111 Jahre Stromversorgung Blieskastel 1893 Bis 2004 10 Jahre
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Blick auf die ehemalige Malzfabrik und Kapelle aus dem Jahr 1895. 111 Jahre Stromversorgung Blieskastel 1893 bis 2004 10 Jahre Erdgasversorgung 1994 bis 2004 Erdgas in Blieskastel: Symbolische Inbetriebnahme der Erdgasversorgung am 19. August 1994 auf dem Paradeplatz durch Staatssekretär Reinhard Störmer (dritter von links), Bürgermeister Dr. Werner Moschel (links), Geschäftsführer Bernhard Wendel (zweiter von links). 111 Jahre Stromversorgung Blieskastel 1893 bis 2004 10 Jahre Erdgasversorgung 1994 bis 2004 Kurt Legrum Mit dem Vertrag vom 29. November 1993 wurde die Stadtwerke Blieskastel GmbH gegründet. In diese neue Gesellschaft wurde der Eigenbetrieb Stadtwerke Blieskastel sowie durch die Pfalzwerke AG Ludwigshafen die Stromnetze Niederwürzbach, Bier- bach und Mimbach eingebracht. Die Saar Ferngas AG Saarbrücken beteiligte sich durch eine entsprechende Bareinlage. Aufgabe des Unternehmens sind neben der Erbringung technischer, kauf- männischer und sonstiger Dienstleistungen die Versorgung der Bevölkerung mit Energie und Wasser. Bereits 1987 wurde für Blieskastel ein „örtliches Energiekonzept“ erstellt, dessen Ziel es war, der Bevölkerung Erdgas als umweltfreundliche Energiequelle zur Verfügung zu stellen. Mit der Saar Ferngas AG und der Pfalzwerke AG wur- den schließlich finanzkräftige Partner gefunden, mit denen im November 1993 die oben genannte Gesellschaft – gemeinsam mit der Stadt Blieskastel – gegründet wurde. Im Kooperationsvertrag wurde festgeschrieben, dass bei der gemeinsamen Stadtwerke GmbH die Stadt Blieskastel mit 51 % und die bei- den Partner, Saar Ferngas AG Saarbrücken und Pfalzwerke AG Ludwigshafen, mit jeweils 24,5 % beteiligt sein sollen. Damit waren die monetären Voraus- setzungen für den zügigen Ausbau des Erdgasnetzes geschaffen worden. So konnte schon am Freitag, den 19. August 1994, die offizielle Inbetriebnahme der Erdgasversorgung in Blieskastel mit einem „Erdgasfest“ auf dem Parade- platz gefeiert werden. Blieskastel war übrigens im Saarland die erste Kommune, die in einem solchen Dreierverband die technischen und wirtschaftlichen Grundlagen schuf, um das städtische Energiekonzept umzusetzen und eine solide Lösung anzustreben. 3 Der Beginn Die Vorläufer der heutigen Stadtwerke in Blieskastel sind bereits über 100 Jahre alt. Bis zum Jahre 1893 hatte man hier in den Wohnungen und für die Beleuchtung der Straßen Petroleum verwand. Die Straßenbeleuchtung war einerseits natürlich sehr mangelhaft und andererseits doch kostspielig, denn tagtäglich mussten die Lampen mit Petroleum gefüllt und gereinigt werden. Abends bei eintretender Dunkelheit wurden die Lampen mit Streichhölzern angezündet. Zudem wurden die Lampen häufig von „böser Bubenhand“ zertrümmert. Wie es da bei Sturm und Regen aussah, kann man sich wohl vorstellen. Im genannten Jahre schritt Christian Barth, Besitzer der hiesigen Malzfabrik „Tivoli“, zur Errichtung einer Gleichstrom-Anlage. Neben seinem Betrieb für den eigenen Gebrauch wurde ein Ortsnetz, dem sich 34 Bürger angeschlossen hatten, errichtet. Am 23. Juli 1895 beschloss der Blieskasteler Stadtrat dem genannten Christian