In diesem vierten Buch sind die Drucker und Druckereyverwandte aufgeführt, deren Name mit »H«, »I«, »J« oder »K« beginnt.

B13, 7.2017 Verzeichnis über die hier versammelten Drucker

Charles Habré Salomon Hirzel Imprimerie Pascal Montaubin Heinrich Wilhelm Hahn Peder Hoeg Imprenta del Progreso William Hall Georg Hoffgreff Isabella von Kastilien Johann Haller Raphael Hoffhalter Michael Isingrin Warren Gamaliel Harding Isevolod Vjaceslavovic Ivanov Joel Chandler Harris Johan Höjer Frederic Eugene Ives Francis Bret Harte Katsushika Hokusai Zar Iwan IV. Wassiljewitsch William Randolp Hearst Vaclav (Wenzel) Hollar (und eine Geschichte zum Hanf) Joseph-Marie Jacquard Charles Theodosius Heath Johannes Honterus Isaac Jaggard Jakob Hegner Jan van Hout Sigmund Jähn Gáspár Helth George Howe, Anton Jakic Aelbrecht Hendricxsz Arthur Phillip Djura Jaksic Heo Jin-su und Lachlan Macquarie Anton Jandera Johannes Herbster Joseph Howe Martynus Jankus Alexander Herzen Charles Hulpeau Johannes Janssonius Max Herzig Tom Hultgren Vaclav Jelinek Friedrich Jasper Jesuitendruckereien in Paraguay Andreas Hess Pablo Iglesia Passo Jianyang-Druckerei Hermann Hesse Imprenta de Barcina Zacharias Heyns Imprenta Real Joseph Johnson Rowland Hill Impressão Régia Lyndon Baines Johnson Jakob Friedrich Hinz Imprimerie impériale Franz Jonas Verzeichnis über die hier versammelten Drucker

Kaiser Joseph II. von Österreich Karel Klíc Ernest Joyce John und Paul Knapton Izidor Imre Kner Jakob Kaiser Heinrich Knoblochtzer Nikola Karastojanov Lorenz Kober Anton Koberger Sen Katayama Matthias Koch Gottfried Keller Friedrich Gottlob Koenig Friedrich Gottlob Keller Eliyahu Koren Johann Matthäus Voith Johann Krafft und Erben Heinrich Voelter Wilhelm Johann Krafft Wolfgang von Kempelen Guillermo Kraft Johannes Kepler Václav Matej Kramérius Henrik Keyser d.Ä. Karl Krause Henrik Keyser III. Joakim Krcovski Miklós Misztótfalusi Kis Ivan Andrevic Krylov Munshi Newal Kishore Helmer Kupferstecher (d.i. Karl May) Josef Leopold von Kurzböck Charles Habré

(Havre, Haver, Havre, Havreye oder Havereye) stammt aus dem niederländischen Gent und gründete in Havanna die erste Druckerei. Er soll als mittelloser Einwan- derer auf die Insel gekommen sein. Philip V. von Spanien erteilte im frühen 18. Jahrhundert die Erlaubnis, daß auch nichtspanische Schiffe in den Hafen von Havanna einlaufen durften. Als Folge der guten Beziehungen zwischen Spanien und Frankreich kamen nun Schiffe aus Nantes, La Rochelle und Saint Malo nach Kuba 1957 Kuba. Über Charles Habré liegen nur wenige Informationen vor; es ist sicher, daß er in Antwerpen gearbeitet hatte. Habré heiratete am 15. Januar 1720 die schon in Havanna lebende aus St. Malo stammende Witwe Maria Teresa Ralfe. Der erste Druck auf Kuba erfolgte möglicherweise bereits 1720. Seine Arbeit als Druk- ker allein war vermutlich nicht ausreichend, um seinen Lebensunterhalt zu ver- dienen, denn es gab hier zu jener Zeit keine höhere Lehranstalt. Einem Doku- ment aus dem Jahr 1727 ist zu entnehmen, daß Habré auch eine Buchhandlung in einem Haus des Melchor Rodrigues in der Nähe der Kirche Espíritu Santo betrieb – die erste auf Kuba. Es wird angenommen, daß er nur wenig offizielle Unterstützung erhielt. Gedruckt wurden von ihm vor allen Formulare und Beschei- nigungen sowie Personalnachrichten, die er in seinem Buchladen verkaufte. Sei- ne bekannteste Arbeit ist »Tarifa general de precios de medicinas«, eine Preis- liste für Medikamente, die er am 11. Januar 1723 abschloß. Der Umfang der Broschüre beträgt insgesamt 28 Seiten in einem Format von 14x20 Zoll. Eine Seitennumerierung erfolgte nicht, jedoch ist das jeweils erste Wort der Folgeseite am Schluß der Seite gedruckt. Die Titelseite soll als Holzstich das Wappen Spa- niens darstellen. Auftraggeber der Broschüre waren die Apotheker der Stadt. Habrés Antiqua-Typen waren abgenutzt, der Text fehlerhaft, was zu einem Teil auch auf fehlende Akzente zurückzuführen ist, aber vermutlich ebenfalls auf die schlechte Beherrschung der Sprache. Seine Drucke erreichen nicht die Qualität wie die zur gleichen Zeit in Mexiko gedruckten Bücher. Auf der Titelseite ist zu lesen: »En la Havana, con licencia de los superiores, en la imprenta de Carlos Habré, 1723«. Heinrich Wilhelm Hahn

(1760–1831) erhielt 1792 von Rat und Bürgermeister Hannover die Erlaubnis, eine Sortiments- und Verlagsbuchhandlung gegenüber dem Leineschloß einzu- richten. Nach dem Eintritt seines Bruders Bernhard Dietrich Hahn im September des Gründungsjahrs firmierte das Geschäft unter Brüder Hahn; weitere Namen waren Fratres Hahn, Freres Hahn, Hahn’sche Buchhandlung, Hahn’sche Hof- buchhandlung, Hahnsche Verlagsbuchhandlung, Libraria Hahniana, Libraria aulica Hahnii). Gemeinsam mit der Helwingschen Hofbuchhandlung trug das Geschäft (ab 1818) den Titel »Königliche Hofbuchhandlungen«. 1810 gründeten sie eine Zweigstelle in Leipzig. Der Verlag gab insbesondere geschichtswissenschaftliche Guinea-Bissau 2011 Publikationen heraus. Zu ihren Verlagswerken gehören die »Hannoverschen Johann August Ludwig Preiss (1811–1883) stammt aus Herz- Geschichtsblätter« und die »Monumenta Germaniae Historica«. Nach dem Ein- berg am Harz und studierte in Hamburg Botanik und Zoologie; tritt des Bruders vergrößerte sich das Geschäft durch umfangreiche Buchbestände nach der Promotion emigrierte er nach Australien, damals noch aus dem 18. Jahrhundert und früher, die aus anderen Buchhandlungen über- als Neu-Holland bezeichnet. 1838 erreichte er die Swan River nommen wurden: 1803 aus der Ritterschen Buchhandlung und von Friedrich Bern- Colony in Westaustralien, wo er bis 1842 blieb. Hier nahm er die britische Staatsbürgerschaft an. Er sammelte hier etwa 200.000 hard Culemann in Hannover, 1806 der Trampesche Buchhandlung in Halle und Pflanzen von 3.000 bis 4.000 verschiedenen Arten. Seine zwei Jahre später aus der Buchhandlung Caspar Fritsch in Leipzig. Ab 1815 ver- Sammlung bildete die Grundlage für frühe Studien der west- öffentlichte die Firma die neue »Luther-Bibel der Hannoverschen Bibelgesell- australischen Flora. 1842 fährt er nach London und verkauft schaft«. Nach dem Tod des Bernhard Dietrich Hahn 1818 trat Heinrich Wilhelm seine Sammlung; andere Botaniker veröffentlichen aufgrund Hahn d.J. in das Geschäft ein, der anfänglich nur in Hannover die Geschäfte dieser Sammlungen später eigene Studien. Neben den Pflanzen führte; das Leipziger Geschäft leitete sein Bruder Heinrich Bernhard Hahn. 1843 sammelte Preiss auch Vögel, Reptilien, Insekten und Mollusken. 1843 kam auf der Grundlage der von Preiss gesammelten war Heinrich Wilhelm Hahn d.J. alleiniger Besitzer des Unternehmens. Ab 1832/ Fossilien die Schrift »Molluscorum Novae Hollandiae specimen« 33 gab der Verlag die Hannoversche Zeitung heraus. Heinrich Wilhelm Hahn mit einem Umfang von 46 Seiten von Karl Theodor Menke und schrieb 1848 an das Frankfurter Parlament und regte an, eine Reichsbibliothek Johann Georg Christian Lehmann bei der »Libraria Aulica zu gründen. Nach dem Tod von Hahn d.J. übernahmen der Schwiegersohn Carl Hahniana« in Hannover heraus. Bei Meissner in Hamburg von Thielen (1822–1905) und dessen Sohn Herbert Adolf Wilhelm von Thielen kommen von Johann Georg Christian Lehmann in zwei Bänden »Plantae Preissianae Sive Enumeratio Plantarum Quas in das Unternehmen. Ab 1839 wurden in insgesamt 126 Bänden sämtliche Romane Occidentali et Meridionale Occidentali Annis 1838 bis 18 Collegit L. Preiss« heraus. Heinrich Wilhelm Hahn und Erzählungen von Henriette Wilhelmine Hanke geb. Arndt verlegt. Zu den Büchern des Verlags gehören auch diverse Bücher für den Schulunterricht. Schrif- ten des Freiherrn von Knigge wurden ebenfalls bei Hahn herausgegeben. Ab 1886 lag die verlegerische Leitung beim Enkel von Hahn d.J. Die Hahnsche Verlagshandlung in Leipzig und die Hahnsche Buchhandlung in Hannover wur- den 1892 in der Firma Hahnsche Buchhandlung in Hannover und Leipzig ver- einigt. 1911 wurde die Leitung dem neu gewonnenen Teilhaber Georg Schmidt übertragen. Der Leipziger Firmenteil war schon zuvor 1893 an Franz Wagner verkauft worden. Anfang des 20. Jahrhunderts reduzierte man das Verlagsgeschäft. Der Verlag gehört heute der Familie Schütz zu Holzhausen, die keine Buchhand- lung betreibt. William Hall

(1800–1847) stammt aus London; es ist unbekannt, ob er Schriftsetzer oder Drucker bzw. Buchhändler lernte. Er gründete mit Edward Chapman (1804–1880) 1830 eine Buchhandlung und einen Verlag, der unter »Chapman and Hall« firmierte und sich in London in der Straße Strand (in der Verlängerung der Fleet Street) befand. 1835 stellten sie »Squib Annual of Poetry, Politics, and Personalities« von Robert Seymour her. Ein Jahr später schlug Seymour vor, eine Informations- serie über Sportler zu publizieren, für die Charles Dickens für 14 Pfund Gibraltar 2012 im Monat als Herausgeber gewonnen werden sollte. An die Stelle die- »A Tale of Two Cities« von Charles Dickens spielt während der Zeit der ses Projekts trat auf Vorschlag von Dickens‘ jedoch die Veröffentlichung Französischen Revolution. »It was the best of times, it was the worst of der »Pickwick Papers« in monatlichen Fortsetzungen, die erstmals im times, it was the age of wisdom, it was the age of foolishness...« Der Roman März 1836 herauskam. Die »Pickwick Papers« trugen einen grünen behandelt das Leben um Dr. Manette und seiner Tochter Lucy in zwei Städten, Umschlag, umfaßten jeweils 32 Seiten und 4 Illustrationen und koste- London und Paris. Eine düstere, im Londoner Nebel spielende Anfangs- szene, eine Reise nach Paris, um den jahrelang unschuldig in der Bastille ten 1 Shilling. Die Illustrationen kamen von Hablot Knight Browne. Die gefangengehaltenen Dr. Manette nach London zurückzuholen, die Liebes- Serie war für alle ein Riesenerfolg: bereits im Mai 1837 betrug die Auf- geschichte seiner Tochter Lucy zu Charles Darnay und die dramatischen lage über 20.000 Exemplare, Dickens erhielt von Hall einen Bonus von Verknüpfungen mit der Pariser Hauptstadt während der Terrorherrschaft. 500 Pfund. Am Ende der Serie betrug die Auflage 40.000 Exemplare. Charles John Huffam Dickens (1812–1870) war ein englischer Schriftsteller, Dickens erhielt 2.000 Pfund, die Druckerei von Chapman und Hall ver- zu dessen bekanntesten Werken »Oliver Twist«, »David Copperfield«, diente 14.000 Pfund. Mit dem im April 1838 veröffentlichten ersten Teil »Große Erwartungen« und »Eine Weihnachtsgeschichte« gehören. Er war von »Oliver Twist« begann eine weitere Serie, die schnell eine Auflage der Sohn eines mittellosen Marineschreibers im Navy Pay Office in Ports- mouth. 1822 zog die Familie nach London. Sein Vater kam ins Schuld- von 50.000 Exemplaren erreichte. Ein weiterer Erfolg war der erste Teil gefängnis, seine Mutter zog mit sieben Geschwistern gleichfalls ins Gefäng- des Roman von Dickens »Nicholas Nickleby«, der im November 1839 nis. Nur Charles lebte außerhalb, um den Unterhalt für die Familie zu ver- publiziert wurde. Der unveröffentlichte Teil dieses Romans sollte wie- dienen. Er arbeitete mit anderen Kindern in einer Lagerhalle. Charles konn- der als Fortsetzung erscheinen und zwar in dem von Hall gedruckten te ab 1824 wieder zur Schule gehen und wurde 1827 Schreiber bei einem Magazin Master Humphrey’s Clock. Verkauft wurde dieses Blatt ab April Rechtsanwalt. Daneben ging er regelmäßig in das British Museum. 1829 1840, das eine Auflage von 70.000 Exemplaren erreichte; ab 13. Februar wurde er Parlamentsstenograph. Ab 1831 arbeitete er für Zeitung The Sun, wurde hier Redakteur und schließlich Journalist beim Morning Chronicle. 1836/37 erschienen die »Pickwick Papers« in monatlichen Heften, die Dickens berühmt machten. William Hall

1841 wurde Dickens‘ nächster Roman (»Barnaby Rudge«) in der selben Zeit- schrift veröffentlicht; die Illustrationen stammten von Browne und George Cattermole. Nach einer Reise Dickens‘ in die USA veröffentlichten »Chapman and Hall« die »American Notes for General Circulation«. 1843 vereinbarten Hall und Dickens den Druck des Romans »Martin Chuzzlewit«, der ab Januar 1843 publiziert wurde und eine Auflage von 20.000 Stück erreichte.

Gibraltar 2012 »A Christmas Carol in Prose, Being a Ghost-Story of Christmas« ist eine der bekanntesten Erzählungen von Charles Dickens. Sie wurde im Dezember 1843 mit Illustrationen von John Leech erstmals veröffentlicht. Die Erzählung handelt von Ebenezer Scrooge, einem alten, grantigen Geizhals, der in einer einzigen Nacht Besuch von seinem verstorbenen Teilhaber Jacob Marley und dann von drei weiteren Geistern erhält, die ihm schließlich dazu verhelfen, sein Leben zu ändern. Das Buch enthält stark sozialkritische Töne, mit denen Dickens die Mißstände in England anprangern wollte. Die Geschichte Nevis 2000 wurde etliche Male verfilmt. In Anlehnung an Ebenezer Zu identifizieren sind auf der linken Scrooge nannte Carl Barks eine seiner bekanntesten Marke die Dickens-Bücher »A Christmas Figuren »Scrooge McDuck« (das ist der, der im Geld- Carol in Prose ...«, A Tale of Two Cities« speicher badet) – Dagobert Duck. Bei dieser und »Great Expection«. Eindeutschung ging aber der Witz der Namensschöpfung verloren. Der Namensverwandtschaft zum literarischen »Scrooge« und der schottisch anklingende Nachname »McDuck« deuten beide auf den (den Schotten sprichwört- lich zugeschriebenen) Geiz der Figur hin. Johann Haller

(1463–1525) stammt aus Rothenburg ob der Tauber, der in Krakau an der dorti- gen 1364 gegründeten Akademie (seit 1817: Uniwersytet Jagiellonski) studierte. Nach dem Studium handelte er mit Wein, Kupfer und Zinn. Am Ende des 15. Jahrhunderts begann er, auch Bücher herauszugeben; ein »Missale Cracoviense« ließ Haller um 1494 von Georg Stuchs in Nürnberg drucken. 1500 druckte Wolf- gang Stöckel in Leipzig das »Doctrinale« von Alexander de Villa Dei mit einem Polen 2001 Kommentar von Johann von Glogau. Stöckel stellte mehrere Schriften für den Auf der Briefmarke ist die Titelseite des «Computus Buchhändler Haller her. Spätestens 1507 besaß Haller eine eigene Officin, Chirometralis. Clerus in ecclesia quattuor sciat esse denn in diesem Jahr erschien »Rhetorica ad C. Herennium« von Marcus Tullius tenenda. Grammaticam Musicam Jus Canonum: atque mit einem Vorwort von Raphael Regius. Er gilt deshalb als Begründer des polni- Kalendas von Johannes von Glogau abgebildet, 1511 von schen Buchdrucks. Seine ersten drucke waren Meßbücher, dann folgten Breviere Johannes Haller mit 40 Seiten im Quartformat gedruckt. für die Geistlichen. 1505 erhielt er ein erstes Druckprivilegium für sechs Diöze- Joannis Glogouiensis; polnisch Jan z Glogowa (1445– sen. Neben den liturgischen und theologischen Büchern druckte Haller auch wis- 1507) stammt aus Glogau, studierte in Krakau, erlangte die senschaftliche Werke über Astronomie, Mathematik, Philosophie und Jura; er Magisterwürde um 1430 und wurde hier auch Professor. Er war vermutlich einer der Lehrer des Kopernikus. Von ihm war auch Drucker der Akademie und des Königshofes. 1509 veröffentlichte er in stammt eine kommentierte Ausgabe des Donatus und zu Latein die von Nikolaus Kopernikus aus dem Griechischen übersetzte Schrift fast allen Schriften des Aristoteles. Von ihm sind ab 1476 »Theophylactus Simocatta«. Haller druckte nicht nur in lateinischer Sprache, son- die frühesten Practica, astromische Vorhersage-Broschü- dern auch als erster polnischsprachige Texte einschließlich einer Wiedergabe ren, in deutscher Sprache überliefert. 1506 druckte Haller der damaligen polnischen Nationalhymne »Gottesmutter–Jungfrau, gottgelobte von ihm »Introductorium compendiosum in tractatum Maria«, erstmals gesungen vom polnisch-litauischem Heer bei der Schlacht von sphere material. Joa. de Sacrobusto«. Johannes von Tannenberg (1410). Haller, der mit Barbara Kunosch, der Toichter eines reichen Glogau übersetzte auch mehrere Bücher der Bibel in slawische Sprachen. Kürschners, verheiratet war, soll auch zeitweise Ratsmitglied und Bürgermeister von Krakau gewesen sein. Haller hat in seiner Officin mindestens 200 Bücher mit insgesamt mehr als 3.500 Druckbögen hergestellt, darunter 1507 auch das »Computus Chirometralis« von Johann von Glogau (Jan z Glogowa, 1445–1507). Sein Sohn Franciszek Haller, Doktor der Medizin und der Philosophie sowie Stadt- Johann Haller schreiber, setzte die väterliche Tätigkeit als Verleger nicht fort, war aber als Buch- händler tätig. Der zweite Sohn, Stefan, wurde wie sein Vater ebenfalls Kaufmann, Ratsherr, heiratete reich, leitete mehrere Handelsunternehmen und wurde nach einem verlorenen Prozeß von König Stefan Bathory als Ratsherr abgesetzt. Bei Johann Haller lernte Hieronymus Vietor, der erst in Wien mit Hans Singriener druckte und ab 1517 in Krakau eine Druckerei besaß. Warren Gamaliel Harding

(1865–1923) bezeichnete sich als »Knight of the stick« (Ritter des Winkelha- kens), womit er meinte, daß er auch als Schriftsetzer gearbeitet habe. Sein Vater war Lehrer und seine Mutter Hebamme, die später eine Zulassung als Medizinerin erhielt. In Caledonia im Marion County (Ohio) kaufte sein Vater die lokale Wochen- zeitung The Argus. In der Redaktion dieser Zeitung lernte Harding die Grundlagen USA 1923 des Zeitungsgeschäfts kennen und arbeitet vermutlich auch in der Setzerei. Wäh- rend seiner Studentenzeit arbeitete er für die Zeitschrift Union Register in Mount Gilead. Nach seiner Rückkehr nach Caledonia kaufte er für 300 Dollar die bis dahin erfolglose Zeitung Marion Daily Star. Es handelte sich dabei um die auf- lagenschwächste Zeitung der Stadt, die allerdings als einzige täglich erschien. Harding tauschte die Redaktion aus und unterstützte die Republikaner. Harding USA 1925 schaffte es, den konkurrierenden Marion Independent als erfolgreichste täglich erscheinende Zeitung abzulösen. Einer von Hardings Zeitungsjungen war Norman Thomas, der später ein bekannter Journalist, Führer der Sozialisten in New York City und mehrmals erfolgloser Präsidentschaftskandidat wurde. 1891 heiratete Harding Florence Mabel Kling DeWolfe (1860–1924), die Tochter seines größten

KonkurrentenAmos Hall Kling (1833–1913); sie übernahm im selben Jahr die USA 1930 USA 1938 Leitung der Zeitung; in der Folgezeit half die geschäftstüchtige Florence, den Marion Daily Star in eine profitable Zeitung zu verwandeln. Harding übernahm diverse Direktorenposten. Er war Treuhänder der »Vereinigten Baptisten Kirche« und Vorsitzender mehrerer Wohltätigkeitsorganisationen. Harding besaß eine Begabung für öffentliche Auftritte. 1898 wurde er in den Senat des Staates Ohio gewählt, von 1903 bis 1905 war er stellvertretender Gouverneur. Nach seiner Amtszeit zog er sich ins Privatleben zurück, wurde aber später wieder politisch aktiv. 1910 scheiterte er bei der Wahl zum Gouverneur. 1914 wurde er in den Senat gewählt. Harding war außerhalb Ohios relativ unbekannt, kandidierte aber Warren Gamaliel Harding dennoch 1920 bei der »Republican National Convention« in Chicago als Außen- seiter für die Präsidentschaft. Aufgrund politischer Machenschaften von ihn fördern- den Parteifreunden gewann er die Nominierung. Harding wurde massiv von der Presse unterstützt, und erstmals wurden Filmstars für einen Wahlkampf ein- gespannt. Konservative Prominente wie Al Johnson, Douglas Fairbanks und Mary Pickford und Finanzgrößen wie Thomas Alva Edison, Henry Ford und Harvey Firestone unterstützten Hardings Kampagne. Sein Einsatz für die Frauenrechte stieß bei weiblichen Wählern auf große Zustimmung. Harding bediente sich auch Guinea 2009 Präsident Harding nebst Florence Mabel Harding; sie eines Wahlkampfschlagers mit dem lapidaren Titel »Harding«. Der Republikaner war die erste Frau, die nach der Einführung des wurde 1920 mit dem größten prozentualen Vorsprung aller Zeiten (60,3 zu 34,1 Frauenwahlrechts im jahr 1920 für ihren Ehemann als Prozent) zum amerikanischen Präsidenten gewählt – bei der ersten Wahl, bei der Präsidentschaftskandidat stimmen durfte. Frauen wählen durften. Unter ihm wurde eine strikte Politik der Nichteinmischung in den Bereichen Wirtschaft und Soziales betrieben. Die wirtschaftliche Entwick- lung der Nation sollte nicht durch staatliche Überwachung behindert werden. Er war ein Verfechter der klaren Trennung der staatlichen Gewalten. Dem Supreme Court räumte er einen hohen Stellenwert ein und bestellte den ehemaligen Präsi- denten William Howard Taft zum Obersten Richter. Während Hardings Amtszeit wurde ein Friedensvertrag mit dem Deutschen Reich, Österreich und Ungarn unter- zeichnet, womit der Erste Weltkrieg für die USA formal beendet wurde. Kolumbi- en wurde für den Verlust von Panama entschädigt. Harding ließ das Bureau of Veterans Affairs einrichten, das sich um die Bedürfnisse der Weltkriegsveteranen Laos 1976 kümmerte und damit Vorläufer des heutigen Kriegsveteranenministeriums war. Die Präsidenten Harding, Franklin Roosevelt, Calvin Coolidge und Herbert Hoover. In der Im Oktober 1921 sprach er in Birmingham (Alabama) die Rassenproblematik an; Mitte das berühmte Bild »Raising the Flag on er meinte, daß die Nation das wirtschaftliche Wachstum nicht eher genießen dürfe, Ivo Jima«. bis die Gleichheit der Rassen hergestellt sei. Nach der Amtseinführung verhalf Harding vielen seiner Freunde zu lukrativen Ämtern. Eine Gruppe, die als »Ohio Warren Gamaliel Harding

Gang« bekannt wurde, nutzte ihre Positionen, um Regierungsgelder zu hinterzie- hen. Seine Präsidentschaft, er spielte zweimal die Woche Golf und weitere zwei Tage Poker, ist mit Bestechungen und Korruption seiner Minister verbunden; er selbst wurde nie in Skandale verwickelt. Er gilt zu Unrecht als ein wenig erfolg- reicher Präsidenten der USA. Er starb infolge eines Schlaganfalls oder eines Herz- infarktes nach einer vorhergehenden vermutlichen Lebensmittelvergiftung nach einer Amtszeit von nur zwei Jahren. Da die Witwe die Autopsie verweigerte, kamen Gerüchte auf, er sei das Opfer einer Verschwörung geworden. Vielleicht ist er nur Liberia 2000 an einer Bleivergiftung gestorben – einer Krankheit, die den einen oder anderen Schriftsetzer dahinraffte. Joel Chandler Harris

(1848–1908) war der Sohn irischer Einwanderer, der als Printer’s devil, insbe- sondere bei der Satzherstellung, bei der auf der Baumwollplantage von Joseph Addison Turner gedruckten Zeitung (The Countryman) in Eatonton (Georgia) ar- beitete. In dieser Zeit lernte er das Leben der Afroamerikaner und die Verhältnis- se vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg kennen. Harris ging dann als Journalist nach Macon, New Orleans und Savannah. Von 1876 bis 1900 arbeitete er als USA 1984 Journalist bei der Atlanta Constitution. 1900 gründete er ein eigenes Magazin, Uncle Remus’ Magazine. Harris schrieb sehr erfolgreiche Erzählungen um einen typisierten, individuellen Neger mit dem Namen »Uncle Remus«. Er verarbeitete hierbei Überlieferungen (Märchen, Natursagen und Fabeln) und Geschichten auf einer Plantage in einer authentischen Sprache. Harris gilt als erster Autor, der vom Material der Neger-Folklore Gebrauch gemacht hatte und als einer der be- deutendsten Vertreter der »Local color«-Schule. In Deutschland erschienen 1904 seine Texte unter dem Titel »Meister Lampe’s lustige Streiche und Abenteuer«. Francis Bret Harte

(1836–1902) wird in Albany/New York als Sohn eines Lehrers geboren, der aus den Niederlanden eingewandert war. 1845 zog die Familie nach New York, wo Francis Bret Harte bei einem Anwalt und einem Apotheker arbeitete. Bereits im Alter von 10 oder 11 Jahren begann er, die Erlebnisse seines Bruders im Mexika- nisch-Amerikanischen Krieg (1646–1648) in Form kleiner Gedichte zu verarbeiten. USA 1987 1854 ging er in den Westen, nach Kalifornien. Hier arbeitete er als Goldgräber, Lehrer in den Goldminen, Apotheker und, befreundet mit Mark Twain, als Drucker und Setzer. 1860 zog er nach San Francisco und blieb dort bis 1878. Die vielen Tätigkeiten führten dazu, daß er ein gutes Gespür für die unterschiedlichen Charak- tere entwickelte, die die neue Bevölkerung des amerikanischen Westens aus- machten. Während seiner Arbeit bei den Zeitungen Golden Era und Overland Monthly begann er erste Kurzgeschichten zu veröffentlichen. 1871 geht er nach New York, 1878 nach Europa. Harte war zwei Jahre Konsul in Krefeld, in den Jahren 1880 bis 1885 Konsul im schottischen Glasgow und seit 1885 Journalist in London, wo er auch starb. Mit seinen Goldgräbergeschichten und dem Dialekt- gedicht »The Heathen Chinese« aus dem Kalifornien der 1850er Jahre erzielte er in den USA große Erfolge. Er verband den »edlen Bösewicht« mit Dickensschen Sonderlingen und wurde der berühmteste Kurzgeschichtenautor in den USA. Um 1870 machte Harte sich einen Namen als Western-Autor. Joseph Harris Hartnell

(vor 1799–1850) war der einzige Sohn des 1818 verstorbenen Londoner Druk- kers Joseph Hartnell. Joseph Harris begann 1811 eine Druckerlehre bei seinem Vater und wurde 1816 freigesprochen und Mitglied der Stationers‘ Company. Von seinem Vater erbte er zwei Druckpressen. Hartnell druckte und handelte u.a. mit Kupferstichen. 1818 druckte Hartnell im Auftrag des Verlegers John Miller »Copy of a memorial presented to the Lord Chamberlain by the committee of management Gibraltar 1979 of the Theatre-Royal Drury-Lane …« von R. W. Elliston. 1830 stellte er als Druk- Die Abbildung verweist auf die Veröffentlichung der Post ker der Royal Navy »A List of Flag Officcers and other Commissioned Officers of Regualtion, entspricht jedoch nicht dem Druck der von His Majesty’s Fleet …« her. 1839 wurde er Drucker der Regierung. Von ihm stammt Joseph Hartnell gedruckten Notice. die am 7. Januar 1840 herausgegebene «Post Office Regulation». Seine Officin befand sich anfänglich im Wine-Office-Court, 1846 betrieb er seine Geschäfte als Verleger, Buchhändler und Drucker in der Red Lion Passage in der Fleet Street.

Montserrat 1979 Die richtig abgedruckte Notice und Sir Rowland Hill William Randolph Hearst

(1863–1951) besaß Anfang des 20. Jahrhunderts die größte Zeitungskette in Amerika und gilt als einer der bedeutendsten und einflußreichsten Journalisten der amerikanischen Geschichte. Hearst zählte zu den reichsten Menschen der Welt und war Hauptvorbild für die Titelfigur in Orson Welles‘ Film »Citizen Kane« (1941; ehemals der beste Film aller Zeiten, der mit dem geheimnisvollen Worten »Rosebud« endet). Nach seinem Journalismusstudium in Harvard begann er Nicaragua 1994 beim Harvard Lampoon, der von Joseph Pulitzer geleitet wurde, zu arbeiten. 1887 Das Schloß von Hearst in San Simeon kaufte er die Zeitung San Francisco Examiner, um sie mit großem Erfolg radikal umzugestalten. Vom Journalismus Pulitzers inspiriert, wies er seine Journalisten an, schockierende Nachrichten zu schreiben, um die Leser zu begeistern. Mit den Möglichkeiten aufgrund des von seinem Vater geerbten Vermögens (7,5 Mil- lionen Dollar, heute mehr als 200 Mio) kaufte Hearst 1895 das New Yorker Morning Journal, engagierte einige der bekanntesten Journalisten der Zeit und erschloß einen Markt mit mehreren Millionen Lesern; hierbei konkurrierte er mit der New York World von Pulitzer. Während des Unabhängigkeitskrieges Kubas (von Spanien) begannen Hearst und Pulitzer eine Kampagne gegen Spanien und ver- öffentlichten in ihren Zeitungen Berichte und Bilder über die Mißhandlung der kubanischen Bevölkerung durch die spanische Besatzung. Die Auflage der Zei- tungen Hearsts stieg auf insgesamt über eine Million Exemplare. Mit dem Ver- mögen, das er durch die guten Geschäfte während des Spanisch-Amerikanischen Kriegs und der Eroberungen der Zeitungsmärkte von San Francisco und New York verdient hatte, erweiterte Hearst in den folgenden Jahren sein Unternehmen. So gründete er 1900 die Chicago American, 1902 den Chicago Examiner und 1904 den Los Angeles Examiner. 1902 und 1904 gewann er als Mitglied der Demo- kratischen Partei trotzdem die Wahlen zum Repräsentantenhaus. Jedoch ließen ihm seine Zwei-Millionen-Kampagne für die Präsidentschaftswahl und die Ver- William Randolph Hearst waltung seiner Zeitungen sehr wenig Zeit für die Pflichten im Kongreß. 1905 stell- Wie es dazu kam, te er sich der Wahl zum New Yorker Bürgermeister, und versuchte 1906, zum daß aus Hanf kein Papier mehr hergestellt wurde Gouverneur gewählt zu werden. Nachdem er zweimal nicht gewählt wurde, zog Große und einflußreiche amerikanische Industrieunternehmen wie der sich Hearst für politische Kandidaturen zurück. 1903 heiratete er mit 40 Jahren Chemiekonzern DuPont und Papierfabrikanten sowie Waldbesitzer die erst 21 Jahre alte Millicent Willson, mit der er fünf Söhne hatte. Als Hearsts hatten ein großes Interesse an der Ächtung von Hanf und setzten sich direkt und indirekt für ein Verbot der Pflanze ein. Hanf wurde, Mutter 1919 starb, zog er auf das 680 qkm große Gelände in San Simeon um, nachdem die starke landwirtschaftliche Bedeutung seines Anbaus zur das früher seinem Vater gehört hatte. Dort baute er sich von 1919 bis 1947 für 37 Gewinnung von Fasern, Ölen, Papier, Farben, etc. aufgrund von Millionen Dollar (heute mehr als 500 Millionen Dollar) ein eigenes Schloß (Hearst fehlenden technischen Möglichkeiten zur Massenproduktion im Castle, in Citizen Kane: »Xanadu«) und gab je 50 Millionen für Immobilien in New Zuge der industriellen Revolution stark nachließ, Anfang des York und für Kunstgegenstände aus. Letztere konnte er zum Teil durch die große zwanzigsten Jahrhunderts eine zentrale Rolle in der amerikanischen Not, die in Europa nach dem Ersten Weltkrieg herrschte, günstig erstehen. So Landwirtschaft prophezeit. Hierbei standen auch wirtschaftliche erwarb er 1925 und 1931 ganze Klostergebäude in Spanien, die er abbauen und Interessen im Vordergrund. Der Hanf wurde durch neue Ernte- in die Vereinigten Staaten schicken ließ. Hearst äußerte in den 30er Jahren Sym- maschinen eine übermächtige Konkurrenz dazu. 1916 hatte das amerikanische Landwirtschaftsministerium ein Bulletin über pathien für den Nationalsozialismus und den italienischen Faschismus. Seine »Hanfwerg als Material zur Papierherstellung« für »Personen, die an 1918 gegründete Filmproduktionsfirma »Cosmopolitan Productions« stellte ins- einer ökonomischen Papierherstellung interessiert sind, besonders gesamt über 200 Filme her. 1934 reiste er nach Deutschland, wo er von Adolf print and book manufactures«. Im Bulletin (Nr. 404) wird unter Hitler empfangen wurde. Nach dieser Reise veröffentlichten Hearsts Zeitungen anderem festgehalten, daß dank moderner Fasergewinnungstechnik Artikel gegen die Sowjetunion; eine Kehrtwende in Hearsts Position brachten die aus einem Hektar Hanf dieselbe Papiermenge hergestellt werden deutschen Novemberprogrome 1938, die er öffentlich als Barbarei bezeichnete; kann, wie aus 4,1 Hektar Wald (und das – im Gegensatz zur Holz- seine Zeitungen waren unter den ersten, die über den Holocaust berichteten. bewirtschaftung – Jahr für Jahr). Hearst war Eigentümer der damals größten »Paper Manufacturing Company«, Wald- und Papierfabriken- 1935 betrug Hearsts Vermögen nur noch 200 Millionen Dollar (heute rund 3,5 besitzer. DuPont konkurrierte nicht nur im Textilfaserbereich mit Hanf, Milliarden Dollar); damit war er aber noch einer reichsten einer der reichsten sondern war auch Lieferant der Sulfide für die Papierherstellung aus Menschen der Welt. In den 1940er Jahren besaß er 25 Tageszeitungen, 24 Wo- Holz (und stand somit in engen Geschäftsbeziehungen zu Hearst). chenzeitungen, 12 Radiosender, zwei weltweite Nachrichtenunternehmen, das Beteiligt an der Kampagne gegen Hanf war auch der Bankier Mellon, Cosmopolitan-Filmstudio und weitere Medienfirmen. 1948 kaufte er in Baltimore zweitreichster Mann der USA, wichtiger Aktionär der Firma DuPont war einen der ersten Fernsehsender der USA. Hearst verkaufte täglich mehr als 13 ein Onkel der Ehefrau des Harry J. Anslinger; in seiner Funktion als William Randolph Hearst

Millionen Zeitungen und erreichte mit ihnen etwa 40 Millionen Leser. Beinahe ein Finanzminister im Kabinett Präsident Herbert Hoovers ernannte Drittel der US-amerikanischen Erwachsenen las eine Zeitung aus dem Hause Andrew Mellon seinen Neffen Harry zum Leiter der neu- Hearst, viele erhielten diese Informationen in Form von Filmen und übersetzten organisierten staatlichen Rauschgift- und Drogenbehörde FBNDD (Federal Bureau of Narcotics). Durch technische Zeitungen auch im Ausland. Über einen langen Zeitraum, ab 1916, führten be- Entwicklungen der Hanfverarbeitung bekamen die großen Holz-, sonders die Zeitungen des Hearst-Konzerns führten eine Hetzkampagne gegen Papier, und Zeitungsunternehmen wie die »Hearst Paper Cannabis und »potrauchenden Mexikaner« sowie farbige Jazz-Musiker durch, manufacturing Division« oder »Kimberly Clark« plötzlich ernst- aber selbst Zeitungen wie die New York Times, berichteten in dieser Zeit häufig zunehmende Konkurrenz, denn Papier aus Hanf, das bis 1883 über Vergewaltigungen und Autounfälle im Zusammenhang mit Marihuana. Dabei noch etwa 80 Prozent Marktanteile besaß, ist qualitativ hoch- ging es doch um die wirtschaftlichen Interessen von DuPont, von Papierfabriken wertiger und wäre durch den technischen Fortschritt wesentlich und Waldbesitzern. günstiger in der Herstellung. Der an Waldbestände gebundenen Papierindustrie drohten große Verluste. In dieser Zeit patentierte DuPont sowohl sein Verfahren zur Herstellung von Kunstfasern und Plastik aus Öl, als auch das Sulfat/Sulfitverfahren zur Papierherstellung aus Holzzellmasse. 1937 wurde von dem Chefberater des Finanzministeriums Herman Oliphant ein Entwurf für ein »Marihuana tax act« im Kongress eingebracht, das unverändert verabschiedet wurde. Damit war der Hanfanbau mit erheblichen Steuern verbunden. Es wird auch gesagt, daß ein weiterer Grund für das de-facto-Hanfanbauverbot die Weiter- beschäftigung der nach der Aufhebung der Prohibition arbeitslos gewordenen 2.300 »Prohibition Agents« war. Was machen wir mit der DEA, wenn Walter White und Jersse Pinkman ihr Giftzeug legal produzieren? Charles Theodosius Heath

(1785–1848) war ein englischer Kupferstecher und Briefmarken- bzw. Banknotendrucker, der Teilhaber bei Perkins, Bacon & Co. war. Er war ein illegitimer Sohn des erfolgreichen Graveurs und Kupferstecher James Heath, der unter besonderer Förderung von König George III. stand. Charles Theodosius Heath lernte als Sechsjähriger bei seinem Vater die ersten Gra- vuren herzustellen. Schon als Jüngling wurde er Mitglied der »Society of British Artists« und lieferte Beiträge für deren Ausstellungen. Er trug mit sei- nen Arbeiten für die Verbreitung von literarischen Jahrbüchern wie Forget Me Not, Literary Souvenir und The Amulet bei, die nach einer Stahlstich- Methode, patentiert von dem Amerikaner Jacob Perkins, hergestellt wur- den. 1827 gründete er sein eigenes Jahrbuch, The Keepsake. 1832 gründete er Heath’s Picturesque Annual und ein Jahr später Heath’s Book of Beauty. Seine Geschäfte waren sehr erfolgreich, doch geriet er mehrmals, erstmals 1821, in finanzielle Schwierigkeiten; 1840 mußte er deshalb einen großen Teil seiner Lagerbestände verkaufen. In den 1820er Jahren illustrierte er Marshall Inseln 1990 mehrere Werke von Sir Walter Scott. Heath eröffnete ein eigenes Studio, in dem er andere Graveure und Kupferstecher beschäftigte, die gleichfalls mit »Heath» signierten. Charles Heath als Kupferstecher, sein Halbbruder und Finanzier George Heath und Edward Henry Corbould, mit dem er verschwä- gert war, als Gestalter stellten sie diverse Briefmarken für verschiedene Re- gierungen her. 1840 wurden Heath mit seinem Sohn Frederick Augustus beauftragt, die erste Briefmarke, die Penny Black, zu gravieren. Mit seiner Frau und Kusine Elizabeth Petch hatte er u.a. drei Söhne, von denen Frederick Augustus (1810–1878) und Alfred (1812–1896) gleichfalls Kupfer- stecher und Henry Charles Heath (1829–1898) Maler der Königin Victoria und anderer Royals wurden. Charles Theodosius Heath klagte 1826 gegen Charles Theodosius Heath den Verleger John Murray, der einige seiner Drucke mit Illustratioopnen von Heath ausschmückte, doch wegen des fehlenden Copyrights verlor er seine Klage (erst 1877 wurde in Großbritannien das »Prints Copyrights Act« ver- abschiedet). 1839 begann er trotz finanzieller Schwierigkeiten mit der Veröffentlichung von »Heath’s Beauties of the Opera and Ballet«, das er bis zu seinem Tod fortsetzte. Mit dem nach Großbritannien gekommenen Jacob Perkins gründete er eine Druckerei, an der später Joshua Butters Bacon beteiligt wurde, der die Anteile von Heath kaufte. Heath war in seiner Zeit einer der aktivsten und einflußreichsten Männer in der britischen Buch- produktion. Jakob Hegner

(Jacques Hegner, Jean Jacques Hegner, 1882 bis 1962) war ein in Wien geborener Drucker, Verleger und Übersetzer. Nach dem Besuch eines Wiener Gymnasiums studierte er an der Universität Leipzig Philosophie, Geschichte und Kunst- geschichte; gleichzeitig war er für den Verlag »Hermann Seemann Nachfolger« tätig. Er ging dann zu weiteren Studien nach Florenz und kehrte 1903 nach Deutschland zurück. In gründet er den »Verlag Jacques Hegner«. 1910 zieht er nach Dresden und gründet zwei Jahre später den »Hellerauer Verlag Jakob Hegner«. Während des Ersten Weltkriegs ist Hegner im Kriegspresse- quartier in Wien tätig. 1918 gründet er die »Hellerauer Druckerei«, in der er seine Drucke im Handsatz herstellen ließ. Die Bücher aus dieser Druckwerkstatt zeich- nen sich durch hervorragende Typographie aus. 1919 konvertiert er zum prote- stantischen Glauben und heiratet eine evangelische Pfarrerstochter. 1930 muß er wegen der Folgen der Weltwirtschaftskrise seine Hellerauer Unternehmen schließen. In den folgenden Jahren ist er für die Druckerei Oskar Brandstetter in Leipzig tätig, für die er insbesondere christliche Autoren verlegt. 1935 wechselt Hegner abermals seinen Glauben und wird katholisch. 1936 wird er aus der Reichs- schrifttumskammer wegen seines ursprünglichen jüdischen Glaubens ausge- schlossen. Er geht deshalb nach Wien und gründet den »Thomas-Verlag«. 1938 Israel 1985 emigriert er nach Großbritannien. 1946 zieht Hegner in die Schweiz und gründet Titelseite der Schocken-Bibel. in Olten den »Summa-Verlag«. 3 Jahre später zieht er nach Köln und gründet den »Jakob-Hegner-Verlag«, der schon kurze Zeit später vom Bachem-Verlag übernommen wird. Wegen seiner Verdienste für die Buchgestaltung und für seine Übersetzungen aus dem Französischen und Englischen erhält Jakob Hegner mehrere Auszeichnungen.

