aber, wer macht denn auch so was und geht am 2. Januar, am Waldmännchens- tag, in den Wald? Wer da auch immer das Waldmännchen stört, dem spielt es einen Streich.“

InNur dieser nicht Traditionstören lädt Dieter Mathes, Förster im Wippershainer Forst, regel- mäßig alle dort im Wald Tätigen für eine Feierstunde am „Waldmännchen-Stein“ ein. Förster, Forstwirte (Waldarbeiter), Kulturfrauen (Waldarbeiterinnen) und Holzrücker gedenken in weiser Voraus- sicht zunächst leise ihres örtlichen Wald- männchens. Gerade am 2. Januar darf im ZEITSCHRIFT FÜR GESCHICHTE, VOLKS- UND HEIMATKUNDE Wald kein Lärm entstehen. Deshalb ver- ziehen sich die Waldmenschen zur fröhli- chen Feier mit Jahresrückblick in eine Nummer 1 Januar 2021 Waldhütte, deren Wände keinen Laut nach außen dringen lassen. Das Tun des Waldmännchens wird also nicht gestört – so hofft man. Leben, Familie und Signaturen des

EineNur drei weitere Wünsche Waldmännchen-Sage frei er- zählt, dass einst der Kobold selbst in „Kunstmahler“ Gustav Altmöller großer Not war – auf der Flucht vor „Pe- ter, dem Bär“. Aber ein Forstmann rettete Drei Forstleute: Walter Mühlhausen (Förster für Wippershain bis 2004), Dieter Mathes ihn. Zum Dank haben bis heute alle Forst- (1704-1772) aus Schenklengsfeld (ab 2005) und Jens Müller (Forstamtsleiter Hersfeld 2007-2017). leute am 2. Januar drei Wünsche frei. Vie- le wünschen sich natürlich Gesundheit, Als Dank für diese Ruhe verspricht das Im Falle einer Missachtung dieses Verbots unfallfreies Arbeiten und einen vor Stel- Dr. Götz J. Pfeiffer, Waldmännchen, Schutzpatron aller im droht dem Störenfried eine Begegnung mit lenabbau sicheren Arbeitsplatz. Der Holz- Von Wolfhagen Wald arbeitenden Menschen zu sein. Auch Waldmännchen und Waldschrat. Solche rücker findet Konkurrenz gut, möchte die Jäger sollten an diesem Tag besser zu Naturgeister sind ein durchaus unbere- aber am liebsten vor Ort tätig sein, trotz Zu Recht gilt der in Schenklengsfeld an- 1696 wurde die Tochter Anna Martha, am noch heute „Fraukirche“ und „Am Frau- Hause bleiben. chenbares bzw. nachtragendes Volk. Im deutschlandweiter Ausschreibung seiner sässig gewesene Gustav Altmöller für 10. März 1702 Anna Christina in Schen- enberg“ genannten Straßen, wo 1653/54 schlimmsten Fall wird die Störung sogar Arbeit. Der Wunsch nach Stetigkeit ist Osthessen als bemerkenswerter Künstler klengsfeld getauft, jeweils ohne Berufs- eine „Frauenkirche“ abgebrochen wor- „Es heult der Sturm, es ächzen die Bäume, mit dem Leben bezahlt. Das Temperament auch im Wald zu spüren, wohl eine Folge des Barock. Im Widerspruch zu dieser nennung des Vaters. Gustav Altmöller den war, wohl eine vor der Reformation sie werden gerüttelt aus des Winters Träu- solcher Geisterwesen ist für Menschen nur der vielen Reformen in den letzten Jahren. Wertschätzung, die sich seit über 100 muss eines seiner letzten Kinder gewesen der hl. Maria geweihte Pfarrkirche4. me. schwer ergründbar, und man muss sich Offensichtlich wird die Wunschliste Jahren in der inzwischen zahlreichen Li- sein, wobei das Geburtsdatum zu errech- Waldmännchen hat heut’ seinen Tag. vor ihren jeweils besonderen Kräften in manchmal zu umfangreich. Dann verlö- teratur findet, stehen die geringen nen ist, da für dieses Jahr keine Taufen Kennst du ihn, von dem erzählt die Sag’? Acht nehmen. schen plötzlich alle Lichter in der Wald- Kenntnisse über sein Leben und seine im Kirchenbuch verzeichnet sind. Aus GustavDer Lebenslauf Altmöller, des zuweilen „Kunstmahler“ auch „Alt- Den Holzfäller erschlug es bei der dicken Der Begriff „Waldmännchen“ klingt wie hütte. Waldmännchen sind wirklich Familie. Als Forschungsstand zu ihm ist, Gustavs Todeseintrag, in dem das Le- müller“ geschrieben, wurde am 4. De- Tann’, eine bewusste Wortverkleinerung, ein Ko- scheue Kobolde, die ihr Handwerk am dabei teils mehr vermutet als belegt, in bensalter genau genannt wird, ist der 4. zember 1704 wahrscheinlich in Schen- dem Holzfuhrmann jagte davon sein Ge- senamen. Waldmännchen ist angesichts liebsten ungesehen ausüben. gut 100 Jahren erreicht: Er war etwa Dezember 1704 als Tag seiner Geburt zu klengsfeld geboren und wohl wenige Tage spann. der möglichen Konsequenzen ein nahezu 1740 bis 1770 in Schenklengsfeld tätig, erschließen (Abb. 1). später dort auch getauft. Am Gründon- Und wär’ er nicht schnell zur Seite ge- perfektes Beispiel für eine Verniedlichung. Nachfragen/Ergänzungen beim Autor bitte un- von ihm signierte Malereien befinden Interessant ist der Eintrag zu Johannes nerstag 1717 wurde er im Ort konfir- sprungen, Konrad Neuber, ein alter Holz-Rücker und ter Tel. Nr. 06621-917 475 sich in , und Odensachsen, Altmöllers Tod am 3. August 1737, in miert, wobei sein Vater genannt ist als hätte es ihn erwischt mitsamt seinem Jun- -Fuhrmann aus Heenes erzählte mir, dass oder per Mail an [email protected] . ihm meist zu-, teils aber auch abge- dem er als „Künstler“ und „in der so ge- „Johannes Altmüller vulgo Hänsen Sohn gen. sein Bruder und er nie am 2. Januar zur Fotos: Hohmann schriebene Werke in Ausbach, Detmold, nannten fraun Kirche wohnhaft gewe- aus d(er) Frau Kirchen“ (Abb. 2). Am 27. Des Jägers Büchse, die sonst sicher traf, Arbeit in den Wald gefahren sind. Das war Sünna und an unbekanntem Ort1. Die sen“ genannt wird3. Seinen ursprüngli- Oktober 1730 heiratete Gustav Altmöller heut löst sich kein Schuss, so oft er es bei ihnen so Sitte, der Grund dafür wurde Kenntnisse zu Altmöller wurden einzig chen Beruf als Schreiner scheint er in ei- im Ort dann Gertrud, die am 25. März wagt.