Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 3825 13. Wahlperiode

Beschlussempfehlung und Bericht des Ständigen Ausschusses zu dem Gesetzentwurf der Landesregierung – Drucksache 13/3680

Gesetz zur Änderung des Landtagswahlgesetzes

Beschlussempfehlung*)

Der Landtag wolle beschließen:

I.

Dem Gesetzentwurf der Landesregierung – Drucksache 13/3680 – mit der Maßgabe zuzustimmen, dass Artikel 1 folgende Nummer 19 angefügt wird:

19. Die Anlage (zu § 5 Abs. 1 Satz 2) wird wie folgt geändert:

a) In Nummer 5 (Böblingen) wird in der rechten Spalte nach dem Wort „Böblingen,“ das Wort „Ehningen,“ eingefügt.

b) In Nummer 6 (Leonberg) wird in der rechten Spalte das Wort „Ehnin- gen,“ gestrichen.

c) In Nummer 8 (Kirchheim) wird in der rechten Spalte das Wort „Rei- chenbach an der Fils,“ gestrichen.

d) In Nummer 10 (Göppingen) werden in der rechten Spalte die Worte „Eschenbach,“ und „Heiningen,“ gestrichen und nach den Worten „des Landkreises Göppingen“ in einer neuen Zeile die Worte „Gemeinde Reichenbach an der Fils des Landkreises Esslingen“ hinzugefügt.

e) In Nummer 11 (Geislingen) werden in der rechten Spalte nach dem Wort „Dürnau,“ das Wort „Eschenbach,“ und nach dem Wort „Hatten- hofen,“ das Wort „Heiningen,“ eingefügt.

f) In Nummer 66 () erhält die rechte Spalte folgende Fassung:

„Gemeinden , , , Altheim, Atten- weiler, , , , , , Dettingen an der Iller, Dürmentingen, Dürnau, Eber-

*) In der durch den Berichterstatter redaktionell geänderten Fassung.

Ausgegeben: 09. 12. 2004 1 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 3825

hardzell, , , , Gutenzell-Hürbel, Hochdorf, , , , , Laup- heim, , , , Moosburg, , , , , , Schwendi, , Steinhausen an der Rottum, Tiefenbach, Ummendorf, Unlin- gen, , und des Landkreises Biberach“.

g) In Nummer 68 (Wangen) werden nach den Worten „des Landkreises Ravensburg“ in einer neuen Zeile die Worte „Gemeinden , und des Landkreises Biberach“ hinzu- gefügt.

II.

Die Landesregierung zu ersuchen,

dem Landtag unter Hinzuziehung möglicher Prognosen des Statistischen Landesamtes baldmöglichst einen Bericht vorzulegen, welche Auswirkungen

a) eine weitestmögliche Angleichung der Wahlkreisgrößen,

b) eine Abweichung von der durchschnittlichen Wahlkreisgröße um nicht mehr als 15 % nach unten oder nach oben

auf den Zuschnitt der Landtagswahlkreise hätte.

III.

Abzulehnen:

a) den Antrag der Fraktion der SPD – Drucksache 13/3594 betr. Einsetzung einer Kommission zur Reform des Landtagswahlrechts;

b) den Antrag der Fraktion GRÜNE – Drucksache 13/3280 betr. Eckpunkte einer Wahlrechtsreform.

IV.

Die Eingabe des Vorsitzenden des CDU-Ortsverbandes Massenbachhausen betr. Wahlkreisreform für den baden-württembergischen Landtag

für erledigt zu erklären.

02. 12. 2004

Der Berichterstatter: Der Vorsitzende:

Birzele Herrmann

2 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 3825

Bericht

Der Ständige Ausschuss hat in seiner 30. Sitzung am 2. Dezember 2004 den Gesetzentwurf der Landesregierung – Gesetz zur Änderung des Landtags- wahlgesetzes – Drucksache 13/3680 – beraten.