Lambert Schneider (1900–1970) stammt aus katholischem Elternhaus und wuchs in Karlsruhe auf, war Spartakist und gründete 1925 in Berlin einen Verlag. Das Jakob Hegner erste Verlagswerk war der Druck des »Alten Testaments« in der Übersetzung von Buber und Rosenzweig. Schneider legte Wert uaf eine gute Typographie und beauftragte daher die Druckerei von Jakob Hegner mit der Herstellung. Ein wei- terer Druckbetrieb, der für Schneider arbeitete, war die Werkstatt von Carl Ernst Poeschel. Für drei Jahre erschien bei Schneider die Zeitschrift Die Kreatur, her- ausgegeben von einem Juden (Buber), einem Katholiken (Joseph Wittig) und einem Protestanten (Viktor von Weizsäcker). Aufgrund der Weltwirtschaftskrise geriet der Verlag in finanzielle Schwierigkeiten, vor allem durch das aufwendige Bundesrepublik Deutschland 2012 Bibel-Projekt. Durch Vermittlung Leo Baecks kam es zur Kooperation mit dem »Die Schrift« ist die deutsche Übersetzung des Tanachs durch Martin Buber (1878–1965) und Franz Rosenzweig Kaufmann Salman Schocken, der 1931 die Judaica in den neugegründeten (1886–1929). Sie entstand von 1926 bis 1938, bis 1929 »Schocken Verlag« übernahm. Lambert Schneider wurde Hersteller und kauf- gemeinsam durch Buber und Rosenzweig, nach dessen männischer Leiter dieses Verlags. 1938 mußte der Verlag von Schocken geschlos- Tod in diesem Jahr wurde sie von Buber allein weiter- sen werden. Als der Salzburger Verleger Otto Müller 1938 mit Berufsverbot be- geführt und vollendet. Von 1954 bis 1962 überarbeitete legt wurde und gezwungen werden sollte, seinen Verlag für ein Zehntel des Wer- Buber den Text noch einmal. Für die Übersetzung gab es tes an einen nationalsozialistischen Funktionär zu verkaufen, übernahm Lambert keinen Auftraggeber; sie entstand auf Anregung, nicht im Schneider den »Otto Müller Verlag« auf Grundlage des tatsächlichen Wertes. Im Auftrag, des Verlegers Lambert Schneider. »Die Schrift« ist Zweiten Weltkrieg wurde der Verlagssitz in Berlin und das Buchlager in Leipzig weitestgehend eine konkordante Übersetzung und bedient sich einer dichterischen Sprache. Sie strebt an, den ausgebombt. Schneider wurde nach dem Krieg Lizenzträger des »Carl Winter sprachlichen Charakter des Urtextes wiederzugeben; so Universitätsverlages« und erhielt außerdem eine Lizenz für einen eigenen Ver- wird beispielsweise Genesis 1:1f. mit »Im Anfang schuf lag. 1949–1949 erschien hier die monatliche erscheinende Zeitschrift Die Wand- Gott den Himmel und die Erde. Die Erde aber war Irrsal lung und 1946–1950 die Süddeutsche Juristenzeitung. Lambert wurde zudem und Wirrsal. Finsternis über Urwirbels Antlitz. Braus Gottes Vorsitzender der »Aktionsgruppe zur Demokratie und zum freien Sozialismus«, schwingend über dem Antlitz der Wasser.« übersetzt. Die in der u.a. Adolf Arndt, Heinrich von Brentano, Alex ander Mitscherlich und Carlo »Verdeutschung der Hebräischen Bibel« von Martin Buber Schmid mitarbeiteten. In seinem Verlag erschien 1950 die erste deutsche Aus- und Franz Rosenzweig erschien in den Jahren 1926 bis 1937 im Verlag Lambert Schneider bzw. im Schocken gabe des »Tagebuchs der Anne Frank«. Lambert Schneider hat auch nach 1945 Verlag Berlin. die meisten deutschsprachigen Werke Martin Bubers verlegt. Nach seinem Tod Jakob Hegner

1970 wurde der Verlag Lambert Schneider von Lothar und Christa Stiehm fort- geführt. Das Verlagsarchiv des ursprünglichen Verlags Lambert Schneider befindet sich im Deutschen Literaturarchiv Marbach.

Salman Schocken (1877–1959) stammt aus Margonin (Provinz Posen) und war ein deutscher Verleger und Gründer sowie Besitzer von Kaufhäusern. Sein Vater war Buchhändler in Posen. 1901 zog Salman Schocken nach Abschluß einer kaufmännischen Lehre nach Zwickau, wo er in dem Kaufhaus seines Bruders Simon mitarbeitet. Dieses Geschäft kaufte er auf und errichtete anschließend weitere Kaufhäuser in Chemnitz und Stuttgart. 1915 war er mit Martin Buber Mit- begründer der zionistischen Zeitschrift Der Jude. In den 1920er Jahren gründete er in Berlin das Schocken-Institut für Hebräische Poesie und 1931 einen eigenen Verlag für die Herausgabe der Bibel von Buber und Rosenzweig. 1933 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt, 1934 zog er nach Palästina. Seine inzwischen 30 Kaufhäuser verkaufte er 1936 an eine englische Bankengruppe unter Andrew McFadyean, doch 1938 wurde das Unternehmen enteignet (»ari- siert«). Die Kaufhäuser firmierten dann unter Merkur AG. 1949 erhielt Schocken die Mehrheit an der Merkur AG und damit seine Häuser zurück und verkaufte sie 1953 an Helmut Horten (die sächsischen Kaufhäuser waren entschädigungslos enteignet worden). In Jerusalem finanzierte er den Bau der »Schocken-Biblio- thek«, die er wie auch sein Privathaus mit dem 6.100 m2 großen Garten von Erich Mendelsohn (1887–1953) entwerfen ließ; dieser hatte bereits die Kaufhäuser in Deutschland für ihn gestaltet. 1937 kaufte er die Zeitung Haaretz, die von seinem Sohn Gershom Schocken geleitet wurde. Salman Schocken zog 1940 in die die USA, wo er den Verlag »Schocken Publishing House Ltd.« gründete, in dem u.a. mit Unterstützung von Hannah Arendt die »Schocken Books« (inzwischen bei Random House) herausgegeben wurden. Gáspár Helth

(um 1510–1574, Caspar Heltnensia Transsilvanus, Heltai) wurde in Heltau gebo- ren, war ein Siebenbürger Sachse und wirkte in Klausenburg (Cluj Napoca) als Pfarrer und Reformator, als Humanist und Literat, als Drucker und Papier- mühlenbesitzer sowie Politiker für die Erneuerung der Kirche und für die Verwen- dung des Ungarischen, das er durch eine Bibelübersetzung, eine Geschichte Ungarns und weitere Veröffentlichungen zur Literatursprache weiter entwickelt hat. Seine Officin ist die einzige Druckwerkstatt, die das 16. Jahrhundert über tätig ist. An der Universität Wittenberg schreibt sich Gáspár Helth 1542 als »Cas- Ungarn 2010 par Heltenis Transsilvanus« ein. Kurz nach Beendigung des Studiums wurde Helth Auf der Briefmarke ist die Titelseite der »Chronica az 1544 zum Stadtpfarrer in der Michaelskirche von Klausenburg berufen. Ein Jahr Magyaroknac dolgairol mint iöttec ki a nagy Scythiaból später beginnt er, die lutherische Reformation einzuführen. Im selben Jahr 1545 Pannoniában« abgebildet, das 1575 von Helths Witwe Madjarin Sophia Gyulai gedruckt wurde und auf der der heiratet er Madjarin Sophia Gyulai. Zunächst wirkte er im Sinne Luthers. 1554 Druckername zu lesen ist. Es ist eine Übertragung der wurde die Kirche der ungarischen Lutheraner in Siebenbürgen gegründet, mit lateinischsprachigen Ungarnchronik von Antonio Bonfini, einem früheren Mönch namens Tamás als ihrem ersten Bischof. Ab 1559 begann dem Hofchronisten von König Matthias Corvinus. Es war Helth für den Calvinismus zu wirken, was unter anderem am Druck der reformier- das erste historiographische Werk in ungarischer Sprache ten Glaubensbekenntnisse von Heinrich Bullinger und Péter Melius Juhász ab- und legte einen Grundstein der modernen ungarischen zulesen ist. Nach seinem Wechsel zum Calvinismus wurden die Papierlieferun- Geschichtsschreibung. gen aus den lutherischen Orten Hermannstadt und Kronstadt eingestellt; Helth ließ deshalb 1564 in Klausenburg eine eigene Papiermühle errichten; das Was- serzeichen versieht er mit seinen Initialen »CH«. Dank seines Wirkens und der Produktion der von ihm und Georg Hoffgreff im Jahre 1550 gegründeten Drucke- rei wurde Klausenburg zu einem bedeutenden ungarischen Zentrum des Huma- nismus. Die ersten Drucke der Officin waren: »Confessio de coena domini« von Martin Bucer, eine evangelische Agenda, und die Übersetzung von Luthers Klei- nem Katechismus ins Ungarische. Helths »Száz fabula« (Hundert Fabeln, nach Äsop, aber mit eigenen Ergänzungen) war die erste ungarischsprachige Prosa. Gáspár Helth

Helth nahm auch die erste Vereinheitlichung der ungarischen Orthographie. Als Verleger vertrieb er vorrangig Werke theologischen Inhalts und hat maßgeblich an der Entwicklung der ungarischen Kunstprosa mitgewirkt. In seinen Werken läßt sich Kritik an der Gesellschaft erkennen, wobei er die zunehmende Macht des Bürgertums anprangerte. Helth gründete in Klausenburg auch ein öffentli- ches Bad und eine Brauerei. Nach seinem Tod übernahm die Witwe (Gáspárne Heltai, »relicta Casparis Helti«) in den Jahren 1575 bis 1582 die Führung der Werkstatt. Von ihr wurde 1575 eine Chronik der Ungarn (Chronica az Magya- roknak dolgairól) hergestellt, die schon im Jahr zuvor von Helth begonnen wor- den war. In diesen Jahren wurden zumeist ungarische Übersetzungen ausländi- scher Texte hergestellt. Die religiösen Schriften, die unter Gáspár Heltai vorherrsch- ten, wurden nicht zuletzt wegen der Vorschriften durch den Fürsten Stephan Báthory (István Batory) eingeschränkt. Eines der wichtigsten Produkte ihrer Presse war das »Herbarium« von Péter Juhász Melius. Es ist eine erste medizinisch- botanische Arbeit aus dem Jahr 1578, die die Namen und die Namen Varianten von mehr als 1.200 Pflanzen enthält. Insgesamt stellte sie rund 50 Werke her, wobei sie nicht nach reformatorischen oder katholischen Schriften unterscheidet. Nach dem Tod der Witwe 1584 übernimmt der Sohn Gáspár Helth d.J. die Officin, in der er jedoch nicht mitarbeitet, sondern die Arbeit seinen Faktoren überläßt; darunter ist Gaspar Schäßburger (Caspar Schespurgensis) und in den 1990er Jahren Jakob Klöß; die Officin stellt mehr als 60 Werke her. Aelbrecht Hendricxsz

(1545–1613) stammt aus Leiden; ab 1569 lebte er in Delft, wo er 1570 als »Aerent Heyndricxsz van Leijden, bouckvercoper« das Bürgerrecht kauft. 1571 wird er als Beauftragter Plantins (aus Antwerpen) genannt. 1573 heiratet er die Witwe Agniesgen Bruynen und kann somit die Leitung der von Harman Schinckel hin- terlassenen Werkstatt übernehmen. 1574 kommt er der erste Druck unter sei- Niederlande 1998 nem Namen heraus. Er war Anhänger der Mennoniten (Wiedertäuferbewegung); »Nieuw geusen lieden boecxken« ist das bedeutendste 1578 stellte er für diese ein erstes Werk her. Agniesgen wird deshalb als Eigentü- politische Liederbuch aus dem Achtzigjährigen Krieg. Die merin der Officin vom Kirchenrat in Delft vorgeladen; ihr wird die Schuld an dem adligen Niederländer wurden 1566 von der spanischen Druck des Wiedertäuferbuchs gegeben und deshalb als Strafe der Ausschluß Regentin Margarete von Parma als »Geuzen« als Bettler vom Abendmahl verfügt. Ein zweiter Konflikt mit dem Kirchenvorstand entstand oder als »Mendigos del mar« (Piraten) bezeichnet; diese 1580, als sein Korrektor Dirck Kemp an der Prädestination (Auffassung, nach der Bezeichnung wurde jedoch als Ehrentitel betrachtet, denn er meinte die calvinistische Glaubensauffassung und eine Gott u.a. das Schicksal aller Menschen vorherbestimmt hat) öffentlich zweifelte. patriotische Einstellung. Das Liederbuch war eine Samm- 1582 wird Hendricxsz als Nachfolger von Carel Silvius zum Drucker der Vereinigten lung von Texte verschiedener Autoren, die zumeist unbe- Staaten berufen. 1590 wird er zum angestellten Drucker der allgemeinen Stände- kannt sind; einige Dichter dieser Geuzenlieder sind be- versammlung (Staten Generaal) berufen. 1591 zieht er mit der Druckwerkstatt kannt: Joris Sylvanis, Pfarrer in , Cooman Jan nach ’s-Gravenhage. Hier wird er zum Bürgermeister bestellt. 1605 legte er sein van Delft und Pieter Sterlinckx van Heenvliet. Alle als Amt als Staatsdrucker zugunsten seines Schwiegersohns Hillebrant Jaconsz van »geusen lieden boecxken« bezeichneten Bücher waren Wouw nieder. Sein Stiefsohn Bruyn Harmensz Schinckel führte ab 1591 die Delf- klein, handlich, engbedruckt und – wenn überhaupt – nur ter Druckerei selbständig fort. Er verwendete mehrere Druckermarken und Devi- mit wenigen Holzschnitten ausgestattet; ursprünglich waren die Lieder auf einzelnen Blättern gedruckt. Der sen (»Avec le temps paulatim« nach Ovids Metamorphosen und »Het rike der Inhalt ist im Grunde ein Geschichtsbuch; es sind Lieder, hemelen is als een verborgen schat in den acker. Math. 13«; Das Himmelreich ist die den Kampf gegen die Spanier in den Niederlanden gleich einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte, Matthäus 13:24. schildern, Erinnerungslieder an einzelne Kämpfe und sonstige Propagandatexte. Die Lieder wurden mit neuen Texten auf alte schon vorhandene Melodien übertragen. Im Liederbuch von 1581 ist auch die zweitälteste Version der Nationalhymne enthalten. Heo Jin-su

Zur Zeit des Goryeo-Königreichs (935–1392) wurde während einer langen Frie- denszeit unter König Hyonjong (1009–1031) die »Tripitaka« geschaffen. Heo Jin- su war Regierungsbeamter in der Zeit des Königs Jeongkong (reg. 1034 bis 1046). Er veranlaßte, daß 1046 die ursprüngliche »Tripitaka Koreana« gedruckt wurde und zwar als Bitte für das Wohlergehen des Landes, die Langlebigkeit seiner Mutter und das Seelenheil seines verstorbenen Vaters. Nach bibliographischen Republik Korea 2000 Angaben in den »Tripitaka«-Bänden sollen sie im Tempel Cheonhwa-sa im Osten von Gaeseong, der Hauptstadt von Goryeo, gefertigt worden sein. Heo Jin-su soll diese Drucke als Opfergabe in zwei Buddha-Statuen im Tempel Seobaek-sa in der Nähe von Gimhae als Opfergabe eingelegt haben. Ein Teil dieser Drucke (1.800 Rollen) der ersten Tripitaka befinden sich heute im Tempel Nanzenji in Japan, ein anderer Teil (2.400 Rollen) wird im Tempel Ankokuji auf der Iki-Insel in der Nähe der Insel Tsushima und im Tempel-Museum Joshoji auf Tsushima auf- bewahrt. Der Tempel Ankokuji trug bis Anfang des 14. Jahrhunderts denselben Republik Korea 2011 Namen wie der Tempel Haeinsa in Korea, in dem die zweite Ausgabe der »Tripitaka Koreana« aufbewahrt ist; der Name bedeutet »Tempel für den Frieden der Nati- on«. Die Drucke der ursprünglichen »Tripitaka Koreana« sind meistens aus einer oder zwei Papiersorten gemacht, aber es wurden auch mehrere Papiersorten unterschiedlicher Qualität verwendet. Struktur und Inhalt der ursprünglichen »Tripitaka Koreana« fußen auf der K’ai-pao-tsang-Ausgabe (971 bis 983), dem buddhistischen Kanon des Nördlichen Song-Reichs (960–1126). Die Republik Korea 1963 und 1967 erste»Tripitaka« wurde während der Invasion der Mongolen in Korea 1232 durch ein Feuer vernichtet. Das Wort »Tripitaka« stammt aus dem Sanskrit und bedeu- tet soviel wie »drei Körbe«: Sutren, das Vinaya und das Abhidharma, die in Bambuskörben aufbewahrt wurden. Nach dem Abzug der Mongolen ordnete König Gojong aus der Goryeo-Dynastie an, eine neue »Tripitaka« anzufertigen und da-

Republik Korea 1969 Heo Jin-su mit den Schutz vor einem erneuten Mongoleneinfall zu erbitten. In den Jahren 1236–1251 stellten Mönche der Soon- und Gyo-Schulen mit Unterstützung des Hauses Choe die neue »Tripitaka« her; diese zweite Ausgabe wird auch als »Palm- an Daejanggyeong« (80.000 Tripitaka) bezeichnet. Insgesamt besteht diese zweite Ausgabe aus 81.258 Holzblöcken, in denen 52.38.960 Buchstaben eingeschnit- ten wurden und keine Fehler enthalten sind. Jeder Holzblock weist ein Format von 70Í24 Zentimeter auf. Die Stärke der Blocks schwankt zwischen 2,6 und 4,0 Republik Korea 1998 Zentimetern. Alle Holzschnitte dieser »Tripitaka« werden seit 1398 in dem buddhi- stischen Tempel des Jogye-Ordens in Haeinsa der auf eine Gründung im Jahr 802 zurückzuführen ist, in Gyeongsang in der Republik Korea, etwa 60 km süd- westlich der Stadt Taegu im Süden des Landes, aufbewahrt; sie sind UNESCO- Weltkulturerbe und der älteste und umfassendste buddhistische Kanon der Welt. Die Chang­gyong Panjon, die heutige Aufbewahrungsstätte der »Tripitaka« wur- de 1488, am Anfang der Choson-Zeit, errichtet. Die Halle lag zunächst unmittel- Republik Korea 1998 bar neben der Taejokkwangjon-Halle, die dem Vairocana Buddha gewidmet ist. Aufbewahrt werden die Holzblöcke in vier Hallen, die oberhalb des Tempels lie- gen. Die originale Form des Gebäudes ist unbekannt; 1481 wurde unter König Sejo eine Wiederherstellung des verfallenen Tempels angeordnet, die 1488 voll- endet wurde. 1622 und 1624 wurden die Hallen, in denen die »Tripitaka« aufbe- wahrt wird, renoviert. Da die Gebäude seit ihrer Entstehung weder durch Kriegs- einwirkungen noch durch Feuer beschädigt worden ist, konnte die »Tripitaka Volksrepublik Korea 1996 Koreana« bis heute vollständig erhalten werden. Dieser Tempel ist buddhistisches verweist auf en druckbeginn buddhistischer Schriften. Nationalheiligtum Koreas. Das Kloster liegt erhöht inmitten des Kaya-san-Natio- nalparks. Gelagert werden die Druckstöcke in einem für diesen Zweck gebauten Haus; ein natürliches Ventilationssystem sorgt dafür, daß die empfindlichen Druck- stöcke nicht zerfallen. Durch die Anordnung der Belüftungsfenster im Tempel (an Heo Jin-su einer Seite oben kleine; unten große Fenster – an der anderen, gegenüberlie- genden Seite unten kleine und oben große Fenster) wird eine Luftzirkulation ge- schaffen, welche große jahreszeitlich bedingte Temperaturschwankungen ver- hindert. Das Holz der Druckstöcke kann somit nicht faulen und ist bis heute in einwandfreiem Zustand. Jeder Block besteht aus Birkenholz, das von den südli- chen Inseln Korea geholt wurde, und wurde vor der Bearbeitung behandelt, um den Zerfall des Holzes zu verhindern. Sie wurden in Meerwasser für drei Jahre eingeweicht, dann geschnitten, anschließend in Salzwasser erhitzt, zugeschnit- ten und nach dem Holzschnitt mit Lack überzogen (um Insekten abzuhalten). Jeder Block wurde dann mit einem Metallrahmen eingefaßt, um ein Verziehen zu verhindern. Jeder Block weist 23 Zeilen mit 14 Zeichen pro Zeile auf. Es wird angenommen, daß die Holzschnitte von einer Gruppe von etwa 30 Mitgliedern ausgeführt wurden; dennoch sind sie in einem einheitlichen Stil hergestellt wor- den. Johannes Herbster

(Oporinus, 1507–1568) war der Sohn des aus Straßburg zugewanderten Malers Hans Herbster und begann seine Laufbahn nach einer Ausbildung in Straßburg (im »Contubernium pauperum scholasticorum«). Das nötige Geld zur Anschaf- fung von Schulbüchern verdiente er sich durch Abschreiben. Ab etwa 1526 war er Lehrer im Zisterzienserkloster St. Urban (im Kreis Luzern) und an der Leonhard- schule in Basel. Zusätzlich arbeitete er bei Johannes Froben, bei dem er durch Abschreiben von Manuskripten und Korrekturlesen seinen Unterhalt verdiente. Sowjetunion 1978 Jodocus Gallicus meinte 1488 in Heidelberg satirisch, ein Studium befähige Die Briefmarke zeigt die Postbeförderung mit Pferdeschlitten »kuppler«, »hurenwirtt«, »wurtsknecht«, »pfaffenknecht oder »sackträger« zu (sog. Kibiska) aus dem »Rervm Moscouiticarum Commentarij werden: da ist Korrektor gerade eine glänzende Karriere. Dann studierte Herbster Sigismundi Liberi Baronis in Herberstain, Neyperg, & Medizin und Physik an der Basler Universität und wurde, obwohl schon verheiratet, Guettenhag: quibus Russiae ac Metropolis eius Moscouiae kurze Zeit »Famulus« und Amanuensis bei Theophrastus Bombastus Paracelsus. descriptio, Chorographicae tabulae, religionis indicatio ... 1533 ist Herbster als Lateinprofessor an der Universität eingeschrieben. 1538/39 continentur« von Siegmund Freiherr von Herberstein (1486 und 1541/42 war er Professor für Griechisch an der Universität. 1536 begründete bis 1566). Die Herbster-Ausgabe in Latein zeigt die Schlitten- er mit Balthasar Lasius, Robert Winter und Thomas Platter eine Druckereigesell- fahrt in einem Querformat. Herberstein selber veranstaltete auf der Grundlage der lateinischen Ausgabe von 1556 eine schaft, die aber bald wieder aufgelöst wurde; man hatte für 800 Gulden die Werk- neuerlich erweiterte Ausgabe in deutscher Sprache, die 1557 statt von Andreas Hartmann kaufen können. 1537 erschien der erste Druck die- unter dem Titel »Moscovia der Hauptstat in Reissen« in Wien ser Gesellschaft. 1542 gab Herbster seine universitären Tätigkeiten auf und ar- erschien. Das Bild auf der Briefmarke befindet sich in der beitete nur noch als Drucker. Sein bedeutendstes Druckwerk ist »De humani Wiener Ausgabe von Zimmermann auf Seite 183 abgebildet, corporis fabrica« des Anatomen Andreas Vesalius. Die Gelehrten hielten es wegen jedoch gespiegelt. Sigismund Freiherr von Herberstein der Qualität seiner Arbeit für eine Ehre, ihre Schriften in seiner Officin drucken zu (1486–1566) diente nach seinem Studium in Wien den Kai- lassen. Obwohl das Geschäft gut ging, kam es wegen der Verschwendungssucht sern Maximilian I. und Ferdinand I. in der Finanzverwaltung und als Diplomat. 1516/17 sowie 1526/27 hielt er sich in seiner Inhaber nicht zu einer finanziell guten Entwicklung; die Officin wurde diplomatischer Mission in Moskau auf und erkundete bei deswegen geteilt, wobei Herbster und Winter zusammenblieben. Als letzterer starb, diesen Gelegenheiten das russische Land. In seinem Bericht mußte Herbster die Gesamtschulden decken. Durch Annahme von Vorschüssen »Rervm moscouiticarum commentarij« gibt er eine detail- hielt er sich zwar über Wasser, ein Geschäftsmann aber wurde er nicht. Trotzdem reiche geographische wie kulturhistorische Beschreibung des damaligen russischen Reiches. Seine Reisebeschreibung machen ihn zum Begründer der Rußlandkunde. Johannes Herbster galt er eine Zeitlang als bedeutender Papierhändler, der besonders große Men- gen Papier nach Norddeutschland lieferte. Die Officin befand sich auf dem Nadel- berg »zum schönen Hause«. Herbster heiratete im hohen Alter (ein fünftes Mal) die Witwe des Buchdruckers Johannes Herwagen. 1567 veröffentlichte er einen Katalog seiner Verlagswerke (»Librorum per ioannem oporinum partim excsorum hactenus …«). Im selben Jahr verkaufte er die Druckerei, ein Jahr später starb er. Die Officin wurde dann von den Brüdern Hieronymus und Polycarpus Gemusaeus und Balthasar Han weitergeführt; es bestand noch 1591. Die Bücherzeichen von Herbster (erstmals 1541 verwendet) zeigen den griechischen Sänger und Dichter Arion auf einem Delphin; man sagte über ihn, er hätte so schön gesungen, daß selbst die Tiere ihn deshalb lieben würden. Auf einer Fahrt von Korinth nach Ta- rent wird das Schiff überfallen, der Sänger von Räubern ausgeplündert und ge- zwungen, ins Meer zu springen (es hätte in dieser Sklavenhalterzeit auch schlim- mer werden können). Doch – so erzählt Herodot – er wird von einem Delphin gerettet, der ihn zum Kap Tainaron trägt. Die von Herbster verwendeten Devisen entstammen der »Aeneis« Vergils bzw. den »Metamorphosen« Ovids. Hermagoras

1851 gründete eine Gruppe Slowenen unter Leitung des Lehrers Antona Janeži?a, des Kaplans Andreja Einspielerja und des Bischofs Anton Martin Slomska in Kla- genfurt den Hermagoras Verlag und eine Vereinigung, die sich zum Ziel setzte, den Slowenen gute Bücher in ihrer Sprache zu liefern. 1860 wurde diese Vereini- gung in eine kirchliche Genossenschaft unter der Bezeichnung »Mohorjeva» be- nannt. Der Verlag ist der älteste slowenische Verlag in Kärnten und einer der ältesten in Österreich. Die Hermagoras Druckerei, die 1871 gegründet wurde, ist die älteste bestehende Druckerei in Kärnten. 1918 wurde der Sitz des Verlags Slowenien 2001 nach Prevalje (im neugebildeten Staat Jugoslawien) verlegt; seit 1927 befindet Die Briefmarke, die aus Anlaß des 150. Jahrestags des sich der Verlag in Celje. 1924 wurde eine Zweigstelle in Gorizia als Goriška Verlags der »Mohorjeva druzba« ausgegeben wurde, zeigt Mohorjeva družba und 1947 in Klagenfurt als Mohorjeva družba eingerichtet. Der die Titelseite des Kalenders für 1920 mit einer Zeichnung Verlag als slowenische Kulturorganisation brachte insgesamt über 40 Millionen von F.Kopac. Die Titelseiten der Kalender zeigen zumeist Bücher heraus; jährlich kommen etwa 35 Editionen heraus. Hinzu kommen etwa landwirtschaftliche Themen. fünf neue Schulbücher; etwa zwei Drittel der Bücher sind in slowenischer und der Rest in deutscher Sprache. Der Verlag gibt seit 1982 die Zeitschrift Nova revija heraus; in den 1980er Jahren betrug die Auflage etwa 3.500 Exemeplare, in den 1990er Jahren nur noch etwa 1.500 Exemplare. 1858 wurde erstmals für das Folgejahr ein Kalender der Mohorjeva-Gesellschaft in Slowenien veröffentlicht. 1918 betrug die Zahl der Abonnenten 90.512. Im ersten Teil des Kalenders wer- den für das jeweilige Jahr die Monate, Wochen, Tage, die Feiertage, die Mohn- phasen, die sonntäglichen Evangelien und die Himmelszeichen wiedergegeben. Im zweiten Teil werden interessante Berichte aus dem In- und Ausland, Gedichte, Kurzgeschichten, Fachartikel zu verschiedenen Themen (Wirtschaft, Landwirt- schaft, Technologie, Gesundheit) publiziert. Alexander Herzen

(1812–1870) war der Sohn eines russischen Adligen und der aus Deutschlands stammenden Luise Haag. Er studierte in Moskau; 1843 wird er mit einigen Freun- den wegen der angeblichen Zugehörigkeit zu einer Saint-Simonistischen Gesell- schaft verhaftet und nach Wjatka und Wladimir verbannt, wo er für die Regierung arbeitet. 1839 ist er wieder in Moskau und darf anschließend nach St. Peters- Sowjetunion 1962 burg. Von hier wird er als Regierungsrat strafversetzt nach Nowgorod. Er schei- det 1842 aus den Staatsdiensten und geht nach Moskau, geht seinen philosophi- schen Privatstudien nach und veröffentlicht unter dem Pseudonym Iskander (Alex- ander) u.a. zwei Romane. 1846 geht er – mit dem Erbe seines verstorbenen Vaters ausgestattet – nach Deutschland, Italien und Frankreich und veröffentlicht anonym weitere Schriften. 1850 wird er aus Paris ausgewiesen und siedelt nach London um. Er ist anfänglich allein in London, dann kommt seine Familie nach; die Schriftstellerin Malwida von Meysenbug aus Kassel führt den Haushalt und dient als Erzieherin und Ersatzmutter für die beiden Töchter Olga und Natalie. Herzen übernimmt 1851 die »Polnish Democratic Press« am Regent Square 38 Rumänien 1962 der in London lebenden polnischen Emigranten, in der dann u.a. seine Zeitschrift Kolokol und der Almanach Poljarnaja Zwezda gedruckt werden. In dieser »Freien russischer Druckerei« (»Vol‘naja russkaja tipografija«, »Volnoi Russkoi Tipografi«) arbeitet als Schriftsetzer und Drucker der aus Polen stammende Ludwik Czer- niecki. Herzen läßt in seiner Officin diverse russische Schriftsteller wie Lermon- tov, Puschkin und Marlinskij ohne zensurbedingte Lücken veröffentlichen – je- weils in russischer Sprache und auch Schriften der Dekabristen von 1825 herstel- len. Gedruckt werden auch Texte anderer europäischer tatsächlicher oder ver- meintlicher Revolutionäre wie Proudhon, Michelet und Mazzini. Stanislaw Tchorzewski, ein polnischer Emigrant, sorgt für den Vertrieb der Drucksachen. An Sowjetunion 1952 einen Freund schreibt Herzen: »Remember, that I have a third daughter, the print Alexander Herzen shop, and that she has a nanny, Czerniecki, who has a nasty habit – he needs food and a place to live.« Herzen wird besucht von Russen auf der Durchreise (Turgenev, Tolstoi, Dostojevski) und von allen »Freidenkern« Europas. Er ge- nießt ein sehr großes Ansehen in Rußland, weil er gut unterrichtet ist, seine Infor- mationen weitergibt und die russischen Verhältnisse kritisch betrachtet. Anfang der 1860er Jahre läßt er das »Kommunistische Manifest« in russischer Sprache drucken, das von dem Anarchisten Mikhail Bakunin übersetzt worden war. Her- zen gilt nun als Anarchist, seine Reputation sinkt. Als er die Polen für ihren Auf- Sowjetunion 1948 stand gegen den Zaren (1863) lobt, ist’s vollends vorbei mit seinem Ansehen. Ab Aus dem Vorwort zur zweiten Ausgabe: »Die erste russi- 1863 lebt er in Genf (hier gibt er 1868/69 weiterhin die Kolokol heraus), dann in sche Ausgabe des Manifests der Kommunistischen Partei Brüssel. übersetzt von Bakunin, erschien anfangs der sechziger Jahre in der Druckerei der ›Kolokol‹. Der Westen konnte Ludwik Czerniecki (1828–1872) stammt aus Lublin (Polen). Er beteiligte sich an damals in ihr (der russischen Ausgabe des ›Manifests‹) nur den Revolutionen von 1848, kämpfte 1849 in Ungarn und flüchtete nach der Nie- ein literarisches Kuriosum sehn. Solche Auffassung wäre derlage in die Türkei. Ab 1851 arbeitete er in England als Setzer in der Druckerei heute unmöglich.« der »Polnischen Demokratischen Gesellschaft«, deren Mitglied er war, sowie nach dem Kauf der Officin durch Alexander Herzen in dessen Officin; hier wurde die Polski Demokrati gedruckt. Die Werkstatt befand sich am Regent Square, dann in der Judd Street 82, der Judd Street 2 und später in der Caledonian Road 5 am Thornhill Place. Ein Journalist der Saturday Review beschreibt die »Free Russian Press«: »The rooms which they occupy are pervaded by so thoroughly Slavonic an air that a visitor might imagine that they had been suddenly transported to Moscow or Petersburg. Russian books occupy the shelves, Russian proof-sheets cover the tables and Russian manuscripts are being set up by the compositors whose speech is Russian or Polish.« 1865 folgte Czerniecki der Familie Herzen nach Genf. 1869 trat ihm Herzen seine »slawische« Druckerei (»Imprimérie libre Sowjetunion 1945 Alexander Herzen russe«) ab und unterstützte ihn weiterhin finanziell. Die nach dem Tod Herzens im April/Mai 1870 erschienenen Ausgaben der Kolokol wurden von Czerniecki herausgegeben. Er war ein sehr aktives Mitglied der Schweizer polnischen Ge- meinde, der »Gmina polska«. 1870 gründete er mit Ludwik Wolowski die Zeit- schrift La Fédération: organe de la démocratie polonaise et internationale«. Sowjetunion 1957 Nikolai Platanowitsch Ogarjow (1813–1877), rechts, stammt aus St. Petersburg und war ein russischer Sozia- list, Journalist und Dichter. Er studierte an der Moskauer Universität, wo er Herzen kennenlernte. 1834 wird er relegiert und nach Pensa deportiert. 1840 geht er als politischer Flüchtling nach Berlin, kehrt 1846 nach Rußland zurück. 1850 wird er abermals verhaftet, wieder freigelassen und emigriert nach London. Mit Herzen war er Heraus- geber der Kolokol und Mitarbeiter beim Poljarnaja swesda. 1865 beteiligte er sich in Genf an der Arbeit der Internatio- nalen Arbeiterassoziation, geht aber 1873 wieder nach London zurück, wo er auch stirbt.

Sowjetunion 1954 Deutsche und russische Ausgabe des Manifests. Max Herzig

(1863–1912) stammt aus Sanok in der Ukraine und war ein Wiener Verleger und Buchhändler, der in seinem Verlag besondere Prachtbände zu Ehren des Kaisers sowie der Geschichte Österreichs und des Deutschen Reichs herausgab. Wegen seiner Verdienste als Verleger erhielt er mehrere Auszeichnungen. Er war Stifter und Förderer des »Künstlerhauses Wien« und der »Sezession«. Die großforma- tigen Bücher waren meist in Leder mit Gold oder Silberprägung ausgestattet und im Stil der »Wiener Sezession« gestaltet. Für den Druck seiner Bücher verwen- dete er die damals hochwertigsten Methoden wie Heliogravüre und Farblitho- Österreich 1984 graphien. Der Titel des auf der Briefmarke abgebildeten Buches im Format 46,5 x 36,5 cm, 1898 in zwei Teilen herausgege- ben, lautet »Viribus Unitis. Das Buch vom Kaiser« mit einer Einleitung von Joseph Alexander Freiherrn von Helfert und von Herzig. Als Verlagsorte wurden Budapest, Wien und Leipzig angegeben. Es enthält auf den 322 Seiten drei chromolithographische Tafeln von Koloman Moser, 95 Vollbilder, 263 Textbilder und 2.000 Porträts zeitgenössi- scher Persönlichkeiten in verschiedenen Techniken (Helio- gravüre, Lichtdruck, farbige Lithographie) von Hans Tichy, Zygmunt Ajdukiewicz, Akos von Garay, Ottokar Walter und Theo Zasche sowie sowie Vignetten und Randleisten von Josef Hoffmann, von dem auch der Einband stammt. Es erschien zum 50jährigen Krönungsjubiläum von Kaiser Franz Joseph und kostete als sog. Salonausgabe 50 Gul- den. Als Drucker werden die Firmen Max Herzig & Co und Friedrich Jasper genannt.

siehe auch Friedrich Jasper Andreas Hess war der erste Drucker in Ungarn, der 1472 eine Officin in Ofen besaß und 1473 in Buda arbeitete. Es wird angenommen, daß Hess vor seiner Tätigkeit als Drucker Schreiber in einem Kloster war. Gelernt hatte er den Druckerberuf in Rom in der Officin des Georg Lauer; er gehörte vorher möglicherweise schon zur Druckerei des Eusebius-Klosters, das von Kardinal Caraffa geleitet wurde, und in dem Lauer seine Werkstatt betrieb. Die Mehrzahl der Minuskeln entstammt Stempeln, aus denen bis zum Februar 1472 dieselben Minuskeln des Georg Lauer in Rom Ungarn 1973 hervorgingen. Dem Geschmack des Hofes mußte diese Type ent- gedenkt der Einführung der Druckkunst in Ungarn im Jahr 1473 sprechen haben. Hess verließ Rom nach der Herausgabe des »Con- durch Andreas Hess. Die linke Marke zeigt die erste ungarische fessionale« des Antoninus Florentinus im Februar 1472. Im selben Jahr Abbildung einer »Schriftsetzung« nach dem »Orbis Pictus« von begann Hess mit der Errichtung seiner Officin, mit der Ausbildung sei- Comenius. Die Abbildung der rechten Marke zeigt die erste Illustra- ner Mitarbeiter und dem Schriftguß; die von ihm oder bei ihm gegosse- tion einer Druckpresse in einem ungarischen Buch, einer Evangeli- um-Übersetzung von Gabor Pesti. nen Typen waren von geringer Qualität. Stempel brachte Hess wohl nicht mit sich, sondern bloß Matrizen, von denen eine, welche für die Abbreviatur »us« diente, verlorenging oder während der Reise zer- brach, denn Hess verwendete dieses Zeichen auch bei seinem zwei- ten Druck nicht. Die gesamte Ausstattung war unzureichend, zumal Hess keine eigenen Matrizen schneiden konnte. Er stellte nur zwei Werke her: in Buda die »Chronica de Gestis Hungarorum« (im Impres- sum der Chronik heißt es: »Finita Bude Anno d[omi]ni M.CCCC.LXXIII in uigilia penthecostes: per Andrea Hess«) und in Ofen die »Leonardi Aretini in opusculum Magni Basilii de legendis poeticis« im Umfang von 20 Seiten. Im ersten Druck setzt Hess in seiner Vorrede, er habe das Drucken in Latium gelernt; das Werk widmete er dem Ofner Probst Andreas Hess und Vizekanzler des Königs Mathias, Ladislaus de Kara. Hess erklärt in seiner Vorrede, der Probst habe ihn aus Italien nach Ungarn berufen, und ohne dessen Hilfe hätte er den Druck weder beginnen noch beenden können. In Buda unter- nahm er es, die Chronik des Landes zu drucken, in der Hoffnung, daß diese Publikation jeden Patrioten interessieren würde. Er hatte die »Chronica Hungarorum« in drei Abschnitte geteilt, also wohl über drei Pressen in seiner Werkstätte verfügt. Der erste Abschnitt ist gedrängt, der zweite gedehnt und en- Ungarn 1940 det mit einem kurzen gelehrten Gedicht, das ursprünglich wohl nicht zum Text Abgebildet ist auf der Briefmarke eine Seite des »Corvina gehörte; der letzte Abschnitt scheint gekürzt; es fehlt ein Hinweis auf die Ermor- Codex« aus der Bibliothek König Mathias’ von Ungarn. dung des Königsbruders. Die Erzählung schließt mit den Ereignissen des Jahres Aufgeschlagen ist die Seite mit einer Druckpresse und der 1467. Die Druckkosten für die »Chronik« machten etwa 400 Dukaten Bologneser Jahreszahl 1473, was auf den ungarischen Erstdrucker Währung aus. Als Anhaltspunkt wurden die anderorts bekannten Kosten zur Ein- Andreas Hess verweist. Der »Corvina Codex« ist eines der richtung einer Druckerei, des Letterngusses, die Papierpreise vom Jahre 1472 berühmtesten Werke aus der Bibliothek. König Mathias liebte Handschriften und hielt nicht so viel von der Druck- für 28 Ries Papier, der Lohn von etwa zwölf Angestellten und das Honorar des kunst; er ließ manchmal gedruckte Schriften abschreiben, Korrektors mit in Betracht gezogen. Die »Chronik« wurde ungebunden verkauft. bevor er sie in seine Bibliothek stellte (was möglicherweise Der Druck des Textes wurde zu Pfingsten 1473 beendet, doch Hess ließ seine auch nur der Beschäftigung in den klösterlichen Skriptorien Vorrede noch nachträglich auf die ursprünglich leer gelassene dritte Seite drucken. dienen sollte). Die »Chronik« war schnell vergriffen und wurde mehrmals nachgedruckt. Der zweite Druck von Hess (im Quartformat) enthält zwei Abhandlungen, »De legen- dis poetis« des heiligen Basilius und die »Apologia Socratis« nach Xenophon, jeweils in der Übersetzung von Leonardus Brunus Aretinus. Da Hess schon 1474 nicht mehr genannt wird, ist er vermutlich verstorben, jedenfalls nicht mehr in Ungarn. 1480 bestand die Officin von Hess nicht mehr, denn König Matthias ord- nete an, daß die liturgischen Bücher der Bistümer nunmehr gedruckt werden soll- ten und dies geschah ausschließlich außerhalb Ungarns. Im übrigen war König Andreas Hess

Matthias, über den wir in dieser Sammlung als Förderer der Druckkunst auch berichten, ein Liebhaber der handgeschriebenen Bücher; nur solche kamen in seine Privatbibliothek.

