Wirtschaftskammer Steiermark Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung (IWS)

Steirische Regionalpolitische Studien Nr. 03/2013

Standortstudie Obersteiermark Ost 2013+ Entwicklungsfelder unter dem Aspekt von Stadtfusionen

Mag. Ewald Verhounig Mag. Robert Steinegger

STUDIE Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung (IWS) Wirtschaftsstandort Obersteiermark Ost 2013+

Inhaltsverzeichnis

Vorwort ...... 1 Executive Summary ...... 2 1. Einleitung ...... 3 2. Die wirtschaftliche Entwicklung der östlichen Obersteiermark anhand ausgewählter Kennzahlen ...... 4 2.1 Allgemeine Regionscharakteristika der östlichen Obersteiermark ...... 4 2.2 Demographische Entwicklung und Prognose ...... 5 2.3 Wirtschaftswachstum nach Regionen ...... 9 2.4 Wirtschaftsstruktur ...... 11 2.4.1 Sektorale Struktur - ÖNACE - Hauptaggregate ...... 14 2.4.2 Struktur nach Kammersystematik ...... 15 2.5 Entwicklung der Wirtschaftskammermitglieder seit 2001 ...... 17 2.6 Arbeitsmarkt ...... 19 2.7 Pendlerdaten der Region ...... 22 2.8 Gewerbeflächen und Immobilienpreise ...... 25 2.9 Bildungs- und Forschungsinfrastruktur in der Region ...... 28 2.10 Stärkefelder der Region Obersteiermark-Ost ...... 32 3. Empirische Untersuchung zur Qualität des Standortes ...... 35 3.1 Zufriedenheit mit der Standortgemeinde ...... 35 3.2 Individuelle standortpolitische Notwendigkeiten ...... 37 3.3 Allgemeine standortpolitische Maßnahmen ...... 37 4. Regionalpolitische Player in der Region ...... 38 5. Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken: SWOT-Profil der Region ...... 46 6. Exkurs: Von regionalen Stadträumen zu einem überregionalen Zentrum ...... 48 6.1 Zur Ökonomie von städtischen Räumen und Agglomerationen ...... 49 6.1.1 Theorie des Wirtschaftsstandorts: Vorteile von Agglomerationen ...... 49 6.1.2 Standortnachteile von Agglomerationen ...... 51 6.1.3 Zur Ökonomie der Stadt ...... 51 6.1.4 Die Zukunft der Stadt ...... 53 6.1.5 Die Stadt im Kontext regionaler Disparitäten ...... 54 6.2 Fusionen am Beispiel der Schweiz ...... 56 7. Aspekte von Stadtfusionen am Beispiel von Bruck a.d. Mur und ...... 58 7.1 Grundsätzliche Aspekte und Ausgangslage ...... 58 7.2 Auswirkungen einer Stadtfusion ...... 60 7.3 Empirische Erhebung: Stadtfusion Bruck/Mur – Kapfenberg ...... 61 8. Zusammenfassung und Handlungsableitungen ...... 64

Literaturverzeichnis ...... 69 Abbildungen und Tabellen...... 71

ANHANG - Experteninterviews Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung (IWS) Wirtschaftsstandort Obersteiermark Ost 2013+

Vorwort

Sehr geehrte Damen und Herren, geschätzte Leserinnen und Leser,

Regionalpolitik ist in erster Linie auch Standortpolitik. Diesem Grundsatz hat sich die Wirt- schaftskammer Steiermark seit jeher verschrieben und verfolgt diesen auch mit Nachdruck. Eine gute und nachhaltige Regionalpolitik bedingt allerdings, von Zeit zu Zeit die Entwicklung von Regionen empirisch zu untersuchen, die Stärken und Schwächen sowie mögliche Hand- lungsfelder aufzuzeigen.

Die östliche Obersteiermark ist eine für die wirtschaftliche Entwicklung der Steiermark be- sonders wichtige und spannende Region, daher steht diese im Mittelpunkt einer gesonderten Standortuntersuchung. Das IWS (Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung) der Wirt- schaftskammer Steiermark hat es sich zum Ziel gesetzt, mit der hier vorliegenden Studie die momentane Situation der östlichen Obersteiermark sowie zukünftige Entwicklungen zu be- leuchten und mögliche Lösungsansätze aufzuzeigen, wobei aktuelle Themen wie Gemeinde- und Bezirksfusionen nicht zu kurz kommen.

Mit dem vorliegenden Werk wollen wir einen aktiven Beitrag für eine moderne und in die Zu- kunft gerichtete Regionalpolitik leisten!

Eine spannende Lektüre wünschen

Ing. Josef Herk Mag. Thomas Spann

Präsident Direktor

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Executive Summary

Die Region Obersteiermark Ost, die sich aus den Bezirken Leoben und Bruck-Mürzzuschlag zusammensetzt, hat ― wie kaum eine andere, strukturell vergleichbare Region ― den Struk- turwandel, und damit einhergehende Krisen, der vergangenen 20 bis 30 Jahre gemeistert, ohne dabei ihren einzigartigen Charakter als industriell-gewerblich geprägtes Gebiet zu ver- lieren. Die Region ist, wenn man die wesentlichen ökonomischen Parameter der Region genauestens analysiert, sogar gestärkt aus der Krisenperiode der 1980-er herausgegangen und präsentiert sich gegenwärtig als dynamische Region, die über die industrielle Basis hinaus auf ein breites Branchenportfolio zurückgreifen kann. Viele internationale Marktführer in Nischenmärkten, eine bis über die Grenzen der Steiermark hinweg bekannte Universität, sowie eine dichtes Netz an schulischen Ausbildungsstätten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen ver- vollständigen das Bild eines modernen und wettbewerbsfähigen Standorts. Und dies, obwohl die Region im europäischen Maßstab eigentlich der Peripherie zuzuordnen ist und vom Struk- turwandel in der Vergangenheit stärker betroffen war als andere Gebiete. Mit der Fertigstellung des Semmeringtunnels und damit einhergehend der direkten Einbettung in den TEN-Korridor der EU könnte die östliche Obersteiermark aber auch aus strategischen Gesichtspunkten noch interessanter werden. Die positiven Charakteristika betreffend Wissensbasis dürfen jedoch nicht gänzlich den Blick auf die Problembereiche und die Herausforderungen verstellen, denen sich die Region wird stellen müssen bzw. denen sie sich bereits gegenwärtig stellt. Produktivitäts- und Einkom- mensniveau sind zwar immer noch hoch, andere Regionen (Ost- und Südweststeiermark) holen jedoch zunehmend auf; die Wachstumsdynamik war in den vergangenen Jahren in der Obersteiermark etwas niedriger als im Steiermark-Durchschnitt. So zwingt der zunehmende Wettbewerbsdruck auf den internationalen Märkten die ortsansässigen Firmen dazu, in beson- derem Maße innovativ zu bleiben. Diese Innovationsfähigkeit muss vom unmittelbaren wirt- schaftlichen Umfeld auch entsprechend unterstützt werden. Zudem wird die internationale Standortkonkurrenz bei Industrieregionen immer härter, womit auch die Anforderungen an die regionale und kommunale Standortpolitik steigen. Die doch sehr unkoordinierte und auf eine Vielzahl von Institutionen verteilte Regional- und Strukturpolitik in der Region ist zur Bewälti- gung der Herausforderungen jedenfalls nicht förderlich. Eine besonders große Herausforderung für die Region wird weiterhin die demographische Entwicklung sein. So zählt die östliche Obersteiermark zu jenen Gebieten in Österreich, die bereits seit der Jahrtausendwende merklich an Bevölkerung verlieren und überaltern. Die Abwanderung aus der Region, so scheint es, ist nach wie vor auf das Stigma der „Verstaatlich- tenkrise“ und deren Folgen in den 1980-er Jahren zurückzuführen. Diese fehlende positive Grundstimmung wird durch die Abwesenheit eines echten regionalen Zentrums noch ver- stärkt. In diesem Bereich, einem de facto weichen Standortfaktor, gilt es in besonderem Maße anzusetzen. Glücklicherweise hat die Region ― ausgehend von einer guten und soliden wirt- schaftlichen Basis ― die nötigen Mittel, sich den Herausforderungen anzunehmen. Werden die Schrauben etwas angezogen und werden die Räder der Wirtschaftspolitik in die richtige Rich- tung gedreht, blickt die „Hochsteiermark“ in eine positive Zukunft. -2-

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1. Einleitung

Es gilt eine neue, umfassende Strategie zu entwickeln, die das wirtschaftliche Niveau und das Ein- kommen der Bewohner peripherer Regionen verbessert und dabei die Stabilität und Eigenständig- keit erhöht. Dieses Konzept soll im Folgenden „eigenständige Regionalentwicklung“ genannt wer- den. (Glatz & Scheer, 1981, S. 9) Die Region Obersteiermark Ost hat gerade wirtschaftlich eine lange und bewegte Geschichte hinter sich. Der Erzberg beispielsweise ist bereits seit dem 12. Jahrhundert Quelle der Eisen- gewinnung und wird als Ausgangspunkt für die Entwicklung der Mur-Mürz-Furche zu einer vor allem industriell-gewerblich geprägten Region gesehen. Bender und Pindur (2004, S. 16) ar- gumentieren sogar, dass „der Ursprung der Wirtschaftsregion am Erzberg (Eisenerz) ent- springt“. Ein Blick auf die wirtschaftsgeographische Landkarte der Region offenbart, dass der Kern der „einzigen Schwerindustrieregion der Alpen“ (Blätzing, 2003, S. 136) ein „bedeutsa- mes achsenförmiges Industriegebiet“ (Bobek & Hofmayer, 1981, S. 99) zwischen dem Aichfeld und dem Mur-Mürztal ist. Im vorigen Jahrhundert durchlebte die Region wirtschaftliche Höhen und Tiefen, wobei letztere sogar Ausgangspunkt für eine neue strategische Ausrichtung in der österreichischen Wirtschaftspolitik war: die Implementierung von speziellen Regionalförder- programmen (vgl. Tichy 1982). Im Laufe der späten 1980-er und frühen 1990-er Jahre gelang es der Region die „Verstaatlich- tenkrise“ zu überwinden und „die Blockade der endogenen Erneuerung“ (Tichy, 1982, S. 351) zu durchbrechen. Im Jahr 2013 gilt es nun erneut auf die Region hinzublicken und die neuen Herausforderungen zu erkennen, denen man sich auch in der östlichen Obersteiermark stellen muss. Im Rahmen der vorliegenden Standortanalyse wollen wir nicht nur die jüngste Vergangenheit Revue passieren lassen und auf Basis statistischer Daten sowie einer umfassenden empirischen Untersuchung den Status Quo der Region als Wirtschaftsstandort analysieren sondern auch in ausgesuchten Bereichen einen Ausblick in die Zukunft riskieren. Eine zusätzliche Aufwertung erfährt die Untersuchung durch die Einbeziehung qualifizierte Interviews mit wichtigen Mei- nungsbildnern der Region, vornehmlich Vertreter von Leitbetrieben. Der zweite Abschnitt des vorliegenden Studienpapiers steht im Zeichen einer Analyse der wirtschaftlichen Entwicklung der östlichen Obersteiermark anhand ausgewählter und stand- ortrelevanter Kennzahlen. In Abschnitt drei werden die Ergebnisse einer empirischen Erhe- bung präsentiert, wobei der Fokus auf der Einschätzung der gewerblichen Betriebe der Region in punkto Qualität des Betriebsstandorts allgemein und der Zufriedenheit mit der jeweiligen Standortgemeinde liegt. In Abschnitt vier werden alle regionalpolitisch aktiven Institutionen der Region und ihr Wirken einer detaillierten Analyse unterzogen. Die Ergebnisse der Ab- schnitte 2 – 4 werden in Abschnitt 5 zu einem Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Profil (SWOT) verdichtet. Die Abschnitte 6 und 7 beschäftigen sich in Form eines Sonderexkurses mit dem Thema Stadtökonomik und den Vor- und Nachteilen von Stadtfusionen vor dem Hinter- grund der Schaffung eines zweiten großen Ballungsraumes in der Steiermark. In Abschnitt 8 werden sämtliche Erkenntnisse zusammengefasst und in eine entsprechende Handlungsagenda übertragen. Im Anhang werden ergänzend zur Studie die Ergebnisse der Experteninterviews dargestellt.

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2. Die wirtschaftliche Entwicklung der östlichen Obersteiermark an- hand ausgewählter Kennzahlen

„Die langfristige wirtschaftliche Dynamik einer Region hängt von der Fähigkeit der regionalen Firmen ab, neue Technologien zu absorbieren und in marktfähige Produkte umzusetzen.“ (Glatz & Moser, 1988, S. 200 – 201)

Auf Basis einer Analyse wichtiger Parameter und Indikatoren wird in diesem Abschnitt in ei- nem ersten Schritt die Entwicklung der Region analysiert und bewertet. Diese Ergebnisse, sowie die Einschätzung der Unternehmerinnen und Unternehmer der Region münden in einem weiteren Schritt in einer SWOT-Analyse, aus der sich entsprechende wirtschafts- und gesell- schaftspolitische Handlungsempfehlungen ableiten lassen.

2.1 Allgemeine Regionscharakteristika der östlichen Obersteiermark Die Region Obersteiermark Ost umfasst eine Fläche von rund 3.250 km². Damit ist die Region nach Liezen die zweitgrößte aller steirischen NUTS-III Regionen (vgl. Land Steiermark 2011). Aufgrund der natürlichen topographischen Gegebenheiten in der Region, im Speziellen wegen eines hohen Anteils an gebirgigen Flächen sowie engen Tälern und Beckenlagen, ist der Anteil des Dauersiedlungsraums an der Gesamtfläche sehr niedrig und beträgt lediglich 15 %. Die Bevölkerungsdichte beträgt gegenwärtig 51 Einwohner/innen pro km² Katasterfläche. Der steirische Durchschnittswert beträgt 74 Einwohner pro km². Bezogen auf den Dauersiedlungs- raum ergibt sich für die Region Obersteiermark Ost hingegen eine Bevölkerungsdichte von 332 EW/km² und damit ein Wert, der deutlich über dem steirischen Durchschnittswert von 233 liegt. Damit fällt die Region geographisch betrachtet in die Kategorie eines „semi-urbanen Raumes“ (Land Steiermark, 2011, S. 6). Die Region ist durch eine markante Anzahl an regionalen Zentren charakterisiert. Zu den regi- onalen Zentren sind die Städte Leoben, Kapfenberg, und Mürzzuschlag (8.745 EW) zu zählen. Mit Eisenerz und verfügt die Region zudem auch noch über zwei regionale Nebenzentren. Mit dem Städtedreieck Leoben-Bruck/Mur-Kapfenberg verfügt die östliche Obersteiermark über eine der wesentlichen industriell-gewerblichen Agglomerationen der Steiermark und mit Mürzzuschlag zudem über ein weiteres regionales Zentren, das ebenfalls, auch historisch be- trachtet, eine starke industriell-gewerbliche Prägung aufweist.1

1 Siehe auch Abbildung auf der nächsten Seite.

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Abb. 1: Strukturbild der Steiermark Quelle: Convelop Cooperative Knowledge Design GmbH, Landesstatistik Steiermark, ÖIR-Projekthaus GmbH

Obige Grafik fasst den Iststand und die Entwicklung der steirischen Regionen sehr gut zusam- men: Neben den regionalen Zentren und Hauptverkehrsachsen sind die Bevölkerungsprognose bis 2030 (schraffiert = dynamisch), industriell-gewerblich geprägte (violett) und touristische Regionen (grün und hellgrün) sowie die potentiellen Wachstumsachsen gekennzeichnet.