Barth und Herrn Hugo Bartels, er besaß eine elektrotechnische Fabrik in St. Johann an der Saar, „hinsichtlich der Straßenbeleuchtung der Gemeinde“, sodann der Versorgung „bezugslustiger Einwohner für Beleuchtung, Beheizung und Motorenbetrieb mit elektrischer Strom- und Kraftabgabe“ eine 15jährige Konzession zu erteilen. Der Vertrag lief ab dem 1. September 1895. In diesem Jahr erstrahlten zur Kirchweihe im September zum ersten Male auch die Straßen des Städtchens Blieskastel in elektrischer Beleuchtung. Offensichtlich gab es aber bereits zu Anfang einige Schwierigkeiten bei den An- bietern, zudem häuften sich in den ersten Jahren die Klagen im Stadtrat über die mangelhafte Qualität der Straßenbeleuchtung, die außerdem auch nicht zu den vereinbarten Zeiten ein- bzw. ausgeschaltet werde. Bereits zwei Jahre später, mit Brief vom 9. Oktober 1897, kündigte Hugo Bartels – gemäß dem „Wunsch“ von Barth – den Vertrag mit diesem und der Stadt. Das Kündigungsschreiben endete mit der Feststellung, dass „die aus diesem Ver- trage herrührenden Rechte und Pflichten gegenüber der Stadtgemeinde Blie- skastel“ nunmehr von dem ehemaligen Geschäftspartner Christian Barth alleine übernommen werden. Die Beweggründe Bartels werden aus einem „Exposé über die Gründung des Elektricitätswerkes Blieskastel“ deutlich. Darin wurde fest- gehalten: „Durch den gemeinschaftlichen Betrieb des Elektricitätswerkes mit der 4 Malzfabrik konnte das Elektricitätswerk nicht rationell betrieben werden, da die vorhandenen Maschinenkräfte wohl genügend ausreichend für die Malzfabrik waren, jedoch für einen ausgedehnten Betrieb des Elektricitätswerkes nicht aus- reichten.“ Eine Neuanschaffung weiterer Maschinenaggregate – nur in Verbin- dung mit der Malzfabrik – hätte die Anlage noch unrentabler gemacht, da in den Sommermonaten die Malzproduktion ruhe und somit keine Auslastung der Maschinen gegeben sei, sie daher auch nur mit „einem ungünstigen Nutzungseffekt gearbeitet“ hätten. In Folge davon konnten einerseits neue „Anmeldungen von Konsumenten nicht berücksichtigt werden, andererseits sind Konsumenten wegen nicht ausreichender Stromlieferung etc. zurückgetreten“. In den Jahren 1898 bis 1900 wurden seitens der Witwe Barth Verkaufs- verhandlungen mit der Helios Elektricitäts-Aktiengesellschaft Köln-Ehrenfeld, Zweigbureau Frankfurt a. M., geführt, die sich jedoch zerschlugen. Zwar führ- ten diese Gespräche zu keinem positiven Abschluss, es bleibt aber zu bemer- ken, dass auch aus den Erörterungen mit dieser Firma Helios dem Stadtrat bekannt wurde, ein gemeinsames Werk für „Wasser und Licht“ sei hier am Ort „zweifellos“ rentabel. Die Vorläufer der Stadtwerke So beschäftigte sich die Verwaltung von Blieskastel bereits im Frühjahr 1899 mit dem Plan, ein eigenes Elektrizitäts- und Wasserwerk zu errichten. Doch „in Erwägung, dass nach allen in Betracht kommenden Verhältnissen eine Renta- bilität“ eines zu errichtenden städtischen Elektrizitäts- und Wasserwerkes „nicht zu erzielen ist und die Bürger in weitaus größter Mehrzahl dem Projekte widersprechen“, woraus geschlossen wurde, dass seitens der Bürgerschaft eine Genehmigung zur Darlehensaufnahme durch die Stadt für dieses Werk „unter keinen Umständen zu erwarten steht“, beschloss der Blieskasteler Gemeinde- rat am 20. Februar 1900 mit elf gegen fünf Stimmen: „Es ist weder ein Wasser-, noch ein Elektrizitäts- und Wasserwerk auf städtische Kosten zu errichten.