LEIBNIZ INTERN

Mitteilungen der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin - begründet im Jahre 1700 als Brandenburgische Sozietät der Wissenschaften - Nr. 47 vom 19. Mai 2010

Inhalt Mitteilungen Montanwissenschaften – gestern und heute. GMUWA Workshop am 23. 04.2010 Berlin Heinz Kautzleben S.11 Gespräche des Präsidiums mit WISTA Berlin-Adlershof / Gemeinsame Konferenz Leibniz-Sozietät und Perspektiven der Energieforschung in Deutschland. Mazedonische Akademie / Klasse Naturwissenschaften Symposium von LEOPOLDINA, ACATECH und BBAW am gratuliert Horst Klinkmann zum 75. Geburtstag S. 2 12. 04. 2010 Karl-Heinz Bernhardt S.12 Spendenaufruf der Leibniz-Sozietät und der Wissenschaft, Kunst und bilaterale Literatur- Stiftung der Freunde der Leibniz-Sozietät S. 3 beziehungen im Gespräch. Deutsch-mazedonische Konferenz in Skopje Hans-Otto Dill S.12 Berichte und Informationen Akademiegeschichte Vorträge in Plenum und Klassen Vor 20 Jahren: Gerhard Banse / Lothar Michalowsky und Peter Görnert / Präsidentenwahl an der Akademie Herbert Wöltge S. 17 Helga Schultz / John Erpenbeck / G. Albrecht, G. G. Devjatych (†) H.-J. Pohl und P. G. Sennikow / Robert Havemann und die Deutsche Akademie der Winfried Engler / Wolfdietrich Hartung / Plenum zur Wissenschaften Karl-Heinz Bernhardt S. 13 Einfachheit als Wirkungs- und Erkenntnisprinzip S. 3-7 Leseempfehlungen Weitere Tagungsberichte 125 Jahre Leuchtende Nachtwolken S.14 Bedingungen und Formen der Weiterbeschäftigung im Vorgelesen: Neugedrucktes von Rentenalter Alexander von Humboldt Karl-Heinz Bernhardt S. 15 135. wissenschaftlichen Tagung des Arbeitskreises Annotation: Doppelter Urknall S.15 Demographie am 21. 01.2010 Wolfgang Weiss S. 7 Zuletzt erschienene Sitzungsberichte 103 bis 105 S.18 Wissenschaftliche Schulen in der Erziehungs- wissenschaft der DDR Personalia und Interna Workshop des Arbeitskreises Pädagogik der Leibniz- Rüdiger Bernhardt / Ulrich Busch / Hans-Otto Dill / Sozietät am 3. 02.2010 Christa Uhlig S. 8 Ernst Engelberg / Dieter B. Herrmann / Lothar Kolditz / Sozialökologische Gesellschaftskonzepte Bodo Krause S.18 Tagung des Arbeitskreises Klassen- und Gesellschafts- In memoriam: Joachim Herrmann S.19 analyse am 12. 02.2010 in Berlin Michael Thomas S. 9 Wir gratulieren: Der Berliner Astronom Gottfried Kirch. Runde Geburtstage im 3. Quartal 2010 S.19 Wissenschaftshistorisches Kolloquium der Leibniz- Hinweis auf Jubiläen und Gedenktage von Sozietät und des Arbeitskreises Astronomiegeschichte Akademiemitglieder n S.19 der Astronomischen Gesellschaft Jürgen Hamel S. 9 Veranstaltungsvorschau 80. Dahlemer Archivgespräch zur Wissenschaftsgeschichte Veranstaltungender Leibniz-Sozietät im Juni 2010 S.20 Zum 75. Geburtstag von Hubert Laitko Horst Kant S. 10 Impresssum S.20

Leibniz intern erbietet sich, der schwindenden Erinnerung Editorial daran etwas aufzuhelfen und die Gelehrtengesellschaft Im Jahr der allgemeinen Besinnung auf die Ereignisse vor auf ihrem Weg in die Leibniz-Sozietät mit einigen Beiträ- 20 Jahren ist es angemessen, auch in Erinnerung zu gen zu begleiten. Immerhin naht auch uns ein zwanzigstes rufen, was damals an der Akademie der Wissenschaften Jubiläum – im April 2013 wird die Sozietät zwanzig Jahre geschah. Freilich liegen wir mit unserer erinnerungspoliti- alt. schen Sicht etwas quer zur offiziellen Darstellung dieser Schön wäre es, wenn sich dazu auch jene in persönlichen Tage, in der der Bereich der letzten Monate der DDR- Erinnerungen zu Worte melden würden, die diesen Weg Wissenschaft und ihrer Wissenschaftsakademie und der begleitet und mit gestaltet haben. Zeit danach gern und meist ausgeblendet wird. 2 Leibniz intern / Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 47 vom 19. Mai 2010

Mitteilungen

demiegeschichte geben. Die Jahres- Bei einem Treffen des Präsidiums der WISTA Gespräche tagung 2011 der Leibniz-Sozietät, die mazedonischen Akademie mit den Treffen von Vertretern der den Beziehungen von Akademie und Gästen wurden die exzellenten Vor- WISTA und der Leibniz- außeruniversitären Forschungsein- aussetzungen für die wissenschaft- Sozietät richtungen gewidmet sein wird, soll liche Zusammenarbeit beider Akade- gemeinsam vorbereitet werden und in mien betont. Mögliche bilaterale Pro- (GB) Am 10. März 2010 fand ein Treffen von Vertretern der Geschäfts- Berlin-Adlershof stattfinden. jekte wurden auch während einer Ex- führung der WISTA-Management Auf Interesse stieß der Vorschlag der kursion zwischen dem Momir Pole- GmbH, der Betreibergesellschaft des Leibniz-Sozietät, analog zu den „To- naković und den deutschen Gästen Wissenschafts- und Technologie- leranz-Konferenzen“ in Oranienburg erörtert. parks Berlin-Adlershof, und dem oder in einer anderen Form gemein- Präsidium der Leibniz-Sozietät der sam „Adlershofer Gespräche zur Wis- Dank der Klasse an Wissenschaften zu Berlin e. V. statt. senschafts- und Technikentwicklung“ Horst Klinkmann Seitens WISTA nahmen an dem durchzuführen. Vereinbart wurde, zum 75. Geburtstag konstruktiven Gespräch Herr Hardy dass sich die WISTA-Management R. Schmitz, Geschäftsführer, und Der Sekretar der Klasse Naturwissen- GmbH in einer der nächsten Aus- Herr Dr. Peer Ambrée, Bereichsleiter schaften, Karl-Heinz Bernhardt, hat gaben von „Leibniz intern“ vorstellt Technologiezentren und Prokurist, in einem Glückwunschschreiben das seitens der Leibniz-Sozietät Herr Pro- und ihre Kooperationserwartungen wissenschaftliche Werk des Jubilars fessor Gerhard Banse, Vizepräsident, formuliert. und sein Wirken für die Leibniz- Herr Professor Bodo Krause, Ge- Ein weiteres Gespräch ist für den Sozietät gewürdigt. In dem Schreiben schäftsführer des Kuratoriums der Herbst dieses Jahres vorgesehen. heißt es: Stiftung der Freunde der Leibniz- „Im vierten Jahrzehnt Ihrer Mitglied- Sozietät, und Herr Dr. Klaus Buttker, Konferenz der schaft in der traditionsreichen Berliner Geschäftsführer der Leibniz-Sozietät, Leibniz-Sozietät und Wissenschaftsakademie können Sie teil. Das Gespräch war von Herrn der Mazedonischen mit Ihrem weltweit bahnbrechenden Professor Norbert Langhoff, Mitglied wissenschaftlichen und wissen- der Leibniz-Sozietät und des Kurato- Akademie in Skopje schaftsorganisatorischen Wirken auf riums der Stiftung der Freunde der In Skopje fand am 23. April 2010 eine den Gebieten der Dialysetherapie, Leibniz-Sozietät, vorbereitet worden. Konferenz der Mazedonischen Aka- des künstlichen Organersatzes und Bereits im Jahr 2008 gab es im demie der Wissenschaften und der Transplantation lebenswichtiger Rahmen einer Beratung des Kura- Künste und der Leibniz-Sozietät zum Organe auf ein im Rahmen unserer Gelehrtengesellschaft und wohl nicht toriums der Stiftung der Freunde der Thema „Wissenschaft und Kunst“ weniger anderer Akademien beispiel- Leibniz-Sozietät in Berlin-Adlershof statt, die von Momir Polenaković, los nachhaltiges Lebenswerk verwei- erste Kontakte mit der WISTA und Mitglied beider Akademien, eröffnet sen. Darin haben Sie das Ideal einer eine generelle Absichtserklärung zur wurde. Welch große Bedeutung die weltumspannenden Republik der Ge- Kooperation. Die März-Beratung mazedonischer Seite der Tagung bei- lehrten und das „Theoria cum Praxi“- führte das in Richtung konkreter maß, zeigt die persönliche Anwesen- Postulat des Ahnherren und Namens- Aktivitäten weiter. heit von Staatspräsident Gjorge gebers unserer heutigen Gelehrten- An erster Stelle ist zu nennen, dass Ivanov, der in seiner Rede die Kon- sozietät vorgelebt, die nicht zuletzt die WISTA der Leibniz-Sozietät weit- ferenz als wichtiges Glied in der Kette dank Ihres Agierens als des einzigen gehend kostenfrei einen Raum als deutsch-mazedonischer Beziehungen jemals vom Willen der Mitglieder wie „Keimzelle“ ihrer Geschäftsstelle zur würdigte. Anschließend sprach er der Mitarbeiter an die Spitze der Ber- Verfügung stellen wird. Dafür werden über das Verhältnis zwischen deut- liner Akademie berufenen Präsiden- die Leibniz-Sozietät wie das Leibniz- schem Expressionismus und Philoso- ten aus deren „Absturz in die Zukunft“ Institut für Interdisziplinäre Studien e. phie. hervorgegangen ist. V. (LIFIS) ihre Präsenz im Wissen- Hans-Otto Dill, Sekretar der Klasse Zu Ihrem Ehrentag, möchte ich Ihnen, schafts- und Technologiepark Berlin- Sozial- und Geisteswissenschaften hochverehrter Herr Kollege, aus- Adlershof verstärken. Der WISTA ist drücklich für all Ihre Aktivitäten dan- der Leibniz-Sozietät, überbrachte die daran gelegen, die Kompetenz der ken, mit denen Sie die Arbeit der Grüße des Präsidenten der Leibniz- Mitglieder beider Institutionen in viel- Klasse Naturwissenschaften geför- fältiger Weise zu nutzen, z. B. durch Sozietät, Dieter B. Herrmann. Von dert und unterstützt haben, seien es die Einbeziehung in die Erstellung den zwölf Beiträgen der Konferenz wissenschaftliche Beiträge, wegwei- von Gutachten oder in die Meinungs- wurden drei von Leibnizianern, dem sende kritische Bemerkungen, Zu- und Strategiebildung. Slawisten Manfred Jähnichen, dem wahlvorschläge und nicht zuletzt ma- Biophysiker Günter von Sengbusch Eine Zusammenarbeit wird es beim terielle Unterstützung aus den Mitteln und dem Hispanisten Hans-Otto Dill Zeitzeugen-Projekt der Sozietät und der Stiftung der Freunde der Leibniz- bestritten. (Bericht s. S. 12) im Rahmen von Aktivitäten zur Aka- Sozietät.“ Leibniz intern / Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 47 vom 19. Mai 2010 3

Spendenaufruf Mit einer Bitte um die Unterstützung auch die personellen Möglichkeiten Bankkonto der Stiftung der ihrer Arbeit durch Spenden wendet der Sozietät für wissenschaftliche Freunde der Leibniz-Sozietät: sich die Leibniz-Sozietät in einem Aktivitäten. Dafür benötigt die Leib- Konto 3756939008 bei der Aufruf an ihre Mitglieder und Freunde niz-Sozietät weitere finanzielle Mittel. Berliner Volksbank (BLZ und an alle, die an Vielfalt und Breite Präsidium und Kuratorium bitten die 10090000). des wissenschaftlichen und geistigen Mitglieder und Freunde, sich verstärkt Für internationale Transaktio- Lebens im Lande interessiert sind. persönlich und vermittelnd an den nen gelten zusätzlich folgende Unterzeichner sind der Präsident der gemeinsamen Bemühungen von Codes: IBAN: DE56 10090000 Leibniz-Sozietät der Wissenschaften Sozietät und Stiftung zu beteiligen, 3756939008, BIC: BEVoDEBB. zu Berlin, Prof. Dr. Dieter B. Herr- für die wissenschaftlichen Aktivitäten mann, und der Vorsitzende des Kura- der Leibniz-Sozietät Fördermittel zu Sowohl die Leibniz-Sozietät als auch toriums der Stiftung der Freunde der beschaffen und weitere Sponsoren, die Stiftung der Freunde der Leibniz- Leibniz-Sozietät, Prof. Dr. Dr. h.c. darunter neue Mitglieder im Förde- Sozietät sind als gemeinnützig aner- mult. Horst Klinkmann rerkreis der Stiftung, zu gewinnen. kannt. In dem Aufruf heißt es u.a.: Das Präsidium der Leibniz-Sozietät Ihre Angebote richten Sie bitte an den Die Leibniz-Sozietät finanziert ihre und das Kuratorium der Stiftung rufen Geschäftsführer der Stiftung: Prof. Dr. Tätigkeit durch die Beiträge ihrer gemeinsam die Mitglieder der Leib- Bodo Krause, ständig zu erreichen Mitglieder sowie durch ständige bzw. niz-Sozietät zugleich auf, wissen- unter der Postanschrift Waldemarstr. gelegentliche Zuwendungen ihrer Mit- schaftliche Leistungsangebote zu 15, 13156 Berlin, per Tel./Fax unter glieder und Freunde. Mit dem An- unterbreiten, die als Grundlage für die (030) 4723472 und per Email unter wachsen ihrer Mitgliederzahl (von Einwerbung von Fördermitteln und [email protected]. rund 90 im Jahre 1993 auf inzwi- zur Gewinnung von Sponsoren ge- schen schon über 300) wachsen nutzt werden können.

