Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein

Jahresbericht 2006/07

Landesamt für Natur und Umwelt Herausgeber: Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein Hamburger Chaussee 25 24220 Flintbek Tel.: 0 43 47 / 704-0 www.lanu-sh.de

Ansprechpartner: Martin Schmidt, Tel.: 0 43 47 / 704-243

Titelfoto (Dr. Henning Thiessen): Naturbeobachtung im NSG Sehlendorfer Binnensee: Naturerlebnis und -schutz gehen Hand in Hand – im Vordergrund der Echte Eibisch, eine in Schleswig-Holstein stark gefährdete Art, die im Artenschutzprojekt mit dem Landfrauenverband gefördert werden soll

Fotos im Innenteil: Wenn nicht anders angegeben, Autorenschaft LANU

Herstellung: Pirwitz Druck & Design, Kronshagen

November 2007

ISBN: 978-3-937937-19-9

Schriftenreihe LANU SH - Jahresberichte; 11

Die Jahresberichte des LANU ab 1996 finden Sie auch im Internet unter www.lanu-sh.de

Diese Broschüre wurde auf Recyclingpapier hergestellt.

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der schleswig- holsteinischen Landesregierung heraus- gegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Personen, die Wahlwerbung oder Wahlhilfe betreiben, im Wahl- kampf zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Auch ohne zeit- lichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Partei- nahme der Landesregierung zu Gunsten einzelner Gruppen verstanden werden könnte. Den Parteien ist es gestattet, die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden.

Die Landesregierung im Internet: www.landesregierung.schleswig-holstein.de Inhalt

Vorwort ...... 6 Wolfgang Vogel

10 Jahre LANU – ein Rückblick auf den Tag der offenen Tür am 2. Juli 2006...... 7 Britta Maaß

Abfallwirtschaft

Siedlungsabfallentsorgung 2006 – Verwertung, Behandlung, Zwischenlagerung...... 13 Uwe Meyer

Vereinheitlichung der Jahresübersichten von Abfallentsorgungsanlagen...... 19 Dr. Heiko Gömpel

Naturschutz und Landschaftspflege

Klimawandel und Naturschutz - zwischen Aktionismus und Anpassung ...... 25 Thomas Wälter

Praktischer Pflanzenartenschutz - mit Kopf, Hand und Herz!...... 35 Dr. Silke Lütt

Ist der Schweinswal in der Ostsee noch zu retten? – Ein Artenhilfsprogramm wird entwickelt ...... 41 Silvia Salomon

2006 in Schleswig-Holstein neu ausgewiesene, erweiterte und veränderte Naturschutzgebiete ...... 47 Wolfgang Kruse-Michelsen und Andrea Kühl

NSG „Pantener Moorweiher und Umgebung“ – 20 Jahre Naturschutzprojekt – 10 Jahre Schutzgebiet – eine positive Entwicklung ...... 61 Martina Kairies

Möglichkeiten der Darstellung des Landschaftswandels über Fernerkundung...... 69 Dr. Eberhard Tschach

30 + 3 Jahre Landschaftsplanung und Eingriffsregelung in der oberen Naturschutzbehörde...... 75 Dr. Thomas Holzhüter

Neue Planungsgrundlagen für den Schutz von Vögeln und Fledermäusen im Hinblick auf die Windenergienutzung ...... 85 Ismene Mertens

Die FFH-Verträglichkeitsprüfung für Europäische Schutzgebiete – im Mittelpunkt steht das Gebiet!...... 87 Sabine Thiessen

3 Gewässer

„WaFIS-Abwasser“ – Datenmanagement in der Wasserwirtschaftsverwaltung des Landes Schleswig-Holstein ...... 89 Peter Janson und Manfred Spiegel

Einführung eines Qualitätsmanagementsystems für Probenahmen und Bestimmungsverfahren (Analytik) im LANU ...... 99 Hella Michelsen

Biologische Bewertungsverfahren im Test: Erste Ergebnisse aus dem Fließgewässer-Praxistest zur Umsetzung der WRRL in Schleswig-Holstein ...... 105 Johanna Lietz

Gewässerstruktur: Kartierung und Bewertung der Fließgewässer in Schleswig-Holstein...... 115 Uwe Ahrens

Schleswig-Holstein auf dem Weg zu einer schonenden Gewässerunterhaltung...... 127 Annegret Holm, Dr. Michael Trepel und Dr. Karin Wolter

Monitoring der Fischfauna in Seen: Methodenevaluation, Zusammenarbeit mit gewerblichen Binnenfischern und erste Ergebnisse zur Fischfauna ...... 133 Dr. Matthias Brunke und Elisabeth Wesseler

Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie: Einrichtung des Messnetzes für die Überwachung des chemischen Zustands der Grundwasserkörper in Schleswig-Holstein ...... 145 Herbert Angermann

MAEWEST - Die marine Umwelt der westlichen Ostsee ...... 151 Andreas Omlin, Dr. Joachim Voß, Dr. Hans-Christian Reimers und Dr. Thomas Hirschhäuser

Geologie und Boden

Geologische 3-D-Modellierung des Untergrundes - Ergebnisse aus dem INTERREG IIIB-Projekt BurVal...... 159 Wolfgang Scheer, Jens Kröger und Dr. Reinhard Kirsch

Vorrat ist der beste Rat – Möglichkeiten der energetischen Nutzung des tieferen Untergrundes von Schleswig-Holstein...... 171 Claudia Thomsen und Dr. Thomas Liebsch-Dörschner

Geotope in Schleswig-Holstein – einmalige Zeugen der Landschafts- und Klimaentwicklung ...... 183 Dr. Alf Grube

4 Internes

Gleichstellung von Frau und Mann 2006 ...... 191 Brigitte Baumgarth

Haushalt 2006 ...... 193 Ernst-Peter Prestin

Personal 2006 ...... 195 Christian Lange-Warnholz

Veröffentlichungen 2006...... 197

Anhang

Sonstige Veröffentlichungen 2006...... 203

Veranstaltungen 2006 ...... 205

Gremien ...... 209

Organigramm deutsch/englisch ...... 219

Anreise ...... 221

5 Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser, Immer wieder zeigt sich in der täglichen Ar- der Jahresbericht 2006/07 soll Ihnen in der beit: der Schutz unserer Natur ist nur zusam- Bandbreite der ausgewählten Themen aufzei- men mit vielen anderen im Lande, häufig eh- gen, wie wir in unserer Arbeit die Grundlagen renamtlich Tätigen, und notwendig auch in Ab- für den Erhalt unserer schönen Natur in sprache mit Interessenverbänden, nachhaltig Schleswig-Holstein als einzigartigem Bundes- umzusetzen. Deshalb unterstützen wir Projek- land zwischen den Meeren weiterentwickeln. te vor Ort, die von Kooperationspartnerinnen Natur und Landschaft sind für uns alle im Lan- und –partnern durchgeführt werden. Der Bei- de die wesentliche Grundlage - nicht nur für trag zum praktischen Pflanzenartenschutz – die Lebensqualität, sondern auch für eine sta- mit Kopf, Hand und Herz - verdeutlicht, was bile wirtschaftliche Entwicklung. auf die Art - für die Arten - gemeinsam er- reicht werden kann. Das bedeutet für uns, die Natur in ihrer Viel- falt, Eigenart und Schönheit und damit auch in Es wäre schön, wenn der Jahresbericht ihrer Funktionsfähigkeit zu erhalten. Planeri- 2006/07 Ihnen einige Anregungen bietet. sche und projektbezogene Arbeiten haben da- Denn unsere Arbeit kann nur dann erfolgreich bei ebenso eine Bedeutung wie die Evaluie- sein, wenn sie bei Ihnen, liebe Leserinnen und rung von Prozessen. Veränderungsprozesse Leser, eine nachhaltige Akzeptanz findet. Wir im Naturhaushalt sind über die Regionen hi- würden uns freuen, wenn wir dieses Ziel mit naus zu betrachten. Von daher bekommen der Berichterstattung erreichen. über das Land hinausreichende Netzwerke an Bedeutung, in die wir unsere hier im Amt ge- bündelte Fachkompetenz einbringen und von denen auch wir wiederum profitieren.

Beiträge zum Landschafts- und Klimawandel zeigen sowohl Problemstellungen als auch Lö- Wolfgang Vogel sungsansätze auf. Einen ebenso aktuellen Bei- Direktor des Landesamtes für Natur und trag liefert der Artikel zu den Möglichkeiten Umwelt des Landes Schleswig-Holstein der energetischen Nutzung des tieferen Unter- grundes, eine Frage, die uns zunehmend be- schäftigt. Zentraler Punkt unserer Arbeit bleibt die Umsetzung der europäischen Richtlinien im Gewässerbereich, bei Natura2000 und der Bodenschutzrichtlinie – hier ist in den Beiträ- gen der Fortschritt nachzuvollziehen.

6 10 Jahre LANU – ein Rückblick auf den Tag der offenen Tür am 2. Juli 2006

➢ Britta Maaß

Zum 01.01.1996 wurden das Geologische Lan- desamt, das Landesamt für Wasserhaushalt und Küsten, das Landesamt für Naturschutz und Landschaftspflege, die Staatliche Vogel- schutzwarte sowie die Untersuchungsstelle für Umwelttoxikologie zusammengeführt. Das war die Geburtsstunde des Landesamtes für Natur und Umwelt Schleswig-Holstein, kurz LANU, in Flintbek.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 7 Aus Anlass des 10jährigen Bestehens sollte des LANU mit ein. Innerhalb der Projektgrup- den Bürgerinnen und Bürgern Gelegenheit ge- pe gab es jedoch Zweifel, ob von den rund geben werden, sich über die Arbeit des Am- 200 angeschriebenen Vereinen, Verbänden, tes zu informieren. Für die Vorbereitung des Behörden und Firmen viele zur Teilnahme be- Tages war die Projektgruppe „10 Jahre reit wären. Die Rückmeldungen übertrafen LANU“ zuständig, in der die Abteilungen so- dann allerdings unsere Erwartungen bei wei- wie die Gremien mit jeweils einer / einem Be- tem. Am Schluss waren es 45 Organisationen schäftigten vertreten waren. Um das Pro- aus den unterschiedlichsten Sparten, die sich gramm noch abwechslungsreicher zu gestal- beteiligten! ten, bezogen wir auch die Kooperationspartner

Für die Terminsetzung war schon fast orakel- hafte Weitsicht gefragt. Schließlich gab es im Sommer 2006 eine nicht zu unterschätzende Konkurrenzveranstaltung – die Fußball-WM. Um auf Nummer sicher zu gehen, wählten wir daher den 02.07., da an diesem Tag keine Spiele stattfinden sollten. Und der Beginn wurde natürlich nach dem Motto „Was feiern wir hier?“ auf 10.10 Uhr terminiert. Besonders freute uns, dass die Sonne unserer Einladung gefolgt ist, besser konnte es nicht sein!

Im März 2006 gab es ein erstes Treffen mit al- len beteiligten Organisationen, um sich ken- nenzulernen und die Planung sowie die Vertei- lung der Stände auf dem Gelände vorzustel- len. Danach wurde munter organisiert: Farbe, Pfähle, Tischdecken, Musiker, Gewinne, Zelte und die Verpflegung genauso wie auch die

8 10 Jahre LANU – ein Rückblick auf den Tag der offenen Tür am 2. Juli 2006 Werbemaßnahmen. Überraschend war für uns Tür machen würde und es kam nur ein trocke- immer wieder, wie völlig unkompliziert man- nes „Jo“ und damit war so gut wie alles gere- che Dinge in der Verwaltung laufen können. gelt. Denn schließlich musste das Fahrzeug, So reichte eine Bemerkung, dass sich ein Am- das beim Amt für ländliche Räume in Husum phibienfahrzeug des Staatlichen Umweltamtes steht, mit einem Tieflader nach Flintbek gefah- Schleswig auch sehr gut beim Tag der offenen ren werden.

Auf ähnliche Weise sind wir dann noch an ei- nen Hubsteiger und eine Signaltafel der Stra- ßenmeisterei gekommen. Ebenso war das Thema „Zelte“ ein viel diskutiertes, da wir mehr brauchten, als wir zur Verfügung hatten. Doch auch hier gab es schnelle Abhilfe, da Kolleginnen und Kollegen ihre Partyzelte und der NABU fünf seiner Zelte zur Verfügung stellten. Egal wie ungewöhnlich die Anfrage auch war, es kam entweder sofort oder nach kurzer Rücksprache die Zusage.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 9 Zentraler Punkt am Tag der offenen Tür war Programm mit der Eröffnung durch Minister ein wunderbares Zirkuszelt unseres Kollegen Dr. Christian von Boetticher und einer Rede Werner Orlowski, das hinter dem LANU-Ge- von Ex-Minister Professor Dr. Berndt Heyde- bäude seinen Platz fand. Hier begann das mann.

Ebenfalls im Zirkuszelt traten die LANU-Band „Rockfis“ und die Blue Water Jazz Band auf. Die Projektgruppe musste nur noch eine Mög- lichkeit finden, die ersten Gäste zeitnah in das Zelt zu lotsen. Hier gab es auch eine musikali- sche Lösung. Die Dudelsackspieler „ Crown Hunter Pipe´s & Drum´s“ aus bliesen den Gästen den Marsch. Mit dem Pro- gramm wurde den Gästen auch ein Fragebo- gen ausgehändigt, für dessen Beantwortung ein Besuch vieler Stände notwendig war. Der glückliche Hauptgewinner konnte dann am Abend mit einem Fahrrad vom Gelände ra- deln!

10 10 Jahre LANU – ein Rückblick auf den Tag der offenen Tür am 2. Juli 2006 Die Vorbereitung zum Tag der offenen Tür hat auch gezeigt, wie kreativ der öffentliche Dienst doch sein kann. Kolleginnen und Kolle- gen gestalteten Poster und Flyer, sägten und malten Holzpilze oder entwarfen Ausmalbö- gen für die Kinder. Auch im Entwickeln von Al- ternativen waren wir gefragt, wenn Themen oder Standorte für die Stände immer mal wie- der neu gefunden werden mussten.

Letztlich hatten nicht nur Klinsis Mannen Glück in den Tagen, sondern auch wir mit bes- tem Sommerwetter. Es kamen rd. 1.300 Be- sucherinnen und Besucher, um uns und unse- re Kooperationspartner kennenzulernen. Sie konnten sich u. a. über Geothermie, das Pilz- mycel, Kompostierung und den Gewässer- schutz informieren.

Kinder bastelten Solarmobile und Nistkästen, schossen auf eine Torwand, konnten Fossilien aus Sand aussieben oder waren beim Mit- machzirkus dabei – es gab viel zu erleben. Für das leibliche Wohl sorgte die Mannschaft der LANU-Kantine, die sicherstellte, dass alle aus- reichend zu essen und zu trinken bekamen. Ei- nen regen Zulauf fand an diesem heißen Tag natürlich auch der Eiswagen.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 11 Und es gab weitere Highlights: die Gäste konnten gegen ein geringes Entgelt einen Rundflug unternehmen mit dem Hubschrau- ber, der für uns die Kontrollflüge über der Nordsee im Rahmen des Algenfrüherken- nungsprogramms macht oder kostenlos im Korb des Hubsteigers des Landesbetriebes für Straßenverkehr einen luftigen Blick aus 28 m Höhe auf die Gegend werfen.

Zu jedem Projektbericht gehört auch ein we- nig Statistik. Hier also einige Fakten:

Es wurden rd. 6.000 Flyer gedruckt, gefaltet und in und um Kiel verteilt. Am 2.7. gingen 600 Essen über den Tresen. Die Getränke wa- ren so gut wie ausverkauft, genauso der Eis- vorrat. Unzählige Liter Kaffee und Tee wurden in der Vorbereitungsphase von den Projekt- gruppenmitgliedern getrunken. Eine Sandkiste

sowie 250 kg Kies wurden gekauft. Davon gin- gen 150 kg in die Sandkiste und 100 kg in di- verse Kaninchenlöcher auf dem Rasen.

Es herrschte am 2.7. eine durchgängig gute Stimmung auf dem Gelände, es machte ein- fach Spaß – und „nebenbei“ wurden doch eine Menge Inhalte transportiert! Als Rück- meldung von Gästen, Kooperationspartnern sowie Kolleginnen und Kollegen bleibt festzu- halten – es war rundherum gelungen!

➢ Britta Maaß Dezernat 10 – Daten zur Umwelt, Informati- onstechnik und Öffentlichkeitsarbeit Tel.: 0 43 47 / 704-241 [email protected]

12 10 Jahre LANU – ein Rückblick auf den Tag der offenen Tür am 2. Juli 2006 Siedlungsabfallentsorgung 2006 – Verwertung, Behandlung, Zwischenlagerung

➢ Uwe Meyer

Seit dem 1. Juni 2005 dürfen Siedlungsabfälle nicht mehr ohne vorherige Behandlung auf Deponien abgelagert werden. Diese Vorschrift aus der Abfallablagerungsverordnung des Bun- des führt zu erheblichen Veränderungen von Abfallströmen. Verschiedene nationale Studien der letzten zwei Jahre heben die positiven Auswirkungen moderner Abfallwirtschaft auf die Schonung natürlicher Ressourcen, den Kli- maschutz und auch den Arbeitsmarkt (Be- schäftigungseffekte) hervor. Aber noch ist nicht alles „in trockenen Tüchern“. Sowohl für die operativen Akteure der Abfallwirtschaft, als auch für die mit der Genehmigung und Überwachung von Siedlungsabfallanlagen be- fassten LANU-Kolleginnen und -Kollegen füh- ren die neuen Anforderungen zu spürbar er- höhten Belastungen.

Schließung von Deponien Die Umsetzung der Abfallablagerungsverord- nung führt bundesweit zur Schließung und Ab- dichtung einer Reihe von Hausmülldeponien. Durch die Abfallbehandlung wird das Aufkom- men an Abfällen zur Deponierung (Behand- lungsrückstände) nämlich um mindestens Zweidrittel reduziert. In Schleswig-Holstein sind fünf von zehn ehemaligen Hausmülldepo- nien nicht mehr zur Abfallannahme zugelassen und werden jetzt abschnittsweise abgedich- tet. Durch diese Maßnahmen wird einerseits der Eintrag von Niederschlagswasser von der Oberfläche in den Deponiekörper verhindert, andererseits kann kaum noch methanhaltiges Deponiegas emittieren. Wegen der 21-fachen Klimawirksamkeit von Methan gegenüber Kohlendioxid ist dies ein ganz erheblicher Baustein zum Klimaschutz.

Die heute zur Ablagerung zugelassenen Abfäl- le neigen kaum noch zur Deponiegasbildung. Eine Studie im Auftrag des Umweltbundesam- tes kommt zu dem Ergebnis, dass ein Fünftel der gesamten bisherigen Minderung von Treib- hausgasemissionen in Deutschland allein auf das Deponierungsverbot zurückgeht. Weitere Potenziale werden durch die Ausweitung und Optimierung der stofflichen und energeti- schen Abfallverwertung bis 2020 erwartet1.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 13 Allerdings gibt es auch Abfälle, die weder ver- fälle bei den gewerblichen Anfallstellen ge- wertbar noch behandelbar sind und die den trennt nach Abfallarten erfasst werden. Dies zulässigen Organikgehalt überschreiten. Ein ist anerkanntermaßen die beste Gewähr für Beispiel hierfür sind Abfälle von Brandschä- hohe Verwertungsquoten. den, die mit Asbest verunreinigt oder nicht trennbar mit Tierkadavern vermischt sind. In Ein kleiner Wermutstropfen bleibt. Die aufbe- derartigen Ausnahmefällen ist die Ablagerung reiteten Sekundärrohstoffe verlassen zu gro- dieser problematischen Abfälle auf Deponien ßen Teilen Schleswig-Holstein in Richtung mit Zustimmung des LANU weiterhin zulässig. Fernost; nur geringe Anteile werden in der heimischen Industrie zur Herstellung neuer Produkte verwendet. Mehr Verwertung Das Behandlungsgebot der Abfallablagerungs- National gewinnt die energetische Verwertung verordnung hat zu einer Anhebung des Kos- von Ersatzbrennstoffen aus Abfällen rasant an tenniveaus für Siedlungsabfälle und gemischte Bedeutung. In Schleswig-Holstein stehen mit Bau- und Abbruchabfälle geführt. Parallel ha- der Thermischen Ersatzbrennstoff-Verwer- ben sich – auch bedingt durch den großen tungsanlage TEV Neumünster, dem Zement- Rohstoffbedarf der aufstrebenden Wirtschafts- werk in Lägerdorf und dem Heizkraftwerk der macht China – die Rohstoffpreise deutlich er- Stadtwerke Flensburg bereits drei Anlagen zur höht. Dies spiegelt sich in den Erlösen für aus Verfügung, die die Energie der Abfälle in Abfällen gewonnene Sekundärrohstoffe wider. Strom und kommunale Fernwärme oder Pro- Kurz gesagt: „Sortieren lohnt sich!“. Inzwi- zesswärme umsetzen. Weitere Industriekraft- schen werden daher nicht nur grobe Stücke werke sind für Glückstadt und Brunsbüttel so- von Eisenmetallen oder Altholz aus den wie Hamburg (Kraftwerk Peute) in Planung. In Mischabfällen ausgelesen. Mit moderner der Regel werden dadurch nicht nur die fossi- Trenntechnik werden auch die Nichteisenme- len Energieressourcen geschont, sondern talle und verschiedene Kunststoffe für eine durch die im Abfall enthaltenen regenerativen stoffliche Verwertung zurückgewonnen. Ent- Anteile wird auch ein nicht unerheblicher Bei- sorger berichten davon, dass wieder mehr Ab- trag zum Klimaschutz geleistet.

Kunststofffolien zur stofflichen Verwertung (Foto: Abfallwirtschaftsgesellschaft Rendsburg-Eckernförde)

14 Siedlungsabfallentsorgung 2006 – Verwertung, Behandlung, Zwischenlagerung Defizit an Behandlungskapazitäten Genehmigungsrechtlich eher zweifelhafte Zu- Obwohl die „Deadline“ des Ablagerungsver- stände hat das LANU im Rahmen einer lan- botes (31. Mai 2005) seit 1993 in der Techni- desweiten Inspektion im Herbst 2005 vorge- schen Anleitung Siedlungsabfall vorgegeben funden: war, stehen bis heute nicht ausreichend Kapa- An vielen Sortier- und Aufbereitungsanla- zitäten für alle behandlungsbedürftigen Abfälle gen hatte sich ein erheblicher Rückstau zur Verfügung. Beispielsweise lief die MBA weiter zu behandelnder Abfälle angesam- Lübeck auch Ende 2006 noch nicht kontinuier- melt, der in einigen Fällen die zulässigen lich im bestimmungsgemäßen Volllastbetrieb. Lagermengen überschritt. Das Defizit besteht aber nach einhelliger Auf- Auf dem Gelände der Deponie Neumüns- fassung vor allem für die thermische Behand- ter hatten sich die vom LANU auf Basis ei- lung von Resten aus der Sortierung von Sperr- ner Anzeige für kurze Zeit akzeptierten Flä- müll, Verpackungen, Gewerbeabfällen und chen zur Bereitstellung heizwertreicher Bau- und Abbruchabfällen sowie heizwertrei- Abfälle für die weitere energetische Ver- chen Fraktionen aus mechanisch-biologischen wertung zu einem größeren dauerhaften Abfallbehandlungsanlagen (MBA). Lager entwickelt.

Bei einigen Behandlungsanlagen kommt es Diese Zustände führten zu wiederholten An- aufgrund von temporären Spitzenlasten zu un- fragen des Landtags sowie der Fach- und der geplanten Ausfallzeiten. Die genannten Reste Tagespresse. Die Hausleitung des MLUR lässt aus Sortier- und Aufbereitungsanlagen können sich seit Anfang 2006 in kurzen Abständen be- dann nicht kontinuierlich abgenommen wer- richten. Der Entsorgungsengpass führt insge- den. Abfälle werden deutlich mehr als vor samt zu erheblichem Aufwand bei den für die dem Behandlungsgebot zwischen Behand- Überwachung des genehmigungskonformen lungsanlagen hin und her transportiert, um alle Anlagenbetriebs zuständigen LANU-Mitarbei- vorhandenen Kapazitäten zu nutzen. Dennoch terinnen und -Mitarbeiter. kommt es immer wieder zum Rückstau von Abfällen an Sortier- und Aufbereitungsanlagen. Für einige Standorte wurden Teilräumungen, Annahmestopps und/oder Nachweise über die Positiv ist zu vermelden, dass die Betreiber Entsorgung angeordnet. Da oftmals wirt- von Behandlungsanlagen inzwischen eng zu- schaftliche Hintergründe mit ursächlich für die sammen arbeiten, weil jeder die Unterstüt- übergroßen Lagerhalden sind, wird den Betrei- zung der anderen benötigt. bern häufig auch die Annahme weiterer Abfäl- le zugestanden (Einnahmen!), wenn gegen- über dem LANU dokumentiert wird, dass Zwischenlagerungen mehr Abfälle zur Entsorgung abgegeben wer- Obwohl das LANU und das Ministerium für den. Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (MLUR) seit Mitte 2004 auf die Notwendigkeit Inzwischen hat sich die Situation an den meis- von Zwischenlagern aufmerksam machten, ist ten Sortieranlagen bereits entspannt. Hinter- heute festzustellen, dass der Bedarf auf Be- grund dürften die verstärkten Verwertungsbe- treiberseite deutlich unterschätzt wurde. mühungen, aber auch neue thermische Anla- gen im mittleren Deutschland sein. So richtig Genehmigte Zwischenlager standen Ende wird der Entsorgungsengpass aber erst beho- 2006 an folgenden Standorten zur Verfügung: ben sein, wenn auch hier im Norden zusätzli- Damsdorf/Tensfeld: wird im Wesentlichen che Behandlungs- und Zwischenlagerkapazitä- für Hausmüll und ähnliche Abfälle in Aus- ten verfügbar sind. fallzeiten Hamburger MVA genutzt; Befris- tung bis Ende 2008. Lübeck-Niemark: verschiedenartige noch in Ausblick / Planungen der MBA weiter zu behandelnde Abfälle Erste Lichtblicke sind auch in Schleswig-Hol- der Hansestadt Lübeck werden in Ballen stein erkennbar: oder verdichteten Mieten zwischengela- Die ALTERA in Lägerdorf arbeitet seit Som- gert; bis Ende April 2007 zu räumen. mer 2006 heizwertreiche Sortierreste ihrer Neumünster-Wittorferfeld: Ballenlager für beiden Gesellschafter – Buhck aus Wen- Ersatzbrennstoffe neben der MBA Neu- torf und M+S-Transporte Bremen-Stuhr - münster, das Revisionszeiten und unge- zu Ersatzbrennstoffen (EBS) auf. Diese plante Betriebsausfälle der TEV abpuffern werden anschließend im benachbarten Ze- soll. mentwerk Lägerdorf eingesetzt. Das Ze- Eggebek: Ballenlager für aufbereitete Er- mentwerk Lägerdorf hat hierfür seine ge- satzbrennstoffe aus der Altpapieraufberei- nehmigten Kapazitäten für den tung. Abfalleinsatz weiter ausgebaut.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 15 Die mittelständische Entsorgungsinitiative EBS kann direkt der TEV Neumünster zu- Schleswig-Holstein (MEISH) betreibt seit geführt werden. November 2006 ebenfalls eine EBS-Aufbe- Im Herbst 2006 wurden ein größeres Bal- reitung. Am Standort des AWZ Flensburg lenlager für EBS und ein Notfalllager am werden Reste aus den Sortieranlagen der Standort der Deponie Lübeck-Niemark ge- Gesellschafter AWZ, Buhck, Gollan und nehmigt. Nordschrott aufbereitet. Seit Dezember Im Januar 2007 legten die SWN Entsor- 2006 werden erste Abfälle in den Wirbel- gung für den Standort Neumünster-Wittor- schichtkesseln des Flensburger Heizkraft- ferfeld einen zunächst noch unvollständi- werkes eingesetzt. gen Genehmigungsantrag für ein großes Die Firma Brockmann Recycling hat ihre Langzeitlager für EBS und heizwertreiche Sortieranlage um Aufbereitungsschritte zur Abfälle vor. Ersatzbrennstoffherstellung ergänzt. Der

Ersatzbrennstoff-Ballen (Foto: Brockmann Recycling)

16 Siedlungsabfallentsorgung 2006 – Verwertung, Behandlung, Zwischenlagerung Neben diesen so genannten „kalten Abfallent- Summary sorgungsanlagen“, für die das LANU zustän- Since June 2005 in municipal waste dig ist, werden auch Planungen für thermi- has to be treated before the residues may be sche Anlagen vorangebracht: disposed on landfills. The necessary measures Für die Erweiterung der MVA Neustadt um lead to more recycling and to the higher 80.000 Mg/a wurde Ende September der usage of waste as fuel. The amount of waste Genehmigungsantrag beim Staatlichen for dumping will become less, so that landfills Umweltamt Kiel eingereicht. will be closed and sealed. Altogether, the mo- Für die Erweiterung der MVA Tornesch-Ah- difications in municipal waste management renlohe um 2 x 100.000 Mg/a (in Stufen) have great positive effects on the reduction of fand bereits ein Scoping-Termin statt. using natural resources and the emission of Die Erweiterung der MVA Kiel um 100.000 gases that are responsible for climate change. Mg/a ist beabsichtigt (aber noch nicht be- At the beginning of 2007 there were still not antragt). enough treatment capacities available. As a Für ein Ersatzbrennstoffkraftwerk in Bruns- consequence wastes have to be stored until büttel (300.000 Mg/a EBS) zur Versorgung more treatment capacities are established. von Bayer Industries mit Strom und Indus- The LANU staff competent for the permission triedampf fand im November 2006 ein Sco- and inspection of most of the waste treat- ping-Termin statt. ment facilities is forced to act more often and Das HKW Glückstadt verfügt bereits über quickly, especially since press and politicians eine Genehmigung zur Errichtung eines have put this unsolved situation on their agen- EBS-Kessels (155.000 Mg/a). da. But for many sites permissions for additio- Die Genehmigung für ein Kraftwerk bei der nal pre-treatment-capacities, for storage and Norddeutschen Affinerie in Hamburg für for the usage of waste as a fuel have already 750.000 Mg/a EBS ist beantragt; andere been applied, so that the deficit should be Träger werden voraussichtlich ihre Anla- abolished at the latest by the middle of 2009. generweiterungen von der Umsetzung die- ser Großanlage abhängig machen. 1 Öko-Institut/ifeu-Heidelberg: Statusbericht zum Beitrag der Abfallwirt- Angesichts dieser Planungen werden bereits schaft zum Klimaschutz und weitere Potenziale; August 2005. Stimmen laut, die vor Überkapazitäten war- nen. Die Folge wäre ein Preisverfall, der die eingangs geschilderten Verwertungserfolge ➢ Uwe Meyer gefährden könnte. Dezernat 23 - Obere Abfallentsorgungs- behörde – Siedlungsabfälle Zunächst bleibt aber festzustellen, dass zu- Tel.: 0 43 47 / 704 – 620 sätzliche Kapazitäten zum Abbau des Abfall- [email protected] überhangs nicht nur geplant, sondern auch er- richtet werden müssen.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 17 18 Vereinheitlichung der Jahresübersichten von Abfallentsorgungsanlagen

➢ Heiko Gömpel

Das LANU ist als wissenschaftlich-technische Grundlagenbehörde verpflichtet, Daten und In- formationen aus dem Abfallbereich zu erheben, auszuwerten, aufzubereiten und im Rahmen von Informations- und Berichtspflichten bereit- zustellen. Die Nutzung der Daten erfolgt bei- spielsweise im Rahmen der Abfallwirtschafts- planung.

Eine Quelle für die erforderlichen Daten aus dem Abfallbereich sind die Jahresübersichten der Abfallentsorgungsanlagen. Die Jahresüber- sichten stellen eine Zusammenfassung des Be- triebstagebuches dar. Sie beinhalten neben den Daten der angenommenen und abgegebenen Abfallmengen unter anderem auch Angaben zum Betriebsablauf und zu Betriebsstörungen.

Neben der Funktion als Datenquelle nimmt die Bedeutung der Jahresübersichten als Instru- ment der Anlagenüberwachung bedingt durch knappe Personalressourcen bei gleichzeitig stei- gender Zahl an Aufgaben zu, da für Regelüber- wachungen vor Ort immer weniger Zeit bleibt.

Bisher bestand noch nicht für alle Abfallentsor- gungsanlagen die Pflicht zur Vorlage von Jah- resübersichten. Zudem waren die Anforderun- gen an die Jahresübersichten aufgrund unter- schiedlicher Genehmigungszeitpunkte und be- dingt durch die in der Vergangenheit vorhande- ne Zuständigkeit verschiedener Behörden nicht einheitlich geregelt, so dass die Lieferung der Daten sehr uneinheitlich erfolgte. Dies soll künftig für alle Abfallentsorgungsanlagen in glei- cher Art und Weise geregelt werden.

Ein weiterer Aspekt, der im Zuge der Verein- heitlichung der Jahresübersichten eine Rolle spielt, sind die in regelmäßigen Abständen durch die Presse gehenden Schlagworte „Ver- waltungsvereinfachung“ oder „Bürokratieab- bau“. Die Betriebe beklagen sich vermehrt über den hohen Verwaltungsaufwand aufgrund der ihrer Meinung nach zu hohen Zahl an Rechtsvorschriften, die zu beachten sind. Ins- besondere im Bereich der Datenlieferung für statistische Zwecke wird auch seitens der Be- treiber von Abfallentsorgungsanlagen immer wieder Kritik laut, die den hohen Arbeitsauf- wand hierfür bemängeln. Dies ist insofern be- rechtigt, da viele deckungsgleiche Daten auch an die statistischen Behörden zu liefern sind. Diese doppelte Datenlieferung an unterschiedli-

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 19 che Behörden führt zu einem erhöhten Auf- gungsträger (örE) wird eine Zusammenarbeit wand seitens der Betreiber der Abfallentsor- mit dem Statistikamt Nord bereits erfolgreich gungsanlagen, da die Daten entsprechend der praktiziert. Die Datenabfrage bei den Abfallent- jeweiligen Erhebungssystematik unterschied- sorgungsanlagen soll künftig ebenfalls in Koo- lich aufzubereiten sind. peration zwischen dem Statistikamt Nord und dem LANU erfolgen. Voraussetzung hierfür ist Die mehrfache Erhebung gleicher Daten beruh- zunächst die Angleichung der Erhebungssyste- te bisher darauf, dass die statistischen Ämter matik in der Form, dass beide Behörden die bei ihren Primärerhebungen nicht auf die Daten Daten in der für sie erforderlichen Tiefe erhal- anderer Behörden zurückgreifen und ihre erho- ten. benen Daten nur in aggregierter Form, die für die Fachbehörden in der Regel nicht ausreicht, Vor dem Hintergrund der Vereinheitlichung der abgeben durften. Mit der Novelle des Umwelt- Anforderungen an die Jahresübersichten sowie statistikgesetzes (UStatG) vom August 2005 der gemeinsamen Erhebung der Daten mit hat sich dies insofern geändert, als die statisti- dem Statistikamt Nord hat das LANU für circa schen Behörden jetzt auch Daten anderer Be- 400 Anlagenstandorte nachträgliche Anordnun- hörden und Stellen nutzen dürfen. gen erlassen, in denen für alle Anlagen die In- halte der Betriebstagebücher sowie der daraus Im Rahmen der Erhebung der Daten für die Ab- zu erstellenden Jahresübersichten festgelegt fallbilanzen der öffentlich-rechtlichen Entsor- wurden.

Abbildung 1: Startseite des Internetportals für Jahresübersichten

20 Vereinheitlichung der Jahresübersichten von Abfallentsorgungsanlagen Abbildung 2: Anmeldemaske für den internen Be- reich des Internet- portals

Betreiberportal – formationen zu den Jahresübersichten und Anwendung für Anlagenbetreiber weiteren Informationsangeboten zum Thema Zur Unterstützung der Anlagenbetreiber bei Abfall sowie einen internen Bereich, der nur der Erstellung der Jahresübersichten wurde mit entsprechenden Zugangskennungen er- ein Internetportal zur Erfassung und Weiterlei- reicht werden kann. tung der Jahresübersichten an das LANU ent- wickelt (Abbildung 1). Das Portal ist unter Bei dem internen Bereich handelt es sich um www.jahresuebersichten.schleswig- eine Oracle-Datenbankanwendung mit einer holstein.de zu erreichen. Es hat einen öffent- browserbasierten Bedienoberfläche, die nach lich zugänglichen Bereich mit allgemeinen In- einer Anmeldung an der Internetdatenbank zur

Abbildung 3: Vorgegebene Anla- genstruktur und er- forderliche Einga- bemasken je nach Anlagentyp

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 21 Abbildung 4: Beispiel einer Ein- gabemaske für die Jahresübersichten

Laufzeit geladen wird. Installationen auf Client- sind abhängig von dem jeweiligen Anlagentyp seite sind nicht erforderlich. Die Stammdaten (Abbildung 3). In dieser Maske ist ebenfalls er- der Entsorgungsanlagen sowie die Kataloge kennbar, wie weit der Bearbeitungsstand für und Schlüssellisten stammen aus dem Abfall- die jeweilige Anlage fortgeschritten ist, da fer- wirtschaftlichen Informationssystem (AWIS). tig ausgefüllte Eingabemasken entsprechend Diese Daten werden täglich zwischen interner gekennzeichnet werden. AWIS-Datenbank und Internetdatenbank abge- glichen. Um Inkonsistenzen in den Datenbe- Die eigentlichen Eingabemasken sind in der ständen zu vermeiden, erfolgt die Pflege der Regel so gestaltet, dass sie weitgehend Stammdaten ausschließlich in AWIS. selbsterklärend sind. So sind Pflichtfelder farb- lich hervorgehoben darstellt (Abbildung 4). Die Internetanwendung hat eine eigene Nut- Des Weiteren erfolgen Prüfungen während zerverwaltung (siehe unten). Für den internen der Eingabe bzw. beim Abspeichern der Einga- Bereich des Betreiberportals erhält jeder Be- ben. Dabei wird auf unvollständige oder fal- treiber speziell für seinen Standort eine eigene sche Eingaben hingewiesen, ein Abspeichern Zugangskennung, über die nur er die Daten ist trotzdem möglich. Der Abschluss einer Ein- seiner Anlagen sieht. Die Anmeldung an das gabemaske ist allerdings nur nach Korrektur System ist aus Sicherheitsgründen dreistufig bzw. Ergänzung fehlender Eingaben möglich. ausgelegt. Für die Anmeldung ist die Auswahl Sobald alle Eingabemasken aller Anlagen ei- eines Standortes, die Eingabe einer Benutzer- nes Standortes ausgefüllt und abgeschlossen kennung und die Eingabe eines Kennwortes sind, ist die Jahresübersicht bereit für die erforderlich (Abbildung 2). Übermittlung an das LANU. Die Übermittlung wird aktiv durch den Anlagenbetreiber über Nach erfolgreicher Anmeldung sieht der Anla- den entsprechenden Menüpunkt angestoßen. genbetreiber die Anlagenstruktur für den Hierbei erfolgt nochmal eine Prüfung, ob alle Standort bzw. die Anlagen, für die er eine Jah- Masken abgeschlossen wurden. Ist alles kor- resübersicht abgeben muss. Durch Auswahl rekt, wird die Jahresübersicht für eine Bear- einer Anlage werden die erforderlichen Einga- beitung durch den Anlagenbetreiber gesperrt bemasken aufgelistet und können nacheinan- und automatisch eine Mail an das LANU ge- der ausgefüllt werden. Die Zahl der Eingabe- sendet. masken bzw. die abgefragten Informationen

22 Vereinheitlichung der Jahresübersichten von Abfallentsorgungsanlagen Abbildung 5: Administrationsbe- reich des Betrei- berportals

Betreiberportal - Administrationstool Summary Bestandteil des Betreiberportals ist ebenfalls The State Agency for Nature and Environment ein Administrationstool. In das Administrati- of Schleswig-Holstein (LANU) has standardi- onstool integriert ist die Benutzerverwaltung zed the data requests in the framework of the für das Betreiberportal. Darüber hinaus erfolgt annual reports for all waste facilities in Schles- hier neben der inhaltlichen Prüfung der abge- wig-Holstein by official order. The goal was to schlossenen Jahresübersichten auch die Steu- create an optimised data basis for the plan- erung des Datentransfers zwischen AWIS und ning of waste management activities. In addi- der Portaldatenbank. Zur Prüfung der Einga- tion the annual reporting obligations for the ben der Jahresübersichten können die von plant operators were simplified, as the data den Anlagenbetreibern abgeschlossenen Jah- must be delivered only once. The plant opera- resübersichten über das Administrationstool tors only have to submit their reports by an In- aufgerufen und ggfs. geändert oder wieder für ternet application and convey them to the den Anlagenbetreiber freigeschaltet werden. LANU. Due to a cooperation between LANU Geprüfte Jahresübersichten werden entspre- and the Statistical State Service, these data chend gekennzeichnet und in das AWIS über- are used for both, waste management and tragen (Abbildung 5). statistical reporting purposes.

Weiterhin können die einem Anlagentyp zuge- wiesenen Eingabemasken sowie Hilfefunktio- ➢ Dr. Heiko Gömpel nen über das Administrationstool konfiguriert Dezernat 21 - Grundlagen der Stoff- und werden. Integriert wurden ebenfalls Log-Funk- Abfallwirtschaft tionen sowie Prüffunktionen bezüglich der Be- Tel.: 0 43 47 / 704 – 641 arbeitungsstände. [email protected]

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 23 24 Klimawandel und Naturschutz – zwischen Aktionismus und Anpassung

➢ Thomas Wälter

1. Klimawandel – wir sind mitten drin Es ist inzwischen auf der Basis einer sehr breiten Forschung und weltweiten Modellie- rungsaktivitäten in der wissenschaftlichen Ge- meinschaft unstrittig, dass sich unser Klima auf der Erde ändert - ungewöhnlich schnell und zum überwiegenden Teil sind menschli- che Aktivitäten dafür ursächlich. Der vierte IPCC-Bericht1 vom Februar 2007 geht – auf ei- ner breiten Basis von Emissionsszenarien und Modellen - von einer Zunahme der Jahresmit- teltemperatur in den nächsten 100 Jahren in einer Bandbreite von 1,4 bis 5,8 Grad Celsius aus. Um sich besser vorstellen zu können, was diese Spanne bedeutet: die durchschnitt- liche Jahresmitteltemperatur der „Weichsel- eiszeit“ lag in unseren Breiten bei 11oC - also in etwa ebenfalls 4 Grad Unterschied zur heu- tigen Jahresmitteltemperatur von ca. 15 oC - nur fand hierbei die Abkühlung in erheblich längeren Zeiträumen statt!

Zusätzlich könnten Methanfreisetzungen aus den erwärmten Ozeanen oder das Auftauen der heutigen Permafrostböden das hoch kli- mawirksame Methan freisetzen. Solche Effek- te können den Klimawandel noch verstärken.

Schon in den letzten 80-100 Jahren wurde in Deutschland ein Temperaturanstieg von ca. 0,6 bis 1 Grad konstatiert. Dieser Anstieg führt(e) zur Verstärkung der Klimaextreme, ins- besondere regional. Das bedeutet eine Trend- verstärkung sowohl in trockenen als auch in feuchten Regionen. Niederschläge werden zu- künftig bei uns wohl mehr und mehr in den Wintermonaten fallen und im Sommer im Mit- tel abnehmen. Zudem zeigen die Projektionen, dass dieser verringerte Niederschlag im Som- mer zunehmend in Form von Starkregenereig- nissen fallen wird.

Seit 1978 ist die im Sommer mit Eis bedeckte Fläche des Nordpolarmeeres um 7,4 % pro Jahrzehnt zurückgegangen, das sind insge- samt ca. 20 % in weniger als 30 Jahren. Die Gletscher an Grönlands Küsten fließen schnel- ler ins Meer als noch vor wenigen Jahren. Würden wir keinerlei Klimaschutzmaßnahmen ergreifen, wäre der arktische Ozean gegen Ende unseres Jahrhunderts im Sommer dem- nach praktisch eisfrei.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 25 Die Frage ist also nicht mehr, ob ein Klima- Wir verfügen jedoch in Schleswig-Holstein wandel stattfindet, sondern wie stark dieser derzeit noch über keine hinreichenden ausgeprägt sein wird und wie wir uns darauf Kenntnisse zu möglichen Folgen von Klima- einstellen können. veränderungen im Bereich der Schutzgüter Arten, Biotope und Ökosysteme. Es sind da- Vom Umweltbundesamt beauftragte Regio- her auf der Basis vorliegender aktueller Daten nalmodellierungen (REMO des Max-Planck- die Auswirkungen des für Schleswig-Holstein Instituts für Meteorologie in Hamburg und prognostizierten Klimawandels auf Lebensräu- WETTREG des CEC Potsdam, beide 2006) er- me, Flora und Fauna räumlich differenziert ab- möglichen mittlerweile hinreichend genaue, zuschätzen und geeignete Maßnahmen abzu- regional spezifizierte Projektionen auf Basis ei- leiten. Veränderungen des Wasserhaushaltes nes Rasters von 10 x 10 km. Entsprechend werden sich naturgemäß besonders auf was- der REMO Studie wird für Schleswig-Holstein serabhängige Ökosysteme (Gewässer, Moore, eine Erhöhung der Jahresmitteltemperatur bis Sümpfe und Auen) negativ auswirken, trocke- zum Ende des Jahrhunderts um 2-3 Grad Cel- ne Ökosysteme wie Heiden und Trockenrasen sius erwartet. Die Niederschlagsmenge in der werden im Gegenzug zunehmen. Eine Progno- Vegetationsperiode wird danach voraussicht- se auf der Grundlage der neuen Regionalstudi- lich in Schleswig-Holstein bis zu 25% abneh- en ist dringend anzuraten. Hieraus ergibt sich men, im Winter jedoch um bis zu 40% zuneh- die Frage: men. Insgesamt wird sich die Vegetationspe- riode in Folge des ganzjährigen Temperaturan- stieges ausdehnen. Welche Folgewirkungen hat die Klimaände- rung für den Naturschutz, d.h. insbesonde- Dies bedeutet beispielsweise, dass ein höhe- re für ausgewählte Ökosysteme und Arten? rer Wasserverbrauch bzw. ein höherer Was- Antworten auf diese Fragen müssen folgende serbedarf der Vegetation einer niedrigeren Anforderungen erfüllen: Wasserverfügbarkeit (insbesondere in der für Umfassende Darstellung der wahrscheinli- Pflanzen nutzbaren Vegetationsperiode) ge- chen Wirkungen der für Schleswig-Holstein genüber steht. Neben der Temperatur hat der prognostizierten Klimaänderungen über Wasserhaushalt einer Landschaft – also Nie- den Naturhaushalt auf Arten und Ökosyste- derschlagsmenge und -verteilung, Wasser- me. speicherung im Boden, Abfluss und Verduns- Zusammenstellung der durch den Klima- tung – einen großen Einfluss auf das Pflanzen- wandel in Schleswig-Holstein besonders wachstum. Höhere Sommertemperaturen ge- betroffenen und naturschutzfachlich rele- hen neben dem größeren Wasserbedarf der vanten Ökosysteme und Arten auf Grund- Vegetation mit erhöhten Verdunstungsraten lage der vorliegenden Informationen über der Oberflächen einher. Als Folge ist mit einer Vorkommen und klimatische Empfindlich- kontinuierlichen Veränderung der Standortver- keit. hältnisse, vor allem hinsichtlich des Gesamt- Ableitung von möglichen Trends wasserhaushaltes, zu rechnen. Die Ökosyste- für die Entwicklung ausgewählter Öko- me werden sich mit ihrem Arteninventar, je systeme, nach Empfindlichkeit bzw. ökologischer Tole- für die Zuwanderung bzw. Zunahme ranz, langsam verändern. und/oder Ausbreitung wärmeliebender und trockenheitstoleranter Pflanzen- und Tierarten, 2. Fragestellung für den Rückgang bzw. die Abwande- Wie sich der Klimawandel mit all seinen ökolo- rung von ausgewählten Pflanzen- und gischen und sozioökonomischen Facetten in Tierarten kühlfeuchter Standorte. einer gemäßigt humiden-ozeanischen Region Darstellung der Auswirkungen von Klima- wie Schleswig-Holstein auswirkt, ist im Einzel- änderungen auf die Wasserversorgung nen nur schwer vorauszusagen. In der Land- wasserabhängiger Lebensräume im Hin- und Forstwirtschaft wird die Ertragssicher- blick auf das pflanzenverfügbare Boden- heit durch extreme Wetterereignisse, Schäd- wasser. lingsdruck und Brandgefahr gefährdet, da das Beschreibung wesentlicher landschaftsöko- Risikopotential erheblich zunehmen wird. Die logischer Wechselwirkungen mit anderen Wasserwirtschaft wird bereits jetzt auf der Ökosystemkompartimenten, vor allem zum einen Seite mit erhöhter Hochwassergefahr Boden, und Ableitung von Aussagen zu und auf der anderen Seite gleichzeitig mit ei- künftigen Entwicklungstendenzen. ner Abnahme des sommerlichen Wasserdar- Gegenüberstellung Klima- und Wasser- gebotes konfrontiert. haushaltsprognosen / Standortbedingungen

26 Klimawandel und Naturschutz – zwischen Aktionismus und Anpassung und Lebensansprüche ausgewählter Öko- die Biotopverbundplanung sowie die Um- systeme (unter Nutzung von ökologischen setzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie Zeigerwerten der Vegetation) im Hinblick (WRRL) anwendbar sein. auf ihren Fortbestand und ihre Entwick- Wirkungen klimatischer und hydrologischer lung. Veränderungen auf die Betroffenheit aus- Zusammenstellung der durch den Klima- gewählter Faunengruppen, auf Flora und wandel besonders gefährdeten wasserab- Vegetation (mittels ökologischer Zeigerwer- hängigen Ökosysteme bzw. Biotoptypen; te), Biotop- und Ökosystemtypen (klimati- Interpretation im Hinblick auf zu erwarten- sche Wasserbilanz) sowie Vegetationszo- de Stabilität (Anpassungsvermögen) oder nen (mittels ökologischer Klimadiagram- Instabilität (Gefährdung). me). Ermittlung von Indikator-Eigenschaften der untersuchten wasserabhängigen Ökosyste- me und ihrer Lebensgemeinschaften für 3. Ökosysteme und Arten klimabedingte Standortveränderungen. Klimaänderungen werden mittlerweile welt- Prognose wahrscheinlicher Veränderungen weit als eine der Hauptursachen für das Aus- der Biotopzonierung in Abhängigkeit von sterben von Arten und den Rückgang der Bio- den hydrologischen bzw. geohydraulischen diversität angesehen. So sind beispielsweise Bedingungen (graduell neue Ökosystemty- innerhalb der marinen Ökosysteme bereits pen). heute ca. 10 % der Korallenriffe zerstört und Auswirkungen klimabedingter Landnut- weitere 50 % gefährdet. Kälteempfindliche zungsänderungen, insbesondere der Land- und feuchtigkeitsliebende Arten werden ver- und Forstwirtschaft, auf den Naturhaushalt. schwinden und wärmeliebende Arten einwan- Ableitung von geeigneten Maßnahmen und dern. Gebietsansässige heimische Arten wer- Strategien für Naturschutz / Landschafts- den durch die Zuwanderung neuer einge- pflege in Schleswig-Holstein im Hinblick schleppter oder eingebrachter Arten aus ande- auf die Folgewirkungen von bereits einge- ren Bereichen (Neobiota) einer neuen Konkur- tretenen und prognostizierten Klimaverän- renzsituation unterliegen (Abbildung 1). In der derungen für den Artenschutz, den Objekt- Nordsee verschoben sich die Lebensräume und Flächenschutz sowie die Eingriffsrege- von Zooplanktonarten um bis zu 1.000 km lung. Davon ausgehend sollen umsetzbare nach Norden. Wärmeliebende Arten wandern Vorschläge für naturschutzfachliche Planun- in der Nordsee bis zu 250 km pro Jahrzehnt gen und Maßnahmen zum Fortbestand nach Norden. Als Folge des Klimawandels und zur Entwicklung insbesondere wasser- wird nach Expertenmeinung der Verlust von abhängiger Ökosysteme unterbreitet wer- Tier- und Pflanzenarten auf bis zu 30 % ge- den. Die Maßnahmen sollen vor allem für schätzt. Insbesondere spezialisierte Arten mit den Objekt- und Flächenschutz einschließ- geringer Standorttoleranz sind gefährdet. lich der Umsetzung von NATURA 2000, für

Abbildung 1: Asiatische Marien- käfer werden evtl. künftig einheimi- sche Marienkäfer- arten zurückdrän- gen

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 27 Kiebitz Graugans Star

Abbildung 2: Auswirkungen des Klimawandels auf Zug und Überwinterung von Vögeln: Kiebitz, Graugans und Star sind Beispiele für Vo- gelarten, die früher mit der Brut beginnen und z. T. nicht mehr wie früher im Winter in den Süden ziehen.

Ein größerer Ausfall von Populationen einer (Abbildung 2). Bei einigen der untersuchten Art führt zur Verarmung des Genpools und da- Arten wurden als Veränderung gegenüber mit wiederum zu verringerter Anpassungsfä- dem früheren Brutverhalten auch ein früherer higkeit. Sind mehrere Arten betroffen, kann Legebeginn und Mehrfachbruten festgestellt, sich das ökologische Systemgefüge destabili- teilweise wurde gleichzeitig auch eine höhere sieren, die Produktivität des Ökosystems wird Gelegegröße und ein höherer Schlupferfolg erheblich eingeschränkt. Bei dieser räumlichen beobachtet. und zeitlichen Entmischung bestehender Ar- tengemeinschaften werden weniger mobile Die Natur kennt keinen statischen Zustand, Arten besonders in Mitleidenschaft gezogen. sie unterliegt einem stetigen Wandel. Der Kli- Ökosysteme wie Wälder, Gebirgsregionen, mawandel wird jedoch eine zeitlich sehr viel Hochmoore aber auch Agrarökosysteme wer- kurzfristigere Anpassung bzw. eine Verände- den von dieser Entwicklung nicht verschont rung der Ökosysteme zur Folge haben. Insbe- bleiben. sondere die Arealgrenzen (ökologische Über- gangsbereiche) werden eine schnelle Verände- Die vom LANU 1996 herausgegebene letzte rung erkennen lassen und sind daher im Rah- Rote Liste der Libellenarten beispielsweise men eines Monitorings besonders zu berück- deutet darauf hin, dass viele der zuwandern- sichtigen. Bei einer Temperaturerhöhung um 1 den Arten (Dispersalarten) zum mediterranen Grad wird beispielsweise eine Verschiebung Faunenkreis gehören. Möglicherweise werden der Vegetationszonen um etwa 200-300 km die stark zurückgehenden sibirischen Arten polarwärts bzw. um 200 Höhenmeter ange- durch mediterrane Libellenarten abgelöst. Die- nommen. Neben der oben genannten Modifi- ses Phänomen der Faunenverschiebung ist kation der standörtlichen Bedingungen ist die eine Folge der Klimaveränderung. Reaktion von Ökosystemen auf Klimaverände- rungen, wie zuvor erwähnt, ein Wechsel der Die Klimaveränderungen im Verlauf der letzten Verteilung und Zusammensetzung des Inven- 30 Jahre haben bereits deutliche Auswirkun- tars von Fauna und Flora. Laut einer Studie gen auf Zug- und Brutverhalten sowie auf Ar- des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) zur tenzusammensetzung und Verbreitungsgebie- Klimasensitivität der 91 NATURA 2000 FFH te von Vögeln in ganz Deutschland. In Schles- Lebensraumtypen (LRT) sind 40 als gering wig-Holstein verfrühte sich beispielsweise die sensitiv, 36 als mittel sensitiv und 15 als hoch Erstankunftszeit vieler Vogelarten im Frühjahr sensitiv eingestuft worden. Ein mittel bis hoch um durchschnittlich 3-5 Tage pro zehn Jahre. sensitives Beispiel für Schleswig-Holstein Der Wegflug im Spätsommer verzögerte sich könnte, zumindest regional, der Lebensraum- bei zahlreichen Arten, nur bei einigen wenigen typ 7110 „naturnahe lebende Hochmoore“ Arten wurde ein früherer Abflug konstatiert sein (Abbildung 3).

28 Klimawandel und Naturschutz – zwischen Aktionismus und Anpassung Abbildung 3: Lebensraumtyp 7110 „naturnahe lebende Hochmoo- re“ – klimasensi- tiv?

Wir beobachten also eine deutliche Süd- / wiegen hier der Mangel an geeigneten Le- Nordverschiebung bei Tier und Pflanzenarten, bensräumen und spezielle Habitatschäden die z.T. aber nicht erst seit heute. Ein Beispiel für Klimakomponente. die Beobachtung von langfristigen Oszillatio- nen ist die Wespenspinne: diese kommt Eine Steuerung dieses überaus komplexen schon länger in Schleswig-Holstein vor, jetzt Naturprozesses bzw. eine Konservierung von aber vermehrt – ein Grund dafür könnte aller- Lebensräumen wird in den meisten Fällen dings auch die gezieltere Beobachtung in der nicht oder nur teilweise möglich sein. Unsere jüngeren Vergangenheit sein. Andere thermo- Kräfte sollten wir deshalb auf die Schaffung phile Arten, wie z. B. die Smaragd- oder Zaun- von Entwicklungspotentialen ausrichten. Pro- eidechse, profitieren jedoch (noch) nicht von phylaxe ist gefragt! der Temperaturerhöhung. Offensichtlich über-

Abbildung 4: Krähenbeere als Beispiel für die Ver- schiebung der süd- lichen Artarealgren- ze nach Norden

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 29 Bei der projektierten Klimaveränderung kann es ein sinnloser Kampf gegen Wind- mühlenflügel werden, liebgewordene Lebensräume und Arten zu schützen, für die Schleswig-Holstein am Verbreitungsrand liegt.

