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BESCHLUSSABTEILUNG Kaiser-Friedrich-Str

BESCHLUSSABTEILUNG Kaiser-Friedrich-Str

BUNDESKARTELLAMT 53113 9. BESCHLUSSABTEILUNG Kaiser-Friedrich-Str. 16 Telefon: (0228) 94 99-534 Zentrale: (0228) 94 99-0 Gesch.-Z.: B 9 – 56/09 Telefax: (0228) 94 99-166 *

FÜR DIE VERÖFFENTLICHUNG BESTIMMT FUSIONSVERFAHREN VERFÜGUNG GEMÄSS § 40 ABS. 2 GWB

BESCHLUSS

In dem Verwaltungsverfahren

1. TUI AG Verfahrensbevollmächtigte 1. bis 6.:

2. TUI Travel plc, Crawley, UK Rechtsanwälte WilmerHale 3. Leibniz Service GmbH, Hannover Friedrichstraße 95 10117 4. Hapag-Lloyd Fluggesellschaft mbH, Hannover-Langenhagen

5. Hapag-Lloyd-Express GmbH, Hannover-Langenhagen

6. TUIfly-Group GmbH (NewCo), Hannover

7. plc, Berlin Verfahrensbevollmächtigte 7. und 8.:

Rechtsanwälte 8. Air Berlin Luftverkehrs KG, Berlin Freshfields Bruckhaus Deringer Feldmühleplatz 1 40545 Düsseldorf

- Beteiligte –

G:\eg2\Internet\Archiv\Entscheidungen\Fusionen\2009\B9-56-09a.doc - 2 -

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wegen Prüfung eines Zusammenschlussvorhabens nach § 36 GWB hat die 9. Beschluss- abteilung des Bundeskartellamtes am 4. September 2009 beschlossen:

Das mit Schreiben vom 20. April 2009 angemeldete und mit Schreiben vom 5. August 2009 geän- derte Zusammenschlussvorhaben wird freigegeben.

Gegenstand der Anmeldung sind die mit Schreiben vom 5. August 2009 angegebenen Beteili- gungsverhältnisse sowie der Teil des Streckenportfolios der Veräußerin, der die Strecken des so- genannten CCB umfasst (Anlage 1.2. zum Geschäftsübertragungsvertrag vom 27. März 20091, siehe unter A.I.). Nicht Gegenstand der Anmeldung und damit nicht Gegenstand der Freigabe sind insoweit alle Strecken, die dem Geschäftsbereich des sogenannten CB2 zugeordnet sind.

Die Gebühr für diese Entscheidung wird unter Anrechnung der gesondert anzusetzenden Gebühr von [...] Euro für die Anmeldung des Zusammenschlussvorhabens auf

[...] Euro (in Worten: [...] Euro)

festgesetzt und den Beteiligten zu 1. und 7. auferlegt.

Gründe

A. Sachverhalt

Die Verfahrensbevollmächtigten der Beteiligten haben gemeinsam mit Schreiben vom 20. April 2009 ein Zusammenschlussvorhaben gemäß § 39 Abs. 1 GWB angemeldet, das mit Schreiben vom 5. August 2009 modifiziert wurde und sich wie folgt darstellt:

I. Zusammenschlussvorhaben

1. Das aktuelle Zusammenschlussvorhaben (5. August 2009)

Die Leibniz Service GmbH, Hannover (Leibniz), eine Konzerngesellschaft der TUI Travel PLC, will sich an der Air Berlin PLC mit einer Minderheitsbeteiligung von 9,9% beteiligen. Die Air Berlin PLC will indirekt eine Beteiligung in gleicher prozentualer Höhe an der zu gründen- denTUIfly-Group GmbH (nachfolgend auch: NewCo) erwerben, die von Leibniz bzw. mittel- bar von TUI Travel kontrolliert wird. Unter der Marke TUIfly operieren die eigenen Flugge- sellschaften Hapag Lloyd Flug GmbH (HLF) und Hapag Lloyd Express GmbH (HLX), mit de- nen TUI Travel ihr Veranstaltergeschäft in Deutschland betreibt. Über diese Beteiligung hin-

1 Anlage 2 der Anmeldung vom 20.4.2009 2 Charter Business

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aus werden weder Air Berlin noch Leibniz weitere kartellrechtlich relevante Rechte an den jeweiligen Gesellschaften gewährt.

Die Air Berlin PLC will darüber hinaus durch die Air Berlin PLC & Co Luftverkehrs KG (Air Berlin KG) das Streckenportfolio des Städteflugbereichs (City Carrier Busines –CCB, fortan: das Zielobjekt) von TUIfly übernehmen. Dieses umfasst die folgenden Strecken:

Deutschland: (7 Strecken) Köln , Berlin, Memmingen, Westerland/Sylt Berlin Memmingen Hannover, Westerland/Sylt

Österreich: (14 Strecken) Köln Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Linz, Salzburg Düsseldorf Klagenfurt, Salzburg Hannover Klagenfurt, Salzburg Hamburg Klagenfurt, Salzburg Berlin3. Innsbruck, Klagenfurt, Salzburg

Ägypten: (3 Strecken) Köln Kairo München Kairo Berlin Kairo

Spanien: (7 Strecken) Köln Malaga, Bilbao4, Valencia Memmingen5. Valencia Hannover Valencia Stuttgart Valencia, Malaga

Frankreich: (4 Strecken) Köln Calvi/Korsika, Grenoble Hannover /Orly Hamburg Grenoble

Großbritannien: (5 Strecken) Köln , Birmingham Hannover Manchester, Newcastle Stuttgart Manchester

Griechenland: (8 Strecken) Düsseldorf Thessaloniki Memmingen Thessaloniki Thessaloniki Hannover Thessaloniki Hamburg Thessaloniki München Thessaloniki Nürnberg Thessaloniki Stuttgart Thessaloniki

3 Berlin-Tegel 4 Nordküste von Spanien 5 Allgäu

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Kroatien: (7 Strecken) Köln Reijka Hannover Reijka, Dubrovnik München Reijka, Dubrovnik Stuttgart Reijka, Dubrovnik

Israel: (4 Strecken) Köln Hamburg Tel Aviv München Tel Aviv Berlin Tel Aviv

Italien: (55 Strecken) Brindisi, Cagliari/Sardinien, Rom/Ciampino, Catania/Sizilien, Köln Neapel,Olbia/Sardinien, Palermo/Sizilien, Pisa, Rimini, Vene- dig Düsseldorf Catania, Neapel, Olbia, Palermo, Venedig Memmingen Rom/Fiumicino, Neapel Münster Venedig Frankfurt Catania, Neapel, Olbia, Palermo Mailand/Bergamo, Catania, Rom/Fiumicino, Neapel, Olbia, Hannover Palermo, Pisa, Rimini, Venedig Hamburg Catania, Neapel, Olbia, Venedig Neapel München Brindisi, Cagliari, Catania, Neapel, Olbia, Palermo, Rimini Mailand/Bergamo, Brindisi, Cagliari, Catania, Neapel, Olbia, Stuttgart Palermo, Pisa, Rimini, Venedig Berlin Palermo, Venedig

Marokko: (2 Strecken) Köln Nador, Tanger

Portugal: (3 Strecken) Köln Porto Hamburg Porto Stuttgart Porto

Schweden: (2 Strecken) Hannover Arlanda/ Stuttgart Arlanda/Stockholm

Tunesien: (1 Strecke) Köln Tunis

Türkei: (2 Strecken) Frankfurt Hannover Istanbul

Die Übernahme dieses Streckenportfolios durch Air Berlin erfolgt im Rahmen eines Wet- lease-Vertrags zwischen HLF als Leasinggeber und Air Berlin KG als Leasingnehmer. Da- nach soll Air Berlin KG das gesamte Zielobjekt auf eigene Rechnung und unter der Über- nahme des wirtschaftlichen Risikos sowie unter der eigenen unternehmerischen Kontrolle

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führen6. Die Flüge werden von Air Berlin KG vermarktet (commercial control) und Air Berlin KG übernimmt die Kosten für Betankung, Abfertigungsdienste an Flughäfen, Catering- Dienste für die Bordverpflegung sowie für die Versicherung von Passagieren, Gepäck usw. Durchgeführt werden die Flüge mit zunächst [...] Flugzeugen inklusive der Crew von HLF, die damit auch im Eigentum der NewCo verbleiben (operational control). HLF trägt damit die Ver antwortung für den technischen Betrieb und die sichere Durchführung des Fluggeschäfts. Der Wetlease-Vertrag wird auf [...] Jahre abgeschlossen und kann je zweimal um [...] Jahre verlängert werden. Darüber hinaus werden im Rahmen des Erwerbs weitere Verträge, Ver- mögensgegenstände und Verbindlichkeiten auf die Air Berlin KG übertragen. Bei den Verträ- gen handelt es sich um Beförderungsveträge mit Kunden, ad-hoc Chartervereinbarungen, Dienstleistungsverträge mit Flughäfen, Verkehrsmittelwerbeverträge sowie Verträge über Bodenabfertigungsdienstleistungen und Fracht, die sich alle jeweils auf das Zielobjekt bezie- hen. Bei den Vermögensgegenständen handelt es sich insbesondere um die Übertragung der Slots für die Bedienung der zu übernehmenden Strecken. Die von der Air Berlin KG zu übernehmenden Verbindlichkeiten umfassen alle Verbindlichkeiten und Verpflichtungen von TUIfly (HLF und HLX) gegenüber Dritten aus den vorgenannten Verträgen. Schliesslich übernimmt Air Berlin KG [...] Mitarbeiter von HLF aus den Verkaufs- und Planungsbereichen der TUIfly (Controlling & Finance, Operations sowie Marketing & Sales).

Das Streckenportfolio im Charterbereich (Charter Business - CB), welches vornehmlich Stre- cken in die klassischen Feriengebiete um das Mittelmeer umfasst, wird bei TUIfly verbleiben, die dieses Geschäft überwiegend für den eigenen Reiseveranstalter, die TUI Deutschland GmbH, weiterhin mit [...] Flugzeugen betreiben wird.

2. Das ursprüngliche Zusammenschlussvorhaben (20. April 2009)

Die Parteien hatten im Rahmen des Zusammenschlussvorhabens zunächst folgende Beteili- gungsabsichten angemeldet:

Air Berlin PLC beteiligt sich mit 19,9% der Anteile an NewCo. Der Kaufpreis für dieses An- teilspaket sollte [...] €. Betragen. Der Gesellschaftsvertrag von NewCo (Anlage 4 der Anmel- dung) räumte Air Berlin PLC darüber hinaus – neben einer Gewinnbeteiligung - ein Veto- Recht für wesentliche gesellschaftsrechtliche Entscheidungen ein. Umgekehrt wollten sich Leibniz oder die TUI AG mit 19,9% der Anteile an Air Berlin PLC beteiligen. Zu diesem Zweck sollte Air Berlin PLC eine Erhöhung des Stammkapitals vornehmen, an dem Leibniz sodann 16.326.721 Aktien zu einem Kaufpreis von etwa [...] € zeichnen wollte. Leibniz erhielt darüber hinaus das Recht, ein Mitglied (non-executive member) des Vorstands der Air Berlin PLC zu benennen.

6 Geschäftsübertragungsvertrag, S. 3, Präambel C, Anlage 2 der Anmeldung

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II. Verfahrensgang

Nach Prüfung der Anmeldung vom 20. April 2009 hat die Beschlussabteilung festgestellt, dass das angemeldete Vorhaben in den Geltungsbereich des Gesetzes gegen Wettbewerbsbe- schränkungen (GWB) fällt. Am 8. Mai 2009 haben die Leibniz Service GmbH, Hannover, und die Air Berlin PLC, Berlin, über deren Verfahrensbevollmächtigten die Mitteilung erhalten, dass die Beschlussabteilung in die Prüfung des Zusammenschlusses (Hauptprüfverfahren) eingetre- ten ist. Die Untersagungsfrist hierfür endete am 20. August 2009.

Im weiteren Verlauf des Verfahrens hat die Beschlussabteilung Auskünfte von Nachfragern (Kunden) und Wettbewerbern eingeholt, um die Verhältnisse auf den vom Zusammenschluss betroffenen Märkten im Bereich des Angebotes von Flugdienstleistungen von Deutschland in die europäischen Nachbarländer näher aufzuklären.

Auf der Grundlage der von den Beteiligten am 20. April 2009 eingereichten Unterlagen sowie der Ergebnisse der Befragung von Nachfragern und Wettbewerben hatte die Beschlussabtei- lung festgestellt, dass es durch das Zusammenschlussvorhaben im bestimmten Zielgebieten zur Entstehung bzw. Verstärkung einer marktbeherrschenden Stellung durch die Beteiligten kommen wird. Sie hat den Beteiligten in einem Gespräch beim Bundeskartellamt am 16. Juli 2009 mitgeteilt, das das Zusammenschlussvorhaben in dieser Form zu untersagen wäre. Um die Argumente der Beschlussabteilung gegen eine Freigabe des Zusammenschlussvorhabens zu entkräften, haben die Beteiligten einer Verlängerung der Untersagungsfrist bis zum 20. Sep- tember zugestimmt.

Mit Schreiben vom 5. August 2009 haben die Beteiligten sodann eine Änderung des Zusam- menschlussvorhabens in der unter I. genannten Form bekanntgegeben. Die entsprechenden vertraglichen Änderungen wurden der Beschlussabteilung – paraphiert – mit Schreiben vom 5. August 2009 vorgelegt. Dieses modifizierte Vorhaben ist Gegenstand dieser Verfügung.

Mit Schreiben vom 2. September 2009 hat die Beschlussabteilung den Beteiligten ihre wettbe- werbliche Einschätzung des Zusammenschlussvorhabens zur Warnehmung des rechtlichen Gehörs zugestellt. Am 4. September 2009 haben die Beteiligten der Beschlussabteilung mitge- teilt, dass sie auf eine Stellungnahme verzichten.

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III. Die beteiligten Unternehmen

1. TUI AG

TUI AG ist die Obergesellschaft des TUI-Konzerns mit Sitz in Hannover. TUI agiert haupt- sächlich in den Bereichen Touristik und Schiffahrt. Im Touristikbereich ist der TUI-Konzern in Deutschland und in anderen Ländern tätig und bietet Aktivitäten auf allen Stufen der Wert- schöpfungskette an. Diese Aktivitäten umfassen insbesondere die Reiseveranstaltung, die Reisevermittlung, Flugdienstleistungen für Reiseveranstalter und für Privatreisende, Unter- bringungsleistungen sowie Agenturdienstleistungen in den Zielgebieten. Die TUI AG kontrol- liert derzeit mit 51% der Anteile die TUI Travel, die die Touristik-Sparte der TUI AG europa- weit betreibt. 49% der Anteile an der TUI Travel wurden ursprünglich von den Aktionären der First Choice Holidays PLC gehalten, deren Aktivitäten anlässlich des Zusammenschlusses von TUI/First Choice7 auf die TUI Travel übertragen wurden. TUI Travel hat eine 100%ige Tochtergesellschaft Leibniz, die über 100%igen Tochtergesellschaften – TUI Deutschland und den unter der Marke TUIfly gemeinsam operierenden Fluggesellschaften HLF und HLX – das Veranstalter- und Fluggeschäft der TUI Travel in Deutschland betreibt.