“ Auf eine weitere Anfrage, ob eine Privatfirma zur Errichtung eines solchen Elektri- zitäts- und Wasserwerkes zugelassen werden solle, sprachen sich die Stadt- ratsmitglieder mit zwölf gegen vier Stimmen dafür aus, einer Privatfirma – „bei genehmen Bedingungen“ – eine entsprechende Konzession zu erteilen. Privatfirmen sollten daher zu Offerten eingeladen werden, wobei aber fest- gehalten wurde, dass „die Übernahme des Barth’schen Electrizitätswerkes Bedingung“ sei. 5 Schreiben der Helios AG wegen des Konzessionvertrages aus dem Jahr 1898. 6 Am 12. September des gleichen Jahres war die „Wasserversorgung der Stadt Bliescastel“ wieder einmal Tagesordnungspunkt auf der Sitzung des Stadtrates. Vor einer Beschlussfassung sei aber zuerst „das Resultat der hier stattfinden- den Kohlenbohrversuche“ abzuwarten. Danach könne die Frage entschieden werden, „ob die Anlage für Wasser und Licht auf Gemeindekosten erfolgen oder ob der früher in der Sache gefasste Beschluss, wonach eine Privatfirma zuge- lassen ist, aufrecht erhalten bleiben soll“. Die Hoffnungen auf ein Kohlenvor- kommen zerschlugen sich und Anfang des Jahres 1901 stand die „Firma Barth, Electrizitäts-Werk dahier, noch mit verschiedenen Gesellschaften wegen Errichtung eines Privat-Electrizitäts- und Wasserwerkes in Verbindung“ und Verhandlung. Im Jahre 1901 erstellte schließlich eine G.m.b.H. unter Leitung von Ingenieur Karl Hager aus Metz eine größere Gleichstromanlage als eigene Zentrale für Blieskastel, Lautzkirchen und Webenheim. Zu diesem Zwecke erstand die Ge- sellschaft verschiedene Gartengrundstücke an der Straße nach Lautzkirchen. Es wurde ein Wohnhaus und ein Maschinenhaus mit einem 22 m hohen Schorn- stein erbaut. Im Herbst des gleichen Jahres, zum 1. November 1901, wurde das Elektrizitätswerk dieser privaten Unternehmerschaft in Betrieb genommen und es scheint funktioniert zu haben. Bereits am 31. Januar 1901 schloss die Stadt einen Konzessionsvertrag mit dem „Elektrizitätswerk Bliescastel G.m.b.H.“ wegen Lieferung elektrischen Stromes zu Beleuchtungszwecken. Im Ge- schäftsbericht aus dem gleichen Jahre teilte die GmbH mit, dass nun die Strom- lieferung für das ganze Leitungsnetz gesichert sei. Dies umschloss soweit möglich die Orte Blieskastel, Lautzkirchen und Webenheim. 1902 wurde aus der G.m.b.H. eine Aktiengesellschaft. Am 7. Februar 1903 fand die erste Aktionärsversammlung mit Aufsichtratswahlen statt. Unter dem Vor- stand Karl Hager wurde Hegemann Aufsichtsratsvorsitzender. Aktionäre waren Eugen Barth, Sohn des Malzfabrikanten; der Werksführer Ludwig Langenbahn; der Mitbegründer Karl Hager, welcher über die Hälfte der Aktien besaß; Dr. Adolf Mayer, königlicher Notar in Blieskastel, u.a.m. sowie auch die Stadt Blieskastel. Diese erwarb zwei Aktien im Gesamtwert von 2.000 Mark. Insgesamt wurden 120 Aktien ausgegeben. Neben der Stromlieferung sollte dieses Werk auch für die Wasserversorgung zuständig sein. Am 22. September 1902 schloss die Stadt mit dem nunmehrigen „Elektrizitäts- und Wasserwerk Blieskastel A.G.“ einen Konzessionsvertrag