Sechste Österreichische Armutskonferenz
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SECHSTE ÖSTERREICHISCHE ARMUTSKONFERENZ MUTMUT ZUMZUM MÖGLICHEN!MÖGLICHEN! ARMUTARMUT ISTIST VERMEIDBARVERMEIDBAR Wie ökonomische Mythen wirken. Warum soziale Alternativen realisierbar sind. DOKUMENTATION DOKUMENTATION Wir bedanken uns ... ... bei den FördergeberInnen der Sechsten Österreichischen Armutskonferenz: BUNDESMINISTERIUM FÜR SOZIALE SICHERHEIT GENERATIONEN UND KONSUMENTENSCHUTZ ... beim Vorbereitungsteam der Konferenz und dem Redaktionsteam der Dokumentation: Michaela Moser (ASB Schuldnerberatungen) Martina Kargl (Caritas der ED Wien) Martin Schenk (Diakonie Österreich) Hansjörg Schlechter (Neustart) Josef Mauerlechner (Die Armutskonferenz) Eugen Bierling-Wagner (Die Armutskonferenz) ... und allen weiteren MitarbeiterInnen, ReferentInnen, KünstlerInnen und ModeratorInnen. Impressum: Herausgeberin/Verlegerin: DIE ARMUTSKONFERENZ. Österreichisches Netzwerk gegen Armut und soziale Ausgrenzung, Vereinsregister: ZL.: III-1656/VVM/2005 Redaktion: Michaela Moser, Martina Kargl, Martin Schenk, Hans-Jörg Schlechter, Josef Mauerlechner, Eugen Bierling-Wagner Fotos: Raphael Bolius Texte aus Kathrin Röggla „Draußen tobt die Dunkelziffer“ , Wiener Festwochen 2005 (Manuskript der Autorin) Erscheinungsjahr: 2006 Layout: hiasl/Matthias Fürpaß Logo-Armutskonferenz: Hans Heribert Dankl, Salzburg Druck: Druckerei Berger, Horn DIE ARMUTSKONFERENZ im Netz: www.armutskonferenz.at 1 Editorial. 4-5 1) Wir können uns das nicht mehr leisten! Ë Mythos: Ende des Sozialstaats 1.1 Sachzwangs- und Reformrhetorik als soziale und politische Alternativenlosigkeit? . .7-11 1.2 Sozialstaatskritik – aus Gründen der Gerechtigkeit . .12-17 1.3 Wenn Demografi e zu Demagogie wird . .18-20 1.4 Die Opfer als Verursacher? Ist Arbeitslosigkeit eine Folge des Sozialstaats? . .22-25 2) Hauptsache Arbeit? Ë Mythos: Soziale Sicherheit durch Erwerbsarbeit 2.1 Hauptsache Arbeit? Soziale Sicherheit und „das Ganze der Arbeit“ . .27-29 2.2 Lächle mehr als andere! . .30-33 2.3 Jenseits eines simplen Verelendungsdiskurses . .34-35 2.4 Qualität und Quantität von Arbeit – ein Widerspruch? . .36-38 3) Wer will, kann gewinnen Ë Mythos: Soziale Mobilität 3.1 Drinnen und Draußen, Oben und Unten. Anfragen an Kategorien sozialer Ungleichheit. .41-45 3.2 MigrantInnen für ihre Jobs oft überqualifi ziert . .46-49 3.3 Episoden sozialen Ausschlusses – am Beispiel irregulärer MigrantInnen in Wien. .50-53 3.4 Armut bei Kindern – Lebenslage und Zukunftschancen durch Bildung. .54-57 3.5 Kein Kind beschämen!. .58-61 4) Alles Management! Ë Mythos: Armutsbekämpfung durch Fordern, Fördern und Strafen 4.1 Die Architektur des neuen Sozialstaates und die Rolle der Sozialen Arbeit . .63-66 4.2 Vom Teilen zum Tauschen. Die (un)heimliche Ökonomisierung des Sozialen. .67-69 4.3 Qualitätsmanagement – Ökonomisierung oder Professionalisierung Sozialer Arbeit . 