teilweise das Gebiet östlich in die Bäche Griesner Bach, Kohlalm­ etwas verwaschene Stromatolith-Lagen (entlang des Auf­ bach und Weißenbach. Diese wiederum entwässern bei stiegsweges zum Kleinen Roßkaiser) sowie Kalke mit ty­ Kössen in die Großache. pischen lagunären Faziesmerkmalen wie Stromataktis, Pi­ Die Ausrichtung aller genannten Täler des Kartiergebietes soide, Mud Pebbles u.ä. wird durch die Faltenachse der Kaisergebirgs-Synklinale Im Gegensatz zu den Lagunenkalken präsentieren sich die vorgegeben und ist strikt WSW–ENE gerichtet. Wetterstein-Riffkalke als ein weitgehend massiges, lokal

423 sehr schlecht gebanktes Schichtglied. Die Gesteine sind bis grünlichgraue Färbung, verwittern jedoch aufgrund gelblichweiße bis mitunter leicht fleischfarbene Kalke (z.B. von Oxidationsprozessen eisenhaltiger Mineralkomponen­ am Kleinen Roßkaiser). Die typischen Großoolith-Struktu­ ten, ähnlich den liegenden Tonschiefern, dunkel ockerfar­ ren, die vadoses Auskristallisieren von einstigen Hohlräu­ ben bis bräunlich. Der Mineralgehalt wurde nach Schuler men riffogener Brekzien repräsentieren, wurden nicht ge­ (1968) mit Quarz und Feldspat als Hauptgemengteile, mit funden (vgl. Zerbes & Ott, 2000), sehr wohl dagegen Reste Glimmer, Chlorit, Tonmineralien und Glaukonit sowie Pyrit von Kalkschwämmen und dem für den Wettersteinkalk ty­ als Nebengemengteile bestimmt. pischen Riffbildner Tubiphytes obscurus (Maslow). Letzte­ re sind als nur millimetergroße, typisch milchig-weißliche 1. Zyklus – „Untere Kalk-Dolomit-Folge“ (R 1b): „Flämmchen“ im – im günstigen Fall – regennassen Ge­ Über der „unteren Schiefertonfolge“ folgen zum Hangen­ stein mit glatten Bruchflächen zu erkennen den hin dunkle, teilweise bankintern fein laminierte, bitumi­ nöse Kalke. Massigere Partien wechseln mit cm- bis dm- Nordalpine Raibler Schichten gebankten Abschnitten ab – beide regellos von mm- bis Raibler Sandstein; Raibler Rauhwacke; Raibler Kalk; Raib­ selten cm-breiten Sparitadern durchzogen. Zwischenge­ ler Dolomit schaltet sind ca. 3 m mächtige braungraue fossilfreie, la­ minierte Dolomite. Im Teufelswurzgarten ist dieser Zyklus Julium (unteres Karnium) bis Tuvalium (oberes Karnium) als markante Kalknadel herauspräpariert. Die Gesteine der Nordalpinen Raibler Schichten sind ih­ rer stratigraphischen Position entsprechend als relativ 2. Zyklus – „Mittlere Schiefertonfolge“ (R 2a): schmales, aber morphologisch wie lithologisch sehr mar­ Ist sowohl im Teufelswurzgarten, als auch unter dem Pre­ kantes Band den Hauptlithologien des Kartiergebietes – digtstuhl schuttüberdeckt. Am Aufstiegsweg von der Wettersteinkalk und Hauptdolomit – zwischengeschaltet. Griesner Alm zum sind wenige Meter Während ihr Vorkommen am Nordschenkel der Kaiserge­ graue bis dunkelgraue, Karbonat führende und fossilfreie birgs-Synklinale tektonisch reduziert ist, zeigt sich ihre li­ Mergel erschlossen. thologische Vielfalt und „klassische“ dreifache Ausbildung 2. Zyklus – „Mittlere Kalk-Dolomit-Folge“ (R 2b): sensu Schuler (Erlanger Geol. Abh., 71, 1968) am Süd­ Sowohl am Teufelswurzgarten, als auch im Raibler Vor­ schenkel der Synklinale unter den Steilabbrüchen des Wil­ kommen unter dem Predigtstuhl wird die „Mittlere Kalk- den Kaisers nahezu beispielhaft. Die etwa 200 m mächtige Dolomit-Folge“ durch grobgebankte bis massige, mitun­ Abfolge erlaubt die Auskartierung vielfältiger lithologischer ter mikritische und/oder laminierte Kalke gebildet, die im Unterschiede wie Tone, Mergel, Sandsteine, Kalke, Dolo­ Vergleich zur liegenden Serie etwas dunkler gefärbt sind mite und Rauhwacken: und im frischen Anschlag stark nach Bitumen riechen. Die­ 1. Zyklus – „Untere Schiefertonfolge“ (R 1a): se Folge ist mit weniger als 20 m Mächtigkeit recht gering Die Abfolge beginnt, wie bei Schuler (1968) beschrie­ ausgebildet. ben, mit einem mächtigeren, markanten Tonschiefer- und 3. Zyklus – „Obere Schiefertonfolge“ (R 3a): Sandsteinzug. Der scharfe lithologische Wechsel vom ver­ Am Teufelswurzgarten schuttüberdeckt, zeigt sich der witterungsbeständigen Wettersteinkalk zu den erosions­ obere Schiefertonhorizont lediglich knapp unterhalb des unbeständigen weichen Tonen und Schiefern ist am bes­ Aufstiegswegs zur Fritz-Pflaum-Hütte auf ca. 1.200 m SH. ten im Teufelswurzgarten am Zustieg zum Normalweg Auch hier handelt es sich um ca. 20 m mächtige, graue auf das Totenkirchl nachzuvollziehen. Hier ist der einzi­ bis dunkelgraue, Karbonat führende und fossilfreie Kalk­ ge direkte Kontakt von lagunärem Wettersteinkalk zur un­ mergel. tersten Schiefertonfolge erschlossen: in der tief einge­ schnittenen, schwer zugänglichen Rinne stehen ca. 15 m 3. Zyklus – „Obere Kalk-Dolomit-Folge“ (R 3b): mächtige, graue bis dunkelgraue Kalkmergel an. Karbo­ Die mit deutlichem Abstand am mächtigsten ausgebilde­ natfreie, schwarze Schiefer („Reingrabener Schiefer“) sind te oberste Raibler Kalkfolge ähnelt in lithologischem Habi­ – wie an anderen Lokalitäten, beispielsweise im Chiemgau tus sehr stark dem hangenden Hauptdolomit. Die Grenze (vgl. Hornung & Ortner, Erl. zur