Der Vorsitzende gibt zunächst bekannt, zur Beratung lägen ferner ein Schrei- ben des Innenministeriums vom 26. November 2004 (Anlage 1), der Ent- schließungsantrag Nr. 1 der Fraktion der SPD und der Fraktion GRÜNE (An- lage 2), der Antrag Nr. 2 der Fraktion der CDU und der Fraktion der FDP/DVP (Anlage 3), der Antrag Nr. 3 der Fraktion der CDU und der Frak- tion der FDP/DVP (Anlage 4) sowie eine Eingabe des CDU-Ortsvereins Massenbachhausen (Anlage 5) vor.

Er stellt fest, dass keine Allgemeine Aussprache gewünscht werde.

Einzelberatung

Artikel 1 – Änderung des Landtagswahlgesetzes

Ein Abgeordneter der Fraktion der SPD merkt an, in den Stellungnahmen des Landratsamts Göppingen, des Landratsamts Freudenstadt und des Landesbe- auftragten für den Datenschutz zum Gesetzentwurf seien Änderungsvor- schläge enthalten, zu denen die Landesregierung bisher nicht Stellung ge- nommen habe. Er bitte das Innenministerium, zu jedem dieser Vorschläge konkret darzulegen, ob ihnen entsprochen werde und, wenn nein, warum nicht.

Der Innenminister weist darauf hin, dass der vorliegende Gesetzentwurf le- diglich der Harmonisierung des Landtagswahlrechts mit dem Bundestags- wahlrecht und dem Europawahlrecht diene.

Ein Vertreter des Innenministeriums teilt unter Bezugnahme auf den Ände- rungsvorschlag des Landratsamts Göppingen mit, es erfolge eine Harmoni- sierung mit dem Bundestags- und dem Europawahlrecht und nicht mit dem Kommunalwahlrecht. Unter anderem aus den Gründen, die vom Landratsamt Göppingen angeführt würden, solle auf Bundesebene in einer Arbeitsgruppe die Bildung von Briefwahlvorständen unter Berücksichtigung der Bedürf- nisse der Praxis untersucht werden, und in dieser Arbeitsgruppe werde auch das Anliegen des Landratsamts Göppingen behandelt, und wenn aus den Er- gebnissen der Tätigkeit dieser Arbeitsgruppe ein verändertes Bundestags- wahlrecht resultiere, werde das Landtagswahlrecht entsprechend angepasst.

Unter Bezugnahme auf die Anregungen des Landkreises Freudenstadt führt er aus, bezüglich der Wahlräume sei eine Angleichung an das Bundestags- wahlrecht erfolgt. Die Anregung werde jedoch trotzdem berücksichtigt, und zwar bei der Neufassung der Landeswahlordnung.

Die Anregung bezüglich einer positiven Kennzeichnungspflicht beruhe wohl auf einem Missverständnis; er verweise auf § 38 des Landtagswahlgesetzes.

Die Forderung nach einer Anpassung des Zehrgelds sei eine alte Forderung. Er räume ein, dass Bund und Land den Wahlhelfern nur ein einheitliches Zehrgeld gewährten, das der Haushaltslage entspreche, doch es sei bekannt, dass Kommunen ihren Wahlhelfern gelegentlich zusätzliche Beträge gewähr- ten.

Unter Bezugnahme auf die Stellungnahme des Landesbeauftragten für den Datenschutz erklärte er, der Unterschied zum Bundesdatenschutzgesetz beim

3 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 3825

Begriff „Verarbeiten“ sei gewollt, und auch den vorgeschlagenen Ersatz des Begriffs „Gemeindebehörden“ durch den Begriff „Gemeinden“ halte das In- nenministerium für nicht notwendig. Allgemein halte das Innenministerium dort, wo es bisher nie Auslegungsstreitigkeiten gegeben habe, keine Klarstel- lungen im Gesetz für erforderlich.

