Die Tätigkeit der deutschen Kleinsiedlungsgenossenschaften in den Provinzen und Westpreussen im Jahre 1911. Von Regierungsrat Rieche rt, Posen. Das Jahr 1911 bildete für die Genossenschaften, besonders der Provinz Posen, ein Uebergangsjahr. Galt es doch für sie, sich den neuen Bestimmungen des Ministerialerlasses vom 10. September 1910*, die das Verfahren auf eine ganz neue Grundlage stellen, anzupassen und Fühlung mit den neuen Aufsichtsbehörden zu gewinnen. Aber auch die durch den Erlass mit der Durchführung der Klein­ siedlung betrauten Behörden: die Königliche Ansiedlungskommission und die Mittelstandskasse (in Westpreussen die Bauernbank), bedurften längerer Zeit, um die Bestimmungen des Erlasses in die Praxis zu über­ tragen und Richtlinien für das künftige Vorgehen aufzustellen. Ueber die Behandlung schwebender Sachen wurde vereinbart, dass diejenigen Kolonien, in denen nur noch wenige Stellen zu begründen waren, unter Vermittlung der Königlichen Generalkommission zum Abschluss gebracht, alle übrigen Kolonien durch die Mittelstandskasse berentet werden sollten. Sodann erwuchs für die Königliche Ansiedlungskommission die Auf­ gabe, über die allerseits beantragte Prämiengewährung für die nach dem 1. April 1909 errichteten, bereits begründeten Stellen zu entscheiden. Als Ergebnis darf man wohl feststellen, dass Prämien erhielten und künftig erhalten können alle Stellen, welche an Arbeiter (Land-, Gewerbe­ oder Industriearbeiter) und an Handwerker, die das platte Land ge­ braucht, verkauft werden, und deren Gebäudeumfang und Einrichtung das für einen Arbeiter oder Handwerker Landesübliche nicht über­ schreitet. Im allgemeinen sind demnach prämienfähig Einfamilienhäuser mit Stube, Kammer, Küche oder höchstens zwei Stuben und Küche. Da­ neben wird der Ausbau einer Bodenstube zugelassen. Nicht mit Prämien bedacht werden im allgemeinen Gehöfte, welche Mietswohnungen ent­ halten. Voraussetzung ist ferner, dass die betreffende Genossenschaft als solche den Bedingungen des Ministerialerlasses entspricht, dass sie ins­ besondere einen örtlich beschränkten Wirkungskreis hat, gemeinnützig arbeitet und finanziell genügend leistungsfähig ist. Für das Verfahren bildet das Regulierungsverfahren der Mittel­ standskasse die Grundlage.

* Vergl. Archiv Bel. IV. S. 37. Archiv IV, 12. 30 534

Nach dem Jahresberichte der Mittelstandskasse sind bis zum 31. De­ zember 1911 58 Stellen, bis zum 31. März weitere 17 Stellen berentet, etwa 85 zur Berentung angemeldet. Der Gesamtkaufpreis der berenteten Stellen betrug rund 494 500 M., das staatliche Rentenkapital rund 371 500 M. Der Jahresbericht der Kleinsiedlungsgenossenschaft in Ostrowo spricht sich über das neue Verfahren und seine Unterschiede gegenüber dem früheren wie folgt aus: „Während früher die Rentengutsbildung durch Vermittlung der Generalkommission erfolgte, fällt deren Aufgabe nunmehr der Mittel­ standskasse zu. Sie vermittelt die Berentung der Stellen durch staat­ liches Rentenkapital bis zu 75 % des von ihr festgestellten Taxwertes und die finanzielle und rechtliche Begründung des Rentenguts. Das Renten­ kapital wird aber nicht mehr wie früher von der Königlichen Rentenbank, sondern von der Ansiedlungskommission aus dem Ansiedlungsfonds ge­ geben. Es wird wie früher mit 3% % verzinst und mit % % im Laufe von etwa 60 Jahren zur Tilgung gebracht. Im übrigen wird der Kauf­ preis wie früher durch die Anzahlung des Rentengutserwerbers, die auf mindestens Vio des Preises zu bemessen ist, und durch Belastung der Stelle mit einer Resthypothek der Genossenschaft belegt. Ein erheblicher Vorteil des neuen Verfahrens ist es, dass das Renten­ kapital jetzt bar ausgezahlt wird, während früher der Kapitalbetrag in Rentenbriefen überwiesen wurde, die sich bei dem niedrigen Kurse dieser Papiere nur mit einem Kursverlust von etwa 10 % verwerten Hessen. Ein weiterer Vorteil gegen früher besteht ferner darin, dass für jede Rentenstelle, deren Gründung den staatlich vorgeschriebenen Voraus­ setzungen entspricht, eine Prämie von 1000 Mark aus dem Ansiedlungs­ fonds gewährt wird. Diese Prämien stellen ein zinslos gewährtes Dar­ lehen des Staates dar, dessen Zinsen der Genossenschaft zugute kommen. Aus dem „Ausgleichfonds“, der aus diesen Prämien gebildet wird, werden der Genossenschaft die zur Deckung von Anforderungen öffentlich recht­ licher und gemeinwirtschaftlicher Natur (Regelung der Gemeinde-, Schul- und Kirchenverhältnisse, Wegeanlagen u. dgl.) erforderlichen Summen freigegeben und dadurch der Genossenschaft zu Eigentum überwiesen.“ Diesen zweifellos sehr hoch einzuschätzenden Vorteilen stehen je­ doch auch Nachteile gegenüber, als welche hier insbesondere der Fort­ fall der erleichterten (schriftlichen) Form der Verträge, welche jetzt ge­ richtlich oder notariell abzuschliessen sind, der Wegfall des niedrig ver­ zinslichen Zwischenkredits der Seehandlung — statt des 3% prozentigen Kredits der Seehandlung wird ein 5 prozentiger Kredit von der Mittel­ standskasse gewährt — und die Erhöhung der Kosten des Verfahrens ge­ nannt werden sollen. Ferner wird vielfach über eine zu enge Fassung der Bestimmungen geklagt. Hier wären gesetzliche und Verwaltungs­ massnahmen sehr wünschenswert. 535

Von den im Vorjahre tätigen Genossenschaften haben aus den be­ reits im Vorberichte angeführten Gründen die Genossenschaften in Schild­ berg und Adelnau sich aufgelöst; die Grunderwerbs- und Kreditbank in Krotoschin hat ihre Siedlungstätigkeit nach Gründung der Kleinsiedlungs­ genossenschaft Krotoschin-Koschmin aufgegeben. Im Berichtsjahre waren folgende Vereinigungen in den beiden Pro­ vinzen auf dem Gebiete der Arbeitersiedlung tätig:

A. in der Provinz Posen: 1. die Landgenossenschaft in Obornik, 2. „ Landgenossenschaftsbank in Rawitsch, 3. „ Landgenossenschaft in Meseritz, 4. „ Landgenossenschaft in Samter, 5. „ Deutsche Kleinsiedlungsgenossenschaft in Ostrowo, 6. „ Deutsche Besiedlungsgenossenschaft in Strelno, 7. „ Kleinsiedlungsgenossenschaft Znin, 8. „ „ Hohensalza, 9. „ „ Gostyń, 10. „ Siedlungsgenossenschaft Krotoschin-Koschmin, 11. „ Kleinsiedlungsgenossenschaft Pakosch-Bartschin, 12. „ Kleinsiedlungsgenossenschaft Kolmar, 13. „ Posensche Besiedlungsgenossenschaft in Posen, 14. „ deutsche Heimstättengenossenschaft (früher Wohnungsbauge­ nossenschaft) in Schwersenz, 15. „ deutsche Wohnungsbaugenossenschaft in Opalenitza, 16. „ „ „ „ Kriewen, 17. „ „ „ „ Moschin, 18. „ ,, ,, „ Schroda, 19. „ „ gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft in Frau­ stadt, 20. der gemeinnützige Bauverein Luisenhain in Posen, 21. die Spar- und Darlehnskasse in Schönlanke, 22. der deutsche Arbeiterwohnungsbauverein in , 23. „ „ Beamtenwohnungsbauverein in Posen, 24. die „ Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft in Posen.

B. in der Provinz Westpreussen. 25. die Abeggsche Stiftung für Arbeiterwohnungen in Danzig, 26. „ deutsche Besiedlungsgenossenschaft in Strassburg, 27. „ „ „ „ Tuchei, 28. „ „ „ „ Berent, 29. „ „ Wohnungsbaugenossenschaft in Neustadt, 30. „ „ Kleinsiedlungsgenossenschaft in Graudenz, 31. der Eisenbahnverein in Dirschau.

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Neugegründet sind Ende des Berichtsjahrs die Kleinsiedlungs­ genossenschaften in Wirsitz und Filehne. Ferner die Kleinsiedlungs­ genossenschaft zu Dirschau, über welche im Maiheft dieser Zeitschrift bereits berichtet ist. 1. Landgenossenschaft, e. Q. m. b. H. zu Obornik. Mitgliederzahl 213 (201) mit 216 (213) Anteilen; Haftsumme 129 000 M.; Reserven 10 579 (9460) M. Im Geschäftsjahre 1911 hat die Genossenschaft in Obornik aus polnischer Hand ein Grundstück von 5,3080 ha, in Rogasen von der Königlichen Ansiedlungskommission eine Parzelle von 3,4030 ha und in Murowana-Goslin ebenfalls von der Königlichen Ansiedlungskommission eine grössere Parzelle zu Siedlungszwecken erworben. Es wurden vier Arbeiterrentenstellen in Rogasen, zwei in Obornik, zwei in Ritschenwalde und drei in Murowana-Goslin, im ganzen also elf Stellen neu gegründet und besiedelt. Am Ende des Geschäftsjahres betrug die Gesamtbesiedlung 52 Stellen, und zwar 36 in Rogasen, 6 in Obornik, 7 in Ritschenwalde und 3 in Murowana-Goslin. Die Nachfrage nach Stellen mit besserem Acker war ziemlich rege, während Stellen mit geringerm Boden, obwohl entsprechend billiger, weniger begehrt waren. 2. Landgenossenschaftsbank, e. G. m. b. H. in Rawitsch. Mitgliederzahl am Ende des Geschäftsjahrs 107 (110), mit 167 (153) Ge­ schäftsanteilen von je 200 M., bei einer Haftsumme von 600 M. Die Tätigkeit der Genossenschaft erstreckte sich auch in diesem Jahre auf ihre beiden Kolonien Bärsdorf und Rawitsch. In Bärsdorf sind jetzt 43 Stellen gebaut, davon sind 37 Stellen endgültig verkauft und bereutet, eine Stelle hat die Genossenschaft in der Zwangsversteigerung zurückerwerben müssen, sie ist mit den übrigen fünf Stellen an solche Familien pachtweise vergeben, welche die Absicht haben, sich die er­ forderliche Anzahlung zu verdienen. Die Rawitscher Siedlung mit acht Arbeiterrentenstellen ist voll­ ständig durchgeführt. Für 1912 ist die Bildung einer Arbeiterkolonie von sechs Stellen in Same beabsichtigt. Auf die Geschäftsanteile ist seit dem Jahre 1907 regelmässig die höchst zulässige Dividende von 4 % verteilt. 3. Deutsche Landgenossenschaft, e. O. m. b. H. in Mese r it z. Die Genossenschaft, über deren innere Verhältnisse leider Mit­ teilungen nicht zu erlangen waren, da der Jahresbericht noch nicht fertig­ gestellt war, hat in Meseritz eine und in Bentschen sechs neue Arbeiter­ stellen mit rund 2 ha Grösse zum Gesamtkaufpreise von 35 300 M. er­ richtet; ausserdem hat sie in Meseritz ein Gehöft für einen Musik­ dirigenten errichtet und eine Parzelle für ein Gendarmenhaus an den Kreis abgetreten. 537