TUI Deutschland ist dabei in den Bereichen Reiseveranstaltung (u.a. airtours, Gebeco, 1-2- 3-fly, Discount Travel, OFT Reisen, Wolters Reisen, Berge+Meer, Fox Tours und L’Tur), Rei- severmittlung (Reisebüros), Unterbringungsleistungen (Hotels) sowie Agenturdienstleistun- gen in Feriengebieten tätig.

Hinter der Marke TUIfly stehen die Fluggesellschaften Hapag Lloyd Flug GmbH (HLF) und Hapag Lloyd Express GmbH (HLX), die Flugverkehrsleistungen für die TUI Deutschland GmbH erbringen. Dabei erbringt HLF mit derzeit [...] Flugzeugen die Flugverkehrsleistungen, während HLX diese vermarktet. Die Aktivitäten von TUIfly im Flugverkehr sind in zwei Ge- schäftsbereiche aufgeteilt, das Citygeschäft (CCB) und das Chartergeschäft (CB). Tuifly bie- tet dabei aus Deutschland heraus keine Langstreckenflüge an.

Im Chartergeschäft (CB) führt HLF mit [...] Flugzeugen die Flugdienstleistungen für TUI Deutschland [...] für deren Veranstaltergeschäft durch. Die Kapazitäten des Chartergeschäfts werden damit „ganz überwiegend“ für das Angebot an Flugpauschalreisen durch TUI Deutschland sowie durch andere mit TUI Travel verbundene Veranstalter genutzt und dane- ben – in geringem Umfang - an dritte Reiseveranstalter sowie im Einzelplatzverkauf an End- verbraucher abgesetzt.

7 Entscheidung der Kommission, COMP/M.4600 – TUI/First Choice vom 4. Juni 2007

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Im Citygeschäft (CCB) bedient HLF mit derzeit [...] Flugzeugen bestimmte innerdeutsche Strecken sowie Strecken zwischen deutschen und ausländischen Urlaubsorten im Mittel- streckenbereich (siehe unter I. Streckenportfolio des CCB). Diese Flüge werden „vornehm- lich“ im Einzelplatzverkauf an Endverbraucher vermarktet sowie in „geringem Umfang“ an verbundene und dritte Reiseveranstalter. TUIfly hat in diesem Geschäftsbereich im vergan- genen Geschäftsjahr insgesamt [...] Passagiere befördert. Der im Jahr 2008 mit diesem Ge- schäft erzielte Umsatz beläuft sich auf [...] € weltweit, davon [...] € innerhalb der EU und ca. [...] € in Deutschland.

TUI hat angegeben, dass sie sich von dem City-Geschäft aus wirtschaftlichen Gründen tren- nen will. [...] Ein Verkauf der gesamten Flotte sei jedoch derzeit nicht beabsichtigt.

Die TUI AG erwirtschaftete mit verbundenen Unternehmen im Jahr 2008 weltweit einen kon- solidierten Gesamtumsatz von ca. 25 Mrd. €. Davon entfielen ca. [...] Mrd. € auf die EU und etwa [...] € auf Deutschland. Der mit dem Fluggeschäft der TUIfly erwirtschaftete Umsatz be- trug davon weltweit [...] €, davon entfielen [...] € auf die EU und ca. [...] € auf Deutschland.

2. Air Berlin

Air Berlin ist ein Anbieter von Flugdienstleistungen. Das Kerngeschäft der ist das An- gebot von innerdeutschen Städteverbindungen und Verbindungen in europäische und au- ßereuropäische Metropolen sowie in klassische Ferienorte rund um das Mittelmeer. Seit der Übernahme der LTU (2007) bietet Air Berlin auch Langstreckenflüge in touristisch interes- sante Städte nach USA und Asien sowie in die klassischen Feriengebiete (Karibik, Maledi- ven, Indischer Ozean etc.) an. Insoweit ist Air Berlin für die deutschen Reiseveranstalter ein wichtiger Anbieter für Flugdienstleistungen im Bereich der Pauschalreisetouristik. Im Jahr 2007 hatte Air Berlin ca. [50-60] %8 der Veranstalterplätze für Pauschalreisen in Feriengebie- te rund um das Mittelmeer befördert. Die Flotte der Air Berlin umfasst derzeit (Ende 2008) insgesamt [...] Flugzeuge. Seit 2009 hält die türkische Investorengruppe ESAS, die die türki- schen Ferienfluggesellschaften Pegasus und IzAir kontrolliert, 18,3% der Anteile an der Air Berlin-Gruppe und ist damit derzeit größter Anteilseigner.

Im Jahr 2008 erzielte die Air Berlin-Gruppe einen konsolidierten weltweiten Gesamtumsatz von 3,4 Mrd. €. Davon entfielen ca. [...] € auf die EU und ca. [...] € auf Deutschland.

IV. Weitere Anbieter von Flugdienstleistungen im Inland

8 (B 9 – 154/07)Bei dem zu Grunde gelegten Marktvolumen wurden diejenigen Touristen abgezogen, die für die Ver- anstalter Thomas Cook und TUI Travel mit deren eigenen Fluggesellschaften und TUIfly befördert wurden.

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In Deutschland gibt es neben den Zusammenschlussbeteiligten u.a. die der zuzu- rechnenden Fluggesellschaften , und, als Kooperationsparter, die Cirrus , die Flugdienstleistungen im Inland und ins europäische Ausland anbieten. Da- neben gehören zum Lufthansa Regionalverbund die Fluggesellschaften , , Lufthansa Cityline und , die unter anderem Flugverbindungen nach Italien, Österreich und Kroatien anbieten. Im Segment der Ferienfluggesellschaften gibt es die Condor Flugdienst GmbH, sowie bezüglich des Regionalmarktes Türkei die der Lufthansa zuzurech- nende Sunexpress, ferner die , die GXL Airways und die Bluewings, wel- che überwiegen Fluggerät an Veranstalter verleasen. Für den Einzelplatzverkauf in Ferienge- biete und europäische Metropolen bieten und Flugdienstleistungen von ver- schiedenen deutschen Regionalflughäfen an.

Daneben gibt es eine Reihe europäischer Fluggesellschaften, die ebenfalls von deutschen Flughäfen Flugdienstleistungen für Flüge in den Mittelmeerraum und das benachbarte europäi- sche Ausland anbieten.

B. Rechtliche Beurteilung

I. Formelle Untersagungsvoraussetzungen

Das oben dargestellte Zusammenschlussvorhaben erfüllt die formellen Voraussetzungen ge- mäß §§ 35 ff., 130 Abs. 2 GWB.

Das GWB ist anwendbar, da die Beteiligten Umsätze überwiegend in Deutschland erzielen, so dass spürbare Inlandswirkungen nach § 130 Abs. 2 GWB durch den Zusammenschluss gege- ben sind.

Es liegt kein Zusammenschluss von gemeinschaftsweiter Bedeutung vor. Die beteiligten Unter- nehmen erreichen nicht die Umsatzschwellenwerte des Art. 1 der Europäischen Fusionskont- rollverordnung (FKVO).

Die Schwellenwerte gemäß § 35 Abs. 1 Nr. 1 und Nr. 2 GWB in Höhe von 500 Mio. € und 25 Mio. € werden bereits durch die Umsätze der Air Berlin überschritten; zudem erzielte keines der beteiligten Unternehmen im relevanten Geschäftsjahr weniger als 5 Mio. € im Inland. Damit ist der Anwendungsbereich der deutschen Zusammenschlusskontrolle eröffnet.

Der angemeldete Zusammenschluss erfüllt die Voraussetzungen des § 37 Abs. 1 Nr. 1, zweiter Halbsatz (Vermögenserwerb zu einem wesentlichen Teil) und Nr. 2 (Kontrolle über einen we- sentlichen Vermögensteil durch Einräumung von Nutzungsrechten) GWB.

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Die wechselseitige Beteiligung der Parteien an den jeweiligen Unternehmen erfüllt in der aktuell angemeldeten Form keinen Zusammenschlusstatbestand.

Das Vorhaben wurde auch bei den Wettbewerbsbehörden in Österreich, Portugal, Spanien, Ita- lien und Griechenland angemeldet.

II. Materielle Untersagungsvoraussetzungen

Das Zusammenschlussvorhaben gibt insgesamt keinen Anlass zu wettbewerblichen Bedenken. Dafür sind folgende Gründe ausschlaggebend:

Die Zusammenschlusskontrolle bezweckt die Verhinderung der Entstehung oder Verstärkung marktbeherrschender Stellungen. Sie erfordert daher eine marktbezogene Betrachtung, d.h. die Feststellung und Abgrenzung der betroffenen sachlich-gegenständlich, räumlich und ggf. zeit- lich relevanten Märkte. Unabhängig von der konkreten Abgrenzung im Einzelnen, erfordert die wettbewerbliche Beurteilung eines Zusammenschlusses eine Gesamtwürdigung sämtlicher, den wettbewerblichen Verhaltensspielraum begrenzenden Faktoren. Dies erfordert unter anderem eine Einbeziehung auch der Wettbewerbseinflüsse von außerhalb des relevanten Marktes.

Nach ständiger Rechtsprechung sind sämtliche Güter beziehungsweise Leistungen, die sich nach ihren Eigenschaften, ihrem wirtschaftlichen Verwendungszweck und ihrer Preislage so nahe stehen, dass der verständige Verbraucher sie als für die Deckung eines bestimmten Be- darfs geeignet und miteinander austauschbar ansieht, in einen Markt einzubeziehen. Neben der Austauschbarkeit aus Sicht der Marktgegenseite sind nach ständiger Praxis außerdem die Mög- lichkeiten der Anbieter zu berücksichtigen, ihr Angebot auf andere Waren oder Leistungen um- zustellen.

1. Sachliche Marktabgrenzung

Air Berlin und TUIfly sind Anbieter von Flugdienstleistungen in bestimmte Zielgebiete. In dieser Eigenschaft sind sie auf dem hier sachlich relevanten Markt für das Angebot an Flugdienst- leistungen für Passagiere9 tätig (hierzu unter a), der nach ständiger Praxis der Beschlussab- teilung wie auch der Kommission in Bezug auf die Nachfrageseite (Passagiere) in verschieden Segmente (hier: Nachfragegruppen) unterteilt wird. In Anlehnung an die ständige Praxis der Kommission, die bei der Nachfrage nach Flugdienstleistungen von zeitsensiblen und nicht- zeitsensiblen Passagieren ausgeht, unterscheidet die Beschlussabteilung ebenfalls zwischen zeitsensiblen Geschäftsreisenden (hierzu unter b) und nicht-zeitsensiblen touristisch-

9 Beide Fluggesellschaften betätigen sich auch in geringem Umfang in der gewerblichen Beförderung von Luftfracht. Dies wird beim vorliegenden Zusammenschlussvorhaben jedoch wegen der Geringfügigkeit nicht weiter untersucht

- 11 - - 11 - interessierten Privatreisenden (hierzu unter c). Eine dritte Nachfragegruppe nach Flugdienst- leistungen sind die Reiseveranstalter, die in der Regel größere Sitzplatz-Kontingente bei den Fluggesellschaften nachfragen und die an ganz bestimmten Zielgebieten interessiert sind (hier- zu unter d).

Das Zielobjekt ist der Geschäftsbereich, mit dem TUIfly bisher Flugdienstleistungen auf einzel- nen innerdeutschen Strecken sowie auf Strecken zwischen deutschen und europäischen Städ- ten vornehmlich im Einzelplatzverkauf angeboten hat. Dabei richtet sich das Angebot der TUIfly an touristisch-interessierte Privatreisende und Geschäftsreisende. Damit ist auch das Zielobjekt dem relevanten sachlichen Markt zuzuordnen. a) Fluggesellschaften als Anbieter

Luftverkehrsunternehmen (nachfolgend auch: Carrier) bieten im Inland für Passagiere Flugver- kehrsleistungen nach unterschiedlichen Geschäftsmodellen an, die sich im Wesentlichen durch eine unterschiedliche Art der Vermarktung der Sitzplätze unterscheiden.

Zum einen gibt es die auf Städteverbindungen für Geschäftsreisende ausgelegten Luftver- kehrsunternehmen, die diese Ziele regelmäßig im Linienverkehr bedienen. Zum anderen gibt es die auf touristische Zielgebiete ausgelegten Carrier, die Sitzplatzkontingente an Reiseveran- stalter saisonweise verkaufen (Charterfluggesellschaften, heute eher als Ferienfluggesell- schaften bezeichnet) und daneben auch Einzelplatzbuchungen für Endkunden anbieten.

Als weitere Variante zählen die Billigfluggesellschaften (Low Cost Carrier, LCC), die sich mit ihrem Angebot auf die Kerndienstleistung „Personentransport“ ohne weitere Dienstleistungen konzentrieren und meist von kleineren, regionalen Flughäfen ebenfalls Flüge in europäische Metropolen und touristische Zielgebiete im Mittelstreckenbereich anbieten.

Die Geschäftsmodelle werden von den Fluggesellschaften nicht streng getrennt nebeneinander verfolgt, sondern es gibt Überschneidungen und Mischformen. Fluggesellschaften, die Flug- dienstleistungen für Passagiere auf bestimmten Strecken anbieten, begrenzen sich in ihrem Verhaltensspielraum. Sie sind dabei mit heterogenen Dienstleistungen auf einem relevanten Markt tätig. Das Geschäftsmodell, das den Schwerpunkt der Tätigkeit bildet, ist dann gegebe- nenfalls für die wettbewerbliche Intensität der Begrenzung des Verhaltensspielraums im Rah- men der wettbewerblichen Gesamtwürdigung von Bedeutung.

Air Berlin hatte zunächst als reine Charterfluggesellschaft im Mittelstreckenbereich angefangen, sich dann aber durch die Einführung ihres „City-Shuttles“ mit dem Angebot von verschiedenen deutschen Flughäfen in nahezu alle europäischen Metropolen sowie durch die Übernahme der (Deutsche ) im Jahr 2006 mit ihrem innerdeutschen Streckennnetz im Ein- zelplatz- und Geschäftskundengeschäft zur zweit-größten deutschen Linienfluggesellschaft hin- ter der Lufthansa entwickelt. Im Jahr 2007 erweiterte Air Berlin ihren Geschäftsbereich um das

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Langstreckengeschäft durch die Übernahme der LTU. Air Berlin wird daher oft auch als „Hybrid“ bezeichnet, da sie in allen wesentlichen Geschäftsfeldern des Flugverkehrs aufgestellt ist.

TUIfly besteht aus den Fluggesellschaften Hapag Lloyd Flug (HLF), die in erster Linie die Flüge für den Reiseveranstalterbereich der TUI AG abdeckt, sowie der später gegründeten Hapag Lloyd Express (HLX), die als Billigfluggesellschaft für das Einzelplatzgeschäft am Markt tätig war. Nach der Zusammenlegung der beiden Fluggesellschaften hat TUIfly versucht, neben dem Veranstaltergeschäft das City-Streckengeschäft auszubauen und neben den touristisch orien- tierten Endkunden auch Geschäftsleute als Kunden zu gewinnen.