Volksrepublik China und Ungarn 2003 Die »Ungarische Bilderchronik« ist ein Manuskript aus dem 14. Jahrhundert, das die Geschichte des Königreichs Ungarn beschreibt. Der vollständige Titel ist »Chronicon pictum, Marci de Kalt, Chronica de gestis Hungarorum« (Bilderchronik, Mark von Kalts Chronik über die Taten der Ungarn). Die 147 Bilder umfassende Chronik enthält in lateinischer Sprache die politisch-militärische Geschichte, den Lebensstil, die Kultur, die Traditionen und Legende der mittelalterlichen Ungarn. Sie besteht aus Pergament- blättern mit einem Format von ca. 300x210 mm. Der Deckel ist aus weißem Leder gefertigt. Andreas Hess stellte in der Vigilie vor Pfingsten 1473 die erste Druckaus- gabe her. Die Chronik von Hess erschien ohne Titelblatt. Hermann Hesse

(1877–1962) wuchs multikulturell auf, da der Vater ein deutsch-baltischer Mis- sionsprediger war und die Mutter eine schwäbisch-schweizerische in Indien ge- borene Missionarstochter war. 1890 besucht er die Lateinschule in Göppingen und macht ein Jahr später das Landexamen. Im selben Jahr geht er nach Maulbronn und besucht das evangelisch-theologisches Seminar. Ein weiteres Jahr später ist er auf dem Gymnasium in (Stuttgart-Bad) Cannstatt, dann Mecha- nikerlehre in der Calwer Turmuhrenwerkstatt. 1895 Buchhandelslehre in Tübin- Schweiz 1978 gen, ab 1899 Buchhändler und Antiquar in Basel. Er zieht als freier Schriftsteller nach Gaienhofen am Bodensee. 1907–1909 ist er Mitherausgeber der Zeitschrift März, 1911 fährt er gen Indien. Im Ersten Weltkrieg ist er beim Roten Kreuz und in der Gefangenenfürsorge tätig; er wird Leiter einer Gefangenenbücherei und eines Sonntagsblattes. 1919 zieht er nach Montagnola und ist bis 1923 Mither- ausgeber der Zeitschrift Vicos voco. 1946 erhält er den Nobelpreis für Literatur. Hesse löst bei seiner Wiederentdeckung durch die Jeunesse dorée den Indien- Bundesrepublik Deutschland 1978 Boom aus (Poona und so). Johannes Hevelius

(1611–1687) stammt aus seiner Brauerfamilie in Danzig. Er war wie sein Großva- ter und Vater Bierbrauer. Nach seiner Zeit auf dem Akademische Gymnasium lernte Johannes Hevelius zunächst handwerkliche Fertigkeiten, u.a. das Kupfer- stechen. Ab 1630 studierte er in Leiden Jura, beschäftigte sich aber auch mit Optik und Mechanik und bereiste dann England und Frankreich. 1634 ist er wie- der in Danzig, wo er in der familieneigenen Brauerei tätig wurde, die das Jopenbier herstellte. 1636 wird er Mitglied der Brauergilde und 1643 Zunftmeister. Verheira- tet war er mit Katharine Rebeschke, die zwei benachbarte Häuser besaß. Als sein Vater 1649 starb, verband Hevelius die drei Häuser und errichtete auf den Dächern ein großes Observatorium. Bereits 1641 hatte er sich in der Dachkam- mer einer seiner Häuser richtet er sich eine Sternwarte mit einem Teleskop von 45 Meter Länge ein, die Stellaeburgum, Sternenburg, nennt. Nach und nach be- Polen 2011 sorgte er sich zahlreiche Instrumente, neben präzisen Winkelmeßinstrumenten (astronomische Quadranten, Sextanten, Linsenfernrohre). Für sein Observatori- um baute er Teleskope und erfand parallel zu die Pendeluhr. Hevelius beobachtete Sonnenflecken, führte neue Sternbilder ein und erstellte Mondkarten. 1647 veröffentlicht er sein erstes größeres Werk unter dem Titel »Selenographia sive Lunae Descriptio«. Die Schrift beschreibt die Mondoberflä- che wie auch die Mondphasen. Die Stiche in diesem wie in den späteren Büchern fertigt er selbst an Mit diesem Werk, das u.a. sechzig Kupferstiche mit Mond- darstellungen enthält, begründete er die topographische Darstellung der Mond- Anguilla 1985 oberfläche; die Bezeichnung »Meer« für ihre dunklen Flächen geht auf ihn zu- Rechts ist die Tempelpyramide des Quetzalcoatl (oder Kukulcán) in der Ruinenstadt Chichén Itzá abgebildet. rück. Die Danziger Bürger nannten das Observatorium »Uranienburg». Dicht unter Die Pyramide ist 30 Meter hoch mit einer Kantenlänge von der Sternwarte lagen die seit 1662 bestehenden Privatdruckerei und die 55 Metern. Die Treppen umfassen 365 Stufen, was aber Kupferstecherei; sicherlich schliff Hevelius hier auch die Linsen, die er für seine nicht als Tage eines Jahres zu interpretieren sei, sondern Fernrohre brauchte. Die Officin von Hevelius hatte er aus den Niederlanden. 1651 einer im 20. Jahrhundert erfolgten Restaurierung. wird Hevelius hochwohllöblicher Ratsherr und schließlich auch Bürgermeister der Danziger Altstadt. 1661 wurde ein Halophänomen in Danzig beobachtet, und Johannes Hevelius

Hevelius beschrieb es dem Pfarrer Georg Fehlau an der Sankt Marienkirche in Danzig. 1662 druckte Simon Reiniger in der Privatdruckerei von Hevelius das Buch »Mercurius in sole visus«, in dem er das Halophänomen beschreibt. Nach dem Tod seiner ersten Frau (1662) heiratet er 1663 die damals 16jährige Kaufmannstochter Elisabeth Koopmann (1647–1693). Vier Kinder entstammten dieser Ehe. Elisabetha Koopmanns Eheschließung mit Hevelius im Jahr 1663 erlaubte ihr, eigene Interessen an der Astronomie wahrzunehmen; sie forschte zusammen mit Hevelius und gab nach seinem Tod noch zwei seiner Werke her- Polen 1987 aus. Sie gilt als die erste Frau, deren Leistungen in der Astronomie anerkannt Links: »Crügers großer Azimuthal-Quadrant«, der von wurden. 1664 wird Hevelius zum Fellow der Londoner Royal Society gewählt. Hevelius verbessert wurde (um 1644). Die rechte Marke Hevelius publizierte mit der »Cometographia« (1668) und der in zwei Teilen er- zeigt – seitenverkehrt – eine von Hevelius angefertigte schienenen »Machina coelestis« (1673 und 1679) zwei weitere wichtige astrono- Skizze mit der Position der im Jahr 1670 von ihm beobach- mische Werke veröffentlicht. Am 20. Juni 1670 beobachtet Helvetius (wie auch teten »Nova«. Die Karte wurde von der Royal Society in Giovanni Cassini) einen neuen Stern nahe dem Sternbild Schwan: eine »Nova«, deren Zeitschrift Philosophical Transactions veröffentlicht. wie solche vorher nie gesehene Sonnen im 17. Jahrhundertr genannt wurden; Helvetius sah den Zusammenprall zweier Sonnen, die heute als »CK Vulpeculae« als sog. »Rote Nova« zu sehen ist; Der ursprüngliche Ausbruch im Jahr 1670 war so heftig, daß er leicht mit dem bloßem Auge beobachtet werden konnte. . In der Nacht vom 26. auf den 27. September 1679 brennen seine Sternwarte und die Druckerei ab und auch seine Bücher und Instrumente verbrennen. Hevelius be- ginnt unverzüglich mit dem Wiederaufbau. Hevelius gilt als einer der bedeutend- sten Astronomen seiner Zeit und wurde von vielen Seiten unterstützt, so zum Beispiel von König Ludwig XIV. von Frankreich und dem polnischen König Jo- hann III. Simon Reiniger d.Ä. druckte 1656 für Hevelius die Dissertatio »De Nativa Saturni Facie«. Simon Reiniger d.J. druckte 1663 in der Privatdruckerei von Hevelius die »Hochzeitsrede auf Johannes Hevelius«. In der Privatdruckerei von Hevelius wurden neben dessen eigenen Schriften auch katholische und histori- Polen 2013 Ruamsonde »Heweliusz« sche Texte gedruckt. Zacharias Heyns

(1566–1608) war Karthograph, Drucker und Buchhändler. Er arbeitete 1592–1604 in Amsterdam (Turm der Alten Kirche). Verheiratet war er mit Anne Hureau aus einer wohlhabenden Händlerfamilie. Sein erster Druck war eine Schrift des Eras- mus von Rotterdam, von Französisch in Niederländisch übersetzt. Bemerkens- wert war, daß er einige lateinische Bücher herstellte, obwohl in Amsterdam sonst Niederlande 1998 nur holländischsprachige Werke gedruckt wurden. Heyns war der erste Amster- Der von Heyns im eigenen Verlag 1598 herausgebrachte damer, dessen Name in den Frankfurter Messekatalogen genannt wird. Er ver- gedruckten »«, erstmals 1570 wendete als Ladenschild »inde Drie Hooftduechden«, die drei Tugenden; sein erschienen. 1595 kam eine Ausgabe heraus, die Schild wurde später auch von anderen Verlegern genutzt. 1607 veröffentlichte er inzwischen 200 in Kupfer gestochene Karten enthielt. »Spel van Sinne«. 1599 gibt er »Den Nederlandtschen Landtspieghel« heraus. Schon 1571 besorgte der mit Ortelius befreundete Peeter Ein Jahr später verlegt er den Reisebericht über fünf Schiffe, von denen nur eines Heyns (1537–1598) eine niederländische Übersetzung der Länderbeschreibungen des »Theatrum orbis terrarum«. mit Kapitän Sebald de Weert von der Magellanstraße nach Amsterdam zurück- Nach dem Tod seines Vaters 1598 brachte Zacharias kam; dieses Werk hat er nach Erzählungen eines Teilnehmers wohl größtenteils Heyns im eigenen Verlag eine vermehrte Ausgabe des selbst geschrieben. 1605 druckt er mehrere hebräische Bücher. Die letzte große erfolgreichen Taschenatlas heraus: »Le miroir du monde Ausgabe in Amsterdam waren die »Historien« von Paul Jovius. 1605 ist Heyns ou Epitome du Théâtre d’«. Etwa die »boeckvercooper, woonende in de voorstraet in de dry Hooftduechden« in Zwolle, Hälfte der Karten ist niederländischen Regionen gewidmet. wo er 1607 »drukker van den Staten van Overijsel« wird. 1608 stellt er noch Die Briefmarke zeigt »Frisia Orientalis et Occidentalis«. einige Drucke her; dann zog er sich zurück und widmete sich der Literatur, da Der Name von Heyns ist auf der Karte nicht eingetragen. seine Frau ein großes Erbe antreten konnte. 1615/16 gibt er eine Sammlung von Gedichten für die Gesellschaft »Roode roosen« heraus; in dieser Zeit wird eine Sammlung von »Emblamata« von ihm zusammengestellt. 1616 ist er Herausge- ber der Schöpfungsgeschichte (»de Weke«) von Guillaume de Saluste. 1623 stellt er die »Oorloghs-practijck« von Praissac her. Eine weitere Ausgabe seiner »Emblamata« erfolgt 1625. 1629 gibt er die Schrift »Belli detestatio« von Eras- mus von Rotterdam heraus. Es ist nicht bekannt, wann und wo Heyns starb. Rowland Hill

(1795–1879) verfaßt 1837 eine Broschüre »Post Office Reform, is Importance and Practibility«, die der Öffentlichkeit und der zwei Jahre vorher gegründeten »Royal Commission« des britischen Parlaments übergeben wurde. Hill schlug in dieser Denkschrift »gestempelte Briefbögen und -umschläge« vor – ein Gedan- ke, der 1834 bereits von Charles Knight gemacht wurde (den ersten Vorschlag, Briefmarken bzw. aufklebbare Brieftaxstempel »nach Art gepreßter Papieroblaten« zu verwenden, hatte der österreichische Beamte Lovrenc Kosir 1835). Hill wurde vom Parlament mit der Durchführung einer Postreform beauftragt und führte das sog. Penny-Porto-System ein, das erhebliche Vereinfachungen im Postbetrieb und eine Senkung der Postgebühren (mit einem etwa 10jährigen darauffolgenden Äquatorialguinea 1979 Defizit der Post) mit sich brachte. 1840 wurden auf Vorschlag Hills von der Post Auf einer Druckpresse von Perkins, Bacon & Petch wurde die ersten aufklebbaren Briefmarken und auf Briefbögen und Umschlägen ein- am 6. Mai 1840 die »One Penny Black«in der Fleet Street gedruckte Wertmarken (sog. Mulreadies) ausgegeben. Auch die Briefmarke hat in London gedruckt. Hill nicht erfunden: Hier griff er eine Idee des schottischen Zeitungsverlegers und Buchdruckers James Chalmers auf. Hill wurde zum Generalpostmeister ernannt und 1860 geadelt, bei seiner Pensionierung 1864 erhielt er eine Zuwendung von 20.000 Pfund für seine Verdienste um die britische Post. Vor Friedrich Koenig hatte er, unterstützt von seinem Bruder Edwin, 1835 versucht, eine Druckmaschine mit konisch geformten Lettern zu konstruieren, deren Satz auf einen rotierenden Zylinder gestellt wurde; er ließ diese Zylinderdruckpresse bei Dryden in Lambeth bauen. Da er jedoch den Zylinder-Durchmesser viel zu gering wählte und die Rundstereotypie noch nicht erfunden war, mißglückte ihm, was 1856 den New Barbuda 1979 Yorker Konstrukteuren Augustus Applegath und Richard March Hoe gelang, sich Ohne Sir Rowland wäre die Leidenschaft der Briefmarken- aber auch nicht durchsetzte. Hill ging von Endlospapier für seine Maschine aus, sammler wohl nicht entstanden. doch unter den Bedingungen der englischen Steuer auf Papier war seine Metho- de auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht realisierbar; sein Antrag beim Schatzamt, die Steuer auszusetzen, wurde abgelehnt; Hill gab sein Projekt daher auf und konzentrierte sich auf die Reform des Post Offices. Rowland Hill

Ghana 1990 Die Firma Perkins, Bacon & Petch stellte unter wechseln- den Namen Banknoten und Briefmarken her. Sie wurden berühmt durch den Druck der »Penny Black« im Jahr 1840. Jacob Perkins stammt aus Massachusetts (USA) Bangladesch 1979 und gründete 1819 gemeinsam mit den Graveuren Gideon Fairman und Charles Heath in London eine Druckerei. 1829 verkaufte Heath seine Anteile an J. B. Bacon. 1835 kam Henry Petch hinzu.

Portugal 1940

Gibraltar 1979 Bahamas 1979 Rowland Hill

Gabun 2015

Guyana 1979

Großbritannien 1995

Das war die Druckmaschine von Rowland Hill

Belgien 1965 zeigt den älteren Herrn Rowland Hill mit Kindern!

Sao Tomé e Principe 1980 Jakob Friedrich Hinz

(Hinze, Jakobs Fredrihs Hincs, 1743?–1787) stammt aus Neidenburg in Masuren und war Buchhändler und Verleger in Königsberg, Mitau und Hasenpoth (Aizpute in Lettland) und hatte geschäftliche Beziehungen nach Berlin (z.B. zum Mediziner Marcus Herz) und nach Leipzig und Halle. Er hatte in Königsberg Philosophie studiert und übernahm 1764/65 in Mitau die Buchhandlung des nach Riga umzie- henden Johann Friedrich Hartknoch, die vorher von dem Buchhändler, Verle- ger und Drucker Johann Jakob Kanter betrieben hatte. Er war Freimaurer, der mit Lettland 2014 dazu beitrug, daß die Bibliothek der Freimaurer etwa 1.700 Bücher und Hand- Abgebildet ist Gotthard Friedrich Stender. Seine Schrift schriften besaß. Seine verlegerische Tätigkeit begann er 1771 mit der Herausgabe »Augstas gudribas grahmata no pasaules un dabbas« von sieben Titeln; bis 1778/79 gab er jedes Jahr durchschnittlich sechs Titel her- (»Das Buch der hohen Weisheiten über Welt und Natur«) aus. Danach kam nur jährlich noch ein Titel heraus. Ab 1780 ließ er auch seine wurde von HGinz verlegt. Die Titelseite dieses von Jakob Buchhandlung durch einen gesellen führen. 1784 machte er eine Bildungsreise Friedrich Hinz verlegten Buchs befindet sich im Hinter- durch Deutschland. 1785 ging er nach Livland und wurde Stadtsekretär in Pernau. grund der Briefmarke. siehe auch yyy Hinz verlegte erfolgreich liturgische Literatur in lettischer Sprache; mit Wilhelm August Seidel gründete er zum Vertrieb solcher Bücher die »Steidel et Comp.« Dieser Verlag gab auch drei Übersetzungen und eine Landkarte von Kurland sowie Symphonien des kurländischen Hofkapellmeisters Franz Adam Veichtner heraus. Als erster Verlag für lettische Bücher gaben unter der Bezeichnung »Kursemes Grahmatu Bode« (Kurländische Bücherbude) mehrere »tröster« aus dem 17. Jahrhundert heraus, darunter das »Gebeth-Buch, auf allerley Zeiten und Nothfälle«. Hierbei verstieß Hinz auch gegen Privilegien anderer kurländischer Verleger. Hinz hatte sich die Herausgabe sämtlicher (lettischer und deutscher) Bücher von Gotthard Friedrich Stender vertraglich zusichern lassen. Für etliche Lehrer der Academia Petrina (ein hochschulartiges Institut in Mitau) druckte er deren Schriften, wie auch für die Gymnasiallehrer von Mitau; hierbei konkurrierte er mit dem Verleger und Hofbuchdrucker Johann Friedrich Steffenhagen. Von Carl Friedrich Bahrdt gab er die »Allgemeine theologische Bibliothek« in 13 Bänden heraus. Hinz starb bei einem Spaziergang durch einen Herzinfarkt. Salomon Hirzel

(1804–1877) entstammt einer alten Schweizer Gelehrten- und Kaufmannsfamilie, sein Vater Heinrich war Professor für Philosophie in Zürich. 1823 ging er bei dem Berliner Verleger Georg Andreas Reimer in die Lehre, dessen Tochter Anna (1813 bis 1885) er 1830 heiratete. Im gleichen Jahr übernahm er zusammen mit sei- nem Schwager Karl Reimer die Leitung der bereits seit 1680 bestehenden Weidmannschen Buchhandlung in Leipzig, die sich im Besitz seines Schwieger- vaters befand. Salomon Hirzel war neben seiner verlegerischen Tätigkeit ein pas- Deutsche Demokratische Republik 1975 sionierter Sammler alter Drucke und Manuskripte bedeutender Dichter, vor allem Das »Deutsche Wörterbuch« (DWB) ist das größte und umfassendste Wörterbuch zur deutschen Sprache seit Goethes. Am 1. Januar 1853 gründete Salomon Hirzel in Leipzig einen Verlag, dem 16. Jahrhundert mit Wortbedeutungen und Belegstellen. der von Anfang an eng mit der Herausgabe des »Deutschen Wörterbuchs« von 1838 begannen die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm mit Jacob und Wilhelm Grimm verbunden war. Hirzel und Reimer hatten den Brüdern dem DWB. Erst 1961 wurde es beendet. Eine besondere nach ihrer Vertreibung aus Göttingen vorgeschlagen, da sie ja jetzt »musze hät- Rolle bei der Herausgabe des Grimmschen Wörterbuchs ten«, ein Wörterbuch zu erstellen. Bei Hirzel erschien auch Theodor Mommsens spielt Heinrich Rudolf Hildebrand (1824–1894), der im »Römische Geschichte«. Der wichtigste Autor unter der Verlagsleitung von Salo- Verlag von Salomon Hirzel als Korrektor tätig war. Hilde- mon Hirzel war Gustav Freytag. Salomon Hirzels Enkel Georg, der den Verlag brand war der Sohn eines Schriftsetzers, der im Verlag von Brockhaus in Leipzig als Faktor arbeitete. Hildebrand 1894 übernommen hatte, war ein passionierter Sammler von Dichterbriefen. Sein erhielt durch seinen Vater noch vor der Einschulung Privat- Onkel Ernst Reimer überließ ihm zahlreiche Briefe der Brüder Grimm, die im Ver- unterricht in Latein und Französisch. 1829 bis 1836 lernte lag in einer kritischen Ausgabe veröffentlicht wurden. Seit dem ersten Band des er an der privaten Naumannschen Schulanstalt in Naun- Wörterbuchs wird das Werk vom Verlag S. Hirzel verlegt. Der Verlag gehört heute dorf und danach in der Thomasschule zu Leipzig, wo er mit Sitz in Stuttgart zur Verlagsgruppe Deutscher Apotheker Verlag. das Abitur ablegte. 1848 machte er mit einer Arbeit über Walther von der Vogelweide sein Staatsexamen. Danach wurde er Korrektor und Übersetzer bei der Deutschen Allgemeinen Zeitung in Leipzig. Dann war er Lehrer an der Thomasschule und zusätzlich an der Deutschen Buch- händlerschule. 1852–1890 arbeitete er als Korrektor für das Wörterbuch und war nach dem Tod des letzten Grimm 1863 Herausgeber. Die Zusammenarbeit der Grimms mit ihrem Korrektor war nicht immer spannungsfrei. Hilde- brand verlor mit zunehmendem Alter sein Sehvermögen und beendete deshalb die Arbeit am Wörterbuch. Peder Hoeg

Norwegen 1989 Informationen über diesen Drucker konn- ABC-Buch aus dem Jahr 1804 (aus Anlaß des 250. Jah- restags der Einführung der Grundschulpflicht in Norwe- gen). Diese von Peder Hoeg gedruckte Fibel hatte einen ten bisher nicht gefunden werden Umfang von 16 Seiten. Georg Hoffgreff

(György) war der eigentliche Gründer einer Druckwerkstatt in Klausenburg in Siebenbürgen. 1542 studierte er mit Valentin Wagner, der später ebenfalls Drucker wurde, an der Universität Wittenberg. Hoffgreff lernte in Nürnberg um 1549 bei Johann von Berg und Ulrich Neuber Setzen und Drucken. 1550 gründet er eine eigene Officin in Klausenburg. Er besaß mehrere Antiqua-Schriften und Kursive, die er für lateinische und ungarische Texte nutzte, und Frakturschriften für deut- Ungarn 1954 sche Texte. Hoffgreff arbeitete eng mit Gáspár Helth zusammen; beide nutzten János Apáczai Csere (1625–1659) stammt aus Trans- gemeinsam Schriften und Druckpresse, arbeiteten aber zumeist auf jeweils eigene sylvanien und war ein protestantischer Mathematiker und Rechnung. Zu den ersten Drucken zählt »Confessio de coena domini« von Mar- Philosoph. Im Hintergrund sind zwei Bücher abgebildet; tin Bucer. 1552/53 entstehen fünf Drucke, die nur Helths Namen tragen; dieser das linke zeigt die Titelseite der »Logicatse«, das von druckte hier seine eigenen Bücher, während Hoffgreff für andere Autoren und Georg Hoffgreff in Klausenburg gedruckt wurde. Das rechte Buch stellt die von János Apáczai Csere verfaßte Auftraggeber arbeitete. 1554–1558 werden in dieser Officin 19 Drucke hergestellt, »Magyar Encyclopædia« dar, die 1653 von Jan van die ausschließlich Hoffgreff als alleinigen Eigentümer nennen. Im Gegensatz zu Waesberghe in Utrecht gedruckt wurde. vielen anderen Druckwerkstätten jener Zeit war die Klausenburger Officin profita- bel. Die Druckerei von Hoffgreff und Helth besaß einen großen Bestand von Holzschnitten, die als Ornamente eingesetzt wurden, und die vermutlich von Jakob Lucius, gleichfalls aus Siebenbürgen stammend, hergestellt worden waren. Einige dieser dekorativen Elemente, insbesondere Initialen, wurden offenbar aus Deutsch- land bezogen. Raphael Hoffhalter

(1525–1568, eigentlich Skrzetusky, Rafael, Hofhalter, »Belga«, Raphaeln) stammt aus Posen und war adliger Herkunft. Angeblich habe er in den Niederlanden ge- arbeitet, doch liegen hierfür keine Belege vor. In Zürich heiratet er unter dem Namen Hoffhalter 1549, wird hier 1551 Hintersasse und arbeitet selbständig so- wie mit dem Lehrling Hans Sturm als Buchstabengießer und Formschneider. Durch die Heirat wird er Schwiegersohn des Reformators und Predigers Heinrich Bullinger. 1555 ist er in Wien und erhält 1556 ein dreijähriges Privileg, wonach er als Buchdrucker und Formschneider tätig werden und mit Papier und Büchern Ungarn 2014 handeln darf. In einigen in Wien hergestellten Drucken nennt er sich noch Abgebildet ist der Titel des von Istvan Werböczy zusam- Skrzetusky. Seine Werkstatt betreibt er anfänglich gemeinsam mit Kaspar Kraft mengestellten und von Hoffhalter gedruckten Gesetz- aus Ellwangen, doch schon 1557 druckt er allein. 1560 befindet sich die Werk- buches »Magyar Decretvm« aus dem Jahr 1565. statt im Haus »zum gülden Wolff«, das sich in der Rotenturmstraße befand. 1561 stellt er ein »Thurnier Buech« von Johannes von Francolin her. 1563 muß er wegen seiner reformatorischen Einstellung Wien unter Hinterlassung seiner Druck- materialien verlassen und geht nach Debrecen in Ungarn. In dieser calvinistisch geprägten Stadt wird er als Formschneider für den Drucker Mihaly Török tätig. Im selben Jahr zieht er weiter nach Nagyvárad (Großwardein, Siebenbürgen) im heutigen Rumänien, wo er sich wieder eine Werkstatt einrichtet. 1567 verlegt er auf Einladung von König Sigismund die Officin nach Gyulafehérvár (Karlsburg). 1568 wird er von ungarischen Calvinisten erschlagen, da er angeblich lästerliche Holzschnitte verbreitet habe. Insgesamt stellte er um die 150 Drucke her, davon etwa 130 in Wien. Seine Witwe Kathrin Göldli, die er in Zürich geheiratet hatte, übernimmt die Werkstatt und führt das Geschäft bis 1590 fort. Sein in Zürich geborener Sohn Rudolf (»Tigurinus«, Züricher) betrieb eine Officin in Westungarn und stellte etwa 40 Drucke her. Frans Hogenberg

(Franciscus Hoichberger, Hohenberg, Franciscus Hogenbergius Bibliopola, 1535– um 1590) war Kupferstecher, Radierer, Verleger und Buchhändler. Er stammt aus Mecheln in Belgien. Von ihm wurde 1587 die »Beschreibung derer Fürstlicher Güligscher ec. Hochzeit« herausgegeben. Hogenberg war Porträtstecher, Zeich- ner von Landschaften und Kartenstecher. 1560 ist er in Frankreich, 1568/69 in Dänemark 2009 England, 1570 in Antwerpen und noch im gleichen Jahre als Flüchtling (vor Herzog Landkarte von Dänemark aus dem Jahr 1585. Alba) in Köln, 1585 ist er in Hamburg, 1588 in Kopenhagen und noch einmal in Marcus (1531–1595) war Kartograph und Mathe- Hamburg. In England arbeitet er an der vom Bischof von Canterbury, Matthew matiker, der aus dem damals dänischen Krempe stammt. Parker, herausgegebenen »Bischofsbibel« mit einigen Bildnissen beteiligt, dar- Nach dem Studium in Kopenhagen wurde er dort 1550 unter wohl das Titelbild mit Königin Elisabeth I. und ein Porträt des Lordsiegel- zum Professor für Mathematik ernannt. Eine von ihm erstellte Landkarte Dänemarks im Kalendarium für die bewahrers William Cecil Burgley. Von Hogenberg sind auch 16 Blatt mit Taten Jahre 1558–1585 zählt zu den ersten gedruckten Karten des dänischen Königs Frederik II. (»Res gestae Friderici II. Daniae regis«). Es ist über die Herzogtümer Schleswig und Holstein. Gedruckt nicht auszuschließen, daß er für den Leonhard Thurneysser (Berlin) gearbeitet hat. wurde diese Karte zuerst von Hans Vingaard und dann von Hans Vingaard (gest. 1559) stammt aus Stuttgart, wo er den Druckerberuf er- Abraham Ortelius im »Catalogus Cartographum«. lernt hatte. 1528 ging er nach Viborg, um die Reformation zu unterstützen. 1532 Jordanus erstellte auf Wunsch des dänisch-königlichen ging er nach Kopenhagen, wo er bis zu seinem Tod als Drucker und Buchhändler Statthalters Heinrich Rantzau eine »Danorum Marca, uel tätig war. Im selben Jahr druckt er eine Übersetzung des Katechismus von Luther. Cimbricum, aut Daniae Regnum …«, die drei Jahre später von Frans Hogenberg und im »Civitates Zu seinen Werken gehören viele weitere Texte von Luther und von schwedischen Orbis Terrarum« (auch: »Beschreibung und Contrafactur Reformatoren wie Peder Palladius, aber auch die älteste schwedische der Vornembster Stät der Welt«) veröffentlicht wurde. Die »kirkeordinanser«. Von Vingaard stammen auch mehrere Bücher mit patriotischen Zusammenstellung umfaßt über 600 wirklichkeitsnahe und historischen Texte; auch mehrere Ausgaben der »rimkrønike« wurden von Stadtansichten und Stadtpläne mit einem Gesamtumfang ihm hergestellt. Zu seinen Drucken gehören auch medizinische Fachbücher und von etwa 1.600 Seiten im Format 280×410 mm. Sie wur- Bücher für »gute« Haushaltsführung. 1536 kaufte er die Druckerei von Christian den in sechs Bänden (mit unterschiedlichen Titeln) zwi- Pedersen, der in Malmö eine Officin betrieben hatte; hier hatte Vingaard auch schen 1572 und 1617 herausgegeben und zeigten alle größeren Städte in Europa, Afrika, Asien und sogar in Amerika. Der erste Band erschien 1572 und war Kaiser Maximilian II. gewidmet, die weiteren folgten 1675–1612. Frans Hogenberg eine Filiale seiner Buchhandlung. 1537 erstellt er einen Katalog, in dem er mehr als 100 von ihm gedruckte und lieferbare Schriften aufführt. Die Qualität seiner Drucke war gering. Nach seinem Tod wurden seine Geschäft von den Erben unter dem Faktor Lorentz Benedicht fortgeführt; Benedicht übernahm später die Druckerei.

Portugal und Vietnam 2016 Gemeinschaftsausgabe Karte von Lissabon Johan Höjer war der Sohn von Carl Hoijer, der in Turku in Finnland Buchbinder an der dortigen Akademie war; 1713 mußte er wegen des russischen Einfalls in Finnland fliehen und wurde in Norrköping wieder Buchbinder und floh 1719 erneut vor den Russen. Sein Sohn war Johan Höjer, der an unbekannter Stelle Buchdrucker gelernt hatte und in Uppsala Faktor in der Officin der dortigen Akademie von Johan Henrik Werner wurde. 1733 konnte er die Werkstatt kaufen. 1735 wurde er auch Nach- folger von Werner als Akademiedrucker (typis Wernerianis bzw. literis Werneria- nis, dann: Johan Höijer, Johan Höjer kongl. acad. boktr., Literis Höjerianis, typis & Nevis 2000 sumtibus Höjerianis), der Dissertationen und sonstige Schriften herstellte (z.B. »De observationibus pro figura telluris determinanda in »Herbarium Amboinense« von Olof Stickman, »Methodus Investigandi Vires Gallia habitis, disquisitio. Auctore Andrea Celsio ... Upsaliæ, typis Höjerianis«. Das Werk wurde am 10. Februar 1738 Medicamentorum Chemica« von Laurentius Hiortzberg oder »Consectaria Elec- fertiggestellt und hat einen Umfang von 20 Seiten. trico-Medica« von Pehr Zetzell). Höjer starb 1751. Seine Witwe Beata Charlotta Das Gemälde von Olof Arenius (1701–1766) zeigt als Mentzer führte das Geschäft mit dem gemeinsamen Sohn Lorentz Magnus Höjer Ausschnitt Anders Celsius (1701–1744), ein in Uppsala fort. Lorentz Magnus (Lars Magnus Höjer, Lawr. Magn., Höijer) war bis zu seinem lebender schwedischer Astronom, Mathematiker und Tod 1758 als Drucker in Uppsala (akademiboktryckaren) tätig. 1767 wurde Jo- Physiker. Seine bedeutendsten Werke sind »Dissertatio de hann Edmann Drucker der Akademie, der bereits ab 1760 in Norrköping als Drucker Nova Methodo Distantiam Solis a Terra Determinandi« tätig gewesen ist. (1730) und »De Observationibus pro Figura Telluris Deter- minanda in Gallia Habitis, Disquisitio« (1738). Er schrieb außerdem Gedichte und war Autor populärwissenschaftli- cher Literatur. 1741 stellte er das erste schwedische Ob- servatorium in Uppsala fertig. Er fand heraus, daß Polar- lichter das Magnetfeld der Erde stören und untersuchte die Helligkeit von Sternen. 1742 definierte er die nach ihm benannte Temperatureinteilung Grad Celsius, wobei er den Siedepunkt von Wasser mit 0° und den Gefrierpunkt mit 100° festlegte und den dabei herrschenden Luftdruck mit 760 mm auf der Qucksilbersäule festlegte; dies ermöglichte eine genaue Festlegung der Temperaturen in der ganzen Welt. Erst seit 1948 ist die Temperaturskala nach ihm offiziell benannt. Celsius starb an Tuberkulose. Katsushika Hokusai

(1760–1849) war ein japanischer Maler und einer der bedeutendsten Vertreter des Ukiyo-e-Genres. Seine bekanntesten Werke sind die Farbholzschnitte der Bilderfolge »36 Ansichten des Berges Fuji«, die zwischen 1830 und 1836 ent- stand. Mit drei Jahren wurde Katsushika Hokusai von Nakajima Ise adoptiert, einem Spiegelmacher für den Hof des Shogun. Im Alter von 18 Jahren, als er bereits einige Erfahrungen als Holzschneider hatte, begann er in der Werkstatt des Ukiyo-e-Meisters Katsukawa Shunsho, einem Maler und Zeichner von Farbholzschnitten. 1779 veröffentlichte er seine ersten Arbeiten: Schauspieler- Rumänien 1960 portraits, die unter dem Namen Katsukawa Shunro erschienen und sich vor allem durch die individuellen Gesichtszüge der Dargestellten auszeichneten. Er verließ die Werkstatt seines Meisters erst 1793 nach dem Tod Shunshos. Den Namen Shunro führte er bis 1794. Danach wanderte Hokusai durch Japan. Er wechselte häufig seine Lehrer und Schulen und auch mehr als 30 Mal seinen Namen und wohnte an etwa 90 verschiedenen Orten, wobei er seine Kunst immer weiter per- fektionierte. Nebenbei verfaßte Hokusai auch volkstümliche Romane. 1782 er- schien sein erstes Buch mit eigenen Illustrationen. Ab 1798 nahm er eigene Schüler an und unterrichtete sie in der Kunst des Holzschnitts und der Zeichenkunst. Von diesem Zeitpunkt an zeichnete er unter seinem bis heute bekannten Namen Katsushika Hokusai. Als die wirtschaftliche Lage in Japan schlechter wurde, ver- schlechterten sich auch die Absatzmöglichkeiten für Hokusai, so daß er seine Bilder im Straßenhandel anbieten mußte. Hokusai machte den Begriff »Manga« (etwa zwangloses Bild) populär, der noch heute für japanische Comics verwendet wird. Seine Hokusai-Manga sind Skizzen, die zwischen 1814 und 1815 in ins- gesamt 15 Bänden veröffentlicht wurden. Sie erzählen keine zusammenhängen- den Geschichten, sondern stellen Momentaufnahmen der japanischen Gesell- schaft und Kultur während der späten Edo-Zeit dar und bilden das gesamte Spek- trum des menschlichen Lebens ab. Vaclav (Wenzel) Hollar

(Wenceslaus, 1607–1677) stammt aus Prag und war Zeichner und Kupferstecher. Er verbrachte den größten Teil seines Lebens in England. Er machte als einer der ersten die Technik der Farbradierung in England bekannt. Er entstammte einer wohlhabenden, katholischen Beamtenfamilie aus Böhmen, die nach der Rücker- oberung Prags durch Truppen des Kaisers 1621 verarmte. Ursprünglich sollte er Jura studieren. 1627 zog Hollar nach am Main, wo er bei Matthäus Merian in die Lehre ging. In dieser Zeit arbeitete Hollar u.a. an Merians Topogra- phien mit. Nach 1630 hielt er sich in Straßburg, Mainz und Koblenz. 1633 lernte er in Köln den englischen Kunstsammler und Mäzen Lord Thomas Howard, Earl of Arundel, kennen. Hollar begleitete den Earl zunächst an den kaiserlichen Hof Tschechoslowakei 1977 in Prag, später nach Wien und auf ausgedehnte Reisen durch ganz Mitteleuropa. Tschechoslowakei 1971 Wieder in Köln, veröffentlichte er 1635 sein erstes Buch mit Stichen. Als sein Förderer 1637 nach England zurückkehrte, folgte Hollar ihm nach London, wo er den größten Teil seines weiteren Lebens verbringen sollte. Hollar lebte anfangs in Arundels Haushalt, arbeitete aber nicht exklusiv für ihn, sondern auch für Ver- leger und Buchdrucker, die ihn allerdings zeit seines Lebens schlecht bezahlten. Für Peter Stent schuf er eine große Ansicht von Greenwich, die dieser mit nur 30 Shilling pro Druckplatte honorierte. Später legte Hollar seinen Preis auf 4 Pence pro Stunde fest. 1642 trat Hollar in die Dienste des Herzogs von York. Für kurze Tschechoslowakei 1953 Zeit war er auch für den Prince of Wales tätig. Als Anhänger des Königs trat Hollar schließlich in ein royalistisches Regiment ein und wurde 1645 bei der Belagerung von Basing House von Parlamentstruppen gefangengenommen, doch kann er nach Antwerpen fliehen. In den nächsten Jahren entstanden einige von Hollars besten Werken, niederländische Stadtansichten ebenso wie Seestücke oder Natur- darstellungen. 1652 kehrt er nach London zurück. In den folgenden Jahren er- schienen zahlreiche Bücher mit Illustrationen von Hollar, unter anderm Klassiker- Tschechoslowakei ausgaben von Homer, Vergil und Juvenal. Wenig geschäftstüchtig, verkaufte Hollar 1983 Vaclav (Wenzel) Hollar auch diese Werke weit unter Wert, so daß er in ärmlichen Verhältnissen lebte. Auch die Restauration der Monarchie unter Charles II. verbesserte seine Lage nicht, da er vom Hof kaum Aufträge erhielt. 1666 wurde Hollar Zeuge des Großen Brandes von London. Dank Hollar und seiner Genauigkeit beim Zeichnen kann man sich ein Bild von London vor dem Brand und nach dem Brand machen. 1668 wird er von König auf eine Expedition nach Tanger geschickt. Dort fertigte er detailgenaue Zeichnungen der Stadt und ihrer Befestigungen an, die Charles II. als Mitgift seiner Frau, der portugiesischen Prinzessin Katharina von Braganza, in Besitz nahm. Auf der Rückreise wurde sein Schiff in ein Gefecht mit algeri- schen Piraten verwickelt, das er später ebenfalls bildlich festhielt. 1670 erstellt er Tschechoslowakei 1975 einen Stich von Edinburg, eines seiner großformatigsten Werke. Wenzel Hollar war nicht nur einer der besten sondern auch einer der fleißigsten Künstler seiner Zeit. Sein Werk umfaßt rund 400 Zeichnungen und über 3.000 Radierungen. Mehr als 2.700 Druckplatten für Stiche sind von ihm bekannt. Seine Arbeiten zeichnen sich vor allem durch absolute Genauigkeit, Detailtreue und einen geradezu doku- mentarischen Realismus aus. Hollar interessiert sich für eine unerschöpfliche Vielfalt von Themen. Bekannt wurde er vor allem durch seine Topographien so- wie durch seine Landschafts- und Städtebilder aus Deutschland, Böhmen, Eng- land, den Niederlanden, der Schweiz und dem heutigen Marokko. Darüber hinaus fertigte Hollar Druckgrafiken von Werken berühmter Künstler an, die damit einem großen Publikum bekannt gemacht werden konnten. Nach dem Vorbild der »Bilder des Todes« von Hans Holbein d.J. schuf Hollar in den Jahren ab 1644 einen »Totentanz«, der 1651 in London erstmals gedruckt wurde; die meisten der 30 Tschechoslowakei 1966 Radierungen sind mit »W. Hollar fecit« signiert. Alle Darstellungen sind mit latei- nischen Texte des Alten oder Neuen Testament versehen. Hollar starb in äußer- ster Armut, und es wird überliefert, daß seine letzten Worte dem Gerichtsvollzieher Tschechoslowakei 1969 galten: er bat darum, ihm nicht sein Sterbebett zu pfänden. Jodocus Hondius

(eigentlich Josse de Hondt, 1563–1612) war ein flämischer Kartograph, Stempel- schneider, Buchhändler, Drucker und Verleger von Atlanten und Karten. Hondius wurde als Sohn von Olivier de Hondt und Petronella d’Havertuyn im flandrischen Wakken geboren. Noch in seiner frühesten Jugend zog die Familie nach Gent, wo Jodocus im Alter von acht Jahren eine Lehre als Kupferstecher begann. Im Jahr 1584 floh Hondius wegen der Verfolgung durch die spanische Inquisition in den Niederlanden nach London, wo er eine englische Ausgabe von Waghenaers Belgien 2012 »Spiegel der Zeevaerdt« herausgibt. 1590 erstellt er die Weltkarte »Nova Universi Hinter Hondius eine Landkarte nördlich des Äquators; Orbis Descriptio«, die auf den Entdeckungen des englischen Seeräubers und mit einem Zirkel mißt der Meister auf einem Globus Weltumseglers Francis Drake beruht und in der erstmals das noch nicht entdeckte (nach einem Stich aus dem Jahr 1619, erstmals in einer Südland erwähnt wird. 1593 geht er nach Amsterdam zurück, wo er seine Werk- französischen Ausgabe eines ’ abgedruckt). statt in der Calverstraete im Haus »In den Wackeren Hondt« einrichtet und sich auf die Herstellung von Globen und Atlanten spezialisiert. 1594 publiziert er das Schreibmeisterbuch »Theatrum artis scribendi«. 1600 fertigte er einen Himmels- globus an, der zwölf neue Sternbilder des Südhimmels zeigte, die von dem nieder- ländischen Navigator Pieter Dirkszoon Keyser entdeckt worden waren. Im Jahr 1604 kaufte Hondius die Druckplatten von Mercators Weltatlas. Er fügte unge- fähr 40 eigene Karten hinzu und veröffentlichte diese erweiterte Ausgabe ab 1606 unter dem Namen Mercators und seinem eigenen als Verleger. Dieser Atlas, der in mehreren Auflagen erschien, wird heute als Mercator-Hondius-Atlas bezeich- net. Hondius war einer der bedeutendsten Kupferstecher seiner Zeit und stach Karten unter anderem für die Drucker und Verleger Pieter van den Keere, Waghe- naer oder Speed. Nach seinem Tod im Jahre 1612 in Amsterdam übernahmen seine Söhne Henricus und Jodocus II das Geschäft. Johannes Honterus

(1498–1549) stammt aus reichem Kronstädter Bürgerhaus und richtete in seiner siebenbürgerischen Heimatstadt als erster eine Druckerei ein. Sein Vater Georg Austen war ein Lederer, der neben seinem Wohnhaus eine Gerberei und einen Meierhof besaß. Aus dem Jahr 1539 haben sich Bücher dieser Officin erhalten, so daß ihre Tätigkeit erst seit diesem Jahr beweisbar ist. Honterus erhielt, ver- mutlich durch Dominikaner, eine gute Schulausbildung, studiert 1515 bis 1525 mit einer einjährigen Unterbrechung in Wien und erhielt als Johannes Holler Coronensis 1525 den Magistertitel. 1515–1518 vermittelt ihm Joachim Vadian Grundkenntnisse der Kartographie. Ab 1525 hält er Vorlesungen an der Wiener Rumänien 1993 Universität. 1529 flüchtet er wegen der türkischen Bedrohung nach Regensburg Das Honterusdenkmal wurde am 21. August 1898 bzw. Ingolstadt, wo er bei Peter Apian (Bienewitz) lebt und seine kartographi- aus Anlaß der Wiederkehr des 400. Geburtstags der schen Kenntnisse vertieft. 1530 ist er an der Krakauer Universität immatrikuliert Humanisten und Reformators Johannes Honterus einge- und schreibt hier eine lateinische und griechische Grammatik; dann geht er nach weiht und ist das Werk des Berliner Bildhauers Harro Nürnberg und ist 1531 in Basel, wo er als Castigator und Holzschneider arbeitet Magnussen (1861–1908). Am Sockel des Denkmals in Kronstadt (Hermannstadt) befinden sich westlich und und eine »Rudimenta Cosmographiae« und zwei Sternekarten herstellt. Im Janu- östlich je eine Relieftafel aus Bronze von 81 cm Breite und ar 1533 ist er wieder in seiner Heimatstadt und gründet hier eine Officin, um seine 70 cm Höhe. Die westliche Tafel zeigt Honterus in seiner eigenen Werke zu drucken. 1543 stellt er ein Buch über die Durchführung der Druckerei. Die östliche Tafel stellt Honterus als Stadtpfarrer Reformation in Siebenbürgen her, das mit einem Vorwort von Melanchthon in dar, wie er einem Kranken in Anwesenheit der Familienmit- Wittenberg nachgedruckt wird. Honterus wird 1544 Stadtpfarrer in Kronstadt; zwei glieder das Heilige Abendmahl reicht. Am unteren Rand Jahre später gründet er eine Papierfabrik und 1547 eine Bibliothek. 1541 publi- des Reliefs steht in gotischen Majuskeln »Wachet und zierte er eine Beschreibung der Welt in Versen, in der auch Karten eingebunden betet«, der Wahlspruch von Honterus aus dem Matthäus- sind. Im selben Jahr druckt er auch die siebenbürgische Schulordnung. 1544 Evangelium 26:41. stellt er ein Handbuch des bürgerlichen Rechts her (»Compendium iuris civilis in usum civitatum ac sedium Saxonicarum in Transsylvania). 1547 druckt er die Kirchenordnung Siebenbürgens. Seine Druckermarke zeigt eine Krone mit dem Johannes Honterus

Wurzelwerk eines Honter, der siebenbürgisch-sächsischen Bezeichnung für Ho- lunder; sie zusammen heute das Stadtwappen Kronstadts bilden. Noch einmal verläßt er Kronstadt für einen Besuch bei Luther. Er gilt als erster siebenbürgischer Humanist und Universalgelehrter, der 1544 die Schülerverbindung »Coetus Hon- ter« gründete (die bis 1941 bestand). Rumänien 2009 Im Hintergrund die »Schwarze Kirche« in Kronstadt (Brasov), erbaut zwischen 1383 und 1480.

