openSUSE 12.1 Klaus Schmidt Systembetreuer 1. Ausgabe, 1. Aktualisierung, April 2014

LI12S

I openSUSE Linux 12.1 - Systembetreuer

Hinzufügen und Konfiguration von Grundlagen Hardware und Software 1 Informationen zu diesem Buch ...... 4 6 YaST bedienen ...... 52 1.1 Voraussetzungen und Ziele ...... 4 1.2 Aufbau und Konventionen ...... 4 6.1 Das YaST-Kontrollzentrum starten ...... 52 6.2 Die Online-Aktualisierung ...... 53 6.3 Die weiteren Kategorien des YaST- Kontrollzentrums ...... 57 2 Linux-Grundlagen ...... 6 6.4 Die YaST-Kategorie für Sicherheit und 2.1 Linux und UNIX - Entstehung und Benutzer ...... 61 Geschichte ...... 6 6.5 Übung ...... 65 2.2 Aufbau des Linux-Systems ...... 9 2.3 Unterschiede zu Windows ...... 13 2.4 Technische Konzepte eines UNIX-Systems ... 15 7 Bootmanager und Start von 2.5 Benutzer unter Linux ...... 17 Systemdiensten konfigurieren ...... 66 2.6 Behindertengerechte Funktionen bzw. 7.1 Technische Hintergründe des Barrierefreiheit ...... 18 Bootprozesses ...... 66 2.7 Die geänderten SI-Maßeinheiten...... 18 7.2 Konfiguration des Bootmanagers mit

YaST ...... 70

7.3 Konfiguration der Runlevel mit dem Installation und Konfiguration des YaST-Runlevel- Editor ...... 76 Systems 7.4 Umgang mit Runleveln ...... 77 7.5 Übung ...... 78 3 openSUSE-Linux-Standard- Installation ...... 20 8 Hardware hinzufügen ...... 80 3.1 Installation vorbereiten ...... 20 3.2 Installationssystem booten ...... 21 8.1 Hardware hinzufügen mit dem YaST- 3.3 Einstellungen mit YaST vornehmen ...... 24 Kontrollzentrum ...... 80 3.4 Software-Installation starten und 8.2 Lokalen Drucker hinzufügen ...... 80 überwachen ...... 29 8.3 Netzwerkdrucker hinzufügen ...... 84 3.5 Am System anmelden ...... 31 8.4 Scanner einrichten ...... 86 3.6 Schnellübersicht ...... 33 8.5 Tastatur, Maus und Grafik einstellen ...... 87 8.6 Weitere Hardware ...... 89 8.7 Troubleshooting ...... 90 4 Professionelle Installationstechniken ..... 34 8.8 Übung ...... 92 4.1 Die erweiterten Startoptionen des Bootmanagers vom openSUSE- Datenträger nutzen ...... 34 9 Softwarepakete installieren und 4.2 Bootparameter für die Installation entfernen ...... 94 nutzen ...... 36 9.1 RPM-Pakete mit YaST löschen und 4.3 Rettungssystem und manuelle hinzufügen ...... 94 Installation ...... 38 9.2 Die vereinfachte Paketauswahl mit 4.4 Schnellübersicht ...... 39 Apper ...... 99 9.3 Paketverwaltung an der Befehlszeile ...... 100 9.4 Installation von .tar.gz-Archiven ...... 102 5 Die Partitionierung während der 9.5 Eigene RPMs mit rpmbuild bauen ...... 104 Installation ...... 42 9.6 Übung ...... 105 5.1 Installation mit erweiterter Partitionierung ...... 42 5.2 Weitere Aktionen auf Partitionen ...... 48 5.3 Schnellübersicht ...... 50

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Inhalt I

10 Drucken und Druckersteuerung ...... 106 15 Grundlagen der Shell ...... 160 10.1 Dateien drucken mit CUPS - von der 15.1 Sonderzeichen der Shell ...... 160 Befehlszeile ...... 106 15.2 Shell-Variablen ...... 162 10.2 Die Administration von CUPS und den 15.3 Datenumlenkung ...... 164 Druckaufträgen ...... 107 15.4 Pipelines ...... 165 10.3 Schnellübersicht ...... 110 15.5 Eingabehilfen für Befehle ...... 165 10.4 Übung ...... 110 15.6 Der Befehl history ...... 166 15.7 Der Befehl alias ...... 166 15.8 Übung ...... 167 11 Integration in vorhandenes Netzwerk ...... 112 11.1 Netzwerkkarte mit YaST konfigurieren ..... 112 Fortgeschrittene Systemadministration 11.2 Der Netzwerkmanager ...... 119 11.3 Einer Windows-Domäne beitreten mit YaST ...... 124 16 Festplatte und Dateisysteme 11.4 Zugriff auf Netzwerklaufwerke ...... 128 verwalten ...... 168 11.5 Übung ...... 130 16.1 Dateisystemtypen ...... 168 16.2 Plattenpartitionierung ...... 170 16.3 Erzeugen eines Dateisystems ...... 174 12 Dateisystem, Verzeichnisse und 16.4 Ein- und Aushängen von Dateisystemen ... 175 Dateien ...... 132 16.5 Überprüfen von Dateisystemen ...... 182 12.1 Der Linux-Verzeichnisbaum ...... 132 16.6 Tools für den Umgang mit Festplatten und Partitionen ...... 183 12.2 Verwalten von Verzeichnissen ...... 133 16.7 Übung ...... 187 12.3 Verwalten von Dateien ...... 136 12.4 Arbeiten mit Dateien ...... 140 12.5 Schnellübersicht ...... 143 12.6 Übung ...... 143 17 Lokale Benutzerverwaltung ...... 188 17.1 Zugriffsrechte ...... 188 17.2 Anmeldung als Systemverwalter ...... 193 Systemadministration an der 17.3 Wichtige Systemdateien ...... 195 Befehlszeile 17.4 Wichtige Befehle zur Benutzerverwaltung ...... 197 17.5 Benutzerverwaltung mit YaST ...... 200 13 Einfache Shellkommandos ...... 144 17.6 Passwörter ändern ...... 203 13.1 Kommunikation mit den 17.7 Übung ...... 205 Systembenutzern ...... 144 13.2 Wichtige Linux-Befehle ...... 149 13.3 Übung ...... 151 18 Verwaltung und Fehlerbehebung ...... 206 18.1 Der Begriff "Prozess" ...... 206 18.2 Prozesshierarchie und Prozessnummern .... 206 14 Editieren mit vi ...... 152 18.3 Prozessterminierung ...... 208 14.1 Grundlagen ...... 152 18.4 KDE-Systemüberwachung...... 209 14.2 Arbeitsmodi ...... 153 18.5 Zeitgesteuerte Prozessausführung ...... 211 14.3 Suchen und Ersetzen ...... 155 18.6 Datensicherung mit tar und gzip ...... 212 14.4 Puffer und Marken...... 157 18.7 Protokoll- oder Logdateien ...... 214 14.5 Schnellübersicht ...... 158 18.8 Schnellübersicht ...... 215 14.6 Übung ...... 158 18.9 Übung ...... 215