Geol. Karte von Bayern zum Hauptdolomit ist zwar am Stripsenjoch und oberhalb 1:25.000, Blatt Nr. 8341 Seegatterl, übermitteltes, noch der Griesner Alm zwar durch Aufschiebungen tektonisch nicht gedrucktes Manuskript, München, 2011) oder Regi­ amputiert, jedoch sind die zuoberst erschlossenen Raibler onen im Berchtesgadener Bereich und Wettersteingebir­ Dolomite als laminierte, teilweise bituminöse Dolomikrite ge (Hornung, The “Carnian Crisis” in the Tethys realm – dem Hauptdolomit sehr ähnlich. Bei den Kalken handelt es multistratigraphic studies and palaeoclimate constraints, sich um grobgebankte dolomitische, nur sehr gering bitu­ Diss. Univ. Innsbruck, 2007) – im Kaisergebirge anschei­ minöse Kalke. Erwähnenswert sind am Teufelswurzgarten nend nicht erschlossen. Bereits 3 m über der Liegendgren­ großflächig auf den steilstehenden Schichtflächen erhalte­ ze sind die ersten fossilreichen Kalksandsteinlinsen (Bra­ ne Oszillationsrippeln als Zeichen der Ablagerung in flach­ chiopoden, Spurenfossilien) zwischengeschaltet. marinen Habitaten. Wie u.a. bei Schuler (1968) und Hornung & Ortner (2011) Fazies: Das ternäre System der Nordalpinen Raibler Schich­ beschrieben, schalten sich in die Abfolge von Mergel und ten lässt sich in den Nördlichen Kalkalpen in E–W-Richtung Kalksandsteinen auch in der Kaisergebirgs-Synklinale zwei über mehrere hundert Kilometer verfolgen und korrelieren. charakteristische Sphaerocodienbänke („Onkoidbank“, Nach Rüffer & Bechstädt (Triassic Sequence Stratigraphy Muschelschill führend mit Cardinia sp., benannt nach „Sph- in the Western Part of the Northern Calcareous Alps (Aus­ aerodoium bornemanni“ Rothpletz) ein. In der ersten Schie­ tria), SEPM Special Publication, 60, 751–761, 1998) ka­ fertonfolge unter dem Totenkirchl fanden sich lediglich Le­ men die tonig-mergelig-sandigen Intervalle im neritischen sefunde. Die weichen und porösen, mittelkörnigen und Schelfbereich (Wassertiefe ca. 50–200 m) zur Ablagerung, Karbonat führenden Sandsteine zeigen im Anschlag graue die kalkigen Partien eher in einem tidal-evaporitischen Mi­

424 lieu nahe den Küstenregionen. Die vertikale Aufeinander­ synsedimentärer Umlagerung noch unverfestigten Karbo­ folge impliziert zyklische Meeresspiegelschwankungen: natschlamms durch Sturmereignisse (Tempestite). Einzel­ mergelig-sandige Abschnitte wurden während Transgres­ ne Dolomitbänke zeigen Loferit-Mikrogefüge wie sionen, Kalke während Regressionen abgelagert (Brand- • langgezogene, kalziterfüllte Hohlräume (Stromataktis), ner & Poleschinski, Jahresber. Oberrheinischen Geol. Ver­ eins, 68, 67–92, 1986; Rüffer & Bechstädt, 1998). • granularer feiner Karbonatschlamm [(Pel)Mikrite], • aufgearbeitete kleine Plättchen aus vorverfestigtem Alter: Das Alter der Raibler Schichten kann aufgrund man­ Karbonatschlamm (Mud-Chips), gelnder biostratigraphischer Marker innerhalb der baju­ varischen und tirolischen Deckeneinheiten nicht eindeu­ • wahrscheinlich in Strandnähe gebildete kleine kugelige tig angegeben werden. Entgegen früherer Annahmen, die Konkretionen (Pisoide), „Raibler Schichten“ mit der Stufe „Karnium“ gleichsetzten, • spindelförmige Porenräume, die nachträglich mit gro­ konnte Hornung (2007) für tethyale, neritische Schichtfol­ bem Kalzit auskristallisiert wurden (sparitisch gefüllte gen in einem multistratigraphischen Ansatz und einem se­ „birdseyes“) sowie quenzstratigraphischen Modell für diese Einheit den Zeit­ • reliktisch erhaltene „Geister-Strukturen“ von Algenmat­ bereich vom Cordevolium (oberes Julium) bis knapp unter ten und Micromounds („Mikro-Riffe“; für weitere dies­ die Karnium-Norium-Grenze nachweisen. bezügliche Informationen siehe Flügel, Microfacies of Carbonate Rocks – Analysis, Interpretation and Appli­ Hauptdolomit und Hauptdolomit kalkig cation, 2004). Tuvalium (oberes Karnium) bis Alaunium (mittleres Norium) Am Wanderweg vom Stripsenjoch zur Feldalm sind meh­ rere Meter bis wenige Zehnermeter mächtige kalkige Ein­ Der Hauptdolomit ist die dominierende Lithologie des Kar­ schaltungen im Hauptdolomit beobachtbar. Diese treten tiergebietes und umfasst die mittleren Hang- und Flanken­ aufgrund ihrer größeren Verwitterungsresistenz als Härt­ bereiche des Zahmen Kaisers, die Hochebene der Hoch­ linge hervor. Nach Zerbes & Ott (2000) lassen sich die­ alm sowie den Kammzug Stripsenkopf–Feldberg bis in die se keinem bestimmten stratigraphischen Niveau zuordnen. Niederungen des Kaisertales nahe dem Hans-Berger-Haus Neben dem deutlich höheren Kalkgehalt zeigen die Kalk­ und Hinterbärenbad. bänke eine deutlich größere Fossilführung, makroskopisch Abschätzungen über die Maximalmächtigkeit der intern vorwiegend bestehend aus Muschelschill – unter der Lupe weitphasig verfalteten monotonen und deswegen schwer lassen sich teilweise zerfallene Ostrakodenschälchen er­ untergliederbaren Hauptdolomit-Sequenz sind schwierig: kennen. Zerbes & Ott (2000) gehen von ca. 1.900 m aus – diese Erwähnenswert sind zwei Zonen mit tektonisch induzier­ Angabe bezieht sich jedoch auf ihr Profil. Die wahre Maxi­ ten kakiritisierten