Soziale Kontrolle Im NS-Regime
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Jan Ruckenbiel Soziale Kontrolle im NS-Regime Protest, Denunziation und Verfolgung Zur Praxis alltäglicher Unterdrückung im Wechselspiel von Bevölkerung und Gestapo Ruckenbiel, Jan: Soziale Kontrolle im NS-Regime: Protest, Denunziation und Verfolgung. Zur Praxis alltäglicher Unterdrückung im Wechselspiel von Bevölkerung und Gestapo. Köln 2003. Zugleich Dissertation Universität – Gesamthochschule Siegen 2001. urn:nbn:de:hbz:467-511 Gedruckt auf alterungsbeständigem holz- und säurefreiem Papier von Hundt Druck, Zülpicher Str. 220, 50937 Köln. II Inhaltsverzeichnis Vorwort I. Einleitung A. Fragestellung 1 B. Forschungsstand 2 C. Vorgehensweise 8 D. Gliederung der Arbeit 11 II. Vorverständnis und Ausgangshypothesen A. Wissenschaftsverständnis: Konzeption und Position 12 B. Theoretischer Interpretationsrahmen 14 1. Herrschaft 14 2. Normen, Werte und soziale Kontrolle 15 3. Kalküle individuellen Verhaltens: Dissonanz und Verstrickung 18 4. Präventive und selektive Wirkungen des Nichtwissens 21 C. Zeitspezifischer Interpretationsrahmen 22 D. Der Untersuchungsansatz 28 E. Untersuchungsleitende Hypothesen 31 III. Quellenlage, Quellenauswahl und Vorgehensweise A. Auswahl und Beschreibung der Untersuchungsgebiete 33 B. Quellenkritik 39 C. Auswahl der Quellen 46 D. Konstruktion und Auswahl von Fallbeispielen 49 IV. Protest A. Die Zuschreibung politisch nonkonformen Verhaltens 50 1. Ideologische Fiktionen 50 2. Gesetzliche Grundlagen 51 3. Propagandistische Verbreitung 55 4. Mechanismen der Ausgrenzung und Einvernahme 59 B. Begriffe politisch nonkonformen Verhaltens 62 III C. Der Protest und seine Themen 67 1.'Die Vergehen' 68 2. Der Protestdiskurs 69 3. Zeitlicher Verlauf 70 D. Die Beschuldigten 83 E. Situationen, Provokationen und Motive 92 V. Denunziation: Die Institutionen informeller sozialer Kontrolle A. Definition 99 B. Die Kontrolle der Bevölkerung durch NS-Organisationen 100 1. Aufbau und Aufgabe der Parteiorganisationen 100 2. Allgemeine Mitwirkung an Denunziationen 101 3. Konkrete Verfolgungsbeteiligung 103 C. Die Mobilisierung der Bevölkerung: Aufrufe zur Denunziation 106 D. Anzeigen aus der Bevölkerung 108 1. Legitimität und Gehorsam 109 2. Umwelt, soziale Kontrolle und Denunziation 112 3. Motive 116 4. Konstellationen zwischen Denunzianten und Verfolgten 118 5. Anlässe und Konflikte 119 6. Geschlechtsspezifische Entwicklungen: Waren Frauen die eifrigeren Denunzianten? 127 7. Überzeugungen: Politisch motivierte Anzeigen 132 8. Vorläufiges Resümee 136 E. Die Denunzianten: Alter und politische Funktion 138 F. Überlegungen zur Abwesenheit von Denunziation 143 G. Die 'unbeteiligten Dritten' 146 H. Funktion für die NS-Herrschaft 147 VI. Verfolgung A. Der Verfolgungsapparat 152 1. Die Gestapo 152 2. Die Justiz 157 3. Die Polizei 158 B. Der Verfolgungsablauf 161 1. Erstattung und Weiterleitung von Anzeigen 161 2. Ablauf der (Vor-)Ermittlungen 162 IV 3. Die 'verantwortliche Vernehmung' 163 C. Die Sanktionen 166 1. Das Sanktionsrepertoire der Gestapo 167 2. Gerichtliche Sanktionen: Haftstrafen 173 3. Schwere Gestapo-Sanktionen: 'Schutzhaft' und KZ 173 4. Sanktionsbemessung: Täter- statt Tatorientierung? 