Stichwortverzeichnis ...... 216

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1 openSUSE Linux 12.1 - Systembetreuer

1 Informationen zu diesem Buch

In diesem Kapitel erfahren Sie D wie Sie dieses Buch einsetzen können D welche Vorkenntnisse Sie mitbringen sollten

1.1 Voraussetzungen und Ziele

Zielgruppe Dieses Buch wendet sich an Systembetreuer, deren Aufgabe der Support von Arbeitsstationen unter openSUSE 12.1 sein wird. Es ist gleichermaßen für Kursteilnehmer mit Support-Erfahrungen unter anderen Linux- Distributionen geeignet wie für Neueinsteiger in die Systembetreuung von openSUSE 12.1.

Empfohlene Vorkenntnisse Bei den Lesern werden folgende Kenntnisse vorausgesetzt: D Bedienung eines an ein Netzwerk angeschlossenen Windows-PCs D Grundlagen KDE D Grundlagen Linux D Grundlagen Netzwerke und Netzwerktechnik (z. B. IP-Adressierung, korrekte Verkabelung eines Rechners) D Grundlagen Hardware (z. B. Einbau und Betrieb von Steckkarten, Einstellungen im BIOS vornehmen)

Lernziele Nach dem Durcharbeiten dieses Buches besitzen Sie fundierte Kenntnisse im Umgang mit dem Betriebssystem openSUSE 12.1 und können die wesentlichen Konfigurationsaufgaben erledigen. Sie sind in der Lage, openSUSE 12.1 auf Computern an Arbeitsplätzen zu installieren und korrekt zu konfigurieren. Sie können neue Hardware hinzufügen und einrichten, Drucker installieren und verwalten sowie die Werkzeuge für die Systemadministration einsetzen. Sie sind in der Lage, die Berechtigungen für Ressourcen (Dateien, Drucker usw.) zu vergeben und anzupassen. Ferner können Sie das System in ein lokales Netzwerk integrieren und Fehler beheben.

Hinweise zu Soft- und Hardware Dieses Buch basiert auf openSUSE Linux 12.1. Die Installation ist auf jedem handelsüblichen PC bzw. Note- book auf Intel-/AMD-Basis möglich. Trotzdem kann es in Ausnahmefällen vorkommen, dass einige "exoti- sche" Hardware-Komponenten von Linux nicht unterstützt werden.

Die Hintergrundfarbe der Shell ist standardmäßig schwarz, wurde aber aus Gründen der besseren Lesbarkeit in diesem Buch umgestellt auf schwarze Schrift auf weißem Hintergrund.

1.2 Aufbau und Konventionen

Aufbau des Buchs Das Buch gliedert sich in Bereiche und Kapitel. Die Bereiche stellen inhaltliche Einheiten dar, die größere Themenblöcke behandeln. Am Ende einiger Kapitel finden Sie Schnellübersichten und Übungen.

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Informationen zu diesem Buch 1

Inhaltliche Gliederung Das Buch umfasst folgende Bereiche: D Grundlagen D Installation und Konfiguration des Systems D Hinzufügen und Konfiguration von Hardware, Software und Diensten D Systemadministration an der Befehlszeile D Fortgeschrittene Systemadministration

Im Bereich eins erhalten Sie Informationen zum Umgang mit diesem Buch und eine Einleitung zu den Linux- Grundlagen.

In Bereich zwei erhalten Sie (nach einer kurzen Einführung in Linux) eine geführte Installation eines openSUSE- Linux-12.1-Standardsystems. Darüber hinaus erlernen Sie professionelle Installationstechniken, u. a. mit individu- eller Partitionierung, angepasster Softwareauswahl, fortgeschrittenen Bootparametern und Remote Installation.

In Bereich drei lernen Sie, das Administrationstool YaST zu bedienen, um Boot- und Dienste-Konfiguration anzupassen, Hardware wie Drucker, Netzwerkkarten oder Infrarotgeräte einzurichten und in Betrieb zu neh- men. Sie lernen mit YaST Software zu installieren oder Quelltextarchive für Ihr System anzupassen.

Bereich vier vertieft Ihr Verständnis des Linux-Dateisystems und der Verwaltungstools, die Ihnen die Befehls- zeile bietet.

Der letzte Bereich bringt Ihnen die Werkzeuge, die Sie zur fortgeschrittenen Systemadministration benöti- gen, nahe. Programme, die Dateisysteme prüfen und optimieren, Benutzer- und Prozess-Verwaltung und die Auswertung der Protokolldateien stehen hier im Mittelpunkt.

Typografische Konventionen Im Text erkennen Sie bestimmte Programmelemente an der Formatierung. So werden beispielsweise Menü- punkte immer in GROSSBUCHSTABEN geschrieben.

KAPITÄLCHEN kennzeichnen alle vom Programm vorgegebenen Bezeichnungen für Schalt- flächen, Dialogfenster, Symbolleisten etc. GROSSBUCHSTABEN verweisen auf Menüs bzw. Menüpunkte (z. B. DATEI - SCHLIESSEN). Kursivschrift kennzeichnet Internetadressen, Datei- und Verzeichnisnamen sowie vom Be- nutzer angelegte Namen (z. B. Rechner-, Domänen-, Benutzernamen). Courier wird für Systembefehle verwendet. In Syntaxangaben werden Parameter kursiv ausgezeichnet (z. B. cd Verzeich- nisname). Eckige Klammern [] kennzeichnen optionale Elemente. Alternative Eingaben sind durch einen senkrechten Strich | getrennt. Benutzereingaben auf der werden fett hervorgehoben.

Symbole

Besondere Information zur Programmbedienung

Besonders praktische und einfache Möglichkeit, eine Aktion durchzuführen; Tipp, wie eine Arbeit erleichtert werden kann

Warnhinweis bei Aktionen, die unerwünschte Wirkungen haben könnten

Ergebnisdateien Die Ergebnisdateien stehen im Internet unter http://www.herdt.com (Suche nach LI12S) zum Download zur Ver- fügung. Die darin enthaltenen Lösungen zu den Übungen sind als Anregung zu verstehen. Es kann durchaus auch weitere Lösungen geben. Bei interaktiven Kommandos ist nur deren Aufruf angegeben, nicht aber weitere er- forderliche Eingaben wie beispielsweise das root-Passwort oder eine Variable in Form eines Benutzernamens.