Trotzdem ist auch hier kein Aktionismus, son- bens- und Wanderungsräume zu verbessern. dern ein bundesweit aufeinander abge- Die Bedingungen für den bereits beginnenden stimmtes Monitoring im Sinne eines „Früh- „Artentransfer“ sind durch die Verbesserung warnsystems“ erforderlich. Ein Schwerpunkt der Vernetzung isolierter Lebensräume zu opti- der Betrachtung sollte neben den bereits oben mieren. erwähnten Arealgrenzen von Ökosystemen also auf der Beobachtung der Ausbreitung Auch Themen wie verstärkte Neobiotainvasio- wärmeliebender (thermophiler) und dem Rück- nen oder die indirekten Wirkungen des Klima- gang kälteangepasster Arten liegen (Abbildung wandels auf die Biodiversität durch Verände- 4). Die turnusmäßigen Erhebungen in den NA- rungen in der Kulturlandschaft (andere wärme- TURA 2000 Gebieten sowie die geplante Öko- liebende Anbauformen, -sorten, -baumarten u. logische Flächenstichprobe (ÖFS) können sich a.) sowie höhere Winterniederschläge müssen ergänzen und gemeinsam die Grundlage für gezielt beobacht werden (u. a. mit Hilfe mo- ein naturschutzorientiertes Klimamonito- derner Methoden der Fernerkundung). Und ring bilden. wahrscheinlich werden wir uns auch mit Fra- gen zu Sekundärwirkungen des Klimawandels beschäftigen müssen, also z. B.: „Kann eine 4. Maßnahmen und Strategie höhere Durchschnittstemperatur zur Erhöhung Um die Selbstorganisationsfähigkeit - und der Badetage an Gewässern und damit als damit auch ein möglichst hohes Maß an Re- Folge verstärkter Frequentierung dieser zu aktionsfähigkeit der Natur - zu erhalten und eventuellen negativen Auswirkungen auf das zu fördern, ist es gerade jetzt entscheidend, betroffene Ökosystem führen?“ den Biotopverbund zur Vernetzung der Le-

Abbildung 5: Südexponierter Steilhang als „Trittstein“ im lokalen „Wärme“-Biotopverbund

30 Klimawandel und Naturschutz – zwischen Aktionismus und Anpassung Eines liegt schon jetzt auf der Hand: Die Kli- ten Maßnahmenplanung nach ihrer Zukunftssi- maveränderung stellt eine Herausforderung cherheit bzw. der Effektivität kritisch zu durch- für alle gesellschaftlichen Sektoren dar, so leuchten und eventuell zu entrümpeln. Bei- auch für den Natur- und Umweltschutz. Nur spielsweise sollte die stetige Aufrechterhal- übersektoral und interdisziplinär kann dieser tung bestimmter Sukzessionsstadien nach Herausforderung nachhaltig begegnet wer- neuen Kriterien betrachtet werden. Eine Erwei- den. terung unseres Blickfeldes ist jetzt erforderlich.

Die Frage ist nur: Schutzkonzepte müssen unter diesen Rah- „Wie stellt sich der Naturschutz (zunächst menbedingungen dynamischer werden, um einmal sektoral) zu dieser Jahrhundertfra- Ansprüche zeitnah erfüllen zu können. Diese ge?“ Dynamik darf selbstverständlich nicht als be- und liebig heranzuziehende Begründung eigener „Sind mögliche Folgen des Klimawandels Interessen dienen, um damit das nicht immer hinreichend bekannt und werden sie ernst geliebte Kind „Naturschutz“ auszubooten. Kli- genommen?“ maschutz und die Folgen des Klimawandels werden umso teurer, je länger wir zögern! Öf- Begrenztes Wissen um die Komplexität von fentlichkeit und Politik müssen daher sensibili- Wirkungszusammenhängen der (menschlich siert werden, damit sie sich mit Schutz- und beeinflussten und entwickelten) Ökosysteme Wiederherstellungszielen identifizieren. Dabei führt zur Schwierigkeit der Vorhersage und müssen wir aufpassen, dass sie nicht das In- Bewertung von Veränderungsprozessen in Na- teresse daran verlieren nach dem Motto „Wir tur und Umwelt. Die Entwicklung der Syste- können ja doch nichts ändern!“ – Das würde me in der Vergangenheit ist bei weitem kein unsere Handlungsspielräume verringern! verlässlicher Wegweiser für die mögliche Zu- kunftsentwicklung mehr. Die Bewertung des Dogmen, Aktionismus und absolute Hand- Vergangenen ist daher im Rahmen aktiver lungsstrategien sind sicher nicht der richtige ökologischer Wiederherstellungsprojekte hin Weg. Offenheit als notwendige Grundlage für zum ursprünglichen Zustand (Renaturierung) Reaktionsfähigkeit stellt einen Eckpfeiler einer kein in jedem Fall geeigneter Indikator für die ganzheitlichen Naturschutzstrategie zum Kli- Zukunft. In diesen Kontext muss auch die Dis- mawandel dar. Um zu einer allseits tragfähi- kussion um den Begriff der „potentiell natürli- gen Strategie (zur Anpassung an veränderte chen Vegetation (pnV)“ gestellt werden. biophysikalische Bedingungen) zu gelangen, müssen neue Erkenntnisse, wie beschrieben, Es bleibt also eine Schlüsselfrage, wie eine beschafft und bewertet werden. Nach dem Balance herzustellen ist zwischen dem „Nach- Vorliegen hinreichend belastbarer Prognosen bau“ vergangener (ursprünglicher) Strukturen über die Entwicklung von Natur und Land- und dem Zulassen einer ungestörten Entwick- schaft wird die Frage zu klären sein, welche lung angepasster (und anpassungsfähiger) traditionellen Entwicklungsziele im Natur- Systeme. schutz unter Berücksichtigung des Klimawan- dels geeignet sind und wann eher funktionale Altbewährtes kann auch weiterhin erfolgreich und fortentwicklungsgesteuerte Ziele und sein, es sollte jedoch zu unserem Selbstver- Maßnahmen notwendig sind. Dabei ist zu be- ständnis gehören, ergebnisoffen z. B. Rote Lis- rücksichtigen, dass im gesamten Ursachen- ten auf die Folgen des Klimawandels hin zu komplex der Dynamik des Naturhaushaltes prüfen, Handlungskonzepte bis hin zur konkre- das Klima nur ein Faktor von vielen ist.

Der Klimawandel wird nicht nur der Natur, sondern auch denen, die sich ihren Schutz auf die Fahne geschrieben haben, ein bisher unbekanntes Maß an Flexibili- tät und Aufgeschlossenheit abfordern.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 31 Erste Handlungsschwerpunkte bzw. So- tes durch: fortmaßnahmen des Naturschutzes bezüg- - Optimierung der Wiedervernässung lich der Folgen des Klimawandels lassen sich (naturnaher) feuchtigkeitsgeprägter Le- heute schon definieren: bensräume (Niedermoore), Beobachtung durch ein naturschutzorien- - Minimierung weiterer Entwässerung, tiertes Klimamonitoring intensivieren und - Zulassen von hydrodynamischen Vor- systematisieren (Frühwarnsystem), gängen (Renaturierung), Erstellung einer fundierten Prognose für Förderung naturnaher CO2 Senken, wie die Entwicklung von Natur und Land- z.B. durch Neuwaldbildung (keine Planta- schaft, gen). Stärkung und Spezifizierung des Biotop- verbundes zur Vernetzung der Lebensräu- Das Thema Klimawandel und der Verlust me (Korridore / Kohärenz / Migration), der biologischen Vielfalt haben auch für Förderung der Reaktionsfähigkeit von die Europäische Union höchste Priorität. Ökosystemen (u. a. durch Nutzung der EU-Umweltkommissar Stavros Dimas hat im Selbstorganisationsfähigkeit der Natur, Rahmen der Darstellung der umweltpoliti- Abbildung 6 als ein Beispiel dafür), schen Strategie der Kommission zum Klima- Konsequenter Schutz noch intakter dyna- wandel eindeutig Position bezogen. Bei den mischer Ökosysteme (keine zusätzlichen Aktivitäten der Europäischen Kommission CO2-Quellen schaffen), wird diesem eine zentrale Bedeutung beige- Verbesserung und Wiederherstellung ei- messen. nes intakten Landschaftswasserhaushal-

Abbildung 6: Naturwälder in Schleswig-Holstein - angepasst und anpassungsfähig

32 Klimawandel und Naturschutz – zwischen Aktionismus und Anpassung Sich für den vorausschauenden Schutz der Natur einzusetzen und bei alltäglichen Handlungen auch die Wirkungen auf die Natur zu berücksichtigen, ist weder Luxus noch Selbstzweck, sondern pure Notwendigkeit!

Zusammenfassung the nature protection context. Due to the im- Mittlerweile ist es unstrittig, dass wir uns be- mense lack of knowledge an estimation of the reits mitten im Klimawandel befinden. Die Fra- impact of climate change on the natural goods ge ist, wie genau dieser regional aussehen „species“, „biotopes“ and „ecosystems“ is wird und wie wir uns – hier speziell im Be- difficult. However, Nature Protection has to reich Naturschutz - darauf einstellen können. face this fundamental question and thus has Eine Klimafolgenabschätzung für die Schutz- to find decisions even with large gaps of güter „Arten“, „Biotope“ und „Ökosysteme“ knowledge. The necessary changes in strate- ist schwierig, da große Wissenslücken beste- gies and concepts will considerably influence hen. Dennoch muss sich der Naturschutz die- the main fields of activity of Nature Protection. ser Jahrhundertfrage stellen und damit Ent- Possible impacts of climate change and first scheidungen auf der Basis der vorliegenden – ideas for focal action are described. unvollständigen - Erkenntnisse treffen. Die zu erwartenden Veränderungen von Strategien und Konzepten werden die Handlungsschwer- 1 IPCC: Intergovernmental Panel on Climate Change – Zwischenstaatli- punkte des Naturschutzes voraussichtlich er- cher Ausschuss für Klimaänderungen, ein gemeinsames Gremium der heblich beeinflussen. Mögliche Folgen der Kli- Weltmetereologieorganisation WMO und dem Umweltprogramm der Ver- maänderung für den Naturschutz und erste einten Nationen UNEP Handlungsschwerpunkte werden skizziert.

➢ Thomas Wälter Summary Abteilung 3 – Naturschutz und Meanwhile it is an undisputed fact that we are Landschaftspflege already experiencing a climate change. The Tel.: 0 43 47 / 704-300 question is what the regional impacts will be [email protected] and how we can adopt to this - especially in

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 33 34 Praktischer Pflanzenartenschutz – mit Kopf, Hand und Herz!

➢ Silke Lütt

„Bei mir wächst das Wiesenschaumkraut zu Tausenden auf dem Rasen” oder „das Kraut ist tot! Es starb heute früh durch den Rasen- mäher des Wohnungsunternehmens!“ Diese und ähnliche Meldungen trafen im Mai 2006 zuhauf im LANU ein. Der Grund dafür war ein landesweit angelaufenes Projekt zur Wieder- ansiedlung und Förderung des Wiesen- schaumkrautes - oder Cardamine pratensis, wie das Wildkraut wissenschaftlich heißt - auf öffentlichen und privaten Rasenflächen. Einen passenden Rahmen dafür bot die „Entente florale“, ein internationaler Wettbewerb der Gartenbauinnung, für den 2006 die Landes- hauptstadt Kiel als Bundesteilnehmer sowie die Städte Eckernförde und Lütjenburg als Landesteilnehmer ins Rennen gingen.

Die zahlreichen Reaktionen aus der Bevölke- rung zeigten, mit diesem botanischen Arten- schutzprojekt war es erstmalig gelungen, Ar- tenschutzzielen zu folgen und gleichzeitig eine Pflanze so zum Thema zu machen und in den Köpfen zu verankern, dass Mann und Frau sie auf ihrem eigenen Rasen entdeckten und be- gannen, sie als etwas Besonderes und Schüt- zenswertes wahrzunehmen. Denn dass dies Not tut, zeigt die Tatsache, dass der Frühjahrs- blüher auf der neuen Roten Liste der Farn- und Blütenpflanzen von 2006 in die Vorwarn- stufe aufgenommen wurde, weil er landes- weit rückläufig ist. Die klassische extensive Mähnutzung der Feuchtwiesen ist mittelfristig in Schleswig-Holstein nur noch kleinflächig be- triebswirtschaftlich rentabel, so dass die Su- che nach Ersatzlebensräumen für diese Pflan- ze zwangsläufig zu den öffentlichen Grünanla- gen und Privatrasen führte. Dort kam die Art zwar durchaus schon vor, konnte durch eine vorzeitige Mahd allerdings nicht zur Blüte kommen.

Durch die Aufklärung der Bevölkerung konnte unter Mithilfe der Medien diesem Umstand entgegengewirkt werden, indem auf eine ver- zögerte Mahd nach der Samenbildung hinge- wirkt wurde. Dadurch wurde die Art einerseits überhaupt erst wahrgenommen und gleich- sam ihr Erlebniswert erhöht, denn sie eignet sich hervorragend zum Blumenpflücken. Gleichsam wird an kindliche emotionale Bin- dungen appelliert, denn mit dem Wiesen- schaumkraut verbinden viele Menschen Kind- heitserinnerungen und ein Heimatgefühl, ge-

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 35 prägt durch Bilder von einem zarten rosafarbe- Grünflächenämter von Kiel, Lütjenburg und nen Blütenflor, der in der Gesamtschau das so Eckernförde, das Umweltamt Lübeck, die Wal- genannte „Schäumen“ der Wiesen bewirkt dorfschulen Kiel und Eckernförde sowie das und die tatsächlich namengebende Herleitung Marie-Christian-Heim in Kiel-Kroog und die aus den spuckeartigen Nestern der Schaumzi- Umweltbildungseinrichtung UIZ (UmweltInfo- kaden-Larve in Vergessenheit geraten lässt. Zentrum) in Eckernförde erwiesen sich dabei als hilfreiche Partner. Ergänzt wurde das Pro- Um diese Erinnerung aufzufrischen oder gar jekt durch einen Versuch zur flächigen Wieder- erst neue emotionale Bindungen herzustellen, ansiedlung des Wiesenschaumkrautes mit wurden in Zusammenarbeit mit der Arbeitsge- Mahdgutübertragung in Zusammenarbeit mit meinschaft Geobotanik Schleswig-Holstein dem Umweltamt Kiel und dem Naturerlebnis- und Hamburg Exkursionen zum Kennenlernen zentrum Kollhorst. Noch Monate später er- des Schaumkrautes angeboten, zudem ein Er- oberte das Wiesenschaumkraut durch Gruß- lebnistag in der Hofgemeinschaft Pries sowie karten mit regionalem Saatgut so manches zahlreiche Aktionen zur Wiederansiedlung von Kräuterbeet und so manchen Vorgarten und Jungpflanzen durchgeführt. Der Botanische fand damit geeignete Ersatzlebensräume im Garten der Christian-Albrechts-Universität, die unmittelbaren menschlichen Umfeld.

Kinder der Kieler Waldorfschule beim Wiederansiedeln von Wiesenschaumkraut-Jungpflanzen im Naturerlebniszentrum Kollhorst, Mai 2006

36 Praktischer Pflanzenartenschutz – mit Kopf, Hand und Herz! Das Wiesenschaumkraut kann auch auf Rasenflächen der großen Wohnungsunternehmen blühen, wenn die Rasenmäher ruhen und sich Anwohner, wie hier Frau Maria Beyer, für den Schutz einsetzen, Mai 2006

Während im LANU noch fieberhaft am zeitna- hand wurde die Aussiedlungs-Aktion mit einer hen Versand der Cardamine– Grußkarten gear- informativen Fahrradtour verbunden, bei der beitet wurde, planten die Landfrauen in Au- neben dem gärtnerischen Können der Land- krug bereits die Aussiedlung der Arnica-Jung- frauen so manches Wissenswerte über die pflanzen, die auf Anregung des LANU aus Biologie und Heilkraft der Arnica-Pflanze zum dem Saatgut eines der letzten Vorkommen im Besten gegeben wurde. Ein auf dem Acker Lande im Garten der Landfrauen herange- oder im eigenen Garten gewonnenes Grund- wachsen waren. Mit Hilfe des Naturschutzrin- verständnis für die erfolgreiche Anzucht von ges Aukrug war das Saatgut im Vorjahr von ei- Pflanzen trug dabei ebenso zum Gelingen des nem ortsnahen Vorkommen geerntet und zu- Projektes bei wie Vorversuche von Prof. sammen mit einem geeigneten Keimsubstrat Uphoff aus Melsdorf bei Kiel, der in jahrelan- an interessierte Landfrauen verteilt worden. gen Versuchen das optimale Keimsubstrat he- Nach monatelangem Warten waren im Früh- rausgefunden hatte. Der Einsatz der Aukruger sommer von einigen wenigen bis zu Hunder- Landfrauen soll in 2007 mit dem Verleih des ten Arnica-Jungpflanzen herangewachsen, die Gemeinde-Umweltpreises belohnt werden. nun an geeigneten Standorten wieder ange- siedelt werden sollten. „Was hat der Klappertopf in seinem hohlen Kopf? Nur wieder Klappertöpfe, ihr Plappertöp- Die Wahl fiel auf das Gelände der Tönsheider fe!“ Mit diesem Spruch von Karl-Heinz Wag- Lungen-Fachklinik, da hier sowohl eine nach- gerl begann in 2005 nicht etwa die Werbe- haltige Pflegenutzung als auch eine künstliche kampagne der deutschen Topfindustrie, son- Bewässerung in den ersten Wochen nach dern ein Projekt zur Förderung des Großen dem Aussiedeln gewährleistet war. Kurzer- Klappertopfes, einer bundesweit gefährdeten

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 37 Pflanze des Grünlandes. Als Halbparasit kann Mit dem Großen Klappertopf begann in 2005 der Große Klappertopf (Rhinanthus angustifoli- die Serie botanischer Artenschutzprojekte. Vie- us) Gräser schwächen und dadurch zurück- le weitere Aktionen sollen in den nächsten drängen und auf diese Weise Raum zur Wie- Jahren folgen, denn die Bilanz der neuen Ro- derbesiedlung mit anderen Wildkräutern ten Liste der Farn- und Blütenpflanzen von schaffen. Damit ist die Pflanze selbst ein 2006 zeigt, dass Handeln Not tut. Viele ehe- Wegbereiter für mehr Artenvielfalt. Auf der dem häufige Pflanzenarten des Grünlandes Grundlage einer landesweiten Kartierung, die (wie z.B. auch die Kuckucks-Lichtnelke oder in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemein- Sumpf-Schafgarbe) oder Arten der Wegränder schaft Geobotanik und Stefanie Cierpka von (wie z. B. der Große Odermennig oder die Ge- der Hochschule Anhalt/Bernburg durchgeführt wöhnliche Wiesenflockenblume) sind gefähr- wurde, konnte in einer Öffentlichkeitskampag- det oder im Bestand rückläufig. Zwar ist ein ne unter Mithilfe des NABU Eckernförde auf effizienter Biotopschutz immer noch der wich- die interessante Pflanze aufmerksam gemacht tigste Schutz, die Vergangenheit zeigt aber, und zu Weihnachten 2006 Grußkarten mit re- dass er allein nicht ausreicht, um den Arten- gionalem Saatgut versandt werden. Zahlreiche schwund aufzuhalten. Diesem Umstand kann Interessierte machen zurzeit landesweit mit, nur durch eine kontrollierte Wiederansiedlung die Pflanze auf privaten Grünflächen anzusie- Rechnung getragen werden, zumal sich die deln. Auf großer Fläche verfolgt die Stiftung Hinweise aus der Wissenschaft und der Na- Naturschutz die grashemmende Wirkung des turschutzpraxis häufen, dass sich zwar hier Klappertopfes, sie hat in 2006 erstmalig auf und da die Standortverhältnisse verbessern, sechs verschiedenen Flächen im Kreis Schles- die Arten aber infolge räumlicher Isolierung wig-Flensburg Saatgut vom Schäferhaus aus- nicht mehr in der Lage sind, sich alleine wie- gebracht. deranzusiedeln.

Aukruger Landfrauen, hier Marie Carstens-Behrens, ziehen Arnika-Jungpflanzen in ihrem Garten vor, um sie dann in der freien Natur aus- zusiedeln, Juni 2006

38 Praktischer Pflanzenartenschutz – mit Kopf, Hand und Herz! Aukruger Landfrauen besuchen das landesweit größte Arnica-Vorkommen. Hier wurde im Vorjahr eine kleine Menge an Samen für die An- zucht entnommen. Die Jungpflanzen werden auf geeigneten Standorten in der Nähe ausgesiedelt. Hier tauschen sich die Frauen über die Heilwirkungen der Pflanze aus, Juni 2006 (alle Fotos von der Autorin)

Noch ist es für eine Bilanz der botanischen Ar- Summary tenschutzprojekte viel zu früh. Sowohl Effizi- The Convention of Biological Diversity of Rio enz als auch Nachhaltigkeit der Projekte las- de Janeiro in 1992 requires the reintroduction sen sich erst nach Jahren ermitteln. In einem of endangered plant species. Different me- waren sich allerdings alle Beteiligten, die Leh- thods of implementation of Cardamine praten- rer und die Gärtner, wie die Landfrauen, Kin- sis, Arnica montana and Rhinanthus angustifo- der und Jugendliche einig: Spaß gemacht ha- lius through the project assistance of children, ben sie, die Projekte! pupils and engaged people are described.

Gerne würden sie weitere botanische Arten- schutzprojekte durchführen. Ein nicht geringer ➢ Dr. Silke Lütt Erfolg! Denn zum praktischen Pflanzenarten- Dezernat 31 - Artenschutz, Staatliche schutz gehört einiges: Fachwissen, ein „grü- Vogelschutzwarte ner Daumen“ in der praktischen Umsetzung – Tel.: 0 43 47 / 704-363 aber das Gefühl, die Freude am sinnvollen [email protected] Handeln darf dabei auch nicht fehlen!

Mehr Infos zu Wiesenschaumkraut, Arnica und zum Klappertopf erhalten Sie bei der Autorin.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 39 40 Ist der Schweinswal in der Ostsee noch zu retten? – Ein Artenhilfsprogramm wird entwickelt

➢ Silvia Salomon

„Alle Dinge haben ihren Nutzen und ihren Teil und ihren rechten Platz im Haushalt der Natur“ (Mark Twain)

Wale gehören unbestritten zu den faszinie- rendsten Tierarten unseres Planeten. Der Schweinswal ist als einzige heimische Walart daher eine echte Kostbarkeit in der Bundesre- publik Deutschland und im Lande Schleswig- Holstein.

Abbildung 1: So „hautnah“ ei- nem Schweinswal zu begegnen, bleibt dem Taucher vorbe- halten

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 41 Die Schweinswale in der Ostsee unterschei- Verpflichtungen hierzu bestehen bereits seit den sich genetisch von ihren Verwandten in vielen Jahren. Mit der Bonner und der Berner der Nordsee und gehören heute leider zu den Konvention (23.7.1979 und 19.9.1979) ein- vom Aussterben bedrohten Tierarten (Rote schließlich des dafür eigens verabschiedeten Liste 1; BfN, 19961). Weil er inzwischen so Kleinwalabkommens (ASCOBANS) vom selten vorkommt, ist er auch in der Bevölke- 31.3.1992, des dazugehörigen „Gesetzes zur rung kaum noch bekannt. Selbst viele Fischer Erhaltung der Kleinwale in der Nord- und Ost- kennen den Schweinswal nicht mehr. Dabei see“ v. 21.7.1993, ferner der Flora-Fauna-Ha- konnte er noch im vergangenen Jahrhundert bitat-Richtlinie 92/43 (Anh. II und IV) vom regelmäßig beobachtet werden. Schweinswa- 21.5.1992 sowie diverser Helcom-Empfehlun- le wurden damals oft in der Nähe von Segel- gen, wie z. B. der Empfehlung 17/2 vom 12. schiffen gesehen oder kamen als Fänge auf März 1996 zum „Schutz des Schweinswals in die Märkte. der Ostsee“ sowie der Biodiversitätskonventi- on vom 29.12.1993 etc. existieren bereits ver- Insbesondere der ungewollte Beifang von bindliche Verpflichtungen zum wirksamen Schweinswalen in Stellnetzen der Fischer Schutz und Erhalt der Schweinswalpopulation stellt eine wesentliche Ursache für den aktuel- in der schleswig-holsteinischen Ostsee. len Rückgang der Schweinswalbestände dar (vgl. hierzu die Totfundmonitoring - Berichte Diese nationalen und internationalen Vorgaben des Forschungs- und Technologiezentrums sind aber bisher noch nicht ausreichend durch Westküste in Büsum). Daneben sind jedoch konkrete Schutzmaßnahmen umgesetzt. Zur auch andere menschliche Aktivitäten, wie zum Bestandssicherung der Schweinswale in der Beispiel die Störung des Lebensraumes durch Ostsee sind daher dringend wirksame nationa- Schalleinwirkungen, Schiffsverkehr, Verknap- le Schutzmaßnahmen notwendig. Hier sind die pung der Beutefische oder die Anreicherung Länder Schleswig-Holstein und Mecklenburg- von Schadstoffen in der Nahrungskette für Vorpommern genauso gefordert wie der Bund, den dramatischen Rückgang der Schweins- in seiner Zuständigkeit für die so genannte walbestände verantwortlich. Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ). Weil die Schweinswale über große Strecken wan- Mittlerweile hat sich glücklicherweise ein dern, sind zu ihrer wirksamen und nachhaltigen Wertewandel im Bewusstsein vieler Men- Bestandserholung aber auch international ab- schen vollzogen, so dass künftig die Chance gestimmte Maßnahmen – insbesondere ge- gegeben ist, wirksame Schutzmaßnahmen meinsam mit Dänemark – erforderlich. einzuleiten. Rechtliche und deklaratorische

Abbildung 2: Schweinswale ertrinken in Fischernetzen auch in der Ostsee (Foto: Gesellschaft zum Schutz der Meeressäuger GSM)

42 Ist der Schweinswal in der Ostsee noch zu retten? – Ein Artenhilfsprogramm wird entwickelt Abbildung 3: Schweinswalweibchen mit Jungtier in der Ostsee 2005 (Foto: GSM)

In diesem Zusammenhang hat sich das LANU Teilen Sie ihre Beobachtungen über gesichtete als obere Naturschutzbehörde des Landes Schweinswale der Schleswig-Holstein entschlossen, ein Arten- GSM (Gesellschaft zum Schutz der Mee- hilfsprogramm zur Rettung des Schweinswa- ressäugetiere e.V., Kieler Str. 2, 25451 les in der Ostsee ins Leben zu rufen. Die Fer- Quickborn, Tel.: 0 41 06 / 620-601, Fax: - tigstellung dieses Programms für den 907 oder - insbesondere die Totfunde - Schweinswal ist für den Sommer 2007 vorge- dem sehen. Dieses Programm wird konkrete Hand- FTZ (Forschungs- und Technologiezentrum lungsempfehlungen und Maßnahmenvorschlä- Westküste), Werftstraße 6, 25761 Büsum, ge zur Bestandssicherung und insbesondere Tel.: 0 48 34 / 604-0, Fax: -199 mit. zur Erholung der Bestände in der Ostsee ent- halten. Auf der übernächsten Seite finden Sie einen Meldebogen für Sichtungen von Schweinswa- Helfen Sie mit, die Vorkommen der len, den sie sich gerne kopieren können. Schweinswale in der Ostsee zu entdecken:

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 43 Abbildung 4: Schweinswalsichtungen in der Ostsee 2005 (Quelle: BfN)

44 Ist der Schweinswal in der Ostsee noch zu retten? – Ein Artenhilfsprogramm wird entwickelt Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 45 Summary The Harbour Porpoise in the Baltic Sea differ genetically from their relatives in the North Sea and they belong regrettably to the animal species, which are now in danger of extinction (List 1 of acute threatened species; German Federal Office for Nature Conservation - Bun- desamt für Naturschutz; BfN -1996). Because he appears so rarely or is so seldomly seen, he is as a consequence hardly known to the public. Thereby it was possible to observe him in the last century far more regularly.

In particular the unintended by-catch of Har- bour Porpoises in gillnets and other fishing gear is fundamentally the main cause for the present regression of the Harbour Porpoise Population. Other human activities alongside the first named reason are responsible for the dramatic reduction of the Harbour Porpoise populations.

A wide range of legal and binding agreements already exists which aim at an effective pro- tection and recovery of the Harbour Porpoise Populations in the Baltic Sea of Schleswig-Hol- stein. These agreements are based on a wide- spread of national and international Conventi- ons and Directives such as the Flora-Fauna- Habitat-Directive as well as the ASCOBANS Small Whale Cetacea Agreement and various other HELCOM-Recommendations. These na- tional and international guidelines are unfortu- nately not adequate enough to implement the effective measures of protection.

In coherence to these conclusions the Upper State Agency for Nature and Environment of Schleswig-Holstein LANU, has decided to work out and establish a conservation action plan and programme for the recovery of the Harbour Porpoises in the Baltic Sea. The com- pletion of this programme has been laid down for summer 2007. Ascertained operating re- commendations and suggestions for the futu- re implementing measures aim at protecting the population size and especially want to as- sure a recovery of the population sizes in the Baltic Sea.

1 Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz, Heft 48: Rote Lis- ten und Artenlisten der Tiere und Pflanzen des deutschen Meeres- und Küstenbereichs der Ostsee; Bundesamt für Naturschutz; Bonn-Bad Go- desberg, 1996

➢ Silvia Salomon Dezernat 31 - Artenschutz; Staatliche Vogelschutzwarte Tel.: 0 43 47 / 704-324 [email protected]

46 Ist der Schweinswal in der Ostsee noch zu retten? – Ein Artenhilfsprogramm wird entwickelt 2006 in Schleswig-Holstein neu ausgewiesene, erweiterte und veränderte Naturschutzgebiete

➢ Wolfgang Kruse-Michelsen und Andrea Kühl

1. Ein Naturschutzgebiet wächst und wächst und …. Das NSG „Salemer Moor, Schwarze Kuhle, Plötscher See, Garrensee und Ruschen- see“, Kreis Herzogtum Lauenburg, wuchs 2006 von rund 438 auf rund 690 ha an. In ei- nem schwierigen und daher länger dauernden Rechtsetzungsverfahren wurde gleichzeitig die Aufnahme der Arten und Lebensräume des Europäischen Naturnetzes NATURA 2000 so- wie deren Erhaltungsziele in die Verordnung und die Vergrößerung des Geltungsbereiches um rund 252 ha über das nunmehr „Salemer Moor mit angrenzenden Wäldern und Seen“ genannte NSG durchgeführt. Dieses war bereits die vierte Vergrößerung des ehe- mals, als „Salemer Moor und Schwarze Kuh- le“ (1. Verordnung 1927) unter Schutz gestell- ten Naturschutzgebietes.

Die Erweiterung war nur möglich, weil einer- seits der Zweckverband „Schaalsee-Land- schaft“ mit Hilfe des Bundes und des Landes umfangreichen Flächenerwerb für Zwecke des Naturschutzes tätigte und andererseits der Kreis Herzogtum Lauenburg im Rahmen des Bundesnaturschutzprojektes „Schaalsee-Land- schaft“ eigene Waldflächen für den Natur- schutz zur Verfügung stellte. Mit den im Ge- biet verbliebenen wenigen Privateigentümern wurden im Rahmen des Rechtsetzungsverfah- rens in umfangreichen Gesprächen einver- nehmliche Lösungen erarbeitet.

Den Kernbereich dieses sehenswerten und besucherfreundlichen Naturschutzgebietes bil- det ein weitgehend abflussloses Geländesys- tem, in das eingebettet Seen, Moore, unge- nutzte Wälder, nasse Senken, steile Gelände- rücken und Hohlformen liegen. Hier sind selte- ne Pflanzen wie Strandling und Brachsenkraut anzutreffen und es quaken noch in ausrei- chender Individuenzahl Laub- und Moorfrosch. Der aufmerksame Besucher kann sogar mit etwas Glück sich sonnende Kreuzottern und Ringelnattern entdecken.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 47 Abbildung 1: Am Nordrand des Moores wurden ehemalige Entwässerungseinrichtungen zurückgebaut. Es entstanden unterschiedlich flache Gewässer, in denen mittlerweile auch die Rotbauchunken wieder rufen (Foto: Martina Kairies)

Die europaweit bedeutsame Vielfalt der Arten Auch in Zukunft wird das Gebiet immer wie- in diesem Gebiet führte zur Meldung – und der erweitert werden, da der Zweckverband auch Anerkennung – von großen Teilen des „Schaalsee-Landschaft“ im Rahmen des noch Naturschutzgebietes als Gebiet für das Euro- laufenden Bundesnaturschutzprojektes weite- päische Verbundnetz „NATURA 2000“. Hier re Flächen für Zwecke des Naturschutzes er- lebende seltene Arten wie Kranich, Eisvogel, werben wird. Mittelspecht, Neuntöter, Rohrdommel, Schwarzspecht, Wespenbussard, Zwerg- Interessierte Besucher und Besucherinnen ha- schnäpper, Kammmolch, Rotbauchunke und ben hier aufgrund der guten Besucherinforma- Große Moosjungfer bestätigen die Wertigkeit tionseinrichtungen die Möglichkeit, viel über des Gebietes für den Erhalt der Artenvielfalt Pflanzen und Tiere des Naturschutzgebietes eindrucksvoll. zu erfahren oder aber das Gebiet auf gut aus- geschilderten Wegen zu erwandern, auf Bän- Die ehemaligen Acker- und intensiv genutzten ken oder einfach mal auf dem frischen Moos Grünlandflächen des Gebietes wurden zu ei- am Wegesrand Ruhepausen zu genießen und ner großflächigen Weidelandschaft zusam- sogar ihre Zeit für ein erfrischendes Bad im mengelegt und werden von ortsansässigen Garrensee zu nutzen. Das Land Schleswig- Betrieben mit Robustrindern beweidet. In der Holstein beabsichtigt, 2008 für das Gebiet ein Nähe von Salem und nördlich des Ruschen- neues Besucherinformationssystem zu instal- sees kann den Tieren bei der Biotoppflege zu- lieren und gibt hierzu ein neues Faltblatt he- geschaut werden. Auf den einzigen verbliebe- raus, welches direkt an den Informationstafeln nen Ackerflächen südlich des Ruschensees zu entnehmen ist oder in den umliegenden wird Biolandbau betrieben. Amtsverwaltungen und Tourist-Infostellen an- gefordert werden kann.

48 2006 in Schleswig-Holstein neu ausgewiesene, erweiterte und veränderte Naturschutzgebiete Abbildung 2: Der Sumpfporst ist eine sehr seltene Pflanze im Gebiet, die nach Roter Lis- te vom Aussterben bedroht ist (Foto: Martina Kairies)

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 49 Abbildung 3: Die extensive Beweidung am Salemer Moor ist erforderlich zum Erhalt der Artenvielfalt. (Foto: Martina Kairies)

Abbildung 4: Blick vom Uferrundweg auf den Garrensee (Foto: Hans-Joachim Augst)

50 2006 in Schleswig-Holstein neu ausgewiesene, erweiterte und veränderte Naturschutzgebiete 2. Vom Übungsplatz von Bundeswehr und Bereiches (es handelt sich um drei Kernberei- Bundesgrenzschutz zum bedeutendsten che, die zu einer Verordnung zusammenge- Naturschutzgebiet südlich Lübecks – fasst wurden) wird durch das vielfache Vor- oder: Planungssicherheit durch ein Na- kommen von gefährdeten und vom Ausster- turschutzgebiet ben bedrohten Arten untermauert. Allein 5 Durch die Ausweisung des Europäischen Vo- Pilz- und 9 Flechtenarten, 65 Farn- und Blüten- gelschutzgebietes „Grönauer Heide“ und des pflanzen, 82 Vogelarten, 11 Amphibien-, 4 FFH-Gebietes „Grönauer Heide, Grönauer Reptilien-, 31 Libellen-, 21 Heuschrecken-, 306 Moor und Blankenseeniederung“ als Natur- Schmetterlings-, 373 Käfer- und 107 Wasser- schutzgebiet „Grönauer Heide, Grönauer käferarten sind im neuen Naturschutzgebiet zu Moor und Blankensee“ erhielten die Hanse- Hause. Stellvertretend seien hier aufgeführt: stadt Lübeck (Ausbau Flughafen Blankensee), Glockenheide, Besenheide, Borstgrasrasen, die Gemeinden Groß Grönau (Bürgerpark) und Birkenmoorwälder, Kammmolch, Heidelerche, Groß Sarau sowie die Bundespolizei (ehem. Mittelspecht und Zauneidechse. Bundesgrenzschutz) endlich Planungssicher- heit hinsichtlich der Naturschutzbelange für Folgende Arten kommen in Schleswig Hol- ihre geplanten Projekte. Für die Bundespolizei stein nur noch in der Grönauer Heide vor: wird sogar die uneingeschränkte Nutzung im Bei den Schmetterlingen: Mittleres Jungfern- Rahmen des Aufgabenbereiches sicherge- kind, Braunes Ordensband und Heidemoor-Bo- stellt. deneule. Bei den Käfern: Kräftiger Uferrüssler, Dunkler Schilfkäfer, Schlehenstecher und Gro- Die auch im europäischen Vergleich bedeut- ßer Aaskäfer. same Artenfülle des unter Schutz gestellten

Abbildung 5: Blick vom Europawanderweg E1 auf den Blankensee (Foto: Hans-Joachim Augst)

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 51 Abbildung 6: Die Moorbereiche in der Grönauer Heide tragen zur hohen Artenvielfalt des Gebietes bei. Hier ist der nach FFH-Richtlinie prioritäre Moorbirkenwald zu sehen (Foto: Hans-Joachim Augst)

Insbesondere bei der Grönauer Heide, auch Die Bürgerinnen und Bürger der angrenzenden Wulfsdorfer Heide genannt, ist erwiesen, dass Stadt- und Gemeindeteile können das Gebiet seit der Hanse eine kaum unterbrochene ex- mit Ausnahme des Kernbereiches (gleichzeitig tensive Bewirtschaftung (ohne Düngung und auch gesperrter Übungsplatz) auf Wegen, z. B. Entwässerungsmaßnahmen) stattgefunden dem Europäischen Fernwanderweg E1, betre- hat; der wichtigste Grund für diese, sonst in ten und befahren und damit eine Landschaft Schleswig-Holstein auf vergleichbaren Stand- mit hohem Erholungs- und Erlebniswert genie- orten bisher nicht bekannte Artenvielfalt. ßen. Die Gemeinde Groß Grönau plant im Nordosten entlang des Gebietes weitere Wan- Das Naturschutzgebiet ist ca. 354 ha groß, derwege neu einzurichten oder bestehende zu verteilt auf die Hansestadt Lübeck mit ca. 263 verbinden. Auch für die Grönauer Heide wird ha und ca. 91 ha im Kreis Herzogtum Lauen- in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Groß burg. Die Hansestadt erhält damit ihr sechstes Grönau, der Hansestadt Lübeck und der Bun- NSG und der Kreis Herzogtum Lauenburg ver- despolizeiakademie ein Besucherinformations- fügt nunmehr über 26 Naturschutzgebiete system entwickelt werden. (Lauenburg gesamt = 5.456 ha, ca. 4,3% der Kreisfläche; Lübeck gesamt = 2.178 ha, ca. Die Naturschutzgebietsverordnungen sind bei 10% der Stadtfläche; Landesdurchschnitt: Bedarf beim Autor anzufordern oder im Inter- 2,87%) net unter http://sh.juris.de/buergerservice.html einzusehen.

52 2006 in Schleswig-Holstein neu ausgewiesene, erweiterte und veränderte Naturschutzgebiete 3. Naturschutz auf Fehmarn - eine etwas Da das Konzept überzeugte, wurde das LANU andere Geschichte mit der Erarbeitung einer Freiwilligen Verein- Auch auf Fehmarn soll ein Naturschutzgebiet barung beauftragt. Im Laufe der Verhandlun- ausgewiesen werden. Nachdem das LANU gen stellte sich heraus, dass diese Vereinba- dort den ersten Entwurf vorgestellt hatte, rung der Beginn zu einer umfassenden natur- überlegten sich einige der von der zukünftigen schutzkonformen (Regional-) Entwicklung des Verordnung betroffenen Grundeigentümer gesamten nordwestlichen Küstenbereiches eine andere Möglichkeit zur Umsetzung der mit den gleichberechtigten Partnern Natur- Ziele des Naturschutzes. Sie gründeten kurzer- schutz, Landwirtschaft und Tourismus werden hand einen Naturschutzverein, erarbeiteten würde, da auch der Kreis Ostholstein und die ein Konzept für einen aus ihrer Sicht mögli- Stadt Fehmarn in das Projekt mit Ausgleichs- chen freiwilligen Naturschutz und stellten die- geldern (Kreis) und eigenen Flächen (Stadt) ses Projekt dem Ministerium, dem LANU und einstiegen. weiteren Entscheidungsträgern vor. Inhalt war die Entwicklung einer extensiven Weideland- Bei der Abgrenzung der Weidelandschaft zu schaft durch den Naturschutzverein als Puffer berücksichtigen war die aktuelle Deichplanung zu den mittlerweile in dem Raum benannten zur Verbesserung des Küstenschutzes in die- NATURA 2000-Gebieten. Diese Kernflächen sem Raum sowie die Möglichkeit einer flexib- können - nach Unterzeichnung einer freiwilli- len Außengrenze des Projektgebietes, damit gen Vereinbarung für die südlich angrenzende die Eigentümer wirklich freiwillig entscheiden Weidelandschaft - als Naturschutzgebiet aus- können, ob sie sich an dem Projekt beteiligen gewiesen werden. wollen.

Abbildung 7: Ausschnitt aus der Lagunenlandschaft der Nördlichen Seeniederung auf Fehmarn mit Weißdünen, Brackröhrichten und Salzwiesen (Foto: Martina Kairies)

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 53 Abbildung 8: Bei der Beweidung der nördlichen Seenniederung schauen alle aufs gleiche Ziel – eine optimale Pflegemaßnahme (Foto: Martina Kairies)

Langfristiges Ziel ist die Wiederherstellung der kommende Deichbau, die wasserwirtschaftli- natürlichen Wasserverhältnisse (insbesondere chen Verhältnisse und die Insel als Touristen- auch für Amphibien), soweit es mit den Belan- ort, von deren Wiederkommen auch die Land- gen der landwirtschaftlichen Bodennutzung wirte zum Teil abhängig sind. vereinbar ist. So haben Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts Entwässerungsmaßnahmen Mittlerweile besitzt der Naturschutzverein eine zur Absenkung des Wasserstandes auf bis zu eigene Robustrinderherde und beweidet damit -1,50m unter NN geführt. Diese künstliche Ab- „seine“ Flächen im Projektgebiet in Sinne der senkung wird zunehmend (im Hinblick auf Vereinbarung. Bei fortschreitender zügiger Kosten-Nutzen-Rechnungen) unrentabel und Umsetzung der Projektziele kann in wenigen kann nur noch mit erheblichem finanziellen Jahren eine attraktive, durch Wanderwege er- Aufwand bedingt aufrecht gehalten werden. schlossene Weide- und Naturlandschaft ent- stehen und als Besuchermagnet von der Insel Es gab also neben dem Wunsch eine Verord- nicht mehr wegzudenken sein. Ein gut gestal- nung zu vermeiden, vielfältige Gründe, die zu tetes Besucherinformationssystem wird zum der im November 2006 von allen Beteiligten Wohle der Besucher und der Natur zur Unter- unterzeichneten Vereinbarung führten: der stützung des Projektes beitragen.

54 2006 in Schleswig-Holstein neu ausgewiesene, erweiterte und veränderte Naturschutzgebiete Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 55 56 2006 in Schleswig-Holstein neu ausgewiesene, erweiterte und veränderte Naturschutzgebiete Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 57 4. Naturschutz und Freizeitnutzung – Summary Änderung der Landesverordnung über One of these nature protected areas has in- das NSG „Suhrer See und Umgebung“ creased in size through the addition of 252 ha Das mit Landesverordnung vom 13. August in 2006, another developed area was a former 2003 ausgewiesene 270 Hektar große Natur- military training ground, another changed a litt- schutzgebiet „Suhrer See und Umgebung“ le bit and a newly yet to be restored nature im Kreis Plön wurde bereits im LANU-Jahres- preserved area shall also be elucidated. bericht 2003 vorgestellt. Zu diesem NSG ge- hören neben dem Suhrer See auch der Große 1. The existing nature protected area “Sale- Madebrökensee und der Kleine Ukleisee. mer Moor with it’s bordering woods and lakes“ has been significantly expanded Nach Ausweisung des Naturschutzgebietes through the purchase of areas within the fra- kam es zu Protesten seitens der Anlieger des mework of the Federal Nature Protection Pro- im Eigentum der Stiftung Naturschutz befindli- ject (from 438 up to 690 hectare). The immen- chen Großen Madebrökensees. Diese forder- se species variety of rare plants and animals ten, das nach der Verordnung verbotene Ba- lead to it’s declaration as an european NATU- den, Rudern und Eislaufen auf diesem See RA 2000 area. Visitors can explore this region wieder zuzulassen. and enjoy nature along well kept and maintai- ned paths. Aim is to protect and preserve a re- Bei der erneuten Überprüfung der Landesver- presentative ice age cryal groove system con- ordnung wurde es durchaus als vertretbar an- sisting of depressed hollows, steeps, eutro- gesehen, die oben genannten Tätigkeiten zu- phic and oligotrophic lakes, ponds plus zones zulassen, da sie voraussichtlich zu keiner er- of newly formed land with terrestrialization as heblichen oder nachhaltigen Störung oder Be- well as large sedge reeds, bog, beech- and einträchtigung der Lebensräume des Großen moor-woodlands, moors and extensively used Madebrökensees führen. Dieser kleine See grassland. hat nicht die gleiche hohe ornithologische Be- deutung wie der Suhrer See. Störungen auf 2. The nature protected area “Grönauer dem See fallen daher nicht so ins Gewicht. Heathland, Grönauer Moor and the Low- Das Baden und Befahren des Sees mit Ruder- lands of the Blanken Lake” consists basical- booten stellt eine ruhige Form der Naturnut- ly of a previously used military training ground. zung dar. Das Eislaufen kann ohnehin nur an As soon as the military training manoeuvrings wenigen Tagen im Winter stattfinden. Da nur had been given up it was possible to secure ein beschränkter Personenkreis diesen See this area, which is situated in the vicinity of tatsächlich nutzt, werden die hervorgerufenen the airport of Lübeck and hence to put it un- Störungen als nicht gravierend eingestuft und der nature conservation. It is approximately sind mit dem Schutzzweck des Gebietes ver- 354 hectares large and the aim of protection einbar. In der Abwägung zwischen den Belan- is to saveguard and allow the development of gen der Seeanlieger und den Anforderungen a large sized area, closely interconnected, a des Naturschutzes wurde daher zugunsten predominantly nutrient-deficient habitat com- der Seeanlieger entschieden. plex consisting of heathlands, dry grasslands, dry meadows wetland-fields, moor-sections Nach Durchführung eines vereinfachten and woodlands. From the view of nature pre- Rechtsetzungsverfahrens (gem. § 53 Abs. 6 servation, the species diversity of insect and Satz 2 und 4 LNatSchG), bei dem die betroffe- amphibian fauna is here the main conservation nen Eigentümerinnen und Eigentümer, Nut- aspect of interest. zungsberechtigten und Gemeinden innerhalb einer angemessenen Frist angehört worden 3. Even on the only baltic sea island of sind, unterzeichnete Minister Dr. Christian von Schleswig-Holstein Fehmarn a further nature Boetticher am 27. Januar 2006 die Änderungs- protected area has evolved. Through it’s vicini- verordnung, nach der nunmehr das Baden, ty to the “bird migratory flight route”, this das Eislaufen und das Befahren des Sees mit area has also been declared as a NATURA- kleinen Wasserfahrzeugen ohne Motorkraft 2000-Region. In order to secure these core auf dem Großen Madebrökensee zulässig ist. sections, the island farmers have developed an extensively used pasture landscape along Neben den bereits an drei Stellen des Suhrer the outer border of the future nature preserve Sees bestehenden Möglichkeiten zur Bade- area. nutzung und zum Eislaufen wird damit am Großen Madebrökensee eine weitere Mög- 4. The Suhrer Lake and it’s surroundings is lichkeit geschaffen, diesen Freizeitnutzungen a region of 270 hectares in the district of Plön umweltverträglich nachzugehen. and has been declared as a nature protected

58 2006 in Schleswig-Holstein neu ausgewiesene, erweiterte und veränderte Naturschutzgebiete area since the 13th of August 2003. This region has already been described in the Annual Sta- te Agency Report of 2003. The Suhrer Lake, the Large Madebröken Lake as well as the Small Uklei Lake belong to this nature protec- ted area.

After having been declared as a nature protec- ted area protests from the riparian users were made against the regulations regarding anthro- pogenic activities which forbid swimming, paddling and ice skating in and on the Large Madebröken Lake which is the property of the Nature Foundation. The landing stage users postulate that the human activities named above should be re-examined and possibly be permitted again.

After a renewed investigation and a reviewing of the regulations regarding the activities on this lake, the Authorities have decided to change it’s content of prohibitions and to al- low swimming in the Large Madebröken Lake as well as ice-skating on the lake and to per- mit paddling with small boats without motors again.

➢ Wolfgang Kruse-Michelsen Dezernat 32 – Flächenhafter Naturschutz Tel.: 0 43 47 / 704-323 [email protected]

Andrea Kühl Dezernat 32 – Flächenhafter Naturschutz Tel.: 0 43 47 / 704-321 [email protected]

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 59 60 NSG „Pantener Moorweiher und Umgebung“ – 20 Jahre Naturschutzprojekt – 10 Jahre Schutzgebiet – eine positive Entwicklung

➢ Martina Kairies

Vor nunmehr 10 Jahren ist ein 147 ha großes Areal um den Pantener Moorweiher, im Kreis Herzogtum Lauenburg, nordwestlich von Mölln, als Naturschutzgebiet ausgewiesen worden. Dies war jedoch nur ein Zwischen- schritt für ein seit 20 Jahren laufendes Natur- schutzvorhaben, das schließlich 2006 mit der Zerstörung einer letzten Rohrleitung seine ers- te Abrundung erfahren hat. In den kommen- den Jahren wird es maßgeblich darum gehen, die Weiterentwicklung der eingeleiteten Pro- zesse aktiv zu sichern.

Es ist an der Zeit, eine erste Zwischenbilanz zu ziehen, zumal die positiven Auswirkungen auf Arten und Biotope nun bereits deutlich und allgemein zu erkennen sind. Seeadler und Fischadler schauen im Gebiet mittlerweile re- gelmäßig vorbei, auch die im Tal des Elbe-Lü- beck-Kanales vagabundierenden Silberreiher wurden schon im NSG gesichtet. Darüber hi- naus bietet das Projekt auch ein gutes Bei- spiel für andere Naturschutzvorhaben.

Lösungen für vielfältige Ansprüche brauchen Zeit Bereits 10 Jahre vor Ausweisung – die natur- schutzfachliche Bedeutung des Gebiets war allerdings schon viel früher bekannt – entstand aus einer ersten Idee, wie verschiedenen An- sprüchen an die Flächen innerhalb der Ge- meinde Rechnung getragen werden könnte, ein gemeinsames Projekt von örtlichen Betrof- fenen, der Stiftung Naturschutz, dem Kreis und Landesbehörden. Die Standortsuche für einen geplanten Kläranlagenbau, die Bereit- stellung von Ausgleichsflächen (unter ande- rem auch aus dem Bodenabbau), die Erforder- nisse des Naturschutzes und Ansprüche aus der Landwirtschaft wurden gebündelt. Im Rah- men eines spezifischen Flurbereinigungsver- fahrens erfolgte ein umfangreicher Land- tausch, der Betriebe mit günstiger zu bewirt- schaftenden Flächen versorgen konnte. Schwer nutzbare Bereiche (zu nass, zu mager, zu steil, zu hohe Investitionen für eine moder- ne Landnutzung…), die zur Regeneration des Wasserhaushaltes erforderlichen Flächen so- wie zur Sicherung von naturnahen Lebensräu- men nötige Pufferzonen wurden dabei für Na- turschutzzwecke angekauft.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 61 Die Ankaufsflächen (ca. 100 ha) wurden der wasserrechtlichen Seite im Rahmen des Flur- Stiftung Naturschutz übertragen und zusam- bereinigungsverfahrens. Das übrige Entwässe- men mit öffentlichen Eigentumsflächen (Land, rungssystem in der Gemeinde wird durch die Bund, Gemeinde, ca. 20 ha) und Privatflächen eingetretene Retentionswirkung des Gebietes (zum großen Teil als Ausgleichflächen, ca. 27 deutlich entlastet. ha) in das Schutzgebiet einbezogen.

Konzept für die weitere Regeneration des Wasserhaushaltes Gebietsentwicklung Das wichtigste Naturschutzziel, die naturnahe Der erfolgreiche Abschluss von Erstinstand- Biotopentwicklung der landesweit bedeutsa- setzungsmaßnahmen und die Aufhebung von men Quellen, Sümpfe, Weiher und Nasswie- Auswirkungen ehemals intensiver Nutzungen sen, konnte durch den hohen Eigentumsanteil lassen jetzt die Vielfalt und die Entwicklungs- öffentlicher Flächen und der Stiftung Natur- fähigkeit der Flächen als naturnahe, längerfris- schutz optimal realisiert werden. Erst die Ar- tig erhaltungsfähige Lebensräume sichtbar rondierung der Naturschutzflächen erlaubte werden. Gleichzeitig können nun die örtlichen die notwendigen dauerhaft verändernden Realisierungschancen naturschutzfachlich ge- Maßnahmen, insbesondere beim vollständi- eigneter Methoden besser abgeschätzt wer- gen Rückbau von Entwässerungseinrichtun- den, um ein längerfristig gültiges Schutz- und gen. Dass dabei die Zahl der betroffenen An- Entwicklungskonzept zu erstellen und umzu- und Oberlieger erheblich verringert werden setzen. konnte, vereinfachte auch die Abarbeitung der

Abbildung 1: Nach stufenweisem Anheben des Wasserstandes hat der zentrale Moorweiher mit seinen ausgedehnten Verlandungszonen wieder seine ursprüngliche Größe erreicht

62 NSG „Pantener Moorweiher und Umgebung“ – 20 Jahre Naturschutzprojekt – eine positive Entwicklung Abbildung 2: Kernflächen des NSG mit Steilhängen und ungestörten Niederungen nach Wiederherstellung ungeregelter Wasserstands- verhältnisse.

Ziel ist es, die standortbedingte Struktur- und Für eine ganze Reihe von Arten stellt dieser Artenvielfalt eines repräsentativen Ausschnit- Raum im Komplex mit dem Talzug des heuti- tes der Jungmoränenlandschaft im südöstli- gen Elbe-Lübeck-Kanals einen landesweiten chen Schleswig-Holstein dauerhaft zu sichern. Verbreitungsschwerpunkt dar; für mehrere Dabei sind drei unterschiedliche Teilräume zu wärmeliebende Arten verläuft hier die derzeiti- beachten: ge nördliche Verbreitungsgrenze in Schleswig- die offenen und bewaldeten reichen Morä- Holstein. Aus diesem Grund ist die Bedeutung nensteilhänge im Westteil, des Gebietes auch immer im Zusammenhang die Niederungsflächen mit ihren naturna- mit benachbarten regionalen Naturschutzvor- hen Wasserständen, haben zu sehen (wie in unmittelbarer Nähe die die Weiterentwicklung der von Schmelz- Hellmoor-Diekbek-Niederung, das Pirschbach- wassersanden gebildeten naturnahen nähr- tal und der Lankauer See). stoffarmen Biotope im Ostteil.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 63 Eine Übersicht über die wichtigsten Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen:

Komplex Erstinstandsetzungs- fortlaufende Leitarten maßnahmen Maßnahmen - Beispiele - Moorweiher mit Verlan- Grabeneinstau im Niedermoor bis auf Sukzession Rothalstaucher, dungszonen aus Bruch- Geländeniveau, Zerstörung von Rohr- Graugans, Nah- wald, Röhrichten, leitungen zum oberflächlichen, freien rungsrevier von Sümpfen Abfluss des Wassers, ohne weitere See- und Fischadler Gewässerunterhaltung mit freier, jahreszeitlicher Schwankungsbreite der Ausuferung Mineralreiche Hang- und Zerstörung von Flächendrainagen zur Sukzession Hohler Lerchen- Quellwälder im Westteil Regeneration der Quellhorizonte, sporn, Hainschwa- Rückbau von Teichanlagen, Entnahme den, Palustriella von Nadelholz (Cratoneuron) com- mutatum Wechselnasse Pionier- Sukzession Großer Schillerfalter wälder aus Weiden, Birken, Zitterpappel; in Verbindung mit älteren, teilweise bodensauren Hang- und Quellwäldern, sowie Röhrichten im Ostteil Artenreiches Mineral- Aufgabe der Ackernutzung, vorüber- Ganzjahresweide mit Neuntöter, Weißbin- grünland auf reicheren gehende intensivere Beweidung und Mutterkuhhaltung diges Wiesenvögel- und ärmeren Standorten Mahd zur Abschöpfung von Nährstoff- chen; mit hohen Anteilen an überschüssen Jagdrevier für Fle- Dorngebüschen und dermäuse Säumen im Übergang zu Nasswiesen Weiher und Verlan- Entnahme von Fischbesatz gelegentliche Krebsschere, Grüne dungsbereiche im Entkusselung Mosaikjungfer, Sanderbereich Laubfrosch Nasswiesen im Steck- Streuwiesenmahd und/ Graugänse, Braun- nitztal oder Nachweide im kehlchen, Sumpf- (Elbe-Lübeck-Kanal) Herbst dotterblume, Wie- senschaumkraut Heiden, Trockenrasen, Entkusselung, gelegent- Blauflügelige offene Sandflächen lich Beweidung, Mahd Ödlandschrecke, Sandstrohblumen-- Eulchen, Zaunei- dechse, Heidenelke, Genfer Günsel

64 NSG „Pantener Moorweiher und Umgebung“ – 20 Jahre Naturschutzprojekt – eine positive Entwicklung Abbildung 3: Der ungenutzte Quellwald mit hohem Altholzanteil und „Kalktuffquellen“ prägt den Fuß der Steilhänge.

Natura 2000 Regionaler betreuender Verband Mittlerweile wurde der Westteil des NSG Schließlich ist auch auf die vorbildliche, enga- auch gegenüber der Europäischen Union als gierte Arbeit des betreuenden Verbandes „Na- ein Element des europäischen Netzes Natura tur Panten e.V.“ hinzuweisen, der 2007 das 2000 benannt. Die zur Sicherung der Lebens- 10-jährige Bestehen feiert. Seine Mitglieder raumtypen (Kalktuffquellen und Erlen-Eschen- beobachten und dokumentieren die Gebiets- Auwälder) aktuell umsetzbaren Maßnahmen entwicklung, führen Maßnahmen wie Anstau wurden im Wesentlichen bereits durchgeführt. oder Entkusselungen durch, halten Kontakt zur Entsprechende Aussagen zum Gebietsmana- Örtlichkeit, wirken in der Kinder- und Jugend- gement sind Bestandteil des Konzeptes. Dies arbeit und tragen dadurch maßgeblich zum gilt auch für die Sicherung von Vorkommen Gelingen des Projektes bei. der typischen, aber auch seltenen und gefähr- deten Arten, darunter auch solche der FFH- Weitergehende Informationen zur naturschutz- Richtlinie und der Vogelschutzrichtlinie. Zu be- fachlichen Bedeutung und Hinweise zum Be- achten sind dabei zusätzlich die intensiven such des Gebiets enthält das 2006 im Rah- Wechselbeziehungen mit weiteren Flächen men des schleswig-holsteinischen Besucher- des Netzes Natura 2000 in diesem Raum. Ge- informationssystems (BIS) für das Natur- rade an den Vogelarten, die in benachbarten schutzgebiet erstellte Faltblatt, das u. a. beim Vogelschutzgebieten brüten und hier ihre Nah- betreuenden Verband und im LANU erhältlich rung suchen, wird die Intention eines zusam- ist. menhängenden europäischen Schutzgebiets- systems deutlich sichtbar.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 65 Abbildung 4: Nach Abbau der Rohrleitung in 2006 ist der freie Ablauf zwischen den beiden renaturierten Moorweihern wieder hergestellt.