Weiter habe der Landesbeauftragte für den Datenschutz auf das Problem hin- gewiesen, das sich daraus ergebe, dass für die Gemeinde, wenn jemand für einen Wahlvorschlag eine Unterstützungsunterschrift erbringen müsse, er- kennbar werde, für wen er diese Unterstützungsunterschrift leiste. Der Lan- desbeauftragte für den Datenschutz argumentiere, dass bei der Ausstellung der Wahlrechtsbescheinigung nicht bekannt werden sollte, für welchen Wahl- vorschlag er die Unterstützungsunterschrift leiste. Die Landesregierung werde der Bitte des Landesbeauftragten für den Datenschutz folgen und ge- meinsam mit dem Bund darüber beraten, wie dieses Problem, das sich in der Praxis jedoch bisher noch nicht bemerkbar gemacht habe, aber bei strenger Auslegung der datenschutzrechtlichen Anliegen durchaus gesehen werden könne, gelöst werden könnte.

Abschließend teilt er mit, der Landesbeauftragte für den Datenschutz habe ferner vorgeschlagen, dass es in denjenigen Fällen, in denen im Melderegis- ter eine Auskunftssperre eingetragen sei, unterbleibe, auch die Anschriften der Bewerber zu veröffentlichen. Dies werde in der Landeswahlordnung um- gesetzt.

Eine Abgeordnete der Fraktion der SPD äußert, nach ihrer Kenntnis habe das Innenministerium ursprünglich vorgesehen gehabt, nicht nur die Gemeinde Ehningen, sondern auch die Gemeinde Gärtringen im Wahlkreis Nr. 6 – Le- onberg – auszugliedern und dem Wahlkreis Nr. 5 – Böblingen – zuzuordnen. Sie wolle wissen, warum nunmehr beabsichtigt sei, die Gemeinde Gärtringen im Wahlkreis Nr. 6 – Leonberg – zu belassen, und stelle in diesem Zu- sammenhang fest, dass sie selbst in keiner Weise darauf hingewirkt habe, dass ihr Wohnort Gärtringen im Wahlkreis Nr. 6 – Leonberg – verbleibe, und eine entsprechende Andeutung der Wahlkreisabgeordneten der Fraktion der FDP/DVP im Rahmen der Ersten Beratung des Gesetzentwurfs daher unzu- treffend sei.

Ein Abgeordneter der Fraktion der SPD legt ergänzend dar, die vom Innenmi- nisterium auf Ersuchen der Koalitionsfraktionen erarbeitete Vorlage, die je- doch nicht Gegenstand der Gesetzesberatung sei, enthalte neben dem Vor- schlag, die Gemeinden Ehningen und Gärtringen aus dem Wahlkreis Nr. 6 – Leonberg – herauszulösen und dem Wahlkreis Nr. 5 – Böblingen – zuzuord- nen, den ausdrücklichen Hinweis, eine Neuzuordnung nur der Gemeinde Eh- ningen hätte den Nachteil, dass die Grenzen des örtlichen Verwaltungsraums berührt wären und der Wahlkreis Nr. 6 – Leonberg – mit einer Abweichung von plus 21,7 % nicht wirkungsvoll bereinigt wäre. Er persönlich schätze, dass die Abweichung im Wahlkreis Nr. 6 – Leonberg – zunehmen werde und, wenn nur eine Gemeinde neu zugeordnet würde, bald wieder die 25-%- Grenze erreicht wäre. Er werfe daher die Frage auf, warum die Koalitions- fraktionen nicht bereit seien, dem Vorschlag des Innenministeriums zu fol- gen, was zur Folge hätte, dass die Abweichung im Wahlkreis Nr. 6 – Leon- berg – bei nur noch plus 14,4 % und im Wahlkreis Nr. 5 – Böblingen – bei plus 17,9 % läge.

Ein Abgeordneter der Fraktion der CDU äußert, die Wahlkreise im Landkreis Böblingen seien nicht optimal aufgeteilt. Denn während der Wahlkreis Nr. 5 – Böblingen – recht kompakt sei, sei der Wahlkreis Nr. 6 – Leonberg – außer- ordentlich lang gezogen und stark „tailliert“, und diese „Taille“ würde sich, wenn nicht nur die Gemeinde Ehningen, sondern auch die Gemeinde Gärtrin-

4 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 3825

gen dem Wahlkreis Nr. 5 – Böblingen – zugeordnet würde, weiter verengen, sodass der Wahlkreis Nr. 6 – Leonberg – dann praktisch in zwei Gebiete, die nur noch minimal miteinander verbunden wären, zerfiele. Im Übrigen ordne sich Gärtringen eher dem Bereich Herrenberg als dem Bereich Böblingen zu. Daher spreche einiges dafür, die Gemeinde Gärtringen nicht dem Wahlkreis Nr. 5 – Böblingen – zuzuordnen.