Machen Sie sich unter Nutzung der Hilfe-Funktion bzw. der Manual Pages mit den jeweiligen Befehlen vertraut, z. B. per uname --help oder man fdisk in der Eingabeaufforderung der Shell. Es wird Ihnen in der Praxis häufiger passieren, dass Sie keine grafische Oberfläche für die Administration lokal oder remote zur Verfügung haben.

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2 openSUSE Linux 12.1 - Systembetreuer

2 Linux-Grundlagen

In diesem Kapitel erfahren Sie D was Linux und UNIX kennzeichnet und wie sie entstanden sind D worin die Unterschiede zwischen Linux und Windows liegen D was ein Kommandointerpreter bzw. eine Shell ist D wie die grafische Oberfläche KDE aufgebaut ist

2.1 Linux und UNIX - Entstehung und Geschichte

Typische Schwierigkeiten von Einsteigern Systemadministratoren, die von anderen, grafisch orientierten Betriebssystemen auf UNIX oder Linux um- steigen, haben zu Beginn häufig Probleme, sich in das "neue" Betriebssystem hineinzudenken. Diese Prob- leme stammen zum größten Teil von folgenden Tatsachen:

D Die Konzepte hinter Linux/UNIX sind für Windows-erfahrene Benutzer häufig ungewohnt. Linux bzw. UNIX haben ihre Wurzeln in den 60er- und 70er-Jahren, wurden seitdem kontinuierlich weiter- entwickelt und sind dementsprechend ausgereift. Oft spiegeln sie jedoch den ursprünglichen Ansatz wider, der heute nicht mehr unbedingt nachvollziehbar ist. So ist einem Benutzer heute z. B. nicht ohne Weiteres klar, warum er eine Diskette oder eine CD-ROM unmounten, also aushängen muss, bevor er sie entnehmen kann. Beim Entfernen eines USB-Sticks ist dies heute vielen Anwendern schon klarer. Dieses Konzept stammt aus der Zeit der Bandlaufwerke und wurde bis heute aus Sicherheits- und Performancegründen beibehalten, ja sogar auf alle Datenträger übertragen. D Die Funktionalität ist bei UNIX/Linux-Systemen stärker gewichtet als bei anderen Systemen. So kann z. B. jeder Vorgang automatisiert werden, sodass Sie beispielsweise vollautomatisch je nach Uhrzeit unterschiedliche Routing-Tabellen für die Netzwerkkonfiguration einsetzen lassen können. Für den Benutzer bedeutet dies: Er muss erst lernen, den anderen, ungewohnten Ansatz umzusetzen, ist dann aber schnell zu mehr und komplexeren Aktionen fähig. Die Lernkurve bei Linux verläuft also anfangs flacher, steigt aber nach kurzer Eingewöhnungsphase exponentiell steil an, da die einmal gelernten Konzepte an vielen verschiedenen Einsatzorten eingesetzt werden können. D Linux gilt als ein System, das komplett an der Befehlszeile bedient werden kann. Moderne Systeme zeichnen sich jedoch gerade durch mächtige grafische Tools aus, die über einen großen Funktions- umfang verfügen. Die Befehlszeile ist nicht zwingend notwendig, wird aber den meisten UNIX- Administratoren im Laufe der Zeit als schnelles, einfaches und mächtiges Werkzeug vertraut.

Mit diesem Wissen im Hintergrund ist es in der Regel einfacher, die Abläufe, die Konzeption und die Befehls- struktur von Linux/UNIX zu verstehen und zu beherrschen. Alles, was Sie hier lernen, können Sie in der Regel in zahlreichen anderen Situationen wieder verwenden.

Geschichte - Den Grundstein bildet UNIX Die Entwicklung dieses Betriebssystems begann vor über 40 Jahren: An den Bell Laboratories von AT & T wurde 1969 das erste UNIX-Betriebssystem entwickelt und ab 1971 eingesetzt.

Im Gegensatz zu proprietären Betriebssystemen, die einem Hersteller gehören, der diese auch weiterentwi- ckelt und vermarktet, wurden die UNIX-Sourcen bald von den verschiedensten Herstellern dazu benutzt, eigene Varianten und Versionen davon zu entwickeln. Viele UNIX-Versionen liefen bald auf vielen unter- schiedlichen Hardware-Plattformen, waren aber für Software-Entwickler weitgehend inkompatibel mit- einander.

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Linux-Grundlagen 2

Die besonderen Merkmale des Betriebssystems UNIX sind:

D das hierarchisch aufgebaute Dateisystem, D die Möglichkeit, Prozesse im Hintergrund ablaufen zu lassen, sowie die Multitasking- und Multiuser- Fähigkeit, D das Vorhandensein einer identischen Schnittstelle für Daten-, Geräte- und Interprozesskommunikation, D die Filtertechnik (Piping), D eine große Menge an Werkzeugen und Hilfsprogrammen, D eine sehr hohe Portabilität bei gleichzeitiger Stabilität. D Es hat einen linearen Adressraum und war daher schon immer ein sog. "32-Bit-Betriebssystem".

Die vielen verschiedenen Hersteller führten dazu, dass es kein einheitliches UNIX-System gab. 1996 bildete sich aus diesen Gründen dann The Open Group, um die Entwicklung von UNIX-Systemen einheitlicher zu gestalten.

Es entstanden schließlich zwei Hauptvarianten von UNIX-Systemen:

D auf der Basis der Variante AT & T System V, D auf der Basis der Variante BSD v4 (Berkeley Software Distribution).

Auf diese lassen sich bis heute fast alle UNIX-Derivate zurückführen.

Linux - ein nachprogrammiertes UNIX-System Linux ist trotz einer weitverbreiteten Meinung kein UNIX-System, sondern nur ein UNIX-ähnliches System. Das bedeutet, dass es die Form und Funktion von UNIX nachahmt, aber aus keinem der lizenzierten Quell- codes stammt, wie z. B. System V oder BSD.

D Der finnische Student Linus Torvalds entwickelte Anfang der Neunzigerjahre gemeinsam mit ande- ren Entwicklern Linux und stellte den Quellcode über das Internet jedem frei zur Verfügung. D Unzählige Programmierer in der ganzen Welt ergänzen diesen Code ständig um neue Funktionalitä- ten, wie Sie auch in anderen Systemen enthalten sind. D Da niemals proprietärer Code portiert oder eingebunden wird oder wurde, darf Linux unter der Bedin- gung, dass der vollständige Quellcode mit ausgeliefert wird, frei weitergegeben werden.