Rumänien 2007

Siehe auch Schobelnsche Druckerei Jan van Hout

(1542–1609) stammt aus Leiden und wurde 1564 in seiner Geburtsstadt Notar und »stadssecretaris«. In dieser Funktion hat er wesentlich zur Gründung und Ausstattung des Stadtarchivs beigetragen. Außerdem war er »Geschäftsführer« des Kuratoriums der Leidener Universität. 1564 wurde er zum »Buchhalter« der Stadt berufen, doch die spanische Regierung setzte ihn 1569 ab und van Hout emigrierte ein Jahr später aus politischen Gründen nach Emden, kehrte aber drei Niederlande 1950 Jahre später wieder zurück und wurde wieder in sein Amt eingesetzt, das er dann bis zu seinem Tod ausübte. Er war Freund und »rechte Hand« des Bürgermeisters Pieter Andriaanszoon van der Werff, dem er ins Utrechter Exil folgte, wohin auch die Leidener Universität verlegt worden war. 1577, nach der Vertreibung der Spa- nier aus den Niederlanden, sorgte er dafür, daß die Festung »Vreeburg« zerstört wurde. Ihm unterstand auch die Druckwerkstatt der Stadt. Durch seine Initiative wurde ein noch heute bestehender Jahrmarkt eingerichtet. Als Dichter war er der Erste, der in seiner Muttersprache klassische Jamben formulierte. 1578 gab er ein »Vrunt-buuc« (Freundebuch) heraus, zu dem er das Anfangsgedicht lieferte und eigene Sonette publizierte. An dem Buch arbeiteten 25 Freunde mit, darun- ter Janus Dousa, Christoffel Plantin, Justus Lipsius und Jan Cornets de Groot. Van Hout schrieb mehr als ein Dutzend Dichtungen wie 1596 »Loterijspel«, »Ste- hen voor het Leridse stadhuis« (1597/58) und »Opt omntset van Leyden« (1602). George Howe, Arthur Phillip und Lachlan Macquarie

(1769–1821) war der Sohn des Thomas Howe, der Regierungsdrucker in Basseterre (Saint Christopher Island, heute St. Saints), war. Wie auch sein Bruder lernte er bei seinem Vater den Druckerberuf. Im Alter von 21 Jahren ging er nach London und arbeitete in der Officin der Tageszeitung The Times und bei anderen Zeitungen. Wegen Ladendiebstahl wurde er (»George Happy alias Happy George«) 1799 zum Tode verurteilt, doch zur Deportation nach New South Wales begnadigt, wohin auch seine Frau ihm folgt, die auf der Überfahrt verstirbt. Im November 1800 kam er in Australien an. Howe wird von Gouverneur Phillips beauftragt, die mitgebrachte Druckerei zu betreiben. Die alte Druckpresse hatte einen Wert von nur 2 Pfund, der Letternumfang betrug 9 kg. Howe soll ein »ingenious man« gewesen sein, der unter diesen Umständen und einem dauer- haften Mangel an Papier und Druckfarbe erfolgreich arbeitete. 1802 druckte Howe das erste in der Kolonie hergestellte Buch: »New South Wales General Standing Orders« mit einem Umfang von 146 Seiten. Ein Jahr später nutzte Gouverneur King im Auftrag von Lord Hobart diese Officin, um die Sydney Gazette mit vier Seiten Umfang als Wochenzeitung für amtliche Mitteilungen und einigen weni- gen privaten Anzeigen herauszugeben; die erste Ausgabe kam am 5. März her- aus. Bei der Herstellung des Blattes half ihm sein neunjähriger Sohn Robert (1795 bis 1829). Für die Herstellung der Zeitung wurde die Officin mit neuen Typen ausgestattet. Das finanzielle Risiko der Zeitung mußte Howe tragen. Howe kann eine eheähnliche Beziehung mit Elizabeth Easton beginnen und zwischen 1803 und 1810 wird er Vater von fünf Kindern. 1803 wurde Howe unter Auflagen und 1806 endgültig begnadigt. Um seine Einnahmen zu erhöhen, eröffnet er ein Schreibwarengeschäft und wird zudem Privatlehrer für Lesen, Schreiben und Grammatik. Zwischen August 1807 und Mai 1808 muß er seine Drucktätigkeit einstellen, da die Regierung unter Gouverneur William Bligh ihm kein Papier geben will. 1810 wird seine Officin durch einen Blitzschlag zu großen Teilen zerstört, George Howe, Arthur Phillip und Lachlan Macquarie aber der neue Gouverneur Lachlan Macquarie erneuert seine Bestellung als Regierungsdrucker und zahlt ihm ab 1811 als Regierungsdrucker eine Vergütung von 60 Pfund im Jahr. 1812 heiratete er die Witwe Sarah Wills, die ein erfolgrei- ches Geschäft ererbt hatte; ihr Sohn Horatio Spencer Wills wurde später Heraus- geber der Gazette. Zusätzlich zur Gazette publizierte Howe ab 1808 den »New South Wales Pocket Almanac«, der bis 1821 herauskam. Neben seiner Druck- tätigkeit begann Howe auch mit Sandelholz zu handeln. Er kam zu Wohlstand und war 1817 einer der Mitgründer der Bank of New South Wales. Im Jahre 1813 veröffentlichte er die erste Naturgeschichte Australiens »Birds of New South Wales with their Natural History« von John Lewin und 1819 das erste Poesiebuch, das in Australien gedruckt wurde, »First Fruits of Australian Poetry« von Barron Field. Bei seinem Tod hinterließ er einen Nachlaß von 4.000 Pfund. 1820, nach seinem Übertritt zu den Methodisten, übernahm Robert Howe die Officin seines Vaters. Er druckte ab 1821 The Australian Magazine; or, Compendium of Religious, Literary, and Miscellaneous Intelligence und mehrere Bücher des Gründers der Methodisten wie »An Abridgment of the Wesleyan Hymns, selected from the larger Hymn-book published in England«. Sein jüngerer Halbbruder gründete 1821 in Launceston Tasmanian and Port Dalrymple Advertiser. 1825 schloß er sich James Ross in Hobart zusammen und wurde Regierungsdrucker und Mitherausgeber der Hobart Town Gazette.

Arthur Phillip (1738–1814) stammt aus Allhallows bei London und wurde Admi- ral und Gouverneur in Australien. 1751 erlernte er in »the establishment of poor boys« für Kinder von Seeleuten in Greenwich eine kaufmännische Tätigkeit. Nach zwei Jahren ging er zur Marine, in der 1761 zum Lieutenant berufen wurde. Nach dem Ende des Siebenjährigen Kriegs wurde er entlassen. 1770 diente er wieder in der Navy und 1774–1778 in der portugiesischen Flotte und danach wieder in George Howe, Arthur Phillip und Lachlan Macquarie der Navy und dabei Karriere machte. 1786 wird er zum ersten Gouverneur der Sträflingskolonie von New South Wales ernannt. Phillip wollte jedoch auch ande- re Bürger ansiedeln: »As I would not wish convicts to lay the foundation of an Empire.« Mit sich führte Phillip eine Druckereieinrichtung. Am 18. Januar 1788 erreichte die Erste Flotte die Botany Bay mit insgesamt 1.030 Personen, von denen 736 Sträflinge (darunter 188 Frauen) waren. Zwischen 1788 und 1792 kamen insgesamt 3.546 männliche und 766 weibliche Sträflinge nach New South Australien 1986 Wales. Phillip gelang es, nach Überwindung erheblicher Schwierigkeiten, eine Gouverneur Arthur Phillip Siedlung aufzubauen. Nach der Ansiedlung seiner Sträflinge beauftragte er den gelernten Drucker Georges Howe, in der mitgebrachten Officin die amtlichen Dokumente zu drucken. 1796 ging Phillip wieder nach England zurück, wo er 1805 pensioniert wurde.

Lachlan Macquarie (1762–1824) wurde auf der Insel Ulva in der Gemeinde Kilninian auf den Inneren Hebriden geboren. 1777 trat in die Armee (Royal High- land Emigrants) ein und diente in Nova Scotia, New York und Charleston und Jamaica. 1784 ist er wieder in Schottland, wo er mit halbem Soldat aus der Ar- mee ausscheidet. Drei Jahre später wird er reaktiviert und geht unter Hinterlas- sung von Schulden mit dem 77. Regiment nach Indien, wo er zum Major beför- dert wird und die Tochter Jane (»Oh delightful glorious and generous girl!«) eines wohlhabenden und ehemaligen Mitarbeiters der East India Company heiratet. Australien 2010 Bedauerlicherweise konnte er seiner Frau mit seinem Sold in Kalkutta nicht den Gouverneur Lachlan Macquarie gewohnten Lebensstil bieten und verschuldete sich abermals. Auf einer Reise nach Macau verstirbt seine Frau, hinterläßt ihm aber 6.000 Pfund. Über mehrere Zwischenstationen als Offizier und Gentleman wird er schließlich 1810 Gouver- neur von New South Wales. Die von seinem Vorgänger betriebene Politik setzt er fort. Bemerkenswert ist seine Förderung der Aboriginals mit z.B. dem Bau einer Schule (Native Institution). Joseph Howe

(1804–1873) wurde von seinem Vater, dem Drucker John Howe, gleichfalls zum Drucker ausgebildet. John Howe war Druckereibesitzer in Massachusetts und unterstützte während des Amerikanischen Unabhängigkeitskampfes die Engländer. Mit weiteren Loyalisten floh er nach dem Krieg ins kanadische Halifax in Nova Scotia; hier ernannten ihn die Engländer zum Postmeister, der auch eine Officin besaß. Joseph Howe unterstützte seinen Vater hierbei 1827 kaufte Joseph Howe die Zeitung Novascotian. Als Herausgeber machte er das wöchentlich erschei- nende Blatt zu einer der einflußreichsten liberalen Publikationen der Kolonie, wozu Kanada 1973 vor allem seine kritische Berichterstattung über die Sitzungen des Abgeordneten- hauses der britischen Kronkolonie. 1835 veröffentlichte sein Blatt einen anony- men brief, in dem Politikern und Polizei vorgworfen wurde, 30.000 Pfund Sterling unterschlagen zu haben. In dem folgendem Gerichtsverfahren wegen »aufrühre- rischer Ehrverletzung« verwies Howe auf zahlreiche Korruptionsfälle und plädierte für die Pressefreiheit. Obwohl der Richter eine Verurteilung empfahl, entschied die Jury nach nur zehn Minuten Beratungszeit, Howe freizusprechen. Dieses Er- eignis gilt als ein Meilenstein in der Entwicklung der Pressefreiheit in Kanada. Nach diesem Prozeß wurde Howe politisch tätig. 1836 wird er in das Abgeordneten- haus gewählt. Wegen mehrerer Artikel im Novascotian wird er von John Haliburton (Sohn des Richters im Ehrverletzungsprozeß) zum Duell gefordert; Haliburton verfehlt ihn, Howe schießt absichtlich als zweiter in die Luft. 1840 wird er Mitglied der Kolonialregierung; ein Jahr später wird er Speaker des Abgeordnetenhauses. 1842 wird er zum Steuereintreiber in Halifax ernannt. 1843 verläßt er die aus Liberalen und Konservativen gebildete Regierung. Aufgrund seiner Bemühun- gen erhält Nova Scoatia als erste Kolonie eine eingeschränkte Selbstverwaltung. 1853 wird er erster Eisenbahnkommissar und beaufsichtigt die Bauarbeiten der Nova Scotia Railway. 1855 verliert er seinen Sitz im Abgeordnetenhaus, wird aber Joseph Howe in einem anderen Bezirk in einer Nachwahl wieder gewählt; 1860–1863 ist er Premierminister von Nova Scotia, aber die Konservativen gewinnen die Wahlen und er muß sein Amt niederlegen. Er wird Bevollmächtigter für das Fischereiwesen. 1867 gründete er die Anti-Confederation Party, die 18 von 19 Sitzen im Abgeord- netenhaus gewinnt. 1869 wird er Mitglied im Kabinett von John Macdonald und setzt sich für die Aufnahme Manitobas in die kanadische Föderation ein. Bis zu seinem Tod übte er weitere politische Ämter aus Charles Hulpeau

(Ulpeau) war Buchhändler (und möglicherweise auch Buchdrucker) im Paris des 17. Jahrhunderts. Bereits in der Mitte des 16. Jahrhunderts (1556) wird der Buch- händler Jean Hulpeau erwähnt, der mit dem Drucker Michel de Vascosan zu- sammenarbeitete; 1582 wird ein Jean Hulpeau genannt, der als Buchhändler »au mont Sainte-Geneviève« wohnte und mit Marguerite Marchant verheiratet war. In den Jahren 1624–1638 war Charles Hulpeau nach den Angaben auf sei- Ungarn 1965 nen Büchern an verschiedenen Orten tätig: »(Au bout du) Pont Saint-Michel (à la Die Briefmarke bildet das Frontispiz des Buches »Le royal tournée des Augustins)«, »Au Palais (dans la grand-salle)«, »rue Neuve de Pa- jeu de paume» ab. Der Kupferstich ist von einem lais« und »prés la table de Marbre«. 1625 gibt er mit einem Privileg des Königs unbekannten Künstler. unter der Adresse »Chez Charles Hulpeau, demeurant au bout du pont sainct Michel, à l’Image S. Iean« eine neue und überarbeitete Ausgabe der »Essais de Michel Seignevr de Montaigne« heraus.1627 ist er mit Pierre Rocolet als Drucker und Buchhändler der Universität genannt, die königliche Privilegien erhalten haben. 1632 gab er die Bücher »Jeu royal de la paume« und »Le jeu du picquet« heraus. Seine Geschäfte führte er unter »À l’Image Saint Jacques«, »À l’Ancre double« bzw. »À (l’enseigne de) l’Envie«. Seine Devise lautete: »Pax et Prudentia vincant«. Tom Hultgren

Die auf der Breiefmarke abgebildete Schrift ist von dem Schriftgestalter Tom Hultgren entworfen worden.

Schweden 2012 1973 erschien die »Traffic« von Tom Hultgren. Die an den geometrischen Bauhaus-Stil anknüpfende Posterschrift repräsentiert ein Jahrzehnt, in dem die Jugendkultur nach einem adäquaten grafischen Ausdruck für ihre neugewonnene Freiheit suchte. Zahlreiche Flyer und Plattencover wurden mit den von Letraset vertriebenen Rubbelbuchstaben der »Traffic« gestaltet. Als digitalisierte Informationen über diesen schwedischen Schrift- Schrift wird »Traffic« bei Letraset als »Trafalgar« vermarktet. gestalter konnten bisher nicht gefunden werden Pablo Iglesia Posse

(1850–1925) erhielt seine Ausbildung als Setzer und Drucker im »Hospicio y Escuela de Artes y Oficios« (Hospiz und Gewerbeschule) in Madrid; seine Mutter war 1859 von Galizien in die spanische Hauptstadt umgezogen. Wegen der Ar- mut der Familie wurde Iglesias untergebracht und erzogen in einem Heim, das er mit 12 Jahren verlassen mußte. Er lernte Schriftsetzer und während der folgenden Spanien 1931 Berufstätigkeit in einer Abendschule Französisch. Tätig gewesen ist Iglesias da- Spanien 1931 nach fast ausschließlich als Setzer. Während der revolutionären Periode von 1869 bis 1875 in Spanien besuchte er Vorträge der Internationalen und trat 1870 in die Sektion »Typographie« des spanischen Gewerkschaftsbundes »Asociación Ge- neral de Trabajadores« (UGT) ein. Daraufhin wurde er politisch verfolgt und von mehreren Druckereibesitzern entlassen; 1889 wurde er deren Präsident. 1870 Spanien 1936 wurde er Präsident der Organisation der Druckereiarbeiter. Am 2. Mai 1879 grün- Spanien 1988 dete er mit 16 Schriftsetzern, 4 Ärzten, 2 Juwelieren, 1 Steinmetz und 1 Schuh- macher die spanische sozialistische Partei PSOE), deren Vorsitzender er 1885 wurde. 1871–1873 war er Redakteur der Zeitung La Emancipacion. Periodico Socialista und 1872/73 Mitglied der Neuen Madrider Föderation der »Internatio- nalen Arbeiter-Organisation« (IAA). 1881 organisierte er einen großen Streik der Druckereiarbeiter. Er wurde aus diesem Grunde im Jahre 1882 inhaftiert. 1885 Ein Ausflug in die Genealogie: verfaßte er die Statuten des Bundes der Schriftsetzer, dessen Vorsitzender er Pablo Iglesias Turrión (geb. 1978) ist Vorsitzender der 2014 gegründeten auch war. Zu diesem Zeitpunkt hat er seinen Beruf schon nicht mehr ausgeübt, Podemos (»Wir können«). Sein Großvater väterlicherseits, Manuel 1889 nahm er am Gründungskongreß der Zweiten Internationalen teil; ein Jahr Iglesias, war Sozialist und in der Zweiten Republik Kommandeur in der Republikanischen Armee; er wurde vom Franco-Regime zum Tode später führte er die erste spanische Mai-Demonstration an, in der der Achtstun- verurteilt und nach einer Strafumwandlung 5 Jahre inhaftiert. Sein dentag und die Abschaffung der Kinderarbeit gefordert wurde. 1909 wurde er als Großonkel mütterlicherseits wurde hingerichtet. Beide Eltern waren in Folge der »Setmana Tràgica«, den blutigern Auseinandersetzungen in Andalusi- der Franco-Zeit im Untergrund in der »Frente Revolucionario en über die Einberufung von mittellosen Reservisten (reiche Bürger konnten sich Antifascista y Patriota« (FRAP) aktiv tätig. Pablo Iglesias Turrión freikaufen) zwischen Anarchisten und Radikalrepublikanern auf der einen Seite wurde nach dem Gründer der PSOE benannt, der einen Tag später und der spanischen Armee auf der anderen Seite vberhaftet. 1910 errang er für seinen Geburtstag hatte, und mit dem er mütterlicherseits verwandt ist. die PSOE den ersten Parlamentssitz in Madrid. Imprenta de Barcina

Informationen über diese Druckerei

konnten bisher nicht gefunden werden Kuba 1959 »Memorias sobre la Historia de la isla Cuba« von Felipe Poey, gedruckt in der »Imprenta de Barcina« (Imprenta y papelería de Barcina) in der calle de la Reina No. 6 in Havanna Imprenta Real

(Imprenta Real, Imprenta Real de Madrid, Tipografía Real, Tipografía Regia) in Madrid wurde von König Philipp II. 1594 gegründet; eine erste Druckwerkstatt in Madrid wurde 1566 von Alonso Goméz und Pierres Cosin betrieben, die anfäng- lich gemeinsam arbeiteten. Goméz wurde »typographus regius«. Der erste Druk- ker der königlichen Werkstatt war der aus Italien stammende Julio Junta (Giunta) aus einer weitverzweigten Drucker-, Buchhändler- und Verlegerdynastie, die in Lyon, Rom, Venedig, Salamanca, Madrid und Burgos Druckwerkstätten besaß Kroatien 1995 und ursprünglich in Florenz als Papierhändler tätig waren. 1596 kam der erste Das »Lekcionar Bernardina Spliæanina« (Lesebuch des Druck heraus. Die Werkstatt war Teil der Nationalbibliothek, und der jeweilige Bernardin von Split) wurde 1495 in Venedig gedruckt. Es ist Leiter der Biblioteca Nacional de España war zugleich verantwortlich für die Officin. geschrieben auf Latein in gotischer Frakturschrift und das erste Francisco del Hierro (?–1729) war ab 1725 der (zweite) »impressor de la Real gedruckte Buch in kroatischer Sprache (die gottesdienstlichen Bibellesungen sind in kroatischer Sprache, die Rubriken sind, Academia Española« in Madrid. Nach 1726 wurde stellten er bzw. seine Erben wie z.T. auch in anderen liturgischen Büchern, in lateinischer das Wörterbuch »Diccionario de la lengua castellana« her, das insbesondere für Sprache); für den Druck in Venedig hat der Franziskaner den Einsatz in Behörden dienen sollte. Bernardin Drvodiliæ das Lektionar auf der Grundlage älterer glagolitischer Texte redaktionell vorbereitet. Ein Lektionar ist ein liturgisches Buch, das alle biblischen Lesungen und Predigttexte Nicaragua 2012 sämtlicher Tage des Kirchenjahres enthält. Die »Constitucion politica de la Monarquia Espanola« (genannt »La Pepa«, weil sie am Namenstag des heiligen Josefs verabschiedet wurde) wurde in der Imprenta Real gedruckt und wegen des Ortes ihrer Verkündung auch als »Verfassung von Cadiz« bezeichnet, war die erste schriftlich niedergelegte Verfassung, die von Spaniern für Spanien erstellt wurde.

Spanien 1912 Imprenta Real

Spanien 2013 Der »Diccionario de la lengua castellana en que se explica el verdadero sentido de las voces, su naturaleza y calidad, con Argentinien 2002 las phrases o modos de hablar, los proverbios o rephranes, y otras cosas convenientes al uso de la lengua / Compuesto por la Real Academia Española« besteht aus sechs Bänden. Der »Diccionario de Autoridades« war das erste Wörterbuch, das die 1713 gegründete Königliche Akademie herausgab. Diese Regelungen stellte ein Anhang zur Rechtschreibung (Ortho- Kuba 2000 graphia, 1741) zusammenfassend dar; einige der damals Auf dem Tab eines Zusammendrucks von 5 Briefmarken festgelegten Regeln sind noch heute gültig. Der erste Band aus Anlaß der »Exposición mundial de Filatelia Espana (Buchstaben A und B) erschien 1726, der zweite (Buchstabe C) 2000« wird die Titelseite des 1764 in der königlichen erschien 1729, Band 3 (Buchstaben D–F) wurde von der Witwe Officin gedruckten »Reglamento Profisional del Correo gedruckt, Band 4 (Buchstaben G–N) kam 1734 heraus, Band 5 Maritimo« abgebildet. In diesem »Reglamento« wird der (Buchstaben O–R) folgte 1737 und Band 6 (Buchstaben S–Z) Postverkehr zwischen Spanien und seinen Kolonien kam 1739 heraus. Die letzten drei Bände wurden von den geregelt: monatlich sole ein Schiff mit Post von la Coruna Erben des Francisco del Hierro (Herederos de Francisco del nach Havanna und zweimonatlich ein Schiff nach Hierro) gedruckt. Im vierten Band (1803) werden erstmals »ch« Montevideo segeln. 1777 werden die endgültigen und »ll« als eigene Buchstaben verwendet (galt bis 1994) und Vorschriften für diesen Postverkehr verabschiedet. »x« wird durch »j« getauscht, sofern es wie »J« gesprochen wird. 1803 wurde auch der Zirkumflex-Akzent gestrichen. In der 22. Auflage (2001) heißt es im Colophon über den Druck: »Se acabó de imprimir este libro en Madrid, en los talleres gráficos de Rotapapel, S. L., el día 9 de octubre de MMI, fecha en que se cumplen 454 años del bautismo de Miguel de Cervantes.« Impressão Régia

Die Königliche Druckerei (Real Officina Typografica) in Lissabon wurde durch Marques de Pombal unter der Regierung José I. gegründet; Vorbild der Druckerei war die Pariser Imprimerie Royale. Gedruckt werden sollten insbesondere Schul- und Lehrbücher. Die mit einem Dekret vom 24. Dezember 1768 geplante Drucke- rei nahm bereits im Februar 1769 ihre Arbeit auf; sie befand sich in einem der Regierungspaläste. Die Officin sollte mit der Absicht, eine Anstalt wie die Pariser königliche Druckerei zu schaffen, welche eine Pflanzstätte der Kunst werden, zugleich auch billige Unterrichtsbücher drucken sollte. Das Dekret, welches die Portugal 1969 José I. von Portugal (José Francisco António Inácio Imprenza Regia anordnete, datiert vom 24. Dezember 1768. Ein Regierungs- Norberto Agostinho de Bragança, 1714–1777) wurde 1750 palast wurde ihr eingeräumt und bereits in den ersten Tagen des Jahres 1769 König von Portugal. Während seiner Regierungszeit fand konnte sie zu arbeiten beginnen. Die Leitung wurde dem Drucker Miguel Manescal (1755) das verheerende Erdbeben statt, das Lissabon da Costa übertragen, dessen eigene Buchdruckerei sowie die Schriftgießerei des zerstörte;die Jesuiten predigten, daß dieses Erdbeben Joao de Villeneuve als Grundlagen für die Staatsanstalt angekauft waren. Neben eine Strafe Gottes für die vom König veranlaßten Refor- einer Gravierschule, geleitet von Joaquim Carneiro da Silva, wurde auch eine men sei. Ein Attentat nach einem sog. Schäferstündchen Manufaktur für die Herstellung von Spielkarten eingerichtet, die wesentlich zum mit der Mätresse überlebte er, nicht jedoch die Täter und ihre Auftraggeber. Da der König keine männlichen finanziellen Erfolg der königlichen Druckerei beitrug. Von 1769 bis 1801 wurden Thronerben hinterließ, wurde seine Tochter Maria mit insgesamt 1.230 Bände gedruckt. Nach dessen Tode wurde eine »Junta seinem Bruder Pedro verheiratet (was schert uns die administrativa« ernannt, die jedoch nicht sehr erfolgreich arbeitete. 1810 berief inzestuöse Verwandtschaft?). Gemeinsam bestiegen sie die Regierung Joaquim da Costas als General-Administrators, der mit einer kurzen als Maria I. und Pedro III. den Thron. Seine gesamte Unterbrechung die Leitung der Anstalt bis 1833 behielt. Mit dem Sturze der Regie- Herrschaft zeichnete sich durch die Schaffung von rung Dom Miguels wurde die Staatsdruckerei dem Ministerium des Innern direkt Institutionen, insbesondere im wirtschaftlichen und untergeordnet. 1838 wurde Jose Frederico Pereira Marcecos zum Administrator pädagogischen Bereich, aus. Er gründete die Real Junta der Druckerei berufen. Marcecos brachte aus England, Frankreich und Belgien do Comércio, die Erário Régio (königliche Schatzkammer), die Real Mesa Censória, das Colégio dos Nobres, die Aulo die neuesten Erfindungen mit. 1844 übernahm sein Bruder Firmo Augusto do Comércio und die Régia Oficina Tipográfica. Marcecos die Leitung, der weitere Verbesserungen vornahm und daneben Lehr- lingsschulen, Hilfskassen und ähnliche Einrichtungen gründete. Vom Staat erhält Impressão Régia die Druckerei keine Zuschüsse; 1873 beschäftigte die Officin über 300 Personen. Zwei Deutsche sollen zur Leistung der Königlichen Druckerei stark beigetragen haben: Joseph Leipold, der Direktor der galvanoplastischen Abteilung, und Ignaz Lauer, Leiter der Schriftgießerei.

Portugal 1977 Alexandre Herculano de Carvalho e Araujo (1810–1877) stammt aus Lissabon und wurde Historiker, Schriftsteller, Politiker, Zeitungsherausgeber und Leiter der Bibliothek Brasilien 1981 von Ajuda. Er gilt gemeinhin als Begründer der Diogo Alvares Correia (1475–1557) war ein Portugiese aus Viana do Castelo, der 1509/10 portugiesischen Romantik. Er beteiligte sich früh an den vor Brasiliens Küste in der Nähe der heutigen Stadt Salvador als Schiffbrüchiger strandete. Kämpfen gegen die absolute Monarchie, die ihn für ein Er erhielt von den Tupinambas den Namen Caramuru, Neunauge (Muränen); nach ande- Jahr ins Exil nach England und Frankreich trieb. 1832 ren Quellen soll er den Namen filho do travao, Sohn des Donners, erhalten haben, weil er kehrte er aus dem Exil zurück. Er begründete die Zeit- wohl eine Schußwaffe benutzte. Er gilt als Gründer der Gemeinde Cachoeira. Caramur schrift O Panorama (1837–1839), die damals die führende wurde mit der Tochter des Häuptlings Taparica, Paraguassu, verheiratet. Mehr als vier Kulturzeitschrift Portugals war. Ab 1840 war er politisch Jahrzehnte lang war er Vermittler zwischen den Indianern und europäischen Händlern, die aktiv und wurde Abgeordneter in den Cortes. Sein Stek- an der Küste vor Bahia insbesondere wegen des brasilianischen Holzes (Caesalpina kenpferd war die Bildungspolitik. Gleichzeitig wurde er im echinata, Brasilholz, Fernambuk oder Pernambukholz) ankerten. Zwischen 1526 und 1528 Jahr zuvor zum Leiter der Königlichen Bibliothek von Ajuda reiste Diogo Alvares Correia mit seiner Frau nach Frankreich, wo seine Frau in St. Malo berufen. Sein Werk besteht aus Erzählungen, Romanen, als Catarina Alvares Paragua çu getauft wurde (zu Ehren der Catherine des Granches, Gedichten sowie seinen historischen Büchern, die ganz Ehefrau des Entdeckers Jacques Cartiers). 1548 vermittelte er für König João III. von klassisch den Beginn der portugiesischen Romantik auf- Portugal zwischen den Indianern und Portugal bei der Errichtung des Generalgouverne- zeigen und ihn zum führenden Exponenten Portugals auf ments in Brasilien. Als Kenner der einheimischen Sitten half er, den Konrtakt zwischen den diesem Gebiet machte. Die »História de Portugal« kam in europäischen Siedlern und Missionaren und den Einheimischen zu erleichtern. Unter dem den Jahren 1846–1851 heraus. Titel »Caramura« wurden Schiffbruch und das Leben bei den Tupinambas 1680 in eine Geschichte des Jesuiten Simon de Vasconcelos und 1781 von dem Augustinerpater José de Santa Rita Durão (1722–1784) in einem Epos dargestellt. Auf der Briefmarke ist die Titelseite des in Lissabon gedruckten Poems und der Autor abgebildet ist. Das Poem ist das erste Werk, das das Thema der e inheimischen Bewohner Brasiliens behandelt. Imprimerie impériale

1638 entscheidet König François I., eine königliche Druckerei einzurichten. 1639 wurden unter Kardinal Richelieu in der Grande Galerie des Louvres in Paris die ersten Pressen der »Manufacture royale d’imprimerie« (Typographia regis) auf- gestellt, um, so heißt es, »multiplier les belles publications utiles à la gloire du roi, au progrès de la religion et à l’avancement des lettres«. Die ersten Arbeiten sind ein »Nouveau Testament« in zwei Bänden, »De imitatione Christi« von François de Sales und der erste Band der Schriften des heiligen Bernard von Clairvaux. Erster Leiter der Druckerei wird Sébastien Cra-moisy. Die Imprimerie wurde im Frankreich 1991 Laufe der Jahre mit Typenmaterial der besten Schriftschneider ausgestattet und 350 Jahre »Staatsdruckerei«. 1620 gründete König Ludwig XIII. im Louvre eine Privatdruckerei. Von seinem Drucker, verfügte über einen großen Bestand an sog. orientalischen Lettern. 1670 beginnt Antoine Vitré, wurde in der Zeit von 1618 bis 1645 eine unter Jean-Baptiste Colbert die Herausgabe der Bücher unter dem Titel »Le Polyglottenbibel in zehn Foliobänden hergestellt. Auf Cabinet du Roi«. 1691 wird Jean Anisson, Sohn des Lyoner Druckers Laurent Initiative Richelieus wurde 1640 diese Privatdruckerei in Anisson, und anfänglich auch in Lyon als Drucker tätig, Direktor der »Imprimerie die »Imprimerie Royale« umgewandelt; ihr erster Direktor Royale«; sein Nachfolger wird 1707 sein Schwager Claude Rigaud. Bis 1794 und wurde Sebastian Cramoisy. In der königlichen Druckerei 1814 bis 1823 ist immer ein Drucker aus dieser Familie Leiter der Druckerei. Im wurden vor allem theologische Schriften hergestellt, da- neben Klassikerausgaben und Werke zur Glorifizierung Zusammenhang mit der Französischen Revolution wird die »Imprimerie royale« der französischen Geschichte. Die in der »Imprimerie zur »Imprimerie de la République«. 1790 wird sie als »Imprimerie du Louvre« Royale« hergestellten Bücher sind gekennzeichnet durch bezeichnet. 1792 muß die Officin aus dem Louvre ausziehen. 1794 ist die Druckerei das gemeinsame repräsentative Folioformat, der königli- im »Hôtel de Beaujon« in der Faubourg Saint-Honoré, 1795 wird sie im »Hôtel de che Initial- und Vignettenschmuck mit der Krone der Penthièvre« in der rue de La Vrillière untergebracht, wo sie bis 1809 bleibt; zeit- Bourbonen sowie die große Antiqua- bzw. Kursivschrift weise bestehen hier zwei Druckereien, die den Namen »Imprimerie de la (»Caractères de l’Université«) und die griechische Schrift- type (»Grecs du Roi«), die für die Druckerei geschnitten République« tragen. 1797 erhält Pierre François Didot vom französischen Justiz- wurde. 1692 erhielt die »Académie Française« den Auf- minister Joseph Fouché Räume im Louvre, aus denen man die »Imprimerie de la trag, eine neue Schrift für den ausschließlichen Gebrauch République« ausquartiert hatte. In dieser Officin entstehen die sog. Louvre-Aus- in dieser Druckerei zu entwickeln. Eine Kommission unter gaben (»Editions du Louvre«), die sich durch große Sorgfalt auszeichnen. 1809 Leitung des kirchlichen Gelehrten ( Abbé) Nicolas Jaugeon wird die Werkstatt im 1705 errichteten »Hôtel de Rohan« in der rue Vieille du entschied, die Buchstaben auf geometrischem Wege zu konstruieren: Jeder Buchstabe wurde in ein Rasterfeld von 64x36 = 2.304 Quadrate eingepaßt. Philippe Grandjean schnitt die »Romain du Roi«. Imprimerie impériale

Temple untergebracht. Hier werden die ersten 23 Bände der »Description de l’Égypte« gedruckt. 1870 erhält die »Imprimerie Royale« den Namen »Imprimerie nationale«, den sie noch heute trägt. Sie beschäftigt heute 1.900 Mitarbeiter in drei Standorten (Paris, Evry und Douai).

Jean-Joseph Marcel (1776–1854) war Teilnehmer an Napoleons Feldzug nach Ägypten (1799 bis 1801) und Mitglied der »Commission des Sciences et des Arts«, eine Gruppe von 167 technischen und Wissenschaftlern, Ingenieuren und Frankreich 1978 Künstlern. Marcel war auch Sprachwissenschaftler; er erkannte als Erster, daß Emblem der »Imprimerie nationale« sich auf dem 1799 bei Raschid (am Bolbitinischen Nilarm) gefundenen »Stein von Rosetta« auch ein Textabschnitt in der aramäischen Sprache bzw. im syri- schen Dialekt befand. Marcel und dem Künstler und Erfinder Nicolas-Jacques Conté gelang es, den Text auf dem Stein als »Druckstock« zu verwenden, so daß er Gelehrten in ganz Europa zur Verfügung gestellt werden konnte (1822 enträt- selte Jean-François Champollion den Text). Nach seiner Rückkehr nach Frank- reich wurde Marcel zum Direktor der »Imprimerie impériale« berufen, was er bis 1815 blieb. 1805 druckte er anläßlich eines Besuchs von Papst Pius VII. ein »Vater- unser« in 150 Sprachen. Während der Eroberung Algeriens durch Frankreich in den 1830er Jahren veröffentlichte er ein Arabisch-Französisches Wörterbuch. Für seine Verdienste wurde er zum Mitglied der Ehrenlegion berufen. Ober Jafa 1967 (Protektorat von Südarabien, 1967 in die Volksrepublik Jemen eingeliedert) Auf der Marke ist der Louvre abgebildet. Imprimerie impériale

Direktoren der Imprimerie nationale Paris

Imprimerie royale Imprimerie royale Mauritius 2001 1640–1669 Sébastien Cramoisy 1814–1823 Alexandre-Jacques-Laurent »Voyage de découvertes aux terres australes« ist der Titel 1669–1687 Sébastien Mabre-Cramoisy Anisson-Dupéron eines Reiseberichts, der 1807 in einer ersten Auflage von 1687–1691 Veuve Mabre-Cramoisy 1823–1824 Louis-Gabriel Michaud François Peron auf Wunsch des Wissenschaftlichen 1691–1707 Jean Anisson 1824–1830 Étienne-Louis Villebois Ausschusses der Akademie der Wissenschaften in Paris 1707–1723 Claude Rigaud 1830–1831 Eugène Duverger veröffentlicht und in der »Imprimerie impériale« unter der 1723–1735 Louis-Laurent Anisson 1831–1848 Pierre Lebrun Leitung von Jean-Joseph Marcel hergestellt wurde. 1815 1735–1760 Jacques-Louis-Laurent wurde der Bericht durch den Fregattenkapitän Louis Anisson-Dupéron Imprimerie nationale Claude de Freycinet Saulces vervollständigt. Der Bericht 1760–1761 Louis-Laurent Anisson-Dupéron 1848–1850 Auguste Desenne beschreibt die Expedition unter Nicolas Baudins, die am 1788–1794 Étienne-Alexandre-Jacques 1850 Arsène Peauger (Januar–Juni) 18. Oktober 1800 in Le Havre begann, und u.a. nach Anisson-Dupéron Australien führte. Rechts unten ist Napoleon I. abgebildet. Imprimerie de la République Imprimerie impériale 1794–1802 Philippe-Daniel Duboy-Laverne 1850–1861 Jean-Baptiste Vernoy de Saint-Georges 1861–1870 Anselme Pétetin Imprimerie impériale 1802–1814 Jean-Joseph Marcel Imprimerie nationale 1870–1882 Jean-Barthélemy Haureau 1871 Louis-Guillaume Debock Imprimerie Pascal Montaubin

Informationen über diese Druckerei bzw. Andorra franz. 1982 »Relació sobre la vall de Andorra« von Tomàs Junoy, den Drucker konnten bisher nicht gefun- 1838 gedruckt in der Imprimerie Pascal Montaubin () den werden Imprenta del Progreso

Informationen über diese Druckerei Argentinien 2004 konnten bisher nicht gefunden werden »Gramática de la lengua castellana« von Andrés Bello, gedruckt in der »Imprenta del Progreso« in Santiago de Chile, Plaza de la Independencia 32 Isabella von Kastilien

(1451–1504) war die Tochter des Königs Johann II. von Kastilien und León und dessen zweiter Gemahlin Isabella von Portugal. Königin Isabella I. von Spanien beauftragte 1490 vier deutsche Drucker mit der Herausgabe eines lateinischen Wörterbuches und König Manuel I. von Portugal (1469–1521) ließ den deutschen Buchdrucker Jacobo Cromberger aus Sevilla 1508 nach Lissabon kommen und ernannte ihn zum »Ritter des königlichen Hauses«. Isabella I. heiratete am 19. Oktober 1469 Ferdinand II. dem Katholischen von Aragonien und bestieg nach dem Tod ihres Bruders Heinrich IV. 1474 den kastilischen Thron. Zwar erhob Gambia 2000 Johanna, die Tochter Heinrichs IV., die der Vater für illegitim erklärt hatte, An- Isabel I. de Castilla bzw. Isabel I. la Católica (1451–1504) spruch auf die kastilische Krone und wurde von einem Teil des Adels und von und Ferrando II o Católico (1452–1516). Portugal dabei unterstützt; aber Isabella besiegte diese Gegner, und die Schlacht von Toro 17. März 1476 sicherte ihr die Krone. Isabella und Ferdinand nahmen nach Vereinigung der Reiche Aragonien und Kastilien 1479 den Namen König und Königin von Spanien an, obwohl Isabella fortfuhr, Kastilien allein zu verwal- ten. Die Eroberung von Granada (1492) bedeutete das Ende der Reconquista; die gänzliche Vertreibung der Mauren aus Spanien war großenteils ihr Werk. Ih- rer Unterstützung verdankte Christoph Kolumbus im selkben Jahr die Unterstüt- zung der Krone zu seinem Unternehmen, das die Entdeckung von Amerika zur Folge hatte. Ihr aber muß auch die Einrichtung der Inquisition besonders zuge- schrieben werden, denn ihr kirchlicher Eifer kannte keine Grenzen. Isabella war eine tüchtige Regentin; verbunden mit Ferdinand, einem Realpolitiker ersten Ran- ges, legte sie den Grund zur Großmacht Spanien. Michael Isingrin

(Ysingrynivm, Ysingrinus) stammt aus Basel und war hier 1531–1557 Buchdruk- ker. Er war seit 1530 Mitglied der Gärtnerzunft und wechselte 1554 in die Schlüssel- zunft. Er war verheiratet mit einer Tochter des Buchdruckers Johann Bebel und in zweiter Ehe mit Elisabeth Lindern. Seine Officin befand sich in der Freien Straße im Haus zum Falkenberg. Mit seinem Schwiegervater Johann Bebel stellte Isingrin in den Jahren 1531–1539 insgesamt sechs Drucke her. 1534/35 druckte er mit Bebel und Heinrich Petri (Henricpetri) die hebräisch-lateinische Bibelausgabe von Sebastian Münster. Ein Schwerpunkt seiner Drucke lag auf den antiken griechi- schen Autoren. So druckte er 1539 in Oktav eines der Gedichte Hesiods, der »Werke und Tage«, die in Italien griechisch zuerst um 1480, in Basel 1518 bei Bundesrepublik Deutschland 2001 Froben und 1522 bei Valentin Curio erschien. 1548 kaufte er von dem Drucker Pfeffer aus dem »New Kreüterbuch« von Leonhart Fuchs Bartholomäus Westheimer dessen Haus »zum schwarzen Bären« auf dem St. (1501–1566). Er studierte in Heilbronn und in Erfurt Petersberg einschließlich der Druckereieinrichtung. Seine Druckermarke zeigt Philosophie und Naturlehre. 1516 kehrte er in seine Heimatstadt zurück und eröffnete eine Privatschule. 1519 eine Palme. Insgesamt stellte er über 120 Werke her. Nach seinem Tod führte studiert er in Ingolstadt bei dem Humanisten Johannes seine Witwe das Geschäft mit dem Schwiegersohn Thomas Guarin weiter, der ab Reuchlin Griechisch, Latein und Hebräisch sowie 1561 die Werkstatt allein leitete. Philosophie. 1524 wird er zum Doktor der Medizin promoviert und praktiziert in München; ab 1526 lehrt er Medizin in Ingolstadt. 1528 ist er Leibarzt beim Ansbacher Markgrafen Georg dem Frommen. Dann ist er wieder in Ingolstadt, erneut in Ansbach und schließlich in Tübingen Professor der Medizin. Fuchs gilt als einer der Väter der Pflanzenkunde und verfaßte über 50 Bücher und Streit- schriften. Seinen großen Ruhm verdankt er in erster Linie seinen Kräuterbüchern. 1543 veröffentlicht er das »New Kreüterbuch«, in dem systematisch die bekannten Pflanzen beschrieben und ihre medizinische Verwendung Sao Tomé e Principe 2008 beschrieben werden. Isevolod Vjaceslavovic Ivanov

(1895–1963) war der Sohn eines Lehrers, stammt aus Lebjaz’e (Sibirien) und wurde ein russischer Schriftsteller. Er trat 1910 in einem Zirkus ein, war Schau- spieler in Wanderbühnen, Matrose, Buchdrucker, und dann nahm er in der Roten Armee am Bürgerkrieg teil, 1920 in Leningrad, fand Maxim Gorkijs Hilfe und schloß sich der literarischen Gruppe der »Serapionsbrüder« an. Er wurde bekannt durch seinen Roman »Bronepoezd 14-69«, der 1927 dramatisiert wurde; auf wieder- Sowjetunion 1965 holte Vorwürfe der sowjetisch-stalinistischen Kritik hin paßte er sein Stück »Parcho- menko« und spätere Werke den Grundsätzen des sogenannten sozialistischen Realismus an und arbeitete Früheres entsprechend um. Bedeutend sind seine Darstellungen ungewöhnlicher Ereignisse in Sibirien, Turkestan und der Mongolei während des russischen Bürgerkriegs; er gibt in Erzählungen und Romanen, die auf pessimistischem Grundton gestimmt sind, einer revolutionären Romantik Aus- druck. Frederic Eugene Ives

(1856–1937) stammt aus Litchfield (Connecticut) und lernte beim Litchfield Enquirer den Beruf eines Druckers. Nebenbei interessierte er sich für die Photo- graphie; 1874 wurde er in einem Laboratorium der Cornell University angestellt. Er beschäftigte sich zuerst mit der Entwicklung eines additiven Farbkopier- verfahrens – der Herstellung von Farbabzügen, mittels Kombination von roten, grünen und blauen Teilbildern. Später konzentrierte er sich auf die Konstruktion USA 1996 von eigenen Aufnahme- und Betrachtungsgeräten. 1886 führte er den Email- kopierprozeß ein und stellte um 1890 gemeinsam mit Max Levy in Philadelphia Glasgravurraster her. Sein 1895 auf den Markt gebrachtes »Photochromoscope«- System bestand aus Kamera und Projektor und war die erste kommerzielle An- wendung des additiven Verfahrens. Auf Ives gehen insgesamt 70 Patente zu- rück, darunter das Heliochromoskop und die Halbton-Photogravur. Zar Iwan IV. Wassiljewitsch

