Rechtsfolgen Zunehmender Fahrzeugautomatisierung
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Rechtsfolgen zunehmender Fahrzeugautomatisierung Heft F 83 Berichte der Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen Bundesanstalt für Straßenwesen Fahrzeugtechnik Heft F 83 ISSN 0943-9307 ISBN 978-3-86918-189-9 Rechtsfolgen zunehmender Fahrzeugautomatisierung Gemeinsamer Schlussbericht der Projektgruppe von Tom M. Gasser (Projektgruppenleitung) Clemens Arzt Mihiar Ayoubi Arne Bartels Lutz Bürkle Jana Eier Frank Flemisch Dirk Häcker Tobias Hesse Werner Huber Christine Lotz Markus Maurer Simone Ruth-Schumacher Jürgen Schwarz Wolfgang Vogt Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen Fahrzeugtechnik Heft F 83 F 83 Die Bundesanstalt für Straßenwesen veröffentlicht ihre Arbeits- und Forschungs- ergebnisse in der Schriftenreihe Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen. Die Reihe besteht aus folgenden Unterreihen: A -Allgemeines B -Brücken- und Ingenieurbau F -Fahrzeugtechnik M-Mensch und Sicherheit S -Straßenbau V -Verkehrstechnik Es wird darauf hingewiesen, dass die unter dem Namen der Verfasser veröffentlichten Berichte nicht in jedem Fall die Ansicht des Herausgebers wiedergeben. Nachdruck und photomechanische Wieder- gabe, auch auszugsweise, nur mit Genehmi- gung der Bundesanstalt für Straßenwesen, Stabsstelle Presse und Öffentlichkeitsarbeit. Die Hefte der Schriftenreihe Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen können direkt beim Wirtschaftsverlag NW, Verlag für neue Wissenschaft GmbH, Bgm.-Smidt-Str. 74-76, D-27568 Bremerhaven, Telefon: (04 71) 9 45 44 - 0, bezogen werden. Über die Forschungsergebnisse und ihre Veröffentlichungen wird in Kurzform im Informationsdienst Forschung kompakt berichtet. Dieser Dienst wird kostenlos abgegeben; Interessenten wenden sich bitte an die Bundesanstalt für Straßenwesen, Stabsstelle Presse und Öffentlichkeitsarbeit. Impressum Bericht zum Forschungsprojekt F 1100.5409013.01 des Arbeitsprogramms der Bundesanstalt für Straßenwesen: Rechtsfolgen zunehmender Fahrzeugautomatisierung Herausgeber Bundesanstalt für Straßenwesen Brüderstraße 53, D-51427 Bergisch Gladbach Telefon: (0 22 04) 43 - 0 Telefax: (0 22 04) 43 - 674 Redaktion Stabsstelle Presse und Öffentlichkeitsarbeit Druck und Verlag Wirtschaftsverlag NW Verlag für neue Wissenschaft GmbH Postfach 10 11 10, D-27511 Bremerhaven Telefon: (04 71) 9 45 44 - 0 Telefax: (04 71) 9 45 44 77 Email: [email protected] Internet: www.nw-verlag.de ISSN 0943-9307 ISBN 978-3-86918-189-9 Bergisch Gladbach, Januar 2012 3 Kurzfassung – Abstract Gemeinsamer Schlussbericht der Projekt- In Bezug auf die Produkthaftung zeigt sich im Fall gruppe: Rechtsfolgen zunehmender Fahrzeug- der vollständig fahrerüberwachten Teilautomatisie- automatisierung rung die Bedeutung der Systemgrenzen. Produkt- Die BASt-Projektgruppe „Rechtsfolgen zunehmen- haftungsrechtlich gewinnt hier die Einordnung des der Fahrzeugautomatisierung“ hat über die heute bestimmungsgemäßen Gebrauchs wesentlich an verfügbaren Fahrerassistenzsysteme hinaus drei Bedeutung. Zur Absicherung dieses bestimmungs- verschiedene Automatisierungsgrade identifiziert gemäßen Gebrauchs ist die nachhaltige Beeinflus- und begrifflich definiert: Teil-, Hoch- und Vollauto- sung der Verkehrserwartung beim Benutzerkreis matisierung. entscheidend, soweit nicht primär konstruktive Möglichkeiten nach dem Stand von Wissenschaft Aus verhaltensrechtlicher Sicht haben sich als und Technik zur Verfügung stehen, um unberech- wesentliche Unterscheidungsmerkmale verschie- tigtes Systemvertrauen auszuschließen. Bei den dener Automatisierungsgrade die auf das Verkehrs- höheren Automatisierungsgraden, die nicht mehr geschehen fokussierte Aufmerksamkeit des Fah- der Fahrerüberwachung bedürfen (unter der An- rers und seine ständige Möglichkeit zur Fahrzeug- nahme, ihre Nutzung wäre verhaltensrechtlich steuerung herausgestellt. Im Fall der „Teilautomati- möglich), wäre jeder Schaden, der nicht auf ein sierung“ ist die Aufmerksamkeit des Fahrers stän- Fehlverhalten Dritter oder eine Übersteuerung des dig auf das Verkehrsgeschehen gerichtet und er hat Fahrers zurückzuführen ist, geeignet, Herstellerhaf- aufgrund der permanent von ihm durchzuführenden tung auszulösen. Diesbezüglich spielt die Darle- Systemüberwachung die Möglichkeit zur Fahrzeug- gungs- und Beweislast eine wesentliche Rolle. steuerung, sodass dieser Automatisierungsgrad den aktuellen verhaltensrechtlichen Anforderungen Sowohl aufgrund der offenen Fragen in der rechtli- entspricht. Die verhaltensrechtlich geforderte Auf- chen Bewertung als auch übergreifend zur Verbes- merksamkeitskonzentration auf das Verkehrsge- serung technischer Ausgangsbedingungen sowie schehen und die möglicherweise fehlende Möglich- der Gebrauchssicherheit wird von der Projektgrup- keit zur Fahrzeugsteuerung