Neue Archäologische Entdeckungen Im Kanton Uri
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Neue archäologische Entdeckungen im Kanton Uri Autor(en): Maur, Christian auf der / Matter, Georg / Sauter, Marion Objekttyp: Article Zeitschrift: AS : Archäologie Schweiz : Mitteilungsblatt von Archäologie Schweiz = Archéologie Suisse : Bulletin d'Archéologie Suisse = Archeologia Svizzera : Bollettino di Archeologia Svizzera Band (Jahr): 35 (2012) Heft 2: Archäologie in der Urschweiz : Uri, Schwyz, Obwalden, Nidwalden PDF erstellt am: 03.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-309889 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. 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Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch as. 35 2012 2 8 u r i 1 Neue archäologische Entdeckungen im Kanton Uri _Christian Auf der Maur, Georg Matter, Marion Sauter Uri weist eine ganze Reihe ur- und frühgeschichtlicher Fundstellen Abb. 1 aus der Zeit vom Mesolithikum bis in die späte Eisenzeit auf. Übersicht über die Fundstelle Diese belegen eine kontinuierliche nacheiszeitliche Begehung und Hospental-Moos 2010. In der Mitte im Vordergrund ist der Ausfluss des Besiedlung des Kantonsgebiets. Mit einem neu erstellten Inventar Moors zu sehen, die Zelte markieren die Fundstelle in der Hanglage, im der schützenswerten archäologischen Fundstellen steht nun ein Hintergrund liegen Andermatt und der Oberalppass. wirksames Instrument zu deren Schutz zur Verfügung. Auch die Urner Veduta del sito di Hospental-Moos Alp-)Wüstungen werden systematisch inventarisiert und mit Quellen 2010. Al centro in primo piano si vedono i margini dellatorbiera; le zur Siedlungsgeschichte verknüpft. Ein Schwerpunkt bildet dabei der tende indicano il punto del luogo di ritrovamento sul pendìo, sullo sfondo Weg von Attinghausen zum Surenenpass. Andermatt e il Passodell’Oberalp. 9 u r i Ein Überblick über die Lagen sowie der Gefahren durch Lawinen- und Urund Frühgeschichte Murgänge konnte man sich kaum vorstellen, dass dieses Gebiet in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt Spätestens seit den Untersuchungen der Universität war. Einige wenige Fundobjekte relativierten jedoch Zürich Ende der 1980er Jahre in Amsteg und diese Ansicht: verschiedene Einzel- und Depotfunde Hospental ist klar, dass der Eindruck des weissen bezeugten die Begehung des Reusstales Flecks auf der Karte prähistorischer Fundstellen wie auch der Seitentäler durch den Menschen seit täuscht: Die archäologischen Entdeckungen der dem Neolithikum. Konkrete Belege für eine eigentliche vergangenen 25 Jahre zeigen, dass die Täler prähistorische Besiedlung konnten jedoch südlich des Vierwaldstättersees im Mesolithikum erst mit systematischen archäologischen begangen und spätestens seit der Mittelbronzezeit Grabungen gefasst werden. So lieferte die 1978 und dauerhaft besiedelt worden sind. 1988-1990 untersuchte bronze- und eisenzeitliche Der Bergkanton Uri galt lange Zeit als Gebiet mit Fundstelle Flüeli bei Amsteg den ersten Nachweis keinen oder allenfalls spärlichen Hinweisen auf eine eines permanent besiedelten prähistorischen prähistorische Besiedlung. Angesichts der Berge, Siedlungsplatzes im Kanton Uri. 1989-1990 wurden im des unberechenbaren Wetters in den höheren Urserental oberhalb von Hospental auf Rossplatten 15 3 10 17 8 9 16 11 18 12 13 1 Hospental-Moos 2 Hospental-Mätteli 3 Altdorf-Eggberge 4 Andermatt-Schöllenenschlucht 5 Hospental-Rossplatten 6 Hospental-Wiler 7 Hospental-Spissen 8 Altdorf-Obere Utzigmatt 4 9 Bürglen-Dorf 5 10 Urnerboden-Wängiswald 1 7 Einzelfund 11 Erstfeld-Jagdmattkapelle 19 6 Siedlung 12 Attinghausen-Im Tritt Grab 14 2 13 Amsteg-Flüeli 14 Realp-Eingang Furkatunnel Eisenzeit 15 Flüelen-Oberer Winkel Bronzezeit 16 Schattdorf-Mühlehof Abb. 2 Neolithikum Mesolithikum 17 Altdorf-Bannwald Prähistorische Fundstellen im Kanton 18 Erstfeld-Ribitäler Lawinenverbauung Uri. Datierung/ Befundansprache unsicher Siti preistorici nel Canton Uri. 2 19 Hospental-Kirchhügel as. 35 2012 2 10 wenige prähistorische Funde zum Vorschein kamen. Diese Fundstellen zeigen anschaulich, wie die natürlichen Erosionsprozesse im alpinen Gebiet zu einer massiven Überdeckung der prähistorischen Nutzungshorizonte führen können. Betroffen von diesen Erosionsprozessen sind