“ nicht hinterfragt. von seinen Arbeiten abgeleitet und haben ne künstlerische Richtung entwickelt zu 1710 getaufte Tochter des ortsansässigen Weitere „Gebote“ zu diesem Tag: Allge- zu ihm und seiner Familie keine Grund- haben, vielleicht angeregt durch seinen Ostwald Schneider, wobei der Bräutigam (Verfasser mir unbekannt) meine Vorsicht wird empfohlen, Kinder Am Schlägelstag will der Wald lage in archivalischen Belegen. Dabei Sohn Gustav, vielleicht über einige Jahre wie stets bei den Taufen seiner Nachkom- dürfen keinen Schlitten fahren, das Vieh sind diese reichlich vorhanden, nämlich in Zusammenarbeit mit ihm. Der Wohn- men und bei seinem Tod „Kunstmahler“ soll im Stall bleiben, nicht in den Wald ge- einen Mann und das Wasser in den Kirchenbüchern des ev. Kirch- ort war keine Kirche, lag aber nahe der genannt wurde (Abb. 3). Er starb am 13. hen… eine Frau spiels Schenklengsfeld und der ev. Kir- ev. Kirche von Schenklengsfeld an den Juli 1772 und wurde am 15. des Monats Diesen Spruch in bestem Friddelser Platt chengemeinde Mansbach; sie bieten ver- teilte mir Heinrich Goßmann aus Lud- lässliche Angaben zu diesem „Kunst- Folgen, wenn man am wigsau-Friedlos mit. Was mag er bedeu- mahler“ und seinem familiären Umfeld2. 2. Januar arbeitet ten? Wir überlegten gemeinsam. Überdies sollen hier drei seiner Signatu- Hierzu eine Erzählung von Frau Anneliese Der Wald verlangt oder fordert einen ren genauer betrachtet werden. Blacha aus Dingelstädt (bei Heiligen- Mann am Schlägelstag und das Wasser, stadt), die freundlicherweise ihre Erlaub- also ein Fluss, ein reißender Bach oder (2) Kirchenbuch Schenklengsfeld, 1717: Konfirmation Gustav Altmüller. nis zur Wiedergabe erteilte: ein Teich mit steilem Ufer verlangt oder GustavDie familiäre Altmöller Herkunft entstammte einer um „Es war in den Kriegsjahren. Meine Mut- fordert eine Frau. Mann und Frau sollten Schenklengsfeld schon länger ansässigen ter, meine Tante, meine Cousine und ich sich also an diesem Tag klugerweise vom Familie. 1645 war Simon Altmöllers gingen in den Wald zum Holzsammeln. Wald und vom Wasser fernhalten, sollten Sohn Johannes im Ort getauft worden, Wir verliefen uns entsetzlich, fanden auch am besten zu Hause bleiben, damit sie vielleicht der Großvater des Malers. 1651 unser Wägelchen nicht mehr. Um uns her- nicht ein Opfer des Waldes bzw. des Was- heiratete ein unweit davon in Konrode um wurde es neblig. Wir fanden weder sers werden. Aber warum gerade an die- ansässiger, anderer Johannes Altmöller. Weg noch Steg. Wir Kinder fingen an zu sem Tag? Darüber gibt der Spruch leider Gustavs Vater Johannes wurde am 15. weinen. Wenn mir da jemand gesagt hätte: keine Auskunft. Februar 1671 in Konrode getauft und Hier oben hat man im Dreißigjährigen heiratete am 9. Januar 1695 in Schen- (3) Kirchenbuch Schenklengsfeld, 1730: Hochzeit Gustav Altmöller. Krieg die Schweden begraben, ich glaube, klengsfeld Christina, die am 10. Februar ich wäre vor Angst und Furcht vergangen. Ernst-Heinrich Meidt, Kirchheim 1672 getaufte Tochter des Ciriax Glotz- Erst nach Stunden verzog sich der Nebel bach aus Mansbach. Am 13. Dezember und wir sahen wieder den Weg und auch des Jahres wurde sein erster Sohn Jo- unser Wägelchen. Später erzählten wir die »Mein Heimatland«, monatliche Beilage zur hann Henrich getauft, wobei der Vater Nicht das Waldmännchen, sondern Geschichte meinem Vater und der fragte: »Hersfelder Zeitung«. Gegründet von Wilhelm Neuhaus. ebenso „Schreiner“ genannt wurde wie Forstwirt Peter Heupermann aus „Wann war denn das?“ - „Am zweiten Ja- Schriftleitung: Ernst-Heinrich Meidt, Kirchheim bei der Taufe seiner Tochter Anna Gela Röhrigshof. nuar.“ Da lächelte er und sprach: „Aber, Verlag: am 14. August 1698. Am 25. Oktober (1) Kirchenbuch Schenklengsfeld, 1772: Tod Gustav Altmüller. Hoehl-Druck GmbH + Co. Hersfelder Zeitung KG

4 1 1Titel chronologisch nach Erscheinen; eine kriti- Hessen I, München/ Berlin, 2008, S. 736; Eva- noch der Schwiegersöhne. Die über Jahr- dass Altmüllers Malerei nicht als „Bau- sche Durchsicht war aus Platzgründen nicht Maria Voigt: Die Kirche zu Sünna – Eine gemal- zehnte tätige Werkstatt des „Kunstmah- ernbarock“ bezeichnet werden sollte, möglich. – N.N.: Die Kirche in Odensachsen, in: te Predigt?!, oder: Die Symbolik des Jerusale- ler“ Gustav Altmöller wurde in der Fami- sondern vielmehr höfische Kultur des Ba- Mein Heimatland, Bd. 2, 1912, Nr. 24, S. 98-100; mer Tempels als Typos der reformierten Kirche lie offenbar nicht fortgeführt. rock wiederspiegelt und als solche wert- Dieter Großmann: Protestantischer Kirchenbau zu Zeiten Conrad Mels, o.O. (Sünna), 2010; Götz zuschätzen ist. im Hersfelder Gebiet: Ausbach, in: Mein Hei- J. Pfeiffer: Der Gemeinde zur Lehr‘, Gott und matland, Bd. 15, 1952, Nr. 1, S. 2-3; Rainer Gros- Landesherrn zur Ehr‘. Die barocken Malereien Signaturen und Monogramm curth: Die Kirche von Odensachsen, in: Mein der ev. Kirche in Ausbach, in: Mein Heimatland, Bemerkenswert sind drei Signaturen, mit Heimatland, Bd. 18, 1959, Nr. 16, S. 61-62; Peter 2020 (zum Druck