Berichte und Information

tierten Handelns sowie der zugehö- Vorträge in Plenum und renden globalen (interkulturellen) Klassen Kommunikation erlangen die Interde- pendenzen von Technik und Kultur In loser Folge werden an dieser Stelle in Zusammenfassung einen hohen Stellenwert: In jüngeren Vorträge vorgestellt, die in den wissenschaftlichen Sitzungen Ansätzen wird deshalb häufig auf die der Sozietät gehalten wurden. Für Rückfragen bittet die Zusammengehörigkeit beider Berei- Redaktion, sich an die Verfasser zu wenden, deren Anschriften che hingewiesen und in den Wissen- am Ende der Resümees mitgeteilt werden. schaften vielfältig thematisiert. Wie sich Technik und Kultur gegen- bedingten Entwicklungsstand be- Gerhard Banse seitig beeinflussen, durchdringen und nannt werden (z. B. Bronze- oder bedingen, wird in verschiedenen Technik und Kultur Eisenzeit) oder sich Ähnliches bezo- Disziplinen in den Blick genommen, gen auf die Gegenwart findet (z. B. Vortrag im Plenum der Leibniz- auf eine je spezifische Weise. Tech- Raumfahrt- oder Atomzeitalter, Indu- Sozietät am 28. Januar 2010 nisches wird zunehmend in seiner striegesellschaft, Postindustrielle Ge- Kulturalität, Kultur (auch) in ihrer Die wechselseitigen Beziehungen sellschaft), wird traditionell (vor allem zwischen Technik und Kultur sind so „Technizität“ („Technikförmigkeit“) im deutschen Sprachraum) zwischen analysiert und interpretiert. alt wie die Menschheit selbst: die Technik und Kultur häufig Fremdheit Im Vortrag werden aus technikphilo- technischen Hervorbringungen haben oder gar ein offener Antagonismus sophischer Sicht einige damit zusam- die Kultur und die kulturellen Muster gesehen, auf den gelegentlich mit menhängende Aspekte dargestellt. und Praxen haben die Technik beein- entsprechenden (Abwehr-)Bewegun- flusst, deren Hervorbringung, Verän- Dazu werden zunächst die hier gen reagiert wurde, z. B. in der wesentlichen begrifflichen bzw. theo- derung, Verbreitung wie Verwendung. Romantik). Das Reden von den „zwei retisch-konzeptionellen Ausgangs- Nicht so alt sind indes die theoreti- Kulturen“ ist in dieser Hinsicht wohl punkte charakterisiert: Technik/Tech- schen Reflexionen über diesen Zu- symptomatisch. sammenhang. Abgesehen davon, nisches und Kultur/Kulturelles/„Kul- dass manche frühen Menschheits- In einer sich globalisierenden Welt türliches“. Darauf aufbauend werden perioden – in der Regel ex post – mit einem globalen Techniktransfer der Zusammenhang von Technik und nach dem technischen oder technisch und sich zunehmend global auswir- kenden Folgen technisch instrumen- 4 Leibniz intern / Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 47 vom 19. Mai 2010

Kultur dargestellt sowie Beispiele für möglicher Gesundheitsschädigungen deren Wirkungen des Agrarismus deren Wechselwirkungen gegeben. Rechnung tragen. Die breitbandige während entscheidender Perioden Interessierte seien auf folgende On- Abschirmung im MHz- und GHz- der Modernisierung in Europa. Der line-Publikationen aufmerksam ge- Bereich ist außerdem erforderlich, um Agrarismus, wie er in Ostmitteleuropa empfindliche elektronische Hochfre- macht, die die Vortragsthematik vornehmlich in der ersten Hälfte des quenzsysteme störungsfrei betreiben weitergehend behandeln: 20. Jahrhundert einflussreich war, bot zu können. Der Innovationsprozess den Agrargesellschaften ohne Bür- 1. Gerhard Banse, Armin Grunwald gewinnt durch die schnelle industriel- gertum eine Ideologie des Dritten (Hg.): Technik und Kultur. Bedin- le Umsetzung der Fertigung für III-V Weges zwischen Kapitalismus und gungs- und Beeinflussungsverhält- und II-VI Verbindungshalbleiter mit Kommunismus. Ergebnis ist, dass es nisse. Karlsruhe: KIT Scientific Pub- Arbeitsfrequenzen von 72 bis 76 GHz basierend auf der Dreiheit von bäuer- lishing 2010. – http://uvka.ubka.uni- und Ge-Si Mischhalbleitern bis zu licher Familienwirtschaft, Genossen- karlsruhe.de/shop/product_info.php/in 500 GHz an Tempo. schaften und kommunaler Selbstver- fo/p12657_Technik-und-Kultur-Bedin- Das physikalische Prinzip der Ab- waltung zwar einen kleinsten gemein- gungs--und-Beeinflussungsverh-- schirmung beruht auf der Reflexion samen Nenner des ostmitteleuropäi- ltnisse--Band-1-.html und der Absorption elektromagneti- schen Agrarismus gegeben hat, dass scher Wellen. Besonders wichtig ist 2. Gerhard Banse: Technisches und er jedoch vielfältige theoretische und hierbei die Absorption (Verluste), da Kulturelles. Anmerkungen zu Inter- politische Muster ausprägte, abhän- diese zur Reduktion schädlicher dependenzen. In: LIFIS ONLINE, gig von Machtverhältnissen, Boden- 08.03.2010. – http://www.leibniz-insti- Streustrahlung und elektromagneti- scher Interferenzen führt. bewirtschaftungssystemen und Tradi- tut.de/archiv/banse_08_03_10.pdf: tionen. Es wurde ein breites Spektrum von Anschrift des Vortragenden: Die politische Mobilisierung im Kampf Theodorstraße 13, 12623 Berlin Folien mit unterschiedlicher Absorp- um die Landreform leistete in Verbin- E-Mail: [email protected] tion entwickelt, welche – je nach Frequenz - durch die komplexe Leit- dung mit der Erringung des allgemei- fähigkeit, Permeabilität und Permitti- nen Wahlrechts Wesentliches für die Lothar Michalowsky vität bestimmt wird. Etwa 1 mm dicke Integration der ländlichen Bevölke- Peter Görnert Folien moderater Leitfähigkeit gefüllt rung in die Nationalstaaten. Während mit Ferrit, Carbon-Nanotubes und/ der Zwischenkriegszeit gelangten Werkstoffe für Halbzeuge oder amorphen Flakes absorbieren Bauernparteien in den meisten Län- zur effektiven Absorption mehr als 30 % der einfallenden Lei- dern der Region an die Macht. Doch und Schirmung von stung bei Frequenzen größer 40 der ostmitteleuropäische Agrarismus Höchstfrequenzfeldern MHz. Innovent ist in der Lage Absor- war keineswegs per se demokratisch. im Frequenzbereich ber-Folien zu entwickeln, die optimal Nationalismus und Antikapitalismus 50 MHz bis 500 GHz“ für vorgegebene Anwendungen sind. begünstigen Nationalitätenkampf, An- Anschrift der Vortragenden: Vortrag in der Klasse Naturwissen- tisemitismus und autoritäre Regimes. Innovent e.V., Prüssingstr. 27B, 07745 schaften der Leibniz-Sozietät Jena. www.innovent-jena.de Der Agrarismus durchdrang das ge- am 11. Februar 2010 samte geistige und kulturelle Leben Die technische Entwicklung von der ostmitteleuropäischen Bauernge- Geräten, Anlagen und Systemen in Helga Schultz sellschaften, er wurde Teil ihrer natio- den letzten Jahren hat zu wesent- nalen Identität. Am Bauernmythos lichen Fortschritten geführt. Basis- Agrarismus in wirkten Künstler und Intellektuelle. innovationen auf dem Gebiet der Ostmitteleuropa Die großen Führergestalten der ost- Mikroelektronik und die Verfügbarkeit 1880 – 1950 mitteleuropäischen Bauernparteien, der neuen Werkstoffe werden bereits Vortrag in der Klasse Sozial- und Geistes- wie Stjepan Radić, Antonin Švehla, in serienreifen Erzeugnissen weltweit wissenschaften der Leibniz-Sozietät Alexandr Stambolijski, Ion Mihalache wirksam. Die Weiterentwicklung der am 11. Februar 2010 oder Wincenty Witos entstammten Mikrowellenkommunikation, wie der Der Agrarismus als Ideologie und jedoch dem bäuerlichen Milieu. Ausbau und die Verbreitung von Gesellschaftskonzeption wird als Der ostmitteleuropäische Agrarismus Nachtsichtgeräten, von sicherheitsre- Forschungsprojekt seit April 2007 bis war eine transnationale Erscheinung, levanten Prüftechniken wie die Nackt- Oktober 2010 von der Volkswagen- charakterisiert durch wandernde Zen- scanner sowie neue Informationssys- stiftung gefördert; Träger ist die For- tren, einen intensiven, über die Regi- teme, Navigationssysteme, doppleref- schungsstelle für Wirtschafts- und on hinausreichenden Institutionen- fektbasierte Radartechnik, Millimeter- Sozialgeschichte Ostmitteleuropas an und Ideentransfer und übernationale und Submillimeterwellentechnik und der Europauniversität Viadrina in Institutionenbildung, gipfelnd in der der Spinelektronik erfordern neue Frankfurt (Oder). Gründung des Prager Internationalen Materialien für den Strahlenschutz für Ausgehend von der Hypothese, dass Agrarbüros, der Grünen Internatio- Anwendungsfrequenzen von 0,05 bis die ostmitteleuropäischen Völker auf nale. 500 GHz. dem Weg in die Moderne nicht nur Das Projekt setzte mit Fellows aus Angesichts der zunehmenden Bela- die Entwicklungsrückstände der Peri- sechs ostmitteleuropäischen Ländern stung der Umwelt durch hochfrequen- pherie und das Erbe der Fremd- – Tschechien (4), Polen (2), Ungarn te elektromagnetische Strahlung sind herrschaft in Großreichen zu tragen (2), Rumänien (2), Slowakei (1), Werkstoffe und Verfahren gefordert, hatten, sondern unvollständige Bau- Bulgarien (1) – ganz auf die dort ge- die den Schutzbedürfnissen von Men- ern- und Adelsgesellschaften waren, wachsenen Forschungskapazitäten. schen, Tieren und Pflanzen bezüglich suchte das Projekt nach den beson- Workshops und Konferenzen mit Be- Leibniz intern / Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 47 vom 19. Mai 2010 5 teiligung westeuropäischer Wissen- ing / Mentoring und Training gesetzt, Akademien der Wissenschaften der schaftler banden das Projekt intensiv um die notwendigen Interiorisations- UdSSR und der DDR zu Fragen der in den internationalen Diskurs ein. prozesse zu aktivieren. Es lohnt sich, höchstreinen Materialien für die Licht- Anschrift der Vortragenden: Platz der bei jeder angekündigten Maßnahme leiter-Nachrichtenübertragung und Vereinten Nationen 25, 10249 Berlin. zur Kompetenzentwicklung zu fragen: ausgehend von Initiativen von Mitglie- E-Mail: [email protected] . Und wo ist der Punkt emotionaler dern der Leibniz Sozietät wurden seit Labilisierung? 1995 die Grundlagen und die Tech- 28 (5) Kompetenzentwicklung ist ein nologie von Einkristallen aus Si mit wichtiger Bestandteil jedes betriebli- bisher nicht erreichter Anreicherung von 0,9999 28Si mit Halbleiterreinheit John Erpenbeck chen Kompetenzmanagements. Zu- nehmend werden dafür auch netz- in einem Verbund von Forschungs- Kompetenz - basierte Instrumente und Verfahren instituten der Atomindustrie der Rus- Messung, Entwicklung, eingesetzt. Die Wissensweitergabe sischen Föderation, der Akademie Management im Web 1.0 eignet sich dabei nur sehr der Wissenschaften der RF, dem schlecht, die Kommunikationsprozes- Leibniz-Institut für Kristallzüchtung in Vortrag im Plenum der Leibniz- Berlin (IKZ), in enger Wechselwirkung Sozietät am 11. Februar 2010 se im Web 2.0 eignen sich hingegen hervorragend für die Kompetenzver- mit den staatlichen Instituten für (1) Ohne dass man genauer weiß, mittlung. Diese Entwicklung wird auch Maße und Gewicht der BRD (PTB was Kompetenzen eigentlich sind, hat mit der Weiterentwicklung des Netzes Braunschweig), dem IRMM Geel Bel- der Begriff eine beispiellose Karriere selbst (Web 3.0, semantische Netze) gien, dem NMIJ Japan, NMI Austra- hinter sich, ist zugleich zum Gutwort verstärkt weitergehen. lien, INRIM Italia, BIPM Frankreich für menschliche Eigenschaften wie einschließlich der dazu notwendigen zum Ersatzwort für Bildung gewor- Anschrift des Vortragenden: Fritz-Erpenbeck-Ring 10, 13156 Berlin Ausrüstungen erarbeitet. den. Hinter der Karriere aber steht E-Mail: [email protected] Mit der Bereitstellung dieses neuen das klar ausweisbare Bedürfnis, von Materials konnte nunmehr nicht nur einem Wissens- zu einem Könnens- die stoffliche Voraussetzung für die nachweis zu gelangen. Der Zug von Neudefinition der Masse (kg), der ein- Pisa nach Bologna ist längst abgefah- zigen bisher immer noch nicht physi- ren: Bei aller Kritik an den Bachelors G. Albrecht, G.G. kalisch definierten SI-Einheit, ge- und Masters ist die zentrale Botschaft Devjatych (†) H.- J. Pohl, schaffen werden, und damit die Ablö- von Bologna ein Übergang (oder eine P.G. Sennikov sung des seit 1889 benutzten Arte- Rückkehr?) von der Input- zur Das AVOGADRO-Problem fakts aussichtsreich in Angriff genom- Outcome–Orientierung des Lernens. men werden. Gleichzeitig konnten Kompetenzmessung ist dieser Orien- Vortrag vor der Klasse Naturwissen- materielle Voraussetzungen für die tierung verpflichtet. schaften der Leibniz-Sozietät am 11. März 2010 Erschließung neuer Anwendungen (2) Bildung und Weiterbildung, die Zu Beginn der Sitzung gedachte die geschaffen und ihre Realisierungs- lediglich Wissen, Fertigkeiten und bedingungen geklärt werden. Das ist Klasse des Physikochemikers Robert Qualifikationen vermitteln, stehen zum Beispiel die Frage einer höheren Havemann, der amTag ihrer Sitzung, deshalb auf verlorenem Posten. Die Belastbarkeit von HL-Elementen von Drehpunkte, diese zweifellos notwen- am 11. 03. 2010, sein 100. Lebensjahr vollendet hätte. Have- Spiegeln in der neuen Generation digen Bildungsvoraussetzungen in von Synchrotron-Strahlungsquellen, Handeln zu überführen, sind Kompe- mann war von 1961 bis 1966 Mitglied der damaligen Deutschen Akademie die Möglichkeit einer durchgängigen tenzen. Hochqualifizierte Inkompeten- Si-Technologie für Quantencomputer, te gibt es genug. Bildung und Weiter- der Wissenschaften. Der Sekretar der Klasse, Karl-Heinz Bernhardt erinner- Super-Gitter-Anordnungen aus den bildung muss sich zunehmend auf verschiedenen Isotopen von Si, sowie Kompetenzentwicklung orientieren. te in einer wissenschaftlichen Infor- mation an die wissenschaftlichen eine hohe Dosierung von Si mit P- Das setzt neue Formen der Atomen durch Umwandlungen von Vermittlung und Aneignung voraus. Leistungen Havemanns und seine 30 Tätigkeit in der Akademie (der voll- Si in natSi-Strukturen durch (3) Kompetenzen werden maßgeblich 30 31 ständige Text dieser Information ist Neutronenabsorption im Si zu Si durch interiorisierte, d.h. in Form 31 veröffentlicht unter www.leibniz- und nachfolgendem Übergang zu P. eigener Emotionen und Motivationen 18 sozietaet.de/download/robert_havem Die Dotierungen von 10 P-Atomen „angeeignete“ Regeln, Werte und ann%2o2100.pdf; Kurzfassung in /cm³ im natürlichen Si wurde erreicht. Normen bestimmt. Diese ermöglichen Leibniz intern S. 13). Der Vortrag berichtete über Stand ein Handeln unter der mit der erhöh- Die Entwicklung hoch angereicherter und Probleme der Massedefinition. Er ten sozialen, ökonomischen und poli- 28 legte Ergebnisse und Probleme bei tischen Komplexität zunehmenden und hochreiner Si-Monokristalle dient als Grundlage für die Neudefini- einem neuen technologischen Ansatz Unsicherheit moderner Gesellschaf- für die Herstellung von Si-Isotopen ten. Wir können von Wertekernen der tion des KILOGRAMM, neue Festkör- perphysikalische Untersuchungen aus SiF4 mit den Mitteln der plasma- Kompetenzen sprechen und diese chemischen Zerlegung und direkten auch messen. und zukünftige festkörperphysikali- sche Funktionselemente in HL- Struk- Abscheidung von Si-Isotopen dar. (4) Kompetenzen werden prinzipiell turen, SYS-Quellen und Quanten- Die Vortragenden sind erreichbar über: nicht in Wissensform weitergegeben, Computern Hans-Joachim Pohl, Dornblutweg 5, sie bedürfen emotionaler Labilisie- 07743 Jena, rung, in Praxis (job rotation), Coach- Aufbauend auf einer langen Tradition E-Mail: [email protected] der Zusammmenarbeit zwischen den 6 Leibniz intern / Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 47 vom 19. Mai 2010