4. Deutsche Landgenossenschaft, e. G. m. b. H. zu Samte r. Zahl der Genossen 63 (58) mit 71 (68) Geschäftsanteilen zu 200 M. und 1000 M. Haftsumme. Die von der Genossenschaft im Jahre 1907 in Obersitzko erworbenen Ländereien sind nunmehr vollständig aufgeteilt. Es sind dort elf Familien angesiedelt worden. Im Jahr 1911 hat die Genossenschaft von der Königlichen Ansiedlungskommission an der Smilowoer Chaussee Ländereien zur Grösse von 25,80 ha angekauft und aufgeteilt. Verkauft ist eine Parzelle von 3,6630 ha zur Errichtung einer Gärtnerei, ferner schwebten Verkaufsverhandlungen mit sieben Familien, die Parzellen von 1 bis 2 Morgen erwerben wollten. (Inzwischen sind sechs Rentenstellen fest vergeben.) 5. DeutscheKleinsiedlungsgenossenschaft.e. G. m. b. H. in Ostrowo. Die Betriebsmittel der Genossenschaft an Geschäftsanteilen und Schuldverschreibungen haben sich im Berichtsjahre trotz zurückgestellter Werbetätigkeit wieder um 35 000 M. vermehrt, die Reserven betragen 61000 M. Das Jahr 1911 war für die Genossenschaft ein Jahr des inneren Umbaues. Infolge des Ministerialerlasses vom 10. September 1910 sind der Genossenschaft die landrätlichen Kreise Ostrowo, Schildberg, Kempen und Adelnau als Wirkungskreis zugewiesen; sie war daher gezwungen, ihre ausserhalb dieser Kreise belegenen Kolonien neu begründeten Genossen­ schaften zu übertragen. Die darüber gepflogenen Verhandlungen waren sowohl rechtlich wie in finanzieller Hinsicht äusserst schwierig, anderer­ seits aber für die ganze zukünftige finanzielle Grundlage der Genossen­ schaft so wichtig, dass die Siedlungstätigkeit im Berichtsjahre dagegen stark zurücktreten musste. Um ein Bild von dem Umfang der im Berichtsjahre notwendig ge­ wordenen Auseinandersetzungsgeschäfte zu geben, sei nur bemerkt, dass an die vier Tochtergenossenschaften Aktiva im Werte von 383 000 M. (zum Selbstkostenpreise) übergeben sind, die hauptsächlich in den über­ tragenen Resthypotheken von 95 fertigen Rentenstellen mit einer Gesamt­ grösse von 316 Morgen und 180 Morgen besiedlungsfähigen Baulandes bestehen. Es lässt sich daher wohl verstehen, dass die überaus schwierigen Neugründungen der Tochtergenossenschaften, die allmähliche Ueberleitung der Geschäfte auf diese, die Erledigung angefangener, noch auszuführender Anlagen und Geschäfte u. dgl. die Hauptarbeitskraft der Genossenschaft im Berichtsjahre in Anspruch genommen haben. Ausser­ dem haben diese umfangreichen Abwicklungsgeschäfte natürlich auch be­ deutende Aufwendungen erfordert. Nunmehr hat die Kleinsiedlungsgenossenschaft die Auseinander­ setzung mit ihren Tochtergenossenschaften nahezu beendet und wird sich 538

daher im Jahre 1912 erneut der Siedlungstätigkeit im erhöhten Masse zu­ wenden können. In den vier Kreisen, welche der Genossenschaft verbleiben, sind bis zum Schlüsse des Geschäftsjahres 1911 folgende Rentenstellen vergeben: Kreis Ostrowo: Kolonie Ostrowo...... 13 Stellen „ Ocionz...... 22 ,, „ Neu-Skalmierschütz .... 3 „ „ Przygodzice...... 3 „ „ Bibianki...... 2 „ „ Neu-Kaminice ...... 1 Stelle Kreis Adelnau: Kolonie Raschkow...... 35 Stellen „ Schwarzwald...... 11 „ „ Garki-Bonikow und Świeca . 3 „ „ Lamki...... 2 „ „ Walrode...... 2 „ „ Zembcow...... 1 Stelle Kreis Schildberg: Kolonie Bierzów...... 31 Stellen „ Ferdinandshof...... 10 „ „ Gruschkowo...... 4 „ „ Deutschdorf...... 2 „ „ Haideberg...... 1 Stelle Kreis Kempen: Kolonie Wilhelmsbrück...... _. 6 Stellen insgesamt 152 Stellen in einer Gesamtgrösse von etwa 1440 Morgen. Ausserdem sind noch 42 unbebaute Stellen in einer Gesamtgrösse von über 300 Morgen verkauft und die Besitzfestigung einer 52 Morgen grossen Wirtschaft im Mühlengrund, Kreis Schildberg, durch die Mittel­ standskasse herbeigeführt. Die Ansiedler in der jüngsten Kolonie Wilhelmsbrück sind deutsche Rückwanderer aus Russisch-Polen, die im Sommer als „Sachsengänger“ im Westen Deutschlands hauptsächlich in landwirtschaftlichen Betrieben tätig sind. Aus ihren guten Ersparnissen können sie zum Teil recht befriedigende Anzahlungen über 10 % hinaus leisten und zeigen eine günstige wirtschaftliche Entwicklung. Zurzeit ist die Kolonie Wilhelms­ brück in weiterem Ausbau begriffen; die gemachten Landankäufe er­ möglichen im nächsten Jahre eine erhebliche Vergrösserung um etwa 20 Stellen. Die Neugründung eines evangelischen Kirchspiels ist ein­ geleitet. Ausserhalb der vier Kreise ist der Genossenschaft nur die Kolonie Schmiegel mit 12 Stellen verblieben, die, weil sie fast völlig zum Ab­ schluss gebracht ist, die Neugründung einer eigenen örtlichen Genossen­ schaft nicht rechtfertigt. 539

6. Deutsche Besiedlungsgenossenschaft e. G. m. b. H. in Strelno. Diese Genossenschaft hat leider auch im Jahre 1911 eine Tätigkeit nicht entwickelt. 7. Kleinsiedlungsgenossenschaft Żnin e. G. m. b. H. in Z n i n. Die Genossenschaft, welche Ende 1910 als Tochtergenossenschaft der Kleinsiedlung Ostrowo gegründet ist, zählte am Schlüsse ihres ersten Geschäftsjahres 28 Genossen mit 108 Geschäftsanteilen und einer Ge­ samthaftsumme von 21 600 M. Auf dem von der Genossenschaft Ostrowo übernommenen Rest­ besitz wurden im Sommer und Herbst 8 Gehöfte errichtet, von denen 4 Stellen verkauft sind. Ueber die übrigen Stellen schweben Verkaufs­ verhandlungen, welche voraussichtlich demnächst zum Abschluss kommen. Insgesamt sind jetzt 20 Stellen bebaut und 16 verkauft. Von den Ansiedlern sind 5 bei der Kleinbahn, 4 bei der Zucker­ fabrik, 3 als städtische Arbeiter, je einer bei der Chausseeverwaltung und bei der Post beschäftigt; 2 sind selbständige Handwerker. 8. Kleinsiedlungsgenossenschaft Kreis Hohensalza, e. G. m. b. H. zu Hohensalza. Die Genossenschaft, eine Tochtergenossenschaft der Kleinsiedlungs­ genossenschaft Ostrowo, übernahm von dieser, mit der sie sich endgültig auseinandergesetzt hat, die Restflächen der Kolonien Hohensalza und Argenau, ausserdem kaufte sie in Argenau neu eine Fläche von 1,35 ha. In Hohensalza sind 4 Einfamilienhäuser neugebaut und verkauft, ferner wurde ein von der Vorgängerin übernommenes Einfamilienhaus ver­ kauft. In Argenau sind 9 Einfamilienhäuser erbaut und verkauft. Die Reserven der Genossenschaft betragen bei einem Mitgliedergut­ haben von 17 150 M. 5330 M. 9. Kleinsiedlungsgenossenschaft, e. G. m. b. H. in Gostyń. Die Genossenschaft, über deren Gründung im Heft 9 Band III des Archivs berichtet ist, hat die Restfläche in Gostyń von der deutschen Kleinsiedlungsgenossenschaft übernommen, im Berichtsjahre aber eine eigene Tätigkeit noch nicht entwickelt. 10. Siedlungsgenossenschaft Krotoschin-Koschmin, e. G. m. b. H. zu Krotoschin. Die Genossenschaft, ebenfalls eine Tochtergenossenschaft der Klein­ siedlungsgenossenschaft zu Ostrowo, hat von dieser ein Grundstück in Krotoschin übernommen und darauf bis zum Schlüsse des Jahres 1911 3 Kleinsiedlungen geschaffen. Die Zahl der Genossen betrug am Jahresschlüsse 31 mit einem Gut­ haben von 4305 M. und einer Haftsumme von 11 000 M. 540

11. Kleinsiedlungsgenossenschaft Pakosch- Bartschin, e. O. m. b. H. Zahl der Mitglieder 32 (30) und 87 (81) Anteile zu 200 M. und gleicher Haftsumme. Die Genossenschaft hat im Geschäftsjahre in Pakosch 3 neue Einzel­ häuser und ein Doppelhaus errichtet, welche bis zum 1. Oktober 1911 f bzw. 1. Januar 1912 vergeben sind. Ausserdem hat sie bei der Stadt Bartschin 2 Einzelgehöfte erbaut, für welche sich jedoch noch keine Käufer gefunden haben. Da die Nachfrage nach Stellen besonders seitens solcher Arbeiter, für welche die Genossenschaft Prämien erhält, ungenügend ist, hat sich die Genossenschaft entschlossen, auch Stellen über % Morgen (bis zu 2 Morgen) abzugeben, da auf grösseren Landbesitz von vielen Ansied­ lern Wert gelegt wird.

12. Klein Siedlungsgenossenschaft Kreis Kolmar i. P., e. G. m. b. H. i n K o 1 m a r i. P. Zahl der Genossen 14 mit 2600 M. Geschäftsguthaben. Die Genossenschaft, welche erst im Jahre 1911 begründet ist, setzt die Tätigkeit der Porzellanfabrik Kolmar fort, erstreckt sich aber nicht nur auf die Stadt Kolmar, sondern auf den ganzen Kreis. Sie hat im Jahre 1911 ein Gelände von 8 Morgen an der Chaussee Kolmar—Schneide­ mühl erworben, welches im Jahre 1912 mit 22 Ansiedlerstellen besetzt werden soll.

13. Posensche Besiedlungsgenossenschaft, e. G. m. b. H. in Posen. Die Genossenschaft, welche hauptsächlich zu dem Zwecke be­ gründet wurde, um die von der Landbank begründete grosse Kolonie Zabikowo bei Posen zu übernehmen, hat im Berichtsjahr diese Arbeiten soweit gefördert, dass die sämtlichen Grundlagen für die Uebernahme beschafft sind. Die Uebernahme der Kolonie ist inzwischen zum 1. April 1912 erfolgt. Die Entwicklung der Kolonie, in der nunmehr sämtliche Stellen auf die Rentenbank übernommen sind, war zufriedenstellend. Die Landbank stellte im Frühjahr 1911 2000 M. zur Verfügung, für welche den Ansiedlern Kirschen-Buschbäume und Himbeersträucher frei ins Haus geliefert wurden. Die grosse Dürre im Sommer des Be­ richtsjahres hat allerdings das Anwachsen eines grossen Teils der Bäume und Sträucher in Frage gestellt. Auch sonst hatten die Ansiedler unter der grossen Dürre zu leiden. Während die Roggenernte noch verhältnis­ mässig gut ausfiel, versagten Kartoffeln und Rüben fast ganz. Als Folge­ erscheinung kann man den erheblichen Rückgang der im Verhältnis sehr schönen Schweinezucht feststellen, doch beginnt sich dieser Zweig der 541

Tätigkeit der Ansiedler wieder zu heben. Die pekuniäre Gesamtlage der Ansiedler steigt langsam, aber sicher, was am besten durch das stetig steigende Einkommensteuersoll nachgewiesen wird. Auch die verschiedentlich vorgenommenen, wenn auch kleineren An- und Ausbauten, neuen Obst- und sonstigen Anpflanzungen zeigen, dass die fleissigen Ansiedler vorwärts kommen. Der Wert der Grund­ stücke steigt ebenfalls. Mit Ausnahme der zur Zwangsversteigerung ge­ langten Grundstücke sind bei fast allen Weiterverkäufen Verdienste, zum Teil sogar recht erhebliche erzielt worden. Leider sind die Ansiedler dadurch nur zu leicht geneigt, zu spekulieren und ihre Stellen aufzugeben. Die Landwirtschaftskammer liess durch Herrn Obstbauinspektor Reissert zwei Obstbaukurse für die Ansiedler abhalten, welche gut besucht waren. Die bestehenden Vereine, der Kriegerverein, welcher zugleich auch die Gemeindebezirke Lassek-Luban umfasst, sowie auch die spe­ ziell für die Kolonie bestehenden Vereine: Sanitätskolonne, Verein für Obstbau und Kleintierzucht, Deutscher Männergesangverein, Evange­ lischer Volksverein, Evangelischer Jünglingsverein, Evangelischer Jung­ frauenverein, entwickelten eine rege Tätigkeit. Die Zahl der Genossen betrug 34 (32), die Geschäftsguthaben 17 000 M„ die Gesamthaftsumme 34 000 M.