Der Innenminister teilt mit, das Innenministerium habe in der Tat zunächst vorgeschlagen, die Gemeinden Ehningen und Gärtringen gemeinsam dem Wahlkreis Nr. 5 – Böblingen – zuzuordnen, und zwar zum einen wegen der Verwaltungsgemeinschaft und zum anderen deshalb, weil sich die Abwei- chung des Wahlkreises Nr. 6 – Leonberg – wirkungsvoll reduziert hätte, und zwar auf plus 17,9 %. Aus den von dem Abgeordneten der Fraktion der CDU soeben dargelegten Gründen solle nunmehr aber nur die Gemeinde Ehningen dem Wahlkreis Nr. 5 – Böblingen – zugeschlagen werden, und die Koali- tionsfraktionen nähmen in Kauf, dass diese kleine Lösung möglicherweise dazu führe, dass die Wahlkreiszuordnung später nochmals geändert werden müsse.

Ein Abgeordneter der Fraktion der SPD merkt an, dem ursprünglichen Vor- schlag des Innenministeriums entnehme er, dass sich, wenn die Wahlkreise Nr. 5 – Böblingen – und Nr. 6 – Leonberg – bereits vor der letzten Landtags- wahl neu zugeschnitten worden wären, im Wahlkreis Nr. 6 – Leonberg – für die FDP/DVP 7 474 Stimmen ergeben hätten, was zu einem anderen Wahl- ergebnis als dem derzeitigen geführt hätte. Er wolle wissen, ob diese Tat- sache ausschlaggebend dafür gewesen sei, vom ursprünglichen Vorschlag des Innenministeriums abzuweichen.

Ein Abgeordneter der Fraktion der CDU wirft ein, für die CDU habe dies keine Rolle gespielt.

Ein Abgeordneter der Fraktion der FDP/DVP erklärt, seine Fraktion und ins- besondere die davon betroffene Abgeordnete der Fraktion der FDP/DVP habe sich in dieser Frage neutral verhalten und in keiner Weise interveniert.

Ein Abgeordneter der Fraktion der SPD äußert, die mit dem Antrag Nr. 2 be- gehrte Neuzuordnung der Gemeinden Reichenbach an der Fils, Eschenbach und Heiningen seien im ursprünglichen Vorschlag des Innenministeriums nicht enthalten gewesen. Ihn interessierten die Gründe für die Veränderung, zumal sie nicht zu einer dauerhaften Vergrößerung des Wahlkreises Nr. 11 – Geislingen – führten, die beispielsweise bei einer Ausdehnung in Richtung Weilheim, wie sie vom Innenministerium vorgeschlagen worden sei, möglich gewesen wäre.

Ein Abgeordneter der Fraktion der CDU führt aus, der ursprüngliche Vor- schlag des Innenministeriums habe in der Tat eine Vergrößerung des Wahl- kreises Nr. 11 – Geislingen – in Richtung Weilheim beinhaltet, und zwar durch die Hinzunahme von Ohmden, Holzmaden und Neidlingen. Doch diese Orte in der Nähe der Autobahn hätten überhaupt nichts mit dem Geislinger Raum zu tun, und deshalb habe er sich gegen eine Verwirklichung dieses Vorschlags gewehrt und sei letztlich erfolgreich gewesen. Der Zuschnitt des Wahlkreises Nr. 11 – Geislingen – müsse jedoch, um keine erfolgreiche Wahlanfechtung zu riskieren, dringend geändert werden, und die CDU-Frak- tion habe sich mehrheitlich für die beantragte Änderung entschieden.