Winfried Engler die Biologie, Ökonomie und Phi- Verlust des Blicks für Komplexität, lologie („étude du langage“), formie- eine sich einstellende Illusion von der Transitive und ren seine neue Humanwissenschaft. Einfachheit „der Sprache“. intransitive Zeichen. Im Falle der Reflexion über Diskurse Eine verbreitete und auf den ersten Apologien postmoderner entwirft Foucaults Methode eine ano- Blick plausibel erscheinende Auffas- Tiefenlosigkeit. nyme, sprachkompetente Instanz, die sung ist, dass die Wirklichkeit mit den Vortrag in der Klasse Sozial- und Geistes- „surface“. Die Sprache („le langage“) jeweils für notwendig gehaltenen Un- wissenschaften der Leibniz-Sozietät ist gleichsam ein Bild, das auf diesem terscheidungen in den Einheiten einer am 11. März 2010 Oberflächenkonstrukt auftrifft. Sprache (über Netze von Begriffen) Die These lautet, dass ein seit der Ein Merkmal der Postmoderne ist die repräsentiert wird. Das Beherrschen Rezeption von Saussure nachhaltiger Barthes und Foucault gemeinsame einer Sprache wird so mit Wissen Poststrukturalismus, hingegen kein Strategie, nicht mehr zwischen litera- über die Welt gekoppelt. „Richtiger“ entsprechender Postsurrealismus die rischen und wissenschaftlichen Wis- Sprachgebrauch soll Übereinstim- epistemische Situation markiert, wie- sensformationen zu trennen, wohl mung mit gültigem Wissen signalisie- wohl in beiden Fällen etabliertes Wis- aber spezifische Diskurse anzuneh- ren. Überlegungen der Neurowissen- sen ausgeschieden wird. Übersetzt in men. Denn die Dekonstruktion unter- schaften legen indes nahe, dass Koordinaten von Diskursen setzt der scheidet die Textsprache von ande- Leben in und mit der Sprache (Matu- Surrealismus eher auf Transitivität, ren Sprachverwendungen. Den Text rana/Varela) sehr viel enger mit dem der Strukturalismus eher auf Intransi- zeichnet aus, mit Sprachzeichen im- Menschwerden und dem Menschsein tivität, der eine auf Heteronomie, der mer neue Ordnungen zu fundieren verbunden ist. Das Individuum schafft andere auf Autonomie des Textes. In und diese gleichzeitig aufzuheben. sich, als ein selbstreferentieller Orga- postmodernen Theorien ersetzt Text Anschrift des Vortragenden: nismus, seinen Zugang zur Welt, in das traditionelle Werk.; Texte formie- Benediktinerstraße 42 A, 13465 Berlin der es lebt und von der es – kom- ren Intertexte; der Beitrag von 1968 E-Mail: [email protected] munizierend mit anderen Individuen – zur Philologie ist die Intertextualität. ein Teil wird. Und das erfolgt weniger durch Vervollkommnen von Abbil- Lyotards These, Postmoderne begin- Wolfdietrich Hartung ne, als die Kohärenz der Moderne dern, als vielmehr selektiv in andau- ausgesetzt wird. Er illustriert den Pro- Sprache – Wirklichkeit - erndem Konstruieren von Orientierun- zess des späten 19. Jahrhunderts am Fiktion gen für die Integration in sozial ge- prägte Welten. Versiegen der großen geschichtsphi- Vortrag im Plenum der Leibniz-Sozietät losophischen Erzählungen. Die Mo- am 11. Februar 2010 Das Verfügen über Sprache wie ihr derne beklagt ihr Aussetzen, die Gebrauch bleiben der jeweils erfah- „Sprachliches“ verteilt sich über einen Postmoderne begrüßt dies als ideo- renen Wirklichkeit und den erlebten größeren Bereich von Phänomenen. logische Bereinigung. Die Reduktion Interaktionen verbunden. Ein Hinaus- Es tritt uns wahrnehmbar und mate- auf eine tiefenlose Oberfläche, wo- gehen ist nur in Grenzen und mit An- riell in Texten oder Äußerungen ent- durch die Trias Signifikant, Signifikat strengung möglich. Die Zukunft vor- gegen. Vorher (und nachher) muss und Referent neu justiert wird, wird wegnehmende Visionen müssen es im Kopf (oder in Köpfen) „geistig“ zur Begründungskategorie der Post- erwartbar oder erwünscht sein. Lügen existiert haben. Erzeugen und Ver- moderne. müssen sich verstecken, wenn die stehen von Texten ist immer das Kommunikation nicht zusammenbre- Derrida, dessen Strategie der Dekon- Werk von Individuen. Sinn macht dies chen soll. In dem Maße allerdings, in struktion die Frage voraussetzt, „com- aber nur dann, wenn mindestens dem erfahrene Wirklichkeit und erleb- ment penser le dehors d‘un texte“, zwei Individuen daran beteiligt sind. te Interaktionen divergieren, kann ein pointiert blasphemisch, wenn alles In ihren Köpfen muss sich etwas vermeintlicher Anspruch auf allein Heil einzig im Zeichenverbund liegt: partiell Übereinstimmendes befinden, korrekten Sprachgebrauch und auf „Il n‘y a pas de hors-texte.“ Positiv Sprache ist gleichzeitig individuell die „richtige“ Bedeutung entstehen, gewendet klassifiziert Barthes 1971 und sozial. Und sie ist schließlich mit teilweise massiven Konsequen- die lesbare Wirklichkeit als immer etwas zu einem gegebenen Zeitpunkt zen für den Erfolg einer Kommuni- schon codiertes Gebilde; „il n‘y a pas Festes, aber auch etwas Geworde- kation. de réalité qui ne soit déjà de l’écri- nes, „Lebendes“, das sich ständig ture“. verändert. Andere Hürden für den Wirklich- keitsbezug von Sprache bauen sich Die dezidiert mimesisresistente Diese verschiedenen Bereiche sind dann auf, wenn der Mensch in Erzählweise im Nouveau Roman be- uns auf unterschiedlichen Wegen zu- Bereiche vordringt, für die noch kein stätigt Barthes Hypothese; drei seiner gänglich, die nur in Grenzfällen den entwickeltes System sprachlicher Kommentare verschaffen seit den Naturwissenschaften zuzurechnen Darstellung existiert. Der notwendige 1950er Jahren Alain Robbe-Grillets sind, nur sehr bedingt den Geistes- Bezug auf eine vorstellbare Wirklich- irregulärer Schreibweise breite Reso- wissenschaften, und auch in den keit kann dann unter Verwendung nanz. Seine Rezension des zweiten Sozial- oder Gesellschaftswissen- von Metaphern hergestellt werden Romans von Robbe-Grillet, Le schaften nimmt Sprachliches kaum oder über Kunstwörter und Kunst- Voyeur (1955), betitelt Barthes mit einen zentralen Platz ein. Seine Un- sprachen mit speziell definierten „Littérature littérale“. tersuchung sollte also ein ideales Gebrauchsregeln. Drei simultane und von Foucault in Feld für inter- und transdisziplinäre Anschrift des Vortragenden: Les mots et les choses (1966) episte- Unternehmungen sein. Doch das ist Heidekampweg 127, 12437 Berlin leider– aus verschiedensten Gründen misch gleichgeschaltete Domänen, E-Mail: [email protected] – ziemlich selten. Die Folge ist ein Leibniz intern / Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 47 vom 19. Mai 2010 7

Einfachheit empirische Befunde vorzustellen und Informationsverarbeitung?“, Sabine als Wirk-, Erkenntnis- zu diskutieren sowie Anregungen für Müller: „Einfachheit biochemischer und Gestaltungsprinzip einen weiterführenden Arbeitskreis zu Komplexität – ein Widerspruch?“, erhalten. Rainer Schimming: „Optimierung von Ganztägige Plenarveranstaltung Die allgemeine Fragestellung lautet: Erkenntnis: Einfachheit, Einheitlich- der Leibniz-Sozietät am 8. April 2010 „Gilt ein Prinzip der Einfachheit gene- keit, Anschaulichkeit.“, John Erpen- Der Gedanke, ein Naturgesetz in der rell in der Natur – und möglicherweise beck: „Kognition, Evaluation und Ver- Form zu beschreiben, dass man eine auch in der Gesellschaft?“. einfachung des Handelns.“, Gerhard bestimmte Größe angibt, die bei dem Banse: „Nicht so exakt wie möglich, Basierend darauf lassen sich spezifi- wirklichen Ablauf einen Extremwert sondern so genau wie nötig. Das sche Fragestellungen für die Untersu- besitzt, ist fast so alt wie das wis- Einfachheitsprinzip in den Technik- chung in den einzelnen Fachdiszipli- senschaftliche Denken überhaupt. wissenschaften.“, Hans-Otto Dill: nen ableiten, z.B.: „Welches sind die Entwickelt und ausgeprägt in der „Einfachheit versus Komplexität in Physik, ist die Frage nach der Gene- Erscheinungsformen des Prinzips Kunst und Literatur“, Erdmute Som- ralisierung solcher Prinzipien der Einfachheit?“, „Welches sind die Vor- merfeld: „Einfachheit – ein Grund- Einfachheit in allen Disziplinen neu gehensweisen, die dazu dienen, Ein- prinzip in den unterschiedlichsten und grundsätzlich. fachheit zu erzielen, d.h. die zu ein- Disziplinen? Anregungen zur interdis- fachen Strukturen, Prozessen, Funk- Es ist verlockend, trotz aller Sprach– ziplinären Diskussion“. und Verständigungsschwierigkeiten tionen, Gesetzen führen?“ oder: die Frage nach dem Grundprinzip der „Welches sind die Bedingungen für Mit den Vorträgen und in der Diskus- Einfachheit in allen Disziplinen zu Einfachheit?“ sion wurden wertvolle Anregungen für weiterführende Analysen gegeben. stellen. Einen ersten Schritt hat die In der Plenarveranstaltung wurden Leibniz-Sozietät mit der ganztägigen Die große Resonanz im Auditorium Vorträge aus unterschiedlichen Diszi- spricht dafür, dass neben aktuellen Plenarveranstaltung am 8. April un- plinen gehalten. Nach der Eröffnung ternommen, auf der beide Klassen Themen der Fachdisziplinen auch durch den Vizepräsidenten Gerhard unserer Sozietät um dieses Thema Grundsatzfragen der Wissenschaft Banse und einer Einführung durch gemeinsam debattieren, schließlich Gegenstand von Streitgesprächen Erdmute Sommerfeld bildete den Auf- handelt es sich um eine Grundsatz- sein müssen. Die Sozietät hat die frage. takt der Veranstaltung der Vortrag Fragestellung aufgenommen, nun von Herbert Hörz zum Thema „Philo- sollte sie im Arbeitskreis weitergeführt Die Veranstaltung diente als Auftakt sophischer Reduktionismus oder wis- werden. Dazu ist jeder aufgerufen. zur Anregung einer interdisziplinären senschaftlich berechtigte Reduktio- Der Bericht wurde zur Verfügung gestellt Diskussion zur Thematik „Einfachheit nen? Zu den erkenntnistheoretischen von Erdmute Sommerfeld, Herbert Hörz als Wirk-, Erkenntnis- und Gestal- Grundlagen des Prinzips Einfachheit“. und Werner Krause tungsprinzip“. Das Anliegen bestand Weitere Vorträge waren: Werner darin, theoretische Ansätze und Krause: „Einfachheit und menschliche

Weitere Tagungsberichte

Die Unterschiede der Erwartungshal- tung lauten: Der erwartete Rentenein- Bedingungen und Formen der tritt liegt bei 63,4 Jahren, der Weiterbeschäftigung im Rentenalter gewünschte Renteneintritt bei 60,8 Jahren (befragte Altersgruppe: 55 – 135. wissenschaftliche Tagung des Arbeitskreises 59 Jahre). Demographie am 21. Januar 2010 Politisch relevant ist die Bewertung der Anhebung des Renteneintritts- Ort der Tagung war die Humboldt- ging es dabei um Forschungsdefizite alters. Über 68 % aller Probanden Universität zu Berlin. Hier begrüßte im Kontext von Größenordnung der votierten mit „schlecht“ oder „sehr der Vorsitzende des Arbeitskreises, Bereitschaft zur Weiterarbeit nach schlecht“, nur 13,5 % mit „eher gut“ Parviz Khalatbari (Berlin), Herrn Dr. dem Renteneintritt, Beschäftigungs- und lediglich 4,1 % mit „sehr gut“. Jürgen Dorbritz, Wissenschaftlicher modelle und Motive und Zwänge zur Nach Gruppen differieren die Bewer- Direktor im Bundesinstitut für Bevöl- Weiterarbeit. tungen erheblich. Ablehnend zeigen kerungsforschung (Wiesbaden) zu Die Stichprobe orientierte auf SV- sich Frauen eher als Männer, Arbeiter seinem Vortrag. pflichtige Arbeiter, Angestellte und eher als Angestellte und diese eher Der Referent stellte die Ergebnisse Beamte im Alter zwischen 55 bis un- als Beamte, geringfügig Beschäftigte eines Projektes des BIB auf Anfrage ter 65 Jahre. Ausgeschlossen waren eher als Beschäftigte in Teilzeit und des Bundesministeriums des Innern Personen in einem „geförderten Sta- diese eher als Beschäftigte in Vollzeit vor, das sich für quantitative Auswir- tus“ (Rentner, Pensionäre, Arbeits- (35 h +). Hinsichtlich der beruflichen kungen der „Rente mit 67“ auf Wirt- lose usw.). Die Grundgesamtheit Qualifikation gibt es keine signifikan- schaftswachstum und öffentliche dieser Gruppe umfasst ca. 3,8 Mio. ten Unterschiede bei Arbeitern, aber Finanzen interessierte. Im Engeren Personen. bei Beamten nach der Dienstlauf- 8 Leibniz intern / Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 47 vom 19. Mai 2010 bahn: hohe Ablehnung im mittleren sprechen: In Abhängigkeit von der terbeschäftigungsbereitschaft gibt es Dienst, mäßige Ablehnung im geho- Qualifikation nimmt mit deren Höhe nach dem Haushaltsnettoeinkommen. benen und kaum eine Ablehnung im der Trend zur Arbeit nach dem Ren- Hier widerspiegelt sich die Zweigipf- höheren Dienst. Analog unterschei- teneinstieg wieder zu. Damit zeigt ligkeit der Form der Beschäftigung in den sich Angestellte. sich eine gewisse Zweigipfligkeit der den existentiellen Bedingungen. Deutlich abweichend davon ist die Verteilung. Während bei allen anderen Einkom- Bereitschaft zur Weiterarbeit im Ren- Die Selbsteinschätzungen über den mensgruppen die Bereitschaft um tenalter. Insgesamt 23,0 % neigen allgemeinen Gesundheitszustand so- 20 % und nur selten über 1/3 liegt, bestimmt und sogar 24,3 % aller Be- wie zur aktuellen Leistungsfähigkeit wollen Probanden mit dem geringsten fragten neigen stark zur Weiterbe- verlangen nach weiterführenden Ana- Einkommen (unter 500 Euro) zu fast schäftigung, wogegen nur 33,6 % lysen, da hier offenbar starke reale 2/3 nach dem Renteneintritt weiter Arbeit nach dem Renteneintritt klar Veränderungen des Gesundheitszu- arbeiten; die Interpretation lautet: sie ablehnen. Der gruppenspezifische stands der entsprechenden Alters- müssen! Hintergrund liegt vor allem in der gruppe mit einbezogen werden soll- Mit dieser klaren Aussage hatte kaum erwarteten Höhe der Rente in Abhän- ten. So gibt es z.B. noch kein klares jemand gerechnet. Sie überraschte gigkeit von der Beschäftigung, wobei Bild über den Zusammenhang von den Auftraggeber ebenso wie die sich die geringfügig Beschäftigten (u. Erwartungshaltung und einzelnen Teilnehmer der Sitzung, die sich 15h) klar abheben. Das scheint der Krankheiten bzw. Symptomen. einmal mehr sehr nachdenklich von zweiten starken Staffelung zu wider Die deutlichsten Aussagen zur Wei einander verabschiedeten. Wolfgang Weiß

