Urner Brauchtumsführer». Ich Freue Mich Und Bin Stolz, Dass Damit Ein Länger Geplantes Kulturprojekt Des Kantons Umgesetzt Ist

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Urner Brauchtumsführer». Ich Freue Mich Und Bin Stolz, Dass Damit Ein Länger Geplantes Kulturprojekt Des Kantons Umgesetzt Ist URNER BRAUCHTUMSFÜHRER «Was Brüüch und Oornig isch» Lebendige Traditionen in Uri entdecken VORWORT Urner Power. Wir sind Träger der lebendigen Traditionen Seit 2012 ist das immaterielle Kulturerbe der Schweiz online. Auch der Kanton Uri hat 2008 der Ratifizierung des Seit 1895. UNESCO-Übereinkommens zur Bewahrung des immateriel- len Kulturerbes zugestimmt. Wie reich Uri an Traditionen ist, zeigt der «Urner Brauchtumsführer». Ich freue mich und bin stolz, dass damit ein länger geplantes Kulturprojekt des Kantons umgesetzt ist. Traditionen gehören zu unserer Identität, sie sind in jeder Generation auch Wegweiser. «Tradition ist nicht die An- betung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers.» Hier spürt man immer wieder die Freude an der aktiven Teilhabe. Lebendige Traditionen vermitteln Werte, die wir auch in Zukunft leben und weitergeben wollen. Uri liegt im Herzen der Schweiz. Rund um die Tell-Sage und den Gotthard-Mythos trifft man auf kleinstem Raum faszinierende Naturlandschaften, charakteristische Dorfbilder und eine reiche Kultur. Die Nord-Süd-Verbin- dung hat uns geprägt. Nicht erst seit der Eröffnung des Gotthard basistunnels. Die alemannischen Wurzeln, aber auch unsere südlichen Beziehungen sind allgegenwärtig. In der Sprache ebenso wie in der Architektur. Es gehört zur Aufgabe der Kultur, Traditionen mit Weltoffenheit und Ideen zu verbinden. Dies zeigen stets auch die Tell-Insze- nierungen der Altdorfer Tellspiele. Sie stellen jeweils für jede Generation die Fragen nach Freiheit und Heldentum neu. Auch hier wird eine Erzähltradition mit der Gegenwart verbunden. Im Mittelpunkt steht immer die Erneuerung der Gemeinschaft und der eigenen Werte. Ich wünsche mir weiterhin ein kulturell aktives Uri, das stolz auf seine Traditionen und offen für neue Entwicklungen ist. Beat Jörg, Landammann ZUR SERIE Eine Erfolgsgeschichte geht weiter Mit dem «Urner Brauchtumsführer» setzt baumann, fryberg, tarelli. seine Serie von touristischen Führern fort. Bereits erschienen und weiterhin erhältlich sind der Urner Seilbahnführer (2006), der Kirchen- und Kapellen- führer (2008), der Urner Alpen- und Alpkäseführer (2011) und der Spielplatzführer (2012). Der neue «Urner Brauchtumsführer» widmet sich den Tra- ditionen und Bräuchen, die in Uri liebevoll bewahrt und lebendig gehalten werden – dem sogenannten immateri- ellen Kulturerbe. Es sind dies Praktiken und Ausdrucksfor- men, Wissen und Fertigkeiten, die von einer Generation an die nächste weitergegeben und als identitätsstiftendes Kulturerbe verstanden und gepflegt werden. Wichtige Grundlagen für den Urner Brauchtumsführer hat die Bildungs- und Kulturdirektion des Kantons Uri mit ihrer Liste der «Lebendigen Traditionen im Kanton Uri» geleistet. Die Liste ist Teil eines nationalen Inventars zum immate- Wir pflegen die Alpen, riellen Kulturerbe und trägt zur Sicherung und Förderung desselben im Rahmen des UNESCO-Übereinkommens zur den Wald – und das «Bewahrung des immateriellen Kulturerbes» bei. Ich wünsche Ihnen viel Freude und Vergnügen beim Ent- Brauchtum in Uri. decken der nach wie vor sehr lebendigen Traditionen in Uri. Heinz Baumann baumann, fryberg, tarelli. INHALTSVERZEICHNIS Inhaltsverzeichnis Frühling Mythen und Sagen 8 bis 19 Woldmanndli 76 bis 81 Befreiungstradition 10 Sport und Spiel 82 bis 93 Wilhelm Tell 12 Schiessen 84 1.