vor allem die unteren Hangbereiche und die Talsohlen, wo Lawinen- und Murgänge sowie Bäche und Flüsse ihr mitgeführtes Schuttmaterial ablagern. Aber auch auf Geländeterrassen, wie zum Beispiel bei Schattdorf, können Bergstürze mächtige Schuttablagerungen zurücklassen. Im Hinblick auf die Definition archäologisch schützenswerter Zonen als Grundlage für die Zonenplanung liess der Kanton Uri Im Jahr 2010 ein Inventar der archäologischen Fundstellen im Kantonsgebiet 3 erstellen. Es umfasst sämtliche in Archiven, Museen und Literatur fassbaren Hinweise auf Abb. 3 Grabungen durchgeführt, die zur Entdeckung eines archäologische Fundstellen und Fundmeldungen. Übersicht über die Fundstelle endneolithisch-frühbronzezeitlichen Bergkristall- Im Rahmen dieses Artikels werden nur jene 19 Hospental-Rossplatten. Rechts die Schlagplatzes führten. Die jüngste Entdeckung Fundstellen die Funde und/ Rossplattenseen,im Hintergrund berücksichtigt, oder das Urserental. Die prähistorische eines urgeschichtlichen Siedlungsplatzes wurde Befunde aus prähistorischer Zeit Mesolithikum Fundstelle liegt am Fuss des grossen 2010 im Moos oberhalb von Hospental gemacht, bis Eisenzeit) geliefert haben und aufgrund der Felsblocks in der Bildmitte. wo zahlreiche, bearbeitete Bergkristallfragmente Quellenlage als wissenschaftlich gesichert gelten Veduta del sito di Hospental- auf einen weiteren – diesmal spätmesolithischen können. Sie zeigen eine relativ lockere Streuung Rossplatten. A destra i laghettidi Rossplatten, sullo sfondo la valle – Bergkristall-Schlagplatz hindeuten. Interessant mit einzelnen Konzentrationspunkten, wobei d’Orsera. Il luogo dei ritrovamenti ist der Vergleich dieser drei Fundstellen bezüglich insbesondere jene im Urserental und im unteren preistorici si trova al centro, presso il ihrer topographischen Lage und den damit Reusstal auffallen. Allerdings darf die Übersichtskarte masso roccioso. verbundenen Erhaltungsbedingungen: Alle drei nicht überinterpretiert werden: sie ist wohl Fundstellen liegen an erhöhten und vor Erosionsablagerungen nur bedingt als Abbild der bevorzugten weitgehend geschützten Lagen, weshalb Siedlungsräume der damaligen Menschen zu lesen, die Befunde und Funde relativ dicht unter der vielmehr widerspiegelt sie lediglich den aktuellen heutigen Oberfläche zum Vorschein kamen. archäologischen Forschungsstand im Kanton Uri. Demgegenüber wurden im Kanton Uri auch immer wieder archäologische Funde gemacht, die Mesolithikum von mächtigen Ablagerungen überdeckt waren. Als Mesolithikum wird der Zeitraum von ca. 9500- Zu nennen ist hier beispielsweise der bekannte 5500 v.Chr. bezeichnet. Nachdem die letzte eiszeitliche Goldfund von Erstfeld, der in einer Lawinenrunse, Kaltphase im Spätpaläolithikum zu Ende ging, unter einer Geröllschuttmasse von mindestens ist das mesolithische Klima geprägt von höheren 8 m Mächtigkeit entdeckt wurde. Ein anderes Durchschnittstemperaturen, vergleichbar mit Beispiel ist das im Jahr 2006 im Rahmen einer denjenigen des ausgehenden 20. Jh. Im Zuge dieser archäologische Notgrabung untersuchte Areal Warmphase verbreiten sich im Mittelland Mühlehof in Schattdorf, wo unter rund 3 m mächtigen Eichenmischwälder und in den Voralpen und Alpen steigt Geröll- und Geschiebemassen mehrere die Waldgrenze kontinuierlich an, wobei hier Birken Brandstellen und Pfosten-)Gruben sowie einige und Föhren dominieren. Mit den Veränderungen der 11 u r i Abb. 4 Vegetation geht auch eine Veränderung der Fauna Bergkristallobjekte vonHospental- einher: Während dasRot- und Schwarzwild markant Moos 2010. Das sog. Trapez links) zunimmt, ziehen kälteliebende Tiere wie das datiert ins Spätmesolithikum, die sich Klinge Mitte) ist möglicherweise Ren, der Steinbock oder die Gämse in den Norden, dem Neolithikum zuzuweisen. Rechts resp. ins Hochgebirge zurück. ein Kern. Die Menschen leben zwar weiterhin als Wildbeuter, Reperti in cristallo di rocca da auf technischer Ebene machen sie jedoch Hospental-Moos 2010. Il cosiddetto trapezio a sinistra) risale al grosse Fortschritte. Mit der revolutionären Mesolitico finale, la lama al centro) è Erfindung von Pfeil und Bogen geht die Entwicklung probabilmente databile al Neolitico; kleiner und kleinster Gerätschaften aus Stein sog. a destraun nucleo. Mikrolithen, die u.a. für die Pfeilspitzen