und Forschungssituation, Dietrich Wissenschaftliche Schulen in der Hoffmann (Göttingen) diskutierte Erziehungswissenschaft der DDR übergreifende soziologische, rationa- le und emotionale Aspekte von Schu- Workshop des Arbeitskreises Pädagogik lenbildungsprozessen. der Leibniz-Sozietät am 3. Februar 2010 An personalen und regionalen Exem- peln konnte dann gezeigt werden, Mit dem Workshop wandte sich der auch hier herausragende Wissen- dass sich pädagogisches Denken in Arbeitskreis Pädagogik in der Leibniz- schaftlerpersönlichkeiten formelle und der DDR ungeachtet zentraler staatli- Sozietät einer Problematik zu, die im informelle Schülerkreise um sich cher Forschungsplanung durchaus Diskurs über die Wissenschaftsent- sammelten, Vorstellungen von Päd- differenziert entfaltete. Werner Nau- wicklung in der DDR bislang eine agogik modifizierten und Anteil an der mann (Warin) analysierte die Denk- untergeordnete Rolle spielte. Das an Herausbildung pädagogischen Wis- tradition Herbert Schallers in der das Thema geknüpfte Erkenntnis- sens hatten. Davon ausgehend wur- Erwachsenenbildung. Ulrich Wieg- interesse galt primär drei Aspekten: den Fragen nach fördernden und mann (Berlin) erörterte den schulebil- Erstens schien die Frage nach wis- hemmenden Bedingungen wissen- denden „funktionalen“ Erziehungs- senschaftlichen Schulen geeignet, die schaftlicher Schulenbildung, nach begriff Robert Alts und die Folgen für Differenziertheit des pädagogischen personalen Konstellationen und Wir- das Selbstverständnis der Erzie- Denkens in der DDR zu erfassen und kungen solcher Kreise in den unter- hungswissenschaft. Am Beispiel des Vorstellungen von einer homogenen, schiedlichen Entwicklungsphasen der Wirkens von Hans und Rosemarie zentralistischen Einheitserziehungs- DDR, nach Generationenbeziehun- Ahrbeck an der Universität Halle wissenschaft zu relativieren. Zweitens gen, nach Traditionsbildung und zeigte Berthold Ebert (Halle), wie ein schien mit diesem Zugang möglich, historischen Bezügen und nicht humanistischer Bildungsbegriff tra- DDR-Pädagogik stärker in die Pro- zuletzt nach Gemeinsamkeiten und diert wurde. Dem Einfluss der „dialek- blemzusammenhänge des 20. Jahr- Unterschieden pädagogischer Theo- tischen Didaktik“ Lothar Klingbergs in hunderts einzuordnen, das Bezie- riebildungsprozesse in Ost und West der Unterrichtsforschung der DDR hungsgeflecht deutscher Zweistaat- diskutiert. ging Rotraut Coriand (Duisburg- lichkeit nach dem Zweiten Weltkrieg An der Veranstaltung, die in der Bibli- Essen) nach. Andreas Pehnke einzubeziehen, somit insgesamt Kon- othek für Bildungsgeschichtliche For- (Greifswald) hob den an der PH tinuitäten und Brüche pädagogischen schung des Deutschen Instituts für Leipzig entwickelten interdisziplinären Denkens weiter aufzuhellen, und Internationale Pädagogische For- Forschungsansatz zur unterrichtli- drittens schließlich auch zur Trans- schung in Berlin stattfand, nahmen chen Kooperation und Kommunika- parenz gegenwärtiger erziehungswis- Wissenschaftlerinnen und Wissen- tion hervor. Mit der maßgeblich durch senschaftlicher Entwicklungen und schaftler aus unterschiedlichen päd- Gotthold Krapp initiierten polytechni- Problemlagen beizutragen. agogischen Disziplinen und Einrich- schen Marx-Forschung an der PH Der Workshop ging davon aus, dass tungen teil. Hubert Laitko (Berlin), der Zwickau befassten sich Siegfried es in den Erziehungswissenschaften wegen einer Erkrankung selber nicht Wolf und Sascha Reinecke der DDR Ansätze wissenschaftlicher anwesend war, übermittelte aus (Zwickau). Schulenbildung mit je eigener Spezi- wissenschaftstheoretischer Perspek- Ob und wie sich wissenschaftliche fik und Dynamik gegeben hat, dass tive Gedanken zur Begriffsdiskussion Schulenbildung aus der Sicht diszipli- Leibniz intern / Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 47 vom 19. Mai 2010 9

närer Entwicklungen darstellte, wurde Pädagogik (Wolfgang Eichler, Reh- wählte wissenschaftliche Ansatz als an Differenzierungsprozessen in der felde) und nicht zuletzt in der Reha- tragfähig und als ein möglicher Zu- DDR-Literaturmethodik der 1980er bilitationspädagogik (Klaus-Peter gang zur Charakteristik der Wissen- Jahre (Hartmut Jonas, Greifswald), in Becker, Berlin) erörtert. schaftskultur in der DDR. der Muttersprachmethodik (Marina Ungeachtet vieler offener Fragen er- Christa Uhlig Kreisel, Zeesen), in der Allgemeinen wies sich der mit dem Workshop ge-

Die Diskussion im Arbeitskreis ging Sozialökologische dennoch vor allem darauf ein, weil – und das war der zweite hauptsäch- Gesellschaftskonzepte liche Diskussionspunkt – aus einem Tagung des Arbeitskreises Klassen- und praktischen Umsetzungsinteresse na- türlich solche Kreuzungen interessie- Gesellschaftsanalyse am 12. Februar 2010 in Berlin ren. Für die Umsetzung war zentral, wie denn eine linke, emanzipatori- Der Arbeitskreis traf sich am 12. vielfältigen Konzepten vor. sche Perspektive wirklich durchge- Februar 2010 wiederum in erweiterter So unterscheidet er zwischen Kon- setzt werden könne: Wo, in einem Runde zu einer Diskussion im The- zepten, die eine fundamentale Ge- Teil der Welt, oder global? Wie sieht menfeld aktueller Gesellschaftstheo- sellschafts- und Modernekritik einer- das konkrete Zeitfenster für die rien, diesmal mit dem Schwerpunkt seits unternehmen (ob als Wertekritik, einzelnen Schritte überhaupt aus? sozialökologische Gesellschaftskon- als Herrschaftskritik oder solche von Und wie lässt sich das mit Gerech- zepte. Die inhaltliche Vorbereitung Lebensformen) und einer ökologi- tigkeitsvorstellungen verbinden? durch eine reichhaltige Textsamm- schen Modernisierung im Rahmen Das wurde natürlich nur angerissen, lung wie die Einführung in die Diskus- der etablierten Basisinstitutionen. und eine Übereinstimmung der sion hatte Dr. Frank Adler (Chorin) Gleichsam dazwischen liegen Kon- Meinungen war die Ausnahme. Auch übernommen. zepte, die auf einen ökologischen damit zeigt sich die Wichtigkeit dieses Die Substanz von Textsammlung und Phasenwechsel innerhalb der Moder- Unternehmens, das hier vorgestellt Einführung greift auf Ausarbeitungen ne und zugleich mit offenem Ausgang wurde. Eine Fortsetzung der Ausein- des Referenten zurück, mit denen ein setzen würden. Das erscheint alles in andersetzung ist geplant. Zunächst systematischer Überblick hinsichtlich allem plausibel. aber findet die nächste Veranstaltung des Arbeitskreises am 9. April 2010 der unterschiedlichen aktuellen Strän- Für alle diese Konzepte wurde dann ge sozialökologischer Gesellschafts- (15:00), wiederum in der Petten- gefragt, worin diese jeweils die Ursa- koferstr. 16 – 18, statt. Zur Diskus- konzepte versucht wird. Schon allein chen der aktuellen ökologischen Pro- sion stehen Konzepte des sozialen hier die Kriterien zu finden und mit bleme sehen, welche Alternativen sie Wandels. Referent wird Prof. Dr. Raj entsprechendem Material zu füllen, zu deren Bewältigung benennen und Kollmorgen sein. stellt eine beachtliche und in der Dis- welche konkreten Wege letztlich da- kussion immer wieder als solche für bestimmt werden. Einem weiteren Michael Thomas auch anerkannte Leistung dar: Es ist schwierigen Teil, nämlich dem der überhaupt nicht einfach, die enorme Übergänge und Mischungen zwi- Anfragen zu den Vortragsmaterialien und Vielfalt zu ordnen. Frank Adler schlug schen den einzelnen konzeptionellen zur Veranstaltung bitte an Frank Adler letztlich drei übergreifende Gruppen Varianten, will sich der Referent noch ([email protected]) oder Michael Thomas von durchaus in sich auch noch in der kommenden Analysearbeit wid- ([email protected]) men.

seine Person, sein Werk und seine Zeit in einem weiten, interdisziplinä- Der Berliner Astronom Gottfried Kirch ren Zusammenhang zu würdigen. Als Wissenschaftshistorisches Kolloquium der Leibniz- Themenkomplexe sollten behandelt werden: Sozietät und des Arbeitskreises Astronomiegeschichte ► Leben und Werk von Kirch und der Astronomischen Gesellschaft am 6. März 2010 seiner Familie, ► Wissenschaftler und wissen- schaftliche Projekte im Umfeld von Anlass des Kolloquiums war der 300. Hamel unter Mitarbeit von Karsten Kirch, Todestag von Gottfried Kirch, einem Markus gestaltete Ausstellung eröff- der ersten Mitglieder der Brandenbur- net wurde. ► die Weiterführung der von Kirch wissenschaftlich bearbeiteten gischen Societät der Wissenschaften. Absicht der Veranstalter war es, nicht Themen, Es fand in der Archenhold-Sternwarte nur den direkten Bezug zu Gottfried statt, an der am Abend zuvor aus Kirch herzustellen, sondern auch ► Frühgeschichte der Berliner Aka- dem gleichen Anlass eine von Jürgen demie. 10 Leibniz intern / Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 47 vom 19. Mai 2010

Nach der Begrüßung und der Ein- zietät. Die besondere Bedeutung spielsweise die Sternhaufen M11 und führung durch den Präsidenten der Kirchs resultiert daraus, dass ihm die M5 in den Jahren 1681 bzw. 1702 Leibniz-Sozietät, den Astronomen Berechnung der Kalender für Bran- und fand 1686 den Veränderlichen Dieter B. Herrmann, hörte das Audito- denburg, ab 1701 für das Königreich Stern Chi Cygni im Sternbild Schwan. rium folgende Vorträge: Preußen übertragen wurde. Das an Schon 1680 war er der erste, der ► Hamel, Jürgen (Berlin): Die die Sozietät vergebene Kalenderprivi- einen Kometen mit Hilfe eines Teles- Instrumente der Berliner Sternwarte leg stellte lange Zeit deren wichtigste kops entdeckte. In Berlin stellte Kirch 1700 bis um 1770 Einkommensquelle dar, da im bran- auch bemerkenswerte meteorologi- denburgisch-preußischen Herr- sche Beobachtungen an, die als frühe ► Gaulke, Karsten (Kassel); Hamel, schaftsgebiet keine anderen Kalender kontinuierliche Wetteraufzeichnung Jürgen (Berlin): Der heraldische Sil- als die der Sozietät oder von ihr ge- für die heutige Klimaforschung von berglobus von Weigel im Astrono- prüfte Kalender gehandelt und be- großer Bedeutung ist. misch-Physikalischen Kabinett Kassel nutzt werden durften. So wurden die Weitere Mitglieder der Familie Kirch ► Kratochwil, Stefan (Jena): Kirchs Astronomen die „Ernährer" der Berli- waren astronomisch tätig, so seine Vorschläge zur Umbenennung von ner Akademie. Frau Maria Margaretha Kirch, die in Sternbildern Kirchs Kalender waren jedoch nicht Berlin eine ausgedehnte Beobach- ► Cubasch, Ulrich (Berlin): Die nur sehr genau in astronomischen tungstätigkeit entfaltete und unter Berliner Temperaturmessreihe Grundlagen, sondern er nutzte sie anderem auf dem Observatorium des ► Lühning, Felix (Berlin): „Wo aber bewusst in aufklärerischem Sinne. So Bernhard von Krosigk arbeitete. bleiben wir Teutschen?" Johann spielten astrologische Inhalte nur eine Schließlich ist der Sohn Christfried Jakob Marinoni (Wien) und die Instru- untergeordnete Rolle. Vielmehr disku- Kirch zu nennen, der von 1717 bis mentierung einer Sternwarte um 1720 tierte er astronomische Beobach- 1740 selbst Observator an der Stern- ► Markus, Karsten (Berlin): Die tungsergebnisse und Themen und warte der Sozietät war sowie die Beteiligung von Kirch, Kolb, v. regte seine Leser immer wieder an, Tochter Christine, die noch bis in die Krosigk, Leibniz und anderen am selbständig und unvoreingenommen 80er Jahre des 18. Jh. in Berlin Aufbau der Kap-Sternwarte 1705 über Naturphänomene, aber auch Kalender berechnete. weltgeschichtliche Ereignisse zu re- ► Herbst, Klaus-Dieter (Jena): Ein Die Vorträge werden in Zusammen- flektieren. Seine Kalender gelten Gelehrter zwischen den Welten: Gott- arbeit zwischen dem Arbeitskreis heute als ein Medium der Frühaufklä- fried Kirch und seine aufklärerischen Astronomiegeschichte der Astronomi- rung. Sie waren so erfolgreich, dass Visionen schen Gesellschaft und der Leibniz- über seinen Tod hinaus Kalender Sozietät als ein Band der „Acta Histo- ► Verdun, Andreas (Bern): „Astro- unter seinem Namen vertrieben wur- rica Astronomiae" im Druck erschei- nomica" im Briefwechsel zwischen den. Sie wurden zudem das Vorbild nen. Sie stellen in ihrer Gesamtheit Leonhard Euler und Daniel Bernoulli für das noch bis 1959 erschienene einen wichtigen Beitrag zur (schriftlich eingereicht) Berliner Astronomische Jahrbuch. Geschichte der Berliner Akademie Gottfried Kirch, der damals profilier- Kirch setzte in Berlin nicht nur seine und damit zur Tradition der Leibniz- teste Astronom Deutschlands (am 25. bereits viele Jahre währende Kalen- Sozietät dar. Juli 1709 in Berlin verstorben) erhielt derarbeit, sondern auch seine prak- Jürgen Hamel seine Berufung als Astronom der neu tische astronomische Beobachtungs- gegründeten Sozietät unter dem Der Beitrag von Jürgen Hamel über die tätigkeit fort. In der Astronomiege- Instrumente der Berliner Sternwarte 1700 Datum des 19. April 1700 und damit schichte wird der Name Gottfried bis um 1770 wird in Kürze als Preprint auf bereits vor der am 11. Juli 1700 er- Kirch jedoch nicht nur mit Kalendern der Homepage der Leibniz-Sozietät in folgten offiziellen Errichtung der So verbunden. So entdeckte Kirch bei elektronischer Form verfügbar sein.