Linux ist ein frei verfügbares Multitasking- und Multiuser-Betriebssystem, das ständig weiterentwickelt wird. Es bietet mittlerweile die gesamte Funktionalität, die von moder- nen Betriebssystemen erwartet werden kann. Echtes präemptives Multitasking, virtuelle Speicherverwaltung, dynamisch nachladbare Bibliotheken, Multiprozessorsupport und andere moderne Konzepte machen das UNIX-orientierte Betriebssystem zur optimalen Lösung für viele Einsatzgebiete.

Die Palette der Benutzer reicht von privaten Anwendern über Schulungsunternehmen,

Universitäten, Forschungszentren bis hin zu kommerziellen Anwendern und Unterneh- men, die in Linux eine echte Alternative zu anderen Betriebssystemen sehen. Derzeit er- Linux- fährt Linux seine größten Zuwachsraten im gesamten Internet-/Server-Bereich, in dem es Maskottchen Tux inzwischen aufgrund seiner Netzwerk-Performance, Sicherheitsfeatures und frei erhält- lichen Programme eine Spitzenposition eingenommen hat.

D Linux wurde von Anfang an unter die GPL, die General Public License, gestellt. D Die GPL entstand im Rahmen des GNU-Projekts. GNU steht für "GNU is not UNIX". Dieses Projekt be- müht sich unter anderem um die Entwicklung und die Verteilung freier Software. Die Grundidee ist, dass jede Software frei und änderbar sein sollte, um die Freiheit des Benutzers zu gewährleisten. Die GPL-Lizenz garantiert jedem den kostenlosen Zugang zum Quellcode dieses Betriebssystems. D Linux kann frei und kostenlos verteilt, eingesetzt und erweitert oder weitervertrieben werden, wobei der Quellcode aber immer veröffentlicht werden muss. D Unzählige Entwickler haben Einblick in sämtliche Quellcodes und können dadurch sehr einfach neue Funktionen integrieren bzw. Programmierfehler schnell finden und eliminieren. So können z. B. Trei- ber für neue Hardware sehr schnell integriert werden. Jedermann kann sich sogar eine eigene Linux- Distribution erstellen.

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2 openSUSE Linux 12.1 - Systembetreuer

Linux-Distributionen Es gibt sehr viele Linux-Distributionen, deshalb an dieser Stelle nur ein kurzer Überblick:

D Eine der ersten und bekanntesten Distributionen ist die der Firma Red Hat. Sie ist nicht nur im ameri- kanischen Raum, sondern weltweit bekannt und aktiv. Sie liefert heute nur noch die RHEL-Versionen (Red Hat Enterprise Linux) für den professionellen Einsatz bzw. für Unternehmen mit 7 Jahren Support. Der Community-Ableger der Enterprise-Version nennt sich CentOS und derjenige für die Endanwender- Version Fedora. D Eine weitere Distribution mit weltweiter Bedeutung ist die von . Dies ist keine Firma, sondern eine nichtkommerzielle Organisation, die sich durch Spenden finanziert. Es gibt dabei unter anderem die Unter- scheidung in einen stabilen Zweig (Release) mit gut getesteten älteren Versionen von Programmen und einen Zweig, der gerade im Test befind- liche Pakete enthält. Diese Pakete beinhalten dafür aber die jeweils neu- esten Programmversionen. Debian ist Grundlage für viele andere Distri- butionen, wie z. B. Ubuntu, Knoppix, Kanotix etc. D Die deutsche Firma SuSE liefert ein Beispiel für eine eher regional be- kannte Distribution. Im Jahr 2003 wurde sie von der Firma Novell über- nommen und vor Kurzem von der Firma Attachmate. Auch hier gibt es Enterprise-Versionen für den professionellen Einsatz, entweder als Server- version (SLES = SUSE Linux Enterprise Server) oder als Desktopversion (SLED = SUSE Linux Enterprise Desktop). Die Enterprise-Versionen bieten einen weiter gehenden Support und bringen besonders getestete stabile Software mit. Der Community-Ableger hat den Namen openSUSE (eine eingetragene Marke von Novell). Vor allem im deutschsprachigen Raum erlangte diese Distribution große Bedeutung. D Viele Distributionen verwenden als Grundlage eine andere Distribution. Das bekannteste Beispiel hierfür dürfte Ubuntu sein, welches auf Debian basiert und vom Unternehmen Canonical Ltd. (gegründet von Mark Shuttleworth) Unterstützung erhält. Von Ubuntu selbst gibt es wiederum viele Versionen; sogar Distributionen, die wiederum auf Ubuntu basieren, wie z. B. Mint. D Des Weiteren sind zahlreiche andere Distributionen entweder im regiona- len Bereich (wie Mandriva, Red Flag, Puppy etc.) oder für spezielle Anwen- dungen bekannt (Slackware, Gentoo, Jolicloud ...). Zudem gibt es Live- Systeme, die ohne Installation lauffähig sind, wie z. B. Knoppix, und damit eine besonders hohe Sicherheit bieten. SmartPhone und Router D Ferner gibt es nicht nur die bisher angesprochenen allgemeinen Versio- mit Betriebssystemen auf nen, sondern auch viele Spezialversionen für bestimmte Einsätze (wie die Linux-Basis Firewall-Version ipcop oder Parted Magic zur Verwaltung von Fest- platten, FreeNAS für NAS-Lösungen, Openfiler und TurnKey für NAS und SAN...), für besonders ressourcenschonende Einsätze (wie Slitaz und Damn

Small Linux), als Embedded-System (für den Benutzer unsichtbar) für spe- zielle Geräte (z. B. für Router, Videorecorder, PDAs oder Smartphones mit Android) usw.

Alle Distributionen enthalten inzwischen relativ benutzerfreundliche Installationsprozeduren, sodass auch ein unerfahrener Benutzer schnell eine Linux-Installation durchführen kann.

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Linux-Grundlagen 2

Die Distribution openSUSE Einige Unternehmen scheinen Linux zu verkaufen, obwohl es doch angeblich frei verfügbar ist. Es wird aber in Wirklichkeit nicht der frei verfügbare Quell- code, sondern nur die zusätzlichen Tools (bekanntestes Beispiel bei openSUSE ist YaST) und zum Teil der Support für die jeweilige Distribution verkauft.

