Sieben Mythen zum Thema Zucker und Übergewicht

Stand: 30. August 2017

Mythos 1: „Der Mensch hat einen Zuckerbedarf.“

Wer behauptet das? Was stimmt wirklich?

„Zucker braucht jeder Es gibt keinen Bedarf, Zucker als Lebensmittel Mensch“ aufzunehmen. Das menschliche Gehirn benötigt zwar etwa 130 Gramm Glucose am Tag, der Körper ist jedoch (Christian Schmidt, in der Lage, diese Glucose aus Polysacchariden (z.B. Bundesminister für Stärke) z.B. aus Brot oder Nudeln aufzuspalten.3 Ernährung und Landwirtschaft1) Die WHO empfiehlt, maximal 10 Prozent der täglichen Energiemenge durch sogenannte „freie Zucker“ „Bei Zucker handelt es aufzunehmen, besser wären weniger als 5 Prozent. Freie sich um ein Zucker meint alle in Form von Mono- und Disacchariden Lebensmittel, was Sie zugesetzte Zucker sowie Zucker aus Honig, Sirup und brauchen“ Säften. Einfach ausgedrückt heißt das für eine erwachsene Frau mit einem Energiebedarf von 2000 kcal (, maximal 50 Gramm, beziehungsweise besser noch 25 Parlamentarischer Gramm Zucker am Tag.4 Staatssekretär im Bundesernährungsminist Hierzulande nehmen nach Berechnung des Max-Rubner- erium)2 Instituts Frauen täglich etwa 60 Gramm und Männer etwa 80 Gramm solcher „freien Zucker“ auf – mehr als doppelt so viel wie die WHO empfiehlt.5

1 ARD-Sendung „Hart aber fair“, 29. August 2016: „Es ist doch ein Unterschied, ob ich Fett oder Zucker habe, das jeder Mensch braucht“ 2 BR2-„Tagesgespräch“, 25. August 2016 3 Vgl. European Food Information Council, DIE GRUNDLAGEN, Kohlenhydrate, 07/2012. http://www.eufic.org/article/de/expid/basics-kohlenhydrate/ 4 Vgl. Guideline: Sugars intake for adults and children. World Health Organization. 2015 5 Vgl. Entwurf der Nationalen Strategie für die Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten des Bundesernährungsministeriums vom Stand 05.04.2017 (unveröffentlicht) Seite 1 von 7

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Mythos 2: „Zucker(-getränke) machen nicht dick.“

Wer behauptet das? Was stimmt wirklich?

„Es besteht keine Dass ein erhöhter Konsum zuckergesüßter Getränke die Kausalität zwischen dem Entstehung von Übergewicht fördert, gilt inzwischen als Konsum zuckergesüßter belegt – sowohl im Hinblick auf Erwachsene als auch auf Erfrischungsgetränke Kinder. Es handelt sich nicht bloß um wissenschaftliche und Übergewicht.“ Meinungen einzelner Experten oder Fachorganisationen, sondern um einen wissenschaftlichen Konsens, den (Wirtschaftsvereinigung zahlreiche medizinische Fachgesellschaften – von der Alkoholfreie Getränke, WHO8 über die British Medical Association9 bis hin zur wafg)6 internationalen Adipositas Gesellschaft „World Obesity“10 teilen. „Zucker macht weder dick noch krank.“ Auch für einen hohen Verzehr sogenannter „Freier Zucker“ beziehungsweise zugesetzte Zucker an sich stellt (Wirtschaftliche die WHO klar: Vereinigung Zucker, WVZ)7 „Freie Zucker tragen zur Gesamtenergiedichte der Ernährung bei und eine höhere Aufnahme freier Zucker bedroht die Nährstoffqualität der Ernährung, da sie viele Kalorien ohne spezifische Nährstoffe liefert, was zu einer ungesunden Gewichtszunahme und einem erhöhten Risiko von Adipositas und verschiedenen nicht übertragbaren Krankheiten führt, insbesondere Karies, die weltweit prävalenteste nicht übertragbare Krankheit.“11

Analog dazu konstatiert die Bundeszahnärztekammer: „Zuckerreduktion bedeutet Kariesreduktion.“12

6 http://www.wafg.de/uploads/tx_mrpositionen/wafg_Position_Erfrischungsgetraenke_und_Uebergewicht_Faktenpapier_01.pdf 7 http://www.zuckerverbaende.de/images/stories/docs/pdf/2016_Weissbuch_Zucker.pdf 8 http://www.who.int/mediacentre/news/releases/2016/curtail-sugary-drinks/en/ 9 https://www.bma.org.uk/-/media/files/pdfs/working%20for%20change/improving%20health/po-foodforthoughtreport-09-07-2015.pdf 10 http://www.worldobesity.org/resources/library/811/ 11 Übersetzung aus dem Englischen durch foodwatch, Original: „Free sugars contribute to the overall energy density of diets and higher intakes of free sugars threaten the nutrient quality of the diet by providing significant energy without specific nutrients, leading to unhealthy weight gain and increased risk of obesity and various NCDs, particularly dental caries which is the most prevalent NCD globally“, siehe http://www.who.int/elena/titles/free-sugars-adults-ncds/en/ 12 https://www.bzaek.de/fileadmin/PDFs/b14/140925_Statement_Oesterreich_Foodwatch_PK.pdf Seite 2 von 7

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Mythos 3: „Der Zuckerverbrauch ist konstant.“

Wer behauptet das? Was stimmt wirklich?

„Der Zuckerabsatz ist Der Pro-Kopf-Verbrauch von Haushaltszucker seit Jahrzehnten nahezu (Saccharose) ist tatsächlich seit etwa 1985 konstant (mit konstant und kann damit leicht abnehmender Tendenz) bei 30 bis 35 kg im Jahr. keine wesentliche Ursache des Doch diese Statistik ist nur die halbe Wahrheit, denn sie zunehmenden lässt andere Zuckerarten bewusst außen vor. Übergewichts sein.“ Beispielsweise ist der Glukoseverbrauch im gleichen Zeitraum kontinuierlich gestiegen, von 1,5 kg im Jahr (Wirtschaftliche 1960 auf 10,0 kg im Jahr 2012. Insgesamt ist der Pro- Vereinigung Zucker, Kopf-Verbrauch der Zuckerarten Saccharose, Isoglukose, WVZ)13 Glukose und Honig im Zeitraum von 1960 bis 2012 um

„Fakt ist: Die mehr als 30 Prozent (von ehemals 32,7 kg auf 44 kg) Absatzzahlen für Zucker gestiegen.15 bewegen sich seit über 40 Jahren auf einem konstanten Niveau von 35 kg pro Kopf und Jahr.“

(Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde, BLL)14

13 http://www.zuckerverbaende.de/ernaehrung/ernaehrungsfakten/koerpergewicht.html, auch zitiert unter: https://www.ernaehrungs-umschau.de/fileadmin/Ernaehrungs- Umschau/Branchenverzeichnis/MitZucker/WVZ-Broschure_Zucker_und__Koerpergewicht.pdf 14 https://www.bll.de/de/der-bll/positionen/bll-stellungnahme-aktuell-fur-die-frau-zucker-falle 15 vgl. S. 195 unter http://www.bmel-statistik.de//fileadmin/user_upload/010_Jahrbuch/Stat_Jahrbuch_2014.pdf Seite 3 von 7

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Mythos 4: „Ernährungsbildung ist das beste Mittel gegen Übergewicht.“

Wer behauptet das? Was stimmt wirklich?

„Das beste Gegenmittel Die Wirkung von Maßnahmen der Verhaltensprävention, ist eine verbesserte wozu Ernährungsbildung gehört, ist nachweislich sehr Ernährungsbildung begrenzt. Nach Auswertung zahlreicher Studien kommt schon im Kindesalter.“ Professor Manfred James Müller, einer der Vorstandssprecher des staatlich geförderten (Bund Ökologische Kompetenznetzes Adipositas, zu dem Schluss, dass Lebensmittelwirtschaft, mithilfe von Verhaltensprävention die Prävalenz von BÖLW)16 Adipositas lediglich um ein Prozent gesenkt werden kann. Die Erfolge seien zudem selektiv und würden „eher bei „Ernährungsbildung und Kindern schlanker Eltern“ und „aus bildungsstärkeren Aktionen zur Förderung Familien“ erreicht.18 der Bewegung sind der Schlüssel zum Erfolg in Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten Sachen Übergewichts- (DANK), ein Zusammenschluss aus 17 medizinisch- prävention.“ wissenschaftlichen Fachorganisationen, leitet aus diesen Ergebnissen ab: „Diese Strategie [Verhaltensprävention] (Christoph Minhoff, ist gescheitert, die steigende Zahl chronisch Kranker zeigt Hauptgeschäftsführer dies deutlich. Ein Paradigmenwechsel zu einer des BLL)17 bevölkerungsweiten Verhältnis-Prävention ist dringend geboten, wie von UN und WHO gefordert.“19

Verhältnisprävention meint in diesem Fall Maßnahmen, die darauf abzielen, die Lebensverhältnisse derart zu gestalten, dass eine gesunde Lebensweise erleichtert wird, beispielsweise durch eine Änderung des Lebensmittelangebots, der Kennzeichnung oder des Marketings.