14. Deutsche Heimstättengenossenschaft, e. G. m. b. H. in Schwersenz. Die Genossenschaft hat ihre Firma (früher deutsche Wohnungsbau­ genossenschaft) geändert. Sie widmet sich neben dem eigentlichen Bau von Arbeiterwohnungen auch dem Bau besserer Heimstätten. Zahl der Mitglieder 118, der Anteile 444 zu je 30 M. bei der zehn­ fachen Haftsumme. Im Berichtsjahre sind gebaut sieben Einzel- und zwei Doppelhäuser. Davon sind acht verkauft. Von den Käufern sind: drei Arbeiter, einer Zimmermann, einer Schuhmacher, einer Eisenbahnhaltestellenaufseher, einer Krämer und einer Redakteur.

15. Deutsche Wohnungsbaugenossenschaft, e. O. m. b. H. in Opalenitza. Mitgliederzahl am Jahresschlüsse 17 (18) mit 57 (58) Anteilen zu 200 M. bei gleicher Haftsumme. Im Februar 1911 kaufte die Genossenschaft aus polnischer Hand in der Nähe der Stadt ein Grundstück von 1,35 ha mit Wohn- und Wirtschaftsgebäuden. Das Grundstück ist in zehn Parzellen aufgeteilt, zwei davon sind bebaut und an einen Briefträger und einen Zucker­ fabrikarbeiter verkauft. Auf die übrigen Parzellen liegen zum Teil bereits Angebote vor. — 542 —

16. Deutsche Wohnungsbaugenossenschaft des Kreises Kosten in Kriewen. Zahl der Genossen 122 (120) mit 319 (318) Geschäftsanteilen zu 100 M. bei dreifacher Haftsumme. Die Genossenschaft hat auch im Berichtsjahre ihre Siedlung in Kriewen weiter ausgebaut. Ausser den bereits im Jahre 1910 vorhandenen 16 Stellen sind weitere zehn Stellen gebildet. Von diesen sind vier Stellen im Jahre 1911 neu erbaut; sämtliche Stellen sind vergeben. Eine Neuerwerbung des Jahres 1911 ist eine polnische Wirtschaft mit 7,50 ha, welche durch Vermittlung der Deutschen Mittelstandskasse an einen deutschen Erwerber weitergegeben ist. Der Besitz der Genossenschaft von insgesamt 58,1404 ha ist nunmehr bis auf 9,40 ha an deutsche Arbeiter und Ansiedler aufgeteilt. Ein deutsches Geschäftshaus für einen Fleischer und Bäcker, in dem die deutschen Ansiedler ihre Bedürfnisse decken können, wurde auf Ver­ anlassung der Genossenschaft von privater Seite erbaut. Es ist von solchen Handwerkern am 1. Juli 1912 bezogen worden. Insgesamt beträgt der Zuzug Deutscher für Kriewen infolge der Kleinsiedlung bisher 146. 17. Deutsche Wohnungsbaugenossenschaft, e.Q.m.b.H. in Moschin. Die Genossenschaft, über deren Tätigkeit ein Jahresbericht noch nicht vorliegt, hat im Jahre 1911 zwei Gehöfte erbaut und an einen Stukkateur und einen Bäcker verkauft. 18. Deutsche wohnungsbaugenossenschaft, e. G. m. b. H. in Schroda. Mitgliederzahl 23 (21) mit 100 (98) Anteilen zu 100 M. und einer Haft­ summe von 20 000 M. Die Genossenschaft hat im Geschäftsjahre 1911 zwei neue Gehöfte errichtet, so dass jetzt zehn Gehöfte vollständig fertiggestellt sind, davon sind acht verkauft. Für zwei Gehöfte haben sich noch keine Käufer gefunden, weil sie, wie die Genossenschaft glaubt, den Arbeitern zu klein sind. Die bisherigen Ansiedler sind vier Arbeiter, ein landwirtschaftlicher Aufseher, ein Zimmermann und zwei Unterbeamte. 19. Deutsche gemeinnützige Wohnungsbaugenossen­ schaft, e. G. m. b. H. in Fraustadt. Zahl der Mitglieder 55 (58) mit 122 (115) Anteilen zu 100 M. bei gleicher Haftsumme. Im Jahre 1911 sind zwei Stellen neuerbaut und an einen Lokomotiv­ führer a. D. und einen Mühlenbauer verkauft. 543

20. Gemeinnütziger Bauverein Luisenhain, G. m. b. H. in Posen. Der Verein hat das Jahr 1911 mit Rücksicht auf die frühere rege Bautätigkeit hauptsächlich zum inneren Ausbau benutzt. Das Gesell­ schaftskapital ist auf 30 000 M. (23 000 M.) gestiegen. Reserven rund 6000 M. Von dem im Jahre 1911 gebauten neun Häusern (vier Doppelhäusern und einem Einzelhaus) sind vier Stellen bereits verkauft und berentet, wegen der übrigen schweben Verkaufsverhandlungen. 21. Spar - und Darlehnskasse, e. G. m. b. H. inSchönlanke. Die Genossenschaft hat im Jahre 1911 vier Stellen neugebaut, von den insgesamt fertiggestellten noch unverkauften Gehöften sind sieben verkauft, eins davon ist auch dem Erwerber bereits übereignet und berentet; die Berentung der übrigen Stellen wird durch die Deutsche Mittelstandskasse im Jahre 1912 erfolgen. 22. Deutscher Arbeiter-Wohnungsbauverein, e. O. m. b. H. in Bromberg. Die Zahl der Mitglieder beträgt 73 (70) mit 84 Anteilen und einer Haft­ summe von 16 800 M. Der Verein hat seine Tätigkeit bedeutend vergrössert. Es sind in dem verflossenen Geschäftsjahre 28 weitere Stellen errichtet, so dass die Zahl der gesamten, seit Bestehen des Vereins (1909) geschaffenen Stellen 40 beträgt. Diese 28 neuen Stellen verteilen sich auf vier verschiedene Vororte Brombergs, und zwar sind in Bleichfelde zehn, in Jagdschütz acht, in Klein-Bartelsee sechs und in Hohenholm vier errichtet worden. Die Siedlungstätigkeit des Vereins hat sich hiernach bisher, Schwedenhöhe und Karlsdorf eingerechnet, wo der Verein im vorigen Jahre seine Tätig­ keit ausgeübt hat, auf sechs verschiedene Ortschaften in der Umgebung Brombergs erstreckt. Die Grösse des zur Aufteilung gekommenen Ge­ ländes beträgt in Hohenholm 2, in Jagdschütz 6, in Klein-Bartelsee 4 und in Bleichfelde 7 Morgen. 5 Morgen sind in Klein-Bartelsee un- besiedelt liegen geblieben. Von dem Bleichfelder Terrain ist noch ein kleines zirka % Morgen grosses Stück von der Aufteilung ausgeschlossen und soll als Bauplatz verkauft werden. Die Bauausführung ist auf allen Stellen die gleiche. Es sind wieder durchgängig Doppelhäuser, die unten zwei Räume nebst Küche und Waschküche und oben eine Dachkammer enthalten, mit anschliessendem Wirtschaftsgebäude errichtet worden. Jedes Grundstück ist eingezäunt und hat seine eigene Pumpe. Die Erwerber, die aus Bromberg, den östlichen Provinzen und auch aus dem Westen der Monarchie stammen, gehören in weit überwiegender Mehrzahl dem Arbeiterstande an. An Beamten befinden sich unter den Käufern, abgesehen von einem pensionierten Beamten, zwei Post­ angestellte. 544

Auf sämtlichen Stellen deckte sich die von der Mittelstandskasse ermittelte Taxe mit dem Kaufpreis, so dass die Resthypotheken, da wenigstens 10 % von dem Kaufpreis angezahlt worden sind, innerhalb der ersten neun Zehntel des Grundstückswertes stehen. Wie in früheren Jahren werden auch die Resthypotheken der neu errichteten Stellen, so­ weit die Stellenbewerber bei der Landesversicherungsanstalt in Posen versichert sind, vom aus den ihm von der genannten Anstalt zu Arbeiterwohnungszwecken überwiesenen Mitteln übernommen werden. Soweit Stellen von Eisenbahnarbeitern erworben sind — es kommen fünf in Frage — hat der Eisenbahnfiskus die Uebernahme der Resthypotheken bereits zugesagt. Hinsichtlich der von den beiden Post­ beamten erworbenen Stellen werden die Resthypotheken vom Reich übernommen werden. 23. Deutscher Beamten-Wohnungsbauverein, e. G. m. b. H. i n P o s e n. Mitgliederzahl am Jahresschlüsse 1911 1727 (1686) mit 1788 (1746) Anteilen zu 300 M. bei gleicher Haftsumme. Der Verein hat im Jahre 1911 eine rege Bautätigkeit im Bau von Mietswohnungen entwickelt. So wurden in Posen 72 Wohnungen vollendet und Neubauten mit 76 Wohnungen begonnen. In Fraustadt und Birnbaum ist je ein Sechsfamilienhaus errichtet. In der Eigenhauskolonie Jarotschin sind die letzten drei Rentenstellen verkauft, so dass dort nunmehr 30 Rentenstellen vergeben sind. Leider hat die Königliche Ansiedlungskommission den Verein nicht als eine örtliche Genossenschaft im Sinne des Ministerialerlasses vom 10. September 1910 anerkennen können, dazu kommt auch noch, dass seine Ansiedler, meist Eisenbahnunter- und -hilfsbeamte, zum grössten Teil nicht als Arbeiter im Sinne des genannten Erlasses angesehen werden können. Die Versuche des Vereins, aus anderen Fonds Beihilfen zu den Kosten der Strassenanlagen usw. zu erhalten, haben bisher keinen Erfolg gehabt. Ohne eine solche Unterstützung glaubte der Verein die Häuser aber nicht zu einem angemessenen Preise herstellen zu können, so dass der weitere Ausbau dieser blühenden Kolonie, welche gerade für das Deutsch­ tum der Stadt Jarotschin von grossem Nutzen ist, leider ins Stocken ge­ raten war. Erfreulicherweise hat sich jedoch im Jahre 1912 die Stadt Jarotschin bereit erklärt, die Strassen auf eigene Kosten auszubauen, so dass dem Weiterausbau der Kolonie nunmehr keine Hindernisse mehr entgegenstehen. 24. Deutsche Arbeiter-Wohnungsbaugenossenschaft, e. G. m. b. H. i n P o s e n. Mit dem Abschlüsse des Jahres 1911 sieht die Genossenschaft auf eine siebenjährige Tätigkeit zurück. Die Anzahl der Genossen und damit auch der Geschäftsanteile und Haftsummen ist fortgesetzt gestiegen. Am 545

Schlüsse des Berichtsjahres betrug die Zahl der Genossen 185 mit 305 An­ teilen. Es ist gelungen, an Stelle einer Anzahl minderbemittelter Genossen, welche ausgeschieden sind, neue leistungsfähige Genossen zu werben. Das Arbeitsgebiet der Genossenschaft umfasste bisher zwei Kolonien: Głowno und Dembsen. In Głowno sind Mietshäuser errichtet, über die im Jahre 1910 näher berichtet ist, in Dembsen hat die Genossenschaft ihre dortige Kolonie für Arbeiter und Beamte weiter ausgebaut. Ausser den bereits endgültig fertiggestellten und verkauften Stellen sind neun weitere Stellen im Bau. An der Strasse ist Reihenhausbebauung vorgesehen, und zwei Reihen Häuser sind bereits hergestellt. Da die Besiedlung in Dembsen bald zum Abschluss gebracht sein wird, hat sich die Genossenschaft be­ reits nach einem anderen Wirkungskreis umgesehen und beabsichtigt, demnächst in Golencin ein Grundstück zu Besiedlungszwecken zu er­ werben. 25. Die Abeggsche Stiftung für Arbeiterwohnungen in Danzig. Neue Arbeiterwohnungen sind von der Stiftung in den letzten Jahren nicht errichtet, insbesondere weil die Strassen und Anliegerverhältnisse bezüglich des Restbesitzes der Stiftung am Broesener Wege noch nicht geklärt waren. Insgesamt sind bis jetzt 284 Arbeiterwohnhäuser errichtet worden: In der Kolonie Olivaer Freiland (Danzig-Neufahr­ wasser), erbaut von 1891 bis 1894 ...... 56 davon waren bis ultimo 1911 vollständig ab­ gezahlt ...... , 20 verkauft mit stehengebliebenem Restkaufgeld . 34 noch in den Händen der Anwärter...... 2 56 In der Kolonie Alter Engel (Danzig-Langfuhr, Hoch­ schule) erbaut 1895 bis 1897 ...... 110 davon waren bis ultimo 1911 vollständig ab­ gezahlt ...... 56 verkauft mit stehengebliebenem Restkaufgeld . 49 noch in Händen der Anwärter...... 5 110 In der Kolonie Leegstriess (Danzig-Langfuhr, hinter dem Traindepot) erbaut von 1899 bis 1907 ...... 108 davon waren bis ultimo 1911 vollständig ab­ gezahlt ...... 1 verkauft mit stehengebliebenem Restkaufgeld . 3 noch in Händen der Anwärter...... , 104______108 In der Kolonie Bärenwinkel (Danzig - Langfuhr, Brösener Weg) erbaut 1906 bis 1907 ...... 10 die noch sämtlich in Händen der Anwärter sind 10 Das in dieser Kolonie noch unbebaute Land ist zirka 46 000 qm gross. 546

