DER WESTWALL in DER LANDSCHAFT Aktivitäten Des Naturschutzes in Der Zeit Des Nationalsozialismus Und Seine Akteure
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DER WESTWALL IN DER LANDSCHAFT Aktivitäten des Naturschutzes in der Zeit des Nationalsozialismus und seine Akteure 1 Dr. Nils M. Franke. Mainz, März 2015 Dr. Nils Franke DER WESTWALL IN DER LANDSCHAFT Aktivitäten des Naturschutzes in der Zeit des Nationalsozialismus und seine Akteure INHALT Editorial 6 Einleitung 8 1. Vorbemerkung 9 2. Anmerkungen zum Naturschutz im Kaiserreich, der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus 10 Der Westwall 13 1. Basisinformationen zum Westwall 14 2. Was war der Westwall? – Dimensionen einer monströsen militärischen Anlage 16 2.1 Warum wurde der Westwall gebaut? 16 2.2 Wie „groß“ war der Westwall bzw. die Luftverteidigungszone West? 18 2.3 War der Westwall einmalig? Vorläufer und Nachfolger des Westwalls 19 2.4 Welche Bedeutung hatte der Westwall für die NationalsozialistInnen? War es nur eine militärische Anlage? Das „ungeheuerliche Bauwerk“: Der Westwall als wichtiger Versuchsraum nationalsozialistischer Raumordnungspolitik 20 2.5 Wer erbaute den Westwall? 24 2.6 Wer sicherte den Westwall beim Bau? 26 Die Rolle des Naturschutzes bei Planung und Bau des Westwalls 27 1. Spielte der Naturschutz bei der Planung des ehemaligen Westwalls durch die Organisation Todt eine Rolle? Falls ja, wer, wann und welche? Gibt es Planungsunterlagen hierzu? 28 2. Haben Naturschützer an der Tarnung der Bauwerke mitgearbeitet? Falls ja, wer, wie und in welchem Zeitraum? Gibt es Pflanzpläne, Pflanzlisten o.ä., aus denen sich die Art der Arbeiten erschließt? 31 2.1 Die Landschaftsanwälte A. Seiferts: Organisation, Struktur und Tätigkeit 31 2.2 Dauer der Arbeiten 35 2.3 Wie effektiv waren die Arbeiten? 36 2.4 Was wurde angepflanzt? 37 Exkurs: Reinhold Tüxen (1899 – 1980) – „Grundlagenforschung“ für Naturschutz und Landnutzer im Nationalsozialismus 45 2.5 Blut-und Boden-Ideologie am Westwall – Die Einfügung der Militäranlage in das Landschaftsbild 48 3. Gab es Wechselwirkungen zwischen den Planungsregeln für den Westwall und denen des Reichskommissariats für die Festigung deutschen Volkstums (RKF) für die „eingegliederten Ostgebiete“? Wer war involviert? 52 3.1 Der Sonderfall Auschwitz 57 4. Wissenstransfer: Die Tarnung militärischer Anlagen im gesamten deutschen Einflussbereich der Wehrmacht und der SS 60 5. Ausdehnung der Tätigkeit der Landschaftsanwälte auf die von der Wehrmacht besetzten Gebiete und neue Strukturen 62 6. Das Ende – Die Beispiele A. Seifert und G. Kragh 66 7. Detailfragen 68 7.1 Hat die Organisation Todt vor Erlass der „Landschaftsregeln“ durch das Reichskommissariat für die Festigung deutschen Volkstums (RKF) Regeln für die Bepflanzung von Straßen eingeführt, die möglicherweise auch bei den Tarnungsarbeiten zum Tragen kamen? 68 7.2 Spielte der Naturschutz bei den Umsiedlungsprojekten in der sog. „Luftverteidigungszone West“ eine Rolle? 68 7.3 Falls ja, welche? Gibt es Planungsunterlagen? 