eingereicht). denen Gustav Altmöller die Malereien in FürDanksagung Hinweise und Austausch danke ich Rosskopf: Das Landecker im Kreis Hers- 2Kassel, Landeskirchliches Archiv, Kirchen- der ev. Kirche zu Odensachsen als sein den Herren Peter Heidtmann-Unglaube feld, , 1964, S. 158-163; Dehio. Hes- buch-Digitalisate: Mansbach, 1657-1800; Schen- Werk bezeichnete. Die erste an einer M.A., Elgershausen, und Dekan i.R. Chri- sen, München/ Berlin, 1966, S. 663; Dehio. Hes- klengsfeld, 1643-55, 1660-1705, 1705-59, 1759- sen, München/ Berlin, 1982, S. 706; Erwin 89. Stütze der oberen Empore lautet „Gusta- stian Hilmes, Kassel. Sturm: Die Bau- und Kunstdenkmale des Fulda- 3Der von Braasch, 1984, S. 151 (Anm. 1) genann- vus Altmöller Mahler auß Schenklenks- er Landes, Bd. 2, Fulda, 1971, S. 300-308; Ernst- te Beruf „Büchsenschäfter“ ist in den Kirchen- feld“ (Abb. 4), die zweite an einer Stütze Autorenkontakt Otto Braasch: Die Ahnen von Karl Altmüller, in: büchern nicht nachzuweisen. zwischen unterer und oberer Empore Dr. Götz J. Pfeiffer – www.gjpfeiffer.de Hessische Familienkunde, Bd. 17, 1984, Heft 3, 4Marburg, Hessisches Staatsarchiv, Best. 22 a 3, „Gustavus Altmöller Pictor“ (Abb. 5) und S. 151-156; M.H.: Art. „Altmöller/ Altmüller, Nr. 934. Gustav“, in: Allgemeines Künstler-Lexikon, Bd. 5Zu Johannes und Johann Christian s. Christian die dritte an der Unterseite der unteren Abbildungsnachweis 2, Leipzig, 1986, S. 434; Denkmaltopographie Hilmes: Kurhessisches Pfarrerbuch. Kirchen- (4) Ev. Kirche Odensachsen: Signatur, wohl 1738. Empore „Gustavus Altmöller Pictor 1 Todes-Eintrag, 1772 Bundesrepublik Deutschland. Landkreis Hers- kreis Fritzlar, Manuskript (Stand: Februar 1740“, darunter ein Monogramm aus ver- 2 Konfirmations-Eintrag, 1717 feld-Rotenburg, Bd. 1, Braunschweig/ Wiesba- 2020). schlungenen Linien (Abb. 6). Da Altmöl- 3 Hochzeits-Eintrag, 1730 den, 1997, S. 334-335; Hans F. Schweers: Gemäl- 6Zur Datierung der Arbeiten s. N.N., 1912 (wie ler bereits 1738 für Arbeiten in Oden- 4 Signatur, wohl 1738 de in deutschen Museen. Katalog der ausgestell- Anm. 1). ten und depotgelagerten Werke, Teil 1, Mün- 7S. Götz J. Pfeiffer: Mehr als ein Himmel über sachsen bezahlt wurde, dürfte die erste 5 Signatur, wohl 1739 chen, 2002, S. 24; Dehio. Thüringen, München/ Osthessen. Barocke Malerei in den evangeli- Signatur aus dieser Zeit stammen, die 6 Signatur und Monogramm, 1740 Berlin, 2003, S. 1198; Spätbarock und Klassizis- schen Kirchen zu Mansbach, Ausbach und Hei- zweite wohl aus dem folgenden Jahr, weil Alle Abbildungen: Dr. Götz J. Pfeiffer, mus. Bestandskatalog der Gemälde in den nebach, in: Band der Wiener Tagung von 2017 die dritte auf 1740 datiert ist6. Alle Sig- www.gjpfeiffer.de Staatlichen Museen Kassel, bearb. v. Stefanie „Die barocken Pfarrkirchen und ihre Dekorati- naturen zeigen Altmöllers Vornamen mit Heraeus, Kassel, 2003, Kat.-Nr. 1, S. 16; Dehio. on“ (zum Druck eingereicht). lateinischer Endung, dazu Nachname und Beruf, mal volkssprachlich, mal auf La- tein. In der ersten Signatur wird zudem sein Heimatort genannt, in der letzten ei- ne Jahreszahl, die als Enddatum seiner Arbeiten zu sehen ist. Die kunstvoll ver- schlungenen Linien darunter, die einem Waldmännchenstag oder Schlägelstag gespiegelten Ornament ähneln, sind als Monogramm des Künstlers zu lesen: Links „G“ für seinen Vornamen, dann aus Warum die Arbeit im Wald am 2. Januar ruhen sollte (5) Ev. Kirche Odensachsen: Signatur, wohl 1739. seinem Nachnamen mittig in Ligatur „A“ und „M“ sowie rechts „R“. Uwe Hohmann, im Alter von 67 Jahren, sieben Monaten (ein doppelt verwendeter Vorname) am Dass Altmöller seine Malereien mit Name Von Bad Hersfeld-Heenes und neun Tagen in Schenklengsfeld be- 8./9. Februar 1744, Johann Henrich (ein und Beruf signierte, zeugt von seinem graben (Abb. 1). Seine Frau starb in weiterer doppelt verwendeter Vorname) Selbstbewusstsein als Künstler, das sich In der Ausgabe „Dezember 2019“ stand Streichen und allerlei Unfug geärgert wur- ihrem 76. Lebensjahr am 21. April 1785 am 18./19. September 1746 und Johann auch in der häufigen Nennung als ein kurzer Bericht über den „Schlägels- den. im gleichen Ort und wurde am 23. des Christian am 18./21. November 1747. „Kunstmahler“ in den Kirchenbüchern tag“. Dadurch erinnerte ich mich an den Monats als des „Kunstmahlers Johann Von den acht Nachkommen erreichten spiegelt. Solche Nennungen von Name „Waldmännchenstag“ am 2. Januar 2009 Jacob Altmüllers hinterlassene Wittib“ fünf das Jugend- bzw. Erwachsenenalter5. und Beruf sind in der Zeit durchaus üb- in der Gemarkung Wippershain. Auf hal- Weshalb der Waldmännchenstag in begraben; der falsche Vorname zeugt Der dritte Sohn Johannes wurde 1750 lich, z.B. in den Signaturen der Weißbin- bem Weg nach Fischbach, mitten im Wald die Zeit der Rauhnächte fällt nicht gerade vom Nachruhm des Künst- konfirmiert, 1756 in Marburg immatriku- der Elias Kauffuld und Johannes Schöne- des Bätzenberges, steht ein Gedenkstein Bei den Rauhnächten handelt es sich im lers und lässt vermuten, dass die Familie liert und diente bis zu seinem frühen Tod wolf in der ev. Kirche zu Heinebach bzw. zur Erinnerung an die Symbolfigur Volks(aber)glauben um die zwölf Nächte im Ort nicht mehr ansässig war. von 1762 bis 1764 als Pfarradjunkt in von Kauffuld in der ev. Kirche