16 http://www.boelw.de/fileadmin/pics/Themen/Forderungen/170118_BOELW_Grundsatzpapier_Bundestagwahl_2017.pdf 17 https://www.bll.de/de/presse/pressemitteilungen/pm-20150115-bll-begruesst-bildungsinitiative-ernaehrung-regierungs-fraktionen-cdu-csu-spd 18 Vgl. JM Müller. Kompetenznetz Adipositas. Positionspapier des Kompetenznetzes Adipositas. Prävention von Übergewicht und Adipositas. 2013. https://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Deutsche_Konferenzen_fuer_Tabakkontrolle/11_Deutsche_Konferenz_fuer_Tabakkontrolle/Manfred_James_Mueller_2103.pdf?m=1 421897700 19 Vgl. DANK – Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten. Prävention nichtübertragbarer Krankheiten – eine Gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Grundsatzpapier der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK), 2016. http://www.dank-allianz.de/files/content/dokumente/DANK-Grundsatzpapier_ES.pdf Seite 4 von 7

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Mythos 5: „Wir nehmen heute weniger Kalorien auf als früher.“

Wer behauptet das? Was stimmt wirklich?

„Die Deutschen nehmen Die oft genannte These, dass sich Kinder und Jugendliche heute nachweislich nicht heute weniger bewegen als noch vor wenigen mehr Kalorien auf als Jahrzehnten, lässt sich wissenschaftlich nicht belegen.22 früher. Aber sie Auch für Erwachsene gibt es hier keine eindeutigen verbrauchen weniger, Ergebnisse. Vielmehr weisen Studien darauf hin, dass die weil sie sich weniger Anzahl der durch Bewegung verbrannten Kalorien bewegen.“ (Energieumsatz) heute nicht geringer ist als früher23 – und

auch nicht geringer ist als der Energieumsatz von Bauern (Günter Tissen, 24 Geschäftsführer in sogenannten Entwicklungsländern. Wirtschaftliche Vereinigung Zucker)20 Ganz anders sieht die Datenlage bei der Kalorienaufnahme aus: Die hat sich in den vergangenen „Tatsächlich nehmen die Jahrzehnten nachweislich verändert. Laut der FAO hat der Deutschen heute nicht Kalorienverbrauch von Erwachsenen in Deutschland seit mehr, sondern eher 1961 erheblich zugenommen: von durchschnittlich 2885 weniger Kalorien auf als kcal/Tag (1961) auf durchschnittlich 3499 kcal/Tag früher.“ (2013).25 Ein Bericht der Europäischen Kommission bestätigt mit Bezugnahme auf die gleiche Quelle: „Die (Zucker Infodienst, Kalorienaufnahme ist von 1970 bis 1999 in allen Ländern Wirtschaftliche mit Ausnahme der Schweiz gestiegen.“26 Und auch die Vereinigung Zucker)21 OECD verweist auf diesen Trend.27

Sportliche Aktivität hat einen maßgeblichen Einfluss auf beispielsweise die Herzgesundheit, doch nur einen geringen Einfluss auf das Körpergewicht.28,29 Die Fokussierung auf Bewegung als Strategie gegen Übergewicht kann dazu führen, dass Menschen einerseits den Effekt von Bewegung und die dabei verbrannten Kalorien über- und andererseits die Rolle der Ernährung für die Entstehung von Übergewicht unterschätzen.30

20 http://www.schmecktrichtig.de/suesser-suendenbock/ 21 http://www.zuckerverbaende.de/images/stories/docs/02_2017_Zucker_Infodienst_Zucker_Wir_m%C3%BCssen_%C3%BCber_Kalorien_reden.pdf 22 Ekelund, U., Tomkinson, G. & Armstrong, N. (2011). What proportion of youth are physically active? Measurement issues, levels and recent time trends. British Journal Sports Medicine, 45(11), 859-865 23 Westerterp, KR; Speakman JR: Physical activity energy expenditure has not declined since the 1980s and matches energy expenditure of wild mammals. Int J Obes (Lond). 2008 Aug;32(8):1256-63, http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18504442 24 Pontzer, Herman et al.: Hunter-Gatherer Energetics and Human Obesity, PLoS ONE 7(7): e40503, http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0040503 25http://www.fao.org/faostat/en/#data/FBS/visualize 26 http://ec.europa.eu/eurostat/documents/3217494/5656080/KS-08-02-002-DE.PDF/25983088-edee-445f-b8ef-f7fa10f95ef5 (S. 52) 27 http://www.keepeek.com/Digital-Asset-Management/oecd/education/trends-shaping-education-2013/caloric-intake-is-rising-as-weight-rises_trends_edu-2013-graph24-en#page1 28 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2639700/ 29 http://www.cochrane.org/CD003817/ENDOC_exercise-for-overweight-or-obesity#sthash.n15Yw9Zo.dpuf 30 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3771367/ Seite 5 von 7

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Mythos 6: „Lebensmittelsteuern zeigen nicht die gewünschte Wirkung.“

Wer behauptet das? Was stimmt wirklich?

„Die Erfahrungen in Die Erfahrungen aus zahlreichen Ländern zeigen sehr anderen Ländern wohl eine Lenkungswirkung. In Mexiko, Finnland, Berkeley zeigen: Strafsteuern auf oder auch Frankreich ging der Zuckergetränke-Konsum zucker-, fett- und nach Einführung einer Limo-Steuer zurück. In Ungarn salzhaltige Produkte änderten 40 Prozent der Hersteller nach Einführung einer bzw. Verbote haben Steuer ihre Rezepturen. Auf Basis dieser Erfahrungswerte keinen nachhaltigen empfiehlt die WHO explizit allen Regierungen Erfolg.“ Sondersteuern auf Zuckergetränke und bestätigt den Einfluss auf das Einkaufsverhalten: Wie die WHO in ihrem (Gitta Connemann, Stellv. aktuellen Bericht „Fiscal Policies for Diet and Prevention Vorsitzende der of Noncommunicable Diseases“ feststellt, besteht Evidenz, CDU/CSU- dass eine 20-prozentige Sondersteuer/-abgabe einen Bundestagsfraktion)31 etwa 20-prozentigen Rückgang im Konsum zur Folge hat, was der Entstehung von Adipositas und Typ-2-Diabetes „Strafsteuern ändern in vorbeugt.34 der Regel nichts am Ernährungsverhalten der Die frühere deutsche Zuckersteuer war eine sogenannte Menschen.“ Bagatellsteuer mit einem sehr geringen Aufkommen, laut Bundesfinanzministerium umgerechnet lediglich 92 „Bis 1993 hatten wir in Millionen Euro im Jahr35. Betrachtet man den damaligen Deutschland eine Zuckerverbrauch von etwa 2.750 Tonnen (1990/1991)36, Zuckersteuer und es hat machte das gerade mal 7 Pfennig (bzw. 3,3 Eurocent) sich nichts geändert.“ Steuer je Kilogramm Zucker37. Auf einen Liter Coca-Cola classic gerechnet (enthält 106 Gramm Zucker) lag die (Christian Schmidt, Steuer folglich bei weniger als einem Pfennig. Dass eine Bundesminister für so geringe Besteuerung keine Lenkungswirkung auf das Ernährung und Einkaufsverhalten entfaltet, dürfte nicht überraschen. Eine Landwirtschaft)32,33 gesundheitspolitische Lenkungswirkung war bei der damaligen Zuckersteuer, die im Zuge des EG- Binnenmarkts abgeschafft wurde, im Übrigen auch nie beabsichtigt.38

31 http://www.presseportal.de/pm/7846/3411712 32 http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/bundesernaehrungsminister-zu-werbeverboten-totalverbote-sind-verfassungsrechtlich-bedenklich/12312050.html 33 http://www.bmel.de/SharedDocs/Interviews/2016/_2016-09-07-SC-Nordkurier.html 34 Vgl. http://apps.who.int/iris/bitstream/10665/250131/1/9789241511247-eng.pdf 35 Vgl. s. 71. http://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Standardartikel/Themen/Steuern/Weitere_Informationen/zusammenstellung-der-steuerrechtsaenderungen-seit- 1964-anlage.pdf?__blob=publicationFile&v=5 36 Vgl. S. 193: http://www.bmel-statistik.de//fileadmin/user_upload/010_Jahrbuch/Stat_Jahrbuch_2001.pdf 37 Gesamtaufkommen in Euro / Zuckerverbrauch in kg = Steueraufkommen je kg 38 Vgl. S. 164: https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Downloads/Broschueren_Bestellservice/2012-06-16-steuern-von-a-z.pdf?__blob=publicationFile&v=7 Seite 6 von 7

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Mythos 7: „Jeder ist selbst für sein Gewicht verantwortlich. Wer staatliches Handeln fordert, hält die Verbraucher für unmündig.“

Wer behauptet das? Was stimmt wirklich?