70-75 4.4 Zivilgesellschaft und Wohlfahrtsstaat . .76-78 4.5 Ausschluss und Strafe – Strategien gegen die „Unwilligen“ . .80-85 5) Ermutigungen Ë Soziale Alternativen, Ansätze und Beispiele 5.1 Welthaushalt und Wirtinschaft: Entwürfe für eine erneuerte Politik des Sozialen. .87-91 5.2 Hat das „europäische Sozialmodell“ noch eine Zukunft? . .92-96 5.3 Frauen – Vor! – Konferenz . .97-101 Inhalt 5.4 Gemeinsamer Einsatz für ein soziales Europa . .102-103 5.5 Lebenschancen und soziale Inklusion – der Beitrag der Daseinsvorsorge. .104-107 5.6 Das Mindestsicherungs ABC der Armutskonferenz . .108-110 5.7 Social Banking für Österreich?! . .112-113 5.8 Participatory Economics . .114 5.9 Fair Steuern . .115 5.10 Erfolgreiche Strategien zur Arbeitsmarktintegration . .116 5.11 Neue Wege der Armutsprävention auf Gemeindeebene. .117 5.12 Kriminalpolitische Initiative: Mehr Sicherheit durch weniger Haft! . .118-120 5.13 Sichtbar Werden! . .121 Serviceteil Programm der 6. Armutskonferenz . .122-123 10 Jahre Armutskonferenz . .124-125 „La Dolce Vita“ Filmwoche . .126-127 Wiener Spendenparlament . .128 Hunger auf Kunst & Kultur . .129 Armut und soziale Ausgrenzung in Österreich . .130-131 Bestellservice . .132 Werbung. ab 134 3 Editorial: Mut zum Möglichen: Armut ist vermeidbar! Eugen Bierling-Wagner, Hansjörg Schlechter, Josef Mauerlechner, Martina Kargl, Martin Schenk, Michaela Moser „Von TINA zu TAMARA“: Als wir im Zuge der Vorberei- Für Ambivalenzen und Unvorhersehbarkeiten ist in tungen für die 6. Österreichische Armutskonferenz, deren Mythen kein Platz: Dass es in 50 Jahren aus demographi- Themen, Diskussionen und Ergebnisse diese Publikation schen Gründen keine existenzsichernden Leistungen eines sichern soll, nach einem passenden Titel suchten, haben öffentlichen Pensionssystems mehr geben kann, scheint wir auch diesen erwogen. TINA steht für „there is no alter- ebenso selbstverständlich wie die Schlussfolgerung, dass native“, und damit für jenen von Margaret Thatcher ge- nur private Vorsorge vor Verelendung im Alter retten prägten Satz, der für viele zum Synonym für eine Politik könne. Das bewusste „Vergessen“ von Fakten macht aus der Sachzwänge wurde. Die widersprechende Antwort auf Debatten über Demographie Demagogie, weist Gerd Bos- TINA lautet TAMARA: „there are many and realistic alter- bach in seinem Beitrag nach. Nicht weiter erklärt werden natives“. muss, dass in diesem Konzept, in dem sich jedes Indivi- Auch wenn wir uns dann für einen anderen, selbst er- duum selbst die oder der nächste ist, für Solidarität kein klärenden Titel entschieden haben: das Konzept der 6. Raum ist. Armutskonferenz folgte dem Motto „von TINA zu TAMARA“. Das insofern, als es auf dieser Konferenz darum ging, Als Mythos entlarvt werden muss auch die Rede von gängige sozio-ökonomische Mythen aufzuzeigen und zu gleichen Aufstiegschancen für alle, „die nur wollen“. Nach dekonstruieren. Um dann gemeinsam mit den rund 400 wie vor werden Zukunftschancen von Kindern von deren TeilnehmerInnen aus sozialen Organisationen, Betroffe- sozialer Herkunft bestimmt. Aus armen Kindern werden nengruppen, Armutsforschung und politischen Instituti- arme Eltern, aus reichen Kindern reiche Eltern. Und die onen die vorhandenen sozialen Alternativen sichtbar zu armen Kinder von heute sind die chronisch Kranken von machen, zu diskutieren und weiterzuentwickeln. morgen. Das österreichische Bildungs- und Sozialsystem schafft es nicht trotz insgesamt guter sozialer Sicherung, Mythen entzaubern die Aufstiegschancen einkommensschwächerer Schüle- „Der Mythos ist eine entpolitisierte Aussage“, schrieb der rInnen zu verbessern. französische Philosoph und Semiotiker Roland Bartes in seiner vor 50 Jahren erschienenen Aufsatzsammlung „My- Der Anstieg von Menschen, die arm trotz Arbeit sind then des Alltags“. Damit meinte er, dass Mythen den Din- widerlegt den Mythos, dass „sozial ist, was Arbeit schafft.