Störungsbrekzien, einerseits am Nord­ malmächtigkeit dürfte in der Kaisergebirgs-Synklinale zwi­ schenkel der Synklinale unter Hinterer Kesselschneid und schen 900 und 1.200 m liegen. Roßkaiser, andererseits in einem etwa 100 m breiten Band Typischerweise liegt der Hauptdolomit als hellgrauer bis vom Stripsenjoch bis unter den Feldberg. Dass es sich hier milchig-bräunlicher, teilweise auch weißlicher feinkörniger nicht um intraformationelle Brekzien handelt, zeigt die par­ Dolomikrit bis Dolo-Pseudomikrit vor. Er ist meist im dm- tienweise diffus erhaltene Reliktschichtung – diese kann bis m-Bereich gut gebankt, kann lokal allerdings auch un­ partienweise erhalten, lokal jedoch auch komplett ver­ deutlich gebankt bis massig erscheinen. Brekziierte Zwi­ wischt sein. Das Vorkommen der Brekzien am Nordschen­ schenlagen kommen vor. Die Bankflächen sind meist eben kel der Kaisergebirgs-Synklinale kann mit der Kompression bis leicht wellig. Aufgrund oftmals engständiger Klüftung und damit einhergehenden Kompression an NNW-gerich­ zerfällt die Formation in typisch rhombisch-kantige, cm- teten Aufschiebungen erklärt werden, die Zone am Strip­ große Fragmente. Makroskopisch sind die Dolomite taub senjoch und Feldberg mit einer augenscheinlichen Redu­ bis sehr fossilarm – an Biogenen sind selten leidlich über­ zierung der Ausstrichbreite des Hauptdolomits, was auf lieferter Muschelschalen-Schill zu erkennen. eine tektonisch versursachte Reduktion der Gesamtmäch­ Obgleich im Zentralbereich der Kaisergebirgs-Synklina­ tigkeiten verursacht sein könnte. le rund um die Feldalm mutmaßlich einigermaßen litholo­ Nahe der Grenze zum hangenden Plattenkalk nimmt der gisch und stratigraphisch vollständig überliefert, lässt sich Kalkgehalt des Hauptdolomits sukzessive zu. Dessen die hier kartierte Gesteinssequenz aufgrund lithologischer Obergrenze wurde mit dem Einsetzen mächtigerer und Gleichförmigkeit und teilweise mangelnder Aufschlussver­ durchgehender Kalkabfolgen und einer deutlichen mor­ hältnisse kaum bis nur unzureichend untergliedern. Aus phologischen Geländeversteilung gezogen. diesem Grund wurde auf eine gesonderte Auskartierung verzichtet, nicht zuletzt der besseren Lesbarkeit der Kar­ Plattenkalk te wegen. Sevatium (oberes Norium) Lithologische Marker, wie ausgesprochen bituminöse, Der bis zu 200 m mächtige Plattenkalk im Sinne von Güm- dunkle Kalke mit einem generell hohen organischen Anteil bel (Geognostische Beschreibung des bayerischen Alpen­ – üblicherweise typisch im Unteren Hauptdolomit – wur­ gebirges und seines Vorlandes, 1861), ist nahe des Zen­ den nicht beobachtet, jedoch Faziesmerkmale, wie Loferi­ tralabschnittes der Kaisergebirgs-Synklinale erschlossen. te des Mittleren und Oberen Hauptdolomits sensu Enos & Aufgrund der flach nach ENE abtauchenden Muldenachse Samankassou (Facies, 38, 207–228, 1998) treten lokal auf. erstreckt sich sein Vorkommen vom Ropanzen zwischen Im Bereich der Feldalm und nördlich des Ropanzen, nahe Hoch- und Feldalm über den Feldberg nach E und kon­ der Grenze zum hangenden Plattenkalk, treten immer wie­ turiert das kleine, von der Feldalm zum Kohlsattel empor­ der dicke Einzelbänke und/oder Bankgruppen mit intrafor­ steigende Sekundärtälchen sowie dessen östliche Fortset­ mationellen Brekzien auf. Die Brekzien entstanden infolge zung, das Kohlalmtal.

425 Lithologie: Der Plattenkalk ist in unverwittertem Zustand zung von „Kössener Mergel“ aufgrund nicht immer günsti­ durch ebenbankige, hellgraue bis hellbraungraue, dich­ ger Aufschlussverhältnisse sowie Darstell- und Lesbarkeit te mikritische bis sparitische Kalke (Packstones, Wackes­ der Geologischen Karte verzichtet. tones) gekennzeichnet. Seine Untergrenze wird mit dem Die Maximalmächtigkeit der Kössen-Formation kann mit Auftreten durchgängiger Kalkfolgen gezogen, die im Ge­ Werten von 50 bis 100 m eingegrenzt werden, was auf eine gensatz zum Hauptdolomit eine eindeutige Reaktion mit recht geringe Primärmächtigkeit – verglichen mit anderen verdünnter Salzsäure zeigen. Neben auf den ersten Blick Regionen – zurückgeführt werden kann (vgl. Zerbes & Ott, praktisch fossilleeren, recht homogenen, reinen, grauen 2000, Hornung & Ortner, 2011, Hornung & Gruber, Erl. Mikriten mit muscheligem, scharfem Bruch treten auch zur Geol. Karte von Bayern 1:25.000, Blatt Nr. 8435 Fall, Pelite sowie filamentreiche, dunkelgraue Flaserkalke auf, übermitteltes, noch nicht gedrucktes Manuskript, Mün­ letztere vorzugsweise im oberen Abschnitt als eine Art chen, 2012). „Übergang“ zur hangenden Kössen-Formation. Die Kössen-Formation hat im Kartiergebiet einen in Rela­ Rein morphologisch gesehen tritt der Plattenkalk in Re­ tion zum liegenden Plattenkalk deutlich höheren Mergel- lation zum Hauptdolomit durch steilere Flanken- und Anteil, was sich in durchwegs dunkleren Gesteinsfärbun­ Wandbildung in Erscheinung, hervorgerufen durch größe­ gen äußert. Die Abfolge kann als Wechsellagerung von a) re Erosionsbeständigkeit (höherer Kalkgehalt). Besonders dm-gebankten, grauen bis dunkelgrauen, lokal bläulich- deutlich wird