UID Jg. 25 1971 Nr. 22, Union in Deutschland

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UID Jg. 25 1971 Nr. 22, Union in Deutschland istlich Demokratischen Union Deutschlands Bonn lr. 22/71 ni t ?9# Z 8398 C 25. Jahrgang • * I I • Thema der Woche Vermögensbildung HEU1E stoppt Inflation Seite Unsicherheit um Berlin 2 Die bedrohliche Krisensituation unserer Wirtschaft Vermögensbildung sein. Ich sage dies nicht nur an die Adresse der verlangt rasche, wirksame Maßnahmen. Der Gene- Gewerkschaften, sondern auch an Fehlschlag auf ralsekretär der CDU, Dr. Heck, hat deshalb einen die Adresse der Unternehmer. Wer Fehlschlag 3 Appell an die Gewerkschaften gerichtet, auf weitere von den Gewerkschaften ein Zurück- schrauben ihrer Lohnforderungen Verfahrene Lage 5 inflationäre Lohnerhöhungen zu verzichten und statt verlangt, muß gewillt und bereit dessen mit den Arbeitgebern zu vereinbaren, tarif- sein, diesen Verzicht durch vermö- Dreiste Einmischung 8 liche Leistungsverbesserungen vermögenswirksam genswirksame konjunkturneutrale Leistungen auszugleichen. Dies ist anzulegen. unsere Forderung an die Unter- nehmer. Das Wirtschaftsministerium hat in nicht energisch, nicht mutig und Von den Gewerkschaften aber der vergangenen Woche bekannt- nicht konsequent genug sind, um fordern wir, daß sie endlich ihren Nachdem der Bundes- gegeben, daß der Preisindex für der inflationären Entwicklung in heimlichen Widerwillen gegen tarif- die Lebenshaltung der privaten Deutschland endlich Einhalt zu bie- geschäftsführer der SPD, vertraglich vereinbarte Vermögens- Haushalte im April dieses Jahres ten. Wischnewski, im letzten leistungen aufgeben. Wir wissen, weiter angestiegen ist und um 4,8% Die Gewerkschaften tragen in Jahr dem staunenden Volk daß die Gewerkschaften glauben, über dem Stand vom April 1970 eröffnet hatte, man werde einer Zeit, in der die Regierung es bringe ihnen weniger Popularität lag. Diese Meldung hat ein weite- wankt, in der der Lotse fehlt, zu- ein, wenn sie sich bei den kom- unbotmäßigen Journalisten res Schlaglicht auf die gefährliche sammen mit ihrem Tarifpartner auf menden Tarifverhandlungen damit fortan die Bonner Informa- Krise unserer Wirtschaft geworfen Unternehmerseite entscheidende ge- einverstanden erklärten, einen Teil tionsquellen verstopfen, und noch einmal deutlich gemacht, sellschaftliche Verantwortung. Diese der Lohnforderungen vermögens- schien die Pressefreiheit daß nunmehr endlich praktische Verantwortung verlangt von beiden wirksam festzulegen. in der Bundesrepublik binnenwirtschaftliche Schritte unter- Seiten den Mut und die Kraft zu erst einmal wieder auf nommen werden müssen, wenn wir unpopulären Maßnahmen. Ich denke Dies ist jedoch nicht der Augen- die Stabilität unseres Geldes wie- hier nicht nur an ein maßvolles kon- blick, über die Popularität von Ent- stabilen Sockeln zu stehen. der zurückgewinnen wollen. junkturbewußtes Verhalten bei Lohn- scheidungen nachzudenken. Unsere Denn die Maulkorb-Dro- Wirtschaft befindet sich in einer be- Die Regierung hat ein Bündel von forderungen. Ich denke vielmehr vor hungen aus der „Baracke" drohlichen Krise, die wir meistern Maßnahmen angekündigt, mit dem allem an den Bereich der Vermö- waren ins Gegenteil umge- werden, wenn alle bereit sind, das sie die entglittene Stabilität zurück- gensbildung. Richtige, das Notwendige auch dann schlagen und hatten alle gewinnen will. Wir haben mit Sorge Die Stunde verantwortungsbewuß- zu tun, wenn es unpopulär erschei- alarmiert und solidarisiert, feststellen müssen, daß die vorge- ter Zurückhaltung bei Lohnforderun- nen mag. schlagenen Maßnahmen wiederum gen muß gleichzeitig die Stunde der denen die reglementierte Es gilt heute, das Vermögensbil- Pressepolitik der dreißiger dungsgesetz voll auszuschöpfen. Die Jahre noch in böser mit tariflichen Vereinbarungen über Erinnerung ist. vermögenswirksame Leistungen ver- Jedoch: In der Partei, die bundene Minderung des Nachfrage- zuwachses würde preisdämpfend 1969 unter dem Motto Gezielte Desinformation wirken, ohne Vollbeschäftigung und „Mehr Demokratie" das Wachstum zu gefährden. Bedenkt Heft in die Hand genom- Wirtschaftskanzler Schiller greift tosozialprodukts von 10% an die man, daß 1970 nur ein Drittel aller men hat, besitzt der gleich- zu den seltsamsten Behauptungen, Spitze der internationalen Infla- Beschäftigten vermögenswirksame wenn es darum geht, von seinem tion vorzustoßen. Schon 1970 waren tarifliche Leistungen erhalten hat, macherische Gedanke der stabilitätspolitischen Debakel abzu- es rd. 8%. Zweitens war 1966 die dann zeigt sich, daß hier ein großes, gesteuerten Information lenken. Da streut der Ökonomie- Preissteigerungsrate für die Lebens- ungenutztes Feld für konjunkturbe- offenbar soviel Attraktivität, Professor wider besseres Wissen die haltung mit 3,6% wesentlich gerin- wußte Maßnahmen der Tarifpartner das er immer wieder ans