Der Innenminister stellt fest, es sei kaum zu erwarten, dass die Ab- weichung im Wahlkreis Nr. 11 – Geislingen – bis zum Jahr 2006 wieder unter die 25-%-Grenze absinke. Denn bei der Europawahl habe die Ab- weichung bei minus 26,7 % gelegen. Um dies zu korrigieren, biete sich in

5 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 3825

erster Linie ein Ausgleich innerhalb des Landkreises Göppingen an. Andere Lösungen durchschnitten Landkreisgrenzen, Bundestagswahlkreisgrenzen oder gar Regierungsbezirksgrenzen, und insbesondere Letzteres sollte ver- mieden werden. Die vorgesehene Neuzuordnung der Gemeinden Eschenbach und Heiningen vom Wahlkreis Nr. 10 – Göppingen – zum Wahlkreis Nr. 11 – Geislingen – biete sich deshalb an, weil sie den Gemeindeverwaltungsver- band Voralb bildeten und die Abweichung im Wahlkreis Nr. 10 – Göppingen – danach immer noch weit unterhalb der 15-%-Grenze liegen würde. Um die Wahlkreise Nr. 8 – Kirchheim – und Nr. 10 – Göppingen – dauerhaft zu stabi- lisieren, sei die Umsetzung der Gemeinde Reichenbach an der Fils vom Wahlkreis Nr. 8 – Kirchheim – zum Wahlkreis Nr. 10 – Göppingen – vorge- schlagen worden, obwohl diese Veränderung verfassungsmäßig nicht zwin- gend geboten wäre.

Ein Abgeordneter der Fraktion GRÜNE bittet unter Bezugnahme auf den An- trag Nr. 2 um Informationen darüber, wie die Regierungsfraktionen bezüglich der Wahlkreise Ludwigsburg und Heilbronn zu verfahren beabsichtigten.

Ein Abgeordneter der Fraktion der CDU teilt mit, bezüglich dieser beiden Wahlkreise gebe es noch Klärungsbedarf, sodass ein diesbezüglicher Ände- rungsantrag erst zur Zweiten Beratung des Gesetzentwurfs vorgelegt werden könne.

Ein Abgeordneter der Fraktion GRÜNE erkundigt sich danach, ob es erfor- derlich sei, auch den Zuschnitt des Wahlkreises Nr. 9 – Nürtingen – zu verän- dern.

Der Vorsitzende erklärt, der Zuschnitt der Wahlkreise, die um mehr als 25 % nach oben oder unten abwichen, müsse geändert werden. Beim Wahlkreis Nürtingen betrage die Abweichung jedoch nur 23,2 % und liege damit unter der 25-%-Grenze, sodass ein Neuzuschnitt zwar denkbar, jedoch nicht not- wendig sei. Da keine Änderung beantragt sei, sei auch keine vorgesehen.

Ein Abgeordneter der Fraktion GRÜNE erkundigt sich danach, auf welcher Datenbasis diese Angaben beruhten.

Der Vorsitzende merkt an, nach seinen Informationen beruhten die Daten auf der Zahl der Wahlberechtigten bei der Landtagswahl 2001, die in der Druck- sache 13/694 veröffentlicht seien.

Weiter führte er aus, eine Vergrößerung des Wahlkreises Nr. 18 – Heilbronn – und einer Verkleinerung des Wahlkreises Nr. 14 – Bietigheim-Bissingen – seien zwingend notwendig, doch hierzu bedürfe es noch verschiedener koali- tionsinterner Gespräche, um zu klären, welche der derzeit im Gespräch be- findlichen Varianten, von denen einige in der Lokalpresse zu finden seien, fa- vorisiert werde. Bis zur Zweiten Beratung werde ein entsprechender Antrag vorgelegt.

Eine Abgeordnete der Fraktion der SPD interessiert sich angesichts der mit 23,2 % recht großen Abweichung im Wahlkreis Nr. 9 – Nürtingen – für den Trend dieser Abweichung in der Vergangenheit und merkt an, sie halte es für gewagt, in diesem Wahlkreis noch nichts zu unternehmen.

Der Innenminister teilt auf Bitte des Ausschussvorsitzenden mit, Datenbasis sei die Zahl der Wahlberechtigten bei der letzten Landtagswahl.