TUIfly und Air Berlin setzen – wie auch alle anderen Fluggesellschaften - sowohl in ihrem Ei- gentum befindliche als auch von Dritten gemietete (Leasing) Flugzeuge ein. Dabei wird unter- schieden zwischen „Wet-Lease“ und „Dry-Lease“. Beim Wet-Lease erfolgt die Miete eines Flug- zeugs einschließlich Cockpit Crew, Kabinenpersonal, Wartung und Versicherung10 von einer anderen Fluggesellschaft. Die Maschine fliegt dabei unter der Flugnummer des Mieters, der auch das operationelle Risiko trägt. Dry Lease („Trockenmiete“) beinhaltet nur die Miete des Fluggeräts ohne Personal. Der Einsatz geleaster Flugzeuge eröffnet den Fluggesellschaften die Möglichkeit, in begrenztem Umfang auch kurzfristig auf veränderte Nachfragebedingungen ein- gehen zu können. Die Übernahme des Zielobjekts (CCB) durch Air Berlin erfolgt auf der Grund- lage eines langjährigen Wetlease-Vertrags mit TUIfly.

b) Geschäftsreisende als Nachfrager

Nach den Erkenntnissen der Kommission wie auch der Beschlussabteilung stellen Geschäfts- reisende ganz bestimmte Anforderungen an die Inanspruchnahme von Flugdienstleistungen. Neben bestimmten Abflug- und Ankunftsszeiten, einem ausreichenden Angebot an Frequenzen für den Hin- und Rückflug sowie eine günstige Lage des Flughafens legen Geschäftsreisende auch Wert auf einen guten Service, eine schnelle Abwicklung beim Ein- und Auschecken sowie die Möglichkeit der Inanspruchname von Vielfliegerprogrammen. Bei zeitlichen wie räumlichen Ausweichmöglichkeiten sind Geschäftsreisende ebenfallst sehr eingeschränkt. Daher greift die- se Nachfragegruppe auch in erster Linie auf das Angebot der Linienfluggesellschaften zurück.

TUIfly wollte mit dem Zielobjekt neben den touristisch interessierten Privatreisenden auch das Segment der Geschäftsreisenden erreichen, was ihr jedoch nicht zuletzt durch ihren Bekannt- heitsgrad als „Ferienfluggesellschaft“ nicht wirklich gelungen ist. Auch aus diesem Grund will TUIfly sich von dem Geschäftsbereich „Städtereisen“ trennen und sich auf ihr Kerngeschäft, den Charter- bzw. Ferienflugverkehr konzentrieren, der ebenfalls Teil des sachlich relevanten Mark- tes ist.

c) Privatreisende als Nachfrager

10 ACMI = Aircraft, Crew, Maintenance and Insurance, d.h. Überlassung von Fluggerät, Besatzung, Wartung und Ver- sicherung

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Demgegenüber sind für Privatreisende andere Parameter relevant. Im vorliegenden Fall handelt es sich insbesondere um touristisch-interessierte Privatreisende, für die die Auswahl des Feri- enortes sowie die Möglichkeiten, die Reise selbst zu organisieren, entscheidend sind. Nach den Erkenntnissen der Beschlussabteilung gibt es bestimmte Feriengebiete, die (heute) nicht mehr oder nur in eingeschränktem Maße von deutschen Reiseveranstaltern im Rahmen einer Pau- schalreise angeboten, sondern vielmehr von Privatreisenden einzeln nachgefragt werden. Hier- zu zählen insbesondere Österreich, Frankreich, Italien und teilweise das spanische Festland sowie die Mittelmeer- bzw. Adria-Regionen. Für das vorliegende Zusammenschlussvorhaben finden sich diese Strecken u.a. in dem Zielobjekt wieder, das Air Berlin in ihr eigenes Strecken- portfolio integrieren will und das in starkem Maße Flugangebote nach Italien umfasst. Die be- fragten Reiseveranstalter haben erklärt, dass Gebiete wie Italien nicht mehr der Nachfrage der „klassischen Pauschalreisetouristen“ entsprächen, weil sie sowohl vom Preis als auch von der Infrastruktur für diese Personen nicht (mehr) attraktiv seien. In diese Gebiete hat sich vielmehr ein Privatkunden-Tourismus entwickelt von Leuten, die neben den kulturellen Angeboten mehr Wert auf einen speziellen Komfort bzw. ein spezielles Ambiente legen. Diese Reisenden bu- chen ihre Flüge selbst über das Internet und können dabei – anders als früher – neben den An- geboten der Linienfluggesellschaften auch auf die Flugangebote der Ferien- und Billigflugge- sellschaften zurückgreifen, die in zunehmendem Maße auch Hotelreservierungen anbieten. Um diese Touristen nicht als Kunden zu verlieren, haben sich die Reiseveranstalter – für Italien ins- besondere die TUI - mittlerweile durch spezielle Angebote (sogenannte Bausteine -Touristik) auf diesen individuellen Privatkunden-Tourismus eingestellt und bieten im Gegensatz zur Pau- schalreise einzeln buchbare Elemente wie Flug, Unterkunft, Mietwagen usw. an.

Touristisch interessierte Privatreisende sind zudem in Bezug auf das Angebot an Flugdienstleis- tungen äußerst preisbewusst. Die Auswahl der „preiswertesten“ Fluggesellschaft wird dabei durch die Transparenz des Internets erleichtert. Die Ermittlungen der Beschlussabteilung aus vorangegangenen Verfahren haben auch ergeben, dass Privatreisende – anders als Geschäfts- reisende – insbesondere im hier relevanten Mittelstreckenbereich bei der Auswahl der Ablug- und Zielflughäfen flexibel sind. Das bedeutet die Inkaufnahme eines längeren Anreisewegs zum , wenn es dort preiswertere Flugverbindungen gibt und wenn preiswerte Zubringungs- möglichkeiten (S-Bahn, Autobahn) vorhanden sind. Dies gilt insbesondere für die Flughäfen in dicht besiedelten Regionen, wie z.B. dem Ruhrgebiet. Aus diesem Grund sieht es die Be- schlussabteilung als gegeben, dass solche regional eng beeinanderliegeden Flughäfen insbe- sondere für Privatreisende als austauschbar angesehen werden. Diese Flughäfen werden da- her in einer sogenannten „catchment area“ zusammengefasst. So zählen beispielsweise die Flughäfen Köln/Bonn, Düsseldorf, und Niederrhein zu einer solchen catchment area. d) Reiseveranstalter als Nachfrager

Nachfrager nach Flugdienstleistungen in touristische Zielgebiete sind auch Reiseveranstalter, die Flugpauschalreisen in die entsprechenden Gebiete – als Paket – im Zusammenhang mit

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weiteren Dienstleistungen (Hotel, Mietwagen, Events, Abholservice usw.) an Endkunden ver- markten. Pauschalreise-Veranstalter fragen – in der Regel - Sitzplatzkontingente zu bestimmten Zielgebieten/ Zielflughäfen in einer bestimmten Frequenz für eine gesamte Saison (jeweils Sommer oder Winter) nach. Reiseveranstalter bedienen nach wie vor in erster Linie den Mas- sentourismus in bestimmte Urlaubsgebiete wie Spanien, Griechenland, die Türkei oder Ägyp- ten. Dabei können sie zur Deckung ihres Bedarfs neben Charterfluggesellschaften in geringem Umfang auch auf alle anderen Fluggesellschaften (Linienfluggesellschaften, Billigfluggesell- schaften) zurückgreifen, sofern diese Flüge in die entsprechenden Feriengebiete anbieten. Je- doch haben die Ermittlungen der Beschlussabteilung ergeben, dass das für die Planung von Pauschalreisen erforderliche Mengenangebot an Flugsitzplätzen durch die Linien- und Billig- fluggesellschaften nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung gestellt werden kann und sie in- soweit von den Veranstaltern auch nur in geringem Maße in Anspruch genommen werden.

Im vorliegenden Fall spielen die Reiseveranstalter im Hinblick auf das Zielobjekt eine unterge- ordnete Rolle, da das zu übernehmende Streckenportfolio des Zielobjekts nicht die klassischen Massentourismus-Gebiete abdeckt.

e) Volatiles Nachfrageverhalten in Bezug auf die Feriengebiete

Nach den Erkenntnissen der Beschlussabteilung beziehen sich Schwankungen im Nachfrage- verhalten von Reisenden in erster Linie auf Feriengebiete, die jeweils von den aktuellen Präfe- renzen der Kunden sowie deren subjektiven Vorstellungen und Erfahrungen abhängen. Neben Parametern wie Preis-Leistungs-Verhältnis der Dienstleistung (Komfort bei Flug, Hotel und Nebenleistungen), Unterhaltungsmöglichkeiten vor Ort und klimatische Bedingungen sind auch politische und gesundheitsgefährdende Risiken ausschlaggebend. Die Carrier sind in der Lage, bezogen auf die Einsatzmöglichkeiten ihres Fluggeräts, solchen Veränderungen im Nachfrage- verhalten zu entsprechen. Nach den jüngsten Ermittlungen der Beschlussabteilung ist Spanien auch bei Privatreisenden im Mittelmeerbereich nach wie vor das am stärksten nachgefragte Fe- riengebiet. Die spanische Tourismusindustrie zeichnet sich nach Aussage der Veranstalter durch hohe Professionalität gegenüber den Bedürfnissen der Urlauber aus und galt – bis vor kurzem11 – auch als politisch stabil. Demgegenüber weisen nach Aussagen der Reiseveranstal- ter Zielgebiete wie Griechenland, Ägypten und die Türkei hierbei in einzelnen Punkten noch De- fizite auf. Diese Erkenntnis widerspricht auch der von den Verfahrensbevollmächtigten der Be- teiligten geäußerten Annahme, dass alle Feriengebiete, die Sonne, Strand und Meeresblick an- bieten, aus der Sicht der Urlauber gegeneinender austauschbar wären.

Anders ist aus der Sicht der Fluggesellschaften die Nachfrage nach Flugdienstleistungen in die Landes-Hauptstädte oder in europäische und außereuropäisch kulturelle „Hochburgen“ einzu- schätzen. Diese Städte bieten eine dauerhafte Attraktion für Touristen und haben daneben eine

11 Im. Juli 2009 verübte die spanische Separatisten-Gruppe ETA Anschläge auf der Insel Mallorca

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konstanten Anteil an Geschäftsreisenden zu bieten. Diese Ziele zeichnen sich daher durch eine stabile Nachfrage aus.

f) Keine Trennung zwischen Linien- und Charterflügen

In früheren Entscheidungen ist die Beschlussabteilung noch von einem gesonderten Markt für Charterflugverkehr ausgegangen, da die Charterfluggesellschaften ihre Sitzplatzkontingente ausschließlich an Reiseveranstalter vermarktet haben. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre ist die Beschlussabteilung jedoch von dieser Einschätzung abgewichen und geht von einem einheitlichen Markt für das Angebot an Flugdienstleistungen für Passagiere aus, der den Linien- flugverkehr und den Charterflugverkehr als Teilsegmente subsumiert. Diese Einschätzung hat sich bis heute bestätigt.

Aus der Sicht der touristisch-orientierten Privatkunden sind die Angebote der Charterfluggesell- schaften insoweit mit den Angeboten der Linienfluggesellschaften und Billigfluggesellschaften für den hier relevanten sachlichen Markt austauschbar. Nach den Erkenntnissen der Be- schlussabteilung ist das Angebot von Charterfluggesellschaften in der Regel hinsichtlich der Zieldestinationen für Geschäftsleute nicht interessant. Diese greifen aber zunehmend auf das Angebot der Billigfluggesellschaften zurück.

2. Räumliche Marktabgrenzung

Das Bundeskartellamt geht in ständiger Praxis für die Beurteilung des räumlichen Marktes beim Angebot an Flugverkehrsleistungen von einer Einzelstreckenbetrachtung aus. Dabei werden zunächst die wettbewerblichen Auswirkungen auf sich überschneidenden Flugstrecken unter- sucht. Hier wird auch die von der Kommission praktizierte Variante berücksichtigt, dass sich der Abflug- oder Zielort auf eine Region oder mehrere Flughäfen erstrecken kann. Über eine Ein- zelstreckenbetrachtung hinaus wird aber auch eine Betrachtung des Gesamtangebotes von Flugdienstleistungen der Beteiligten sowie deren Wettbewerber vom Abflugland Deutschland in die einzelnen Zielregionen vorgenommen.

In Bezug auf das Zielgebiet hat die Beschlussabteilung in der Vergangenheit zwischen Kurz- bzw. Mittelstreckenangeboten und Langstreckenangeboten unterschieden12. Dabei werden als Kurz- bzw. Mittelstrecke Flugziele bis zu vier Stunden Flugzeit13 und als Langstreckenflüge sol- che Zielorte angesehen, bei denen die Flugzeit mehr als vier Stunden vom Abflugort beträgt14. Flüge in die klassischen Feriengebiete um das Mittelmeer sowie in andere europäische Zielge-

12 Bundeskartellamt, Beschluss vom 22. Dezember 2000, B 9 – 136/00 (REWE/LTU) Tz. 13 13 Die Befragung bei den Reiseveranstaltern hat ergeben, dass Ziele in den östlichen Mittelmeerraum oder auf die Kanarischen Inseln mehr als vier Stunden Flugzeit benötigen, gleichwohl aber noch als klassische Mittelstreckenflüge angesehen werden 14 Entscheidung der KOM vom 22.9.1999, Nr. IV/M.1524 – Airtours/First Choice, Rn 13

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biete (Festland und Inseln) zählen demnach zum Mittelstreckenbereich. Im vorliegenden Fall ist daher räumlich der Mittelstreckenbereich betroffen.

III. Wettbewerbsverhältnisse auf den relevanten Märkten.

1. Befragung der Reiseveranstalter und Wettbewerber

Um die Marktposition der beteiligten Unternehmen durch das Zusammenschlussvorhaben beurteilen zu können, hat die Beschlussabteilung die 5 größten Reiseveranstalter sowie die 5 wichtigsten Fluggesellschaften, die Flüge in die hier relevanten Gebiete anbieten, befragt. Aus früheren Ermittlungen hat die Beschlussabteilung die Erkenntnis gewonnen, dass diese Gesellschaften gemeinsam mit den Beteiligten den überwiegenden Teil des Volumens der hier relevanten Märkte abdecken. Zur Ermittlung des Marktvolumens hat die Beschlussabtei- lung eine Auswahl an Abflughäfen sowie Zielgebieten getroffen und zwar zunächst die Über- schneidungsstrecken. Dabei wurden für den Zeitraum November 2007/Oktober 2008 (touris- tisches Jahr) die Passagierzahlen für diese Strecken ermittelt. Als Grundlage für das Ge- samtmarktvolumen für diese Auswahl an Zielgebieten wurde eine Datenerhebung des Statis- tischen Bundesamtes herangezogen, die für den Befragungszeitraum von den deutschen Abflughäfen alle Reisenden aus Deutschland in die entsprechenden Länder ausweist15. Da- bei wurde ermittelt, welchen Anteil am Gesamtvolumen der von den Reisenden und Veran- staltern im Befragungszeitraum nachgefragten Sitzplatzkontingente die beteiligten Unter- nehmen aus den Abflughäfen in die relevanten Zielregionen auf sich vereinigen und welche Ausweichmöglichkeiten (d.h. Sitzplatzkontingente anderer Fluggesellschaften) in welchen Größenordnungen der Marktgegenseite darüber hinaus zur Verfügung stehen.