2.2 Demographische Entwicklung und Prognose Die östliche Obersteiermark ist vom demographischen Wandel stärker betroffen als andere steirische Regionen. Allein im Betrachtungszeitraum von 2002 bis 2009 hat die Region knapp 4 % der Bevölkerung verloren. Anfang 2012 zählte die östliche Obersteiermark mit den Bezir- ken Leoben bzw. Bruck –Mürzzuschlag rund 165.000 Einwohner2. Damit wohnen 13,6 Prozent aller Steirer in dieser Region. Zum Vergleich: 1971, in der bevölkerungsmäßigen Blütezeit der Region wohnten mit knapp 210.000 Einwohnern noch rund 17,5 Prozent in der östlichen Obersteiermark.

2 Der Einfachheit halber wird in weiterer Folge die alte Bezirksstruktur sofern möglich (Bruck und Mürzzuschlag getrennt dargestellt) beibehalten:

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Abb. 2: Bevölkerungsentwicklung der steirischen Regionen von 2000 bis 2009

Mit dem Einsetzen der Stahlkrise, dem generellen Strukturwandel und dem Trend der Abwan- derung, der sich bis heute fortsetzt, hat die Region zunehmend an Bevölkerung verloren. Al- leine in der Sachgüterproduktion sank die Erwerbstätigkeit innerhalb von etwa zehn Jahren zwischen 1981 und 1991 um mehr als 10 Prozent (vgl. Fabris et al., 1995, S. 142). Eine inte- ressante Beobachtung, die auch mit dem Strukturwandel einhergeht ist, dass sich die Bevöl- kerung der Bezirke Leoben und Bruck in den letzten Jahren kontinuierlich angenähert hat. Während Leoben von 1971 bis 2012 knapp 28 % seiner Einwohner verlor, sank die Einwohner- zahl im selben Zeitraum im Bezirk Bruck a.d. Mur lediglich um 15,8 %, mit dem Ergebnis, dass beide Bezirke heutzutage nahezu identische Einwohnerzahlen aufweisen (siehe Grafik unten).

Abb. 3: Bevölkerungsentwicklung der Bezirke der östlichen Obersteiermark im Langzeitvergleich Quelle: Statistik

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Das Problem des demographischen Wandels und der Abwanderung verschärft sich in den kommenden Jahren. In allen Bezirken sind Einwohnerverluste prognostiziert. In Leoben bis 2050 12,5 %, im ehemaligen Bezirk Mürzzuschlag 15 % und im ehemaligen Bezirk Bruck a.d. Mur 5,4 %. Mögliche (positive) Effekte von Gemeinde- und Stadtfusionen bzw. regionalen Kooperationen sind in diesen Bevölkerungsprognosen aber nicht berücksichtigt. Speziell für den Raum Bruck a.d. Mur, der bei den Prognosen noch am besten abschneidet, ergeben sich hier zusätzliche Chancen, das Ausmaß des demographischen Wandels abzufedern.

Abb. 4: Entwicklung der Gesamtbevölkerung bis 2050 Quelle: Statistik Austria

Auf Gemeindeebene gestaltet sich die prognostizierte Entwicklung in den kommenden Jahren (in nachfolgender Grafik auf der nächsten Seite bis 2030 dargestellt) noch differenzierter: Einzelne Gemeinden verlieren bis 2030 bereits über ein Viertel der Bevölkerung, während die Entwicklung rund um die regionalen Zentren (bzw. den so genannten Speckgürtel) teilweise sogar positiv ist (etwa St. Marein und St. Lorenzen im Mürztal bzw. Gai)3. Einige periphere Regionen (hell und dunkelblaue Flecken) dünnen sprichwörtlich aus (etwa Gußwerk oder Veitsch bzw. Eisenerz oder Vordernberg). In den weiß dargestellten Regionen verändert sich die Bevölkerung bis 2030 nur geringfügig (-5 bis +5 Prozent).

3 Auch Oberaich ist mit einem Wachstum von plus 4 % bis 2030 unter den „Gewinnergemeinden“, fällt aber gerade nicht in die nächste Kategorie, weshalb es in der Grafik weiß dargestellt ist.

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Abb. 5: Bevölkerungsentwicklung der östlichen Obersteiermark auf Gemeindeebene bis 2030 Quelle: Land Steiermark, LASTAT - Kleinräumige Bevölkerungsprognose bis 2030

Bedingt durch diese demographischen Veränderungsprozesse ergeben sich auch wesentliche Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Arbeitskräften: Die Schere zwischen „Alt“ und „Jung“ geht in der „Hochsteiermark“ immer weiter auseinander.

Abb. 6: „Alt“ und „Jung“ - Bevölkerungsentwicklung bis 2050 Quelle: Statistik Austria, eigene Darstellung

Vor allem die für die Wirtschaft einsetzbaren „Human-Ressourcen“ zwischen 20 und 64 Jahren werden absolut gesehen bis 2050 um 20.000 abnehmen. Das bedeutet, dass in der Region um ein Fünftel weniger Personen für den Arbeitsmarkt verfügbar sein werden als heute.

Abb. 7: Abnehmende Human-Ressourcen

Quelle: Statistik Austria, eigene Darstellung

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2.3 Wirtschaftswachstum nach Regionen Betrachtet man die Entwicklung der sechs steirischen Regionen gemäß EU-Klassifizierung (NUTS 3), ergibt sich ein sehr interessantes Bild: Ausgehend vom Jahr 1995, das als Basis gilt, sind die Oststeiermark sowie die West- und Südsteiermark am stärksten gewachsen. Durch- schnittlich entwickelten sich Graz und Liezen, während die östliche und westliche Oberstei- ermark den vorletzten und letzten Platz einnehmen. In der „Hochsteiermark“ war das Wachs- tum nicht nur 2009, sondern auch 2010 negativ4. Der langfristige Trend zeigt ein eindeutiges Bild, das einerseits mit dem Strukturwandel und andererseits mit dem demographischen Wan- del zusammenhängt: Die östliche und westliche Obersteiermark haben im Verhältnis zu den anderen steirischen Regionen an Wirtschaftskraft verloren, der Osten und Südwesten holt hingegen (ausgehend von einem niedrigeren Einkommensniveau) immer mehr auf.

Abb. 8: Wirtschaftswachstum (Bruttoregionalprodukt5) auf NUTS 3 - Ebene (indexiert: 1995 = 100) Quelle: Statistik Austria

4 Aktuellere Werte auf kleinregionaler Ebene sind aufgrund der jeweiligen Verzögerungen bei der Erstellung der regionalen Gesamtrechnungen nicht verfügbar.

5 „Das Bruttoregionalprodukt ist die regionale Entsprechung zu einem der wichtigsten Aggregate der Volkswirt- schaftlichen Gesamtrechnungen, dem Bruttoinlandsprodukt (BIP). Das BRP ergibt sich aus den regionalen Brutto- wertschöpfungen und beschreibt den in einem bestimmten Zeitraum (üblicherweise ein Kalenderjahr) von den in einer Region ansässigen produzierenden Einheiten im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit zusätzlich geschaf- fenen Wert. Das BRP wird wie das BIP zu Marktpreisen bewertet. Die Überleitung von der regionalen Bruttowert- schöpfung, die zu Herstellungspreisen bewertet wird, zum BRP (zu Marktpreisen) erfolgt, indem das nationale BIP gemäß EU Vorgaben anhand der regionalen Wertschöpfungen zu Herstellungspreisen auf die einzelnen Regionen aufgeteilt wird“. 1995 bis 2007: Berechnungsgrundlage: ÖNACE 2003, ab 2008: ÖNACE 2008.

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Tab. 1: Bruttoregionalprodukt nach NUTS 3 - Entwicklung 1995 bis 2010, Werte in Mio. €

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Graz 9.573 10.016 10.072 10.319 10.739 11.201 11.443 11.495 12.098 12.717 13.397 14.106 14.773 15.443 15.020 15.474 Liezen 1.403 1.460 1.472 1.511 1.559 1.622 1.663 1.722 1.737 1.860 1.930 2.006 2.112 2.231 2.198 2.263 östliche Obersteiermark 3.141 3.149 3.132 3.394 3.489 3.611 3.736 3.677 3.701 3.835 4.221 4.563 4.899 5.006 4.769 4.607 Oststeiermark 3.516 3.675 3.771 3.975 4.176 4.349 4.578 4.678 4.716 4.948 5.087 5.388 5.873 6.103 6.054 6.491 West- und Suedsteiermark 2.487 2.589 2.687 2.798 2.874 3.020 3.125 3.225 3.370 3.562 3.703 3.820 4.078 4.252 3.995 4.376 Westliche Obersteiermark 1.816 1.844 1.888 1.951 2.005 2.099 2.128 2.145 2.130 2.209 2.219 2.356 2.482 2.599 2.411 2.565 Steiermark 21.936 22.734 23.022 23.946 24.842 25.902 26.673 26.942 27.753 29.131 30.558 32.239 34.217 35.635 34.446 35.775

Tab. 2: Bruttoregionalprodukt nach NUTS 3 - Entwicklung 1995 bis 2010, Index: 1995 = 100

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Graz 100 105 105 108 112 117 120 120 126 133 140 147 154 161 157 162 Liezen 100 104 105 108 111 116 119 123 124 133 138 143 151 159 157 161 östliche Obersteiermark 100 100 100 108 111 115 119 117 118 122 134 145 156 159 152 147 Oststeiermark 100 105 107 113 119 124 130 133 134 141 145 153 167 174 172 185 West- und Suedsteiermark 100 104 108 113 116 121 126 130 136 143 149 154 164 171 161 176 Westliche Obersteiermark 100 102 104 107 110 116 117 118 117 122 122 130 137 143 133 141 Steiermark 100 104 105 109 113 118 122 123 127 133 139 147 156 162 157 163 Quelle: Statistik Austria, Regionale Gesamtrechnung, ÖNACE 2003 - Klassifizierung, ab 2008 ÖNACE 2008. Dieser Aufholprozess der anderen Regionen lässt sich auch bei einer anteilsmäßigen Betrach- tung der Bruttowertschöpfung ablesen: Während im Jahr 1988 noch 16 von 100 Geldeinheiten in der östlichen Obersteiermark erwirtschaftet wurden, waren es 2010 nur noch 13. Die Ost- steiermark und Südweststeiermark haben aktuell einen höheren Anteil an der „Steiermarktor- te“ als im Jahr 1988. Der Anteil von Graz und Liezen blieb in etwa konstant.

Abb. 9: Anteile der regionalen an der gesamtsteirischen Brutto-Wertschöpfung6 1988 (links) und 2010 (rechts)

Quelle: Statistik Austria, Fabris et al. (1995)

6 Die Bruttowertschöpfung (BWS) wird zu Herstellungspreisen ausgewiesen. Sie ergibt sich als Differenz zwischen dem Produktionswert zu Herstellungspreisen und den Vorleistungen zu Anschaffungspreisen (Produktionsansatz). Hier ist der jeweilige Anteil der regionalen an der steirischen BWS dargestellt.

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2.4 Einkommen

Bruttoregionalprodukt pro Kopf Das Pro-Kopf Einkommen gemessen am Bruttoregionalprodukt ist in der östlichen Obersteier- mark mit 27.700 Euro das dritthöchste aller steirischen Regionen; in Graz, das eine Ausnahme darstellt, und Liezen sind die Werte höher. Betrachtet man die langfristige Entwicklung seit 1995, so zeigt sich, dass die Einkommen pro Kopf (also dividiert durch die Gesamtbevölke- rung) in Graz im Verhältnis zum Steiermarkschnitt zurückgingen: 1995 lagen diese noch um 45 % über dem Steiermarkschnitt, 2010 waren es nur mehr 30 %. Die Bevölkerungszunahme in Graz geht also nicht im Gleichschritt mit dem Wachstum des Bruttoregionalproduktes einher. Sie ist schneller. In der Analyseregion liegt das Pro-Kopf - Einkommen nur mehr sechs Prozent unter dem Steiermarkschnitt (vgl. 1995: 13 %).

Tab. 3: Bruttoregionalprodukt pro Kopf in € - Abweichung vom Steiermarkschnitt 1995 bis 2010

1995 2000 2005 2010 Steiermark 18.500 21.900 25.500 29.600 Graz 26.800 31.400 35.300 38.500 Liezen 17.300 20.000 23.800 28.300 oestliche Obersteiermark 16.200 19.100 24.600 27.700 Oststeiermark 13.700 16.900 19.000 24.300 West- und Suedsteiermark 13.400 16.200 19.400 23.000 Westliche Obersteiermark 16.100 18.900 20.700 24.700

Abweichung vom Stmk.Durchschnitt 1995 2000 2005 2010 Graz 8.300 9.500 9.800 8.900 Liezen -1.200 -1.900 -1.700 -1.300 oestliche Obersteiermark -2.300 -2.800 -900 -1.900 Oststeiermark -4.800 -5.000 -6.500 -5.300 West- und Suedsteiermark -5.100 -5.700 -6.100 -6.600 Westliche Obersteiermark -2.400 -3.000 -4.800 -4.900

Abweichung vom Stmk.Durchschnitt in % 1995 2000 2005 2010 Graz 45% 43% 38% 30% Liezen -4% -9% -7% -4% oestliche Obersteiermark -13% -13% -4% -6% Oststeiermark -30% -23% -25% -18% West- und Suedsteiermark -37% -26% -24% -22% Westliche Obersteiermark -18% -14% -19% -17%

Das Bruttoregionalprodukt (BRP) je Erwerbsperson bzw. die Arbeitsproduktivität7 ist in der östlichen Obersteiermark mit knapp 65.000 Euro am höchsten von allen steirischen Regionen. Graz rangiert an zweiter Stelle. Im Vergleich zum Jahr 2000 erzielten die Regionen Oststei- ermark und West- und Südsteiermark die höchsten Produktivitätszuwächse (+28 bzw. 26 %), während der Output je Erwerbsperson in der westlichen Obersteiermark am wenigsten zuleg-

7 Zur Messung der Arbeitsproduktivität vgl. etwa Kunnert et al. (2012).

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Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung (IWS) Wirtschaftsstandort Obersteiermark Ost 2013+ te (+14 %). Auch in Graz war die Zuwachsrate mit einem Plus von 19 % relativ niedrig. Liezen und die östliche Obersteiermark liegen hier mit +24 % bzw. +22 % im Mittelfeld (siehe Tab. 4 und Abb. 10 auf der nächsten Seite).