Abbildung 5: Im Ostteil wurden 2006 Entkusselungsarbeiten zur Erhaltung der Heide und der angrenzenden Nasswiesen durchgeführt.

66 NSG „Pantener Moorweiher und Umgebung“ – 20 Jahre Naturschutzprojekt – eine positive Entwicklung ten Maßnahmen Abbildung 6: Das NSG „Pantener Moorweiher“: die unterschiedlichen Farben zeigen Biotoptypen, Schraffuren eingeleite

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 67 Abbildung 7: Sandflächen und sonnenexponierte Hänge werden aktiv offen gehalten. Sie sind Lebensraum der in Schleswig-Holstein vom Aussterben bedrohten Blauflügeligen Ödlandschrecke. (alle Fotos von der Autorin)

Summary A special conception will maintain the further 10 years ago, the „Pantener Moorweiher“ be- development of typically natural to semi-natu- came a nature reserve, but it took almost 20 ral biotopes in this area. During the following years to reach the main goals: Drainage tren- years special management measures will be ches and ditches were destroyed to support carried out, i.e. continuous grazing of wet and the regeneration of water regime, especially dry meadows throughout the year, partially of springs and their surroundings, due to con- clearing in some sandy habitats of endangered solidation of arable land and the purchase of species and abandoning the use of the centre, plots by funds of nature conservation. Becau- especially of forest biotops, springs, ponds se of the occurrence of petrifying springs with and swamps. tufa formation and small residual alluvial fo- rests, it is a proposed site of Community Inte- rest (NATURA 2000). ➢ Martina Kairies Dezernat 33 – Ökosystemschutz Tel. 0 43 47 / 704-343 [email protected]

68 NSG „Pantener Moorweiher und Umgebung“ – 20 Jahre Naturschutzprojekt – eine positive Entwicklung Möglichkeiten der Darstellung des Landschaftswandels über Fernerkundung

➢ Eberhard Tschach

Schon seit über 200 Jahren gibt es detaillierte Dokumentationen von Landschaftselementen sowie von Natur und Landschaft in Form kar- tographischer Darstellungen in Topographi- schen Karten (Abbildung 1): - Aus militärischen Erfordernissen entstan- den z. B. in der 2. Hälfte des 18. Jahrhun- derts die ersten landesweit flächendecken- den Karten für das Herzogtum Holstein und für das kurhannoversche Gebiet (weite Teile des heutigen Kreises Herzogtum Lau- enburg) im Maßstab 1:25.000 sowie für das Herzogtum Schleswig im Maßstab 1: 57.600, mit einer - gemessen an der Leis- tungsfähigkeit damaliger geodätischer Ge- räte - hohen Genauigkeit und Interpretation von Landschaftsbestandteilen. Aus diesen Karten lassen sich die ersten Daten für ein Biotop- und Landschaftsmonitoring ablei- ten.

Abbildung 1: Topographische Karten aus den Jahren 1790, 1879, 1998

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 69 - Die Erfordernis eines einheitlichen Karten- angelegt, dass sie das Zusammenfassen (Ag- werkes nach der Gründung des Deutschen gregation) und Aufgliedern (Segregation) von Reiches und die damit verbundenen höhe- Biotoptypen zulässt. ren administrativen Anforderungen an eine genauere Darstellung ließen die 1. König- Entwicklungen von Geographischen Informati- lich-Preußische Landesaufnahme ab 1871 ons- (GIS) und Bildverarbeitungssystemen so- entstehen, ein Kartenwerk, das in Form wie von sowohl flugzeug- als auch satelliten- und Darstellung bis heute in ganz Deutsch- gestützten Aufnahmesensoren ermöglichen land beibehalten wurde. Verfahren, die weit über herkömmliche Inter- In diesen Karten wurden neben den topologi- pretationsverfahren hinausgehen: schen Daten auch einige Typen des Land- Satellitengestützte Fernerkundungsdaten schaftsinventars wie u. a. Gewässer, Wald, (mit zukünftig bis zu 0,6 m Bodenauflö- Moore, Sümpfe, Heiden, Grünland oder Wall- sung/Bildpunkt) können mit Hilfe von hecken dargestellt. Diese Karten dokumentie- modernen objekt-orientierten Auswertever- ren den Landschaftswandel sehr eindrucks- zur Aktualisierung von Biotopkartie- voll. rungen im weitesten Sinne beitragen. Vo- raussetzung sind zeitnah vor Ort erfasste Eine wesentliche Erweiterung der Daten- Informationen (Biotopbeschreibungen, Ve- grundlage hinsichtlich landschaftsökologischer getationskartierungen), welche als „Refe- Gesichtspunkte bildet die landesweite selekti- renzflächen“ für die semi-automatische ve Biotopkartierung (Abbildung 2) ab Mitte Klassifikation dienen. Über multi-saisonale der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts. Da- Aufnahmen eines Jahres können Biotop- mit wurde den Naturschutzbehörden ein land- und Landnutzungstypen auch hinsichtlich schaftsbewertendes Instrument an die Hand ihrer Phänologie bzw. ihres Nutzungsmus- gegeben. Die Biotopkartierung wurde eine be- ters charakterisiert werden. deutsame Entscheidungshilfe zur Durchset- Flugzeuggestützte digital aufgenommene zung der in den Naturschutzgesetzen formu- Fernerkundungsdaten (mit bis zu 0,1 m Bo- lierten Ziele des Naturschutzes und der Land- denauflösung/Bildpunkt) können gleichen schaftspflege. Auswertungsverfahren unterzogen wer- den. Die Informationsdichte auf Grund der Eine wichtige ergänzende Grundlage zur Bio- besonders hohen radiometrischen und topkartierung ist die flächendeckende Biotop- geometrischen Auflösung ermöglicht er- typen- und Nutzungstypen Kartierung, die heblich weiter reichende Auswertungstie- über die individuelle Auswertung (Interpretati- fen dieser Bilddaten. Damit ist es möglich, on) von Color-Infrarot-(CIR) Luftbildern der Jah- die schon gute Informationslage, die sich re 1988 – 1991 im Maßstab 1:10.000 durchge- aus einer überwachten Klassifikation von führt wurde. Sie ergänzt das Biotopkataster Satellitenbilddaten erschließt, erheblich zu durch eine detaillierte räumliche Abgrenzung steigern. Eine weitere Verbesserung der und Überprüfungsmöglichkeit der Aktualität Datenlage ergibt sich aus einer ergänzen- der Biotopkartierung. Das Kataster wurde den individuellen Luftbild-Interpretation nach einer von der Arbeitsgemeinschaft Natur- und aus erforderlichenfalls sich ergeben- schutz der Landesämter und –anstalten erar- den Vor-Ort-Kontrollen von nicht eindeu- beiteten Kartieranleitung1 erstellt. Diese ist so tig identifizierbaren Flächen.

Abbildung 2: Biotopkartierung

70 Möglichkeiten der Darstellung des Landschaftswandels über Fernerkundung Abbildung 3: CIR-Luftbild gestützte Biotoptypen- und Nutzungstypenkartierung (1989)

Digital aufgenommene Fernerkundungsdaten (Landbedeckungs- und Landnutzungskartie- werden auch verwendet, um Art und Umfang rungen) zeigt dann Art und Umfang des von Veränderungen von Natur und Landschaft, Landschaftswandels auf einer Karte. Durch Landschaftsinventar und Infrastruktur usw. in- Überlagern von Karten der verschiedenen nerhalb bestimmter Zeiträume darzustellen. Kartierungen oder dieser mit einem aktuel- Dies geschieht zum einen durch Vergleiche len Luft- oder Satellitenbild verdeutlicht der Informationen von Bildpunkten (Pixeln) so- den Landschaftswandel. wie von Auswertungen: moderne Bildverarbei- - Digitale Kataster ermöglichen aber neben tungssysteme können mit Hilfe von Verfah- einer Visualisierung auch, und das ist be- ren zur Veränderungsindikation (change sonders wichtig, statistische Erhebungen detection) Bilddaten verschiedener Aufnah- und Vergleiche. Damit wird der rein opti- mezeiten miteinander vergleichen und auf sche Vergleich noch erheblich verstärkt. Grund der Intensitätsunterschiede auch mögli- - Derartige Vorhaben beschränken sich nicht che Veränderungen anzeigen. Dieses Verfah- nur auf die regionale Ebene. Nationale, eu- ren wurde in dem MoBio-Projekt2 entwickelt ropäische und internationale Initiativen wei- und erprobt. sen in dieselbe Richtung, nur in anderen Maßstäben. Internationale Protokolle, z. B. Das Verfahren kann z. B. bei Aktualisierungen UN Convention on Biological Diversity von Fernerkundungsdaten-Auswertungen wie (CBD) 1992, Pan-European Biological and der CIR-Luftbild gestützten Biotoptypen- und Landscape Diversity Strategy (1994), Kyoto Nutzungstypenkartierung angewendet wer- Protocol (1994), Maastricht Declaration den: ‘Conserving Europe’s Natural Heritage’ - Meist werden multitemporale und multisai- (1993), European Community Biodiversity sonale Satellitenbilddaten miteinander ver- Strategy (1998) sowie Berichtspflichten, z. glichen. Flächen/Räume, für die „Change B. die nach FFH-Richtlinie3 oder das Bund- Detection“ Veränderungen signalisiert, Länder-Abkommen zum Datentausch ge- werden maskiert und einer detaillierten ben die Handlungsgrundlage. Auswertung über digitale Luftbilddaten un- terzogen. Über entsprechende GIS-Routi- Seitens der Europäischen Union und der Euro- nen erfolgt dann eine Aktualisierung z. B. päischen Raumfahrtagentur (ESA) wird die Ini- der Biotoptypen- und Nutzungstypenkartie- tiative „GMES“4 mit einigen Service Elemen- rung. ten (GSE) vorangetrieben, die durch begleiten- - Der Vergleich der Ergebnisse früherer Bio- de, EU-geförderte Forschungsprojekte, wie z. toptypen- und Nutzungstypenkartierungen B. dem GMES-Projekt Geoland ergänzt wer-

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 71 Abbildung 4: Luftbildinterpretation und Monitoring

den. Während die GSE’s - z. B. GSE Forest heitliche/kompatible Datenbankstrukturen zu oder GSE Land Pilot Services - in verschiede- schaffen und damit eine Basis für einen Da- nen europäischen Regionen erprobt wurden, tenaustausch zu begründen. Damit wird die soll nun innerhalb des Folge Projektes Geo- Möglichkeit erschlossen, auch grenzübergrei- land2 ein hochauflösender Land Monitoring fend Daten über Natur und Landschaft zu er- Service (LMCS) operationalisiert werden. Es halten, ein entsprechendes Flächenmonitoring ist davon auszugehen, dass dieser LMCS zu- vornehmen und damit den Landschaftswandel sammen mit nationalen GMES Initiativen in dokumentieren zu können. Zukunft ab ca. 2014 das herkömmliche CORINE LAND COVER LANDUSE COVER ab- Die für die Auswertung von Fernerkundungs- lösen werden. daten erforderlichen Referenzflächen (insbe- sondere zur Kalibrierung und Validierung zu Da auch auf nationaler und regionaler Ebene Zwecken der Interpretation) sollten als Dauer- ein aktueller Bedarf an detaillierteren Daten - flächen eingerichtet werden. Ihre Auswahl er- allerdings nur mittlerer Auflösung – besteht, gibt sich aus dem Erfordernis, die unterschied- wurden parallel zu GMES nationale Initiativen lichen Biotoptypen in den verschiedenen Na- eingerichtet. Für Deutschland ist es u. a. land- turräumen des Landes abzubilden. Denkbar ist seitig „DeCover“ sowie seeseitig „DeMari- die Verwendung des Rasters von Dauerprobe- nes“. Auf regionaler Ebene besteht eine lan- flächen der „Ökologischen Flächenstichpro- desweite Biotoptypen- und Nutzungstypenkar- be“6 und/oder von „LUCAS“7 (Abbildung 7), tierung, deren Aktualisierung geplant ist. deren Ziel es ist, ein deutschland- bzw. EU- Folgerichtig wird zur Harmonisierung der Da- weites terrestrisches Stichprobenverfahren ten/-strukturen seitens der Europäischen Uni- einzurichten, um dauerhaft den Wandel in der on eine „Richtlinie zur Schaffung einer Geoda- Kulturlandschaft zu dokumentieren und so teninfrastruktur in der Europäischen Gemein- Entscheidungshilfen für zahlreiche Politikberei- schaft (INSPIRE5) erarbeitet, um einen einheit- che zu geben. lichen Geodatenpool und damit auch EU-ein-

72 Möglichkeiten der Darstellung des Landschaftswandels über Fernerkundung Abbildung 5 : Fernerkundungsdaten und Darstellungsmaßstäbe für verschiedene Landbedeckungskartierungen

Abbildung 6 : Referenzflächen zur Unterstützung der Fernerkundungsdatenauswertung

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 73 Abbildung 7: 3-D-Modell durch Überlagerung ei- nes digital erzeug- ten Luftbildes mit einem zeitgleich digital erzeugten Oberflächenmodell (HRSC-Ax-Bildflug 2001)

Die Entwicklung geht aber noch einen Schritt Summary weiter: Modern Software for GIS- and image proces- Die Überlagerung von digitalen Fernerkun- sing as well as digital satellite and airborne dungs- und Katasterdaten auf digitale Höhen- multitemporal and multiseasonal images are modelle ermöglicht auch dreidimensionale Dar- allowing detailed mappings which demonstra- stellungen. Diese gestatten es, z. B. Eingriffs- te landscape change by maps and statistics. vorhaben, wie die Errichtung von Windkraftan- Linked with high resolution digital elevation lagen, zu simulieren und somit Veränderungen models formidable 3-D-models can be genera- des Landschaftsbildes zu visualisieren. ted.

Auf die gleiche Art und Weise können auch Strukturen aus alten Karten in das Modell ein- 1 Systematik der Biotoptypen- und Nutzungstypenkartierung (Kartieranlei- gearbeitet oder vorhandene, das Landschafts- tung), Landschaftspflege und Naturschutz, 45 [Neuauflage 73], Bundes- bild prägende Strukturen entfernt werden. So amt für Naturschutz, 2002, Bonn ließe sich der Landschaftswandel über Jahr- 2 Monitoring of Changes in Biotope and Land Use Inventory in Denmark hunderte bis in eine mögliche Zukunft aufzei- and Schleswig-Holstein by means of Satellite Image Analysis and GIS gen. Technology (MoBio), Contract No.: ENV4-CT96-0367 3 FFH -Richtlinie (92/43/EEC) 4 Global Monitoring for Environment and Security Zusammenfassung 5 Infrastructure for Spatial Information in the European Community Moderne GIS- und Bildbearbeitungsverfahren (INSPIRE) sowie digitale satelliten- und flugzeuggestütz- 6 Die ökologische Flächenstichprobe ist Teil der „Umweltökonomischen te multitemporale und multisaisonale Bildda- Gesamtrechnung”, ein gemeinsames Projekt des Bundesamtes für Na- ten ermöglichen detaillierte Darstellungen des turschutz und des Statistischen Bundesamtes Landschaftswandels in Karten und Statistiken. 7 „LUCAS” (Land Use / Cover Area Frame Statistical Survey) In Verbindung mit hochauflösenden digitalen Geländemodellen lassen sich eindrucksvolle 3- D-Modelle erstellen. ➢ Dr. Eberhard Tschach Dezernat 33 – Ökosystemschutz Tel.: 0 43 47 / 704-350 [email protected]

74 Möglichkeiten der Darstellung des Landschaftswandels über Fernerkundung 30 + 3 Jahre Landschaftsplanung und Eingriffsregelung in der oberen Naturschutzbehörde

Zwei moderne Instrumente des Naturschutzes im Wandel haben Geburtstag

➢ Thomas Holzhüter

Schleswig-Holstein war mehrfach Vorreiter in der bundesdeutschen Naturschutzgesetzge- bung. Es hat Instrumente des „modernen Na- turschutzes“, die Landschaftsplanung auf ver- schiedenen Ebenen und die Eingriffs-/Aus- gleichsregelung bereits 1973 im ersten Land- schaftspflegegesetz eingeführt - noch bevor 1976 der entsprechende bundesrechtliche Rahmen durch das Bundesnaturschutzgesetz geschaffen wurde und die anderen Bundeslän- der nachzogen. Wie wirken sich diese noch immer beste- henden und inhaltlich weiterentwickelten rechtlichen Instrumente auf die natur- schutzfachliche Arbeit der oberen Natur- schutzbehörde aus? Welche Vernetzungen mit anderen Arbeits- gebieten gibt es? Welche Perspektiven haben diese Instru- mente?

Diesen drei Fragen soll im Folgenden nachge- gangen werden.

Zuvor steht aber die Frage: Auf welchen recht- lichen Grundlagen ist das LANU bei Fragen von Landschaftsplanung und Eingriffsregelung tätig? Angesiedelt sind diese Aufgaben im De- zernat 34 – Landschaftsplanung; Eingriffsrege- lung; Kartographie in der Abteilung 3 – Natur- schutz und Landschaftspflege. Das LANU ist hier kein Träger öffentlicher Belange für typi- sche Einzelfälle. Es erarbeitet auch nach § 45b LNatSchG fachliche Planungs- und Entschei- dungshilfen und nach näherer Weisung durch die oberste Naturschutzbehörde, das Ministe- rium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (MLUR) Fachbeiträge und Stellungnah- men. Daher liegt ein besonderer Fokus nicht nur auf dem Bearbeiten von Großvorhaben oder schwierigen Einzelfällen, sondern auch auf dem Entwickeln von landesweiten Metho-

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 75 den und Standards. Ferner ist es guter stellung der Landschaftsrahmenpläne wurden Brauch, Kolleginnen und Kollegen anderer Ab- ab Mitte der 90er Jahre Projektgruppen ge- teilungen innerhalb des LANU bei ihren Ge- gründet, die abteilungs- und umweltmedien- nehmigungsverfahren, beispielsweise Grund- übergreifend die für die überörtliche Land- wasserentnahmen oder abfallrechtlichen Ge- schaftsplanung relevanten Aspekte in Fachbei- nehmigungen, zu unterstützen. trägen und Karten für das federführende Mi- nisterium dargestellt haben. So gelang es, die Aspekte des Boden- und Wasserschutzes we- Landschaftsplanung – sentlich umfassender und präziser als bisher DIE Fachplanung des Naturschutzes: einzubringen. Als landesweit tätige Fachbehörde liegt der Schwerpunkt der Aktivitäten in der überörtli- Für die zweite Runde der Landschaftsrahmen- chen Landschaftsplanung, also dem Land- pläne wurde die Kartographie erstmals auf der schaftsprogramm und der Landschaftsrah- Basis GIS-gestützter Daten erstellt. menplanung. Anfang bis Mitte der 80er Jahre wurden für eine erste Aufstellung der Land- Ferner wurden für die örtliche Landschaftspla- schaftsrahmenpläne entsprechend den schles- nung auf Ebene der Gemeinden in vielfältiger wig-holsteinischen Planungsräumen Beiträge Weise die im LANU bzw. in den Vorgängerbe- für das federführende Umweltministerium er- hörden vorhandenen Daten bereitgestellt und arbeitet. Für die Fortschreibung bzw. Neuauf- Beratungen im Einzelfall geleistet.

Die Landschaftsplanung und ihre Aufgaben: Landschaftsplanung hat die Aufgabe, die Erfordernisse und Maßnahmen zur Verwirklichung der Ziele des Naturschutzes auf Landes-, Regional- und Gemeindeebene zu ermitteln und darzustel- len (§ 4 Abs. 1 LNatSchG). Sie dient der Verwirklichung der Ziele des Naturschutzes und soll An- gaben enthalten über: den vorhandenen und zu erwartenden Zustand von Natur und Landschaft die für den Raum konkretisierten Ziele und Grundsätze des Naturschutzes und der Land- schaftspflege danach die Beurteilung des Ist-Zustandes einschließlich der sich daraus ergebenden Konflikte die Erfordernisse und Maßnahmen für den Naturschutz und im Zusammenhang mit Eingriffs- vorhaben. Die Betrachtungen beziehen sich auf den Naturhaushalt mit den Umweltmedien Boden, Wasser, Luft/Klima, Tiere, Pflanzen sowie das Landschaftsbild, die Erholungsfunktionen von Natur und Landschaft und historische Kulturlandschaften. (siehe auch im Umweltbericht: http://www.umwelt.schleswig-holstein.de/servlet/is/23057/)

Für naturschutzfachliche Fragestellungen im schen Kulturlandschaften, konnten bisher engeren Sinne innerhalb der Landschaftspla- nur teilweise eingebracht werden. Sie sind da- nung ist die landesweite Biotopkartierung her von besonderem Interesse für eine Fort- eine wesentliche Quelle. Ihre generalisierten schreibung. So ist geplant, Erkenntnisse aus Ergebnisse gingen vielfach in der Biotopver- einem laufenden Projekt mit dem Landesamt bundplanung auf. Sie enthält zwei Maßstabs- für Denkmalschutz und der Deutschen Bun- ebenen, die im Landschaftsprogramm (landes- desstiftung Umwelt zum Thema Alleen für weite Ebene) und im Landschaftsrahmenplan die überörtliche Landschaftsplanung zu ver- (regionale Ebene) dargestellt, öffentlich im wenden. Rahmen der Verfahren abgestimmt und weit- gehend in die Raumordnung übernommen Auf die Bedeutung GIS-gestützter Daten wur- wurden. Weitere auch in der überörtlichen de bereits hingewiesen. Der Austausch und Landschaftsplanung dargestellte Ergebnisse die Vernetzung vorhandener Daten der ver- sind Vorschläge für die Ausweisung von Na- schiedenen Institutionen und Akteure werden turschutz- und Landschaftsschutzgebieten. in Zukunft aus Gründen der schnellen Reakti- on auf Anfragen, der Sicherung der fachlichen Andere Themen der überörtlichen Land- Qualität der Aussagen und der Kosteneinspa- schaftsplanung, wie die Elemente der Histori- rung an Bedeutung zunehmen. Daher beschäf-

76 30 + 3 Jahre Landschaftsplanung und Eingriffsregelung in der oberen Naturschutzbehörde tigt sich ein laufendes Projekt im Dezernat 34 roparechtlicher Vorschriften auch für diesen gemeinsam mit dem IT-Dezernat im LANU mit Bereich. Allgemein bekannt ist die Umwelt- der digitalen Landschaftsplanung. Ziel ist es verträglichkeitsprüfung (UVP), die auf der unter anderem, den Gemeinden und Ämtern Projektebene bereits seit 1985 mit Inkrafttre- die für die örtliche Landschaftsplanung verfüg- ten der Richtlinie 85/337/EWG des Rates vom baren aktuellen Daten und Bewertungen mög- 27. Juni 1985 über die Umweltverträglichkeits- lichst kurzfristig zugänglich zu machen. prüfung bei bestimmten öffentlichen und pri- vaten Projekten ein Befassen mit umweltme- Um die bundesweiten Diskussionen zum The- dienübergreifenden Fragestellungen erfordert. ma Landschaftsplanung nach Schleswig-Hol- Sie wurde 2001 ergänzt durch die Richtlinie stein zu bringen, werden Fortbildungsveran- 2001/42/EG des Europäischen Parlaments und staltungen gemeinsam mit der Umweltaka- des Rates vom 27. Juni 2001 über die Prüfung demie angeboten. der Umweltauswirkungen bestimmter Pläne und Programme für die Strategische Um- Die im April 2007 In-Kraft-getretene neue Fas- weltprüfung (SUP), die derzeit in Schleswig- sung des Landesnaturschutzgesetzes sieht Holstein umgesetzt wird. Zu den dort zu bear- verschiedene Veränderungen gegenüber der beitenden Plänen und Projekten zählen bei- alten Fassung vor. So sollen die Ebene der spielsweise die kommunalen Bauleitplanun- Landschaftsrahmenplanung, die gemeindliche gen oder die Produkte der Landesplanung. In- Pflicht zur Aufstellung von Landschaftsplänen sofern erfolgt - mit verschobenen Schwer- und auch Grünordnungspläne entfallen; das punkten - weiterhin eine umweltmedienüber- erst 1993 eingeführte Landschaftsprogramm greifende Berücksichtigung der Belange von aber bestehen bleiben. Natur und Landschaft auf kommunaler Ebene. Dies wird auch zukünftig durch das LANU mit Vor dem Hintergrund der Diskussion um die Daten, Methoden und Bewertungen unter- Föderalismusreform und eines möglichen Um- stützt. weltgesetzbuches steigt die Bedeutung eu-

Schutzgüter und Geltungsbereich des Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG): Zweck ist, bei bestimmten öffentlichen und privaten Vorhaben (Projekten) zur Umweltvorsorge die Auswirkungen auf die Umwelt zu ermitteln, zu bewerten und zu beschreiben, die Öffentlichkeit einzubeziehen, die Ergebnisse so früh wie möglich bei allen behördlichen Zulassungsentscheidungen zu be- rücksichtigen.

Die UVP umfasst die unmittelbaren und mittelbaren Auswirkungen eines Vorhabens auf Menschen, Tiere und Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima und Landschaft, Kulturgüter und sonstige Sachgüter sowie Wechselwirkungen zwischen den vorgenannten Schutzgütern.

Die Strategische Umweltprüfung SUP tritt bei wichtigen umweltbedeutsamen Planungsverfah- ren an die Stelle der UVP und ergänzt diese inhaltlich um die Aspekte von Planungsalternativen, Überwachungsmaßnahmen der sich ergebenden erheblichen Umweltauswirkungen und stärkere Beteiligungsrechte.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 77 Naturschutzrechtliche Eingriffsregelung – nungen haben heute nur noch eine geringe keine Angst vor der Kompensation Bedeutung. Auch die seit 1973 praktizierte Eingriffs-/Aus- gleichsregelung befindet sich in einem bestän- Bei vielen Anfragen geht es entsprechend des digen Wandel, ohne dass ihre typische Ent- Vermeidungsgebotes um eine naturschutzver- scheidungskaskade (Beeinträchtigungen von trägliche Trassen- oder Standortwahl. Für die Natur und Landschaft bei Vorhaben vermeiden Beantwortung solcher Fragen auch in einem – minimieren – ausgleichen – ersetzen – Aus- frühen Planungsstadium wird ähnlich wie bei gleichszahlung) wesentlich geändert wurde. der Landschaftsplanung zunächst auf den gro- So ist mit der neuen Fassung des LNatSchG ßen, allerdings landesweit nicht in jedem Fall seit April 2007 der 1993 eingeführte „Positiv- flächendeckenden bzw. aktuellen Datenbe- katalog“ des § 7 Abs. 2 LNatSchG wieder ab- stand zurückgegriffen. Hierzu zählen weiterhin geschafft worden. die flächendeckende Biotopkartierung, die zu- nehmend digital und georeferenziert vorliegen- Die Abteilung Naturschutz und Landschafts- den Luftbilder einschließlich ihrer Interpretatio- pflege im LANU ist traditionell mit der Erar- nen nach verschiedenen Schlüsseln sowie die beitung von Beiträgen und Stellungnahmen umfangreichen Fundpunkte zu einzelnen Tier- für das MLUR befasst. Das Dezernat 34 bear- und Pflanzenarten. Bei Vorhaben im marinen beitet überwiegend atypische und/oder be- Bereich gibt es enge Zusammenarbeiten mit sonders schwerwiegende Einzelvorhaben, dem Dezernat 46 - Küstengewässer und dem wie zum Beispiel der Bau von Bundesstra- Landesamt für den Nationalpark Schleswig- ßen und Autobahnen, der Bau von Hoch- Holsteinisches Wattenmeer. spannungsleitungen oder die Elbvertiefun- gen. Darüber hinaus werden bei entspre- Auf der Basis der im LANU vorhandenen Da- chenden Anfragen auch die unteren Natur- ten und ggf. weiterer, im Regelfall vom Vorha- schutzbehörden der Kreise und kreisfreien benträger in Auftrag gegebener Untersuchun- Städten sowie Planungsbüros bei natur- gen, werden gutachterliche Stellungnah- schutzfachlichen Grundsatzfragen zur Ein- men für die einzelnen Vorhaben verfasst. Ziel- griffsregelung unterstützt. Hier stehen Vorha- richtung ist jedes Mal die Frage, ob die ge- ben wie der Kies- und Sandabbau oder die setzlichen Vorgaben zur Eingriffsregelung ein- Planung von Windkraftanlagen im Vorder- gehalten sind und wenn nicht, durch welche grund. Frühere Arbeitsschwerpunkte wie zusätzlichen Maßnahmen dies erreicht wer- Flurbereinigungsverfahren und Klärwerkspla- den kann.

Abbildung 1: Landschaftsbild, Fledermäuse und Vögel können durch den Betrieb von Windkraftanlagen beeinträchtigt werden.

78 30 + 3 Jahre Landschaftsplanung und Eingriffsregelung in der oberen Naturschutzbehörde Abbildung 2: Landschaftsplanung und Eingriffs-Ausgleichsregelung ergänzen sich vielfach. Wo die Ortsumgehung der B 76 bei das Schwentine-Tal – Schwerpunktbereich des Schutzgebiets- und Biotopverbundsystems gemäß Landschaftsrahmenplan und gemeldetes Natura 2000 Gebiet – kreuzt, wird die Straße auf einer Talbrücke und nicht auf einem Damm geführt.

Die Strategien der Eingriffs-/Ausgleichsregelung Im Mittelpunkt der Eingriffsregelung stehen Prognosen von Abläufen und Entwicklungen im Na- turhaushalt und Landschaftsbild unter Beachtung der räumlichen, funktionalen und zeitlichen Di- mensionen, die darlegen: ob und in welchem Umfang mit Beeinträchtigungen zur rechnen ist, ob und in welchem Umfang Vorkehrungen zur Vermeidung der Eingriffsfolgen möglich sind, ob und in welchem Umfang der Eingriff ausgleichbar oder ersetzbar ist, ob die vorgesehenen Kompensationsmaßnahmen ausreichend sind.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 79 NEIN ja ja NEIN NEIN ja NEIN ja ja NEIN ➝ ja NEIN ➝ ➝ ➝ Ist die Durchführung von Kompensationsmaßnahmen nach der Art des Eingriffs nicht möglich, ökologisch nicht sinnvoll oder kann sie tatsächlich oder rechtlich nicht durchgeführt werden? Werden alle nicht vermeidbaren Beeinträchtigungen ausgeglichen? alle nicht vermeidbaren Beeinträchtigungen Werden ja, keine weiteren Schritte bis auf die spätere Kontrolle erfor- Wenn derlich. ersetzt? alle nicht ausgleichbaren Beeinträchtigungen Werden bis auf die spätere Kontrolle ja, sind keine weiteren Schritte Wenn erforderlich. Wurden alle erheblichen Beeinträchtigungen vermieden? Wenn ja, vermieden? Wenn Wurden alle erheblichen Beeinträchtigungen die spätere Kontrolle erforder- dann keine weiteren Schritte bis auf lich. Ausgleichsmaß- Ersatzmaßnahmen Vermeidungs- Ausgleichszahlung Verfahrensschritte Prüfschritte Prüfschritte Verfahrensschritte es von Vermeidungs-, Verminde-es von Vermeidungs-, gleichs- und Ersatzmaßnahmen ausgeführt und waren sie erfolg- Ermitteln einer Nachweisen der Ausführung und des Erfolg -, Aus- Verminderungs rungs-, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen. Vermeidungs-, Wurden die notwendigen reich? Ermitteln möglicher nahmen Gegenüberstellen und gewichten der Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege einerseits und der Gehen die Belange des Naturschutzes und Landschaftspflege vor? anderen Belange der Allgemeinheit nicht weitergeführt werden das Vorhaben ja, kann Wenn andererseits. Ermitteln möglicher Ermitteln möglicher Abgrenzen des Untersuchungsraumes; Abgrenzen des Untersuchungsraumes; festlegen der Untersuchungsmethodik; und die anzuwenden- Wurden der notwendige Untersuchungsraum und Bestands-Bestandserfassung Beein- angemessen bestimmt? Entstehen erhebliche de Methodik der erheblichen bewertung; ermitteln Beeinträchtigungen trächtigungen? maßnahmen Darstellung und Prognose der von dem und Prognose der Darstellung auf ausgehenden Wirkungen Vorhaben des der Leistungsfähigkeit Sind erhebliche Beeinträchtigungen und Landschaft; begründen Natur und Erholungswertes oder des des Landschaftsbildes Naturhaushalts, beschreiben des Vorhabens es sich um zu erwarten beziehungsweise handelt der Landschaft gemäß Positivliste? ein Vorhaben Der Vollzug der Eingriffsregelung erfolgt Eingriffsregelung der Abfolge: vorgegebenen gesetzlich in einer Der Vollzug 80 30 + 3 Jahre Landschaftsplanung und Eingriffsregelung in der oberen Naturschutzbehörde Vorhabensträger / Eingriffsverursacher

Planungsbüro

Eingriff-Ausgleich-Bilanzierung Landschaftspflegerischer Begleitplan, Grünordnungsplan

Stellungnahme / Genehmigungsbehörde / Naturschutzbehörde Zulassungs- bzw. Genehmi- Zulassungsbehörde / gungsbescheid / Kommune Gemeindebeschluss

Landschaftspflegerische Ausführungsplanung

Ausführung

Vorhabensträger / Eingriffsverursacher

Ausführender Betrieb

Abbildung 3: Allgemeine Beteiligungsstruktur bei Eingriffsvorhaben

Die in den Einzelberatungen gesammelten Er- Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt der letzten fahrungen werden für die Erarbeitung allge- Jahre in diesem Zusammenhang war der 2004 meiner Standards und Bewertungsmethoden vom Wirtschafts- und Umweltministerium ge- weiterverwendet. So wird derzeit gemeinsam meinsam verabschiedete Orientierungsrah- mit Vertretern der Kreise und kreisfreien Städ- men Straßenbau. Er bedarf ebenso wie das te eine Arbeitshilfe für die Durchführung von Vorläuferverfahren aus dem Jahr 1985 ver- FFH-Verträglichkeitsprüfungen erarbeitet. Sie schiedentlich der gemeinsamen Interpretation kommt insbesondere den unteren Natur- mit dem Landesbetrieb für Straßenbau und schutzbehörden sowie AntragstellerInnen zu- Verkehr. Weitere Bewertungsverfahren, die gute und entlastet das LANU von entspre- sich derzeit in der Entwurfsphase befinden, chenden Anfragen. Zusätzlich werden Fortbil- befassen sich mit Küstenschutzbauwerken dungsveranstaltungen gemeinsam mit der oder dem Abbau von Mittelspannungsleitun- Akademie für Natur und Umwelt angeboten, gen. bei denen der Erfahrungsaustausch aller Betei- ligten großen Raum einnimmt.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 81 Durch die gesellschaftliche Entwicklung aus. Auf die UVP- und die SUP-Richtlinien kommt es regelmäßig zu neuen, landschafts- wurde bereits hingewiesen. Aus der FFH- verändernden Entwicklungen und neuen Ein- Richtlinie und der EU-Vogelschutzrichtlinie er- griffstypen. Dazu zählen beispielsweise die gibt sich unter bestimmten Voraussetzungen Nutzungen von Wind– und Solarenergie oder die Pflicht zur Durchführung einer FFH-Ver- von Biomasse. Hierzu werden fachliche Kriteri- träglichkeitsprüfung oder einer speziellen envorschläge für eine natur- und landschafts- Artenschutzbetrachtung. Insgesamt ist es verträgliche Standortwahl erarbeitet und an seit Bestehen der Eingriffsregelung zu einer neue Erkenntnisse angepasst. So wurden Vervielfachung der zu sichtenden Unterlagen 2006 Berichte für eine naturschutzkonforme und der zu berücksichtigenden rechtlichen und Planung von Solarfarmen und über aktuelle Er- fachlichen Grundlagen gekommen. kenntnisse zum Thema Vögel, Fledermäuse und Windenergie für das MLUR erstellt. Im Dabei kann es vorteilhaft sein, früh und neben Zusammenhang mit der Umsetzung der EU- den gesetzlichen Beteiligungsverfahren das Wasserrahmenrichtlinie hat ein Mitarbeiter bei LANU z. B. zur Klärung von Untersuchungs- den „Empfehlungen zum Bau von Sohlgleiten räumen und –methoden sowie der zu betrach- in Schleswig-Holstein“ mitgewirkt. tenden Artengruppen einzubeziehen. Gleiches gilt für die Suche nach geeigneten Kompensa- Im Landesnaturschutzgesetz (LNatSchG), wie tionsflächen und Einzelfragen der Aufwertung auch in verschiedenen Fachgesetzen, so dem oder Pflege von Flächen sowie im Zusammen- Flurbereinigungsgesetz, dem Fernstraßenge- hang mit Fragen zum Ökokonto. Dies erfor- setz etc., ist vorgesehen, die Aspekte der Ein- dert zusätzliche Arbeiten, zumal viele Detailfra- griffsregelung in einem Landschaftspflegeri- gen mit den Fachleuten anderer Dezernate ab- schen Begleitplan darzustellen. Wiederum gestimmt werden müssen. Andererseits hat durch Entwicklungen auf europäischer Ebene es sich gezeigt, dass mögliche Fehlentwick- reicht dieses eine Dokument zur Abarbeitung lungen im Interesse aller so frühzeitiger er- aller Naturschutzaspekte heute nicht mehr kannt werden.

Abbildung 4: Wertvolle Nasswiesen, Kleingewässer und strukturreiche Gehölzsäume auf einer Ökokonto-Fläche

82 30 + 3 Jahre Landschaftsplanung und Eingriffsregelung in der oberen Naturschutzbehörde Ausblick public authorities with general information and Auch beim Instrument der Eingriffs-/Aus- to give statements for environmental impacts. gleichsregelung erfahren – ähnlich wie bei der LANU is the leading authority in collecting Landschaftsplanung – die nationalen Bestim- data about the distribution of species, assess- mungen zunehmend eine Ergänzung durch die ments of the data and it develops assessment europäische Gesetzgebung. So bedient sich procedures for impacts in nature. The results die FFH-Verträglichkeitsprüfung im Zusam- of habitat-mapping, fauna-data, the habitat net- menhang mit Natura 2000-Gebieten einer sehr work, the red-data endangered species books ähnlichen Entscheidungskaskade. Ähnliches and suggestions for nature and landscape re- gilt für die immer bedeutsamer werdenden serves are examples of such data. Belange des europäischen Artenschutzes. So entsteht der Eindruck, dass die Ideen aus These working-materials are used to support Schleswig-Holstein nach 30+3 Jahren einen the Ministry in compiling landscape frame- Siegeszug bis in die europäischen Institutio- work plans and the landscape programme. nen angetreten haben. In jedem Fall geht es Both are also the environmental basics in spa- dabei um die Bewahrung und um die Siche- tial planning. For the integrated maps, LANU rung unseres Naturerbes für die nachfolgen- uses advanced GIS-technology (GIS = Geoin- den Generationen. formationsystem). Other projects deal with di- gital information for local landscape plans and Und es zeichnen sich weitere neue Aufgaben the historical cultural landscape. ab: - Wie wirken sich die drängenden Fragen The Impact Regulation according to the Natu- und Umsetzungsstrategien zum Klima- re Conservation Regulation makes permits for schutz in der Fläche aus? environment harming impacts necessary. It - Welche Rolle wird zukünftig beispielsweise comprises the steps in avoiding and minimi- die Ausbringung gentechnisch veränderter zing environmental impacts and of compensa- Organismen spielen? ting or substituting damaged ecological functi- - Wie lassen sich in Zeiten abnehmender ge- ons. setzlicher Mindeststandards die natur- schutzfachlich und landschaftspflegerisch In statements for the Ministry and other au- weiterhin sinnvollen Qualitätsanforderun- thorities, LANU gives notes how to optimize gen an Planungen kooperativ vermitteln? environmental damaging plans like highway- building, power-lines, diggings and windmills. Eines steht zumindest fest: auch in Zukunft Other activities deal with finding and optimi- werden die in 30+3 Jahren gut gestimmten zing environmentally valuable compensation Instrumente des Naturschutzes und der Land- measures. schaftspflege ein zuverlässiger Bestandteil ei- ner modernen Umweltsicherung sein und Le- In recent years, the environmental law has bensqualität sichern helfen. come under the influence of the European Community. Assessment pursuants of the Ha- bitats Directive and of the Birds Directive are a Summary new and important field of activities with ser- In the past, the legislation of the nature con- vices for other authorities and private planning servation law of Schleswig-Holstein was a pro- companies. Other european regulations con- totype in Germany. Thirty-three years ago, cerning nature are the Environmental Impact landscape planning and the Impact Regulation Assessment and the Strategic Environmental according to the Nature Conservation Regulati- Assessment. on were obligatory by law.

The State Agency for nature and environment ➢ Dr. Thomas Holzhüter LANU was involved in many aspects in finding Dezernat 34 - Landschaftsplanung; Eingriffs- answers for functional questions of nature regelung; Kartographie conservation on the fundamental basis of this Tel.: 0 43 47 / 704-337 law. The aim is to supply other nature conser- [email protected] vation administrations, planning agencies and

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 83 84 Neue Planungsgrundlagen für den Schutz von Vögeln und Fledermäusen im Hinblick auf die Windenergienutzung

➢ Ismene Mertens

Das Landesamt für Natur und Umwelt (LANU) hat 2006 ein fachliches Konzept für den Be- reich der Vögel (Avifauna) entwickelt, das für zukünftige Windkraftplanungen in Schleswig- Holstein eine Entscheidungshilfe sein soll. Dieses Konzept soll noch um den Bereich „Schutz der Fledermäuse“ ergänzt werden.

Im Oktober 2006 hat das Michael-Otto-Institut im Auftrage des LANU eine Studie „Auswir- kung des `Repowering´ von Windkraftanlagen auf Vögel und Fledermäuse“ fertig gestellt. Neue Literatur und Studien wurden ausgewer- tet, mit dem Ziel, die Auswirkungen der neuen Generation von Windkraftanlagen auf Vögel und Fledermäuse besser beurteilen zu kön- nen. Methode und Auswertung orientieren sich an der vom Bundesamt für Naturschutz unterstützten Literaturstudie „Auswirkungen regenerativer Energiegewinnung auf die biolo- gische Vielfalt am Beispiel der Vögel und der Fledermäuse“ (HÖTKER et al., 2004; http://bergenhusen.nabu.de/bericht/ VoegelRegEnergien.pdf). Das dort bereits aus- gewertete Material wurde in die Studie mit einbezogen. Grundsätzlich neue Ergebnisse haben sich nicht ergeben, allerdings ergaben sich einige Konkretisierungen:

Naturschutzfachlich wird sowohl für Neupla- nungen als auch für das Repowering (Ersatz alter durch moderne Anlagen) angestrebt, die Windenergie außerhalb von bedeutsamen Le- bensräumen und Zugkorridoren für Vögel und Fledermäuse auszubauen. Das Repowering von Windkraftanlagen könnte im Sinne einer „Flurbereinigung“ zu einer positiven Neupla- nung von Windkraftstandorten genutzt wer- den, wenn Windparks und Einzelanlagen aus kritisch bewerteten Bereichen in eher unprob- lematische Bereiche verlegt würden.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 85 Windkraftanlagen sollten möglichst nicht in der Nähe bedeutsamer Lebensräume oder in Zugkorridoren von Vögeln und Fledermäusen er- richtet werden

Für Vögel werden insbesondere Standorte in Summary Gewässer- und Küstennähe sowie Flugkon- The State Agency for Nature and Environment zentrationskorridore als kritisch beurteilt. Im in Schleswig-Holstein (LANU) has surveyed Konzept des LANU werden neben einer Ge- and mapped important and significant bird ha- bietskulisse für bestimmte Vogelarten das bitats, in which wind farms become a serious Freihalten der Brutplätze, der Nahrungshabi- hazardous threat for birds. Furthermore the tate und der dazwischen liegenden Flugwege State Agency recommends for certain large vorgeschlagen. Die zu untersuchenden Vogel- bird species and birds of prey specific undis- arten und Abstandsempfehlungen zu den Ha- turbed surroundings so that they are able to bitaten wurden zwischen den Vogelschutzwar- breed, brood and hatch out their young and ten der Länder abgestimmt. for flights to their feeding grounds. Sensitive species in regard to wind farms are also bats, Für Fledermäuse sollen bedeutende Lebens- whose significant habitats in Schleswig-Hol- räume zunächst auf der Grundlage der vorhan- stein are now being examined and mapped denen lückigen Datengrundlage benannt wer- according to the required surveying standards. den. Es werden bekannte bedeutende Le- bensräume und -stätten benannt sowie poten- tiell bedeutsame Biotoptypen und –komplexe ➢ Ismene Mertens beschrieben. Außerdem werden standardisier- Dezernat 34 – Landschaftsplanung; Eingriffsre- te Empfehlungen für Fledermausuntersuchun- gelung; Kartographie gen im Rahmen von Windkraftplanungen for- Tel.: 0 43 47 / 704-351 muliert und Angaben gemacht, unter welchen [email protected] Voraussetzungen die Windenergienutzung ein besonderes Risiko für Fledermäuse darstellen kann.

86 Planungsgrundlagen zum Schutz von Vögeln und Fledermäusen im Hinblick auf die Windenergienutzung Die FFH-Verträglichkeitsprüfung für Europäische Schutzgebiete – Im Mittelpunkt steht das Gebiet!

➢ Sabine Thiessen

Den nach der Fauna-Flora-Habitat (FFH) -Richtli- nie geschützten Gebieten sowie den EU-Vogel- schutzgebieten steht ein besonderes Schutzregi- me zur Seite, das den dauerhaften Schutz der Arten und Lebensräume gewährleisten sowie die Kohärenz, also die Stimmigkeit der Gebiets- kulisse sichern soll – und doch gleichzeitig Vorha- ben im Nahbereich dieser Gebiete oder direkt in ihnen nicht von vornherein ausschließt.

Mit der FFH-Verträglichkeitsprüfung, in Artikel 6 Absätze 3 und 4 der FFH-Richtlinie, haben die EU-Mitgliedsstaaten ein Verfahren eingeführt, welches sich von zwei anderen Prüfinstrumen- ten der Umweltvorsorge und der Optimierung von Vorhaben vor allem in einem Punkt recht deutlich unterscheidet: Während Eingriffsrege- lung und Umweltverträglichkeitsprüfung näm- lich „vom Projekt“ und seinen allgemeinen Aus-

Einblicke in die Vielfalt eines Europäischen Schutzgebietes in Schleswig-Holstein: Das Naturschutzgebiet „Kleiner Binnensee und angren- zende Salzwiesen an der Hohwachter Bucht“ (Foto: Heiko Grell)

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 87 wirkungen auf die Umwelt und die Menschen Die Vogelarten und deren Lebensräume aus flächendeckend prüfen, untersucht die FFH-Ver- Anhang I, Zugvögel nach Artikel 4 Absatz 2 träglichkeitsprüfung mit Blick „vom Gebiet“ der Vogelschutz-Richtlinie, bei Betroffenheit und damit aus der Sicht der betroffenen Arten eines EU-Vogelschutz-Gebietes und Lebensräume. Die arten- und lebensraumbezogenen Anga- ben im Standarddatenbogen Die FFH-Verträglichkeitsprüfung fragt also: Wer- Die Managementpläne/Pflege- und Entwick- den Lebensräume aus Anhang I, werden Arten lungsmaßnahmen aus Anhang II der FFH- Richtlinie, werden Vogel- Die Daten aus den Grundlagenerfassungen arten und deren Lebensräume aus Anhang I so- der FFH-Gebiete und geeignete zusätzliche wie Zugvögel nach Artikel 4 Absatz 2 der Vogel- Informationen schutzrichtlinie möglicherweise erheblich beein- Die landesbezogenen Arbeitshilfen wie Kar- trächtigt? Als einem Instrument des Gebiets- tieranleitungen und Steckbriefe managements kommt der FFH-Verträglichkeits- Die funktionalen Beziehungen der Arten und prüfung auch die Aufgabe zu, durch ihren integ- Lebensräume untereinander und zu anderen rativen Ansatz die Zulassung von Plänen und Natura 2000-Gebieten Projekten so zu gestalten, dass die geschützten Die Vorbelastungen, die sich unter Umstän- Arten und Lebensraumtypen auch weiterhin in den in einem ungünstigen Erhaltungszustand ihrem „Erhaltungszustand“ im Sinne Artikel 1 der Arten und Lebensräume widerspiegeln. der FFH-Richtlinie verbleiben. Die Integrität des Gebietes ist zu wahren. Es bedarf eines guten Überblicks, insgesamt und „en detail“, damit im Rahmen der FFH-Verträg- Zwar finden sich in allen drei Prüfverfahren der lichkeitsprüfung die „Gebietsverträglichkeit“ ei- Umweltvorsorge noch weitere Unterschiede, wie nes Projektes oder Planes geprüft werden kann. etwa bei den Rechtsfolgen, dem Anwendungsbe- Die Gebiete im Netz NATURA 2000 müssen reich oder in den zu betrachtenden Schutzgütern. „gut versorgt“ sein: alle vorliegenden und erfor- Dennoch stellt sich gerade die Gebietssicht als derlichen Informationen sind in das Prüfverfahren besonderes Unterscheidungsmerkmal „im Ein- einzustellen. Die eingangs erwähnte „Gebiets- gangsbereich“ des Prüfverfahrens dar. sicht“ ist hierbei die zentrale Voraussetzung.

Im Rahmen der FFH-Verträglichkeitsprüfung wird Diese spezielle Sicht versuchen die zuständigen unter Berücksichtigung aller maßgeblichen Infor- Kolleginnen und Kollegen der Abteilung Natur- mationen über Arten und Lebensraumtypen die schutz und Landschaftspflege im LANU bei Bera- Möglichkeit erheblicher Beeinträchtigungen tungen von Kommunen und Zulassungsbehörden, durch ein Vorhaben überprüft. Die für das Gebiet Büros und Einzelpersonen weiterzuvermitteln. aufgestellten Erhaltungsziele spielen dabei eine wichtige Rolle; sie sind das „Herzstück“ jedes FFH-Prüfverfahrens, der wichtigste Prüfmaß- Summary stab, an dem sich die Verträglichkeit oder Unver- For the Natura 2000 sites a special protection träglichkeit von Plänen und Projekten entschei- system exists which differs from the other in- det. „Aus Gebietssicht“ fundiert aufgestellt, be- struments regarding environmental care and con- inhalten sie die Grundzüge dessen, was an Maß- servation. With the appropriate assessment of nahmen und Maßgaben erforderlich ist, damit plans and projects significantly affecting Natura ein Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung 2000 sites, a view considered “from the point seinen Erhaltungszustand, in dem es gemeldet of the site” is needed to convert the assess- wurde, behält – oder was erforderlich ist, diesen ment required in Article 6 (3) and (4) of the Habi- wieder zu verbessern: Wiederherstellungsmög- tats Directive (Council Directive 92/43/EEC on lichkeiten sind also zu beachten. the conservation of natural habitats and of wild Welche Informationen sind erforderlich, um für fauna and flora). Therefore adequate information das jeweilige Schutzgebiet einen Maßstab für is required, such as the conservation objectives die Verträglichkeit aufzustellen? Neben der aktu- of the site, the Natura 2000 standard data forms ellen Bezeichnung des Gebietes sowie den ge- for the site, site´s management plans, the con- nauen Abgrenzungen sind es: servation status of the site, key attributes of any Die für alle FFH-Gebiete und EU-Vogelschutz- Annex I habitats or Annex II species on the site gebiete landesweit vorliegenden Erhaltungs- and key structural as well as functional relations- ziele hips that create and maintain the site´s integrity. Der Schutzzweck, soweit ein Naturschutzge- biet ausgewiesen ist Die Lebensräume aus Anhang I der FFH- ➢ Sabine Thiessen Richtlinie Dezernat 34 – Landschaftsplanung; Die charakteristischen Arten der Lebensräu- Eingriffsregelung; Kartographie me aus Anhang I der FFH-Richtlinie Tel.: 0 43 47 / 704-340 Die Arten aus Anhang II der FFH-Richtlinie [email protected]

88 Die FFH-Verträglichkeitsprüfung für Europäische Schutzgebiete – Im Mittelpunkt steht das Gebiet! „WaFIS-Abwasser“ – Datenmanagement in der Wasserwirtschaftsverwaltung des Landes Schleswig-Holstein

➢ Peter Janson und Manfred Spiegel

1. Einleitung Die ständig zunehmenden Mengen an spezifi- schen Fachdaten und die Ansprüche an die weitere Verarbeitung bedingen eine Vielfalt entsprechender Fachinformationssysteme. Dieser Notwendigkeit trug das Land Schles- wig-Holstein frühzeitig Rechnung und begann Anfang der 90er Jahre mit der Entwicklung ei- nes Wasserwirtschaftlichen FachInformations- Systems Schleswig-Holstein – WaFIS-SH.

Das WaFIS-SH ist aufgaben- und anwendungs- modular aufgebaut. Die im Rahmen dieses Arti- kels betrachteten WaFIS-Abwassermodule wer- den als Client-Server- oder auch als Windows- Terminal-Server (WTS)-Anwendung betrieben und sind Bestandteil des K3-Umwelt-Software- produktes der Firma KISTERS AG aus Aachen, welches auf die besonderen schleswig-holstei- nischen Verhältnisse angepasst wird.

Das Fachinformationssystem WaFIS-SH dient der gesamten (kommunalen und staatlichen) Wasserwirtschaftsverwaltung in Schleswig-Hol- stein als Werkzeug zur Erfüllung von Grundla- genermittlungs-, Planungs- und Vollzugsaufga- ben sowie zur Gewinnung, Aufbereitung, Ver- waltung, Auswertung, Verbreitung bzw. Veröf- fentlichung von Daten wasserwirtschaftlicher Objekte (z. B. Gewässer, Gebiete, Anlagen, Messstellen usw.) mit folgenden Zielen: Unterstützung der Aufgabenerledigung, Verbesserung der Informationsgrundlagen, Mehrfachnutzung derselben Informationen, Rationalisierung der Verwaltungsabläufe, Verbesserung des Informationsaustau- sches zwischen den Wasserbehörden, Erfüllung von Berichtspflichten gegenüber der Öffentlichkeit, dem Bund, der EU und den sonstigen nationalen, internationalen und supranationalen Gremien.

2. Beteiligte und Datenströme Beteiligt an der Entwicklung und Umsetzung sind sowohl die oberste Wasserbehörde (Mi- nisterium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume - MLUR) und die Obere Was- serbehörde (Landesamt für Natur und Umwelt - LANU) als auch die unteren Wasserbehörden (Staatliche Umweltämter, Kreise und kreisfreie Städte).

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 89 Abbildung 1: Digitaler Datenfluss im WaFIS-Abwasser

Die einzelnen Anwendungen wurden und wer- Weitere Bestandteile des K3-Umwelt-Grund- den so entwickelt, dass sie sowohl die Belan- systems sind die Benutzerverwaltung, ein ge der Fachverwaltung des Landes, als auch Nachrichten- und Terminverwaltungssystem die der Unteren Wasserbehörden berücksichti- und die systemeinheitlichen Kataloge. Schnitt- gen. Eine eng verzahnte Zusammenarbeit er- stellen zu Bürokommunikations- und Geoinfor- laubt die gemeinsame Nutzung des gesamten mationssystemen werden genutzt. Der ge- Datenbestandes. samte Analyseprozess zum Auffinden, Filtern, Analysieren und Aufbereiten von Informatio- Hierbei sind die Zuständigkeiten klar verteilt. nen bis zur Berichterstellung erfolgt dabei mit Die jeweils zuständige Dienststelle besitzt alle Hilfe des Softwareproduktes Cadenza der disy Rechte, Daten zu erfassen und zu pflegen (z. Informationssysteme GmbH, Karlsruhe. B. für ein Wasserrecht). Alle anderen Dienst- stellen können im Rahmen der Zuständigkeit lesend auf diese Daten zugreifen und sie so- 3.1 Komponenten des Grundsystems mit für ihre Aufgabenerledigung nutzen.

3.1.1 Benutzerverwaltung 3. Struktur WaFIS-SH / K3-Umwelt Registrierung der Benutzer, Vergabe von Zu- K3-Umwelt besteht aus einer Familie von gangsberechtigungen zu den einzelnen Fach- Grundlagen- und nicht nur wasserwirtschaftli- anwendungen und sonstige Systemeinstellun- chen Fachmodulen, sondern auch weiteren gen (z. B. Vorbelegung von Aktenzeichen). Umweltanwendungen. Jedes Fachmodul ist auch für sich gesehen alleine voll funktionsfä- hig. 3.1.2 Vorgangsverwaltung / Wiedervorlage Gemeinsame Basis und Verbindungsstelle al- Dokumentation von Vorgängen und ihre auto- ler Fachanwendungen ist das zentrale Grund- matische oder manuelle Verfolgung. Ablage system von K3-Umwelt. Hier werden alle be- und Verwaltung von beliebigen Dokumenten. reichsübergreifenden Daten wie Anschriften, Wiedervorlagesystem, das in den einzelnen Standort-, Betriebsinformationen und Mess- Fachverfahren eingetragene Wiedervorlagen stellen zentral verwaltet. überwacht und die Mitarbeiter automatisch benachrichtigt.

90 „WaFIS-Abwasser“ – Datenmanagement in der Wasserwirtschaftsverwaltung Schleswig-Holstein Abbildung 2: K3-Umwelt-Grund- system / Fachan- wendungen

3.1.3 Schlüssellistenverwaltung 3.1.5 Import / Export / Verwaltung und Pflege zentraler Schlüsselka- Bürokommunikation taloge. Im Rahmen der Systemadministration MS-Word, Excel und variable Serienbrieffunk- können Berechtigungen für die Bearbeitung tionalität. von Katalogen gesondert vergeben werden.