„Verantwortung für Diese Argumentation verkennt, dass unser seine Gesundheit hat Ernährungsverhalten von zahlreichen äußeren jeder selbst.“ Bedingungen beeinflusst wird: Wie sind die Produkte, insbesondere Fett/Zucker/Salz, gekennzeichnet? Wie (Christian Schmidt, wurde das Geschmacksempfinden im Kindesalter Bundesminister für geprägt? Was für ein Angebot findet man vor, im Ernährung und Supermarkt oder auch unterwegs, zum Beispiel am Landwirtschaft)39 Bahnhof? Ist die Flasche Wasser am Automaten genauso teuer wie eine Limonade? All das beeinflusst unser „Wer so etwas [wie eine Essverhalten. Zurzeit mehr zum Schlechten als zum Zuckersteuer] fordert, Guten: Comicfiguren locken fast ausschließlich auf hält die Verbraucher für ungesunden Lebensmitteln41… in der Schule und Kita gibt unmündig.“ es zu häufig Fleisch und Süßes und zu wenig Gemüse42… die Kennzeichnung der Nährwerte ist eine Zumutung mit (Gitta Connemann, Stellv. komplizierten Tabellen und unrealistischen Vorsitzende der Portionsgrößen43… der Großteil der Erfrischungsgetränke CDU/CSU- ist überzuckert, ungesüßte Getränke mit Geschmack sind Bundestagsfraktion)40 praktisch nicht existent44… eine gesunde Ernährung ist in der Regel teurer als eine ungesunde Ernährung45…

Kurz gesagt: Wir leben in einer übergewichtsfördernden („adipogenen“) Welt. Es wird uns erschwert, die gesunde Wahl zu treffen. Die frühere Generaldirektorin der WHO, Margaret Chan, hat dies in einer Rede im Jahr 2013 auf den Punkt gebracht:

„Kein einziger Staat hat es geschafft, die Fettleibigkeits-Epidemie in allen Altersgruppen zu stoppen. Hier mangelt es nicht an individueller Willenskraft. Hier mangelt es am politischen Willen, sich mit einer großen Industrie anzulegen.“46

39 https://www.welt.de/print/welt_kompakt/print_politik/article134404340/Verantwortung-fuer-seine-Gesundheit-hat-jeder-selbst.html 40 http://www.presseportal.de/pm/7846/3411712 41 http://www.foodwatch.org/uploads/media/2015-08-24_foodwatch-Studie_Kindermarketing_EU_Pledge_auf_dem_Pruefstand_final_WEB_01.pdf 42 Vgl. Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Qualität der Schulverpflegung – Bundesweite Erhebung im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, 2014: Berlin http://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Broschueren/SchulverpflegungBundeskongress2014.pdf?__blob=publicationFile sowie Bertelsmann Stiftung, Is(s)t KiTa gut? Studie – KiTa-Verpflegung in Deutschland: Status quo und Handlungsbedarfe, 1. Auflage, 2014: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/isst-kita-gut/ 43 http://www.verbraucherzentrale-bayern.de/unrealistische-portionsgroessen-bei-chips-und-muesli 44 http://www.foodwatch.org/uploads/media/Marktstudie_final_WEB_02.pdf 45 Vgl. http://bmjopen.bmj.com/content/3/12/e004277.full?sid=820d6e1a-280e-47a6-b8c5-498bfa4657e3 oder http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0109343 46 Übersetzung von foodwatch. Im Original: „Not one single country has managed to turn around its obesity epidemic in all age groups. This is not a failure of individual will-power. This is a failure of political will to take on big business.” Vgl. http://www.who.int/dg/speeches/2013/health_promotion_20130610/en/ Seite 7 von 7

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30.08.2017 | 4 Links ZURÜCK ZUR ÜBERSICHT

Lobbyverband der Zuckerindustrie versucht mit Falschaussagen Politiker des Bundestags zu beeinflussen foodwatch fordert Richtigstellung von Verbandschef Günter Tissen Auch Spitzenpolitiker täuschen Öffentlichkeit mit Fehlinformationen über Zucker

Berlin, 30. August 2017 . Die Wirtschaftliche Vereinigung Zucker hat versucht, Politiker des Deutschen Bundestags mit Falschaussagen zu beeinflussen. Damit geht die Zuckerlobby erneut gegen gesundheitspolitische Initiativen vor, die einen Rückgang des Zuckerkonsums zur Folge hätten. Seit Jahren fordern Mediziner im Kampf gegen Übergewicht und Fehlernährung gesetzliche Maßnahmen wie Werbeverbote, eine verbesserte Nährwertkennzeichnung und Sondersteuern für Zuckergetränke.

In einem Rundschreiben vom 27. April 2017 erklärte der Lobbyverband der Zuckerwirtschaft etwa, dass „die Deutschen heute nicht mehr, sondern eher weniger Kalorien aufnehmen als früher“. Trotz Nachfrage durch die Verbraucherorganisation foodwatch konnte der Verband diese Aussage jedoch nicht belegen. Laut der Ernährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ist die Kalorienaufnahme in Deutschland seit den 1960er-Jahren deutlich angestiegen, auch die EU- Kommission und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bestätigen dies. foodwatch startete heute eine E-Mail-Aktion unter www.zucker.foodwatch.de , in der sie den Geschäftsführer der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker, Günter Tissen, auffordert, die Falschaussage nicht zu wiederholen und von den Internetseiten des Verbands zu löschen.

„Die Zuckerindustrie verhält sich wie früher die Tabak-Konzerne: Mit Falschaussagen werden die Gefahren der Produkte verschleiert und unliebsame politische Initiativen verhindert. Jetzt belügt die Lobby sogar Abgeordnete des Deutschen Bundestags, um ihr Geschäftsmodell zu verteidigen“ , sagte Oliver Huizinga, Leiter Recherche und Kampagnen von foodwatch.

foodwatch kritisierte, dass in der Debatte um Übergewicht und Zucker zahlreiche Mythen verbreitet werden. Das trifft sowohl auf führende Vertreter der Lebensmittelwirtschaft als auch auf Spitzenpolitiker wie Bundesernährungsminister Christian Schmidt zu. foodwatch veröffentlichte heute ein Papier mit den sieben größten „Zucker-Mythen“:

Mythos 1: „Der Mensch hat einen Zuckerbedarf.“

Bundesernährungsminister Christian Schmidt behauptete in einer ARD-Talkshow, dass „jeder Mensch Zucker“ brauche. Tatsache ist: Es gibt keinen Bedarf, Zucker als Lebensmittel aufzunehmen. Das menschliche Gehirn benötigt zwar eine bestimmte Menge an Glukose am Tag. Der Körper ist jedoch in der Lage, diese Glukose beispielsweise aus Stärke aufzuspalten, die etwa in Brot und Nudeln enthalten ist.

Mythos 2: „Zuckergetränke machen nicht dick.“

Zwischen dem Konsum zuckergesüßter Erfrischungsgetränke und Übergewicht „besteht keine Kausalität“, sagt die Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke (wafg). Das ist falsch: Es herrscht http://www.foodwatch.org/de/presse/pressemitteilungen/zucker -lobby -beluegt -abgeor ... 30. 08. 2017 Zucker -Lobby belügt Abgeordnete des Bundestags – foodwatch entlarvt sieben „Zu ... Seite 2 von 3

ein breiter wissenschaftlicher Konsens darüber, dass ein erhöhter Konsum zuckergesüßter Getränke die Entstehung von Übergewicht fördert – sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern. Zahlreiche medizinische Fachgesellschaften teilen diese Auffassung, darunter die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die British Medical Association und die internationale Adipositas Gesellschaft „World Obesity“.

Mythos 3: „Der Zuckerverbrauch ist konstant.“

Die Lebensmittellobby behauptet, dass die Absatzzahlen für Zucker seit Jahrzehnten konstant seien. Deshalb könne Zucker gar keine wesentliche Ursache für den Anstieg von Übergewicht sein. Doch das ist nicht richtig: Zwar ist der Pro-Kopf-Verbrauch von Haushaltszucker (Saccharose) seit etwa 1985 konstant bei 30 bis 35 kg im Jahr. Doch diese Statistik lässt andere Zuckerarten außen vor, darunter Glukose, deren Verbrauch sich in den vergangenen fünf Jahrzehnten mehr als versechsfacht hat. Insgesamt ist der Pro-Kopf-Verbrauch der Zuckerarten Saccharose, Isoglukose, Glukose und Honig im Zeitraum von 1960 bis 2012 um mehr als 30 Prozent gestiegen.

Mythos 4: „Ernährungsbildung ist das beste Mittel gegen Übergewicht.“

Ernährungsbildung „schon im Kindesalter“ sei „das beste Gegenmittel“ gegen Fehlernährung und die gesundheitlichen Folgen, so der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). Ähnlich äußerte sich auch Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des Spitzenverbands der Lebensmittelwirtschaft (BLL). Fakt ist: Nach Auswertung zahlreicher Studien kommt Professor Manfred James Müller, einer der Vorstandssprecher des staatlich geförderten Kompetenznetzes Adipositas, zu dem Schluss, dass mit Ernährungsbildung die Häufigkeit von Übergewicht bei Kindern lediglich um ein Prozent gesenkt werden kann. „Diese Strategie ist gescheitert, die steigende Zahl chronisch Kranker zeigt dies deutlich“, folgert die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK), ein Zusammenschluss aus 17 medizinisch- wissenschaftlichen Fachorganisationen. Sie fordert stattdessen, eine gesunde Lebensweise zu erleichtern, beispielsweise durch eine Änderung des Lebensmittelangebots, der Kennzeichnung oder des Marketings an Kinder.