Tab. 4: BRP je Erwerbsperson 2000 bis 2010 nach NUTS 3 - Regionen

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Bruttoregionalprodukt in Mio. €

AT221 Graz 11.201 11.443 11.495 12.098 12.717 13.397 14.106 14.773 15.443 15.020 15.474 AT222 Liezen 1.622 1.663 1.722 1.737 1.860 1.930 2.006 2.112 2.231 2.198 2.263 AT223 Östliche Obersteiermark 3.611 3.736 3.677 3.701 3.835 4.221 4.563 4.899 5.006 4.769 4.607 AT224 Oststeiermark 4.349 4.578 4.678 4.716 4.948 5.087 5.388 5.873 6.103 6.054 6.491 AT225 West- und Südsteiermark 3.020 3.125 3.225 3.370 3.562 3.703 3.820 4.078 4.252 3.995 4.376 AT226 Westliche Obersteiermark 2.099 2.128 2.145 2.130 2.209 2.219 2.356 2.482 2.599 2.411 2.565

Erwerbstätige AT221 Graz 222.000 224.100 222.100 222.200 227.400 232.000 235.100 241.400 246.800 244.300 248.600 AT222 Liezen 36.000 36.700 36.200 36.300 36.600 36.900 37.200 37.700 38.400 37.700 38.300 AT223 Östliche Obersteiermark 71.700 71.200 70.800 70.700 69.900 70.800 72.000 73.200 74.100 72.100 71.100 AT224 Oststeiermark 113.900 115.000 115.600 116.400 117.100 117.900 117.700 119.100 122.100 121.800 122.300 AT225 West- und Südsteiermark 71.500 71.400 71.800 73.200 73.700 74.600 75.000 76.300 78.500 76.700 76.700 AT226 Westliche Obersteiermark 42.900 43.900 43.600 43.600 43.600 44.000 44.500 44.900 45.600 44.600 45.100

BRP/Erwerbstätige in € AT221 Graz 50.455 51.062 51.756 54.446 55.923 57.746 60.000 61.197 62.573 61.482 62.245 AT222 Liezen 45.056 45.313 47.569 47.851 50.820 52.304 53.925 56.021 58.099 58.302 59.086 AT223 Östliche Obersteiermark 50.363 52.472 51.935 52.348 54.864 59.619 63.375 66.926 67.557 66.144 64.796 AT224 Oststeiermark 38.183 39.809 40.467 40.515 42.254 43.147 45.777 49.312 49.984 49.704 53.074 AT225 West- und Südsteiermark 42.238 43.768 44.916 46.038 48.331 49.638 50.933 53.447 54.166 52.086 57.053 AT226 Westliche Obersteiermark 48.928 48.474 49.197 48.853 50.665 50.432 52.944 55.278 56.996 54.058 56.874

Abb. 10: BRP je Erwerbsperson 2010 (Arbeitsproduktivität) in € im NUTS 3 - Vergleich Quelle: Statistik Austria, regionale Gesamtrechnung

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Bruttomedianeinkommen Mit der Beschäftigtenstruktur (hoher Anteil im Industriesektor) im Zusammenhang stehend lässt sich auch das hohe Bruttomedianeinkommen8 der Region (50 Prozent verdienen mehr, 50 Prozent weniger) erklären: In der östlichen Obersteiermark ist dieses mit knapp 2.500 € das höchste aller steirischen Regionen.

Abb. 11: Bruttomedianeinkommen Österreich, Steiermark. Östliche Obersteiermark Quelle: Hauptverband der Sozialversicherungsträger, WIBIS Steiermark

Auf Bezirksebene liegt Bruck-Mürzzuschlag an erster Stelle im Steiermark-Ranking. Knapp da- hinter rangiert Leoben, wo der „mittlere“ Arbeiter bzw. Angestellte um knapp 100 Euro weni- ger verdient (siehe Tabelle auf der nächsten Seite).

8 Erläuterungen: Zuordnung nach dem Arbeitsort. Angegeben ist das monatliche Bruttomedianeinkommen. Grund- lage ist das beitragspflichtige Jahreseinkommen inklusive Sonderzahlungen. Es wird der Medianwert und nicht der arithmetische Mittelwert dargestellt, weil der HVSV nur Einkommen bis zur Höchstbeitragsgrundlage erfasst. Die wöchentliche Arbeitszeit (Teilzeit/Vollzeit/Überstunden) wird nicht berücksichtigt

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Tab. 5: Bruttomedianeinkommen nach steirischen Bezirken 2007 2008 2009 2010 2011 Steiermark 2.088 2.114 2.145 2.164 2.195 Graz (Stadt) 2.168 2.180 2.219 2.219 2.253 Deutschlandsberg 2.044 2.068 2.116 2.101 2.122 Graz Umgebung 2.169 2.203 2.228 2.227 2.276 Murtal 2.105 2.164 2.198 2.208 2.389 Leibnitz 1.940 1.957 1.960 2.003 2.008 Leoben 2.220 2.265 2.316 2.336 2.403 Liezen 1.864 1.938 1.951 1.966 2.008 Murau 1.841 1.834 1.809 1.854 1.866 Voitsberg 1.970 2.013 2.000 2.053 2.087 Weiz 1.996 1.991 2.013 2.032 1.960 Bruck-Mürzzuschlag 2.394 2.397 2.411 2.425 2.515 Hartberg-Fürstenfeld 1.809 1.850 1.885 1.899 1.898 Südoststeiermark 1.753 1.774 1.811 1.841 1.796 Quelle: Hauptverband der Sozialversicherungsträger, WIBIS Steiermark

2.5 Wirtschaftsstruktur

2.5.1 Sektorale Struktur - ÖNACE - Hauptaggregate

Tab. 6: Unselbständig Beschäftigte nach Wirtschaftssektoren 2011

Land- und Forstwirtschaft Produktion Dienstleistungen TOTAL Bruck-Mürzzuschlag 272 15.072 17.628 32.972 Leoben 251 7.178 12.840 20.269

Obersteiermark Ost 523 22.250 30.468 53.241 Steiermark 4.932 139.717 317.129 461.778

Tab. 7: Unselbständig Beschäftigte nach Wirtschaftssektoren 2011 in Prozent

Land- und Forstwirtschaft Produktion Dienstleistungen TOTAL Bruck-Mürzzuschlag 0,8% 45,7% 53,5% 100,0% Leoben 1,2% 35,4% 63,3% 100,0% Obersteiermark Ost 1,0% 41,8% 57,2% 100,0% Steiermark 1,1% 30,3% 68,7% 100,0%

Anhand der Beschäftigtenzahlen nach Sektoren wird rasch offenbar, welche überdurchschnitt- liche Bedeutung vor allem dem produzierenden Sektor in der Region nach wie vor zukommt. Mit einem Beschäftigtenanteil von knapp 42 % liegt die östliche Steiermark damit nicht nur signifikant über den mitteleuropäischen Werten, sondern auch über dem im internationalen Vergleich bereits hohen Steiermarkwert von rd. 30 %. Im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag ist fast jeder zweite Beschäftigte dem Produktionsbereich zuzurechnen.

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2.5.2 Struktur nach Kammersystematik

Beschäftigte nach Sparten 2012

Gewerbliche Beschäftigte Ende Juli 2012 nach Sparten

BESCHÄFTIGTE und ANTEILE Gew. Ind. Hand. Bank. Transp. Tour. Info Summe +Hw +Vers +Verk. +Frzw. +Cons. NUTS 3 - Region östliche Obersteiermark 10.405 16.512 4.517 559 1.832 4.044 1.489 39.358 Steiermark 109.317 82.376 66.630 11.478 21.195 43.589 21.875 356.460 Beschäftigungsanteile Obstmk. Ost 26,4% 42,0% 11,5% 1,4% 4,7% 10,3% 3,8% 100,0% Beschäftigungsanteile Steiermark 30,7% 23,1% 18,7% 3,2% 5,9% 12,2% 6,1% 100,0%

Bezirksebene - Beschäftigte Bruck 4.570 6.051 1.942 237 989 1.873 500 16.162 Leoben 3.629 6.753 1.823 166 541 1.441 792 15.145 Mürzzuschlag 2.206 3.708 752 156 302 730 197 8.051

Bezirksebene - Beschäftigtenanteile Bruck 28,3% 37,4% 12,0% 1,5% 6,1% 11,6% 3,1% 100,0% Leoben 24,0% 44,6% 12,0% 1,1% 3,6% 9,5% 5,2% 100,0% Mürzzuschlag 27,4% 46,1% 9,3% 1,9% 3,8% 9,1% 2,4% 100,0%

Die Beschäftigtenanteile der einzelnen Sparten auf Basis der Kammersystematik weichen, wie auch nach ÖNACE-Klassifizierung, zum Teil erheblich von der steiermarkweiten Verteilung ab. Es zeigt sich eine dominierende Rolle des industriellen Sektors, in dem 42 % der gewerblich Beschäftigten arbeiten (Steiermark 23 %). Aus der Dominanz des industriellen Kernsektors folgt eine unterdurchschnittliche Bedeutung der übrigen Bereiche, in denen die Beschäftig- tenanteile jeweils hinter dem Steiermarkdurchschnitt zurückliegen.

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Der (ehemalige) Bezirk Bruck an der Mur weicht etwas von Mürzzuschlag und Leoben ab, dies wird durch die größere Bedeutung der Sparten Gewerbe und Handwerk, Transport und Ver- kehr sowie Tourismus und Freizeitwirtschaft deutlich. Auch wenn im industriellen Sektor verhältnismäßig weniger Leute als 1991 beschäftigt sind, ist die Vormachtstellung im Vergleich zu den anderen Sparten in der östlichen Obersteiermark auch heute noch eindeutig erkennbar. Nach Bezirken betrachtet ist die Industriebeschäftigung am stärksten in Bruck und Mürzzuschlag zurückgegangen, während Sie in Leoben nur mehr geringfügig zurückging.

Tab. 8: Industriebeschäftigte Ende Juli - Vergleich 1991 und 2012

1991 2012 Industrie Gesamt Anteil Ind. Industrie Gesamt Anteil Ind. Bruck/Mur 8.860 16.619 53% 6.051 16.162 37% Leoben 7.382 14.596 51% 6.753 15.145 45% Mürzzuschlag 5.921 9.461 63% 3.708 8.051 46% Obersteiermark Ost 22.163 40.676 54% 16.512 39.358 42% Steiermark 97.574 280.130 35% 82.376 356.460 23%

Im Vergleich zur übrigen Steiermark ist in der östlichen Obersteiermark eine stattliche Anzahl von Großbetrieben vertreten, die auch international äußerst erfolgreich agieren und der Re- gion eine sehr stabile wirtschaftliche Basis geben.

Tab. 9: Die zehn größten Industrieunternehmen (nach Anzahl der Beschäftigten Ende Juni 2012)*

Böhler Edelstahl GmbH & Co KG Kapfenberg 2.075

VA Stahl Donawitz GmbH Leoben Donawitz 1.344

Voest Alpine Tubulars GmbH & Co 1.163 KG

Austria Technologie & System- Leoben, (Fehring) *in Leoben derzeit rund 850 technik AG* (AT&S)

Voest Alpine Austria Draht Bruck Bruck/Mur 617

Voest Alpine Schienen GmbH Leoben 583

Böhler Schmiedetechnik GmbH Kapfenberg 534

Norske Skog Bruck GmbH Bruck/Mur 515

Böhlerit GesmbH & Co KG Kapfenberg 463

Böhler Bleche GesmbH Mürzzuschl./Hönigsberg 463

Quellen: Top of , HSV, AK Regionalstatistik 2012

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Abb. 12: Anteil der Betriebe nach Sparten laut Kammersystematik 2012 Quelle: WKO Mitgliederstatistik 2012

Abb. 13: Anteil der Betriebe nach Sparten laut Kammersystematik 2001 Quelle: WKO Mitgliederstatistik 2001

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2.6 Entwicklung der Wirtschaftskammermitglieder seit 2001

Tab. 10: Aktive Wirtschaftskammermitglieder nach Bezirken 2001 2012 Veränderung 2001/2012 Bruck 2.063 2.824 36,9% Mürzzuschlag 1.422 1.695 19,2% Leoben 2.193 2.951 34,6%

Quelle: WKO Steiermark, Mitgliederstatistik

Abb. 14: Entwicklung der aktiven WK Mitglieder nach ausgewählten Gemeinden Quelle: WKO Steiermark, Mitgliederstatistik

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2.7 Tourismus

Tab. 11: Tourismusstatistik Hochsteiermark vs. Steiermark 2004 bis 2012

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Ankünfte Hochsteiermark 260.167 264.390 278.216 283.283 306.939 308.237 312.566 311.989 327.712 Steiermark 2.635.876 2.707.353 2.780.969 2.902.490 3.032.835 3.114.312 3.189.390 3.304.815 3.400.540 Anteil Hochsteiermark/Steiermark 9,9% 9,8% 10,0% 9,8% 10,1% 9,9% 9,8% 9,4% 9,6%

Nächtigungen Hochsteiermark 766.640 749.830 780.897 781.908 843.916 827.049 814.760 813.767 847.829 Steiermark 9.602.086 9.765.693 9.777.325 10.049.874 10.581.417 10.668.302 10.781.900 10.972.299 11.161.359 Anteil Hochsteiermark/Steiermark 8,0% 7,7% 8,0% 7,8% 8,0% 7,8% 7,6% 7,4% 7,6%

Aufenthaltsdauer Hochsteiermark 2,9 2,8 2,8 2,8 2,7 2,7 2,6 2,6 2,6 Steiermark 3,6 3,6 3,5 3,5 3,5 3,4 3,4 3,3 3,3

Die Nächtigungszahlen stiegen von 2001 auf 2012 wieder etwas an, nachdem der Trend von 2008 bis 2011 etwas rückläufig war. Die Aufenthaltsdauer ist etwas unter dem Steiermark- schnitt, durchschnittlich verweilen die Gäste 2,6 Tage in der Hochsteiermark (vgl. Steier- mark: 3,3).

Abb. 15: Entwicklung der Tourismusnächtigungen 2004 bis 2012 - Hochsteiermark vs. Steiermark Quelle: Landesstatistik Steiermark, Werte indexiert - 2004 = 100.

Mit einer von acht „steirischen Nächtigungen“ hat die Tourismusregion Hochsteiermark mit Sicherheit Potential nach oben.

