Diogenes Laertius Leben Und Meinungen Berühmter Philosophen
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DIOGENES LAERTIUS LEBEN UND MEINUNGEN BERÜHMTER PHILOSOPHEN ÜBERSETZT UND ERLÄUTERT VON OTTO APELT ZWEITER BAND BUCH VII—X DER PHILOSOPHISCHEN BIBLIOTHEK BAND 54 LEIPZIG 1921 / VERLAG VON, FELIX MEINER / Ι β ύ η ΐ ζ Druck von Fanl DBnnhanpt, Cöthen I. Anh. ^ u - c y V h tt% , ^ 7 5 i£ ^ té Inhaltsverzeichnis. Sei to SiebentesBuch.................................................... 1— 94 Zenon Kapitel I ....................... 1— 18 Stoische Dogmen ........................ 18— 68 Ariston „ I I ........................68— 70 Herillos I I I ........................70— 71 Dionysios „ I V ........................71— 72 Kleanthes * V ........................72— 76 Sphairos V I ........................77 Chrysippos V I I ........................77— 94 AchtesBuch.............................................................95—134 Pythagoras Kapitel I ........................95—116 Empedokles „ I I ........................116—126 Epicharmos „ I I I ........................127 Archytas „ I V ........................127—129 Alkmaion „ V ........................129—130 Hippasos „ V I ........................130 Philolaos V I I ........................130—131 Eudoxos „ V III........................131—134 Neuntes B u c h ........................................................ 135—188 Heraklit Kapitel I ........................135—142 Xenophanes „ II ........................142—144 Parmenides „ I I I ........................144—145 Melissos „ I V ........................146 Zenon .. V ........................146—148 Leukippos „ V I ........................148—150 Demokrit „ V I I ........................150—157 Protagoras „ V III........................158—160 Diogenes ApoMoniates „ I X ....................... 161 Anaxarchos » X ........................161—163 Pyrrhon „ X I ........................163—184 Timon „ X I I ........................185-188 Seite Zehntes B u c h ..........................................................189—256 E p i k u r ...................................................................189—256 Biographie .......................) . 180—203 Brief an Herodot.................. ...................................204—225 Brief an Pythokles.................................................225—242 An Menoikeus.................................................. ...242—248 Kritik der Kyrenaiker .............................................248—250 Hauptsätze (Kvquu doüai) ? ................................ ...250—256 Anmerkungen zu Buch VII—X ...................................257—286 Register 287—327 Siebentes Buc.h.1) Erstes Kapitol. Zenon. Um 300 v. Chr. 1 Zenon, des Mnaseas oder Demeas Sohn, war geboren zu Kition, einer kleinen griechischen Stadt der Inse! Kypros, in der sich phönizische Ansiedler nicdergela&sen hatten. Sein Hals war etwas seitwärts gebeugt, wie Ti- motheos aus Athen in seinen Lebensbeschreibungen sagt. Der Tyrier Apollonios berichtet, er sei hager gewesen, ziemlich lang, von dunkler HautFarbe — daher ihn einer eine ägyptische Ranke (Klematis) nannte, wie Chrysipp im ersten Buch seiner Sprichwörter bemerkt —, dick- wadig, nicht von kräFtigem Körperbau sondern schwäch lich. Daher hielt er sich, wie Persaios in seinen „Gast- mahl8denkwürdigkeiten“ mitteilt, von Gastmahlen in der Regel Fern. Dagegen hatte er, wie es heißt, seine Freude an grünen Feigen und Sonnenwärme. 2 Er war, wie bereits gesagt, Schüler des Krates; dann soll er auch den Stilpon gehört haben und den Xeno- krates zehn Jahre lang, wie Timokrates in seinem Leben des Dion berichtet; dazu auch noch den Polemon. Heka- ton und der Tyrier Apollonios im ersten Buche über Zenon berichten, er habe das Orakel beFragt, was er tun müsse, um sein Leben auFs beste zu gestalten, worauF der Gott die Antwort erteilt habe, er müsse sich mit den Toten paaren; dies verstand er richtig und legte sich auF das Studium der Alten. Dem Krates war er auF Folgende Art nahegetreten: A p c 11, Diogenes Lncrtius. II- 1 Er hatte in Phönizien Purpur eingekauFt und litt damit nahe an Peiraieus SchiFFbruch. Da ging er nach Athen hinauF und ließ sich — bereits dreißig Jahre alt — bei einem Buchhändler nieder, der gerade das zweite Buch der Xenophontischen Denkwürdigkeiten las; Freudig überrascht erkundigte er sich, wo Männer dieser Art zu Finden seien. Ein glücklicher ZuFall wollte es, daß ge- 3 rade Krates vorüberging; der Buchhändler wies auF ihn hin und sagte: „Diesem schließe dich an.“ Von da ab ward er Hörer des Krates, im übrigen ein energisch strebsamer Jünger der Philosophie, aber zu 6ittsam und zartbesaitet Für die kynische Schamlosigkeit. Krates wollte ihn auch von dieser Schwäche heilen und gab ihm einen TopF voll Linsen, um ihn über den Kerameikos (TöpFermarkt) zu tragen.