zu Eiterha- „Waldmännchen“. Friedrich Franz, von vom Weihnachtstag (25. Dezember) bis Densberg. Die zweite Tochter Anna Doro- gen; von diesen setzte sich Altmöller als 1956 bis 1988 Förster dieses Gebietes, hat zum Fest der Erscheinung des Herrn (Drei- thea heiratete 1769 in Schenklengsfeld. „Kunstmahler“ bzw. „Pictor“ aber deut- den drei Tonnen schweren Kalkstein auf- königstag, 6. Januar). Der Begriff „Zwi- VonSeine 1731 Kinder bis 1747 wurden in der Ehe von Der 1744 geborene Johann George wurde lich ab7. Überdies unterschied er sich stellen lassen. schen den Jahren“ ergibt sich aus dem Un- Gustav und Gertrud Altmöller acht Kin- 1757 im Ort konfirmiert. Der 1746 gebore- durch das bei Handwerkern und im bür- terschied von Sonnen- und Mondkalender. der in Schenklengsfeld geboren und ge- ne Johann Henrich heiratete 1765 als Ein- gerlichen Bereich während des 18. Jahr- Denn das wesentlich ältere Mondjahr ist tauft: Johann George am 1./3. Oktober wohner des nahegelegenen Wüstfeld. Das hunderts unübliche Monogramm. Dies DieWas Ursprünge Sagen erzählen des „Waldmännchenstages“ zwölf Tage kürzer als das Sonnenjahr. Die- 1731 (am 21. Oktober des Jahres begra- jüngste Kind Johann Christian wurde umso mehr, da sein Namenskürzel jenen liegen in der heidnischen Tradition der Germa- se Differenz gilt in vielen Traditionen als ben), Johann Henrich am 18./21. Oktober 1761 in Schenklengsfeld konfirmiert und so genannten Spiegelmonogrammen nen. Durch die Naturverbundenheit unserer eine Art Zwischenzeit, in der besondere 1732 (am 8. März 1737 begraben), Johan- 1769 in Marburg immatrikuliert, heiratete ähnelt, die im Barock unter Adeligen weit vorchristlichen Ahnen fanden Sagen und Mär- Regeln gelten. Die Bezeichnung nes am 27./28. November 1735, Anna Ma- 1778 in und starb 1796 als Pfar- verbreitet waren, u.a. auf von ihnen ge- chen in den Volks(aber)glauben. Rauhnacht leitet sich wahrscheinlich aus ria am 8./9. März 1740 (am 26. Mai des rer in Wolfershausen. Bei keinem dieser stifteten Kelchen und Tellern für das Viele dieser Geschichten mit einer großen An- germanischen Sprachen ab und bedeutet Jahres begraben), Anna Dorothea am Kinder ist ein Bezug zum Beruf des Vaters Abendmahl. So ist Altmöllers eigener An- zahl Gespenstern spielen deshalb in einem rauh, pelzig oder fellartig. 16./17. September 1741, Johann George belegt, weder über den Beruf der Söhne, spruch an seinen Signaturen und seinem großen, geheimnisvollen, dunklen Wald. Im In dieser Zeit rechnete man im Monogramm abzulesen, nämlich kein Grimm’schen Wörterbuch heißt es dazu: Wald- Volks(aber)glauben (Naturreligion) mit Handwerker wie die genannten Weißbin- männchen, Waldmännlein, Waldweiblein ha- Spukerscheinungen. Der Rückgriff auf den der zu sein, sondern ein Künstler, der La- ben eine „eigenthümliche“ Schüchternheit. Schutz vor Geistern und Dämonen zeigt, tein schreibt wie die Gelehrten und ein Und als Beschreibung: „…das gar klaine walt- dass die Zeit zwischen den Jahren eine ge- Monogramm führt gleich den Adeligen. mendlein sein, die haben gaisfues all gemein wisse Durchlässigkeit von Menschen- und und kleine hornlein an der stirn…“. Der Wald Geisterwelt hat. ist dabei Heimstätte von allerlei Waldgeistern, MitResümee den hier erarbeiteten Angaben zur die dem Menschen gleichberechtigt begegnen. Biographie Gustav Altmöllers besteht Namensgebend war im Gebiet des östlichen Warum am Waldmännchenstag erstmals Gewissheit über wichtige Ereig- Kurhessen ursprünglich der Kobold (Geister- alles im Wald ruhen sollte nisse seiner Vita und über sein familiäres wesen, Dämon) „Waldmännchen“. Zwischen 25. Dezember und 2. Januar Umfeld. Auch seine Werke lassen sich Offensichtlich musste ein Störenfried im Wald werden die im Winterschlaf ruhenden nun zeitlich besser einordnen. Da er 1704 am 2. Januar zusätzlich mit furchtbarer Rache Bäume vom Waldmännchen durch in Schenklengsfeld geboren wurde, dort durch den „Waldschrat“ rechnen. Solche Na- Anklopfen mit einem Stock geweckt. Sie 1730 heiratete, zwischen 1731 und 1747 turgeister sind nicht grundsätzlich böse - kön- sollen sich in der Zeit der Sonnenwende seine Kinder im Ort geboren und getauft nen sogar unerwartet hilfreich sein - wollen daran erinnern, dass nun bald neues wurden und er dort 1772 starb, liegt nahe, aber an diesem Tag nicht in ihrer Wald-Ruhe, Wachstum beginnt. Dieses Wachklopfen ist dass er zwischen 1730 und 1772, mithin in ihrem natürlichen Lebensraum, gestört wer- Waldmännchen wachen über ihren Wald – ein sehr zeitaufwändiges Verfahren. Das über 40 Jahre, in Schenklengsfeld als den. auch auf hohen Bäumen. Waldmännchen benötigt dafür 12 Tage, ei- „Kunstmahler“ ansässig und tätig war. Ab dem 15. Jahrhundert richteten sich nen für jeden Monat. Während seiner Ar- Hierfür sprechen auch seine Signaturen Bergarbeiter nach diesem „Gebot“. Des- hessen untersagt. Für ihre Berufsstände beit darf der Kobold nicht gestört werden. in der ev. Kirche zu Odensachsen. Zudem halb war am 2. Januar die Arbeit in den hieß der Anlass dann Schlägelstag. So ver- Besonders am 2. Januar sollten alle (6) Ev. Kirche Odensachsen: Signatur und Monogramm, wohl 1740. verdeutlichen die historischen Belege, Minen und Schächten im östlichen Nord- hinderten die Bergleute, dass sie mit bösen (Forst-)Leute am besten zu Hause bleiben.