Die alljährlich stattfindende sogenannte Personenstandsaufnahme er­ gab in der grössten Kolonie Leegstriess folgendes Bild der Besiedlung: In 105 Häusern wohnten insgesamt 753 Personen inkl. Kinder, da­ von waren männliche...... 371, weibliche ...... 382. Da zwei Anwärter je zwei Grundstücke inne hatten, waren die 105 Häuser also an 103 Anwärter vergeben, von welchen jedoch sieben nicht in den von ihnen übernommenen Anwesen wohnten, so dass demnach nur 96 Anwärter in der Kolonie selbst ihren Wohnsitz haben. Von diesen hatten 12 das ganze Grundstück allein in Benutzung, während von 84 An­ wärtern Untermieter aufgenommen waren, deren Gesamtzahl sich auf 290 belief, wovon 145 männlich und ebensoviel weiblich waren. 62 An­ wärter hatten insgesamt 197 Kinder unter 14 Jahren, und 34 Untermieter hatten 61 Kinder unter 14 Jahren, so dass also zur Zeit der Aufnahme im ganzen 258 Kinder unter 14 Jahren vorhanden waren. Unter den männlichen Bewohnern waren folgende Berufsklassen vertreten: 10 Gelegenheitsarbeiter, 3 Depotarbeiter, 6 Brauereiarbeiter, 1 Gas­ arbeiter, 1 Milchfahrer, 1 Arbeitsbursche, 7 Boten und Diener, 9 Strassen- bahnschaffner, 6 Strassenbahnwagenfiihrer, 6 Werfttischler, 3 Werft­ arbeiter, 9 Werft- und Fabrikschmiede, 1 Fabrikdreher, 1 Maschinenbauer, 3 Fabrikschlosser, 5 Werftschlosser, 7 Schuhmacher, 1 Klempner, 1 Schiff­ bauer, 6 Tischler, 5 Maurer, 1 Sattler, 1 Fleischermeister, 1 Steinsetzer, 1 Böttcher, 3 Zimmergesellen, 3 Zimmerleute, 3 Stellmacher, 5 Maler, 2 Schlosser, 3 Monteure, 1 Buchdrucker, 1 Steindrucker, 1 Wieger, 1 Schachtmeister, 1 Drogist, 2 Friseure, 1 früherer Restaurateur, 4 Post­ schaffner, 1 Briefträger, 1 Bahnwärter, 1 pensionierter Eisenbahnbeamter, 1 Telegraphenarbeiter, 1 Lotse, 1 Seemaschinist, 2 Kassenboten, 3 Hand­ lungsgehilfen, 1 Bureauvorsteher, 1 Volksanwalt, 1 Rechnungsrat, 1 Magistratsassistent, 1 Gerichtskanzlist, 1 Werftsekretär, 1 pensionierter Steuererheber, 1 Schutzmann, 1 Wachtmeister, 1 Student, 13 Invaliden, 3 Rentiers. Unter den weiblichen Bewohnern sind folgende Berufsklassen ver­ treten: 2 Arbeiterinnen, 3 Aufwärterinnen, 9 Schneiderinnen, 3 Nähterinnen, 3 Putzarbeiterinnen, 3 Plätterinnen, 8 Verkäuferinnen, 5 Kontoristinnen, 1 Kochfrau, 1 Stütze, 1 Kindermädchen, 1 Hausmädchen.

26. Deutsche Besiedlungsgenossenschaft, e. O. m. b. H. zu Strassburg. Die Genossenschaft hatte am Schluss des Geschäftsjahres 1911 122 (113) Genossen mit 137 (128) Geschäftsanteilen, im Jahre 1912 ist ihr auch der Kreis Strassburg mit 10 Geschäftsanteilen beigetreten. Die Haft­ summe beträgt zurzeit 44 100 M. 547

Sie hat im Jahre 1911 vier bebaute und drei unbebaute Stellen zur Gesamtgrösse von 153,82 ha gekauft, davon rund 80 ha aus pol- nischer Hand. Davon sind entstanden: 1. drei verkleinerte Stammstellen mit .... 55 ha, 2. 13 Neuanbauerstellen mit rund...... 51 „ 3. zur Vergrösserung von Anliegergrundstücken sollen dienen...... 10,5 „ 4. im ganzen sind verkauft...... 10 Der Rest besteht aus Niederungsmoor, Uebergangsmoor und 16 Morgen ausgetorften Flächen, welche vor dem Verkauf erst melioriert werden sollen. Unverkauft ist von den neugebildeten Stellen noch eine Arbeiterstelle, deren Gehöft noch im Bau war. Von neun Inhabern kleiner Stellen (zwischen 4 und 8 Morgen) sind sieben Landarbeiter und zwei Handwerker (Maurer). Die Nachfrage nach derartigen Stellen wächst dauernd, so dass sich die Genossenschaft um den Verkauf dieser Stellen nicht zu sorgen hat. Die Genossenschaft bevor­ zugt einheimische Leute, welche die Verhältnisse kennen, als Gegenwehr gegen die Landflucht. Im übrigen muss ich auch diesmal wegen Raum­ mangels auf den interessanten Jahresbericht selbst verweisen.

27. Deutsche Besiedlungsgenossenschaft, e. G. m. b. H. in Tuchei. Zahl der Genossen 216 (208) mit 512 (440) Geschäftsanteilen zu 100 M. und der dreifachen Haftsumme. Insgesamt hat die Genossenschaft bisher 636,27 ha und vier städtische Häuser angekauft und für das Deutschtum gesichert. Neu angekauft ist im Jahre 1911 das Hotel „Deutsches Haus“ in Tuchei, welches in Gefahr stand dauernd in polnischen Besitz überzugehen. Von dem früheren Besitz wurde ein Kätnergrundstück in Iwitz und die restlichen Acker- und Wiesenparzellen des Gutes Iwitz verkauft, während das Torfbruch dieses Gutes von 240 Morgen jetzt melioriert wird und dann in Parzellen an die deutschen Besitzer in Hoheneiben und Iwitz weiter verkauft werden soll. Auch in dem Berichtsjahre fehlte es nicht an fortgesetztem Angebot von kleineren und grösseren Grundstücken, die geforderten Preise aber waren so hoch, dass die Genossenschaft vom Kaufe absah, da sie der Meinung war, dass ihre Käufer bei diesen Preisen ihre Rechnung nicht finden könnten. Die bisherigen Käufer haben ihre Zinsen pünktlich bezahlt, die Rentabilität des gekauften Hotels ist gesichert. Der Reingewinn gestattet, neben sehr reichlichen Abschreibungen und Ausstattung des Reservefonds, die Verteilung der höchstzulässigen Divi­ dende von 5 % an die Genossen. 548

28. Deutsche Besiedlungsgenossenschaft, e. O. m. b. H. zu Berent. Der Geschäftsbericht der Genossenschaft war auch diesmal bei Ab­ fassung dieses Berichts noch nicht fertiggestellt; aus der übersandten Bilanz ergibt sich, dass die Genossenschaft am Jahresschlüsse Grundstücke zum Buchwerte von rund 136 500 M. besass. Die Mitgliederzahl beträgt 84 (85) mit 243 (242) Anteilen und einer Gesamthaftsumme von 72 600 M. 29. Deutsche Besiedlungsgenossenschaft, e. G. m. b. H. in Neustadt (Westpr.) Die Genossenschaft hat sich im Geschäftsjahre in der Hauptsache mit der Einrichtung der Arbeiterkolonie Espenkrug beschäftigt. Sie lässt dort 15 Arbeiterwohnhäuser nebst Wirtschaftsgebäuden errichten. Espenkrug liegt an der Chaussee von Kölle nach Oliva. Die nächsten Bahnstationen sind Zoppot (etwa 7 km) und Oliva (etwa 8 km). Von den Wohnhäusern sind zehn fertiggestellt. Die andern fünf werden im Jahre 1912 fertiggestellt. Jedes Haus enthält zwei Wohnungen, bestehend aus zwei Stuben, Küche, Keller und Bodenraum. Zu jedem Hause gehören etwa 90 a Acker; Wiese ist nicht vorhanden. Der Kaufpreis des ganzen Grundstücks (Wohnhaus, Stall­ gebäude, 90 a Acker) beträgt 7000 M. Darauf sind 700 M. bar anzu­ zahlen. Der Rest wird gestundet. Das Grundstück wird dem Käufer als Rentengut übereignet. Die jährliche Rente einschliesslich der Zinsen für die zweite Hypothek wird etwa 260 M. betragen. Dazu kommen noch etwa 70 M. für Unterhaltung, Steuern, Feuerversicherung, so dass der Er­ werber im ganzen 330 M. jährlich aufzubringen hat. Er kann für die Ver­ mietung der zweiten Wohnung etwa 150 M. und für die Verpachtung von etwa 45 a Acker etwa 36 M. jährlich einnehmen, so dass ihm noch auf­ zubringen bleiben 144 M. — das ist weniger, als der Mietswert seiner Wohnung beträgt. Arbeitsgelegenheit ist reichlich vorhanden in den Wittstocker Ton­ werken und dem Ziegeleibetriebe zu Espenkrug; auf den Königlichen Domänen Wittstock und Wertheim, in der Königlichen Forst und in der Landgemeinde Quaschin. Die fertiggestellten Gehöfte sind bereits zum Teil verkauft und bezogen. 30. Deutsche Kleinsiedlungsgenossenschaft, e. G. m. b. H. zu Graudenz. Zahl der Mitglieder 47 (39), mit 48 (40) Anteilen zu 200 M. Haftsumme 9600 (8000) M. Die Besiedlung des in der Gemeinde Tusch gekauften Grundstücks ist an den hohen Ansprüchen in öffentlich-rechtlicher Beziehung ge­ scheitert. Es sollen nunmehr nur 2 Stellen begründet, der Rest freihändig 549 verkauft werden, die Verhandlungen schweben jedoch noch. Auch ein weiteres Projekt, auf einem Gelände von 80 Morgen Arbeiterstellen zu errichten, scheiterte zunächst an den hohen Forderungen des Kreisaus­ schusses, inzwischen haben sich jedoch die Verhältnisse günstiger ge­ staltet, so dass im Jahre 1912 mit dem Bau von 6 Häusern begonnen werden wird. 31. Eisenbahn verein e. V. in Hirschau. Ueber die Verhältnisse und Aufgaben des Eisenbahnvereins ist im Vorjahre eingehend berichtet. Im August 1911 wurde das Hauptwerk des Eisenbahnvereins, die Kleinsiedlung an der Danziger Strasse, fertiggestellt und von den Siedlern bezogen. Zur Erinnerung an die Gründung der Kleinsiedlung wurde aus beim Bau gefundenen Findlingen ein Denkstein errichtet, an dem eine Bronzetafel mit entsprechender Inschrift angebracht ist. Eine eingehende Beschreibung der Kleinsiedlung des Eisenbahnvereins Dirschau ist vom Vorsitzenden des Vereins im „Zentralblatt der Bauverwaltungen“ Nr. 19 vom 2. März 1912 veröffentlicht, so dass hier darauf verwiesen werden kann. Der Herr Minister der öffentlichen Arbeiten hat die zweite Hypothek für die Siedlung übernommen und die Uebernahme der zweiten Hypothek auch für weitere Ansiedlungen von Eisenbahnern in Dirschau in Aussicht gestellt. Die Bewohner der Kleinsiedlung haben sich zu einem Verein für Obstverwertung und Kleintierzucht zusammengeschlossen. Zur Förde­ rung der Bestrebungen des Vereins sind demselben mit Unterstützung der Landwirtschaftskammer in Danzig ein Paar Zuchtziegen und vom Eisenbahnverein ein Paar Milchschafe überwiesen worden. Ausserdem erhielt der Verein eine Beihilfe, um eine eigene gegenseitige Viehver­ sicherung seiner Mitglieder einzurichten. Die Landwirtschaftskammer hat ferner die Einrichtung von zwei Geflügelzuchtstationen und die Ueber- weisung einer entsprechenden Zahl von Hähnen und Hühnern in Aussicht gestellt. Auch weiterhin soll an geeignete Siedler Zuchtvieh unentgelt­ lich hergegeben werden. Die Zeichnungen und Pläne der Kleinsiedlung sind im Sommer 1911 auf der Internationalen Hygiene-Ausstellung in Dresden ausgestellt worden. Wie die vielfachen Anfragen von Sachverständigen und gemein­ nützigen Vereinen, die ähnliche Bestrebungen verfolgen, bewiesen haben, hatte sich die Ausstellung reger Beachtung zu erfreuen. Die weitere Siedlungstätigkeit hat der Verein an die neu begründete deutsche Siedlungsgenossenschaft Dirschau * abgetreten.

