Rede Der Bundesministerin Für Ernährung Und Landwirtschaft Julia Klöckner
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- 1 - Rede der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner Es gilt das gesprochene Wort! Sperrfrist: Redebeginn Liebe Gitta Connemann, lieber Volker Kauder, lieber Alexander Dobrindt, sehr verehrte Frau Präsidentin [Gerda] Hasselfeldt, Präsidentin Deutsches Rotes Kreuz e.V. sehr geehrter Herr Prof. Dr. Hans-Günter Henneke, Geschäftsführendes Präsidialmitglied, Deutscher Landkreistag sehr geehrter Herr Dr. [Reiner] Klingholz, Geschäftsführender Direktor des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung sehr geehrter Herr [Axel] Gedaschko, Präsident Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmer e.V. sehr geehrte, liebe Frau [Nina] Sehnke, Bundesvorsitzende Bund Deutscher Landjugend e.V. - 2 - liebe Kolleginnen und Kollegen aus dem Deutschen Bundestag, sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der Kommunen, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Gäste der Fraktion! I. Einleitung Ich bin der Fraktion, lieber Volker Kauder, liebe Gitta Connemann, für die Veranstaltung dieses Kongresses sehr dankbar. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass die Organisation einer solchen Veranstaltung immer von vielen externen Faktoren abhängt, da man solch ein Event ja nicht von heute auf morgen plant. Beim Thema war vorher klar, das ist ein Volltreffer: - 3 - Die Zukunft der ländlichen Räume, die Diskussion um die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse, um Heimat, verbunden mit der Aufgabe der Politik, eine Zunahme von Disparitäten zu verhindern, ist allgegenwärtig. Aber beim Timing so einer Veranstaltung kann auch mal was schief gehen. Heute jedoch kann ich Euch nur beglückwünschen, denn Ihr habt eine Punktlandung hinbekommen. II. Kommission Gleichwertige Lebensverhältnisse gegründet Vor nicht einmal drei Stunden haben Horst Seehofer, die Kollegin Giffey und ich die erste Sitzung der Kommission Gleichwertige Lebensverhältnisse der Bundesregierung geleitet. - 4 - Auch unsere Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel hat an der Gründung zusammen mit vielen Ministerpräsidenten und den Kommunalen Spitzenvertretern teilgenommen. In Ihrer Impulsrede hat Sie noch einmal deutlich herausgestellt, dass die Schaffung von gleichwertigen Lebensverhältnissen in Stadt und Land eine Daueraufgabe für diese Bundesregierung ist, dass ländliche Regionen attraktiv bleiben müssen zum Leben und Arbeiten. Jetzt kann die Arbeit beginnen: Die Kommission soll möglichst schon bis zum Juli 2019 konkrete Arbeitsergebnisse liefern. In der Kommission sind neben den beteiligten Bundesministerien auch alle 16 Länder vertreten. - 5 - Wichtig war mir bei der Konstruktion, dass auch die führenden kommunalen Spitzenverbände, der Deutsche Landkreistag, der Deutsche Städte- und Gemeindebund sowie der Deutsche Städtetag, Mitglieder der Kommission sind. Lieber Herr Prof. Dr. Henneke, Sie unterstützen das BMEL ja bereits als Vorsitzender unseres Sachverständigenrats. Ich freue auch in der Kommission auf eine enge Zusammenarbeit mit Ihnen. Ich versichere Ihnen, dass ich und mein Ministerium als Anwalt der ländlichen Räume unsere Expertise in die Kommissionsarbeit einbringen werden. III. Politischer Fokus auf urbane Entwicklungen – Städte nicht den ländlichen Räumen vorziehen Denn die ländlichen Räume brauchen unsere politische Unterstützung. Die Unterstützung der Union. - 6 - Denn wenn wir uns die aktuellen Entwicklungen zum Städtebau anschauen, muss man konstatieren, dass dort Tempo gemacht wird. Zur Stärkung des sozialen Wohnungsbaus wird die Bundesregierung auf Antrieb unseres sozialdemokratischen Koalitionspartners das Grundgesetz ändern. Damit können jährlich zusätzlich 2 Milliarden Euro in die Städte fließen. Zusätzlich werden über die Städtebauförderung über eine Milliarde Euro in urbane Regionen gegeben. Da wird geklotzt und nicht gekleckert! Mir geht es nun nicht darum, eine Neid-Debatte „Stadt- Land“ aufzubauen. Aber wenn wir in der Analyse einig sind, dass wir die ländlichen Räume stärken müssen, dann müssen wir auch über Investitionen in gleicher Höhe wie für unsere Städte für unsere ländlichen Räume reden. - 7 - IV. Allgemeine Situation ländliche Räume – Disparitäten überwinden Die ländlichen Räume sind für mich die Kraftzentren unseres Landes. Ich kann mich fast täglich davon überzeugen. Und wenn ich mir die Aktivitäten in den sozialen Netzwerken von Euch, liebe Kolleginnen und Kollegen, ansehe, weiß ich, es geht euch genauso. Ich sehe Gitta Connemann auf dem Pferde- und Viehmarkt im intensiven Austausch mit interessierten Bürgern, Johannes Röring im Gespräch mit jungen Unternehmern, Albert Stegemann an der Supermarktkasse oder Mechthild Heil bei der lokalen Lehrstellen- und Informationsbörse. Wir alle erleben