2 3 1Titel chronologisch nach Erscheinen; eine kriti- Hessen I, München/ Berlin, 2008, S. 736; Eva- noch der Schwiegersöhne. Die über Jahr- dass Altmüllers Malerei nicht als „Bau- sche Durchsicht war aus Platzgründen nicht Maria Voigt: Die Kirche zu Sünna – Eine gemal- zehnte tätige Werkstatt des „Kunstmah- ernbarock“ bezeichnet werden sollte, möglich. – N.N.: Die Kirche in Odensachsen, in: te Predigt?!, oder: Die Symbolik des Jerusale- ler“ Gustav Altmöller wurde in der Fami- sondern vielmehr höfische Kultur des Ba- Mein Heimatland, Bd. 2, 1912, Nr. 24, S. 98-100; mer Tempels als Typos der reformierten Kirche lie offenbar nicht fortgeführt. rock wiederspiegelt und als solche wert- Dieter Großmann: Protestantischer Kirchenbau zu Zeiten Conrad Mels, o.O. (Sünna), 2010; Götz zuschätzen ist. im Hersfelder Gebiet: Ausbach, in: Mein Hei- J. Pfeiffer: Der Gemeinde zur Lehr‘, Gott und matland, Bd. 15, 1952, Nr. 1, S. 2-3; Rainer Gros- Landesherrn zur Ehr‘. Die barocken Malereien Signaturen und Monogramm curth: Die Kirche von Odensachsen, in: Mein der ev. Kirche in Ausbach, in: Mein Heimatland, Bemerkenswert sind drei Signaturen, mit Heimatland, Bd. 18, 1959, Nr. 16, S. 61-62; Peter 2020 (zum Druck eingereicht). denen Gustav Altmöller die Malereien in FürDanksagung Hinweise und Austausch danke ich Rosskopf: Das Landecker Amt im Kreis Hers- 2Kassel, Landeskirchliches Archiv, Kirchen- der ev. Kirche zu Odensachsen als sein den Herren Peter Heidtmann-Unglaube feld, Bad Hersfeld, 1964, S. 158-163; Dehio. Hes- buch-Digitalisate: Mansbach, 1657-1800; Schen- Werk bezeichnete. Die erste an einer M.A., Elgershausen, und Dekan i.R. Chri- sen, München/ Berlin, 1966, S. 663; Dehio. Hes- klengsfeld, 1643-55, 1660-1705, 1705-59, 1759- sen, München/ Berlin, 1982, S. 706; Erwin 89. Stütze der oberen Empore lautet „Gusta- stian Hilmes, Kassel. Sturm: Die Bau- und Kunstdenkmale des Fulda- 3Der von Braasch, 1984, S. 151 (Anm. 1) genann- vus Altmöller Mahler auß Schenklenks- er Landes, Bd. 2, Fulda, 1971, S. 300-308; Ernst- te Beruf „Büchsenschäfter“ ist in den Kirchen- feld“ (Abb. 4), die zweite an einer Stütze Autorenkontakt Otto Braasch: Die Ahnen von Karl Altmüller, in: büchern nicht nachzuweisen. zwischen unterer und oberer Empore Dr. Götz J. Pfeiffer – www.gjpfeiffer.de Hessische Familienkunde, Bd. 17, 1984, Heft 3, 4Marburg, Hessisches Staatsarchiv, Best. 22 a 3, „Gustavus Altmöller Pictor“ (Abb. 5) und S. 151-156; M.H.: Art. „Altmöller/ Altmüller, Nr. 934. Gustav“, in: Allgemeines Künstler-Lexikon, Bd. 5Zu Johannes und Johann Christian s. Christian die dritte an der Unterseite der unteren Abbildungsnachweis 2, Leipzig, 1986, S. 434; Denkmaltopographie Hilmes: Kurhessisches Pfarrerbuch. Kirchen- (4) Ev. Kirche Odensachsen: Signatur, wohl 1738. Empore „Gustavus Altmöller Pictor 1 Todes-Eintrag, 1772 Bundesrepublik Deutschland. Landkreis Hers- kreis Fritzlar, Manuskript (Stand: Februar 1740“, darunter ein Monogramm aus ver- 2 Konfirmations-Eintrag, 1717 feld-Rotenburg, Bd. 1, Braunschweig/ Wiesba- 2020). schlungenen Linien (Abb. 6). Da Altmöl- 3 Hochzeits-Eintrag, 1730 den, 1997, S. 334-335; Hans F. Schweers: Gemäl- 6Zur Datierung der Arbeiten s. N.N., 1912 (wie ler bereits 1738 für Arbeiten in Oden- 4 Signatur, wohl 1738 de in deutschen Museen. Katalog der ausgestell- Anm. 1). ten und depotgelagerten Werke, Teil 1, Mün- 7S. Götz J. Pfeiffer: Mehr als ein Himmel über sachsen bezahlt wurde, dürfte die erste 5 Signatur, wohl 1739 chen, 2002, S. 24; Dehio. Thüringen, München/ Osthessen. Barocke Malerei in den evangeli- Signatur aus dieser Zeit stammen, die 6 Signatur und Monogramm, 1740 Berlin, 2003, S. 1198; Spätbarock und Klassizis- schen Kirchen zu Mansbach, Ausbach und Hei- zweite wohl aus dem folgenden Jahr, weil Alle Abbildungen: Dr. Götz J. Pfeiffer, mus. Bestandskatalog der Gemälde in den nebach, in: Band der Wiener Tagung von 2017 die dritte auf 1740 datiert ist6. Alle Sig- www.gjpfeiffer.de Staatlichen Museen Kassel, bearb. v. Stefanie „Die barocken Pfarrkirchen und ihre Dekorati- naturen zeigen Altmöllers Vornamen mit Heraeus, Kassel, 2003, Kat.-Nr. 1, S. 16; Dehio. on“ (zum Druck eingereicht). lateinischer Endung, dazu Nachname und Beruf, mal volkssprachlich, mal auf La- tein. In der ersten Signatur wird zudem sein Heimatort genannt, in der letzten ei- ne Jahreszahl, die als Enddatum seiner Arbeiten zu sehen ist. Die kunstvoll ver- schlungenen Linien darunter, die einem Waldmännchenstag oder Schlägelstag gespiegelten Ornament ähneln, sind als Monogramm des Künstlers zu lesen: Links „G“ für seinen Vornamen, dann aus Warum die Arbeit im Wald am 2. Januar ruhen sollte (5) Ev. Kirche Odensachsen: Signatur, wohl 1739. seinem Nachnamen mittig in Ligatur „A“ und „M“ sowie rechts „R“. Uwe Hohmann, im Alter von 67 Jahren, sieben Monaten (ein doppelt verwendeter Vorname) am Dass Altmöller seine Malereien mit Name Von Bad Hersfeld-Heenes und neun Tagen in Schenklengsfeld be- 8./9. Februar 1744, Johann Henrich (ein und Beruf signierte, zeugt von seinem graben (Abb. 1). Seine Frau starb in weiterer doppelt verwendeter Vorname) Selbstbewusstsein als Künstler, das sich In der Ausgabe „Dezember 2019“ stand Streichen und allerlei Unfug geärgert wur- ihrem 76. Lebensjahr am 21. April 1785 am 18./19. September 1746 und Johann auch in der häufigen Nennung als ein kurzer Bericht über den „Schlägels- den. im gleichen Ort und wurde am 23. des Christian am 18./21. November 1747. „Kunstmahler“ in den Kirchenbüchern tag“. Dadurch erinnerte ich mich an den Monats als des „Kunstmahlers Johann Von den acht Nachkommen erreichten spiegelt. Solche Nennungen von Name „Waldmännchenstag“ am 2. Januar 2009 Jacob Altmüllers hinterlassene Wittib“ fünf das Jugend- bzw. Erwachsenenalter5. und Beruf sind in der Zeit durchaus üb- in der Gemarkung Wippershain. Auf hal- Weshalb der Waldmännchenstag in begraben; der falsche Vorname zeugt Der dritte Sohn Johannes