Der Vorsitzende wiederholt seine Aussage, im Wahlkreis Nr. 9 – Nürtingen – müsse keine Änderung erfolgen.

6 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 3825

Eine Abgeordnete der Fraktion der SPD stellt klar, die rechtliche Zulässigkeit habe sie nicht bezweifelt. Sie mache jedoch darauf aufmerksam, dass, wenn in einem Wahlkreis die Zahl der Wahlberechtigten knapp über dem Mindest- wert und in einem anderen Wahlkreis die Zahl der Wahlberechtigten knapp unter dem Maximalwert liege, zwischen beiden eine Differenz von rund 50 % auftreten könne, und sie sei der Auffassung, dass derartig große Unter- schiede vermieden werden sollten. Sie vermute, dass Abgeordnete, die von einer Änderung betroffen wären, eine Verkleinerung des Wahlkreises Nr. 9 – Nürtingen – verhindert hätten.

Ein Abgeordneter der Fraktion GRÜNE erkundigt sich danach, ob der Lan- desregierung Daten vorlägen, wie sich die Zahl der Wahlberechtigten in den einzelnen Landtagswahlkreisen von 2001 bis zur Europawahl 2004 ent- wickelt habe.

Eine Abgeordnete der Fraktion der SPD bittet um Auskunft, ob aufgrund der zum Zeitpunkt der Landtagswahl im Jahr 2006 tatsächlich vorhandenen Wahlberechtigten eine Anfechtung dieser Wahl möglich sei, oder ob zur Ent- scheidung, ob die Wahl gültig sei, die Daten der letzten Landtagswahl heran- gezogen würden.

Ein Vertreter des Innenministeriums teilt mit, nach der Rechtsprechung des Staatsgerichtshofs werde bei Landtagswahlen eindeutig die Zahl der Wahlbe- rechtigten zum Zeitpunkt der letzten Landtagswahl zugrunde gelegt. Diese Daten seien auch Maßstab dafür, ob der Gesetzgeber Wahlkreise neu zu- schneiden müsse. Die gesetzlich zulässigen Grenzen lägen laut Staatsge- 1 richtshof für das Landtagswahlrecht bei plus/minus 33 /3 %, und daran orientiere sich die erwähnte 25-%-Grenze für das Tätigwerden des Gesetzge- bers. Im Wahlkreis Nr. 9 – Nürtingen – sei zwar eine leicht steigende Ten- denz feststellbar, und zwar von plus 23,2 % Abweichung im Jahr 2001 hin zu plus 23,5 % Abweichung im Jahr 2004, doch sei dieser Anstieg so gering, dass ein baldiges Erreichen der kritischen Grenze nicht zu befürchten sei.

Der Ausschuss beschließt mit 10 : 7 Stimmen ohne Stimmenthaltungen, dem Antrag Nr. 2 zuzustimmen.

Den Nummern 1 bis 18 des Artikels 1 des Gesetzentwurfs wird einstim- mig zugestimmt.

Artikel 2 und Artikel 3

Artikel 2 und Artikel 3 des Gesetzentwurfs wird einstimmig zugestimmt.

Ein Abgeordneter der Fraktion der CDU trägt die Begründung des Antrags Nr. 3 vor.

Ein Abgeordneter der Fraktion der SPD legt dar, bereits zu Beginn der Legis- laturperiode seien notwendige Änderungen des Zuschnitts der Wahlkreise Thema im Landtag gewesen. Eine Veränderung sei in erster Linie deshalb ge- boten, weil, da das Wahlrecht in Baden-Württemberg auf die absolute Stim- menzahl abstelle, möglichst gleich große Wahlkreise für eine möglichst große Chancengleichheit einen hohen Stellenwert hätten. Daher sollten Maß- nahmen ergriffen werden, um zu erreichen, dass analog zum Bundestags- wahlrecht die Zahl der Wahlberechtigten in jedem Wahlkreis nur um maxi- mal 15 % vom Durchschnittswert abweiche, und dies bedeute eine durchgrei- fende Wahlkreisreform, in der sinnvollerweise auch strukturelle Fragen be- rücksichtigt werden sollten, beispielsweise eine Reduzierung der Zahl der