tolle Vereine und Bürger, die mit Freude, Energie und Herzlichkeit auf dem Land bei der Sache sind, die ihre Heimat prägen. - 8 - Doch wir alle wissen auch: Die lokalen Aufgaben in ländlichen Räumen und die Disparitäten zwischen den Regionen sind teilweise erheblich. Wir kennen Regionen mit guter infrastruktureller Anbindung an die Zentren. Diese prosperieren wirtschaftlich, bieten gute Arbeitsplätze in ausreichender Zahl. Sie sind insbesondere im Süden und Westen Heimat vieler mittelständischer Technologieführer! Sie sind geprägt von Zuzug oder zumindest weitgehend stabiler Bevölkerungszahlen. Dort kann auch die Grundversorgung leichter gesichert werden. Daneben existiert eine Vielzahl von Orten, die vom demografischen Wandel, von Strukturschwäche oder peripherer Lage stärker belastet sind. Die durch Abwanderung und Alterung der Bevölkerung, fehlende Unternehmen und Arbeitsplätze, Gebäudeleerstand, angespannte Kommunalfinanzen und Defizite der Grundversorgung gekennzeichnet sind. - 9 - Dort verstärkt die Abwanderung junger Menschen verstärkt den Fachkräftemangel in Wirtschaft und Verwaltung. V. Gesamtstrategie Ländlicher Raum entwickeln – Politik muss vor Ort wirken Unsere ländlichen Räume sind als Kraftzentren unseres Landes zu erhalten und zu stärken. Das schaffen wir, indem wir attraktive Lebens- und Arbeitsbedingungen für die dort lebenden Menschen befördern. Unsere Politik muss vor Ort wirken, Maßnahmen müssen in den Kommunen und Regionen ankommen, direkt helfen. Deshalb will ich diese Legislatur nutzen, um hier neue Maßstäbe zu setzen. - 10 - Im Juni habe ich genau deswegen gemeinsam mit dem Deutschen Städte- und Gemeindetag, dem Deutschen Landkreistag, dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks das „Aktionsbündnis Leben auf dem Land" gestartet. Jeder unserer vier Partner hat langjährige Erfahrung und Strukturen, die die Menschen vor Ort erreichen. Mit gebündelten Kräften wollen wir Lösungen erarbeiten und das Aktionsbündnis mit Leben füllen. So werden wir die Lebensqualität verbessern und die Wirtschaft in den ländlichen Regionen stärken und der Abwanderung entgegenwirken, die in den Städten zu einer Last wird. Mit der Gemeinschaftsaufgabe zur „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) werden wir auch in den kommenden Jahren wichtige Impulse für die ländliche Entwicklung senden. - 11 - Denn wir sehen, die GAK wirkt vor Ort: Es entstehen Mehrfunktionshäuser, in denen sich der Dorfladen mit dem Friseur, dem Arzt, der Apotheke, vielleicht auch mit dem Postdienstleister zusammentut. Das belebt Ortsmitten und Dorfzentren, stiftet Identität und bietet Perspektiven. In der GAK haben wir im Koalitionsvertrag ja sogar vereinbart, einen Sonderrahmenplan Ländliche Entwicklung einzusetzen. Ich freue mich, dass der Deutsche Bundestag diesen Sonderrahmenplan in den kommenden Jahren mit ausreichenden Mitteln ausstatten möchte. Für 2018 stehen schon 10 Millionen Euro zur Verfügung, 2019 wollen wir bereits 150 Millionen Euro zusätzlich investieren, wenn Sie, liebe Abgeordnete, zustimmen.1 1 Der Haushalt 2019 ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht beschlossen. - 12 - Dieses Geld gilt es im Zusammenspiel mit den Ländern intelligent, zielerichtet und wirksam in der Fläche zu investieren. Dafür wollen wir die GAK im Bereich der ländlichen Entwicklung von den Fesseln des Agrarstrukturbezugs lösen und auf die heutige Lebenswirklichkeit auf dem Land ausrichten. Mit dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung (BULE) – unserem Erfolgsprojekt für den Ländlichen Raum – werden wir auch weiterhin innovative Projekte für gutes Leben auf dem Land unterstützen. Wenn ich mir die umfangreiche Förderliste des BULE anschaue, dürfte hier kaum jemand anwesend sein, in dessen Landkreis das BULE nicht ein Projekt, eine Initiative oder eine Idee fördert. - 13 - Ich will das Programm weiterentwickeln und verstetigen. Im Idealfall, indem wir erfolgreiche Projekte in die GAK- Regelförderung übernehmen – so geschehen mit den Mehrfunktionshäusern. Digitalisierung und Mobilität werden in den kommenden Jahren ein Schwerpunkt sein. Und auch das Programm Land.Kultur werden wir, wie im Koalitionsvertrag vorgesehen, weiterführen. Mein zentrales Thema für das Bundesprogramm wird zudem das Ehrenamt sein. Denn für uns ist die Stärkung der Zivilgesellschaft und des Ehrenamts nicht nur ein zentrales Element für die Zukunftsfähigkeit ländlicher Gemeinden. Das Ehrenamt ist die Seele des ländlichen Raums, im ländlichen Raum ist die Bereitschaft, sich ehrenamtlich einzusetzen, ein wesentlicher Standortfaktor. Ich denke, liebe Frau Hasselfeldt, das können Sie uns gleich bestätigen. - 14 - Es ist der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Wer sich engagiert und wem Unterstützung zu Teil wird, wird sich nicht so schnell abgehängt fühlen. Leider sind immer mehr Vereine