Mythos 5: „Wir nehmen heute nicht mehr, sondern weniger Kalorien auf als früher.“

„Die Deutschen nehmen heute nachweislich nicht mehr Kalorien auf als früher“, so Günter Tissen, Geschäftsführer der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker (WVZ). Daten der Ernährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) zeigen allerdings: Die Kalorienaufnahme in Deutschland ist seit den 1960er-Jahren deutlich angestiegen. Zu diesem Schluss kommen auch die EU-Kommission und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

Mythos 6: „Lebensmittelsteuern zeigen nicht die gewünschte Wirkung.“

Ist eine Zuckersteuer oder eine Hersteller-Abgabe auf überzuckerte Getränke ein Mittel gegen Übergewicht? Führende Politiker meinen „Nein“. Die „Erfahrungen in anderen Ländern“ zeigten, dass „Strafsteuern auf zucker-, fett- und salzhaltige Produkte bzw. Verbote keinen nachhaltigen Erfolg“ hätten, so Gitta Connemann, stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU- Bundestagsfraktion. Doch das Gegenteil stimmt: In Mexiko, Finnland, Berkeley oder auch Frankreich ging der Zuckergetränke-Konsum nach Einführung einer Limo-Steuer zurück. In Ungarn änderten 40 Prozent der Hersteller nach Einführung einer Steuer ihre Rezepturen. Es sei bewiesen, so die WHO, dass eine 20-prozentige Sondersteuer einen etwa 20-prozentigen Rückgang im Konsum zur Folge hat.

Mythos 7: „Jeder ist selbst für sein Gewicht verantwortlich. Wer staatliches Handeln fordert, hält die Verbraucher für unmündig“

„Verantwortung für seine Gesundheit hat jeder selbst“, sagt Bundesernährungsminister Christian Schmidt. Was logisch klingt, hat einen Haken: Wir leben in einer Welt, die dick macht. Es wird uns erschwert, die gesunde Wahl zu treffen. Die frühere Generaldirektorin der WHO, Margaret Chan,

http://www.foodwatch.org/de/presse/pressemitteilungen/zucker -lobby -beluegt -abgeor ... 30. 08. 2017 Zucker -Lobby belügt Abgeordnete des Bundestags – foodwatch entlarvt sieben „Zu ... Seite 3 von 3

hat dies in einer Rede im Jahr 2013 auf den Punkt gebracht: „Kein einziger Staat hat es geschafft, die Fettleibigkeits-Epidemie in allen Altersgruppen zu stoppen. Hier mangelt es nicht an individueller Willenskraft. Hier mangelt es am politischen Willen, sich mit einer großen Industrie anzulegen.“

Rund ein Viertel der Erwachsenen in Deutschland – 23 Prozent der Männer und 24 Prozent der Frauen – ist laut Robert-Koch-Institut fettleibig (BMI ≥ 30). Adipositas bei Kindern sowie Erwachsenen hat in den vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen. Das verursacht nicht bloß individuelles Leiden der Betroffenen, sondern auch erhebliche gesamtgesellschaftliche Kosten: Allein durch Adipositas entstehen in Deutschland jährlich etwa 63 Milliarden Euro Folgekosten. Die WHO und die OECD sprechen von einer „globalen Adipositas-Epidemie“. Ein Zusammenschluss von deutschen Fachgesellschaften warnt vor einem „Tsunami chronischer Krankheiten“, denn Adipositas erhöhe nachweislich das Risiko für die Entstehung von zahlreichen chronischen Krankheiten, darunter Herzkrankheiten, Typ-2-Diabetes sowie diverse Krebsarten.

Links E-Mail-Aktion an Zuckerlobby Sieben Mythen zu Zucker und Übergewicht mit detaillierten Quellenangaben E-Mail des Zuckerverbands an Abgeordnete des Ernährungsausschusses im sowie darauf folgender Schriftwechsel mit foodwatch Zucker Infodienst 02/2017 des Zuckerverbands

ÄLTERE MITTEILUNG ALLE PRESSEMITTEILUNGEN

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http://www.foodwatch.org/de/presse/pressemitteilungen/zucker -lobby -beluegt -abgeor ... 30. 08. 2017 Deutscher Bundestag Drucksache 18/12791 18. Wahlperiode 21.06.2017

Antwort der Bundesregierung

auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Nicole Maisch, , , weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksache 18/12463 –

Reformulierungsstrategie in Deutschland – Aktueller Stand und weiteres Vorgehen der Bundesregierung

Vorbemerkung der Fragesteller Am 11. Juni 2015 hat der Deutsche Bundestag die Bundesregierung aufgefor­ dert, eine nationale Reformulierungsstrategie vorzulegen. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist wichtiger Bestandteil eines gesunden Lebens. In Deutschland nehmen gesundheitliche Risiken und Krankheiten wie Überge­ wicht, Fettleibigkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu, deren Ursachen auch ein ungesundes Essverhalten und mangelnde Bewegung sind. Besonders besorgniserregend sind diese Entwicklungen bei Männern und älteren Men­ schen. Die Ergebnisse des aktuellen 13. Ernährungsberichts der Deutschen Gesell­ schaft für Ernährung (DGE) zur Übergewichtsentwicklung zeigen, dass krank­ haftes Übergewicht hierzulande noch immer auf dem Vormarsch ist. 59 Prozent der Männer und 37 Prozent der Frauen sind übergewichtig. In der Altersklasse der Berufstätigen ist Übergewicht heutzutage so weit verbreitet, dass es der Nor­ malzustand ist. Männer sind besonders betroffen. Sie sind in allen Altersgrup­ pen häufiger übergewichtig als Frauen. Der normalgewichtige Mann ist bereits ab einem Alter von 30 bis 35 Jahren in der Minderheit. Besorgniserregend ist der Anstieg von Adipositas, krankhafter Fettleibigkeit. Von 1999 bis 2013 nahm der Anteil adipöser Männer um 40 Prozent und der adipöser Frauen um 24,2 Prozent zu. Insbesondere bei den über 65-Jährigen hat die Anzahl der Per­ sonen mit sehr ausgeprägter Adipositas in der Zeit von 1999 bis 2013 stark zu­ genommen: bei den Männern um 300 Prozent und bei den Frauen um 175 Pro­ zent. Der Beschluss des Deutschen Bundestages fordert die Bundesregierung auf, ge­ meinsam mit der Lebensmittelwirtschaft und dem Lebensmittelhandel eine na­ tionale Strategie für die Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in Fertigpro­ dukten zu erarbeiten. Die Reformulierung von Fertigprodukten und Fast Food hat eine große Bedeutung, wenn man bedenkt, dass die Zahl der Deutschen, die regelmäßig kochen, abnimmt, und zugleich die Zahl der Menschen steigt, die immer häufiger zu Fertigprodukten und Fast Food greifen (www.bmel.de/

Die Antwort wurde namens der Bundesregierung mit Schreiben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft vom 19. Juni 2017 übermittelt. Die Drucksache enthält zusätzlich – in kleinerer Schrifttype – den Fragetext. Drucksache 18/12791 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

SharedDocs/Downloads/Broschueren/Ernaehrungsreport2017.pdf?__blob= publicationFile). Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) wollte bis Ende des Jahres 2016 einen ersten Bericht zum Thema Reformulierung liefern. Dies ist nicht geschehen. Dabei werden die EU-Mitgliedstaaten vom Rat der EU aufgerufen, bis Ende des Jahres 2017 einen nationalen Plan zur Verbesserung der Produktqualität von Lebensmitteln zu erstellen, um die gesunde Wahl für Verbraucherinnen und Verbraucher bis zum Jahr 2020 einfacher zu gestalten (www.consilium. europa.eu/de/press/press-releases/2016/06/17-epsco-conclusions-food-product- improvement/). In den auf EU-Ebene gemeinsam erarbeiteten Rahmenkonzep­ ten wird dabei die Handlungsempfehlung gegeben, dass Produktgruppen mit dem größten Wirkungspotential priorisiert werden soll. In dem im Jahr 2015 veröffentlichten Anhang „Added Sugars“ sind zu Beispiel elf wichtige Produkt- gruppen zur Reduktion des Zuckergehalts definiert. Diese sind zuckergesüßte Getränke, zuckergesüßte Produkte auf Milchbasis oder Milchersatzbasis, Früh­ stückscerealien, Brot und Brotwaren, Süßwaren, Feine Backwaren (z. B. Ku­ chen und Kekse), Fertiggerichte (inkl. Halbfertiggerichte/Instantprodukte), sal­ zige Snacks, Soßen (inkl. Ketchup), zuckergesüßte Desserts, Eiscremes und Toppings sowie Konservenobst und -gemüse. Darüber hinaus wird eine Aus­ weitung auf Schulessen und gastronomische Angebote empfohlen (EU Frame­ work, Ergänzender Anhang II von 2015, Added Sugars).