3.1.6 Auswertefunktionalitäten und 3.1.4 Adress- und Standortverwaltung Reporterstellung Zentrale Bearbeitung aller Adress- und Stand- Zentral und fachübergreifend durch die Integ- ortinformationen für eine lückenlose und über- ration von Cadenza. greifende Verwaltung innerhalb des Landes Schleswig-Holstein mit z. B. Standortadresse, geographischen Angaben (u. a. Gemarkung, 3.1.7 Zentrale Messstellenverwaltung Flur, Flurstück) und Koordinaten. Möglichkeit Standardisierter Import und Export von Mess- der Anzeige von allen umweltrelevanten Vor- werten, Erfassung von Güte- und Mengenda- gängen zu einem Standort (verfahrensüber- ten, variable Parameterlisten und graphische greifende Abfrage). Aufbereitung.

Abbildung 3: Beispiel-Maske Zentrales Mess- stellenmodul (Überwachungsda- ten Direkteinleiter)

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 91 3.1.8 Schnittstelle Berichtswesen 3.1.9 Schnittstelle Neben den fest installierten Berichtsfunktio- Geoinformationssysteme nen verfügt WaFIS über eine Schnittstelle zum Auswertungen von umweltrelevanten Daten Auswertetool Cadenza. Die Kisters AG als mit Hilfe von Geoinformationssystemen in the- Partner der Kooperationsvereinbarung Um- matischen Karten sind ein wichtiger Bestand- weltanwendungen hat gemeinsam mit der teil eines Umweltinformationssystems. Sie hel- disy Informationssysteme GmbH auf der Basis fen komplexe Tatbestände übersichtlich darzu- von CADENZA ein neues und variables Kon- stellen und Konfliktsituationen zu erkennen. zept zur umfassenden Auswertung der K3- Eine bidirektionale Daten- und Kommunikati- UMWELT-Fachdaten erarbeitet. Durch die Er- onsschnittstelle bildet die Grundlage für eine weiterung der vormals auf den Ressortbereich einfache Integration des GIS in den täglichen des MLUR beschränkten Nutzungsrechte auf Arbeitsablauf. Die offene Schnittstellenstruktur die Kreise und kreisfreien Städte steht damit ermöglicht die Anbindung beliebiger GIS-Syste- ein landesweit einheitliches Auswertetool im me (u. a. ArcGis, MapInfo, GisEy). In K3-Um- Bereich der Umweltverwaltung zur Verfügung. welt sind derzeit standardmäßig Schnittstellen zu SICAD/SD®, zum GIS-Studio für ESRI®-Da- tenformate und zu ArcView® bereitgestellt.

Abbildung 4: Beispiel GIS- Schnittstelle

Probenahme auf der Kläranlage Aus- sacker – rechts der Probenahme- schacht im Ablauf der Anlage.

92 WaFIS-Abwasser“ – Datenmanagement in der Wasserwirtschaftsverwaltung Schleswig-Holstein Für die Beurteilung der Reinigungsleis- tung einer Abwas- serbehandlungsan- lage sind regel- mäßige Probenah- men notwendig. Die Analyseergeb- nisse der Proben werden im WAFIS erfasst und stehen anschließend den Anwendern für ver- schiedenste Frage- stellungen zur Ver- fügung. Die auf dem Foto darge- stellte Probenahme wurde im Rahmen eines Sonderunter- suchungspro- gramms „Prioritäre Stoffe in Kommu- nalen Kläranlagen“ durch Mitarbeiter des LANU durchge- führt.

3.2 Abwasser-Fachmodule Nicht alle Anlagenteile stehen in jedem Fach- Die Fachmodule dienen der Verwaltung aller modul zu Verfügung. Stammdaten und Informationen zu den mögli- chen Anlagenelementen: Alle Fachmodule sind nach demselben Sche- Anfallstellen ma aufgebaut und erhöhen damit die Effizienz Behandlungsanlagen (Vorklärung, Nachrei- der Bearbeitung, da eine Umgewöhnung bei nigung) der Bedienung der Masken nicht notwendig Kontrollstellen ist. Landesweit betrachtet liegen folgende Da- Einleitungsstellen. tenmengengerüste bei den Wasserbehörden vor:

Tabelle 1: Anzahl der Datensätze in den Fachmodulen WaFIS-Abwasser

Fachmodul Anzahl Kleinkläranlagen 58.000 Niederschlagswasser 13.500 Direkteinleiter 11.100 Wasserrechte 10.000 Abwasserabgabe 10.000 (2.000 Bescheide pro Jahr neu dazu)

3.2.1 Wasserrechte sen, Bewilligungen, Genehmigungen usw.) so- Das Modul Wasserrechte dient den zuständi- wie dem Führen des Wasserbuches. Als zent- gen Wasserbehörden im Zusammenhang mit rale Moduleinheit beschränkt es sich nicht nur den Fachmodulen (Direkteinleiter, Nieder- auf den Bereich Abwasser, sondern steht schlagswassereinleiter und Kleinkläranlagen) fachübergreifend auch für den Bereich der als Unterstützung bei der digitalen Erfassung Grundwasserüberwachung zur Verfügung. bzw. Erteilung von Wasserrechten (Erlaubnis-

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 93 Abbildung 5: Beispiel-Maske Wasserrechtsmo- dul (Details)

Zur Verfügung stehende Funktionen: Einrichtung und Pflege von Stammdaten für Einrichtung und Pflege von Wasserrechten Direkteinleiter, z. B. Name, Aktenzeichen, im Zuständigkeitsbereich (hier werden alle Planungsdaten, Standortinformationen, rechtsrelevanten Daten erfasst, z. B. Ak- Adressen für Betreiber, Eigentümer und Be- tenzeichen, Rechtstitel, Befristungsdatum, triebsort, technische Daten, Einleitungsstel- Rechtsinhaber, Rechtsverhältnis, Nutzungs- len, Kontrollstellen, Netzdaten. ort, Überwachungsparameter, Überwa- Bescheiderstellung für die Erstattung der chungswerte, Verfahrensstand) im Rahmen der Beprobung angefallenen Erstellung von Erlaubnisbescheiden bzw. Kosten. Bewilligungsbescheiden Eingabe und Pflege von Ergebnissen der Einrichtung des Wasserbuches Selbstüberwachung. Ausdruck des Wasserbuchblattes eines Eingabe und Pflege von Daten der behördli- Wasserrechtes chen Überwachung. Reporterstellung (Auswertung der vorhan- Einleitungsmengen des Direkteinleiters er- denen Rechte) fassen und auswerten. Auskunfts- und Berichtsfunktion. Analysedaten für Direkteinleiter erfassen, auswerten und sie grafisch und tabellarisch darstellen. 3.2.2 Direkteinleiter Parameter- und Vergleichslisten zur Erfas- Die Anwendung “Direkteinleiter” dient zur sung und Ansicht von Analysedaten konfi- Verwaltung und Überwachung von Direktein- gurieren. leiterdaten. Mit diesem Modul können die Stammdaten der Anlagen, die abwasserabga- berelevanten Daten, die Überwachungsdaten 3.2.3 Niederschlagswasser sowie weitere Ergebnisse der behördlichen Das Modul “Niederschlagswasser” dient zur Überwachung (Verwaltungsvorgänge, Vermer- Verwaltung und Überwachung von Daten zur ke) erfasst werden. Zusätzlich werden Über- Einleitung von Niederschlagswasser. Mit ihm wachungsfunktionen (z. B. auf Grenzwertüber- können die Stammdaten der Anlagen sowie schreitung) angeboten. Die Anwendung unter- Ergebnisse der behördlichen Überwachung stützt in erster Linie die Unteren Wasserbe- (Verwaltungsvorgänge, Vermerke) erfasst wer- hörden bei der Gewässeraufsicht. den. Das Modul unterstützt in Schleswig-Hol- Zur Verfügung stehende Funktionen: stein in erster Linie die Unteren Wasserbehör- Auflistung der gewünschten Anlage/n in ei- den bei ihren Aufgaben. ner zentralen Auswahlmaske. Der Inhalt der Liste kann gedruckt, an eine Serien- Zur Verfügung stehende Funktionen: brieffunktion übergeben oder in einer Karte Auflistung der gewünschten Einleitungsstel- dargestellt werden. len von Niederschlagswasser über variable

94 WaFIS-Abwasser“ – Datenmanagement in der Wasserwirtschaftsverwaltung Schleswig-Holstein Abbildung 6: Beispiel-Maske Direkteinleiter (Fließschema/Kopf- daten)

Filtermöglichkeiten in einer zentralen Aus- Versendung von Serienbriefen an eine belie- wahlmaske. Der Inhalt der Liste kann expor- bige Anzahl von Adressaten/Anlagen tiert, gedruckt oder in einer Karte im ange- (z. B. Eigentümer oder Betreiber). schlossenen GIS-System dargestellt werden. Festlegung von Dokumentvorlagen, die in Einrichtung und Pflege von Stammdaten für der Anwendung “Niederschlagswasser” zur Einleitungsstellen von Niederschlagswas- Erstellung von Dokumenten genutzt werden ser, z. B. Name, Aktenzeichen, Informatio- können. nen zur Einleitungsstelle (mit GIS-Kopplung) Für das Einzugsgebiet werden Informationen und andere allgemeine Daten, Adressen für zu Netz, Mengen und Flächen sowie jahres- Betreiber und Eigentümer und technische weise abgaberelevante Daten und Informa- Daten. tionen zu verrechnungsfähigen Aufwendun- Eingabe und Pflege von Daten zu Herstel- gen abgelegt. Diese Daten werden auch zur lungsfristen und Genehmigungsdaten sowie Abwasserabgabenberechnung herangezo- eine allgemeine Wiedervorlagefunktion. gen.

Abbildung 7: Beispiel-Maske Niederschlagsein- leiter (Fließsche- ma/Kopfdaten)

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 95 Abbildung 8: Beispiel-Maske Kleinkläranlagen (Allgemein)

Von den Stammdaten einer Einleitungsstel- gen und Schlammabfuhren sowie beliebi- le von Niederschlagswasser kann jederzeit ge, allgemeine Vorgänge. zu den zugehörigen Bescheid-Informatio- Versendung von Serienbriefen an eine be- nen verzweigt werden (Anwendung “Was- liebige Anzahl von Adressaten/Anlagen serrechte”). (z. B. Eigentümer von Kleinkläranlagen). Festlegung von Dokumentvorlagen, die in der Anwendung “Kleinkläranlagen” zur Er- 3.2.4 Kleinkläranlagen stellung von Dokumenten genutzt werden Das Modul “Kleinkläranlagen” dient zur Erfas- können. sung, Verwaltung und Überwachung von Da- ten für Kleinkläranlagen, von den Anlagen- Stammdaten bis zu den Ergebnissen der be- 3.2.5 Abwasserabgabe hördlichen Überwachung (Vermerke, Verwal- Bei der Berechnung der Abwasserabgabe dif- tungsvorgänge). Das Modul unterstützt dabei ferenziert das Abgabemodul zwischen der in erster Linie die Unteren Wasserbehörden Schmutzwasserabgabe, der Niederschlags- sowie Kommunen bei ihren umfänglichen wasserabgabe und der Kleineinleiterabgabe. wasserrechtlichen Aufgaben. Für Kleineinleiter kann die Berechnung mit oder ohne direkte Anbindung zum Fachmodul Zur Verfügung stehende Funktionen: erfolgen. Für die Erstellung eines Abwasser- Auflistung der gewünschte/n Anlage/n über abgabebescheides kommuniziert das Abgabe- zahlreiche, variable Filtermöglichkeiten in modul mit den Fachmodulen Wasserrecht einer zentralen Auswahlmaske. Der Inhalt und Direkteinleiter bzw. Niederschlagswasser. der Liste kann exportiert, gedruckt oder in Über definierte Kriterien - z. B. Veranlagungs- einer Karte im angeschlossenen GIS-Sys- jahr, Gemeinde - lässt sich der Sachbearbeiter tem dargestellt werden. die Daten der potenziell abgabepflichtigen Einrichtung und Pflege von Stammdaten für Einleiter zur Berechnung anzeigen und er- Kleinkläranlagen, z. B. Name, Aktenzeichen gänzt diese um weitere Berechnungsgrundla- und andere allgemeine Daten sowie Stand- gen - z. B. Erklärungen, Vorbelastungsabzüge ortinformationen (mit GIS-Kopplung), Adres- bzw. Verrechnungen. Durch die automatische sen für Eigentümer, Betreiber und Anlagen- Berechnungsmöglichkeit ist ein landesweit adresse, technische Daten, Kontrollen. einheitlicher Vollzug der Abgabenerhebung Eingabe und Pflege von Daten der behörd- gegeben. lichen Überwachung, von Wartungsvorgän-

96 WaFIS-Abwasser“ – Datenmanagement in der Wasserwirtschaftsverwaltung Schleswig-Holstein Abbildung 9: Beispiel-Maske Abwasserabgabe/ Schmutzwasser (Bescheidwerte)

Jährlich werden mit diesem Modul mehr als ten. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind alle 1.500 Abwasserabgabe-Bescheide durch die abwasserabgabepflichtigen Einleitungen mit Unteren Wasserbehörden digital erzeugt. Es dem entsprechenden Datenumfang im Fachin- ist also für den Abgabepflichtigen egal, wel- formationssystem erfasst. Dieser Datenbe- che Behörde seinen Bescheid fertigt, da die- stand ermöglicht auch die Erfüllung von EU- ser überall in Schleswig-Holstein immer gleich Berichtspflichten (z. B. Lagebericht nach Kom- berechnet und erstellt wird. munalabwasserrichtlinie [1]) und die Bereit- stellung von Grundlagendaten zur Umsetzung Zur Verfügung stehende Funktionen: der Wasserrahmenrichtlinie [2]. Auflistung der Abgabepflichtigen über zahl- reiche, variable Filtermöglichkeiten in einer Im nächsten Entwicklungsschritt wird zur Er- zentralen Auswahlmaske. fassung der über 58.000 Kleinkläranlagen in Generierung von Kassenzeichen und Ex- Schleswig-Holstein die Möglichkeit geschaf- portdateien zur Ansteuerung des SAP/R3 fen, die bei der Wartung zukünftig ohnehin di- Systems im Bereich der kassentechni- gital zu erfassenden Daten für eine automati- schen Abwicklung. sierte Datenerfassung zu nutzen. Im Modul Automatische Erstellung von vorläufigen soll es zu diesem Zweck eine neue Import- (Vorauszahlung) bzw. endgültigen (Schluss- schnittstelle geben, mit der sowohl Stammda- zahlung) Bescheiden über Serienbrieffunk- ten als auch die eigentlichen Wartungsdaten tion. verarbeitet werden können. Das System soll Berücksichtigung der Parameter TOC und in der Lage sein, dabei komplett neue Stamm- CSB filtriert. datensätze anzulegen, es soll aber auch mög- Beachtung der Temperaturbedingung für lich sein, Wartungsdaten auf Basis bereits er- den Parameter Stickstoff, ges. als Summe fasster Kleinkläranlagen-Datensätze fortzu- NH4-N + NO2-N + NO3-N. schreiben.

Laufend wird auch die Anwenderfreundlichkeit 4. Fazit und Ausblick verbessert, z. B. derzeit dadurch, dass separa- WaFIS-Abwasser dient der gesamten Wasser- te Erfassungsmasken eingerichtet werden – wirtschaftsverwaltung Schleswig-Holstein als somit müssen bei der Erfassung von einfa- Werkzeug zur Gewinnung, Aufbereitung, Ver- chen Sachverhalten nicht alle Masken einzeln waltung, Auswertung und Verbreitung bzw. aufgerufen werden. Veröffentlichung von abwasserfachlichen Da-

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 97 Im Rahmen der E-Government-Initiative der mental water authorities in Schleswig-Hol- Landesregierung Schleswig-Holstein soll auf stein. This software satisfies the demand of Basis der Windows-Terminal-Server-Plattform modern data management. In addition to the zunächst für die Berechnung und Festsetzung normal data processing, the users are given der Abwasser- und auch der Grundwasserab- automated functions such as the calculation gabe eine direkte Einbindung der Bürger and determination of the waste water fee, the über das Internet geschaffen werden. Der generation of official notifications of water re- Abgabepflichtige soll in die Lage versetzt wer- gulations, maintaining a digital water rights re- den, seiner geforderten gesetzlichen Erklärung gister, digital input of analytic data from moni- digital nachkommen zu können und auf Basis toring and the fulfilment of the obligations to dieser von ihm eingegebenen Daten auch eine issue reports. Berechnung der Abgabenhöhe zu bekommen. Key words: water management, waste water, data, programme, software, data base, inter- Zusammenfassung face, special application, Water Framework Di- Als Werkzeug für die Verarbeitung von was- rective serwirtschaftlichen Mengendaten, insbeson- dere auch Abwasserdaten, steht den kommu- nalen und staatlichen Wasserbehörden in Literatur Schleswig-Holstein durchgängig die digitale [1] Richtlinie 91/271/EWG des Rates vom 21. Fachanwendung WaFIS-Abwasser zur Verfü- Mai 1991 über die Behandlung von kom- gung, die den Ansprüchen eines zeitgemäßen munalem Abwasser, Amtsblatt der Europä- Datenmanagements gerecht wird. Neben der ischen Gemeinschaften Nr. L 135 vom üblichen Datenverarbeitung werden den Nut- 30.05.1991 zern automatisierte Funktionalitäten, wie die Berechnung und Festsetzung der Abwasser- [2] Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen abgabe, die Generierung von wasserrechtli- Parlaments und des Rates vom 23. Okto- chen Zulassungsbescheiden, die Führung ei- ber 2000 zur Schaffung eines Ordnungs- nes digitalen Wasserbuches, digitaler Import rahmens für Maßnahmen der Gemein- von Analysendaten aus der behördlichen und schaft im Bereich der Wasserpolitik Selbst-Überwachung und die Erfüllung von (WRRL), Amtsblatt der Europäischen Ge- umfangreichen Berichtspflichten angeboten. meinschaften Nr. L 327/1 vom 22. Dezem- ber 2000 Schlagwörter: Wasserwirtschaft, Abwasser, Daten, Programm, Software, Datenbank, Schnittstelle, Fachanwendung, Wasserrah- ➢ Peter Janson menrichtlinie Dezernat 40 – Technischer Gewässerschutz Tel.: 0 43 47 / 704-471 [email protected] Summary The specialised digital WaFIS-Wastewater sys- ➢ Manfred Spiegel tem is a tool for the processing of great Dezernat 40 – Technischer Gewässerschutz amounts of water management data and has Tel.: 0 43 47 / 704-460 been available to the municipal and govern- [email protected]

98 WaFIS-Abwasser“ – Datenmanagement in der Wasserwirtschaftsverwaltung Schleswig-Holstein Einführung eines Qualitätsmanagementsystems für Probenahmen und Bestimmungsverfahren (Analytik) im LANU

➢ Hella Michelsen

Die Abteilung Gewässer im LANU muss für die Monitoringaufgaben im Rahmen des Bund/Länder-Messprogramms für die Über- wachung der Meeresumwelt (BLMP) und der Umsetzung der europäischen Wasserrah- menrichtlinie (WRRL) ein Qualitätsmanage- mentsystem auf der Grundlage der DIN EN ISO/IEC 17025 „Allgemeine Anforderungen an die Kompetenz von Prüf- und Kalibrierlabo- ratorien“ betreiben und dies auch belegen können. Gemäß einem Beschluss der ARGE BLMP vom 30.01.06 ist für die beteiligten La- bore bzw. Institutionen eine Akkreditierung er- forderlich.

Beschluss der ARGE BLMP (Auszug): Die ARGE BLMP Nord- und Ostsee beschließt die verbindliche Einführung eines Qualitätsmanagement- systems auf Grundlage der DIN EN ISO/IEC 17025 für alle am BLMP beteiligten Labore. Die Labore sol- len sich ihre Kompetenz sowie den Kompetenzerhalt im Rahmen einer Akkreditierung für die BLMP-rele- vanten Parameter in einem angemessenen Zeitrahmen durch eine offiziell zugelassene Akkreditierungs- stelle bestätigen lassen. Dafür wird vorgeschlagen, - 2006/2007 als Vorbereitungsphase zu nutzen. Danach wird ein verbindlicher Zeitrahmen für die Ak- kreditierungsphase festgelegt. - ab 31.12.2010 sollen nur noch akkreditierte Einrichtungen für Untersuchungen im Rahmen des BLMP zugelassen werden. Die ARGE BLMP Nord- und Ostsee bittet die zuständigen Stellen des Bundes und der Länder, die ent- sprechenden Vorbereitungen zu treffen.

Die Akkreditierung hat für die Beteiligten bis spätestens 2009 zu erfolgen. Die Qualitätssi- cherungsstelle für das BLMP im Umweltbun- desamt (UBA) hat in diesem Zusammenhang eine koordinierende Funktion für die Beteilig- ten übernommen.

Die Mess- und Prüfverfahren, die vom LANU eingesetzt werden, müssen den aktuellen und allgemein üblichen vereinbarten Anforderun- gen der obigen Norm entsprechen, damit die LANU-Untersuchungsergebnisse auch künftig bei den internationalen Datenbanken (z. B. bei MUDAB, ICES, WHO/GEMS)1 akzeptiert wer- den.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 99 Probenahme an der Binneneider

Die meisten chemisch-physikalischen Labor- mitteln und deren Überwachung und die Pro- untersuchungen der vom LANU entnomme- benahme. Diese sind in der QM-Akkreditie- nen Proben zu den Matrices Wasser, Sedi- rungsnorm im Kapitel 4 in den ‚Anforderungen ment, Schwebstoff und Biota werden im La- an das Management’ und im Kapitel 5 in den borbereich für Umweltanalytik des Landesla- ‚Technischen Anforderungen’ zum Qualitäts- bores Schleswig-Holstein in Neumünster managementsystem beschrieben. Die Probe- durchgeführt. Das Landeslabor ist mit den Be- nahme ist als eigener Punkt in Kap. 5.7 neben reichen der Lebensmittel- und Veterinärunter- einer Reihe von weiteren Anforderungen ge- suchungen bereits akkreditiert, der Bereich für nannt. Umweltuntersuchungen wurde im Sommer 2007 in die Akkreditierung einbezogen. Für einige Probenahmebereiche einschließlich der zugehörigen „Vor-Ort-Messungen“ sind Mit der Probenahme und mit den Messungen, mittlerweile Verfahrensanweisungen mit den die unmittelbar vor Ort durchzuführen sind, SOP (Standard Operating Procedures) er- der Analytik im Schiffslabor des MS ‚Haithabu’ stellt und in Kraft gesetzt. SOP liegen für fol- und den Bestimmungsverfahren und Messun- gende Bereiche nach derzeitigem Stand vor: gen im Biolabor des LANU werden wichtige Fließgewässer, Anteile dieser Untersuchungen vom LANU Schwebstoffgewinnung mit Zentrifuge, selbst durchgeführt. Die Abbildungen zeigen Niederschlagswasser, beispielhaft einige dieser Bereiche. Küstengewässer (einschließlich Sediment und Biota). Die Probenahmen des LANU umfassen vor- rangig die Bereiche Wasser, Sediment / Für die Probenahme aus Seen ist die SOP Schwebstoff und Biota (Muscheln) bei Fließ- noch in Bearbeitung, für die Probenahme aus gewässern und Ästuaren, Seen, Küstenge- Grundwasser ist sie neu zu erstellen. Die SOP wässern und Grundwasser. Hieraus ergibt sich für die Bestimmungsverfahren für Nährstoffe auch der betroffene Personenkreis des LANU, im Schiffslabor und für Chlorophyll (mariner der bei der Akkreditierung einbezogen werden und limnischer Bereich) im Biolabor sind weit- muss und entsprechend am Qualitätsmanage- gehend fertig gestellt. Eventuell erforderliche mentsystem beteiligt ist. weitere Verfahrensanweisungen sind noch zu prüfen, die vorhandenen SOP sind weiterhin Ganz wichtige Punkte beim Qualitätsmanage- anzuwenden und fortan in einem Kontrollsys- mentsystem sind die fachliche Kompetenz tem (interne Audits) zu überprüfen und nach des Personals, die Umgebungsbedingungen, Bedarf fortzuschreiben. die Prüfverfahren mit den eingesetzten Prüf-

100 Einführung eines Qualitätsmanagementsystems für Probenahmen und Bestimmungsverfahren Die vom LANU eingesetzten Messgeräte sind Bei den meisten Untersuchungs- oder Monito- ebenfalls einem geeigneten Kontrollsystem ringprogrammen wird für die angewendeten (Prüfmittelkontrolle) zu unterwerfen, um die Messverfahren inzwischen auch die Angabe Richtigkeit der Messungen sicherzustellen. der Messunsicherheit des Verfahrens als Natürlich wurden auch bisher die verwende- weitgehend übliche Zusatzangabe zu einem ten Geräte für ihren Einsatz geprüft, gewartet Untersuchungsergebnis gefordert. Diese Infor- und kalibriert. Bei einem Qualitätsmanage- mation kann beispielsweise aus der statisti- mentsystem ist es aber wichtig, diese Maß- schen Auswertung mit Hilfe von AQS2 -Kon- nahmen auch „akribisch“ und nachvollzieh- trollkarten eines Messverfahrens oder aus bar zu dokumentieren und dabei auch eine Ringversuchen gewonnen werden. Ringversu- Mindestlagerzeit für diese Dokumentation che werden für den Schwerpunkt der Unter- und die Art und den Ort der Dokumentation suchungsverfahren, die im LANU vorgenom- (Papierform und/oder elektronisch) festzule- men werden, leider außerordentlich selten an- gen. geboten.

Probenahme im Küstengewässer von der HAITHA- BU aus mit Kranz- wasserschöpfer und CTD-Sonde

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 101 Für den Bereich der Probenahme gibt es bis- Bei der Einbeziehung von biologischen her routinemäßig keine Ringversuche. Hier Untersuchungen in das System wird derzeit können aber Vergleichsmessungen mit ande- vielfach noch „Neuland“ betreten, dennoch ren Institutionen vereinbart werden, bereits er- werden eine Reihe von Prinzipien der Quali- folgt ist eine gemeinsame Probenahme mit tätssicherung übertragbar sein. mehreren Schiffen auf der Ostsee. Ringversu- che beispielsweise für die Untersuchung auf Das Vorgehen im Qualitätsmanagementsys- Nährstoffe im Meerwasser erfolgen vorwie- tem ist grundsätzlich ähnlich wie beim Um- gend auf europäischer Ebene mit QS- Pro- weltmanagementsystem, allerdings sind die grammen wie „QUASIMEME3 Laboratory Per- fachlichen Anforderungen und die Zielrichtung formance Studies“, an denen sich das LANU unterschiedlich. Das Layout bei den QM- Stan- regelmäßig mit Erfolg beteiligt. Schließlich dardarbeitsanweisungen ist an das schon län- sind künftig auch die Untersuchungsergebnis- ger im LANU praktizierte Verfahren des Um- se auf das internationale Einheitensystem im weltmananagementsystems nach EMAS an- Messwesen (SI-Einheiten) zurückzuführen. gelehnt.

Sauerstoffbestimmung (Kontrollproben) im Schiffslabor

102 Einführung eines Qualitätsmanagementsystems für Probenahmen und Bestimmungsverfahren „Vor-Ort-Messungen“ im Rahmen der Makrozoobenthos-Beprobung – also der Bestimmung der im Boden lebenden Tiere

Summary 1 MUDAB: Meeresumweltdatenbank, ICES: International Council for Ex- For different monitoring programs (National ploration of the Sea, WHO/GEMS: World Health Organization/Global Envi- Marine Monitoring Programme (BLMP), Water ronmental Monitoring System Framework Directive (WRRL/WFD): Directive 2 AQS: Analytische Qualitätssicherung 2000/60 EC) LANU implements a quality ma- 3 Das Akronym „QUASIMEME“ steht für das EU-Projekt: „Quality Assu- nagement system – according to: “General re- rance of Information for Marine Environmental Monitoring in Europe“. quirements for the competence of testing and calibration laboratories (ISO/IEC 17025: 2005)”. ➢ Hella Michelsen This international standard specifies the gene- Dezernat 41 – Fließgewässerökologie ral requirements for the competence to carry Tel.: 0 43 47 / 704-493 out tests and/or calibrations, including sam- [email protected] pling. It covers testing and calibration perfor- med using standard methods, non-standard methods, and laboratory-developed methods. The implementation for hydrographic and che- mical measurements is advanced, whereas a strict quality management system for biologi- cal measurements is at the beginning.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 103 104 Biologische Bewertungsverfahren im Test: Erste Ergebnisse aus dem Fließgewässer-Praxistest zur Umsetzung der WRRL in Schleswig-Holstein

➢ Johanna Lietz

Einleitung Die EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) bietet einen Ordnungsrahmen zum Schutz der Ge- wässer. Nach Artikel 4, WRRL, sollen alle Oberflächenwasserkörper geschützt, verbes- sert und saniert werden, um bis spätestens 2015 einen guten Zustand zu erreichen. Nach einer ersten Gefährdungsabschätzung des Landes werden die Gewässer in Schleswig- Holstein in zwei Kategorien eingeteilt: guter ökologischer Zustand wahrscheinlich (2% der Fließgewässer-Wasserkörper) und guter ökolo- gischer Zustand gefährdet (98% der Fließge- wässer-Wasserkörper).

Weiterhin forderte Artikel 8 der WRRL die Mit- gliedstaaten auf, bis Ende 2006 Programme zur Überwachung des Zustandes der Gewäs- ser aufzustellen. In Schleswig-Holstein ist ein Monitoring-Konzept erarbeitet worden, zu dem die Validierung der Gefährdungsabschät- zung im Praxistest gehört.

In diesem Praxistest wird das Fließgewässer- Monitoring seit 2005 getestet. Dabei werden die neuen Untersuchungsmethoden geprüft, die Ergebnisse mit denen bislang genutzter Untersuchungs- und Bewertungsverfahren verglichen und die Gefährdungsabschätzung des Landes überprüft. Es werden Gefähr- dungsursachen analysiert und es wird geprüft, ob Ergebnisse repräsentativ und auf andere Wasserkörper übertragbar sind.

Das Konzept Der Praxistest wurde im LANU konzipiert und in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (MLUR) über den Landesverband der Wasser- und Bodenverbände abgewickelt. Im Praxis- test wurden über drei Jahre verteilt aus jeder der drei Flussgebietseinheiten Untersuchungs- gebiete gewählt. Sie entsprechen den Teilein- zugsgebieten der WRRL (Abbildung 1). An- hand von Kriterien wie Gewässertyp, Wieder- besiedlungspotentialen oder organischer Be- lastung werden ca. ein Drittel der Wasserkör- per jedes Gebietes zur Untersuchung ausge- wählt.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 105 nach verschiedenen Kriterien ausgewählt, an denen die einzelnen Qualitätskom- Abbildung 1: Konzept des Praxistests 2005 bis 2007: aus den jeweiligen Teileinzugsgebieten wurden Wasserkörper zur Validierung zur Validierung wurden Wasserkörper Abbildung 1: Konzept des Praxistests 2005 bis 2007: aus den jeweiligen Teileinzugsgebieten ponenten untersucht werden

106 Biologische Bewertungsverfahren im Test: Fließgewässer-Praxistest zur Umsetzung der WRRL in S-H Die Untersuchungen wurden an externe Fach- aus dem arithmetischen Mittelwert der Einzel- Arbeitsgemeinschaften vergeben, die sich auf- ergebnisse der drei Teilkomponenten (Makro- grund der komplexen Aufgabenstellung aus phyten, Kieselalgen, übriges Phytobenthos). verschiedenen Fachbüros zusammensetzten. Um die Ergebnisse zur Bewertung der Makro- Um ein möglichst breites Spektrum an Aus- phyten besser einordnen zu können, wird im wertungs- und Interpretationsmöglichkeiten zu Praxistest zudem das von STUHR und JÖDICKE erhalten, wurden die Aufträge losweise an (2003) entwickelte Verfahren angewendet und verschiedene Arbeitsgemeinschaften verge- mit dem „Phylib“-Verfahren verglichen. Die Er- ben. gebnisse lassen Rückschlüsse auf den Tro- phiezustand (Diatomeenindiziert) sowie die An den zu untersuchenden Wasserkörpern er- strukturelle Degradation des Gewässers (Was- folgt zunächst die Auswahl von repräsentati- serpflanzen als Strukturelement) zu. Zusätzlich ven Probestellen zur detaillierten Erfassung sind Degradationen durch Versauerung oder der einzelnen Qualitätskomponenten (Makro- Versalzung indizierbar. phyten/Phytobenthos, Makrozoobenthos und Fische). Die Auswahl erfolgt anhand einer vor- Für das Makrozoobenthos wird das „Perlo- ab durchgeführten Strukturkartierung, in der des“-Verfahren nach MEIER et al. (2006) ange- einheitliche Gewässerabschnitte hinsichtlich wendet. Es werden anhand einer substratspe- ihrer Strukturen im Gewässer, am Ufer und an zifischen Beprobung der Gewässersohle ver- Land aufgenommen und bewertet werden schiedene Metrics wie z. B. die Anzahl der Kö- (vgl. den folgenden Artikel von Uwe Ahrens in cherfliegen-Arten oder die Abundanz von Indi- diesem Heft). Für die eigentliche Probestelle katorarten (Fauna-Index) ermittelt. Aus den be- wird ein Abschnitt basierend auf den Ergeb- rechneten Metrics wird die Bewertung der nissen der Strukturkartierung ausgewählt, wel- Module Saprobie und allgemeine Degradation cher den Zustand des Wasserkörpers reprä- abgeleitet. Aus diesen beiden Modulen wird sentativ beschreibt. An diesen repräsentativen anschließend das Gesamtergebnis berechnet. Probestellen werden die biologischen Quali- Das Ergebnis lässt Rückschlüsse auf die orga- tätskomponenten erhoben. Bei großen Was- nische Belastung, Strukturvielfalt und Strö- serkörpern werden auch mehrere Probestellen mungsvariabilität zu. pro Wasserkörper untersucht, um die Band- breite der Bewertungen innerhalb eines Was- Für die Fische liegt das Verfahren nach DIEK- serkörpers zu erfassen und die Abgrenzung MANN et al. (2005) vor. Die fischbiologischen der einzelnen Wasserkörper zu überprüfen. Untersuchungen werden zumeist mittels Neben der Auswertung der einzelnen Quali- Elektrobefischung durchgeführt. Die Ergebnis- tätskomponenten werden in einer Gesamtaus- se werden mit einer an die Einzugsgebiete an- wertung die Ergebnisse u. a. unter folgenden gepassten Referenzbiozönose verglichen und Gesichtspunkten aus fachlicher Sicht zusam- bewertet. Das Ergebnis lässt Rückschlüsse mengefasst: auf die Durchgängigkeit des Gewässers, aber Vergleich der Ergebnisse der einzelnen auch auf die strukturelle Qualität zu. Qualitätskomponenten Vergleich der Ergebnisse innerhalb eines Schlussendlich ergibt sich die Gesamtbewer- Wasserkörpers tung des ökologischen Zustands nach WRRL Erreichbarkeit des guten ökologischen Zu- aus dem schwächsten Glied der Lebensge- standes und meinschaft (höchster Wert aller Einzelbewer- Schutz- und Maßnahmenprogramm. tungen).

Im Praxistest werden diese Methoden getes- Die Untersuchungs- und tet, die Bewertungen mit denen aus älteren Bewertungsverfahren Untersuchungen verglichen und von den Fach- Die Methoden zur Ermittlung des ökologi- gutachtern auf Plausibilität geprüft. schen Zustands wurden neu entwickelt und befinden sich zurzeit in der Testphase. Für die Qualitätskomponente Makrophyten/Phyto- Die Ergebnisse benthos wurde das „Phylib“-Verfahren von Die Beteiligung verschiedener Fachbüros am SCHAUMBURG et al. (2006) entwickelt. Es wer- Praxistest hat sich bewährt. Die unterschiedli- den die Makrophyten, die Kieselalgen (Diato- chen Vorgehensweisen der einzelnen Büros er- meen) und das übrige Phytobenthos (sonstige gänzen sich und liefern neue Ideen und An- Aufwuchsalgen) untersucht. Nicht in allen Ge- satzpunkte für die weitere Planung des Moni- wässern kommen alle Teilkomponenten vor, torings. Auch die Kooperation mit dem Landes- so werden z. B. in einem beschatteten Wald- verband der Wasser- und Bodenverbände hat bach lediglich die Diatomeen untersucht. Die sich als sehr sinnvoll erwiesen und viele Ab- Gesamtbewertung der Vegetation ergibt sich sprachen mit den Anliegern vor Ort erleichtert.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 107 Die Auswahl der Stationen anhand der Struk- und die sandgeprägten Bäche werden einige turkartierung hat sich im Prinzip bewährt, birgt Stationen mit dem jetzigen Rechenmodul sehr aber noch einige Unsicherheiten. Im ersten viel besser eingestuft, als dies mit dem bis- Untersuchungsjahr wurde die Strukturkartie- lang genutzten der Fall wäre. Hier besteht rung von dem gleichen Büro durchgeführt, das noch Klärungsbedarf. auch die anschließende biologische Untersu- chung machte. Zurzeit führen die Strukturkar- Inzwischen liegen die Untersuchungsergebnis- tierung überwiegend andere Büros durch als se für die Jahre 2005 und 2006 vor. Bislang die biologischen Aufnahmen. Nur dadurch wurden an insgesamt 102 Wasserkörpern 158 konnten die zeitlich sehr engen Vorgaben der Stationen untersucht. Innerhalb der Qualitäts- WRRL erfüllt werden. Es fehlen den Biologen komponenten werden nur einzelne Stationen dann allerdings mitunter eigene detaillierte als sehr gut bewertet (vgl. Abbildung 2). Be- Kenntnisse des gesamten Wasserkörpers. Die reits im guten ökologischen Zustand befinden Einordnung der Ergebnisse an einzelnen Pro- sich 10% der untersuchten Stationen für Fi- bestellen und die Übertragbarkeit auf den ge- sche, 20% für Makrozoobenthos und 25% für samten Wasserkörper werden so erschwert. Makrophyten/Phytobenthos. Es gibt allerdings nur wenige Überschneidungen der für die Ein- Für die Einschätzung der biologischen Bewer- zelkomponenten als gut eingestuften Statio- tungssysteme soll hier beispielhaft das Mak- nen, so dass in der Gesamtbewertung, für die rozoobenthos beschrieben werden. Das Ver- das schwächste Glied der Lebensgemein- fahren unterscheidet sich im Hinblick auf die schaft ausschlaggebend ist, bislang nur ein Beprobung und die Auswertung erheblich von Gewässer mit zwei Stationen insgesamt als dem bisher genutzten Verfahren (HOLM 1989). gut bewertet werden kann. Die Einstufung im Für die kiesgeprägten Bäche scheint das neue Zuge der Gefährdungsabschätzung war dem- System den ökologischen Zustand des Makro- nach noch etwas zu optimistisch, aber die Be- zoobenthos gut zu beschreiben, die Bewer- wertung der Einzelkomponenten gibt Auf- tungsergebnisse stimmen hier mit der gutach- schluss darüber, mit welchen Maßnahmen der terlichen Einschätzung und den bisherigen Er- ökologische Zustand effektiv verbessert wer- gebnissen überein. Für die Niederungsbäche den kann.

Anzahl der Probestellen

160 nicht bewertet 140 schlecht 120 unbefriedigend 100 mäßig 80 gut 60 sehr gut 40 20 0 s t s os m yten th tho hos che tho n s sa ph omeen ent e en benthos b Fi G at o oben kro Di yt o ZK K a h z Ö Z M ro Ö Phytob rozoobe s ak ak M M rige e b on ü bi ZK Makrozoo ti Ö pro da ra Makrophyten/PSa g K e Z D Ö

Abbildung 2: Es liegen Ergebnisse zu 158 untersuchten Stationen vor. Dargestellt sind die Ergebnisse der einzelnen Teilkomponenten und Module nach den genannten Methoden und die Gesamtbewertung; (ÖZK = Ökologische Zustandsklassen)

108 Biologische Bewertungsverfahren im Test: Fließgewässer-Praxistest zur Umsetzung der WRRL in S-H Es zeigt sich, dass die Gewässergüte - ge- tung für den überwiegenden Teil des Was- messen am leitbildorientierten Saprobienindex serkörpers gilt. Makrozoobenthos - an 2/3 der Gewässer mit gut bewertet wird. Das bedeutet aber auch, Eine Übertragung der Ergebnisse auf andere dass an 1/3 der Gewässer des Landes immer nicht untersuchte Wasserkörper ist zurzeit noch noch Handlungsbedarf im Hinblick auf die Ge- schwierig. Die untersuchten Stationen wurden wässergüte besteht. nach Typ, Belastung und Strukturparametern gruppiert. Die Streuung innerhalb der Gruppen Bei sehr großen Wasserkörpern wurden ist aber bislang so groß, dass eine Übertragung mehrere Stationen untersucht, die zum Teil nicht möglich scheint. auch unterschiedliche Ergebnisse aufweisen. Da die einzelnen Wasserkörper anhand der Typen festgelegt wurden und vor dem Ein- Die Umsetzung am Beispiel des stufungsprozess nicht anhand der Belas- Wasserkörpers Jevenau/Brammer Au/ tungssituation weiter geteilt worden sind, ist Kattbek (we_09) dies nicht weiter verwunderlich. Eine weite- Die Jevenau im Bearbeitungsgebiet Wehr- re Teilung von Wasserkörpern ist dann sinn- au/Haaler Au mit den Nebengewässern Boke- voll, wenn z. B. ein längerer Abschnitt des ler Au, Brammer Au und Kattbeker Au bildet Wasserkörpers schon als „gut“ eingestuft einen großen Wasserkörper von 40 km Länge. wird. Hier sind dann „nur noch“ Maßnah- Die Jevenau fließt als sandgeprägter Bach men erforderlich, die eine Verschlechterung durch die Niedere Geest. Das Einzugsgebiet verhindern. Weiterhin wurden Wasserkörper ist landwirtschaftlich geprägt. Die Jevenau von den Vor-Ort-Arbeitsgruppen geteilt, wurde 2006 an fünf Stationen untersucht, von wenn einzelne Abschnitte als „erheblich ver- denen vier als repräsentativ und eine als „Po- ändert“, andere als „natürlich“ eingestuft tenzialstation“ eingeschätzt wurden (JÖDICKE wurden. Für die übrigen Fälle muss eine Ent- 2007). Die Struktur wurde mit mäßig bis unbe- scheidung getroffen werden, welche Bewer- friedigend bewertet (Tabelle 1).

Tabelle 1: Strukturgüte und Ökologische Zustandsklassen (ÖZK); dargestellt sind die Einzelergebnisse am Wasserkörper we_9 (Jevenau und Nebengewässer)

ÖZK ÖZK ÖZK ÖZK WK Gewässer-Name Typ Struktur M/P MZB Fische Gesamt

we_9 Bokeler Au 14 4 3 4 3 4

we_9 Brammerau 14 4 3 2 3 3

we_9 Kattbeker Au 14 3 3 2 3 3

we_9 Jevenau 14 3 3 2 3 3

we_9 Jevenau 14 4 3 2 3 3

Der schlechteste Wert bestimmt die Gesamtbewertung (worst case)

Der Steckbrief (Abbildung 3) zeigt die Ergebnisse an der an. Das Makrozoobenthos wird als gut eingestuft, auch Kattbeker Au, einem kleinen Bach mit mäßigen Struktur- die Gewässergüte ist gut. Die Fischfauna wird mit mä- parametern, Ufergehölzen und einem relativ naturnahen ßig bewertet, da die vorkommenden Arten nicht in aus- Gewässerverlauf. Für Makrophyten/Phytobenthos wur- reichender Zahl zu finden sind oder überwiegend aus den ausschließlich die Diatomeen untersucht und mit Besatzmaßnahmen stammen. Insgesamt wird diese Sta- mäßig bewertet. Dies zeigt eine trophische Belastung tion als mäßig bewertet.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 109 Validierung Biologie 2006 („Praxistest 2“) FGE Elbe - Gesamwtbeertung Qualitätskomponente n

Strukturmerkmale

Bestandsmerkmale

Bewertung

3

2

3

3

Anmerkungen

Abbildung 3: Steckbrief zur untersuchten Station an der Kattbeker Au (JÖDICKE 2007)

110 Biologische Bewertungsverfahren im Test: Fließgewässer-Praxistest zur Umsetzung der WRRL in S-H Die Untersuchung ergab für Makrophyten/Phy- weise eine organische Belastung vorliegt, tobenthos in allen an der Jevenau untersuch- denn die Gewässergüte wird hier nur mit mä- ten Stationen einen mäßigen ökologischen Zu- ßig bewertet. Insgesamt ergibt sich für den stand, für das Makrozoobenthos in einem Fall ökologischen Zustand des Wasserkörpers eine einen unbefriedigenden Zustand und auch für mäßige Bewertung (Abbildung 4). Eine Teilung die Fische einen durchgehend mäßigen Zu- des Wasserkörpers scheint nicht sinnvoll, da stand (Tabelle 1). Im Detail zeigt sich bei der alle Gewässer eine vergleichbare Struktur und unbefriedigenden Bewertung des Makrozoo- ähnliche Landnutzung aufweisen. benthos an der Bokeler Au, dass möglicher-

Abbildung 4: Lage und Bewertung der an der Jevenau untersuchten Stationen

Ausblick reits im guten ökologischen Zustand befinden. Der Praxistest wird Ende 2007 auslaufen und Da sich im Praxistest herausgestellt hat, dass in das meldepflichtige Monitoringprogramm für einige als gut eingestufte Gewässer noch des Landes übergehen. Dieses Programm Handlungsbedarf besteht, um den guten Zu- muss der EU 2007 vorgelegt werden. Es setzt stand für alle Qualitätskomponenten zu errei- sich aus der überblicksweisen Überwachung chen, werden hier möglicherweise Stationen (Ermittlung des Gewässerzustandes durch ein aus dem überblicksweisen in das operative repräsentatives Messnetz, Ermittlung von Monitoring übernommen werden. Trends) und der operativen Überwachung (Zu- stand der Wasserkörper, Grundlage und Er- Die bis Ende 2007 untersuchten Stationen folgskontrolle von Maßnahmen) zusammen. können für das operative Monitoring genutzt Das Konzept zur Überwachung der Gewässer werden. Voraussichtlich werden ab 2008 im in den Flussgebietseinheiten Schleswig-Hol- operativen Monitoring nicht mehr alle Quali- steins wurde 2006 in einem Methodenhand- tätskomponenten an allen Stationen unter- buch zusammengestellt (MLUR 2006). sucht. Hier wird eine typ- und belastungsspe- zifische Auswahl stattfinden. Die Untersu- Für die überblicksweise Überwachung wurden chungen werden sich an den Gewässern kon- für Schleswig-Holstein 14 Messstellen in zentrieren, an denen der gute ökologische Zu- Fließgewässern ausgewählt, die entweder ei- stand zumindest für einzelne Komponenten nen bedeutsamen Abfluss haben oder sich be- erreichbar ist. Hier sollen die Untersuchungen

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 111 die zielführenden Maßnahmen begleiten und Summary über ihre Effizienz Auskunft geben, um die The European Commission Water Framework Gewässer in den nächsten Jahren in den gu- Directive (EC-WFD) aims at maintaining and ten ökologischen Zustand zu bringen. improving the aquatic environment in the Community. Running water systems have to be developed into a good ecological status, Zusammenfassung which has to be monitored by the “Quality Die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) fordert Elements” (QE) phytoplankton, aquatic flora, ihre EU-Mitgliedstaaten auf, die Gewässer in benthic invertebrate fauna and fish fauna. Ger- einen „guten ökologischen Zustand“ zu brin- many has developed its own methods to mea- gen und diesen anhand der biologischen Quali- sure and evaluate the single QE. In Schleswig- tätskomponenten (QK) zu überwachen. Für die Holstein we are testing these new methods Überwachung und Bewertung der Fließgewäs- over a time of three years in different types of ser wurden in Deutschland eigens Methoden running water. The test includes several pro- entwickelt, die auch in Schleswig-Holstein über cedures which have to be evaluated as there drei Jahre hinweg (2005 bis 2007) in verschie- are: denen Gewässertypen getestet werden. Diese the choice of representative sampling sites Praxistests beinhalten die Auswahl repräsenta- using a survey of structure analysis, tiver Probestellen anhand einer Strukturkartie- the sampling and assessment of the diffe- rung, die Erfassung und Bewertung der QK rent QE macrophytes/phytobenthos, bent- Makrophyten/Phytobenthos, Makrozoobenthos hic invertebrate fauna and fish fauna, und Fische, die Gesamtbewertung der Station, the resulting evaluation of the site, die Übertragbarkeit auf den gesamten Wasser- the transfer of that result to the whole wa- körper und darüber hinaus, die Plausibilität der terbody . Ergebnisse im Vergleich mit bisher genutzten Verfahren und Maßnahmen, um den „guten It is also tested if the results with the new ökologischen Zustand“ zu erreichen. Es zeigt methods are comparable to former evaluati- sich, dass die Verfahren mittlerweile praktika- ons. Moreover measures are proposed to bel sind und in den meisten Fällen auch zu reach the good ecological status. The test plausiblen Ergebnissen führen. shows that the new methods are practicable and mostly show convenient results. Die Ergebnisse an den bislang 158 untersuch- ten Stationen zeigen, dass sich 10% bis 25% We investigated 158 sites and determinated der Stationen für die einzelnen QK bereits im 10% to 25% of the sites to be already in a guten ökologischen Zustand befinden, dass es good ecological status for single QE. There is aber nur wenige Überschneidungen gibt. Nur only few overlapping between the single QE, ein Gewässerabschnitt befindet sich nach der- only one river section is already in a good eco- zeitigem Kenntnisstand bereits für alle QK im logical status for all QE. guten ökologischen Zustand. Die Bewertung der Einzelkomponenten gibt Aufschluss darü- The example of the Jevenau illustrates the ber, mit welchen Maßnahmen der ökologische procedure starting from the survey of structu- Zustand effektiv verbessert werden kann. re to the actual sampling site and finally to the evaluation of the whole water body. Am konkreten Beispiel der Jevenau wird er- läutert, wie man von der Strukturkartierung The test will turn into the official and reportab- über die Auswahl der Probestelle zu einer Ge- le monitoring programme of the country. This samtbewertung des Wasserkörpers gelangt. programme will control the prohibition of de- gradation and go along with restauration mea- Der Praxistest wird Ende 2007 in das offizielle sures to meet the good ecological status of und meldepflichtige Monitoring des Landes our waters in some years. übergehen. Dieses wird die Einhaltung des Verschlechterungsverbotes überwachen, ziel- führende Maßnahmen begleiten und deren Ef- fizienz belegen, um die Gewässer in einen gu- ten ökologischen Zustand zu bringen.

112 Biologische Bewertungsverfahren im Test: Fließgewässer-Praxistest zur Umsetzung der WRRL in S-H Literatur menrichtlinie. Stand Mai 2006 – pdf-Doku- AHRENS, U. (2007): Gewässerstruktur: Kartie- ment, 79 S. + Anhang, rung und Bewertung der Fließgewässer in www.fließgewaesserbewertung.de . Schleswig-Holstein, Jahresbericht 2006/07 des Landesamtes für Natur und Umwelt MLUR (MINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT, UM- Schleswig-Holstein, S. 115-126. WELT UND LÄNDLICHE RÄUME) (2006): Konzept zur Überwachung der Gewässer in den DIEKMANN, M., DUSSLING, U. & R. BERG (2005): Flussgebietseinheiten Schleswig-Holsteins. Handbuch zum fischbasierten Bewertungs- Methodenhandbuch Teil – Fließgewässer, system für Fließgewässer (FIBS). Hinweise 67 S. zur Anwendung. Fischereiforschungsstelle Baden-Württemberg, 71 S. SCHAUMBURG, J., SCHRANZ, C., STELZER, D., HOF- MANN, G., GUTOWSKI, A. & FOERSTER, J. HOLM, A. (1989): Ökologischer Bewertungsrah- (2006): Handlungsanweisung für die ökolo- men Fließgewässer für die Naturräume gische Bewertung von Fließgewässern zur Geest und östliches Hügelland in Schles- Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtli- wig-Holstein.- Landesamt für Naturschutz nie: Makrophyten und Phytobenthos. Stand und Landschaftspflege des Landes Schles- Januar 2006. Bayerisches Landesamt für wig-Holstein, 46 S, Kiel. Wasserwirtschaft, 1-113.

JÖDICKE, K. (2007): Validierung der Gefähr- STUHR, J. & K. JÖDICKE (2003): Makrophyten in dungsabschätzung Biologie nach WRRL in Fließgewässern –Typisierung der Fließge- 2006 („Praxistest Monitoring“), Band A: wässervegetation Schleswig-Holsteins als Einführung und Gesamtauswertung, Gut- Grundlage für eine ökologische Zustands- achten im Auftrag des Landesverbandes bewertung gemäß WRRL.- Unveröff. Gut- der Wasser- und Bodenverbände Schles- achten im Auftrag des Landesamtes für wig-Holstein, 63 S. + Anhang. Natur und Umwelt des Landes Schleswig- Holstein. MEIER, C., P. HAASE, P. ROLAUFFS, K. SCHINDE- HÜTTE, F. SCHÖLL, A. SUNDERMANN & D. HE- RING (2006): Methodisches Handbuch Fließ- ➢ Johanna Lietz gewässerbewertung. Handbuch zur Unter- Dezernat 41 – Fließgewässerökologie suchung und Bewertung von Fließgewäs- Tel.: 0 43 47 / 704-446 sern auf der Basis des Makrozoobenthos [email protected] vor dem Hintergrund der EG-Wasserrah-

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 113 114 Gewässerstruktur: Kartierung und Bewertung der Fließgewässer in Schleswig-Holstein

➢ Uwe Ahrens

Die EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) wurde im Jahre 2000 veröffentlicht. Sie unterstützt seitdem unser Ziel, die Fließgewässer in einen guten Zustand zu bringen. Der Maßstab für den guten ökologischen Gewässerzustand ge- mäß EG-Wasserrahmenrichtlinie ist die ge- wässertypische Gewässerbesiedlung mit Fauna und Flora.

Dieser gute ökologische Zustand kann nur er- reicht werden, wenn die biologischen Quali- tätselemente (wirbellose Tiere, Fische und Wasserpflanzen) „gut“ sind. Voraussetzung dafür sind eine gute Wasserbeschaffenheit und eine gute Gewässerstruktur.

Abbildung 1: Weitgehend intakter („Guter“) Abschnitt der Kremper Au, lue_01_b, Typ 16 kiesgeprägter Tieflandbach

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 115 Nachdem die Abwasserreinigung in den letz- ab in Kilometer-Abschnitte eingeteilt und an- ten zwei Jahrzehnten deutlich verbessert wur- schließend werden neun Parameter durch de, ist die schlechte Gewässerstruktur als eine Fernerkundung anhand von Karten und Hauptursache für die schlechte Besiedlung zu- Luftbildern erhoben und bewertet. nehmend in den Vordergrund getreten. Beim „Vor-Ort-Verfahren“ der LAWA (Ge- Um die landschaftsentwässernde Funktion, wässerstrukturkartierung in der BRD, Verfah- das Wasser schadlos und möglichst schnell ren für kleine und mittelgroße Fließgewässer, abzuführen, erfüllen zu können, wurden die Empfehlung, 2000) wird das Gewässer in der meisten Fließgewässer in Schleswig-Holstein Regel in Hundert-Meter-Abschnitte eingeteilt über viele Jahrzehnte ausgebaut. Durch eine und durch Begehung kartiert. Dabei werden gezielte Gewässerunterhaltung wurde und 27 Parameter erhoben und bewertet. wird die Funktionsfähigkeit dieser so genann- ten „Vorfluter“ gesichert. Der Ausbau und die Beide Verfahren wurden in Schleswig-Holstein intensive Unterhaltung führten jedoch zu einer getestet. Die Testergebnisse des „Vor-Ort-Ver- Verschlechterung des „Lebensraums Fließge- fahrens“ für die Alster sind dem Jahresbericht wässer“ für Tiere und Pflanzen (siehe „Faunis- des LANU 2001 (Seite 103 ff; Ahrens 2001) zu tisch-ökologische Bewertung der Fließgewäs- entnehmen. Die Ergebnisse für die Gewässer ser in Schleswig-Holstein, LANU, 1998). in Schleswig-Holstein, die nach dem „Über- sichtsverfahren“ kartiert wurden, sind in dem „Gewässergüteatlas der BRD – Gewässer- Strukturkartierverfahren struktur in der BRD 2001“ der LAWA veröf- Um diese hydromorphologischen Defizite der fentlicht worden. Fließgewässer zu ermitteln, entwickelte und veröffentlichte die Länderarbeitsgemeinschaft Der Methodenvergleich hat ergeben, dass die Wasser (LAWA) zwischen 2000 und 2002 Defizite der Gewässerstruktur sich in der Re- zwei Verfahren als Empfehlung zur Gewässer- gel nicht ausschließlich über die Fernerkun- strukturkartierung in der Bundesrepublik dung ermitteln lassen. Für Schleswig-Holstein Deutschland, das „Übersichtsverfahren“ und wurde 2005 durch das LANU ein Verfahren das „Vor-Ort-Verfahren“. eingeführt, das sowohl die Fernerkundung als auch die Vor-Ort-Kartierung nutzt und den Für das „Übersichtsverfahren“ der LAWA WRRL- und LAWA-Anforderungen gerecht (Gewässerstrukturkartierung in der BRD, Über- wird. sichtsverfahren, 2002) wird das Gewässer vor-

Abbildung 2: Bundesgewässer- strukturgütekarte: Ausschnitt Schles- wig-Holstein Ge- samtbewertung

116 Gewässerstruktur: Kartierung und Bewertung der Fließgewässer in Schleswig-Holstein Grundlage für eine flächendeckende Struktur- (DSV) erweitert, in dem die oben genannten kartierung, die den Anforderungen an die Be- LAWA-Verfahren möglichst übernommen wur- richtspflichten gerecht wird, ist das ebenfalls den. neu aufgebaute Digitale Anlagenverzeichnis (DAV), welches das vollständige Verbandsge- Das EU-berichtspflichtige Gewässernetz, das wässernetz sowie die dort befindlichen Anla- so genannte reduzierte Gewässernetz mit Ge- gen beinhaltet. In Schleswig-Holstein wurde wässern mit einer Fläche des oberirdischen bis Mitte 2004 aus den meist analogen Ver- Einzugsgebietes (Aeo) von mehr als 10 km2, bandskarten das DAV für alle Gewässer (ca. umfasst in Schleswig-Holstein etwa 6.600 km 32.000 km) erstellt, in dem nicht nur die Ge- und etwa 13.500 Bauwerke. Dieses Gewäs- wässerlinien, sondern auch alle gewässerrele- sernetz wurde in acht Gewässertypen und vanten Bauwerke (ca. 140.000) erfasst wur- derzeit knapp 600 Wasserkörper eingeteilt den. Das Linienthema des DAV wurde im Jah- (siehe auch Jahresbericht des LANU 2003; re 2004 um das Digitale Strukturverzeichnis Seite 77 ff; Annegret Holm, Johanna Lietz).