68 7.4 Waren privat organisierte Naturschützer (Reichsbund für Vogelschutz u. a.) am ehemaligen Westwall aktiv? Wann, wo, wer und wie? 68 8. Offene Fragen 69 Ausblick 70 Archivquellen und Literatur 72 Archivquellen 73 Literatur 76 Bildnachweis 81 Internetquellen 82 Ulrike Höfken Staatsministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten Rheinland-Pfalz EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser, die Relikte des Westwalls markieren die westliche schiedliche Bevölkerungskreise involvierten, Landesgrenze. Sie sind heute teilweise gesprengt sei es als Täter, sei es als Opfer. Damit sind nicht und übererdet, teilweise in Wäldern und Gebü- nur Soldaten und die ortsansässige Bevölkerung schen verborgen. Einige Höckerlinien und Panzer- gemeint. Z. B. war auch die Industrie, vor allem gräben sind deutlich sichtbar. die Zementindustrie, über die „Organisation Todt“ eingebunden, die den Bau organisierte, Vor allem BUND und POLLICHIA haben sich in und hat davon profitiert und dabei prosperiert. den vergangenen Jahren für die Erhaltung und Das nationalsozialistische Regime initiierte Flur- Entwicklung der Relikte des Westwalls als bereinigung, Regionalplanung oder Dorferneue- Lebensraum für Pflanzen und Tiere eingesetzt: rung. Planer hatten Hochkonjunktur. mit Entwicklungs- und Erprobungsprojekten, mit Kartierungen, Öffentlichkeitsarbeit und Auch der Naturschutz der Zeit zwischen 1933 Führungen. Dafür danke ich ihnen sehr. Ich habe und 1945 war mit seinen unterschiedlichen dieses Engagement gern unterstützt. Die Landes- Gruppie rungen – als Teil der Verwaltung, in regierung und besonders auch Umwelt- und Vereinen, in Wissenschaft und mit freiberuflichen Finanzministerium haben sich für die Erhaltung Landschaftsgestaltern – involviert. der ehemaligen West wallanlagen gegenüber dem Bund eingesetzt und die Zusammenarbeit mit Für die „Organisation Todt“ arbeitete v. a. ein Kreis Denkmalschutz und politischer Bildung gesucht. von freischaffenden Landschaftsgestaltern, die Anfang 2014 hat das Land eine Vereinbarung mit sich „Landschaftsanwälte“ nannten. Sie enga- dem Bund getroffen, um die Relikte des West- gierten sich mit ihrem Wissen für die sogenannte walls und die damit verbundenen Verkehrssiche- „Einbindung der Bauwerke des Westwalls in die rungspflichten zu übernehmen. Der Vorstand der Landschaft“, um sie so gut wie möglich zu tarnen. neuen Landesstiftung „Grüner Wall im Westen F. Todt war begeistert von ihrer Arbeit. Sie mach- – Mahnmal ehemaliger Westwall“ hat sich am ten das, was wir heute Landschaftsplanung, 10. 3. 2015 konstituiert. Eingriffsregelung, Biotoppflege und -entwicklung nennen. Diese Instrumente sind heute fester Be- Für den Naturschutz – sowohl im privat organisier- standteil des Naturschutzes. ten Naturschutz als auch in der Naturschutzver- waltung des Landes – hat das Thema „Entwicklung Vor diesen Hinweisen konnten und wollten wir eines Biotopverbundes am Westwall“ bisher hohe nicht die Augen verschließen. Nach meiner Über- Priorität genossen, ebenso wie der Artenschutz. zeugung können wir uns als Naturschützerinnen und -schützer nicht für die Erhaltung des ehema- Die wissenschaftliche Literatur weist uns aller- ligen Westwalls und seine Entwicklung zu einem dings auch seit geraumer Zeit darauf hin, dass Biotopverbund engagieren, ohne uns mit der Bau und „Nutzung“ des Westwalls während der Geschichte des Bauwerks auseinanderzusetzen Zeit des Nationalsozialismus viele und sehr unter- und uns zu den Aktivitäten von Vertreterinnen 6 und Vertretern unserer Fachrichtung während Pflanzlisten o.