dies am Felskamm, der die Weideareale der bis bräunlichgrauen bituminösen, mikritischen Kalken in­ Feldalm von der etwas höher gelegenen Hochalm wandar­ klusive sparitverheilten Klüften, und b) fossilreichen bio­ tig abgrenzt. Die wallartige Geländeform findet ihre öst­ klastischen Kalken (Schilllagen, zerfallene Ammoniten, liche Fortsetzung im Kohllahnerkopf (1.556 m) und dem Gastropoden und Brachiopoden) charakterisiert werden. bereits außerhalb des Kartiergebietes liegenden Scheiben­ Die Gesteine verwittern aufgrund des etwas höheren Ton­ kogel (1.614 m), der Weißenbachtal gegen Kohlalmtal ab­ gehaltes erdig-mürb und sehr tiefgründig mit auffallend grenzt. rostbraunen bis ockergelben Farben. Ein weiterer, im Ge­ lände gut erkennbarer Unterschied zum liegenden Platten­ Thierbergkalk („Rehaukalk“ oder Dachsteinkalk kalk sind wulstige und unruhige, oft „zerfressen“ wirkende i.w.S.) Schichtflächen mit sekundär gebildeten, hellbeige-farbe­ nen Dolomitisationshöfen. Unteres Rhaetium Am Aufstiegsweg vom Feldalmsattel zum Stripsenjoch­ haus liegt nahe der Passhöhe das einzige Vorkommen Schichtfolge Jura von Thierbergkalken (auch „Rehaukalke“ in Zerbes & Ott, 2000), benannt nach der Typlokalität Rehau im Osten des Liaskieselkalk (Kirchsteinkalk, Allgäu Schichten Eiberger Beckens. i.w.S.) Lithologie: Der max. 20 m mächtige Thierbergkalk entspricht Sinemurium bis Pliensbachium rein lithologisch und mikrofaziell einem Oberrhätkalk, je­ Im Kern der Kaisergebirgs-Synklinale sitzen jurassische doch vermittelt seine stratigraphische Position zwischen Kieselkalke direkt auf der Kössen-Formation auf (siehe Plattenkalk im Liegenden und Kössen-Formation im Han­ auch Zerbes & Ott, 2000). Diese vertreten anscheinend genden, sodass er eigentlich als „Unterrhätkalk“ bezeich­ die hornsteinlosen Lias-Fleckenmergel, die normalerwei­ net werden sollte. Die nahe des Feldalmsattels erschlos­ se zwischen Kössen-Formation und Hornstein führenden senen, stark verkarsteten, hell weißlichen bis hellgrauen, Kieselkalken liegen. Liaskieselkalke treten am Feldalm­ mikritischen Kalke sind massig ausgebildet – und makro­ sattel auf, am besten zu erreichen auf den ersten Metern skopisch fossilfrei. des Wanderwegs vom Feldalmsattel zur Hochalm über Das isolierte Vorkommen von Thierbergkalken am Süd­ den Ropanzen. Ein weiteres, kleineres Vorkommen liegt in schenkel der Kaisergebirgs-Synklinale deutet darauf hin, der stark verwachsenen Fundament-Ausschachtung einer dass diese Lithologie – ähnlich wie der stratigraphisch jün­ Almhütte südwestlich der Feldalm. Zwei sehr kleinräumige gere Oberrhätkalk – mit der Beckenfazies der Kössen-For­ und tektonisch begrenzte Areale mit Liaskieselkalken lie­ mation verzahnt und somit einen flachmarinen, „riffoge­ gen an der flachen Nordabdachung des Ropanzen. nen“ Ablagerungsraum widerspiegelt. Im Kern der Kaisergebirgs-Synklinale kann von Mächtig­ keiten von ca. 60 bis 80 m ausgegangen werden, jedoch Kössen-Formation dürfte eine etwaige Stauchung und/oder Aufscherung durch Verfaltungen nahe des Synklinalkerns eine höhere Oberes Sevatium (oberstes Norium) bis Rhaetium Mächtigkeit vortäuschen. Die Kössen-Formation liegt im Zentralabschnitt der Kai­ sergebirgs-Synklinale. Das westliche Vorkommen kon­ turiert den hier tiefjurassischen Synklinalkern zwischen Rotkalkgruppe Ropanzen und dem Anstieg vom Feldalmsattel zum Strip­ ?Pliensbachium senkopf. Nach Osten hin mit nach WSW auftauchender Nur sehr kleinräumig sind im Muldenkern reliktisch maxi­ Synklinalachse bilden die Kalke und Mergel der Kössen- mal 10 m mächtige Rotkalke erschlossen. In den Grenzen Formation rund um den Kohlalmsattel den Synklinalkern. des Kartiergebiets wurden Rotkalke lediglich am Wander­ Zudem ist die Kössen-Formation unmittelbar südlich des weg Feldalmsattel zum Ropanzen sowie bei der bereits bei Ropanzen in einer Spezial-Synklinale erhalten. den Liaskieselkalken beschriebenen Almhütte gefunden. Bei der Bearbeitung der Kössen-Formation im Rahmen Die anstehenden mikritischen Rotkalke zeigen kaum die der gegenständlichen Kartierung wurde auf die Abgren­ für die Adneter Schichten so typische nodulare Pseudo­

426 klastenführung, sondern stellen beinahe reine Kalkmergel Hintere Kesselschneid–Roßkaiser beobachten. Die Mäch­ dar. Die meist dünngebankten Mergelkalke sind reich an tigkeiten erreichen oft nur wenige Meter, in den unteren Filamenten (Bositra buchi) und Hartgründen. Entgegen der Flankenbereichen der Bärentaler Wände vermutlich bis reichen Fossilführung der Rotkalke östlich des Kartierge­ max. 20 m. biets in der Region um Schwendt (siehe Jaksch, Jb. Geol. Die Brekzien bestehen vorwiegend aus eckigen bis B.