Tab. 12: Nächtigungsanteile von Tourismusregionen 2011

Ausseerland-Salzkammergut 8,6% Schladming-Dachstein 25,9% Region Graz 12,4% Hochsteiermark 7,6% Urlaubsregion Murtal 10,6% Thermenland Steiermark - Oststeiermark 26,2% Süd-Weststeiermark 7,3% Sonstige 1,4% STEIERMARK 100,0% Quelle: Land Steiermark, Landesstatistik

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In der Obersteiermark Ost sind 10,3 Prozent aller Beschäftigten im Tourismus bzw. der Frei- zeitwirtschaft tätig, während dieser Anteil steiermarkweit bei 12,2 Prozent liegt. Auf Bezirks- ebene (alte Einteilung) sind in Bruck, im Verhältnis zur gesamten gewerblichen Beschäftigung, die meisten Leute dieser Sparte zuzuordnen (11,6 %).

Tab. 13: Gewerblich Beschäftigte in der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft Ende Juli 2012

Gewerbliche Beschäftigte Tourismus Anteil Tourismus und Freizeitwirtschaft und Freizeitwirtschaft an allen gewerblich Beschäftigten der Region Leoben 1.441 9,5% Bruck 1.873 11,6% Mürzzuschlag 730 9,1% Obersteiermark Ost 4.044 10,3% Steiermark 43.589 12,2% Quelle: Beschäftigtenstatistik WKO Steiermark

Tab. 14: Gewerblich Beschäftigte in der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft Ende Juli 2005 Gewerbliche Beschäftigte Anteil Tourismus und Freizeitwirtschaft Tourismus und Freizeitwirtschaft an allen gewerblich Beschäftigten der Region Leoben 1.187 7,5% Bruck 1.715 11,5% Mürzzuschlag 778 9,9% Obersteiermark Ost 3.680 9,5% Steiermark 33.715 10,8%

Quelle: Beschäftigtenstatistik WKO Steiermark

Im Vergleich zum Jahr 2005 stieg die Beschäftigung im Bereich Tourismus und Freizeitwirt- schaft in der östlichen Obersteiermark um über 360 Personen an. Den größten Zuwachs ver- zeichnete Leoben mit einem Plus von 21,4 %. In Bruck stieg die Beschäftigung um 9,2 %. Mürz- zuschlag verzeichnete einen Rückgang von knapp 50 Beschäftigten bzw. 6,2 %.

Abb. 16: Veränderung der Beschäftigten in der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft seit 2005

Quelle: Beschäftigtenstatistik WKO Steiermark

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2.8 Arbeitsmarkt Die Arbeitslosenquote betrug im April 2013 in der östlichen Obersteiermark 7,3 % und lag da- mit um 0,5 Prozentpunkte über der steirischen. Die Zahl der 60.654 Beschäftigten bekräftigt die von Fritz et al. (2013) aktuell attestierte schwierige konjunkturelle Lage von Industriere- gionen. Im Jahr 2012 sank etwa der Produktionswert in der für die Region wichtigen Branche der Metallerzeugung und Bearbeitung im Vergleich zu 2011 um 3,9 %.

Tab. 15: Kurzüberblick über den Arbeitsmarkt April 2008 bis 2013 Arbeitslosenquoten

Bruck Leoben Mürzzuschlag Obersteiermark Ost Steiermark Apr.08 5,50% 5,20% 4,90% 5,22% 5,60% Apr.09 8,70% 7,90% 7,10% 8,00% 7,80% Apr.10 8,10% 7,20% 6,90% 7,47% 6,70% Apr.11 7,00% 6,10% 5,90% 6,40% 5,70% Apr.12 7,20% 6,50% 5,90% 6,64% 6,30% Apr.13 7,90% 7,40% 6,10% 7,30% 6,80%

Unselbständig Beschäftigte

Bruck Leoben Mürzzuschlag Obersteiermark Ost Steiermark Apr.08 23.908 24.155 15.210 63.273 469.969 Apr.09 22.854 23.065 14.691 60.610 456.710 Apr.10 22.653 22.894 14.576 60.123 462.604 Apr.11 23.041 23.091 14.712 60.844 472.124 Apr.12 23.109 23.271 14.793 61.173 479.298 Apr.13 23.076 22.967 14.611 60.654 480.851

Arbeitslose

Bruck Leoben Mürzzuschlag Obersteiermark Ost Steiermark Apr.08 1.390 1.313 782 3.485 28.007 Apr.09 2.173 1.973 1.123 5.269 38.447 Apr.10 2.007 1.768 1.080 4.855 33.465 Apr.11 1.738 1.503 922 4.163 28.791 Apr.12 1.802 1.614 933 4.349 32.050 Apr.13 1.984 1.840 954 4.778 35.260 Quelle: AMS Steiermark

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Bei einer saisonalen Betrachtung der Arbeitslosenraten von April 2012 bis April 2013 zeigt sich in den AMS-Bezirken Leoben und Bruck a.d. Mur ein üblicher Verlauf (höhere Arbeitslosigkeit in den Wintermonaten), wobei in Mürzzuschlag die saisonalen Schwankungen weniger stark ausgeprägt sind.

Abb. 17: Saisonaler Vergleich der Arbeitslosenraten Quelle: AMS Steiermark

2.9 Pendlerdaten der Region Die hier vorliegende Pendleranalyse stammt aus der Steirischen regionalpolitischen Studie Nr. 3, 2012 - Wachstum und Infrastruktur von Joanneum Research (Kirschner et al., 2012). Nachfolgend werden die Ein- und Auspendlerbewegungen des Jahres 2008 beleuchtet. Gra- fisch dargestellt sind rein die Bezirksverflechtungen, d.h., dass Pendlerbeziehungen mit ande- ren Bundesländern und dem Ausland in den nachfolgenden Abbildungen nicht inkludiert sind.

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Bezirk Leoben Der Bezirk Leoben präsentiert sich als Bezirk mit einer sehr hohen Außenverflechtung, sowohl ein- als auch auspendlerseitig herrscht in diesem Bereich sehr viel Bewegung, wobei die Aus- pendler überwiegen. Insgesamt pendeln rd. 6.500 Personen nach Leoben ein, rd. 7.700 Perso- nen pendeln aus. Die Einpendler kommen aus den angrenzenden Bezirken, die Auspendler zieht es fast zur Hälfte in den Grazer Zentralraum.

Abb. 18: Bezirkspendleranalyse Leoben Quelle: JR Policies

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Bezirk Bruck/Mur (alt) Auch der Bezirk Bruck/Mur (alt) präsentiert sich in punkto Pendleraufkommen als sehr dyna- misch. Rund 6.300 Personen pendeln in den Bezirk Bruck/Mur ein, wobei ein Großteil aus dem ehemaligen Nachbarbezirk Mürzzuschlag stammt. Rund 6.600 Personen pendeln aus dem Be- zirk aus, wobei ähnlich wie in Leoben fast die Hälfte in den Zentralraum Graz pendelt und rund ein Viertel in die Nachbarbezirke Leoben und Mürzzuschlag.

Abb. 19: Bezirkspendleranalyse Bruck/Mur alt Quelle: JR Policies

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Bezirk Mürzzuschlag (alt) Mürzzuschlag präsentiert sich gegenwärtig als tendenzieller Auspendlerbezirk. Über 5.000 Personen pendeln täglich aus Mürzzuschlag aus, wobei Bruck/Mur und der Grazer Zentralraum die Hauptpendeldestinationen sind. Rund 3.700 Personen pendeln in den ehemaligen Bezirk ein, wobei Bruck/Mur und Weiz die wichtigsten Einpendlerbezirke sind.

Abb. 20: Bezirkspendleranalyse Mürzzuschlag alt Quelle: JR Policies

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2.10 Gewerbeflächen und Immobilienpreise Industrie- und Gewerbeflächen sind in der östlichen Obersteiermark im Vergleich zu anderen Region am Knappwerden. Die 1.490 ha Industrie- und Gewerbebauland (vgl. Land Steiermark 2011) sind bereits zu 72 % bebaut. Damit gilt es in den kommenden Jahren, die verfügbaren Flächen besonders gut und nachhaltig zu nutzen bzw. neue Flächenreserven zu erschließen.

Abb. 21: Industrie und Gewerbebauland 2011 nach Regionen Quelle: Land Steiermark

Neben den Flächen spielen für einen Standort naturgemäß auch die Immobilienpreise eine wichtige Rolle, wenn es um die Beurteilung der Attraktivität geht. Teure Grundstücke sind in der Regel ein Indikator für attraktive Gegenden. Im Bereich der Gewerbegrundstücke liegen die Bezirke Bruck und Leoben im Vergleich zum Zentralraum Graz in einem günstigen Preis- segment.

Tab. 16: Grundstückspreise für Betriebsansiedelung 2012 nach Nutzungswerten in €/m2 einfach gut sehr gut Bruck 30,8 45,8 71,4 Leoben 45 52,5 80 Graz 113,3 156,3 208,6 GU 48,7 78,8 110,7 Quelle: WKÖ, Fachverband der Immobilientreuhänder, Immobilienpreisspiegel 2012

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Abb. 22: Grundstückspreise für Betriebsansiedelung 2012 nach Nutzungswerten in €/m2 Quelle: WKO, Fachverband der Immobilientreuhänder, Immobilienpreisspiegel 2012

Bei einem Zeitreihenvergleich in punkto Preisentwicklung fällt auf, dass die Standortattrakti- vität des Bezirkes Bruck/Mur im Laufe der vergangenen Jahre offensichtlich abgenommen hat. Anhand der Preisentwicklung wird dies deutlich.

Tab. 17: Grundstückspreise für Betriebsansiedelung - Veränderung von 2005 bis 2012 in Prozent einfach gut sehr gut Bruck -40,3% -50,9% -54,7% Leoben 28,6% 16,7% 33,3% Graz 40,9% 27,0% 20,0% GU 24,9% 23,1% 22,7% Quelle: WKÖ, Fachverband der Immobilientreuhänder, Immobilienpreisspiegel 2012 und 2005

So haben innerhalb von lediglich acht Jahren Grundstücke mit guten und sehr guten Nut- zungswerten über 50 % an Preis verloren. In Leoben ist eine gegenläufige Entwicklung be- merkbar, dort sind die Preise vor allem bei Grundstücken mit sehr guten Nutzungswerten um ein Drittel gestiegen. Selbst die einfachen Nutzungswerte haben einen Preiszuwachs von knapp 30 % zu verzeichnen.

Abb. 23: Grundstückspreise für Betriebsansiedelung - Veränderung von 2005 bis 2012 in Prozent Quelle: WKO, Fachverband der Immobilientreuhänder, Immobilienpreisspiegel 2012 und 2005

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Entwicklung der Mieten für Geschäftslokale

Die Mieten für Geschäftslokale in Bruck/Mur sind im Zeitraum von 2003 bis 2012 in 1a - Lagen um mehr als ein Drittel sowie in 1b - Lagen zwischen 13 % und 31 % ― je nach Quadratmeter- größe der Geschäftslokale ― gesunken (siehe Tabelle unten).

Tab. 18: Geschäftslokale - Veränderung der Mieten von 2003 bis 2012 nach verschiedenen Lagen

1a Lage 1b Lage Nebenlagen bis 60 m² 60 bis 150 m² über 150 m² bis 60 m² 60 bis 150 m² über 150 m² bis 60 m² 60 bis 150 m² über 150 m² Bruck -35% -35% -40% -31% -24% -13% 12% 2% -10% Leoben 11% 14% 16% -2% 5% 7% -2% 9% 23% Graz 13% -1% 14% 55% 29% 15% 26% 10% 17% GU 1% 33% 6% -5% -6% -11% -14% -11% -15% Quelle: WKÖ, Fachverband der Immobilientreuhänder, Immobilienpreisspiegel 2012

In Graz sind die Mieten hingegen in allen Kategorien gestiegen, auch Leoben weist, von mar- ginalen Ausnahmen abgesehen, eine sehr positive Entwicklung auf. Für Mürzzuschlag waren leider keine Daten vorhanden. Nachfolgende Abbildung zeigt die Mietpreise für das Jahr 2012.

Abb. 24: Geschäftslokale, Mietpreise 2012 Quelle: WKÖ, Fachverband der Immobilientreuhänder, Immobilienpreisspiegel 2012

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2.11 Bildungs- und Forschungsinfrastruktur in der Region Nach der Region Graz verfügt die Region über die größte Anzahl an forschungs- bzw. „innova- tions“ - orientierten Einrichtungen in der Steiermark. Der Schwerpunkt in diesem Bereich ist eindeutig entlang dem Stärkefeld „Werkstoffe“ bzw. „Metall“ gerichtet. Auf Bezirksebene ist Leoben mit den universitären Spinoffs führend. 7 von 100 Personen im Dienstleistungssektor sind in der östlichen Obersteiermark im F+E Bereich beschäftigt, während steiermarkweit nur 4 von 100 Personen direkt diesem Bereich zugeordnet werden. Nachfolgend werden die Institutionen und Zentren im „Innovationsbereich“ gemäß der Defini- tion des Verbandes der Technologiezentren Österreichs (VTÖ) bzw. des BMWFJ sowie der Homepage der SFG (www.sfg.at) dargestellt:

Quelle: http://www.innovationslandkarte.at/, VTÖ, BMWFJ

In der Obersteiermark Ost gibt es folgende „Innovationszentren“ bzw. F+E - Institutionen:

 Eine Universität o Montanuni Leoben  Eine Fachhochschule o FH Kapfenberg (Industrielle Elektronik, Industriewirtschaft, Infrastrukturwirtschaft, In- ternettechnik und Management bzw. Software-Design)

 Ein Cluster (Materials Cluster Styria GmbH) o http://www.materialcluster.at/  Zwei Kompetenzzentren o Materials Center Leoben - das COMET K2 Zentrum für Werkstoffe, Prozesstechnik und Produktentwicklung (K2)

o Polymer Competence Center Leoben GmbH (PCCL) - Schwerpunkt Kunststofftechnik (K1)

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 Acht CDG-Labors für o Advanced Hard Coatings o Betriebsfestigkeit o Early Stages of Precipitation o Lokale Analyse von Verformung und Bruch o Multi-Phase Modelling of Metallurgical Processes o Örtliche Korrosion o Sekundärmetallurgie der Nichteisenmetalle o Werkstoffmodellierung und Simulation

 Drei Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen o Österreichisches Gießerei-Institut in Leoben o Technologie Transfer Zentrum Leoben o JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH , MATERIALS - Inst. f. Oberflächen- technologien u. Photonik in Niklasdorf

 Ein AplusB Academia plus Business Zentrum o ZAT Zentrum für angewandte Technologie Leoben GmbH

 Fünf Impulszentren o Logistik Center Leoben GmbH o Impulszentrum Niklasdorf o Gründer- und Dienstleistungszentrum Wirtschaftspark Bruck a. d. Mur Ges.m.b.H. o Technologiezentrum Kapfenberg Vermietungs-GmbH o WGM Wirtschaftspark u. Gründerzentrum Mürzzuschlag