(1530–1584) mit dem Beinamen der Strenge bzw. der Schreckliche war der erste Großfürst von Moskau. Er stammt aus dem Geschlecht der Rurikiden, welches im Lauf der Geschichte zahlreiche Großfürsten und Zaren hervorgebracht hat. Durch tiefgreifende Reformen von Verwaltung, Rechtswesen und Armee stärkte Iwan IV. die Zentralgewalt und förderte den niederen Dienstadel zu Lasten der Bojaren. Iwan IV. war mit der Krönung 1547 der erste Zar Rußlands. Unmittelbar nach der Krönung begann er, die Macht der Bojaren zu beschneiden und deren Rußland 1996 Eigentum in Staatseigentum umzuwandeln. Er schuf sich eine besondere Soldaten- einheit, die Opritschnik, die den Anspruch des Zaren gewalttätig durchsetzte und eine berittene »Bande« mit Besen (Reinigung) und Hundekopf (Unterwürfigkeit und Spürsinn) als Abzeichen, deren Mitglieder Leibwächter, Spitzel und Henker waren. Der Zar galt als fromm und in der Heiligen Schrift belesen, dazu als intelligent, aber auch verschlagen und nachtragend. Ab 1549 residierte er im Mos- kauer Kreml. Iwan IV. gründete 1549 das erste russische Parlament, in dem die feudalen Stände repräsentiert waren. Das neue Gesetzbuch und die Regie- rungsverordnungen (Ustawnije Gramoty) dehnten die Rechte der gewählten Ver- treter bäuerlicher Gemeinden im Gericht und in der lokalen Selbstverwaltung aus. In den 1550er Jahren initiierte er bedeutende Gesellschafts- und Staatsreformen. Unterstützt wurde er dabei von einem Kreis bedeutender Berater, dem »Aus- erwählten Rat« (Isbrannaja Rada). Hierzu gehören die Neufassung der Gesetz- gebung durch das Gesetzbuch (Sudebnik) von 1550 und die Neuordnung des russischen Heeres. Unter Iwan IV. begann der internationale Aufstieg Rußlands und dessen Mitgestaltung der Belange der europäischen Staaten. Mehrere Kriege zerstörten jedoch die Wirtschaft des Landes. Zu Iwans Verdiensten gehört, daß er 1563 im Kreml eine Officin von Iwan Fedorov einrichten ließ. Neben der Ein- führung der Druckkunst richtete der Zar auch »Kabaken« ein; das waren staatlich sanktionierte Wirtshäuser in Moskau, durch die Iwan IV. erhebliche Steuerein- nahmen erzielte. Dieses System wurde dann auf das gesamte Reich ausgeweitet. Iwan IV. war achtmal verheiratet; einige Ehefrauen starben gewaltsam. Hans Niklái Jacobsen

»H.N. Jacobsens Bókahandil« wurde am 29. Juli 1865 von dem Buchbinder Hans Niklái Jacobsen (1832–1919) in der Ólavsøka in Tórshavn gegründet; sie ist die älteste Buchhandlung der Faröer. 1849 wurde Jacobsen »Jeker«, d.h. Soldat auf Skansin, der Festung am Hafen von Tórshavn. Er lernte lesen, schreiben und rechnen, bevor er als Autodidakt erste Bücher einband. Der Gouverneur Carl Emil Dahlerup (1813–1890) verhalf ihm 1854 zu einem Aufenthalt in Kopenha- gen. Dort sollte er mehr über die Buchbinderei lernen, da solche Fachleute nach Ansicht des Gouverneurs auf den Färöern fehlten. Nach seiner Rückkehr grün- Dänemark Faröer 1988 dete er das Geschäft auf Tinganes in der dortigen Hauptgasse Gongin. 1918 H. N. Jacobsen, Djone I. Geil und Enok Baerentsen wurde die Buchhandlung in die 1861 gegründete Realschule am Marktplatz Vaglið am Anfang der Niels Finsens gota verlegt. Bis 2005 betrieb die Buchhandlung auch eine eigene Druckerei und einen eigenen Verlag, in dem viele faröische Bücher herauskamen. Männer wie Jens Davidsen und andere initiierten auf den Faröern einen Leseverein. 1828 wurde in Tórshavn eine Bibliothek gegründet. Der regelmäßige Schulbesuch wurde eingeführt, und damit stieg auch die Nach- frage nach Büchern und ähnlichen Materialien. Hans Niklái Jacobsen wurde ge- beten, Bücher zu beschaffen. Er wurde 1864 Mitglied des dänischen Bucher- Dänemark Faröer 2015 händlerverbandes und erhielt im November desselben Jahres die Genehmigung, Hier befand sich die Druckerei, die Buchhandlung und der ein Geschäft zu betreiben. In den Jahren zwischen 1864 und 1906, also gut 40 Verlag von Jacobsen. Abgebildet sind auf der rechten Jahre lang, war er Vorstandsmitglied der Færø Amts Bibliotek. Niklái begann in Briefmarke der Verkaufsraum der Buchhandlung, links sind vier Titel aus dem Verlag und darunter zwei Heidelberger der Buchhandlung auch Abziehbilder und große Bögen mit Papiersoldaten sowie Tiegelautomaten abgebildet. Auf der rechten Briefmarke Papier und Tapeten zu verkaufen und als Verleger und Herausgeber zu arbeiten. wird das Gebäude gezeigt. Außerdem wurde von H. N. Jacobsen ein eigenes Fotoatelier eingerichtet. Ver- kauft wurden auch Bücher, Papier, Füllfederhalter, Fotos, Schallplatten, Porzellan, Glas, Lederwaren, Spielwaren sowie Bibeln und Gesangbücher; das Unternehmen betrieb auch eine bedeutende Druckerei mit Verlag. Der Verlag gab mehrere Hans Niklái Jacobsen

Bücher heraus wie spätere Ausgaben von »Færøske folkesagn og Æventyr« (Färöische Volkssagen und Märchen) von dem Sohn von Hans Niklái, Jacob Jakob- sen. In der Druckerei H. N. Jacobsen wurden sowohl Briefmarken als auch Geld- scheine gedruckt. 1903 wurde sein Schwiegersohn Poul Niclasen (1852–1905) Miteigentümer. Nach seinem Tod führte seine Witwe Sigrid Jacobsen Niclasen (1854 bis 1927) das Geschäft mit ihrem Vater fort, die 1919 alleinige Eigentüme- rin wurde. Hans Niklai Jacobsen war einer der neun Bürger, die sich Weihnach- ten 1888 trafen und für die Selbständigkeit der Inseln eintraten. Ende des 20. Jahrhunderts wurden das Geschäft und die anderen Teile des Unternehmens in eine Stiftung umgewandelt. Heute ist die Buchhandlung, in dem auch die Touris- mus-Information untergebracht ist, das einzige Antiquariat der Färöer. Joseph-Marie Jacquard

(1752–1834) war gelernter Buchbinder und »imprimeur libraire« für den Rat der Stadt Lyon. Außerdem war er Drucker und lernte bei seinem Schwager Jean- Marie Barret Schriftgießer. 1786 begann er, sich für die Seidenweberei in seiner Heimatstadt Lyon zu interessieren. Mit großem finanziellen Aufwand versuchte er, Webstühle zu mechanisieren. Schließlich erfand er ein Lochkartensystem zur Frankreich 1934 Steuerung auch der kompliziertesten Muster, mit dem diese automatisch gewebt werden konnten. Schon 10 Jahre später hatte sich sein programmiertes Web- verfahren allgemein durchgesetzt und der Textilindustrie einen solch großen Auf- schwung gebracht, daß ihm die Textilindustriellen von Lyon schon zu Lebzeiten ein Denkmal setzten. 1820 erhält er das Kreuz der Ehrenlegion. Seine Erfindung des lochbandgesteuerten Webstuhls führt zu Massenarbeitslosigkeit und Aufkommen einer neuen Tätigkeit: das Werfen von Holzschuhen, »sabots« ge- nannt, in laufende Maschinen. Togo 1999 Webstuhl von Joseph-Marie Jacquard

Deutsche Demokratische Republik 1983 Aufstand der Seidenweber in Lyon mit Karl Marx und den »Deutsch-Französischen Jahrbüchern« (gedruckt 1844 in Paris »im Bureau der Jahrbücher«, rue Vanneau. Isaac Jaggard

Als Drucker der Werke Shakespeares wurde Isaac Jaggard berühmt. Bereits 1613 betrieb er in London eine Officin. Nach der Übernahme der väterlichen Buch- handlung, 1623, stellte er unter Mitwirkung von Edward Blount, John Smethwick und William Aspley einen ersten Band der Werke Shakespeares her. In der Officin Jaggards wurde auch eine erste Shakespeare-Gesamtausgabe gedruckt, her- ausgegeben von John Heminge und Henry Condell. Die Titelseite zeigte das Bosnien Serbische Republik 2014 Porträt des Dichters des Graveurs und Kupferstechers Martin Droeshout (das Im »First Folio« von Jaggard wird ein Bildnis von William aber wohl nicht Shakespeare darstellt). Isaac und William Jaggard benutzten für Shakespeare abgedruckt. Dieses Bild wurde von Martin Droeshout vermutlich im Auftrag von Shakespeares dieses umfangreiche Druckwerk eine Antiqua-Type in unterschiedlichen Größen. Freunden und seiner Familie geschaffen; es soll eine hohe Für den Text, in zwei Spalten gedruckt, ist die Antiqua mit einer Kursiven ver- Ähnlichkeit mit Shakespeare haben. Auf der Briefmarke ist mischt worden. Isaac Jaggard starb 1627; seine Witwe übertrug das Geschäft im Vordergrund das sog. Chandos-Porträt abgebildet, das auf die Brüder Richard und Thomas Cotes. Sein Vater William 1608 hatte seine vermutlich zwischen 1600 und 1610 gemalt wurde; es ist Officin »at the sign of the Half-Eagle and Key« in Barbican, also an der Stadtmauer nach dem ehemaligen Eigentümer James Brydges Londons. 1599 druckte er »The Passionate Pilgrime« mit Gedichten, zu dem auch 3rd Duke of Chandos benannt. Angeblich habe der Maler Shakespeare einige Gedichte beigesteuert hatte. Er entwickelte seine Werkstatt Richard Burbage, ein Freund des Dichters, dieses Bildnis erstellt. Nichts genaues weiß man nicht. zu einer der größten Officine und arbeitete nicht nur auf eigene Rechnung, son- Im »First Folio« von 1623 wird auch »Romeo and Juliet« dern schloß sich mehrmals mit anderen Buchhändlern zusammen, um größere abgedruckt. Da sollte doch hier der Hinweis nicht fehlen, Werke herauszugeben. 1610 stellte Jaggard einen Lehrling namens John Shake- daß es bei Shakespeare (und bei anderen Autoren) im speare ein, einen Sohn des Metzgers Thomas Shakespeare in Warwick. Wegen Theater im Elisabethanischen Zeitalter keinen Balkon gab, dieser Namensgleichheit vermeinte man vielfach, daß Englands größter Dichter auf dem Julia auf Romeo wartet; selbst das Wort »Balkon« als Korrektor oder Setzer in der Fleet Street gearbeitet hätte. 1611 wurde William wird im Englischen erst später belegt. Der Balkon an dem Jaggard Drucker der City of London. vermeintlichen Haus in Verona wurde erst 1936 angebaut. Noch immer ist nicht geklärt, ob Shakespeare tatsächlich die Stücke geschrieben hat. Es könnte ja auch sein, daß der aus Italien eingewanderte Calvinist Michelangelo Florio, der sich in England nach seiner Mutter Crollalanza nannte, Verfasser der Stücke ist/sein könnte, denn Crollalanza heißt in der englischen Sprache Shakespeare. Isaac Jaggard

Sierra Leone 1989 Fujeira 1969 Aus Anlaß des 425. Geburtstags Shakespeares. Die erste Gesamtausgabe von Shakespeares Dramen erschien 1623, sieben Jahre Das Theaterstück »All’s Well, that Ends Well« (Ende gut, nach seinem Tod, im Folio-Buchformat (Buchrückenhöhe von etwa 40 cm). Sie wurde alles gut) wurde vermutlich zwischen 1601 und 1605 von herausgegeben von seinen Schauspielerkollegen John Heminges und Henry Condell, Shakespeare verfaßt; unter Shakespeares Quellen war denen Shakespeare besonders verbunden gewesen sein mußte, denn er hatte ihnen William Painters »Palace of Pleasure«, eine englische in seinem Testament Geld zum Kauf von Trauringen hinterlassen (»Mourning rings« Übersetzung von Boccaccios »Decameron«. 1623 wurde waren bis ins 18. Jahrhundert hinein beliebte Schmuckstücke, die an Verstorbene das Stück erstmals in der »First Folio« publiziert. Die Idee erinnern sollten). Die Folio-Ausgabe trug den Titel »Mr. William Shakespeares für eine Gesamtausgabe hatten Heminges und Condell Comedies, Histories & Tragedies, published according to the True Originall Copies. von dem 1616 gedruckten »Works« von Ben(jamin) London Printed by Isaac Jaggard and Ed. Blount, 1623« und wurde in etwa 750 Exem- Johnson, der seinem lieben Freund und Kollegen Shake- plaren gedruckt; die Ausgabe kostete 15 Schilling für ein ungebundenes Exemplar und speare »little Latin and less Greek« bescheinigte. Der 1 Pfund für eine gebundene Ausgabe. Vom »First Folio« sind 234 Exemplare erhalten britische Nationalheilige ist der heilige Georg (der mit der (bei Christie’s London 2016 Schätzpreis bis anderthalb Millionen Euro). Es gibt nicht Lanze und dem Drachen), dem man besonders am weniger als 40 verschiedene Varianten dieser ersten Folio-Ausgabe. Das ist eine 24. April eines jeden Jahres gedenkt. Der nicht schriftlich Folge der damaligen Vorgehensweise bei der Herstellung vieler Bücher, nicht nur belegbare Geburtstag des englischen Nationaldichters ist dieser Ausgabe. Während der Druck bereits lief, wurden die einzelnen Seiten Korrek- auf den 24. April gelegt worden, weil zu diesem Zeitpunkt tur gelesen. Wurden Fehler erkannt, korrigierte man sie, verwendete aber die bereits die Neugeborenen binnen zwei Tagen getauft wurden; als fertigen, fehlerhaften Seiten mit. So sind die entstandenen Bände jeweils eine Mi- ebenfalls nicht sicherer Todestag Shakespeares ist schung verschiedener korrigierter und unkorrigierter Seiten. Die Zusammenstellung passenderweise der 23. April bestimmt worden (eine von insgesamt 16 Stücken des William Shakespeares ist als »First Folio« bekannt. Bei solche Festlegung kennen wir von Gutenberg, dem das der Company of Stationers wurde die Ausgabe am 8. November 1623 registriert. Jahr 1400 als Geburtsjahr zugewiesen wurde). Sigmund Jähn aus Morgenröthe-Rautenkranz im Vogtland (geb. 1937) war der erste Deutsche im Weltraum. Nach der Volksschule lernte er 1951–1954 Buchdrucker, hat aber wohl in diesem Beruf nie richtig gearbeitet. Nach der Lehre war er nämlich Pionier- leiter an der Zentralschule in Hammerbrücke. 1955 trat er seinen Wehrdienst bei der VP-Luft, Vorläufer der Volksarmee der DDR, an, dann wurde er Offiziers- schüler, Flugzeugführer, stellvertretender Kommandeur für Politarbeit, Ge- schwaderchef. Es folgte ein Studium an der Militärakademie »J. A. Gagarin« in Deutsche Demokratische Republik 1986 der Sowjetunion und ein Abschluß als Militärwissenschaftler. Ab 1976 erhielt er eine Ausbildung zum Kosmonauten im »Sternestädtchen« (Swjosdny Gorodok) nördlich von Moskau; 1978 war er mit der »Sojus 31« in den Weltraum (sieben Tage mit 125 Erdumkreisungen) mit anschließender Beförderung zum Oberst und stellvertretenden Leiter des »Zentrums für Kosmische Ausbildung« beim Kom- mando der LSK/LV. 1979 wird er zum Leiter dieser Ausbildungsstelle ernannt, was er bis zum Ende der DDR 1990 blieb. Er gehörte 1990 zu den letzten Gene- rälen, die aus der NVA entlassen wurden.

Deutsche Demokratische Republik 1978

Deutsche Demokratische Republik 1978 und 1985

Ghana 1994 Laos 1983 Deutsche Demokratische Republik 1978 Anton Jakic

Informationen über diesen Drucker konn- Bulgarien 2010 »Bulgarische Volkslieder von den Miladinovi Brüder Kon- ten bisher nicht gefunden werden stantin und Dimitar gesammelt«, 1861 gedruckt von Anton Jakic (Ante Yakich ?-1894) in Zagreb Djura Jaksic

(1832–1878) war ein serbischer Dichter, Maler und Pfarrerssohn; er studiert Malerei in Temesvár, Budapest (1848) und München. Die Kunstakademie Wien beendet er nicht. Er wird Anhänger der serbischen Jugendbewegung »Omladina«, nahm an der Revolution 1848 gegen die Ungarn und 1876 am Krieg gegen die Türken als Freiwilliger teil. Ewig in Geldnöten, fristete Jaksic sein Dasein ab 1856 als Volksschullehrer, Ikonen- und Porträtmaler in Novi Sad (bis 1863), arbeitete schließlich 1871 als Korrektor der Staatlichen Druckerei Belgrad. Neben Jovanovic- Zmaj und L. Kostic war Jaksic bedeutendster Vertreter der serbischen National- romantik, schrieb temperamentvolle Gedichte, die sich – so heißt es – durch Tiefe Jugoslawien 1982 des Erlebnisses und wirkungsvolle Sprache auszeichnen; seine Novellen und Dramen idealisieren zunächst das Mittelalter, schöpfen später aus dem Alltag. Seine Dorfgeschichten enthalten bereits realistische Ansätze. Anton Jandera

Im Jahr 1764 kauft der Buchbinder Franz Xaver Zerauscheg (Czerauscheg, Cerauscheg, Cerovcek) die Zagreber Officin des Buchdruckers Josef Johann Schotter mit einem Kredit des Hutmachers Andreas Besse (auch Wesse, Wisse, Wiesse). Da Zerauscheg kein gelernter Drucker war, mußte er für die Leitung und Führung der Werkstatt einen ausgebildeten Fachmann einstellen: Anton Jandera wurde Faktor der Officin. Unter Jandera wird die »Officia propria sancto- Kroatien 1996 rum patronorum regni Hungarriae et diocesaneo ecclesiae Zagrabiensis« gedruckt. »Temelji ZitneTrgovine« (»Grundlagen des Getreide- 1766 wird die «Constitutiones synodales« des Bistum hergestellt. Trotz guter handels«) von Josip Sipus aus Karlovac, nach Aufträge bleibt der Eigentümer der Officin verschuldet. 1768 verläßt Jandera die zehnjähriger Vorbereitung 1796 gedruckt von Anton Druckerei, wodurch Zerauscheg sein Druckprivilegium als »Inclyti regni Croatiae Jandera in Zagreb. typographus« verliert. Er wird Leiter der vom Zagreber Domkapitel gegründeten Druckerei in Zagreb Neudorf (Nova Ves); da die Räumlichkeiten unzureichend waren, wird die Officin schon 1769 nach Zagreb Kapitelstadt verlegt. 1771 erhält Jandera ein Privilegium als Drucker von Kaiserin Maria Theresia. Er beschäftigt vier Gehilfen und war als Drucker sehr aktiv. 1769 druckt er unter der Bezeich- nung »Typis primo Rainerianis, dein Zerauschegianis ac demum Antonii Iandera« die »Historiae cathedralis ecclesiae Zagrabiensis« von Balthasar Adam Kercselich mit 340 Seiten im Quartformat. Auf Anweisung Maria Theresias als Königin von Ungarn stellt er 1770 das prohabsburgische Geschichtswerk »De regnis Dalmatiae, Croatiae et Sclavoniae notitiae praeliminares« her. Von Jandera stammt auch eine Anweisung in der kroatischkajkavischer Volkssprache zur Seidenzucht (»Kratek navuk illiti Vuputyenye kak dudovu belo drevo zaszagyati …« des königlichen Seidenzucht-Inspektors Karl Sollenghi) her. Bei Jandera erschienen auch die ersten deutschsprachigen Drucke Kroatiens, wie zum Beispiel 1771 eine Fibel. Da er im Gegensatz zu anderen Druckereien »deutsche« Frakturschrift besaß, konnte er auch eine »Neue Slavonische und Deutsche Grammatik« herstellen. In Anton Jandera der kurzen Zeit bis zu seinem Tod 1772 stellte er insgesamt 27 Büchern mit einer Gesamtauflage von mehr als 10.500 Exemplaren her. Nach seinem Tod wird die Druckerei von der Witwe Juliana Jandera (geb. Softic oder Maglic) fortgeführt; Faktor wird Josef Karl Kotsche aus Prag, der 1773 ein Privilegium erhält. 1774 übernimmt Johann Thomas Edler von Trattner die Druckerei von Janderas Witwe. Im Auftrag Trattners wird Joseph Kotsche Faktor der Officin; die Officin wird nach Varazdin verlegt, aber 1776 nach dem großen Stadtbrand nach Zagreb zurück- verlegt. Martynus Jankus

(1858–1946) war ein litauischer Politiker, Schriftsteller, Buchdrucker und einer Verleger der Zeitschrift Aušra (Morgenröte). Jankus, der den Beinamen »Patriarch von Litauen« trug, stammt aus Bittehnen in Ostpreußen bei Ragnit. Er setzte sich für die Selbständigkeit Litauens ein und wurde deshalb mehr als vierzigmal durch die preußische Regierung verhaftet bzw. mit Geldbußen belegt. 1883 war er ei- ner der Gründer der Zeitschrift Aušra und 1884/1885 verantwortlicher Redakteur, Litauen 2008 der auch unter den Pseudonymen V. Martyneitis, Giedris, Bitens Mercius und Rechts ist eine Druckpresse abgebildet. Gyvoleitis schrieb. 1891–1893 gab er die erste satirische Zeitschrift Litauens (Tetute) heraus. Zu seinen weiteren Zeitungsgründungen gehören u.a. Naujoji Aušra, Lietuviškas darbininkas, Saulëteka und Varpo. 1889 kaufte er in Ragnit eine Druckerei, verzog 1892 mit der Officin nach Tilsit und kurze Zeit danach nach Bitenai, wo er drei Druckpressen betrieb. In Bitenai befand sich bis 1904 auch ein Lager für illegale Bücher. Die Officin ging 1909 in Konkurs, die Werkstatt wurde 1912 verkauft. In seinem Verlag veröffentlichte Jankus viele Werke litaui- scher Autoren erstmalig, darunter auch ein Werk von Kristijonas Donelaitis, der ersten Veröffentlichung in lateinischer Schrift. Zusammen mit Dovas Zaunius und Jonas Smalakis gründete er 1890 in Ostpreußen die erste litauische politische Organisation. Nach der Besetzung der Memelgebiets (Klaipeda) durch russische Truppen wurden er und seine Familie nach Sibirien verbannt; hier starben sein Vater und sein jüngster Sohn. Erst nach dem Ende des Ersten Weltkriegs konnte er zurückkehren. Jankus war einer der Unterstützer der »knygnesiaí«, die ver- botene Bücher nach Rußland schmuggelten. Er veröffentlichte etwa 360 Bücher (darunter 45 selbstgeschriebene) und verlegte 25 Zeitschriften in deutscher bzw. litauischer Sprache. Johannes Janssonius

(1588–1664) stammt aus und war Kartograph, Buchhändler und Ver- leger in Amsterdam in den Jahren 1613–1664. 1649 ist er in , 1654 in Uppsala und 1656 wieder in Schweden tätig. In Amsterdam befand sich seine Buchhandlung »op’t Water by de Oude brugghe ... in de Pas-kaert«. Janssonius führte auch die Herausgabe der Atlanten von Mercator-Hondius fort. Im Jahre 1612 heiratete er die Tochter Elisabeth von Jodocus Hondius (1563–1612). 1616 veröffentlichte er die Karten von Frankreich und Italien. Da Hondius der Eigen- tümer der Druckplatten von Mercator war, arbeiten sie zusammen, nach Jodocus Hondius’ Tod mit seinen Söhnen Jodocus d.J. und Henricus, an neuen Ausgaben des Atlasses von Mercator. 1633 erfolgte die Herausgabe des zweiten Bands des Madagaskar 2009 Auf der Briefmarke ist eine Karte aus »Planisphærium Atlasses. Das bedeutendste Werk von ist der Atlas »Theatre du Copernicanum. Sive Systema universitotius, creati ex hypothesi Monde«, veröffentlicht 1639 in drei Bänden. Zu seinen Drucken gehört auch der Copernicana, in plano exhibitum« (»Kopernikanisches Sphären- Sternenatlas »Harmonia Macrocosmia« von , den er 1660 her- modell. Oder System des gesamten Universums, geschaffen stellte. Durch die ständigen Ergänzungen hat der Atlas im Jahre 1662 elf Bände. nach der Theorie von Kopernikus, als Modell gezeigt«) von Mit seinen Landkarten war Janssonius einer der größten Konkurrenten des Johann Andreas Cellarius (1596–1665) abgebildet. Der aus Neuhaus Blaeu (1596–1673) und dessen Werk »Theatrum Orbis Terrarum«. 1661 drucken bei Worms stammende Cellarius war Astronom, Mathematiker die Elzevier für ihn »Tabula Italiae Corsicae, Sardiniae, et Adjacentium Regnorum«. und Kosmograph. 1614 studierte er in Heidelberg; spätestens 1632 veröffentlicht er »Psychologia vera«, eine lateinische Ausgabe der »Vierzig 1625 ist er in Amsterdam. 1637–1665 war er Rektor der Latein- schule in Hoorn. 1660 veröffentlichte er das vorgenannte Buch. Fragen von der Seele« des Mystikers Jacob Böhme. 2 Jahre später druckt er Der erste Teil des Atlas’ »Harmonia Macrocosmia« enthält dessen »Morgenröte« unter dem Titel »Aurora«. 1650 verlegt er den ersten Teil Kupferstiche, die das Weltbild von Claudius Ptolemäus, Niko- der »Artis Magnae Artilleriae« des Casimir Simienowicz. Nach dem Tod von laus Kopernikus und Tycho Brahe wiedergeben; der Text ist in Janssonius wurde die Gesellschaft von seinem Schwager Waesberg weitergeführt. Latein, Holländisch, Deutsch und Französisch. Die Illustrationen Die Familie verkaufte 1694 die Druckplatten an den aus Deutschland stammen- sind zumeist von Frederik Hendrik van den Hove und Johannes den Kupferstecher Peter Schenk. van Loon. Der Atlas zeigt auch die klassischen christlichen Sternbilder, die von Julius Schiller in dessen »Coelum stellatum christianum« im Jahr 1627abgedruckt worden waren. Trotz der Widersprüche von christlichem und »modernem« Sternenbild wurde das Buch nicht hat in den »Index Librorum Prohibitorum« aufgenommen. Johannes Janssonius

Tschad 2009 Weißrußland 1995 Kazimierz Siemienowicz (um 1600–1651) stammt aus einer weißrussischen Adels- familie, studierte an der Universität Vilnius und lernte u.a. Mathematik, Mechanik, Hydraulik, Optik und militärische Taktik. Von 1632 bis 1634 nahm er am Russisch- Polnischen Krieg und der Belagerung von Biala unter Mikolaj Abramowicz teil. Dann verbrachte er einige Zeit in den Niederlanden, wo er unter Friedrich Heinrich von Oranien im Krieg gegen Spanien focht. 1646 nach seiner Rückkehr nach Polen diente er unter König Wladyslaw IV. als Experte für Artillerie und Raketentechnik in der könig- lichen Artillerie. 1648 kehrte Siemienowicz auf Anraten des neuen Königs Johann II. Kasimir Wasa in die Niederlande zurück, um dort seine Studien zu veröffentlichen. Dann verbrachte er einige Zeit in den Niederlanden, wo er unter Friedrich Heinrich von Oranien im Krieg gegen Spanien focht. 1646 nach seiner Rückkehr nach Polen diente er unter König Wladyslaw IV als Experte für Artillerie und Raketentechnik in der könig- lichen Artillerie. 1648 kehrte Siemienowicz auf Anraten des neuen Königs Johann II. Kasimir Wasa in die Niederlande zurück, um dort seine Studien zu veröffentlichen. »Artis Magnae Artilleriae pars prima« erschien 1650 mit einem Umfang von 284 Seiten kurz vor dem Tod des Autors; angeblich sei er von Mitgliedern der Gilde der Waffen- schmiede umgebracht worden. Das Werk wurde 1676 ins Deutsche übersetzt: »Vollkommene Geschütz-Feuerwerck- Und Büchsenmeisterey-Kunst / Hiebevor in Lateinischer Spraach beschrieben und mit Fleiß zusammengetragen Von Casimiro Simienowicz, Königl. Majest. und der Cron Pohlen General Feldzeugmeister Leutnant. Anietzo Jn die Hochteutsche Spraach übersetzet: Von Thoma Leonhard Beeren / Lipsien.«). Friedrich Jasper

(1847–1938) stammt aus Wien. Seine Mutter war Emilie Jasper, die mit dem Buchhändler Friedrich Ernst Moritz Jasper (1803–1849) verheiratet war und als Erzieherin der Prinzessin Carola nach Wien kam und dort heiratete. Nach dem Tod ihres Mannes arbeitete sie in der Buchhandlung, verkaufte später ihren An- teil an dieser und widmete sich ihrer Leihbibliothek. 1860 verkaufte sie auch die- se. Nach dem Besuch der Realschule erlernte in den Jahren 1866 bis 1868 den Beruf eines Buchdruckers, den er vorzeitig abschloß. Ein Jahr nach Beendigung der Lehre kaufte seine Mutter in Wien die kleine Officin des Heinrich Spitzer und baute diese in kurzer Zeit zu einem Großunternehmen aus. 1872 erhielt er die Österreich 1984 Konzession zur Führung des Betriebs. Im selben Jahr war er an der Gründung Der Titel des auf der Briefmarke abgebildeten Buches im Format 46,5 x 36,5 cm, 1898 in zwei Teilen herausgege- des Deutsch-österreichischen Buchdruckervereins und 1899 an der des Reichs- ben, lautet »Viribus Unitis. Das Buch vom Kaiser« mit einer verbands österreichischer Buchdruckereibesitzer beteiligt. In seiner Druckerei Einleitung von Joseph Alexander Freiherrn von Helfert und führte er als einer der ersten österreichischen Drucker 1879 die Stereotypie ein. von Herzig. Als Verlagsorte wurden Budapest, Wien und Nach 1874 war er mehr als drei Jahrzehnte als Gremialvorstand der Buchdrucker Leipzig angegeben. Es enthält auf den 322 Seiten drei tätig, förderte die Gründung der Lehrlingsfachschule (1874; später Gremial- und chromolithographische Tafeln von Koloman Moser, 95 Fortbildungsschule) und die 1897 erfolgte Umwandlung der Wiener Versuchsan- Vollbilder, 263 Textbilder und 2.000 Porträts zeitgenössi- stalt für die Photographie zur Graphischen Lehr - und Versuchsanstalt sowie der scher Persönlichkeiten in verschiedenen Techniken (Helio- gravüre, Lichtdruck, farbige Lithographie) von Hans Tichy, Gründung der Sektion für Buchdruck an dieser Anstalt. Er wirkte mit an der Duden- Zygmunt Ajdukiewicz, Akos von Garay, Ottokar Walter und Redaktion zur Vereinheitlichung der deutschen Rechtschreibung mit. Theo Zasche sowie sowie Vignetten und Randleisten von Josef Hoffmann, von dem auch der Einband stammt. Es erschien zum 50jährigen Krönungsjubiläum von Kaiser Franz Joseph und kostete als sog. Salonausgabe 50 Gul- den. Als Drucker werden die Firmen Max Herzig & Co und Friedrich Jasper genannt.

siehe auch Max Herzig Vaclav Jelinek

(Wenzel, Wenzeslaus, Venceslai, 1737–1823) war ab 1788 Drucker in Tyrnau; nach seinem Tod führten seine Erben die Officin bis 1841 fort. Aus der Druckerei stammen insgesamt mehr als 800 Werke, davon etwa 200 in Latein. Unter seinen Drucken gehört auch »Methodus recte gubernandi Parochiam« von Abbé Pochard (1803 erschienen). Von Jelinek wurde auch die Schrift »Zwey Abhandlungen über Metaphysik und Naturlehre« von »Karl des Heiligen Römischen Reiches Freyherrn von Kerekes, Magnaten des Königreichs Ungarn« (1806). Jelinek war auch Druk- ker der Akademie.

Slowakei 2012 Auf dem Block ist die Titelseite des von Jelinek gedruckten Werks des Anton Bernolák »Etymologia vocum slavicarum« abgedruckt Jesuitendruckereien in Paraguay

Die ersten Druckereien in Argentinien, Brasilien und Paraguay entstanden nicht in großen Städten oder Ortschaften dieser Länder wie Buenos Aires, Cordoba oder Asunción, sondern in den Reduktionen der Jesuiten in Loreto, Santa Maria und San Francisco Javier. Das erste Buch wurde in der Mission San Ignacio Guazú in Paraguay hergestellt. Schon früh erkannten die Jesuiten, daß gedruck- te Bücher für die Missionierung ein unverzichtbares Hilfsmittel seien. In den Be- richten an ihre Vorgesetzten in Europa schrieben sie regelmäßig, wie notwendig die Einrichtung einer Druckwerkstätte sei, um die Verbreitung des Glaubens zu erleichtern. Sie trugen auch vor, daß es billiger sei, die erforderlichen Bücher in den Reduktionen selbst herzustellen statt diese aus Spanien zu importieren. Im Paraguay 1990 In der Jesuitendruckerei von Santa Maria Maggiore (La Mayor) übrigen könnten sie mit eigenen Druckpressen auch sicherstellen, daß Wörter- wurde der von Luis de Bolaños (1580–1629) in die Sprache der bücher, Grammatiken, Predigten, Gebetsbücher, Katechismen und andere Texte Guarani übersetzte »Catecismo Breve« gedruckt. Luis de in der Sprache der Guarani hergestellt werden könnten. Da die Jesuiten lange Bolaños stammt aus dem spanischen Marchena bei Sevilla. Er Zeit keine Antworten auf ihre Bitten, geschweige denn Druckpressen erhielten, wurde sehr jung Mitglied des Franziskanerordens, der damals behalfen sie sich damit, Bücher abzuschreiben. 1637 schickte die Ordensleitung die größte kirchliche Organisation war. Nach dem Studium der in Südamerika Pater Antonio Ruíz de Montoya nach Spanien, um die Erlaubnis Theologie wurde er zum Diakon geweiht. 1572 ging er mit 22 einzuholen, die Guarani zur Verteidigung ihrer Dörfer durch die Überfälle der »São Mitbrüdern unter Führung des Franziskaners Alonso de San Paulo Bandeirantes« zu bewaffnen. Montoya nahm auf seiner Fahrt nach Europa Buenaventura nach Amerika. Luis de Bolaños gilt als Initiator der Reduktionen in Paraguay und Nordargentinien, in denen die auch einige Manuskripte in Guarani mit, um sie in Europa drucken zu lassen. bis dahin nomadisierenden Guaranis in festen Dörfern angesiedelt 1639 wurden diese in Europa gedruckten Bücher auf verschiedene Reduktionen wurden, dadurch intensiver missioniert und (auch) kontrolliert verteilt. Parallel wurden die Guaranis für das Abschreiben längerer Texte aus- werden konnten. 1580 wurde die erste Reduktion gegründet. gebildet. Die Chronisten berichten, daß die Guaranis diese Arbeit mit großer Hin- 1585 wurde Luis de Bolaños zum Priester geweiht und 1586 gabe und Sorgfalt erledigten. Bis 1700 war das Abschreiben der Texte und die zum Leiter der Franziskaner von Asuncion gewählt. Von ihm Kopie von Bildern und Schmuckelementen allgemeine Praxis. Weltweit betrieben stammt die erste Grammatik und ein Lexikon des Wortschatzes die Jesuiten am Ende des 17. Jahrhunderts nur insgesamt 30 Druckwerkstätten, der Guarani sowie eine Übersetzung des auf der Synode von Lima genehmigten Katechismus in die Sprache der Guarani; aber 200 Missionen, 612 Schulen, 157 Seminare, 59 Novizenhäuser und 340 seine Übersetzung wurde 1583 von der 3. Synode in Lima anerkannt und zusätzlich 1603 von der Synode in Asuncion für die Missionierung genehmigt. Die Reduktionen wurden später vom Jesuitenorden übernommen. Jesuitendruckereien in Paraguay

Residenzen, in denen 20.000 Menschen, davon 8.500 Priester, lebten. Dabei muß auch berücksichtigt werden, daß die erste Officin 1539 in Mexiko eingerich- tet worden war, eine zweite Druckerei erst 1584 in Lima entstand und die Ausbrei- tung des Druckwesens sehr langsam vor sich ging (Bolivien 1660, Kuba 1707, Kolumbien 1746, Chile 1754, 1764 in Cordoba). 1700 wurde die erste Officin in einer Guarani-Reduktion eingerichtet. Bartolomé Mitre schreibt in seiner »Orígenes de la imprenta argentina«, daß diese Druckerei nicht durch die Einführung einer Paraguay 2012 Druckpresse und der erforderlichen Materialien sowie gelernten Druckern erfolg- Die »Sermones y exemplos en lengua guarani« mit einem te, sondern quasi eine abermalige Erfindung der Buchdruckerkunst im tropischen Vorwort von Ludovicus à Rocas und einer »Probatio Urwald gewesen sei: die Anfertigung der Lettern sei durch wilde Indianer ohne Ordinarii« des Bischofs von Buenos Aires wurden 1727 jegliche Zivilisationserfahrung mit neuen phonetischen Zeichen in einer unbe- unter der Aufsicht der »Compañia de IESVS« von dem Guarani Nicolas Yapuguay in seiner Sprache geschrieben. kannten Sprache erfolgt. Der Bau der ersten Druckpresse erfolgte unter Anleitung Gedruckt wurde das Werk in der Officin der Jesuiten Pater Johann Baptist Neumanns (geb. 1659, Juan Bautista Neumann) aus Wien, in der Reduktion San Francisco Xavier im heutigen der mit Pater José Serrano (1633 in Antequera, Andalusien geboren, seit 1658 Argentinien. Herausgeber der Schrift war möglicherweise am Rio de la Plata; später war er Rektor der Hochschulen in Asunción und Buenos Paolo Restivo. Die Antiqua-Lettern des einfarbig in Aires) nach 1701 in der Missionsstation Nuestra Señora de Loreto wirkte. Die Schwarz gedruckten Buchs mit einem Umfang von 165 ersten Bücher (»Martyrologium Romanum«), die hier gedruckt wurden, kamen Seiten halten keine Linie; auf einigen Seiten sind 1703 und 1705 heraus. Beiden gilt die Ehre, den Buchdruck in Argentinien einge- Schmuckelemente gedruckt. führt zu haben. Es wird angenommen, daß für die Herstellung der Druckpresse Harthölzer aus dem Regenwald verwendet wurden. Für die Lettern soll Blei und Zinn genommen worden sein; einige Historiker glauben, daß für manche Lettern auch Holz genutzt wurde. Alle Arbeiten im Zusammenhang mit der Herstellung von Büchern (wie Letternguß, Druck, Bindearbeiten) mußten gelernt und gelehrt werden. Die Druckfarbe bestand vermutlich aus Ruß, der bei der Verbrennung von Holz entstand, und der mit Wasser, Zucker und Gummi vermischt wurde. Es wird auch berichtet, daß Druckfarbe auch aus Johannisbrotkernmehl oder aus Jesuitendruckereien in Paraguay einem besonderen Gras hergestellt worden sei. Das einzige, was aus Europa eingeführt wurde, war Papier. Die hergestellten Bücher waren der Zensur (u.a. dem Consejo de Indias in Sevilla, Bischof) unterworfen. Die Übersetzungen in die Sprache der Guarani mußten gleichfalls genehmigt werden (vom Prokurator des Ordens in Lima, Hernando de Aguilar, bzw. vom Vizekönig Melchor Porto Carrero Lasso de la Vega). In den Officinen der Reduktionen wurden insgesamt etwa 20 Werke hergestellt, von denen nur wenige noch vorhanden sind. Die Auf- lagen betrugen jeweils vermutlich nur 100 Exemplare. Officine bestanden in Loreto, Santa Maria Maggiore, San Francisco Xavier und Santa Maria Maggiore. Es wird angenommen, daß Druckpresse und Druckmaterialien einer Missionsstation ver- schiedentlich auch zu anderen Reduktionen befördert wurden, da Typen und Buch- gestaltungen sich ähneln. Die Drucktätigkeiten der Jesuiten enden 1727; es gibt keine Belege, daß nach diesem Jahr noch in den Reduktionen gedruckt worden ist. Mögliche Ursachen sind das Fehlen von kostengünstigem Papier, der geringere Bedarf an Büchern für die Missionsarbeit und die Probleme zwischen Jesuiten und der spanischen Krone. Ein letzter Druck der Jesuiten erfolgt 1764/66 im Colegio de Monserrat de Córdoba; nach der Vertreibung der Jesuiten wurde diese Officin vom Vizekönig erworben und 1780 nach Buenos Aires gebracht, wo sie im Waisenhaus aufgestellt und bis 1824 betrieben wurde. Jianyang-Druckerei in der Provinz Fujian war zwischen dem 11. und 17. Jahrhundert eine gewerbli- che Werkstatt; sie spielte ein bedeutsame Rolle im chinesischen Buchhandel. Anders als die Bücher der Regierung oder Werke für Schulen und Universitäten war die Produktion der Jianyang-Druckerei für den allgemeinen Buchhandel be- stimmt. Sie stellte u.a. Lexika, Geschichtsbücher, medizinische Texte, Enzyklo- pädien, liturgische Bücher und Romane sowie Anthologien aller Art her. Verkauft und gehandelt wurden ihre Bücher nicht nur auf dem regionalen Markt Jianyang. Der Einfluß der Drucker und Verleger von Jianyang reichte bis nach Nanjing, wo sie ebenfalls große Bedeutung hatten. So wurde das Buch »Zizhi tongjian gangmu« von Tang Sheng in Nanjing veröffentlicht und ebenfalls von Liu Chaozhen in Jianyang, einem führenden Mitglied der als Drucker, Verleger und Buchhändler aktiven Liu-Familie, angeboten. Eine weitere bedeutsame Druckerei in Jianyang Volksrepublik China 2003 und Ungarn 2003 war von der Xiong-Familie geleitet, die wie die Shide-Familie (Shide tang) in Nanjing Die Nördliche Song-Dynastie von 960 bis 1126 und die im Colophon ein Lotusblatt als Druckerzeichen verwendeten. Das Buch »Xinke Südliche Song-Dynastie 1126–1279 waren in den chuxiang guanban dazi Xiyou ji« einer Druckerei in Jianyang (Zhongde tang) weist angegebenen Jahren die herrschenden Dynastien in dieselbe Titelseite und dieselben Illustrationen auf wie eine Ausgabe in Nanjing China. In dieser Zeit wurden die »Bestimmungen von durch die Shide tang. Zhou« (Gesetze, Zeremonievorschriften) mit Anmerkungen von Zheng Xuan aus den Zeiten der Han-Dynastie (200–220 v.Chr.) und zusätzlichen Ergänzungen von Lu Deming aus der Tang-Dynastie (618–907 n.Chr.) in einem Blockbuch zusammengefaßt. Gedruckt wurde dieses Werk in der Jianyang-Druckerei während der Zeit der Südlichen Song-Dynastie. Das Buch wird heute aufbewahrt in der Bibliothek der Universität von Peking. In der gleichen Zeit schuf Bi Sheng die bewegliche Letter für den Druck von Büchern. Gerard de Jode

(Gerrit de Jode, Gerhardus de Iode, 1509–1591) war Kartograph, Kupferstecher und Verleger sowie Buchhändler in Antwerpen. Er stammt aus Nijmegen und wurde 1547 Mitglied der St.-Lukas-Gilde. 1549 erhält er das Bürgerrecht von Antwerpen und 1551 das Recht, als Drucker tätig zu werden. In seiner Officin stellte er auch die Landkarten anderer Kartographen wie die des Italieners Giacomo Gastaldi (1555, Weltkarte), Jacob van Deventers (1558, Karte von Brabant), Abra- ham Ortelius (1564, Weltkarte) und Karten von Bartholomeus Musinus und Fernando Alvares Serco. Ab 1560 gibt er Karten der wichtigsten Länder heraus, Israel 1986 die er selbst sticht bzw. von den Brüdern Johannes und Lucas von Doetechum stechen läßt. Das bedeutendste Werk von Gerard de Jode ist das zweibändige »Speculum Orbis Terrarum«, das er 1578 veröffentlichte und in dem er die bisher von ihm ausgegebenen Karten zusammengefaßt. Für diesen Atlas erhielt er 1575 ein kaiserliches und 1577 ein königlich-spanisches Privileg. Der Atlas erschien mit einem begleitenden Text von Daniel Cellarius und wird 1579 von Christoffel Plantin neu herausgeben. Das »Speculum« enthält auch eine Sammlung von 38 Karten, die er als »Speculum Totius Germaniæ« bezeichnet. Als Verleger von Karten gilt Gerard de Jode neben Abraham Ortelius wohl mit zu den bedeutendsten des 16. Jahrhunderts. Sein Atlas verkaufte sich nicht gut, da er im Wettbewerb mit dem berühmteren und erfolgreicheren »Theatrum Orbis Terrarum« von Abra- ham Ortelius konkurrierte. Neben seinen Arbeiten als Kartograph veröffentlichte Gerard de Jode Arbeiten von Marten de Vos, Crispin van den Broeck, Hendrick Goltzius, Maarten van Heemskerck und anderen. In Antwerpen stellte er auch Globen her. Sein Sohn wurde Nachfolger und druckte 1593 einen von seinem Vater vorbereiteten »Speculum Orbis Terræ« her, von dem Gelehrte meinten, er sei dem Weltatlas von Ortelius überlegen. Joseph Johnson