Eine Besonderheit der letzten Jahre stellen die Community-Distributionen dar. Dabei veröffentlicht der Eigentümer der Distribution eine abgespeckte Ver- sion ohne lizenzpflichtige Software und hilft tatkräftig bei deren Weiter- entwicklung durch die Community. Dieser vollkommen freie Ableger von SuSE heißt openSUSE.

Zusätzlich ist in dem käuflichen Karton mit openSUSE (der Box-Version, vgl. nebenstehende Abbildung) ein umfassendes Handbuch inbegriffen, und das Betriebssystem Linux samt Utilitys befindet sich in der 32- und 64-Bit-Variante openSUSE Linux 12.1 im auf einer doppelseitigen DVD. Ferner enthalten ist noch eine Zusatz-DVD mit Karton (Box-Version) Live-Versionen, weiterer Software und Bonusmaterial. Der Benutzer erspart sich damit die Mühe, die Quellcodes und Zusatzprodukte selbst aus dem Inter- net zusammensuchen zu müssen. openSUSE können Sie so oft kopieren und installieren, wie Sie wollen. Lediglich einige kommerzielle Pro- gramme, die in der Box-Version mit enthalten sind, können andere Lizenzen verwenden.

Die Version 12.1 bietet an Neuerungen vor allem die Umstellung auf systemd und damit eine Beschleuni- gung des Bootvorgangs (vgl. Kapitel 7) sowie die Installationsmöglichkeit auf das neue Dateisystem Btrfs (vgl. Kapitel 16). Die Versionsnummerierung wurde derart geändert, dass es keine Nummer 12.0 gibt und auch in Zukunft keine 13.0 etc. mehr geben soll.

Wie üblich wurde das komplette System überarbeitet und enthält die aktuellen Versionen der einzelnen Komponenten, wie z. B. KDE 4.7. Beim Dateimanager von KDE wird kein Menü mehr angezeigt. Das Menü ist jetzt hinter einem Schraubenschlüssel-Symbol rechts oben verborgen. Das KPackage-Kit hat mit Apper einen neuen Namen und eine neue Oberfläche bekommen.

2.2 Aufbau des Linux-Systems

Komponenten Die Hauptkomponenten eines Linux-Systems sind:

D der Systemkern: der Kernel D ladbare Treiber für die Hardware, die Kernelmodule D ein Kommandointerpreter (wie die Shell) D Programme, wie Dienstprogramme oder grafische Benutzer- oberflächen (wie KDE)

Die Aufgaben des Systemkerns Die innerste Schicht des Betriebssystems wird meist "Kernel" (engl. für Kern) genannt. Der Betriebssystemkern befindet sich direkt über der Hardware und hat die Aufgabe, die Hardware zu betreiben und zu nutzen. Bedeutung der Shell

Im Kernel sind alle eigentlichen Betriebssystemaufgaben realisiert:

D Die Kommunikation mit den Hardware-Komponenten des Computers D Um einen geregelten Ablauf der Programme zu ermöglichen, stellt der Kernel diesen einen Zugriff auf die erforderlichen Hardware-Ressourcen zur Verfügung. D Der Kernel kontrolliert die Kommunikation von Programmen untereinander, mit der Hardware und mit den Benutzern.

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2 openSUSE Linux 12.1 - Systembetreuer

D Der Kernel ist zuständig für die Verwaltung der dem System bekannten Daten und bestimmt über entsprechende Module (Treiber), in welcher Form und an welcher Stelle die Daten abgelegt werden. D Der Kernel ermöglicht es, in gewünschter Weise auf diese Daten zugreifen zu können; er sorgt für Datenschutz in einer durch den Anwender festgelegten Form. D Der Kernel ermöglicht, dass mehrere Aufgaben gleichzeitig durchgeführt werden können (Multi- tasking) und mehrere Anwender zur gleichen Zeit mit dem System arbeiten können (Multiuser- bzw. Multisession-Betrieb).

Der Kernel umfasst eine große Anzahl von Funktionen, die der Benutzer aber nicht direkt verwenden kann. Die Funktionen stehen nur Systemprogrammen zur Verfügung. Der von den Linux-Distributoren mitgelieferte Kernel ist so allgemein gestaltet, dass er auf den meisten Rechnern problemlos funktioniert. Sie können den Kernel Ihres Linux-Systems aber auch exakt für Ihre Hardware maßschneidern, indem Sie ihn neu konfigurie- ren und kompilieren.

Die Aufgaben des Kommandointerpreters Um Anweisungen an das Betriebssystem zu geben (z. B. um eine Datei zu kopieren), benötigt der Benutzer eine Eingabemöglichkeit. Dazu wird ein sogenannter Kommandointerpreter mit einer einfachen, textbasiert- en Oberfläche verwendet. In diesen Kommandointerpreter kann der Anwender Befehle eingeben, die an das Betriebssystem weitergeleitet werden. Die Rückmeldungen des Betriebssystems (z. B. "die Datei wurde ko- piert" oder "ein Fehler trat bei der Ausführung des Befehls auf") werden im Kommandointerpreter wieder ausgegeben. Um eine Shell zu erhalten, müssen Sie das Programm Terminal aufrufen (im Startmenü unter FAVORITEN ganz unten) oder sich an einer der Anmeldekonsolen anmelden, die auch ohne grafische Ober- fläche zur Verfügung stehen.

Weil er wie eine Schale den Kernel umgibt, nannten die UNIX-Entwickler den Kommandointerpreter "Shell" (engl. für Schale).

Die Bedienung einer Shell ist unkompliziert,  bietet jedoch fast unbegrenzte Möglichkeiten. Wie Sie im Beispiel rechts sehen, führt die Ein- gabe eines einfachen Befehls mit der abschlie- ßenden Bestätigung mit Ü zu einer Aktion des Betriebssystems.

Der Befehl ls z. B. listet Ihnen Dateien und Verzeichnisse auf. Aber auch komplexere Ope- rationen sind auf einfache Art möglich: Der Befehl mail im Beispiel rechts fragt Mailboxen nach einem E-Mail-Eingang ab, und auch gra- fische Anwendungen wie der Internetbrowser Firefox können von einer Befehlszeile aus gestartet werden. Arbeiten mit der Shell Die Standard-Shell unter openSUSE (die ) bash zeigt Ihnen im Prompt am Anfang der Kom- mandozeile zusätzlich, unter welchem Namen und an welchem Rechner Sie angemeldet sind sowie in welchem Verzeichnis Sie sich gerade befinden. In der Abbildung ist das aktuelle

Verzeichnis als Tilde "~" dargestellt, was dem Home-Verzeichnis entspricht.