 Ein Technologiepark o Impulszentrum für Werkstoffe Leoben

 Eine Trägergesellschaft, Förderungsgesellschaft o Wirtschaftsinitiativen Leoben GmbH

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In Summe gibt es in der Region 128 Schulen:

Tab. 19: Schulen in der Obersteiermark Ost

Bruck an der Mur Leoben Mürzzuschlag Obersteiermark Ost Alle Schulen 1) 51 48 29 128 Volksschulen 30 24 14 68 Hauptschulen 9 7 7 23 Sonderschulen 2 1 1 4 Polytechn. Schulen 2 3 1 6 Neue Mittelschulen 0 0 1 1 AHS Unterstufe 2 2 1 5 AHS Oberstufe 2 3 2 7 Sonstige allg. bild. (Statut) Schulen 1 1 1 3 Berufsschulen 0 0 1 1 Berufsbildende mittlere Schulen 4 6 2 12 Berufsbildende höhere Schulen 3 3 2 8 Lehrerbildende höhere Schulen 1 0 0 1 Schulen im Gesundheitswesen 1 5 0 6 1) Q: STATISTIK AUSTRIA, Schulstatistik. Erstellt am 20.11.2012. 1) Anzahl der Schulen im jeweiligen Politischen Bezirk. Schu- len mit unterschiedlichen Schultypen werden grundsätzlich nur ein Mal ausgewiesen; bei Schulen und Akademien im Ge- sundheitswesen werden hingegen auch unterschiedliche Ausbildungsformen an einem Standort (z.B. Schule für Gesundheits- und Krankenpflege, Pflegehilfelehrgang) als eigene Schulen ausgewiesen. Der Wert bei "Alle Schulen" entspricht daher NICHT der Summe der angeführten Schultypen. Anzahl der Schulen: mit mindestens einer Klasse des angeführten Schultyps. Wird z.B. an einer Volksschule auch eine Sonderschulklasse unterrichtet, scheint diese Schule sowohl in der Spalte "Volks- schulen" als auch in der Spalte "Sonderschulen" auf; in der Spalte "Alle Schulen" wird die Schule allerdings nur ein Mal aus- gewiesen.

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2.12 Stärkefelder der Region Obersteiermark Ost Beschäftigtenanteile nach ÖNACE Bei der Eruierung der Stärkefelder dienen die Beschäftigtenanteile nach Wirtschaftsklassen (ÖNACE) im Vergleich zur Steiermark als gute Orientierungshilfe: Wird die Differenz des je- weiligen Anteiles in allen Sektoren berechnet, so zeigt sich, dass die Gruppe C ― Herstellung von Waren ― die größte positive Differenz aufweist:

Wirtschaftsstruktur 2011 - anteilig Oberstmk. Ost Stmk Differenz A PRIMÄRSEKTOR 1,0 1,1 - 0,1 B-F PRODUKTIONSSEKTOR 41,8 30,3 11,5 B Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden 0,3 0,9 - 0,6 C Herstellung von Waren 77,7 70,1 7,6 x ... davon Technologiebereich (20, 21, 26-30) 13,2 37,7 - 24,4 … 10-12 Nahrungs-, Futtermittel-, Getränkeherstellung u. Tabakverar 5,0 9,9 - 4,9 … 13-14 Textilien und Bekleidung 0,3 1,6 - 1,3 … 15 Leder, Lederwaren und Schuhe 0,0 1,8 - 1,8 … 16 Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel) 5,7 5,6 0,1 … 17 Papier, Pappe und Waren daraus 4,4 4,7 - 0,4 … 18 Druckereierzeugnisse, Vervielfältigung von Datenträgern 0,4 1,0 - 0,5 … 19-21 Mineralölverarbeitung, chem. u. pharmazeut. Erzeugnisse 1,1 2,3 - 1,2 … 22 Gummi- und Kunststoffwaren 3,1 3,1 0,0 … 23 Glas u. Glaswaren, Keramik, Verarbeitung v. Steinen u. Erden 4,0 5,1 - 1,1 … 24 Metallerzeugung und -bearbeitung 41,5 10,0 31,5 x … 25 Herstellung von Metallerzeugnissen 18,1 11,7 6,5 x … 26-27 Elektrotechnik und Elektronik 4,7 12,6 - 8,0 … 28 Maschinenbau 4,6 11,7 - 7,1 … 29-30 Fahrzeugbau, sonstiger Fahrzeugbau 2,9 11,0 - 8,2 … 31-33 Möbel, sonst. Waren, Reparatur/Installation v. Maschinen 4,1 7,8 - 3,7 D-E Energie- und Wasserversorgung, Entsorgung u. Rückgewinnung 5,5 4,4 1,1 x F Bauwesen 16,5 24,6 - 8,1 G-U DIENSTLEISTUNGSSEKTOR 57,2 68,7 - 11,4 G Handel, Reparatur 26,6 21,9 4,7 H Verkehr und Lagerei 6,5 7,0 - 0,6 I Beherbergung und Gastronomie 7,0 6,8 0,2 J Information und Kommunikation 1,2 2,0 - 0,8 K Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 3,4 3,9 - 0,6 L-N Wirtschaftsdienste 14,3 14,7 - 0,4 … davon: Wissenschaftliche Dienstleistungen (69-75) 39,8 41,6 - 1,8 … 68 Grundstücks- und Wohnungswesen 5,7 8,4 - 2,8 … 69 Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung 9,4 8,9 0,4 … 70 Verwalt./Führung v. Unternehm./Betrieben; Unternehmensber 2,3 7,7 - 5,4 … 71 Architektur/Ingenieurbüros; techn./physikal./chem. Untersuch 17,0 16,5 0,5 … 72 Forschung und Entwicklung 7,3 4,1 3,1 x … 73 Werbung und Marktforschung 2,3 2,7 - 0,5 … 74 Sonstige freiberufl./wissenschaftl./techn. Tätigkeiten 0,9 1,0 - 0,1 … 75 Veterinärwesen 0,7 0,5 0,2 … 77 Vermietung von beweglichen Sachen 1,3 1,6 - 0,3 … 78 Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften 42,1 29,4 12,7 x … 79-82 sonstige Wirtschaftsdienste 11,2 19,1 - 7,9 O-Q Öffent. Verwaltung, Unterrichtsw., Gesundheits- u. Sozialw 37,4 38,6 - 1,2 R-U sonstige Dienstleistungen 3,7 5,0 - 1,3

Abb. 25: Stärkefelder in der Region Obersteiermark Ost (NUTS 3) - Anteilige Wirtschaftsstruktur Quelle: Joanneum Research Policies, Rohdaten: HVSV

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Innerhalb dieses Aggregats sind insbesondere die Metallerzeugung und Bearbeitung sowie die Herstellung von Metallerzeugnissen Stärkefelder (siehe Abb. 25).9 In Bruck-Mürzzuschlag schlagen die Beschäftigtenanteile bei der Herstellung von Metaller- zeugnissen stärker durch als in Leoben, wo sogar eine negative Abweichung vom Steiermark- schnitt beobachtbar ist. Bei der Metallerzeugung und Bearbeitung sind beide Bezirke in etwa gleich stark aufgestellt. Ein weiterer Unterschied ist der Bereich Elektrotechnik- und Elektro- nik, denn anteilsmäßig sind in Leoben hier wesentlich mehr Leute beschäftigt. Die Bereiche Holz und Papier weichen nicht maßgeblich vom Steiermarkdurchschnitt ab. Eine leicht positive Differenz ergibt sich in der Energie- und Wasserversorgung bzw. Entsorgung und Rückgewinnung. Im Dienstleistungsbereich weichen die Gruppen „Vermittlung und Über- lassung von Arbeitskräften“, „Handel, Reparatur“10 sowie „Forschung und Entwicklung“ posi- tiv ab. Beim letztgenannten Bereich schlägt die Dominanz Leobens sehr stark durch (Im F+E - Bereich sind knapp 17 % aller Beschäftigten im Aggregat „Wirtschaftsdienste“ tätig), in Bruck- Mürzzuschlag ergibt sich sogar eine negative Abweichung vom Steiermarkschnitt. Im NUTS 3- Durchschnitt ergibt sich aufgrund der Vormachtstellung Leobens eine positive Abweichung von 3,1 Prozentpunkten. Im Beherbergungs- und Gastronomiebereich (Klasse I) bewegen sich die Beschäftigtenanteile gemessen am gesamten Dienstleistungsbereich im Steiermarkdurchschnitt. Bezirksweise sind in Bruck-Mürzzuschlag anteilsmäßig geringfügig mehr Leute als im Steiermarkschnitt in diesem Sektor beschäftigt, was in diesem Bezirk zwar auf kein echtes Stärkefeld hindeutet, aber ein Feld mit einem gewissen Potential nach oben ist. Leoben hingegen schneidet hier unterdurch- schnittlich ab.

Anzahl der Firmen nach SFG - definierten Stärkefeldern Vor allem gemäß einem Cluster-theoretischen Ansatz ist neben der Anzahl der Beschäftigten insbesondere auch die Anzahl an Firmen bzw. Kooperationspartnern in einer einheitlichen „Branche“, die räumlich, d.h. regional konzentriert ist, relevant. Gemäß der Betrachtung der Anzahl der Firmen nach den Stärkefeldern der alten Wirtschaftsstrategie ist der Bereich Werkstoffe wenig überraschend sehr dominant: 34,4 % aller steirischen Firmen in diesem Stärkefeld sind in der Obersteiermark Ost vertreten. Auch der verwandte Bereich der Nano- und Mikrotechnologie ist in der östlichen Obersteiermark sehr gut positioniert. Weiters sind in der östlichen Obersteiermark knapp 50 der über 200 steirischen Firmen des Stärkefeldes Au- tomotive/Mobilität (vor allem Zulieferindustrie) ansässig. Diese Analyse erfolgte über die Da-

9 Ein Langzeitreihenvergleich wie sehr dieses Stärkefeld die gesamte Region seit Jahrzehnten prägt und deren Entwicklungspfad gesamthaft beeinflusst hat. Auf Basis endogener Erneuerungsprozesse konnte auch Krisenent- wicklung der 1980-er Jahre überwunden werden. Die Kompetenzen v.a. im Metallbereich waren dabei mit aus- schlaggebend. Die östliche Obersteiermark ist damit ein positives Beispiel dafür, dass die sog. „Lock-in-Phase“ nach einem externen Schock nicht zwangsläufig zu einem Bruch in der Pfadentwicklung führen muss (vgl. David 1985, Arthur 1994, Setterfield 1997, Martin & Sunley 2006).

10 Dieser Bereich enthält etwa den Handel mit Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeugteilen, die Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen sowie den Großhandel und Einzelhandel ohne den Bereich Kraftfahrzeuge.

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Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung (IWS) Wirtschaftsstandort Obersteiermark Ost 2013+ tenbank von www.technologie.at, wo alle Firmen den 12 Stärkefeldern zugeordnet sind (siehe Abb. 26).

Top-3 Stärkefelder innerhalb der Region **

3 Stärkefelder mit den wenigsten Firmen in der Region**

Firmen in der Region

Firmen im Stärkefeld Graz Liezen Östl. Oberstmk Oststeiermark West und Südstmk Westliche Oberstmk Summe Automotive / Mobilität 82 5 47 22 32 19 207 in % aller Firmen 39,6% 2,4% 22,7% 10,6% 15,5% 9,2% 100,0% Energie- und Umwelttechnik 138 8 39 51 38 15 289 in % aller Firmen 47,8% 2,8% 13,5% 17,6% 13,1% 5,2% 100,0% Engineering / Anlagenbau 142 11 63 47 47 39 349 in % aller Firmen 40,7% 3,2% 18,1% 13,5% 13,5% 11,2% 100,0% Holz / Papier / Holzbau 48 9 14 30 12 25 138 in % aller Firmen 34,8% 6,5% 10,1% 21,7% 8,7% 18,1% 100,0% Humantechnologie 104 1 13 18 12 5 153 in % aller Firmen 68,0% 0,7% 8,5% 11,8% 7,8% 3,3% 100,0% Kreativwirtschaft 107 5 13 16 8 4 153 in % aller Firmen 69,9% 3,3% 8,5% 10,5% 5,2% 2,6% 100,0% Lebensmitteltechnologie 61 6 14 44 15 7 147 in % aller Firmen 41,5% 4,1% 9,5% 29,9% 10,2% 4,8% 100,0% Nano- und Mikrotechnologie 22 0 13 3 2 1 41 in % aller Firmen 53,7% 0,0% 31,7% 7,3% 4,9% 2,4% 100,0% Simulation und Modellierung 31 0 9 3 0 1 44 in % aller Firmen 70,5% 0,0% 20,5% 6,8% 0,0% 2,3% 100,0% IKT/Neue Medien/Elektronik 277 10 44 37 45 10 423 in % aller Firmen 65,5% 2,4% 10,4% 8,7% 10,6% 2,4% 100,0% Werkstoffe 87 18 124 58 44 29 360 in % aller Firmen 24,2% 5,0% 34,4% 16,1% 12,2% 8,1% 100,0%

Quelle: Sfg, www.technologie.at ** Gemessen am Po ** Definiert als " Höchste (bzw. Niedrigste)" Anzahl der Firmen im Stärkefeld xy im Verhältnis zu allen Firmen der Stmk im Stärkefeld xy -- Erste bzw. (Letzte) 3 Stärkefelder

Abb. 26: Zuordnung der Firmen nach alter Stärkefelddefinition der SFG

Unabhängig davon, ob die Beschäftigtenanteile oder die Anzahl der Firmen als Basis herange- nommen werden, ergibt sich für die östliche Obersteiermark ein eindeutiges Bild: Die mar- kantesten Stärkefelder sind die Bereiche „Metall“ bzw. „Werkstoffe“ sowie „Forschung und Entwicklung“.

Abb. 27: Cluster und Netzwerke in der Steiermark gemäß der steirischen Wirtschaftsstrategie 2020

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3. Empirische Untersuchung zur Qualität des Standortes

Im Zuge der vorliegenden Standortanalyse wurde auch die empirische Dimension nicht ausge- spart und damit die Unternehmerinnen und Unternehmer der Region Mürztal/Mariazellerland eingeladen, ihre Sichtweise zur allgemeinen Standortqualität sowie über Verbesserungspoten- tiale darzulegen. Die Frage der Sinnhaftigkeit bzw. Notwendigkeit einer Stadtfusion war ebenfalls Teil dieser Erhebung. Diese wird in Kapitel 7 ― Aspekte von Stadtfusionen am Beispiel von Bruck a.d. Mur und Kapfenberg ― behandelt. Eckpunkte zur empirischen Erhebung:  Umfragezeitraum: 30. Jänner bis 10. Februar 2013  Befragt wurden Unternehmen aus den Bezirken Bruck-Mürzzuschlag und Leoben  Rücklauf: 909/4.254 = 21,4%  Approximativ realgetreue Verteilung der Teilnehmer auf die Sparten der WKO Steier- mark

Abb. 28: Hauptbetreuende Sparte der Teilnehmer Quelle: WKO Steiermark

Zusätzlich zur Umfrage wurden vertiefende Interviews mit lokalen Unternehmern und Ent- scheidungsträgern geführt. Die Ergebnisse dieser vertiefenden Befragung sind im Anhang er- sichtlich.