wurde 1750 lich, z.B. in den Signaturen der Weißbin- bem Weg nach Fischbach, mitten im Wald die Zeit der Rauhnächte fällt nicht gerade vom Nachruhm des Künst- konfirmiert, 1756 in Marburg immatriku- der Elias Kauffuld und Johannes Schöne- des Bätzenberges, steht ein Gedenkstein Bei den Rauhnächten handelt es sich im lers und lässt vermuten, dass die Familie liert und diente bis zu seinem frühen Tod wolf in der ev. Kirche zu Heinebach bzw. zur Erinnerung an die Symbolfigur Volks(aber)glauben um die zwölf Nächte im Ort nicht mehr ansässig war. von 1762 bis 1764 als Pfarradjunkt in von Kauffuld in der ev. Kirche zu Eiterha- „Waldmännchen“. Friedrich Franz, von vom Weihnachtstag (25. Dezember) bis Densberg. Die zweite Tochter Anna Doro- gen; von diesen setzte sich Altmöller als 1956 bis 1988 Förster dieses Gebietes, hat zum Fest der Erscheinung des Herrn (Drei- thea heiratete 1769 in Schenklengsfeld. „Kunstmahler“ bzw. „Pictor“ aber deut- den drei Tonnen schweren Kalkstein auf- königstag, 6. Januar). Der Begriff „Zwi- VonSeine 1731 Kinder bis 1747 wurden in der Ehe von Der 1744 geborene Johann George wurde lich ab7. Überdies unterschied er sich stellen lassen. schen den Jahren“ ergibt sich aus dem Un- Gustav und Gertrud Altmöller acht Kin- 1757 im Ort konfirmiert. Der 1746 gebore- durch das bei Handwerkern und im bür- terschied von Sonnen- und Mondkalender. der in Schenklengsfeld geboren und ge- ne Johann Henrich heiratete 1765 als Ein- gerlichen Bereich während des 18. Jahr- Denn das wesentlich ältere Mondjahr ist tauft: Johann George am 1./3. Oktober wohner des nahegelegenen Wüstfeld. Das hunderts unübliche Monogramm. Dies DieWas Ursprünge Sagen erzählen des „Waldmännchenstages“ zwölf Tage kürzer als das Sonnenjahr. Die- 1731 (am 21. Oktober des Jahres begra- jüngste Kind Johann Christian wurde umso mehr, da sein Namenskürzel jenen liegen in der heidnischen Tradition der Germa- se Differenz gilt in vielen Traditionen als ben), Johann Henrich am 18./21. Oktober 1761 in Schenklengsfeld konfirmiert und so genannten Spiegelmonogrammen nen. Durch die Naturverbundenheit unserer eine Art Zwischenzeit, in der besondere 1732 (am 8. März 1737 begraben), Johan- 1769 in Marburg immatrikuliert, heiratete ähnelt, die im Barock unter Adeligen weit vorchristlichen Ahnen fanden Sagen und Mär- Regeln gelten. Die Bezeichnung nes am 27./28. November 1735, Anna Ma- 1778 in Heringen und starb 1796 als Pfar- verbreitet waren, u.a. auf von ihnen ge- chen in den Volks(aber)glauben. Rauhnacht leitet sich wahrscheinlich aus ria am 8./9. März 1740 (am 26. Mai des rer in Wolfershausen. Bei keinem dieser stifteten Kelchen und Tellern für das Viele dieser Geschichten mit einer großen An- germanischen Sprachen ab und bedeutet Jahres begraben), Anna Dorothea am Kinder ist ein Bezug zum Beruf des Vaters Abendmahl. So ist Altmöllers eigener An- zahl Gespenstern spielen deshalb in einem rauh, pelzig oder fellartig. 16./17. September 1741, Johann George belegt, weder über den Beruf der Söhne, spruch an seinen Signaturen und seinem großen, geheimnisvollen, dunklen Wald. Im In dieser Zeit rechnete man im Monogramm abzulesen, nämlich kein Grimm’schen Wörterbuch heißt es dazu: Wald- Volks(aber)glauben (Naturreligion) mit Handwerker wie die genannten Weißbin- männchen, Waldmännlein, Waldweiblein ha- Spukerscheinungen. Der Rückgriff auf den der zu sein, sondern ein Künstler, der La- ben eine „eigenthümliche“ Schüchternheit. Schutz vor Geistern und Dämonen zeigt, tein schreibt wie die Gelehrten und ein Und als Beschreibung: „…das gar klaine walt- dass die Zeit zwischen den Jahren eine ge- Monogramm führt gleich den Adeligen. mendlein sein, die haben gaisfues all gemein wisse Durchlässigkeit von Menschen- und und kleine hornlein an der stirn…“. Der Wald Geisterwelt hat. ist dabei Heimstätte von allerlei Waldgeistern, MitResümee den hier erarbeiteten Angaben zur die dem Menschen gleichberechtigt begegnen. Biographie Gustav Altmöllers besteht Namensgebend war im Gebiet des östlichen Warum am Waldmännchenstag erstmals Gewissheit über wichtige Ereig- Kurhessen ursprünglich der Kobold (Geister- alles im Wald ruhen sollte nisse seiner Vita und über sein familiäres wesen, Dämon) „Waldmännchen“. Zwischen 25. Dezember und 2. Januar Umfeld. Auch seine Werke lassen sich Offensichtlich musste ein Störenfried im Wald werden die im Winterschlaf ruhenden nun zeitlich besser einordnen. Da er 1704 am 2. Januar zusätzlich mit furchtbarer Rache Bäume vom Waldmännchen durch in Schenklengsfeld geboren wurde, dort durch den „Waldschrat“ rechnen. Solche Na- Anklopfen mit einem Stock geweckt. Sie 1730 heiratete, zwischen 1731 und 1747 turgeister sind nicht grundsätzlich böse - kön- sollen sich in der Zeit der Sonnenwende seine Kinder im Ort geboren und getauft nen sogar unerwartet hilfreich sein - wollen daran erinnern, dass nun bald neues wurden und er dort 1772 starb, liegt nahe, aber an diesem Tag nicht in ihrer Wald-Ruhe, Wachstum beginnt. Dieses Wachklopfen ist dass er zwischen 1730 und 1772, mithin in ihrem natürlichen Lebensraum, gestört wer- Waldmännchen wachen über ihren Wald – ein sehr zeitaufwändiges Verfahren. Das über 40 Jahre, in Schenklengsfeld als den. auch auf hohen Bäumen. Waldmännchen benötigt dafür 12 Tage, ei- „Kunstmahler“ ansässig und tätig war. Ab dem 15. Jahrhundert richteten sich nen für jeden Monat. Während seiner Ar- Hierfür sprechen auch seine Signaturen Bergarbeiter nach diesem „Gebot“. Des- hessen untersagt. Für ihre Berufsstände beit darf der Kobold nicht gestört werden. in der ev. Kirche zu Odensachsen. Zudem halb war am 2. Januar die Arbeit in den hieß der Anlass dann Schlägelstag. So ver- Besonders am 2. Januar sollten alle (6) Ev. Kirche Odensachsen: Signatur und Monogramm, wohl 1740. verdeutlichen die historischen Belege, Minen und Schächten im östlichen Nord- hinderten die Bergleute, dass sie mit bösen (Forst-)Leute am besten zu Hause bleiben.