-August-Feier 13 Schwingen 89 Gotthard 15 Jassen 92 Sagen und Legenden 17 Zu- und Übernamen 18 Theater 94 bis 101 Volks- und Laientheater 96 Volksmusik und Trachtenwesen 20 bis 33 Altdorfer Tellspiele 98 Volks- und Ländlermusik 22 Volkslieder 26 Chilbi 102 bis 109 Jodeln 29 Dorfchilbi 104 Trachten 30 Sennenchilbi in Bürglen 107 Alphornblasen und Fahnenschwingen 32 Winter Sommer Fasnacht 110 bis 123 Landwirtschaft und Älplerwesen 34 bis 47 Ursprünge der Urner Fasnacht 112 Landwirtschaft 36 Katzenmusik 113 Alpwirtschaft 36 Guggenmusik 117 Viehmärkte und Viehschau 42 Fasnachtsfiguren 117 Alpsegen und Betruf 44 Hausfasnacht im Schächental 119 Der goldene Ring über Uri 44 Narrenblätter 120 Wetterregeln 46 Schnitzelbänke 121 Fasnachtsgesellschaften 122 Traditionelles Handwerk 48 bis 61 Strahlen 50 Religiöse Traditionen 124 bis 141 Wildheuen 54 Der grosse Einfluss der Kirche 126 Alpkäsen 59 Prozessionen 127 Wallfahrten 129 Herbst Bruderschaften 134 Jagd und Fischerei 62 bis 75 Samichlaus 137 Jagd 64 Sternsingen 140 Fischerei 72 8 MYTHEN UND SAGEN 9 Mythen und Sagen « Der Tell sei uns gepriesen» TERMINE Wie kaum ein anderer Schweizer Kanton wird Uri mit Traditionen, Geschichte und Mythen in Verbindung gebracht. Mitte Mai bis Mitte Oktober Tellmuseum Bürglen geöffnet Nicht nur der Nationalheld Wilhelm Tell war ein Urner. 31. Juli Grosses Feuerwerk und Volksfest in Flüelen Auch der Gotthard ist seit Langem zu einem nationalen 1. August Nationalfeiertag mit diversen Volksfesten Mythos geworden. Und für viele wurde die Schweiz 1291 auf 8. November soll 1307 die Eidgenossenschaft nach alter der berühmtesten Wiese der Schweiz, dem oberhalb des Überlieferung gegründet worden sein Urnersees gelegenen Rütli, gegründet. 10 MYTHEN UND SAGEN 11 Vögten ist eine Konstruktion aus dem 15. Jahrhundert. Um 1450 mussten sich die Eidgenossen gegen den Vorwurf der Habsburger wehren, sie hätten ihre Unabhängig- keit rechtswidrig erlangt. Aufgabe der von der Obrigkeit bestellten Chronisten war es, diese Unterstellung zu entkräften. Geschickt stellten sie die ersten Bündnisse als berechtigte Notwehr der rechtschaffenen Bauern gegen die Willkürherrschaft der Vögte dar. Dabei waren sie nichts anderes als eine Vereinbarung des einheimi- schen Adels zur Sicherung des inneren Friedens und der bestehenden Ordnung. 2004 wurde Schillers «Wilhelm Tell» auf dem Rütli aufgeführt. Klar ist heute, dass 1291 in den Waldstätten weder von der Freiheit der Bauern noch von deren Selbstbestim- Befreiungstradition mungsrecht, geschweige von Wilhelm Tell die Rede ist. Der Bundesbrief von 1291 war auch lange in Vergessen- Uri zählt zusammen mit Schwyz, Nid- und Obwalden zu heit geraten und erst 1724 zufälligerweise beim Aufräu- den Gründerkantonen der Schweiz. Anfang August 1291 men eines Privatarchivs in Schwyz entdeckt worden. schworen die drei Orte auf der oberhalb des Urnersees Heute kann er im Bundesbriefmuseum in Schwyz be- gelegenen Rütliwiese ein geheimes Bündnis. Diese bis sichtigt