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3.1. Zufriedenheit mit der Standortgemeinde Grundsätzlich zeigen sich die Gewerbebetriebe in der Region Mürztal/Leoben mit den Leis- tungen in der Performance ihrer jeweiligen Standortgemeinde zufrieden, rund 17 % vergeben sogar die Bestnote „sehr zufrieden“.

Abb. 29: Zufriedenheit mit Standortgemeinde Quelle: WKO Steiermark Als Hauptgründe für die sehr positive Bewertung der Standortgemeinden werden vor allem die kurzen Wege genannt, die notwendig sind, um Behörden- und Verwaltungswege zu bewältigen sowie die gute infrastrukturelle Erschlossenheit der jeweiligen Standortgemeinde. Lediglich durchschnittlich wird der Bereich Wirtschaftsförderung bewertet. In diesem Bereich gibt es definitiv noch Handlungsspielraum nach oben.

Abb. 30: Zufriedenheit mit Standortgemeinde - verschiedene Aspekte Quelle: WKO Steiermark

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3.2. Individuelle standortpolitische Notwendigkeiten Die Frage nach Verbesserungsmöglichkeiten bzw. standortpolitischen Schwerpunkten liefert sehr eindeutige Ergebnisse, die auch über den Bereich der Kommunalpolitik gegenwärtig eine enorme Wichtigkeit erfahren. Zum einen ist dies das Vorhandensein qualifizierter Mitarbei- ter/innen und zum anderen sind das niedrige Energiekosten, wobei dieser Bereich von der wirtschaftlichen Struktur der beiden Stadtgemeinden abhängig ist.

Abb. 31: Was braucht mein Betrieb um auch in Zukunft an meinem Standort erfolgreich zu sein? Quelle: WKO Steiermark

3.3. Allgemeine standortpolitische Maßnahmen Im Hinblick auf allgemeine standortpolitische Maßnahmen steht für die Unternehmerinnen und Unternehmer der Region vorrangig das Aufsetzen eines Konzeptes für die Neuansiedlung von Leitbetrieben im Vordergrund. Hohe Priorität haben zudem Maßnahmen, die der Vernet- zung von Betrieben untereinander dienlich sind, Konzepte zur Belebung der Innenstädte, die Schaffung zusätzlicher Angebote im Kultur- und Freizeitbereich sowie Maßnahmen, die eine stärkere Kooperation der Wirtschaft mit Aus- und Weiterbildungsinstitutionen in der Region im Fokus haben.

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Abb. 32: Welche Maßnahmen sind für eine positive Entwicklung der Region erforderlich? Quelle: WKO Steiermark

Das nächste Kapitel widmet sich der regionalpolitischen Landschaft: Wie sich zeigen wird, gibt es eine Vielzahl an regionalpolitischen „Playern“ in der östlichen Obersteiermark.

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4. Regionalpolitische Player in der Region Die historisch gewachsenen regionalpolitischen Strukturen der steirischen Regionen sind sehr umfassend, wie folgende Auflistung (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) zeigt. In Summe sind alleine in der östlichen Obersteiermark knapp 100 (!) regionalpolitische Einheiten bzw. „Ge- bilde“ entstanden. Dass das Ziehen an einem Strang bei wirtschaftspolitischen Themen für die Region dadurch nicht unbedingt einfacher wird, ist klar, speziell wenn sich diverse Akteure gegenseitig behindern bzw. verschiedene regionale Ziele verfolgen. Das trifft sowohl auf Ge- meinden, Städte, aber auch Kleinregionen oder etwa Tourismusverbände zu. Die Gemein- destrukturreform ist regional sehr positiv verlaufen (Reduktion von 56 auf 34 Gemeinden), dennoch kann dies nur als „der erste Schritt eines langen Weges“ im Sinne einer effizienten Verwaltungs- und Strukturreform bezeichnet werden.

Im regionalen Entwicklungsleitbild 2007 bis 201311 wurde die Region als steirische „Modellre- gion“ ausgewählt und ausgehend von den regionalen Stärkefeldern (etwa Werkstoffe, F+E) Ziele, die in diversen Teilprojekten abgearbeitet werden sollten, formuliert. Seltsam mutet bei unten dargestellter Übersicht an, dass auch die „Bündelung regionaler Strukturen“ in der Region als „Stärkefeld“ bezeichnet wurde. Wie unsere Darstellung verdeutlicht, kann dies wohl nicht gerade als Stärke bezeichnet werden. Dies gilt jedoch für die gesamte Steiermark (siehe dazu auch die Studie „Regionalpolitische Player im Murtal“)12.

Abb. 33: Übersicht Projektbündel und Leitprojekte gemäß regionalem Entwicklungsleitbild 2007 bis 2013, Quelle: Land Steiermark

11 http://obersteiermark.at/joomla/index.php?option=com_docman&task=doc_download&gid=55&Itemid=162, abgerufen am 10.06.2013

12 Verhounig und Steinegger (2011)

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Bis zum nächsten Jahr wird ein neues regionales Entwicklungsleitbild für die Förderperiode 2014 bis 2020 entworfen. Die Frage, die sich dabei unmittelbar stellt ist, ob die Nachhaltig- keit solcher „Leitbilder“ gegeben ist. Wie wurde der bisherige Projektfortschritt von 2007 bis 2013 beurteilt? Haben sich die Stärken und zu verfolgenden Ziele für die Region im Vergleich zum Jahr 2007 maßgeblich verändert? Der Leser möge versuchen, diese Fragen an diesem Punkt selbst zu beantworten. Unsere Vorschläge zur Erstellung des neuen Entwicklungsleitbil- des sind in den Handlungsableitungen (Kapitel 8) ersichtlich.

In weiterer Folge sind die regionalpolitischen „Player“ dargestellt, wobei aufgrund der Ge- meindestrukturreform darauf hingewiesen werden sollte, dass die Kleinregionen zwar noch existieren, aber de facto keine große Bedeutung mehr haben.

Regionalpolitische Player der Region

 Eine Regionext Großregion bzw. NUTS-3 Region mit EU Regionalmanagement Obersteier- mark Ost (http://www.obersteiermark.at/)

 Zwei Leader-Regionen o Steirische Eisenstraße o Mariazellerland-Mürztal

Abb. 34: Leader-Regionen der Steiermark

 34 Gemeinden (vorher 56) o 18 Gemeinden nach der Strukturreform im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag (vormals 37) o 16 Gemeinden im Bezirk Leoben (vormals 19, Hieflau geht an Liezen).

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Tab. 20: Gemeinden im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag

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Abb. 35: Gemeinden nach der Strukturreform (Bruck-Mürzzuschlag) Quelle: Land Steiermark

Tab. 21: Gemeinden im Bezirk Leoben

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Quelle: Land Steiermark

Abb. 36: Gemeinden nach der Strukturreform (Leoben) Quelle: Land Steiermark

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 Neun Kleinregionen

Tab. 22: Kleinregionen in der östlichen Obersteiermark Name der Kleinregion Bezirk Gemeinden der Kleinregion (in Klammer Anzahl) Bezirk Mürzzuschlag BM Allerheiligen i.Mzt., Altenberg a.d.R., Ganz, Kapellen, Kindberg, , , Mitterdorf i.Mzt., Mürzhofen, Mürzsteg, Mürzzuschlag, Neuberg a.d.Mz., Spital a.Semm., Stanz i.Mzt., Veitsch, Wartberg i.Mzt. (16) Mariazeller Land BM Gußwerk, Halltal, Mariazell, St. Sebastian (4) Hochschwab Süd BM K., Aflenz Ld., Etmißl, St. Ilgen, Thörl, Turnau (6) Bruck an der Mur BM Breitenau a.H., Bruck a.d.M., Oberaich, Pernegg a.d.M. (4) Innovationsraum unteres Mürztal BM Frauenberg, Kapfenberg, Parschlug, St. Lorenzen i.Mzt., St. Marein i.Mzt. (5) Liesingtal LN Kalwang, Kammern i.L., Mautern i.Stmk., Wald a.Sch. (4) Rund um den Erzberg LN Eisenerz, Hieflau, Radmer, Vordernberg (4) Murtal LN Leoben, Niklasdorf, Proleb, St. Michael i.O., St. Stefan o.L. (5) Reitingblick (TV Herzbergland ) LN St. Peter-Freienstein, Traboch, Trofaiach (3)

Quelle: Regionalmanagement Obersteiermark Ost GmbH, KR Mariazeller Land noch nicht konstituiert Stand: 6.Juni 2013

 18 Tourismusverbände (sieben mehrgemeindige , elf Einzelverbände)

Tab. 23: Tourismusverbände in der östlichen Obersteiermark

Gde. E-Mail und TV Zahl Adresse PLZ Ort Internet Adresse § 4/3 HerzBergLand: Trofaiach (C); Gai (C), Hafning 6 Raiffeisenplatz 1 8793 Trofaiach bei Trofaiach (C), Sankt Peter-Freienstein (C), Traboch (C) und St. Michael in Obersteiermark (C); [email protected] § 4/3 Hochschwab: Aflenz Kurort (A), Aflenz-Land 4 Kassecker Platzl 8623 Aflenz-Kurort [email protected], www.regionhochschwab.at (C), St. Ilgen (B), Thörl (C) § 4/3 Mariazellerland: Mariazell (A), St. Sebastian 4 Hauptplatz 13 8630 Mariazell [email protected], www.mariazeller-land.at (A), Halltal (C), Gusswerk (C) [email protected]

§ 4/3 Mürzer Oberland: Neuberg a. d. Mürz (B), 4 Hauptplatz 9 8692 Neuberg an der Altenberg a. d. Rax (B), Kapellen (C), Mürzsteg (A) Mürz [email protected] § 4/3 Mürztaler Streuobstregion: 3 Turmgasse 2 8644 Mürzhofen Mürzhofen (C),, Allerheiligen im Mürztal, ( C ) Stanz im Mürztal (C), [email protected][email protected] § 4/3 Palten-Liesing Erlebnistäler: Mautern (C), 6 Walch 16 8774 Mautern Gaishorn am See (C), Kalwang (C), Treglwang (C), Wald am Schoberpaß (C), Kammern i. Liesingtal ( C) [email protected] § 4/3 Waldheimat-Semmering-Veitsch: 6 Wiener Straße 9 8680 Mürzzuschlag [email protected] Mürzzuschlag ( C ); Ganz ( C ); Krieglach ( B ); Langenwang ( C ); Mitterdorf i.M. ( C ), Veitsch ( C ); Bruck/Mur (B) 1 Koloman-Wallisch- 8600 Bruck/Mur [email protected]; www.bruckmur- Platz 1 tourismus.at Etmißl (B) 1 Etmißl 16 8622Etmißl [email protected] Kapfenberg (B) 1 Grazerstraße 8 8605 Kapfenberg [email protected], www.steiermark.com/kapfenberg Kindberg (C) 1 Hauptstraße 44 8640 Kindberg [email protected], www.kindberg.at Leoben (B) 1 Peter-Tunner- 8700 Leoben [email protected], www.leoben.cc Straße 2 Niklasdorf (B) 1 Leobnerstr. 90 8712 Niklasdorf [email protected] Oberaich (C) 1 Streitgarnstraße 8600 Oberaich 34 [email protected] Sankt Lorenzen im Mürztal (C) 1 Hauptstraße 4 8642 St. Lorenzen im Mürztal [email protected] (A) 1 Bundesstraße 18 8684 Spital am [email protected], Semmering www.spitalamsemmering.com Tragöß (B) 1 Oberort 88 8612 Tragöß [email protected], www.tragoess.steiermark.at Turnau (A) 1 Turnau 18 8625 Turnau [email protected] Quelle: Land Steiermark, Stand März 2013

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 Eine von zehn steirischen Tourismusregionen (Hochsteiermark) mit Tourismusregionalver- band

www.hochsteiermark.at

Abb. 37: Hochsteiermark als Tourismusregion

 Eine regionale Energieagentur (E-Agentur Hochsteiermark)  Vier Stadtwerke (Leoben, Bruck, Kapfenberg, Mürzzuschlag)  Zwei Bezirke bzw. Bezirkshauptmannschaften  Zwei von zehn steirischen Lokale Agenda 21 - Kleinregionen (Mariazellerland, Naturpark Mürzer Oberland)

 Zwei Regionalstellen der Wirtschaftskammer Steiermark (Bruck-MZ, Leoben)  Drei Bezirkskammern der Landwirtschaftskammer Steiermark (BM und MZ alt, LE)  Drei Außenstellen der Arbeiterkammer Steiermark (BM und MZ alt, LE)  Drei OEGB - Bezirksstellen (BM und MZ alt, LE)  Drei AMS - Geschäftsstellen (BM und MZ alt, LE), ein regionaler Beschäftigungspakt.

 Sonstige Initiativen (etwa Wirtschaftsinitiativen Leoben13 oder Area M)

Der Grad an Institutionalisierung, der das Wachstum von Regionen unterstützt bzw. fördert, scheint in Österreich, der Steiermark und der vorliegenden Analyseregion ungeachtet der Gemeindestrukturreform weit überschritten zu sein. Dass es bei der Fülle der hier dargestell- ten Akteuren auch zu Doppelgleisigkeiten kommt, ist klar. Die Bündelung regionaler Ressour- cen sowie die Schaffung regionaler Zentren (vor dem Hintergrund des demographischen und strukturellen Wandels)14 muss daher die Antwort der Wirtschaftspolitik sein.

13 www.wil.at 14 Regionale bzw. überregionale Zentren können als Anziehungspunkte wirken und somit die Abwande- rung aus der jeweiligen Großregion stoppen.

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5. Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken: SWOT-Profil der Region Im folgenden Abschnitt werden die Ergebnisse und Erkenntnisse der vorangegangenen Ab- schnitte zu einem konkreten SWOT-Profil der Region Obersteiermark Ost verdichtet.