Arbeiten bildete und weiterhin bildet. Drei seiner Schüler, heute am Max- 80. Dahlemer Archivgespräch Planck-Institut für Wissenschaftsge- schichte tätig, konnten für die Vor- am 12. April 2010: Hubert Laitko wurde 75 tragsfolge gewonnen werden. Das 80. Dahlemer Archivgespräch In diesem und im kommenden Jahr ► Dieter Hoffmann referierte unter fand zu Ehren von Hubert Laitkos 75. ist der Schwerpunkt der Kolloquiums- dem Thema „Von Planck bis Schrö- Geburtstag am 12. April 2010 im abende mit dem 200-jährigen Jubilä- dinger: Berlin und die Quantenphysik“ Harnackhaus der Max-Planck-Gesell- um der Humboldt-Universität sowie über die Beiträge der in Berlin wirken- schaft in Berlin statt. Anliegen dieser dem 100-jährigen Jubiläum der Kai- den theoretischen Physiker im ersten von Hubert Laitko 1994 maßgeblich ser-Wilhelm-/Max-Planck-Gesell- Drittel des 20.Jahrhunderts zur Her- mitbegründeten und seither mitbe- schaft verbunden. So lag es nahe, die ausbildung der Quantenphysik sowie treuten Kolloquiumsreihe ist es, die Vortragsthemen für diesen besonde- über die experimentellen Arbeiten, regionalen Traditionen der Wissen- ren Abend aus diesem Umfeld zu die insbesondere an der Physika- schaft im Berlin-Brandenburger Raum wählen, das für den Jubilar ebenfalls lisch-Technischen Reichsanstalt in und ihre nationalen und internationa- stets eine wesentliche Quelle für Berlin dazu erbracht wurden. Diese len Verflechtungen zu behandeln. seine wissenschaftshistorischen Forschungen stehen im Zusammen- Leibniz intern / Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 47 vom 19. Mai 2010 11 hang mit einem größeren Projekt am einiger ausgewählter Remigranten – schichte mit der Wissenschafts- MPI für Wissenschaftsgeschichte zur darunter Jürgen Kuczynski, Moritz geschichte. Küttler zeichnete ein- Geschichte der Quantenmechanik. Mebel und Wolfgang Steinitz – erläu- drucksvoll das Bild einer sehr viel- ► Horst Kant sprach über Peter terte sie Schwierigkeiten und Pro- seitigen „scientific persona“ und ver- Debye als Direktor des Kaiser-Wil- bleme, auf die diese Wissenschaftler wies auf die Fülle der gerade auch in helm-Instituts für Physik. Der nieder- stießen, als sie sich für den Neu- und letzter Zeit entstandenen Publika- ländische Physiker Peter Debye, Wiederaufbau von Lehre und For- tionen [zur Bibliographie von H.Laitko Nobelpreisträger für Chemie 1936, schung an der Berliner Universität vgl. u.a. Jahrbuch für Wissenschafts- war von 1935 bis 1939 Direktor des engagierten. Außerdem gab sie einen forschung 2005 (Gesellschaft für neugegründeten Kaiser-Wilhelm-Insti- Gesamtüberblick über Remigranten Wissenschaftforschung, Berlin 2006), tuts für Physik in Berlin. Erläutert in den einzelnen Fakultäten. S.181-210]. wurden einige Hintergründe der ► Wolfgang Küttler würdigte als Ver- Dem Anlaß entsprechend wurde die Berufung Debyes nach Berlin, sein treter der Leibniz-Sozietät in einer ab- Veranstaltung von einer musikali- Einsatz für den Aufbau des Instituts schließenden Laudatio den Jubilar als schen Darbietung eines Holzbläser- sowie einige Ursachen für den Weg- einen der profiliertesten Vertreter der trios umrahmt, das unter Leitung des gang 1939/40 in die USA (das Institut Wissenschaftsgeschichte in Deutsch- Archivdirektors Lorenz Friedrich Beck war Ende 1939 vom Heereswaffen- land. Er hob dabei insbesondere her- – der auch den Vortragsabend amt übernommen worden, um als vor, daß Laitko gemäß seiner eige- moderiert hatte – Mozart spielte. zentrale Forschungsstelle für das nen Maxime stets „nicht nur analysie- Die Vorträge werden im nächsten deutsche Uranprojekt zu fungieren). rende und differenzierende, sondern Heft der „Dahlemer Archivgespräche“ ► Annette Vogt hatte ein Thema aus auch synthetische und integrierende (hrsg. vom Archiv der Max-Planck- ihren augenblicklichen Forschungs- Leistungen“ auf dem Gebiet der Wis- Gesellschaft) erscheinen. senschaftsgeschichte erbringe, damit arbeiten zur Universitätsgeschichte Horst Kant gewählt: „Am Wiederaufbau mithel- einen Beitrag leistend zur dringend (Max-Planck-Institut für fen“ – Remigranten an der Berliner notwendigen Symbiose der allgemei- Wissenschaftsgeschichte) Universität ab 1946“. Am Beispiel nen Sozial-, Kultur- und Politikge

Montanwissenschaften Die Präsentationen aller Beiträge wurden elektronisch dokumentiert – gestern und heute und stehen allen Interessenten ab sofort zur persönlichen Auswertung GMUWA Workshop am 23. April 2010 Berlin zur Verfügung. Alle Vorträge sind außerordentlich inhaltsreich und an- Der Arbeitskreis Geo-, Montan-, ► Heinz Kautzleben (MLS) – Die regend für die weitere Beschäftigung Umwelt-, Weltraum- und Astrowissen- Montanwissenschaften in der Gelehr- mit der Thematik. schaften der Sozietät bereitet eine tengesellschaft zu Berlin; Im Ergebnis des Workshops wurde akademiespezifische Wortmeldung ► Dr. Jürgen Kopp (bis 2009 Lan- vereinbart, dass der Arbeitskreis der Leibniz-Sozietät zum anhaltend desamt für Bergbau, Geologie und GMUWA für den 29. Oktober 2010 großen Thema „Versorgung Rohstoffe Brandenburg) – Montan- ein ganztägiges öffentliches Kolloqui- (Deutschlands) mit mineralischen geologische Aspekte des Kupferberg- um der Leibniz-Sozietät zum selben Rohstoffen und Energieträgern (aus baus: Sangerhausen, Lausitz, polni- Thema vorbereitet. Zum Kolloquium einheimischen Quellen) in Zeiten der sche Reviere; Globalisierung“ vor. Aktuelle Anlässe sollen in vertiefter und erweiterter ► Dr. Henry Rauche (Ercosplan zur Wortmeldung, die jedoch notwen- Form die sehr interessanten Ergeb- Ingenieurgesellschaft Geotechnik und digerweise darüber hinausgeht, sind nisse des Workshops vorgetragen Bergbau GmbH Erfurt) – Montangeo- die anstehenden Entscheidungen zur werden. Zugesagt wurden darüber logische und montanwirtschaftliche Aufnahme des Kupferbergbaus in der hinausgehend bereits einige weitere Aspekte zum Kali- und Steinsalzberg- Lausitz und zur Endlagerung radio- Vorträge, darunter von hoch angese- bau; aktiver Abfallstoffe. henen Referenten aus dem Ausland. ► Peter Knoll (MLS) – Geowissen- Die Thematik Uranbergbau, vorge- Ein erster Schritt war der Workshop, schaftliche Aspekte der Endlagerung tragen von Günter Leonhardt wird den der Arbeitskreis mit einem klei- radioaktiver Abfälle; davor schon Gegenstand der wissen- nen, aber sehr kompetenten Teilneh- schaftlichen Sitzung der Klasse merkreis am 23.04.2010 durchgeführt ► Günter Leonhardt (MLS) – Uran- Naturwissenschaften am 09.09.2010 hat. Auf der Tagesordnung des Work- bergbau der Wismut – Bergschaden- sein. shops standen Präsentation und Dis- kundliche Probleme, Sanierung der kussion der folgenden fünf Vorträge: Hinterlassenschaften. Heinz Kautzleben 12 Leibniz intern / Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 47 vom 19. Mai 2010

Bioenergie sowie im PKW-Verkehr Elektromobilität gegenüber einer Perspektiven der Energieforschung Wasserstoff-Infrastruktur favorisierte. in Deutschland E. Matthies (Ruhr-Universität Bochum Symposium von LEOPOLDINA, acatech und BBAW und Naturwissenschaftlich-Techni- sche Universität Trondheim) berichte- am 12. April 2010 te als Psychologin über Interventions- und Modellforschung zum Energie- Im Rahmen des Wissenschaftsjahres haltigkeit angesichts begrenzter Lithi- sparverhalten, R. Batterham (Austra- 2010, das vom Bundesministerium für umvorräte?), zum voraussichtlichen lian Academy of Technological Bildung und Forschung unter die Anteil regenerativer Energiequellen Sciences and Engineering) über poli- Thematik „Die Zukunft der Energie“ um die Mitte des 21. Jahrhunderts, tische Perspektiven von CO2-Ab- gestellt wurde, veranstalteten Leopol- zur Rolle zentraler (z. B. Offshore- scheidung und –Speicherung (CCS) dina, acatech und BBAW am 12. April Kraftwerke) versus dezentraler Ener- und G. Reinhardt (Institut für Energie- im Leibniz-Saal der Berlin-Branden- gieerzeugung, zur Nutzung von Bio- und Umweltforschung Heidelberg) burgischen Akademie der Wissen- masse als Energiequelle versus Nah- schließlich über Potentiale und Nut- schaften ein internationales Sympo- rungsgrundlage für eine wachsende zungskonkurrenz der Biomassenut- sium zu den „Perspektiven der Ener- Weltbevölkerung und zur Priorität von zung für energetische Zwecke. Eine gieforschung in Deutschland“, wofür Wind-, Solar- und weiteren regenera- Podiumsdiskussion beschloß die als Diskussionsgrundlage das von tiven Energieformen traten schon zu Veranstaltung. den drei Akademien erarbeitete Kon- Beginn der Diskussion zutage und zept für ein integriertes Energiefor- wurden im Anschluß an die folgenden Das Symposium, dessen Materialien schungsprogramm vorlag, über das themenspezifischen Vorträge weiter baldmöglichst zu publizieren höchst wünschenswert wäre, vermittelte bereits in einer Sitzung der Klasse artikuliert. neben der Kenntnis zahlreicher Fak- Naturwissenschaften unserer Sozie- S. Kullander, Vizepräsident der tät informiert wurde. ten und der Konfrontation mit unter- Schwedischen Akademie der Wissen- schiedlichen Standpunkten einen Schon in der Vorstellung dieses Kon- schaften, umriß auf der Grundlage Einblick in den komplexen Charakter zeptes durch F. Behrendt, TU Berlin, höchst instruktiver globaler Energie- der behandelten Problematik. Für die wie auch in der vorangegangenen bilanzen anstehende Forschungs- Leibniz-Sozietät sollten Anregungen Begrüßung durch G. Schütte, Staats- und Entwicklungsarbeiten zur Ge- für die weitere Diskussion von Fragen sekretär im Bundesministerium für währleistung einer weltweiten Ener- der Energie- und Rohstoffversorgung Bildung und Forschung, wurden die gieversorgung im Jahre 2050, wäh- erwachsen, die wir bereits zu Beginn globalen und transdisziplinären rend F.-D. Drake (RWE AG) über unserer Tätigkeit im Rahmen der Aspekte der Energieforschung her- Forschungs- und Entwicklungsaktivi- Erörterung globaler Probleme, später vorgehoben, die einer systemischen täten des RWE-Konzerns zur Vermin- in einem speziellen Arbeitskreis (vgl. Perspektive bedarf, um Handlungs- derung der CO2-Emissionen im Sitzungsberichte 82, 2005) behandelt optionen für die Energiepolitik eröff- Spannungsfeld Ökonomie – Ökologie und jetzt auf unserer Website im nen zu können. Meinungsverschie- – Versorgungssicherheit referierte, Zusammenhang mit der Klimaproble- denheiten in der Frage der Kernspal- wobei er unter dem primären matik zur Diskussion gestellt haben. tung („reincarnation“?) als Brücken- Gesichtspunkt minimierter CO2-Ver- Karl-Heinz. Bernhardt technologie und der Aussichten der meidungskosten Wind-, Hydro- und Kernfusion (Machbarkeit und Nach-

Wechselwirkungen“ den Zusammen- hängen zwischen beiden Bereichen Wissenschaft, Kunst und bilaterale nach und warnte vor dem Aufkom- Literaturbeziehungen im Gespräch men von Wissenschaftsfeindlichkeit, Esoterik und Irrationalismus. In die- Deutsch-mazedonische Konferenz in Skopje sem Kontext analysierte Katica Im Fokus der ersten gemeinsamen täuschung über ihren Missbrauch und Kjulawkova unter Berufung auf Bach- Konferenz der Leibniz-Sozietät und des Scheiterns der an sie geknüpften tin die „Karnevalisierung“ der Diskur- der Mazedonischen Akademie der Heilserwartungen hervor. Er sah je- se von Kunst und Wissenschaft in der Wissenschaften und Künste am 23. doch in der gegenwärtigen Tendenz Postmoderne, die sich in Hybridisie- April dieses Jahres in Skopje standen zur Aufhebung der Trennung von rung, Synkretismus, Mischung zwi- Wissenschaft und/oder Kunst heute. Wissenschaften und Künsten etwa in schen Hoch- und Volkskultur sowie zwischen National- und Ethnokultu- Fünf Vorträge galten den problemati- der Science fiction, in der Verwissen- schaftlichung der Kunst und der Ver- ren, aber auch in deren Auflösung als schen Beziehungen zwischen beiden selbständige Entitäten äußert. Phänomenen, Georgi Stardelov hob kunstung der Wissenschaft die die Krisenhaftigkeit dieses Verhältnis- Chance zur Rettung aus den Aporien Laut LS-Mitglied Hans-Otto Dill war ses angesichts schwindenden Ver- der Gegenwart. Vlada Uroševiċ ging Alexander von Humboldt Vorläufer trauens in die Wissenschaft, der Ent- in „Die Wissenschaft und die Kunst, heutiger Hybridisierung durch seinen Synkretismus zwischen Natur- und Leibniz intern / Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 47 vom 19. Mai 2010 13