(1738–1809) stammt aus Everton (Liverpool) als Sohn eines Ehepaars baptisti- schen Glaubens und wurde ein einflußreicher Buchhändler und Verleger in Lon- don. Mit 15 Jahren wurde er Lehrling bei dem Londoner Buchhändler George Keith, der sich auf religiöse Literatur spezialisiert hatte; es war zu jener Zeit sehr ungewöhnlich, daß ein Junge seine Heimatstadt verließ, um andernorts eine Aus- bildung zu machen. Seine Verlagsproduktion umfaßte eine große Bandbreite von vielen mit von der allgemeinen Meinung abweichenden Themen von Autoren wie Großbritannien 2009 Mary Wollstonecraft, William Godwin, Thomas Malthus und Joel Barlow sowie »A Vindication of the Rights of Men, in a Letter to the Right einigen Religionskritiker wie Joseph Priestley, mit dem er befreundet war und der Honourable Edmund Burke; Occasioned by His Reflections on ihm viele Autoren aus Kreisen der Unitarier zuführte. 1761 gründete er seine the Revolution in « von Mary Wollstonecraft erschien eigene Buchhandlung und einen Verlag und begann mit der Publikation religiöser erstmals 1790 ohne Angabe der Autorin; erst ab der zweiten Auflage wird ihr Name aufgeführt. Wollstonecraft kritisiert in ihrer Themen. Er wechselte mehrmals sein Ladenlokal; ab 1765 befand sich sein Ge- politischen Kampfschrift die Aristokratie und unterstützt republi- schäft in der Paternoster Row, wo er bis 1767 mit B. Davenport zusammenarbei- kanische Auffassungen. Die erste Auflage war binnen drei tete. In dieser Zeit wurde Johnsons Religionsauffassung radikaler, was mög- Wochen verkauft. Mary Wollstonecraft (1759–1797) war licherweise der Grund für die Beendigung der Partnerschaft war. Unmittelbar da- Schriftstellerin, Philosophin und Frauenrechtlerin irischer nach verlegte er 9 Erstausgaben und weitere 32 Ausgaben mit anderen Buch- Abstammung. Ihr Vater war Weber und Landwirt. Seit frühester händlern. Er wurde Teilnehmer eines »select circle of bookmen that gathered at Kindheit zog die Familie immer wieder um. Länger als sechs the Chapter Coffee House«. Er gründete 1768 eine neue Partnerschaft mit John bis sieben Jahre blieb sie nie an einem Ort. Deshalb war Payne und publizierte mit diesem im folgenden Jahr 50 Titel. Anfang 1770 brannte Wollstonecrafts Schulbildung eigentlich nicht besonders gut. Doch ihr ganzes Leben war sie bestrebt zu lernen; ein großes seine Buchhandlung vollständig ab; im August 1770 eröffnete er ein neues Ge- Lebensziel von ihr war unter anderem die gleichberechtigte schäft am St. Paul’s Churchyard; es war die größte Buchhandlung in dieser Straße Schulbildung für Mädchen. Sie gründete u.a. zusammen mit der Buchhändler. Zu seinen frühen Verlagswerken gehören »The Complete Pocket- ihren Schwestern eine private Schule in London und unterrichtete Book; Or, Gentleman and Tradesman’s Daily Journal for the Year of Our Lord, dort bis 1786, die jedoch von ihren Schwestern herunter- 1763« und »The Ladies New and Polite Pocket Memorandum Book«, die er bis in gewirtschaftet wurde. Wollstonecraft wurde wieder als Gouver- die 1790er Jahre immer wieder nachdruckte. Während der Amerikanischen Revo- nante (in Irland) tätig. 1787 kam ihr erster Roman (»Mary«) lution gab er verschiedene politische Texte heraus. 1771 verlegte er John Hunters heraus und sie konnte sich eine kleine Wohnung in London leisten. Ihr bekanntestes Werk ist »A vindication oft he rights of »A Natural History of the Human Teeth, Part I«; 1777 publizierte er ohne Autoren- woman«, das sie 1792 in Frankreich schrieb: in diesem Buch angabe »Laws Respecting Women, as they Regard Their Natural Rights« (ver- tritt sie für die Gleichberechtigung der Geschlechter ein. Joseph Johnson mutlich von Elizabeth Chudleigh Bristol), wie er auch Mary Wollstonecrafts erste Ausgabe anonym herausgab. Er war seit dem Ende der 1770er Jahre der erste Verleger, der in größerem Umfang Kinderbücher bzw. Bücher über Kindererziehung sowie Schulbücher publizierte. In den 1770er und 1780er Jahren weitete er sein Themenspektrum aus und veröffentlichte medizinische Bücher und Literatur für Kinder. Hierbei unterstützte er insbesondere neue Autoren mit neuen Themen. Bei wöchentlichen Abendessen trafen sich Literaten und Gelehrte zu »Johnson Circle«. Johnson gehörte zu den Unterstützern der Französischen Revolution und veröffentlichte eine große Anzahl politischer Pamphlete und zusätzlich ein Analytical Journal, in dem britische Reformer ihre politischen Theorien publizieren konnten. 1799 wurde er angeklagt, eine Schmähschrift gegen den Geistlichen Gilbert Wakefield veröffentlicht zu haben, und zu sechs Monaten Haft (mit angeneh- men Bedingungen) verurteilt. Joseph Johnson publizierte danach weniger politi- sche Arbeiten und weniger neue Autoren. In der Dekade nach 1700 ließ er eine sehr erfolgreiche Ausgabe mit Werken von William Shakespeare drucken. In den 1790er Jahre publizierte er über 100 Gedichtbände. Sein Freund John Aikin be- zeichnete ihn als »the father of the booktrade« und »the most important publisher in England from 1770 until 1810«. Zu den von ihm geförderten Autoren zählten insbesondere Frauen. Der deutsche Weltumsegler Johann Reinhold Forster war einer seiner Autoren. Seine Bücher war selten luxuriös, sondern für die lesende Bevölkerung gedacht und deshalb kostengünstig. Dazu trug bei, daß er seine Verlagswerke vielfach in der Provinz und nicht in London drucken ließ. Seine Bücher waren voll mit Fehlern und schlecht gebunden. Dennoch soll er dazu beigetragen haben, das Ansehen der Buchhändler zu steigern. Insgesamt hat Johnson mehr als 2.700 Texte herausgegeben, durchschnittlich 56 Bücher pro Jahr, einschließlich Nachdrucke; die Hälfte davon waren religiöse Bücher mit einer durchschnittlichen Auflage von 750 Exemplaren, wobei seine politischen Bücher nur eine Auflage von jeweils 250 Exemplaren hatten. Lyndon Baines Johnson

(1908–1973) war von 1963 bis 1969 Präsident der USA; von 1961 bis zu Kennedys Ermordung 1963 amtierte er als Vizepräsident. Er wurde mit einer der größten Mehrheiten in der US-Geschichte zum Präsidenten gewählt (Vizepräsident wat Hubert Humphrey). Lyndon Johnson wuchs in sehr ärmlichen Verhältnissen auf. 1913 verließen die Johnsons ihre Farm in Stonewall und zogen einige Kilometer weiter nach Johnson City, wo der junge Lyndon die »Johnson City High School« besuchte. Um Geld zu verdienen, arbeitete er auf Farmen in der Umgebung und in einem »Barber shop« »he shined shoes«. Bei der Lokalzeitung war er als Guinea 1974 »printer’s devil« tätig. Seine politische Karriere begann er 1932 als Assistent des Rechts ist Richard Milhouse Nixon (1913–1994), Kongreß-Abgeordneten Richard M. Kleeberg in Washington. 1941 kandidierte er 37. Präsident der USA 1969–1974, abgebildet. Nixon war erstmals, aber erfolglos, für einen Sitz im Senat; erst 1948 ist er erfolgreich. Bei 1953–1961 Vizepräsident unter Dwight D. Eisenhower. beiden Wahlen ist’s wohl nicht mit rechten Dingen zugegangen. Von ihm stammt 1961 verlor er gegen Kennedy. 1968 gewann er mit Spiro Agnew den Präsidentschaftswahlkampf gegen Hubert H. die Idee der »Great Society«. Unter seiner Führung wurden mehrere bürger- Humphrey. Nixon war der einzige Präsident, der von rechtliche und soziale Reformen verabschiedet. Die Gleichberechtigung der Afro- seinem Amt zurücktreten mußte; er kam damit einem amerikaner wurde in einem nie da gewesenen Maße vorangetrieben, indem die »Impeachment« zuvor, das wegen seiner Verwicklung in Rassentrennung im gesamten Land gesetzlich für illegal erklärt und jegliche Dis- die Watergate-Affäre eingeleitet werden sollte. kriminierung verboten wurde. Darüber hinaus schaffte er es mit Hilfe seiner Sozial- programme, die Zahl der in Armut lebenden US-Bürger während seiner fünfjähri- gen Präsidentschaft um etwa die Hälfte zu senken. Neben den Bürgerrechts- gesetzen (auch für die indigenen Einwohner), Sozialreformen und der Einführung der Medicare- bzw. Medicaid-Programme setzte sich Johnson stark für die Ver- besserung des Bildungssystems, für Umweltschutz und Verbraucherschutz ein. Während seiner Präsidentschaft weitete sich der von Kennedy begonnene Viet- nam-Krieg erheblich aus.

USA 1973 und 1986 Edward Johnston

(1872–1944) war ein britischer Künstler, der gemeinsam mit den Deutschen Rudolf Koch als Vater der modernen Kalligraphie genannt wird. Geboren wurde Johnston in San José in Uruguay, wo sein Vater als Offizier des 3rd Dragoon Guards diente. 1875 ging die Familie nach Großbritannien zurück. Aufgrund der familiären Ver- hältnisse wurde Johnston von einer Tante unterrichtet; er begeisterte sich für Mathematik, Technik und begann mit dem Studium illustrierter Manuskripte. Eine Zeitlang studierte er Medizin an der Edinburgh University, beendete dieses Studium Großbritannien 2013 aber nicht. William Lethaby, Dekan der »Central School of Art and Craft«, ermög- Die Erklärung des Motivs ist in der »Hausschrift« der lichte ihm das Studium von Manuskripten in der »British Library« und berief ihn Londoner U-Bahn gesetzt. 1899 als Lehrer für Schriftgestaltung; bei ihm lernte Eric Gill. Nach 1901 lehrte Johnston auch am »Royal College of Art«. 1906 veröffentliche er das Handbuch »Writing & Illuminating, & Lettering«; eine Neuauflage begann er im Jahr 1920. Ab 1912 lebte er bei Eric Gill in Ditchling (Sussex), wo er auch starb. Berühmt wurde er durch seine serifenlose Schrift Johnston, die er nach 1913 als Auftrags- arbeit der Londoner U-Bahn (London Underground) entwarf. Johnston wurde auch bekannt als Erneuerer eines modernen Stils mit der Schreibfeder, die er von der klassischen Antiqua und der Halbunziale ableitete. Als Lehrer beeinflußte er eine Generation britischer Typographen und Kalligraphen. In 1912 lehrte er für kurze Zeit auch in Dresden und förderte damit in Deutschland den Übergang der goti- schen Schrift zur Antiqua. 1921 gründeten ehemalige Studenten Johnstons die »Society of Scribes & Illuminators«, die als berühmteste Gesellschaft für Kalligra- phie gilt. Franz Jonas

(1899–1974) stammt aus Mähren und war gelernter Schriftsetzer, der sich in der österreichischen Buchdruckergewerkschaft, in der »Revolutionären Sozialistischen Arbeiterjugend« und in der bis 1934 so genannten »Sozialdemokratischen Arbei- terpartei Österreichs« (SDAP) engagierte. Von 1919 bis 1932 arbeitete er als Korrektor. 1934 wurde er arbeitslos, fand dann aber eine Beschäftigung als Zeitungssetzer und als kaufmännischer Angesteller der Floridsdorfer Lokomotiv- fabrik. Nach dem Verbot der SPÖ 1934 wird Jonas wegen der Beteiligung an der Österreich 1974 Brünner Reichskonferenz der Sozialisten im Dezember 1934 verhaftet, aber 1936 von der Anklage des Hochverrats freigesprochen und aus der Haft entlassen. Er gehörte dem sog. Fünferkomitee an, in dem auch der gelernte Schriftsetzer Karl Holubek Mitglied war, das den Widerstand gegen das austrofaschistische Ständestaatsregime koordinierte. Da seine Arbeit bei der Lokomotivfabrik als kriegswichtig galt, wurde er nicht zur Wehrmacht eingezogen. Nach dem Zweiten Weltkrieg machte er sich beim Wiederaufbau Wiens einen Namen und hatte zwischen 1948 und 1951 in der Wiener Stadtverwaltung führende Positio- nen in den Bereichen Ernährung und Bauwesen inne. 1950 wurde er stellvertreten- der Vorsitzender der SPÖ und 1951 Bürgermeister und Landeshauptmann von Österreich 1968 Wien. 1952/1953 gehörte er dem Bundesrat an und von 1953 bis 1965 dem Natio- nalrat. Im Mai 1965 wurde er von der Bevölkerung zum österreichischen Bundes- präsidenten gewählt und 1971 im Amt bestätigt.

Iran 1965 Kaiser Joseph II. von Österreich

(Benedikt August Johann Anton Michael Adam, 1741–1790) stammt aus dem Geschlecht Habsburg-Lothringen und war Erzherzog von Österreich. 1764 wur- de er römisch-deutscher König und 1765–1790 Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Im Nebenamt bekleidete er ab 1780 die Ämter des Königs von Böhmen, von Kroatien und von Ungarn. Er war der erstgeborene Sohn und viertes Kind der Maria Theresia (»Königin zu Hungern und Böheim, Belgien 1982 Erz-Hertzogin zu Österreich Frau eines schön- und wolgestalteten Ertz-Herzogen«) und des Franz Stephan von Lothringen (später Franz I.). Taufpate war Papst Be- nedikt XIV. Joseph heiratete am 6. Oktober 1760 in Wien die Prinzessin Isabella von Bourbon-Parma; diese Ehe soll unkonventionell gewesen sein. In zweiter Ehe heiratete er 1765 seine Cousine 2. Grades Prinzessin Maria Josepha von Bayern; diese Ehe blieb kinderlos. Als er 1790 an Tuberkulose verstarb, trauerten nur wenige um ihn. Nachfolger wurde sein jüngerer Bruder Leopold II. Kaiser Österreich 1908 Joseph II. gilt als Vertreter des aufgeklärten Absolutismus. Für ihn war das Herr- schertum ein Dienst am Staat als übergeordnetem Ganzen. Die Leibeigenschaft der Bauern etwa wurde 1781 durch das Untertanenpatent aufgehoben. Die adligen Österreich 2008 Ständeversammlungen wurden zugunsten von Staatsbeamten zurückgedrängt. Sein Versuch, Hochdeutsch als Staatssprache vorzuschreiben, löste nicht nur in den Niederlanden Proteste aus. Im Rahmen seiner Kunstpolitik wurde das Burg- theater zum deutschen Nationaltheater erklärt. Josephs Einheitsstaat sollte in erster Linie für Wohlstand und Fortkommen seiner Bürger sorgen. Unter Joseph II. wurden 700 Klöster aufgelöst und deren Bücher in andere Bibliotheken über- geführt, er führte den sog. Josephinischen Gemeindesarg ein (1781) und verab- schiedete zwei Toleranzpatente. Er lehnte Bordelle für Wien ab (»Was, Bordelle? Österreich 1981 Da brauche ich über ganz Wien nur ein großes Dach machen z’ lassen …«), besuchte aber ein solches am Wiener Spittelberg in der Gutenberggasse 13. Er Kaiser Joseph II. von Österreich war in Trattners Officin zuweilen als Schriftsetzer tätig, und man kann ihn Dilettant nennen, denn er übte die Setzerei um ihrer selbst willen aus, also aus Interesse, Vergnügen oder Leidenschaft. Dabei kann er vollendete Kenntnisse und Fertig- keiten erlangt haben; solange er aber die Tätigkeit nicht beruflich für den Lebens- unterhalt ausübt oder eine entsprechende, anerkannte Ausbildung absolviert hat, gilt er als Dilettant. Joseph II. hatte als Kronprinz eine kleine, mit allem Zubehör versehene Presse erhalten, die in seinem Kabinette Aufstellung fand. Zu seinem Lehrer wurde ihm um das Jahr 1755 der bei Hofe beliebte Johann Thomas Trattner bestellt. Trattner unterrichtete den Kronprinzen hauptsächlich im Setzen und sein Österreich 1996 Faktor Johann Georg Trassler gab die nötige Anweisung im Drucken. Für seine 1000 Jahre Österreich: Joseph II. und Maria Theresia Mutter Maria Theresia druckte er ein Festgedicht, welches er zu deren Geburts- tag selbst verfaßt und in zwei Kolumnen gesetzt hatte. Die Presse, welche Kaiser Joseph als Kronprinz benutzt hatte, befand sich 1819 im Palaste des Erzherzogs Johann von Österreich. Letzterer übersandte sie damals an den Wiener Buch- drucker Anton Strauß nebst einem Schreiben, worin der Erzherzog sagte, »daß diese Presse am füglichsten bei dem Manne aufgestellt sei, der ... in der Folge in seinem eigenen Etablissement, dem ausgedehntesten des ganzen österreichi- schen Kaiserstaates, die Typographie wirklich als Kunst betrieben und unver- drossen einer bedeutenden Stufe der Vollkommenheit zugeführt habe«. Von Strauß ging die Presse an den Buchdrucker Leopold Sommer über, und dieser verkaufte sie mit allen Utensilien, Setzkasten und Lettern im Jahre 1850 um 995 Gulden an die k.k. Österreichische Staatsdruckerei.

Frankreich 1957/58 Ernest Joyce

Die Nimrod-Expedition (offizieller Name »Britische Antarktis-Expedition 1907– 1909«) war eine britische Forschungsreise in die Antarktis. Sie war die erste der drei Antarktisexpeditionen, die der britische Polarforscher Ernest Shackleton or- ganisierte und leitete. Shackleton beabsichtigte mit dieser Reise vor allem, als erster Mensch den geographischen Südpol zu erreichen, was ihm aber nicht ge- lang. Während der Überwinterung der Nimrod-Expedition entstand das Irland 2004 Expeditionsbuch »Aurora Australis«. Es enthält zehn Beiträge der Expeditions- teilnehmer, die mit Lithographien und Radierungen von George Marston illustriert sind. Es war das erste Buch, das in der Antarktis gedruckt wurde. Die Originale des Expeditionsbuchs »Aurora Australis« verblieben im privaten Umfeld der Expeditionsteilnehmer.

Ernest Joyce war zuständig für die Hunde, die Schlitten und die zoologischen Sammlungen sowie für allgemeine Lagertätigkeiten. Die Nimrod-Expedition war nach der Teil- nahme an der »Discovery Expedition« von Robert Falcon Scott (1901–1904) sei- ne zweite Reise in die Antarktis. Nach dem Besuch der »Greenwich Royal Hospi- tal School for Orphans« ging er 1891 zur Navy und wurde im Laufe seiner Marine- karriere zum Unteroffizier 1. Klasse befördert. Joyce diente als Vollmatrose an Bord der »Gibraltar«, stationiert in Kapstadt, als er im Oktober 1901 die Gelegen- heit ergriff, zu Scotts erster Antarktisexpedition zu wechseln. Eher ein Besatzungs- mitglied des Schiffes als Mitglied der Küstenmannschaft, erwartete er nicht, im Eis zu bleiben, doch als die »Discovery« einfror, blieb er gezwungenerweise und gewann erste Erfahrungen mit Schlitten und Hunden. Unter seinen Kameraden waren Ernest Shackleton, auf den er einen guten Eindruck machte, und Frank Wild, der auf einer späteren Reise ein enger Gefährte wurde und mit dem er auf Ernest Joyce dieser ersten Expedition die niedriger gelegenen Hänge des bis dahin unbestiegenen Mount Erebus erforschte. Nach dem Ende der Expedition kehrte er zurück zur Navy und wurde zum Bootsmann befördert. 1905 verließ er die Navy, trat jedoch ein Jahr später wieder ein und schloß sich 1907 der Nimrod- Expedition an. Joyce wurde von einem anderen Expeditionsteilnehmer (Mars- hall) als unintelligent, nachtragend und unverträglich geschildert. Wild und Joyce stellten das erste in der Antarktis gedruckte Buch her: »Aurora Australis«. Unmit- telbar vor dem Beginn der Nimrod-Expedition machten Ernest Joyce und Frank Wild einen Crash-Kurs in Satzherstellung und Druck; die traditionelle siebenjäh- rige Ausbildung von Druckern wurde durch diesen 3-Wochen-Kurs in der Londo- ner Druckerei von Joseph Causton and Sons Ltd. in Hampshire ersetzt. Sie lern- ten Setzen, den Gebrauch von Druckfarbe und Verwendung von Farben, Design, Schneiden und Ätzen von Kupferstichen und Lithographien und eine ausreichen- de Einführung in ­einen Druckprozeß. Die Firma überließ Shackleton für seine Expedition eine Albion-Druckpresse und eine kleine Kupferstichpresse; im Plan des Expeditionshauses in der Arktis werden diese Maschinen als »printing machine« bzw. »printing press« bezeichnet. Zusätzlich wurde die Druckerei mit handgemachtem Büttenpapier bester Qualität und einer ausreichende Menge an Druckfarbe versorgt. Joyce und Wild setzten und druckten täglich zwei Seiten; eine Lampe erwärmte die kalten Lettern, so daß sie damit arbeiten konnten. Die Druckfarbe wurde bei einer zu großen Kälte klebrig und begann einzufrieren: »The tempe­rature varies from cold to colder«. Joyce und Wild hielten eine ­Ker- ze unter die Druckform, um die Druckfarbe flüssig zu halten. Nach dem Probeab- zug mußten die vielen Fehler korrigiert werden, bevor gedruckt werden konnte. Und nach dem Druck mußten die Lettern mit klammen Fingern wieder abgelegt werden. Shackleton schreibt in seinem Bericht über die Expedition: »The early Ernest Joyce days of the printing department werde not exactly happy.« Es wurden zwischen 25 und 30 Exemplare gedruckt, die ursprünglich für den Verkauf gedacht waren, aber schließlich an die Expeditionsteilnehmern und an Freunde sowie Unterstützer verschenkt wurden. Das Buch, das während der Nimrod-Expedition gedruckt wurde, umfaßt 120 Seiten. Bernhard Day entwickelte eine Möglichkeit, die ge- druckten Seiten ordentlich zusammenzubinden: In jede Seite wurden drei Löcher gestanzt und dann mit einer starken grünen Schnur zusammengebunden. Für den Einband verwendete er Sperrholzbretter aus Birke oder Hartholz (drei Schich- ten) von mitgeführten Transportkisten, die er passend schnitt, reinigte, hobelte, die Ränder und Kanten abschrägte und polierte, so daß sie glänzten. Braunes Leder nahm er für den Buchrücken und für die Kanten seiner Buchdeckel. Auf dem Buchrücken wurde die erst in der Antarktis entworfene Handelsmarke, zwei Pinguine in einem Rahmen, eingeprägt. »Published at the Winter Quarters of the British Antarctic Expedition during the Winter Months of April, May, June, July 190. Illustrated with Lithographs and Etchings, by George Marston. Printed at the Sign of »The Penguin«, by Joyce and Wild. Latitude 77° 32’ South Longitude 166° 12’ East Antarctica.« Jakob Kaiser

(1888–1961) stammt aus Hammelburg und war ein gelernter Buchbinder. 1912 wird er Mitglied der christlichen Gewerkschaften, 1918–1933 ist er Landes- geschäftsführer der christlichen Gewerkschaften in Rheinland und Westfalen, im März 1933 wird er Mitglied des Reichstags. Er verweigert 1933 seine Zustim- mung und Unterschrift zur Gleichschaltung der Gewerkschaften und ist im Führungskreis der Vereinigten Gewerkschaften. Er wird Widerständler und muß Bundesrepublik Deutschland 1988 1938 mehrere Monate in Gestapohaft. 1945 wird Kaiser Mitbegründer der CDU in der Sowjetischen Besatzungszone (Ost-CDU) und 1947 deren Vorsitzender, im selben Jahr wird er von der Sowjetischen Militär-Administration seiner Ämter ent- hoben. Kaiser ist Stadtrat in Westberlin, bevor er 1949 Bundesminister für Ge- samtdeutsche Fragen (bis 1957) wird, mehrmals ist er stellvertretender Vorsitzen- der der Ost-CDU, nach 1958 Ehrenvorsitzender der Ost-CDU. Kaiser vertrat mit Hans Katzer den Arbeitnehmerflügel innerhalb der CDU und stand Adenauers Politik der Westintegration skeptisch gegenüber. Nikola Karastojanov

(1778–1834) druckte seit 1828 im Keller seines Wohnhauses auf einer kleinen Handpresse in Samakov fromme Druckschriften, Heiligenbilder und Traktate als Blockbücher für die Pilger des Klosters von Rila. Er war Volksschullehrer und Buchhändler. Um 1836 kaufte er rund 200 Kilogramm Schriftenmaterial von der Universitätsdruckerei in Budapest und begann mit dem Druck mit beweglichen Lettern. Zu diesem Zeitpunkt besaß er noch keine Druckerlaubnis. Sein erstes Buch erschien illegal 1846. Erst 1847 erhielt Karastojanov von dem griechischen Bischof in Samakov die Erlaubnis, »kirchliche und nützliche Bücher« zu drucken. Bulgarien 1978 Sein Sohn Athanas, ein gelernter Holzschneider, Kupferstecher und Drucker, schnitt die Illustrationen und Initialen für diese Bücher. Während der Sohn in Belgrad neue Lettern, Materialien und Instrumente kaufte, brach eine Revolution gegen die osmanische Herrschaft aus. Die Druckerei konnte deshalb nicht weiter- geführt werden.

Bulgarien 1940 Pieter van den Keere

(Peter, Petrus Kaerius, 1570–1646) war ein flämischer Kupferstecher, Verleger und Buchhändler sowie ein weithin gerühmter Landkartenhersteller. Sein Vater war der Buchdrucker und Schriftgießer Hendrik van den Keere d.J. in Gent. Auf- grund religiöser Unruhen und Verfolgungen flieht er mit seiner Schwester – wie viele andere protestantische Niederländer – 1584 nach London; seine Schwester heiratet hier Jodocus Hondius d.Ä., bei dem Pieter van den Keere Gravieren und den Kupferstich gelernt. 1592 stellt er eine Karte Irlands (»Hyberniae novissima descriptio«) her, die später von Abraham Ortelius im »Theatrum« herausgege- ben wird. 1593 arbeitet er für John Nordens »Speculum Britanniae«. 1595 kann er nach Holland zurückkehren, wo er sich in Amsterdam niederläßt und dort bis Rumänien 2003 zu seinem Tod lebt und arbeitet. Um 1599 erstellt er 44 Landkarten der engli- Unterhalb der Karte Dakiens, so der Name der ehemaligen schen, walisischen, irischen und schottischen Regionen, die jedoch nicht geschlos- römischen Provinz Dacia (106–271), ist der Name des Kupferstechers van den Keere angegeben. Hier in Dacia sen veröffentlicht werden. Mit Hondius zusammen gibt er die »Nova totius Europae lebten die Daker und die Geten. Eingekesselt wurde die descriptio« heraus. Nach 1603 sticht er große städtische Panoramen von (u.a.) Provinz von den Barbaren. Utrecht, Köln, Amsterdam und Paris. Um 1604 bereitet er die Veröffentlichung des Atlas’ » Germania Inferior id est Provincuarum XVII.« vor, der 1617 heraus- kommt. Ab 1609 wird er als Verleger tätig. 1613 liefert er der Rotterdamer Admi- ralität mehrere Globen. 1617 erscheint der Atlas der Niederlande »Germania inferior« mit seinem Namen als Verfasser und mit einigen Karten, die seine voller Signatur zeigen. 1621 sticht er eine Weltkarte (»Nova totius terrarum orbis«), die bei Jan Janszoon in Amsterdam herauskommt. Sen Katayama

(Yabuki Sugataro, 1859–1933) wurde in Hadeki (Japan) geboren. 1878 ging er nach Tokio, wo er eine Buchdruckerlehre macht und außerdem an einer kleinen Hochschule studiert. Er geht dann zum Studium in die USA (u.a. »Grinnell Col- lege«), wo er Christ und Sozialist und Mitglied der American Communist Party wird; 1892 schließt er sein Studium ab. 1896 ist er wieder in Japan, wo er Heraus- geber der Zeitung der Metallarbeitergewerkschaft wird. 1903 kehrt er in die USA zurück, um den dortigen Reisanbau zu studieren, und wird ein Jahr später Mit- Sowjetunion 1967 glied der »American Socialist Party«. In Texas wird er u.a. Reisbauer. 1907 ist er wieder in Japan, agitiert politisch und wird deshalb 1912 verhaftet. 1914 aus dem Gefängnis entlassen, emigriert er 1922 nach Rußland. Im selben Jahr wurde Kata- yama Mitglied des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale (EKKI). Katayama ist Mitbegründer der japanischen Gewerkschaften, der Sozialdemo- kratischen Partei (1901) und der Kommunistischen Partei (1922). Gottfried Keller

(1819–1890) ist Sohn eines Drechslers und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. 1825 bis 1831 geht er in die Züricher Armenschule, 1831 wechselt er ins Landknabeninstitut von Stüßihofstätt; zwei Jahre später beginnt er eine Lehre als Lithograph in Zürich (wahrscheinlich bis Sommer 1836). 1833 kommt er auch zur kantonalen Industrieschule, von der er 1834 verwiesen wird. 1840 geht er zur Ausbildung als Landschaftsmaler nach München; seine dortige schlechte wirt- Schweiz 1940 schaftliche Lage zwingt ihn schon zwei Jahre später nach Zürich zurück. 1844 »So trieb sie endlich einen Mann auf, welcher in einem und 1845 beteiligt er sich an der Freischärlerbewegung gegen Luzern. Mit einem alten Frauenklösterlein vor der Stadt, wenig beachtet, Stipendium des Kantons Zürich studiert er in Heidelberg Geschichte, Philosophie einen wunderlichen Kunstspuk trieb. Er war ein Maler, Kupferstecher, Lithograph und Drucker in einer Person, und Literatur. 1850–1855 hält er sich in Berlin auf und kehrt dann wieder nach indem er, in einer verschollenen Manier, vielbesuchte Zürich zurück. 1861–1876 ist er erster Stadtschreiber in Zürich. Keller gilt als Schweizerlandschaften zeichnete, dieselben in Kupfer bedeutsamster Schweizer Erzähler des bürgerlichen Realismus. kratzte, abdruckte und von einigen jungen Leuten mit Farben überziehen ließ. Diese Blätter versandte er in alle Welt und führte einen dankbaren Handel damit. Dazu machte er, was ihm unter die Finger kam, sonst noch, Taufscheine mit Taufstein und Gevattersleuten, Grab- schriften mit Trauerweiden und weinenden Genien.« (aus: »Der grüne Heinrich«) Friedrich Gottlob Keller

(1816–1895) war der Sohn eines Webers und entwickelte Mitte des 19. Jahrhun- derts das heute übliche Verfahren zur Papierherstellung mittels Holzschliff. Wie sein Vater machte er eine Weber- und Blattbinderlehre und 1839 erwarb in Hainichen die Rechte eines Webermeisters. Eine von ihm gewünschte Lehre eines Mechanikers konnte er aus finanziellen Gründen nicht antreten. Mit seinem er- lernten Beruf war er unzufrieden, da er sich mehr mit technischen Dingen befassen wollte und auch befaßte. Er beschäftigte sich mit Verbesserungs- bzw. Neuerungs- vorschlägen für technisch-mechanische Vorgänge wie Verbesserungen an land- Österreich 2016 (»Meine Marke«) wirtschaftlichen Geräten. Keller erfand einen künstlichen Blutegel, einen neuen Tastapparat für den Morseapparat und ein Schiffsschaufelrad. Keller schlug ferner vor, Papier und Pappe aus Torf und Schachteln fabrikmäßig herzustellen. Mit seiner Erfindung des Holzschliffs schuf Keller die Grundlage zur industriellen Groß- herstellung billigen Papiers. Die bis dahin übliche Methode zur Papierherstellung aus Textillumpen stieß aufgrund des Mangels an Hadern bereits um 1700 an ihre Grenzen. Gerade in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg aber die Papier- nachfrage, auch gefördert durch das verstärkte Aufkommen von Zeitungen und der Förderung des Schulwesens und damit der Fähigkeit des Lesenkönnens. 1841/42 formuliert Keller die Idee »Papier zu fertigen, von Holzfasern, welche durch Friction erzeugt werden«. Keller erzählt, daß sie als Kinder dünne Holz- Deutsche Post 2016 (Marke individuell) brettchen mit Löchern versehen, Kirschkerne eingeklemmt und dann die vorstehen- den Buckel der Kerne am Schleifsteine abgeschliffen hätten, um so (nach Ent- fernung des weichen Kernes) Perlenschnüre für ihre Freundinnen auf Fäden zu reihen. Dabei habe er beobachtet, daß das Schleifwasser stets mit einem Faser- stoff gemischt gewesen sei, und als er um 1840 immer wieder von den Problemen gehört habe, Hadern für die Papierherstellung zu beschaffen, sei er auf den Ge- danken gekommen, Papierstoffe aus Holz durch Schleifen an einem Sandstein Friedrich Gottlob Keller herzustellen. 1844 hatte Keller mit Unterstützung seiner Frau 100 kg Holzstoff geschliffen und ließ diesen in der Papiermühle von K. F. G. Kuhn zu Alt-Chemnitz mit 40 Prozent Lumpenpapiermasse in Druckpapier umwandeln. Wie der Kanadier Charles Fenerty im Jahr 1838/39 entdeckte Keller, daß sich Wespen ihre Nester aus eingespeichelten Holzfaserstoffen bauten (die Idee war erstmals von René Antoine de Ferchault Réaumur im 18. Jahrhundert formuliert worden). Nicht ver- gessen sein soll an dieser Stelle, daß die Idee, aus Holz Papier zu machen, bereits der evangelische Prediger Jakob Christian Schäffer in Regensburg im 18. Jahr- hundert hatte. Schäffer hatte in den Jahren 1762–1771 Versuche unternommen, aus verschiedenen pflanzlichen Stoffen (z.B. Kartoffeln) Papier herzustellen. Auch Schäffer kam durch die Beobachtung von Wespennestern auf seine Überlegungen der Papierherstellung. Ende 1843 gelang Keller aus einer Mischung von fein- geschliffenem Holz und Lumpen die Papierherstellung. 1845 erwarb Keller die Papiermühle in Kühnhaide bei Marienberg im Erzgebirge. Auf seinem ersten Papier wurde noch im selben Jahr das Frankenberger Kreisblatt gedruckt. 1845 erhält Keller auch ein sächsisches Patent auf seine Erfindung. Keller scheiterte am fehlen- den kaufmännischen Geschick und ungenügenden Eigenkapital. Während eines Hochwassers wurde zudem die Mühle beschädigt. Keller war dadurch genötigt, sein Patent der Papierherstellung dem Heidenheimer Fabrikanten Heinrich Voelter (1817–1887) zu verkaufen, der gemeinsam mit Johann Matthäus Voith (1803 bis 1874) das Holzschliffverfahren weiterentwickelte. 1853 siedelte Keller nach Krippen im heutigen Bad Schandau (Sächsische Schweiz) um und betrieb dort eine mecha- nische Werkstatt. In der Folgezeit beschäftigte er sich mit der Entwicklung forst- wirtschaftlicher Meßwerkzeuge und der Herstellung von Fräs- und Hobelmaschi- nen. Seine durch die Papiermühle entstandenen Schulden konnte er dabei nicht abbauen. Erst ein 1892 erfolgter Aufruf an die Öffentlichkeit ermöglichte aus Samm- lungen die Zahlung einer monatlichen Rente. Friedrich Gottlob Keller

Johann Matthäus Voith war gelernter Schlosser, der in seiner Werkstatt Spinn- Kunstwoll- und Druckmaschinen herstellte. Sein Nachbarn Heinrich Voelter war gelernter Kaufmann und wurde von seinem Vater, der eine Papiermühle betrieb, im Papiermachen unterrichtet. Voelter, der in seiner Wanderzeit auch in der Papier- mühle von Carl-Friedrich August Fischer in Bautzen arbeitete und später die Papier- mühle leitete, lernte in dieser Zeit Gottlob Keller kennen und laufte schließlich 1846 dessen Patent auf; Voelter ließ sich von Voith zwei Spindelschleifer für eine Papiermühle konstruieren. Nachdem 1864 Voelters Papierfabrik abbrannte, wurde die Papierherstellung in Heidenheim endgültig eingestellt (in Heidenheim wurde bereits seit 1530 Papier hergestellt). Ab 1852 verkauften Voith und Voelter gemein- sam Holzschleifereien an Papierfabriken in aller Welt. 1882–2011 stellte die spätere Voith AG vollständige Anlagen für die Papierherstellung her. Wolfgang von Kempelen

(Kempelen Farkas, Ján Vlk Kempelen; 1734–1804) war Architekt, ungarischer Beamter unter Kaiserin Maria Theresia, Erfinder des »Schachtürken« und von Lettern für Blinde sowie einer Druckmaschine. Kempelen besuchte das Gymna- sium in Preßburg und anschließend die Akademie in Raab (Györ), wo er auf eine Beamtenlaufbahn vorbereitet wurde. Kempelen beherrschte die Sprachen Deutsch, Ungarisch, Französisch, Italienisch und Latein, später lernte er wohl Slowakei 1994 zusätzlich noch Englisch. Nach ausgedehnten Reisen in Italien wurde er Mitglied einer Kommission, die den »Codex Theresianus«, den lateinischen Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuches ins Deutsche (nach anderen Angaben ins Ungari- sche) übertrug. Er wurde Konzipist der ungarischen Hofkammer und einige Jahre später zum Hofkammerrat befördert. 1765 wurde er Beauftragter für das Salz- wesen und Siedlungswesen im Banat; er war verantwortlich für die Ansiedlung von rund 37.000 Familien, beteiligte sich am Entwurf geeigneter Wohngebäude für die Siedler, führte den Anbau von Flachs ein und errichtete eine Seidenfabrik. Im Banat ließ er Sümpfe trockenlegen, Straßen wiederherstellen und Schulen bauen, außerdem führte er die Schulpflicht ein. 1776 überzeugte er den kaiser- lichen Hof von der Notwendigkeit, die Universität Tyrnau in geeignetere Räum- lichkeiten der Universität Buda zu überführen; er wurde persönlich mit der Leitung des Umzugs beauftragt und betreute dabei besonders die Überführung der Uni- versitätsbibliothek. 1786 wurde er zum Hofrat ernannt. 1798 ging er unter Beibe- haltung seiner vollen Bezüge von 5.000 Gulden in den Ruhestand. Europaweite Bekanntheit erlangte Kempelen durch die Konstruktion seines »Schachtürken«. Dieser erregte in kurzer Zeit großes Aufsehen und wurde von Kempelen am An- fang der 1780er Jahre auf einer zwei-jährigen Reise in europäischen Städten vorgeführt. Während der »Schachtürke« eine vorwiegend zu Unterhaltungs- zwecken gedachte Erfindung war, ist Kempelens Sprechmaschine zur Hervor- Wolfgang von Kempelen bringung menschlicher Sprachlaute eine auch wissenschaftsgeschichtlich bedeu- tende Leistung. Spätestens ab 1769 stellte Kempelen erste Untersuchungen mit Musikinstrumenten an. 1791 veröffentlichte er seine Forschungen in »Wolfgangs von Kempelen k.k. wirklichen Hofraths Mechanismus der menschlichen Sprache nebst der Beschreibung seiner sprechenden Maschine«. 1778 wurde Kempelen der Sängerin, Komponistin und Pianistin Maria Theresia Paradis vorgestellt, die wegen ihrer Blindheit Analphabetin geblieben war. Auf Bitten seiner Kaiserin er- Abchasien 1998 fand Kempelen als Hilfsmittel einen dreidimensional tastbaren Letternsatz und brachte der Blinden damit das Lesen und Schreiben bei. 1779 baute er für sie eine Druckmaschine mit beweglichem Letternsatz und einen Setzkasten. Als Archi- Ungarn 1974 tekt entwarf Kemperlen 1770 eine Pontonbrücke über die Donau bei Preßburg; Als »Schachtürke« wird ein vorgeblichen Schachroboter bezeichnet, der 1769 von Wolfgang von Kempelen 1774 erfand er ein mobiles Bett, in dem die Kaiserin während ihrer Genesung von konstruiert und gebaut wurde. Der Erbauer ließ bei den einer Pockenerkrankung liegen, sitzen, schreiben und ihren Regierungsgeschäften Zuschauern den Eindruck entstehen, daß dieses Gerät nachgehen konnte und 1777 und 1780 baute er zwei Dampfmaschinen, die später selbständig Schach spielte. Tatsächlich war darin aber ein für den Bau des Franzkanals eingesetzt wurden. 1788 oder 1789 erhielt er ein menschlicher Schachspieler versteckt, der es bediente. Die kaiserliches Patent für den Entwurf einer Dampfmaschine zum Betrieb von Mühl- Schachmaschine bestand aus einer in türkische Tracht werken. Kempelen war ein begabter Zeichner und Radierer. Seit 1789 war er gekleideten Figur eines Mannes, der vor einem Tisch mit Ehrenmitglied der Wiener Akademie der Künste. Schachbrett saß. Die Figur hat mit vielen bekannten Schach- spielern der damaligen Zeit gespielt. Der Türke begann immer die Partie, hob den linken Arm, bewegte die Schach- figur und legte den Arm dann wieder auf ein Polster zurück. War der Zug falsch, schüttelte er den Kopf und korrigierte die Position der Figur. Bei Gardez nickte er zweimal, bei Schach dreimal mit dem Kopf. Alle Bewegungen waren von einem Geräusch ähnlich dem eines ablaufenden Uhrwerks begleitet. Kempelen, der jedem, der es sehen wollte, das Innere der Maschine und ihre Mechanik gerne zeigte, stand während des Spiels etwas abseits und blickte in einen kleinen Kasten, der auf einem Tisch stand. Johannes Kepler

(1571–1630) stammt aus Weil der Stadt und wurde einer der berühmtesten Astro- nomen und Mathematiker. Er war u.a. Hofmathematiker bei Kaiser Rudolf in Prag. 1583 bestand er in Stuttgart das Landesexamen und erhielt aufgrund seiner Be- urteilung die württembergische Begabtenförderung. 1584 ist er an der Kloster- schule Adelberg und 1587 in Maulbronn. 1588 studiert er Theologie an der Uni- versität Tübingen. Hier wird ihm das Ruoffsche Stipendium der Stadt Weil ge- währt. Ebenso wie der Chronologie widmete er sich auch der Astrologie. Die Theo- logie vernachlässigte er. Kepler trat im April 1594 seine Stelle als Professor für Mathematik und Astronomie in der obersten Klasse der evangelischen Stiftsschule in Graz an. Für die Jahre 1595–1600 erstellte er als Professor der Mathematik 6 Mali 1980 Kalender für die Stadt Graz. Die Lehrtätigkeit in Graz entsprach nicht Keplers Wünschen. Der Versuch, eine, wenn auch nur kleine Professur in Tübingen zu erhalten, blieb erfolglos. In dieser Lage begrüßte er Tycho Brahes Einladung und reiste im Januar 1600 nach Prag. Nach Tycho Brahes Tod wurde er unter der Herrschaft der drei habsburgischen Kaiser Rudolf II., Matthias I. und Ferdinand II. Hofmathematiker. Er war für die Horoskope zuständig. Ferner erhielt er von Rudolph II. den Auftrag, die (später sog.) Rudolphinischen Tafeln auf Grund der Beobachtungen von Tycho Brahe zu erstellen. 1612 starb Kaiser Rudolf II. und es kam zu religiösen Spannungen. Kepler ging als Provinzmathematiker nach Elfenbeinküste 2012 Linz (1627 bis 1636). Kepler ließ bei dem Drucker Johann Planck drucken, den er nach Linz geholt hatte; Kepler war auch an der Herstellung des Satzes beteiligt. Da Planck nur die üblichen Typen besaß, mußte er 1616 in Passau die besonderen Zahlentypen kaufen; die Auflage von Keplers Kalender war so hoch, daß der Druck für Planck erhebliche finanzielle Einbußen mit sich brachte. Auch in Linz kam es für Kepler zu religiösen Auseinandersetzungen. Er hatte auch Schwierig- keiten, von Kaiser Ferdinand II. sein Honorar zu bekommen. Seine Bibliothek wurde zeitweise beschlagnahmt, seine Kinder zur Teilnahme an der katholischen Komoren 1980 Johannes Kepler

Messe gezwungen. Mitte 1624 lag das Manuskript druckfertig vor. Der Druck ver- zögerte sich u.a. durch langwierige Verhandlungen mit den Erben Brahes, die umständliche Papierbeschaffung, die schwierige Finanzierung des kaiserlichen Auftrags und die Wahl des Druckorts. Nach 1625 war endlich auch die Zeit ge- kommen, daß Kepler den Druck seines längst erwarteten astronomischen Haupt- werks, der »Tabulae Rudolphinae« einleiten konnte. Als Linz im Juni 1626 von Aufständischen eingeschlossen wird, zerstört ein Brand den zum Druck vorberei- teten Satz. Nach dem Ende der Belagerung erhielt Kepler die vom Kaiser erbete- ne Bewilligung, den Druck in Ulm fortzusetzen. Nach kurzem Aufenthalt in Re- gensburg reiste Kepler mit einem Wagen, auf dem sich auch sein eigenes Typen- material befand, nach Ulm weiter, wo das Papier zum Druck der Tafeln schon bereitlag. Monate verbrachte er nun in der Druckerei des Jonas Sauer, leitete die typographischen Arbeiten, nahm dabei auch noch an seiner Textvorlage Ände- rungen vor und legte überall mit Hand an, so daß das Anfang September 1627 fertige Druckwerk, die »Tabulae Rudolphinae«, auch hierin von ihm geprägt wur- de. Auf dem Weg nach Sagan (bei Görlitz) war Kepler 1628 als Setzer in der Volksrepublik Korea 1971 Druckerei von Hans Rambau d.J. in Görlitz tätig. Nach eigener Aussage habe er Johannes Kepler, Galileo Galilei (Begründer der modernen an zwei Büchern mitgearbeitet. Nach Auflösung seines Dienstverhältnisses in Physik und Astronom, 1564–1642), Friedrich Wilhelm Linz kam Kepler am 26. Juli 1628 mit seiner Familie in Sagan an, um dem Herzog Herschel (Musiker und Astronom, 1738–1822) und Urbain von Friedland die Zukunft vorherzusagen; er blieb trotz seines evangelischen Jean Joseph Le Verrier (Mathematiker und Astronom, Glaubens bei dem katholischen Wallenstein unangefochten. Kepler richtete eine 1811–1877) Druckerei ein, für die er Presse, Drucker, Setzer, Lettern und Papier nach langen Schreibereien und mehreren Reisen bereitstellte. Den als erstes vorgesehenen Druck der Braheschen Beobachtungen verschob Kepler zugunsten der Fortset- zung der Jahrgänge 1617/20 seines Ephemeridenwerks. Während der Druck- pausen an den Ephemeriden begann Kepler mit dem Druck einer weiteren Schrift »Somnium seu Astronomia Lunaris«. Den Abschluß des Drucks erlebte Kepler nicht mehr; sein Sohn Ludwig ließ das Buch 1634 drucken. Johannes Kepler

Ajman 1972

Ajman 1972 Fujeira 1972 Johannes Kepler

Guinea 2008 Guinea 2010 Deutsche Demokratische Republik Johann Kepler in »De Stella Nova in 1971 pede serpentarii« (Prag 1606): »Nach der Geburt der Typographie wurden Bücher zum Gemeingut, von nun an warf sich überall in Europa alles auf das Bundesrepublik Deutschland 1971 Studium der Literatur, nun wurden so Die Zeichnungen sind aus Keplers Schrift »Astronomia nova viele Universitäten gegründet, entstan- aitiologetos seu Physica coelestis«. Das Buch erschien 1609 in den plötzlich so viele Gelehrte, daß bald Heidelberg bei Gotthard Vögelin. diejenigen, die die Barbarei beibehalten Guinea 1994 wollten, alles Ansehen verloren.« (Kein Land on Kepler-Marke?)