-A., 136/1, 65–75, 1993) wurden am Feldalmsattel keine schlecht kantengerundeten Komponenten, entsprechend Fossilien gefunden – es konnte nicht einmal das direkt An­ des Einzugsgebietes an den Bärentaler Wänden vorzugs­ stehende erschürft werden – lediglich die rötliche Färbung weise aus Wettersteinkalk. Vereinzelt finden sich auch des Bodens sowie zahlreiche freigewitterte Lesefunde do­ Hauptdolomit-Fragmente. Die Größe variiert zwischen we­ kumentieren die nur geringmächtige Überdeckung. nigen mm bis zu wenigen cm – die durchschnittliche Grö­ ße liegt zwischen 2 und 20 cm. Der verkittende Zement ist Sachrang-Formation – Manganschiefer in-situ-gebildeter feinkörniger Kalzit von feinsandiger Kon­ ?Toarcium sistenz. Die lediglich wenige Meter mächtigen Manganschiefer Die Vorkommen an den Bärentaler Wänden zeigen noch bilden den innersten Kern der Kaisergebirgs-Synklina­ eine etwas diffuse, aber einmessbare Schichtung, die vor­ le und gleichzeitig das jüngste erhaltene Schichtglied der wiegend durch Korngrößenvariationen hervorgerufen wird. hier kartierten stratigraphischen Abfolge und kontinuierli­ Am Wanderweg von der Hochalm zur Vorderkaiserfelden­ chen mesozoischen Schichtfolge des Kaisergebirges. Die hütte auf ca. 1.550 m Seehöhe fallen die Schichten mäßig Schiefer sind lediglich knapp nördlich des Feldalmsattels steil nach SSE ein (ss 140/38), östlich der Kerneck-Jagd­ am Wanderweg zum Ropanzen und zur Hochalm leidlich hütte auf ca. 1.120 m Seehöhe flach nach SW (ss 237/15) erschlossen. – in beiden Fällen nahezu hangparallel. Es handelt sich um graue bis grauschwarze, oft rot- bis Die Tallusbrekzien der Bärentaler Wände sind bis dato karminrotgefleckte („geflämmte“), seltener grünlich-graue, noch nicht datiert worden, jedoch lässt sich nach Zerbes sehr brüchige und mürbe Mergelkalke und Schieferkalke, & Ott (2000) ihr Alter auf das Riß-Würm-Interglazial schlie­ die zudem tektonisch stark zerwürgt und spezialgefaltet ßen: einerseits werden zu einer Kalzit-Ausscheidung und erscheinen. Zumindest makroskopisch konnten keine Fos­ nachfolgenden Zementation Temperaturen von > 0° benö­ silien beobachtet werden. tigt, andererseits finden sich immer wieder aufgearbeite­ Der relativ hohe Anteil an organischem Material – über­ te Brekziengerölle als Komponenten der Lokalmoränen im liefert in Pyrit und Mangan – impliziert eine Ablagerung Kaiserbachtal nahe Hinterbärenbad. im sauerstoffarmen bis -losen Bereich eines Beckens mit stagnierendem Wasseraustausch. Diese „euxinischen“ Se­ dimentationsverhältnisse sind in ganz Mitteleuropa aus Hochglaziale Moräne des Inngletschers, z.T. mit dem Toarcium bekannt – so zeigen sowohl die Posido­ ortsfremder Geschiebefracht nienschiefer Süddeutschlands und die faziell und biost­ Würm ratigraphisch gleichgestellte Sachrang-Formation diesel­ ben Bedingungen. Die Manganschiefer des Synklinalkerns Die hochglaziale Moräne des Inngletschers definiert sich können – wenn auch tektonisch stark reduziert und zer­ durch den Gehalt an ortsfremden, „exotischen“ Geröl­ schert – der Sachrang-Formation zugeordnet werden und len von Lithologien, die von keiner im Untersuchungsge­ damit toarcischem Alter. biet oder in unmittelbar benachbarten Regionen vorkom­ menden stratigraphischen Einheiten stammen. Dieses Kriterium wird von den Moränenvorkommen des Haber­ Quartär: Pleistozän sauer Tales bis zum Feldalmsattel sowie von jenen des Die meisten im Kartiergebiet kartierten glazigenen Abla­ Kohlalmtales erfüllt. Die Mächtigkeiten sind aufgrund gerungen wurden während der Würm-Eiszeit sedimentiert. des überdeckten prä-würmeiszeitlichen Reliefs sehr un­ Eine genetische Differenzierung ist nur dahingehend mög­ terschiedlich: Ausgehend von einem bis wenigen Metern lich, dass Seitenmoränenbereiche von Lokalgletschern Dicke dürften im Bereich des Hochalmgrabens nahe der auskartiert werden konnten. Eine Differenzierung in älte­ Schnapflgrabenalm und im Kohlalmtal maximale Werte re Eiszeitstadien, die gleichfalls zur Landschaftsgestaltung von bis zu 10 m erreicht werden. beigetragen haben, erwies sich als unmöglich. Allenfalls Nur bei den im Habersauer Tal kartierten Moränensedi­ am Südabfall des Zahmen Kaisers liegen verfestigte Tal­ menten handelt es sich um Fernmoränen-Vorkommen mit lusbrekzien, die ins Riß-Würm-Interglazial datiert werden einem matrixgestützten Gefüge (Matrix: gU bis fS) und ein­ könnten. Neben dieser Ausnahme überdeckt das Würm­ gestreuten größeren Komponenten. Es liegt also hier eine glazial alle eventuell vorkommenden älteren glazigenen Mischung aus größtenteils subglazial unter dem Eisstrom Sedimente. abgelagerter Grundmoräne und eingestreuter Obermo­ räne vor (Definitionen siehe Schreiner, Einführung in die Tallusbrekzie Quartärgeologie, 1997). Durch den damit verbundenen ho­ hen Überlagerungsdruck, der auf die Moräne wirkte, wur­ ?Riß-Würm-Interglazial de der ursprüngliche Wassergehalt stark minimiert und Karbonatisch verkittete Gehänge- oder Tallusbrekzien als somit hoch verdichtete wie stark konsolidierte Sedimen­ einstige Hangschutt- und/oder Bergsturzmassen über­ te geschaffen. Durch den primär großen Anteil an tonig- deckten einst vermutlich ein wesentlich größeres Gebiet schluffigen Feinmaterialien (= Matrix) war eine sekundäre im Kaisergebirge, lassen sich innerhalb des Kartiergebiets Wasseraufnahme nicht mehr möglich, weswegen sich das nur in den Bärentaler Wänden am Südabfall des Kammes Lockergestein heute überkonsolidiert zeigt.