* Vergl. Archiv Bd. IV S. 419.

Archiv IV, 12. 31 Die Tätigkeit der Kleinsiedlungsgenossenschaften ausserhalb der beiden Ansiedlungsprovinzen im Jahre 1911.

I. Schlesien. 1. Deutsche Kleinsiedlungsgenossenschaft Militsch, e. Q. m. b. H. in Militsch. Die im vorigen Jahre gegründete Kleinsiedlungsgenossenschaft er­ richtet zurzeit vier Ansiedlerstellen in der Nähe von Trachenberg, die am 1. Oktober 1912 zur Ausgabe gelangen sollen, während im Laufe des nächsten Jahres mit der Errichtung weiterer Ansiedlerstellen fortgefahren werden wird. Jede Stelle, zu deren Erwerb ein eigenes bares Vermögen von 500 bis 600 M. erforderlich sind, ist mit etwa 2 Morgen Land ausgestattet. Es liegen bereits zahlreiche Bewerbungsgesuche um Ueberlassung von Ansiedlerstellen vor. 2. Deutsche Kleinsiedlungsgenossenschaft Namslau, e. Q. m. b. H., Lorzendorf, Post Büchelsdorf. Die im Februar 1911 gegründete Genossenschaft hat sich bis jetzt nur auf die Ansiedlung im Fideikommiss-Rittergut Lorzendorf beschränkt. Einer weiteren Ausdehnung steht die Schwierigkeit der Geldbeschaffung noch hindernd im Wege. Es besteht jedoch die Aussicht, das gesamte Baugeld von der Landesversicherungsanstalt durch Vermittlung der Raiff­ eisenorganisation zu erhalten, sobald die nach dem Muster von Posen und Danzig geplante Schlesische Grundbefestigungsbank ins Leben treten sollte oder sofern der Kreis Namslau bereit ist, die selbstschuldnerische Bürgschaft zu übernehmen. Im Jahre 1912 sind die 1911 in Angriff genommenen 5 Hausbauten fertiggestellt worden. Dazu sind bis 1. Juli d. J. noch zwei weitere Häuser mit vergrösserter Scheune gebaut worden. Da hier ländliche Arbeiter angesetzt werden sollen, sind diese bei 2% Morgen Eigentum zur Ansiedlung nur zu bewegen, wenn ihnen noch etwa 4 bis 6 Morgen Pachtland in Aussicht gestellt wird. Für eine derartige Ausdehnung des landwirtschaftlichen Kleinbetriebes reichen aber die nach dem Muster der Kleinsiedlungsgenossenschaft in Ostrowo gebauten Scheunen und Stal­ lungen nicht aus. Die Genossenschaft sieht sich daher genötigt, im Früh­ jahr anzubaucn. Von den 7 Ansiedlerhäusern, unter denen sich ein Doppelhaus befindet, sind 4 mit Deutschrussen aus Wolhynien und 1 mit 551

einem Ansiedler der Umgegend durch Vermittlung der Qeneralkommission mit Rentengutseigenschaft besetzt worden. Eine Stelle ist noch zu ver­ geben. Das Doppelhaus ist von dem Fideikommissbesitzer gepachtet, um es für Verwandte der Ansiedlerfamilien frei zu halten.

II. Ostpreussen. 1. Masurische gemeinnützige Ansiedlungs­ gesellschaft m. b. li. in Bialla. Die Gesellschaft, welche im Frühjahr d. J. gegründet wurde und jetzt ihre Tätigkeit aufgenommen hat, ist insoweit auf erhebliche Schwierigkeiten gestossen, als die Grundstückseigentümer, durch das Bei­ spiel einzelner hier geglückter Grundstücksspekulationen und durch aus­ wärtige Agenten zur Ueberschätzung ihrer Besitztümer verleitet, fast durchweg übermässige Preise für ihre Grundstücke fordern, während auf der anderen Seite Mangel an zahlungsfähigen Ansiedlern vorhanden ist. Es herrscht hier auf dem Gütermarkt ein ungewöhnlicher Zustand, so dass die grösste Vorsicht geboten ist. Eine Rückkehr zu normalen, der Rentabilität entsprechenden Grundstückspreisen wäre im Interesse der Landwirtschaft dringend erwünscht. 2. Gemeinnützige Kleinsiedlungsgesellschaft, G. m. b. H„ Neidenburg. Die Gründung dieser gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft ist noch nicht endgültig erfolgt; über den Gründungsplan berichtete das Archiv Bd. IV, S. 220. Dagegen hat die An- und Verkaufsgenossenschaft des Kreises Neidenburg, e. G. m. b. H., mit dem Sitze in Neidenburg, eine be­ sondere Abteilung für innere Kolonisation eingerichtet, die nach den Grundsätzen der gemeinnützigen Gesellschaften arbeitet. Die Abtrennung dieser Abteilung und der Uebergang zu der geplanten neuen Gesellschaft stehen in nächster Zeit bevor. Das Archiv wird alsdann darüber be­ richten und gleichzeitig einen Ueberblick über die bisherige kolonisa­ torische Tätigkeit der Genossenschaft geben.

III. Brandenburg. Landgenossenschaft Ost-Sternberg, e. G. b. H., Z i e 1 e n z i g. Der Mitgliederstand betrug Ende 1911 29 mit 145 Geschäftsanteilen und 43 500 M. Haftsumme. Bis jetzt sind von dieser Genossenschaft vier Arbeiterrentenstellen gegründet worden. Ausserdem wurde in zwei Fällen bei Rentenguts­ bildungen die Vermittlung der Genossenschaft in Anspruch genommen. Von den vier Arbeiterstellen haben sich drei günstig entwickelt. Die vierte Stelle musste, da sich geeignete Bewerber dafür nicht fanden, mit Verlust verkauft werden.

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IV. Pommern. Ansiedlungsgesellschaft des Kreises Pyritz, E. Q. m. b. H. in Dölitz, Pomm. lieber die Kleinsiedlungsarbeit dieser Gesellschaft berichtete das Archiv erst kürzlich ausführlicher (vgl. Bd. IV, S. 489—491). Die Ge­ schäftsleitung macht hierzu noch folgende ergänzende Mitteilungen: „Die Ansiedlungsgesellschaft des Kreises Pyritz ist seinerzeit von Freunden der inneren Kolonisation begründet worden, weil die zuständige Kreisverwaltung eine Beteiligung an jeder Art von Ansiedlungen ablehnte. Es sind 14 Ansiedler in 4 Ortschaften eingesetzt worden. Die Hoffnung, dass dieses Vorbild zur Nacheiferung und zur Mithilfe seitens der Kom­ munal- und Staatsbehörden führen würde, hat sich leider nicht erfüllt: die Kreisverwaltung hält, wie in einem Sonderfalle gesagt ist, die Klein­ siedlungen „aus sozialen, politischen und jagdlichen Gründen“ nicht für erwünscht; die Königliche Regierung hat aber den Antrag, Domänen­ ländereien (6 ha) für Ansiedlungszwecke freizugeben, abgelehnt. Aus diesem Grunde wurden weitere Ansiedlungen im Pyritzer Kreise nicht voi genommen.“ V. Sachsen. In Bd. III, S. 253, berichtete das Archiv über die in der Provinz Sachsen geplanten Domänenaufteilungen. Ein weiterer Bericht liegt noch nicht vor. VI. Schleswig-Holstein. Gemeinnützige Kleinsiedlungsgenossenschaft, e. Q. m. b. H. in Hadersleben. Die Genossenschaft zählte am 31. Dezember 1911 175 Mitglieder mit 235 Geschäftsanteilen zu je 100 M. (Haftsumme 300 M.). Im Geschäftsjahre sind 14 Arbeiterrentengüter eingerichtet worden, und zwar je eine Stelle in den Gemeinden Aggerschau, Heisagger, Hoirup II, Hoptrup, Hürup II, Kielstrup, Oberjersdal; je 2 in Althaders­ leben und dels und 3 in der Gemeinde Rödding. Für 9 dieser Stellen sind neue Gebäude errichtet worden, während für die anderen 5 Stellen bereits vorhandene Gebäude Verwendung finden konnten. Die Grösse dieser Rentengüter schwankt zwischen 0,1250 ha und 1,6715 ha. Die Käufer sind sämtlich Landarbeiter. Für 7 Rentengüter konnte die Geldregelung unter Inanspruchnahme lediglich des staatlichen Rentenbankkredits durchgeführt werden, wäh­ rend bei den übrigen 7 Stellen noch weitere kleine Darlehen aufgenommen werden mussten. Glücklicherweise ist es gelungen, diese Darlehen bei der Hadersiebener Kreissparkasse als Hypotheken zu erhalten, so dass die Genossenschaft sich mit ihren eigenen Mitteln in keinem Falle fest­ zulegen brauchte. Die Bedingungen für diese Hypotheken sind sehr 553 günstig, nachdem die Landesversicherungsanstalt in Kiel sich dankens­ werterweise bereit erklärt hat, die benötigten Gelder als Spareinlage bei der Kreissparkasse — verzinslich mit 3% % und amortisierbar mit 1 % — einzuzahlen. Diese Gelder werden zu denselben Bedingungen an die Arbeiter weitergegeben. Die jährlich aufzubringende Last der einzelnen Stellen an Rentenbankrente und Hypothekenzinsen berechnet sich auf durchschnittlich etwa 165 M. Für das erste Jahr ist eine Rentenbank­ rente nicht zu zahlen. Nach den vorliegenden Anträgen darf damit gerechnet werden, dass auch im Jahre 1912 zum mindesten die gleiche Anzahl Stellen wie im Ge­ schäftsjahre zur Begründung gelangen wird. (Rund 17 Anträge sind zur­ zeit in Bearbeitung.) Es muss hier wiederum darauf hingewiesen werden, dass es sehr schwer hält, geeignete Ansiedler für die Stellen zu finden. Einmal tragen die schwierigen Verhältnisse der Nordmark hieran die Schuld, und zum andern geht das Bestreben der meisten Anwärter darauf hinaus, trotz ihrer sehr geringen Mittel eine grössere Stelle, am liebsten mit Pferdehaltung, zu erlangen. Der Genossenschaft ist es daher auch noch nicht gelungen, das im ersten Geschäftsjahre 1910 für die Aufteilung in zwei Arbeiterstellen in Heisagger erworbene Grundstück abzustossen, obgleich die geforderten Preise billig sind und die Lage der Stellen in dem grossen Dorfe Heisagger für Arbeiter und Arbeitsgelegenheit günstig ist. Dieses Grundstück ist jetzt an einen Arbeiter verpachtet. Die Ge­ nossenschaft wird sich deshalb bezüglich des Erwerbs neuer Objekte nach wie vor Zurückhaltung auferlegen und wird mit ihrer Vermittelung im allgemeinen nur dann eintreten, wenn von vornherein geeignete Kauf­ anwärter vorhanden sind. Für 5 der begründeten Stellen sind gemäss dem Ministerialerlasse vom 10. August 1909 an Staatsbeihilfen je 500 M. und 10 M. für jedes angefangene Hektar bewilligt worden. Infolgedessen ist die Genossen­ schaft in der Lage gewesen, den Kursverlust bei dem Verkaufe der Renten­ briefe, der durchschnittlich etwa 10 % betragen und sich bis auf 450 M. pro Stelle belaufen hat, fast ganz zu übernehmen. Für die übrigen neun Stellen, deren Rentenübernahme erst später erfolgt ist, sind die gleichen Beihilfen beantragt. Ohne diese Hilfe würde die Begründung der Stellen in den meisten Fällen nicht möglich gewesen sein. Den Geldverkehr vermittelt, abgesehen von dem erforderlichen Zwischenkredit zur Abstossung der Hypotheken usw. und von dem Ver­ kauf der Rentenbriefe, welche Geschäfte regelmässig der Königlichen See­ handlung in Berlin übertragen werden, — die Hadersiebener Kreisspar­ kasse in Hadersleben. Dort ist ein laufendes Kontokorrent eingerichtet. An gegenseitiger Zinsvergütung sind 4 % vereinbart. Bei der mit der Genossenschaft verbundenen Auskunftsstelle für den An- und Verkauf von ländlichen Grundstücken ist wohl eine grössere Zahl von verkäuflichen Grundstücken (etwa 50) namhaft gemacht, aber 554 an dem Kreise der Kaufliebhaber hat es fast ganz gefehlt. Wenn der beabsichtigte Zweck erreicht werden soll, ist es notwendig, dass alle Interessenten, besonders die bestellten Vertrauensmänner energisch nach geeigneten ansiedlungslustigen deutschen Landwirten Umschau halten.