Rumänien 1971 Komoren 1981

Mongolei 1980 Johannes Kepler

Laos 1984 Sierra Leone 2000

Malawi 2011 Johannes Kepler und Isaac Newton Dahomey 1971

Benin 2009

Benin 1971

Mozambik 2009 Benin 1971 in der unteren Reihe wird in der Mitte René Descartes abgebildet – nicht Johannes Kepler. Johannes Kepler

Guinea-Bissau 2008

Mali 2010

Paraguay 1971 Paraguay 1999

Mali 1980 Mexiko 1971

Burundi 1981 Ungarn 1980 Cook Islands 1980 Johannes KJohannes Kepler

Tschad 2009 Marshall- Inseln 2012 Nach dem Druck des »Mysterium Cosmographicum«, das 1596 von Georg Gruppenbach in Tübingen gedruckt wurde, wollte Kepler ein Modell seines Universums als Mozambik 2009 »kosmischen Becher« darstellen. An Herzog Friedrich von Am Tisch sitzend Kaiser Rudolf II., in Württemberg schrieb er: »Wenn Euer fürstliche Gnaden dessen Auftrag Kepler die sog. »Tabulae das Werk größerer Kosten würdigen, könnten die Planeten Rudolphinae« erstellt. aus Edelsteinen geschnitten werden, Saturn ein Diamant, Jupiter ein Hyazinth, Mars ein Rubin, die Erde ein Türkis oder Magnet, Venus ein gelber Augstein, Merkur ein Kri- stall, die Sonne ein Garfunkel und der Mond eine Perle. Und weil es ein Becher sein soll, möchte darinnen eine Ergötzlichkeit zu Trinken gesucht werden. Im äußersten Rand müßten sieben Zapfen sein, mit den Symbolen der sieben Planeten versehen, so daß aus ihnen siebenerlei Getränk gesogen werden könnte.« Die Idee wurde wegen der enormen Kosten niemals verwirklicht.

Volksrepublik Korea 1971 Am unteren Rand sind abgebildet (v.l.n.r.) Kopernikus, Kepler, Galilei, Newton und Halley. Auf der rechten Marke sind die Mars-Monde Phobos und Deimos abgebildet. Johannes Kepler

Laos 1984 Österreich 1953

Komoren 1988

Tschechische Republik 2009

Marshall-Inseln 2010 Königreich Jemen 1969

Jemen Arabische Republik (YAR) 1959 Henrik Keyser d.Ä.

(Heinrich, Henricus Keiser) war ein vermutlich deutscher Drucker, der in Kopen- hagen von 1633 bis zu seinem Tod 1663 eine Officin betrieb, die von seinen Nachfolgern über mehrere Generationen unterhalten wurde. Ihm gehörte im 17. Jahrhundert die bedeutendste Druckwerkstatt Schwedens. Er war 1636 zum kö- niglichen Drucker (»typogr. Regius«) berufen worden und besaß im erheblichem Umfang königliche Privilegien. Er erweiterte seine Officin, da er eine in Livland von den Schweden erbeutete Druckerei kaufen konnte. Von ihm stammen eine Finnland 1942 schwedische Bibel (1646) und das erste Kupferstichwerk mit Wappen (1650). Die Die in finnischer Sprache gedruckte Bibel liegt auf dem Altar von ihm 1642 gedruckte finnische Bibel umfaßte 743 Folioblätter. Nach seinem (rechte Briefmarke), während die linke Briefmarke zeigt, wie Tod 1663 führte seine Witwe die Officin bis zu ihrem Tod im folgenden Jahr; 1664 sorgfältig Henrik Keyser das bedruckte Blatt Papier abhebt. 1602 berief der schwedische König Karl IX. (1550–1611) im kaufte sein gleichnamiger Sohn im Alter von 24 Jahren von den anderen Erben Zusammenhang mit der lutherischen Reformation einen Aus- die Officin. 1691–1693 arbeitete Henrik Keyser d.J. (1640–1699) als Univer- schuß aus acht Mitgliedern. Führendes Mitglied war der sitätsdrucker in Uppsala; der jüngere Henrik, der 1678 ebenfalls königlicher Drucker Bischof von Turku, Erik Sorolainen; die Übersetzung war wohl wurde, publizierte unter dem Titel »Någre få prooff. Hoos Henrick Keiser Kongl. nicht gelungen, so daß vom Reichstag auf Anregung von Maytz: och Upsal. Acad. Booktryckiare Stockholm 1691« das erste schwedische Bischof Johan Rothovius eine neue Kommission mit vier Musterbuch über seine 32 Schriften (Fraktur, Antiqua, Kursive und hebräische Mitgliedern berufen wurde. 1641 war die handschriftliche Typen). Sein gleichnamiger Sohn führte die Geschäfte fort. Einer der Gesellen Fassung der Bibelübersetzung fertiggestellt. Der Sekretär der Keysers d.Ä. war Christoph Brendeken, der 1676 nach Tallinn übersiedelte, dort Kommission, der Gymnasiallehrer Jonas Mathiae Raumannus, übertrug das Manuskript in Druckbuchstaben und versah die die Witwe des Druckers Adolph Simon heiratete und dessen Nachfolger als Gym- einzelnen Seiten mit Umrahmungslinien, damit die schwedi- nasialdrucker wurde. schen Setzer, des Finnischen nicht mächtig, den Satz korrekt ausführen könnten. Da sich zu diesem Zeitpunkt keine Druckwerkstatt in Finnland befand, wurde die »Biblia, Se on: coci Pyhä Ramattu suomexi« in Stockholm von Henrik Keyser gedruckt. Die Auflage betrug 1.200 Exemplare. Der Druck war sehr sorgfältig ausgeführt worden; eine kleine Anzahl von Exemplaren wurde mit vier Kupferstichen ausgestattet. Gewid- met wurde das Werk der Königin Christina von Schweden. Als die Bibel schließlich ausgedruckt war, wurden am 31. Juli 1642 in allen Kirchen Finnlands die Glocken geläutet. Henrik Keyser III.

(1672–1707) hatte im Jahr 1695 die Officin seines Großvaters und Vaters in Upp- sala als Universitätsdrucker und Buchhändler übernommen. 1701 verzog er nach Stockholm; die Werkstatt in Uppsala übernahm J. H. Werner. In Stockholm war das Geschäft seiner Familie von seiner Mutter und seinem Bruder geführt wor- den. Er machte jedoch eine eigene Werkstatt auf, die er bis zu seinem Tod führte. Schweden 1983 Die nach dem schwedischen König Karl XII. benannte »BIBLIA, Thet är All then Heliga Skrift På Swensko; Efter Konung CARL then Tolftes Befalning« ist eine Fortschreibung der Reformationsbibel (Gustav-Wasa-Bibel) aus dem Jahr 1541. Die »BIBLIA« im Folio-Format (43,6x28,5 cm) mit insgesamt 962 Seiten wurde ergänzt durch mehrere Kupfer- stiche und Landkarten. Die Titelseite war zweifarbig in Rot und Schwarz gedruckt. Drucker und Buchbinder war »Henric Keysers Tryckerij«. Das Neue Testament wurde 1702, das Alte Testament 1703 hergestellt. Die Neuausgabe der Bibel wurde erstmals in einer Antiqua-Type statt einer gotischen Schrift gedruckt. König Karl XI. (1655–1697) hatte 1686 eine Kommission unter Leitung des Bischofs von Turku (Åbo), Johann Gezelius d.Ä. (1615–1690), einberufen, die eine neue Übersetzung einschließlich der Berichtigung der Fehler der »Reformationsbibel« vornehmen sollte, doch Gezelius starb und der König auch, bevor das Werk abgeschlossen konnte. 1698 wurde als Leiter einer von König Karl XII. (1682–1718) neuberufenen Kommission der Bischof von Strängnäs, Eric Benzelius (1632–1709), berufen. Die Übersetzung in die schwedische Sprache wurde 1702/03 vollendet. Viele Zitate aus der Bibel sind Bestandteil der schwedischen Alltagssprache geworden. Des Königs eigenes Exemplare der Bibel ging in der Schlacht von Poltawa verloren, ist aber später nach Schweden zurückgebracht worden. Miklós Misztótfalusi Kis

(Tótfalusi, 1650–1702) wurde in Alsö-Mistótfalu geboren. Mit 27 Jahren verließ er ein Theologisches Seminar und wurde Lehrer in Fogaras. Es gelang ihm, zur Weiterbildung in die Niederlande zu gehen, wo er als Korrektor bei Daniel Elzevier in Amsterdam den Druck der ungarisch-sprachigen Bibel für die reformierte Kirche überwachte. 1680 geht Kis bei Blaeu in die »Lehre«; bei Dirk Voskens lernte er Gravieren und Letterngießen. Er ist Schöpfer der sog. Janson- Antiqua, die ursprünglich dem Schriftschneider Anton Janson (zwischen 1660 Ungarn 2000 und 1690 auch in Leipzig tätig) zugeschrieben wurde; die von Kis geschnittene Im Hintergrund ist das von »M. Tótfalusi K. Miklós által« Antiqua gehört als »holländische« Barock-Antiqua (»Dutch-Old-Face«-Stil) seit 1698 in Kolosvaratt hergestellte Kochbuch »Sz akats mesterségnek Köny ketskéje«, das erste in Ungarn langem zum klassischen Repertoire der Schrifthersteller (bei Linotype heißt die gedruckte, abgebildet. Vorlage war eine Handschrift. Schrift »Ehrhardt« und bei Stempel hieß sie »Janson«) . 1683 richtete er sich in Das Kochbuch wurde mehrmals nachgedruckt. Amsterdam eine Officin ein. 1684/85 gibt er ein Musterblatt der Schriften seiner Officin heraus; es zeigt Antiqua, Kursive, Griechisch und Hebräisch. 1685 über- setzte und druckte er eine Bibel in einem handlichen Format; 1687 folgte ein Neues Testament und ein Psalmenbuch. Cosimo de Medici bietet ihm an, in Florenz eine Druckwerkstatt für ihn einzurichten, doch Kis lehnt dieses Angebot ab. Mit Empfehlung des Amsterdamer Bürgermeisters Nicolaas Witsen wurde er 1686 vom georgischen König Artsil Bagration aus Moskau beauftragt, georgische Buch- staben zu schneiden. Die Georgier verwendeten zwei Schriftarten: eine kirch- liche (Hutsuri) und eine weltliche (militärische) für den Alltag (Mhedruli). Kis schuf in kurzer Zeit Hutsuri- und Mhedruli-Buchstaben unter der brieflichen Leitung des Ungarn 1962 schwedischen Diplomaten und Gelehrten Johann Sparvenfeldt. In seinem Buch Rechts unten ist das Logo der Gewerkschaft der Druck-, »Mentség« (Entschuldigung) von 1697 erwähnt Miklós Kis, daß auch der georgi- Papier-, Presse- und Verlagsarbeiter (»Nyomda-, a Papirirpar, a sajtó és a Könyvkiadás Dolgozói sche König aus dem fernen Kaukasus (»ad radices Caucasi«) ihn beauftragt hatte, szakszervezete« (eine Feder, eine Papierrolle vor einem georgische Buchstaben zu schneiden. Die Buchstaben von Kis trafen in Moskau gedruckten Buch) zu sehen. Die Gewerkschaft wurde 1847 am Hof König Artsils nie ein. Sie gingen vermutlich auf dem Weg dorthin in den gegründet. Miklós Misztótfalusi Kis

Wirren des Schwedisch-Russischen Krieges (1788 bis 1790) verloren. Bis zu seinem Tod blieb er fest davon überzeugt, der erste gewesen zu sein, der georgi- sche Buchstaben geschnitten habe. In den Jahren 1687 bis 1689 arbeitet Kis als Schriftgießer u.a. für Kunden in England, Polen, Schweden und Deutschland. 1689 reist er nach Leipzig, wo er einige seiner Matrizen hinterläßt. Weder Kis noch später seiner Witwe oder seinen Nachfolgern gelang es, die in Amsterdam und Leipzig hinterlassenen Matrizen nach Ungarn zu holen; 1720 tauchten Anti- qua und Kursive von Kis in einem »Verzeichniß derer Holländischen Schrifften« der »Ehrhardtischen Giesserey« in Leipzig auf. Bei der Weiterreise nach Ungarn Ungarn 1985 wird Kis in Polen als Häretiker eingesperrt, kann aber fliehen. 1693/94 gründete »Szent Biblia az-az Istennek Ó és Uj Testamentomaban Foglaltatott egész Szent Irás, Magyar Nyelvre Fordíttatott er eine Druckwerkstatt sowie eine Stempelschneiderei und Schriftgießerei im rumä- Karoli Gaspar által. Ès mostan hatodszor é kis formában nischen Klausenburg. Aus den Niederlanden hatte er Stempel und Matern mit- kibotsattatott a Belgyomi Académiákban tanúló gebracht, stellte aber auch weiterhin neue Stempel her. In Klausenburg über- Magyaroknak forgolódások által. Amstelodamban: nahm er die Leitung einer kirchlichen Officin, in der er 1696 eine Ausgabe von M.Tótfalusi Kis Miklós, 1685.« (Heilige Bibel, die vollständige Davids Psalmen herstellt. Mit seinen Schriften produzierte er eine umfangreiche Heilige Schrift Gottes zusammengefaßt im Alten und Anzahl von Büchern; von ihm sind 84 Publikationen bekannt, u.a. druckt er das Neuen Testament. Übersetzt von Gaspar Karoli. Nun in erste ungarische Kochbuch. sechster Auflage und im Kleinformat herausgegeben von den ungarischen Studierenden der Belgischen Akademie. In Amsterdam 1685). Munshi Newal Kishore

(1836–1885) war ein indischer Verleger und Drucker aus wohlhabender brahma- nischer Familie in Aligarh. Als 22jähriger gründete er 1858 in Lucknow das »Newal Kishore Press and Book Depot«, das inzwischen älteste Druckhaus Asiens. Außer- dem gründete er die erste Tageszeitung Nordindiens, The Oudh Akhbar (in Urdu) und etwa 30 öffentliche Bibliotheken, ferner einige Schulen. 1860 gab er erstmals die englischsprachige Wochenzeitung The Oudh Review heraus. Das Papier für seine insgesamt 4.000 Verlagswerke und seine Zeitung beschaffte er sich durch die von ihm errichtete Papierfabrik »The Upper India Couper Mills«, der ersten Indien 1970 Papierfabrik in Nordindien. Für seine wirtschaftlichen und philanthropischen Maß- nahmen erhielt er mehrere öffentliche Ehrungen und Orden. 1885 gehörte er mit zu den Gründern der »Congress Party«. Kishore wird als »Caxton Indiens« be- zeichnet. Werner Klemke

(1917–1994) war ein deutscher Buchgestalter, Illustrator, Holzschneider, Ge- brauchsgraphiker und Hochschullehrer. Schon als Kind und Jugendlicher zeich- nete er viel, häufig war er in Museen und Bibliotheken zu finden. Nach Besuch des humanistischen »Köllnischen Gymnasiums« in Berlin, einer Aufbauschule für Kinder ärmerer Bevölkerungsschichten, machte er 1936 das Abitur und be- gann anschließend eine Ausbildung als Zeichenlehrer, die er schon nach kurzer Zeit (auch aus finanziellen Gründen) abbrach. 1937 begann er mit der Arbeit als Trickfilzeichner für die Firma Kruse-Film. Im Frühherbst 1939 wurde Klemke zur Wehrmacht ringezogen, als Gefreiter einer Fliegerabwehreinheit war er an der Westfront in der Schreibstube tätig. Neben dem Alltagsdienst nutzte er seine Mög- lichkeiten dazu, für holländische Juden Ausweispapiere zu fälschen und Lebens- mittelkarten herzustellen sowie auch seinen Kameraden Urlaubsscheine aus- zustellen. Etwa 300 holländische Juden konnten durch die Tätigkeit seiner Wider- standsgruppe vor der Deportation gerettet werden; erst 2011 wurde diese illegale Tätigkeit zufällig bekannt. Nach Kriegsende war er in der Nähe von Norden in Ostfriesland interniert. Zufällig ergab sich hier die Gelegenheit, in einer gerade wieder instandgesetzten Lithographie-Werkstatt die Technik des Steindrucks zu erproben. Im Sommer 1945 erschien, mit einer gut verkäuflichen Produktion von täglich 15 Exemplaren, das erste deutsche Kinderbuch nach dem Krieg: »Die Bremer Stadtmusikanten«, von Klemke auf Stein geschrieben und gezeichnet. 1946 kehrte er nach Berlin zurück. Er bemalte Lampenschirme, Ladenfronten Deutsche Demokratische Republik 1964 und die Wände von Gaststätten, schrieb Preisschilder und Wandsprüche. In den »Tag des Kindes« Jahren 1947 bis 1950 konnte er allmählich häufiger für verschiedene Zeitschriften wie die Neue Berliner Illustrierte, die Satire-Blätter Ulenspiegel und Frischer Wind sowie für Kinderzeitschriften wie die ABC-Zeitung und Der Junge Pionier arbeiten. Vom Berliner Verlag Volk und Welt erhielt er 1948 den ersten großen Auftrag auf Werner Klemke dem Gebiet der Buchgestaltung. Für die gewünschten mehr als hundert Holz- stich-Illustrationen zu Georg Weerths »Humoristische Skizzen aus dem deutschen Handelsleben« eignete er sich die Technik des Holzstichs an. nach diesem Auf- trag wurde er Mitarbeiter anderer Buchverlage. Nur drei Jahre später kam er als Dozent an die damalige Hochschule für Bildende und Angewandte Kunst, 1956 wurde er dort Professor für Buchgrafik und Typographie. 1954 unternahm er eine Studienreise nach China, die ihn zur Beschäftigung mit dem chinesischen Farb- holzschnitt anregte und erkennbar Einfluss auf seine späteren Pinselzeichnungen hatte. 1961 wurde Klemke Ordentliches Mitglied der Akademie der Künste der DDR ernannt, seit 1964–1986 war er dort Sekretär der Sektion Bildende Kunst. Einer politischen Partei gehörte er nie an. 1968 erschienen seine Gesammelten Werke, 1973 wurde er Ehrenmitglied der Kunstakademie der Sowjetunion. Die italienische Stadt Certaldo, Geburts- und Sterbeort des Dichters Giovanni Boccaccio, verlieh ihm 1975 die Ehrenbürgerschaft für seine Buchgestaltung des»Decamerone«. Klemkes Tätigkeiten als Buchgestaltung umfaßt die Arbeit an weit über 800 Titeln. Dazu gehören zahlreiche Klassiker der Weltliteratur wie das Decamerone, die Canterbury Tales oder die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull und Arbeiten für Kinderbücher sowie Schulbücher. Ein Schwerpunkt seines Lebenswerks ist zweifellos die intensive Beschäftigung mit den Ausdrucks- möglichkeiten des Holzstichs. Klemke war einer von vier oder fünf bedeutenden Künstlern, die sie wieder aufgriffen. Vor allem die Titelseiten für das monatlich Deutsche Demokratische Republik 1965 erscheinende Magazin haben Klemke landesweit Popularität verschafft. Von Ja- Aus Anlaß des 200jährigen Bestehens nuar 1955 bis Februar 1990 gestaltete Klemke die Umschläge, insgesamt also der Bergbauakademie Freiberg weit über 400mal. Die Käufer hatten das zusätzliche Vergnügen, den kleinen Die Briefmarken wurden von Werner Klemke entworfen. schwarzen Kater zu suchen, den er regelmäßig auf den Titelseiten unterbrachte. 1986 erlitt Klemke einen Schlaganfall; 1988 beendete er seine künstlerische Tätig- Werner Klemke keit. Sein künstlerischer Nachlass gelangte, wie von ihm gewünscht, an das Klingspor-Museum in Offenbach am Main. Seine private Bibliothek umfaßte etwa 20.000 Bände. Für die Berliner Staatsbibliothek gestaltete er honorarfrei mehrere Publikationen und wurde dafür zum Ehrenleser ernannt, eine seltene Auszeich- nung, die zudem mit einigen Vorteilen bei der Nutzung der Bibliothek verbunden war. Karel Klíc

(1841–1926) stammt aus Prag und erfand 1879 die Heliogravure (Vorläufer des Tiefdrucks) und um 1890 den Rakeltiefdruck, das Inlaid-Linoleum und die Klico- typie. Er war in Brünn, Budapest und Wien als Zeichner, Maler und Photo-graph tätig und experimentierte erfolgreich mit der Herstellung von Reproduktionen, der Linoleumherstellung und der Galvanotechnik, für die er verschiedene Paten- te erhielt. 1886 wan-derte er nach London aus und wurde bei der »Storey Brothers« in leitender Funktion tätig; diese Firma stellte Kalikodrucke (Druck auf Baum- Tschechoslowakei 1957 wollgewebe) her. 1895 wurde auf Klícs Anregung und mit seiner Mitarbeit die Die auf der Briefmarke abgebildete Druckmaschine ist eine Kupferdruckpresse, unterscheidet sich von der von Klícs »Rembrandt Intaglio Printing Company« in Lancaster gegründet. Zwei Jahre später entwickelten und zeigt die künstlerische Freiheit in der kehrte Klíc nach Wien zurück. Die Firma »Rembrandt Intaglio Printing« stellte im Tschechoslowakei des Jahres 1957. Rollenrotationstiefdruck Kunstblätter her, die nachträglich mit einem Prägerand versehen wurden, um echte Heliogravuren vorzutäuschen. 1961 wurde die Firma von der »Sun Printers« in Watford gekauft. John und Paul Knapton waren bis 1789 als Buchhändler und Verleger in London aktiv. John Knapton hatte 1712–1719 bei seinem Vater James, einem führenden Londoner Buchhänd- ler am St. Paul’s Churchyard (unter dem Zeichen »Queen’s Head«), das Ge- schäft gelernt. Nach dessen Tod übernahmen er und sein Bruder Paul das Ge- schäft. Als Verleger haben sie einige bedeutende Ausgaben wie die Werke Alex- ander Popes und die erste Ausgabe von Samuel Johnsons »Dictionary« heraus- gebracht. Ihre Buchhandlung befand sich wie die ihres Vaters am St. Paul’s Churchyard. Ihr Vater hatte als Verleger theologischer Bücher begonnen und wurde Sowjetunion 1973 1687 erstmals im Register der Stationer’s Company aufgeführt; James Knapton Dimitrie Cantemir (1673–1723) stammt aus Silisteni in war 1727 und abermals 1728 Master der Company of Stationers. Bereits in den Moldawien und Schriftsteller, Philosoph, Historiker, Linguist, 1720er Jahren waren die Söhne von James im Verlag tätig. 1730 hatten sie als Ethnograph und Geograph sowie Komponist. Zwischen 1687 »James, John and Paul Knapton« ihr Geschäft unter dem Zeichen der Krone in und 1710 lebte er in Konstantinopel. An der dortigen Griechi- der Ludgate-Street »near the West End of St. Paul’s«. 1734 gaben sie »The artificial schen Akademie des Patriarchiats studierte er Geschichte. 1693 wurde er Nachfolger seines Vaters Fürst von Moldawien, doch clock-maker: A treatise of watch and clock-work, shewing to the meanest capacities, die Osmanen verhinderten die Amtsübernahme. 1710 wurde er the art of calculating numbers to all sorts of movements; the way to alter clock- für drei Wochen Fürst von Moldawien und unterstützte Peter work; to make chimes, and set them to musical notes; and to calculate and correct den Großen in dessen Russisch-Türkischen Krieg 1710/11. the motion of pendulums« heraus. 1754 verlegten die beiden Brüder »The truth Nach dem Sieg der osmanischen Truppen in der Schlacht von of the Christian religion«. Die Söhne brachten ebenfalls mehrere theologische Stanilesti ging Dimitrie Cantemir ins Exil nach St. Petersburg; Bücher heraus. 1743 ließen sie erstmals die osmanische Geschichte von Can- Peter der Große ernannte ihn zum Prinzen des Russischen temir unter dem Titel »The History of the Growth and Decay of the Othoman Reichs und erhielt den Titel Reichsfürst des Heiligen Römischen Reichs von Kaiser Karl VI. 1714 wurde Cantemir Mitglied der Empire« drucken. Königlichen Akademie von Berlin, für die er im selben Jahr eine ethnographische und ökonomische »Descriptio Moldaviae« erstellte. Er gilt als einer der größten Linguisten seiner Zeit und beherrschte elf Sprachen. Von ihm stammen mehrere Werke, von denen die »Istoriei cresterii si descresterii Imperiului Otoman« das bedeutendste ist; 1734 wurde es erstmals in London und in englischer Sprache (von Knapton) gedruckt. Izidor Imre Kner

(1860–1935) war Schriftsteller, Verleger und Drucker und stammt aus Gyoma (Ungarn). 1882 gründete er eine Druckerei (heute: Marzek Kner Packaging Llc) und einen Verlag in seiner Geburtsstadt. Die Officin stellte Geschäftsdrucksachen, Kunstdrucke und Bücher und seit 1920 auch Verpackungsmaterialien her. Izidors ältester Sohn Imre (1890–1945), der in Leipzig den Druckerberuf erlernt hatte, wurde mit 17 Jahren technischer Leiter der Firma. Er gilt wie auch seine Schwester

Erzsébet als Buchbinderin und sein Bruder Albert als Erneuerer der ungarischen Ungarn 1982 Buchkunst; ihr Neffe György Haiman forschte über die Geschichte der Druck- Die Briefmarke zeigt das Firmenlogo der Druckerei kunst. Izidor Kner setzte gemeinsam mit dem Graphiker Lajos Kozma auf die Kner, einen Buchführer. Erneuerung der Druckkunst des Barocks und schuf eine klassizistische Antiqua. Die Verlagswerke der 1930er Jahre waren zumeist in einer neoklassischen Art gestaltet. Am Ende dieses Jahrzehnts flüchteten sie wegen der zunehmenden Judenverfolgung in Ungarn während der faschistischen Diktatur unter Horty in die USA.

Ungarn 2010 Heinrich Knoblochtzer

(heinricus Knobloczer, Knoblotzer, Heinrico, Henricus, Henricum, Heinrich knobloczer zu Heydelberg, Henrico, knoblochtzern, Heinryco Knöblötzer zu Haidelberg) stammt aus Ettenheim bei Straßburg, wo er auch zuerst als Buch- drucker arbeitete. 1479 wird seine Frau Anna ihres zänkischen Verhaltens wegen aus einer Pflegeanstalt für Leprakranke ausgewiesen. 1483 hat er Schulden bei dem Basler Michel Tischmacher, über die ein gerichtlicher Vergleich geschlossen wird, nach dem er seine Schulden im Folgejahr zu tilgen habe. 1484 oder 1485 verläßt er Straßburg, wohl auch wegen der ungünstigen wirtschaftlichen Aussich- Bundesrepublik Deutschland 1975 ten. Seine letzten Drucke in Straßburg waren ein »Belial« und »Tuchers Reise« Holzschnitt aus »Geschichte Peter Hagenbachs und der im Jahr 1484. Er geht nach Heidelberg und wird 1486 an der Universität immatri- Burgunder Krieg« von Conrad von Pfettisheim (?–1516), kuliert; hier druckt er bis 1495. Sein erstes von ihm datiertes Werk in Heidelberg eine gereimte Chronik in 423 Versen mit der ersten Zeile: stammt aus dem Jahr 1489. Man nimmt an, daß er in der Zwischenzeit ebenfalls »Czuo lob vnd er der trinitöt«. Der Autor wird als »Conradvs Pfedteshem« in den ersten 18 Versen als druckte, seine Drucke jedoch nicht kennzeichnete. Eines dieser anonymen Werke Akrostichon genannt und war vermutlich Priester an St. führte zu seinem Namen »Drucker des Lindelbach«; ein anderes ihm zugeschrie- Thomas in Straßburg. Von ihm stammt eine Predigt aus benes Werk ist »Sermones de sanctis« von Hugo de Prato Florido, das Anfang dem Jahr 1490 über das Tanzlied »Der scheffer von der 1485 erschien. 1488 ist vermutlich von ihm der »Anglicus« von Bartholomaeus nuwen stat«. Der kolorierte Holzschnitt aus dem Jahr 1477 hergestellt worden. Aus dem Jahr 1489 könnten von ihm die »Mensa philosophica« zeigt die verlustreiche und erfolglose Belagerung der Stadt von Michael Scotus, »Nosce te« des französischen Karthäuser Johannes aus »Nuis« 1474/75 durch Karl den Kühnen. Mantua und zwei Ausgaben des »Confessionale« von Bartholomaeus de Chaimis stammen. Die Hälfte aller Heidelberger Drucke Knoblochtzers sind in deutscher Sprache, die er häufig mit Initialen, Rahmen, Leisten und Bildern ausschmückte. Lorenz Kober

(Laurentius, Lorentz, Laurentium Koberum, Coberj, Cober) stammt aus Weida in Sachsen und wurde 1595 Bürger von Leipzig. Im Jahr 1606 beginnt er zu druk- ken oder als Buchführer bzw. Verleger drucken zu lassen; sein erstes Werk ist die »Hochzeitscarmina auf Adam Stockmann und Margaretha Voccius«. 1609 be- nutzt er Typenmaterial von Nikolaus Nerlich d.J., bei dem er möglicherweise als Faktor tätig war. 1610/11 ist er Faktor bei dem Leipziger Drucker Tobias Beyer, der bis 1615 tätig war. Erst nach 1611 besitzt er eine eigene Officin. Im selben Jahr druckt Kober »Chorographia Tartariae Oder Warhafftige Beschreibung der vberaus wunderbahrlichen Reise, welche ... Marcus Polus ... in die Oriental und Morgenländer ... von dem Leben des Autoris«. Kober druckte in Leipzig etliche Ungarn 1974 Personalschriften. 1619 druckt er »Geistliche Madrigal mit 4. und 5. Stimmen« »Das Schach- oder König-Spiel von Gustavo Seleno, In vier unterschiedene Bücher, mit besonderm Fleiß, von Gabriel Möhlich. Im selben Jahr druckt er »Siehe, wie fein und lieblich ist’s« gründlich und ordentlich abgefasset. Auch mit dienlichen von Heinrich Schütz (aus Anlaß der Hochzeit des Georg Schütz mit Anna Grosse). Kupfern gezieret: Desgleichen vorhin nicht ausgangen. Auf Veranlassung der Universität geht Kober 1619 nach Frankfurt (Oder) und Diesem ist zu ende angefüget ein sehr …« wurde 1616 wird dort als Buchbinder immatrikuliert. Im selben Jahr stirbt er. Seine Drucker- von Lorenz Kober gedruckt. Der Autor ist Herzog August II. marke zeigt einen aufrecht stehenden Greif als Symboltier der Buchdrucker, der von Braunschweig-Lüneburg, der das Buch unter dem in seinen Klauen eine Blume mit drei Blüten und vier Blättern hält. Pseudonym Gustavus Selenus schrieb. Das Buch enthält 28 ganzseitige Kupferstiche und 45 Seiten mit weiteren Kupferstichen zur Illustration des Textes sowie zahlreiche Zier- und Schlußstücke. Insgesamt handelt es sich um 495 Seiten. Zu kaufen war es bei dem Leipziger Verleger und Buchhändler Henning Groß d.J. Das Werk ist eine Über- setzung und Erweiterung des Schachbuchs von Ruy Lopez de Segura (»Libro de Axedrez«) aus dem Jahr 1561 in Alcalá gedruckt). Das Werk teilt sich in vier Bücher auf. Die Sammlung von Anekdoten und Extrakten wurde vom Autor durch eine intensive und aufwendige Suche in den Büchern der herzoglichen Bibliothek zusammengestellt. Beigefügt ist eine Anleitung zur Beschreibung eines mittel- alterlichen Spieles »Rythmo-Machia«. Anton Koberger

(Koburger, Coberger, Coburger, Anthoni, Anthonium, 1440–1513) war ein bedeu- tender deutscher Buchdrucker, Verleger und Buchhändler. 1464 wird er erstmals erwähnt, 1467 nach einem Umzug innerhalb Nürnbergs ein zweites Mal. Er hei- ratet die Kaufmannstochter Ursula Ingram, die als Mitgift 600 Gulden in die Ehe bringt. 1470 gründete er in Nürnberg eine Officin in einem Haus am Egidienplatz, das er 1489 erwarb. Sein erstes größeres Druckwerk erscheint 1472 (Albert von Eybs »Ehebüchlein«). Die Druckerei brachte es allmählich auf (vermutlich) 24 Pressen und beschäftigte »100« (i.S. von sehr viele) Gesellen (Setzer, Korrektoren, Drucker, Possilierer, Illuministen, Componisten, Buchbinder). 1472 zog Koberger aus dem Haus seiner Schwiegereltern (am Fischbach) aus und wohnte bis 1474 in dem Haus »unter der Veste«. 1479 besaß Koberger mindestens drei Häuser. 1488 wurde er Genannter des Größeren Rats der Stadt Nürnberg. Durch die Stei- gerung seiner Buchproduktion gelang es Koberger, mit seinem Verlag und seiner Druckerei überregionale Bedeutung zu erlangen. Er sicherte sich den regel- mäßigen Absatz durch hohe Auflagen gängiger Schriften und durch eine Verein- heitlichung von Schrift und Satz, um die Herstellungskosten zu senken. 1493 Polen 2000 erhielt Koberger die Erlaubnis vom Rat, sich eine eigene Wasserleitung in sein Haus am Egidienplatz legen zu lassen, was für die damalige Drucktechnik (An- feuchten des Papiers vor dem Druck) und für die Mengen Papier, die er bedruckte, wohl unerläßlich war. Ab den 1490er Jahren betätigte er sich auch als Verleger und Buchhändler, der in Nürnberg ein offenes Ladengeschäft und Niederlassun- gen an allen wichtigen Handelsplätzen Europas betrieb. Zu den berühmtesten Werken aus seiner Officin zählen die zweibändige deutsche Bibelausgabe, die sog. Koberger-Bibel, in einer Vorform einer Schwabacher-Type gesetzt und mit Holzschnitten der Kölner niederdeutschen Bibel dekoriert, und die 1493 gedruck- Vereinte Nationen Genf 2004 ten Chronik des Hartmann Schedel mit 1809 Holzschnitten von Michael Wolgemut Ansicht von Köln, Blatt XC/XCI der Weltchronik Anton Koberger und Wilhelm Pleydenwurff. Koberger druckte diese Chronik, die die zwei Nürn- berger Kaufleute Sebald Schreyer und Sebastian Kammermeister in Auftrag ge- geben hatten, in deutscher und in lateinischer Sprache, Nachdrucke lieferte Jo- hann Schönsperger in Augsburg. 1499 konnte Koberger ein Grundstück der ein Jahr zuvor aus Nürnberg vertriebenen Juden, die ehemalige Synagoge, erlan- gen. 1504 beendete er seine Tätigkeit als Drucker, wohl wegen seiner Zugehörig- keit zum Nürnberger Patriziat, deren Mitglieder sich nicht mit dem Handwerk ab- geben durften, und war nur noch im Verlagshandel tätig. Insgesamt ließ er wohl über 200 Drucke herstellen. Koberger starb 1513 als einer der reichsten Bürger Polen 2000 Nürnbergs mit diversen Häusern und Betreiber bzw. Besitzer von zwei Mühlen an Ansicht von Krakau, Blatt CCLXIIII der der Pegnitz; er war zweimal verheiratet und Vater von insgesamt 25 Kindern, von Weltchronik denen die meisten sehr früh starben. 1526 wurde die Werkstatt geschlossen.

Bundesrepublik Deutschland 2005 Die Schedelsche Weltchronik erschien nach etwa zwei Jahren Vorbereitungszeit für die Holzschnitte erstmals 1493 in Nürnberg gedruckt in einer lateinischen und einer deutschen Fassung und war in der Werkstatt von Anton Koberger hergestellt worden. Die Auftraggeber Schreyer und Kammermeister verpflichteten sich zur Übernahme der Kosten von »babier, knecht, kauf und fuhrlohn« und für den Vertrieb des Buches. Die handschriftliche Vorlage der Chronik hat sich erhalten und befindet sich in der Nürnberger Stadtbibliothek. Auf der Titelseite dieses Exemplars heißt es: »Diß ist das Exemplar des Buchs der Chronicken vnnd gedechtnis der wirdigern geschichten von anbegyn der welt bis auf diese vnnsere zeit durch den Hochgelerten doctorem Hartmannum Schedel erstlich in latein besamelt vnnd geschrieben vnnd nachuolgend durch Georgium Alten aus dem Latein in teutsch gebracht.« Die Auflagenhöhe ist nicht bekannt. Die lateinische Ausgabe umfaßt 656, die deutsche 596 Seiten. Für den deutschen Text wurde eine neugegossene Schwabacher und für den lateinischen eine Rotunda-Letter verwendet. Über die Preise der Weltchronik ist fast nichts bekannt. Ein 1495 in London verkauftes Exemplar kostete 66 Shilling 8 Pence. Das Buch wurde kein verlegerischer Erfolg, denn 1509 waren noch 571 Exemplare am Lager. Die Chronik folgt der Tradition mittelalterlicher Chroniken, indem sie die Geschichte der Welt in Weltaltern darstellt: vom Ersten Weltalter, der Erschaffung der Welt, bis zum siebten und letzten Weltalter, das den Weltuntergang und das Jüngste Gericht darstellt. In der Weltchronik werden einige Holz- schnitte (z.B. eine Konzils-Darstellung oder ein Holzschnitt von der Heuschreckenplage) mehrmals abgedruckt. Auch mehrere Städteabbildungen wurden mehrmals herangezogen (z.B. Bologna und Mainz). Unter den Illustrationen befinden sich 29 doppel- seitige Stadtansichten und zwei doppelseitige Landkarten: eine Weltkarte und eine Europakarte. Das Buch ist das am umfang- reichsten illustrierte Buch des 15. Jahrhunderts. Magdeburg ist auf Blatt CLXXIX abgebildet. Anton Koberger

Polen 1981 Ansicht von Breslau, Blatt CCXXXIII/CCXXXIIII und Ungarn 1966 Ansicht von Krakau, Blatt CCLXIIII der Weltchronik Ansicht der Burg Buda, Blatt CCLXIX der Weltchronik Polen 1971 Ansicht von Bologna, Blatt LXII der Weltchronik

Deutsches Reich Generalgouverne- ment Polen 1941 Ansicht von Krakau, Blatt CCLXIIII der Weltchronik

Polen 1971 Ansicht von Ferrara, Blatt CLIX, und Padua, Blatt XLIV der Weltchronik.