“ gen den Anstrich der Natürlichkeit geben. Mythen lassen Unter dem Motto „Hauptsache Arbeit“ wird in der Folge der vergessen, dass Umstände nicht vom Himmel fallen, son- Blick auf die wachsenden Existenznotstände in Billigjobs, dern das Ergebnis geschichtlicher Ereignisse und damit in von denen in erster Linie Frauen betroffen sind, abgelenkt. der Regel menschlichen Handelns sind, zu dem es immer Wirtschaftlich und gesellschaftlich notwendige Arbeiten auch Alternativen gibt. Mythen sind nicht einfach da: sie im Haushalt, in der Versorgung und Pflege von Angehöri- werden geschaffen, um genutzt zu werden. gen, der Kinderbetreuung, aber auch im gesellschaftlichen In der Politik begegnen uns Mythen in Gestalt von Sach- Umfeld müssen un- und unterbezahlt erbracht werden. zwängen, mit der die sogenannte „Reformpolitik“ legi- timiert wird, wie Sieglinde Rosenberger in ihrem Beitrag Um den vielfältigen „Mythen der Arbeit“ wirksam ent- unterstreicht. Sachzwänge erweisen einer Politik, die un- gegenzutreten braucht es deshalb, so Adelheid Biesecker, populäre Maßnahmen umsetzen will, einen unschätzba- eine „andere Rationalität“ und die Perspektive auf das ren Dienst: „Die Botschaft ist deutlich: es geht nur so und “Ganze der Arbeit“. Denn „soziale Sicherheit und Beschäf- nicht anders“. Auf Sachzwänge kann nur reagiert werden. tigung für alle kann dauerhaft nur erreicht werden, wenn Sie machen das Nachdenken über alternative Politik hin- das Verständnis von Arbeit sowie die Qualität von Arbeit, fällig und Begründungen obsolet. ihre ‚Natur‘, verändert werden: Arbeit ist dann lebensdien- lich und naturgemäß und umfasst alle Tätigkeiten, die Ob Talkshow, Zeitungs-Feuilleton oder so mancher Uni- gesellschaftlich nötig sind, um den gemeinschaftlichen Hörsaal: Dass wir uns den Sozialstaat nicht mehr leisten Produktions- und Reproduktionsprozess dauerhaft zu ge- können – weder finanziell noch in Hinblick auf die Ge- stalten.“ rechtigkeitsmuster, auf denen er aufbaut – wird längst als Faktum gehandelt. Das gilt auch für die Behauptung, der Mythen zu dekonstruieren, ist wichtig, um ihnen den Sozialstaat mache jene, denen seine Leistungen zugute Nimbus der Natürlichkeit und des Sachzwangs zu nehmen kommen, abhängig und halte sie in Armut gefangen. und deutlich zu machen, wie groß – und ungenutzt – der Spielraum der Politik ist. Empirische Belege sind zur Legitimierung dieser und ähnlicher Mythen nicht von Nöten oder werden – wenn Autoritative Sozialpolitik entlarven sie eine andere Sprache sprechen – einfach ignoriert. Armut, Erwerbslosigkeit und soziale Not werden aus Arbeitsmarkt“reformen“ bauen nicht nur in Deutschland neoliberaler Perspektive nicht als gesellschaftliches Pro- auf dem empirisch unhinterfragten Menschenbild des Ar- blem, sondern vielmehr als selbstverschuldetes Schicksal beitslosenfallen-Theorems auf, wie