Die Beteiligten haben bei der Darstellung des Zusammenschlussvorhabens allein auf die Darstellung der Überschneidungsstrecken abgestellt. Dies ist besonders im vorliegenden Fall nicht sachgerecht. Denn TUIfly wird sich nach Vollzug des Vorhabens vollständig von den Strecken des CCB zurückziehen und auf diesen Strecken insoweit nicht mehr als Wettbe- werber am Markt auftreten. Statt dessen tritt Air Berlin in die bisherige Marktstellung der TUIfly , d.h. die bisherigen Marktanteile der TUIfly fallen damit Air Berlin zu. Insoweit geht es hier nicht um eine Betrachtung der Marktstellung der beteiligten Unternehmen sondern zu- nächst um eine Betrachtung der Marktstellung der Air Berlin durch die Zuwächse aus den bisherigen TUIfly-Strecken. Ziel der Prüfung des Zusammenschlussvorhabens ist es jedoch festzustellen, ob und inwieweit Air Berlin durch den Erwerb des Zielobjekts einen unkontrol- lierten Verhaltensspielraum sowohl gegenüber den Wettbewerbern (Parallelprozess) als

15 Statistisches Bundesamt, Fachserie 8, Reihe 6.1. Verkehr – Luftverkehr auf ausgewählten Flugplätzen 2007/2008

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auch gegenüber der Marktgegenseite (Austauschprozess) erhält. Eine rein streckenbezoge- ne, nur auf die Überschneidungsstrecken abstellende Betrachtung erfasst die Wettbewerbs- verhältnisse insoweit nicht sachgerecht, da ihr die erforderliche ergänzend vorzunehmende zielgebietsbezogene Betrachtung wie auch die Gesamtbetrachtung der Mittelstrecke fehlt.

2. Beurteilungskriterien

a) Marktbeherrschung im Flugverkehr

Ein hoher Marktanteil auf einer Flugstrecke ist allein nicht ausschlaggebend für die Beurteilung der Marktposition einer Fluggesellschaft. Selbst wenn die Marktbeherrschungsvermutung16 auf einer Flugstrecke vorliegt, sagt dies allein noch nichts über die tatsächliche Stellung des Car- riers aus. Um dessen Verhaltensspielraum sach- und normgerecht erfassen zu können, ist die Einbeziehung weiterer Marktbedingungen erforderlich. Daher ist bei der Bewertung solcher Flugstrecken auch hier neben der Höhe des Marktanteils der Wettbewerbsdruck durch potenti- elle oder tatsächliche Wettbewerber auf dieser Strecke oder auf entsprechenden Nebenstre- cken der entscheidende Indikator dafür, ob eine Fluggesellschaft tatsächlich einen unkontrollier- ten Verhaltensspielraum hat. Aussagefähiger im Hinblick auf den wettbewerblichen Verhaltens- spielraum ist daher eine ergänzende Zielgebietsbetrachtung sowie die Betrachtung des gesam- ten Mittelstreckenbereichs. Wettbewerb um eine einzelne Strecke oder ein Zielgebiet ist umso weniger zu erwarten, je stärker die Stellung des Carriers in einem Zielgebiet bzw. auf der Mittel- strecke insgesamt ist17.

Tatsächlich wird der Markt zunächst streckenbezogen abgegrenzt (z.B. Düsseldorf – Palma de Mallorca). Die streckenbezogene Analyse muss wegen der bestehenden Angebotsumstellungs- flexibilität der Fluggesellschaften in einem zweiten Schritt um eine zielgebietsbezogene Be- trachtung – Flugverkehr vom Inland in touristische Ziele der Mittelstrecke (z.B. Inland – Spani- en) – ergänzt werden. In einem dritten Schritt wird dann im Rahmen einer Gesamtbetrachtung die Stellung der Beteiligten für die Mittelstrecke insgesamt analysiert. Auf der Grundlage einer solchen Gesamtbetrachtung kann dann festgestellt werden, ob ein nicht mehr vom Wettbewerb kontrollierter Verhaltensspielraum besteht. Weitere Kriterien einer Gesamtschau sind zum Bei- spiel die Anzahl der Überschneidungsstrecken und ihre Bedeutung für das Gesamtangebot der Beteiligten in das Zielgebiet. Dabei sind auch die jeweilige Slot-Situation an den Abflug- und Zielflughäfen sowie das Passagieraufkommen pro Strecke und insgesamt zu berücksichtigen. Des weiteren muss die Wirkung von Netzwerkeffekten durch den Zusammenschluss geprüft werden. Schließlich ist für eine Gesamtschau auch die Situation der Wettbewerber entschei-

16 Für die Fusionskontrolle gilt nach § 19 GWB ein Unternehmen u.a. als marktbeherrschend auf dem sachlich und räumlich relevanten Markt eine im Verhältnis zu seinen Wettbewerbern überragende Marktstellung hat (§ 19 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 GWB). Dabei wird vermutet, dass die Marktbeherrschung bei einem Marktanteil von mindestens einem Drittel vorliegt (§ 19 Abs. 3 Satz 1 GWB).

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dend, beispielsweise im Hinblick auf deren Verfügbarkeit von Slots oder der Existenz von Basen und/oder Hubs an den wettbewerblich relevanten Flughäfen.

b) Berücksichtigung aufkommensschwacher Strecken

Zur Beurteilung der Marktposition von Air Berlin auf der Grundlage von Marktanteilen muss be- rücksichtigt werden, dass manche Strecken/Zielgebiete – aus verschiedenen Gründen – ein schwaches Passagieraufkommen generieren. Bei anhaltend geringer Nachfrage sind solche aufkommensschwache – dünne - Strecken in der Regel nur für einen oder maximal zwei Anbie- ter wirtschaftlich sinnvoll zu bedienen. Als „dünn“ wird dabei üblicherweise eine Strecke be- zeichnet, auf der pro Jahr weniger als 30.000 Passagiere befördert werden18. Bei diesen Stre- cken gibt weniger die Höhe der Marktanteile Aufschluss über die Wettbewerbslage als vielmehr der – tatsächliche oder potentielle – Wettbewerbsdruck durch andere Fluggesellschaften.

Nach Kenntnis der Beschlussabteilung aus früheren Verfahren ist für die Anbieter von Flug- dienstleistungen neben der Anzahl der Wettbewerber insbesondere die Nachfrage nach Flug- leistungen und damit der Auslastungsgrad des eingesetzten Fluggeräts bzw. der Erlös pro Pas- sagier (Yield) auf einer Strecke entscheidend. Je geringer das Passagieraufkommen auf einer Strecke ist, desto unattraktiver ist es für eine Fluggesellschaft, diese Strecke zu bedienen oder in Wettbewerb zu einer Fluggesellschaft zu treten, die eine solche Strecke bereits bedient.

Aufkommensschwache Strecken – so die Erfahrung der Beschlussabteilung – sind zudem durch eine besonders volatile Nachfrage gekennzeichnet. Das Zielgebiet ist entweder touris- tisch noch nicht ausreichend erschlossen oder nur für einen bestimmten Kundenkreis attraktiv. Insoweit wird bei steigenden Flugpreisen der Kunde sich gegebenenfalls veranlasst sehen, auf dieses Zielgebiet zu verzichten. Umgekehrt könnten hohe Angebotspreise Wettbewerber anlo- cken mit dem Versuch, durch niedrigere Angebote die Fluggesellschaft von der Strecke zu ver- drängen. Auf jeden Fall eröffnet sich gerade auf aufkommensschwachen Strecken für die sie bedienende Fluggesellschaft nicht zwangsläufig ein unkontrollierter Verhaltensspielraum.

Insofern ist auch für die Beschlussabteilung die Stellung einer Fluggesellschaft auf einer be- stimmten Strecke für die Aussage über die Marktstärke nicht alleine ausschlaggebend, solange dadurch potentieller Wettbewerb nicht ausgeschlossen wird. Je größer jedoch das Angebot an Strecken insgesamt ist, das eine einzelne Fluggesellschaft in der Lage ist anzubieten, desto größer ist auch ihr Verhaltensspielraum gegenüber der Nachfrageseite.

IV. Ergebnisse der Ermittlungen

17 Dies trifft nach den Ermittlungen der Beschlussabteilung für das Angebot von Flugdienstleistungen der Beteiligten in das Zielgebiet Spanien zu (siehe S. 35 ff) 18 Verordnung Nr. 2408/92 des Rates vom 23. Juli 1992 über den Zugang von Luftfahrtunternehmen der gemeinschaft zu Strecken des inntergemeinschaftlichen Flugverkehrs, Art. 4 (2), Art. 6 (1), ABL L 240 vom 24.8.1992, S. 8-14

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Die bisherige Prüfung hat ergeben, dass der Erwerb des Zielobjekts – trotz teilweise hoher Marktanteile - auf keiner Überschneidungsstrecke sowie in keinem der Zielgebiete insgesamt zur einer wettbewerblich bedenklichen Stellung der Air Berlin (als Erwerberin) auf dem Markt für das Angebot an Flugdienstleistungen für Passagiere führt.

Das Zielobjekt umfasst diejenigen Flugverkehrsleistungen, die TUIfly vornehmlich im Einzel- platzverkauf an Endverbraucher vermarktet. Es handelt sich dabei um insgesamt 117 Städte- verbindungen von Deutschland in folgende Länder19:

Graz (GRZ), Innsbruck (INN), Klagenfurt (KLU), Linz (LNZ), Österreich Salzburg (SZG) Ägypten Kairo (CAI) Spanien Malaga (AGP), Bilbao (BIO), Valencia (VLC) Calvi/Korsika (CLY), Grenoble (GNB), Paris/Orly Frankreich (ORY),Paris (CDG) Großbritannien Birminham (BHX), Manchester (MAN), Newcastle (NCL) Griechenland Thessaloniki (SKG) Kroatien Rijeka (RJK), Dubrovnik (DBV) Tel Aviv (TLV) Brindisi (BRI), Cagliari/Sardinien (CAG), Rom/Ciampino (CIA) und Fiumicino (FCO), Catania/Sizilien (CTA), Neapel Italien (NAP), Olbia/Sardinien (OLB),Palemo/Sizilien (PMO), Pisa (PSA), Rimini (RMI), Venedig (VCE), Mailand/ Bergamo (BGY), Linate (LIN) Marokko Tanger (TNG), Nador (NDR) Portugal Porto (OPO) Schweden Stockholm/Arlanda (ARN) Tunesien Tunis (TN) Türkei Istanbul/Sabiha (SAW)

Für Deutschland umfasst das Zielobjekt Verbindungen zwischen Köln-Hamburg, Köln-Berlin, Memmingen-Köln, Memmingen-Berlin und Hannover-Stuttgart, sowie von Köln und Stuttgart nach Westerland auf Sylt.

Die Beurteilung der Wettbewerbsverhältnisse auf den einzelnen Strecken, richtet sich zu- nächst – wie oben dargestellt - nach dem Marktanteil, den eine Fluggesellschaft auf dieser Strecke hat. Handelt es sich dabei um Streckenbündel von verschiedenen Abflughäfen in verschiedene Zielflughäfen wird deren wettbewerbliche Relevanz auch in ihrer Gesamtheit gewürdigt. Ergänzende Informationen über die Marktstärke einer Airline kann insbesondere bei kleineren Zielgebieten wie Kroatien oder Marokko auch eine Betrachtung des Verhältnis- ses der beförderten Passagiere zur Gesamtzahl der durch andere Fluggesellschaften beför- derten Passagiere in dieses Land liefern. Bei der wettbewerblichen Beurteilung ist auch zu berücksichtigen, ob es sich bei dem Zielgebiet um ein klassisches Pauschalreiseland handelt (wie z.B. Ägypten, Tunesien und die Türkei) oder ob es sich um Zielgebiete handelt, in de- nen ohnehin der überwiegende Teil des Flugtourismus im Einzelplatzgeschäft abgewickelt

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wird (wie z.B. Österreich, England und Frankreich). Dies ist für das vorliegende Zusammen- schlussvorhaben insofern von Bedeutung, als beide Fluggesellschaften sehr stark im Reiseveranstaltergeschäft tätig sind und daher für die Beurteilung der Marktstärke in einem Zielgebiet das Aufkommen an insgesamt beförderten Passagieren eine wichtige Rolle spielt. Da es bei Überschneidungsstrecken immer zu Marktanteilsaddittionen kommt, ist dort be- sonders zu prüfen, ob und inwieweit tatsächlicher oder potentieller Wettbewerb den Verhal- tensspielraum der Beteiligten eindämmen kann.

Der Schwerpunkt des übernommenen Streckenportfolios von TUIfly liegt eindeutig in Italien. Aber auch in den Zielgebieten Deutschland, Spanien, Griechenland und Portugal erreicht TUIfly zum Teil sehr hohe Anteile. Dort kommt es auch zu mehreren Überschneidungen der Beteiligten und damit zu höheren Anteilen insgesamt. Daher werden diese Strecken einer genaueren Prüfung unterzogen (siehe Tabellen), die auch die Passagierzahlen (Paxe) der befragten Wettbewerber mitberücksichtigen.

Die Beteiligten haben in der Anmeldung vom 20. April 2009 umfangreiches Datenmaterial zu ihrer Wettbewerbssituation auf den Strecken des Zielobjekts (Anlage 17) und hinsichtlich der gesamten Passagierzahl auf allen Strecken in die Zielländer (Anlagen 21 a) und b)) darge- legt. Nach der Auswertung dieses Datenmaterials sowie auf der Grundlage eigener Ermitt- lungen und Recherchen ist die Beschlussabteilung in den relevanten Zielgebieten zu folgen- den Ergebnisssen gelangt:

19 Die fett-hervorgehobenen Flugziele werden auch von Air Berlin angeboten

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a) Darstellung der Zielgebiete20:

1. Deutschland

Von den insgesamt 7 übernommenen innerdeutschen Strecken des Zielobjekts gibt es 4 Über- schneidungsstrecken:

Strecken StaBuA21 Davon MA MA AB MA AB/ MA LH MA 4U24 TOP22 TUIfly23 in % TUIfly in % in % in % in % zus.

CGN-BER 1.190.388 [5-10]% [10-20] [10-20] [30-40] [30-40] [30-40]

CGN - HAM 647.172 [5-10]% [10-20] [10-20] [30-40] [60-70] [0]

CGN-GWT 8.495 [0-5]% [90-100] [0-10] [90-100] [0-10] [0]

STR-GWT 14.987 [0-5]% [10-20] [30-40] [40-50] [50-60] [0]

Für diese Strecken ergeben sich jedoch keine wettbewerblichen Bedenken. Nach wie vor ist Lufthansa im innerdeutschen Flugverkehr insbesondere auch durch ihre Regionalflotte (Eurowings, LH-City-Line, Augsburg Airways, Contact Air und Cirrus Air) der stärkste Anbieter von inländischen Flugverkehrsdienstleistungen.

2. Österreich

Bei dem zu übernehmenden Geschäftsbereich (dem Zielobjekt) gibt es bei insgesamt 14 Strecken zwei Überschneidungsstrecken. Beim Zielgebiet Österreich ergeben sich insge- samt keine wettbewerblichen Bedenken.