Zu den Stärken der Region: • Betriebliche Struktur: Starke industrielle Basis (vor allem im Bereich Metall und Werk- stoffe) • Forschungs- und Entwicklungsstandort Leoben, hohe Qualifikation der Arbeitskräfte • Hohe Arbeitsproduktivität • Infrastrukturelle Anbindung: Sowohl die Bahn- als auch die Hauptstraßenverbindungen in der Region sind verhältnismäßig gut (siehe Karte)

Abb. 38: Österreich und Steiermark im transeuropäischen Verkehrsnetz Quelle: WKÖ

Abb. 39: Schienenverkehr laut regionalem Verkehrskonzept Obersteiermark Ost Quelle: Verkehr Plus

• Einkommen: die Region ist (gemessen am Bruttomedianeinkommen) die einkommens- stärkste Region abseits des Grazer Zentralraums

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• Nähe zum Grazer Zentralraum: Agglomerationsschatten des Zentralraums reicht bis in die Region Obersteiermark-Ost (siehe Tagespendler, siehe Verquickung der ansässigen Betriebe mit den Universitäten, v.a. TU Graz, und Fachhochschulen)

Zu den Schwächen der Region:

• Negative Bevölkerungs- und Erwerbspersonenprognose (die vermutlich größte Heraus- forderung für die Region) • Flächenangebot in der Region ist mittlerweile knapp • Trotz Ballungstendenzen (Raum Leoben, Raum Bruck/Kapfenberg) hat sich kein homo- gener Ballungsraum herauskristallisiert, der als Gegengewicht zum Großraum Graz wahrnehmbar wäre • Kein Flughafen mit adäquaten internationalen Anbindungen in unmittelbarer Nähe • Fehlende überregionale Bekanntheit + Attraktivität im Hinblick auf Fachkräfte • Wirtschaftsklima (siehe Konjunkturbarometer) • Ausdünnung des Branchenmixes in den Zentren (z.B. Handel) • Wirtschaftsnahe Dienstleistungen sind schwerpunktmäßig im Zentralraum Graz ange- siedelt

Zu den Chancen der Region: • Vorhandene Bildungs- und F+E-Einrichtungen: Montanuniversität Leoben und FH Joan- neum in Kapfenberg sowie Kompetenz- und Impulszentren und Werkstoffcluster • Industriell-gewerbliche Basis für neue Produktideen bzw. Firmenneugründungen • Geographische Lage (im Hinblick auf Semmering-Basis und Koralmtunnel: logistisch in- teressante Lage für Betriebsansiedelungen)

Zu Risiken der Region: • Demographische Entwicklung • Drohende Ausdünnung und Abwanderung von Bildungs- und F+E-Einrichtungen (Konkur- renzstandorte) • Ausbildungsschwerpunkte am Standort FH Kapfenberg abseits der wirtschaftlichen Stärkefelder • Mangelnde Internationalität und geringer Bekanntheitsgrad • Entleerung der Innenstädte • Effizienzverluste durch unkoordinierte Regionalpolitik aufgrund zu vieler regionalpoli- tisch aktiver Institutionen • Fehlendes Gewerbeflächenangebot in naher Zukunft • Probleme für gewerbliche Unternehmen in verdichteten Räumen • Fehlende Zusammenarbeit in der Region (Kooperation zwischen Leoben und Bruck/Kapfenberg notwendig, um an Attraktivität zu gewinnen)

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Fazit:

Die östliche Obersteiermark präsentiert sich gegenwärtig als moderne, vor allem industriell- gewerblich geprägte Region, die aufgrund des bewältigten Strukturwandels im Laufe der letz- ten 30 Jahre gestärkt in das 2. Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts eingetreten ist. Internationale Marktführer in Nischenmärkten, eine international renommierte Universität sowie ein dichtes Netz an schulischen Ausbildungsstätten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen ver- mitteln das Bild eines für die Zukunft gerüsteten Standorts, der mit der Fertigstellung des Semmeringtunnels auch aus strategischen Gesichtspunkten noch interessanter werden könnte. Die Vorteile und Chancen dürfen allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass der zuneh- mende Wettbewerbsdruck auf internationalen Märkten die ortsansässigen Firmen dazu zwingt, innovativ zu bleiben. Diese Innovationsfähigkeit muss vom unmittelbaren wirtschaftlichen Umfeld auch entsprechend unterstützt werden. Damit steigen auch die Herausforderungen an die regionale und kommunale Standortpolitik. Die vielfach unkoordinierte und auf zu vielen Schultern verteilte Regional- und Strukturpolitik ist dabei sicher nicht von Vorteil.

Die demographische Entwicklung wird zu einer immer ernsteren Herausforderung für die Re- gion, die durch das Fehlen eines echten regionalen Zentrums noch verstärkt wird. Glückli- cherweise aber kann sich die Region diesen Herausforderungen von einer guten und soliden Basis aus annehmen.

6. Exkurs: Von regionalen Stadträumen zu einem überregionalen Zent- rum

Gemeinden und Städte sind der natürliche Nährboden für die Entwicklung von Unternehmen – die Wiege und deren Keimzelle gewissermaßen, um die Sprache der Biologie zu bemühen. Die Diskussion um den Wirtschaftsstandort beginnt de facto in der Gemeinde. Was brauchen ge- werbliche Unternehmen von öffentlicher Seite, zumindest im kommunalen Bereich? Im We- sentlichen sind es drei Bereiche, die seitens der Gemeinden umgesetzt werden können und der gewerblichen Wirtschaft helfen:

 Eine niedrige Kosten- und Abgabenbelastung  Professionelle Unterstützung im unternehmerischen Alltag: wenig Bürokratie bei Amtswegen – hohe Kompetenz bei Verfahren vom Bauverfahren bis zu Raumplanung  Aktive Förderungen: von der Gründung über die Lehrstellen und Arbeitsplätze bis hin zur Übergabe

Diese drei Bereiche können — so die These dieses Studienpapiers — von größeren Verwal- tungseinheiten besser umgesetzt werden als von kleinen. Zudem können Stärken eines Wirt- schaftsstandorts damit besser ausgebaut und Schwächen eher abgebaut werden. Aus diesem Grund widmen sich die beiden folgenden Abschnitte im Detail einerseits dem Thema „Städti- scher Raum im Kontext der Ökonomie“ allgemein und dem Thema „Stadtfusion“ im Speziel-

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Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung (IWS) Wirtschaftsstandort Obersteiermark Ost 2013+ len, wobei eine mögliche Stadtfusion der Städte Bruck/Mur und Kapfenberg im Zentrum der Betrachtung steht. Trends müssen erkannt, mehr noch, richtig gedeutet werden — geht es doch um nichts Gerin- geres als um die Zukunft unserer Regionen und die Erhaltung von Arbeitsplätzen und Wohl- stand.

6.1 Zur Ökonomie von städtischen Räumen und Agglomerationen

Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Fragen des Wirtschaftsstandorts hat eine lange Tradition. Über mittlerweile Jahrhunderte hinweg setzen sich Ökonomen nicht nur mit der Frage der Ursache der Verteilung ökonomischer Aktivitäten auseinander sondern vielmehr mit der Frage des „idealen Standorts“. Diese Frage spielt naturgemäß auch im Bereich der „rea- len Wirtschaftspolitik“ eine sehr wesentliche Rolle. In jüngster Vergangenheit kam zu diesen Problem- und Fragestellungen auch noch ein weiterer Bereich hinzu, der gerade für geogra- phisch, topographisch und strukturell differenzierte Standorte wie die Steiermark sehr inte- ressant ist, und zwar die Frage, wie sich der vermeintliche Gegensatz zwischen ländlichen und städtischen Regionen auf die wirtschaftliche Entwicklung auswirkt. Streng genommen geht mit dieser Frage die These einher, dass wirtschaftliches Wachstum und Dynamik in erster Linie in städtischen und urbanen Räumen stattfinden wird, in ländlichen Regionen jedoch deutlich eingeschränkter. Der Beleg dieser These ist nicht Gegenstand dieser Untersuchung, vielmehr wollen wir im Rahmen dieses Kapitels die ökonomische Wirkung des Raumes, im Speziellen die ökonomische Wirkung von Agglomerationen bzw. urbanen Räumen näher erläu- tern.

6.1.1 Theorie des Wirtschaftsstandorts: Vorteile von Agglomerationen

So great are the advantages which people following the same skilled trade get from near neighbourhood to one another. The mysteries of the trade become no mystery; but as it were, in the air, and children learn many of them unconsciously. Good work is rightly appreciated, inventions and improvements in machinery, in processes and the general organization of the business have their merits promptly discussed: if one man starts a new idea, it is taken up by others and combined with suggestions of their own; and thus it becomes the source of further ideas. (Marshall, [1890] 1925, S. 271)

In der Volkswirtschaftslehre versteht man unter dem Begriff „Agglomeration“ in erster Linie eine große Stadt. Definitorisch wird auch gerne die Begrifflichkeit „Zusammenballung ökono- mischer Aktivitäten“ verwendet.15 Die Klärung der Frage nach der Existenz und der ökonomi- schen Vorteile großer Städte beschäftigt auch die Ökonomie seit langem.

15 Das Schweizer Bundesamt für Statistik definiert Agglomerationen wie folgt: Diese sind demnach zusammenhän- gende Gebiete mehrerer Gemeinden mit insgesamt mindestens 20 000 Einwohnern. Jede Agglomeration besitzt zudem eine Kernzone, die aus der Kernstadt und gegebenenfalls weiteren Gemeinden besteht, die jede mindes- tens 2000 Arbeitsplätze und mindestens 85 Arbeitsplätze (in der Gemeinde arbeitende Personen) auf 100 wohnhaf- te Erwerbstätige aufweist. Diese Gemeinden müssen ferner entweder mindestens 1/6 ihrer Erwerbstätigen in die Kernstadt entsenden oder mit dieser baulich verbunden sein oder an sie angrenzen.

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„Wo Tauben sind, fliegen Tauben zu“, dieses Phänomen haben Ökonomen seit jeher theore- tisch beleuchtet. Positive (externe) Effekte der Arbeitsteilung in einer Firma auf andere Fir- men und Sektoren bzw. die Vorteile von Spezialisierung und Arbeitsteilung an sich finden sich etwa bei prominenten Ökonomen wie William Petty, Adam Smith, A. Marshall, A. A. Young oder Nicholas Kaldor.16

Was sind nun konkret die ökonomischen Vorteile einer großen Stadt im wirtschaftlichen All- tag? Im Wesentlichen sind verringerte Transport- und Transaktionskosten als zentraler Faktor in der Gestaltung des urbanen Raumes ausschlaggebend sowie das Vorhandensein eines gro- ßen Absatz- und Arbeitsmarktes.

Drei wesentliche Vorteile, die nicht nur Unternehmen, sondern auch Haushalten offen stehen, lassen sich wie folgt überblicksmäßig zusammenfassen:

1. Großer Absatz- und Beschaffungsmarkt

Städte sind naturgemäß wegen ihrer hohen Einwohnerzahl als Absatzmarkt von immenser Be- deutung und damit naturgemäß für Gewerbe, Handel, Industrie oder Tourismus gleicherma- ßen von Bedeutung und Interesse und erfüllen gleichzeitig auch als Beschaffungsmarkt eine wichtige Funktion. (vgl. etwa Krugman 1991)

2. Externe Skalenerträge und Konzentrationsvorteile – Marshallianische externe Skalen- erträge

Städte und Agglomerationen schaffen auf natürlichem Wege Bedingungen für die Generierung zusätzlicher Unternehmenserträge nicht nur durch sinkende Transportkosten aufgrund der Nähe des potentiellen Absatzmarktes und Zuliefermarktes, sondern weiters durch die Verfüg- barkeit spezialisierter Arbeitskräfte aufgrund eines großen gemeinsamen Arbeitsmarktes oder durch die implizite Verbreitung von Ideen und Wissen auf geographisch engem Raum. Auch die lokale Infrastruktur ist in Städten in der Regel noch besser ausgebildet als in der Peripherie bzw. ländlichen Gebieten und Regionen (vgl. Marshall [1890] 1925, S. 266 – 277).

3. Politische Funktion großer Städte

Große Städte, vor allem Hauptstädte fungieren in der Regel als Verwaltungszentralen und damit auch als Firmensitz, ob als Headquarter oder zumindest als Leading Competence Unit — kurz LCU — von strategischem Interesse. Sie üben damit implizit eine starke Anziehungskraft aus, da im wirtschaftlichen Alltag auch die Nähe zu politischen Verantwortungsträgern sowie zur öffentlichen Verwaltung von Bedeutung ist (vgl. Martin, 1999, S. 80).

16 vgl. dazu etwa Steinegger 2010

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6.1.2 Standortnachteile von Agglomerationen

„Heutzutage besteht absolut kein Anlass, eine Fabrik in einer großen Stadt oder in der Nähe eines Arbeitsmarktes zu errichten, wohl aber gibt es zahlreiche zwingende Gründe, davon Ab- stand zu nehmen.“ (Henry Ford, 1926, S. 175)17

Ökonomisch betrachtet generieren Agglomerationen nicht nur Vorteile, sondern können auch Nachteile für die Wirtschaft und Lebenswelt mit sich bringen. Zu nennen sind hier etwa mög- liche Verkehrsüberlastungen und deren Folgen (Staus etc.) oder die Umweltverschmutzung. Weitere negative Effekte können eine höhere Kriminalitätsrate, teurere Grundstückspreise und Mieten aufgrund der relativen Knappheit des Faktors Raum (vgl. von Thünen, [1875] 1966, S. 123 bzw. Reichelt, 2008, S. 74), oder das Fehlen von Reserveflächen für Betriebsansiedlun- gen oder Betriebserweiterungen sein. Auf einige dieser Faktoren hat einer der Mitbegründer der Standorttheorie, Johann Heinrich von Thünen bereits im 19. Jahrhundert hingewiesen:

„Der Preis aller Lebensbedürfnisse, und namentlich der des Brennholzes ist in der großen Stadt viel höher. Auch kommt Miete für die Wohnungen viel höher zu stehen als in den kleinen Städ- ten und zwar aus dem zwiefachen Grunde: 1) weil die Erbauungskosten der Gebäude, zu wel- chen das Material mit größeren Kosten aus der Ferne herbeigeschafft werden muss, hier sehr groß sind, und 2) weil der Bauplatz selbst, der in kleinen Städten für wenig Thaler zu haben ist, hier enorm hoch bezahlt wird. Da nun sowohl Lebensmittel als Feuerung und Wohnung in der großen Stadt sehr viel teurer sind, so muss auch der Arbeitslohn in Geld ausgesprochen – den in den kleinen Städten um sehr viel übersteigen, was zur Erhöhung der Fabrikationskosten bedeutend beiträgt.“ (von Thünen, [1875] 1966, S. 123)

Empirisch untersucht wurden in der jüngeren Vergangenheit allerdings in erster Linie die Vor- teile von Agglomerationen. Ein objektiver Maßstab bzw. eine Schwelle, ab wann die Nachteile die Vorteile überwiegen, konnte bisher nicht gefunden werden.