427 Alle kartierten Moränen-Vorkommen des Habersauer Tals kurzen Transportwege überwiegend nur angerundet, der zeigen neben dem kalkalpinen Spektrum der unmittelba­ Matrixanteil ist deutlich geringer, sodass es sich meistens ren Umgebung (Wettersteinkalk bis Rotkalke) auch hin und um ein komponentengestütztes Gefüge handelt. Oftmals wieder Kristallinkomponenten aus zentralalpinen Lieferge­ ist die Abgrenzung von reinem Hangschutt- und/oder Fels­ bieten. sturzschutt schwierig. Im frischen Zustand zeigt die schluffig-tonige Matrix des Flache Seitenmoränenwälle verschiedener spätglazialer Moränenmaterials eine hellgraue bis hellblaugraue Fär­ Gletscherstände bzw. -vorstöße am Wilden Kaiser haben bung, die im verwitterten Zustand jedoch eine hellbraune sich in den tiefer gelegenen Karen nahe der Griesner Alm bis hellockerfarbene Tönung annehmen kann. Die enthal­ sowie im Habersautal und an der Feldalm erhalten. tenen kalkalpinen Komponenten sind entsprechend kürze­ rer Transportwege überwiegend schlecht gerundet bis an­ gerundet, die seltener auftretenden Kristallingerölle zeigen Quartär: Holozän sich gerundet bis sehr gut gerundet – entsprechend be­ Schuttkegel deutend weiterer Transportwege. Die Komponentengröße Holozän ist sehr variabel, wobei der Durchschnitt zwischen 5 und 15 cm liegt. Einzelne Blöcke mit Kantenlängen von 100 cm Schuttkegel und/oder Schuttfächer sind ein häufig auf­ und mehr sind selten. Zu erwähnen wäre ein größerer tretendes Morphologie-Merkmal des Kartiergebietes. Die Quarzitgneis-Findling in einem schwer zugänglichen Be­ ausgeprägtesten Formen finden sich rund um die Feld­ reich des Hochalmgrabens (R 373079 / H 273760, 1.180 m alm unter Stripsenkopf, Tristecken und Feldberg sowie, in SH) mit Kantenlängen von mehr als 1,5 m. geringerem Ausmaß, unter den Plattenkalk-Nordabstürzen des Feldberges ins Kohlalmtal. Durch den glazialen Transport entstandene gekritzte Ge­ Die in den Schuttkegeln enthaltenen Komponenten setzen schiebe finden sich relativ häufig, sind jedoch je nach Ver­ sich ausschließlich aus unsortiertem und nicht bis allen­ witterungsgrad der Komponenten oftmals schwer zu er­ falls sehr schlecht gerundetem Lokalmaterial zusammen. kennen. Ihre Maximalmächtigkeiten dürften 15 m nicht überstei­ Abgesehen von sekundären Merkmalen wie feuchten, teil­ gen. weise sumpfigen Almwiesen (z.B. unter dem Feldalmsat­ tel), oft dichtem Bestand mit Niederwuchs (Haselnuss und Hangschutt, Hangschutt blockreich sowie Birke, siehe Hochalmgräben) sowie feuchtliebenden Pflan­ geringmächtige Hangschuttdecke zen (Schachtelhalme und Farne) haben sich im Arbeits­ Holozän gebiet keine primären Morphologie-Merkmale erhalten. Die Akkumulation von Schuttmassen ist an den Flanken Die gut sichtbaren Endmoränen-Wallformen westlich der der höheren Gebirgszüge des Kartiergebietes an beiden Schnapflgrabenalm stammen wohl von vereinzelten Über­ Seiten der Kaisergebirgs-Synklinale sowie im Hochtal der fahrungen durch Lokalgletscher. Feldalm unter Ropanzen und Feldberg auffällig. Meist ist Die Lage der kartierten Moränen-Vorkommen des Inn­ auch eine gute Gradierung von feineren zu gröberen Be­ gletschers stimmt gut mit der Glazialkarte von van Husen reichen mit Blockschutt (mit reichlich Komponentendurch­ (Die Ostalpen in den Eiszeiten, Geol. B.-A., 1987) überein, messern von mehr als 20 cm) vom Wandfuß bis zur Karba­ nach der es im Bereich der Hochalm bzw. des Feldalmsat­ sis zu beobachten. tels während des Würm-Eishochstandes zu Transfluenzen Die Mächtigkeit liegt für gewöhnlich im Bereich von weni­ kam. Die zu dieser Zeit erreichte Maximalseehöhe wird mit gen Metern, kann jedoch am Hangfuß von ausgedehnten etwa 1.600 m angenommen, was bedeutet, dass auch der Hangschuttfeldern, wie unter dem Roßkaiser, auch 25 m Ropanzen vermutlich komplett von Eis bedeckt war. und mehr betragen. Die Lithologie der Schuttfelder wird durch das lokal Anste­ Moräne (Lokalmoräne) hende unmittelbar beeinflusst, das Korngrößen-Spektrum Würm-Hochglazial bis Würm-Spätglazial und der Habitus der Schuttkomponenten wiederum von Sowohl im Kaiserbachtal, als auch im Kaisertal auf der Ost den rheologischen Eigenschaften der betreffenden Litho­ bzw. Westseite des Kartiergebietes wurden Lokalmoränen logie. So neigt beispielsweise lagunärer Wetterstein- so­ kartiert. Diese bis maximal 15 m mächtigen Vorkommen wie Plattenkalk zu tafeligem bis grobblockigem Schutt, rif­ mit noch teilweise ausgeprägten Wallformen sind als Hin­ fogener Wettersteinkalk zu irregulär geformtem Detritus. terlassenschaften von teilweise mächtigen Lokaleisbildun­ Die mergelreichere Kössen-Formation und tektonisch un­ gen zu werten, die vom Hauptkamm des Wilden Kaisers beeinflusster Hauptdolomit produzieren eher kleinstücki­ nordseitig stark übertiefte Täler aushobelten (z.B. Steiner­ gen Schutt, brekziierte bis kakiritisierte Hauptdolomit-Zo­ ne Rinne, Großes und Kleines Griesner Kar im Kaiserbach­ nen sehr feine bis sandige Schuttdecken. tal oberhalb der Griesner Alm; Hoher Winkel und Schar­ Schuttablagerungen auf erkennbarem Untergrund mit linger Boden im Kaisertal oberhalb Hinterbärenbad). Auch Mächtigkeiten von weniger als 70 cm wurden in der geo­ heute noch sind die teilweise leicht überhängend ausge­ logischen Karte mit einer eigenen Übersignatur „Hang­ schabten übersteilten Flanken mit einer deutlichen Schliff­ schuttdecke“ versehen. grenze in ca. 1.800 m Seehöhe zu sehen (Fleischbank, Predigtstuhl, Mitterkaiser). Schuttstrom, Murschutt Lokalmoränen lassen sich im Kartiergebiet gegenüber Holozän Fernmoränen durch das ausschließliche Führen von im un­ Im Kartiergebiet gibt es mehrere ausgeprägte Schuttströ­ mittelbaren Umfeld anstehenden Lithologien (Wetterstein­ me, so im oberen Kaisertal aus dem Unteren Schärlinger kalk) abgrenzen. Die Komponenten sind aufgrund der sehr Boden kommend und im Kaiserbachtal unter dem Strip­