Abbildung 3: Screenshot DAV- Eingabemaske – hier von der Kremper Au (s. Abbildung 1)

Typ Definitionen der Fließgewässertypen des norddeutschen Tieflandes 14 sandgeprägter Tieflandbach 15 sand- und lehmgeprägter Tieflandfluss ab etwa 100 km2 Aeo 16 kiesgeprägter Tieflandbach 17 kiesgeprägter Tieflandfluss ab etwa 100 km2 Aeo 19 kleines Niederungsfließgewässer 20 sandgeprägte Ströme mit einer Breite ab etwa 300 m 21 seeausflussgeprägte Fließgewässer 22 Marschengewässer

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 117 Abbildung 4: Darstellung Abschnittsbildung Wasserkörper og_19 Kükelühner Mühlenau

Fernerkundung und Abschnittsbildung Vergleich zum LAWA-Vor-Ort-Verfahren nur Vor der Vor-Ort-Kartierung werden die Gewäs- noch ein Drittel umfassen. ser mit Hilfe der Informationen aus digitalen Karten und Luftbildern in gleichförmige Ab- schnitte von in der Regel mindestens 100 Me- Strukturkartierung vor Ort ter Länge eingeteilt. Diesen Arbeitsschritt Externe Büros führen im Anschluss die Vor- übernimmt die Verbandsebene, die in diesem Ort-Kartierung mit Hilfe eines Pen-PCs durch, Zuge gleichzeitig die vorhandenen Daten im auf dem alle Informationen aus dem DAV, aus DAV überprüfen kann. Die über die Fernerkun- der Abschnittsbildung und die erforderlichen dung gebildeten gleichförmigen Abschnitte ha- Karten zur Verfügung stehen. Die Fließgewäs- ben gleiche Gewässereigenschaften bei Ge- ser werden abgegangen und die Strukturdaten wässertyp, Wasserkörper, Laufkrümmung, für die gleichförmigen Abschnitte werden über Uferbewuchs, Randstreifen und angrenzender eine komfortable Eingabemaske in die Daten- Flächennutzung. Die durchschnittliche Ab- bank eingegeben und mit einem Foto doku- schnittslänge beträgt bisher etwa 300 Meter, mentiert, welches mit der Datenbank ver- so dass die zu bearbeitenden Datensätze im knüpft wird.

118 Gewässerstruktur: Kartierung und Bewertung der Fließgewässer in Schleswig-Holstein Abbildung 5: Screenshot DSV- Eingabemaske Fernerkundung

Etwa 2.200 km des berichtspflichtigen Ge- An jedem Gewässerabschnitt werden bei der wässernetzes wurden bereits entsprechend Begehung 32 Einzelparameter erhoben. Die kartiert und ca. weitere 800 km sind 2007 in Definitionen für die Kartieranleitung wurden, Bearbeitung. Für die großen Flüsse und die wenn möglich, von der LAWA übernommen Marschengewässer ist nur die Abschnittsbil- (Gewässerstrukturkartierung in der BRD, Ver- dung per Fernerkundung vorgesehen. Die flä- fahren für kleine und mittelgroße Fließgewäs- chendeckende Strukturkartierung des übrigen ser, Empfehlung, 2000). Die DSV-Datenblätter, berichtspflichtigen Gewässernetzes ist bis die dazu dienen, die für einen Abschnitt erho- 2009 vorgesehen. Die erhobenen Daten ge- benen Strukturdaten analog auszudrucken, hen nach der Bearbeitung zurück an die Ver- eignen sich auch für eine analoge Kartierung bände. und geben einen guten Überblick über die De- finitionen der Einzelparameter.

Abbildung 6: Kartierung vor Ort mit Hilfe eines Pen-PC

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 119

120 Gewässerstruktur: Kartierung und Bewertung der Fließgewässer in Schleswig-Holstein DSV-Uferdaten

Uferverbau li re Besondere Uferstrukturen li re Besond. Uferbelastungen li re

Leitbildgerecht. Bewuchs li re

Krümmungserosion

Zustand Uferverbau li re Böschungsneigung

DSV-Sohldaten

Art Sohlverbau Anzahl Querbänke Sohl/-Wasservegetation

Zustand Sohlverbau Art subm. Makrophyten

Dom. Substrat Querbänke

Art bes. Sohlstrukturen Substrat (5%-Stufen)

Anzahl Längsbänke

Belastungen Sohle

Dom. Substrat Längsbänke Substratdiversität

Bemerkungen

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 121 Bewertung der Struktur parameter, so dass eine Wichtung der Berei- Die Bewertung der Einzelparameter wird zu- che Sohle (3), Ufer (2) und Land (1) erfolgt. erst in funktionalen Einheiten, danach in Die Bewertung erfolgt in fünf Stufen und wird Hauptparameter und zum Schluss in den Be- gegenwärtig noch justiert. Dafür werden reichen Sohle, Ufer und Land arithmetisch zu- hauptsächlich die Rückmeldungen der Vor-Ort- sammengefasst. Die Gesamtbewertung ent- KartiererInnen genutzt. spricht dem arithmetischen Mittel der Haupt-

Tabelle 1: Einzelparameter

Strukturkartierung / Digitales Strukturverzeichnis (DSV) Einzelparameter Bemerkungen Funktionale Einheit Hauptparameter Bereich 1 Laufkrümmung Fernerkundung 2 Längsbänke 3 Bes. Laufstrukturen Fernerkundung Krümmung 4 Krümmungserosion 5 Profiltiefe 6 + 7 Uferverbau r/l inkl. Zustand Beweglichkeit Laufentwicklung 8 Querbänke typspezifisch 9 Strömungsdiversität 10 Tiefenvarianz typspezifisch Längsprofil Längsprofil 11 Substratzusammensetzung typspezifisch Art und Verteilung Autom. Substratdiversität typspezifisch der Substrate 12 Bes. Sohlstrukturen typspezifisch 13 Sohlverbau inkl. Zustand Sohlverbau Sohlenstruktur Sohle s. o. 5 Profiltiefe s. o. Profiltiefe 14 Breitenerosion typspezifisch 15 Breitenvarianz typspezifisch Breitenentwicklung 16 Profiltyp Profilform Querprofil 17 + Uferbewuchs r/l typspezifisch typischer Bewuchs 18 19 + 20 Bes. Uferstrukturen r/l typische Ufer s. o. Uferverbau r/l s. o. Uferverbau Uferstruktur Ufer 6+7 21 + Gewässerrandstreifen r/l Fernerkundung Gewässerrandstreifen 22 23 + Flächennutzung r/l Fernerkundung Vorland Gewässerumfeld Land 24 25 Rückstau Mallus 26 Belastungen der Sohle Mallus 27 + Bes. Uferbelastungen r/l Mallus 28 29 + Schädl. Umfeldstrukturen r/l Mallus, Fernerkundung 30 31 + Sonst. Umfeldstrukturen r/l Mallus, Fernerkundung 32

122 Gewässerstruktur: Kartierung und Bewertung der Fließgewässer in Schleswig-Holstein Nach der Kartierung können die Abschnitte Bewirtschaftungsplanes. Die Strukturdefizite beziehungsweise Wasserkörper oder ganze werden bereits bei der zusammenfassenden Gewässer für einzelne Fragestellungen typ- Bewertung von Sohle, Ufer und Land deutlich. spezifisch bewertet werden, zum Beispiel für Die 5-stufige Bewertung der Bereiche Sohle, die Festlegung von repräsentativen Probestel- Ufer, Land und Gesamt wird als farbige Linie len, für die Ermittlung von Defiziten, für die Er- entlang der Gewässerläufe von links nach stellung einer Gewässerstrukturgütekarte oder rechts in Fließrichtung angeordnet. für die Maßnahmenplanung im Rahmen des

Abbildung 7: Kartenausschnitt der Bewertung des Wasserkörpers og_19 Kükelühner Mühlenau, Typ 16 kiesgeprägter Tieflandbach

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 123 Abbildung 8: Zu jedem kartierten Gewässerabschnitt gibt es in der Regel ein mit der Datenbank verknüpftes Foto – hier der in der Karte in Abbildung 7 gezeigte Teil der Kükelühner Mühlenau, der Abschnitt_014_og_19; (alle Fotos vom Autor)

Es können aber auch die Hauptparameter, die wie unterschiedlich die einzelnen Gewässerty- funktionalen Einheiten oder die Einzelparame- pen bewertet werden: die folgende Tabelle 2 ter farbig dargestellt werden. Für die Maßnah- ist von unten nach oben zu lesen, dass bedeu- menplanung müssen die Defizite der Einzelpa- tet: erst wenn der Totholzanteil bei Typ 16 rameter betrachtet werden. gleich oder größer 5 % der Substratfläche ein- nimmt, ist die Bewertung der Substratzusam- Am Beispiel des derzeitigen Standes der typ- mensetzung gut oder besser. spezifischen Substratbewertung wird deutlich,

124 Gewässerstruktur: Kartierung und Bewertung der Fließgewässer in Schleswig-Holstein Tabelle 2: Vorläufiges Bewertungssystem für die typspezifische Substratzusammensetzung

Klasse/Typ 14 15 16 17 19 Totholz >= 5% Totholz >= Totholz >= Totholz >= Totholz >= 1 sehr gut ODER Detritus 10% 5% 10% 5% ➝ > 40% Kies- + Stein- Kies- und Totholz >= anteil >= 10% Totholz >= 5 Steinanteil > Detritus =<

2 gut ➝ 5 bis <10% ODER Totholz bis < 10% 20% ODER 40% < 5% Totholz < 5% Kies- + Stein- Kies- + Stein- Sand- + anteil < 20% Kies- + Stein- anteil <= 20% Kies- + Stein-

3 mäßig Schlammanteil ➝ ODER Totholz anteil < 10% ODER Totholz anteil <= 20% >=50 bis <70% < 5% < 5% Sand- + Schlammanteil Sand- + Sand- + Sand- + Sand- + >=60 bis <90% 4 schlecht Schlammanteil Schlammanteil Schlammanteil Schlammanteil ODER Kies- ➝ >= 80 bis <90% >= 80 bis <90% >= 50 bis <90% >= 70 bis <90% + Steinanteil < 10% Sand- + Sand- + Sand- + Sand- + Sand- + sehr

5 Schlammanteil Schlammanteil Schlammanteil Schlammanteil Schlammanteil ➝ schlecht >= 90% >= 90% >= 90% >= 90% >= 90% Stand 5. Juli 06

Die Durchgängigkeit von Bauwerken in den stellung der Rahmenbedingungen sogar bei Fließgewässern wird hier nicht bewertet, weil entwicklungsfreudigen Fließgewässern meis- sie nicht einzelne Abschnitte, sondern Teile tens längere Zeiträume, um den guten Zu- von oder ganze Gewässersysteme betreffen stand bei den Gewässerstrukturen zu errei- kann. Die Bauwerke sind im Digitalen Anla- chen. Somit ist es für die meisten Fließgewäs- genverzeichnis enthalten, aber noch nicht alle ser kaum möglich, den guten Zustand bis zum auf ihre Durchgängigkeit hin überprüft wor- von der EU vorgegebenen Jahr 2015 zu errei- den. chen. Aber wir sind ziemlich zuversichtlich, da- mit die richtigen Weichen gestellt zu haben - Die EU verlangt, die Gewässerstrukturen alle und wie heißt es doch so treffend wie be- sechs Jahre neu zu erfassen. Dieses wird dort kannt zugleich: „der Weg ist das Ziel“ (ein vollzogen, wo Maßnahmen und Entwicklun- über 2.000 Jahre alter fernöstlicher Spruch)! gen zu einer deutlichen Änderung der Gewäs- serstruktur geführt haben. Die Gewässerent- Weitere Informationen hierzu gibt es unter wicklung erfordert nach der erfolgreichen Her- (www.wasser.sh).

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 125 Kurzfassung Es wird ein Verfahren zur Strukturkartierung und –bewertung für die in Schleswig-Holstein vorkommenden Fließgewässertypen beschrie- ben. Die Gewässer werden zuerst am PC mit Hilfe von Daten aus Karten und Luftbildern in homogene Abschnitte eingeteilt. Danach wer- den vor Ort weitere Daten zur Gewässersoh- le, zum Gewässerufer und zum direkten Ge- wässerumfeld erhoben. Die Bewertung der er- hobenen Strukturdaten erfolgt typspezifisch und zeigt die Abweichung des aktuellen Ge- wässerzustandes vom natürlichen. Die Bewer- tung der Gewässerabschnitte dient der Ermitt- lung von Struktur-Defiziten und somit von er- forderlichen Verbesserungsmaßnahmen sowie der Festlegung von biologischen Probestellen.

Summary A procedure is presented to map and evaluate the morphological conditions of river water bo- dies for the indicators river depth and width variation, structure and substrate of the river bed and structure of the riparian zone. The first step is a differentiation of the river course in so called homogenous segments with the aid of GIS maps and aerial photographs. After- wards special parameters are mapped in detail in the field. The evaluation is related to the dif- ferent river types and its state at natural condi- tions without the anthropogenic influence. Af- terwards special measures can be developed in order to improve the ecological state of the water body.

➢ Uwe Ahrens Dezernat 41 – Fließgewässerökologie Tel.: 0 43 47 / 704-488 [email protected]

126 Gewässerstruktur: Kartierung und Bewertung der Fließgewässer in Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein auf dem Weg zu einer schonenden Gewässerunterhaltung

➢ Annegret Holm, Michael Trepel und Karin Wolter

Nach den bisher vorliegenden Ergebnissen der Untersuchungen nach Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) sind nur wenige Fließgewässer in Schleswig-Holstein nach den dort gestellten Anforderungen abschnittsweise in einem gu- ten ökologischen Zustand. Die überwiegende Zahl erreicht diesen Zustand nicht (siehe u.a. Jahresbericht 2004 und die in diesem Heft voranstehenden zwei Artikel). Darüber hinaus wurden mehr als 50 % aller Wasserkörper durch die Arbeitsgruppen der 34 Bearbei- tungsgebiete als „erheblich verändert“ einge- stuft. Dies bedeutet, dass die so eingestuften Gewässer den guten ökologischen Zustand nach Ansicht der Arbeitsgruppen nicht errei- chen können, da die hierfür notwendigen Maßnahmen bestehende Nutzungen beein- trächtigen würden. Für diese Wasserkörper gilt es nun, das maximal mögliche Sanie- rungspotenzial festzulegen. Damit sind alle den jetzigen Zustand verbessernden Maßnah- men, die die Nutzung nicht beeinträchtigen, umzusetzen.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 127 Entsprechend den Hinweisen zur Fließgewäs- Strömungsbedingungen geschaffen. Durch serregeneration (www.wasser.sh), die für die das Belassen von Pflanzen, Totholz und gege- Arbeitsgruppen eines der Grundlagenpapiere benenfalls den gezielten Einbau von Störstel- für den Einstufungsprozess waren, handelt es len, z.B. den Einbau von Strömungslenkern, sich dabei überwiegend um die abschnitts- kann der Prozess gezielt weiter entwickelt weise Wiederherstellung von typspezifi- werden. Je nach Talraumbreite, Entwicklungs- schen Strukturen. Hiermit können die Was- freudigkeit des Gewässers in Abhängigkeit serkörper insgesamt aufgewertet werden. von Abfluss, den anstehenden Böden und Ge- fälle und den Restriktionen ist der Umfang der Für den Bereich der Sohle ist in den Hinwei- Maßnahme anzupassen. Das Beispiel zeigt die sen zur Fließgewässerregeneration bereits auf beginnende Krümmungserosion an einem Ab- die Verringerung der Intensität der Gewässer- schnitt der Radesforder Au, die (mittelfristig) unterhaltung hingewiesen worden, um die zu einer Änderung der Laufentwicklung führt. Laufentwicklung und die Strukturvielfalt zu In Abhängigkeit von Gewässertyp, Gefälle und verbessern. So kann zum Beispiel durch eine Talraum sind entsprechend den derzeitigen Pflanzenmahd, die nur in einem Teil des Ab- Nutzungen moderate Maßnahmen im Zuge flussquerschnittes erfolgt, eine schlängelnde der Gewässerunterhaltung möglich, die lang- Abflussrinne erzeugt werden (Stromstrich- fristig zumindest in einigen Abschnitten des mahd). Hierdurch werden schon innerhalb des jeweiligen Wasserkörpers strukturverbessern- vorhandenen Gewässerbettes verschiedene de Entwicklungen unterstützen.

Abbildung 1: Stromstrichmahd in der Radesforder Au (Foto S. 127: A. Holm; oben: A. Bruens, BBS)

128 Schleswig-Holstein auf dem Weg zu einer schonenden Gewässerunterhaltung Weitgehend natürlich

Zulassen der eigendynamischen Entwicklung, ggf. 5 Einstellen der Unterhaltung sser

ä Kontrollierte eigen- dynamische Entwicklung, punktuelle 4 Unterhaltung / Einstellen der Unterhaltung

Gewässerrandstreifen, Ufergehölze mindestens einseitig, 3 Reduzierte Unterhaltung Weiter Entwicklungsraum

Ausgebauter Zustand, Kaum Gehölze, 2 Veränderte Unterhaltung

Entwicklung der Gew Randstreifen / Enger Entwicklungsraum Ausgebauter Zustand, Keine Gehölze 1 Regelunterhaltung

Weitgehend naturfern Zeit

Abbildung 2: Diagramm zur zeitlichen Entwicklung der Gewässer

Um für die naturschonende Gewässerunter- ge bekommen. Hierzu soll es Schulungsan- haltung bei den unterhaltungspflichtigen Ver- gebote für Lohnunternehmer geben, die bänden zu werben, wurden von der Arbeits- wahrscheinlich über den Landesverband der gruppe „Regeneration der Fließgewässer“ Wasser- und Bodenverbände angeboten wer- Kriterien zusammengetragen, nach denen den. Fließgewässer bislang in Schleswig-Holstein unterhalten werden. Diese sollen zu einer Be- Neben dem Nachweis über die Teilnahme an schäftigung mit der Art und dem Umfang not- entsprechenden Schulungen sollten weitere wendiger Unterhaltungsmaßnahmen anregen Kriterien vor einer Auftragsvergabe bzw. der bzw. diese unterstützen. Dabei wird die recht- eigenverantwortlichen Durchführung durch liche Notwendigkeit, den Abfluss des norma- den Verband geprüft werden. Hierzu gehört lerweise dem Gewässer zufließenden Was- der flexible Einsatz des Lohnunternehmers, sers sicherzustellen, nicht in Frage gestellt. um sicherzustellen, dass bei „Gefahr im Ver- Hierzu gehört auch, dass Dräns funktionstüch- zug“ schneller gehandelt werden kann. Wei- tig bleiben und erhebliche Hindernisse ent- terhin wird damit die zum Teil vorauseilende fernt werden. Unterhaltungsmaßnahme, die gegebenenfalls überhaupt nicht erforderlich ist und der Ent- Aber es ist auch auf die Verpflichtung, Lebens- wicklung des Gewässers entgegensteht, ent- raum für Tiere und Pflanzen sicherzustellen behrlich. Auch die jeweilige Eignung der Gerä- beziehungsweise zu entwickeln, hinzuweisen. te, die unter anderem dem Gewässertyp und Die Berücksichtigung der geschützten Arten dem umgebenden Wasserstand angepasst ist eine weitere Fragestellung, die das LANU sein müssen, können Kriterien bei einer Aus- mit den zuständigen Wasser- und Naturschutz- schreibung sein. Ferner muss sicher gestellt behörden noch klären wird. Die ökologischen werden – und das ist eine Aufgabe des LANU Forderungen können erheblich besser wahrge- - dass alle geschützten Gebiete und soweit nommen werden, wenn die die Unterhaltung bekannt auch das Vorkommen geschützter Ar- durchführenden Personen einen entsprechen- ten im und entlang des Gewässers in Karten den Blick für die ökologischen Zusammenhän- gekennzeichnet sind.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 129 Die Arbeitsgruppe hat einige Beispiele aus den Die folgenden Beispiele aus der Flussge- verschiedenen Naturräumen des Landes zu- bietseinheit Eider stehen stellvertretend für sammengetragen, die jeweils zeigen, bei wel- eine größere Präsentation, die vom LANU be- chen Voraussetzungen die Unterhaltung weit- zogen werden kann. Sie soll andere Verbände gehend eingestellt werden konnte, welche anregen, die bisherige Unterhaltungspraxis zu Voraussetzungen dazu führten, nur noch im überdenken, ihre Gewässer entsprechend den Einzelfall gezielt zu unterhalten und welche Ge- drei Kategorien einzuteilen und sukzessive zu wässer weiterhin bei welchen Voraussetzun- entwickeln. gen regelmäßig der Unterhaltung bedürfen.

Wallsbek unterhalb Wallsbüll Flussgebietseinheit Eider Bearbeitungsgebiet Bongsieler Kanal Wasserkörper bo_1 Typ 14, sandgeprägter Bach Einzugsgebiet rd. 2.600 ha ausgebaut keine Unterhaltung auf rd. 4,4 km Länge seit über 20 Jahren zwischen Wallsbüll und Schaff- lund

Kriterien für die Einstellung der Unterhaltung: ➣ enger Talraum ➣ wg. ausreichendem Gefälle akzeptabler Rückstau bachaufwärts ➣ keine landwirtschaftliche Nutzung betroffener Aueflächen (➔ Forst- u. Sukzessionsflächen) ➣ keine Zuflüsse in dem betroffenen Abschnitt

Abbildung 3: Beispiel Wallsbek - aufgrund der Randbedingungen erfolgt zurzeit keine Unterhaltung

Rodau Flussgebietseinheit Eider Bearbeitungsgebiet Bongsieler Kanal Wasserkörper bo_2 Typ 14, sandgeprägter Bach Einzugsgebiet rd. 5.500 ha ausgebaut nach Bedarf Entkrautung der Sohle und Beseitigung von Ab- flusshindernissen in Handarbeit (jährlich) keine Böschungsmahd Kriterien für die Art der Unterhaltung: ➣ ausreichendes Sohlgefälle und Gewässerprofil ➣ streckenweise vermehrter Krautwuchs wg. fehlenden Ufergehölzen ➣ gewässernahe Niederungsflächen z. T. mit Dränagen ➣ intensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen

Abbildung 4: Beispiel Rodau - bedarfsweise Unterhaltung ist erforderlich

130 Schleswig-Holstein auf dem Weg zu einer schonenden Gewässerunterhaltung Arlau nördlich Olderup Flussgebietseinheit Eider Bearbeitungsgebiet Arlau Wasserkörper ar_2 Typ 19, kleines Niederungsfließ- gewässer Einzugsgebiet rd. 10.000 ha ausgebaut wechselseitige Böschungs- mahd (2-jährig, Mähkorb), vier- jährige Sohlmahd (Mähkorb)

Kriterien für die Art der Unterhaltung: ➣ ausreichendes Sohlgefälle und Gewässerprofil ➣ Krautwuchs wg. fehlenden Ufergehölzen ➣ gewässernahe Niederungsflächen z. T. mit Dränagen ➣ intensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen

Abbildung 5: Beispiel Arlau - hier ist es zurzeit erforderlich, weiterhin regelmäßig zu unterhalten

Schonende Gewässerunterhaltung Beschränkung der Gehölzpflege auf ein Mi- Im Folgenden sind einige Regeln für die scho- nimum. Falls doch ein Gehölzschnitt erforder- nende Gewässerunterhaltung aufgeführt: lich ist, sollte dieser abschnitts- bzw. grup- vor jeder Aktivität im Gewässer ist kritisch zu penweise erfolgen. Lange schattenfreie Stre- prüfen, an welchen Abschnitten welche Ar- cken sind zu vermeiden, beiten überhaupt notwendig sind. Dem mit Totholz möglichst im Gewässer belassen, der Unterhaltung Beauftragten ist eine Karte Uferabbrüche, Sand- und Kiesbänke im Ge- mit der genauen Arbeitsbeschreibung zu wässer belassen bzw. zulassen übergeben, Anlage von Uferrandstreifen als Vorausset- möglichst große und zusammenhängende zung für die eigendynamische Entwicklungs- Teilbereiche des Gewässers sind nicht bzw. möglichkeit des Gewässers und die Extensi- nur punktuell zu unterhalten, vierung der Unterhaltung, besonders empfindliche Gewässerbereiche Pflanzenmahd bzw. Krauten des Gewässers insbesondere Gewässersohle und unmittel- nur soweit es zur Erhaltung der Abflussleis- barer Uferbereich sollten nicht unterhalten tung zwingend notwendig ist, wenn möglich werden, mit Abstandshalter (10-30 cm über der Bach- Grundräumungen sollten, wenn überhaupt, sohle); Beschränkung auf die Mitte des Ge- erst dann durchgeführt werden, wenn nach- wässers, wenn möglich schlängelnden Ab- gewiesen ist, dass zum Beispiel der zur Auf- flussquerschnitt schaffen, um eine Strö- höhung der Sohle führende Sandtransport die mungsdiversität zu erreichen (Stromstrich- Entwässerung des Umlandes verhindert, mahd), Reduzierung der Böschungsmahd auf ein Berücksichtigung der Laichzeit der Fische, Minimum. Im wassernahen Bereich sollte die Schonen naturnaher Strukturen, die sich das Mahd unterbleiben, das Mähgut sollte immer Gewässer bereits selbst wieder geschaffen außerhalb des Gewässerprofils abgelegt wer- hat. den (Böschungsentwicklung bei Verzicht auf die Mahd beobachten: wird sie instabil? Führt Eisgang zu Pflanzenabbruch und Verstopfung von Durchlässen?)

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 131 Erfolgskontrolle Die Ergebnisse dieser Studie belegen damit im Der Einfluss der Unterhaltungsart und –intensi- Sinne einer Erfolgskontrolle, dass durch eine sel- tät auf den ökologischen Zustand der Gewäs- tene und die Gewässersohle schonende Unter- serorganismen wurde 2006 in einem Gutach- haltung der ökologische Zustand der Fließgewäs- ten (STILLER 2006) untersucht. Hierzu wurde an servegetation verbessert werden kann. Aller- 100 Fließgewässerabschnitten in Schleswig- dings wird bei einer Veränderung der Unterhal- Holstein die Makrophyten-Vegetation nach tungspraxis die Gewässervegetation nicht dem im sogenannten „PHYLIB“- Projekt schlagartig ihre ökologische Zustandsklasse ver- (Makrophyten und Phytobenthos für eine leit- ändern, da die in Zukunft schonend unterhalte- bildbezogene Bewertung) vom Bayerischen nen Gewässerabschnitte erst durch die typspezi- Landesamt entwickelten Bewertungsverfahren fischen Arten besiedelt werden müssen. nach den Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie aufgenommen und bewertet; zudem wurden Unterhaltungsart, -umfang und –intensität mit Summary einem Fragebogen erhoben, den die betreuenden An important measure for regenerating running Verbände ausfüllten. Um den Datenbestand für water systems is a reduction of river maintenan- statistische Auswertungen zu vergrößern, wur- ce. Several examples demonstrate that the den die Makrophyten-Daten aus den Praxistest- maintenance can be reduced or phased out in re- untersuchungen 2005 hinzugezogen (LIETZ 2007) lation to the natural condition of the surrounding und an diesen Gewässerabschnitten ebenfalls die area and its land uses. Macrophyte investigati- Unterhaltungsintensität erhoben. ons indicate that the intensity of maintenance work has strong effects on the ecological state Die Rücklaufquote von 100 % der abgegebenen of the vegetation. Fragebögen zeigt das große Interesse der Was- ser- und Bodenverbände an dieser Thematik. Die Untersuchungsergebnisse belegen, dass die Art Literatur und Intensität der Gewässerunterhaltung die LIETZ, Johanna (2007): Biologische Bewertungs- Qualität der Makrophytenbestände maßgeblich verfahren im Test: Erste Ergebnisse aus dem beeinflusst. Die Auswertung zeigt zudem klar, Fließgewässer-Praxistest zur Umsetzung der dass Makrophytenbestände sensibel auf Eingrif- WRRL in Schleswig-Holstein, Jahresbericht fe in die Sohle reagieren. Von 41 Probestellen, 2006/07 des Landesamtes für Natur und Um- an denen die Gewässersohle bei Unterhaltungs- welt Schleswig-Holstein, S. 105 - 113. maßnahmen nicht berührt wurde, war die Mak- rophytenvegetation an etwa zweidrittel der Pro- STILLER, Gabriele (2006): Einfluss der Gewässer- bestellen in einem sehr guten oder guten ökolo- unterhaltung auf die Zusammensetzung und gischen Zustand. An den 51 Probenstellen, an Vielfalt der Fließgewässervegetation in denen die Gewässersohle dagegen in vollem Schleswig-Holstein. Endbericht im Auftrag Umfang angetastet wird, sind nur knapp einvier- des Landesamtes für Natur und Umwelt des tel der Bestände in einem sehr guten oder guten Landes Schleswig-Holstein. 52 Seiten. Zustand, knapp die Hälfte der Probestellen wur- de dagegen als unbefriedigend oder schlecht be- wertet. Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Ein- alle: Dezernat 41 – Fließgewässerökologie fluss der Häufigkeit der Gewässerunterhaltung bei Sohleingriffen auf die Qualität der Makrophy- ➢ Annegret Holm tenvegetation (Abbildung 6). Die Ergebnisse be- Tel.: 0 43 47 / 704-484 stätigen: je seltener die Unterhaltungsmaßnah- [email protected] men die Sohle antasten, desto häufiger befindet sich die Makrophyten-Vegetation in einem guten ➢ Dr. Michael Trepel oder sehr guten Zustand. Tel.: 0 43 47 / 704-445 [email protected]

➢ Dr. Karin Wolter Tel.: 0 43 47 / 704-487 [email protected]

132 Schleswig-Holstein auf dem Weg zu einer schonenden Gewässerunterhaltung Monitoring der Fischfauna in Seen: Methodenevaluation, Zusammenarbeit mit gewerblichen Binnenfischern und erste Ergebnisse zur Fischfauna

➢ Matthias Brunke und Elisabeth Wesseler

Der ökologische Zustand von Seen größer 50 ha ist nach Vorgaben der EU-Wasserrahmen- richtlinie (EU-WRRL) unter anderem auch durch die Fischfauna zu beurteilen. In Vorbe- reitung für ein Monitoring der Fischfauna der größeren Seen des Landes Schleswig-Hol- stein für die Bewirtschaftungszeiträume ab 2007 wurden fischbiologische Erhebungen von gewerblichen Binnenfischern durchge- führt und von freiberuflichen Fischbiologen be- gleitet. Das LANU hat hierzu Verträge mit 9 Binnenfischern abgeschlossen, die insgesamt 17 größere Seen bewirtschaften. Im Rahmen des Projektes stellen die Fischer zudem Infor- mationen zu Besatz- und Fangstatistiken zur Verfügung. Ihre historischen Unterlagen zum Fangaufwand und zu den Fanggeräten (z. B. Reusen, Zugnetz) sowie zur Entwicklung der Artenzusammensetzung des Fischbestandes reichen bei manchen Seen, z. B. beim Keller- see bei Malente, bis in das vorletzte Jahrhun- dert zurück.

Im Zeitraum von 1998 bis 2003 wurden durch den Landessportfischereiverband im Rahmen des Seenfischartenkatasters auch viele kleine- re Seen befischt (HARTMANN & SPRATTE 2006).

Die erhobenen Daten und Kooperationen die- nen als Basis für ein späteres Monitoring der Fischfauna gemäß EU-WRRL. Die hierzu erfor- derlichen Bewertungsverfahren für Seen des norddeutschen Tieflandes werden im Rahmen eines Verbundprojektes der Länder erarbeitet, in das die gewonnenen Daten einfließen. Zentrale Punkte der Bewertung der Fischfauna sind die Artenzusammensetzung, Abundanz- verhältnisse (Besiedelungsdichten) und Alters- struktur.

Methodische Fragestellungen zum Monitoring wurden in einem Kooperationsprojekt mit dem Landessportfischereiverband untersucht (PURPS et al. 2006). Für das fischbiologische Monitoring lassen sich prinzipiell eine Reihe von Methoden anwenden und auch kombinie- ren, z. B. verschiedene Arten von Reusen,

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 133 Stell- und Zugnetzen. Jedoch ist nicht nur eine zwischen Land und Binnenfischern ist die Entscheidung bzgl. der Auswahl der Metho- Auswertung von Zugnetzfängen, die die Fi- den bzw. Methodenkombinationen erforder- scher im Eigeninteresse durchführen. Die ge- lich, sondern auch eine Beurteilung, mit wel- fangenen Fische oder – bei großen Fängen - chem zeitlichen und räumlichen Einsatz und eine Stichprobe werden von einem Fischerei- Anzahl an Wiederholungen jede einzelne Me- biologen im Auftrag des Landesamtes einzeln thode eingesetzt werden sollte, um repräsen- vermessen und gewogen. Anschließend kön- tative Ergebnisse kosteneffizient zu erhalten. nen die Fische vermarktet oder, wenn sie zu klein sind, wieder in den See zurückgesetzt werden. Die Auswertungen der Zugnetzfänge Zusammenarbeit mit gewerblichen lassen Rückschlüsse auf die Alterszusam- Binnenfischern mensetzung und den Ernährungszustand des Da die Untersuchung von Fischen in größeren Fischbestandes zu und damit auf die Lebens- Seen sehr aufwändig ist, haben das Landes- bedingungen im See. In Zeiten enger Haus- amt für Natur und Umwelt des Landes haltsbudgets werden mit dieser Kooperation Schleswig-Holstein und neun Binnenfischer Synergieeffekte erzielt, die sowohl im Interes- bei den Untersuchungen auf 17 Seen zusam- se der beteiligten Binnenfischer als auch des mengearbeitet. Herzstück der Kooperation Landes sind.

Abbildung 1: Die Kooperation zwischen den Fischern und dem Land ist auch für die Medien interessant (Foto E. Wesseler)

134 Monitoring der Fischfauna in Seen: Methodenevaluation und erste Ergebnisse Abbildung 2: Exemplarischer Fang einer Zug- netzbefischung auf dem Großen Euti- ner See (Foto E. Wesseler)

Abbildung 3. Plötze als Steckfisch in einer Sommerwade, dem Zugnetz (Foto T. Böttger)

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 135 Methoden sich um eine quantitative Methode, so dass Zur Evaluation der Methodenkombinationen die so gewonnenen Daten die Fischdichten wurden (a) am Westensee erhobene Daten (Abundanzen) und Dominanzstruktur in einem aus Zugnetz-, Stellnetz- und Reusenbefischun- See gut widerspiegeln. gen und (b) ein im Rahmen eines Bundesfor- schungsprojektes am Schaalsee erhobener, Einige Fischarten und juvenile Stadien haben umfangreicher Datensatz aus Zugnetz- und jedoch ihren Verbreitungsschwerpunkt in den Uferbefischungen sowie Nordic-Multima- Uferbereichen oder können schlecht mit Zug- schennetzen ausgewertet (PURPS et al. 2006). netzen erfasst werden. Daher unterstützen elektrische Uferbefischungen die Zugnetzbefi- Bei den Befischungen im Rahmen des Koope- schungen. Die mit Uferbefischungen gewon- rationsprojektes mit den Berufsfischern wur- nenen Daten können die Artenlisten komplet- den das Freiwasser mittels Zugnetzbefischun- tieren und Informationen zur Alterstruktur, ins- gen (Wadenfischerei, BÖTTGER 2006a,b) und besondere zur Reproduktion einzelner Arten die Ufer mittels Elektrofischerei (STAAS et al. liefern. Bei den Uferbefischungen wurden ver- 2006) erfasst (Tabelle 1). Die Netzlängen der schiedene natürliche und anthropogene Habi- eingesetzten Zugnetze betrugen zwischen tate, wie z. B. Uferröhricht, Ufergehölz, steini- 200 und 700 m, mit ihnen wurden Seeflächen ge Uferzonen oder Badestellen, selektiv er- zwischen 7 und 40 ha befischt (Abbildung 4). fasst (Abbildung 5). Je nach See wurden 5 bis Je nach See wurden 2 bis 4 Netzzüge durch- 9 Uferbefischungen durchgeführt, um eine re- geführt, um eine repräsentative Fläche zu befi- präsentative Anzahl an Habitaten zu befischen. schen. Bei der Zugnetzfischerei handelt es

Tabelle 1: Anzahl der Netzzüge (2005, 2006) und Uferbefischungen (2006) in den untersuchten Seen (Böttger 2006a,b; Staas et al. 2006)

See Netzzüge (2005) Netzzüge (2006) Uferbefischungen (2006) Barkauer See 2 - 6 Bordesholmer See 2 2 6 Bothkamper See 2 2 9 Dieksee 2 4 8 Großer Binnensee - 4 8 Großer Eutiner See 3 3 8 Großer Plöner See 3 10 9 Großer Pönitzer See 2 - 7 Hemmelsdorfer See 2 3 9 Kellersee 3 6 9 Kleiner Plöner See - 6 9 Postsee - 4 9 Selenter See - 6 9 Sibbersdorfer See 2 1 6 Süseler See 2 2 5 Vierersee - 2 8 Wardersee 2 4 9

136 Monitoring der Fischfauna in Seen: Methodenevaluation und erste Ergebnisse Abbildung 4: Position und Flä- che von Zugnetz- befischungen und Seenbeckengestalt am Beispiel des Kellersees (BÖTTGER 2006b)

Abbildung 5: Räumliche Vertei- lung der Strecken von elektrischen Uferbefischungen und Seenbecken- gestalt am Beispiel des Kellersees. (STAAS et al. 2006)

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 137 Ergebnisse Stellnetz (15) und der Elektrofischerei (13). Der Fangerfolg des pelagischen Nordic-Net- zes war gering (7). Auch die Frequenzen der Kombination verschiedener Arten waren im Zugnetz am höchsten, dort Befischungsmethoden wurden fünf Arten in jedem Hol gefangen. Von den 27 für die Referenzzönose des Das wurde für keine der Arten in den anderen Schaalsees genannten Arten (MEHNER et al. Fanggeräten erreicht. Moderlieschen und 2004) wurden mit den eingesetzten Fanggerä- Steinbeißer wurden nur mit der Elektrofische- ten 19 nachgewiesen (Tabelle 2). Die meisten rei nachgewiesen, der Zander trat allein in ei- Arten wurden mit dem Zugnetz (16) gefan- nem Zugnetzfang auf (PURPS et al. 2006). gen, gefolgt von dem benthischen Nordic-

Tabelle 2: Frequenz (%) der Fischarten in den Fanggeräten im Schaalsee. Hellblau unterlegt = nur in einem Fanggerät nachgewiesen

Referenzartenliste Elektrofischerei Zugnetz Nordic benthisch Nordic pelagisch 19 Stationen 12 Züge 61 Stationen 23 Stationen Aal 68 100 Brasse 100 8 Dreist. Stichling 37 42 22 28 Flussbarsch 68 67 51 6 Güster 92 2 Hecht 21 92 2 Kaulbarsch 32 100 82 Kleine Maräne 92 22 61 Maräne 25 2 Moderlieschen 21 Neunst. Stichling 21 2 Plötze 5 100 43 28 Quappe 47 17 37 6 Rotfeder 16 100 4 Schleie 42 33 2 Steinbeißer 32 Stint 92 53 94 Ukelei 5 58 6 6 Zander 8 Aland Bachforelle Döbel Elritze Gründling Karausche Rapfen Schlammpeitzger Wels Summe Arten: 28 13 16 15 7

138 Monitoring der Fischfauna in Seen: Methodenevaluation und erste Ergebnisse Mit den angewendeten Methodenkombinatio- mit jeweils dem gesamten Datensatz sowie nen wurden im Westensee bis auf Karausche mit einem methodenspezifisch reduzierten und Steinbeißer nahezu alle Arten der Refe- Datensatz gearbeitet. Bei reduzierten Daten- renzzönose gefangen. Die meisten Arten wur- sätzen wurden die methodenspezifisch selte- den von den Reusen erfasst, dort konnten 14 nen, eher zufällig gefangenen Arten entfernt, der 16 Arten der Referenzzönose nachgewie- um ein sinnvolleres und stabileres Ergebnis zu sen werden. Die Zugnetzfänge erbrachten erhalten. Als Folge gehen die Kurven der ku- zwölf Fischarten, mit den Stellnetzkombinatio- mulativen Artenzahl um einige Probenzahlen nen wurden elf Arten gefangen. eher in den flacheren Bereich über.

Um den Aufwand abzuschätzen, der für den Die Auswertung für den Schaalsee zeigt, dass Nachweis einer bestimmten Zahl von Arten bei der Zugnetzfischerei der Aufwand auf eine eingesetzt werden muss, wurde eine so ge- Zahl von vier Zügen mit Reduzierung und bis nannte ’Species-Area Analyse’ durchgeführt. zu sechs Zügen für die unreduzierte Liste ein- Als Ergebnis dieser statistischen Analyse liegt gegrenzt werden kann. Für die Elektrofischerei ein Diagramm vor, das darstellt, wie die An- erscheint eine Anzahl von bis zu zehn Uferbe- zahl der Arten mit jeder zusätzlichen Probe ku- fischungen sinnvoll. Im Fall der starken Redu- muliert (Abbildung 6). Um den effizienten Auf- zierung der Artenzahl auf zwei bei dem pelagi- wand zu bestimmen, der bei einer möglichst schen Stellnetz wird sogar schon nach vier geringen Zahl von Proben die meisten Arten Proben keine weitere Zunahme der Anzahl der liefert, wird der Bereich in der Abbildung ge- Arten erreicht (Abbildung 6). Die Zugnetzbefi- wählt, in dem die Kurve abflacht und kaum schung lieferte die höchsten Artennachweise, noch weitere Arten hinzugefangen werden. gefolgt von den Uferbefischungen. Die Stell- Für diese Auswahl gibt es jedoch keine unab- netze erwiesen sich als nur wenig effektiv, um hängigen Kriterien. Bei der Auswertung wurde Arten nachzuweisen. Anzahl der Arten [N]

Abbildung 6: Kumulative Artenzahl für die im Schaalsee mit Elektrofischerei, Nordic-Multimaschennetzen und Zugnetz durchgeführten Hols. r = um jeweils selten gefangene Arten reduziert, p = pelagisch.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 139 Erste Ergebnisse der Befischungen In der Gesamtbetrachtung aller Gewässer und Häufigste Fischarten Hols zählen Flussbarsch, Plötze, Hecht und Bei den Befischungen der 17 Seen in Koope- Brassen zu den häufigsten Fischarten, da sie in ration mit den Berufsfischern wurden insge- über 90% der Hols festgestellt wurden. Die samt 30 Arten nachgewiesen. Ausschließlich größten Dichten erreichen jedoch nur zwei Ar- mit Zugnetzen wurden die Große und Kleine ten, Plötze und Brassen, die zusammen insge- Maräne, Forelle, Stint und Zander gefangen. samt zwischen ca. 60 bis 95% der gefangenen Hingegen wurden Bitterling, Blaubandbärbling, Individuen stellen. Bei den Uferbefischungen Hasel und Moderlieschen nur durch Uferbefi- tragen noch Flussbarsch und Rotfeder mit zu- schungen nachgewiesen (Tabelle 3). sammen bis zu 30% zur Besiedlungsdichte bei.

Tabelle 3: Mit Zugnetz- und Uferbefischungen nachgewiesene Arten in den 2005 und 2006 untersuchten 17 Seen

Art Netzzüge Uferbefischungen Aal x x Aland x x Bitterling x Blaubandbärbling x Brassen x x Dreist. Stichling x x Flussbarsch x x Forelle x Giebel x x Große Maräne x Gründling x x Güster x x Hasel x Hecht x x Karausche x x Karpfen x x Kaulbarsch x x Kleine Maräne x Moderlieschen x Neunst. Stichling x x Plötze x x Quappe x x Rotfeder x x Schlei x x Sonnenbarsch x x Steinbeißer x x Stint x Ukelei x x Wels x x Zander x

Alterstruktur Gewässer gezogen werden. Bei sich reprodu- Aus den Individualvermessungen der Fische zierenden Arten zeigt die Längenhäufigkeits- lässt sich die Altersstruktur für die Populatio- verteilung in der Regel mehrere Alterskohor- nen der Arten eines Gewässers über Diagram- ten, auch mit juvenilen Stadien (Abbildung 7a). me zur Längenhäufigkeitsverteilung darstellen. Bei Arten, die besetzt werden, fehlen in der Damit können dann Rückschlüsse auf die Regel die juvenilen Stadien (Abbildung 7b). selbstständige Reproduktion der Art in dem

140 Monitoring der Fischfauna in Seen: Methodenevaluation und erste Ergebnisse Abbildung 7: Längenhäufigkeitsverteilung der Quappe aus Uferbefischungen (a) und der Großen Maräne aus Netzzügen (b) am Beispiel des Kellersees.

Typische Fischartengemeinschaften folgen muss. Eine fischbiologische Typisierung Obwohl Brassen und Plötzen die höchsten der Seen muss nicht notwendigerweise de- Dichten in den Seen stellen, lassen sich die ckungsgleich zu hydrologischen und morpho- Seen in verschiedene Fischartengemeinschaf- logischen Typisierungen sein. ten je nach dem Vorkommen charakteristi- scher Arten gruppieren. Diese charakteristi- Beispielhaft werden mit den 2006 erhobenen schen Arten müssen nicht zwingend die Zugnetzdaten die Gruppierungen mittels einer höchsten Dichten aufweisen, sondern zeigen Hauptkomponentenanalyse (Ordination) darge- durch ihr Vorkommen bestimmte Habitatei- stellt (Abbildung 8). Mit diesem statistischen genschaften des Sees an. Für eine solche Verfahren können die wesentlichen ökologi- Gruppenbildung werden statistische Verfahren schen Gradienten entdeckt sowie auch Grup- wie Clusteranalysen und Ordinationen ange- pierungen durchgeführt werden. Es dient der wendet. Diese Gruppenbildungen sind für die Datenexploration und erleichtert die Analyse fischbiologische Typisierung der Seen erfor- komplexer, so genannter multivariater Daten- derlich, da die Bewertung auch typbezogen er- sätze.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 141 In den untersuchten Seen lassen sich vier ordnung der Großen Maräne zurzeit unklar charakteristische Gruppen unterscheiden: ist. Brassen und Kaulbarsch (Großer Binnensee, Wardersee, Hemmelsdorfer und Bothkamper Diese Gruppen spiegeln jedoch nicht zwangs- See), Flussbarsch und Kleine Maräne (Selen- läufig die natürlichen fischbiologischen Seenty- ter See), Zander und Plötze (Kleiner Plöner pen wider, sondern auch die Bewirtschaftungs- See), Große Maräne (Kellersee, Dieksee, Vie- praxis. Beispielsweise handelt es sich bei dem rersee, Bordesholmer See). Die restlichen polytrophen Bordesholmer See nicht um einen Seen lassen sich nicht zuordnen, da die Zu- Maränensee. Eine fischbiologisch gültige Typi- sammensetzung der einzelnen Hols zu unter- sierung für die Seen des norddeutschen Tief- schiedlich war oder die Dominanz der Plötze lands und ein daran angepasstes Bewertungs- eine charakteristische Zuordnung verhindert. verfahren werden in einem laufenden Verbund- Anzumerken ist, dass die taxonomische Ein- projekt der Bundesländer derzeit entwickelt.

Abbildung 8: Statistische Analyse (Ordination) der Befischungsdaten von Netzzügen an 15 Seen in Schleswig-Holstein in 2006 (n = 59). Linke Seite: Ordinationsdiagramm der Probenscores, rechte Seite: Ordinationsdiagramm der Fischarten (loadings). Obere Reihe: Faktoren 1 und 2, untere Reihe: Faktoren 1 und 3

142 Monitoring der Fischfauna in Seen: Methodenevaluation und erste Ergebnisse Zusammenfassung und Kleine Maräne charakterisiert. Diese 1. Im Rahmen von Kooperationen zwischen Gruppeneinteilungen folgen nur teilweise dem Landesamt für Natur und Umwelt und den natürlichen Typen, insofern sie durch dem Landessportfischereiverband sowie eine Bewirtschaftung überprägt sein kön- den gewerblichen Binnenfischern wurden nen. Vorarbeiten für das folgende Monitoring der Fischfauna aufgrund der EU-Wasser- rahmenrichtlinie (EU-WRRL) zwischen Summary 2004 und 2006 durchgeführt. Zum einen 1. Preparatory work for the monitoring of fish wurden dabei Untersuchungen und Aus- according to the EC Water Framework Di- wertungen zu methodischen Fragestellun- rective (WFD) has been conducted within gen bearbeitet. Zum anderen wurden the framework of cooperation between the grundlegende Datensätze zur Fischfauna in State Agency for Nature and Environment 17 Seen mittels Zugnetzen und Uferbefi- (LANU) and both associations of professio- schungen erhoben. Die Ergebnisse dienen nal fishers and anglers between 2004 and zur Entwicklung kosteneffizienter Metho- 2006. First, investigations and analyses den für die Erhebung repräsentativer Da- concerning methodological questions had ten, die zu Bewertungen des ökologischen been addressed. Second, fishery data had Zustandes von Seen gemäß der EU-WRRL been surveyed in 17 lakes by using trawl herangezogen werden können. nets and shoreline electrofishing. 2. Eine Methodenkombination aus Zugnetz- 2. The fish species composition of lakes can und Uferbefischungen ist sinnvoll, um die best be obtained by combining trawl nets Artenzusammensetzung möglichst voll- and shoreline electrofishing. The densities ständig zu erfassen. Zugnetzbefischungen of pelagic fish are represented by trawl net liefern geeignete Daten von Fischdichten. fishing. Shore line electrofishing completes Uferbefischungen vervollständigen die Ar- the species list recorded by trawl net fi- tenliste und liefern Informationen zur Re- shing and provides information about re- produktion vieler Arten, die für die Bewer- productive success of many fish species, tung der Altersstruktur wichtig sind. which is important for the assessment of 3. Zwei bis vier Zugnetzbefischungen erwie- the age structure. sen sich als kosteneffiziente Lösung, um 3. A replication of 2 up to 4 trawl net fishing möglichst repräsentative Daten für die samples for most lakes is a cost-efficient meisten Seen zu erhalten. In Großseen approach to obtain representative data. kann es jedoch erforderlich sein, die Anzahl However, in large lakes it may be necessa- der Zugnetzbefischungen zu erhöhen. Im ry to increase the number of samples. In Allgemeinen ergänzen 6 bis maximal 10 general, 6 to 10 shoreline electrofishing Uferbefischungen die durch die Zugnetzbe- samples are sufficient to supplement infor- fischungen erhaltenen Informationen bzgl. mation concerning the species stock and des Fischartenspektrums und der Alters- age structure. The data of professional struktur. Die Angaben der Berufsfischer fishers complete the species stock by rare komplettieren das Artenspektrum auch um species. seltenere Arten. 4. At present, a fishbiological typology of la- 4. Eine fischbiologische Seentypisierung und kes and an assessment system for lowland ein Bewertungsverfahren werden aktuell in lakes is under development within a frame- einem Verbundprojekt für das norddeut- work of a joint project of several states. sche Tiefland entwickelt. Fischbiologisch The investigated lakes were characterized werden derzeit die untersuchten Seen by the dominance of bream, roach, perch durch die Bestände von Brassen, Kaul- and ruffe and the occurrences of two core- barsch, Plötze, Flussbarsch sowie Große gonid whitefish species.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 143 Literatur und Auswertung fischereifachlicher Daten BÖTTGER T. (2006a): Erprobung eines Monito- zur Umsetzung der EU-Wasserrahmen- rings der Fischfauna gemäß der EU-WRRL richtlinie in Schleswig-Holstein. Abschluss- mittels Wadenfischerei in 12 Seen Schles- bericht. Im Auftrag des Ministeriums für wig-Holsteins in Zusammenarbeit mit den Umwelt, Naturschutz und Landwirtschaft Binnenfischern. Gutachten im Auftrag des des Landes Schleswig Holstein. 198 S. Landesamtes für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein. STAAS S., ROCHOL F., SCHARBERT A. (2006): Vor- bereitung eines Monitorings der Fischfauna BÖTTGER T. (2006b): Fischereibiologische Be- der größeren Seen des Landes Schleswig- gleitung und Qualitätssicherung der Vorar- Holsteins gemäß EU-WRRL - begleitende beiten von gewerblichen Binnenfischern Elektrobefischungen. Gutachten im Auftrag für ein WRRL-Monitoring 2006 in 15 Seen des Landesamtes für Natur und Umwelt Schleswig-Holsteins. Gutachten im Auftrag des Landes Schleswig-Holstein. des Landesamtes für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein. Danksagung HARTMANN U., SPRATTE S. (2006): Süßwasserfi- Wir danken den teilnehmenden Berufsfischern sche, zehnfüßige Krebse und Großmu- für ihre Kooperationsbereitschaft sowie für die scheln in Schleswig-Holstein. Lebensraum Bereitstellung von Fangprotokollen und histori- Seen und Weiher. Landessportfischerver- schen Fangaufzeichnungen. band. Hrsg.: Ministerium für Landwirt- schaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein. 175 S. ➢ Dr. Matthias Brunke Dezernat 41 – Fließgewässerökologie MEHNER T., DIEKMANN M., GARCIA X-F., BRÄMICK Tel.: 0 43 47 / 704-473 U., LEMCKE R. (2004): Ökologische Bewer- [email protected] tung von Seen anhand der Fischfauna. Be- richte des IGB 21:202 ➢ Elisabeth Wesseler Dezernat 43 – Seen PURPS M., NEUKAMM R., BRUNKE M. (2006): Pi- Tel.: 0 43 47 / 704-427 lotprojekt zur Entwicklung eines geeigne- [email protected] ten Verfahrens zur Erhebung, Aufbereitung

144 Monitoring der Fischfauna in Seen: Methodenevaluation und erste Ergebnisse Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie: Einrichtung des Messnetzes für die Überwachung des chemischen Zustands der Grundwasserkörper in Schleswig-Holstein

➢ Herbert Angermann

Die EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) for- dert für die Überwachung des Grundwassers ein Messnetz, dass mit einer ausreichenden Anzahl repräsentativer Messstellen flächende- ckend Auskunft über den Zustand des Grund- wassers gibt. Dieses Monitoring-Messnetz musste nach den Vorgaben der Richtlinie bis Ende des Jahres 2006 eingerichtet und an- wendungsbereit sein.

Grundwasserkörper In den bisherigen Grundwasserbeschaffen- heitsmessnetzen wurden in Schleswig-Hol- stein zur Bewertung hydrogeologische Einhei- ten oder - für das oberflächennahe Grundwas- ser - die naturräumliche Gliederung des Lan- des herangezogen. In der Wasserrahmenricht- linie dagegen sind als Bewertungseinheiten die Einzugsgebiete oder Teilgebiete der Ge- wässer vorgesehen. Zur Beurteilung des Zu- standes des Grundwassers gibt die WRRL den Begriff Grundwasserkörper vor und legt das Hauptaugenmerk auf den obersten Grund- wasserleiter, denn in diesem sind am ehesten Einflüsse von der Erdoberfläche erkennbar.

Ausgehend davon, dass das oberflächennahe Grundwasser über große Bereiche in Verbin- dung mit dem Oberflächenwasser steht und vielerorts auch in den Gewässern wieder aus- tritt, wurden - nach einem Erprobungslauf im Stör-Einzugsgebiet - die Grundwasserkörper in ihrer Fläche an die Einzugsgebiete der Ober- flächengewässer angepasst. Zusätzliche Glie- derungseinheiten bildeten die Verbreitung der Deckschichten und auch weiterhin die Gren- zen der Naturräume in Schleswig Holstein. Der zu überwachende Grundwasserkörper als oberer Grundwasserleiter ist definiert als das erste Grundwasservorkommen mit einer Min- destmächtigkeit von 10 m bei einem freien Grundwasserleiter bzw. 5 m bei einem abge- deckten, gespannten Grundwasserleiter. Be- reiche, in denen bis zu einer Tiefe von 50 m unter Gelände kein solcher Grundwasserleiter erbohrt wurde, sind als Weißflächen (kein obe- rer Grundwasserleiter vorhanden) gekenn- zeichnet.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 145 Eine weitere wichtige Planungsgrundlage für In den drei Haupteinzugsgebieten in Schles- den Zuschnitt der Grundwasserkörper und wig-Holstein Elbe, Nordsee, Ostsee (jetzt neu auch die darauf folgende Gefährdungsab- nach WRRL Flussgebietseinheiten Elbe, Eider schätzung bildete die in der Abteilung Geolo- und Schlei/Trave) wurden insgesamt 60 Grund- gie und Boden im LANU entstandene Karte wasserkörper ausgewiesen, die dann später, der Schutzwirkung der Deckschichten, in der nach der Validierung der Gefährdungseinschät- die den oberen Grundwasserleiter überde- zung, zu 53 Grundwasserkörpern zusammen- ckenden Schichten mit Schutzwirkung, wie geführt wurden (s. Tabelle 1 und Abbildung 1). Geschiebemergel, Ton, Schluff oder Klei in Für die chemischen Messnetze wurden inner- drei Stufen (ungünstig: < 5 m, mittel: 5-10 m halb der Flussgebietseinheiten Grundwasser- und günstig: >10 m) in der Fläche dargestellt körper mit gleicher Beschaffenheit und Belas- sind. tung zu Grundwasserkörpergruppen (Tabelle 1, Spalten 2 und 5) zusammengefasst.