Im Untersuchungszeitraum 2007/2008 sind insgesamt 2.210.475 Passagiere per Flugzeug von Deutschland nach Österreich befördert worden. Davon beförderte TUIfly im Rahmen des Zielobjekts, das nunmehr auf Air Berlin übergeht, auf insgesamt 14 Strecken [...]Passagiere, das entspricht einem Anteil von [10-20] %. Air Berlin hat im Geschäftsjahr 2007/2008 insge- samt [...] Passagiere nach Österreich befördert, das entspricht einem Marktanteil von [30-40] %. Gemeinsam erreichen die Beteiligten damit einen Marktanteil von [40-50] %.

20 Die Darstellung nach Zielgebieten erfolgt auf der Grundlage der von den Beteiligten vorgelegten Einzel-Strecken- Betrachtung des zu veräußernden CCB. Bei den Zielgebieten, bei denen es durch den Zusammenschluss zu keinen oder nur geringen Marktanteilsadditionen auf Überschneidungsstrecken kommt, hat die Beschlussabteilung eine Betrachtung des gesamten Zielgebiets vorgenommen, d.h. die von den Beteiligten insgesamt ins Zielgebiet beförderten Passagiere im Verhältnis zu allen Flugpassagieren aus Deutschland in das entsprechende Zielgebiet. 21 Statistisches Bundesamt 22 Veranstalter (Tour Operator) 23 Die Marktanteile ergeben sich aus dem Verhältnis der von der betreffenden Fluggesellschaft beförderten Passagiere zu der für diese Strecke erfassten Passagiere durch das Statistische Bundesamt, bezogen auf den Untersuchungszeit- raum. 24 Germanwings

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Air Berlin bietet vor allen Dingen Flüge nach Wien an. Überschneidungen gibt es lediglich auf den Strecken von Hannover nach Klagenfurt und von Berlin nach Salzburg. Auf diesen Überschneidungsstrecken hat Air Berlin bisher nur ein sehr geringes Passagiervolumen be- fördert, so dass es durch die Marktanteilsaddition nicht zu einer wesentlichen Veränderung der bisherigen Wettbewerbsverhältnisse kommt. Im Ergebnis bedeutet die Übernahme des Zielobjekts für Air Berlin eine Ergänzung ihres bisherigen Streckenportfolios um die Verbin- dungen nach Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Linz, und Salzburg.

Wettbewerber insbesondere auf den Strecken nach Wien sind Lufthansa und Austrian Airli- nes. Bei den anderen Zielflughäfen handelt es sich um kleinere Airports, die keinerlei Slot- Beschränkungen unterliegen. Klagenfurt, Linz und Graz werden von Deutschland aus auch von Ryanair, Augsburg Airways und Eurowings angeflogen. Zudem hat Germanwings zum kommenden Winterflugplan die Aufnahme einer Verbindung von Dortmund nach Salzburg angekündigt25. Insoweit ist auch potentieller Wettbewerb jederzeit möglich. Die Österreichi- sche Wettbewerbsbehörde hat gegen das Vorhaben für Österreich keine wettbewerblichen Bedenken geltend gemacht26.

Bei Österreich handelt es sich um ein Zielgebiet mit einem relativ hohen Anteil an Privatkun- den-Tourismus aus Deutschland. Das liegt zum einen an der geografischen Lage, die es deutschen Urlaubern relativ bequem ermöglicht, mit dem eigenen Auto anzureisen. Zum an- deren bietet Österreich auch nicht die Attraktionen, die die klassischen Pauschalreisetouris- ten erwarten (Sonne, Strand, Meer). Insofern sind die Beteiligten in Österreich auch in erster Linie bei Flugreisen im Einzelplatzgeschäft tätig.

Nach dem Zusammenschluss wird TUIfly auf keinen anderen Strecken in das Zielgebiet Flugdienstleistungen anbieten.

3. Ägypten

Der zu übernehmende Geschäftsbereich enthält keine Überschneidungsstrecken im Zielge- biet Ägypten. Bei diesem Zielgebiet ergeben sich insgesamt keine wettbewerblichen Beden- ken.

Der zu übernehmende Geschäftsbereich der TUIfly bietet von Köln, München und Berlin Strecken nach Kairo an. Im Geschäftsjahr 2007/2008 wurden von TUIfly insgesamt [...] Pas- sagiere dorthin befördert. Von Deutschland wurden zum Zielflughafen in Kairo im Jahr 2007/2008 171.609 Passagiere befördert. An diesem Aufkommen hält TUIfly einen Marktan- teil von [20-30] %. Air Berlin bietet bisher keine Flüge nach Kairo an.

25 Airliners.de, 14.7.2009 26 Die Österreichische Wettbewerbsbehörde hat in ihrer Entscheidung auch berücksichtigt, dass Air Berlin an der ös- terreichischen Regionalfluggesellschaft Niki Fly 24% der Anteile hält.

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Bei einem gesamten Flugpassagieraufkommen von Deutschland nach Ägypten von 1.229.294 erreicht TUIfly mit dem Zielobjekt einen Marktanteil von [0-5] %.

Wettbewerber sind Lufthansa, , Egyptair, Swiss und .

Nach dem Zusammenschluss wird TUIfly auf anderen Strecken in das Zielgebiet weiterhin Flugdienstleistungen im Wettbewerb zu Air Berlin anbieten.

Bei Ägypten handelt es sich um ein Feriengebiet mit ständig wachsendem Pauschalreise- Tourismus zum ganz überwiegenden Teil in Ferienorte am Roten Meer und am Nil. Die Er- mittlungen der Beschlussabteilung haben ergeben, dass TUifly in diesem Segment einen An- teil von [25-30] % hat. Air Berlin erreicht beim Angebot von Flugdienstleistungen für Reise- veranstalter in dieses Zielgebiet einen Anteil von [30-40] %, das entspricht einem Marktanteil am gesamten Flugpassagieraufkommen von Deutschland nach Ägypten von [30-40] %.

4. Spanien

Bei dem zu übernehmenden Geschäftsbereich gibt es bei insgesamt 7 Strecken 3 Über- schneidungsstrecken. Bei diesem Zielgebiet ergeben sich insgesamt keine wettbewerblichen Bedenken.

Der zu übernehmende Geschäftsbereich von TUIfly enthält für Spanien folgende Überschnei- dungsstrecken:

Strecken StaBuA MA Paxe MA AB MA AB/ Paxe MA MA 4U TUIfly AB in % Tuifly LH LH in % in zus. in in % % % CGN-AGP 32.159 [20-30] [xxx] [70-80] [90-100] [ xxx] [0-10]

CGN-VLC 21.551 [80-90] [xxx] [10-20] [90-100] [ xxx] [0-10]

STR-AGP 36.868 [20-30] [xxx] [10-20] [40-50] [ xxx] [0-10]] [50-60]

Air Berlin hat im Untersuchungszeitraum insgesamt [...] Mio. Passagiere nach Spanien beför- dert, davon [...] auf den Überschneidungsstrecken des Zielobjekts. Der Zuwachs durch das Zielobjekt beträgt auf den Überschneidungsstrecken [...] Personen. Insgesamt beträgt das Pas- sagiervolumen des Zielobjekts für Spanien [...] Personen. Insoweit wird durch diesen Zuwachs die bisherige Gesamtposition von Air Berlin auf den Strecken nach Spanien nicht wesentlich verändert.

Wettbewerber sind insbesondere im Ferienflugbereich die zur Thomas Cook AG gehörende Condor, Germanwings, Hamburg International sowie spanische Linienflug- und Billigfluggesell- schaften.

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Nach dem Zusammenschluss wird TUIfly auf anderen Strecken in das Zielgebiet weiterhin Flugdienstleistungen im Wettbewerb zu Air Berlin anbieten.

Spanien ist nach nach Aussagen der Reiseveranstalter und der Fachpresse nach wie vor das beliebteste Ferienziel im Mittelstreckenbereich. Die spanische Tourismusindustrie hat sich mit großer Professionalität auf den jährlichen Zustrom von Touristen sowohl auf dem Festland als auch auf den Inseln eingestellt. Dabei werden pro Jahr im Durchschnitt ca. 10 Mio. Flugpassa- giere von Deutschland nach Spanien befördert, davon 3,4 Mio alleine nach Palma de Mallor- ca27. Dabei nimmt Air Berlin für die Beförderung von Pauschalreisetouristen für Reiseveranstal- ter insgesamt eine zentrale Stellung ein. [30-40] % aller Spanien-Reisenden wurden im vergan- genen Jahr von Air Berlin befördert, davon knapp die Hälfte für Reiseveranstalter. TUIfly beför- derte im gleichen Jahr insgesamt ca. [10-20] % der Flugpassagiere nach Spanien.

5. Frankreich

Bei dem zu übernehmenden Geschäftsbereich gibt es bei insgesamt 4 Strecken keine unmit- telbaren Überschneidungsstrecken. Bei diesem Zielgebiet ergeben sich insgesamt keine wettbewerblichen Bedenken. Der zu übernehmende Geschäftsbereich der TUIfly bedient von Köln, Hannover und Ham- burg Strecken im Einzelplatzverkauf insbesondere nach Paris/Orly, in geringem Umfang auch nach Grenoble und Calvi auf der Insel Korsika (letzteres Zielgebiet hat jedoch einen hohen Veranstalteranteil). Insgesamt beförderte TUIfly [...] Passagiere nach Frankreich, da- von [...] Passagiere nach Orly. Bei einem Gesamtmarktvolumen ex Deutschland nach Paris (CDG und ORY) von 1.389.994 Passagieren kommt TUIfly mit dem zu veräußernden Ge- schäftsbereich auf einen Marktanteil von [0-5] %. Air Berlin bedient von Düsseldorf, Münster- Osnabrück, München, Nürnberg, Stuttgart und Berlin die französischen Flughäfen Pa- ris/Charles-de-Gaulle (CDG), Paris/Orly, Nizza, Bordeaux und Lourdes. Die Strecke Düssel- dorf-Paris/CDG kann als (mittelbare) Überschneidungsstrecke zu der Strecke Köln-Paris/Orly des Zielobjekts angesehen werden, da die jeweiligen Flughäfen in enger Nachbarschaft lie- gen und insoweit von Passagieren als Alternative angesehen werden können (sogenannte catchment areas). Jedoch beförderte Air Berlin auf der Strecke Düsseldorf/ Paris im Unter- suchungszeitraum lediglich [...] Personen, so dass es dort nicht zu einer wesentlichen Ver- änderung der Wettbewerbsverhältnisse kommt. Insgesamt beförderte Air Berlin im Jahr 2007/2008 [...] Passagiere von Deutschland nach Frankreich, davon wurden [...] Passagiere für Veranstalter-Reisen gebucht (insbesondere nach Paris und Nizza) und [...] im Einzel- platzverkauf. Bei einem Gesamtvolumen von Deutschland nach Frankreich von [...] Flugpas- sagieren erreicht Air Berlin damit einen Marktanteil von [5-10] %. Zusammen mit den Passa-

27 Zahlen: Stat. Bundesamt

- 25 - - 25 - gieren des zu übernehmende Geschäftsbereichs der TUIfly kommt Air Berlin auf einen Marktanteil von [5-10] %.

Wettbewerber von Deutschland nach Paris sind Lufthansa (zusätzlich mit Eurowings, Augs- burg Airways und CityLine) Swiss, KLM und Air . Easyjet bietet eine Verbindung von Berlin nach Paris/Orly sowie nach Nizza an, Ryanair von Brüssel nach Korsika.

Nach dem Zusammenschluss wird TUIfly auf keinen anderen Strecken in das Zielgebiet Flugdienstleistungen anbieten

Frankreich ist ebenfalls kein klassisches Pauschalreise-Land, obgleich es mit der Mittelmeer- und Atlantikküste diese Voraussetzungen erfüllen könnte. Allerdings fehlen dort die entspre- chend günstigen Hotel-Kapazitäten für den Massentourismus. Vielmehr haben sich insbe- sondere die Cote d’Azur wie auch die Atlantikküste als Urlaubsgebiet eine gewisse Exklusivi- tät mit einem entsprechenden Preisniveau bewahrt.

6. Großbritannien

Bei dem zu übernehmenden Geschäftsbereich gibt es bei insgesamt 5 Strecken keine Über- schneidungsstrecken. Bei diesem Zielgebiet ergeben sich insgesamt keine wettbewerblichen Bedenken.

Der zu übernehmende Geschäftsbereich der TUIfly bietet von Köln, Hannover und Stuttgart im Einzelplatzverkauf Strecken in die Industriestädte Manchester, Newcastle und Birming- ham an. Insgesamt beförderte sie im hier relevanten Geschäftsjahr [...] Passagiere. Im glei- chen Zeitraum wurden von Deutschland ins gesamt 4.860.690 Flugpassagiere nach Großbri- tannien befördert. Der zu übernehmende Geschäftsbereich der TUIfly erreicht damit einen Marktanteil von [0-5] %. Air Berlin’s Streckennetz nach Großbritannien umfasst die Verbin- dungen von Köln, Dortmund, Düsseldorf, Münster-Osnabrück, Frankfurt, Hannover, Ham- burg, Leipzig München, Nürnberg, Paderborn und Berlin nach -Stansted, Manches- ter, Birmingham, East Midlands und Edinburgh (Schottland). Insgesamt beförderte Air Berlin [...] Passagiere, davon [...] im Einzelplatzverkauf und hält damit einen Marktanteil von 5-10] %. Durch den Zuwachs des zu übernehmenden Geschäftsbereichs der TUIfly erreicht Air Berlin einen Marktanteil von knapp über [10-20] %.

Die Verbindungen Düsseldorf-Manchester (Air Berlin) und Köln-Manchester (TUIfly) gehört zu einer catchment area im oben beschriebenen Sinn. Jedoch sind die Marktanteilszuwäch- se durch Air Berlin hier äußerst gering ([...] zu [...] Paxe). Die Streckenportfolios der beiden Fluggesellschaften nach Großbritannien überschreiten in keinem Fall einen Anteil von [10- 20] %. Ryanair bietet Flüge von , Weeze und Frankfurt-Hahn nach Manchester an, easyjet bedient die Strecke von München nach Edinburgh.

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Wesentliche Wettbewerber sind außerdem Lufthansa, Brirish Airways und die britische Regi- onalfluggesellschaft .

Nach dem Zusammenschluss wird TUIfly auf keinen anderen Strecken in das Zielgebiet Flugdienstleistungen anbieten.

Auch Großbritannien zählt schon allein aus klimatischen Gründen nicht zu den klassischen Zielgebieten für den Pauschalreise-Tourismus. Entsprechend gering ist das Aufkommen der Beteiligten für Reiseveranstalter in dieses Zielgebiet.

7. Griechenland

Bei dem zu übernehmenden Geschäftsbereich gibt es bei insgesamt 8 Strecken 6 Über- schneidungsstrecken. Bei diesem Zielgebiet ergeben sich insgesamt keine wettbewerblichen Bedenken.