2 3 aber, wer macht denn auch so was und geht am 2. Januar, am Waldmännchens- tag, in den Wald? Wer da auch immer das Waldmännchen stört, dem spielt es einen Streich.“

InNur dieser nicht Traditionstören lädt Dieter Mathes, Förster im Wippershainer Forst, regel- mäßig alle dort im Wald Tätigen für eine Feierstunde am „Waldmännchen-Stein“ ein. Förster, Forstwirte (Waldarbeiter), Kulturfrauen (Waldarbeiterinnen) und Holzrücker gedenken in weiser Voraus- sicht zunächst leise ihres örtlichen Wald- männchens. Gerade am 2. Januar darf im ZEITSCHRIFT FÜR GESCHICHTE, VOLKS- UND HEIMATKUNDE Wald kein Lärm entstehen. Deshalb ver- ziehen sich die Waldmenschen zur fröhli- chen Feier mit Jahresrückblick in eine Nummer 1 Januar 2021 Waldhütte, deren Wände keinen Laut nach außen dringen lassen. Das Tun des Waldmännchens wird also nicht gestört – so hofft man. Leben, Familie und Signaturen des

EineNur drei weitere Wünsche Waldmännchen-Sage frei er- zählt, dass einst der Kobold selbst in „Kunstmahler“ Gustav Altmöller großer Not war – auf der Flucht vor „Pe- ter, dem Bär“. Aber ein Forstmann rettete Drei Forstleute: Walter Mühlhausen (Förster für Wippershain bis 2004), Dieter Mathes ihn. Zum Dank haben bis heute alle Forst- (1704-1772) aus Schenklengsfeld (ab 2005) und Jens Müller (Forstamtsleiter Hersfeld 2007-2017). leute am 2. Januar drei Wünsche frei. Vie- le wünschen sich natürlich Gesundheit, Als Dank für diese Ruhe verspricht das Im Falle einer Missachtung dieses Verbots unfallfreies Arbeiten und einen vor Stel- Dr. Götz J. Pfeiffer, Waldmännchen, Schutzpatron aller im droht dem Störenfried eine Begegnung mit lenabbau sicheren Arbeitsplatz. Der Holz- Von Wolfhagen Wald arbeitenden Menschen zu sein. Auch Waldmännchen und Waldschrat. Solche rücker findet Konkurrenz gut, möchte die Jäger sollten an diesem Tag besser zu Naturgeister sind ein durchaus unbere- aber am liebsten vor Ort tätig sein, trotz Zu Recht gilt der in Schenklengsfeld an- 1696 wurde die Tochter Anna Martha, am noch heute „Fraukirche“ und „Am Frau- Hause bleiben. chenbares bzw. nachtragendes Volk. Im deutschlandweiter Ausschreibung seiner sässig gewesene Gustav Altmöller für 10. März 1702 Anna Christina in Schen- enberg“ genannten Straßen, wo 1653/54 schlimmsten Fall wird die Störung sogar Arbeit. Der Wunsch nach Stetigkeit ist Osthessen als bemerkenswerter Künstler klengsfeld getauft, jeweils ohne Berufs- eine „Frauenkirche“ abgebrochen wor- „Es heult der Sturm, es ächzen die Bäume, mit dem Leben bezahlt. Das Temperament auch im Wald zu spüren, wohl eine Folge des Barock. Im Widerspruch zu dieser nennung des Vaters. Gustav Altmöller den war, wohl eine vor der Reformation sie werden gerüttelt aus des Winters Träu- solcher Geisterwesen ist für Menschen nur der vielen Reformen in den letzten Jahren. Wertschätzung, die sich seit über 100 muss eines seiner letzten Kinder gewesen der hl. Maria geweihte Pfarrkirche4. me. schwer ergründbar, und man muss sich Offensichtlich wird die Wunschliste Jahren in der inzwischen zahlreichen Li- sein, wobei das Geburtsdatum zu errech- Waldmännchen hat heut’ seinen Tag. vor ihren jeweils besonderen Kräften in manchmal zu umfangreich. Dann verlö- teratur findet, stehen die geringen nen ist, da für dieses Jahr keine Taufen Kennst du ihn, von dem erzählt die Sag’? Acht nehmen. schen plötzlich alle Lichter in der Wald- Kenntnisse über sein Leben und seine im Kirchenbuch verzeichnet sind. Aus GustavDer Lebenslauf Altmöller, des zuweilen „Kunstmahler“ auch „Alt- Den Holzfäller erschlug es bei der dicken Der Begriff „Waldmännchen“ klingt wie hütte. Waldmännchen sind wirklich Familie. Als Forschungsstand zu ihm ist, Gustavs Todeseintrag, in dem das Le- müller“ geschrieben, wurde am 4. De- Tann’, eine bewusste Wortverkleinerung, ein Ko- scheue Kobolde, die ihr Handwerk am dabei teils mehr vermutet als belegt, in bensalter genau genannt wird, ist der 4. zember 1704 wahrscheinlich in Schen- dem Holzfuhrmann jagte davon sein Ge- senamen. Waldmännchen ist angesichts liebsten ungesehen ausüben. gut 100 Jahren erreicht: Er war etwa Dezember 1704 als Tag seiner Geburt zu klengsfeld geboren und wohl wenige Tage spann. der möglichen Konsequenzen ein nahezu 1740 bis 1770 in Schenklengsfeld tätig, erschließen (Abb. 1). später dort auch getauft. Am Gründon- Und wär’ er nicht schnell zur Seite ge- perfektes Beispiel für eine Verniedlichung. Nachfragen/Ergänzungen beim Autor bitte un- von ihm signierte Malereien befinden Interessant ist der Eintrag zu Johannes nerstag 1717 wurde er im Ort konfir- sprungen, Konrad Neuber, ein alter Holz-Rücker und ter Tel. Nr. 06621-917 475 sich in Fulda, Kassel und Odensachsen, Altmöllers Tod am 3. August 1737, in miert, wobei sein Vater