178 D. Norm versus Maßnahme? Gestapo und Justiz 184 1. Die Zusammenarbeit von Gestapo und Justiz 185 2. Die Konkurrenz: Überwachung und 'Korrektur' 187 3. Pragmatische Koexistenz 190 VII. Erklärungen 194 A. Vertraute Werte und neue Normen 195 B. Der NS-Staat 196 C. Verhaltenssteuerung durch Informationskontrolle 212 D. Zur Soziographie sozialer Kontrolle 222 E. Menschen zwischen Verstrickung und Protest 225 VIII. Zusammenfassung 228 A. Der Einfluß der Quellen auf die Forschungsergebnisse 230 B. Herrschaftssicherung mit begrenzten Mitteln 233 C. Die Mitwirkung der Bevölkerung 236 D. Individuelle Freiräume und Handlungsgrenzen 242 E. Gesellschaftliche Auswirkungen 244 IX. Quellen- und Literaturverzeichnis 246 X. Anhang V Verzeichnis der Graphiken und Tabellen Graphiken 1. Protestverlauf 71 2. Alter der Protestierenden 87 3. Protest und Geschlecht pro Jahr 89 4. Anzeigen aus der Bevölkerung 110 5. DenunzantInnen; Denunziation und Geschlecht pro Jahr 130 6. Geburtsjahr der Denunzianten 139 7. Sanktionen 166 8. Verfolgungskonjunkturen in Düsseldorf 201 Tabellen 1. Sozialstruktur 36 2. Wahlergebnisse 37 3. Geschlechterproportion und Vorstrafen 86 4. Erstadressaten von Anzeigen aus der Bevölkerung 103 5. Art der Kenntnisnahme durch die Gestapo 108 6. Art der Anzeigenerstattung (aus der Bevölkerung) 109 7. Einwohnerzahl und Zahl der Verfolgungsvorgänge 114 in Land, Kleinstadt und Großstadt 8. Anzeigemotive 117 9. Beziehungen zwischen Denunziant und Täter 118 10. Private Anzeigemotive 119 11. Hierarchische Anzeige-Konstellationen 121 12. Geschlechtsspezifische Anzeigekonstellationen 129 13. Sanktionierung in Abhängigkeit von Geschlecht, 181 Vorstrafe und Familienstand VI Vorwort Dank sagen möchte ich insbesondere den Archivaren im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf sowie in Düsseldorf-Kalkum – stellvertretend sei Dr. Faust genannt und zugleich an die unverzichtbare wie staubige Arbeit der Maga- ziner erinnert – der Wiener Library in London sowie den Betreuern der elektronischen Publikation der UB der Universität Siegen. Danken möchte ich auch allen Freunden und Freundinnen, welche die Ar- beit begleiteten. Besonders erwähnt seien Christiane – mit ihr entwickelten sich Maßstäbe partnerschaftlichen Arbeitens, die ich wohl sah, aber erst im nachhinein in ihrer Besonderheit zu schätzen lernte – und Sötke, deren Er- zählungen über das Dorfleben mir die Mechanismen informeller sozialer Kontrolle so plastisch verdeutlichten, wie es weder Akten noch Theorien vermochten. Martin, Petra und Wolfgang ließen mich mit Zuspruch und bestärkender Kritik Anfang und Ende finden. Auch den Kollegen vom Forschungsinstitut für Soziologie sei gedankt. Ihre Fachkenntnis und Hin- weise hätten z.T. sicher einen fruchtbareren Boden verdient gehabt. Den Gutachtern, Professor Dr. Gerhard Brunn und Professor Dr. Jürgen Reulecke, sei für ihre detaillierten Anmerkungen gedankt. Erinnert sei ebenfalls an die viel zu früh Verstorbenen, Reinhard Mann und Peter Hüt- tenberger. Anregungen und Fragen aus ihren Werken bildeten entschei- dende Ansatzpunkte für die Untersuchung sozialer Kontrolle im National- sozialismus. Ähnlich verhält es sich mit Martin Broszat, dessen Begriff der Resistenz vielleicht nicht unseren