liegt. „Information" aus, 1966 wäre das ger als heute, obwohl das Ausland Licht drängt. So hat dieser Ausland preisstabil gewesen, nur die entgegen den Schillerschen Behaup- Das Signal für diese Neuorientie- Tage die Arbeitsgemein- Bundesrepublik habe Preissteigerun- tungen damals beträchtliche Infla- rung der Tarifpartner, zu diesem gen aufzuweisen gehabt. Heute hin- tionsraten aufwies. So betrugen die Umschalten von einer Politik des schaft sozialdemo- gegen — erklärt Schiller seinem Preissteigerungsraten 1966 in Frank- schnellen Geldes zu einer Politik kratischer Juristen alle staunenden Publikum — sündige reich 3,6%, in Großbritannien 4,5%, der Vermögensbildung durch tarif- Funktionäre und Mandats- das Ausland und wir hätten darun- in der Schweiz 5,5%, in Japan vertragliche Vereinbarungen muß ter zu leiden. 5,8%, in den Niederlanden 6,1% träger der SPD aufgefor- jedoch von der Bundesregierung dert, sich gegenüber Die Tatsachen sprechen eine an- und in Schweden 6,3%. Lediglich in kommen. Hier wird sich zeigen, wie dere Sprache: Erstens wird die Bun- Italien und in den USA lagen die weit diese Regierung noch in der unliebsamen Publikationen desrepublik in diesem Jahr den Raten mit 2,5% bzw. 2,9% gering- Lage ist, in Stunden der Krise den zum Informationsboykott zweifelhaften Rekord aufstellen, mit fügig niedriger als in der Bundes- Weg aus der Gefahr wenigstens auf- zu entschließen. einer Preissteigerungsrate des Brut- republik. zuzeigen. Seite 2 Union in Deutschland Nr. 22/1971 nicht ernsthaft verlangen, die Inter- Ostpolitik essen Berlins härter zu vertreten als der deutsche Bundeskanzler, der schließlich einmal Bürgermeister von Berlin gewesen sei. Die Unsicherheit Warum hat man nie ein deutliches Wort von ihm gehört, als in den letz- ten Wochen die Sowjets von ihrer um Berlin Politik der ständigen Proteste gegen die Bundespräsenz zu einer Politik Brandts engster Vertrauter, Staatssekretär Bahr, hat es vor wachsender Diskriminierung West- berliner Bürger übergingen, als im- einigen Tagen - als er mit DDR-Staatssekretär Kohl zusam- mer häufiger Fälle bekannt wurden, mentraf — eine Sensation genannt, daß heute, ein Jahr nach in denen Westberliner bei ihrer Ein- Nicht nur die Opposition in dem Treffen zwischen Brandt und Stoph, Gespräche zwischen reise in Ostblockstaaten aus west- Bonn ist gespannt darauf, ob der Vertretern der beiden Deutschen Regierungen keine Sensation deutschen Delegationen herausge- Bundeskanzler nach der Pfingst- mehr seien. Wie bescheiden ist diese Regierung geworden. holt und zurückgeschickt wurden? pause des Parlaments nun end- Die immer deutlicher werdende feh- lich den Mut findet, vor den Ab- lende Kraft des Bundeskanzlers, geordneten die wahren Rück- Noch vor wenigen Monaten hat die Vertrag unterschrieben wurde, bevor Regierung vor der deutschen Presse eine befriedigende Berlin-Regelung seine immer sichtbarer werdende trittsgründe seines Finanzmini- Entscheidungsscheu sind inzwischen sters Möller zu erläutern. Es ist und vor der Öffentlichkeit an der fixiert war. Illusion festzuhalten versucht, mit zu einer Belastung der deutschen wohl einmalig, daß ein Regie- Er trägt die Verantwortung für die der Annahme aller sowjetischen For- Politik geworden. rungschef das Parlament nicht leichtfertige Redseligkeit seines Au- derungen im Moskauer Vertrag sei erschöpfend darüber informiert, ßenministers, der den Sowjets die Wir wiederholen daher heute noch der Durchbruch zum europäischen einmal mit allem Nachdruck die un- warum einer seiner Ressortmini- freudige Mitteilung bescherte, daß Frieden gelungen, sei der Weg frei erläßlichen Voraussetzungen einer ster den Hut genommen hat. Die Berlin nie ein Land der Bundes- geworden für eine befriedigende befriedigenden Berlin-Regelung: CDU/CSU hat in einer Großen republik gewesen sei. Anfrage (siehe UiD Nr. 21) auch Berlin-Lösung und für eine Entspan- nung des innerdeutschen Verhältnis- Er war es schließlich, der die Po- # Sie muß den Berlinern wieder darüber Auskunft verlangt; die Vertrauen in die Zukunft ihrer Stadt Bundesregierung schweigt bis ses. sition Berlins selbst untergraben hat, als er unmißverständlich zu erken- geben; Berlin muß auch für junge zur Stunde. Heute hat sich gezeigt, daß die nen gab, daß auch die Bundesprä- Menschen wieder attraktiv werden, Möglichkeiten jeder deutschen Ost- Die inflationäre Entwicklung in senz für ihn kein Dogma sei. weil es nur dadurch lebensfähig blei- der Bundesrepublik wird eben- politik dort enden, wo die sowjeti- ben kann. Wer mag von diesem Bundeskanz- falls das Parlament beschäftigen. sche Interessensphäre beginnt. Wir ler noch erwarten, daß er den Berli- 9 Die Zugänge unter alliierter Soeben haben Abgeordnete aus sind — das zeigen die Äußerungen nern eine wirklich befriedigende Verantwortung müssen störfrei und den Reihen der Unionsparteien Bahrs, Brandts
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