genannt ist als hätte es ihn erwischt mitsamt seinem Jun- -Fuhrmann aus Heenes erzählte mir, dass oder per Mail an [email protected] . ihm meist zu-, teils aber auch abge- dem er als „Künstler“ und „in der so ge- „Johannes Altmüller vulgo Hänsen Sohn gen. sein Bruder und er nie am 2. Januar zur Fotos: Hohmann schriebene Werke in Ausbach, Detmold, nannten fraun Kirche wohnhaft gewe- aus d(er) Frau Kirchen“ (Abb. 2). Am 27. Des Jägers Büchse, die sonst sicher traf, Arbeit in den Wald gefahren sind. Das war Sünna und an unbekanntem Ort1. Die sen“ genannt wird3. Seinen ursprüngli- Oktober 1730 heiratete Gustav Altmöller heut löst sich kein Schuss, so oft er es bei ihnen so Sitte, der Grund dafür wurde Kenntnisse zu Altmöller wurden einzig chen Beruf als Schreiner scheint er in ei- im Ort dann Gertrud, die am 25. März wagt.“ nicht hinterfragt. von seinen Arbeiten abgeleitet und haben ne künstlerische Richtung entwickelt zu 1710 getaufte Tochter des ortsansässigen Weitere „Gebote“ zu diesem Tag: Allge- zu ihm und seiner Familie keine Grund- haben, vielleicht angeregt durch seinen Ostwald Schneider, wobei der Bräutigam (Verfasser mir unbekannt) meine Vorsicht wird empfohlen, Kinder Am Schlägelstag will der Wald lage in archivalischen Belegen. Dabei Sohn Gustav, vielleicht über einige Jahre wie stets bei den Taufen seiner Nachkom- dürfen keinen Schlitten fahren, das Vieh sind diese reichlich vorhanden, nämlich in Zusammenarbeit mit ihm. Der Wohn- men und bei seinem Tod „Kunstmahler“ soll im Stall bleiben, nicht in den Wald ge- einen Mann und das Wasser in den Kirchenbüchern des ev. Kirch- ort war keine Kirche, lag aber nahe der genannt wurde (Abb. 3). Er starb am 13. hen… eine Frau spiels Schenklengsfeld und der ev. Kir- ev. Kirche von Schenklengsfeld an den Juli 1772 und wurde am 15. des Monats Diesen Spruch in bestem Friddelser Platt chengemeinde Mansbach; sie bieten ver- teilte mir Heinrich Goßmann aus Lud- lässliche Angaben zu diesem „Kunst- Folgen, wenn man am wigsau-Friedlos mit. Was mag er bedeu- mahler“ und seinem familiären Umfeld2. 2. Januar arbeitet ten? Wir überlegten gemeinsam. Überdies sollen hier drei seiner Signatu- Hierzu eine Erzählung von Frau Anneliese Der Wald verlangt oder fordert einen ren genauer betrachtet werden. Blacha aus Dingelstädt (bei Heiligen- Mann am Schlägelstag und das Wasser, stadt), die freundlicherweise ihre Erlaub- also ein Fluss, ein reißender Bach oder (2) Kirchenbuch Schenklengsfeld, 1717: Konfirmation Gustav Altmüller. nis zur Wiedergabe erteilte: ein Teich mit steilem Ufer verlangt oder GustavDie familiäre Altmöller Herkunft entstammte einer um „Es war in den Kriegsjahren. Meine Mut- fordert eine Frau. Mann und Frau sollten Schenklengsfeld schon länger ansässigen ter, meine Tante, meine Cousine und ich sich also an diesem Tag klugerweise vom Familie. 1645 war Simon Altmöllers gingen in den Wald zum Holzsammeln. Wald und vom Wasser fernhalten, sollten Sohn Johannes im Ort getauft worden, Wir verliefen uns entsetzlich, fanden auch am besten zu Hause bleiben, damit sie vielleicht der Großvater des Malers. 1651 unser Wägelchen nicht mehr. Um uns her- nicht ein Opfer des Waldes bzw. des Was- heiratete ein unweit davon in Konrode um wurde es neblig. Wir fanden weder sers werden. Aber warum gerade an die- ansässiger, anderer Johannes Altmöller. Weg noch Steg. Wir Kinder fingen an zu sem Tag? Darüber gibt der Spruch leider Gustavs Vater Johannes wurde am 15. weinen. Wenn mir da jemand gesagt hätte: keine Auskunft. Februar 1671 in Konrode getauft und Hier oben hat man im Dreißigjährigen heiratete am 9. Januar 1695 in Schen- (3) Kirchenbuch Schenklengsfeld, 1730: Hochzeit Gustav Altmöller. Krieg die Schweden begraben, ich glaube, klengsfeld Christina, die am 10. Februar ich wäre vor Angst und Furcht vergangen. Ernst-Heinrich Meidt, Kirchheim 1672 getaufte Tochter des Ciriax Glotz- Erst nach Stunden verzog sich der Nebel bach aus Mansbach. Am 13. Dezember und wir sahen wieder den Weg und auch des Jahres wurde sein erster Sohn Jo- unser Wägelchen. Später erzählten wir die »Mein Heimatland«, monatliche Beilage zur hann Henrich getauft, wobei der Vater Nicht das Waldmännchen, sondern Geschichte meinem Vater und der fragte: »Hersfelder Zeitung«. Gegründet von Wilhelm Neuhaus. ebenso „Schreiner“ genannt wurde wie Forstwirt Peter Heupermann aus „Wann war denn das?“ - „Am zweiten Ja- Schriftleitung: Ernst-Heinrich Meidt, Kirchheim bei der Taufe seiner Tochter Anna Gela Röhrigshof. nuar.“ Da lächelte er und sprach: „Aber, Verlag: am 14. August 1698. Am 25. Oktober (1) Kirchenbuch Schenklengsfeld, 1772: Tod Gustav Altmüller. Hoehl-Druck GmbH + Co. Hersfelder Zeitung KG

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