Abbildung 1: Grundwasserkör- per in Schleswig- Holstein und an- grenzenden Teilen Hamburgs und Mecklenburg-Vor- pommerns

146 EU-WRRL: Messnetz für die Überwachung des chemischen Zustands der Grundwasserkörper Tabelle 1: Grundwasserkörper und Grundwasserkörpergruppen in Schleswig-Holstein

Flussgebietseinheit Eider El05 - NOK Marschen Ei01 Sylt Geest El08 - Stör Ei03 Ei-a Föhr Geest El10 - Stör Marschen und Niederungen Ei05 Amrum El11 - Krückau Marschen Nord Ei02 Sylt Marschen El12 - Bille Niederungen (HH) Ei04 Föhr Marschen El13 - Krückau Altmoränengeest Nord Ei06 Nordmarsch-Langeness El14 - Bille Altmoränengeest Mitte Ei07 Ei-b Hooge El15 - Bille Altmoränengeest Süd Ei08 Pellworm El16 - Alster östl. Hügelland Nord Ei09 Nordfriesische Marsch El17 - Bille östl. Hügelland Mitte Ei10 Nördliches Eiderstedt El19 - Elbe Lübeck Kanal-Geest Ei11 - Arlau/Bongsieler Kanal Geest SU1 - Boize/Schaale West (M-V) Ei12 - Eider/Treene östl. Hügelland Ost SU2 - Schaale Ost (M-V) Ei13 - Eider/Treene östl. Hügelland West Flussgebietseinheit Schlei/Trave Ei14 - Eider/Treene Geest ST01 - Flensburg Vorgeest Ei15 - Eider/Treene Marschen und Niederungen ST02 Flensburg östl. Hügelland Ost ST-a Ei16 Stapelholm ST04 Angeln östl. Hügelland West Ei17 Ei-c Erfder Geest ST03 Angeln östl. Hügelland Ost ST-b Ei18 Nördl. Dithmarscher Geest ST05 Dänischer Wohld östl. Hügelland Ei20 - Miele Marschen ST06 - Stadt Kiel östl. Hügelland Ei21 - Miele Altmoränengeest ST07 Kossau/ Oldenburger Graben ST-c Ei22 - Gotteskoog Marschen ST08 Fehmarn Ei23 - Gotteskoog Altmoränengeest ST09 Schwentine Unterlauf ST-d Flussgebietseinheit Elbe ST12 Schwentine Oberlauf El01 NOK östl. Hügelland Nordost ST11 - Schwentine Mittellauf El-a El02 NOK östl. Hügelland Südost ST15 Trave West ST-f El03 - NOK östl. Hügelland West ST17 Trave östl. Hügelland Ost El04 - NOK Geest ST16 - Trave östl. Hügelland Mitte

Gefährdungseinschätzung chungen ergab sich, dass die Grundwasser- Ausschlaggebend für die Dichte des Messnet- körper unter den sehr guten Deckschichten zes in den Grundwasserkörpern war die Ge- des östlichen Hügellands und unter den Klei- fährdungseinschätzung. Diese wurde vor den schichten der Marschen an der Westküste Planungen für das Messnetz bereits im Jahre und in den Elbmarschen als ungefährdet ein- 2003 durchgeführt. Anhand der Verteilung und gestuft werden konnten. In den eher sandigen Mächtigkeit der Deckschichten sowie weiterer Bereichen der Geest und der Vorgeest führte Daten zur Landnutzung (CORINE Land Cover) die Gefährdungseinschätzung dazu, dass dort und zur Viehbesatzdichte wurde festgelegt, ob der überwiegende Teil der Grundwasserkörper ein Grundwasserkörper als gefährdet anzuse- als gefährdet eingestuft wurde. Das gleiche hen ist, die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie gilt für die Geestkerne der Nordfriesischen In- zu erreichen. Die entscheidende Größe hierbei seln. waren die Deckschichten. Mit kleinen Abwei-

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 147 Abbildung 2: Ergebnis der Ge- fährdungsabschät- zung der Grund- wasserkörper

Messnetzplanung Weiter wurden die Flächenanteile für Bebau- Die Anzahl der Messstellen in einem Grund- ung, Wald, Acker- und Grünland aus den CO- wasserkörper richtet sich nach seiner Größe RINE Land Cover-Daten ermittelt. Aus diesen und der Gefährdungseinschätzung. Bei nicht Angaben errechnete sich dann, wie viele gefährdeten Grundwasserkörpern mit in der Messstellen insgesamt und für jede Nutzungs- Regel günstiger Schutzwirkung der Deck- art in dem Grundwasserkörper vorhanden sein schichten wurde ein vergleichsweise dünnes sollen. Messnetz ohne Berücksichtigung der Landnut- zung im Umfeld der Messstellen geplant. Die- Am Beispiel des Grundwasserkörpers El04 se Messstellen sind zum großen Teil vorhan- Nord-Ostsee-Kanal Geest (831 km2 groß, den und gehören zum Grundwasserstands- Flächennutzung: 26% Acker, 57% Grünland, messnetz des Landes oder zu einem der bis- 10% Forst, 4% Siedlung. Deckschichten: 13% herigen Grundwasserbeschaffenheitsmessnet- günstig, 35% mittel, 52% ungünstig) wird die ze. Sie verteilen sich gleichmäßig über die Vorgehensweise näher erläutert. Bei der hier Grundwasserkörper und repräsentieren je- erforderlichen größten Messnetzdichte erga- weils eine Fläche von 150 bis 200 km2. ben sich für diesen Grundwasserkörper 17 Messstellen. Nach der Verteilung der Flächen- In Anbetracht der Notwendigkeit einer operati- nutzung sollten 4 Messstellen mit überwie- ven Überwachung in den als gefährdet einge- gend Ackerland im Umfeld, 10 mit Grünland, 2 stuften Grundwasserkörpern ist die Messnetz- im Wald und eine in einer Ortslage sein. Von dichte bei diesen Grundwasserkörpern ver- diesen Messstellen sollte nach der Schutzwir- gleichsweise hoch angesetzt. Die Messstellen kung der Deckschichten die Hälfte im Bereich repräsentieren hier jeweils eine Fläche von 50 ungünstiger Schutzwirkung angeordnet wer- bis 75 km2. Da sich die Verteilung der Deck- den. Die andere Hälfte der Messstellen sollte schichtenarten in der jeweiligen Anzahl an etwa im Verhältnis zwei Drittel zu ein Drittel Messstellen widerspiegeln sollte, wurden für im Bereich mittlerer und günstiger Schutzwir- die Grundwasserkörper zunächst die prozen- kung angeordnet werden. tualen Flächenanteile mit günstigen, mittleren und ungünstigen Deckschichten ermittelt.

148 EU-WRRL: Messnetz für die Überwachung des chemischen Zustands der Grundwasserkörper Der nächste Schritt war der Abgleich mit den Bei El04 konnten bei der „Durchforstung“ vorhandenen Messstellen - nicht nur der Lan- der Messstellenbestände 9 geeignete Mess- desmessnetze, sondern auch zum Beispiel stellen aus verschiedenen Messnetzen und den Messnetzen der Wasserwerksbetreiber. Untersuchungsprogrammen gefunden wer- Für jeden Grundwasserkörper wurden alle den. Dazu kamen 2 Messstellen der Wasser- technisch geeigneten Messstellen, die im werke Hohenwestedt und Nortorf (s. Tabelle oberen Hauptgrundwasserleiter verfiltert sind, 2). Für 6 Grünland-Planungspunkte je mit zur selektiert und für diese die überwiegende Art Hälfte ungünstigen und mittleren Deck- der Landnutzung im 500 m-Umkreis ermittelt. schichten gab es keine passenden Messstel- Bei geeigneten Messstellen erfolgte dann len. noch der Abgleich, ob sie in das Verteilungs- muster der Deckschichten passten.

Tabelle 2: Messnetzplanung El04

MESSSTELLE EDV-NR DECKSCHICHT NUTZUNG Flächenanteil Grünland in El04: 57% JEVENSTEDT SÜD 6601 ungünstig Grünland TENSBÜTTEL OST F1 2631 ungünstig Grünland WW Bargstedt (Nortorf) M5 6711 ungünstig Grünland HOLSTENNIENDORF neu 8500 ungünstig Grünland KATENSTEDT neu 6643 ungünstig Grünland WARRINGHOLZ WH1 F1 8393 mittel Grünland KLÜSKOPPEL neu 6642 mittel Grünland LIESBÜTTEL neu 6646 mittel Grünland STAFSTEDT neu 6644 mittel Grünland OSTERSTEDT neu 6645 günstig Grünland Flächenanteil Acker in El04: 26% ALBERSDORF BRAHMKAMP F1 2617 ungünstig Acker BRICKELN KUHLENBERG 2478 ungünstig Acker WW Hohenwestedt AB 3 F1 6712 mittel Acker WENNBÜTTEL NORD F1 2633 günstig Acker Flächenanteil Wald in El04: 10% BURG RAMSBERG 2651 ungünstig Wald LÜTJENWESTEDT F1 6040 mittel Wald Flächenanteil Siedlung in El04: 4% SCHACHT-AUDORF RÜTGERSSTR F1 6400 mittel Siedlung

Neubau zusätzlicher Messstellen feld der Messstellen und auch der Schutzwir- Das neue chemische Messnetz im oberen kung der Deckschichten mussten an 45 Grundwasserleiter umfasst in Schleswig-Hol- Standorten neue Messstellen eingerichtet stein 216 Messstellen für die überblicksweise werden. Es fehlten in vielen Fällen Grünland- Überwachung. Davon werden in den 24 als messstellen mit ungünstiger oder mittlerer gefährdet eingestuften Grundwasserkörpern Schutzwirkung der Deckschichten. Diese 161 Messstellen ebenfalls für das operative überwiegend sehr flachen Messstellen wur- Messnetz benutzt. Fast 80 % konnten aus den im Herbst 2005 im Trockenbohrverfahren den vorhandenen Messstellen des Landes, eingerichtet. In einigen Fällen mussten Boh- der Wasserwerksbetreiber sowie der Kreise rungen an einem anderen Standort wieder- und kreisfreien Städte ausgewählt werden. holt werden, da die vorgefundene Deck- schichtsituation nicht der erwarteten ent- Aufgrund der sehr detaillierten Anforderun- sprach. Ende 2005 wurde das komplette gen hinsichtlich der Flächennutzung im Um- Messnetz erstmalig beprobt.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 149 Bohrung für den neubau der Messstelle ST11/04 Passop bei am Großen Plöner See, um die Grundwasserbeschaffenheit im Be- reich der Grünlandflächen zu ermitteln

Nach einer zweiten Beprobung im Frühjahr umgestuft werden und einige Grundwasser- 2006 und der Auswertung der Untersuchungs- körper wurden zusammengelegt. ergebnisse erfolgte die Überprüfung, ob sich der nach der Gefährdungseinschätzung fest- gelegte Zustand der Grundwasserkörper durch ➢ Herbert Angermann die Untersuchungsergebnisse bestätigt hat Dezernat 44 – Grundwasserhydrologie; Grund- (Validierung). In fast allen Fällen hat sich die wasserschutz Gefährdungseinschätzung bestätigt. Drei klei- Tel.: 0 43 47 / 704-466 nere Grundwasserkörper im Raum Flensburg [email protected] und in Kiel konnten als „in gutem Zustand“

150 EU-WRRL: Messnetz für die Überwachung des chemischen Zustands der Grundwasserkörper MAEWEST – Die marine Umwelt der westlichen Ostsee

➢ Andreas Omlin, Joachim Voß Hans-Christian Reimers und Thomas Hirschhäuser

Zusammenfassung Das INTERREG III-A Projekt „Die marine Um- welt der westlichen Ostsee“ (MAEWEST: Ma- rine Environment of the Western Baltic Sea) dient der Schaffung IT-gestützter Werkzeuge für ein verbessertes Umweltmanagement in der westlichen Ostsee. Neben einem opera- tionellen Modell, das den aktuellen Zustand der Ostsee bestmöglich reproduziert und auch vorhersagt, wurden mehrere Szenarienmodel- le entwickelt, mit deren Hilfe die Auswirkun- gen geplanter Maßnahmen auf Wasserquali- tät, Eutrophierungszustand und Sauerstoffge- halt simuliert werden können.

Das INTERREG III-A-Programm ist eine EU- Gemeinschaftsinitiative, welche die grenzüber- greifende Zusammenarbeit von Regionen för- dert. Im Bereich von Schleswig-Holstein und Dänemark nutzen die drei Regionen Schleswig / Sønderjylland, K.E.R.N. / Fyn und Osthol- stein-Lübeck / Storstrøm die finanzielle Unter- stützung der EU zur Verbesserung ihrer jewei- ligen Kooperation (Abbildung 1). Im Projekt MAEWEST geht die Zusammenarbeit sogar noch einen Schritt weiter, da alle drei Pro- grammregionen zu gleichen Teilen an diesem Vorhaben beteiligt sind. Die drei dänischen Re- gionen werden im Projekt durch die jeweiligen Fachabteilungen ihrer Amtsverwaltungen ver- treten. Das LANU ist für alle drei schleswig- holsteinischen Regionen verantwortlich und somit einziger deutscher Projektpartner.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 151 Abbildung 1: INTERREG-Regio- nen und Projekt- partner

Ganz im Sinne der Idee des INTERREG-Pro- Zusammen mit weiteren verfügbaren Daten- gramms wird die westliche Ostsee im Projekt beständen, wie z. B. Messungen von Pegeln MAEWEST über die territorialen Grenzen hi- und Bojen, wurden alle diese Daten im Projekt naus als ein Ganzes betrachtet. Um Vorgänge zusammengeführt, um als Stützstellen der wie Eutrophierung, Sauerstoffschwund oder Modelle zu fungieren. Einen ganz wesentli- Algenblüte räumlich zu erfassen, zu beschrei- chen Beitrag der Projektpartner stellen die Ab- ben und zu prognostizieren, werden - als flussmessungen aller einmündenden Fließge- Hauptziel von MAEWEST - Computermodelle wässer dar. Die hierbei ermittelten Werte über entwickelt, die den realen, hydrographischen Abflussmengen sowie Stickstoff- und Phos- und chemischen Zustand des Meeresgebietes phorfrachten werden als landseitige Stoffein- so gut wie möglich abbilden. Eine wesentliche träge in die Modelle eingespeist. Ebenso fin- Vorraussetzung dieses Vorhabens ist, dass der den meteorologische Größen wie Niederschlä- reale Zustand zumindest an ausgewählten ge, Wind oder Sonneneinstrahlung (Tageslän- Stellen bekannt ist, damit die Modelle hieran ge, Grad der Bewölkung) ihren Eingang in das kalibriert werden können. Hierfür war eine Modell. ausreichende Datenerhebung notwendig, zu der einerseits das chemische und biologische Die Computermodelle wurden von DHI water Monitoring des LANU beitrug, für die anderer- & environment aus Dänemark auf Basis der seits aber auch eine Vielzahl gesonderter Be- MIKE Software-Familie erstellt. Sie bestehen probungen durchzuführen waren. aus einem operationellen Modell (für die ge- samte Region) und mehreren Szenarien-Mo- Vergleichbare Überwachungen der marinen dellen (für die gesamte Region sowie für vier Umwelt wurden auch von den dänischen Part- lokale Gebiete). nern in ihren jeweiligen Amtsbezirken getätigt.

152 MAEWEST – Die marine Umwelt der westlichen Ostsee Das operationelle Modell des einzelne Segment enthält als Eigenschaft Die Visualisierung von Messdaten und Modell- zeitlich veränderliche Werte für die relevanten ergebnissen zur Erforschung der Ausdehnung Parameter, wie z. B. Sauerstoff- oder Salzge- und Geschichte von Wassermassen sind das halt. Über mathematische Funktionen werden Hauptziel des operationellen Modells. Es um- die Austauschprozesse zwischen den Seg- fasst als regionales Modell die gesamte west- menten beschrieben. Über die offenen Rand- liche Ostsee, die weiße Umrandung in Abbil- segmente an der nördlichen und östlichen dung 2 zeigt seine Ausdehnung. Es hat eine Grenze werden die Ein- bzw. Ausströmungen horizontale Auflösung von 1.852 m (1 sm) – aus dem Kategatt und der zentralen Ostsee 1 617 m im Kleinen Belt ( /3 sm) - und eine verti- als zweidimensionale Funktionen in das Mo- kale Auflösung von 1 m. Entsprechend stellen dell integriert. Austauschprozesse mit den Se- diese Werte die Kantenlängen der einzelnen dimenten werden in den untersten Segmen- Segmente dar, durch die der gesamte Modell- ten und meteorologische Einflüsse an der raum als Rechteckgitter nachgebildet wird. Je- Wasseroberfläche berücksichtigt.

Abbildung 2: Ausdehnung des operationellen Modells (weiße Umrandung)

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 153 Für die Kalibrierung wurden an zehn Positio- lich wurden als gesonderte Messkampagne nen (Abbildung 2, PROF) zahlreiche Vertikal- im April und September 2005 große Längspro- profile für die Parameter Temperatur (T), Salz- file (Abbildung 2, rote gestrichelte Linien) ge- gehalt (S), gelöster Sauerstoff (DO), Stickstoff fahren, entlang derer zahlreiche Vertikalprofile (N), Phosphor (P), Chlorophyll und Primärpro- für die Parameter T, S und DO aufgenommen duktion verwendet. An fünf der zehn Positio- wurden. Und schließlich wurde noch eine nen standen zusätzlich Messbojen (Abbildung Messkampagne zur Sedimentbeprobung 2, BUOY) zur Verfügung, die permanente Auf- durchgeführt (Abbildung 3), um die Austausch- zeichnungen für T und S lieferten. Diverse Pe- prozesse zwischen Wassersäule und Sedi- gel und die verfügbaren Daten aus dem Stan- menten zu bewerten. dard-Monitoring gingen ebenfalls ein. Zusätz-

Abbildung 3: Einsatz des ’Minimuc’ zur Sedimentbeprobung

Das operationelle Modell wird auf einem Ser- und gibt diese animiert für das Wasser an der ver bei DHI water & environment unter der In- Meeresoberfläche oder das Bodenwasser aus ternetadresse http://www.maewest.dhi.dk be- (Abbildung 4). Darüber hinaus werden an der trieben und ist dort für alle Interessierten frei Meeresoberfläche zugänglich. Das Modell errechnet seit Juni Wasserstände 2005 mehrmals täglich für jedes Segment den Meeresströmungen aktuellen Zustand für: Windgeschwindigkeiten Salzgehalt Luftdrücke Temperatur ebenfalls zeitlich animiert dargestellt. Sauerstoff Stickstoff Phosphor Chlorophyll

154 MAEWEST – Die marine Umwelt der westlichen Ostsee Abbildung 4: Modellergebnis vom 01.08.2006, 12:00 Uhr, für den Sauerstoffgehalt (DO) einen Meter über dem Meeres- boden

Die Zeiträume für die gewünschte Ausgabe so kann zeitnah reagiert werden, indem als können frei gewählt werden. Es stehen dabei Erstes der südliche Bereich angefahren wird. sowohl die Berechnungen der Vergangenheit zur Verfügung, als auch eine Vorhersage für Eine weitere direkte Anwendung des operatio- die nächsten drei Tage. Durch den Modell- nellen Modells ist im Bereich der Algenüber- raum laufen mehrere große Längsprofile (tran- wachung gegeben. Wird beispielsweise in- sects), entlang derer die Modellergebnisse als nerhalb der Kieler Förde ein verstärktes Auf- Querschnitte ausgegeben werden können; treten von Mikroalgen detektiert, so kann auch hier erfolgt dies animiert mit der Aus- MAEWEST Informationen darüber liefern, ob wahlmöglichkeit für den gewünschten Zeit- auch außerhalb der Förde eine solche Kon- raum und Parameter. Und schließlich können zentration zu erwarten ist. Denn dieses Phä- für acht ausgewählte Stationen die Modellbe- nomen ist unmittelbar mit einer Steigerung rechnungen als Zeitreihen betrachtet werden. des Chlorophyllgehalts verknüpft und dieser Im schleswig-holsteinischen Küstengewässer ist einer der im Modell zur Verfügung stehen- umfasst dieses Angebot die Stationen Klever- den Parameter. Über die Visualisierung der zu- berg (Ausgang der Kieler Förde), Fehmarn Belt rückliegenden Wassermassenbewegungen, und Lübecker Bucht. Neben den Modellergeb- angezeigt durch Salzgehalt und Temperatur, nissen liefert die Internetpräsenz für 19 Statio- kann MAEWEST bei der Einschätzung der Ge- nen auch reale Messwerte, z. B. vom Leucht- nese und Ausdehnung von Algenpopulationen turm Kiel und anderen MARNET-Stationen. Als unterstützen. Und schließlich kann die Dreita- eine weitere Funktionalität werden die Modell- geprognose genutzt werden, um sich ein Bild ergebnisse und die Messwerte als Zeitreihen von der zu erwartenden Entwicklung zu ver- in einem Diagramm dargestellt, um die Reali- schaffen. tätstreue der Modellberechnungen im Sinne einer Qualitätssicherung darzulegen. Das dem operationellen Modell zugrunde lie- gende regionale Modell steht den Partnern zu- Der Informationsgehalt des operationellen sätzlich auch direkt in der Software ’MIKE 3’ Modells ist also sehr umfassend und kann zur Verfügung. Im LANU soll auf dieses Pro- die MitarbeiterInnen des Dezernats für Küs- gramm zukünftig über das Netz zugegriffen tengewässer bei der täglichen Arbeit unter- werden können, allerdings nicht durch mehre- stützen. So kann vor einer Messfahrt mit MS re Benutzer gleichzeitig, da aus Kostengrün- Haithabu die Situation in der Ostsee analysiert den nur eine Lizenz erworben wurde. Die und die Fahrtplanung gegebenenfalls optimiert LANU-Instanz ermöglicht dann den Zugriff auf werden. Steht beispielsweise für die erste den vollen Funktionsumfang der MIKE-Soft- Ausfahrtswoche das nördliche Küstengewäs- ware. So können beispielsweise beliebige ser der Ostsee auf dem Programm, gemäß Querschnitte aus dem Modell extrahiert oder Modell zeichnet sich jedoch eine außerge- Zeitreihen für jede Position erstellt werden. wöhnliche Situation in der Lübecker Bucht ab,

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 155 Die Szenarienmodelle Förde (Sønderjylland), das südfynische Insel- Die MIKE-Software ermöglicht es, das Modell meer („Dänische Südsee“, Fyn) und die auf verschiedene Art und Weise zu variieren. Smålands-Gewässer (Storstrøm). Die lokalen Es kann die Topographie des Meeresbodens Modelle weisen eine dreifach höhere horizon- (Bathymetrie) verändert, es können Quellen tale Auflösung (617 m) als das regionale Mo- oder Senken eingebaut und es können die dell auf, um die kleinräumigen, örtlichen Struk- physikalischen Funktionen, welche die Abbau- turen adäquat abbilden zu können. Die vertika- prozesse in den Segmenten und die Aus- le Auflösung beträgt ebenfalls 1 m. tauschprozesse zwischen den Segmenten be- schreiben, angepasst werden. Diese Funktio- Für die Kalibrierung wurden in den vier Gebie- nalitäten bilden die Grundlage für die Modellie- ten monatlich Profile für die Parameter S, T rung von Szenarien. Hierfür steht nicht nur das und DO von dem jeweils zuständigen Partner regionale Modell zur Verfügung. Zusätzlich gefahren. Da das lokale Modell der Flensbur- wurden im Projekt vier lokale Modelle, eines ger Förde natürlich auch für Schleswig-Hol- für jeden Projektpartner, entwickelt (Abbildung stein von Interesse ist, wurden dort auch von 5): auf deutscher Seite für die Kieler Förde deutscher Seite Messungen durchgeführt. und auf dänischer Seite für die Flensburger

Abbildung 5: Szenarienmodelle, regionales Modell (weiße Umrandung) und vier lokale Modelle (rote Umrandungen)

156 MAEWEST – Die marine Umwelt der westlichen Ostsee Szenarienmodelle können die Auswirkungen Das sehr erfolgreich verlaufene Projekt MAE- von Veränderungen beteiligter Parameter dar- WEST endete nach einer Laufzeit von drei stellen: Jahren im April 2007. Als Ergebnis hat es mit Die extreme Variation von Parametern den Modellen wertvolle Werkzeuge für das kann zeigen, ob diese überhaupt von Rele- Umweltmanagement hervorgebracht und vanz sind oder aber auch das maximal Er- stark zur Verbesserung der Zusammenarbeit reichbare darlegen. zwischen den Umweltbehörden der Anrainer- Für geplante Maßnahmen lassen sich de- länder der westlichen Ostsee beigetragen. Es ren Erfolg, Teilerfolg oder die Wirkungslo- wurden bereits erste Perspektiven für weitere sigkeit abschätzen. Anwendungen und die Weiterentwicklung der Für das Modellierungsgebiet können die Modelle sowie für die zukünftige Zusammen- für Maßnahmen am besten geeigneten Be- arbeit entwickelt. Die Fortsetzung des Pro- reiche herausgearbeitet werden. jekts auf Basis des geknüpften Netzwerkes Es kann quantifiziert werden, in welcher wird deshalb von allen Beteiligten angestrebt. Größenordnung sich Maßnahmen bewe- gen müssen, um in absehbarer Zeit einen merklichen Erfolg zu erzielen. Summary Damit helfen die Szenarienergebnisse sowohl The INTERREG-III-A-project MAEWEST, Mari- bei der Abschätzung der benötigten Mittel als ne Environment of the Western Baltic Sea, auch bei der Optimierung ihres Einsatzes. provides IT-based tools for an advanced mana- gement of the environment of the western Die Möglichkeiten für die Anwendung der Baltic Sea. As well as being an operational Szenarienmodelle sind sehr vielfältig. Eine model, which reproduces and predicts the ac- praxisnahe Fragestellung für das lokale Mo- tual state at the best, several scenario models dell der Kieler Förde wäre, wie sich die Situa- were developed in order to simulate the im- tion in diesem Gewässer darstellen würde, pact of planned measures on water quality, wenn die Frachten der Schwentine um ein state of eutrophication and oxygen content. bestimmtes Quantum reduziert werden könnten. Analog ließe sich mit dem regiona- len Modell überprüfen, was eine Senkung al- Die ersten 3 Autoren: Dezernat 46 – ler landseitigen Einträge bewirken würde. Küstengewässer Eine weitere sehr konkrete lokale Anwen- dung wäre die Modellierung der Folgen für ➢ Andreas Omlin den Temperatur- und Sauerstoffhaushalt bei Tel.: 0 43 47 / 704-413 einer angenommenen Verdopplung der Kühl- [email protected] wassereinleitung des Kieler Kraftwerks. Denkbar wäre auch die Überprüfung der Aus- ➢ Dr. Joachim Voß wirkungen von Veränderungen in der Bathy- Tel.: 0 43 47 / 704-443 metrie, etwa durch massive Ausbaggerungen [email protected] oder durch sehr große Baumaßnahmen direkt an der Küste. ➢ Dr. Hans-Christian Reimers Tel.: 0 43 47 / 704-436 Die Szenarienmodelle für die Küstengewäs- [email protected] ser lassen sich mit Szenarien aus dem Hin- terland verknüpfen. Die Nährstoffmodellie- ➢ Dr. Thomas Hirschhäuser rung eines Einzuggebietes oder die Modellie- Dezernat 42 – Hydrologie und Morphologie rung eines Fließgewässers findet so in MAE- der Fließ- u. Küstengewässer; Geographische WEST die geeignete Plattform für eine logi- Informationssysteme sche Fortführung. Tel.: 0 43 47 / 704-486 [email protected]

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 157 158 Geologische 3-D-Modellierung des Untergrundes – Ergebnisse aus dem INTERREG IIIB-Projekt BurVal

➢ Wolfgang Scheer, Jens Kröger und Reinhard Kirsch

Als Mitinitiator und Partner wirkte das Landes- amt für Natur und Umwelt (LANU) Schleswig- Holstein von 2004 bis 2006 in dem von der EU geförderten, dänisch-niederländisch-deutschen INTERREG IIIB Projekt BurVal mit. Ziel des Pro- jektes war die Erkundung der geologischen Zu- sammenhänge in tiefen eiszeitlichen Rinnen- systemen, die international als buried valleys bezeichnet werden. In sechs Pilotgebieten wa- ren innovative hydrogeologische und geophysi- kalische Methoden im Hinblick auf präzise Ar- beitsergebnisse sowie Kosteneffizienz einzu- setzen und ihre Nutzbarkeit für Fragen der Grundwassergewinnung und des Grundwas- serschutzes zu optimieren. Die Ergebnisse wurden mit Hilfe 3-dimensionaler geologischer Modelle ausgewertet und visualisiert. Das hier beschriebene Modell der Ellerbeker Rinne wur- de von den geologischen Landesdiensten der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) Hamburg (vormals BUG) und dem LANU gemeinsam entwickelt. Nähere Informationen zum Projekt können auf der Homepage http://www.burval.org eingesehen werden.

Abbildung 1: Übersicht der sechs Projektgebiete und der neun Projektpartner

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 159 in denen die großräumigen Hohlformen vom Eiszeitliche Rinnen (Buried Valleys) Schutt der Gletscher wieder „begraben“ wur- Die in den sechs Pilotgebieten untersuchten den, so dass sie heute an der Geländeoberflä- eiszeitlichen Rinnen wurden im Verlauf der che nicht mehr erkennbar sind. Im Hinblick auf Kaltzeiten des Quartärs von Gletschereis und die Grundwasserbewegung und als Grund- Schmelzwässern canyonartig bis mehrere wasserspeicher haben die eiszeitlichen Rinnen hundert Meter tief in den Untergrund einge- eine herausragende Bedeutung. Abbildung 2 schnitten. Den Erosionsphasen folgten im kur- gibt einen Überblick der Verbreitung solcher zen zeitlichen Abstand Sedimentationsphasen, Strukturen in Schleswig-Holstein.

Abbildung 2.: Verbreitung eiszeit- licher Rinnen in Schleswig-Holstein

der eingesetzten geophysikalischen Verfahren Das Projektgebiet Ellerbeker Rinne herangezogen werden konnten. Auf Grund ih- Das Projektgebiet der Ellerbeker Rinne liegt an rer Dimension, ihres internen Aufbaus sowie der westlichen Landesgrenze zwischen Ham- ihrer hydraulischen Anbindung an die umge- burg und Schleswig-Holstein. Durch vorange- benden jungtertiären Grundwasserleiter ist die gangene Untersuchungen waren hier bereits Ellerbeker Rinne aus hydrogeologischer Sicht zahlreiche hydrogeologische Informationen zudem wasserwirtschaftlich und wissen- vorhanden, die zur Eichung und Bewertung schaftlich interessant.

160 Geologische 3-D-Modellierung des Untergrundes – Ergebnisse aus dem INTERREG IIIB-Projekt BurVal Abbildung 3: Lage des Untersu- chungsgebietes Ellerbeker Rinne

Abbildung 4: Geologischer Aufbau im Projektgebiet Ellerbeker Rinne

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 161 Die Schnittdarstellung in Abbildung 4 zeigt dert. Letztere werden vom Oberen Glimmer- den Aufbau der im Projekt untersuchten geo- ton flächenhaft abgedeckt. Das jüngste tertiä- logischen Schichtfolge: Im Bereich Elmshorn re Schichtglied sind die regional verbreiteten und Quickborn fallen die aus großer Tiefe auf- marinen Glimmerfeinsande. gestiegenen Salz-, Gips- und Tongesteine des Perm (>200 Mio. Jahre alt) auf. Sie haben die Die vorgenannte, relativ gleichförmige tertiäre Lagerungsverhältnisse der Ablagerungen des Schichtfolge wird von sehr heterogen aufge- Tertiärs (dargestellte Schichtfolge ca. 50 – 5 bauten Sedimenten des Quartärs, vorherr- Mio. Jahre alt) stark beeinflusst: Als tiefste un- schend eiszeitliche Geschiebemergel, Sande tersuchte Tertiärschicht ist der Untere Glim- und Kiese, sowie Tone und Schluffe, überla- merton abgebildet, der von den für die Trink- gert. Im Verlauf der Ellerbeker Rinne haben wasserversorgung genutzten Braunkohlensan- sich die eiszeitlichen Ablagerungen tief in die den (BKS) überlagert wird. Durch den Hambur- oben genannten tertiären Tone und Sande ein- ger Ton werden die Braunkohlensande in die geschnitten. Unteren BKS und die Oberen BKS unterglie-

Abbildung 5: Karte der Tiefenla- ge der Quartärba- sis bezogen auf NN, Verlauf der El- lerbeker Rinne

162 Geologische 3-D-Modellierung des Untergrundes – Ergebnisse aus dem INTERREG IIIB-Projekt BurVal Die Rinne erstreckt sich aus dem Stadtgebiet Strukturmodell entworfen werden. Einen di- von Hamburg in Richtung Nordwesten bis rekten, aber nur lokal sehr begrenzten Ein- über Barmstedt hinaus über eine Länge von blick in die Tiefe bekommt man durch die über 40 Kilometern (Abbildung 5). Ihre mittlere Auswertung von Aufschlussbohrungen (Abbil- Breite beträgt zwei bis drei Kilometer. Dabei dung 6). Der Schritt hin zu einem dreidimen- erreicht sie in weiten Teilen Tiefen von 300 bis sionalen Modell erfolgt über die zweidimen- 400 Metern unter NN, lokal ist sie sogar deut- sionale Darstellung in Schnittkonstruktionen lich über 400 Metern tief. Die Sande innerhalb (Abbildung 7), in denen die Informationen aus der Rinne stellen einen regional bedeutenden mehreren Bohrungen korreliert werden, das Grundwasserleiter dar, der an den Rinnenflan- heißt: wiederkehrende Schichten werden ken mit den umgebenden tertiären Wasserlei- identifiziert und verbunden. Aus mehreren tern hydraulisch verbunden ist. Einzelschnitten lässt sich ein Schnittraster (Abbildung 8) erstellen, aus dem ein räumli- ches Bild des Untergrundes entsteht. Aus Die Erkundung des Untergrundes – diesem können dann Themenkarten wie bei- Entwicklung einer geologischen spielsweise Tiefenlinienkarten einzelner Modellvorstellung Schichten konstruiert werden. Zum Verständnis der Untergrundverhältnisse muss zunächst ein grobes, dreidimensionales

Abbildung 6: Auswertung einer Aufschlussbohrung: links die Bohrsäule mit der Beschreibung der erbohrten Schichten und einer strati- graphischen Einordnung, rechts die Diagramme der geophysikalischen Bohrlochmessungen

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 163 Abbildung 7: Korrelation von Bohrungen und Erstellung eines geologischen Schnittes

Abbildung 8: Schnittraster und beispielhaft eine daraus abgeleitete Themenkarte zu Verbreitung, Tiefenlage und Mächtigkeit einer geologi- schen Schicht

164 Geologische 3-D-Modellierung des Untergrundes – Ergebnisse aus dem INTERREG IIIB-Projekt BurVal Geophysikalische Erkundung des Von den zur Verfügung stehenden geophysika- Untergrundes lischen Verfahren hat sich im Projekt BurVal Ergänzend zu Bohrungen liefern geophysikali- besonders der Einsatz von Seismik, Geoelek- sche Messungen von der Erdoberfläche oder trik, Elektromagnetik und Gravimetrie bewährt. vom Helikopter aus einen Einblick in die Tiefe. Zwei Beispiele von Messverfahren, deren Da- Diese Techniken liefern flächenhafte Informa- ten für die Optimierung des digitalen geologi- tionen und schließen so die Bereiche zwi- schen 3-D-Modells genutzt wurden, sind in schen den Aufschlussbohrungen mit Daten. den Abbildungen 9 und 10 dargestellt.

Abbildung 9: Aeroelektromagnetik, Messsystem SkyTEM, Helikopter mit Messapparatur Farbkodierung: rot, gelb, orange – überwiegend sandige Schichten (hoher elektrischer Widerstand); blau und grün – überwiegend tonige, schluffige Schichten (geringer elektrischer Widerstand)

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 165 Abbildung 9 zeigt das von einem Helikopter de. Deutlich sind im zentralen Teil des Profils geschleppte Elektromagnetik-System Sky- die grundwasserführenden Sande der Ellerbe- TEM, eine Entwicklung der Universität Aarhus, ker Rinne als rot bis orange markierte Berei- mit dem die Verteilung des elektrischen Wi- che mit hohen elektrischen Widerständen zu derstands des Untergrundes bestimmt wird. erkennen. Die blau eingefärbten Partien mit Aus der wiederum können Rückschlüsse auf niedrigen elektrischen Widerständen zeigen die räumliche Verteilung von grundwasserlei- die Verbreitung von Tonen. Außerhalb der Rin- tenden und –geringleitenden Sedimenten ge- ne sind es die tertiären Tone des Oberen und zogen werden. Das in der Abbildung darge- Unteren Glimmertons, in der Rinne ist es der stellte Diagramm zeigt für ein etwa fünf Kilo- so genannte Lauenburger Ton, der die Rinnen- meter langes Messprofil den Schichtaufbau wasserleiter als schützende Deckschicht über- bis in eine Tiefe von 280 Metern unter Gelän- lagert.

Abbildung 10: Seismische Messungen, oben: Vibrator als seismische Quelle zur Erzeugung von Erschütterungswellen; unten: seismi- sches Profils durch die Ellerbeker Rinne, farbig abgesetzt sind die tertiären Gesteine

166 Geologische 3-D-Modellierung des Untergrundes – Ergebnisse aus dem INTERREG IIIB-Projekt BurVal Der Einsatz seismischer Messungen hat eine Von der analogen geologischen lange Tradition in der Untersuchung des tiefen Modellvorstellung zum digitalen Untergrundes zur Kohlenwasserstoff-Explorati- geologischen 3-D-Modell on. Neuere technische Entwicklungen ermög- Die geologischen Verhältnisse im Untergrund lichen zusätzlich die seismische Erkundung fla- können analog nur zweidimensional in Profil- cherer Untergrundstrukturen, so dass dieses zeichnungen und thematischen Karten darge- Verfahren auch im Bereich der Hydro- und In- stellt werden. Besonders wenn komplexe geo- genieurgeologie angewandt wird. So konnte logische Strukturen verstanden, abgebildet und die Geometrie der Ellerbeker Rinne durch bewertet werden sollen, ergeben sich teilwei- seismische Messungen bedeutend genauer se große Schwierigkeiten. Digitale geologische bestimmt werden. Abbildung 10 zeigt einen 3-D-Modelle, wie sie im Projekt BurVal einge- 2.800 Meter langen und 600 Meter tiefen setzt wurden, bieten die Möglichkeit, die Geo- seismischen Profilschnitt durch die Ellerbeker metrien der verschiedenen Schichten des Un- Rinne, aus dem die Tiefenlage und der kom- tergrundes detailliert im Rechner zu konstruie- plexe interne Aufbau erkennbar sind. Einge- ren und abzubilden. Weiterhin besteht ein gro- schnitten ist die Rinne in tertiäre Sedimente, ßer Vorteil darin, dass die Gesteinseigenschaf- bei denen es sich um Tone (blau = Oberer ten der Schichtkörper in den Modellen dreidi- Glimmerton und Hamburger Ton, grün = Unte- mensional dargestellt und mit statistischen rer Glimmerton und ältere Tone) und Sande Verfahren weiter bearbeitet werden können. (gelb = Obere und Untere Braunkohlensande) handelt. Die seismischen Messungen wurden Auf dem Markt stehen hierzu zahlreiche Soft- vom Institut für Geowissenschaftliche Ge- warelösungen zur Verfügung, die sich in ihrer meinschaftsaufgaben (GGA) in Hannover Leistungsfähigkeit und Anwenderfreundlichkeit durchgeführt. stark unterscheiden. Im Rahmen des Projekts BurVal wurde die Software Gocad eingesetzt.

Abbildung 11: Flussdiagramm zum Aufbau eines geologischen 3-D- Modells Geo- Daten Profile Karten Andere Gesteins- Bohrdaten physikalische eigenschaften

der Basisdaten Datenkontrolle, Datenhomogenisierung und Überführung in programmkompatible Datenformate Verbreitung und Formatierung Verbreitung

Datenimport und weitere Datenkontrolle

3-D Oberflächenmodell 3-D-Modells

(Spezialsoftware) 3-D

Aufbau des geologischen Körpermodell

Export in spezielle 4/5-D Modelle zur Berechnung der zeitlichen und Datenexport räumlichen Entwicklung bestimmter (Karten, Parameter (z. B. GW-Modelle, Schnitte) weitere Geothermische Modelle Anwendungen des 3-D-Modells

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 167 Aufbau des digitalen geologischen ten Software verarbeitet werden können. Zu- 3-D-Modells dem ist es sinnvoll, den Daten je nach ihrer Die Konstruktion des geologischen 3-D-Mo- Verlässlichkeit eine Wertigkeit zuzuordnen, die dells erfolgt in mehreren Schritten (Abbildung später bei der Modellierung beachtet werden 11). Es können Daten unterschiedlichster Art sollte. Nachdem die Grunddaten modellge- importiert werden, die zunächst jedoch kon- recht aufbereitet wurden, können sie für die trolliert, homogenisiert und in Formate über- Berechnung eines ersten groben Flächenmo- führt werden müssen, die von der eingesetz- dells importiert werden (Abbildung 12).

Abbildung 12: Import der Basisdaten aus Bohrprofilen,Schnittzeichnungen, Strukturkarten und seismischen Profilen

Abbildung 13: Erzeugen des Mo- dellrasters einer Fläche

Dazu werden die vorbereiteten Basisdaten ge- sprechend der vorher definierten Wertigkeit, nutzt, um die Grenzflächen der zu modellie- bestimmt werden, dass ausgewählte Punkte, renden geologischen Schichten zu erzeugen. deren Daten als zuverlässig angesehen wer- Das Modell entwirft hierzu ein Raster, das die den, nach der Interpolation weiter exakt in den für die Berechnung der Fläche bestimmten berechneten Flächen liegen. In weiteren Ar- Punkte räumlich verbindet. In weiteren Schrit- beitsschritten können zusätzliche Daten in das ten kann dieses Raster an die Datenstruktur Modell importiert und verarbeitet werden. Ab- angepasst und gegebenenfalls verdichtet wer- bildung 14 zeigt Beispiele, wie geophysikali- den (Abbildung 13). Fehlerhafte Daten können sche Daten genutzt wurden, um die Geomet- in diesem Stadium leicht erkannt, überprüft rie der Rinne zu korrigieren und die aktualisier- und gegebenenfalls entfernt werden. Zur an- ten Flächen neu zu berechnen. Es ist ein be- schließenden Berechnung der Fläche kann deutender Vorteil der digitalen geologischen festgelegt werden, welche Rasterknoten als Modelle, dass sich auch nach Fertigstellung Fixpunkte gesetzt werden sollen und für wel- des Modells jederzeit neue Daten zur Aktuali- che eine mehr oder weniger große Abwei- sierung ohne großen Aufwand einfügen las- chung zugelassen wird. Dadurch kann, ent- sen.

168 Geologische 3-D-Modellierung des Untergrundes – Ergebnisse aus dem INTERREG IIIB-Projekt BurVal Abbildung 14: Verarbeitung seismischer Profile (links) und elektromagnetischer SkyTEM Daten (rechts) im Modell

Abbildung 15: Geologisches Modell der Ellerbeker Rinne mit Detaildarstellung

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 169 Die Abbildung 15 gibt einen räumlichen Ein- Das 3-D-Modell der Ellerbeker Rinne selbst druck von der Dimension der Ellerbeker Rin- wird zukünftig seitens der BSU und des ne, die bis über 400 Meter tief in die umge- LANU weiter gepflegt und um Flächen in benden tertiären Schichten eingebettet ist. Hamburg und Schleswig-Holstein erweitert Die in der Rinne vorhandenen Grundwasser- werden. leiter bilden zusammen mit den tertiären Obe- ren und Unteren Braunkohlensanden einen Die Ergebnisse des Projekts BurVal sind in großräumigen, hydraulisch zusammenhängen- dem Handbuch „Groundwater Resources in den Grundwasserspeicher, der für die Trink- Buried Valleys – a Challenge for Geosci- wasserversorgung der Region eine wichtige ences“ (BURVAL WORKING GROUP 2006) be- Rolle spielt. schrieben.

Basierend auf den zuvor berechneten Flächen können in sich geschlossene Körper der ein- Summary zelnen Schichten des Modells erstellt werden, During the years 2004 to 2006 LANU was one so dass der komplette dreidimensionale Raum of nine international partners in the Project mit Daten belegt werden kann. Werte für un- BurVal, which was funded by the INTERREG terschiedliche Parameter, wie die hydrauli- IIIB Programme of the EU. The aim of the pro- schen Gesteinsdurchlässigkeiten, den Poren- ject BurVal was to develop tools for the inves- raum, geophysikalische oder geochemische tigation of buried valleys under the aspect of Gesteinsparameter können so in ihrer räumli- groundwater supply and groundwater protecti- chen Verteilung innerhalb der Gesteinskörper on. Within the frame of the project innovative zugeordnet und mit Hilfe von statistischen hydrogeological and geophysical methods had Verfahren weiter bearbeitet werden. been applied and optimized in six pilot areas. For visualisation and verification the results have been integrated into digital geological 3- Weitere Nutzung und Präsentation digitaler D-Models. Further information about the pro- geologischer 3-D-Modelle ject can be seen on http://www.burval.org. Der große Vorteil der digitalen Modellierung liegt in der Möglichkeit, Daten unterschied- lichster Art zu importieren und für den Aufbau Literatur eines in sich konsistenten Schichtenmodells BURVAL WORKING GROUP (2006): Groundwater zu verarbeiten. Hierbei können selbst komple- resources in buried valleys, Project Report, xe geologische Verhältnisse abgebildet und Hannover auch für Nichtfachleute anschaulich präsen- tiert werden. Die Form der möglichen Präsen- Homepage: www.burval.org tation reicht vom Ausdruck von Schnitten und Karten bis hin zur automatisierten Animation, wie beispielsweise einem virtuellen Kamera- ➢ Wolfgang Scheer flug durch den Untergrund oder dem Aus- Dezernat 51 – Geologie druck mit modernen 3-D-Druckern in realen Tel.: 0 43 47 / 704-525 „begreifbaren“ 3-D-Modellen. [email protected]

Je nach Bedarf können die Geometrien sowie ➢ Jens Kröger die Parameterbelegung der digitalen geologi- Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt schen Modelle in andere Programme expor- Geologisches Landesamt tiert und weiterverarbeitet werden. So finden Billstraße 84, 20539 Hamburg beispielsweise die Schichtdaten des Modells Tel.: 040 / 42 845 – 26 89 Ellerbeker Rinne zukünftig eine praktische An- [email protected] wendung in einem Grundwasserströmungs- modell, das für die Bewirtschaftung und für ➢ Dr. Reinhard Kirsch das Wasserrechtsverfahren eines großen Dezernat 54 – Ingenieurgeologie; Energieroh- Wasserwerkes erstellt wird. stoffe; Geopotenziale des tieferen Untergrundes Tel: 0 43 47 / 704-534 [email protected]

170 Geologische 3-D-Modellierung des Untergrundes – Ergebnisse aus dem INTERREG IIIB-Projekt BurVal Vorrat ist der beste Rat – Möglichkeiten der energetischen Nutzung des tieferen Untergrundes von Schleswig-Holstein

➢ Claudia Thomsen und Thomas Liebsch-Dörschner

Zukünftige Energiegewinnung und Energienut- zung können sich nicht alleine auf die Bereit- stellung fossiler Energieträger und deren Um- wandlung in Strom, Wärme und Bewegungs- energie beschränken, da die Vorräte an fossi- len Rohstoffen weltweit begrenzt sind. Zuneh- mend werden daher – nicht nur aus dem wichtigen Aspekt des Klimaschutzes heraus - alternative Energieformen wie Erdwärme, Bio- masse, Solar- und Windenergie die fossilen Energieträger ersetzen müssen.

Der zunehmende Einsatz von stark witte- rungsabhängigen und somit nicht steuerbaren Stromerzeugungstechnologien wie Windkraft- und Solaranlagen, saisonale und tageszeitliche Bedarfsschwankungen (Strom, Erdöl/Erdgas, Wärme) sowie Preisdifferenzen zwischen den vergleichsweise günstigen Grundlastenergien und den teuren Spitzenlastenergien (Strom, Erdgas) machen flexible Speichertechnolo- gien erforderlich. Die Speicherung von Ener- gie wird daher zukünftig als ein zentrales The- ma für eine verantwortungsvolle Energiepolitik zu behandeln sein.

Im geologischen Untergrund in Schleswig-Hol- stein sind neben den natürlichen Energieres- sourcen wie Erdöl auch Ressourcen an Wär- meenergie vorhanden, die mit Hilfe geother- mischer Verfahren gewonnen werden können. Das Bereitstellen von strategischen Energie- ressourcen durch Speicherung von Energieträ- gern in geologisch geeigneten Strukturen ist eine Option, die zukünftig im Zusammenhang mit der Diskussion um Klimaschutz und Klima- wandel ergriffen werden muss. Die dazu not- wendigen Potenziale sind in Schleswig-Hol- stein vorhanden.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 171 1. Natürliche geologische konnte im Jahr 1935 mit der Bohrung `Hol- Energieressourcen (Geologische stein 2´ die erste regelmäßige Erdölförderung Energievorräte) beginnen. Die in den Folgejahren intensivierte Suche mit geophysikalischen Methoden und zahlreichen Bohrungen führte zur wirtschaftli- 1.1. Erdöl chen Erschließung des Feldes Heide und spä- Vor 150 Jahren wurde in Schleswig-Holstein ter zur Förderung im Ostholsteintrog - mit den Erdöl entdeckt, das man zunächst für Beleuch- Feldern Boostedt, Plön Ost, Schwedeneck tungszwecke und für das Schmieren der Wa- und Schwedeneck-See. Mit der Entdeckung gen verwendete. Erst als moderne Erkun- des Erdölfeldes Mittelplate ist das größte dungsmethoden, insbesondere die Anwen- deutsche Erdölfeld entwickelt worden, das als dung geophysikalischer Verfahren, neue Er- einziges noch in Schleswig-Holstein aktiv ist kenntnisse über den geologischen Aufbau des (Abbildung 1). Untergrundes Schleswig-Holsteins brachten, Erdöl- und Erdölgasförderung in Schleswig-Holstein 1990-2005 2500000

2000000

1500000

1000000

Produktion (t) 500000

0

1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 Produktionsjahr

Abbildung 1: Erdöl- und Erdölgasförderung in Schleswig-Holstein. Quelle: Berichte des NLfB, Hannover, von 1991-2006

1.1.1. Reserven, Ressourcen ten in 2.000 bis 3.000 Metern Tiefe weit über Das Erdölfeld Mittelplate (Abbildung 2), am 100 Millionen Tonnen Erdöl. Davon sind bis- südlichen Rand des Nationalparks Watten- her etwa 15 Millionen Tonnen gefördert wor- meer gelegen, führt in mehreren Sandschich- den.

172 Vorrat ist der beste Rat – Möglichkeiten der energetischen Nutzung des tieferen Untergrundes von S-H Abbildung 2: Erdölförderplattform Mittelplate im schleswig-holsteinischen Wattenmeer (Quelle: RWE Dea)

Als wirtschaftlich noch gewinnbare Reserven schen Lagerstätten weitgehend ausgefördert (Abbildung 3) gelten Anfang 2006 etwa 30 Mil- und erschöpft sind, ist Mittelplate mit 61% lionen Tonnen, als zusätzliche Ressourcen sind Anteil an der deutschen Erdölproduktion das nach dem jetzigen Stand fast 8 Millionen Ton- wichtigste Erdölfeld Deutschlands. nen wahrscheinlich. Da die übrigen inländi-

Erdölreserven in Schleswig-Holstein 45 40 35 30 Erdölreserven, 25 wahrscheinlich Erdölreserven, sicher Mio t 20 15 10 5 0

01.01.199101.01.199301.01.199501.01.199701.01.199901.01.200101.01.200301.01.2005 Reserve zum

Abbildung 3: Erdölreserven in Schleswig-Holstein, Quelle: Berichte des NLfB, Hannover, von 1991-2006

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 173 Bei den Reserven handelt es sich um jene Energiemengen, die sicher nachgewiesen und mit den heutigen technischen Möglichkeiten wirtschaftlich abbaubar sind.

Ressourcen sind Energiemengen, die entweder geologisch nachgewiesen, aber derzeit nicht wirtschaftlich förderbar sind oder Mengen, die nicht nachgewiesen sind.

1.2. Erdwärme Aufgrund der geologischen Entwicklungsge- Die im tieferen Untergrund in Form von Wär- schichte Schleswig-Holsteins können im tiefe- me gespeicherte Energie wird vielerorts schon ren Untergrund nur poröse Sandsteine den in geothermischen Heizanlagen mit Hilfe von Anforderungen als potentielle geothermische hydrothermalen Tiefbrunnensystemen gewon- Nutzhorizonte entsprechen. nen. Der Einsatz hydrothermaler Tiefbrunnen- systeme ist an tiefgelegene Grundwasserlei- ter gebunden. Das im Gesteinsverband bzw. 1.2.1. Ressourcen, Regionalstudie in dessen Porenräumen vorhandene Wasser Im Auftrag des Wirtschaftsministeriums wur- hat die gleiche Temperatur wie das umgeben- de im Jahr 2006 für die Kreise Rendsburg- de Gestein. Dieses heiße Porenwasser wird Eckernförde, Plön und die Städte Kiel, Neu- mittels Tiefbrunnen an die Oberfläche geför- münster (K.E.R.N.-Region) das hydrothermal dert. Somit ist das Wasser nicht nur Speicher- nutzbare Wärme-Potenzial in Sandsteinen des medium, sondern auch gleichzeitig das Trans- Rhät und des Dogger (Tabelle 1) aus den vor- portmedium für den Wärmetransport aus der handenen Bohrungsdaten ermittelt und be- Tiefe an die Erdoberfläche. Die Wärme der an schrieben. Hierbei wurde zwischen dem geo- die Oberfläche geförderten Tiefenwässer wird logischen und dem technischen Potenzial dort über Wärmetauscher in geothermischen (Ressource), das mögliche Anlagekomponen- Heizanlagen einem oberirdischen Heißwasser- ten (Geometriefaktor, Förder- und Reinjekti- kreislauf zugeführt. Das abgekühlte Wasser onstemperaturen usw.) berücksichtigt, unter- wird in der Regel über eine zweite Bohrung schieden (Tabelle 2). (Injektionsbohrung) in ca. 1-2 km Entfernung vom Entnahmebrunnen wieder in den wasser- Das größte Abnehmerpotenzial an Wärme führenden Horizont eingeleitet (Dublettenbe- ist dort zu erwarten, wo die Bevölkerungsdich- trieb). Dieses ist erforderlich, da die Tiefen- te hoch ist. Diese Wärmesenken sind im wässer im Allgemeinen einen hohen Salzge- Raum Kiel (2.000 Einwohner/qkm) und Neu- halt aufweisen und daher aus Gründen des münster (1.100 Einwohner/qkm), aber auch in Umweltschutzes wieder in den Untergrund zu- Rendsburg, Eckernförde und anderen größe- rückgeleitet werden müssen. Darüber hinaus ren Städten zu finden. Durch Vergleich der ist eine Wiedereinleitung auch aus hydrauli- Wärmesenken mit dem geologischen Wärme- schen Gründen unbedingt erforderlich, um angebot ergibt sich für die Städte Kiel, Neu- den Lagerstättendruck aufrecht zu erhalten. münster und Eckernförde eine positive Ange- bots-Abnehmerstruktur. Für eine effiziente Nutzung von Tiefbrunnen- systemen im Dublettenbetrieb zur Förderung Die Nutzung der hochsalinaren Thermalwässer von Thermalwasser sind große Volumenströ- (Sole) zu balneologischen Zwecken parallel zur me von 50 bis über 100 m3/h erforderlich. Da- geothermischen Nutzung kann für die oben rüber hinaus muss eine stabile Förderung und genannten Städte ebenfalls eine zusätzliche Reinjektion über einen wirtschaftlich vertretba- Option im Bereich Tourismus bzw. Erholung ren Zeitraum hin gewährleistet sein. Somit er- sein. geben sich erhebliche Anforderungen an einen für die Geothermie nutzbaren, wassererfüllten Gesteinshorizont.

174 Vorrat ist der beste Rat – Möglichkeiten der energetischen Nutzung des tieferen Untergrundes von S-H Tabelle 1: Stratigraphische Übersicht

Alter Formation Abteilung Stufe in Mio. Jahren 0,01 Quartär Holozän 2 Pleistozän Jungtertiär Pliozän 23 Miozän 35 Tertiär Oligozän Alttertiär Eozän Paläozän 65 Dan Ober- Maastricht Kreide Campan Santon Kreide Coniac Turon 97 Cenoman Unter- 145 Kreide 155 Malm / Wealden 178 Jura Dogger Dogger ß + y 208 Lias Rhät Keuper Schilfsandstein 231 Muschelkalk Oberer M‘kalk 240 Mittlerer M‘kalk Unterer M‘kalk Oberer Röt Buntsandstein Trias Buntsand- Mittlerer Solling-Folge stein Buntsandstein Hardegsen-Folge Detfurth-Folge Volpriehausen-F. Quickborn-F. Unterer 250 Buntsandstein Perm Zechstein Mölln Friesland Ohre Aller Leine Staßfurt 256 Werra Rot- Ober- liegendes Rotliegendes Unter- 280 Rotliegendes

Tabelle 2: Geologisches und technisches Wärme-Potenzial im Rhät- und Doggersandstein; *: 5,05E+18J = 5,05 x 1018 J

Geologisches Potenzial Technisches Potenzial Rhätsandstein 5,05E+18 J* 1,15E+18 J Doggersandstein 9,42E+18 J 2,42E+18 J

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 175 Abbildung 4: Verbreitung des Dogger-Gamma Sandsteins (techni- sches Potenzial) in der K.E.R.N.- Region

Abbildung 5: Ver- breitung des Rhät- sandsteins (techni- sches Potenzial) in der K.E.R.N.- Region

176 Vorrat ist der beste Rat – Möglichkeiten der energetischen Nutzung des tieferen Untergrundes von S-H 2. Strategische Energieressourcen in Abbildung 6: geologischen Formationen (Vorräte) Bohrturm in Kiel- Die Anlage von Energievorräten in eigens da- Rönne (Foto: C. für geschaffenen oder natürlichen Speichern Thomsen) dient nicht nur der Versorgungssicherheit, son- dern kann auch die Preisentwicklung und die Effizienz technischer Anlagen (z.B. Wärme- kraftwerke) verbessern helfen. Der Speicher- einsatz kann aus folgenden Gründen erfolgen: Deckung von saisonalen und tageszeitli- chen Bedarfsspitzen (Entkopplung von An- gebot und Nachfrage), Kostengesichtspunkte (schwankende sai- sonale Energiepreise), Bezugsoptimierung, Verminderung von Verlusten (Überschuss- wärme, Strom aus Windenergieanlagen).