ä., aus denen sich die Art der der NS-Zeit zu positionieren. Sinn dieses Nachfor- Arbeiten erschließt? Im Hinblick auf die aktu- schens ist zweierlei: elle Biotopqualität vor Ort wäre das eine wertvolle Information. σ zu wissen was geschah, um eine Meinung bilden zu können; 3. Spielte der Naturschutz bei den Umsiedlungs- σ in Verantwortung für dieses politische Erbe projekten in der sog. „Luftverteidigungszone die Frage zu stellen, welche Lehren wir heute West“ eine Rolle? Falls ja, welche? Gibt es aus dieser Vergangenheit ziehen. Planungsunterlagen? Haben bei den Planungen die Beispielsplanungen für die „neuen Dorf- Wenn Bundespräsident Joachim Gauck sagt landschaften“ seitens der SS eine Rolle ge- „Es gibt keine deutsche Identität ohne Auschwitz“ spielt? Haben die sog. „Landschaftsregeln“ des meint er ja genau das: Darüber zu reflektieren, Reichskommissariats für die Festigung deut- welche Lehren wir aus der nationalsozialistischen schen Volkstums eine Rolle gespielt? Wer war Vergangenheit unserer Vorfahren, auch der beruf- konkret involviert? Sind Erfahrungen aus dem lichen Vorgänger ziehen. Westwall dort eingeflossen? Eine abschließende Antwort darauf kann ich 4. Waren privat organisierte Naturschützer am Ihnen heute nicht geben. Ich kann Ihnen aber Westwall aktiv? Wann, wo, wer und wie? sagen, dass das Gutachten viel Stoff zum Nach- denken gibt. Dem Autor, Herrn Dr. Franke, danke ich an dieser Stelle ausdrücklich für seine umfassende und fun- Aufgabe des Gutachters war, basierend auf dierte Arbeit. Sie hilft uns im Umweltministerium Archiv quellen und wissenschaftlicher Literatur sehr, uns Gedanke darüber zu machen, in welchen die Rolle des Naturschutzes bei Planung und Bereichen wir innerhalb des Naturschutzes kritisch Bau des Westwalls nachzuzeichnen. Wir haben Spuren der Vergangenheit nachgehen sollten. hierzu folgende konkrete Fragen gestellt, die das Gutachten beantwortet hat. Jede Leserin und jeder Leser und alle Akteurinnen und Akteure des Naturschutzes, egal welcher Or- 1. Spielte der Naturschutz bei der Planung des ganisationsform, können sich auch auf Basis des Westwalls durch die Organisation Todt Gutachtens zur Vergangenheit des Naturschutzes eine Rolle? Falls ja, wer, wann und welche? bei Planung und Bau des Westwalls eine eigene Gibt es Planungsunterlagen hierzu? Position erarbeiten. Angesichts der Betroffenheit, die das Gutachten sicherlich bei einigen auslösen 2. Haben Naturschützer an der Tarnung der wird, wird das nicht immer einfach sein. Aber wir Bauwerke mitgearbeitet? Falls ja, wer, wie und sollten uns dieser Aufgabe stellen. Dazu wünsche in welchem Zeitraum? Gibt es Pflanzpläne, ich Ihnen allen Mut und Klarheit. 7 EINLEITUNG 8 1. VORBEMERKUNG Es wäre ein doppelter Irrtum, nähme man an, werden, aber er bedeutet auch – und das die Bunker, Höcker, Laufgräben usw. des West- ist eine neue Erkenntnis für die Naturschutz- walls wären von den NationalsozialistInnen geschichte –, dass die Mitarbeit bei Planung als eine gut sichtbare Verteidigungslinie geplant und Bau des Westwalls dem deutschen und gebaut worden. Beides trifft nicht zu: Naturschutz angesichts der Stellung von Wehrmacht