Das Aussehen eines Terminals können Sie unter EINSTELLUNGEN  - AKTUELLES PROFIL EINRICHTEN ... ändern. Im Beispiel ist das Erscheinungsbild SCHWARZ AUF WEISS eingestellt. Unter dem Reiter BILDLAUFLEISTE können Sie hier zudem angeben, dass unbegrenzt viele Zeilen gespeichert werden sollen, wenn umfang- reiche Ausgaben erfolgen. Dann ist ein Scrollen bis an den Anfang der Ausgaben möglich.

Zusätzlich zu ihrer Funktion als Kommandointerpreter stellt die Shell auch eine Programmiersprache dar, mit Variablen und ähnlichen Kontrollstrukturen, wie sie in anderen Programmiersprachen bekannt sind. Program- me, die durch Shellprogrammierung entstanden sind, werden Shellskripte genannt. Die Shell bietet als Pro- grammiersprache neben den Befehlen weitere wichtige Programmierelemente, wie z. B. Variablen, Schleifen, Wiederholungen, Bedingungen, Funktionsaufrufe, Alias- und Historiefunktion.

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Linux-Grundlagen 2

X Window System als Grundlage der Grafik Die Grundlage jeder grafischen Oberfläche unter Linux ist X Window System (X). X wurde Mitte der Achtzigerjahre am MIT (Massachusetts Institute of Technology) entwickelt. Besonders interessant an X ist, dass die Grafik ohne weitere Software netzwerkfähig ist. Sie können ein Programm auf einem anderen Rech- ner starten und das Ergebnis auf dem Rechner ansehen, vor dem Sie sich gerade befinden. Auch lokal erfolgt die Kommunikation zwischen dem X-Server und den Anwendungen über die Netzwerk-Schnittstelle Loop- back. Diese Schnittstelle ist auch dann vorhanden, wenn keine Netzwerkkarte eingebaut ist.

Unter openSUSE wird per Default keine Datei xorg.conf für die Konfiguration von X mehr benötigt. Die Ini- tialisierung und die Umschaltung der Grafik-Modi erfolgt nun direkt im Kernel per KMS (Kernelbased Mode Setting). Der X-Server benötigt mit KMS keine Root-Rechte mehr. Dessen Start kann scheitern, wenn KMS nicht über die Bootoption nomodeset abgeschaltet ist. Die proprietären Grafiktreiber von ATI und Nvidia schalten KMS immer ab. Sie können diese Treiber nachinstallieren, wenn Sie die volle Funktionalität Ihrer Grafikkarte oder alle Effekte von KDE nutzen wollen. Bei der Installation werden bereits passende offene Treiber eingerichtet (wie der Treiber "nouveau" für Nvidia-Grafikchips). Diese Treiber können oft nicht alle Funktionen anbieten, z. B. fehlt mitunter eine 3-D-Beschleunigung.

Weitere Informationen hierfür finden Sie im Internet unter:

D http://en.opensuse.org/SDB:ATI_drivers D http://en.opensuse.org/SDB:NVIDIA_drivers

Zur Einstellung der Bildschirmdarstellung gibt es unter openSUSE 12.1 wieder das aus früheren Versionen von openSUSE bekannte Tool sax, diesmal in der Version 3. Das Tool sax ist jedoch nicht automatisch installiert und war zumindest zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Buches fehlerhaft.

Die Grafik-Oberflächen von Linux Befehlszeilen sind nützlich, schlank und bieten fast unbegrenzte Funktionalität. Benutzerfreundlicher, intuiti- ver und mittlerweile Standard sind jedoch grafische Benutzeroberflächen (GUIs, Grafical User Interfaces). Das heute verbreitete Konzept von Fenstern (Windows), Symbolen (Icons) und Menüs (Menus) wurde von XEROX in den 1970er-Jahren entwickelt und von Firmen wie Apple mit dem Macintosh™ 1984 und später von Micro- soft mit dem Betriebsystem Windows™ bekannt. Einer der Vorteile von Linux ist, dass es eine strikte Tren- nung zwischen Betriebssystem und grafischer Oberfläche gibt. Deshalb kann Linux auch komplett ohne eine grafische Oberfläche voll funktionsfähig betrieben werden.

Auf X bauen viele unterschiedliche grafische Oberflächen auf. Die bekanntesten sind heute KDE (auf basierend) und GNOME (auf GTK bzw. dem Gimp Toolkit basierend). Oberflächen, die weniger Ressourcen brauchen, sind Xfce und LXDE (Lightweight X11 Desktop Environment). Eine dieser Oberflächen können Sie bei der Installation auswählen und auch nachträglich weitere nachinstallieren. Im Anmeldebildschirm haben Sie dann die Auswahl aus einer der installierten Oberflächen. So gibt es für fast jeden Geschmack die passen- de Oberfläche, von spartanisch bis zu fulminanten 3-D-Effekten (wenn die hierfür nötigen Treiber der Grafik- karte installiert sind).

Die grafische Oberfläche KDE Aus der Vielfalt an grafischen Oberflächen ist KDE die Standardoberfläche von openSUSE (mittlerweile in der Version 4.7). Die Bedienung von KDE unterscheidet sich im Wesentlichen nicht von der der GUIs anderer Betriebssysteme. Unter KDE können Sie erheblich mehr Einstellungen vornehmen als in anderen Oberflächen. Dafür benötigt KDE mehr Ressourcen, wie Hauptspeicher und Rechenleistung.

Unter der KDE-Oberfläche sind auch Programme lauffähig, die für andere Oberflächen entwickelt wurden, z. B. das Mail-Programm Evolution mit einem Connector für Microsofts Exchange, welches von GNOME stammt. In diesem Buch wird für die Abbildungen und die weitere Funktionalität nur auf KDE als Oberfläche einge- gangen. Weitere Informationen zu KDE enthält das HERDT-Buch openSUSE 11 - KDE 4.1-Grundlagen.

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2 openSUSE Linux 12.1 - Systembetreuer

In der folgenden Abbildung finden Sie die wesentlichen Bestandteile der grafischen Oberfläche KDE unter openSUSE 12.1:

 

    

 Arbeitsfläche oder "Desktop"  Desktopsymbole oder "Icons"  Das aufgeklappte Haupt- oder Startmenü  Eine gestartete Anwendung, hier der Dateimanager Dolphin  Die Startleiste mit u. a. folgenden Symbolen  Der Umschalter zwischen den Arbeitsoberflächen  Das Schnellstart-Icon des Internetbrowsers Firefox  Das Schnellstart-Icon des Dateimanagers Dolphin  Anzeige der laufenden Programme und Umschaltmöglichkeit zwischen ihnen

Anmelden und Abmelden Vor jeder Arbeit an einem Linux-System steht die Authentifizierung (Login) durch eine Anmeldung mit Login- name und Passwort, wenn Sie bei der Installation nicht die automatische Anmeldung einstellen (was höchs- tens dann sinnvoll ist, wenn der Rechner in einem abschließbaren Raum steht).