Vorbemerkung der Bundesregierung Mit Blick auf den Beschluss des Deutschen Bundestages vom 11. Juni 2015, mit dem die Bundesregierung aufgefordert wurde, eine nationale Strategie zur Re­ duktion von Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten vorzulegen (Bundestags­ drucksache 18/3726) sowie auf die Aufforderung an die Mitgliedstaaten der EU zur Erstellung eines nationalen Planes zur Verbesserung der Produktqualität von Lebensmitteln bis Ende des Jahres 2017 durch die vom Rat für Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz (EPSCO) am 17. Juni 2016 an­ genommenen Schlussfolgerungen hat das federführende Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) den Entwurf einer Nationalen Strategie zur Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten erarbeitet. Dieser Entwurf wurde am 18. Mai 2017 den Bundesressorts zur Abstimmung übersandt. Ein Beschluss des Bundeskabinetts wird für Juli 2017 angestrebt. Verbänden und Fachkreisen wurde der Entwurf der Strategie am 26. Mai 2017 übersandt und Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben. Da sich der Entwurf derzeit in der Ressortabstimmung und der Verbändebeteili­ gung befindet und es somit noch keine abgestimmte Haltung der Bundesregierung hinsichtlich der Nationalen Strategie zur Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten gibt, können einige der in der Kleinen Anfrage gestellten Fra­ gen zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantwortet werden. Bezüglich der in den Fragen 19 und 20 der Kleinen Anfrage thematisierten Ge­ spräche mit Vertretern der Lebensmittelwirtschaft, Gesundheits- und Verbrau­ cherorganisationen, Krankenkassen und Ärzteverbänden ist folgendes anzumer­ ken: Mitglieder der Bundesregierung, Parlamentarische Staatssekretärinnen bzw. Par­ lamentarische Staatssekretäre und Staatssekretärinnen bzw. Staatssekretäre der Bundesministerien pflegen aufgabenbedingt Kontakte mit einer Vielzahl von Akteuren und führen kontinuierlich Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 3 – Drucksache 18/12791 der von der Thematik betroffenen Verbände. Ein Gedankenaustausch zu einzel­ nen Themen kann zudem auch am Rande diverser Veranstaltungen stattfinden. Eine vollständige und umfassende Aufstellung über all diese Kontakte erfolgt nicht. Die Auflistung der auf Leitungsebene der Bundesministerien erfolgten Ge­ spräche in der Antwort zu den Fragen 19 und 20 erfolgt auf Grundlage der vor­ liegenden Erkenntnisse sowie vorhandener Unterlagen und Aufzeichnungen, hat aus den oben genannten Gründen jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

1. Sieht die Bundesregierung Reformulierung weiterhin als eine Maßnahme an, die unter anderem dabei helfen kann, das Thema Fehlernährung und Über­ gewicht besser in den Griff zu bekommen?

2. Ist es zutreffend, dass die Bundesregierung Reformulierung nur als (Teil-)Instrument einer langfristig angelegten holistischen Strategie zu einer gesünderen Ernährungsweise ansieht, und welches sind weitere Wege, die die Bundesregierung aktuell verfolgt, um Übergewicht, Fettleibigkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen signifikant zu reduzieren? Die Fragen 1 und 2 werden aufgrund des Sachzusammenhangs gemeinsam be­ antwortet. Aus Sicht der Bundesregierung ist die Reformulierung von Lebensmitteln im Rahmen ihrer ernährungspolitischen Gesamtstrategie eine verhältnispräventive Maßnahme, die dazu beitragen kann, eine gesunde Ernährung zu erleichtern und so auch das Risiko für ernährungsmitbedingte Krankheiten, wie z. B. Überge­ wicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes Typ 2, positiv beeinflussen kann. Die Bundesregierung orientiert sich in ihrer ernährungspolitischen Gesamtstrate­ gie an den Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und verfolgt v. a. mit dem Nationalen Aktionsplan der Bundesregierung „IN FORM – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewe­ gung“ einen ganzheitlichen Ansatz, der den multifaktoriellen Ursachen von Über­ gewicht und Fettleibigkeit gerecht wird. Dieser Ansatz setzt im Bereich Ernäh­ rung auf Überzeugung und Eigenverantwortung, fördert Ernährungsinformation und Ernährungsbildung – verbunden mit Angeboten, die die gesunde Wahl er­ leichtern. In erster Linie soll durch Information, Bildungsangebote, Schaffung von Trans­ parenz und Motivation für Verbraucherinnen und Verbraucher eine Grundlage für selbstbestimmte Verbraucherentscheidungen gelegt werden. Gleichzeitig sollen aber auch die Rahmenbedingungen so gestaltet werden, dass die Menschen eine gesunde Ernährung in ihrem Alltag auch tatsächlich verwirklichen können. In diesem Sinn ist die Reformulierung von Lebensmitteln im Rahmen der ernäh­ rungspolitischen Gesamtstrategie eine verhältnispräventive flankierende Maß­ nahme.

3. Ist es zutreffend, dass die Bundesregierung bisher für gesättigte Fette keinen produktbezogenen Zielwert genannt hat? Wenn ja, wann wird dieser noch ergänzt? Da sich der Entwurf der Nationalen Strategie zur Reduktion von Zucker. Fetten und Salz in Fertigprodukten noch in der Ressortabstimmung und der Verbände­ beteiligung befindet, kann zu produktbezogenen Zielwerten derzeit keine Angabe gemacht werden. Drucksache 18/12791 – 4 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

4. Wann wird die Bundesregierung einen ersten Bericht zur Bestandsaufnahme und Bewertung der national und international geplanten und bereits durch­ geführten Reformulierungsmaßnahmen veröffentlichen?

5. Wird dieser Bericht auch eine Identifizierung bestimmter Produktgruppen enthalten, die für eine Reformulierungsstrategie in Deutschland relevant sein könnten?

6. Wer hat diesen Bericht erstellt bzw. wird ihn erstellen? Die Fragen 4 bis 6 werden aufgrund des Sachzusammenhangs gemeinsam beant­ wortet. Der Entwurf der Nationalen Strategie zur Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten ist vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit wissenschaftlicher Unterstützung des Max Rubner-Instituts erarbei­ tet worden. Nach der im Juli 2017 geplanten Beschlussfassung im Bundeskabinett wird die Strategie veröffentlicht. In dem Entwurf werden die Produktgruppen ge­ nannt, auf die im Rahmen der Strategie fokussiert werden soll. Zudem werden sowohl die bisherigen als auch die künftigen Reformulierungsaktivitäten auf na­ tionaler Ebene dargestellt. Ferner ist ein Zeitplan zum weiteren Vorgehen enthal­ ten. Die Erstellung bzw. Veröffentlichung eines Berichts zur Bestandsaufnahme und Bewertung der international geplanten und bereits durchgeführten Reformulie­ rungsmaßnahmen ist nicht beabsichtigt. Auf die Antwort zu Frage 29 wird ver­ wiesen.

7. Welche Produktgruppen sind im Hinblick auf Übergewicht, Fettleibigkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus der Sicht der Bundesregierung rele­ vant für die Bevölkerung in Deutschland, und werden sich die Festlegungen vollständig an den Handlungsempfehlungen der EU-Framework Vereinba­ rungen orientieren? Wenn nicht oder nicht vollständig, warum nicht? Bei der Identifizierung der Produktgruppen orientiert sich die Bundesregierung an den auf EU-Ebene gemeinsam erarbeiteten Rahmenkonzepten (EU-Frame­ works). Da sich der Entwurf der Nationalen Strategie zur Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten in der Ressortabstimmung und der Verbände­ beteiligung befindet, kann derzeit zu den Produktgruppen, die im Rahmen der Strategie fokussiert werden, keine Angabe gemacht werden.

8. Verfügt die Bundesregierung über bestimmte Zielvorstellungen zu den Re­ duzierungszielen (von Zucker, Salz und Fett) bei einzelnen Produktgruppen? Der Bundesregierung dienen die auf EU-Ebene vorgeschlagenen Zielvorstellun­ gen bei der Festlegung der nationalen Reduktionsziele als Orientierung.

9. Wann wird die Nationale Reduktionsstrategie inklusive Nennung der Reduk­ tionsziele der Öffentlichkeit vorgestellt? Auf die Antworten zu den Fragen 3 sowie 4 bis 6 wird verwiesen. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5 – Drucksache 18/12791

10. Werden gemäß den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) – Regionalbüro für Europa alle Marktsegmente in der Reformulie­ rungsstrategie bzw. im Minimierungsdialog berücksichtigt? Es ist geplant, im Rahmen der Nationalen Strategie zur Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten bei den zu fokussierenden Produktgruppen alle Marktbeteiligten (Lebensmittelproduzenten aus Industrie, Handwerk und Handel) einzubeziehen.

11. Inwieweit hält es die Bundesregierung für sinnvoll, dass Unternehmen wie z. B. Lidl in ihrer unternehmenseigenen Reformulierungsstrategie (www. presseportal.de/pm/58227/3543890) und deren Umsetzung zunächst auf Pro­ dukte fokussieren, die gerne von Kindern verzehrt werden, wie beispiels­ weise Frühstückscerealien? Inwieweit schließt die Bundesregierung in ihren Überlegungen Produktgrup­ pen ein, die von besonders schutzbedürftigen Verbraucher- und Verbrau­ cherinnengruppen wie zum Beispiel Kindern verzehrt werden? Die Bundesregierung begrüßt Aktivitäten von Wirtschaftsbeteiligten, die zu ei­ nem größeren Angebot an Lebensmitteln mit niedrigerem Zucker-, Fett- und Salz­ gehalt führen. Dies gilt insbesondere mit Blick auf sogenannte vulnerable Bevöl­ kerungsgruppen wie Kinder und Jugendliche, da z. B. Übergewicht im Kindes- und Jugendalter mit Übergewicht und weiteren ernährungsmitbedingten Krank­ heiten im Erwachsenenalter assoziiert ist. Für die Bundesregierung ist der Aspekt der vulnerablen Bevölkerungsgruppen ebenfalls ein Kriterium, das bei den Überlegungen zur Festlegung der im Rahmen der Nationalen Strategie zur Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in Fertigpro­ dukten zu fokussierenden Produktgruppen eine Rolle spielt.