Das Streckenportfolio des zu übernehmenden Geschäftsbereichs der TUIfly umfasst für Griechenland nur Strecken nach Thessaloniki. Dabei ergibt sich für die Überschneidungs- strecken folgendes Bild:

Strecken StaBu Davon Paxe MA Paxe AB MA AB MA AB/ Paxe MA LH A TOP in TUIfly TUIfly in % TUIfly LH in % % % zus. in % DUS-SKG 95.98 [20-30]% [xxx] [20-30] [xxx] [20-30] [50-60] [ xxx] [0-10] 5 FRA-SKG 80.35 [10-20]% [xxx] [10-20] [xxx] [0-10] [10-20] [ xxx] [0-10] 2 HAJ-SKG 13.71 k.A. [xxx] [50-60] [xxx] [20-30] [70-80] [ xxx] [0-10] 0 HAM-SKG 18.09 [20-30]% [xxx] [30-40] [xxx] [20-30] [60-70] [ xxx] [0-10] 9 MUC-SKG 102.5 [10-20]% [xxx] [20-30] [xxx] [0-10] [20-30] [ xxx] [0-10] 7 6 NUE-SKG 16.70 [30-40]% [xxx] [20-30] [xxx] [60-70] [80-90] [ xxx] [0-10] 9

Die Strecken von Düsseldorf, Frankfurt und München nach Thessaloniki zeichnen sich durch ein hohes Passagieraufkommen aus. Dies haben die Beteiligten u.a. damit begründet, dass nach Thessaloniki ein hoher Anteil ethnischer Verkehr befördert wird. Air Berlin hat insgesamt nach Thessaloniki [...] Passagiere28 befördert, davon [...] im Einzelplatzverkauf, etwa je zur Hälf- te aus kleineren Regionalflughäfen und von Berlin aus. Durch den zu übernehmenden Ge- schäftsanteil der TUIfly erhöht sich der Marktanteil von Air Berlin um [20-30] % auf ca. [40-50]%.

Stärkste Wettbewerber dorthin sind Germanwings, Lufthansa, Swiss und Agean Airlines. Easyjet bietet von Berlin und Dortmund ebenfalls Flüge nach Thessaloniki an.

28 Quelle: Exel-Tabelle: AB-X3-Strecken gesamt,/Blatt: AB-alle Strecken/Griechenland/SKG

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Nach dem Zusammenschluss wird TUIfly auf anderen Strecken in das Zielgebiet weiterhin Flugdienstleistungen im Wettbewerb zu Air Berlin anbieten.

Griechenland ist ein Land mit einem hohen Reiseveranstalter-Anteil. Die beliebtesten Ferienorte sind u.a. Corfu, Heraklion, Rhodos und die Insel Kos. Anders als Spanien ist Griechenland je- doch nach Angabe der Reiseveranstalter starken saisonalen Schwankungen unterlegen, so dass hier in diesem Bereich von einem volatilen Passagieraufkommen ausgegangen werden muss. Die Beteiligten erreichen in diesem Segment auf den Strecken von Deutschland nach Griechenland jeweils Marktanteile von [20-30] %. Wichtigster Wettbewerber im Pauschal- reisesegment ist Condor.

8. Kroatien

Bei dem zu übernehmenden Geschäftsbereich gibt es bei insgesamt 7 Strecken keine Über- schneidungsstrecken. Dabei ergeben sich insgesamt keine wettbewerblichen Bedenken.

Im Untersuchungszeitraum wurden von Deutschland nach Kroatien insgesamt 428.755 Flug- passagiere befördert29. Der zu erwerbende Geschäftsbereich der TUIfly erreichte auf den Strecken nach Rijka und zum Teil nach Dubrovnik hohe Marktanteile. Insgesamt beförderte dieser zu übernehmende Geschäftsbereich im Untersuchungszeitraum [...] Passagiere, da- von [...] im Einzelplatzverkauf. Damit übernimmt Air Berlin mit dem zu übernehmenden Ge- schäftsbereich einen Anteil am Gesamtflugpassagieraufkommen von Deutschland nach Kro- atien von knapp [10-20]%.

Air Berlin beförderte im Jahr 2007/2008 [...] Passagiere von Düsseldorf nach Split, das eben- falls an der kroatischen Adriaküste liegt. Insgesamt beförderte Air Berlin nach Kroatien ledig- lich [...] Passagiere, davon [...] für Reiseveranstalter und [...] im Einzelplatzverkauf. Damit er- hält Air Berlin nach dem Zusammenschluss einen Marktanteil in Kroatien von knapp [10-20] %. Die Städte mit dem größten Passagieraufkommen aus Deutschland sind die Hauptstadt Zagreb und der Ferienort Split. Wesentliche Wettbewerber nach Dubrovnik sind easyjet, die diese Strecke von Berlin anbie- tet, außerdem Germanwings, Lufthansa, (mit CityLine nach Split, Dubrovnik), und Dubrovnik Airlines.

Nach dem Zusammenschluss wird TUIfly auf keinen anderen Strecken in das Zielgebiet Flugdienstleistungen anbieten

Kroatien entwickelt sich nur langsam zu einem Zielgebiet für den Pauschalreise-Tourismus. Beliebte Ferienorte sind Rijeka, Dubrovnik und Split an der Adriaküste, jedoch mit einem bis- her geringen Veranstalter-Anteil. Beide Beteiligten bieten neben dem Angebot an Einzelplät-

29 Stat. Bundesamt

- 28 - - 28 - zen für Endkunden auch in geringem Umfang für Reiseveranstalter Flugleistungen in diese Ferienorte an.

9. Israel

Bei dem zu übernehmenden Geschäftsbereich gibt es bei insgesamt 4 Strecken keine Über- schneidungsstrecken. Insgesamt ergeben sich ikeine wettbewerblichen Bedenken.

Der Flughaven Tel Aiv ist der einzige Flughafen in Israel, der von deutschen Fluglinien ange- flogen wird. Der zu übernehmende Geschäftsbereich der TUIfly bietet von Köln, Hamburg, München und Berlin Flüge dorthin an und beförderte im Untersuchungszeitraum [...] Passa- giere, davon [...] im Einzelplatzverkauf. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum von Deutsch- land nach Tel Aviv 331.292 Flugpassagiere befördert. Damit erreicht TUIfly einen Marktanteil von ca. [10-20]% in dieses Zielgebiet. Air Berlin bietet derzeit keine Flüge nach Israel an. Wichtigste Wettbewerber nach Tel Aviv sind sind Lufthansa über Frankfurt, die private israe- lische Fluggesellschaft Israir und die -Tochtergesellschaft Sun d’Or, die jeweils Direkt- flüge von Stuttgart und Düsseldorf anbieten.

Nach dem Zusammenschluss wird TUIfly auf keinen anderen Strecken in das Zielgebiet Flugdienstleistungen anbieten.

10. Italien

Bei dem zu übernehmenden Geschäftsbereich gibt es bei insgesamt 55 Strecken 10 Über- schneidungsstrecken. Dabei ergeben sich insgesamt keine wettbewerblichen Bedenken. Der zu übernehmende Geschäftsbereich der TUIfly bietet insgesamt 55 Strecken nach Italien an. Dabei gibt es folgende Überschneidungsstrecken mit Air Berlin:

Strecken StaBu Davon Paxe MA Paxe MA AB MA Paxe MA LH A TOP in % TUIfly. Tuifly % AB in % TUIfly/A LH in % B . DUS-CTA 33.365 [10-20]% [ xxx] [50-60] [ xxx] [30-40] [90-100] [ xxx] [0-10]

FRA-CTA 36.885 [0-5]% [ xxx] [50-60] [ xxx] [0-10] [50-60] [ xxx] [10-20]

HAM-OLB 10.673 [0-5]% [ xxx] [90-100] [ xxx] [0-10] [90-100] [ xxx] [0-10]

HAJ-CTA 10.799 [0-5]% [ xxx] [90-100] [ xxx] [0-10] [90-100] [ xxx] [0-10]

HAJ-BGY 33.626 [0-5]% [ xxx] [60-70] [ xxx] [0-10] [60-70] [ xxx] [30-40]

CGN-BRI 30.620 [0-5]% [ xxx] [90-100] [ xxx] [0-10] [90-100] [ xxx] [0-10]

CGN-OLB 33.690 [0-5]% [ xxx] [90-100] [ xxx] [0-10] [90-100] [ xxx] [0-10]

CGN-CTA 19.296 [0-5]% [ xxx] [90-100] [ xxx] [0-10] [90-100] [ xxx] [0-10]

MUC-CTA 52.785 [0-10]% [ xxx] [30-40] [ xxx] [0-10] [30-40] [ xxx] [20-30]

STR-CTA 22.183 [0-10]% [ xxx] [90-10] [ xxx] [0-10] [90-10] [ xxx] [0-10]

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Auf einigen Strecken erreichet Air Berlin mit dem zu übernehmenden Geschäftsbereich der TUIfly (MA TUIfly/AB) Marktanteile von 90-100%. Die Gesamtzahlen des Statistischen Bundes- amtes zeigen aber, dass es sich bei diesen Strecken um aufkommensschwache Strecken han- delt, bei denen nur der eingeschränkte Betrieb von Fluggeräten betriebswirtschaftlich sinnvoll ist. Außerdem ist auf allen Strecken Lufthansa als direkter Wettbewerber präsent, so dass sich schon aus diesem Grund kein unkontrollier Verhaltensspielraum für Air Berlin eröffnet.

Auf den Nebenstrecken ergibt sich folgender (potentieller) Wettbewerb: Easyjet bietet von Berlin Flüge nach Mailand und Olbia, Ryanair bedient von Frankfurt-Hahn, , Bremen, Lü- beck und Berlin die Strecke nach Mailand sowie von Frankfurt-Hahn, Karlsruhe-Baden, und Weeze die Strecke nach Calgiari auf Sardinien.

Nach dem Zusammenschluss wird TUIfly auf keinen anderen Strecken in das Zielgebiet Flug- dienstleistungen anbieten.

Italien ist trotz der günstigen geographischen und Lage und den günstigen klimatischen Bedin- gungen nur sehr eingeschränkt für Pauschalreisetouristen attraktiv. Das liegt insbesondere an den geringen Hotelkapazitäten im unteren Preissegment. Nach Aussage der Reiseveranstalter buchen Italienreisende in der Mehrzahl ihren Urlaub selbst. Auch die beliebten Städteziele wie Rom, Mailand, Venedig, Pisa oder die Toscana bieten dementsprechend wenig Möglichkeiten für den Pauschalreisetourismus.

11. Marokko

Bei dem zu übernehmenden Geschäftsbereich gibt es bei insgesamt 2 Strecken keine Über- schneidungsstrecken. Bei diesem Zielgebiet ergeben sich insgesamt keine wettbewerblichen Bedenken.

Der zu übernehmende Geschäftsbereich der TUIfly bietet Flüge von Köln nach Nador und Tanger an. Dieser Geschäftsbereich beförderte im Untersuchungszeitraum [...] Passagiere dorthin. Nach Marokko wurden in diesem Zeitraum von Deutschland insgesamt [...] Flugpas- sagiere befördert. Damit erreicht das Zielobjekt einen Marktanteil von [10-20] %.

Air Berlin beförderte im Untersuchungszeitraum insgesamt [...] Passagiere nach Agadir, den größten Teil davon für Reiseveranstalter. Air Berlin kommt damit auf einen Marktanteil von [0-5]%. Zusammen mit dem zu erwerbenden Geschäftsbereich der TUIfly erreicht Air Berlin in Marokko einen Marktanteil von [10-20] %.

Wichtigste Wettbewerber in dieses Zielgebiet sind von Deutschland aus SWISS, sowie über die KLM. Darüber hinaus bietet Ryanair ab Brüssel eine Ver- bindung nach Tanger an. Im Veranstalterbereich erreichen die Beteiligten gemeinsam auf

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Strecken nach Agadir insgesamt einen Marktanteil von [40-50]%. Wichtigster Wettbewerber in diesem Marktsegment (Pauschalreise) in Marokko ist Condor mit einem Anteil von [40- 50]%.

Nach dem Zusammenschluss wird TUIfly auf anderen Strecken in das Zielgebiet weiterhin Flugdienstleistungen im Wettbewerb zu Air Berlin anbieten.

12. Portugal

Bei dem zu übernehmenden Geschäftsbereich kommt es auf allen drei Strecken zu Über- schneidungen. Bei diesem Zielgebiet ergeben sich jedoch insgesamt keine wettbewerblichen Bedenken.

Mit insgesamt 1 Mio Passagiere von Deutschland nach Portugal zeigt sich dieses Zielgebiet auf den meisten Strecken als aufkommensschwach. Dies gilt auch für die Strecken, die Air Berlin mit dem Geschäftsbereich der TUIfly übernimmt:

Strecken StaBuA Davon Paxe MA Paxe MA AB MA TUIfly Paxe MA LH TOP in TUIfly. TUIfly AB in % AB zus.. LH in % % % HAM-OPO 14.508 [5-10]% [ xxx] [30-40] [ xxx] [10-20] [40-50] [ xxx] [20-30]

CGN-OPO 22.074 [0-5]% [ xxx] [80-90] [ xxx] [0-10] [80-90] [ xxx] [10-20]

STR-OPO 22.172 [0-5]% [ xxx] [70-80] [ xxx] 0-10] [80-90] [ xxx] [10-20]

Insoweit geben die Strecken nach Porto keinen Anlass zu wettbewerblichen Bedenken. Bei ei- nem schwachen Passagieraufkommen ist Lufthansa auf allen Strecken mit einem nennenswer- ten Marktvolumen präsent. Darüber hinaus bedient easyjet den Zielflughafen von Basel und Ryanair ab Frankfurt-Hahn und Eindhoven. Der gemeinsame Marktanteil der Beteiligten im Veranstalterbereich beträgt von Deutschland nach Portugal [30-40]%.

Nach dem Zusammenschluss wird TUIfly auf anderen Strecken in das Zielgebiet weiterhin Flugdienstleistungen im Wettbewerb zu Air Berlin anbieten.

13. Schweden

Bei dem zu übernehmenden Geschäftsbereich gibt es bei insgesamt 2 Strecken keine Über- schneidungsstrecken. Bei diesem Zielgebiet ergeben sich insgesamt keine wettbewerblichen Bedenken.

Der zu übernehmende Geschäftsbereich der TUIfly umfasst nach Schweden Flugverbindun- gen von Hannover und Stuttgart zum Stockholmer Flughafen Arlanda. Es wurden im Unter- suchungszeitraum im Einzelplatzgeschäft [...] Flugpassagiere befördert. Insgesamt erreicht

- 31 - - 31 - das Flugpassagieraufkommen von Deutschland nach Arlanda ein Volumen von 408.119 Ein- zelplätzen. Damit erreicht das Zielobjekt einen Marktanteil von [10-20]%.

Air Berlin bietet Flugverbindungen nach Arlanda insbesondere von Berlin und Köln aus an und beförderte im Untersuchungszeitraum [...] Passagiere dorthin. Damit erreicht Air Berlin einen Marktanteil von [5-10]%. Durch den zu übernehmenden Geschäftsbereich erhält Air Berlin auf den Strecken in die schwedische Hauptstadt somit [10-20]%. Daneben bietet Air Berlin noch in geringem Umfang Flüge von Düsseldorf, Leipzig und München nach Göteborg und Kiruna (Lappland) an.