2.1. Salzkavernen Durch Aussolen der solfähigen Bestandteile einer Salzstruktur werden zylindrische Kaver- nen von 20 bis 80 m Durchmesser und meh- reren hundert Metern Länge geschaffen. Der maximale und minimale Speicherdruck wer- den durch das mechanische Materialverhalten des Salzes bestimmt und sind mathematisch So ist aufgrund der bisherigen Kavernenbauer- und experimentell genau bestimmbar. fahrungen in Schleswig-Holstein davon auszu- gehen, dass die Zechsteinsalinar-Ummante- In Schleswig-Holstein wurde mit dem Bau von lung durch das Auftreten von schwer solbaren Salzkavernen bereits 1963 begonnen. Bis heu- Anhydritbänken und leichtlöslichen Kali-Flözen te gibt es hier 12 Einzelkavernen, eine weitere soltechnisch schwer zu kontrollieren ist. Eine wird zurzeit in Kiel-Rönne ausgesolt (Abbil- Abwägung des technischen Speicherpotenzi- dung 6). als kann aufgrund der soltechnischen Unwäg- barkeiten und wegen der Ausbildung von Der geologische Untergrund von Schleswig- Überhängen im Randbereich der Salzmauern Holstein ist geprägt durch das Auftreten von nur für die zentralen Rotliegendsalinare vorge- lang gestreckten und mehrere Kilometer brei- nommen werden. ten Salzstrukturen – so genannten Salzmau- ern, die durch halokinetische und halotektoni- Der Kavernenbau von Heide und Kiel-Rönne sche Vorgänge in wirtschaftlich erreichbare belegt eine grundsätzliche Eignung der Rotlie- Tiefen aufgestiegen sind. Die Salzmauern be- gendsalinare zum Kavernenbau. Allerdings stehen in der Regel im Kern aus den Salinaren sind aufgrund der Salzaufstiegsbewegungen des älteren Rotliegend und im Randbereich die Zechsteinsalinare randlich in die Rotlie- aus den Salinaren des jüngeren Zechstein gendsalinare eingefaltet worden, so dass eine (Doppelsalinare). Die Salinare unterscheiden scharfe Abgrenzung beider Bereiche – auch sich aufgrund der unterschiedlichen geologi- mit geophysikalischen Methoden – im Vor- schen Rahmenbedingungen (Paläogeografie), wege nicht möglich ist. die zur Ausscheidung der verschiedenen Eva- porite (i. w .S Salinare) führte, in ihrem Schichtaufbau und damit in ihrem Solverhalten voneinander.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 177 2.1.1. Druckluftspeicher, Ressourcen, verlusten. Der Wirkungsgrad moderner CAES- Regionalstudie Anlagen, bei der die Luftvorwärmung mit Ab- Ziel eines Druckluftspeicher – Kraftwerkes gas erfolgt, beträgt ca. 55%. Ein besonderes (CAES = Compressed Air Energy Storage) Merkmal ist die hohe Flexibilität dieser Anla- ist einerseits die Speicherung von Über- gen (bereits nach ca. 3 min. kann 50% und schuss-Energie (Strom), erzeugt in Schwach- nach 11 min. die volle Leistung der Anlage zur lastzeiten und andererseits die zeitversetzte Verfügung gestellt werden). Produktion in Zeiten erhöhter Nachfrage als Spitzenlastenergie: In konventionellen Gas- Das CAES-Kraftwerk Huntorf wurde 1978 in kraftwerken wird dazu Verbrennungsluft ver- Norddeutschland als erstes dieser Art errich- dichtet und expandiert in Gasturbinen, die tet. In Schleswig-Holstein sind bisher noch wiederum einen Generator antreiben. In keine CAES-Kraftwerke errichtet worden. Da CAES-Kraftwerken erfolgt eine räumliche Tren- Druckluft-Speicherkavernen nicht tiefer als nung des Kompressors von der Expansionstur- 1.000 m (Kavernendach) liegen sollten, wur- bine. Der Kompressor wird z. B. mit Strom den – unter Berücksichtigung einer ausrei- aus Windenergie in Schwachlast-Zeiten ge- chenden Kavernenabdeckung – die Salzstruk- speist. Bei der Verdichtung auf etwa 60 bar er- turbereiche in Schleswig-Holstein bis maximal wärmt sich die Luft sehr stark (etwa 400°C) 800 m Tiefe betrachtet. Im Rahmen der Regio- und muss vor der Versenkung im Salzstock nalstudie für die K.E.R.N.-Region konnte das auf etwa 40°C abgekühlt werden. Umgekehrt geologische und technische Potenzial zur Er- ist die gespeicherte und komprimierte Luft vor stellung von Druckluftspeicherkavernen an- Einleitung in die Brennkammer der Turbine mit hand des vorhandenen Datenmaterials ermit- Erdgas zu erhitzen. Dort expandiert sie und telt und beschrieben werden (Abbildung 7). treibt den Generator an. Dies führt zu Energie-

Abbildung 7: Technisches Po- tenzial für die Anla- ge von Druckluft- speichern in der K.E.R.N.-Region

Unter dem Vorbehalt der gebirgsmechani- ser, Abstand 400m) die Anzahl der theoretisch schen Sicherheit und der Solbarkeit der Sali- möglichen Kavernen in der K.E.R.N.-Region narstruktur lässt sich für ein Kavernenfeld mit grob abschätzen (Tabelle 3). gleich großen Kavernen (hier: 80m Durchmes-

178 Vorrat ist der beste Rat – Möglichkeiten der energetischen Nutzung des tieferen Untergrundes von S-H Tabelle 3: Geologisches und technisches Speicherpotenzial für Druckluft in der K.E.R.N.-Region. Angegeben ist die Anzahl theoretisch möglicher Speicherkavernen; *: die Zahl möglicher Kavernen innerhalb des Rot- liegendkerns wurde nur abgeschätzt, da die Zechsteinummantelung nicht genau zu erfassen ist.

Anzahl Kavernen (theoretisch) Anwendung Geologisches Potenzial Technisches Potenzial* Druckluftspeicher rd. 900 rd. 700

2.1.2. Erdgasspeicher, Ressourcen, In Deutschland bestehen Erfahrungen im Regionalstudie Bau von Erdgas-Kavernen in Tiefenlagen zwi- Im Vergleich zu den Porengasspeichern sind schen 500 m und bis zu 1.500 m (Oberkante bei Erdgas-Kavernenspeichern in Salzstruktu- Kaverne). Daraus ergibt sich, unter Berück- ren deutlich höhere Entnahmeraten realisier- sichtigung einer ausreichenden Kavernenab- bar, welche im Bereich von 50.000 bis 1,5 deckung, für eine Vorerkundung potenziell 3 Mio. m (Vn)/h liegen. Die Kavernenbetriebe geeigneter Salzstrukturen eine Maximaltiefe sind daher ideal für das „Peak-Shaving“, d. h. für die Salzstrukturen von 1.300 m (Abbil- die Anpassung an kurzfristige Verbrauchs- dung 8). schwankungen, geeignet.

Abbildung 8: Technisches Po- tenzial für die Anla- ge von Erdgasspei- chern in der K.E.R.N.-Region

Für die Regionalstudie wurden anhand der nische Potenzial zur Anlage von Kavernen (80 vorliegenden Daten das geologische und tech- m Durchmesser, Abstand 400 m) ermittelt.

Tabelle 4: Geologisches und technisches Speicherpotenzial für Erdgas in der K.E.R.N.-Region. Angegeben ist die Anzahl theoretisch möglicher Speicherkavernen; *: die Zahl möglicher Kavernen innerhalb des Rotlie- gendkerns wurde nur abgeschätzt, da die Zechsteinummantelung nicht genau zu erfassen ist.

Anzahl Kavernen (theoretisch) Anwendung Geologisches Potenzial Technisches Potenzial* Erdgasspeicher rd. 2.300 rd. 1.500

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 179 2.2. Porenspeicher untertägigen Gesteinsspeicher auftreten oder Im Gegensatz zu Speicherkavernen wird bei es zu Ausfällungen im Übertagesystem Porenspeichern der natürliche, wassergefüllte kommt. Untersuchungen zur Zusammenset- Porenraum im Sandstein (Grundwasserleiter) zung des originären Fluids, des chemisch ver- zu Speicherzwecken genutzt. änderten Fluids und des Speichergesteins so- wie vergleichende Modellierungen ergaben für die Einspeicherung der Abwärme eine Grenz- 2.2.1. Wärmespeicher, Ressourcen, temperatur von 80°C. Regionalstudie Zur zeitlichen Entkopplung von Überschuss- Bei der Einspeisung von erwärmtem Grund- und Bedarfssituationen bei der Wärmeversor- wasser und bei der Rückgewinnung der einge- gung ist es möglich, Überschusswärme z. B. speicherten Wärme gelten die gleichen Anfor- aus Heizkraftwerken (im Sommerbetrieb) in derungen an den Grundwasserleiter wie bei den Untergrund einzulagern, bis diese Wärme der herkömmlichen hydrothermalen Nutzung. mit einem geothermischen Anteil wieder bei Damit die Wärmeeinspeisung in tiefen Hori- Bedarf (im Winterbetrieb) dem Heizkreislauf zonten möglichst effizient ist, spielt neben zugeführt wird. Dabei ist das salzhaltige Was- den Gesteinsparametern auch die mögliche ser der tiefen Grundwasserleiter das Speicher- Temperaturdifferenz zwischen ursprünglicher medium. Über einen Zwischenkreislauf wird Temperatur und maximaler Speichertempera- die aus der kalten Bohrung des Aquiferspei- tur eine große Rolle. Geht man von einer mini- chers geförderte Thermalsole obertägig er- malen Temperaturdifferenz von etwa 30°C wärmt und mit dieser Temperatur dann in die aus, sollte der Grundwasserleiter maximal warme Bohrung injiziert. 50°C und somit eine maximale Einlagerungs- tiefe von rund 1.300 m haben. Es muss sichergestellt sein, dass durch das erwärmte Fluid keine irreversiblen Schäden im

Abbildung 9: Technisches Po- tenzial zur Wärme- speicherung im Rhätsandstein, K.E.R.N.-Region.

180 Vorrat ist der beste Rat – Möglichkeiten der energetischen Nutzung des tieferen Untergrundes von S-H Für die Regionalstudie wurden in der K.E.R.N.- speicherpotenzial von insgesamt 3,61E+17J Region die geologischen Daten in Hinblick auf nicht vollständig genutzt werden. Somit redu- eine Wärmespeicherung ausgewertet und be- ziert sich die technisch nutzbare Speichermen- schrieben. Aufgrund der Anordnung der Brun- ge im Untergrund auf 1,19E+17J. nensysteme kann das geologische Wärme-

Tabelle 5: Geologisches und technisches Speicherpotenzial für Wärme im Rhätsandstein, K.E.R.N.-Region.

Fläche Speichermenge techn. Speichermenge m2 JJ 1,62E+08 3,61E+17 1,19E+17

Summary Literatur Energy is one of the key issues for the econo- LANDESAMT FÜR NATUR UND UMWELT (2004): mical and ecological development in the futu- Geothermie in Schleswig-Holstein – Ein re. Vanishing resources of fossil energy must Baustein für den Klimaschutz, 110 Seiten, be replaced by renewable energy. Additionally, Flintbek storage of energy will become more and more important to meet the challenges of seasonal LANDESAMT FÜR NATUR UND UMWELT (2006): demand for energy, non-dispatchable producti- Potenzialanalyse zur wirtschaftlichen Nut- on of renewable energy, and fluctuating zung des tieferen Untergrundes in der ehe- marked prices for fossil energy. maligen K.E.R.N.-Region – Abschluss- bericht, unveröff., 150 S., Flintbek In this article the potential of the underground of Schleswig-Holstein for extraction and stora- ge of energy is shown. Energy extraction from beide AutorInnen: Dezernat 54 - Ingenieur- natural resources includes raw oil, especially geologie; Energierohstoffe; Geopotential des from the location Mittelplate, and geothermal tieferen Untergrundes energy for heating purposes. Energy can be stored in salt caverns and in the pore space of ➢ Claudia Thomsen deep groundwater reservoirs as strategically Tel.: 0 43 47 / 704-563 resource. The storage of natural gas and oil in [email protected] salt caverns is quite common, examples in Schleswig-Holstein are Kiel-Rönne and Heide. ➢ Dr. Thomas Liebsch-Dörschner Excess energy from wind power can be sto- Tel.: 0 43 47 / 704-559 red as compressed air in salt caverns. [email protected]

The increasing amount of installed wind po- wer in Schleswig-Holstein leads to increasing demand for storage capability to balance the fluctuating production of electricity by wind power and the customers demand. Seasonal excess heat, e.g. from waste combustion, can also be stored in the underground by injecting hot water in deep aquifers and then used by district heating systems in the cold season.

Maps showing the areas for potential energy storage and heat extraction in the K.E.R.N. re- gion are presented.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 181 182 Geotope in Schleswig-Holstein – einmalige Zeugen der Landschafts- und Klimaentwicklung

➢ Alf Grube

1. Einleitung Verschiedentlich sind geologische Schichten mit einem Buch verglichen worden, in dem sich die Einzelheiten zur Entstehungsge- schichte des Planeten, der Landschaften und der Lebewesen ablesen lassen. Diese Infor- mationen können für die moderne Gesell- schaft und angewandte Fragen, wie die des Klimawandels, von großer Relevanz sein. Schleswig-Holstein besitzt aufgrund seiner Entstehungsgeschichte eine beeindruckend vielfältige Landschaft und Geologie. Im Fol- genden sollen beispielhaft wertvolle Geotope des Landes Schleswig-Holstein vorgestellt werden, die in besonderer Weise Zeugnis von der Landschafts- und Klimageschichte des Landes ablegen. Dabei werden bevorzugt Er- gebnisse der aktuellen geologisch-bodenkund- lichen Landesaufnahme präsentiert, bei der re- gelmäßig wichtige, klimageschichtlich relevan- te Objekte neu erfasst werden.

2. Begriffserläuterung Der Begriff Geodiversität beschreibt die exis- tierende Vielfalt von Gesteinen, Sedimenten, Fossilien, Mineralien, Landschaften und Bö- den. Er schließt die natürlichen Faktoren, die zu deren Bildung führt, ein (vgl. GRAY 2004). In Schleswig-Holstein, das während der vergan- genen Jahrtausende geprägt wurde durch aus- gedehnte Inlandvereisungen, Gletscher- Schmelzwässer, durch periglaziale Überfor- mung wie Frost-bedingte Sedimentdurchmi- schung (Kryoturbation) und Bodenfließen, durch die Aktivitäten von fließendem Wasser und Wind, durch Formungsprozesse im Be- reich der Bäche und Flüsse sowie an den Küs- ten, ist diese Mannigfaltigkeit an Ablagerun- gen und Formen besonders groß. Die für Norddeutschland charakteristischen Salzstö- cke haben Gesteine des Braunkohlezeitalters (65 Mio. bis 2,3 Mio. Jahre vor Heute), des Erdmittelalters (250 bis 65 Mio. Jahre vor Heute) und sogar des Erdaltertums (älter als 250 Mio. Jahre vor Heute) an die Erdoberflä- che verfrachtet. Diese Vielfalt der unbelebten Natur gilt es in Form von typischen Ausschnit- ten langfristig für unsere Nachfahren zu si- chern.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 183 „Geotop“ ist der inzwischen gebräuchliche Die nicht unerhebliche (potenzielle) wirt- Begriff für geologisch-geomorphologisch schaftliche Bedeutung von Geotopen, z.B. schutzwürdige Objekte, wie z. B. glazialmor- durch touristische Nutzungen soll hier nicht phologische Formen und erdgeschichtliche unerwähnt bleiben. Erwähnenswert in diesem Aufschlüsse. Er ersetzt ältere Begriffe wie Zusammenhang ist, dass im letzten Jahr drei GeoSchOb (aus Geowissenschaftlicher Sicht so genannten Geotopen in Schleswig-Holstein Schutzwürdige Objekte). Die gesetzlichen eine besondere Auszeichnung zuteil wurde. Grundlagen vernachlässigen leider bisher den Der „Kalkgrube Lieth bei Elmshorn“, der Insel geowissenschaftlichen Bereich. Im Landesna- „Helgoland“ sowie dem „Morsum-Kliff auf turschutzgesetz des Landes Schleswig-Hol- Sylt“ wurde das Prädikat „Nationaler Geotop“ stein heißt es in § 1, Absatz 2, Nr. 19: „Land- durch die Akademie der Geowissenschaften schaften oder Landschaftsteile mit erdge- zu Hannover verliehen (LOOK & FELDMANN schichtlich bedeutsamen geologischen und 2007). Bundesweit waren dabei 77 Geotope geomorphologischen Erscheinungsformen als „außergewöhnliche und allgemein zugäng- sind zu erhalten.“ Leider fehlt bisher, wie in liche Naturschönheiten zwischen Küsten und fast allen Landesnaturschutzgesetzen der Alpen“ prämiert worden (diese sind auch im Bundesrepublik sowie dem entsprechenden Internet im Naturpilot Schleswig-Holstein zu Bundesgesetz auch, der Begriff „Geotop“ und finden: www.naturpilot-sh.de ). damit eine Repräsentation entsprechender Geowissenschaftlicher Schutzziele. 3.2 Wie ist der Stand des Geotopschutzes in Schleswig-Holstein? 3. Geotope – einige Fragen Die fachbehördlichen Aufgaben des Geotop- schutzes werden vom Geologischen Dienst im LANU wahrgenommen. Hierzu zählen die Kar- 3.1. Geotopschutz – wozu? tierung, Erfassung und die Bewertung von Geotope sind aus wissenschaftlichen, pädago- Geotopen. Geotop-Erhebungen stützen sich gischen und ökonomischen Gründen heraus auf die publizierte Literatur und das Kartenma- von großer Bedeutung für unsere Gesell- terial sowie unveröffentlichte Gutachten, Dip- schaft. In der Vergangenheit sind wesentliche lomarbeiten und Exkursionsführer. Zudem wissenschaftliche Erkenntnisse an verschie- werden Informationen im Gelände oder per denen geologischen Aufschlüssen und Land- Luftbild erhoben. In Schleswig-Holstein wurde schaftsbestandteilen gewonnen worden, an- die letzte Übersicht zu Geotopen von ROSS et hand derer eine Rekonstruktion der Erd- und al. (1990) veröffentlicht, seither werden diese Lebensgeschichte unseres Planeten möglich Daten digital vorgehalten. Eine Arbeitsgruppe war. Neue wissenschaftliche Methoden, wie innerhalb der Geologischen Dienste hat inzwi- z. B. spezielle radiometrische Altersdatierun- schen eine Grundlage zur Kartierung, digitalen gen, Detail-Untersuchungen von Sedimentkör- Erfassung und Archivierung von Daten zu pern mittels Geo-Radar, tomographische Ver- schutzwürdigen Geotopen geschaffen (AD- fahren und Laserscanning haben große Be- HOC-AG GEOTOPSCHUTZ 1996), die auch hier An- deutung für die Umweltforschung und bei der wendung findet. Lösung relevanter Umweltprobleme. Bis heute sind mehrere hundert Geotope in Aus pädagogischer Sicht sind besonders Schleswig-Holstein erfasst worden, von denen Geotope des Eiszeitalters lehrreiche Beispiele viele einen gewissen Schutzstatus genießen. für das Werden von Landschaften und andau- Das sich hier abzeichnende, im Allgemeinen ernde Veränderungen, die die Oberfläche un- positive Bild, relativiert sich, wenn man sich seres Planeten prägen. In der Öffentlichkeit verdeutlicht, dass manche der bestehenden wird die unbelebte Natur viel zu häufig als sta- Schutzkategorien eine Beeinträchtigung oder tisch bzw. unveränderlich dargestellt. Dynami- Zerstörung von Geotopen nicht ausschließen. sche Veränderungen der Erdoberfläche und Erwartungsgemäß sind Nutzungskonflikte mit der anstehenden Gesteine bzw. Böden sind verschiedenen Bereichen z.B. in Landschafts- speziell auch für eine geoökologische Betrach- schutzgebieten vorhanden: mit Straßen- und tungsweise zu berücksichtigen, die ja die Ver- Wohnungsbau, Ver- und Entsorgung, Rohstoff- flechtung von geogenen und biogenen Struk- gewinnung und Forstwirtschaft, um einige turen und Prozessen zum Inhalt hat. Die Ein- Beispiele zu nennen. Im Allgemeinen sind vie- beziehung von geologisch-geomorphologisch- le Geotope in ihrer Integrität gefährdet. hydrologischen Prozessen (natürliche Erosion und flächenhafte Abtragung, chemische Ver- Die Erhebungen von Geotopen in Schleswig- änderungen der Sedimente usw.) ist für eine Holstein dauern an. Ziel ist die Erfassung ei- vollständige Beschreibung und Erläuterung nes möglichst repräsentativen Ausschnittes von Ökosystemen unumgänglich. des vorhandenen Formenschatzes.

184 Geotope in Schleswig-Holstein – einmalige Zeugen der Landschafts- und Klimaentwicklung 3.3 Wie sieht die praktische Umsetzung schlüssen hat sich während der letzten Jahr- des Geotopschutzes aus? zehnte nicht wesentlich verändert. In vielen In unserer intensiv durch den Menschen ge- Fällen ist jedoch ein erheblicher Verfall von Lo- nutzten Landschaft sind während der letzten ckergesteins-Aufschlüssen festzustellen (Ab- Jahrzehnte zahlreiche Geotope verloren ge- bildung 1). Dieses führt zu einem uner- gangen. Hierbei sei vielleicht in besonderer wünschten Verlust der Zugänglichkeit für Weise auf die Gletscherschmelzwasser-Struk- Schulbildung, Forschung und Lehre. Zudem turen hingewiesen. Diese gut sortierten Kies- können Probleme der Legitimation der Schutz- Sande (Oser, Kames) sind vielfach durch Sand- würdigkeit entstehen. Mögliche Gegenmaß- entnahmen zu Bauzwecken zerstört worden. nahmen sind vorwiegend technischer Natur. Zahlreiche wertvolle Aufschlüsse wurden mit Müll verfüllt. Ein grundlegendes Problem bei Eine anwendbare Methode zur angenähert der Unterschutzstellung von Geotopen bzw. dreidimensionalen dauerhaften Dokumentati- Aufschlüssen in quartären Lockergesteinen ist on ist die Erstellung von Lackfilmen. Diese deren langfristiger Erhalt. Naturgemäß sind sind jedoch sehr teuer in der Erstellung und künstliche Aufschlüsse in diesen Ablagerun- können immer nur einen begrenzten Aus- gen nach wenigen Jahren verschüttet und/ schnitt einer Schichtfolge abbilden (Abbil- oder überwachsen und damit nicht mehr zu- dung 5). gänglich. Nur eine kleine Anzahl von Auf-

Mai 2005

Juli 2006

September 2007

Abbildung 1: Der Verfall eines Schurfes in der Liether Kalkgrube im Laufe der Zeit verdeutlicht die Notwendigkeit der Pflege von schutz- würdigen Geotopen. Speziell in den Wintermonaten beim Wechsel von Tauen und Gefrieren sowie bei Starkregen-Ereignis- sen wird viel Material verlagert.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 185 4. Beispiele für Landschafts- und ren, z.B. Saale-kaltzeitlicher Stauchungsstruk- Klimaentwicklung – Überblick turen, ermöglicht eine Abschätzung der Abtra- Die flächendeckenden eiszeitlichen und nach- gungsleistung während der Glazial- und Perig- eiszeitlichen Ablagerungen in Schleswig-Hol- lazial-Zeiten. Auch die feinere Aufgliederung stein werden örtlich von sehr viel älteren Abla- der Weichsel-Kaltzeit in Interstadiale (Oddera- gerungen durchstoßen. Hierzu gehören die de-, Keller-Interstadial), ein Nachweis des Kli- Aufschlüsse von Ablagerungen des Erdalter- mawandels innerhalb der einzelnen Kaltzeiten, tums, des Erdmittelalters sowie des jüngeren ist in Schleswig-Holstein unterlegt worden. Känozoikums (Tertiär, bis ca. 2,3 Mio. Jahre Jüngst mehren sich Untersuchungsergebnis- vor heute). Diese Ablagerungen bzw. die ent- se, die einen bisher unbekannten mittel- haltene Flora und Fauna zeigen eine faszinie- weichselkaltzeitlichen Eisvorstoß andeuten, rende Veränderung der Welt hinsichtlich des der ca. 25.000 Jahre vor der Hauptvereisungs- Klimas und der geologischen Bildungen. Tro- phase stattgefunden haben dürfte. pisch-heiße Wüsten und Küstenregionen wechselten sich mit Meeresbecken sowie tro- Die Kenntnis vergangener Klimate ist grundle- pischen Dschungeln und Deltas ab. Viele die- gend für das Verständnis heutiger Prozesse ser teilweise weltweit einzigartigen Bereiche des Klimawandels und auch zur Berücksichti- sind heute als Geotope gesichert, z.B. die Auf- gung entsprechenden Wissens bei der Prog- schlüsse in Lieth/Elmshorn, der Gipsberg von nose und Modellierung zukünftiger klimati- Segeberg, die Kreidegruben in Lägerdorf und scher Entwicklungen bzw. Zustände. Anderer- der Buntsandstein-Felsen von Helgoland. seits ermöglichen heutige Ablagerungsräume bzw. -prozesse detaillierte Studien, so genann- Zu den bedeutenden Klima-Archiven zählen te aktuo-geologische Untersuchungen, die für vor allem die Moore und die fossilen See-Abla- die Interpretation vergangener Ablagerungs- gerungen (Mudden), die die Vegetations- und räume von großer Relevanz sind. Bereits der Klimageschichte der jüngeren Erdgeschichte berühmte englische Naturforscher und Geolo- Schleswig-Holsteins in einmaliger Weise bein- ge Charles LYELL (1797 - 1875) formulierte: halten. In ihnen sind auch besondere Ge- „The Present is the Key to the Past!“. Mit schehnisse, wie z. B. ausgedehnte Brände, er- dem Nationalpark Wattenmeer hat Schleswig- halten geblieben. Mittels verschiedener Me- Holstein Anteil an einem der größten derarti- thoden lassen sich aber Ereignisse auch zeit- gen Systeme weltweit. lich sehr genau bestimmen. Holz lässt sich jahrgenau mittels Baumringzählungen datie- ren, die europäische Eichen-Standardchronolo- Einfluss von Salzstöcken auf die heutige gie (Hohenheimer Jahrringkalender) reicht im Landschaft Norddeutschen Bereich bereits bis ca. 12.000 Bewegungen von Salzen im Untergrund gehö- Jahre vor Heute zurück (BECKER 1993). Zählun- ren zu den wesentlichen „erdinneren“ geolo- gen von eisnah oder unter dem Eis gebildeten gischen Prozessen in Norddeutschland. Im Jahresschichtungen, so genannten Warven, Perm und in der Trias wurden bis über 1.000 ermöglichen eine Altersbestimmung glazige- Meter mächtige Salzlagerstätten gebildet, die ner Becken. Entsprechende Schichtungen von mit wachsender Sedimentbedeckung im Kiesel-Algen (Diatomeen) als warmzeitliche Meso- und Känozoikum zur Mobilität neigen. Bildungen haben eine Bestimmung der Dauer Die Salze fließen zu Salz-Kissen, -Diapiren und vorhergehender Warmzeiten geliefert. So wur- –Mauern zusammen, teilweise beeinflusst de für Niedersachsen die Dauer der Holstein- durch tektonische Einwirkung. Durch diese Sa- Warmzeit nach MÜLLER mit ca. 15.000 Jah- linartektonik dringen auch meso- und känozoi- ren und die der Eem-Warmzeit mit ca. 10.000 sche Gesteinskörper mit auf. Diese „Aufbeu- Jahren angegeben. lung“ hat an verschiedenen Orten Schleswig- Holsteins zu großräumigeren Veränderungen Geologische Aufschlüsse in Schleswig-Hol- an der Erdoberfläche geführt. Zudem treten stein haben einen bedeutenden Beitrag zur durch die unterirdische Ablösung von älteren erdgeschichtlichen Untergliederung des Nord- Gesteinen durch das Grundwasser örtlich Sa- deutschen Raumes geliefert. So wurden hier ckungen und Erdfall-Bildungen auf, wie z. B. einmalige Erkenntnisse hinsichtlich der Klima- auf den Strukturen Elmshorn (vgl. Abbildung entwicklung im frühen Eiszeitalter gewonnen. 2), Krempe-Lägerdorf (vgl. Abbildung 3), Oster- Die Interpretation älterer geologischer Struktu- by, Peissen, Quickborn und Segeberg.

186 Geotope in Schleswig-Holstein – einmalige Zeugen der Landschafts- und Klimaentwicklung Abbildung 2: Oberfläche des Salzstockes Elmshorn mit so genanntem Hebungskranz aus Perm-Ablagerungen (Grundlage: ca. 4.000 Boh- rungen). Diese Gesteine sind weniger erosionsanfällig, die Hochlagen pausen sich auf das heutige Landschaftsbild durch bzw. bestimmen das heutige Oberflächenbild. Der sich durchpausende „Ringwall“ bewirkt auch, dass die Oberflächenent- wässerung (Ekholter Au) nicht - wie zu erwarten - auf kürzester Strecke nach Westen hin zum Elbtal erfolgt, sondern genau entgegengesetzt verläuft.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 187 Abbildung 3: Vermutlich auf unterirdische Lösung von Kalkgesteinen und resultierenden Einsturz von Hohlräumen zurückgehende „Knickenkuhle“ bei Münsterdorf (Naturdenkmal). Das Alter der 15 Meter tiefen rundlichen Einbruchstruktur (vgl. zwei Per- sonen im Bild in blauen Jacken – rote Pfeile) ist unbekannt. In den letzten Jahren brachen benachbart mehrere kleinere Hohlformen ein (rechts; Fotos 2005/06).

Tiefreichende Sediment-Überformung derzeit für das oben genannte Objekt ein Ver- während des „Frostzeitalters“ fahren für eine Unterschutzstellung als Natur- Während der letzten Vereisung in Norddeutsch- denkmal. land (Weichsel-Kaltzeit) lag das Gebiet um Elmshorn-Barmstedt im so genannten perigla- Hingegen sind drei große fossile Eiskeile bei ziären Bereich, der den bis zu einer gedachten Lieth in einem Naturschutzgebiet gelegen, so Linie von Segeberg – Kayhude - Rahlstedt vor- dass hier (nur) dem natürlichen Verfall entgegen rückenden Gletschern vorgelagert war. Hier be- zu wirken ist. Alle drei Eiskeile verlaufen parallel fand sich ein vegetationsarmer, weitgehend zueinander und zeigen in den nicht durch Kryo- baumfreier Bereich, in dem Wind und Wasser turbation (Durchmischung des oberflächenna- den Boden bearbeiten und verlagern konnten. hen Untergrundes durch Gefrieren und Wieder- Der Bodenfrost konnte den Boden zum einen auftauen) massiv beeinflussten zwei Dritteln in „wie mit einem Mixer verkneten“, zum ande- unterschiedlichem Maße eine „mehrphasige“ ren durch die extreme Kälte auch regelrecht Verfüllung durch parallele, senkrecht stehende aufreißen lassen. Vom Sand geschliffene Wind- Sedimentlagen an. Die die Eiskeile füllenden kanter, Flug- und Dünensande sowie Frostmus- Sedimente sind grundsätzlich von der Korngrö- terböden und Frostkeile sind Ausdruck derarti- ße, ihrer Struktur, Mächtigkeit der einzelnen ger Prozesse. Das in der Abbildung 4 gezeigte Abschnitte, den Sedimentfarben usw. her un- Beispiel einer Eislinsen-Einbruchstruktur terschiedlich. Die flächenhafte Verbreitung der nahe Bokel ist ein zunächst temporärer Auf- „Eiskeil-Netze“ kann anhand der sich auf der schluss bzw. Geotop, der bei Feldarbeiten im freigelegten Abbausohle fortsetzenden Risse Jahre 2005/2006 entdeckt wurde. Hier sind in nachgewiesen werden. kleinen Toteis-Senken Ablagerungen der Eem- Warmzeit (115.000 bis 105.000 Jahre vor Heu- te; Datierung: Dr. habil. H. USINGER, 2007) in Summary Form von bis zu 1 Meter mächtigen Torfen auf- Schleswig-Holstein comprises a great diversity geschlossen. Diese werden überlagert von fein- of geological and geomorphological forms. It körnigen Sedimenten, in denen mehrere kurz- possesses a widespread representative set of fristige Wärmeschwankungen der Weichsel- glacigenic structures. The protection of earth Kaltzeit in Form von dünnen humosen Bändern science sites (Geotops) is an important task enthalten sind (Abbildung 4 links). Benachbart with pertinent importance for modern society, waren diese humosen Ablagerungen periglazial e.g. aspects of climate change. Examples of va- stark zerbrochen und verstellt (Abbildung 4 luable Geotops are illustrated. rechts). Derartige Aufschlüsse, die im Rahmen von Tief-, Straßenbau- oder Rohstoffgewin- nungsmaßnahmen entstehen, enthalten oft Literatur wertvolle geowissenschaftliche bzw. klimage- AD-HOC-AG GEOTOPSCHUTZ (1996): Arbeitsanlei- schichtlich relevante Informationen. Leider kön- tung Geotopschutz in Deutschland - Leitfaden nen sie nur in Ausnahmefällen dauerhaft ge- der Geologischen Dienste der Länder der Bun- schützt werden. Diese Geotope müssen ausrei- desrepublik Deutschland.- Angew. Landschafts- chend dokumentiert werden. Erfreulicherweise ökologie 10: 1-105. läuft auf Initiative der Abteilung 5 des LANU

188 Geotope in Schleswig-Holstein – einmalige Zeugen der Landschafts- und Klimaentwicklung Abbildung 4: Eem-Interglazial-Torfe mit darüber liegenden weichselkaltzeitlichen Interstadial-Ablagerungen bei Bokel (Foto 2007). Unten: Detailphoto periglaziär zerbrochener Ablagerungen (Foto 2006), verstellt durch den Aufbau und den Zerfall einer großen Eis- linse während der Weichsel-Kaltzeit. Das Zwei-Eurostück verdeutlicht den Maßstab.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 189 Abbildung 5: Teil eines Eiskeiles aus dem Westteil der Liether Kalkgru- be (Lackfilm). Ne- ben der „mehrpha- sigen“ Verfüllung zeigt sich eine „za- ckige“ Gestalt, die auf die besondere Struktur und Zu- sammensetzung des durchschlage- nen Materials zu- rückzuführen ist (Foto 2007, alle Fo- tos im Artikel vom Autor).

BECKER, B. (1993): An 11,000-year German oak LOOK, E.-R. & FELDMANN, L. (2007): Faszination and pine dendrochronology for radiocarbon ca- Geologie. Die bedeutendsten Geotope libration.- Radiocarbon 35: 201-213. Deutschlands.- 2. Aufl., Schweizerbart’sche Ver- lagsbuchhandlung, Stuttgart. GRAY, M. (2004): Geodiversity - valuing and conserving abiotic nature. John Wiley & ROSS, P.-H. (1990): Geowissenschaftlich schüt- Sons: 434 S. zenswerte Objekte (GeoschOb) in Schleswig- Holstein 1:250 000.- Unter Mitarbeit von GRUBE, A. (1994): The National Park system in Liebsch-Dörschner, Th., Picard, K. & Lange, W.; Germany.- In: D. O’Halloran, C. Green, M. Har- Geologisches Landesamt Schleswig-Holstein ley, M. Stanley & J. Knill [Hrsg.]. Geological and [Hrsg.], Kiel, mit Erläuterungen. Landscape Conservation.- Geological Society London, Spec. Publ., 175-180, London. GRUBE, A. (1996-2000): Geotopschutz in Schles- ➢ Dr. Alf Grube wig-Holstein – Untersuchungen im Kreise Stor- Dezernat 51 - Geologie marn.- Die Heimat 103 (9/10): 190-216; (11/12): Tel.: 0 43 47 / 704-542 244-251; 105 (7/8): 146-165; 107 (9/10). Email: [email protected]

190 Geotope in Schleswig-Holstein – einmalige Zeugen der Landschafts- und Klimaentwicklung Gleichstellung von Frau und Mann 2006

➢ Brigitte Baumgarth

Girls Day

Am 27. April 2006 fand zum sechsten Mal der bundesweite Zukunftstag für Mädchen statt. Das Landesamt für Natur und Umwelt betei- ligte sich wieder an dieser Aktion. Der Girls Day soll Mädchen motivieren, auch frauenun- typische Berufe zu ergreifen. Den Schülerin- nen bot sich die Gelegenheit, einen Einblick in die Praxis verschiedenster Bereiche der Ar- beitswelt zu nehmen.

Das LANU bot aus seinen vielfältigen Aufga- benbereichen beispielsweise folgende The- men zum Anschauen und Mitmachen für 26 Schülerinnen an: Was fließt denn unter unseren Füßen? – Dem Grundwasser auf der Spur (Dr. Frank Steinmann und Thomas Olderog) Schadstoffbelastung von Böden und ihre Untersuchung – das Berufsbild Geowissen- schaftlerin (Hans-Kurt Siem und Marion Ja- gusch) Papageien & Co: Tierartenschutz erklärt! (Arne Drews) Abflussmessungen am Bordesholmer See (Rolf Hildebrand und Hubert Pupacz) EDV + Umweltdatenrecherche im Internet (Dirk Görtzen) Algen zum Angucken und Anfassen – und was sie über die Meeresqualität aussagen (Dr. Rolf Karez)

Girls Day 2006 im LANU

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 191 Das „Alltagsgeschäft“ der Summary Gleichstellungsbeauftragten In April the State Agency for Nature and Envi- Als Gleichstellungsbeauftragte im LANU wa- ronment (LANU) participated in the sixt natio- ren wir an insgesamt 170 Einzelvorgängen be- nal Future Day for girls. Twenty six schoolgirls teiligt. Sie teilen sich auf in: took the opportunity to have a look at LANU 4 Prozent Einstellungen beziehungsweise and to test interesting application areas. Weiterbeschäftigungen 9 Prozent Beendigungen von Arbeitsver- The Equal Opportunities Officer participated in hältnissen und Versetzungen 170 single-activities. Two men have been hi- 31 Prozent Veränderungen der Arbeitszeit red. inklusive Vorgänge zum Thema Heimarbeit, Wochenstundenreduzierungen und Alters- In terms of Gender Mainstreaming two work- teilzeit shops had been carried out: „Optimizing 32 Prozent Aufgabenwechsel und Ge- teamwork between women and men in daily schäftsverteilungsplanänderungen work and projects“ and „The correct guidance 6 Prozent tarifliche Höhergruppierungen, of women and men and the equitable judge- Beförderungen und Fallgruppenänderun- ment of them”. gen 8 Prozent Mutterschutz, Elternzeit und Sonderurlaub ➢ Brigitte Baumgarth 10 Prozent diverse Einzelvorgänge, die sich Gleichstellungsbeauftragte nicht zusammenfassen lassen. Tel.: 0 43 47 / 704–160 [email protected] Im Jahr 2006 sind zwei Männer eingestellt worden. Der Frauenanteil der Bewerbungen lag bei 0 Prozent.

Die bereitgestellten Fortbildungsmittel wurden im Sinne von Gender Mainstreaming einge- setzt. Sie ermöglichten es, im Oktober ein Se- minar „Optimierung der Zusammenarbeit zwi- schen Frauen und Männern in Arbeits- und Projektteams“ für sechs Frauen und sechs Männer und im November ein Seminar für Führungskräfte mit dem Titel “Frauen und Männer richtig führen und gerecht beurteilen“ ebenfalls für vier Frauen und sieben Männer durchzuführen.

192 Gleichstellung von Frau und Mann 2006 Haushalt 2006

➢ Ernst – Peter Prestin

Das Landesamt für Natur und Umwelt (LANU) hatte im Jahr 2006 insgesamt Ausgaben in Höhe von 5,29 Mio €. Die Ausgaben bestan- den aus sächlichen Verwaltungsausgaben (5,08 Mio €) und Investitionen (0,21 Mio €).

Demgegenüber standen Einnahmen in Höhe von 1,1 Mio €. Sie wurden durch das Verwal- tungshandeln erzielt, z. B. durch Gebühren, Bußgelder, Teilnehmerbeiträge, Erlöse von Karten und Veröffentlichungen sowie durch besondere Zuwendungen, beispielsweise der Europäischen Union.

Das LANU bewirtschaftet in erheblichem Um- fang (2,92 Mio €) Mittel aus zweckgebunde- nen Einnahmen der Abwasserabgabe (2,39 Mio €) für Maßnahmen zur Verbesserung und Erhal- tung der Gewässergüte, der Grundwasserabgabe (0,33 Mio €) für Maßnahmen zur Verbesserung des Grund- wasserschutzes und der Grundwasserbe- wirtschaftung und der Oberflächenwasserabgabe (0,20 Mio €) zum Schutz und zur Verbesserung der oberirdischen Gewässer, zur Verbesserung aquatischer Ökosysteme und zur Förde- rung der nachhaltigen Wassernutzung.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 193 Diese Abgaben werden zentral beim Ministeri- um für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (MLUR) bewirtschaftet und zum ge- nannten Teil dem LANU zur Erledigung seiner Aufgaben in den jeweiligen Bereichen zuge- wiesen. Andere zweckgebundene Sondermit- tel sind Zuschüsse und Förderungen des Bun- des sowie anderer Institutionen.

Summary The overall budget of the State Agency for Na- ture and Environment (LANU) consisted of 5.29 Mio Euro of expenses. In detail the mo- ney was spent for materials (5.08 Mio Euro) and investive costs (0.21 Mio Euro). The in- come was 1.1 Mio Euro, mainly from fees, fi- nes, sales of maps and brochures, but also by special fundings. Another source are the fees for sewage water treatment or the usage of groundwater and water from rivers and lakes.

Ernst – Peter Prestin Dezernat 11 – Haushalt, Personal Tel.: 0 43 47 / 704 – 140 [email protected]

194 Haushalt 2006 Personal 2006

➢ Christian Lange-Warnholz

Das Landesamt für Natur und Umwelt (LANU) verfügte zum Ende des Jahres 2006 über ins- gesamt 257 Stellen. Durch Teilzeitbeschäfti- gungen und Abordnungen waren im LANU 268 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (99 Frau- en und 169 Männer) beschäftigt. Der Schwer- behindertenanteil betrug 8,6 Prozent (9 Frauen und 14 Männer).

Die Aufteilung der Stellen und die Anzahl der Beschäftigten nach Fachrichtungen ergeben sich aus den folgenden Tabellen und Diagram- men.

Beschäftigungsmöglichkeiten Summe Besetzbare Stellen/ Besetzbare Planstellen und Stellen laut Haushalt 2006 257 Beschäftigungs- möglichkeiten Vertretungs- und Aushilfskräfte 2 Abordnungen 10 Summe 269

männlich weiblich Summe Frauenanteil Anzahl SB in % Anzahl der in % SB Beschäftigten höherer Dienst 76 29 105 27,60 % 9 8,57 % des LANU (SB = Schwer- gehobener Dienst 61 27 88 31,80 % 4 4,55 % behinderte mittlerer Dienst 32 43 75 57,30 % 10 13,33 % Menschen) Gesamt 169 99 268 36,94 % 23 8,58 %

Beamte 53 10 63 15,87 % 4 6,35 % Angestellte 108 88 196 44,89 % 18 9,18 % Arbeiter 819 11,11 % 1 11,11 % Gesamt 169 99 268 36,94 % 23 8,58 %

120 Anzahl der 105 Beschäftigten 100 nach 88 Laufbahnen 80 76 75 61 60 43 40 29 27 32 20

0

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 195 Anzahl der Beschäftigten 268 nach Status 196 169

108 88 99 53 63

10 8 1 9

Beamte Angestellte Arbeiter Summe

Anzahl der Fachrichtungen (HS) Summe Fachrichtungen (FH/Sonst.) Summe Beschäftigten Geologie 20 Technischer Gesundheitsschutz 6 nach Fach- Biologie 33 Bauingenieurwesen 12 richtungen Agrarwissenschaften 11 Landespflege 9 Informatik 3 Verwaltung 9 Geographie 9 Informatik 2 Jura 3 Elektrotechnik 3 Landespflege 2 FH Sonstige 32 Chemie 4 FH gesamt 73 Bauingenieurswesen 6 Techniker 49 Technischer Umweltschutz 3 Mittl. Allg. Verw. Dienst 6 Sonstige 11 Sonstige 35 HS gesamt: 105 Gesamt: 268

34 % 39 %

27 %

Summary ➢ Christian Lange-Warnholz At the end of 2006 LANU had 257 work- Dezernat 11 – Haushalt, Personal places. Because of the opportunities for part Tel.: 0 43 47 / 704 – 145 time employment there were 268 employees, [email protected] 99 women and 169 men. 9 women and 14 men were handicapped (8.6 %). The diagram shows the members of employees in accor- dance with their educational expertise.

196 Personal 2006 Veröffentlichungen 2006

➢ Britta Maaß

Auch 2006 gab es – neben dem Jahresbericht zum 10-jährigen Jubiläum - wieder eine Reihe von Veröffentlichungen aus den verschiede- nen Fachbereichen des LANU.

Jahresbericht 2005 – 10 Jahre Landesamt für Natur und Umwelt Der Jahresbericht 2005 gibt einen Rückblick auf das in 10 Jahren gemeinsamer Arbeit seit Amtsgründung am 1. Januar 1996 Erreichte und einen Ausblick auf die zukünftigen Anfor- derungen. Der Bericht ist, anders als die vor- hergehenden Jahresberichte, mehr auf eine Gesamtschau, als auf die vertiefte fachliche Darstellung einzelner Themenbereiche ausge- richtet. Dieses bietet die Chance, Anspruch und Wirklichkeit mit etwas Abstand zum All- tagsgeschäft darzustellen und die Arbeit des Landesamtes in einem fachlichen und zeitli- chen Kontext zu betrachten. (kostenlos)

Die Abfallbilanz 2004 Zum achten Mal in Folge wird eine umfassen- de und detaillierte Übersicht über die abfall- wirtschaftliche Situation in den Kreisen und kreisfreien Städten Schleswig-Holsteins gege- ben. Die Abfallbilanz 2004 vermittelt einen Überblick über Aufkommen und Verbleib der wichtigsten Abfallarten in den Kommunen. Das umfangreiche Datenmaterial ermöglicht Vergleiche zwischen den 15 Gebietskörper- schaften, zeigt Trends auf und spiegelt die ab- fallwirtschaftliche Situation im Lande wider. Die Daten dienen als wichtige Entscheidungs- hilfe für abfallwirtschaftliche Maßnahmen. (kostenlos)

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 197 Rote Listen der Farn- und Blütenpflanzen sowie Brombeeren Diese zweibändige Veröffentlichung ist mit vie- len Fotos ansprechend gestaltet und hebt sich dadurch schon äußerlich von der alten Roten Liste von 1990 ab; die Brombeeren werden in einem eigenen Band behandelt. Die relativ auf- wändige Vorgehensweise war notwendig ge- worden, weil Schleswig-Holstein als erstes Bun- desland den 2005 herausgegebenen Empfehlun- gen des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) ge-

folgt ist, ein neues Kriteriensystem der Gefähr- dung einzuführen. Der Vorteil des neuen Sys- tems liegt darin, dass die Vergabe der Gefähr- dungskategorien transparent und damit nachvoll- ziehbarer wird. Zur Datengrundlage haben viele ehrenamtliche Botanikerinnen und Botaniker des Landes beigetragen. Ein weiteres Novum ist eine Liste der Pflanzenarten mit internationaler und nationaler Verantwortung sowie eine Liste der unbeständigen Arten (Neophyten). (Preis für beide Bände zusammen: 5 €)

BIS-Faltblätter Schleswig-Holstein wurden nachstehend auf- Im Rahmen des Besucherinformationssys- geführte Faltblätter neu bzw. in 2. Auflage he- tems (BIS) für die Naturschutzgebiete in rausgegeben (kostenlos):

Kreis Dithmarschen Kreis Ostholstein - Dithmarscher Eidervorland mit Watt (2. Aufl.) - Kasseedorfer Teiche und Umgebung - Delver Koog (2. Aufl.) - Dellstedter Birkwildmoor Kreis Plön - Dannauer See und Umgebung Kreis Herzogtum Lauenburg - Besenhorster Sandberge und Elbsandwiesen Kreis Schleswig-Flensburg - Tetenhusener Moor (2. Aufl.) Kreis Nordfriesland - Ahrenviölfelder Westermoor (2. Aufl.) -Grüne Insel mit Eiderwatt (2. Aufl.)

198 Veröffentlichungen 2006 Verbreitungsatlas der Moose in Schleswig- Holstein und Hamburg Bei dem Moosatlas für Schleswig-Holstein und Hamburg handelt es sich um ein umfang- reiches Übersichtswerk mit Kartenmaterial und zahlreichen Fotos. Die Autoren mit den Herausgebern Florian Schulz und Jürgen Dengler bündeln das in den beiden Bundeslän- dern über zwei Jahrzehnte – in zumeist ehren- amtlicher Arbeit unter dem Dach der AG Geo- botanik - zusammengetragene Wissen zu den Moosen.

Der Atlas besteht aus drei Teilen: In einem „Allgemeinen Teil“ wird das Untersuchungs- gebiet vorgestellt, es werden wichtige Moos- lebensräume beschrieben und die Gefährdung fährdung mit Text, Verbreitungskarte und ge- sowie der Schutz der Moose dargestellt. Er- gebenenfalls Foto in alphabetischer Reihenfol- gänzt wird dieser Teil unter anderem durch ge beschrieben. Der Atlas endet mit einem Angaben zur Geschichte der Bryofloristik und umfassenden „Verzeichnisteil“, der u. a. eine zur Methodik der Kartierung. Tabelle aller Sippen und ihrer Rote-Liste-Ein- stufungen, eine Übersicht der Pflanzengesell- In einem „Speziellen Teil“ werden alle nach- schaften und Moossynusien sowie ein Glossar gewiesenen 598 Moossippen in ihrer Verbrei- umfasst. (Preis: 24,50 €) tung, ihren Standortansprüchen und ihrer Ge-

Atlas der Eintags-, Stein und Köcherfliegen Schleswig-Holsteins Mit dem „Verbreitungsatlas der Eintags-, Stein und Köcherfliegen“ können erstmals die histori- sche und die aktuelle Verbreitung der im Land vorkommenden Arten dieser an Gewässer ge- bundenen Insekten dargelegt werden. Der At- las ist eine Fortführung der seit Ende der 1980- er Jahre durchgeführten intensiven Gewässer- kartierung des Landesamtes für Natur und Um- welt. Die umfangreichen Daten sind damit jetzt auch öffentlich verfügbar und können weiter genutzt werden.

Die Auswahl und Zusammenfassung dieser drei im Süßwasser lebenden Insektenordnun- gen Eintags-, Stein- und Köcherfliegen liegt in ihrer zentralen Bedeutung für die Gewässerbe- der Planung von Renaturierungs- und Restaurie- wertung begründet. Aufgrund ihrer spezifi- rungsmaßnahmen einnehmen, da das ange- schen Ansprüche an Gewässerstrukturen und strebte Ziel, das Erreichen eines „verbesserten Wasserqualität besitzen sie einen hohen Indika- ökologischen Zustandes im Sinne der EU- torwert. WRRL“, letztendlich einzig durch eine lokale Zuwanderung und Ansiedlung eben dieser Ar- Der vorliegende Atlas soll qualifizierte Arbeits- ten erreicht werden kann. Die vorliegenden Ver- grundlagen anbieten, und zwar besonders im breitungskarten können somit auch Anhalts- Hinblick auf die Interpretation langfristiger Be- punkte dafür liefern, in welchen Gewässersys- standsbeobachtungen (Monitoring) und auf das temen geplante Maßnahmen Erfolg verspre- Wiederbesiedlungspotential bedeutender Indi- chend sein werden. (Preis: 17,50 €) katorarten. Letzteres wird eine zentrale Rolle in

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 199 Berichte über Zustand und Belastung von Seen an der Nord- Mit dem Bericht werden die Ergebnisse und Ostseeküste sowie von Seen der Schwentine neuer Seenuntersuchungen im Küstenraum der Nord- und Ostsee sowie der von der Schwentine durchflossenen Seen veröffent- licht. Neben den Daten zur Wasserqualität und den Lebensgemeinschaften der Seen und ihrer Ufer werden die Bedeutung ver- schiedener menschlicher Einflüsse auf die Seen ermittelt und Hinweise auf Belas- tungsschwerpunkte gegeben. Für jedes Ge- wässer wurden individuell Entlastungsemp- fehlungen entwickelt, die helfen sollen, zu einem möglichst naturnahen – dem guten ökologischen Zustand zu gelangen. (Die Seen der Schwentine - Preis 10,20 €; Die küstennahen Seen der Nord- und Ostsee – , Preis 8,50 €)

Seenbericht „Pinnsee“ Das LANU schließt die Reihe der als Broschü- re herausgegebenen Seenberichte mit dem Bericht zum Pinnsee mit ausführlichen Ergeb- nissen zu seinem Zustand und seiner Ent- wicklung in den letzten zehn Jahren ab. In Zu- kunft werden diese Ergebnisse ausschließlich im Internet in verkürzter Form aktuell bereit gehalten.

Der 0,08 km2 große Pinnsee liegt östlich von Mölln und gehört zur Ratzeburger Seenplatte; er hat weder Zu- noch Abfluss und wird aus- schließlich über den Regen, diffusen Oberflä- chenabfluss und vermutlich über das Grund- wasser gespeist. Als einer der wenigen Seen im norddeutschen Raum und einziger in Das Einzugsgebiet liegt überwiegend im Na- Schleswig-Holstein galt er schon zu Beginn delwald. Zudem ist der Pinnsee aufgrund des des 20. Jahrhunderts als versauerungsgefähr- geologischen Untergrundes kalkarm und da- det, so dass es umfangreiche Daten zu seiner her durch Versauerung gefährdet. Die chemi- Entwicklung gibt. Er ist zudem als einer von schen und physikalischen Untersuchungen nur zwei Seen Deutschlands in einem interna- der letzten Jahre zeigen jedoch, dass sich die tionalen Monitoringprogramm für versauerte Situation im Pinnsee wieder bessert. Gewässer durch Luftschadstoffe enthalten. (Preis: 7,80 €)

200 Veröffentlichungen 2006 Gewässerbeobachtung – Zahlentafel 2002/2003 Der Bericht ist eine Fortschreibung der seit mehr als 30 Jahren herausgegebenen Zahlen- tafeln mit den Messdaten des Jahres 2002 und 2003. Er umfasst die Gewässerbeobach- tung der Fließgewässer (Band 1), der Seen, der Küstengewässer und des Grundwassers sowie die Niederschlagsdeposition in Schles- wig-Holstein (Band 2) im Hinblick auf die Ge- wässerbeschaffenheit mit den Schwerpunkten Nähr- und Schadstoffe. Die Untersuchungen dienen der langfristigen Beobachtung und Überwachung der Gewässerzustände. Sie schaffen darüber hinaus auch Planungsgrund- lagen für wasserwirtschaftliche Maßnahmen. (Preis je Band: 5,10 €)

Geothermie in Schleswig-Holstein Aufgrund der großen Nachfrage wurde die Broschüre neu aufgelegt. Sie informiert über die geologischen Voraussetzungen zur Nut- zung von Erdwärme in Schleswig-Holstein, die Anwendungsmöglichkeiten von Wärme- und Kältespeicherung anhand von praktischen Bei- spielen auch bei unseren Nachbarn in Meck- lenburg-Vorpommern, Dänemark und Schwe- den sowie die rechtlichen Aspekte und die Fördermöglichkeiten. (kostenlos)

Leitfaden für oberflächennahe Erdwärmeanlagen Schleswig-Holstein Auf Grund sehr starker Nachfrage nach Infor- mationen hat das LANU einen kurzen und all- gemein verständlichen Leitfaden (42 Seiten) für oberflächennahe Erdwärmeanlagen heraus- gegeben. Die Inhalte umfassen Erläuterungen zur Technik, zur Dimensionierung, zur Quali- tätssicherung und zu rechtlichen Aspekten so- wie Genehmigungswegen und Fördermöglich- keiten. (kostenlos)

Zeitgleich wurde in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein, der Innovationsstiftung SH, der Wirtschaftsförde- rung und Technologietransfer SH GmbH und dem Fachverband der Heizungs- und Sanitär- betriebe eine Internetseite Geothermie Schleswig-Holstein eingerichtet. Unter www.i-sh.org/geothermie können weitere In- formationen eingesehen werden.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 201 Die Böden Schleswig-Holsteins – Entstehung, Verbreitung, Nutzung, Eigenschaften und Gefährdung Das Verständnis über Entstehung, Verbreitung und Merkmale der Böden und die damit ver- bundenen Eigenschaften und Funktionen ist wesentliche Grundlage für den Erhalt der Viel- falt der Böden in der schleswig-holsteinischen Landschaft. Zur Unterstützung dieser Zielset- zung soll die Broschüre einen Teilbeitrag leis- ten. Die Vielfalt und Schönheit der Böden soll dabei ebenso vermittelt werden, wie ihr Be- zug zu den Landschaften in Schleswig-Hol- stein.

Die Broschüre versteht sich als Ergänzung zu den Fachdatenbeständen und möchte mit zahlreichen Fotos und Abbildungen den fachli- chen Zugang zum Medium Boden erleichtern. Nutzungsmöglichkeiten der Böden werden da- bei ebenso angesprochen, wie die Probleme, die sich aus den unterschiedlichen Wirt- schaftsformen ergeben. Grundlegende Anre- gungen zum vorsorgenden Schutz von Böden werden angerissen, dieses Themenfeld geht jedoch weit über den Übersichtscharakter die- ser Broschüre hinaus und wird daher nur ge- streift. (kostenlos)

Alle Veröffentlichungen können bezogen werden beim: Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein Hamburger Chaussee 25 24220 Flintbek Tel.: 0 43 47 / 704-230, Fax: -702 Email: [email protected]

Eine vollständige Übersicht über die Publika- tionen des LANU mit direkter Bestellmöglich- keit findet sich auch im Internet unter www.lanu-sh.de und dann weiter zu „Service“ und „Bestellservice“.