stehen jedoch der Nut- pe weiterer Forschungsbedarf zur Fahrzeugauto- zung höherer Automatisierungsgrade (Hoch- und matisierung formuliert. Vollautomatisierung) derzeit entgegen. Ihre Nut- zung ist gegenwärtig nicht mit dem Verhaltensrecht vereinbar, da der menschliche Fahrzeugführer gegen seine Pflichten verstieße, wenn er sich voll- Consolidated final report of the project group: Legal consequences of an increase in vehicle ständig auf das System verlassen würde. Soweit automation ein Automatisierungsgrad zugleich eine freihändige Fahrzeugsteuerung vorsieht, bedürfte es der ver- The BASt-project group “Legal consequences of an haltenspsychologischen Untersuchung, inwieweit increase in vehicle automation” has identified, dies den Fahrer in der Ausübung ständiger Vorsicht defined and consequently compiled different im Sinne von § 1 Abs. 1 StVO zu beeinträchtigen automation degrees beyond Driver Assistance vermag. Systems. These are partial-, high- and full automation. Hinsichtlich der Haftung nach dem Straßenver- kehrsgesetz erscheint die Beweislastverteilung im According to German regulatory law, i.e. the Rahmen von § 18 Abs. 1 S. 2 StVG in den Fällen German Road Traffic Code, it has been identified höherer Automatisierungsgrade (Hoch- und Vollau- that the distinctive feature of different degrees of tomatisierung) nicht mehr sachgerecht, soweit dem automation is the permanent attention of the driver Fahrer in verhaltensrechtlicher Hinsicht die Ausrich- to the task of driving as well as the constant tung seiner Aufmerksamkeit auf andere Tätigkeiten availability of control over the vehicle. Partial als die konventionelle Fahraufgabe ermöglicht wird. automation meets these requirements. The Die Regelungen zur Haftung des Fahrzeughalters absence of the driver’s concentration to the traffic bleiben bei allen Automatisierungsgraden weiterhin situation and to execute control is in conflict with the anwendbar. use of higher degrees of vehicle automation (i.e. 4 high and full automation). Their use is therefore presently not compatible with German law, as the human driver would violate his obligations stipulated in the Road Traffic Code when fully relying on the degree of automation these systems would offer. As far as higher degrees of automation imply hands-free driving, further research in terms of behavioural psychology is required to determine whether this hinders the driver in the execution of permanent caution as required by sec. 1 para. 1 StVO (German Road Traffic Code). As far as liabilities according to the StVG (German Road Traffic Act) are concerned, the presently reversed burden of proof on the driver within sec. 18 para. 1 S. 2 StVG might no longer be considered adequate in case of higher degrees of automation that allow the driver to draw attention from the task of driving (in case making such use of a system would be permitted by the German Road Traffic Code). The liability of the vehicle “keeper”, according to the German Road Traffic Act, would remain applicable to all defined degrees of automation. In case of partial automation, the use of systems according to their limits is accentuated. The range of use that remains within the intended must be defined closely and unmistakeably. Affecting user expectations properly can immensely help to maintain safe use, in case design-measures that exclude overreliance are not available according to the current state of the art (otherwise such measures would have to be applied primarily). In case of the higher degrees of automation that no longer require the driver’s permanent attention (under the presupposition their use would be permitted by the German Road Traffic Code), every accident potentially bears the risk to cause product liability on the side of the manufacturer. Liability of the manufacturer might only be excluded in case of a breach of traffic rules by a third party or in case of overriding/oversteering by the driver. In so far aspects of German procedural law and the burden of proof are of great importance. The project group has identified the need for further continuative research not only to advance legal assessment but also to improve basic technical conditions for vehicle automation as well as product reliability. 5 Hinweise zum Aufbau der vorliegenden 6.1.1 Teilautomatisierung . 14 Veröffentlichung 6.1.2 Hoch- und Vollautomatisierung . 14 Im Dokumentteil 1 ist die gemeinsame Auffassung 6.1.2.1 Hochautomatisierung . 15 der BASt-Projektgruppe „Rechtsfolgen zunehmen- 6.1.2.2 Vollautomatisierung . 16 der Fahrzeugautomatisierung“ wiedergegeben. 6.1.3 Sonderfall: Nothalteassistent . 16 Die in den Dokumentteilen 2, 3 und 4 dargestellten 6.2 Verhaltensrechtliche Verpflichtung Inhalte stellen ausschließlich die Meinung ihrer Ver- des Fahrzeugführers zu beid- fasser und nicht notwendigerweise die der übrigen händiger Lenkung