VII. Hannover. Gemeinnützige Ansiedlungsgesellschaft für den Kreis Burgdorf. Bis jetzt sind von dieser Gesellschaft insgesamt 24 Rentengüter gegründet worden, und zwar 3 davon im Jahre 1909, 7 in 1910, 3 in 1911 und 11 in 1912. Hierunter sind 11 in Sehnde, und zwar vorwiegend an Bergarbeiter ausgegeben. Die übrigen Rentengüter verteilen sich auf die Gemeinden Röhrse, Ramlingen, Heessei, Hülptingsen, Sehnde und Burg­ dorf. Die Rentengüter in Sehnde haben einen Umfang von nur % bis % Morgen; die in den übrigen Gemeinden weisen verschiedene Grössen bis zu 10 Morgen auf. Diese grösseren Rentengüter sind auch vorwiegend an solche Personen ausgegeben, welche selbst kleine landwirtschaftliche Unternehmer oder landwirtschaftliche Arbeiter sind. Die Kosten der Rentengüter in Sehnde stellen sich auf 6700 bis 7500 M„ je nach der Grösse und besseren Ausstattung des Hauses. Die Preise für die übrigen Rentengüter schwanken zwischen 6230 und 12 000 M., ebenfalls je nach der Grösse des beigegebenen Landes und der Baukosten der Häuser. Die Rentengüter haben sich durchweg als lebensfähig erwiesen. Die Renten- und Zinsenlasten werden ohne Schwierigkeit aufgebracht. Es wäre sehr erwünscht, dass die Gesellschaft, welche ihr Augen­ merk von Anfang an in erster Linie auf die Sesshaftmachung landwirt­ schaftlicher Arbeiter gerichtet hat, in der Lage wäre, diesen Zweck mehr als bisher zu verfolgen. Die Hauptschwierigkeit liegt jedoch darin, dass ihr zu wenig Land zur Verfügung steht, um Ansiedler anzusetzen; an Be­ werbern ist niemals ein Mangel. Wenn die Gesellschaft jetzt im Anfang in Ermangelung geeigneter Rentengüter für ländliche Arbeiter in grösserer Zahl industrielle, d. h. Bergarbeiter ansässig gemacht hat, so lehrt die Erfahrung in den betr. Gemeinden, dass sie auch dort mittelbar den In­ teressen der Landwirte gedient hat; denn es ist die erfreuliche Tatsache festzustellen, dass da, wo eine grössere Anzahl industrieller Arbeiter mit ihren Familien ansässig ist, wie in Sehnde und Umgegend, die Landwirte viel leichter geeignete Arbeitskräfte für leichtere Arbeiten, namentlich in Feld-Gemüsebau, Kartoffclausmachen usw. bekommen, als in rein länd­ lichen Gemeinden. Auch abgesehen davon, dass die Gegensätze zwischen industriellen und landwirtschaftlichen Arbeitern in diesen Gemeinden gar nicht bestehen oder die sonst beobachtete Schärfe nicht gewinnen können, wenn die Bergarbeiterbevölkerung durch ein kleines Anwesen und ein Stück Gartenland mit der übrigen Bevölkerung gemeinsame Interessen 555 gewonnen hat, kann man sich nur freuen, dass die Ansiedlungstätigkeit auch auf die industriellen Arbeiter ausgedehnt worden ist. Die Ansied­ lungsgesellschaft ist mit ihrem Vorgehen offenbar auf dem rechten Wege, und es ist zu hoffen und zu wünschen, dass sie weiterhin auf demselben gute Erfolge erzielen möchte. Die Gesellschaft selbst steht finanziell ge­ sichert da. Sie hat für das letzte Jahr eine Dividende von 4 % fest­ gesetzt; jedoch soll deren Auszahlung einstweilen zurückgestellt werden, um die vorhandenen Betriebsmittel nicht zu schwächen. Die Dividende soll den Gesellschaftern einstweilen gutgeschrieben werden. Fragen über das Bauwesen. Beantwortung von Fischer, Regierungs- und Baurat, Posen, Ansiedlungs-Kommission. Wer soll bauen? Die Frage muss von Fall zu Fall entschieden werden. Der Koloni­ sator soll bauen, wenn zu erwarten ist, dass die Vergebung der Stellen nicht leicht sein wird, wenn das Bauen selbst wegen der Material­ beschaffung und wegen des Fehlens einheimischer Handwerker Schwierig­ keiten macht, wenn die Anpassung an das Gelände oder die Benutzung von alten Baulichkeiten besondere Ueberlegung erfordert, vor allen Dingen aber dann, wenn es darauf ankommt, nach einheitlichem Plan eine auch künstlerischen Ansprüchen genügende Dorfanlage, einen gemeinschaftlichen Platz oder dergleichen zu schaffen, ebenso, wenn gemeinschaftliche An­ lagen, wie Wasserleitung, Licht oder Kraft, vorgesehen sind. Bei ver­ einzelten Gehöften auf glattem Bauplan und bei einfachen baulichen Ver­ hältnissen soll man das Bauen besser dem Ansiedler selbst überlassen, besonders dann, wenn rege Nachfrage nach den ausgelegten Stellen vor­ handen ist. Bauen durch Unternehmer oder allein? Dem fabrikmässigen Bauen von Häusern nach derselben Schablone durch grosse Unternehmerfirmen muss unter allen Umständen widerraten werden. Jedes Gehöft ist ein Individuum, das seiner örtlichen Lage und den persönlichen Verhältnissen des Ansiedlers angepasst sein muss. Die Höhenlage, die Gefällverhältnisse und die Himmelsrichtung der Baustellen, die Bodenbeschaffenheit und Klassenarten der zugehörigen Aecker und Wiesen und endlich die persönlichen Gewohnheiten und Wirtschafts­ verhältnisse des Ansiedlers bedingen in jedem Falle Verschiedenheiten, die bei schematisch hergestellten Häusern nicht berücksichtigt werden können, und dann erst später durch An- und Umbauten, häufig unter arger Ver­ unstaltung, mühsam und mit vermehrten Kosten in die Hofpläne hinein­ gequält werden. Am besten vergibt sowohl der Kolonisator als auch der Ansiedler, wenn er selbst baut, die Bauarbeiten im einzelnen an die ver­ schiedenen dafür in Betracht kommenden Handwerker und behält die Regie des ganzen Baues in der Hand. Auf diese Weise wird der Bau am billigsten, weil alle überflüssigen Nebenarbeiten vermieden werden, und die Ausführung entspricht im einzelnen am meisten den Wünschen des Nutz- niessers. Welche Unterstützungen sind zum Bau zu gewähren? Der Kolonisator hat die Fuhren zu leisten, die für alle Roh­ materialien notwendig sind, während die beim Ausbau sich später ergeben­ den einzelnen Fuhren besser nach Bedarf von dem Stelleninhaber über­ 557 nommen werden. Die Fuhren sind möglichst ohne Anrechnung auf den Bau zu gewähren. Ferner sind alle in der Gutsfeldmark vorhandenen Baumaterialien nur unter Anrechnung der Selbstgewinnungskosten zu stellen. Dahin gehören Sand und Lehm, soweit sie nicht auf der Baustelle selbst gefunden werden, Feldsteine, Ziegelsteine, sofern sie entweder aus einer auf dem Gute vom Kolonisator betriebenen Ziegelei oder durch Ab­ schluss eines grösseren Kaufgeschäfts für Engrospreis bezogen werden können. Wichtig erscheint auch, den Kalk im grossen zu beschaffen, weil er sich hierdurch billiger stellt, besonders aber weil dann die übel an­ gebrachte Sparsamkeit in seiner Verwendung, falls der Unternehmer ihn mitzuliefern hat, vermieden wird. Bereitstellung von Zeichnungen, Vergebung, Aufsicht und Abrechnung. Jedes Bauprojekt muss seiner Baustelle angepasst sein. Darum können sog. Normalzeichnungen immer nur im beschränkten Masse un­ mittelbare Anwendung finden. Sie bilden nur einen ersten Anhalt zur Be­ urteilung der Bau- und Kostenfrage und werden jedesmal nach dem be­ sonderen Bedürfnis umgearbeitet werden müssen. Ganz besonders zu überwachen ist die Vergebung der Arbeiten durch die Ansiedler selbst, damit sie vor Uebervorteilung durch unreelle Unternehmer gleich von vornherein geschützt werden; denn die erst bei der Abrechnung sich herausstellenden Meinungsverschiedenheiten sind ausserordentlich schwer zu beseitigen und bei Inanspruchnahme der Gerichte ist der Unternehmer gewöhnlich dem Ansiedler weit überlegen. Die Beaufsichtigung des Bauens seitens des Kolonisators muss sich auch darauf erstrecken, dass sich die Ansiedler durch ungeschickte Handwerker nicht zu unschönen und missgestalteten Bauten verleiten lassen. Abgesehen von allen höheren Gesichtspunkten einer richtigen Plangestaltung hat der Kolonisator ein Interesse daran, dass die Bauten im einzelnen sich günstig und in vorteil­ hafter äusserer Erscheinung zeigen. Als Grundsatz ist immer festzuhalten, dass Einfachheit mit Schönheit sich deckt, dass also alle unnötigen Zierraten und Ausbauten zu vermeiden sind, und dass jeder Bau möglichst genau seinen Zweck und sein inneres Wesen auch in der äusseren Erscheinung zur Geltung bringen soll. Bei den Preisverein­ barungen ist die Festsetzung von Pauschalsummen für alle Arbeiten des gleichen Handwerks bei demselben Bau zu bevorzugen gegenüber der Ausbedingung von Einzelpreisen, denn die Einzelpreise geben dem Arbeitnehmer oft Spielraum, um Mehrforderungen für Nebenleistungen geltend zu machen; ausserdem erschweren sie dem Ansiedler die Uebersicht über die Gesamtkosten, weil der Unternehmer in der Berechnung der Mengen dem Ansiedler überlegen ist. (Sogen. Apothekerrechnungen.) Es können aber Pauschalsummen nur verabredet werden, wenn ausreichend sichere Vergleichsobjekte, entweder in genau veranschlagten Normalprojekten oder in früher ausgeführten Bauten vor­ handen sind. Soll gleich In voller Grösse gebaut werden? Es ist praktisch, gleich alle Räume in der für das voraussichtliche Bedürfnis ausreichenden Grösse zu bauen, weil nachträgliche Bauten teurer werden, weil sie häufig zu grober Verunstaltung des Gehöftes 558 führen und weil vielfach ihre Lage dem Wirtschaftsbedürfnis nicht mehr richtig angepasst werden kann. Wenn nicht geradezu un­ sinnig über das Bedürfnis hinaus gebaut wird, wofür die Nachbarbeispiele und die Kostengrenze eine angemessene Korrektur sind, braucht bezüglich der Höhe der ersten Baukosten nicht zu grosse Aengstlichkeit gezeigt zu werden; denn es tritt unmittelbar nach dem fertigen Ausbau eines An­ siedlergehöfts und besonders nach der fertigen Durchführung einer Koloni­ sation eine so bedeutende Wertsteigerung für die Einzelgehöfte ein, dass der wirtschaftliche Bestand der Ansiedlerstellen infolge zu hoher Bau­ kosten eigentlich niemals gefährdet wird. Welche Arbeiten soll der Ansiedler selbst am Bau leisten? Wenn der Kolonisator baut, soll er sich hüten, den Bau bis in alle Einzelheiten fertigzustellen. Es genügt, wenn die Wohnräume so weit fertig sind, dass sie für sommerliches Wohnen genügen, dass also alle Koch- und Wirtschaftseinrichtungen, auch die Oefen, ferner alle An­ streicher- und Tapezierarbeiten und ebenso der ganze Ausbau von allen Räumen, die über das notwendigste Bedürfnis hinausgehen, dem Ansiedler überlassen bleiben. In den Stallungen werden zweckmässigerweise die Krippen und Buchtenabteilungen ganz oder teilweise fortgelassen, damit bei dieser Einrichtung der Ansiedler seinen eigenen Wünschen und Neigungen folgen kann. Kosten und Art der üblichen Gehöfte. Ein Gehöft für eine Stelle von etwa 12% ha kostet mindestens 7500 M. Wenn es hier und da gelingt, nach Unternehmerschablone auch billigere Gehöfte herzustellen, so kann man mit Sicherheit annehmen, dass diese ganz erheblicher Ergänzungen bedürfen, oder dass notwendige Zu­ behörteile wie Brunnen, Zaun u. dgl., fehlen. Als zweckmässiger Grundriss wird empfohlen ein Wohnhaus, das Wohnküche, zwei Stuben und eine Kammer in zusammen etwa 80 qm bebauter Grundfläche enthält. Ein der­ artiges Wohnhaus genügt auch für Stellen von 15 bis 20 ha Grösse, ebenso wie es meist auch für kleinere Stellen von 8 und 10 ha nötig ist. Der Stall muss der Grösse der Parzelle, der Boden­ art und Wirtschaftsweise in jedem Falle angepasst werden. Für eine Stelle von 12% ha kann man als normal den Raumbedarf für zwei Pferde, sechs Kühe und sechs bis acht Schweine annehmen. Sehr er­ wünscht ist auf jedem Bauerngehöft eine Futterküche. Diese wird ent­ weder an den Stall oder an das Wohnhaus angebaut, oder sie wird beim Zusammenbau von Wohnung und Stall als Zwischenglied zwischen beide eingefügt. Bezüglich der Scheune besteht häufig die Neigung, sie für den grössten vielleicht eintretenden Bedarf einzurichten. Diese Neigung muss bekämpft und der Durchschnitt als ausreichend angenommen werden. Scheunenbauten sind in möglichst leichter Bauart (Bretterverschalung auf Feldsteinfundament) herzustellen, da diese nicht nur für luftige Lagerung am geeignetsten ist, sondern auch die geringsten Baukosten erfordert und sich wechselnden Bedürfnissen am leichtesten anpassen lässt. Patronatsrecht und Gutsteilung. Von Geheimen Regierungsrat Martinius in Frankfurt a. d. 0. Ueber den Einfluss, den die Zerstückelung eines mit Patronatsrecht verbundenen Gutes auf das Patronatsrecht ausübt, ist in Bd. 27 S. 147 der Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen entschieden: „Da das Patronatsrecht dem Gute als solchem zusteht, nicht auf den einzelnen den Gutskomplex bildenden Grundstücken ruht und ein unteilbares Recht ist, da ferner ein Gut nicht ein bis auf die kleinsten Teile herab unabänderliches Ganzes bildet, so bleibt, trotz der Ver- äusserung und Abtrennung einzelner Bestandteile des Gutes, das Patro­ natsrecht bei dem Gute bzw. seinem Besitzer, solange das Gut in seinem wesentlichen Bestände als Gut fortbesteht. Wird dagegen das patronats­ berechtigte Gut durch Dismembration aufgelöst, so erlischt das Patronats­ recht, weil das Gut, das der Träger des Patronats ist, zu existieren auf­ gehört hat.