428 senjoch, unterhalb des Großen Griesner Tors und an der Künstliche Ablagerungen (Damm bzw. Halde) Torlahn. Dass diese Schuttströme von Mur-Ereignissen bis Industriezeitalter in die jüngste Zeit gespeist werden, zeigt letztere Lokali­ tät. Erst in den vergangenen Jahren wurde der Zustiegs­ Aufgrund der relativ geringen Erschließung der vom Kar­ weg zum Stripsenjochhaus verschüttet. Alle untersuchten tiergebiet berührten Gebiete gibt es lediglich nahe der tou­ Schuttstrom-Lokalitäten haben als Liefergebiet den Grenz­ ristisch stark frequentierten Griesner Alm größere anthro­ bereich Raibler Schichten zum Wettersteinkalk, eine litho­ pogene Anschüttungsflächen. logisch besonders inhomogene und damit erosionsanfälli­ ge Zone. Massenbewegungen Die maximal 20 m mächtigen Schuttströme bestehen ent­ Der methodische Verschnitt aus Geländearbeit und Inter­ sprechend ihres Liefergebietes aus ungerundeten Kompo­ pretation digitaler Geländedaten (frei zugängliche DGM- nenten von Raibler Schichten und lagunärem Wetterstein­ Daten aus TIRIS) resultierte in einer flächendeckenden kalk unterschiedlichster Größe (Sand- bis Block-Fraktion). Überarbeitung von Massenbewegungen. Über das ge­ samte Kartiergebiet konnten so Rutschmassen in ihrer Ge­ Anmoor, humusreiche Böden samtheit lokalisiert werden. Diese konnten durch Gelände­ befund als solche bestätigt werden. Holozän Rutschungen wurden an unterschiedlichen Lithologien Lediglich im Bereich des Kohlalmtales im Osten des Kar­ festgestellt, wenngleich die mergelreichen Raibler Schich­ tiergebietes finden sich – bedingt durch die stauende Wir­ ten und die Kössen-Formation, die Rotkalk-Gruppe so­ kung von Moränensedimenten – einige kleinere Bereiche wie der Liaskieselkalk die ausgeprägtesten Massenbe­ von Anmooren bis anmoorigen Bereichen, letztere mit hu­ wegungskörper initiieren. Insbesondere durch das steile musreichen Böden. Größere, zusammenhängende Areale Schichtstehen im Kern der Kaisergebirgs-Synklinale und fehlen. Die Mächtigkeiten von Anmoor bzw. humusreichen den „ausräumbaren“ mergelreichen Partieren von Kössen- Böden betragen höchstwahrscheinlich wenige Dezimeter. Formation sowie Rotkalk-Gruppe kam es zu (wiederholten) Gleitbewegungen, die hektargroße „Sackungsmassen“ zur Talfüllung, Bachschotter Folge hatten (E‘ Feldalmsattel; W‘ Kohlalmsattel). Östlich des Kohlalmsattels kam es zudem zur Solifluktion von Mo­ Holozän ränenmaterial, begünstigt durch unterlagernde mergelrei­ Lediglich im Kaiserbachtal an der Griesner Alm sowie im che Kössen-Formation. unteren Bereich des Bärentals vor dessen Einmündung ins Der Kamm vom Kohllahnerkopf zum Scheibenkogel mit Kaisertal liegen jüngste Ablagerungen wie Bachschotter vorwiegend einer steil nach SSE einfallenden Schichten­ und – ausschließlich an der Griesner Alm – polygenetische folge zeigt mehrere Zerrspalten direkt am Kohllahnerkopf Talfüllungen. Aufgrund der alpinen Lage des Kartierge­ sowie am weiteren Kammverlauf zum Scheibenkogel und bietes, dem fortschreitenden tiefen Einschneiden der Ge­ außerdem eine Gleitscholle aus Plattenkalk, nunmehr um­ birgsbäche und der ausgesprochenen Kerbtalbildung so­ geben von Gesteinen der Kössen-Formation. wie seiner Höhendifferenz über den großen Vorflutern wie Kohlenbach im Osten sowie Inn im Westen ist das Poten­ zial allgemein für Bildung von Auenböden und/oder Schot­ Tektonischer Bau tern zu vernachlässigen. Die Kaisergebirgs-Synklinale und ihr Kern Die Zusammensetzung der Ablagerungen ist einerseits von den lithologischen Gegebenheiten des Einzugsgebie­ Das Arbeitsgebiet liegt zur Gänze in der Staufen-Höl­ tes, andererseits von der Oberflächenmorphologie und der lengebirgs-Decke und gehört damit dem Tirolischen De­ Transportkraft des Wassers abhängig. Demzufolge diffe­ ckensystem an. Durch die während der Alpenorogenese rieren die Ablagerungen von Kiesen zu allenfalls lokalen fortschreitende N–S-Einengung wurde die Kaisergebirgs­ Feinsanden. Strömungsbedingte Einregelungen von Kom­ scholle als Interndecke des Tirolikums aus diesem her­ ponenten in Kies- und Steingröße sind häufig. ausgepresst und bildet quasi die höchste tektonische Ein­ heit in diesem Bereich der Kalkalpen. Wie in Zerbes & Ott Erosionskanten (2000) detailliert mit entsprechenden Literaturhinweisen Holozän belegt, erkennt man den Schollencharakter des Kaiserge­ birges daran, dass es allseitig von Störungen umgeben ist. Erosionskanten zeichnen die bis heute währende Land­ Das Gebirgsmassiv selbst bildet eine großangelegte Sy­ schaftsgestaltung nach und sind natürlich vorwiegend in nklinal-Struktur, dessen Kern Gegenstand der vorliegen­ Lockergesteinen zu finden, aber auch in verwitterungsan­ den Kartierung war. Das Arbeitsgebiet umfasst neben dem fälligen Lithologien wie mürb-brüchigem und teilweise tek­ Kern der Synklinale mit toarcischen Manganschiefern un­ tonisch brekziiertem Hauptdolomit. ter dem Feldalmsattel auch die inneren, steilstehenden bis Die augenscheinlichsten Erosionskanten in Lockergestei­ leicht überkippten Ränder der S bzw. N einfallenden Nord- nen grenzen die Lokalmoränenvorkommen nordöstlich bzw. Südschenkel, gleichbedeutend mit den Kämmen des Hinterbärenbad ab. Auch die Fernmoränen östlich des Zahmen und Wilden Kaisers. Die Synklinalachse folgt dem Feldalmsattels können mitunter tiefer von Erosionsrinnen Verlauf von Feldalmsattel zum Kohllahnersattel und in wei­ durchschnitten sein. Im Festgestein zeigen die markanten terer Folge dem oberen Kohlalmtal und damit einer WSW– Erosionskanten rund um den tief eingeschnittenen Bären­ ENE-Richtung. Die Synklinal-Achse fällt flach bis mäßig bach im Bärental die schnell fortschreitende Erosion und steil nach ENE ein, weswegen der Synklinalkern rund um Eintiefung. Weiters finden sich Erosionskanten westlich den Ropanzen – verstärkt durch die Abbrüche der Bären­ des Stripsenkopfes und vereinzelt südlich des Feldbergs. taler Schlucht und vermutlich begrenzt durch eine W‘ des