Tschechoslowakei 1950 Ansicht von Prag, Blatt CCXXIX/CCXXX der Chronik Anton Koberger

Tschechien 2014 Prag: Kathedrale Kirche zu St. Veit auf der Prager Burg Ausschnitt aus Blatt CCXXX recto Matthias Koch

1491 erhält der aus dem Elsaß stammende Deutsche Friedrich Schilling (Fryderyk Szyling) das Bürgerrecht in Krakau. Schilling wird als reicher Händler beschrieben. Im selben Jahr gründet er mit anderen Krakauer Bürgern eine Gesellschaft für Bau und Betrieb einer Papiermühle in einem Dorf am (Fluß) Pradnik Czerwony; der Ort befand sich im Besitz des Klosters vom Heiligen Geist. Das Wasserzei- chen der Papiermühle zeigt ein Doppelkreuz, das auch vom Kloster verwendet wurde. Die Papiermühle wurde von dem aus Reutlingen stammenden Matthias Koch (Matys) als Pächter betrieben. 1493 wird hier das erste Papier produziert. Polen 1991 1510 pachtet Johann Haller aus Nürnberg, ein ehemaliger Mitarbeiter von Anton Koberger, die Papiermühle. Dem Kloster zum Heiligen Geist zahlte Haller 6 Denare Jahreszins. Zwischen Nürnberg und Krakau bestanden zu diesem Zeitpunkt enge Handelsbeziehungen. Diese Mühle bestand bis etwa 1655 und 1660 und wurde durch die sog. Schwedische Überschwemmung, also durch Kriegshandlungen schwedischer Soldaten, zerstört. Die Papiermühle ist die älteste nachweisbare Papierfabrik in Polen. Rudolf Koch

(1876–1934) stammt aus Offenbach am Main und erlernte nach dem Schulbesuch den Beruf eines Ziselierers. Daneben besuchte er eine Zeichenakademie. Nach dem Abschluß der Ausbildung besuchte er die Kunstgewerbeschule in Nürnberg und die Technische Hochschule in München. Eine erste Anstellung erhielt er als Maler und Zeichner in Leipzig. Nach einem Aufenthalt in London erhielt er 1906 eine Anstellung bei der Rudhardschen Schriftgießerei in Offenbach. Er entwirft Schweiz 1942 Für die Schweizer wird im Zweiten Weltkrieg eine Serie von hier die Schrift »Kabel« und entwirft einige weitere Schriften. Dann wird er an die drei Briefmarken in den drei (von vier) Landessprachen Hochschule für Gestaltung in Offenbach berufen. 1933 entsteht hier eine herausgegeben. Bemerkenswert ist hierbei, daß der Text Deutschlandkarte (in sechs Farben) für den Insel-Verlag. Für die 1842 in Oranien- auf den Marken in »typischen« Schriften der jeweiligen burg (bei Berlin) gegründete Schreibfederfabrik Heintze & Blanckertz, die 1926 Sprachgemeinschaft bedruckt sind. Für den französischen ein Schriftmuseum eröffneten und ab 1928 im hauseigenen Heintze & Blanckertz Teil ist eine »Garamond«, für den italienischen eine Verlag eine Schriftenreihe und eine Zeitschrift (Die zeitgemäße Schrift – Zeit- klassizistische Antiqua (»Bodoni«) und für den deutsch- schrift für Schrift- und Formgestaltung) herausgaben, liefert Koch regelmäßig sprachigen Teil eine gebrochene Schrift gewählt worden. Beiträge (ein weiterer Mitarbeiter ist der Engländer Edward Johnston). In diesem Ob es sich wirklich um eine von Rudolf Koch entworfene Verlag wurden auch Bücher von Koch publiziert, der auch für den Insel-Verlag Schrift handelt (wie es im Michel-Katalog heißt), war bis arbeitete. Kochs Bemühungen bezogen sich auch auf die Erneuerung der deut- jetzt (Mitte 2015) nicht verifizierbar. schen Schreibschrift, die in der gegen Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahr- hunderts vorherrschenden Form der Deutschen Kurrentschrift, eine Schreibschrift, die aufgrund ihrer Schwierigkeit, sie zu schreiben und zu lesen, (und aufgrund des Bormannschen Verbots der »deutschen« Schriften von 1941) inzwischen aus- gestorben ist. Neben der Entwicklung von Schriften galt Kochs Interesse der Er- neuerung des kirchlichen Kunsthandwerks. Von Koch stammen ein gutes Dutzend »gebrochene« Schriften (zu.B. Maximilian, Jessen, Deutsche Zierschrift, Frühling) und neun »runde« Schriften (z.B. Neuland, Kabel, Zeppelin, Koch-Antiqua). Von Koch stammt die Wallau, die als gebrochene Grotesk vom »Setzervolksmund« auch als »Schaftstiefelgrotesk« bezeichnet und z.B. mit der »Tannenberg« auf der Ber- liner Nord-Süd-S-Bahn-Strecke aus Anlaß der »Spiele der XI. Olympiade« 1936 eingeführt wurde. Friedrich Gottlob Koenig

(1774–1833) wurde in Eisleben in Thüringen geboren, ging schon mit 8 Jahren in die Quinta des Eislebener Gymnasiums; 1790–1794 erhielt er eine Ausbildung zum Setzer und Drucker (Schweizer Degen) bei Breitkopf & Härtel in Leipzig nach Zahlung des erforderlichen »Aufdingegeldes«, danach Studium der Mathe- matik und der Mechanik in Leipzig. 1803 konstruiert er in Suhl eine erste Schnell- presse, die aus Geldgründen nicht fertiggestellt wird. Koenig reicht in Würzburg Deutsches Reich 1940 eine Bittschrift ein, die abgelehnt wird; er sucht Geldgeber in Wien, Dresden, Entwurf einer Briefmarke mit dem Konstrukteur Friedrich Berlin und Leipzig – selbst in St. Petersburg – alles vergebens; darum nach Lon- Koenig, die 1940 aus Anlaß des geplanten Gutenbergjahrs don. Erfolg! Schließt mit dem Druckereibesitzer und Verleger Thomas Bensley gemeinsam mit je einer Marke für Johannes Gutenberg und den Erfinder des Steindrucks Aloys Senefelder aus- einen Vertrag und bekommt für den Bau einer Druckpresse Geld. 1810 erhält er gegeben werden sollte. Am rechten Rand ist zu lesen: ein erstes englisches Patent für die eiserne Presse und ein Jahr später wird die »Die Buchdruck-Schnellpresse« Maschine bei Bensley in Betrieb genommen. 400 Bogen können in einer Stunde auf dieser Dampfdruckmaschine gedruckt werden. 1814 kauft der Times-Verlag eine Druckmaschine. Dann konstruiert Koenig eine neue Maschine mit zwei Farb- werken und permanent rotierenden Druckzylinder. 1817 schließt er mit seinem Freund und Mechaniker Andreas Friedrich Bauer einen Vertrag, und beide grün- den in Oberzell bei Würzburg in einem aufgelassenen Prämonstratenserkloster eine noch heute bestehende Firma für die Herstellung von Druckmaschinen. 1822 läuft die erste Maschine, bald darauf wird schon die vierte Schnellpresse bestellt, die alle bei der Firma Haude & Spener aufgestellt wurde (am 13. Januar 1823 wird in Berlin die Haude & Spenersche Zeitung als erste kontinentale Zeitung auf einer Schnellpresse gedruckt). Anfänglich prosperiert die junge Firma, aber nach der französischen Juli-Revolution 1830 und der folgenden verstärkten Presse- Österreich 2016 (»Meine Marke«) Friedrich Gottlob Koenig zensur in Deutschland fast falliert – wäre da nicht die 1825 gekaufte Papierfabrik des ehemaligen Benediktinerklosters in Münsterschwarzach a.M. gewesen, die 1828 mit der Papierproduktion begann. Friedrich Koenig war unter den ersten, die die große Bedeutung der Papiermaschine für die Entwicklung des Druck- wesens erkannten.

Österreich 1979 zeigt aus Anlaß des 175jährigen Bestehens seiner Staats- druckerei eine Schnellpresse von Koenig.

Bundesrepublik Deutschland 1968 Koenig-Buchdruckschnellpresse. 95 Prozent aller in der Welt installierten Druck- maschinen für den hochpräzisen Untergrund- und Stichtiefdruck stammen von KBA (Koenig & Bauer) in Würzburg, die 2013 rund 6.000 Mitarbeiter und einen Umsatz von 500 Millionen Euro aufweist, doch auch vom allgemeinen Niedergang der Druckindustrie betroffen ist. Eliyahu Koren

(bis 1962 Elias Korngold, 1907–2001) war ein in Nürnberg geborener Schrift- entwerfer und Graphiker. Er hatte die Kunstschule der Stadt Nürnberg und die städtische Schule für Graphik und Angewandte Künste besucht, bei der er nach seinem Studium als Assistent wirkte. 1933 emigrierte er nach Haifa in Palästina, wo er u.a. für Rudi Deutsch (Dayan) in Tel Aviv Bücher illustrierte. 1936–1962 war er Leiter des Keren Kayement des Jewish National Fund wurde und verantwort- lich für Graphiken, Publikationen und Briefmarken sowie dem Goldenen Buch von Jerusalem war. Mitte der 1950er Jahre begann er seine Arbeit an der später so genannten (hebräischen) Koren-Bibel. Koren war bereits in den 1940er Jah- ren von Judah L. Magnes, Präsident der Hebräischen Universität in Jerusalem, gebeten worden, für einen Bibel-Druck des universitären Bibel-Komitees eine Israel 2012 neue Schrift zu entwerfen. Nachdem die Hebrew University Press eine Offset- Auf dem Tab ist das Logo des Koren-Verlags. Ausgabe der British and Foreign Bible Society mit Anmerkungen von Moshe Da- vid Cassuto publizierte, schied Koren aus dem Projekt aus und teilte mit, daß er eine eigene Bibel-Ausgabe drucken werde. 1957 gründete er ein unabhängiges Studio und 1961 in Jerusalem den Verlag Koren Publishers, der ein Jahr später die sog. Koren-Bibel herstellte und sich auf religiöse Literatur spezialisierte. Es wurde eine der wenigen Bibeln, die nach der Inkunabelzeit von einem jüdischen Drucker hergestellt wurde. Für die Bibel schuf er eine eigene Schrifttype (Koren Bibel Type). 1962 veröffentliche Korngold die Tora als ersten Teil seiner Bibel, 1964 folgte die anderen Teile der Hebräischen Bibel. Der Oberrabiner von Israel akzeptierte die Koren-Bibel für die Lesungen in den Synagogen; der jeweilige Staatspräsident Israels legt seinen Eid auf der Koren-Bibel ab. Die Bibel wird von Erziehungsministerium an Schulen verteilt. In den 1970er Jahren begann Koren mit der Herstellung eines Gebetbuches (Koren Siddur), für das er eine besondere Schrifttype und ein besonderes Layout schuf. 1981 wurde dieses Buch publiziert. 2009 gab Koren Publishers eine neue englischsprachige Version des Gebetbuches (Koren Sacks Siddur) mit einer Einführung des Rabbi Lord Jonathan Sacks heraus. Johann Krafft und Erben

Johann Krafft d.Ä. (Johannes, Hans, Crafft, Kraft, Crato, Ioannum Cratonem, Ioannes, ?–1578) stammt aus Usingen (Wetterau). Verheiratet war er mit Marga- rete Pfeiffer, die eine entfernte Verwandte des Druckers Hans Lufft war, mit der er fünf Söhne und eine Tochter hatte. Er arbeitete seit 1549 in Wittenberg als selb- ständiger Drucker, nachdem von den vormals dort ansässigen Buchdruckern der eine, Georg Rhau, verstarb, und der andere, mit ihm weitläufig verwandte Hans Lufft, nach Königsberg übersiedelte. Sein erster Druck war 1546 »Vrsprvng und vrsach« von Martin Schrot; in diesem Jahr hat er vermutlich noch nicht in Witten- berg gewohnt und diesen Druck bei Georg Rhau hergestellt oder herstellen las- sen. 1549, etwa ein Jahr nach Rhaus Tod, kam als weiterer Druck in wohl jetzt eigener Officin Melanchthons »Defensio. Conivgii Sacerdotvm Pia« heraus. 1553 konnte er sich ein Haus im Judenviertel kaufen, für das er neben dem Kaufpreis 25 Groschen 6 Pfennig Steuern zahlen mußte, und errichtete hier eine neue Officin. Slowenien 2007 Weil er eine Nachbarin mit »Schmähworten bedacht und vff der Gassen angetast« Jurij Dalmatin (1547–1589) stammt aus einer dalmatini- hatte, mußte er eine Strafe von 24 Groschen zahlen. 1558 wurde eine weitere schen Adelsfamilie und war ein protestantischer Über- setzer der Bibel in die slowenische Sprache. In den Jahren Strafe fällig, da er »das ganze weibliche geschlecht alhir geschmehet und verunret« 1565–1566 besuchte er die Klosterschule in Bebenhausen hatte. Seine rund 850 Drucke zeichneten sich durch gute Typographie und Papier- und studierte danach bis 1572 Theologie in Tübingen. qualität aus. Er stellte auch hebräische Titel her. Als bedeutendster Wittenberger 1572 übersetzte er im Auftrag von Primož Trubar die Reformationsdrucker der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert druckte er allein 43 Genesis in die slowenische Sprache. Im selben Jahr wurde Schriften (teilweise mehrmals) seines Freundes Philipp Melanchthons, darunter er Prediger in Laibach (Ljubljana). Dalmatin übersetzte die »Loci theologici« (1555, 1559, 1563) und »Epistolae selectiores aliquot«. Da- als erster die gesamte Bibel aus dem Hebräischen bzw. neben erschienen in Kraffts Officin humanistische und hebräische Werke; auch Griechischen in seine Muttersprache, wobei er die deut- einige Schriften Luthers wurden von ihm hergestellt. Nach 1564 besuchte er re- sche Fassung von Luther zu Hilfe nahm. Zur Übersetzung der Bibel soll er sich auf Burg Auersperg aufgehalten gelmäßig die Messe in Frankfurt am Main und gehörte 1567–1576 (trotz der be- haben. Im Oktober 1580 geht er nach Graz und Klagenfurt, straften Schmähungen der Frauen Wittenbergs) als angesehener Bürger dem um die Bibel drucken zu lassen. Tatsächlich wurde diese Rat der Stadt Wittenberg an und war sogar Mitglied des Stadtgerichts. Er starb erste slowenischsprachige Bibel dann 1584 in Wittenberg gedruckt. In den folgenden Jahren wurden 870 seiner slowenischen Bibeln in Fässern versteckt nach Krain geschafft, 330 in die Steiermark Johann Krafft und Erben

1578. Nach des älteren Kraffts Tod führten seine Söhne Zacharias (Crato) und Johann Krafft (Johannes) die Firma bis 1614 weiter. Zacharias Krafft begann 1586 selbständig zu arbeiten. Er konnte ebenfalls hebräische Schriften herstellen, für die er einen jüdischen Korrektor beschäftigte. Insgesamt druckte er rund 60 Werke. Sein letzter Druck erschien 1590 (vermutlich posthum): »Annotationes in Gram- matica« von Philipp Melanchthon. Seinen Anteil an der väterlichen Officin über- nahm sein Bruder. Johann Krafft d.J. (Crato, Ioannis Cratonis junioris, Iohannis) studierte in Heidelberg und schloß mit dem Magistergrad ab. 1589 trat er in die Officin des von seinem Bruder geführten Geschäfts ein. In diesem Jahr erschien auch sein erster Druck. Dem Frankfurter Drucker Johann Dörffer lieh er für etwa 20 Werke sein Typenmaterial. Insgesamt druckte Krafft rund 200 Werke. 1601 kommt der letzte Druck von ihm heraus. Er beendete in diesem Jahr seine Tätig- keit. Die Werkstatt (officina Cratoniana) bestand bis 1609. Slowenien 2017 (rechts) Wilhelm Johann Krafft

(1833–1908) war ein Siebenbürger Drucker und Verleger, der nach dem Besuch des Gymnasiums in seiner Geburtsstadt Schäßburg bei Johann Gött in Kronstadt (Brasov) eine Lehre als Buchdrucker machte. 1853 ging er auf Wanderschaft nach Hermannstadt, Temeswar, Pforzheim, Berlin, Münster und Schwerin. Er kehr- te im September 1858 zurück und fand Anstellung in der Officin von Samuel Filtsch in Hermannstadt, wo er ein Jahr später zum Geschäftsführer ernannt wurde. Am 21. Februar 1860 heiratete er die Tochter seines Prinzipals Caroline Elisabetha Filtsch (gest. 1897), mit der er den Sohn Carl Wilhelm Krafft (1861–1929) und drei Töchter hatte. 1868 übernahm er die Druckerei seines Schwiegervaters, be- nannte sie um in »W. Krafft – Buchdruckerei, Buchhandlung, Linieranstalt und Rumänien 2011 Papierdütenfabrik«, rationalisierte den Betrieb und zog damit um in die Reisper- Die »Rumänische Enzyklopädie« ist die erste Enzyklopä- die in rumänischer Sprache, die in drei Bänden von 1898 gasse Nr. 10. Da sein Schwager J. Spreer die Filtsche Verlagsbuchhandlung über- bis 1904 vom »Siebenbürgischen Vereins für rumänische nommen hatte, gründete er eine eigene. Er gründete auch einen Filialbetrieb am Literatur und Kultur des rumänischen Volkes« (ASTRA) Marktplatz in Schäßburg. Nach dem Tod des Wiener Verlegers Karl Graeser (1849– herausgegeben wurde. Am 7. Februar 1895 wurde von den 1899), der ebenfalls Drucker bei Filtsch gelernt hatte, übernahm er dessen ge- Mitgliedern der ASTRA beschlossen, eine Enzyklopädie samten Bestände an siebenbürgischen Büchern. Er gründete eine Verlags- herauszugeben. Der Sekretär der ASTRA, Dr. Cornelius abteilung für rumänische Bücher und soll damals das größte Lager rumänischer Diaconovich, wurde beauftragt, Mitarbeiter für dieses Werk Bücher besessen haben. Zur Verlagsproduktion gehörte unter anderen die von zu gewinnen und das gesamte Projekt zu leiten. Es gelang Georg Daniel Teutsch begonnene und von dessen Sohn Friedrich fortgesetzte ihm, Wissenschaftler, Journalisten, Historiker und Literaten für diese Arbeit zu gewinnen. Das dreibändige Werk, von »Geschichte der Siebenbürger Sachsen f. d. sächsische Volk«. Für die Heraus- Wilhelm Johann Krafft, veröffentlicht erschien in Hermann- gabe des ersten Konversationslexikons in rumänischer Sprache wurde er mit dem stadt: Band I mit 936 Seiten mit 10.401 Artikeln (A bis Kronenorden ausgezeichnet. Sein Sohn, der auch den Druckerberuf erlernt hat- ), 9 Karten, Plänen und Anlagen und 111 te, übernahm 1903 die Firma. Bereits 1883 war er Mitarbeiter in der väterlichen Abbildungen im Text, erschien 1898, Band II mit 948 Firma. Durch die Fusion mit der Druckerei Josef Drotleff (1839 bis 1929) ging Seiten mit 8.402 Artikeln (von Copepoden bis Keman), mit daraus das größte deutsche Verlagshaus im Südosten Europas hervor. Sein Enkel 1 Karte, 2 Anlagen und 20 Ab-bildungen im Text, erschien Gustav Markus übernahm 1920 die Schäßburger Filiale als »Markus Druckerei« 1900, und Band III mit 1.276 Seiten mit 18.819 Artikeln (von Kemet bis zymotic), 2 Karten, 2 Anlagen und 16 und zog damit nach Kronstadt. Abbildungen im Text, erschien 1904. Guillermo Kraft

(1839–1893) als Wilhelm Kraft geboren, stammt aus Braunschweig und wander- te 1862 nach Argentinien aus. In Buenos Aires gründete er zwei Jahre später eine Druckerei in der calle Reconquista. Er war der erste argentinische Drucker, der eine Lithographiepresse und später eine Rotationsmaschine anschaffte. In den 1870er Jahren begann er, auch Bücher zu verlegen. Zu seinen Autoren ge- hörten u.a. Bartolomé Mitre, Carlos Burmeister und Otto Krause. Auf die Firma Kroatien 2013 von Kraft ist die »Cámara Argentino del Libro« und die erste Buchmesse (Feria »El salto del Guayrá, La chute du Guayrá« erschien 1905 del Libro Argentina) zurückzuführen, die 1943 in Buenos Aires stattfand. Bei Kraft mit einem Umfang von 44 Seiten bei Guillermo Kraft. erschien die erste spanische Ausgabe der Annals of Surgery aus Philadelphia Autoren sind die Brüder Mirko (1871–1913) und Stevo (USA). Zu den Drucken der Guillermo Kraft Limitada gehören auch Wertpapiere Seljan (1875–1936), die den Wasserfall in der Nähe der und in den 1930er Jahren auch Briefmarken. Sein Geschäft wurde in eine Aktien- gleichnamigen Stadt in Paraguay beschrieben. Die Brüder Seljan stammen aus Karlovac in Kroatien und gingen 1899 gesellschaft umgewandelt. auf eine Forschungsreise nach Afrika. Mirko Seljan wurde unter Kaiser Menelek II. Gouverneur der von diesem eroberten südlichen Provinzen Äthiopiens, Stevo sein Stellvertreter. Nach der Rückkehr nach einem einjährigen Aufenthalt 1903 fuhren sie nach Südamerika. Die Brüder gründeten wissenschaftliche Einrichtungen und einige Unternehmen in Brasilien, Chile und Peru. Mirko Seljan starb bei einer Expedition zur Erforschung des Amazonas im peruanischen Regenwald. Václav Matej Kramérius

(1759–1808) war ein tschechischer Schriftsteller, Zeitungs- und Buchverleger sowie Gründer einer Druckerei. Während des Studiums arbeitete Kramérius als Biblio- thekar bei Jan z Neuberku. Außerdem überarbeitete er altböhmische Werke. Diese Anstellung, bei der er auch viele Kontakte zu Literaten knüpfen konnte, sollte später für seine Verlagstätigkeit von Vorteil sein. Nach dem Studium nahm er die Stelle eines Lehrers für die tschechische Sprache an. 1786 wechselte er zu Schön- felds Kaiserlich-königlichen Postzeitung (Schönfeldské císarské královské poštovní Tschechoslowakei 1953 noviny). Am 1. Juli 1789 erschien die erste Ausgabe seiner neuen Zeitung Prager Links wird auf die Zeitung von Kramérius verwiesen. Postzeitung (Pražské poštovské noviny), die 1791 umbenannt wurde in Heimat- zeitung des Kramérius (Kramériusovy c.k. vlastenecké noviny). Von Beginn an verkaufte sich die Zeitung gut und erreichte eine hohe Popularität. Seiner Zeitung legte er den sogenannten »Neuen Kalender der Toleranz« bei, in dem sowohl evangelische wie auch katholische kirchliche Feiertage aufgeführt waren. Inhalt waren auch für das Jahr geplante Veranstaltungen, Ratschläge für die Landwirte und weiteres. Seine Sammlung »Die neuen böhmischen Lieder für das schöne Geschlecht der Frauen« beinhaltete Gedichte, sowohl in Übersetzung als auch Eigenwerke. Seine Rittererzählungen waren sehr beliebt. Kramérius ergänzte die Ausgaben durch eigene kleine Schriften. 1795 kaufte er eine Druckerei und grün- dete seinen Verlag. In diesem Verlag »Tschechische Expedition« (Ceska expe- dice), erschienen die meisten Bücher in tschechischer Sprache, womit diese Spra- che gefördert wurde. Nach seinem Tod führte sein Sohn Václav Rodomil Kramérius den Verlag weiter. Karl Krause

(Johann Gottfried Karl, 1823–1902) stammt aus Leimehna bei Eilenburg, wo er als elftes Kind einer Bauernfamilie geboren wurde. Mit 15 Jahren ging er nach Leipzig und arbeitete als Laufbursche für das »Café français« des Konditors Wil- helm Felsche. 1842 begann er eine vierjährige Schlosserlehre und ging anschlie- ßend dem Brauch der Zeit entsprechend auf Wanderschaft (nach Süddeutsch- land und in die Schweiz). 1848 ist er wieder in Leipzig und arbeitet als Schlosser Belgien 1988 bis 1855 bei der Maschinenbauanstalt der Brüder Friedrich und Gustav Harkort in Die Abbildung zeigt eine Steindruckmaschine, Leipzig und lernt beim Maschinenfabrikanten A. W. G. Götz das Maschinenbauen. die heute im »Musée Royal de Mariemont« steht. Er war sehr sparsam und konnte mit seinem Ersparnis und mit zusätzlicher finan- zieller Hilfe des Leipziger Konditors und Schokoladenfabrikanten Wilhelm Felsche (1798–1867) eine Reparaturwerkstatt für Maschinen des graphischen Gewerbes eröffnen. Schon bald begann er, selbst solche Maschinen zu bauen. Seine Spe- zialität waren neben anderen Anlagen der graphischen Industrie vor allem Papier- schneidemaschinen. 1857 errichtete er sich eine eigene Eisengießerei in der Leip- ziger Inselstraße. Im selben Jahr baute Krause eine Kniehebelpresse zum »Ver- golden«, »ganz aus Eisen, mit prismatisch verstellbarer Tiegelführung«. Ein be- sonderes Problem der Vergolde- und Prägepresse ist das Erfordernis eines sehr hohen Anpreßdrucks, der deutlich über dem der Druckpressen mit ihrem mehr federnden Druck liegen muß. Außerdem baut er weitere Maschinen für Buchbin- der. 1859 kann er die ersten Maschinen exportieren mit Büros u.a. in Barcelona, Buenos Aires, St. Petersburg und Konstantinopel. 1873/74 ließ er auf einem gro- ßen, von ihm 1870 erworbenen Gelände in dem östlich von Leipzig gelegenen Crottendorf eine neue Fabrik erbauen, die bald der größte Arbeitgeber war und nach ihrer Eingemeindung 1889 ebenso für den neuen Leipziger Stadtteil. 1885 beschäftigte Krause 400 Arbeitnehmer, die bis zu 2.211 Maschinen pro Jahr fer- tigten. 1896 hatte die Fabrik 600 Beschäftigte (1913: 1.500 Mitarbeiter). Später Karl Krause wird bei Krause auch eine »Verbesserte Kniehebelpresse für Blinddruck und Ver- goldung« konstruiert. 1895 wird die »Non plus ultra« gebaut, eine Blitzpresse für den Prägedruck mit einer Leistung von bis zu 15.000 Prägungen am Tag. Im Jahre 1897 verließ die 50.000. Maschine das Werk von Karl Krause, den man als »König der Papierbranche« bezeichnete. Karl Krause war verheiratet mit Emilie, geborene Polter. Die Tochter Anna heiratete den Dr.-Ing. Heinrich Biagosch, der seit 1893 in der Firma arbeitete und nach dem Tod die Leitung übernahm. Diese Familie wohnte zusammen mit der Witwe Karl Krauses in einer 1906 auf dem Fabrikgelände errichteten Villa (2011 abgebrannt). Bereits 1893 war Heinrich Biagosch, der im Zweiten Weltkrieg erlitt das Werk Bombenschäden. 1929 ge- lang der Firma Krause mit der Erfindung einer Kopiermaschine ein Meilensteins in der modernen Entwicklung des Buchdrucks. Nach 1945 wurden zahlreiche Maschinen demontiert und als Reparationsleistungen in die Sowjetunion gebracht. 1946 bzw. 1948 wurde der Betrieb enteignet und als »Polygraph Karl Krause Leipzig-VEB« bzw. »VVB Polygraph Radebeul« und später als »VEB Buchbinderei- maschinenwerk Leipzig« fortgeführt. Mit einer Gründung in Bielefeld wurde 1949 das Unternehmen fortgeführt. Joakim Krcovski

(Yoakim Karchovski, um 1750–1820) war ein bulgarischer Priester, Lehrer und Schriftsteller; er gilt als einer der wichtigsten Personen der bulgarischen Wieder- geburt. Er stammt aus Oslmoj im heutigen Makedonien; es wird angenommen, daß er in Istanbul erzogen wurde und ab 1887 sein Studium der Theologie ab- geschlossen hatte. Das erste Kloster in Berovo in Makedonien wurde unter der Leitung von Joakim Krcovski zwischen 1815 und 1818 gegründet, in der auch eine Druckwerkstatt eingerichtet ist. Er druckte hier fünf Schriften mit eigener Jugoslawien 1970 Presse mit religiösem Inhalt im ostmakedonischen Dialekt, mit starker moralisch- didaktischer Tendenz und einer Verurteilung ausschweifender Feierlichkeiten und des Luxus. Als Autor gibt er das Leben des makedonischen Volkes am Anfang des 19. Jahrhunderts wieder; einige seiner Schriften wurden mehrmals nachge- druckt. Krcovski gründete einige Klosterschulen und begann, Lehrer und Priester auszubilden. Gemeinsam mit Kiril Pejcinovik und anderen Schriftstellern gelingt es ihm, nach der langjährigen osmanischen Herrschaft die makedonische Sprache Makedonien 2000 wiederzubeleben und ein Nationalbewußtsein zu wecken. Doch erst in den 1870er aus Anlaß des 250. Jahrestags des Drucks eines Buchs Jahren kommt es zu ersten Aufständen gegen die Türken. Von Krcovski stam- von Krcovski: »Einige erbauliche Ratschläge«, das 1819 men vier Bücher, die zwischen 1814 und 1817 gedruckt wurden. 1819 zieht er erschien. Die Werke von Joakim Krcovski spielen in der sich in ein Kloster zurück. Er stirbt bei einer seiner Reisen. zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine bedeutende Rolle in der religiösen und ethischen Erziehung der makedonischen Bevölkerung. Er popularisierte einen christlichen Humanismus und stand ein für eine makedonische Gemeinschaft. Seine Bücher repräsentieren und interpretieren eine große Anzahl vorhandener religiöser Texte. Geschrieben sind sie in der Volkssprache – die die bis dahin vorherrschende kirchenslawische Schriftsprache ersetzt. Ivan Andrevic Krylov

(1769–1844) war ein Fabeldichter. Der Vater war Offizier; Krylov wuchs deshalb in ärmlichen Verhältnissen auf. Nach dem Schulbesuch wurde er Magistrats- schreiber in Tver; 1783 übernahm er eine Beamtenstelle in St. Petersburg und ging nach ersten Versuchen, Dramen zu schreiben, zur journalistischen Tätigkeit über und gab satirische Zeitschriften heraus. 1793–1806 ist er in der Provinz, u.a. als Hauslehrer, und schreibt nebenher seine ersten erfolgreichen Komödien sowie die ersten Fabeln. 1806 ist er wieder in St. Petersburg, drei Jahre später wird ein erstes Bändchen seiner Fabeln gedruckt. 1812 bis 1841 war Krylov Bibliothekar Sowjetunion 1969 in der Kaiserlichen öffentlichen Bibliothek in St. Petersburg; die weiteren, jeweils vermehrten Ausgaben der Fabeln begründen seinen Ruhm als Rußlands bedeu- tendster Fabeldichter, obwohl er zunächst als Dramatiker, satirischer Schriftsteller und Lyriker bekannt wurde. Bei der Übersetzung von Fabeln Lafontaines wurde er sich seiner Begabung für dieses Genre bewußt; er entlehnte bei Lafontaine und Äsop als Übersetzer oder in Form von Nachdichtungen etwa ein Drittel der Stoffe seiner 200 Fabeln; er setzte in seinen Fabeln neben Erscheinungen in der russischen Umwelt, in der Staatsordnung, im gesellschaftlichen Leben, in Wissen- schaft und Bildung allgemein menschlich unrühmliche Eigenschaften einem ent- Sowjetunion 1944 larvenden Spott aus und prangerte im humorvoll gezeichneten Genrebild in der selbstzufriedenen Rede von Tier und Mensch Laster und Schwächen an. Er ver- mied hierbei eine unmittelbare moralische Belehrung und läßt bisweilen ein Lob der Klugheit, der nüchternen Besinnung anklingen. Unvergleichlich ist die sprach- liche Gestaltung, für die er ausschließlich russische grammatikalische Eigenheiten nutzte; die Sprache, reich an Intonationen, durch besondere Art der Bildung und Verwendung der Wortformen gekennzeichnet, war noch etwas beeinflußt vom alten klassizistischen Stil, aber ist russische Umgangssprache. Viele der Verse, die Krylow formulierte, sind sprichwörtlich geworden. Er war Mitglied der Russi- schen Akademie der Wissenschaften. 1842 erschien eine Ausgabe seiner Fabeln auch in deutscher Sprache. Ivan Krylov ist in dieser Sammlung, weil er in St. Petersburg auch Besitzer einer Druckerei war. Adolf Gustav Kühn

(1794–1868) stammt aus einer brandenburgischen Drucker- und Buchbinder- familie, die nach 1699 in Neuruppin eine Buchbinderei betrieb. Gründer war Jo- hann Matthias Kühn, sein Sohn Johann Christian führte den Betrieb fort. Johann Bernhard Kühn (1750–1826) war der dritte Buchbinder, der nach seiner Ausbil- dung 1770 auf Wanderschaft nach Leipzig, Heilbronn und Straßburg ging. Nach seiner Rückkehr nach Neuruppin eröffnete er 1775 ein Geschäft, in dem er neben Buchbindearbeiten auch eine Leihbibliothek einrichtete. 1787 verlegte er nach einem Brand seinen Betrieb, in dem er zusätzlich eine Buchhandlung einrichtete Österreich 2016 (»Meine Marke«) und ab 1791 eine Druckwerkstatt. 1815 übergab er die Leitung seines Unterneh- men seinem Sohn Adolf Gustav Leopold; sein anderer Sohn Carl wurde Buch- und Papierhändler in Berlin. Adolf Gustav Leopold hatte nach dem Abitur 1812 und 1813 an der Preußische Akademie der Künste in Berlin Holz-, Stahl- und Kupferstich studiert. In den Jahren 1814–1819 erteilte er Zeichenunterricht im Neuruppiner Gymnasium, trat 1819 als Teilhaber in die Firma seines Vaters ein und übernahm diese 1822. Bereits 1825 führte er das Steindruckverfahren ein. Die Bilderbögen wurden in Berlin von seinem Bruder Carl vertrieben. Gustav Kühn zeichnete, kolorierte und betextete die Bögen, die bald auch außerhalb vertrieben wurden. Für Kühn war die Produktion der Bilderbogen kein künstleri- sches, sondern ein geschäftliches Unternehmen; er zog keine bekannten Künst- ler zur Gestaltung heran. Ab 1828 gab er die Ruppiner Zeitung, den Vorläufer der Märkischen Zeitung, ebenfalls heraus. Bereits 1830 besaß die Druckerei 1.000 Drucksteine und hatte rund 600.000 Blatt hergestellt; vier Jahre später waren es 1,2 Millionen Exemplare. Die Blätter wurden aufgrund der hohen Auflagen in- zwischen von Angestellten koloriert (1850 waren 60 Koloristen, Heimarbeiter, be- schäftigt); die Lithographiesteine stellten zumeist gewerblichen Steinzeichner her. Zum Vertrieb der Drucke konnte sich Kühn nicht nur auf Agenten, sondern auch Gustav Adolf Kühn auf fliegende Händler und Altwarensammler stützen, die sich der Bilderbogen als Tauschmittel bedienten. Ab 1858 wurden manuelle Lithographiepressen und ab 1865 dampfbetriebene Pressen eingesetzt. In den Jahren 1865 und 1866 sind jeweils 30 Bogen unter der Rubrik »Heiligenbilder« verzeichnet, welche mit Bild- unterschriften in hebräischer Schrift versehen waren. Das fehlerfreie Schriftbild läßt darauf schließen, daß die Verlage auf Steinschneider zurückgriffen, die ent- weder der Sprache mächtig waren oder sehr gute Vorlagen bekamen. Kühn ließ Bilderbögen in diversen Sprachen (wie z.B. finnisch, schwedisch, dänisch, rus- sisch) herstellen. Nach seinem Tod übernahm sein Sohn Bernhard Kühn die Druckwerkstatt, sein Sohn Gustav war als Kommisssionshändler für die Drucke tätig. Seine Enkel Paul (1848–?) und Richard (1850–1899) verkauften im Jahre 1892 die lithographische Anstalt und den Bilderbogenverlag an Otto Meusel und Richard Gumbrecht (1864–1911), welche noch einige Jahre unter dem Namen Kühn produzierten. Zur Jahrhundertwende ging der Druck von Bilderbögen, ins- besondere durch die bebilderten Zeitschriften, stark zurück. Meusel und Gumbrecht erwarben 1904 die Märkische Zeitung, die bis 1845 erschien. Das wiedervereinte Unternehmen wurde in den 1920er Jahren von Meusels Bruder Oswald und des- sen Schwiegersohn Walther Engelbrecht geführt, die Geschichte des Verlages endete im Jahre 1939. Helmer Kupferstecher war Karl May

Karl Friedrich May (1842–1912) stammt aus Ernstthal und starb in Radebeul. Uns interessiert hier nur, daß er sich bei einer seiner Betrügereien »Helmer Kupferstecher« nannte. Karl May entstammte einer sehr armen Familie in Ernstthal mit bitterer Armut und war das fünfte von 14 Kindern. Der Vater war Weber; die »Märchen«-Großmutter, die Mutter und die Geschwister arbeiteten ebenfalls für den Lebensunterhalt. Nach der Schulzeit studierte er ab 1856 als Proseminarist am Lehrerseminar in Waldenburg. Obwohl May finanzielle Unter- stützung vom Landesherrn erhielt, war die finanzielle Situation der Familie weiterhin kritisch. 1857 begann seine Ausbildung am Hauptseminar. Dort wurde er 1859 Bosnien-Herzegowina 2017 wegen Diebstahl von Kerzen ausgeschlossen. Es konnte aber auf dem Gnaden- weg ein Weiterstudium am Lehrerseminar in Plauen ab 1860 ermöglicht werden. 1861 konnte er die Ausbildung erfolgreich abschließen. Damit war er jetzt »Schulamtskandidat«. Er bewarb sich auf Hilfslehrerstellen. Eine erste Anstellung fand May in Glauchau Anfang Oktober. Er lebte als Untermieter bei einem Ehe- paar. Als der Hausvater ihn ungehöriger Annäherungen an die Ehefrau beschul- digte, verlor May sein erstes Schulamt nach vierzehn Tagen. Auf eine Annonce hin fand er eine neue Anstellung als Fabrikschullehrer in Altchemnitz. Er bewohnte dabei zusammen mit einem anderen Angestellten der Fabrik ein Zimmer. Eine Diebstahlsanzeige durch diesen Zimmergenossen wenige Wochen später (May war mit dessen Taschenuhr in den Weihnachtsurlaub nach Hause gereist) brachte ihm eine kurze Haftstrafe in Chemnitz. Aufgrund dieser Haftstrafe wurde er aus der Liste der Schulamtskandidaten gestrichen. Eine Tätigkeit als angestellter Lehrer war nunmehr ausgeschlossen. In den beiden folgenden Jahren bemühte sich Karl May offenbar noch, auf legale Weise seinen Lebensunterhalt zu verdienen: Er gab in Ernstthal Privatunterricht, schrieb Erzählungen, komponierte und deklamierte. Existenzsichernd waren diese Beschäftigungen allerdings nicht. Helmer Kupferstecher war Karl May

Er beging deshalb in Sachsen zahlreiche Straftaten, die sich alle durch relative Gewaltlosigkeit, aber phantasievoll-komplizierte Umsetzung auszeichneten. Oft- mals stand die Beute in keinem Verhältnis zum Aufwand. May wurde wegen Dieb- stahls, Betrugs und Hochstapelei 1865 zu vier Jahren Arbeitshaus. Im Jahre 1865 benutzt Karl May das Pseudonym Hermes Kupferstecher, um einen Pelzdiebstahl in Leipzig durchzuführen. Bei der ersten Wohnadresse in der Möckernschen Straße gibt er sich allerdings als Noten- und Formenstecher Hermin aus. Diesen falschen Namen verwendet er auch bei seiner zweiten Zimmer-Vermieterin am Thomas- kirchhof 12. Hermes nennt er sich erst beim Pelzhändler Johann Friedrich Gott- lob Erler, wo er den Diebstahl begeht. 1868 wurde er nach zweieinhalb Jahren vorzeitig entlassen. Danach wurde er wieder kriminell, verurteilt und von 1870 bis 1874 im Zuchthaus Waldheim untergebracht. 1878 wurde er wegen Hochstape- lei erneut verurteilt. Nach seiner Entlassung aus dem Zuchthaus kehrte May 1874 zu seinen Eltern nach Ernstthal zurück und begann wieder mit den »legalen« Tätigkeiten: Er schrieb. Im November 1874 wurde zum ersten Mal eine Erzäh- lung von May veröffentlicht. Bereits in der Zeit zwischen seinen beiden großen Haftstrafen hatte May Kontakt zu dem Dresdner Verleger Heinrich Gotthold Münchmeyer, der ihn nun fest einstellte. Damit war erstmals Mays Lebensunter- halt gesichert, und er gab sich alle Mühe, redigierte und schrieb. 1878 erschie- nen seine ersten Bücher. Nun gesundete er finanziell. Josef Leopold von Kurzböck

(1736–1792) hatte bei seinem Vater gelernt und übernahm 1755 dessen Officin. Er war »kaiserl. königl. illyrisch und aller orientalischer Sprachen Hofbuchdrucker und Buchhändler«. 1755 übernahm er von seinem Vater die Universitätsdruckerei in Wien und ergänzte die vorhandenen Fraktur- und Antiqua-Schriften um Lettern für die illyrische und orientalische Sprache. 1770 erhielt Kurzböck für 20 Jahre das »Privilegium privatum« zum Druck serbischer Bücher. Kurzböck konnte sei- ne Arbeit allerdings erst nach der Ernennung des Staatszensors (Atanasie De- metrovic) beginnen, der von der österreichischen Regierung und von den ortho- doxen Kirchenoberen akzeptiert worden war. Seine Druckerei nannte sich 1774 auch »Cesaro-Kralovskaja dvornaja Illirijeskaja i Vostojnaja Tipografija Iosifa Kurcbeka« (Kaiserlich-königliche Illyrische und Orientalische Hofdruckerei des Joseph Kurzböck). Von 1770 bis 1792 druckte Kurzböck insgesamt 151 slavenoserbische bzw. russisch-kirchenslawische Bücher, überwiegend Bücher religiösen Inhalts und in weiterer Folge Schulbücher, amtliche Schriftstücke, Lob- reden auf berühmte Persönlichkeiten und einigen Werke der Belletristik. Seine Lettern wurden in einer eigenen 1782 gegründeten Schriftgießerei, bis 1792 ge- leitet von dem vorher bei Trattner tätigen Anton Magatsch, gegossen. An der Schriftgießerei war auch der Stuttgarter Hof- und Kanzleidrucker Christoph Cotta (1730–1807) beteiligt. Kurzböck ließ sich von Ernst Mansfeld mehrere Fraktur- und Antiqua- sowie orientalische Schriften schneiden, deren Schriften u.a. an Prager und Brünner Druckereien verkauft wurden. Kurzböck erhielt zudem ein Privileg für die Errichtung einer Universitätsbuchhandlung. Er konkurrierte damit mit dem gleichfalls privilegierten Drucker Johann von Trattner. 1776 wird Kurzböck von Kaiserin Maria Theresia in den Adelsstand (Edler) erhoben. Er war Übersetzer mehrerer Schriften aus dem Italienischen und gab 1779 eine vermehrte und ver- besserte Ausgabe des 1766 erschienenen Almanac de Vienne en faveur des Josef Leopold von Kurzböck

éstrangers in deutscher und französischer Sprache heraus. Nach seinem Tod übernahm Anton Schmid die Schriftgießerei. Die Officin übernahm der aus Esseg (Osijek, Slawonien) stammende Stephan von Novakovij, ein in Wien lebender Beauftragten der ungarischen Hofkanzlei. Die Werkstatt wurde als »Slaveno- Srbskaja, Vallachijskaja i Vostojnych jazykov privileg. Tipografija« (Privilegierte Druckerei für Slaweno-Serbisch, Wallachisch und Orientalische Sprachen) be- zeichnet; sie befand sich in der Salvatorgasse 456 am Hohen Markt. Novakovij mußte seine Druckerei jedoch aus finanziellen Gründen schon 3 Jahre später aufgeben; die slavenoserbischen Lettern der ehemaligen Officin von Kurzböck wurden an die Ofener Universitätsdruckerei verkauft.

Österreich 1994 Holzschnitt aus dem »Weiß Kunig«: Die Münze des Kaisers. Der »Der Weiß Kunig. eine Erzählung von den Thaten Kaiser Maximilian des Ersten, herausgegeben aus dem Manuscripte der kaiserl. königl. Hofbibliothek von Marx Treitzsaurwein auf dessen Angeben zusammengetragen, nebst d. von Hannsen Burgmair dazu verfertigten Holzschnitten.« gehört neben dem »Theuerdank« zu den beiden autobiografischen Veröffentlichungen Kaiser Maximilians I. (1459–1519); im Gegensatz zum »Theuerdank« blieb das Werk unvollendet. Als Verfasser wird Maximilians Sekretär Marx (Marcus) Treitzsaurwein (Ritter von Ehrentreitz, 1450–1527) genannt. Das Werk besteht aus drei Teilen, die in einer Mischung aus Heldenroman, Chronik und Fürstenspiegel. Geschildert werden die Brautwerbung und Krönung Kaiser Friedrichs III. (1415–1493), Maximilians Vater. Dann wird in der Erzählung von der Geburt, der Kindheit und der Jugend Maximilians und in einem dritten Teil von dessen Herrschaft und Kriegstaten berichtet. Die Zeitspanne reicht bis 1513. Die Namen in der Erzählung sind verschlüsselt. Der »Weiß Kunig« spielt auf die Heraldik an, Friedrich III. und Maximilian sind der »alte« und der »junge weiße König«. Das Werk hatte 251 Holzschnitte, die je zur Hälfte von Hans Burgkmaier d.Ä. (1473–1531) und Leonhard Beck (1480–1542), die auch den Theuerdank illustrierten, geschaffen wurden; je zwei Holzschnitte werden Hans Schäuflein (um 1480–um1540) und Hans Springinklee (1490–1540) zugeschrieben. Die Erzählung ist auf die Bilder zugeschnitten; gegen Ende reduziert sie sich auf Bildtitel. Das Werk wurde nicht veröffentlicht und im 16. Jahrhundert vergessen. Die durch Treitzsaurwein bearbeitete und zum Teil neu gearbeitete handschriftliche Fassung gelangte in seinem Nachlaß durch seine Tochter an die Familie Strein von Schwarzenau. 200 Jahre lang blieben die Holz- schnitte verschwunden; sie wurden im 18. Jahrhundert wiederentdeckt. Erst 1775 erschien der »Weißkunig« erstmals in Wien.