7 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 3825

Wahlkreise und eine Erhöhung der Zahl der Zweitmandate oder der durch ein anderes System zu vergebenen Mandate. Unter den Fraktionsvorsitzenden habe einmal Einigkeit darüber bestanden, dass dies noch in der laufenden Le- gislaturperiode geschehen sollte; denn nur dann sei die nunmehr beabsich- tigte Beschränkung auf nur wenige Wahlkreise, bei denen die Abweichung über 25 % betrage, verfassungsrechtlich akzeptabel. Seine Fraktion lege aus den genannten Gründen großen Wert darauf, dass noch in der laufenden Le- gislaturperiode für die übernächste Landtagswahl im Jahr 2011 ein Neuzu- schnitt der Wahlkreise erfolge, und diesem Ziel diene der vorliegende Ent- schließungsantrag Nr. 1. Der darin enthaltene Termin Juli 2005 ergebe sich daraus, dass es danach nahezu ausgeschlossen sei, während des dann bereits beginnenden Wahlkampfs einen Neuzuschnitt der Wahlkreise sachlich zu dis- kutieren.

Abschließend trägt er den Entschließungsantrag Nr. 1 nochmals vor und bit- tet um Zustimmung.

Ein Abgeordneter der Fraktion GRÜNE schließt sich diesen Ausführungen des SPD-Abgeordneten und insbesondere dessen Hinweis auf die Chancen- gleichheit an und führt weiter aus, in der Öffentlichkeit kritisierten Vertreter der baden-württembergischen Regierungsfraktionen immer wieder mangeln- den Reformeifer auf Bundesebene, doch immer dann, wenn es um Reformen in Baden-Württemberg gehe, beispielsweise eine Änderung des Ministerge- setzes oder des Landtagswahlrechts, lasse der Reformeifer zu wünschen übrig. Er erinnere in diesem Zusammenhang daran, dass es nicht einmal möglich sei, vom d'Hondt'schen Höchstzahlverfahren, das die kleineren Par- teien benachteilige, abzukommen.

Der Ausschuss beschließt jeweils mit 9 : 6 Stimmen ohne Stimmenthal- tungen, den Entschließungsantrag Nr. 1 und den Antrag Drucksache 13/3594 abzulehnen.

Dem Antrag Nr. 3 stimmt der Ausschuss mit 9 : 6 Stimmen zu.

Der Antrag Drucksache 13/3280 wird mit 9 : 5 Stimmen bei einer Stimm- enthaltung abgelehnt.

Der Vorsitzende teilt mit, die Eingabe des CDU-Ortsverbands Massenbach- hausen sei zwar noch nicht erledigt, weil erst im Rahmen der Zweiten Bera- tung ein entsprechender Antrag eingebracht werde, doch habe der Ausschuss die Anregung dieses Ortsverbands zur Kenntnis genommen und könne dem Plenum empfehlen, diese Eingabe für erledigt zu erklären.

Der Ausschuss stimmt diesem Vorschlag ohne förmliche Abstimmung zu und erhebt seine Beschlüsse zur Beschlussempfehlung an das Plenum.

08. 12. 2004

Birzele

8 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 3825

9 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 3825

10 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 3825

11 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 3825

12 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 3825

13 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 3825

14 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 3825

15 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 3825

Anlage 1.3.1

An den Vorsitzenden des CDU-Bezirksverbandes Nordwürttemberg Herrn Günther H. Oettinger MdL Schaeuffelenstr. 13

74076 Heilbronn

25. November 2004

Sehr geehrter Herr Oettinger, lieber Günther,

für die Übermittlung des Schreibens des Innenministeriums Baden-Württem- berg vom 12. November 2004 zum Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Landtagswahlgesetzes – hier: Änderung der Landtagswahlkreise – bedanke ich mich im Namen des CDU-Kreisverbandes Ludwigsburg sehr herzlich und nehme wie folgt Stellung:

Der CDU-Kreisverband Ludwigsburg hat sich in seiner Sitzung vom 27. Okto- ber 2004 mit den mit dem genannten Schreiben genannten Fragen beschäftigt und hinsichtlich der ihn betreffenden Punkte eine Empfehlung beschlossen. Ohne Gegenstimme sprach sich die Ortsvorsitzendenkonferenz für die Vari- ante aus, die Gemeinde Sachsenheim vom Wahlkreis 14 in den Wahlkreis 13 zu verlegen. Der Kreisvorstand beschloss dies einstimmig als Forderung, stellt diese Lösung doch diejenige dar, die am wenigsten in die Struktur der belege- nen Landkreise eingreift. Die Beachtung dieser Strukturen muss Vorrang vor anderen Motivationen haben, die über die Rechtfertigung einer temporären Opportunität nicht hinausreichen.

Mit freundlichen Grüßen Für die Richtigkeit:

Rainer Wieland MdEP Heike Göttlicher Kreisvorsitzender Kreisgeschäftsführerin

16 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 3825

Anlage 1.3.2

An den CDU-Bezirksvorsitzenden der CDU Nordwürttemberg Herrn Fraktionsvorsitzender Günther H. Oettinger

Stuttgart

25. November 2004

Sehr geehrter Herr Vorsitzender, lieber Günther,

vor einigen Tagen wurden wir als Kreispartei zu einer Stellungnahme bezüg- lich der Neueinteilung der Landtagswahlkreise, namentlich zu geplanten Än- derungen der Wahlkreise 18 (Heilbronn), 19 (Eppingen) und 20 (Neckarsulm) aufgefordert.

Der CDU-Kreisvorstand hat sich nun intensiv mit der Thematik beschäftigt und möchte folgende einstimmig verabschiedete Stellungnahme abgeben.

Von den im Gesetzentwurf der Landesregierung aufgezeigten Alternativen halten wir keine für geeignet. Die vorgeschlagenen Lösungen sind mit Blick auf die gewachsenen Bevölkerungsstrukturen ungeeignet.

Der CDU-Kreisvorstand schlägt daher vor, die Gemeinden Flein und Talheim aus dem Wahlkreis 19 (Eppingen) in den Wahlkreis 18 (Heilbronn) zu geben.

Die Gemeinde Flein ist eng mit der Stadt Heilbronn „zusammengewachsen“. Dies hängt insbesondere damit zusammen, dass die Gemeinde Flein zum „Stadtbusgebiet“ gehört. Insofern ist von der Bevölkerungsstruktur her eine sehr enge Anbindung zur Stadt Heilbronn gegeben. Ganz Ähnliches gilt für die Gemeinde Talheim. Schon vor Jahrzehnten haben viele Heilbronner in Talheim Immobilien erworben, unterhalten aber weiterhin sehr starke beruf- liche und familiäre Bindungen zur Stadt Heilbronn. Auch was die geogra- fische Arrondierung des Wahlkreises 18 (Heilbronn) angeht, wäre die Lösung Flein/Talheim die richtige Lösung. Der Wahlkreis 19 (Eppingen) müsste dann einen entsprechenden Ausgleich aus dem Wahlkreis 14 (Bietigheim- Bissingen), so wie seitens der Landesregierung auch vorgeschlagen, erhalten.

Die Änderungsvorschläge der Landesregierung den Wahlkreis 18 betreffend halten wir wie gesagt aus den genannten Gründen alle für nicht sachgerecht. Unter den im Gesetzentwurf gemachten drei Vorschlägen wäre aus unserer Sicht allenfalls Alternative 1 (Massenbachhausen und Schwaigern) am ehes- ten vertretbar. Man muss aber klar sehen, dass auch diese Lösung, sowohl was die geografische Arrondierung des Wahlkreises 18 angeht, wie auch von der Bevölkerungsstruktur her, nur schwer zu rechtfertigen ist. Die anderen Vorschläge kommen aus unserer Sicht nicht in Frage.

Mit freundlichen Grüßen

Thomas Strobl MdB

17 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 3825

18 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 3825

19 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 3825

20 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 3825

21 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 3825

22 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 3825

23 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 3825

24 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 3825

25 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 3825

26 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 3825

27 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 3825

28