Blatt 3213 Kufstein

Blatt 3213 Kufstein

Zusammenfassung Das Gebiet ist vor allem im Liegenden stark isoklinal ver­ Aufgrund der gut makroskopisch unterscheidbaren Litho­ faltet, wobei der Deformationsgrad ins Hangende hin ab­ logien und der strukturellen Begebenheiten sind im Gebiet nimmt. Vor allem in den Marmoren des Stangalm­Me­ Turrach­Eisenhut die Deckengrenzen gut definierbar. sozoikums kann man eine schöne Isoklinalverfaltung in den Aufschlüssen beobachten. Die primäre enge Verfal­ Die Foliationsflächen streichen hauptsächlich NE–SW, wo­ tung wird teilweise durch eine sekundäre, offene Verfal­ bei sie je nach Verfaltung nach SE oder NW einfallen. Im tung überprägt. Dies ist sehr gut in den Quarzphylliten der Kartierungsgebiet kommen zwei Generationen von Linea­ Stolzalpen­Decke zu erkennen. ren vor. Zum einen ältere, duktile, überwiegend ESE–WSW streichende Streckungslineare, und zum anderen jüngere, Die spröden Harnischflächen lassen sich in zwei Genera­ spröd­duktile SSW–NNE verlaufende Lineare, welche die tionen einteilen. Einerseits in E–W streichende konjugier­ ältere Generation oftmals überprägen. Anhand von mono­ te Störungssysteme und andererseits in NE–SW bzw. N–S klinen Klastgeometrien und SC­Gefügen kann eine Bewe­ streichende Bruchsysteme. gungsrichtung Top E (für die ältere, duktile Deformation) ausgemacht werden. Blatt 3213 Kufstein Bericht 2012 Das Klima des Areals wird entscheidend durch die E–W über geologische Aufnahmen ausgerichteten Bergkämme bestimmt und kann als feucht­ gemäßigt charakterisiert werden. Bedingt durch den oft­ im Bereich Zahmer Kaiser (Kaisergebirge) maligen Wolkenstau nahe des Kalkalpen­Nordrandes und auf Blatt 3213 Kufstein der daraus resultierenden geschützten Lage des Kaiserge­ birges hinter den westlichen Chiemgauer Alpen fällt für die thomaS hornunG Höhenlage lediglich durchschnittlich viel Schnee und Nie­ (Auswärtiger Mitarbeiter) derschlag. Die geologische Aufnahme des Zentralteils der Kaiser­ gebirgs­Synklinale (Gebietsumrandungen: Hintere Kes­ selschneid–Kohlalm–Griesenau–Stripsenjoch–Hans­Ber­ Schichtenfolge Trias ger­Haus) wurde im Frühsommer und Spätherbst 2012 Wettersteinkalk (Lagunenfazies) & Wettersteinkalk (Riff­ durchgeführt. Zum Zeitpunkt der Aufnahme standen fol­ fazies) gende Kartenwerke der GBA zur Verfügung: Illyrium (oberes Anisium) bis Julium (unteres Karnium) • Geologie des Kaisergebirges inklusive Erläuterungen Der Wettersteinkalk als älteste im Kartiergebiet auftreten­ (zerbeS & ott, Jb. Geol. B.­A., 142/1, 95–143, 2000). de Lithologie erscheint gemäß dem WSW–ENE­gerichte­ • Provisorische Geologische Karte GEOFAST 1:50.000, ten Faltenbau der Kaisergebirgs­Synklinale im N und im Blatt 90 Kufstein (PavliK, 2005). S des Kartiergebietes und entsprechend seiner lithologi­ Naturräumlicher Überblick schen Kompetenz als wichtigster Hauptgipfelbildner des Zahmen und Wilden Kaisers. Seine Mächtigkeit im Unter­ Das Kartiergebiet umspannt das „Herzstück“ der Kaiser­ suchungsgebiet beträgt mehrere hundert Meter; zerbeS & gebirgs­Synklinale, die zentral gelegene Hochebene der ott (2000) nehmen im Kaisergebirge an der Maukspitze Feldalm und Hochalm vermittelt zwischen dem Kaisertal maximale Mächtigkeiten von bis zu 2.000 