Da im System viele Daten in Zwischenspeichern abgelegt sind, sollte vor dem Ausschalten das System immer sauber heruntergefahren werden. Unter dem Startmenü von KDE erhalten Sie unter dem Punkt VERLASSEN folgende Varianten:

D Abmelden: Sie melden sich ab, das System bleibt aktiv. Ein anderer Benutzer kann sich danach an- melden. D Sperren: Der Bildschirm bleibt bis zur Eingabe des eigenen Passwortes gesperrt. D Benutzer wechseln: Eine parallele Anmeldung auf einem anderen XWindow-Desktop ist damit möglich. (Alternativen: Tastenkombination S A ( bzw. S A )) Mit der Tastenkombination S A / wechseln Sie zum ursprünglichen Desktop.

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Linux-Grundlagen 2

D Ruhezustand: Der Status des Systems wird dabei in den Hauptspeicher geschrieben und danach die Hardware bis auf den Hauptspeicher zum Stromsparen in den Ruhezustand gebracht (auch als "Suspend to RAM" bekannt). So kann das System sehr schnell wieder ohne Booten aktiviert werden. Der Rechner darf in der Zwischenzeit nicht von der Stromversorgung getrennt werden! In der Regel ist dies nur bei bestimmter Hardware wie beispielsweise Notebooks sinnvoll. D Tiefschlaf: Der Hauptspeicher wird als komprimiertes Abbild in die Swap-Partition geschrieben, und der Rechner wird ausgeschaltet. Dieser Vorgang wird auch als "Suspend to Disk" oder Hibernation ("Überwinterung") bezeichnet. Die Swap-Partition sollte dazu ausreichend groß sein. Der Rechner be- nötigt dabei keine Stromversorgung mehr und kann sogar von der Stromversorgung getrennt werden. Beim erneuten Einschalten wird schneller als beim normalen Booten der genaue Zustand des Systems so wiederhergestellt, wie er vor dem Abschalten vorhanden war, einschließlich aller gemounteter Ge- räte. Sie müssen sich dann mit Ihrem Passwort legitimieren, um weiterarbeiten zu können. Bei diesem Vorgang erhalten Sie unter openSUSE keine Möglichkeit, ein eventuell anderes Betriebssystem zu star- ten. Nicht jede Hardware ist für den Tiefschlaf geeignet; neue Rechner haben dabei aber kaum noch Probleme. D Neustart: Das System wird heruntergefahren und der Rechner danach neu gestartet. D Herunterfahren: Das System wird heruntergefahren und der Rechner danach ausgeschaltet.

Beachten Sie, dass Linux den aktuellen Inhalt des Hauptspeichers (ohne Buffer- bzw. Cache-Einträge) in der Swap-Partition speichert, wenn es in den Zustand "Tiefschlaf" übergeht. Hierfür ist ausreichend Platz in der Swap-Partition erforderlich, mindestens die Größe des Hauptspeichers. Sicher gehen Sie, wenn Sie die Swap- Partition doppelt so groß einrichten. Falls der Platz in der Swap-Partition nicht reicht (wenn dort z. B. bereits viele Daten ausgelagert sind), unterbricht Linux das Herunterfahren und kehrt zum vorherigen Zustand zu- rück. Bei einigen Grafikchips funktioniert ein Aufwachen nur, wenn KMS mit der Bootoption nomodeset ab- geschaltet ist.

Beim Tiefschlaf bzw. "Suspend to Disk" müssen Sie beim Einschalten des Rechners den Bootmanager benut- zen, der für das gerade schlafen gelegte System zuständig ist. Sind mehrere Linux-Systeme auf demselben Rechner installiert, muss ansonsten im Bootmenü mindestens das System ausgewählt werden, das mit "Suspend to Disk" verlassen wurde.

2.3 Unterschiede zu Windows

Doppelter und einfacher Mausklick Unter Linux und UNIX hat sich der einfache Mausklick zum Start eines Programms eingebürgert. Ein Doppel- klick auf ein Symbol startet das zugehörige Programm zweimal. Klicken Sie also immer nur einmal auf Sym- bole, Menüeinträge etc. Unter KDE4 können Sie mit dem Programm systemsettings bzw. den System- einstellungen eine ähnliche Bedienung wie unter Windows einstellen.

Virtuelle Desktops und Terminals Der wohl auffälligste Unterschied zu Microsoft Windows ist die Möglichkeit, mit mehreren Desktops zu ar- beiten. Unter KDE bedeutet dies, Sie haben immer mehrere - standardmäßig 2 - Arbeitsflächen oder virtuelle Desktops zur Verfügung, wobei auf jedem beliebig viele Fenster geöffnet sein können und die Fensterposi- tionen für jeden Desktop einzeln gespeichert werden.

Zusätzlich laufen textbasierte Anmelde-Konsolen im Hintergrund: Sie können mit Tastenkombinationen wie S A ! bis S A & zu diesen Befehlszeilen wechseln und sich an diesen "virtuellen" Terminals, im Textmodus - also ohne grafische Benutzeroberfläche - anmelden. Mit der Tastenkombination A / gelan- gen Sie wieder in die grafische Oberfläche zurück.

Vor jeder Arbeit an einem Linux-System steht die Authentifizierung (Login) durch eine Anmeldung mit Login- name und Passwort. Auch wenn Sie schon an KDE angemeldet sind, müssen Sie sich auf den virtuellen Ter- minals noch einmal anmelden.

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2 openSUSE Linux 12.1 - Systembetreuer

Case Sensitivity Unter Microsoft-Systemen wird in der Regel keine Unterscheidung zwischen Groß- und Kleinbuchstaben vor- genommen. Die Datei test.txt und die Datei Test.txt stellen unter Windows eine einzige Datei dar, während es unter Linux/UNIX zwei verschiedene Dateien sind.

Befehlszeile, Skripte und Automatisierung Die Entwicklung von UNIX war immer eng an die Programmiersprache C angelehnt. Deshalb haben sich als Standard-Benutzerschnittstelle C-basierte Shells mit eigenen Skriptsprachen durchgesetzt. Diese skriptfähigen Befehlszeilen stehen Ihnen auch heute unter grafischen Oberflächen zur Verfügung und dienen dem erfah- renen Systemadministrator in sogenannten Skripten (mehrzeilige Arbeitsanweisungen in der Syntax der je- weiligen Shell) zur Automatisierung und Vereinfachung von beliebigen Abläufen. Sie können damit unter Linux viele Aktionen, die Sie durchführen, auch automatisch ausführen lassen. Alle Programme, auch die der grafischen Oberfläche oder der Netzwerksteuerung, funktionieren nach diesem Konzept.