Sozialwissenschaft und Kunst in dem über Heine von den Mladini“ referierte tion deutscher Literatur in Mazedo- von ihm begründeten kunstliterari- Gane Todorovski, Peter Rau sprach nien fehlte eine Untersuchung zur schen Genre des wissenschaftlichen über „Josta Racin und die deutsche Rezeption mazedonischer Literatur in Reisetagebuchs. Er lieferte ferner Dichtung“, Ranca Grċeva über „Die Deutschland, wohl auch, weil sich den kulturhistorischen Nachweis der Rolle der deutschsprachigen Literatur deutsche Editoren wenig um die ethnokulturellen Alterität, deren Un- und die Entwicklung der Germanistik sogenannten „kleineren“ Literaturen verständnis vielen heutigen Konflikten in Mazedonien“.und Milan Gjurcinov kümmern. Um so mehr beeindruckte zu Grunde liegt, LS-Mitglied Günter über „Zwei wenig bekannte Seiten das teils in mazedonischer Sprache von Sengbusch nannte in seinem aus den mazedonisch-deutschen vorgetragene Referat von LS-Mitglied Vortrag über „Brücken zwischen Na- Literaturkontakten um die Mitte des Manfred Jähnichen über Synthese turwissenschaften und den Bildenden 20. Jahrhunderts“. Diese Vorträge von Tradition und Moderne in der Künsten“ die Bildende Kunst Wegbe- wurden flankiert von Referaten zu Lyrik des bedeutenden mazedoni- reiterin moderner Naturwissenschaft Fragen der Bilateralität: der maze- schen Dichters, Slawisten und Kultur- und letztere einen starken Impulsge- donische Botschafter in Berlin, Gjorgji politikers Blaze Koneski, den er ber für zeitgenössische Kunst und Filipov, gab einen Überblick über die bereits zu DDR-Zeiten übersetzt und plädierte für eine theoretisch be- politischen, wirtschaftlichen und kultu- im Verlag Volk und Welt ediert hatte. gründbare Vernetzung beider hoch- rellen deutsch-mazedonischen Bezie- Jähnichens Ankündigung einer von kreativer und kulturbildender Berei- hungen, Sinasi Derebej kommentierte ihm zusammengestellten und über- che menschlichen Denkens und Han- ein unter seiner Leitung entstandenes setzten mazedonischen Anthologie in delns. digitalisiertes bidirektionales deutsch- deutscher Sprache – ein Projekt, das Natürlich standen bei diesem ersten mazedonisches Wörterbuch. Dane- beide Akademien unterstützen sollten bilateralen akademischen Kontakt die ben stand ein Vergleich zwischen den - wurde vom zahlreich anwesenden komischen Elementen in der homeri- Publikum und den mazedonischen - zumeist auf die Literatur reduzierten schen und mazedonischen Epik von Fachkollegen beifällig zur Kenntnis – künstlerisch-kulturellen Beziehun- Vitomir Mitevski. genommen. Die Akten der Arbeitsta- gen zwischen beiden Ländern aus gung werden von beiden Akademien komparatistischer Perspektive im Gegenüber diesen detaillierten und publiziert. Vordergrund. Über „Zwei Schriften kenntnisreichen Beiträgen zur Rezep Hans-Otto Dill

Akademiegeschichte

Robert Havemann und die Deutsche Akademie der Wissenschaften Der Physikochemiker Robert Have- Dissident zeitweilig einer Aufenthalts- Entwicklung origineller Messgeräte mann, Mitglied der DAW von 1961 bis beschränkung unterworfen. durch den Zuwahlkandidaten sowie 1966, hätte am Tag der Sitzung der Havemann wurde auf der Sitzung des Havemanns Arbeiten über die physi- Klasse Naturwissenschaften am 11. Plenums am 15. 06.1961 zum Kor- kalische Chemie der Eiweißstoffe, 03. 2010 sein 100. Lebensjahr vollen- respondierenden Mitglied der Deut- Untersuchungen über die Magneto- det. An seine wissenschaftliche Vita schen Akademie der Wissenschaften chemie an Verbindungen des Hämo- erinnerte der Sekretar der Klasse, gewählt. Grundlage waren ein Wahl- globins und anderen Porphyrinkom- Karl-Heinz Bernhardt, zu Sitzungs- vorschlag von Peter A. Thießen vom plexen sowie auf dem Gebiet der beginn in einer Mitteilung, die hier 27. 04. 1961, ein Gutachten von K. Photochemie hervorgehoben und gekürzt wiedergegeben wird. (Volltext Schwabe vom 06. 05. und eine ein- nicht zuletzt auch „originelle Gedan- s. www.Leibniz-sozietaet.de, ausge- stimmigen Empfehlung der Klasse für ken zur Erkenntnistheorie der Natur- arbeitet von Hannelore und Karl- Chemie, Geologie und Biologie vom forschung und ihrer Stellung in der Heinz Bernhardt) 17. 05. sowie eine von G. Rienäcker, Gesellschaft“ angeführt. Havemanns Biographie umspannt ein H. Falkenhagen, E. Leibnitz, K. Nach der fristlosen Entlassung aus vielbewegtes Leben im Jahrhundert Schwabe, H. Bertsch und P. A. dem Hochschuldienst im Anschluß an der Extreme - als zum Tode verurteil- Thießen unterzeichnete Laudatio vom aus heutiger Sicht schwer nachvoll- ter antifaschistischer Widerstands- 30. 05. 61. Havemann war zu diesem ziehbare Auseinandersetzungen um kämpfer im Zuchthauslabor ums Zeitpunkt bereits zusätzlich zu seiner seine Vorlesungsreihe „Naturwissen- schließliche Überleben ringend, nach Professur für Physikalische Chemie schaftliche Aspekte philosophischer der Befreiung in Ost und West be- an der Humboldt-Universität neben- Probleme“ und nach dem Erscheinen schäftigt und mehrfach entlassen, auf amtlich mit der Leitung der im II. eines Interviews im „Hamburger Echo den Straßen Westberlins verhaftet, in Quartal 1960 an der DAW gebildeten am Abend“ vom 12. 03. 1964 wurde der DDR zunächst als Abgeordneter Forschungsstelle für Photochemie Havemann mit einem Monatsgehalt der Volkskammer gewählt, mit Natio- beauftragt worden. von 4600 Mark unter Abschluß eines nalpreis und Vaterländischem Ver- In der Laudatio wurden vor allem die Einzelvertrages zum hauptamtlichen dienstorden geehrt, zuletzt aber als Leiter der Forschungsstelle Photo- 14 Leibniz intern / Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 47 vom 19. Mai 2010 chemie der DAW ab 01. 04. 1964 stimmung im Plenum der Akademie tischer Einwirkung von SED-Leitungs- berufen. statt, in der von 101 abgegebenen gremien auf Entscheidungen der Aka- Eine Zusammenstellung seiner ca. 20 Stimmen bei 17 Enthaltungen und demie, wie sie im Falle der Mitglied- Publikationen als Korrespondieren- einer ungültigen Stimme 70 für und schaft Havemanns besonders dra- des Akademiemitglied hauptsächlich 13 gegen die Beendigung der Mit- stisch zutage traten, führten zu wei- zu Problemen der Photo- und gliedschaft des Korrespondierenden teren Konsequenzen. So wurde im Magnetochemie kann verschiedenen Mitglieds Havemann gezählt wurden. Offenen Brief des Präsidiums der Dokumentensammlungen sowie den Obgleich damit die laut Statut für die AdW vom 28. 11. 1989 die „Ein- führung einer verfassungsrechtlichen Jahrbüchern der DAW entnommen Beendigung der Mitgliedschaft not- Garantie für die Freiheit der Wissen- werden, in denen auch ein Vortrag wendige Dreiviertelmehrheit nicht er- schaft, die jeden direkten Eingriff poli- vor der Klasse für Chemie, Geologie reicht war, erklärte das Präsidium der tischer Parteien und Organisationen und Biologie aufgeführt ist. Akademie unter dem 01. 04. 1966 in die Leitung der Wissenschaftspro- statutenwidrig die Streichung Have- Aufsätze Havemanns in der Presse zesse ausschließt“ zur Diskussion manns aus der Mitgliederliste. der BRD führten zu Auseinanderset- gestellt und im Mai 1990 der Entwurf zungen mit der Akademieleitung, am Mehr als 23 Jahre danach, am 16. eines neuen Statuts vorgelegt, in dem 23. 12. 1965 zu seiner Abberufung November 1989 vertraten die in der die Akademie als unabhängige öffent- als Leiter der Forschungsstelle mit Klasse Chemie der damaligen Aka- lich-rechtliche Einrichtung mit dem anschließendem Hausverbot und demie der Wissenschaften der DDR Recht auf eigenverantwortliche Ge- schließlich am 10. 02. 1966 zu einer anwesenden Ordentlichen und Kor- staltung ihrer Tätigkeit definiert wird. einstimmigen Empfehlung der Klasse respondierenden Mitglieder „den Bereits auf der Geschäftssitzung des für Chemie, Geologie und Biologie Standpunkt, daß diese Streichung Plenums am 07. 12. 1989 waren an den Geschäftsführenden Präsi- dem Ansehen der Akademie gescha- mehrere den SED-Bezug enthaltende denten, „geeignete Maßnahmen ein- det hat und sachlich nicht tragbar ist.“ Paragraphen aus dem Statut der zuleiten, die die Mitgliedschaft von Das Präsidium folgte noch am glei- AdW bei nur einer Gegenstimme Hrn. Havemann als korrespondieren- chen Tag der Empfehlung der Klasse, gestrichen worden. des Mitglied beenden.“ die Streichung aus der Mitgliederliste Während es über das Leben Have- Nachdem sich in der Folgezeit die an- rückgängig zu machen und in den manns zahlreiche Veröffentlichungen deren Klassen der Akademie dieser Schriften der Akademie eine Richtig- gibt, steht eine Übersicht zu seinen Empfehlung angeschlossen hatten, stellung vorzunehmen. wissenschaftlichen Leistungen als fand am 24. 03. eine geheime Ab Die nachteiligen Folgen direkter poli Akademiemitglied noch aus.

Leseempfehlungen

chen Jahr 1885 entdeckte der Berli- eintrat, die durch den gewaltigen Kra- Leuchtende ner Astronom Otto Jesse diese Wol- katau-Ausbruch noch verstärkt Nachtwolken ken ebenfalls. Anfangs als "silberne wurde, denn die Partikel erreichten Leuchtende Nachtwolken. Wolken" bezeichnet, registrierte durchaus die Höhe von 80 km und Geschichte, Beobachtungen und Jesse sofort alle ihm verfügbaren umrundeten den Erdball. Theorien, Bremen 2006 sowie bei M. Beobachtungen. Kurz danach setzte Das Verdienst der Berliner Arbeiten Gadsden und W. Schröder, an der Berliner Sternwarte ein syste- vor 125 Jahren war es, daß erstmals Noctilucent clouds Heidelberg, 1989 matisches Beobachtungsprogramm die Photographie systematisch zur Im Anschluß an den grossen Kraka- ein, das besonders von Wilhelm Erforschung hochatmosphärischer tau-Ausbruch im Jahre 1883 wurden Foerster gefoerdert wurde. Prozesse eingesetzt wurde, wodurch überall auf der Erde starke Farber- Entscheidend war, daß ab 1887 die neue Erkenntnisse über die Strö- scheinungen des Dämmerungs- und Photographie zum Einsatz kam. Jes- mungsverhältnisse im höchsten Tageshimmels beobachtet, die viele se photographierte und vermaß von Atmosphärenbereich erhalten wur- Monate lang andauerten. In jener Zeit mehreren Stationen aus die Höhe den. Es ist interessant, daß in der wurde der Himmel von verschiedenen und Bewegung der Wolken. Es fand damaligen "Vereinigung der Freunde Forschern beobachtet, jedoch wurden sich das erstaunliche Ergebnis, daß der Astronomie und kosmischen keine Leuchtenden Nachtwolken ent- sie bei 82 km Höhe auftraten, teil- Physik" eine Gruppe für Nachtwolken deckt. weise große Geschwindigkeiten zeig- existierte. Berichte wurden u.a. im Erst im Juni 1885 berichtete der ten und sich im Aussehen änderten. Zusammenhang mit dem Tunguska- Engländer T. Backhouse über das Man vermutete hinsichtlich ihrer Meteoriten im Jahre 1908 noch Vorhandensein zarter, banden- und Natur einen Zusammenhang zu den bekannt sowie bei späteren Ereig- rippenähnlicher bläulicher Wolken, vom Krakatau ausgeschleuderten nissen. In Deutschland hat sich ab die nach Sonnenuntergang zu sehen Staubpartikeln. Interessant ist, daß den zwanziger Jahren der Sonneber- waren. Backhouse hatte nur erste mit der "industriellen Revolution" im ger Astronom und Akademiemitglied Wahrnehmungen berichtet. Im glei- 19. Jahrhundert auch eine allmähli- Cuno Hoffmeister der Leuchtenden che Verschmutzung der Atmosphäre Nachtwolken sowie anderer hoch- Leibniz intern / Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 47 vom 19. Mai 2010 15 atmosphärischer Leuchterscheinun- Humboldt-Kommission der Akademie Monaten 19000 Kaleschen-Kilometer gen angenommen. Der interessierte der Wissenschaften der DDR bzw. zurücklegte, als Gast des Zaren mit Leser findet weitere Hinweise in den deren späterer Arbeits- und. For- den Ehren eines Generals empfan- oben genannten Publikationen. schungsstelle herausgebrachten Pu- gen, aber auch die Durchquerung von Wilfried Schröder blikationen neuer Texte von und über Sumpfgelände und den Abstieg in Humboldt verdienen dessen Brief- Höhlen und Gruben nicht scheuend. zeugnisse von der russisch-sibiri- Aus diesen und weiteren Anmerkun- schen Reise besondere Beachtung. gen Christian Suckows zu Humboldts russisch-sibirischer Reise wurde Vorgelesen: In einer von Eberhard Knobloch besonders die vergleichende Be- eröffneten, gutbesuchten Buchprä- trachtung als ein Grundelement der sentation wurde am 18. Januar 2010 Neugedrucktes von Humboldtschen synthetisierenden im Einstein-Saal die kommentierte Alexander von Humboldt Darstellung eines Naturraumes deut- Edition vorgestellt. In ihrem Grußwort lich, mit der er auch eine erste physi- Alexander von Humboldt: Briefe aus verwies Olga Ziablova, Leiterin der sche Geographie Asiens entwarf. Russland 1829, hrsg. von Eberhard Abteilung Wissenschaft, Kultur und Ingo Schwarz analysierte Humboldts Knobloch, Ingo Schwarz und Christi- Bildung im Russischen Haus der Verhältnis zur russischen Sprache, an Suckow, mit einem Vorwort von Wissenschaft und Kultur, auf Ge- die sich dieser nicht, wie das Spani- Ottmar Ette. Band 30 (2009) der Bei- meinsamkeiten zwischen Deutsch- sche und andere moderne und klas- träge zur Alexander-von-Humboldt- land und Russland, unter Bezug auf Forschung sische Sprachen, angeeignet hatte; Humboldts Reise auf die Perspek- jedoch brachte Humboldt dem Russi- Vor etwas mehr als einem Jahrfünft tiven Sibiriens für den Fortschritt der schen großes Interesse entgegen hatten wir an dieser Stelle (Leibniz Menschheit sowie auf die engen Zu- und legte sich ein Glossar für den Intern Nr. 25, Dezember 2004) über sammenhänge zwischen wirtschaftli- Alltagsgebrauch an. die Vorstellung des Humboldt-Projek- cher Zusammenarbeit und politischer Hanns Zischler schließlich las aus tes in der „Anderen Bibliothek“ berich- Kooperation. Briefen von, an und über Humboldt, tet, woran sich Rezensionen in den Humboldt, der auf der russisch-sibiri- die in Vorbereitung der Reise bereits Sitzungsberichten 80, 2005 und 92, schen Reise auch seinen 60. Ge- ab 1812 und mit Schwerpunkt wäh- 2007 anschlossen. Aus den zahlrei- burtstag beging, rühmte in diesem rend der Forschungsreise selbst chen, von der Alexander-von-Hum- Kontext die große Masse an Ideen geschrieben wurden. Die fesselnde boldt-Forschungsstelle der Berlin- auf weitem Raum, die ihm diese als Lesung endete mit lange vor Beendi- Brandenburgischen Akademie der komplementäres Gegenbild zur Süd- gung der Reise verfaßten Briefen – Wissenschaften in der Nachfolge der amerikareise empfundene Reise ein- und weckte damit die Neugier auf 1956 gegründeten Alexander-von- gebracht habe, auf der er in acht eigene Lektüre! Karl-Heinz Bernhardt