m an. im Westen sowie dem Weißenbachtal, Kohlalmtal und Kai­ serbachtal im Osten. Umrahmt wird das Almgelände im Die Wettersteinkalk-Lagunenfazies ist durch eine auffal­ Norden vom Zahmen Kaiser (Kammbereich Hintere Kes­ lende und deutliche Bankung gekennzeichnet, die durch selschneid, 1.995 m bis Kleiner Rosskaiser, 1.926 m), einen Wechsel von bis zu mehreren Metern mächtigen, im Süden vom Kamm Feldkogel (1.815 m)–Stripsenkopf kompakten grauen Kalkbänken und zwischengeschalte­ (1.807 m)–Oberer Häuslkopf (1.578 m)–Unteren Häusel­ ten, wesentlich geringmächtigen weißlichen, intern lami­ kopf (1.403 m). Der tiefste Punkt des Kartiergebietes ist nierten Dolomiten verursacht wird. Die rigiden Kalkbänke Hinterbärenbad (829 m). Südlich des Stripsenkopfes liegt sind als hellgrau verwitternde, im frischen Anschlag graue mit dem gleichnamigen Joch die Verbindung zum sehr Mikrite mit sparitverheilten Klüften und sehr geringem (ma­ steilen bis senkrechten Nordabfall des Wilden Kaisers. kroskopisch sichtbarem) Fossilgehalt zu charakterisieren. Entsprechend seiner Morphologie ist die Entwässerung Sehr vereinzelt treten Organismenreste auf, die als Wirtel­ zweigeteilt, wobei die Wasserschneide entlang einer N–S­ algen gedeutet werden könnten – Wirtelalgen stellen nach gerichteten Linie Hochalm–Ropanzen–Feldalm–Stripsen­ zerbeS & ott (2000) im Gegensatz zu anderen kalkalpi­ kopf–Stripsenjoch verläuft. Das Gelände westlich davon nen Bereichen (z.B. Zugspitzmassiv) eher eine Ausnahme entwässert in den Kaiserbach und nachfolgend in den Inn, dar. Weitere erkennbare Strukturen sind lagige, teilweise das Gebiet östlich in die Bäche Griesner Bach, Kohlalm­ etwas verwaschene Stromatolith­Lagen (entlang des Auf­ bach und Weißenbach. Diese wiederum entwässern bei stiegsweges zum Kleinen Roßkaiser) sowie Kalke mit ty­ Kössen in die Großache. pischen lagunären Faziesmerkmalen wie Stromataktis, Pi­ Die Ausrichtung aller genannten Täler des Kartiergebietes soide, Mud Pebbles u.ä. wird durch die Faltenachse der Kaisergebirgs­Synklinale Im Gegensatz zu den Lagunenkalken präsentieren sich die vorgegeben und ist strikt WSW–ENE gerichtet. Wetterstein-Riffkalke als ein weitgehend massiges, lokal 423 sehr schlecht gebanktes Schichtglied. Die Gesteine sind bis grünlichgraue Färbung, verwittern jedoch aufgrund gelblichweiße bis mitunter leicht fleischfarbene Kalke (z.B. von Oxidationsprozessen eisenhaltiger Mineralkomponen­ am Kleinen Roßkaiser). Die typischen Großoolith­Struktu­ ten, ähnlich den liegenden Tonschiefern, dunkel ockerfar­ ren, die vadoses Auskristallisieren von einstigen Hohlräu­ ben bis bräunlich. Der Mineralgehalt wurde nach SCHULER men riffogener Brekzien repräsentieren, wurden nicht ge­ (1968) mit Quarz und Feldspat als Hauptgemengteile, mit funden (vgl. zerbeS & ott, 2000), sehr wohl dagegen Reste Glimmer, Chlorit, Tonmineralien und Glaukonit sowie Pyrit von Kalkschwämmen und dem für den Wettersteinkalk ty­ als Nebengemengteile bestimmt. pischen Riffbildner Tubiphytes obscurus (maSloW). Letzte­ re sind als nur millimetergroße, typisch milchig­weißliche 1. Zyklus – „Untere Kalk-Dolomit-Folge“ (R 1b): „Flämmchen“ im – im günstigen Fall – regennassen Ge­ Über der „unteren Schiefertonfolge“ folgen