Wettbewerber nach Schweden sind Lufthansa und SAS. Ryanair bietet von Lübeck, Bremen, Berlin, Karlsruhe-Baden sowie Memmingen ebenfalls Flüge nach Stockholm an.

Reisende nach Schweden gehören insbesondere aus klimatischen Gründen ebenfalls nicht zu der Zielgruppe der Pauschalreise-Touristen, die Sonne, Strand und Meer bevorzugen. Dementsprechend bieten die Beteiligten auch in erster Linie Flüge in die Hauptstadt Stock- holm an.

Nach dem Zusammenschluss wird TUIfly auf keinen anderen Strecken in das Zielgebiet Flugdienstleistungen anbieten.

14. Tunesien

Der zu übernehmende Geschäftsbereich der TUIfly bietet nach Tunesien die Strecke Köln- Tunis an, die sich nicht mit dem Streckenangebot von Air Berlin nach Tunis überschneidet. Bei diesem Zielgebiet ergeben sich insgesamt keine wettbewerblichen Bedenken.

Im Untersuchungszeitraum wurden von Deutschland nach Tunesien insgesamt rund 590.000 Flugpassagiere befördert. Auf der Strecke des zu übernehmenden Geschäftsbereichs beför- derte TUIfly insgesamt [...] Passagiere, das entspricht einem Anteil am Gesamtaufkommen Deutschland/Tunesien von [0-5]%. Das Volumen der Flugpassagiere von Köln nach Tunis betrug im Jahr 2007/2008 9.027. Damit erreichte das Zielobjekt auf dieser Stecke einen Marktanteil von [90-100]%.

Air Berlin bietet keine Flüge nach Tunis an, ist aber – wie auch TUIfly - im Veranstaltergeschäft nach Djerba und Monastir sehr aktiv. Insgesamt wurden von Deutsch- land im Untersuchungszeitraum 518.987 Passagiere nach Djerba und Monastir befördert. Davon beförderte Air Berlin [...] Flugpassagiere und hat damit einen Anteil von [...]%. TUIfly beförderte in diese Ferienorte insgesamt [...] Passagiere und erreichte einen Anteil von [10- 20]%. Durch den zu übernehmenden Geschäftsbereich von TUIfly erhöht sich deren Markt- anteil nur unwesentlich – um [0-5]% - auf ca. [30-40]%. Allerdings verbleibt TUIfly in diesem Zielgebiet als Wettbewerber gegenüber Air Berlin auf den Strecken nach Djerba und Monas- tir.

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Der Linienflugverkehr wird zwischen Tunesien als nicht EU-Mitgliedstaat über bilaterale Ab- kommen geregelt. Charterverkehre unterliegen keinen Luftverkehrsabkommen, jedoch gibt es eine generelle Begrenzung der Wochenfrequenzen für deutsche Luftverkehrsgesellschaf- ten30. Wesentliche Wettbewerber nach Tunesien sind Tunis Air, Nouvel Air und Lufthansa.

Tunesien gilt als klassisches Reiseland für den Pauschalreise-Tourismus. Die Hauptreisezie- le sind dort neben der Hauptstadt Tunis die Ferieninsel Djerba und die am Mittelmeer gele- gene Stadt Monastir.

15. Türkei

Bei dem zu übernehmenden Geschäftsbereich gibt es bei insgesamt 2 Strecken eine mittel- bare Überschneidungsstrecken. Bei diesem Zielgebiet ergeben sich insgesamt keine wett- bewerblichen Bedenken. Die Türkei ist ebenfalls ein Veranstalter-geprägtes Zielgebiet. Im Einzelplatzgeschäft bietet der zu übernehmende Geschäftsbereich der TUIfly von Frankfurt und Hannover Flüge nach Istanbul Sabiha Gokcen an. Insgesamt wurden 13.053 Passagiere dorthin befördert. Im Untersuchungszeitraum wurden insgesamt von Deutschland nach Istanbul [...] Passagiere befördert. Damit erreicht das Zielobjekt auf diesen Strecken keine nennenswerten Marktan- teile ([0-5]%). Air Berlin bietet Flüge von Frankfurt zum Flughafen Istanbul-Atatürk und von Düsseldorf zum Flughafen Istanbul Sabiha Gokcen an und beförderte insgesamt nach Istanbul [...] Passagie- re, davon knapp 67% für Reiseveranstalter. Damit erreicht Air Berlin in diesem Segment ei- nen Anteil von [0-5]%. Der Zuwachs durch den zu übernehmenden Geschäftsbereich der Tuifly ist vernachlässigbar gering. Als Wettbewerber stehen den Beteiligten eine Reihe von türkischen Airlines gegenüber (Turkish Airlines, Pegasus Airlines31, , , sowie die Luf- thansa-Turkish AirlinesTochter SunExpress). Easyjet bietet von Basel eine Verbindung nach Istanbul an.

Nach dem Zusammenschluss wird TUIfly auf anderen Strecken in das Zielgebiet weiterhin Flugdienstleistungen im Wettbewerb zu Air Berlin anbieten.

b.) Gesamtwürdigung der Wettbewerbsverhältnisse

1. Marktanteile

Die Übernahme des Zielobjekts durch Air Berlin stellt sich bei einer streckenbezogenen Be- trachtung wie auch bei der Betrachtung einzelner Zielgebiete insgesamt als wettbewerblich

30 Information: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung 31 Die Pegasus-Airlines beherrschende türkische ESAS-Gruppe hält zur Zeit 18,3% der Anteile an der Air Berlin PLC und ist damit größter Einzelaktionär

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nicht bedenklich dar. Auf vielen Strecken ist Air Berlin dort nicht mit einem nennenswerten Pas- sagiervolumen vertreten. Vielmehr ergänzen die Strecken des zu übernehmenden geschäftsbe- reichs der TUIfly das Streckenportfolio der Air Berlin in den betroffenen Zielgebieten. Die Markt- anteilszuwächse durch die von TUIfly auf diesen Strecken beförderten Passagiere sind zwar auch in diesen Zielgebieten teilweise erheblich. Für die hier relevante Betrachtung des Einzel- kunden als Segment der Marktgegenseite ergeben sich jedoch zu diesen einzelnen Strecken ausreichende Alternativen, nicht zuletzt auch durch das große Streckenangebot der Billigflug- gesellschaften Ryanair und Easyjet von bestimmten deutschen Abflughäfen. Für das Zielgebiet Spanien, bei dem Air Berlin einen relativ hohen Marktanteil hat, ist der Zuwachs dagegen sehr gering.

Auf einigen Überschneidungsstrecken erreicht Air Berlin – nach den von TUIfly angegebenen Passagierzahlen - zwar einen hohen Anteilszuwachs – jedoch hat der Marktaustritt von TUIfly durch Aufgabe des zu veräußernden Geschäftsbereichs aus diesen einzelnen Strecken nicht zur Folge, dass nicht auch andere Wettbewerber versuchen werden, in diese Märkte einzutre- ten. Denn anders als bei den Reiseveranstaltern, die jährlich feste Kontingente buchen, ent- scheidet bei den hier relevanten Strecken der einzelne Reisende über die Inanspruchnahme der Flugdienstleistung durch Air Berlin.

2. Betrachtung weiterer Strukturmerkmale

Bei der Prüfung einer überragenden Marktstellung sind gemäß § 19 Abs. 2 S. 1 Nr. 2 GWB ne- ben dem Marktanteil weitere Faktoren zu berücksichtigen, wie rechtliche und tatsächliche Schranken für den Marktzutritt anderer Unternehmen, der tatsächliche und potentielle Wettbe- werb durch innerhalb oder außerhalb des GWB ansässige Unternehmen sowie die Möglichkeit der Marktgegenseite, auf andere Unternehmen auszuweichen.

2.1. Tatsächlicher und potentieller Wettbewerb

Für die Bedeutung des potentiellen Wettbewerbs sind im Bereich des Angebots von Flugdienst- leistungen das Passagieraufkommen sowie die Angebotsflexibilität der Luftverkehrsunterneh- men im Mittelstreckenbereich entscheidend. Die Entscheidung einer Fluggesellschaft für die Aufnahme einer Strecke ist dabei von verschiedenen Faktoren abhängig, wie z.B. das Vorhan- densein einer eigenen Basis am Ziel- oder Abflug-Flughafen, der Slotsituation sowie die Infra- struktur an diesen Flughäfen und damit die Aussicht auf möglichst kurze Standzeiten, einer möglichst ausgewogene Mischung aus Geschäftsreisenden und Touristen sowie die Erwartung einer hohen Auslastung des eingesetzten Fluggeräts. Dabei ist das Passagieraufkommen für den Ferienflugbereich auch abhängig von der Attraktivität einer Zieldestination, d.h. von deren kulturellen Angeboten, vom Preis-Leistungsverhältnis der Hotellerie sowie von klimatischen Be- dingungen. Hauptstadtstrecken oder Verbindungen in Industriemetropolen wie Mailand oder Manchester sind ebenfalls durchgängig für Geschäftsreisende interessant. Ein konstant hohes

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Passagieraufkommen zieht daher immer die Aufmerksamkeit von Wettbewerbern auf sich, die aufgrund ihrer hohen Angebotsflexibilität schnell in diese Strecke einsteigen können. Solange ein Unternehmen jederzeit damit rechnen muss, dass neue Wettbewerber in seinen Markt ein- treten, ist es wenig wahrscheinlich, dass es einen nicht hinreichend kontrollierten Verhaltens- spielraum besitzt32. Die Ermittlungen der Beschlussabteilung haben ergeben, dass die Wettbe- werber auf den meisten relevanten Strecken im Mittelstreckenbereich in der Lage sind, den Verhaltensspielraum der Air Berlin nach der Übernahme des zu veräußernden Geschäftsbe- reichs der TUIfly hinreichend einzuschränken. Dafür sind u.a. folgende Gründe ausschlagge- bend:

Das von TUIfly entwickelte Einzelstrecken-Portfolio (der zu veräußernde Geschäftsbereich) um- fasst eine Reihe der wesentlichen Haupt- bzw. Großstädte in den europäischen Nachbarländern und Nordafrika (z. B. Birmingham, Manchester, Kairo, Paris, Palermo, Venedig, Pisa, Mailand, Rom, Neapel, Thessaloniki, Tunis und Istanbul). Diese Städte zeichnen sich dadurch aus, dass sie sowohl für Touristen als auch für Geschäftsleute interessant sind. Daneben generieren die- se Strecken aus Deutschland heraus auch in nennenswertem Umfag den sogenannten ethni- schen Verkehr. Dadurch kann auf diesen Strecken auch in den Wintermonaten mit einem aus- reichenden Passagieraufkommen gerechnet werden. Auch aufgrund des großen kulturellen An- gebots können diese Zielgebiete nicht als volatil bezeichnet werden.

Als direkte und potentielle Wettbewerber in diese Zielgebiete stehen Air Berlin die folgenden Wettbewerber33 gegenüber, die derzeit folgende Strecken bedienen:

Düsseldorf FlyBE, Lufthansa Düsseldorf-Weeze Ryanair Frankfurt FlyBE, Lufthansa Frankfurt-Hahn Ryanair Birmingham Hamburg FlyBE Hannover FlyBE München Lufthansa Stuttgart FlyBE Bremen Ryanair Düsseldorf British Airways/FlyBE, Lufthan- sa Düsseldorf-Weeze Ryanair Frankfurt Lufthansa/British Midland, British Manchester Airways/FlyBE Frankfurt-Hahn Ryanair Hamburg Lufthansa/British Midland Hannover British Airways/FlyBE München Lufthansa/British Midland

Kairo Berlin Egypt Air,

32 Ruppelt in Langen Bunte § 19 Rn 54 33 Keine abschließende Aufzählung

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Düsseldorf Egypt Air Frankfurt Egypt Air, Lufthansa München Egypt Air,

Köln-Bonn Lufthansa, Paris-CDG Düsseldorf Air France Hamburg Air France

Bremen Ryanair Düsseldorf-Weeze Ryanair Mailand-Bergamo Frankfurt-Hahn Ryanair Hamburg-Lübeck Ryanair M-Malpensa Köln-Bonn Germanwings Neapel Berlin Easyjet, Air Berlin München Lufthansa Palermo Düsseldorf KLM Frankfurt , Palermo-Trapani Düsseldorf-Weeze Ryanair Frankfurt-Hahn Ryanair Pisa Berlin-Schönefeld Easyjet Düsseldorf-Weeze Ryanair Frankfurt-Hahn Ryanair Hamburg-Lübeck Ryanair München Lufthansa (Air Dolomiti) Rom-Ciampino Berlin-Schönefeld Easyjet Düsseldorf-Weeze Ryanair Frankfurt-Hahn Ryanair Karlsruhe/Baden Baden Ryanair Rom-Fiumicino Düsseldorf Lufthansa Rom-Fiumicino Frankfurt Alitalia, Lufthansa Köln/Bonn Germanwings München Alitalia, Lufthansa Stuttgart Germanwings Venedig Berlin-Schönefeld Easyjet Berlin-Tegel Lufthansa Düsseldorf Lufthansa Frankfurt Lufthansa München Lufthansa Venedig-Treviso Bremen Ryanair Düsseldorf-Weeze Ryanair Frankfurt-Hahn Ryanair

Berlin-Schönefeld Easyjet Düsseldorf Olympic Airlines, Lufthansa/ Aegean, Frankfurt Lufthansa/Aegean Thessaloniki Köln/Bonn Germanwings München Lufthansa/Aegean, Stuttgart Germanwings, Lufthansa/ Aegean

Berlin-Schönefeld Düsseldorf Tunisair Tunis Frankfurt Lufthansa, Tunisair Hamburg Tunisair München Tunisair

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Berlin-Tegel Turkish Airlines Düsseldorf Turkish Airlines/Lufthansa, BestAir, Frankfurt Turkish Airlines/Lufthansa, Blue Wings Istanbul Atatürk Hamburg Turkish Airlines Hannover Turkish Airlines Köln/Bonn Turkish Airlines München Turkish Airlines/Lufthansa Nürnberg Turkish Airlines Stuttgart Turkish Airlines, Berlin Germanwings, Pegasus, SunExpress, Turkish Airlines Dortmund Air Berlin, Germanwings Düsseldorf Pegasus Frankfurt SunExpress Istanbul Sabiha Hamburg Germanwings Gökcen Hannover SunExpress, Turkish Airlines

Köln/Bonn Germanwings, Pegasus, SunExpress München SunExpress Stuttgart Germanwings, Pegasus, SunExpress

Aber auch auf den Strecken in die Badeorte in Italien, Kroatien und Spanien gibt es hinreichend Wettbewerber: München Alitalia/Air One Brindisi Frankfurt Alitalia/Air One Berlin-Schönefeld Easyjet Düsseldorf-Weeze Ryanair Cagliari Frankfurt-Hahn Ryanair Karlsruhe/Baden Baden Ryanair München Lufthansa Catania München Olbia Berlin-Schönefeld Easyjet Düsseldorf Lufthansa München Lufthansa (Air Dolomiti Rimini Frankfurt-Hahn Ryanair München Lufthansa (Air Dolomiti) Dubrovnik Berlin-Schönefeld Germanwings, Easyjet Düsseldorf Lufthansa/Croatia Airlines Köln/Bonn Germanwings Bilbao Düsseldorf Lufthansa Frankfurt Lufthansa München Lufthansa/ Stuttgart Lufthansa Malaga Düsseldorf-Weeze Ryanair Frankfurt Lufthansa, Condor Frankfurt-Hahn Ryanair München Lufthansa Stuttgart Germanwings Valencia Düsseldorf Lufthansa Düsseldorf-Weeze Ryanair Frankfurt-Hahn Ryanair München Spanair

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2.2. Marktzutrittschranken im Flugverkehr

Für die Feststellung einer überragenden Marktstellung von Unternehmen auf einem relevanten Markt ist zu prüfen, ob ein Zutritt im Prognosezeitraum möglich ist und ob dieser geeignet ist, den Verhaltensspielraum der angestammten Unternehmen nach dem Zusammenschluss einzu- schränken34. Denn die aktuellen oder potentiellen Neuzugänger können auf Hindernisse stoßen, die über die Zutrittsrisiken und –kosten entscheiden und damit Auswirkungen auf deren Renta- bilität haben. Im Luftverkehrsbereich werden Marktzutrittschranken z.B. durch fehlende Ver- kehrsrechte der Zielgebiete insbesondere fehlende Start- und Landerechte (Slots) an den Ziel- und Abflughäfen begründet. Auch zu geringe Abfertigungskapazitäten an Flughäfen können weitere Marktzutritte verhindern. Schließlich können die Stellung der angestammten Unterneh- men im relevanten Markt sowie insbesondere Rentabilitätsrisiken für die Aufnahme neuer Stre- cken geeignet sein, potentielle Wettbewerber abzuschrecken. Die Beschlussabteilung hat für den hier relevanten Markt für Flugdienstleistungen auf den Strecken des Zielobjekts keine der oben genannten Marktzutrittsschranken festgestellt.