429 Ropanzen verlaufende, NNW–SSE streichende Aufschie­ schoben und nachfolgend während weiterer Einengung bung – nach W in die Luft ausstreicht bzw. abgeschnitten nochmals durchscherten. Die tiefjurassischen Kieselkalke wird. Zumindest knapp südlich des Feldalmsattels ist rund sind somit die überlieferte Basis der früheren Aufschiebun­ um den Synklinalkern umlaufendes Streichen des Haupt­ gen und nun allseits von Störungen begrenzt. dolomits von generellem steilen Nord- zu steilem Nordost­ fallen zu verzeichnen. Die stratigraphische Abfolge des Synklinalkerns reicht im Bericht 2012 Kartiergebiet lediglich im Bereich der Feldalm bis in tiefju­ über geologische Aufnahmen rassische Schichten – in seiner östlichen Fortsetzung im im mittleren und hinteren Kaisertal Kohlalmtal streicht als stratigraphisch jüngstes Schicht­ (Kaisergebirge) glied lediglich die Kössen-Formation aus. Das mag mit ei­ ner bereits von Fuchs (Neues Jb. für Mineralogie, Abt. B, auf Blatt 3213 Kufstein 88, 337–373, 1944) beschriebenen Aufwölbung im Bereich Michael Schuh der Feldalm zusammenhängen („gesattelte Mulde“), ande­ (Auswärtiger Mitarbeiter) rerseits auch durch NNE–SSW verlaufende Störungen, die als sinistrale Blattverschiebungen den Synklinalkern nach Im Jahr 2012 wurde auf Blatt UTM 3213 im Kaisertal des SW umbiegen ließen, allerdings als WSW-gerichtete Auf­ Kaisergebirges, östlich von Kufstein, ein ca. 10 km2 großer schiebungen den Kern der Synklinale im Kohlalmtal noch Streifen bearbeitet. Der aufgenommene Bereich deckt so­ stärker heraushoben und ihn in weiterer Folge haben ero­ wohl den Südhang, beginnend bei einer Linie Zehnerkopf– dieren lassen. Diese Störungssysteme mit SW-gerichteter Hofinger Alm bis zur Verbindung Kaiserquelle–Hinterbä­ Schrägaufschiebung lassen sich am vom Ropanzen nach renbad, als auch den Nordhang zwischen den ungefähren NE streichenden Plattenkalkvorkommen nachweisen und Linien Straßwalchgraben–Wiesberg und Hans-Berger- zeichnen den Verlauf des Habersautales von der Feldalm Haus–Sonneck ab. bis zum Feldalmsattel nach. Schichtfolge (Festgesteine) Die Raibler Schichten am Süd- und Nordschenkel Die Schichtfolge des diesjährigen Kartierungsgebietes der Kaisergebirgs-Synklinale zeigt ein Profil durch die komplexe Kaisergebirgs- oder Beim Betrachten der vorliegenden geologischen Karte fällt Kaisertal-Synklinale (Staufen-Höllengebirge-Decke des Ti­ auf, dass die lithologisch vielfältigen Raibler Schichten am rolischen Deckensystems), vom Ladinischen Wetterstein­ Südschenkel der Kaisergebirgs-Synklinale deutlich voll­ kalk bis zum Norischen Hauptdolomit. ständiger ausgebildet sind als am Nordschenkel des Zah­ Der Wettersteinkalk stellt den Hauptfelsbildner im kartier­ men Kaisers. An der Kaiserquelle und unter dem Kleinen ten Gebiet dar. Die Haupt- und Seitenkämme des Zahmen Roßkaiser treten Raibler Kalke mit Mergeln und Dolomiten und Wilden Kaiser aufbauend, liegt er zum Großteil in la­ vermutlich nur des ersten Raibl-Zyklus zutage – zumin­ gunärer Fazies vor: Steil stehende, ein bis mehrere Meter dest an der Kaiserquelle erscheint der Übergang vom lie­ mächtige, kompakte Kalkbänke wechseln mit dm-dünnen, genden lagunären Wettersteinkalk unter geringmächtiger dolomitischen Zwischenschichten. Da letztere der Erosi­ Ausbildung des unteren Schiefertonhorizontes (R1a) se­ on weniger Widerstand entgegensetzen, wittern sie oft zu dimentär zu sein. Dies sollte auch den Austritt der Kaiser­ den typischen, senkrechten „Kaiserkaminen“ heraus. Die quelle als Stauquelle von durchlässigem Wettersteinkalk hellgrau anwitternden Kalkbänke fallen im frischen Bruch zu stauenden Raibler Mergeln erklären. Unter der Vorderen vor allem durch ihre helle Farbe auf: meist sehr hell beige Kesselschneid trifft unter Ausbildung einer mächtigen Stö­ bis fast rein weiß, seltener hellgrau bis hellbräunlich; ge­ rungszone lagunärer Wettersteinkalk direkt auf mürb-brü­ legentlich schalten sich graue Lagen ein. Meist zeigt sich chigen, kataklasierten und brekziierten Hauptdolomit. Das das Gestein als mikritisch, selten wurden Wackestones Fehlen bzw. die merkliche Amputation der Raibler Schich­ mit vereinzelten Fossilien (v.a. Schalen- und Algenquer­ ten am Nordschenkel kennzeichnet eine große, durch die schnitte; Böden- und Hinterkaiserfeldenalm) vorgefunden. orogene N–S-Einengung entstandene und am lithologisch Im Gegensatz zur lagunären Fazies zeigt sich die Rifffazi­ inkompetenten Schichtglied der Raibler Schichten an­ es massig-unstrukturiert. Im Arbeitsgebiet wurde das Riff setzende Aufschiebung, die zu einem Durchscheren des anhand von Großoolith-Strukturen, welche unterhalb der Nordschenkels führte. Das Bärental, etwa 650 m südöst­ Lagunenbänke am Kamm Sonneck–Kopfkraxn–Wiesberg lich, verläuft parallel der besagten Aufschiebungsbahn und auftreten, eindeutig identifiziert. Somit macht die Rifffazies könnte ein ähnlich geartetes Störungssystem darstellen – nur einen schmalen Streifen am Südrand des aufgenom­ diese These verbleibt jedoch aufgrund mangelnder Auf­ menen Bereiches aus. schlussbedingungen bzw. Unzugänglichkeit der Schlucht Die stratigraphisch anschließenden Nordalpinen Raibler (akute Steinschlaggefahr!) hypothetisch. Schichten erstrecken sich über einen weiten Teil des Ar­ beitsgebietes. Sie dominieren den Großteil des Südhan­ Isolierte Vorkommen von Liaskieselkalken an der ges zwischen Hofinger Alm und Kaiserquelle, weniger den Hochalm Nordhang zwischen Güttlersteig und Grobtal. Meist liegen Am Wanderweg zwischen Hochalm und Ropanzen werden Kalke, untergeordnet Dolomite und vereinzelt Tonschiefer in monotonen Hauptdolomit-Abfolgen völlig isolierte Vor­ vor. kommen von tiefjurassischem Liaskieselkalk angeschnit­ Die Kalke der Raibler Schichten widerstehen infolge ih­ ten. Deren Existenz kann in Verbindung mit den im vorigen rer Kompaktheit der Verwitterung sehr gut und stechen Abschnitt beschriebenen Aufschiebungssystemen erklärt im Gelände als meist falllinienparallele, asymmetrische, werden, die zuerst Liaskieselkalke auf Hauptdolomite auf­ scharfe Härterippen, Härterücken oder Grate hervor, deren

430