zum Hangen­ stein mit glatten Bruchflächen zu erkennen den hin dunkle, teilweise bankintern fein laminierte, bitumi­ nöse Kalke. Massigere Partien wechseln mit cm­ bis dm­ Nordalpine Raibler Schichten gebankten Abschnitten ab – beide regellos von mm­ bis Raibler Sandstein; Raibler Rauhwacke; Raibler Kalk; Raib­ selten cm­breiten Sparitadern durchzogen. Zwischenge­ ler Dolomit schaltet sind ca. 3 m mächtige braungraue fossilfreie, la­ minierte Dolomite. Im Teufelswurzgarten ist dieser Zyklus Julium (unteres Karnium) bis Tuvalium (oberes Karnium) als markante Kalknadel herauspräpariert. Die Gesteine der Nordalpinen Raibler Schichten sind ih­ rer stratigraphischen Position entsprechend als relativ 2. Zyklus – „Mittlere Schiefertonfolge“ (R 2a): schmales, aber morphologisch wie lithologisch sehr mar­ Ist sowohl im Teufelswurzgarten, als auch unter dem Pre­ kantes Band den Hauptlithologien des Kartiergebietes – digtstuhl schuttüberdeckt. Am Aufstiegsweg von der Wettersteinkalk und Hauptdolomit – zwischengeschaltet. Griesner Alm zum Stripsenjochhaus sind wenige Meter Während ihr Vorkommen am Nordschenkel der Kaiserge­ graue bis dunkelgraue, Karbonat führende und fossilfreie birgs­Synklinale tektonisch reduziert ist, zeigt sich ihre li­ Mergel erschlossen. thologische Vielfalt und „klassische“ dreifache Ausbildung 2. Zyklus – „Mittlere Kalk-Dolomit-Folge“ (R 2b): sensu SCHULER (Erlanger Geol. Abh., 71, 1968) am Süd­ Sowohl am Teufelswurzgarten, als auch im Raibler Vor­ schenkel der Synklinale unter den Steilabbrüchen des Wil­ kommen unter dem Predigtstuhl wird die „Mittlere Kalk­ den Kaisers nahezu beispielhaft. Die etwa 200 m mächtige Dolomit­Folge“ durch grobgebankte bis massige, mitun­ Abfolge erlaubt die Auskartierung vielfältiger lithologischer ter mikritische und/oder laminierte Kalke gebildet, die im Unterschiede wie Tone, Mergel, Sandsteine, Kalke, Dolo­ Vergleich zur liegenden Serie etwas dunkler gefärbt sind mite und Rauhwacken: und im frischen Anschlag stark nach Bitumen riechen. Die­ 1. Zyklus – „Untere Schiefertonfolge“ (R 1a): se Folge ist mit weniger als 20 m Mächtigkeit recht gering Die Abfolge beginnt, wie bei SCHULER (1968) beschrie­ ausgebildet. ben, mit einem mächtigeren, markanten Tonschiefer­ und 3. Zyklus – „Obere Schiefertonfolge“ (R 3a): Sandsteinzug. Der scharfe lithologische Wechsel vom ver­ Am Teufelswurzgarten schuttüberdeckt, zeigt sich der witterungsbeständigen Wettersteinkalk zu den erosions­ obere Schiefertonhorizont lediglich knapp unterhalb des unbeständigen weichen Tonen und Schiefern ist am bes­ Aufstiegswegs zur Fritz­Pflaum­Hütte auf ca. 1.200 m SH. ten im Teufelswurzgarten am Zustieg zum Normalweg Auch hier handelt es sich um ca. 20 m mächtige, graue auf das Totenkirchl nachzuvollziehen. Hier ist der einzi­ bis dunkelgraue, Karbonat führende und fossilfreie Kalk­ ge direkte Kontakt von lagunärem Wettersteinkalk zur un­ mergel. tersten Schiefertonfolge erschlossen: in der tief einge­ schnittenen, schwer zugänglichen Rinne stehen ca. 15 m 3. Zyklus – „Obere Kalk-Dolomit-Folge“ (R 3b): mächtige, graue bis dunkelgraue Kalkmergel an. Karbo­ Die mit deutlichem Abstand am mächtigsten ausgebilde­

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