Urknall 1 Urknall 2 Dieter B. Herrmann Michael Köhler Urknall im Labor Vom Urknall zum Wie Teilchenbe- Cyberspace schleuniger die Fast alles über Natur simulieren Mensch, Natur und Springer Verlag Universum 2010. 250 S. 58 Wiley-VCH, Abb. Weinheim 2009 ISBN: 978-3-642- 216 S. ISBN-103- 10313-1 527-32577-8 Die Frage nach der ISBN-13: 978-3-527- Herkunft, Entwickl- 32577-1 ung und Zukunft des In der Reihe Erlebnis Universums als Gan- Wissenschaft behan- zes zählt zu den gro- delt der Autor für ein ßen wissenschaftli- breites Lese-Publi- chen Themen der kum Urknall, Stern- Gegenwart. Alle bisherigen Untersuchungen zu diesem entstehung, Entwick- Problem basieren auf Beobachtungen mit immer größeren lung primitiven und komplexen Lebens bis hin zur kultu- Teleskopen und theoretischen Überlegungen. Die Ent- rellen Evolution. In einem letzten Kapitel nennt er grund- wicklung der modernen Teilchenbeschleuniger versetzt legende offene Fragen wie den Ursprung des Weltalls, die uns jedoch in die Lage, nunmehr auch experimentelle For- Natur der Materie, warum es Elementarteilchen gibt, unge- schungen durchzuführen, ja kosmische Extremzustände klärte Fragen der Entstehung des Lebens und ob es förmlich nachzuahmen. außerirdische Zivilisationen gibt. 16 Leibniz intern / Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 47 vom 19. Mai 2010

Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät Zuletzt erschienene Bände Heinz Kautzleben und Günter Leonhardt: Der Dresdener Band 103 (2009) Geodät Horst Peschel 1909-1989 400 Jahre Kepler, Galilei, das Fernrohr und die neue Helmut Moritz: Große Mathematiker und die Astronomie Geowissenschaften: Von Leibniz und Newton bis Einstein Karl-Heinz Bernhardt: Laudatio Dieter B. Herrmann und Hilbert Dieter B. Herrmann: Begrüßung und Einführung Abstracts der Vorträge von Erik W. Grafarend, Petr Holota, Elena Mazurova, Jürgen Hamel: Die ersten Fernrohrentdeckungen und ihr Jürgen Müller, Markku Poutanen, Fernando Sansô und Bezug zu den Diskussionen zum Weltbild G.Venuti, Victor P. Savinykh, Christian C. Tscherning, Klaus-Dieter Herbst: Der Schreibkalender der Frühen Janusz B. Zielinski. Neuzeit – eine noch wenig genutzte Quelle für die Anhang: Poster-Texte Astronomiegeschichtsschreibung Thomas Posch: Hegels Kritik am Newtonschen Kraftbegriff und seine Verteidigung Keplers Band 105 (2009) Tobias Jung: Statik und Dynamik im astronomischen Weltbild Leibniztag 2009 Helmut Lindner: Astronomie in der Schule Dieter B. Herrmann: Die Leibniz-Sozietät im Internationalen Jahr der Astronomie. Bericht des Jörg Zaun: Astronomische Instrumente aus Berliner und Präsidenten an den Leibniztag 2009 Potsdamer Werkstätten Karl Lanius: Wandel im Weltbild der Physik. Festvortrag Rolf Riekher: Fraunhofer und der Beginn der auf dem Leibniz-Tag 2009 Astrospektroskopie Nachrufe für verstorbene Mitglieder Felix Lühning: Zwischen High-tech und Konservatismus. Aufstieg und Fall des Kieler Meridiankreises Neue Mitglieder der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e.V. Oliver Schwarz: Astrophysikalische Wachstumsgrenzen im Leistungsumsatz der menschlichen Zivilisation Aus Plenar- und Klassensitzungen Ulrich Cubasch: Die Rolle der Sonne im Klimasystem Einleitende Bemerkungen des Sekretars der Klasse Naturwissenschaften auf der Sitzung am 8. Mai 2008 Offener Brief zur bundesweiten Einführung des Astronomieunterrichts in der Bundesrepublik Werner Ebeling und Dieter Hoffmann: Max Plancks Beiträge zur Thermodynamik Fritz Gackstatter: Hans-Jürgen Treders Studien über Band 104 (2009) Relativität und Kosmos Lothar Kolditz: Kollektivität und Emergenz - die Weltformel Kolloquium „Wissenschaftliche Geodäsie“ anlässlich des 75. Geburtstages von Helmut Moritz Petra Werner: Charles Darwin und Alexander von Humboldt Dieter B. Herrmann: Begrüßung und Eröffnung des Kolloquiums Rolf Löther: Darwinismus oder Kreationismus - eine wissenschaftliche Streitfrage? Herbert Mang: Laudatio auf Prof. Helmut Moritz im Namen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Klaus Steinitz: Defizite der ostdeutschen Wirtschaftsentwicklung - Probleme bei der Herstellung Heinz Kautzleben: Die Geodäsie ab dem Internationalen gleichwertiger Lebensverhältnisse Geophysikalischen Jahr und Helmut Moritz. Laudatio zum 75. Geburtstag im Namen der Leibniz-Sozietät Wilfried Schröder: Wilhelm Foerster und die geophysikalischen Beobachtungen nach dem Krakatau- Vorträge Ausbruch Alexander N. Marchenko, A. S. Zayats: Determination of Gerhard Öhlmann: Hermann Klare. Laudatio anlässlich the gravitational potential energy based on the Earth's 3D seines 100. Geburtstags am 12. Mai 2009 global density distribution Rüdiger Hardeland: Franz Halberg zum 90. Geburtstag - Gligorije Perovic: On inverse problems studied by Helmut ein Symposium „Noninvasive Methods in Cardiology 2009" Moritz and on his human activities an der Masaryk-Universität Bogdan Ney: Integration of geoinformation Rezension Juhani Kakkuri: Veikko Heiskanen and Helmut Moritz Herbert Hörz: Realistischer Relativismus - Macht, Dieter Lelgemann: Eratosthenes and the heliocentric Herrschaft und Kampf in der sozialen Welt - (Rezension hypothesis of Aristarchos zu Karl Heinz Domdey, Schizophrene Gesellschaftswelt. Herbert Hörz: Unbestimmtheit und Exaktheit in der Quintessenzen aus Verganzheitlichung, Macht, Herrschaft Wissenschaft. Anmerkungen zu und Kampf in der sozialen Welt) wissenschaftsmethodologischen Überlegungen von Zwei Kolloquien zu Ehren von Serge von Bubnoff „Zu Helmut Moritz Grundproblemen der Geologie" (Bericht von Peter Bankwitz, Heinz Kautzleben und Thomas Kaemmel) Leibniz intern / Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 47 vom 19. Mai 2010 17

Akademiegeschichte

Vor 20 Jahren: Präsidentenwahl an der Akademie Am 17. Mai 1990 wählte das Konsilium der AdW der DDR, ordentlichen Sitzung der Akademiemitglieder am 16. No- die Vertretung der Akademiemitglieder und aller Mitarbei- vember 1989 wies das Plenum die vorangegangene ter der Akademie, das Akademiemitglied Horst Klinkmann Erklärung des Präsidiums als nicht weit genug gehend zum Präsidenten der Akademie. Der Wahlsieger stand zurück und forderte dessen Rücktritt. Viele Mitglieder kriti- bereits nach dem ersten Wahlgang fest, der Kandidat sierten das Statut der Akademie als veraltet und unzeit- erhielt auf Anhieb die absolute Mehrheit von 151,79 Punk- gemäß und sprachen sich für eine Neufassung aus, die ten (von 300 möglichen). Seine Mitbewerber, die Akade- auch das Verhältnis der Gelehrtengesellschaft zu den For- miemitglieder Bielka, J. Herrmann, Lohs und Peschel schungseinrichtungen neu definieren sollte. Auf Vorschlag kamen auch nicht annähernd an dieses Ergebnis heran. der Klassen nahm das Plenum die längst fällige Rehabi- Bemerkenswert war vordergründig nicht das komplizierte litierung der Akademiemitglieder Bloch und Havemann Wahlsystem, das Stimmen zu Punkten umzurechnen hat- vor, die in den 60er Jahren ausgeschlossen wurden. te, auch nicht, dass die statutarische Grundlage dafür Die Arbeit an einem neuen Statut wurde zur Leitorien- weitgehend unausgearbeitet war, so dass sie schon vor- tierung für die Tätigkeit des Plenums und der Basisgrup- her als nur provisorisches Reglement deklariert wurde, pen. Ende Dezember konstituierte sich der Rat der Insti- sondern die Tatsache, dass - erstmals und sicher nicht tutsvertreter, der zur Bildung von Räten an den Instituten wieder eintretend - ein Akademiepräsident auf demo- aufrief, die dann im Laufe des Januars an den meisten In- kratische Weise Repräsentant aller Mitarbeiter und Mitglie- stituten entstanden. In den inzwischen gebildeten Arbeits- der einer Akademie wurde. Die Wahl von Klinkmann zum ausschüssen zur Ausarbeitung des Statuts wirkten nun- Präsidenten war der Schlussstein in einem kunstvollen mehr Vertreter der verschiedenen Interessengruppen mit. Demokratisierungsgebäude, das in der Akademie seit Der Ausschuss Akademiereform legte mehrere Statuten- Herbst 1989 entstanden war, das allerdings nur kurzen entwürfe vor, die in den Räten und in den Instituten disku- Bestand haben sollte. tiert werden sollten. An den Instituten begannen Neuwah- len der Leiter und der Wissenschaftlichen Räte. Anfang Eine neue Akademiestruktur entsteht Februar nahm ein Runder Tisch seine Arbeit auf, in dem In die Wahl mündeten auch die Bestrebungen der räte- die verschiedenen Gruppen vertreten waren und der sich und basisdemokratischen Bewegung ein, die sich an der als Kontroll- und Beratungsorgan des Präsidiums sah. Akademie seit Oktober/November 1989 gebildet hatte. Bis April entstand ein aufeinander abgestimmtes Räte- Diese Bewegung brachte Anfang November eine Initiativ- und Gremiensystem, das als höchstes Organ an seiner gruppe hervor, die die verschiedenen Protestkräfte aus Spitze ein Konsilium, eine Vollversammlung aller Mit- den Instituten der Akademie sammelte und sich als arbeiter und Mitglieder der Akademie, vorsah, mit einem Gegenstruktur zur DDR-Gewerkschaft und als Vertreter Senat anstelle des bisherigen Präsidiums, in den die der Interessen der Mitarbeiter verstand. Gremien gewählte Vertreter entsandten, mit dem Vorstand der inzwischen gebildeten Forschungsgemeinschaft aller Nach einer heftigen Protestkundgebung am 10. November Institute, der ebenfalls vom Konsilium gewählt wurde. Mit 1989 auf dem Platz der Akademie in Berlin stellte die dem Konsilium am 26. April und dann mit der Präsiden- Gruppe einen Forderungskatalog auf, der die allgemeine tenwahl im Mai verschwanden die bisherigen Strukturen, Stimmung nach Veränderung aufnahm. Er enthielt neben Präsidium und Kollegium traten als Gremien nicht wieder zeitgenössischen politischen Forderungen wie Trennung zusammen. Die Initiativgruppe und der Runde Tisch stell- von Partei und Staat auch prinzipielle Kritik an der SED- ten nun ebenfalls ihre Tätigkeit ein. Der strukturelle Wissenschaftspolitik und der dieser Politik verpflichteten Umbau war auf demokratischer Grundlage abgeschlos- Akademieleitung. Gefordert wurden in erster Linie die Ab- sen, das führende Personal neu gewählt. schaffung aller politischen Organisationsstrukturen an der AdW und die Demokratisierung der Leitungen auf allen Akademische Rätedemokratie glücklos Ebenen, die Bildung von Instituts- und Wissenschaftlichen Räten, nach Rücktritt des Präsidiums und die Stellung der Die Präsidentenwahl war der Höhepunkt der Demokratie- Vertrauensfrage für alle Institutsdirektoren. Ein Rat der bewegung an der Akademie. Doch das erträumte kom- Institutsvertreter sollte gebildet werden und eine Initiativ- plexe Gebilde einer akademischen Rätedemokratie blieb und demokratische Kontrollfunktion ausüben. Kulmina- weitgehend Illusion. Das Reformstatut, in immer neuen tionspunkt im Katalog war die Forderung nach Ausarbei- Entwürfen vorgelegt, trat niemals in Kraft. Die im März ins tung eines neuen Statuts der Akademie, das diesen Amt gelangte DDR-Regierung de Maizière, in deren Ver- Ansichten entsprach. antwortung es war, Wahlergebnis wie Reformstatut zu be- stätigen, zögerte und blockierte die Reformergebnisse. Mit dem Ruf nach einer Akademiereform und einem neuen Die Amtseinführung des neuen Präsidenten durch den Statut traf sich die Initiativgruppe mit den Intentionen des zuständigen Minister erfolgte erst auf dem Leibniz-Tag am Plenums und denen der Akademieleitung, die nunmehr, 26. Juni 1990. Präsident Klinkmann konnte die erste nachdem viele äußere - vor allem politische und zentral- Sitzung des Senats zwar für Anfang Juli einberufen, doch bürokratische - Restriktionen in raschem Tempo wegfie- waren zu diesem Zeitpunkt die Würfel über das weitere len, auf eine Reform der Akademie und eine Neufassung Schicksal der Akademie bereits an anderer Stelle gefallen. ihres Statuts drängten. Es war Gelegenheit, lange erho- Herbert Wöltge bene, aber immer wieder zurückgewiesene Ansprüche zur Geltung zu bringen. In einer überaus turbulenten außer- Lesen Sie in Nr. 48: Vom Kamingespräch zu Artikel 38 EV 18 Leibniz intern / Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 47 vom 19. Mai 2010