“ Im Erkenntnis Bd. 15 neue Folge (Bd. 65) S. 1 hat dann das Reichs­ gericht den allgemeinen Grundsatz ausgesprochen, dass Erwerber von Parzellen eines Patronatsgutes durch Vertrag unter Beitritt der Behörde Leistungen übernehmen können, die an sich der Kirchenverfassung nicht entsprechen. „Die Kirchenverfassung ist nichts Unveränderliches; sie kann durch Rechtsakte, auch durch Verträge eine Aenderung erfahren.“ Die Kirchenverfassung kann eine solche Veränderung nach positiver Gesetzesvorschrift — und hiermit hat sich das Reichsgericht nach unserer Kenntnis noch nicht beschäftigt — durch Patronatslastenverteilung in­ folge von Zerstückelungen des Patronatsguts erfahren. § 24 des durch § 24 des Gesetzes vom 25. August 1876 Ges. S. 404 aufgehobenen Gesetzes vom 3. Januar 1845 hatte vorgesehen, dass bis zur Regulierung der auf dem dismembrierten Grundstücke haftenden öffentlichen Lasten die Teilstücke solidarisch hafteten, und nach § 2 des Gesetzes bezog sich die Vorschrift sowohl auf totale als auf teilweise Zerstückelung. Auf die bis zum Inkrafttreten des Gesetzes vom 25. August 1876 anhängig gewordenen Zerstückelungen waren diese Vorschriften ohne weiteres anwendbar und sind es auch noch jetzt, denn das Gesetz hat sich nicht rückwirkende Kraft beigelegt. Dagegen hat das Gesetz vom 25. August 1876 die im Gesetze vom 3. Januar 1845 nicht genannten Patronatslasten nebst den übrigen öffent­ lichen Realverbindlichkeiten der zu zerteilenden Güter dem durch Klage 560 im Verwaltungsstreitverfahren anfechtbaren, also förmlich zuzustellenden Beschlüsse des Gemeindekirchenrates unterstellt. Deshalb ist es nach § 42 der Verwaltungsordnung Aufgabe des Gemeindekirchenrates, bei Par­ zellierungen die Verteilung vorzunehmen. Nur auf diesem Wege lässt es sich vermeiden, dass eine allmähliche Abparzellierung das Patronatsgut in einen Zustand setzt, der die Erfüllung der Patronatsverbindlichkeiten nicht mehr ermöglicht. Denn jetzt haften die Teilstücke nicht mehr wie 1876 bis zur Feststellung des Verteilungsplanes solidarisch, sondern es bleibt nach der Reichsgerichtsentscheidung B 27 S. 175 die Patronats­ verpflichtung auf dem Hauptgute, bis es ganz zerstückelt ist und die Patronatsrechte und Pflichten erlöschen. Bei totaler Zerstückelung des Patronatsgutes empfiehlt es sich aber, in allen den Fällen, wo das Fortbestehen eines Gutes aufhört, vor der Zer­ teilung einen Vertrag zwischen der Kirchengemeinde (den Kirchen­ gemeinden der Parochie) einerseits unter Genehmigung der kirch­ lichen und der Patronats-Aufsichtsbehörde und dem Unternehmer der Zer­ stückelung andererseits dahin zustande zu bringen, dass die Verbindlich­ keiten durch Gewährung eines vollen Gleichwertes abgelöst werden. Ueber das gleichfalls sein Ende findende Besetzungsrecht des bis­ herigen Patrones wird am besten ein Abkommen unter Billigung der Kirchenaufsichtsbehörde getroffen. Dieser Fall ist bei der Zerstückelung von Patronatsgütern durch Private vom Gemeindekirchenrate zu er­ ledigen. Da indessen vielfach die Vermittlung Königlicher Behörden wegen Bildung von Rentengütern in Anspruch genommen wird, so haben auch diese Anlass, vor der Aufstellung des Rentengutsregresses eine ent­ sprechende Regelung anzustreben. Mit allseitiger Billigung sind bisher in den von den grossen An­ siedelungsgesellschaften durchgeführten gänzlichen Zerstückelungen von Patronatsgütern Abmachungen getroffen, wonach die Patronatsrechte hin­ sichtlich der Pfarrstellenbesetzung wegen des Erlöschens der Patronats­ berechtigung dem Konsistorium, hinsichtlich der Küsterstellenbesetzung dem Gemeindekirchenrat übertragen werden, während wegen der Lasten ein Ablösungsgleichwert, nach der Eytelweinschcn Formel berechnet, ge­ leistet wurde. In geeigneten Fällen hat sich der Staat, wo er Teil­ stücke des Patronatsgutes erworben hatte, an der Zahlung des Ab­ findungskapitals beteiligt. Ganz anders liegen die Verhältnisse, wo ein staatliches Domänen­ gut oder Vorwerk veräussert wird. Hier ist der Königliche Befehl vom 9. Januar 1912 Ges. S. 3 zu beachten. Danach wird das Patronatsrecht dem Staate erhalten, dem auch die Patronatspflicht verbleibt. Nach ministerieller Anordnung findet eine Berechnung des aus der Kaufsumme für die Deckung des Wertes der verbleibenden Verpflichtungen zu ge­ währenden Teilbetrages innerhalb der beteiligten Verwaltungen statt. Rundschau. Rentengutsbildungen in der Provinz Schleswig-Hol­ stein. Unter dieser Ueiberschrift erschien im Vorjahre als Beitrag zur inneren Kolonisation Preus-sen-s eine im Aufträge der General komm is si on Hannover von Geh. Regierungsrat Delius verfasste Schrift (vergl. Archiv Bd. III S. 182), die jetzt in zweiter verbesserter Auflage vorliegt. Bis Ende 1911 sind in Schleswig- Holstein 979 Rentengüter errichtet worden. Vorwiegend sind wirtschaftlich völlig selbständige Landstellen gebildet worden, die ohne wesentliche fremde Arbeitskräfte allein von den Familienmitgliedern bewirtschaftet werden können. Auf die Grössenklassen 5—10 ha entfallen 139, auf 10—25 ha 277 Stellen, wäh­ rend 240 Stellen 25 ha überschritten. Unter den- kleinen Rentengütern unter 5 ha befinden sich 323 Arbeiterstellen, von denen 239 reine Arbeiterstellen sind, d. h. solche, deren Besitzer ausschliesslich auf Arbeit in fremden Betrieben an­ gewiesen sind, während 84 zu den sog. gehobenen Arbeiterstellen gehören, d. h. solchen, deren Besitzer auf der Stelle nicht voll beschäftigt sind und daher einen Teil ihrer Arbeitskraft in fremden Betrieben verwerten können. Die Ren-tetigutsbildungen- verteilen sich auf fast alle Kreise der Provinz. Während in den ersten zehn Jahren die Marschgegenden und der Bezirk des alten Herzog­ tums Holstein die meisten Rentengutssachen aufzuweisen hatten, ist später auf der Geest und im Norden die Rentengutsbildung in erhöhtem Masse aufge­ nommen worden. Mit den 979 Rentenstellen haben schätzungsweise an 5000 Personen ein gesichertes Heim in der Provinz gefunden. Diese Familien mit ihren vorhandenen und zuwachsenden Arbeitskräften, sowie mit ihrem Vermögen sind den landwirtschaftlichen Betrieben der Provinz erhalten geblieben. In 229 Fällen (25 Prozent) der Rentengutsübernahme handelte es sich um Söhne, Schwiegersöhne, Erben oder nahe Verwandte, die auf diese Weise als selbstän­ dige Landwirte in der Heimat zurück-gehalten wurden. Geheimrat Delius hebt besonders hervor, dass die Ronten-güter dauernd dem Einflüsse der Güter­ schlächter entzogen sind, die in immer steigendem Masse in der Provinz ihr Wesen treiben und vielfach ohne Rücksicht auf die landwirtschaftliche Ren­ tabilität die bestehenden Stellen wild parzellieren, wenn ihnen nur ein pekuniärer Vorteil erwächst. Bei Auslegung der Rentengüter -ist darauf Bedacht genommen, neben dem Kulturlande möglichst auch angemessene Teile von vorhandenen Oedlandflächen zuzulegen. So wird den Stellenbesitzern Gelegenheit gegeben, allmählich mit -den neuen Arbeitskräften sich weiteres Kulturland zu schaffen und dadurch das Rentengut ertragreicher zu gestalten. Auf diese Weise sind von den 1580 ha Oedland, das bei Errichtung der Rentengüter diesen zugel-egt wurde, bis zum Herbst 1911 bereits 674 h'a, und zwar 360 ha Heide und 314 ha Moor urbar gemacht und in Bewirtschaftung -genommen. Dadurch wurde -eine nicht unwesentliche Stärkung de-r einzelnen- Stellen -erreicht, ohne dass es der Auf­ wendung erheblicher besonderer Auslagen neben der -eigenen- Arbeitskraft be­ durft hätte. Schon die Rentengutsbildung an sich bedeutet eine Vermehrung des Viehstapels, -die -durch die Urbarmachungen -bisheriger Oedflächen noch erhöht wird1. Auf den vorhandenen Rentenstellen der Provinz wies der Zuwachs der Viehbestände insgesamt 273 Pferde, 1912 Stück Rindvieh, 3903 Schweine, 193 Schafe, 51 Ziegen auf. — Mit der wachsenden Beliebtheit, der sich die RemtengU'tsbildungen in Schleswig-Holstein erfreuen, haben auch die Geschäfte der zuständigen Generalkommission zugenommen. Bis zum Herbst 1906 führte die Spezialkommission Neumünster die gesamten Geschäfte in der ganzen Pro­ vinz, die dann durch Errichtung der Spezialkommission in Flensburg für die Ge­ schäfte im ehemaligen Herzogtum Schleswig entlastet wurde. Im Jahre 1909 folgten Flensburg II, Hadersleben und Kiel. M. * * * Oedlandbesiedlung im Kreise Geestemünde. Hinsichtlich der Rentengutsbildung steht der Kreis Geestemünde bei weitem an der Spitze der Provinz Hannover. Es waren Ende 1911 41 landwirtschaftlich selbständige und 97 Arbeiterrentengüter, also zusammen 138 vorhanden, gegenüber 573 Renten- steilen, die die Provinz überhaupt aufwies. Der jüngste Verwaltungsbericht des Kreises Geestemünde 'enthält hierzu folgende Auslassungen, denen zum Teil auch allgemeine Bedeutung zukommt. Die ersten 6 Bauemstelilen hat der Verein für die Heimatkolonie Fri'edrich- Wilhelms-Dorf ans einem Teil seines Düringer Besitzes gebildet. Im übrigen waren die Rentengutsausgeber regelmässig Privatleute. Die Kreisverwaltung hat sich bisher auf eine beratende, vermittelnde und unterstützende Tätigkeit sowie auf die Hergabe von Darlehen aus Mitteln der Landesversicherungsanstalt beschränkt. Bis fetzt sind 28 A r be ite r r entengiiter mit je 800 bis 1200 M., im ganzen mit 24 200 M belieben worden. Der Kreis will aber nunmehr auch selbst als Rentengutsausgeber auftreten. Zunächst sind in den Gemeinden Bokei und Wollingst über 100 ha Heide- und Moorboden angekauft worden, deren Urbar­ machung zurzeit betrieben wird. Das Land soll in selbständige kleine Bauernhöfe von 15 bis 20 ha Fläche aufgeteilt werden. Die Aufwendungen werden aus den regelmässigen Kreis-Einnahmen bestritten. Der Weg der Anleihe ist für diesen Zweck einstweilen nicht in Aussicht genommen. Deshalb verbietet sich auch ein Vorgehen in grösserem Massstabe nach dem Vorbild1 des Kreises Fallingbostel. Es wird aber erwogen, den hier bestehenden Gemeinnützigen Kreisbauverein, dessen Vorsitzender der Landrat ist, auch für die ländliche Besiedlungstätigkeit nutzbar zu machen. Bisher hat sich der Verein darauf beschränkt, im Bezirk der Stadt Geestemünde eine Arbeiterkolonie von 40 Häusern zu errichten. Die Bildung neuer Bauern- und Arbeiters teilen auf dem Lande hat bereits merklich zur Verminderung des Oedlandes beigetragen. Die Förderung dieser Bewegung ist offenbar ein sehr wirksames Mittel, um das Oedland rasch zum Verschwinden zu bringen. Leider stehen aber einer raschen und grosszügigen Wiederbesied clung des Landes ganz erhebliche1 Schwierigkeiten entgegen. Ins­ besondere ist die Bereitstellung bedeutender Geldmittel, sowie auch ein ge­ setzgeberisches Einschreiten von ähnlich einschneidender Bedeutung erforderlich, wie bei der Agrarreform vor hundert Jahren. Es muss nämlich daran fest gehalten werden, dass die Urbarmachung des Oedlandes von den vorhandenen Dörfern und Siedlungen aus nicht vollständig geschehen kann. Dazu sind schon allein die Entfernungen zwischen Hof und Land zu gross. Aber auch der wirtschaftlich mögliche und rentable Teil der Urbar­ machungsarbeit wird von den jetzigen Grundbesitzern nicht restlos geleistet werden, weil es dazu an Kapital fehlt. Die vollständige Kultivierung der Fläche 563 eines Hofes bedeutet in vielen Fällen eine Verdoppelung und Verdreifachung des Betriebes. Ausser der Aufbringung der hohen Kulturkosten ist noch der Aufwand für Vergrösserunig der Wirtschaftsgebäude und für Verstärkung des Betriebs­ kapitals zu rechnen. Die meisten Landwirte können, und viele wollen auch diesen Weg nicht betreten. Ein grosser Teil des Oedlandes muss also den Besitzern ab­ genommen und an Neuansiedler vergeben werden, wobei zwei Hauptgrundsätze zu beachten sind, die sich in Norddeutschland allgemein Bahn gebrochen haben: Die Gebäude sind in oder an den zu kultivierenden Ländereien zu errichten; die Stellen sind spannfähig, aber nur so gross zu machen, dass sie eine Familie in der Regel ohne fremde Arbeitskräfte bewirtschaften kann. Grössere Oedlandflächen aus bäuerlicher Hand billig zu erwerben, ist hier zurzeit nicht mehr möglich. Ohne Zwangsmittel (Besteuerung, Enteignung) ist die Kultivierung und Kolonisation im grossen 'ausgeschlossen. Sie ist auch dann ausgeschlossen, wenn die unbedingt nötigen Zuschüsse aus öffentlichen Mitteln nicht bereitgestellt werden. Für das Privat kapital ist die Aufgabe nicht lohnend genug, so dass dieses sich ihr nur in Ausnahmefällen zuwenden wird. Solange der hier angedeutete Weg noch nicht beschritten ist, würden die näher liegenden, bereits in Angriff genommenen Aufgaben kräftig zu fördern sein, was jedoch ohne finanzielle Unterstützung nicht durchführbar ist. Was mit Nutzen geschehen könnte, wäre die Unterstützung der Kultivierungsgenossenschaften mit Beihilfen, der einzelnen Kulturlustigen mit Prämien, billige Amortisationsdarlehen an die Besitzer von Oedländereien, Zuschüsse zur Bildung von Rentengütern, ins­ besondere bei Neugründung von Stellen auf Oedland, Bildung von leistungsfähigen Verbänden für die Schul- und Armenlasten, oder anderweitige Sicherung der kleinen Gemeinden gegen neue Lasten, um ihren Widerstand gegen die Ansiede­ lung von Geringbemittelten zu beseitigen,