Bedürfnissen nach einfach zu schei- denden, möglichst dichotomen Kategorien entspricht, der aber den real existierenden gesellschaftlichen Gemengelagen m.E. näher kommt. Um den Text gleichermaßen für die Nutzung im Internet wie auch in Buchform zu gestalten, erhielt das PDF-Dokument eine relativ große Schrift, die auf DIN A 5 verkleinert, genau 2 Seiten pro DIN A 4 Blatt er- gibt. Dem papiersparenden Nutzer sei diese verkleinernde Skalierung emp- fohlen. Letztendlich danke ich meinen Eltern, die mich auch hierbei wohlwollend begleiteten und mir schon sehr früh die innere Unabhängigkeit vermittel- ten, selbstbewußt neue Wege zu gehen. VII VII I. Einleitung Am Anfang definierte das NS-Regime neue Normen politischen Verhal- tens und produzierte Protest. Am Ende der Verfolgung stand für einen Teil der Protestierenden die Bestrafung mit Gefängnis, Konzentrationslager oder Tod. In den dazwischen liegenden Prozessen sozialer Kontrolle wur- den die Opfer bestimmt. Auf der Ebene persönlicher Beziehungen, der so- zialen Umwelt, sowie politischer Kontroll- und Sanktionsinstanzen wurde denunziert, selektiert und diskriminiert. A. Fragestellung Die vorliegende Arbeit "Soziale Kontrolle im NS-Regime: Protest, Denun- ziation und Verfolgung. Zur Praxis alltäglicher Unterdrückung im Wech- selspiel von Bevölkerung und Gestapo" handelt von den formellen und in- formellen Typen sozialer Kontrolle im nationalsozialistischen Deutsch- land. Sie untersucht die Entstehungsmechanismen wirksamer politischer Unterdrückung im Gegen- und Miteinander von Bevölkerung und Regime. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen drei Akteure und ihre wechsel- seitigen Beziehungen: Diejenigen, die gegen den Nationalsozialismus protestierten, ihre Denunzianten und die Geheime Staatspolizei. Hinter- grund für die gemeinsame Betrachtung ist die Annahme, daß die Bezie- hungen zwischen Herrschaft und Beherrschten zwar asymmetrisch aber dennoch wechselseitig waren.1 Das NS-Regime war trotz aller Zwangsmit- tel nicht unbeeinflußt von den Stimmungen, Handlungen und Überzeu- gungen der Bevölkerung. In den zu untersuchenden Konjunkturen von Konsens, Protest und Kooperation werden Ablehnung und Akzeptanz na- tionalsozialistischer Herrschaft im Alltag deutlich.2 Die kombinierte Analyse von Protest, Denunziation und Sanktionierung soll einen wesentlichen Baustein zur Sozialgeschichte des NS-Terrors lie- fern und damit auch zur Geschichte politischen Verhaltens zwischen Ab- schreckung und aktiver Unterstützung beitragen. 1 Peter Hüttenberger: Vorüberlegungen zum 'Widerstandsbegriff'. Geschichte und Ge- sellschaft, 3. Jg. (1977). Sonderheft 3. S.117-139. 2 Gleichzeitig spiegeln sich in den Widersetzlichkeiten und Denunziationen des All- tags auch die Aussichten des organisierten Widerstands auf Unterstützung aus dem Volk. Ian Kershaw: <<Widerstand ohne das Volk?>> In: Ders: Der NS-Staat. Ge- schichtsinterpretationen und Kontroversen im Überblick. Reinbek bei Hamburg 1994. S.267-315. Bes. S.311-315. 1 B. Forschungsstand Die Arbeit verknüpft drei Themenkomplexe, die bisher unterschiedlich dicht erforscht sind: Opposition, Denunziation und Gestapo. Zum Thema Opposition existieren zahlreiche Personen-, Lokal- und Regi- onalstudien.