Konfiguration in Textdateien Unter Windows wird die Konfiguration des Systems in der Regel in Eingabemasken und grafischen Dialogen durchgeführt. Als Alternative steht zum Teil die Registry-Datei zur Verfügung. Eine Registry gibt es unter Linux nicht. Unter Linux stehen Ihnen grafische Konfigurationsprogramme wie YaST unter openSUSE zur Verfügung, doch schreiben diese die Konfiguration in Textdateien, die Sie jederzeit

D von Hand editieren können, D auf ein anderes System kopieren und dort verwenden können, D beliebig kopieren und sichern können, D mit anderen Konfigurationstools bearbeiten können, D von automatisierten Programmen wie Ihren eigenen Skripten bearbeiten lassen können, D mit Daten von z. B. Datenbank- oder Verzeichnisservern ergänzen lassen können.

Fehlen von Laufwerksbuchstaben und Einhängen ("Mounten") von Datenträgern Unter UNIX und Linux existieren keine Laufwerksbuchstaben, wie Sie sie von Microsoft Betriebssystemen her kennen. Der Verzeichnisbaum ist hierarchisch gegliedert und hat eine Wurzel namens Root- oder Wurzel- Verzeichnis, unterhalb dessen die Dateisysteme auf den Datenträgern Ihres Systems in beliebigen Verzeich- nissen eingehängt werden können.

Eingehängt bedeutet: Der Inhalt dieses Dateisystems wird an dieser Stelle im Verzeichnisbaum dargestellt, nachdem der Datenträger eingebunden wurde. Ist der Datenträger nicht eingebunden, befindet sich an die- sem Ort ein lokales (leeres) Verzeichnis. Der Prozess des Einhängens heißt Mounten und muss vor jedem Zu- griff auf das Dateisystem durchgeführt werden. Der Zugriff erfolgt zur Steigerung der Performance über einen Puffer, der vor dem Entfernen des Datenträgers beim sogenannten Aushängen oder Unmounten auf den Datenträger geschrieben wird. Der normale Vorgang z. B. beim Schreiben einer Diskette ist unter Linux also: einlegen - mounten - schreiben - unmounten - entfernen. Dies gilt auch für alle anderen Datenträger unter Linux, vom USB-Stick bis zum eingebundenen Windows-Laufwerk auf einem Server.

Bei openSUSE erfolgt ein Mounten standardmäßig automatisch über den Hintergrundprozess udevd (siehe hierzu auch Kapitel 16). Eine Ausnahme stellen Disketten dar. Diese können Sie, falls Sie noch ein Disketten- laufwerk in Ihrem Rechner besitzen, nur entweder mit den Programmen aus dem Paket Mtools bearbeiten, sofern Sie unter openSUSE 12.1 in der Gruppe floppy als Mitglied eingetragen sind, oder Sie mounten sie mit root-Rechten.

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Linux-Grundlagen 2

Datei- und Benutzerrechte Linux-Dateisysteme bieten ähnliche Dateiattribute wie die, die Sie unter Windows finden. In Kombination mit Access Control Lists (ACLs) können Sie sich selbst komplexe Rechte-Systeme maßgeschneidert konfigurieren.

Als Standard finden Sie unter Linux die Dateiattribute r Lesen (read), w Schreiben (write) und x Ausführen (execute; "betreten" oder "wechseln in" bei Verzeichnissen), für jede der drei Benutzergruppen u Benutzer (user), g Benutzergruppe (group) und o alle anderen Benutzer (others). Dateinamenerweiterungen, die eine Datei automatisch zu einem ausführbaren Programm machen (wie .exe unter Windows), gibt es nicht. Ein Benutzer oder Administrator muss einer Programmdatei grundsätzlich immer erst das Dateiattribut "ausführ- bar" x zuweisen, damit ein Programm gestartet werden kann.

Weitere Einzelheiten zu den Benutzerrechten finden Sie im Kapitel 17.

Alles ist eine Datei - Everything is a file Unter Linux wird jede Hardwarekomponente, jede Befehlsausgabe, jeder Prozess, alles was im Betriebssystem existiert, wie eine Datei behandelt oder durch eine (oft symbolische) Datei dargestellt. Dadurch können Sie z. B.

D direkt Daten an Drucker oder Soundkarte "kopieren", D bitweise Daten aus Datenträgern lesen und kopieren, D mit den gleichen Tools in Dateien, der Prozessliste und in der Ausgabe von Programmen nach Mustern wie einem Benutzernamen suchen.

Unter Linux gibt es keine gesperrten Dateien, wenn ein Programm darauf zugreift. Sie können auch eine Datei löschen, die gerade von einem Programm geöffnet ist. Viele Prozesse erstellen eine Lock-Datei unter /var/lock, um anderen Prozessen zu zeigen, dass sie gestartet sind.

2.4 Technische Konzepte eines UNIX-Systems

Multitasking Alle Prozesse, die unter Linux ausgeführt werden können, werden auch als Tasks bezeichnet. Unter Linux können mehrere Tasks gleichzeitig bearbeitet werden, das heißt, ein Benutzer kann mehrere Programme oder Jobs gleichzeitig ausführen. Alle unter Linux laufenden Programme werden als Prozesse ausgeführt. Ein Prozess kann also ein Anwendungsprogramm, eine Aktion, mit der editiert oder kompiliert wird, die Shell selbst oder ein Hintergrundprozess sein. Ein solcher Systemprozess, der im Hintergrund abläuft, wird auch als Dämon oder daemon bezeichnet; also ein dienstbarer "Geist". Tasks können entweder aktiv ("running") oder inaktiv ("sleeping") sein. Inaktive Tasks warten entweder auf eine Ressource (z. B. eine Ein- oder Ausgabe) oder ihnen wurde die CPU vom Scheduler entzogen.

Standardhierarchie Für die Organisation gespeicherter Daten benutzt Linux ein hierarchisches Dateisystem (oder file system). Diese Dateistruktur wird durch den Linux Filesystem Standard festgelegt und kann mit einem auf den Kopf gestellten Baum verglichen werden. Oben befindet sich die Wurzel und von dort aus verzweigen sich immer tiefer nach unten Inhaltsverzeichnisse und Dateien, genau wie die Äste und Zweige eines Baumes.

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