werden. heute lebendige Erzählung entstand im 15. Jahrhundert. Doch diese Erzählungen leben bis heute weiter: Tell, Rütli- Um 1470 wird im «Weissen Buch von Sarnen» erstmals vom schwur und die gewaltsame Vertreibung der Vögte sind Schützen «Taell», von dem Bundesschwur auf dem Rütli längst nationale Mythen geworden, die trotz des wieder- und der gewaltsamen Vertreibung der Vögte erzählt. In der holten Versuchs, sie als frei erfundene Geschichten zu Mitte des 16. Jahrhunderts griff Aegidius Tschudi (1505– entlarven, weiterhin dazu beitragen, dass sich die Schweiz 1572) diesen Bericht auf und prägte mit seiner de ­­taillierten als Land der Freiheit und Unabhängigkeit versteht. Schilderung das schweizerische Geschich ts­­bild bis in die neueste Zeit (S. 84). Laut Tschudi hatten der Bundes- schwur auf dem Rütli am 8. November (am Mittwoch vor Martini) 1307 und die Erstürmung der Burgen am Neu- Geschichte jahrsmorgen 1308 stattgefunden. Auf diese Erkenntnisse stützte sich 250 Jahre später Friedrich Schiller für seinen EINE WANDERSAGE AUS DÄNEMARK «Wilhelm Tell». Das 1804 uraufgeführte Schauspiel war ein Riesenerfolg und löste eine enorme Tell-Begeisterung Die Tellsgeschichte geht auf eine Sage aus Dänemark aus dem frühen 13. Jahrhundert zurück. Sie erzählt, wie der Schütze Toko vom däni­ aus. Noch heute sind viele überzeugt, die Gründung der schen König gezwungen wurde, einen Apfel vom Kopf seines Sohns zu Eidgenossenschaft sei exakt so abgelaufen wie in Schil- schiessen. Später gelangte die Geschichte über Umwegen in das Erzähl­ lers «Wilhelm Tell» (S. 98). gut der frühen Eidgenossenschaft. Doch in den zeitgenössischen Quellen findet sich nicht Im 18. Jahrhundert kamen erste Zweifel an der Existenz Wilhelm Tells der geringste Hinweis für die Existenz eines Meister- auf. Im 19. Jahrhundert häuften sich die Schriften, die den Apfelschuss schützen. Ebenso wenig für den Rütlischwur und den und Gesslers Ermordung als Märchen erklärten. Die Urner Regierung Burgenbruch. So unterschiedlich die Geschichtsschrei- war entsetzt und verbrannte sie öffentlich. Heute bestreitet kein Mensch mehr ernsthaft, dass es sich bei der Tellsgeschichte um einen bung die Entstehung der Eidgenossenschaft interpre- Mythos handelt. Dennoch ist Wilhelm Tell in der Schweiz allgegen­ tiert, in einem ist sie sich einig: Die Erzählung von den frei- wärtig – als Nationalheld, Werbeträger, Wahlkampfhelfer und in vielen heitsliebenden Innerschweizern und den tyrannischen weiteren Rollen. 12 MYTHEN UND SAGEN 13 Wilhelm Tell Die Geschichte Wilhelm Tells und die Entstehung der Keine Figur der Schweizer Geschichte ist bis heute so Eidgenossenschaft erzählt auch ein Lehrpfad in Bürg- präsent wie Wilhelm Tell. Vor allem in Uri, wo man ihm auf len. Bei der Schächenbrücke in Bürglen erinnert zudem Schritt und Tritt begegnet. Seit 1895 steht er mit seinem eine Gedenktafel daran, dass Sohn Walter auf dem Sockel des Telldenkmals mitten in hier 1354 Wilhelm Tell in den Altdorf. Die Broncefigur schuf der Solothurner Künstler Fluten des Schächens bei dem Richard Kissling (1848–1919). Sie zählt zu den bekann- Einsatz ertrank, ein Kind aus testen Denkmälern der Schweiz. Die Art, wie Kissling den den tosenden Fluten zu retten. Nationalhelden darstellte, verankerte sich schnell
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