“ ) Als er aber sah, wie er sich schämte und den TopF zu verbergen suchte, schlug er mit dem Stocke zu und zertrümmerte den TopF; jener läuFt davon, die Linsen rinnen ihm die Beine herunter; da ruFt Krates: „Warum Fliehst du, Phönizierbürsch chen? Es ist dir doch nichts Schlimmes zugestoßen.“ Eine Zeit lang hörte er also den Krates, und da er 4 damals auch seine SchriFt vom Staate verFaßte, sagten einige scherzend, er habe sie auF dem Schwänze des Hundes geschrieben.2) Er hat außer dem Staat auch noch Folgende SchriFten verFaßt: Vom naturgemäßen Leben. Vom Trieb oder von der Natur des Menschen. Von den LeidenschaFten. Von der PFlicht. Vom Gesetz. Von der hellenischen Erziehung. Vom Sehen. Vom All. Von den Zeichen. Pythagorika. Katholika. Von den Ausdrucksweisen. FünF homerische Probleme. Vom Lehrgang in der Poetik. Auch gibt es von ihm ein Buch Kunst und Lösungen sowie zwei Bücher Elenchen, Ferner Erinnerungen an Krates, Ethik. Dies sind seine Bücher. Schließlich trennte er sich von Krates und hörte dann die schon genannten noch zwanzig Jahre; da soll er denn gesagt haben: „Das ist doch nun eine glückliche Fahrt gewesen, als ich SchiFFbruch litt.“ Nach anderen soll er dies gesagt haben, als er noch Schüler des Krates war. 5 Noch andere wollen wissen, er habe sich in Athen auF gehalten, als er von dem SchiFFbruch hörte, und habe ge sagt: „Däs Schicksal meint es wohl mit mir, daß es mich der Philosophie zuFührt.“ Einige aber meinen, er habe seine Waren in Athen verkauFt und sich darauF der Philosophie zugewandt. AuF und ab wandelnd in der bemalten Halle, dit· auch die PeisianakteiscLe genannt ward, von den Ge mälden des Polygnotos her aber den Namen der bemalten erhielt, hielt er seineVorträge, zugleich von dem Wunsche erFüllt, den Platz vor jeder Störung zu bewahren. Denn in der Zeit der dreißig Tyrannen waren dort an die 1400 Bürger umgebracht worden. Dort versammelten sich also weiterhin seine Hörer und wurden darum Stoiker genannt, ein Name, der sich auch auF seine Früheren Schüler, die sogenannten Zenoneer, übertrug, wie auch Epikur in seinen BrieFpn berichtet. Stoiker wurden übri gens vorher auch die Dichter genannt, die sich in dieser Halle auFhielten, wie Eratosthenes im achten Buch von der alten Komödie berichtet; sie trugen zur Erhöhung 6 des RuFes bei. Die Athener hielten den Zenon so in Ehren, daß sie ihm sogar die Schlüssel der Mauern zur Bewahrung übergaben und ihm die Auszeichnung eines goldenen Kranzes sowie einer ehernen Statue zuteil werden ließen. Eben dies sollen auch seine eigenen Mit bürger (die Kitier) getan haben, die durch1 die Bildsäule des Mannes sich selbst zu ehren glaubten. Auch die Kitier in Sidon bemühten sich eiFrig um ihn. Auch Antigonos war stark Für ihn eingenommen, und so oFt er nach Athen kam, stellte er sich bei ihm als Hörer ein. OFt ließ er die AuFForderung an ihn ergehen, zu ihm zu kommen. Das schlug Zenon zwar aus, schickte aber doch einen seiner Getreuen zu ihm, den Persaios, den Sohn des Demetrios, einen Kitier von Geburt,_dessen Blütezeit in die 130. Olympiade (260/57 v. Chr.) Fällt, als Zenon bereits hochbetagt war. Das Schreiben des Anti gonos an ihn hatte nach dem Zeugnis des TyTiers Apollo- nios in seinem Buch über Zenon Folgenden Wortlaut: 1* König Antigonos entbietet dem Philosophen Zenon 7 seinen Gruß. Mein Leben überstrahlt, denke ich, das deine an äuße rem Glück und Ruhm, dagegen stehe ich an Fülle des Wissens und der Bildung sowie der vollendeten Glück seligkeit, wie du sie besitzest, hinter dir zurück. Barum habe ich mich entschlossen, dich aufzufordern, zu mir überzusiedeln, überzeugt, daß du dich diesem Wunsche nicht versagen wirst. Triff also alle Anstalten, mein Ge nosse zu werden, in vollster Klarheil darüber, daß du Erzieher werden wirst nicht etwa bloß für mich allein sondern für die Gesamtheit aller Makeidoner. Denn wer den Herrscher Makedoniens erzieht und zu einem tugend haften Leben anleitet, der weist ohne Zweifel auch dessen Untertanen den Weg zur Mannesivürde. Denn wie es mit dem Fürsten steht, so ist es aller Wahrschehdichkeit nach in der Regel auch mit seinen Untertanen bestellt. DarauF erwiderte Zenon Folgendermaßen: Dem König Antigonos entbietet Zenon seinen Gruß. 8 Ich weiß deine Lernbegier wohl zu schätzen, insofern du es dabei mit der wahrhaften und wirklich nützlichen, nicht aber mit der gemeinen und zur Sittenverderbnis führenden Bildung hältst. Denn wer erfüllt ist van dem Triebe nach Philosophie und der vielgepriesenen Lust aus dem Wege geht, dieser Verführerin so mancher jugend lichen Seele zur Weichlichkeit, der neigt offetibar nicht bloß von Natur sondern auch durch eigene Willenskraft zu edler Geistesart hin. Eine/ edel angelegte Natur aber, unterstützt durch angemessene Übung sowie auch durcl* ausgiebige Belehrung, schreitet leicht vonvärts auf dem Wege zur Erreichung der vollen Tugend. W as