➢ Britta Maaß Dezernat 10 – Daten zur Umwelt, Informati- onstechnik und Öffentlichkeitsarbeit Tel.: 0 43 47 / 704-241 [email protected]

202 Veröffentlichungen 2006 Sonstige Veröffentlichungen 2006

Autorln Titel Erschienen in Bahnwart, Mandy; How to define, assess and monitor the BERNET CATCH (2006): Brunke, Matthias; ecological status of rivers, lakes and BERNET CATCH Theme Report, Voss, Joachim im coastal waters. Regional Implementation Work Package 1. BERNET c/o Fyn Rahmen des BERNET- of the EU Water Framework Directive County, 256 pp., www.bernet.org Autorenteams in the Baltic Sea Catchment. Baumgarth, Brigitte Umwelterklärung 2006 des LANU www.lanu-sh.de Schleswig-Holstein Grube, Alf & Geotopschutz - eine wichtige Aufgabe der EGMA-News, Jg. 2006, H. 1: 4-8 Wiedenbein, F.W. Geowissenschaften (Reprint aus: Die Geowissenschaften 8: 215-219) Grube, Alf & Die Kalkgrube Lieth bei Elmshorn - Teil 2: Natur und Wissen 2 (1): 19-20, Hamburg Wohlenberg, H.-J. Geologie Grube, Alf & Salzstock im Buch der Erdgeschichte – LOOK, E.-R. & FELDMANN, L. (2006): Wohlenberg, H.-J. Die Kalkgrube Lieth bei Elmshorn Faszination Geologie. Die bedeutendsten Geotope Deutschlands.- 2. Aufl., Schweizerbart’sche Verlagsbuchhand- lung, Stuttgart, S. 8-9. Grube, Alf, Suckow, A., Calibration of a three dimensional European Geosciences Union General Struckmeyer, K., numerical flow and transport model with Assembly 2006 Vienna, Austria, Rogge, A. & Babinka, S. isotope hydrological ages: besides deeper 02 – 07 April 2006 insight into the hydrological system also a way around legal cases? Holzhüter, Thomas & Verbleibt dem Mäusebussard (Buteo buteo) Naturschutz und Landschaftsplanung Grünkorn, Thomas noch Lebensraum? Siedlungsdichte, 2006 (38), S. 153 - 157 Habitatwahl und Reproduktion unter dem Einfluss des Landschaftswandels durch Windkraftanlagen und Grünlandumbruch in Schleswig-Holstein Karez, Rolf im Rahmen Eutrophication-induced changes in benthic Aquatic Botany 84, 199-209 des Autorenteams algae affect the behaviour and fitness of the marine amphipod Gammarus locusta Kirsch, Reinhard; Petrophysical properties of permeable and BURVAL WORKING GROUP (ed): Ground- Scheer, Wolfgang and low-permeable rocks water Resources in Buried Valleys – BurVal Working Group a Challenge for Geosciences, Hannover: 254 - 262 Kirsch, Reinhard Groundwater Geophysics – a tool for Petrophysical properties of permeable and Hydrogeology. Springer, Heidelberg: low-permeable rocks 1 - 22 Electromagnetic methods – frequency 170 - 176 domain – ground based techniques Groundwater quality – saltwater intrusions 423 - 438 Geophysical characterization of aquifers 439 – 457 Groundwater protection: vulnerability of 461 - 471 aquifers Groundwater protection: mapping of 473 - 487 contaminations Kirsch, Reinhard & Geoelectrical methods Groundwater Geophysics – a tool for Ernstson, Kord Hydrogeology. Springer, Heidelberg: 85 – 117 Aquifer structures: fracture zones and caves Groundwater Geophysics – a tool for Hydrogeology. Springer, Heidelberg: 395 - 422

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 203 Autorln Titel Erschienen in Kirsch, Reinhard & Aquifer vulnerability BURVAL WORKING GROUP (ed): Ground- Hinsby, Klaus water Resources in Buried Valleys – a Challenge for Geosciences, Hannover: 149 – 155 Knief, Wilfried Graureiher Jahresbericht 2006, Jagd und Artenschutz, MLUR Knief, Wilfried; Bestand, Verbreitung und Schutz der Vogelwelt 126: 195-201 Petersen-Andresen, Trauerseeschwalbe (Chlidonias niger) in Walther; Ekelöf, Olaf; Schleswig-Holstein Ivens, Claus Knief, Wilfried im Das Kriteriensystem der nächsten Roten Ber. Vogelschutz 42: 137-140 Rahmen des Liste der Brutvögel Deutschlands Autorenteams Petenati, Thorkild & Fischsterben im Tiefenwasser der Ostsee Naturschutzblätter 01/2006: 48-50 Voß, Joachim Pfeiffer, Manuela; Geodatenmanagement für die EG- TRAUB, K.-P. & KOHLUS, J. (Hrsg.): GIS im Baltes, Guido; Wasserrahmenrichtlinie Küstenzonenmanagement. Herbert Hiemcke, Ramon & Wichmann Verlag, Heidelberg, Reimers, Hans-Christian pp.161-169 Reimers, Hans-Christian; The use of metadata in coastal engineering German Coastal Engineering Research Lehfeldt, R.; and the protection of coastal waters Council - GCERC newsletter, 6th year Simmering, F. & Edition, 2/2006, p. 4 - 5, Hamburg Sellerhoff, F. Reimers, H.-C. & Sediment classification KFKI aktuell - News of the German Sellerhoff, F. Coastal Engineering Research Council, 6 (1) 2006, pp 5-6 Reimers, Hans-Christian NOKIS - Nord- und Ostsee TRAUB, K.-P. & KOHLUS, J. (Hrsg.): GIS im im Rahmen des KüstenInformationsSystem - Küstenzonenmanagement. Herbert Autorenteams Netzwerk der Metadaten Wichmann Verlag, Heidelberg, pp.150-160 Scheer, Wolfgang; Ellerbeker Rinne BURVAL WORKING GROUP (ed): Ground- Kirsch, Reinhard; water Resources in Buried Valleys – Kröger, Jens & a Challenge for Geosciences, Hannover: Zahrt, Martin 205 - 226 Schneberger, Stefan; Schleswig-Holstein Provides Environmental Managing Environmental Knowledge, Görtzen, Dirk & Data for the German Geo Data Infrastructure 20th International Conference on Rammert, Uwe and Offers a Public Available Gazetteer Informatics for Environmental Protection, Shaker Verlag, Graz, Austria: pp 453-456 Trepel, Michael Modellanwendungen bei der skalenüber- Habilitationsschrift, CAU Kiel greifenden Planung, Umsetzung und Erfolgs- kontrolle von Umweltprogrammen - am Beispiel des Niedermoorprogramms Schleswig-Holsteins Trepel, Michael; Restoration ecology of river valleys (Editorial) Basic and Applied Ecology, 7: 383-387. Jensen, Kai; Merritt, David & Rosenthal, Gerd Trepel, Michael; Spatial heterogenity of water pathways in Basic and Applied Ecology, 7: 388-397. Kieckbusch, Jan-Jakob & degenerated riverine peatlands Schrautzer, Joachim

204 Sonstige Veröffentlichungen 2006 Veranstaltungen 2006

Datum Inhalt Leitung/Referentin

16. Januar „Gemeinschaftlicher Wiesenvogelschutz“: Wie geht es Julia Jacobsen weiter?, Meggerdorf

19. Januar „Arnica montana – eine schützenswerte Pflanze“ Dr. Silke Lütt - Aukruger Landfrauenverband

20. Januar Expertentreffen der Botanikerinnen und Botaniker der Dr. Silke Lütt Landes Schleswig-Holstein

6. Februar Weltfeuchtgebietstag: Zukunft der Moorböden in Dr. Michael Trepel Schleswig-Holstein; Vortrag: Das Niedermoorprogramm Dr. Silke Lütt in Schleswig-Holstein

22. Februar Ingenieurgeologische Probleme in Schleswig-Holstein Dr. Thomas Liebsch-Dörschner

23. Februar Lokale Bündnisse für Naturschutz Thomas Wälter Sönke Beckmann

1./2. März NOKIS++ Workshop Hannover Dr. Hans-Christian Reimers, Johannes Müller, Andreas Omlin

7. März Geophysikalische Erkundung von Erdfällen - Dr. Reinhard Kirsch 66. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Markus Janik Gesellschaft, Bremen Stefan Reiß

7./8. März NNA-Seminar: Die Wasserrahmenrichtlinie und Dr. Michael Trepel Feuchtgebiete; Vortrag: Das Niedermoorprogramm in Schleswig-Holstein - ein Beitrag zur Umsetzung der WRRL

14. März Klausurtagung für Führungskräfte Wolfgang Vogel

14. März NOKIS & Cadenza Infotag in Mecklenburg-Vorpommern Dr. Hans-Christian Reimers

21. März Weideagentur Schleswig-Holstein Thomas Wälter Sönke Beckmann Uwe Dierking

24. März 30. Betreuertagung Naturschutzgebiete Andrea Kühl Thomas Wälter

6. April BERNET CATCH Conference, Gl. Avernæs, Dänemark: Dr. Joachim Voß Classification and Assessment of the Quality of Surface Waters - experiences from BERNET CATCH - challenges for the future

12. April „Boden in der Umweltpädagogik / Möglichkeiten eines Jörn-Hinrich Frank Bodenerlebnispfades“ - Workshop T. Jacobi

24. April Exkursion im Rahmen des BIRD-Interreg Projektes zum Beate Lezius Oldenburger Graben - Projektgebiet Gruber Wiesen; Uwe Dierking Gruppe von Schweden aus dem Gebiet „Lake Hornborga“

27. April Girlsday Brigitte Baumgarth, Sabine Thiessen und viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

27. April Einsatz von Flugzeug- und Satellitengestützten Fernerkun- Dr. Eberhard Tschach dungsdaten in der Umweltverwaltung

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 205 Datum Inhalt Leitung/Referentin

1. Mai Regionaltag Friedrichstadt: Flusslandschaft Julia Jacobsen Eider-Teene-Sorge Beate Lezius Michael Mielke

4. Mai Vogelkundliche Wanderung durch die „Mangrovenwälder“ Julia Jacobsen des Schwabstedter Westerkoogpolders Michael Mielke

6. Mai Eröffnung des Bodenerlebnispfades und Saisonbeginn Dezernat 52 – Boden des Lehrpfades Kulturlandschaft Hof-Siek Bürgerverein Barkauer Land

8. Mai „Unter unseren Füßen“ - Einweihung des Bodenerlebnis- Dezernat 52 - Boden pfades im Landesbetrieb Erlebniswald Trappenkamp ErlebnisWald Trappenkamp

10. Mai „Besonders geschützte Pflanzenarten“ – Ausbildung der Dr. Silke Lütt Kräuterfrauen durch die Umweltakademie

10. Mai Von Küste zu Küste – Über die Zusammenhänge von Dr. Marek Filipinski Geologie, Böden und Vegetation Bernd Burbaum

17. Mai Führung der Naturschutzbeauftragten des Kreises Anne Benett-Sturies Segeberg über den Bodenerlebnispfad Trappenkamp (ErlebnisWald Trappenkamp) Jörn-Hinrich Frank

20.Mai Fahrradexkursion durch das NSG Hohner See und Julia Jacobsen angrenzende Moore

27.Mai Exkursion durch das NSG Delver Koog Beate Lezius

8. Juni Tagung Norddeutscher Geologen in Halle/Saale; Dr. Alf Grube Vortrag: Kames-Sedimentation im südlichen Holstein

13. Juni Aktuelle Umsetzungsschritte der Wasserrahmenrichtlinie Elisabeth Wesseler Dr. Karin Wolter

14. Juni BWK-Veranstaltung: „Sachverständige gemäß § 18 Dr. Verena Brill (Moderation) Bundesbodenschutzgesetz“, Vorträge (u.a.): Dr. Ulrike Ströh-Neben - Sachgebiet Erfassung Dr. Andreas Zeddel - Sachgebiet Gefährdungsabschätzung Pfad Boden-Mensch

15. Juni Rechtsfragen des Landesdatenschutzgesetzes Meike Sander Holger Brocks, ULD

28. Juni WRRL-Infotag; ALR Husum Dr. Hans-Christian Reimers

2. Juli 10 Jahre LANU – Aktionstag Viele LANU-MitarbeiterInnen

4. Juli Bewertung von Gewässern für die WRRL anhand der Ulrike Hamann Unterwasservegetation (Makrophyten) mit Exkursion und Bestimmungsübungen

25. Juli Erläuterungen von Fach- und Grundlagenwissen zum Hans-Kurt Siem Bereich Boden sowie Präsentationsmöglichkeiten im Rahmen von Gruppenführungen auf dem Bodenerlebnispfad Hof Siek

19. August Fahrradexkursion durch das Dörplinger Moor und das Julia Jacobsen Tielenau Tal Michael Mielke

22. – 25. 5th European Conference on Ecological Restoration; Dr. Michael Trepel August Vortrag: Is peatland rehabilitation a cost-effective measure for water quality improvement?

206 Veranstaltungen 2006 Datum Inhalt Leitung/Referentin

29. August Strategien zum Erhalt historischer Obstwiesen in Ulrich Mehl Schleswig-Holstein

31. August Rechtsfragen des Landesdatenschutzgesetzes Meike Sander Holger Brocks, ULD

5. September Untersuchung des Bodens nach deutschem Hans-Kurt Siem Bodenschutzrecht

6. September Anforderungen an Modelle für die Umsetzung der Was- Dr. Michael Trepel serrahmenrichtlinie; Vortrag: Können Modellanwendungen die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie unterstützen?

7. September NordBau-Kongress 2006 – Die neue Selbstüberwachungs- Peter Janson verordnung Schleswig-Holstein

11./12. Workshop on Remote Sensing of Intertidal Flats; Dr. Hans-Christian Reimers September Geesthacht

13. September „Naturschutz für die Landwirtschaft“: Erfahrungen mit der Julia Jacobsen landwirtschaftlichen Beratungspraxis im Naturschutz

14. September Regeneration von Seen und stehenden Gewässern – Dr. Mandy Bahnwart BWK Bundeskongress Husum Ulrike Hamann Gudrun Plambeck Elisabeth Wesseler

14. September Entwicklung der Abfallwirtschaft – BWK Bundeskongress Peter-Manfred Poos Husum

16. September Naturkundlich geführter Wanderritt durch die Flusslandschaft Beate Lezius Eider-Treene-Sorge/ Hartshoper Moor Julia Jacobsen

19. September Gewässerunterhaltung in Schleswig-Holstein Dr. Karin Wolter Anne Holm Dr. Michael Trepel

22. September Naturschutztag Schleswig-Holstein 2006 – Thomas Wälter Naturschutz und Klimawandel

27./28. Klausurtagung für Führungskräfte Wolfgang Vogel September

5. Oktober Innovative Konzepte im Ausgleichsmanagement – mit einer Dr. Thomas Holzhüter Exkursion zu den Wildpferden und Heckrindern im Eidertal

9.-12. Oktober Exkursion zum BIRD Interreg Projekt Julia Jacobsen, Beate Lezius, Michael Mielke, Sönke Beckmann, Uwe Dierking

10. Oktober Vorstellung des Jubiläumsprojektes des Landfrauenverbandes Dr. Silke Lütt „Wiederansiedlung von 60 Wildpflanzenarten“, Frauenforschungsinstitut, Kiel

11. Oktober „Das neue Programm zur Entwicklung des ländlichen Raumes Julia Jacobsen – Möglichkeiten und Perspektiven für den Naturschutz in Schleswig-Holstein 2007 – 2013“: Anforderungen an Lokale Bündnisse zur Umsetzung von Naturschutzzielen

25./26. Oktober DWA Wasser- und Bodentage; Vortrag: Nährstoffeinträge in Dr. Michael Trepel Fließgewässer beurteilen und verringern

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 207 Datum Inhalt Leitung/Referentin

1. November KFKI-Statusseminar: Metadaten im Küstengewässerschutz Dr. Hans-Christian Reimers

2. November Monitoring zum flächendeckenden Gewässerschutz in der Dr. Frank Steinmann Landwirtschaft

13. November Neue Ziele für den Binnenhochwasserschutz in Dr. Thomas Hirschhäuser Schleswig-Holstein

14. November Vorstellung des Jubiläumsprojektes des Landfrauenverbandes Dr. Silke Lütt „Wiederansiedlung von 60 Wildpflanzenarten“, Stadthalle Neumünster

16. November 18. Abfalltagung – Neues aus Abfallrecht und Abfallwirtschaft Peter-Manfred Poos

21. November Faunistisch-ökologische Arbeitsgemeinschaft Schleswig- Dr. Michael Trepel Holstein, Vortrag: Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie zwischen Bestandsaufnahme und Bewirtschaftungsplan

28. November Life Baltcoast - Projekt Dr. Silke Lütt Britta Küper (Stiftung Naturschutz)

29. November Symposium – Geoinformation für die Küstenzone; Dr. Hans-Christian Reimers HCU Hamburg

29./30. Abschlusskonferenz INTERREG-Projekt BurVal im Geo-Zentrum Wolfgang Scheer November Hannover, Vorträge: a) Buried valleys – importance for the water supply. b) From the sixties to the BurVal –3-D-Geomodel: Investigation programmes of the Ellerbeker Rinne

6. Dezember NEA GIG Benthostreffen B, NL, D im RIKZ, Den Haag: Dr. Karin Heyer Adjustment of the AMBI-Classification Tool to the Dr. Joachim Voß Schleswig-Holstein Coastal Waters (North Sea)

Interne Veranstaltungen (für Mitarbeiter/-innen des LANU):

Externe Veranstaltungen (mit auswärtigen Teilnehmern):

Kooperationsveranstaltungen mit der Akademie für Natur und Umwelt Schleswig-Holstein:

208 Veranstaltungen 2006 ebiet s g “ en im deutschen FIS Hydrogeologie „ rrohstoffe ä nder in Bezug auf Fragen des Artenschutzes ä r gutachterliche Begleitung zum Washingtoner r gutachterliche Begleitung zum Washingtoner ü bereinkommen ü tzen ä bergreifende Koordinierung Bodeninformationssystem bergreifende Informationsgrundlagen zum Bodenschutz ü ü chennaher mineralischer Prim pl ä ß nder nder ndervertreter f ä ä ä Abschnitt der Elbe im Rahmen des ARGE Elbe- und IKSE-Messprogramms

“ BO): Ä

bereinkommens Artenschutz “ r Naturschutz zu Fragen des L “ ü ü Fachinformationssysteme (FIS) Informationsgrundlagen „ Steuerungsgruppe Fachinformationssysteme „ Bodenforschung (DK BLGeo): oberfl „ „ ß

“ Rohstoffe „ Bodenbelastungen auf Wurfscheiben- Entwicklung fachlicher Grundlagen zur Minimierung von Bodenbelastungen auf rden ‘ im FB I Umwelt (Abfall, Boden, Wasser) des im FB I Umwelt (Abfall, Boden, Wasser) Schie ö ‘ sse/Arbeitsgruppen Ziel/Zweck ü und “ tzen (WFD) - Sprecher der deutschen Delegation der Elbe im Bereich des Datenmanagements und Kartographie nder-Arbeitsgemeinschaft Bodenschutz (LABO): nder-Arbeitsgemeinschaft L ä “ nder Ausschu nder Ausschuss Bodenforschung (DK / BL Geo): (Geowissenschaftliche Grundlagen) nder Arbeitskreis Umweltmanagement nach EMAS Informationsaustausch und Erarbeitung von einheitlichen Standards ä ä ä ä pl ß ndiger Ausschuss 2 nder Ausschuss Bodenforschung (DK BLA nderarbeitsgemeinschaft Naturschutz-Arbeitskreis Koordinierung der L ä Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie im Einzugsgebiet Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie ergebenden Aufgaben im internationalen Einzugsg Wasserrahmenrichtlinie ä ä Ad-hoc-Arbeitsgruppen Rohstoffe Bodeninformationssysteme Direktorenkreis der staatlichen geologischen Dienste Bund/L Fachliche Koordinierung und Zusammenarbeit im Bereich der Sicherung Ad-hoc-Arbeitsgruppe Bund/L St Direktorenkreis der staatlichen geologischen Dienste; L Arbeitsgruppe Daten des Koordinierungsrates der von Schleswig-Flussgebietsgemeinschaft Elbe - Vertretung Holstein des Einzugsgebiete menrichtlinie ergebenden Aufgaben im deutschen Teil in Umweltbeh Zeitgerechte Koordinierung der sich aus Umsetzung EU-Wasserrah- der Elbe im Bereich des Datenmanagements und Kartographie der Elbe Schie im DIN (NAW) Normenausschusses Wasserwesen „ Beirat der Seehundstation Friedrichskoog Beratung der Seehundstation Friedrichskoog Washingtoner Artenschutz Washingtoner (DVGW), Arbeitsgruppe Grundwasserversalzung Direktorenkreis der staatlichen geologischen Dienste Bund/ Erstellung der Informationsgrundlagen eines L Ad-hoc-Arbeitsgruppe Artenschutzrecht Beirat des Bundesamtes f (FIS) Hydrogeologie ft Bund-/L djer Arbeitsgruppe ö ä J. Beller E. Bornh Naturschutz und Wald Schaffung von Naturschutzgebieten B. Baumgarth Bund/L Dr. G. Agster Dr. e.V. des Gas- und Wasserfaches Deutscher Verein Erarbeitung von Grundlagen und Konzepten zur Grundwasserversalzun Name Fachaussch G. Baltes Internationale IKSE-Expertengruppe Data der AG Zeitgerechte Koordinierung der sich aus Umsetzung EU- Dr. N. B Dr. Dr. M. Bahnwart Dr. Arbeitsgruppe Hydrobiologie des deutschen Elbe-Abschnitts Abstimmung der hydrobiologischen Untersuchungsverfahr R. Albrecht L Gremien

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006 209 gen zum ber- ä ü bergreifender tstellung von ü nder m Altlastenbereich ä bergreifende Abstimmung zu Fachfragen der rkung der Zusammenarbeit im Bereich ü ä ndern Bremen, Hamburg, Niedersachsen und ä nder ä bersichtskarte 1:200.000) ischen Biotopverbundes ü ä lich der Quellen und des hyporheischen Interstitials tze zur Beurteilung von Wechselwirkungen zwischen tze zur Beurteilung von Wechselwirkungen ß ä lle kologischen Grundwasserforschung und des Grundwasser- nosen ä ö ö sser im Einzugsgebiet der Elbe ä bergreifende Zusammenstellung der fischbiologischen hrung des Wassersicherstellungsgesetzes hrung des Wassersicherstellungsgesetzes ü ü ssermorphologie und Abflussregime sowie deren Auswirkungen auf die sserbioz ä ä hrliche Abf ä rderung der nder ä ö Vorranggew Schleswig-Holstein Fachfragen Gew wachung im Ostseeraum, St gef Entwicklung und Implementierung von Instrumenten zur Abfallstrom Gew “ r Planung eines europ geltenden Recht, Bearbeitung von Vollzugsproblemen ü Durchf “ r “ ü nge ä kohydraulik mter/ Fachliche Beratungen, l „Ö ä sterreich, Schweiz Altlastenbearbeitung

Ö “ Kartenwerke (Boden Kartenwerke “ Wassersicherstellung schutzes, einschlie schutzes, „ “ r Limnologie (DGL), Arbeitskreis F r Wasserwirtschaft, Abwasser und r Wasserwirtschaft, und Ans Verfahren ü ü Boden „ Baltic Haz Control ngigkeit/Fische der FGG Elbe L r Umwelt einschl. „ ä ü dtetag Schleswig-Holstein r Geowissenschaftliche Wissenschaftlicher Beirat ä Vollzugshilfe - Fachkundelehrg Vollzugshilfe ü „ sse/Arbeitsgruppen Ziel/Zweck r Raumforschung und Landesplanung (ARL) Darstellung des Instrumentariums von Raumordnung und Landesplanung zur ü (AG Umwelt-Geoinformationssysteme) ü “ nderarbeitsgruppe nder Ausschuss Bodenforschung (BLA Fachliche Beratungen nder-Arbeitskreis Umweltinformationssysteme: nder-Arbeitskreis Geodatenmanagement Umweltinformationsysteme ä ä ä nderarbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA): Ad-hoc- Erarbeitung von Verbesserungsvorschl Novellierung der Vollzugshilfe, nder-Ausschuss Bodenforschung (DK BLA-GEO): Ad-hoc nder-Ausschuss bodenkundlichen Auswertungsmethoden, Erstellung l ä Lebensraum Grundwasser ä AG UGIS Schleswig-Holstein Gemeinschaftsaufgaben Direktorenkreis der staatlichen geologischen Dienste Bund/L des Ministeriums f Bodenforschung) als Vertreter Fachliche Beratungen, bundesweite Abstimmung in geowissenschaftlichen und Verkehr Wirtschaft, Technologie Akademie f Landesarbeitsgruppe Nord Rohstoffsicherung in den L Deutsche Gesellschaft f „ L Arbeitsgemeinschaft Arbeitsgruppe Abfall (ATV-DVWK) Arbeitsgruppe WW-3.5 Arbeitsgruppe WW-3.5 Abfall (ATV-DVWK) und UBA Landesanstalten f Ad-hoc-AG Durchg Bund/L „ Landkreistag, St Erfahrungsaustausch Altlasten der Landes Interreg IIIb-Projekt ner Bund-/L mann Arbeitskreis der Altlastensanierungsgesellschaften Informationsaustausch zur Sanierung von Altlasten ß ß H. Fle M. Fiedler L A. Drews f Ecological Network Project, Vertreter Transnational B. Burbaum E. Bu S. Christensen Dr. Direktorenkreis der staatlichen geologischen Dienste Bund- Leibniz-Institut f Fortschreibung der Bodenkundlichen Kartieranleitung, Berei Dr. M. Brunke Dr. f Deutsche Vereinigung Name Fachaussch Brill V. Dr. Arbeitskreis Abfall und Bodenschutz, Schleswig-Holsteinischer Abstimmung im Hinblick auf einheitliche Regelungen i

210 Gremien cksichtigung des ü r ä tssicherung in den ä sser ä berschreitenden Verbringung berschreitenden Verbringung ü r den Datenaustausch im Rahmen der ber Schutz und Entwicklung im ü stengew ü ü nder zum Schutz und zur Entwicklung des BR ä tskomponente Makrophyten / Phytobenthos nder in die Erprobung des WRRL-Bewertungs- ä ä rden ö ltiger stratigraphischer Tabellen und Stratotypen ltiger stratigraphischer Tabellen r die Qualit ü ü bergreifende Zusammenarbeit bei der Erstellung, dem Betrieb und bergreifende Abstimmung renreservat ungen (in SH wahrgenommen durch das LANU) der 5 am BR Flussland- tssicherung von Phytoplanktonanalyse- und Bestimmungsmethoden ä ü ü berwachungssystem ASYS berschreitenden Abfallverbringung ä ü ü nderjylland im Bereich der grenz ø nder nder ä ä bietes der Elbe im Bereich des Datenmanagements und Kartographie agierenden Beh schaft Elbe beteiligten Bundesl (Taxonomie) (Taxonomie) Abfall ergebenden Aufgaben im internationalen Einzugsge- Wasserrahmenrichtlinie “ V- L D von Erarbeitung eines Feinkonzeptes unter besonderer Ber Umsetzung Zeitgerechte Koordinierung der sich aus Umsetzung EU- “ Biologische verfahrens f Biologische verfahrens „ „ r Forschung der K Synoptische Vermessungen bfall nderarbeits- Einbindung der Bundesl ü ä A nderjylland - der Zusammenarbeit zwischen den in Schleswig-Holstein und Verbesserung ø ogene Stratigraphie Festlegung g der L ä “ emeinsame nder-AG) Biosph nder-AG) G ä renreservat Flusslandschaft L ä Schleswig-Holstein online nder (L „ ä sser und Interkalibrierung nach ä r Neogene und Pal ü gew ß sse/Arbeitsgruppen Ziel/Zweck ü Makrophyten / Diatomeen

„ “ nder-Messprogramm (BLMP), Arbeitsgruppe nder-Messprogramm Planung und Umsetzung der biologischen Qualit renreservates (BR) Flusslandschaft Elbe verwalt ä berschreitende Zusammenarbeit S tssicherung Biologischer Arbeitskreis Programmen ä ü ä steningenieurwesen, KFKI) r ü ä teme) der Abfallwirtschaft, insbesondere dem von DV-Systemen Weiterentwicklung nderarbeitsgruppe GADSYS ( nderarbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA): Ad-hoc Definition einer Datenschnittstelle f ä ä im K der EU-Wasserrahmenrichtlinie im Einzugsgebiet der Elbe der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WFD) - Leitung Arbeitsgruppe Daten des Koordinierungsrates der Flussgebietsgemeinschaft Elbe - Leitung Zeitgerechte Koordinierung der sich aus Umsetzung EU-Wasserrah- des Einzugsge- menrichtlinie ergebenden Aufgaben im deutschen Teil biet der Elbe im Bereich des Datenmanagements und Kartographie EU-WRRL Arbeitsgruppe Eudin Datenschnittstelle grenz Qualit HELCOM Phytoplankton Expert Group (international) Sys Qualit L der Anrainerstaaten des Nordseebeckens Regionale Stratigraphie von Deutschland, Subkommission Synopsis neuer stratigraphischer Ergebnisse im Terti Terti Bewertung Flie gemeinschaft Wasser (LAWA): Unterausschuss (LAWA): gemeinschaft Wasser Arbeitsgemeinschaft der Schutzgebietsverwaltungen des Biosph Fachlicher Austausch und Erarbeitung von Empfehlungen der Schutzgebiets- Land und Kommunen: Projektgruppe Digitaler Atlas Schleswig-Holstein und Umweltatlas Schleswig-Holstein Digitalen Agrar- Elbe der Elbe-Anliegerl mpel L rs Regionalkomitees f rs Regionalkomitees ö ü rtzen eGovernment-Initiative bel Bund/L ö ö R. Hiemcke Internationale IKSE-Expertengruppe Data der AG S. GlaubitzB. Morning Grenz Schleswig-Holstein in S A. Heyen AG Synopse (Arbeitsgruppe des Kuratoriums f J. G Dr. H. G Dr. D. G U. Hamann Fachbeirat Dr. K. G Dr. J. Gemperlein Arbeitsgemeinschaft Biosph Name Fachaussch

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 211 ischer ä mischer tskomponenten ä tskomponente in ä haftlicher Ergebnisse; rden ö Vorgaben “ 7a WHG § r verschiedene Qualit bergreifende Abstimmung der ü ü INSPIRE „ ssern der Nord- und Ostsee nder ä ä hrung von Veranstaltungen, Beratung des hrung von Veranstaltungen, ü r Fragen der geowissenschaftlichen Datengewinnung, - ü bergangsgew cksichtigung der Ü ü sten- und ü t Grundwasserversalzung ä nach Festlegung des Standes der Technik “ bei der Erarbeitung von Grundlagen und Konzepten zum Themenbereich

“ “ ranlagen (NAW V 36) Abwasserbereich ä sser und Interkalibrierung und Begleitung der Interkalibrierung ä ischen Kommission (WISE) auf europ Entwicklung des Fachinformationssystems Wasser Geologischen Landesaufnahme, Methodenvereinheitlichung ä “ Mitglied der deutschen Ebene unter Ber gew –

ß “ Abwasser aus Werften „ des Arbeitskreises Naturschutz Mitarbeit; Beratung der Unteren Naturschutzbeh Geologie chennahe Geothermie mter “ Grundwasserversalzung „ ä ä „ r Normung e.V.(DIN), r Normung e.V.(DIN), im Festlegung von allgemein anerkannten Regeln der Technik ü

Oberfl Eingriff “ „ „ sse/Arbeitsgruppen Ziel/Zweck ü DG Environment „ ndermessprogramm (BLMP) AG EU- fachliche Umsetzung der WRRL hinsichtlich dieser Qualit nder-Arbeitskreis nder-Arbeitskreis nder Ausschuss Bodenforschung (DK BLA Geo): Koordinierung von Planungskarten Untergrundparameter, nder Ausschuss Bodenforschung (DK / BLA Geo): speicherung und -auswertung. L ä ä ä ä nderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA): Arbeitskreis (LAWA): nderarbeitsgemeinschaft Wasser Erstellung von Bewertungssystemen f Biologische Bewertung Flie ä Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft (DGG) der DGG Vorstands Arbeitskreis Umwelt- und Ingenieurgeophysik der Erfahrungsaustausch, Durchf Arbeitsgruppe Bund/L Ad-hoc-Arbeitsgruppe Bund/L Unterarbeitsgruppe Makrophyten Deutscher Delegierter in der Baltic Geographic Intercalibration WRRL-Interkalibrierung in der Ostsee Group (GIG) Wasserrahmenrichtlinie (WRRL): Leiter der Wasserrahmenrichtlinie den K Landesanstalten und - Deutsches Institut f Kl Normenausschuss Wasserwesen, Landkreistages Hamburg- Harburg DVGW-Forschungsstelle an der Technischen Universit an der Technischen DVGW-Forschungsstelle nach EU-WRRL „ European Association of Aquatic Sciences Libraries and Information Centres (EURASLIC) an einem beschleunigten Leihverkehr Teilnahme Delegation Vogelschutzrichtlinie Abteilung Facharbeitsgruppe GIS der Europ ter Arbeitsgruppe ü Dr. R. Kirsch Dr. Direktorenkreis der staatlichen geologischen Dienste Erfahrungsaustausch zur Potentialermittlung, Bestimmung Ther Dr. H. Kaufhold Dr. Direktorenkreis der staatlichen geologischen Dienste; Beratende Funktion f Dr. C. Kabel-Windloff Dr. R. Karez Dr. Arbeitskreis der Altlastensanierungsgesellschaften Bund-/L Informationsaustausch zur Sanierung von Altlasten H. Jessen der Bundes- und der Verwaltungsleiter Tagung Erfahrungsaustausch und Koordinierung P. Janson P. Bund-/L Dr. T. Holzh T. Dr. Dr. H. Holthusen Dr. Arbeitsgemeinschaft A. Holm L V. Hildebrandt V. B. Holler-Gronow Umsetzung der Fauna- Flora- Habitat- (FFH)- und Arbeitsgemeinschaft Meereskundlicher Bibliotheken (AMB); neuer fachwissensc Informationsaustausch; Vermittlung Fachliche Zusammenarbeit und Koordinierung Name Fachaussch

212 Gremien ber- ü r die ange- kologischen ü nder ä ffentlichung der ö r das ö ü r die ü r Messungen und sser ä ü ge zur l ä tssicherung f ä r stehende Gew nder in den deutschen Seegebieten ü ä r den wasserwirtschaftlichen Praktiker ü ren Stoffe der WRRL ä stenbereich hrung der Monitoringprogramme f ü r den Bau und Betrieb von immissions ü ü hren-relevante Rahmenbedingungen beim Vertrieb geo- hren-relevante Rahmenbedingungen beim Vertrieb stenvogel-Bestandserfassungen und Ver ü ü bergreifender Empfehlungen und Konzepte f ü rde ö nder ä hrung von K ü r die Liste der priorit ü Setzen von Standards f Messnetzen; Erarbeitung von Grundlagen und Methoden f Bewertungen bei terrestrischen Bioindikatororganismen Flensburger F Fachdienststellen des Bundes und der L Niedermoorprogramm Ergebnisse “ , Hydrogeologie, Regelwerke f “ - Leitung “ rde Organisation und Durchf der f der ö sser “ ä

“ “ xen-Gesellschaft Fachliche Zusammenarbeit und Informationsaustausch ü Durchf Grundwassererkundung “ Bioindikation/ Wirkungsermittlung „ „ 7a WHG und AbwAG Hydrogeologie § „ r Wasserwirtschaft und Kulturbau r Wasserwirtschaft Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse aus dem Bereich Hydrologie/ ü dwestliches Holstein im Ballungsraum Hamburg Koordination der wasserwirtschaftlichen Vorplanung nderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) (LAWA) nderarbeitsgemeinschaft Wasser Physikalische und chemische Analysen- Anpassung der in Abwasserverordnung genannten Analyseverfahren und ü ä „ Bewertung stehender Gew r Vogelschutz Informationsaustausch zwischen staatlichem und ehrenamtlichem Vogelschutz „ ü AG: (TMAP) Expertengruppe (DTEG) Seevogelschutz sse/Arbeitsgruppen Ziel/Zweck – Trilaterales Monitoring- und Assessmentprogramm Trilaterales Nationale Facharbeitsgruppe zum TMAP “ „ ü „ nische Arbeitsgruppe Flensburger F ä nder Ausschuss Bodenforschung (DK BLA GEO): wissenschaftlicher Fachdaten: Status Quo und Vorschl nder-Messprogramm (BLMP) Arbeitsgruppe nder-Messprogramm Koordinierung und Harmonisierung der Umsetzung EU Wasserrahmen- nder Ausschuss Bodenforschung (DK BLAGEO): wandte Hydrogeologie nder-Messprogramm (BLMP) Arbeitsgruppe Nordsee nder-Messprogramm Planung, Organisation und Umsetzung des gemeinsamen Messprogramms der nder nder-Messprogramm (BLMP), Arbeitsgruppe nder-Messprogramm Abstimmung der Analysenverfahren und Qualit ä ä ä ä ä ä tssicherung Chemischer Arbeitskreis Messprogramm ä nderarbeitsgemeinschaft nderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA): (LAWA): nderarbeitsgemeinschaft Wasser Entwicklung eines Bewertungssystems f nder-Arbeitsgemeinschaft der staatlichen Vogelschutzwartennder-Arbeitsgemeinschaft Abstimmung in wesentlichen Fragen des Vogelschutzes ä ä Moornutzung und Landschaftspflege ä Personenkreis Geoinformationswirtschaft greifend weitergehenden Vereinheitlichung Bund/L Wasserrahmenrichtlinie Wasserrahmenrichtlinie richtlinie im deutschen K Bund/L Wattenmeer e.V.(DVWK), Fachausschuss e.V.(DVWK), Ansprechpartner L Unterausschuss Ad-hoc-Arbeitsgruppe Bund/L „ Bund/L Arbeitskreis Moore der Reinholdt-T Begleitarbeitskreis Niedermoorprogramm Fachliche Begleitung der Niedermooruntersuchungen, Umsetzung Deutscher Rat f Qualit Bund/L und Messverfahren zu Arbeitskreis tt Arbeitskreis der Deutschen Gesellschaft zur Torfnutzung Fachliche Zusammenarbeit und Informationsaustausch nger-von-Oepen nger-von-Oepen Direktorenkreis der staatlichen geologischen Dienste und Geb Technische ü ä W. Scheer W. Lenkungsgruppe s Dr. P. S P. Dr. Dr. U. Rammert Dr. L T. Petenati T. Deutsch-d Dr. H.C. Reimers Dr. Deutsches Dr. R. Otto Dr. f Deutscher Verband G. Plambeck L Dr. S. L Dr. Dr. B. Nommensen Dr. Direktorenkreis der staatlichen geologischen Dienste Erarbeitung l H. Michelsen Bund/L Dr. W. Knief W. Dr. L Name Fachaussch

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006 213 sser ä r ü ndern ä tszielen ä Monitoring hrung von „ ü ne FG Elbe; ä ge, Stellungnahmen zu ä r die Durchf ü ndereinheitlichen ä tzung des Schnellen Stofftransportes ä r Bewirtschaftungspl ü ge f tszielen und Erarbeitung von Qualit ä ä

“ glichkeiten zu Modellanwendungen. ö r die Verwendung von mathematischen Modellen als r die Verwendung bergreifenden Kriterien f ü ü ssern ä ttern nahmenprogrammen der internationalen FGG Elbe tzung der AG OW FGG Elbe, Empfehlungen zum ä nder ß ü ä nahmen auf den Klimawandel zwischen Bund und L ß en ber Anforderungen an das Einleiten von Abwasser in Gew ttern und Qualit öß ä ü chengew ä ge zu Ma bergreifender Austausch der Modellanwender, Einrichtung und bergreifender Austausch der Modellanwender, ä ü nder ä Verordnung Verordnung Vorschl von Stoffen zur WRRL Umweltkernindikatorensatzes Anpassungsma , Erarbeitung Merkblatt f “ des Erstellen eines Merkblattes zur Absch tsziele Stoffdatenbl „ “ ä nder- Erarbeitung von l der L ä “ den ö

“ der Bund/L Anforderungen an das Einleiten von Abwasser nach dem Stand der Technik rdenvertreter) “ “ ö den , Ad-hoc-Arbeitsgruppe Vergleichsgr ö “ nder-Arbeitsgemeinschaft nder-Arbeitsgemeinschaft Erarbeitung Arbeitshilfe Sickerwasserprognose bei orientierenden nder-Arbeitsgemeinschaft nder-Arbeitsgemeinschaft Erarbeitung Arbeitshilfe Sickerwasserprognose bei Detailuntersuchungen r B ä ä ü Messnetze zur Erfassung der zum Themenbereich Erarbeitung eines DWA-Strategiepapiers „ Schadstoffmonitoring, Vorschl Schadstoffmonitoring, Grundwassermodellierung “ ge, Auswirkungen und Qualit von Oberfl von Quellen und Transport von Quellen und Transport Fachliche Unterst „ ä “ „ sser und Boden 7 der Deutschen im Boden anhand der Bodenansprache Feld ä Schneller Stofftransport in B „ Sickerwasserprognose Instrumente zur Sickerwasserprognose Bodenbelastungen „ „ „ r Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. Abwasser und Abfall e.V. r Wasserwirtschaft, r Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V.r Wasserwirtschaft, Merkbl ATV-DVWK sse/Arbeitsgruppen Ziel/Zweck ü ü ü nder Arbeitsgemeinschaft Bodenschutz (LABO): Erarbeitung bundeslandbezogener Boden-Hintergrundwerte als nder-Arbeitsgemeinschaft Bodenforschung (BLA GEO) nder-Arbeitsgemeinschaft Nutzung von Austauschm ä ä chskreis 69 (Industrie und Beh ä nderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) in der Deutschen (LAWA) nderarbeitsgemeinschaft Wasser Bearbeitung aktueller Fachfragen und Umsetzung des Expertenwissen in nderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA): Unterausschuss (LAWA): nderarbeitsgemeinschaft Wasser Strategie zur Bestandsaufnahme diffuser Stoffeintr nderinitiative Kernindikatoren eines l Schaffung und Weiterentwicklung ä Referenz-/ Hintergrundwerte f ä ä (ATV-DVWK), Fachausschuss 7, Bodenschutz, Boden- und (ATV-DVWK), Grundwasserverunreinigung Arbeitsgruppe 7.1 Fachausschuss Gew f Vereinigung (ATV-DVWK) Abfallwirtschaft Bund der Ingenieure Wasserwirtschaft, und Kulturbau (BWK) e.V. Instrumente zur Sickerwasserprognose Abwasser aus der Herstellung von Druck- und graphischen Erzeugnissen, Reproduktionsanstalten (Abwasserverordnung-AbwV), Erarbeitung der fachlichen Grundlagen f Vereinigung f Vereinigung Arbeitsgemeinschaft Bodenforschung Altlastenausschuss der Bund-/L Bund/L Arbeitsgruppe Sickerwasserprognosen im Rahmen des Bundesbodenschutzgesetzes Bodenschutz (LABO): Unterausschuss Sickerwasserprognose Arbeitsgruppe Untersuchungen Bodenschutz (LABO): Unterausschuss Sickerwasserprognose Kommunikationsforum Arbeitskreis 4 „ Wasserbeschaffenheit DWA-Arbeitsgruppe HW-2.1 HW-2.1 DWA-Arbeitsgruppe Ad-hoc-Arbeitsgruppe Schadstoffen in der Elbe AK Klimafolgen beim UBA Stoffe: Relevante Eintr Information und Abstimmung der Klimafolgenforschung eventueller drs. K. Stoepker Altlastenausschuss der Bund-/L J.-U. Thaysen Gespr Dr. F. Steinmann F. Dr. L H.-K. Siem Bund-/L Dr. F. Schulz F. Dr. L M. Schmidt L Name Fachaussch

214 Gremien stab 1:10.000 ß ssel g des BLA GEO ü tzten Informations- ü chen in der EU ä ben 1:50.000 und gen in die Elbe und ä ä st ß r den Bewirtschaftungsplan ü tzten, GIS-gest ü hrstoffeintr ä nderstandards; Zuarbeit z.B. zu F+E- ä tter und Stellungnahmen ä ber L ü nahmen zum Schutz und zur Nutzung des Kalkberges ß tskartierung im Kreis Herzogtum Lauenburg Ma ä bergreifende Bilanzierung von N bergreifende Bearbeitung aktueller Fachfragen und Umsetzung des bergreifender Austausch zur KW-Geologie und anderen bergreifender Austausch zur KW-Geologie hrung von Fachveranstaltungen zu aktuellen Fragen ü ü ü ü glichkeiten ihrer Verringerung als Grundlage f glichkeiten ihrer Verringerung sidenten und Leiter rderung der Regionalen Nachhaltigkeit nder nder nder ä ö ö ä ä ä Biodiversit und andere Konventionen im Raum Eiderstedt und Eider-Treene-Sorge-Gebiet und andere Konventionen im Raum Eiderstedt Eider-Treene-Sorge-Gebiet mit dem Ziel der Entwicklung einheitlicher Klassifikationsschl M Durchf Nutzungspotenzialen Erarbeitung eines Fernerkundungsunterst Vorhaben “ “ Beratung der Stiftung “ fung ü EU- System zu Erfassung und Monitoring von Natura 2000-Biotopen –

“ glichkeitspr rde, Rendsburg, F ä ö Erfahrungsaustausch Gegenseitige Information v.a. mter Pr ä „ Stiftung Oldenburger Wall „ ume in Schleswig-Holstein Austausch von Informationen und Beratung ä r Moor- und Torfkunde und Torfkunde r Moor- Sektionsvorsitzender Naturschutz und Raumordnung; Organisation r Wasserwirtschaft, Abwasser und r Wasserwirtschaft, L ü ü r Luft- und Raumfahrt e.V.) r Luft- und Raumfahrt e.V.) r Luft- und Raumfahrt e.V.) ü ü sidenten und Leiter der Landesanstalten Bundesweite Koordination, Kooperation und Erfahrungsaustausch der Global Monitoring for Environment and zur Integration von Satellitenfernerkundungs- und operationellen Verfahren ä „ (Deutsches Projektmanagement: Optimierung der Information und Gewinnungsprozesse “ hrstoffe der FGG Elbe - Leitung L sse/Arbeitsgruppen Ziel/Zweck ä ü Remote Sensing Company, UK) Remote Sensing Company, – nder-Arbeitsgemeinschaft nder-Arbeitsgemeinschaft nder Ausschuss Bodenforschung (DK BLAGEO): ä nster ä ü r Umwelt und der Landesumwelt Spatial Indicators for European Nature Conservation (SPIN) Earth Observation for Natura 2000 (EON2000+) EU-Verbundprojekt, 5. Rahmenprogramm (Projektleitung: EU-Verbundprojekt, systems zum Monitoring von naturschutzrelevanten Fl ü K E R N: Technologieregion Kiel, Eckernf K E R N: Technologieregion Neum Deutsches Zentrum f Security (GMES) GMES-Service-Element (GSE-) Forest Monitoring in den Ma Landesweite Erfassung von Waldtypen Verbundprojekt, 5. Rahmenprogramm (Projektleitung: Verbundprojekt, Infoterra EU/ESA-Initiative: – f „ Deutsches Zentrum f „ Abfall e.V. (DWA), Fachausschuss 6, Bodennutzung und (DWA), Abfall e.V. Merkbl Expertenwissens in DWA Wirkungen auf Grundwasser Deutsche Gesellschaft f Ad-hoc-AG N zur fachlichen Handhabung der FFH-Vertr Arbeitskreis Tiefengeothermie Arbeitskreis Tiefengeothermie L Kohlenwasserstoff-Verbund Wissenschaftlicher Beirat der Bund/L Arbeitskreis Naturerlebnisr W. Vogel Vogel W. Fachtagung der Pr Dr. E. Tschach E. Tschach Dr. Integrated Project Geoland Entwicklung eines Monitoringsystems im Hinblick auf EU-Richtlinien Dr. M. Trepel M. Trepel Dr. f Deutsche Vereinigung C. Thomsen Direktorenkreis der staatlichen geologischen Dienste Mitarbeit, Erstellung eines digitalen Produktkatalogs im Auftra S. Thiessen Bund-/L Dr. H. Thiessen Dr. Beirat bei der Kalkberg GmbH Bad Segeberg Abstimmung von Ma Name Fachaussch

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 215 nahmen, ß sser der Marschen zur ä EU-Nitratrichtlinie äß stenbereich ü tskartierung Ostsee ä r die Gew ü llen im Meeresbereich zur Beratung des ben f r den Mitte 2004 an die Kommission gelie- sser im Rahmen der EU WRRL ä ä ä ü e zu neuen Initiativen, Beratungsgremium ber den Zustand der Ostsee st ü ß öß r Natur und Umwelt chengew ü ä nder in den deutschen Meeresgebieten ä ssen internationaler Meeresschutz-Konventionen, bergreifenden Leitlinie zur Bewertung des Eutrophierungs- ü ü r alle Oberfl ü ten Bericht der Bundesrepublik Deutschland gem bei der Umsetzung der EU Wasserrahmenrichtlinie bei der Umsetzung EU Wasserrahmenrichtlinie Planung und fachliche Begleitung der Sensitivit Havariekommandos (91/676/EWG) Wissenschaftliche Expertengruppe zur Erarbeitung von Konzepten zum Management von Havarien und Unf Aufdeckung von Defiziten, Anst Erarbeitung fachlicher Grundlagen ” llen ä sser Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie ä nder- relevanten Beschl relevanten ä “ stenl ü mter und des Projektinitiierung Erfahrungsaustausch, Verfahrensabgleich, ä (Obmann) fer “ zustandes f zustandes stennaturschutz ” der Bund/K ü “ Folgen von Schadstoffunf (BfN) „ “ nder-Ausschusses Nord- und nder-Ausschusses Erarbeitung von Empfehlungen zur nationalen Umsetzung naturschutz- ä mpfung von Meeresverschmutzungen ä tskartierung r Wasserwirtschaft, Abwasser und r Wasserwirtschaft, Erarbeitung von Bewertungsma ä ü r Natur und Umwelt S-H Beratung der Akademie f Naturschutz der Landes ü Meeres- und K „ „ EU-Nitrat-Bericht 2004 „ r Naturschutz A Conceptual Framework for the Assessment Erarbeitung einer ü Sensitivit ber die Bek “ „ sse/Arbeitsgruppen Ziel/Zweck ü ü nder-Messprogramm (BLMP): Arbeitsgruppe nder-Messprogramm Koordinierung und Harmonisierung der Umsetzung EU nder-Messprogramm (BLMP): Arbeitsgruppe nder-Messprogramm Planung, Organisation und Umsetzung des gemeinsamen Messprogramms ä ä chskreis des Bund-L ä nderarbeitsgemeinschaft Wasser(LAWA): nderarbeitsgemeinschaft Wasser(LAWA): Grundwasser f Erstellung des Teils ä Unterausschuss Abfall (ATV-DVWK) Arbeitsgruppe GB-1.3 Marschengew Abfall (ATV-DVWK) Beirat der Akademie f Wasserrahmenrichtlinie Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) im deutschen K Wasserrahmenrichtlinie Bundesamtes f Bund/L Ostsee (Vorsitz) und ARGE BLMP Ostsee (Vorsitz) des Bundes und der L Flussgebietsbeirat Eider Regionales Beteiligungsgremium zum Informationsaustausch und Beratung ECOSTAT AG ECOSTAT of Eutrophication in European Waters Arbeitsgruppe Vereinbarung ki-Kommission zum Schutze der Meeresumwelt des Ostseegebiets WP1 Classification and EU-Projekt BERNET CATCH: des Eutrophierungsmanagements durch regionale Ma Verbesserung Monitoring and Assessment Group (HELCOM MONAS) der Helsin- Umweltexpertengruppe (UEG) Assessment (Vorsitz) und Steering Group Assessment (Vorsitz) Gespr Ostsee (BLANO) zu (WRRL) Umsetzung der EU Wasserrahmenrichtlinie Bund/L ß lter Arbeitsgemeinschaft ä W. Wolters Wolters W. L Dr. K. Wolter K. Wolter Dr. f Deutsche Vereinigung Dr. J. Vo Dr. Name Fachaussch T. W

216 Gremien r das ü tten ä st ß 36 GewO f § r die Abfallanalytik ü Anleitung zur – r den Pfad Boden-Mensch) fwerten und Bewertungshilfen bei ü ü 18 BBodSchG und § r Planung und Umsetzung von ü tzung f 3 BNatSchG ä § ischen Normung f

ä äß ndigen nach ä bergreifenden Pr ü hrdungsabsch nder ä ä cksichtigung von Umweltanforderungen beim Bau Schie ü Biotopverbundsystemen gem des DIN Spiegelgremium des CEN TC 308 “ ffentliche Bestellung Zulassung von Sachverst ö Fachliche Begleitung der europ “ Bundesweiter Festlegung bundesweiter Standards f

„ Aufkommen, Verbleib Aufkommen, Verbleib Fachliche Begleitung des Forschungsvorhabens “ Entsorgung „ nder-Arbeitsgemeinschaft nder-Arbeitsgemeinschaft Erarbeitung von l „ ä lle ä r Bodenschutz und Altlasten, Sachgebiet 4 (Gef ü r Normung (DIN), Bodenbezogene Erstellung einer Norm zur Bodenbeschaffenheit ü r das Sachgebiet 4 nder-Finanzierungsprogrammes Wasser, Wasser, nder-Finanzierungsprogrammes ndigen f ü Abfalluntersuchungen ä “ ä sse/Arbeitsgruppen Ziel/Zweck „ ü t mineralischer Abf ä nder-Arbeitsgemeinschaft nder-Arbeitsgemeinschaft ä Arbeitsausschuss NAW I1/UA2 Arbeitsausschuss NAW Fachbereich I Umwelt Beirat des UFOPLAN-Vorhabens und Qualit Biotopverbund Rahmen des L Boden und Abfall Normungsvorhaben, DIN 19740; Betreuung des Projekts im Ber Fachgremium f Deutsches Institut f von Sachverst Bodenschutz (LABO): Unterarbeitsgruppe Schadstoffbewertung der Altlastenbearbeitung Handelskammer Hamburg, Anerkennung/ Dr. H.- D. Zerbe Dr. LAGA-Forum U. Zeltner Bund/L Dr. A. Zeddel Dr. Altlastenausschuss der Bund-/L Name Fachaussch

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 217 218 r ü Abteilung 5 des Landes Geologie und Boden Landesamt f Geowissenschaftliche Grundlagen Geologie Boden Altlasten Ingenieurgeologie; Energierohstoffe; Geopotenziale des tieferen Untergrundes Natur und Umwelt Schleswig-Holstein sserschutz Umweltmanagementbeauftragte ä sten- Personalrat Vertrauensfrau der Schwerbehinderten ü kologie sser Personalrat Vertrauensfrau der Schwerbehinderten ö ä sser ä sser Gew ä - und K Abteilung 4 ß sser; Geographische r gew ä ß ü stengew ü Technischer Gew Flie Hydrologie und Morphologie der Flie gew Informationssysteme Seen Grundwasserhydrologie, Grundwasserschutz Grundwasserbewirtschaftung K Direktor ndliche ä Natur und Umwelt des Landesamtes f Abteilung 3 Naturschutz und Landschaftspflege chenhafter Naturschutz ume ä kosystemschutz ä Ö Landschaftsplanung; Eingriffsregelung; Kartographie Artenschutz; Staatliche Vogelschutzwarte Fl R Allgemeine Angelegenheiten des Naturschutzes; Naturschutz und l rde rde ö ö lle) ä lle und ä Gleichstellungsbeauftragte Abteilung 2 Gleichstellungsbeauftragte Abfall/Immissionen Abfalltechnik Grundlagen der Stoff- und Abfallwirtschaft Obere Abfall- entsorgungsbeh (Sonderabf Abfalltransporte) Obere Abfall- entsorgungsbeh (Siedlungsabf Integrierter Abteilung 1 Umweltschutz Allgemeine Dienste; ffentlichkeitsarbeit Daten zur Umwelt, Informationstechnik und Ö Haushalt, Personal Recht Innerer Dienst, Organisation, Vergabestelle Stand 31.12.2006 Organisation des LANU

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 219 Department 5 of the State Geology and Soil State Agency for Geo-scientific Basics Geology Soil Contaminated Sites Engineering Geology; Raw Material; Basement Geology Schleswig-Holstein Nature and Environment Commissioner for environment management Water Department 4 Staff Council Commisioner for severely handicapped employees Technical Waterprotection Ecology of Running Water Hydrology and Morphology of Running and Coastal Waters; Geographic Information System Lakes Groundwater Hydrology, Groundwater Protection Groundwater Management Coastal Waters Director for Nature and Environment of the State Agency Department 3 Nature Protection and Landscape Conservation General Affairs of Nature Protection; Nature Protection and Agriculture Species Protection; Bird Protection Authority Extensive Nature Protection Ecosystem Protection Landscape Management; Impacts; Cartography Commissioner for equal rights Gleichstellungsbeauftragte Department 2 Waste / Emmissions Waste Engineering Waste Management Basics Waste Disposal and Recovery Authority (hazardous waste and waste Transport) Waste Disposal and Recovery Authority (municipal waste) Department 1 General Services; mental Protection Integrated Environ- Environmental Data, Information Technology and Public Information Budget; Staff Legal Affairs Internal Services, Organisation, Contracting Services State 31.12.2006 Organisation of LANU

220 Organigramm Anreise

Mit dem Bus Vom Hauptbahnhof Kiel mit der Linie 502 di- rekt bis zur Haltestelle „LANU“; Abfahrtszei- ten: 7.38 und 8.08 Uhr (Ankunft: 8.05 Uhr und 8.35 Uhr). Oder mit der Linie 501 bis zur Hal- testelle „Flintbek/Siedlung“ (Abfahrtszeiten: 8.08, 8.28, 8.58 Uhr und 9.28 Uhr, ab 10.03 Uhr alle 30 Minuten). Von dort aus gehen Sie etwa 10 Minuten entlang der Hamburger Chaussee (L 318) zum LANU auf der linken Straßenseite.

Mit dem Zug Von Neumünster oder Kiel mit der Nordost- seebahn bis zum Bahnhof Flintbek, von dort etwa 1,6 km Fußweg zum LANU: vom Bahn- hof nach Süden auf der Straße Müllershörn zum Eiderkamp, unter der Eisenbahnbrücke durch und diesen hoch bis zur L 318, dort rechts, 200 Meter hinter der Ampel liegt rechts das LANU.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 221 Mit dem Auto Von dieser bei der ersten Abfahrt „Blumen- thal“ abfahren und links Richtung Kiel abbie- gen. Nach 500 Metern links auf die Hambur- Aus Richtung Kiel ger Chaussee in Richtung Kiel. 200 Meter hin- Vom Westring am Barkauer Kreuz von der B ter der Ampel mit der Ortsabfahrt „Flintbek“ 404 auf die Hamburger Chaussee in Richtung liegt das LANU auf der rechten Seite. Neumünster abbiegen. Durch Molfsee hin- durch. Etwa 1 Kilometer nach der ersten Ab- fahrt „Flintbek“ liegt das LANU auf der linken Aus Richtung Bad Segeberg Seite. Links vom Eingang befindet sich der Die B 404 von Süden kommend an der Aus- Parkplatz. fahrt „Flintbek/Preetz“ verlassen und nach links über Klein Barkau und Schönhorst nach Flintbek. An der ersten T-Kreuzung nach links Aus Richtung Flensburg durch den Ort, unter der Bahn hindurch aus Von der Autobahn 7 Abfahrt „Bordesholm“ in Flintbek heraus zur L 318 hinauf. An der Am- Richtung Bordesholm/Plön nach links abbie- pel nach rechts abbiegen. Nach 200 Metern gen. Nach acht Kilometern wieder links auf die liegt das LANU auf der rechten Seite. Hamburger Chaussee in Richtung Kiel. 200 Meter hinter der Ampel mit der Ortsab- fahrt „Flintbek“ liegt das LANU auf der rech- Landesamt für Natur und Umwelt ten Seite. des Landes Schleswig-Holstein Hamburger Chaussee 25 24220 Flintbek Aus Richtung Hamburg Telefon: 0 43 47 / 704 - 0 Von der Autobahn 7 am „Bordesholmer Drei- www.lanu-sh.de eck“ auf die Autobahn 215 in Richtung Kiel. [email protected]

222 Anreise