Eine wichtige Voraussetzung für die Aufnahme von Flugdienstleistungen von einem oder meh- reren deutschen Flughäfen - hier: für Mittelstreckenzielgebiete - ist die Einrichtung einer „Basis“, d.h. der festen Stationierung eines oder mehrerer Flugzeuge an einem Flughafen35. Durch eine solche Basis ist die Fluggesellschaft in der Lage, flexibel auf Nachfrage- und Wettbewerbsver- änderungen auf Flugstrecken aus diesem Flughafen zu reagieren, wenn ihr ausreichendes Fluggerät mit Besatzung sowie ausreichende Slots zur Verfügung stehen. Für eine wirtschaftli- che Einrichtung einer solchen Basis sind daher nicht nur einzelne Slots an einzelnen Tagen er- forderlich sondern ein unter Rentabilitätsaspekten geschnürtes „Slot-Paket“, um dadurch Kos- tenvorteile erreichen zu können. Aus früheren Verfahren36 hat die Beschlussabteilung die Kenntnis, dass es „Minimum-Voraussetzungen“ gibt, ab wann eine Strecke als rentabel gelten kann. Danach sind für den wirtschaftlichen Betrieb einer Strecke mindestens sieben Starts und Landungen pro Woche von einem Flughafen erforderlich und zwar derart, dass die Maschine in der Zwischenzeit möglichst viele weitere Strecken außerhalb des Heimatflughafens (d.h. außer- halb ihrer Basis) bedienen kann. Um auf Nachfrageschwankungen oder andere Einflüsse flexi- bel reagieren zu können, sind daher – je nach Streckenportfolio der einzelnen Fluggesellschaft - eine Reihe von Slots am Heimatflughafen erforderlich. So können Flughäfen mit Slot- Engpässen die Aufnahme und Durchführung eines zusätzlichen flexiblen und wirtschaftlich at- traktiven Flugangebots verhindern. Flughäfen mit Slot-Engpässen sind sogenannte koordinierte Flughäfen, auf denen die Vergabe der Start- und Landerechte den Fluggesellschaften von ei- nem Koordinator zugewiesen werden. In Deutschland sind dies die Flughäfen Frankfurt, Mün-

34 Leitlinien zur Bewertung horizontaler Zusammenschlüsse gemäß der Ratsverordnung über die Kontrolle von Unter- nehmenszusammenschlüssen, ABL C 31 S. 5 vom 5.2.2004, Ziff 69 ff 35 Base bedeutet dabei, dass eine Fluggesellschaft ein oder mehrere Flugzeuge an einem Flughafen (Heimatflughafen) fest stationiert hat, die abends dort auch wieder landen und damit u.a. die Übernachtungskosten für die Crew entfallen und dort auch kurzfristig Wartungs- und Reparaturarbeiten vorgenommen werden können. 36 Ergebnis der Befragung der Fluggesellschaften im Verfahren „Air Berlin/ Condor“, B 9 – 154/07

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chen, Düsseldorf, Stuttgart sowie die Berliner Flughäfen. Problematisch sind dabei die Flughä- fen Frankfurt, München und zunehmend auch Düsseldorf, auf denen zu bestimmten Zeiten kei- ne Slots mehr verfügbar sind.

Daher haben in Deutschland neben den großen Verkehrsflughäfen die kleineren Regionalflug- häfen insbesondere für inländische Reisen sowie für Reisen in touristische Zielgebiete im Mit- telstreckenbereich an Bedeutung gewonnen. Insbesondere Air Berlin, Ryanair und Easyjet bie- ten für den Bereich der Ferienflugdienstleistungen überwiegend Flüge von Regionalflughäfen an. Ryanair hat Bases in Frankfurt- Hahn, Düsseldorf-Weeze und Bremen, Easyjet operiert von Berlin-Schönefeld, Dortmund und demnächst auch von Düsseldorf, Hamburg-International hat Flugzeuge in Hamburg, Saarbrücken, Friedrichshafen, Köln-Bonn und Weeze stationiert, Germanwings hat Bases in Köln/Bonn, Dortmund, Stuttgart, Berlin und Hamburg.

Marktzutrittschranken können an diesen kleineren Flughäfen dadurch entstehen, dass eine Air- line diesen Flughafen „besetzt“ und der Zutritt eines weiteren Carriers an dem geringen Passa- gieraufkommen scheitert. Dies gilt jedoch in der Regel nur für eine bestimmte Strecke. So bietet Ryanair vom Flughafen Memmingen Flüge nach Bremen und Stockholm an, Air Berlin über- nimmt von TUIfly ab Memmingen die Strecken nach Valencia, Thessaloniki, Neapel und Rom. Dabei wirbt der Flughafen Memmingen – wie auch andere Regionalflughäfen – um weitere Fluggesellschaften, die dort Flugzeuge stationieren sollen.

Schließlich betrifft der überwiegende Teil des Zielobjekts in Deutschland zudem die nicht- koordinierten Flughäfen Köln/Bonn, Hannover und Hamburg, die insoweit keine Marktzutritt- schranken aufweisen. Dies gilt auch für den überwiegenden Teil der Zielgebiete.

C.

Zusammenfassende Würdigung der fusionskontrollrechtlichen Prüfung

Die Ermittlungen haben ergeben, dass die Übernahme des Zielobjekts im Bereich der Städte- verbindungen (CCB) durch Air Berlin nicht zu wettbewerblichen Bedenken führt. Der Zuwachs, den Air Berlin durch die Übernahme der Verbindungen inklusive Start- und Landerechte erhält, eröffnet ihr keinen unkontrollierten Verhaltensspielraum gegenüber der Nachfrageseite.

Dies gilt aufgrund des geringen Zuwachses auch für das Zielgebiet Spanien, selbst wenn man unterstellt, dass Air Berlin bereits vor dem Zusammenschluss über eine überragende Marktstel- lung verfügt. Neben dem geringen Zuwachs ist für die fehlende Verstärkung hier auch aus- schlaggebend, dass es sich bei den in Frage stehenden Spanienverbindungen des Zielobjekts um Flughäfen handelt, bei denen es keine kritische Slot-Situationen gibt.

Die Marktanteile auf den Einzelstrecken sind sehr unterschiedlich. Jedoch sind hohe Marktan- teile auf Einzelstrecken kein Indiz für einen unkontrollierten Verhaltensspielraum, wenn Wett-

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bewerb gegeben ist. Dies ist hier der Fall. Die Ermittlungen haben ergeben, dass entweder auf den einzelnen Strecken oder aber auf Parallelstrecken ausreichend Wettbewerber vorhanden sind. Aber auch potentieller Wettbewerb ist gegeben, da die einzelnen Fluggesellschaften im Mittelstreckenbereich eine große Flexibilität besitzen und jederzeit in der Lage sind, in dem räumlich relevanten Märkten Flugdienste anzubieten.

Die Ermittlungen haben auch ergeben, dass es kaum Marktzutrittsschranken in die relevanten Märkte gibt. Bis auf einige Ausnahmen gibt es bei den Abflug- und Zielflughäfen keine oder kaum Slotbeschränkungen. Auch auf sogenannten „dünnen“ Strecken sind Marktzutritte mög- lich, wie z.B. die geplante Aufnahme der Strecke Dortmund-Salzburg durch Gemanwings.

Billig- und Linienfluggesellschaften stellen ebenfalls eine Alternative für Individualreisen dar, wie die Angebote von Ryanair, easyjet, Lufthansa und Germanwings in die hier relevanten Zielge- biete belegen.

Aus den vorgenannten Gründen hat die Beschlussabteilung entschieden, das angemeldete Zu- sammenschlussvorhaben nicht zu untersagen und ohne Bedingungen und Auflagen freizuge- ben. Diese Verfügung ergeht nach § 40 Abs. 2 Satz 1 GWB. Eine Prüfung nach § 1 GWB/Art. 81 Abs 1. EG behält sich die Beschlussabteilung vor.

D. Gebühren

Die Freigabe des Zusammenschlusses nach § 36 Abs. 1 GWB ist als Amtshandlung der Kar- tellbehörde gebührenpflichtig. Die Kartellbehörde kann hierfür Gebühren bis zu 50.000 € (§ 80 Abs. 2 Satz 2 Nr. 1 GWB), bei besonders großer wirtschaftlicher Bedeutung und außergewöhn- lich hohem Verwaltungsaufwand bis zu 100.000 € erheben (§ 80 Abs. 2 Satz 3 GWB). Die Höhe der Gebühr bestimmt sich nach dem personellen und sachlichen Aufwand der Kartellbehörde unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Bedeutung, die der Gegenstand der gebühren- pflichtigen Handlung hat. Für die Bemessung ist maßgeblich auf die wirtschaftliche Bedeutung des beabsichtigten Zusammenschlusses abzustellen. Sie ergibt sich grundsätzlich aus der Höhe der inländischen Umsätze der beteiligten Unternehmen auf den vom Zusammenschluss betroffenen Märkten, den erwarteten betriebswirtschaftlichen Vorteilen der künftigen Zusam- menarbeit auf den Inlandsmärkten und dem aus der Nähe des Zusammenschlussvorhabens zum Untersagungsbereich des § 36 GWB sich ergebenden wirtschaftlichen Interesse der be- teiligten Unternehmen an der kartellbehördlichen Entscheidung. Entspricht die nach diesen Be- stimmungsmerkmalen festgestellte wirtschaftliche Bedeutung dem Durchschnitt, ist grundsätz- lich eine mittlere Gebühr angemessen (vgl. KG WuW/E OLG 4366 "SPAR" m. w. N.). Diese be- trägt nach dem derzeit geltenden Gebührenrahmen 25.000 €.

Im vorliegenden Fall wird von einer durchschnittlichen Bedeutung des Zusammenschlussvorha- bens ausgegangen. Der personelle und sachliche Aufwand der Kartellbehörde lag dabei über dem Durchschnitt. Die festgesetzte Gebühr in Höhe von [...] € ist unter diesen Gesichtspunkten

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angemessen und gerechtfertigt. Auf diese Gebühr ist nach § 80 Abs. 1 Satz 4 GWB die Gebühr für die Anmeldung des Zusammenschlusses anzurechnen. Die Gebühr für die Anmeldung rich- tet sich ebenfalls nach den oben angeführten Kriterien. Das Bundeskartellamt hält die Gebühr für die Anmeldung in Höhe von [...] € für angemessen. Mit der Kostenentscheidung des Be- schlusstenors war daher nur noch der Differenzbetrag in Höhe von [...] € zu erheben.

Gebührenschuldner sind nach § 80 Abs. 6 Satz 1 Nr. 1 GWB die im Rubrum zu 1. und 7. Ge- nannten.

Die Gebühr ist binnen eines Monats nach Zustellung dieses Beschlusses unter Angabe des obigen Aktenzeichens und des Datums des Beschlusses auf das Konto

Verwendungszweck / Kassenzeichen: 810600202818

Bundeskasse Trier Konto-Nr.: 590 010 20 bei der Deutschen Bundesbank - Filiale Trier - BLZ: 590 000 00

IBAN (International Bank Account Nummer = internationale Kontonummer): DE81 5900 0000 0059 0010 20

BIC (Bank Identification Code = internationale Bankleitzahl): MARKDEF 1590 zu überweisen. Bitte geben Sie als Verwendungszweck das o.g. Kassenzeichen an, da ohne diese Angabe Ihre Zahlung nicht bearbeitet werden kann. Die Auslagen für die erforderliche Bekanntmachung dieses Beschlusses im Bundesanzeiger (§ 43 Nr. 2 GWB) werden gesondert erhoben (§ 80 Abs. 1 Satz 3 GWB).

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E. Rechtsmittelbelehrung

Gegen diesen Beschluss ist die Beschwerde zulässig. Sie ist schriftlich binnen einer mit Zustel- lung des Beschlusses beginnenden Frist von einem Monat beim Beschlussabteilung, Kaiser- Friedrich-Straße 16, 53113 Bonn, einzureichen. Es genügt jedoch, wenn sie innerhalb dieser Frist bei dem Beschwerdegericht, dem Oberlandesgericht Düsseldorf, eingeht.

Die Beschwerde ist durch einen beim Bundeskartellamt oder beim Beschwerdegericht einzu- reichenden Schriftsatz zu begründen. Die Frist für die Beschwerdebegründung beträgt zwei Monate. Sie beginnt mit der Zustellung des Beschlusses und kann auf Antrag vom Vorsit- zenden des Beschwerdegerichts verlängert werden. Die Beschwerdebegründung muss die Erklärung enthalten, inwieweit der Beschluss angefochten und seine Abänderung oder Auf- hebung beantragt wird, und die – gegebenenfalls auch neuen - Tatsachen und Beweismittel angeben, auf die sich die Beschwerde stützt.

Beschwerdeschrift und Beschwerdebegründung müssen durch einen Rechtsanwalt unter- zeichnet sein.

...... Paetow Maahs zu Solms-Sieglin

Es wird darauf hingewiesen, dass diese Entscheidung - dem Tenor nach - im Bundesanzeiger (§ 43 Abs. 2 GWB) sowie - im Volltext - gegebenenfalls anderweitig veröffentlicht wird. Sie werden deshalb gebeten, der Beschlussabtei- lung innerhalb von einer Woche ab Erhalt der Entscheidung mitzuteilen, ob die Entscheidung Geschäftsgeheimnisse enthält, die vor Veröffentlichung zu löschen sind. Bitte begründen Sie die von Ihnen gewünschten Löschungen.