* * * Arbeiteransiedlungen des Kreises Osterode in Ostpr. Bisher sind vom Kreise 14 Arbeiterrentenstellen begründet worden; davon entfallen 8 auf die Ortschaften Schildeck, Lubainen, Theuernitz und das Kreisbaumschulen­ grundstück, ferner 6 auf die Domäne Rauschken. Die Ansiedler erhalten neben einem massiven Hause 4 Morgen Land, womöglich mit Wiese, wofür sie ungefähr 210 M. an jährlichen Renten und Zinsen aufzubringen haben. Auf der Domäne Rauschken ist im Sommer 1911 mit der Gründung von Arbeiteransiedlungen begonnen worden. Die zu besiedelnde Fläche beträgt im ganzen 8,49,89 ha und ist in 6 fast gleich grosse Stellen aufgeteilit worden. Die einzelnen Ansiedlungen sind daher 1,40,94 ha bis 1,42,61 ha gross; sie liegen in der Gemeinde Rauschken. Für jede Ansiedlung ist an der Dorfstrasse ein Bau­ platz mit Garten, ferner ein halber Morgen Wiese und dahinter auch bequem zugänglich 4—5 Morgen Acker vorgesehen. Der Preis für den Grund und Boden jeder einzelnen Ansiedlung stellt sich der Grösse und der Güte des Bodens ent­ sprechend auf 1070 bis 1288 M. für den ha. Einschliesslich der errichteten Ge­ bäude (Wohn- und Wirtschaftsgebäude) stellt sich der Kaufpreis jeder Ansied­ lung auf etwa 6000 M. Als Anzahlung sind in der Regel 10 Prozent des Kauf­ preises, also 600 M., zu leisten. Den Rest des Kaufpreises gibt der Kreis als Darlehn her. Da 4 Ansiedlungen bereits im Laufe des Sommers 1911 besetzt sind, bleiben noch 2 Stellen zu vergeben. Der Kreis hat auf der vom Osteroder Reiterverein erworbenen, in der Nähe des Rennplatzes bei Waldau gelegenen 2 Morgen grossen Parzelle eine Ansiedlung errichtet, welche an einen Arbeiter ' \ — 564 —: „ ' ■ » * w . • , *■- vorläufig für 150 M jährlich verpachtet ist. Diese Ansiedlung ist bereits um 2 Morgen vergrössert und soll gleichfalls in ■eine Arbeiteransiedlung umgewandelt und zu Eigentum übertragen werden. Die Kreistagsvorlage, auf welche sich dieses Vorgehen bezüglich der Arbei-terwohnuiigen und Arbeiter an s iedl'un ge n gründet, sagt ausdrücklich,, dass „gegenüber der Abwanderung der Bevölkerung, unter anderen Mitteln auch der Versuch nicht unterlassen werden sollte, Gelegenheit zur Ansiedlung zu bieten“. Die Kreisverwaltung ist sich demnach darüber klar, dass diese Massnahmen als ein Allheilmittel gegen die Abwanderung nicht gelten können. ■ » Ankäufe zu Ansiedlungszwecken. Die Mecklenburgische An siedlungs-Gesellschaft zu Schwerin hat seit dem 1. Januar 1912 nachstehende Objekte zur Aufteilung erworben: 1. Einen Hufenplan auf der Stadtfeldmark Stargard, 129,91 ha gross. 2. Die Er.bpadhthufen Nr. I und IV zu Kobrow, D. A. Warin, 175,50 ha. Kobrow liegt in der Nähe von Sternberg. 3. Eine Trennfläche aus der Hufe Nr. VI in Deinen, D. A. Crivitz, 60,63 ha gross. De men liegt zwischen den Städten Crivitz und Sternberg. 4. Die Hufe Nr. IV in Biendorf, D. A. Bukow, 55,28 ha gross. 5. Die Hufe Nr. II in Moitin, D. A. Bukow, 54,86 ha gross. 6. Die Hufen Nr. VI in Granzin und Nr. II in Wozinkel, D. A. Lübz, 105,30 ha gross. Beide Ortschaften liegen zwischen Lübz und Parchim. 7. Den Erbpachthof Neu-Zach mi, D. A. Hagenow, 228,71 Iba gross, zwischen Hagenow und Schwerin gelegen. 8. Die Erbpachfliufe Nr. III zu Wozinkel, D. A. Lübz, 66,85 ha gross. 9. Das städtische Pachtgut Pisede bei Malchin, 91,05 ha gross. 10. Die Erbpaohthufe Klein-Raden, -zwischen Bützow und Brüel gelegen, 67,78 ha gross. 11. Die Erbpachthufe Dänsehenburg, D. A. Ribnitz, zwischen Ribnitz, Rostock und Marlow gelegen, 93 ha gross. Eine 43,35 ha grosse Trennfläche aus dem Haushaltspachtgut Gülitz bei Malchin. Bücherbesprechungen. Agrarwesen und Agrarpolitik von Prof. Dr. W. Wygodzinski, Professor an der Universität Bonn. 2 Bände. (Samml. Göschen Nr. 592/593). G. J. Göschensche Verlagshandlung, G. m. b. H. in Berlin und Leipzig. Preis in Leinwand gebunden jeder Band 80 Pfennige. In knapper und flüssiger Darstellung entwickelt der Verfasser, der sowohl als Praktiker wie Theoretiker inmitten der landwirtschaftlichen Fragen steht, ein klares Gesamtbild von dem heutigen Stande der agrarischen Probleme. Sehr eingehend behandelt dieser treffliche Leitfaden die: Unternehmung in der Land­ wirtschaft und ihre Rechtsformen, bei der auch die Neubildung bäuerlicher Be­ triebe gebührend berücksichtigt ist. Ebenso werden die Fragen des landwirt­ schaftlichen Kredits und des Absatzes sowie der Preisbildung der landwirtschaft­ lichen Erzeugnisse gründlicher erörtert. M.

Für die Schriltlcitung verantwortlich: Dr. L. Maass, Zehlendorf. Geschäftsstelle der Schriftleitung: Berlin SW. 11. Bernburger Strasse 13. — Verlag: Deutsche Landbuchhandlung G. m. b. H„ Berlin SW. 11, Deasauer Strasse 23. — Gedruckt in der Buchdruckerei der „Deutschen Tageszeitung“, BerllnSW.lt.