12. Wann wird die Bundesregierung einen Zeitplan und die weiteren geplanten Maßnahmen im Rahmen der Nationalen Reformulierungsstrategie vorlegen? Auf die Antwort zu den Fragen 4 bis 6 wird verwiesen.

13. Ist geplant – ähnlich wie beispielsweise in Frankreich oder Großbritannien –, die konkreten Reduktionsziele der Unternehmen bzw. Branchen in Form ei­ ner Selbstverpflichtung oder Erklärung öffentlich und transparent zu ma­ chen, z. B. auf einer Webseite? Wenn nicht, warum nicht? Es ist geplant, die mit den Wirtschaftsbeteiligten in Form von freiwilligen Selbst­ verpflichtungen vereinbarten Reduktionsziele zu veröffentlichen.

14. Wie kann der Verbraucher letztendlich zwischen den reformulierten und nicht-reformulierten Produkten unterscheiden? Ist eine Auslobung der Rezeptänderung geplant?

15. Geht die Bundesregierung davon aus, dass parallel zu den reformulierten Produkten die Produkte in ihrer ursprünglichen Rezeptur weiterhin auf dem Markt angeboten werden, oder ist es Ziel der Bundesregierung, dass die Ur­ sprungsprodukte vom Markt genommen werden? Die Fragen 14 und 15 werden aufgrund des Sachzusammenhangs gemeinsam be­ antwortet. Drucksache 18/12791 – 6 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

Nach Kenntnis der Bundesregierung verfolgen die Lebensmittelhersteller unter­ schiedliche Vorgehensweisen. Es gibt Unternehmen, die „still“ reformulieren, das heißt, die Rezeptur wird schrittweise über einen längeren Zeitraum in Form kleinerer, kaum sensorisch bemerkbarer Reduktionen verändert. Andere setzen hingegen auf Kenntlichmachung ihrer reformulierten Produkte. Dies ist letztend­ lich eine unternehmerische Entscheidung und soll es auch bleiben, ebenso wie die Frage des Beibehaltens bzw. des vom Marktnehmens der unveränderten Pro­ dukte. Der Entwurf der Nationalen Strategie zur Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten sieht vor, Möglichkeiten der Auslobung rezepturveränderter Produkte zu prüfen, die auch dazu beitragen können, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher solche Produkte leichter erkennen können.

16. Welche Branchen und Anbieterinnen und Anbieter wurden in den „Minimie­ rungsdialog“ bislang einbezogen, und wie hat sich dieser Prozess gestaltet? Im Rahmen der Wirtschaftsanhörung zur Vorbereitung der Kabinettbefassung wurden alle großen Verbände der Ernährungswirtschaft und mit Blick auf die zu fokussierenden Produktgruppen auch die betroffenen Branchenverbände betei­ ligt. Im Rahmen der Vorbereitung des Entwurfs der Strategie fanden darüber hin­ aus im Verlauf der vergangenen Monate auf Arbeitsebene zahlreiche Kontakte und Gespräche mit den betroffenen Verbänden statt (vgl. Antwort zu Frage 19).

17. Welche Maßnahmen wird die Bundesregierung ergreifen, wenn sich Bran­ chen nicht freiwillig an dem Prozess der Festlegung von Reduktionszielen für Produktgruppen beteiligen und sich keine Einigungen erzielen lassen? Wann (unter der Nennung einer zeitlichen Konkretisierung) würden solche Maßnahmen ergriffen? Die Bundesregierung geht davon aus, dass es zu freiwilligen selbstverpflichten­ den Vereinbarungen mit der Wirtschaft kommen wird.

18. Wird der Prozess der Festlegung von Reduktionszielen transparent durchge­ führt (zum Beispiel in Form von veröffentlichten Protokollen), und werden an diesem Prozess Vertreterinnen und Vertreter von Verbraucherorganisati­ onen teilnehmen? Wenn nein, warum nicht? Fragen zur Transparenz des Prozesses der Festlegung von Reduktionszielen wer­ den zu gegebener Zeit mit allen daran Beteiligten geklärt werden. Auf die Ant­ wort zu Frage 13 wird verwiesen. Eine den Strategieprozess begleitende Beteiligung von Vertreterinnen bzw. Ver­ tretern von Verbraucherorganisationen ist vorgesehen. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 7 – Drucksache 18/12791

19. Welche Gespräche wurden bereits mit der Lebensmittelwirtschaft und dem Lebensmittelhandel zum Thema Reformulierung geführt (bitte Nennung mit Datum, Teilnehmerinnen- und Teilnehmerkreis und Zielvorgaben der einzel­ nen Sitzungen)?

20. Welche Gespräche wurden mit Vertreterinnen und Vertretern von Gesund­ heits- und Verbraucherorganisationen, Krankenkassen und Ärzteverbänden geführt, und inwiefern ist die Einbindung dieser Akteurinnen und Akteure in den Entwurf und die Begleitung der Reformulierungsstrategie vorgesehen? Die Fragen 19 und 20 werden aufgrund inhaltlicher Analogien zusammen beant­ wortet. Auf die Vorbemerkung der Bundesregierung zur Beantwortung der beiden Fra­ gen wird verwiesen. Es wurden auch Termine aufgelistet, bei denen das Thema Reformulierung nur eines unter mehreren Gesprächsthemen war. Darüber hinaus wurden vom federführenden BMEL auf Arbeitsebene zahlreiche Gespräche u. a. mit dem Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL), dem Milchindustrieverband (MIV), der Wirtschaftsvereinigung alkohol­ freie Erfrischungsgetränke (wafg), dem Verband der deutschen Fruchtsaft-Indust­ rie (VdF), dem Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks (ZVDB), der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), der Deutschen Gesellschaft für Ernäh­ rung (DGE), der REWE-Group sowie Nestlé geführt. Die Gespräche dienten einerseits einem allgemeinen Informationsaustausch zur geplanten Erstellung einer Nationalen Strategie zur Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten. Andererseits wurden sie genutzt, um den Wirt­ schaftsbeteiligten die Wichtigkeit des Abschlusses freiwilliger Selbstverpflich­ tungen zu verdeutlichen. Datum Anlass Teilnehmerkreis 01.06.2015 Gespräch mit dem Bundes­ - Herr Stephan Nießner, Vorsitzender verband der deutschen Süß­ - Herr Klaus Reingen, Hauptgeschäftsführer warenindustrie e. V. (BDSI) - Herr Staatsekretär a. D. Dr. Robert Kloos - Vertreter Arbeitsebene BDSI und Fachebene BMEL

26.02.2016 Gespräch mit Vertretern der - Herr Günter Tissen, Hauptgeschäftsführer WVZ Zuckerverbände und der - Herr Axel Aumüller, Vorsitzender des Vereins der Zu­ Zuckerindustrie ckerindustrie und Vorstandsmitglied der Nordzucker AG - Herr Dr. Wolfgang Heer, Vorstandsvorsitzender Südzu­ cker AG

- Herr Staatsekretär a. D. Dr. Robert Kloos - Vertreter Fachebene BMEL

08.06.2016 Gespräch mit Vertretern der - Herr Günter Tissen, Hauptgeschäftsführer WVZ Zuckerverbände und der - Herr Axel Aumüller, Vorsitzender des Vereins der Zu­ Zuckerindustrie ckerindustrie und Vorstandsmitglied der Nordzucker AG - Herr Dr. Wolfgang Heer, Vorstandsvorsitzender Südzu­ cker AG - Herr Dr. Thomas Kuhlmann, Geschäftsführer der Pfeifer & Langen GmbH und Co. KG

- Herr Staatssekretär a. D. Dr. Robert Kloos - Vertreter Fachebene BMEL Drucksache 18/12791 – 8 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

Datum Anlass Teilnehmerkreis 14.06.2016 Mitgliederversammlung der - Herr Günter Tissen, Hauptgeschäftsführer WVZ Wirtschaftlichen Vereini­ - Herr Axel Aumüller, Vorsitzender des Vereins der Zu­ gung Zucker (WVZ) ckerindustrie und Vorstandsmitglied der Nordzucker AG - Herr Dr. Wolfgang Heer, Vorstandsvorsitzender Südzu­ cker AG - Herr Dr. Thomas Kuhlmann, Geschäftsführer der Pfeifer & Langen GmbH und Co. KG

- Herr Staatssekretär a. D. Dr. Robert Kloos - Vertreter Fachebene BMEL

09.09.2016 Gespräch mit der Südzucker - Herr Dr. Wolfgang Heer, Vorstandsvorsitzender AG - Frau Susanne Langguth, Direktorin Qualität und Ver­ braucherpolitik

- Herr Parl. Staatssekretär Peter Bleser - Vertreter Fachebene BMEL

21.10.2016 Gespräch mit der Wirt­ - Herr Dr. Hans-Jörg Gebhard, Vorsitzender schaftlichen Vereinigung - Herr Axel Aumüller, Vorsitzender des Vereins der Zu­ Zucker (WVZ) ckerindustrie - Herr Helmut Bleckwenn, Mitglied Vorstand - Herr Bernhard Conzen, Mitglied Vorstand - Herr Dr. Wolfgang Heer, Stellv. Vorsitzender - Herr Dr. Thomas Kuhlmann, Stellv. Vorsitzender des Direktoriums des Vereins der Zuckerindustrie - Herr Günter Tissen, Hauptgeschäftsführer