Personalia & Interna Rüdiger Bernhardt (Bergen i. V.) hat in der seit Musikethnologie; Musik und Macht; September 2008 herausgegebenen Sonderreihe "Königs ►(mit Hanjo Polk) Jazz. Von den Anfängen bis heute; Erläuterungen Spezial. Lyrik" des C. Bange Verlag in ►Klang und Kosmos. Mathematik, Musikdenken, Musik; Hollfeld sechs Bände verfasst. Die Reihe wurde mit ►Improvisation; Goethe, Heine und Brecht eröffnet, 2009 weitergeführt mit ►Musik- und Psychoanalyse. den Bänden zu Rilke und Gottfried Benn und im Januar Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehören vor allem 2010 mit dem Titel "Erich Kästner. Das lyrische Schaffen" Methodologie der Musikwissenschaft, Musikästhetische vorläufig abgeschlossen. Grundlagenfragen, Opernästhetik und konkrete Musik- Ulrich Busch (Berlin) hielt im Januar 2010 iin der Analysen, Musik im deutschen Faschismus, im Wider- Vorlesungsreihe „89/90 Wendungen der Geschichte“ an stand und im Exil und Musikanthropologie. der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg einen Dieter B. Herrmann (Berlin) nahm am 1. April 2010 Vortrag zum Thema Eigentumstransformation in Ost- im österreichischen Fernsehen an der Talkrunde mit dem deutschland. Am 12. März referierte er auf der Konferenz Titel "Astrophysik - Wissenschaft oder Spekulation" teil. „20 Jahre Deutsche Einheit – Von der Transformation zur Die 90-minütige Sendung in der Reihe "Talk im Hangar 7" europäischen Integration“ am IWH in Halle zum Thema des Privatsenders Servus TV wurde aus Salzburg über- Transferleistungen – Aufbauhilfe und Entwicklungs- tragen. Sie befasste sich mit Problemen der Kosmologie, blockade für Ostdeutschland. der Universalität von Leben im Weltall und der Rolle von Hans-Otto Dill (Berlin) hat auf dem Internationalen Spekulationen in der Wissenschaft. Weitere Teilnehmer Kongreß "Crise-apocalipsis-résistance" vom 10.-13. waren: Prof. Dr. Heinz Oberhummer, Astrophysiker (TU Februar in Rouen (Normandie, Frankreich) ein Haupt- Wien), Halton Arp, Astronom (Max-Planck-Institut für referat zum Thema: "Die beiden Weltkriege; Spenglers Astrophysik Garching), Dr. Alexander Unzicker, Gymna- 'Untergang des Abendlandes' und die Literatur" gehalten. siallehrer und Buchautor (München), Prof. Dr. Bernulf Auf der Buchmesse in Havanna am 19. 02. 2010 präsen- Kanitscheider, Wissenschaftsphilosoph (Universität tierte er sein neues in spanischer Sprache geschriebenes Gießen) und Franz Viehböck, Österreichs erster und Buches "Lecturas criollas. Ensayos sobre Literatrura einziger Astronaut. Cubana" erschienen 2010 im kubanischen Verlag Arte y Lothar Kolditz (Steinförde) durfte anlässlich seines Literatura, La Habana. Im Humboldt-Haus in Havanna, 80. Geburtstages mit dem „Colloquium 50 plus“, eine zu- dem Palast, in dem Alexander von Humboldt mehrere sätzliche Ehrung erleben. Einige seiner ehemaligen Mit- Monate lebte und forschte, hielt er einen von der Botschaft arbeiter hatten vorgeschlagen, ihm als besonderes Danke- der Bundesrepublik Deutschland und der kubanischen schön in seinem Wohnort Steinförde (bei Havelberg) über Ortiz-Stiftung organisierten Vortrag "Alexander von Hum- neuere eigene Arbeiten zu berichten. Dieses "Colloquium boldt zwischen Aufklärung und Globalisierung". Der Präsi- 50 plus" (alle Referenten hatten die "50" teils mehr, teils dent der UNEAC (La Union de Escritores y Artistas de weniger überschritten) fand am 29. Januar 2010 statt. Der Cuba) und Schritsteller Miguel Barnet überreichte ihm (als Jubilar ließ es sich nicht nehmen, im Steinförder Restau- erstem Ausgezeichneten) in einem Festakt am 17. Febru- rant "Haveleck" die Referenten und ihre Begleiter als ar 2010 das Ehrendiplom dieses Verbandes: "A Hans-Otto Gastgeber zu empfangen. Dill por sus destacados méritos y aportes al desarrollo del In vier der sechs Beiträge ging es um sehr spezielle arte y la literatura cubanos". Messtechniken, so bei Katalysatorsynthesen (Ursula Ernst Engelberg (Berlin) erhielt zu seinem 101. Bentrup, ), für die Umweltanalytik (Michael Geburtstag am 5.4.2010 ein Glückwunschschreiben des Luthardt, Lehrte), zur Charakterisierung von Teflon®-Ver- Präsidenten der Leibniz-Sozietät, Dieter B. Herrmann. bundwerkstoffen (Günther Kauschka, Berlin) und zum Darin heißt es: „Sie haben sich als unser Gründungsmit- thermischen Verhalten von Fluoriden (Michael Feist, glied und erster Vizepräsident in den schwierigen Berlin). Über Struktur und Eigenschaften von "Nano"- Anfangsjahren durch Rat und Tat, vor allem aber durch Ihr Metallfluoriden und -oxofluoriden berichtete Gudrun hohes, auch in den Turbulenzen der damaligen Um- Scholz, Berlin, zum Wirken von Ivan Nikolov Stranski bruchszeit unantastbares nationales und internationales (1897-1979), dem bulgarisch-deutschen "Großmeister des Ansehen große Verdienste um unsere Sozietät erworben, Kristallwachstums", sprach Dietmar Linke, Berlin. und wir sind Ihnen dafür in Dankbarkeit verbunden.“ Der Ein Spaziergang durch tiefen Schnee, bis zu den einst von Präsident erinnerte daran, dass die Leibniz-Sozietät den der Arbeitsgruppe KOLDITZ gesetzten Bäumen, beendete 100. Geburtstag des Jubilars auf einem wissenschaft- einen sowohl fachlich überaus interessanten als auch sehr lichen Kolloquium am 30. Oktober 2009 gewürdigt hatte, erinnerungsträchtigen Tag. das unter dem Titel "Nation und Revolution" seinem Bodo Krause (Berlin) organisierte im November 2009 Wirken und dem des Kollegen Walter Markov gewidmet den internationalen Workshop „Historical Aspects of war. Der Protokollband der Veranstaltung werde in diesem Psychology – with special reference to the 130th Anni- Frühjahr erscheinen. versary of the Psychology at the 600-year-old University of Hanns-Werner Heister (Hamburg) arbeitet derzeit Leipzig”. Als Vorsitzender des Zentrums für empirische an den Forschungs- und Publikationsprojekten: Evaluationsmethoden ist er für den jährlichen Workshop ►Musik, Kybernetik, Fuzzy Logic; des Vereins verantwortlich, dessen Programm und weitere ►Exotismus, Kolonialismus, Stellung der Daten sind unter www.z-e-e.de einsehbar. Leibniz intern / Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 47 vom 19. Mai 2010 19

Wir gratulieren: In memoriam Joachim Herrmann „Runde“ (1932 – 2010) Geburtstage Er war einer der Großen unter den deutschen Archäologen. Seit 1969 prägte er als dessen Direktor das wissenschaftliche Profil im 3. Quartal 2010 des Zentralinstituts für Alte Geschichte und Archäologie der Akademie der Wissenschaften der DDR und dessen interna- Hans-Georg Geißler (75) am 2. 7. tional hohen Ruf. Er initiierte eine Reihe von Forschungs- Hans-Otto Dill (75) am 4. 7. vorhaben, oft Gemeinschaftswerke, an denen kompetente Auto- ren aus Skandinavien, den Balkanländern, Polen oder Öster- Franz Halberg (91) am 5. 7. reich mitwirkten. Erinnert sei an das mehrbändige "Corpus Klaus Junge (84) am 9. 7. archäologischer Quellen zur Frühgeschichte auf dem Gebiet der Uwe-Jens Heuer (83) am 11. 7. Deutschen Demokratischen Republik", an das zweibändige Georgios Styl Korrés (70) am 11. 7. Handbuch „Die Germanen" oder die „Wikinger und Slawen". Hermann Haken (83) am 12. 7. Den Abschluss seines bedeutenden wissenschaftlichen Werkes Krzysztof Migon (70) am 20. 7. bildeten die fünf Bände „Über Ralswiek auf Rügen" (2008). Helmut Abel (82) am 21. 7. Seine Erfolge als Forscher und Wissenschaftsorganisator Werner Kalweit (84) am 27. 7. führten ihn in das Büro der Union Internationale de Archéologie Hans Richter (70) am 27. 7. Slave, in das Exekutivkomitee der Union Internationale Pré- historique et Protohistorique bei der UNESCO und in das Büro Günter Mühlpfordt (89) am 28. 7. der Internationalen Historikerkongresse. 1990 würdigte die Uni- Fritz Vilmar (81) am 28. 7. versität Athen seine Verdienste in der Schliemann-Forschung Peter Feist (82) am 29. 7. mit der Verleihung des Ehrendoktortitels. Helga Nußbaum (82) am 3. 8. Er war ein umfassend gebildeter, hochproduktiver und aus Wilhelm Finck (81) am 3. 8. gesprochen kreativer Wissenschaftler, der Teamarbeit effektiv, Günther Vormum (84) am 7. 8. unbürokratisch und stets ergebnisorientiert zu organisieren und Claus Grote (83) am 8. 8. zu leiten wusste. Von seinen Mitarbeitern verlangte er viel, weit Pierre Lévêque (89) am 11. 8. mehr aber von sich selbst. Jahrzehntelang lenkte er mit Energie, Konsequenz und beträchtlichem Einfühlungsvermögen die Bernhard Kytzler (81) am 16. 8. Arbeit der Sozial- und geisteswissenschaftlichen Klasse der Dieter Beck (75) am 16. 8. Akademie und später der Leibniz-Sozietät, die ihn dafür 2009 Friedhilde Krause (82) am 18. 8. mit der Daniel-Ernst-Jablonski-Medaille auszeichnete. Hermann Grimmeiss (80) am 19. 8. Am 25. Februar ist er nach langer und schwerer Krankheit ver- Klaus Mylius (80) am 24. 8. storben. Seine Kollegen und Freunde werden ihn sehr ver- Alfred Zimm (84) am 25. 8. missen. Rudolf Schubert (83) am 26. 8. Armin Jähne Karl Hohmuth (81) am 31. 8. Lutz Schimansky-Geier (60) am 1.9. Horst Weber (85) am 4. 9. Werner Kochmann (80) am 6. 9. Hinweis: Rüdiger Bernhardt (70) am 8. 9. Dietrich Scholze-Šolta (60) am 8. 9. Jubiläen und Gedenktage von Parviz Khalatbari (85) am 10. 9. Akademiemitgliedern im Jahre 2010 Lothar Michalowsky (75) am 11. 9. Die von Klaus Steiger erarbeitete Liste der Jubilare für das Jahr (87) am 12. 9. 2010 enthält 251 Akademiemitglieder mit ihren Geburts- und Liselott Herforth (94) am 13. 9. Todestagen im Raster von 25 Jahren. Sie ist im Internet über Christian Stary (50) am 17. 9. den folgenden Link abrufbar: Bernhard Fabian (80) am 24. 9. http://www.leibniz-sozietaet.de/ download/aj/2010.pdf Lothar Kolditz (81) am 30. 9. Quelle: Hartkopf, Biografischer Index, 1992. Ergänzt mit Stand per 29.12.2009; Recherche, Korrekturen und Ergänzung: K.-P. Steiger. Die Leibniz-Sozietät der Aufgeführt sind u.a. Jacob Grimm (225. Todestag am 4.1.), Wissenschaften zu Berlin Eberhard Leibnitz (100. Geburtstag am 31.1.), Hugo Junkers gratuliert allen Genannten zu (75. Todestag am 3.2.), Robert Havemann (100. Geburtstag am ihrem Ehrentage und wünscht 11.3.), Wilhelm von Humboldt (175. Todestag am 22.6.), Ernst Bloch (125. Geburtstag am 8.7.), Victor Klemperer (50. ihnen Gesundheit und Todestag am 25.8.), Daniel Ernst Jablonski (350. Geburtstag Schaffenskraft am 26.11.), Robert Koch (100. Todestag am 11.12.), Gottfried Kirch (300. Todestag am 18.12.) 20 Leibniz intern / Mitteilungen der Leibniz-Sozietät / Nr. 47 vom 19. Mai 2010 Wissenschaftliche Veranstaltungen der Leibniz-Sozietät im Monat Juni 2010

3. Juni 2010 25. Juni 2010 Sonderveranstaltung des Plenums Medizinische Wissenschaften - Gesundheitswesen - Gesundheitswirtschaft (anlässlich des 200. Jahrestages des ersten Statuts der Königlichen Societät der Wissenschaften) Plenum der Leibniz-Sozietät aus Anlass des 75. Geburtstages vom Horst Klinkmann Siegfried Wollgast Dieter B. Herrmann, Präsident der Leibniz Sozietät der Die europäischen Wurzeln der Sozietäts-Gründung in Wissenschaften zu Berlin: Begrüßung Berlin Prof. Dr. Georgji Filipov, Mazedonische Akademie der Hermann Klenner Wissenschaften und Künste Grußwort Leibnizens Denkschrift „eine societatem scientiarium et Prof. Dr. Jürgen Kocka, Vizepräsident der Berlin- artium zu fundiren“ und das Reglement der königlich- Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften: preußischen „Societat der Wißenschaften alhier“ Wissenschaften und Wiedervereinigung - Gedanken nach vom 3. Juni 1710 20 Jahren 10.00 bis 13.00 Jörg Vienken, MLS: "Aut viam inveniam aut faciam" - Otto-Suhr-Saal Neues Stadthaus, Parochialstraße 1-3, Horst Klinkmann, ein erfolgreicher Wegbereiter für die 10179 Berlin (U-Bahnhof Klosterstraße) Künstlichen Organe von heute. Günter von Sengbusch, MLS: Horst Klinkmann - ein Hoffnungsträger für viele Menschen, nicht nur in 10. Juni 2010 Vorpommern Klasse Naturwissenschaften Bodo Krause, MLS: Horst Klinkmann - Initiator und Sitzung aus Anlass des 80. Geburtstages von Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung, Streiter für eine Hans-Heinz Emons, wissenschaftliche Akademie Thomas Fanghänel Wolfgang Schütt, MLS: Visionen sind Eintritt in die Actiniden und ihre besondere Bedeutung für die Zukunft: Nanobiotechnologie Kernenergienutzung Gisela Jacobasch, MLS: Herausforderungen und Klasse Sozial- und Geisteswissenschaften Perspektiven der Medizin Jörg Roesler Schlusswort des Jubilars: „Medizinische Wissenschaften – Gesundheitswesen – Gesundheitswirtschaft“ Das NÖS - Ulbrichts New Deal? Ein Plädoyer für die Überwindung des dichotomen Denkens in der Ökonomie 10.00-15.00, Otto-Suhr-Saal ,Neues Stadthaus, Parochialstraße 1-3, 10179 Berlin (U-Bahnhof Plenum Klosterstraße) Charles Coutelle Anmeldung erbeten unter [email protected] ] Hoffnungen und Risiken einer präventiven pränatalen 1. Juli 2010 Gentherapie genetischer Erkrankungen Festliche Sitzung der Leibniz-Sozietät Die Veranstaltungen dieses Tages finden wie gewohnt im zum Leibniz-Tag 2010 Neuen Stadthaus, Parochialstraße 1-3, 10179 Berlin (U- Bahnhof Klosterstraße) statt. Klassen um 10.00, das Ort: Zeiss-Großplanetarium Berlin, Prenzlauer Allee 80 Plenum um 13.30 10405 Berlin Beginn 10.00 : Begrüßung, Nekrologe 11. Juni 2010 Bericht des Präsidenten Wissenschaftliches Kolloquium Selbstvorstellung der neuen Mitglieder Arbeitskreis Klassen- und Gesellschaftsanalyse Verleihung der Jablonski- und der Leibniz-Medaillen Prof. Dr. Raj Kollmorgen Festvortrag: Theorien sozialen Wandels und das Problem analytischer Hans-Otto Dill, Kunst im Kontext von Wissenschaft, Perspektiven Technik, Kultur und Kommerz Ab 15.00, Ort: BISS e.V., Pettenkofer Straße 16 – 18, 15.00 bis 16.00: Präsentation des Planetariums: 10247 Berlin (Nähe U- und S-Bahn Frankfurter Allee). AUGEN IM ALL. Vorstoß ins unsichtbare Universum

Impressum: leibniz intern – Mitteilungen der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin Verantwortlicher Redakteur: Dr. Herbert Wöltge Tel.: 030 65 623 49 / erscheint 4mal jährlich [email protected] Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 10.Mai 2010 Bankverbindung der Leibniz-Sozietät: Kto-Nr. 4964229800 Dresdner Bank BLZ 120 800 00 Bankverbindung der Stiftung der Freunde der Leibniz-Sozietät: Kto-Nr. 3756939008 Berliner Volksbank BLZ 100 900