- Herr Staatssekretär Dr. Onko Aeikens - Vertreter Fachebene BMEL

22.11.2016 Parlamentarischer Abend - Herr Staatssekretär Dr. Onko Aeikens der Wirtschaftlichen Verei­ - Frau Parl. Staatssekretärin Dr. nigung Zucker (WVZ) und des Vereins der Zuckerin­ dustrie e. V. 25.11.2016 Gespräch mit dem Bund für - Herr Stephan Nießner, Präsident Lebensmittelrecht und Le­ - Herr Dr. Marcus Girnau, Stellv. Hauptgeschäftsführer bensmittelkunde (BLL) - Herr Staatssekretär Dr. Onko Aeikens 02.12.2016 Gespräch mit dem Bundes­ - Herr Stephan Nießner, Vorsitzender verband der deutschen Süß­ - Herr Klaus Reingen, Hauptgeschäftsführer warenindustrie e. V. (BDSI) - Herr Dr. Michael Heinemann, Vorsitzender Landes­ gruppe Ost

- Herr Staatssekretär Dr. Onko Aeikens - Vertreter der Fachebene BMEL Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9 – Drucksache 18/12791

Datum Anlass Teilnehmerkreis 22.12.2016 Gespräch mit Nordzucker - Herr Axel Aumüller, Vorsitzender des Vereins der Zu­ AG ckerindustrie und Vorstandsmitglied der Nordzucker AG - Vertreter Arbeitsebene Nordzucker AG

- Frau Parl. Staatssekretärin Dr. Maria Flachsbarth - Vertreter Fachebene BMEL 29.01.2017 Internationale Süßwaren­ - Herr Bastian Fassin, Vorsitzender des AISM (Arbeits­ messe (ISM) 2017 kreis der Internationalen Süßwarenmesse) - Herr Stephan Nießner, Vorsitzender des BDSI (Bundes­ verband der Deutschen Süßwarenindustrie) - Herr Klaus Reingen, Hauptgeschäftsführer BDSI - Herr Hans Strohmaier, Vorsitzender des Vorstandes der SG (Sweets Global Network) - Herr Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung Koelnmesse GmbH - Frau Katharina C. Hamma, Geschäftsführerin der Koelnmesse GmbH

- Herr Parl. Staatssekretär Peter Bleser - Vertreter Fachebene BMEL 08.02.2017 Gespräch mit der Wirt- - Herr Axel Aumüller, Vorsitzender des Vereins der Zu­ schaftlichen Vereinigung ckerindustrie (VdZ) und Vorstandsmitglied der Nordzu­ Zucker (WVZ) cker AG - Herr Helmut Bleckwenn, Vorstandsmitglied WVZ - Herr Bernhard Conzen, Vorstandsmitglied WVZ - Herr Dr. Thomas Kirchberg, Mitglied des Direktoriums des VdZ undVorstandsmitglied der Südzucker AG - Herr Günter Tissen, Hauptgeschäftsführer WVZ

- Herr Parl. Staatssekretär Peter Bleser, - Vertreter Fachebene BMEL 23.02.2017 Besuch der Südzucker AG - Herr Dr. Wolfgang Heer, Vorstandsvorsitzender am Standort Ochsenfurt - Herr Dr. Thomas Kirchberg, Mitglied des Vorstands - Frau Susanne Langguth, Direktorin Qualität und Ver­ braucherpolitik - Vertreter Arbeitsebene Südzucker

- Herr , MdB, CSU, - Herr Dr. Fred Zeller, Geschäftsführer der Süddeutschen Zuckerrübenverwertungs-Genossenschaft SZVG (Hauptaktionär der Südzucker AG)

- Herr Bundesminister Christian Schmidt - Vertreter Fachebene BMEL 28.03.2017 Gespräch mit Vorstandsmit­ - Herr Dr. Wolfgang Heer, Vorsitzender des Vorstands gliedern der Südzucker AG - Herr Dr. Thomas Kirchberg, Mitglied des Vorstands

- Herr Staatssekretär Dr. Onko Aeikens - Vertreter Fachebene BMEL Drucksache 18/12791 – 10 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

Datum Anlass Teilnehmerkreis 30.04.2017 Mitgliederversammlung des - Herr Landesinnungsmeister Heinz Hoffmann Bayerischen Bäckerhand­ werks - Herr Bundesminister Christian Schmidt - Vertreter Fachebene BMEL 16.05.2017 Gespräch mit der Nordzu­ - Herr Christian Kionka - Corporate Public Affairs cker AG - Frau Parl. Staatssekretärin Dr. Maria Flachsbarth 19.05.2017 Mitgliederhauptversamm­ - Herr Nießner, Vorsitzender des Präsidiums lung des Bundesverbandes - Herr Reingen, Hauptgeschäftsführer der deutschen Süßwarenin­ dustrie e. V. (BDSI) - Herr Bundesminister Christian Schmidt - Vertreter Fachebene BMEL

21. Werden neben dem Max-Rubner-Institut weitere unabhängige wissenschaft­ liche Expertinnen und Experten und Institutionen in den Dialogprozess ein­ gebunden? Wenn ja, welche? Im weiteren Strategie- und Dialogprozess soll auch die wissenschaftliche Exper­ tise weiterer Experten und Institutionen, z. B. von Wissenschaftlern aus den vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekten der Fördermaßnahme „Kompetenzcluster Ernährungsforschung“, eingebunden werden.

22. Ist auch das Handwerk in den Dialogprozess einbezogen (z. B. Bäckerin­ nung)? Das Handwerk ist in den Dialogprozess eingebunden. Auf die Antwort zu den Fragen 19 und 20 wird verwiesen.

23. Welche inhaltlichen und zeitlichen Vorgaben sind Gegenstand des Dialogs?

24. In welchen zeitlichen Abständen finden Sitzungen statt? Handelt es sich um einen kontinuierlichen Prozess? Die Fragen 23 und 24 werden aufgrund des Sachzusammenhangs gemeinsam be­ antwortet. Zu den inhaltlichen Vorgaben gehört, dass die Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten kein Selbstzweck sein darf, sie muss technologisch mach­ bar und aus ernährungsphysiologischer Sicht sinnvoll sein sowie zu geschmack­ lich akzeptablen Resultaten führen. Die Reduktion von Zucker, Fetten und Salz soll im Sinne einer Produktverbesserung im besten Fall auch mit einer Reduktion der Energiedichte einhergehen und darf nicht dazu führen, dass im Produkt z. B. Zucker durch höherkalorisches Fett substituiert wird. Da sich der Strategieentwurf in der Ressortabstimmung und der Verbändebeteili­ gung befindet, können derzeit keine konkreten Angaben zu den zeitlichen Vor­ stellungen zum weiteren Vorgehen gemacht werden. Auf die Antwort zu Frage 6 wird verwiesen. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 11 – Drucksache 18/12791

25. Wie werden Fortschritte in dem Prozess gemessen?

26. Welche Art des Monitorings ist im Rahmen der Reformulierungsstrategie geplant?

27. Mit welchen Maßnahmen will die Bundesregierung erreichen, dass bereits im Jahr 2020 messbar mehr gesündere Lebensmittel auf dem Markt sind, und wie konkret soll eine solche Messung vorgenommen werden? Die Fragen 25 bis 27 werden aufgrund des Sachzusammenhangs gemeinsam be­ antwortet. Um den Stand der Umsetzung und die Fortschritte der nationalen Reduktionsstra­ tegie zu erfassen sollen im Rahmen eines Monitorings die Zufuhr von Zucker, Fetten und Salz sowie der Gesundheitsstatus in der Bevölkerung und die Gehalte an Zucker, Fetten und Salz in den Lebensmitteln überprüft werden. Große nationale Ernährungs- und Gesundheitssurveys bilden den Rahmen für ein Monitoring der Zucker-, Fett- und Salzzufuhr sowie deren gesundheitliche Aus­ wirkungen. Deutschland verfügt sowohl im Ernährungs- als auch im Gesund­ heitsmonitoring über langjährige Expertise. Aktuell wird gemeinsam vom Max Rubner-Institut (MRI) und dem Robert Koch-Institut (RKI) in Fortführung der Nationalen Verzehrsstudie (NVS), des Nationalen Ernährungsmonitorings (NEMONIT) und des Gesundheitsmonitorings DEGS/GEDA eine bundesweite repräsentative Studie zu Ernährung und Gesundheit der erwachsenen Bevölke­ rung in Deutschland geplant. Auf Basis eines repräsentativen Verbraucherpanels wurden Daten zu im Lebens­ mitteleinzelhandel gekauften industriell vorgefertigten Produkten beschafft und vom MRI die Spannbreiten der Zucker-, Fett- und Salzgehalte ermittelt. Es ist geplant, zur Überprüfung der vereinbarten Reduktionsziele die Zucker-, Fett- und Salzgehalte in den entsprechenden Produkten in regelmäßigen Abständen erneut zu erheben. Darüber hinaus existiert mit dem vom MRI betreuten Bundeslebensmittelschlüs­ sel (BLS) in Deutschland nicht nur ein Standardinstrument zur Auswertung von ernährungsepidemiologischen Studien und Verzehrserhebungen, sondern auch eine umfängliche Datenbank für den Nährstoffgehalt von fast 15 000 Lebensmit­ teln. Besonders die Produktgruppen, bei denen im Rahmen der nationalen Strate­ gie die Rezepturen verändert werden sollen, sollen in regelmäßigen zeitlichen Abständen analysiert werden. Auch auf diese Weise kann zusätzlich ermittelt werden, inwieweit die Reduktionsziele erreicht werden.

28. Hat das BMEL andere Bundesministerien in die Erarbeitung der Reformu­ lierungsstrategie eingebunden oder ist eine Einbindung geplant? Wenn ja, welche? Wenn nicht, warum nicht? Im Rahmen der derzeit laufenden Ressortabstimmung wurden das Bundesminis­ terium für Gesundheit, das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, das Bundesministerium für Bildung und Forschung und das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz sowie nachrichtlich alle übrigen Bundesressorts beteiligt. Drucksache 18/12791 – 12 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

29. Was sind die Ergebnisse der von der Bundesregierung in ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 18. Dezember 2015 (Bundestagsdrucksache 18/7135, Antwort zu Frage 4) erwähnten Auswertung einer Befragung der EU-Mitgliedstaaten zum Thema Reformulierung? Unter der EU-Ratspräsidentschaft der Slowakei wurde in der zweiten Jahreshälfte 2016 eine Befragung der EU-Mitgliedstaaten sowie Norwegen und der Schweiz zum Thema „Best practices of Members States on Food reformulation“ durchge­ führt. Daran haben sich 22 Mitgliedsstaaten sowie Norwegen und die Schweiz beteiligt. Die Auswertung der Ergebnisse ergab, dass am häufigsten ein Fokus auf Salz gelegt wurde (23 Länder), gefolgt von zugesetztem Zucker, trans-Fettsäuren, Gesamtfett (jeweils 20 Länder) und gesättigte Fettsäuren (18 Länder).

30. Inwiefern greift die Bundesregierung auf die Informationen und Analysen des von der Europäischen Kommission geförderten Europäischen Netzwerks zum Thema Rezepturumstellungen in Lebensmitteln „SALUX“ (www. salux-project.eu/de) zurück? Befindet sich die Bundesregierung im Austausch mit den beteiligten Univer­ sitäten (z. B. TU Berlin, Universität Hohenheim)? Wie werden die im Rahmen von SALUX gewonnen Erkenntnisse in die deutsche Reformulierungsstrategie einfließen? Die im Rahmen von SALUX gewonnenen und veröffentlichten Erkenntnisse sind in den Entwurf für die Nationale Strategie zur Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten eingeflossen. Ein direkter Austausch mit den an SALUX beteiligten Universitäten hat bisher nicht stattgefunden.

31. Welche Stellen und Aktivitäten sind zum Thema Reformulierung im Bun­ deszentrum für Ernährung geplant? Im Rahmen der Nationalen Strategie zur Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten sind Informations- und Sensibilisierungsaktivitäten geplant, z. B. durch Broschüren und Informationsmaterialien, Internetseiten und Medi­ eninformationen. Dabei sollen sowohl breitenwirksame als auch zielgruppenori­ entierte Maßnahmen ergriffen werden. Eine Einbindung des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE) ist vorgesehen, zusätzliche Stellen sind derzeit nicht geplant.

32. Inwiefern sind öffentliche Dialogveranstaltungen zum Thema Reformulie­ rung geplant, bei denen neben der Wirtschaft auch die Zivilgesellschaft ein­ gebunden wird? Da bereits eine den Strategieprozess begleitende Beteiligung von Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft vorgesehen ist, wird kein Erfordernis für wei­ tere öffentliche Dialogveranstaltungen gesehen.

33. Inwiefern werden Verbraucherinnenerwartungen und Verbrauchererwartun­ gen bzw. -anforderungen an Lebensmittelprodukte hinsichtlich Geschmack, Konsistenz etc. berücksichtigt? Rezepturänderungen von Lebensmitteln werden sich nur dann am Markt durch­ setzen, wenn sie vom Verbraucher akzeptiert werden. Dies gilt insbesondere für Geschmack und Konsistenz der Produkte. Insofern müssen die Rezepturen maß­ voll, in einer vom Verbraucher geschmacklich akzeptierten Weise geändert wer­ den. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 13 – Drucksache 18/12791

34. Welche Forschungseinrichtungen betreiben nach Kenntnis der Bundesregie­ rung Forschung im Bereich der Reformulierung?

35. Welche Forschungsprojekte werden mit Steuergeldern finanziert?

36. In welcher Form beabsichtigt die Bundesregierung, mit Steuergeldern finan­ zierte Forschungsergebnisse bekannt zu machen und sie der Lebensmittel­ wirtschaft, der Wirtschaft und der Öffentlichkeit zu Verfügung zu stellen? Die Fragen 34 bis 36 werden aufgrund des Sachzusammenhangs gemeinsam be­ antwortet. Der Bundesregierung liegen nur punktuell Informationen zu universitären (z. B. TU Berlin, Universität Hohenheim) oder privatwirtschaftlichen Forschungsein­ richtungen vor, die Forschung im Bereich der Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in Lebensmitteln betreiben. Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) institutionell geför­ dert und befasst sich u. a. mit Forschung zur gesünderen Zusammensetzung von Lebensmitteln. Im Geschäftsbereich des BMEL wurden beim Max Rubner-Institut (MRI) im letzten Jahr Vorlaufforschungsprojekte angestoßen, um die Möglichkeiten und Grenzen einer Produktreformulierung, die die Industrie häufig vor technologi­ sche, lebensmittelsicherheitsrelevante und sensorische Herausforderungen stellt, wissenschaftlich zu erörtern. Insgesamt wurden vom Max Rubner-Institut neun Projekte gestartet, die sich der Reduktion von Fett, Salz und Zucker beziehungs­ weise dem Einsatz von Ersatzprodukten oder der Erhöhung der Geschmackswir­ kung – bei Zucker und Salz – widmen. Die Forschungsvorhaben werden teilweise in Zusammenarbeit mit anderen Forschungseinrichtungen und der Wirtschaft durchgeführt und sind auf den Internetseiten des MRI ausführlich dargestellt (www.mri.bund.de/de/themen/reformulierung/). Die Gesamtfördersumme be­ trägt rund 2 Mio. Euro. Zusätzlich wurde Ende September 2016 im Bundesanzeiger eine Ausschreibung im Rahmen des BMEL-Innovationsförderprogramms („Förderung von Innovati­ onen zur Reduktion von Salz, Fetten und Zuckern in Lebensmitteln“) veröffent­ licht. Im Rahmen dieser Bekanntmachung werden weitere Projekte mit Wirt­ schaftsbeteiligung im Bereich der Reduzierung von Salz, Fett und Zucker in Le­ bensmitteln mit einem Gesamtfördervolumen von rund 3 Mio. Euro gefördert werden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert derzeit im Rahmen der Fördermaßnahme „Kompetenzcluster Ernährungsforschung“ insgesamt vier regionale Cluster in einer ersten Förderphase. Die folgenden drei Cluster dieser Fördermaßnahme befassen sich u. a. unmittelbar mit der gesünderen Zusammen­ setzung von Lebensmitteln:  „nutriCARD“ - Kompetenzcluster für Ernährung und kardiovaskuläre Ge­ sundheit Laufzeit: 1. Mai 2015 - 30. April 2018; Gesamtfördersumme: 4 901 855 Euro  „enable“ - Förderung einer gesunden Ernährung in allen Lebensphasen Laufzeit: 1. Juni 2015 - 31. Mai 2018; Gesamtfördersumme: 5 768 090 Euro  „NutriAct“ - Ernährungsintervention für gesundes Altern Laufzeit: 1. Juni 2015 - 31. Mai 2018; Gesamtfördersumme: 5 564 252 Euro Drucksache 18/12791 – 14 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

Die aus verschiedenen der genannten Maßnahmen der Forschungsförderung ge­ wonnenen Ergebnisse und entwickelten Verfahren sollen vor allem kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) nutzbar gemacht werden, um Anreize zu setzen, ihre Einbindung zu erleichtern und dafür zu sorgen, dass die Reformulierung nicht zum treibenden Faktor eines Strukturwandels hin zu großen, global agieren­ den Lebensmittelunternehmen wird.

37. Wie will die Bundesregierung Herstellerinnen und Hersteller dazu bewegen, ihre Produkte gesünder zu machen? Welche Rolle spielen dabei verbindliche Regeln, welche freiwillige Abspra­ chen, welche Anreize? Auf die Antwort zu Frage 17 wird verwiesen. Ein zusätzlicher Anreiz könnten verbesserte Optionen zur Auslobung sein.

38. Plant die Bundesregierung eine besondere Unterstützung für kleinere Her­ stellerinnen und Hersteller, um diese bei der Umsetzung der anspruchsvollen Reformulierungstechnologien nicht abzuhängen? Auf die Antwort zu den Fragen 34 bis 36 wird verwiesen.

39. Welche weiteren Bundeshaushaltsmittel sind für die Erarbeitung und Um­ setzung der Reduktionsstrategie geplant? Wofür werden diese verwendet? Zur Umsetzung der Nationalen Strategie zur Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten sind Informations- und Sensibilisierungsmaßnahmen für Verbraucherinnen und Verbraucher geplant. Die Höhe der dafür benötigten Haus­ haltsmittel wird im Rahmen der weiteren Planungen konkretisiert.

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