Klar ist, dass die Vor- und Nachteile von Agglomerationen die Unternehmen und Haushalte in unterschiedlicher Ausprägung und Intensität beeinflussen. Im Hinblick auf die wirtschaftspoli- tische Ausrichtung der Stadt Graz sind sie aber jedenfalls zu berücksichtigen.

6.1.3 Zur Ökonomie der Stadt

„The city is dead. It vanished somewhere during the twentieth century.“ (John Friedmann, 2002, xi)

John Friedmann‘s Eingangszitat bringt etwas überspitzt zum Ausdruck, dass Städte im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts in funktional-wirtschaftlicher Hinsicht an Bedeutung verloren

17 Hinsichtlich dieses Postulats des amerikanischen Automobilpioniers muss fairerweise die Ergänzung gemacht werden, dass er damit nicht nur auf die Nachteile von Agglomerationen aufmerksam machen wollte, sondern viel- mehr auf Basis seiner Parole „Zurück zur Dorfindustrie“ seinem Erzeugnis ein zusätzliches Verkaufsargument liefer- te: „Um die Unkosten der Großstadt zu vermeiden, um das richtige Gleichgewicht zwischen Industrie und Land- wirtschaft zu finden, um die Kaufkraft der Löhne, die wir zahlen, unter weitere Schichten zu verteilen, begannen wir zu dezentralisieren.“ (Ford, 1926, S. 180)

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haben. Davor waren Städte, man nehme nur jene Mitteleuropas als Beispiel, über Dekaden, ja Jahrhunderte hinweg, Kulminationspunkt gesellschaftlicher und vor allem wirtschaftlicher Dynamik. Städte waren auch der Nährboden für die moderne Arbeitsteilung und in weiterer Folge die Massenproduktion wie wir sie heute kennen. Ökonomie fand in erster Linie in der Stadt statt, wie schon Adam Smith bemerkte:

„As it is the power of exchanging that gives occasion to the division of labour, so the extent of this division must always be limited by the extent of that power, in other words, by the ex- tent of the market. […] There are some sorts of industry, even of the lowest kind, which can be carried nowhere but in a great town.“ (Smith, [1776] 2009, S. 23)

Die ökonomische Grundfunktion einer Stadt als Transport- und Transaktionskosten senkender Waren- und Handelsumschlagplatz wurde auch schon sehr früh volkswirtschaftlich erkannt:

„A market town being placed in the centre of the villages whose people come to market, it is more natural and easy that the villagers should bring their products thither for sale on market days and buy the articles they need, than that the merchants and factors should transport them to the villages in exchange for their products.“ (Cantillon, 1931, S. 11)

Die ökonomische Bedeutung einer Stadt geht freilich über diese Grundfunktion hinaus. In der stadtökonomischen Forschung wird sehr oft auf den Gegensatz zwischen der „Ökonomie in der Stadt“ und der „Ökonomie der Stadt“ verwiesen. Letzteres lässt sich als Wirkungsgefüge „nicht-marktmäßig vermittelter Interdependenzen“ interpretieren und fügt dem Wesen der Stadt eine zusätzliche wichtige Komponente hinzu (siehe auch Läpple, 2006): Städte basieren einerseits auf diesem Wirkungsgefüge und schaffen gleichzeitig eine Art eines eigenen Wir- kungsgefüges, auf dessen Grundlage zwei wesentliche Eigenschaften der Ökonomie der Stadt hervortreten, die gerne vernachlässigt werden:

• Erstens eine Art von spezifischer Produktivität der Stadt bzw. die Gratisproduktivkraft des städtischen Wirkungsgefüges.

• Zweitens eine Art von Reflexivität der städtischen Ökonomie durch die Einbettung in den spezifischen institutionellen und kulturellen Kontext der Stadtgesellschaft, dessen Ausfluss unweigerlich ein Milieu ist, mitsamt einer Reihe von wirtschaftlichen Implika- tionen und Wirkungszusammenhängen.

Diese zwei Faktoren beeinflussen die wirtschaftliche Performance und Leistung von Städten. Seit geraumer Zeit wird in diesem Zusammenhang vor allem das Vorhandensein und die Wir- kungsweise eines kreativen und innovativen Milieus auf Städte und Regionen untersucht: Un- tersuchungsgegenstand der Forschung sind dabei die Innovationsleistung bzw. die Entstehung neuer Wirtschaftsbereiche wie etwa der Kreativwirtschaft. Kreative Milieus basieren gemäß Bathelt und Glückler (2012) auf folgenden Merkmalen:

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1. lokalisiertes Produktionssystem

Dieser Begriff beschreibt, dass sich kreative Milieus aus einer räumlichen Anhäufung von Unternehmen, Zulieferern, Kunden und Dienstleistern zusammensetzen. Diese Ak- teure sind auf vielfältige Weise miteinander verflochten. Dabei sind sie verbunden durch Güter-, Arbeitsmarkt-, Technologie- und Informationsverflechtungen. Es handelt sich hierbei also um die lokalisierte Form einer Wertschöpfungskette mit Transaktions- kostenvorteilen (entstehen durch räumliche Nähe).

2. Sozio-institutionelle Einbettung

Unternehmensübergreifende Netzwerke in kreativen Milieus bestehen nicht nur aus den in Punkt 1 erwähnten Verflechtungen, sondern sie sind auch auf andere Weise miteinander verbunden. Sie sind eingebettet (Embeddedness) in formelle und infor- melle Institutionen. Der Begriff Institution bezeichnet hierbei das Vorhandensein von formellen und informellen Regelwerken und Normen. Formelle Institutionen sind bei- spielsweise Ausbildungszentren und Forschungseinrichtungen. Informelle dagegen be- schreiben Dinge wie Vertrauen, Gewohnheiten und eine gemeinsame lokal vorhandene Kultur.

3. Innovations- und Lernprozesse

Mit der Zeit entsteht in lokalisierten Produktionssystemen eine gemeinsame Wissens- basis. Diese ergibt sich aus den zahlreichen formellen und informellen Kommunikati- ons- und Informationsflüssen innerhalb der entsprechenden Region (z.B. durch persön- liche Treffen). Da dieses kollektive Wissen größtenteils nur lokal vorhanden ist, ent- stehen daraus Wettbewerbsvorteile.

Darüber hinaus wird in der ökonomischen Theorie, vornehmlich im Bereich der Stadtökono- mik, auch die Veränderung städtischer Strukturen im wirtschaftlichen Kontext über längere Zeiträume hin untersucht. Auf Basis eines Phasenmodells lassen sich dabei drei städtische Entwicklungsphasen unterscheiden (Urbanisierung, Suburbanisierung, Deurbanisierung), mits- amt den damit einhergehenden Herausforderungen für die städtische Wirtschaftspolitik.18

6.1.4 Die Zukunft der Stadt

„I think, a city becomes to be, because none of us is self-sufficient, but we all need many things.“ (Plato, zitiert in Cooper und Hutchinson 1997, S. 1008)

Städte haben nicht nur die Massenproduktion begünstigt, sondern auch dazu beigetragen, dass „neue Wirtschaftsbereiche“, etwa die Kreativwirtschaft, Entfaltung und Nährboden fanden, wenngleich im Verlaufe des vorigen Jahrhunderts die Stadt als Standort die Fabrikation in- dustriell-gewerblicher Waren, nicht zuletzt wegen gesteigerter umwelt- und sozialgesetzli-

18 Vgl. Mayer und Tödlting 2001, S. 167 ff.

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cher Auflagen zunehmend unattraktiver wurde. Die Weiterentwicklung der modernen Massen- aber auch Individualtransportmittel hat zudem die Transportkosten signifikant gesenkt, wodurch im industriell-gewerblichen Sektor die Nähe zu großen Absatzmärkten nicht mehr von vordergründiger Bedeutung war (vgl. Läpple, 2006). Durch die in den letzten Jahrzehnten sich bemerkbar machende Transformation unserer Wirtschaft in eine Wissensgesellschaft, die wiederum durch räumliche Nähe begünstigt wird, erleben die Städte in ihrer Funktionalität und Attraktivität aber eine Art von Renaissance und eröffnen neue wirtschaftliche Perspekti- ven.

Zusammenfassend sind die wesentlichen Vor- und Nachteile von Agglomerationen hier noch- mals dargestellt:

Abb. 40: Vor- und Nachteile von Agglomerationen

Quelle: eigene Darstellung

Die Stadt und ihre Zukunft im internationalen Kontext:  Lebten 1950 nur 28,8 Prozent der Weltbevölkerung in Städten, sind es gegenwärtig schon über 50 Prozent.

 Bis 2050 wird sich der Anteil nach Schätzungen des UN/DESA auf knapp 69 Prozent weiter erhöhen.

 In den hoch entwickelten Ländern leben bereits heute 75 % der Bevölkerung in Städten, dieser Anteil steigt bis 2050 auf knapp 90 % (!).

6.1.5 Die Stadt im Kontext regionaler Disparitäten

„Die wichtigste Idee, die ich hierbei zum Ausdruck bringen will, liegt darin, dass das freie Spiel der Kräfte gewöhnlich eher zu einer Vergrößerung als zu einer Verkleinerung der Un- gleichheiten zwischen verschiedenen Regionen führt." (Myrdal, 1974, S. 17)

Städte sind aus einem sozio-ökonomischen Standpunkt betrachtet nicht nur im Hinblick auf unmittelbare Agglomerationseffekte hin interessant, sondern auch unter dem Aspekt, den Gunnar Myrdal als „Prinzip der kumulativen Verursachung“ genannt hat. Im Kontext der regi-

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onalen Entwicklung heißt dies nichts anderes als dass soziale und ökonomische Prozesse mit- unter selbstverstärkend wirken, sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht. Bezugnehmend auf das Phänomen „regionaler Disparitäten“, die seit einigen Jahren auch kleinräumig — beispielsweise in der Steiermark — wieder stärker beobachtbar sind, heißt das: Diese Disparitäten wirken dahingehend, dass periphere Räume immer stärker entleert wer- den, zuerst bevölkerungsmäßig und in danach in weiterer Konsequenz auch wirtschaftlich. In zentralen Räumen wirken die Kräfte wiederum in die entgegengesetzte Richtung und lassen diese bevölkerungsmäßig und damit, zumindest vom Potential her, auch ökonomisch wachsen. Diese Prozesse folgen allerdings keinen wie immer gearteten Naturgesetzen sondern lassen sich beeinflussen, beispielsweise durch regional-, sozial-, gesellschafts- oder wirtschaftspoli- tische Maßnahmen. Was bringen diese Erkenntnisse nun in Bezug auf eine aktive Regionalpolitik mit sich? Im Hin- blick auf die Steiermark und im Speziellen auf die Obersteiermark lassen sich davon folgende Erkenntnisse ableiten:

• Steiermark: Großraum Graz vs. Obersteiermark • Agglomerationsschatten: wie weit wirkt der Sog von großen Zentren • Gegensteuern ist möglich, durch Schaffung eines Gegenpols, sprich eines zweiten Bal- lungsraumes, der es mit zentralen Agglomerationen im Hinblick auf Standortattraktivi- tät, sowohl Lebens- als auch Standortattraktivität aufnehmen kann

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6.2 Fusionen am Beispiel der Schweiz Im Bereich der Wirtschaftswissenschaften wird nicht die ökonomische Wirkung des Raumes und dabei im Besonderen die Wirkung von Agglomerationen diskutiert, sondern auch die Wir- kung der Änderung von Größeneinheiten untersucht. Im Speziellen sind dabei öffentliche In- stitutionen und die ökonomische Wirkung einer Vergrößerung bzw. einer Verkleinerung der Einheiten von Interesse. Besonders die Vergrößerung von Verwaltungseinheiten und damit einhergehend die Nutzung ökonomischer Effekte wie steigender Skalenerträge oder „economis of scale“ stehen im Fokus der Untersuchungen. In diesem Zusammenhang gilt es zu beachten:

„Bei der Diskussion um zunehmende oder abnehmende Skalenerträge in der kommunalen Kern- verwaltung ist es wichtig, den Begriff klar abzugrenzen. Zunehmende Skalenerträge erfassen in einer engen Definition die Eigenschaft eines Produktionsprozesses, bei dem eine proportio- nale Erhöhung jedes Inputs eine mehr als proportionale Steigerung des Outputs bewirkt. Wird von dieser engen Definition ausgegangen, gibt es im Wesentlichen eine Ursache für zunehmen- de Skalenerträge: die vielfältigen Möglichkeiten zur Spezialisierung in großen Organisationen. Eine weitere Ursache für zunehmende Skalenerträge kann der Einsatz technischer Hilfsmittel ab einer gewissen Größe der Organisation sein. Diese Form von Skalenerträgen geht bereits über die obige Definition hinaus, da bei der engen Definition vorausgesetzt wird, dass der Ein- satz aller Produktionsfaktoren variiert werden kann. In der Realität bleibt der Input einiger Faktoren meistens konstant, da sie unteilbar sind. In einer weiter gefassten Definition von Skalenerträgen tritt deshalb die Änderung der Durchschnittskosten bei gegebener Outputver- änderung an die Stelle von Inputveränderungen. Dabei kann sich das Faktorverhältnis frei än- dern.“ (Lüchinger und Stutzer, 2002, S. 29)

Ein enger Konnex zwischen Agglomerationsvorteilen und der Größe der Verwaltungseinheit Gemeinde – ökonomisch deshalb, weil Vorteile sich gerade dann nutzen lassen, wenn politi- scher Gestaltungswille und Kompetenz einen (Stadt-)Raum definieren. Transaktionskosten – führt man sich die Struktur der Gemeinden in der Steiermark vor Augen …

„Leistungsfähige Gemeinden erfordern aber, wie dies die tatsächlichen Verhältnisse eindeutig zeigen, eine Mindestzahl an Einwohnern, weil sonst eine betrieblich zweckmäßige und ökono- mische Organisation von Behörden und Verwaltung mit einer sachbezogenen Gliederung der Aufgaben und deren Zuweisung an leistungskräftige Behörden und an Fachpersonal nicht durchführbar ist.“ (Leemann, 1980, S. 53).

Mit der Größe einer bürokratischen Organisation ändern sich ihre Transaktionskosten und da- mit die Skalenerträge. Eine bürokratische Organisation hat ― in einer einfachen Betrachtung ― die optimale Größe erreicht, wenn die gesparten Transaktionskosten, beispielsweise aus der Spezialisierung, durch die zunehmenden Management- und Kontrollkosten gerade ausge- glichen werden (Coase, 1937).

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Vor- und Nachteile von Fusionen Naturgemäß können bei Gemeindefusionen Vor- und Nachteile ins Feld geführt werden, die letztlich Auswirkungen auf die Entscheidungsfindung nehmen. Als Vorteile können aus der Empirie unter anderem folgende vorgebracht werden (vgl. etwa Steiner 1999, S. 49 ff. und Land Steiermark 2011):

 Niedrigere Fixkosten pro Einwohner  Mehreinnahmen aus dem Finanzausgleich aufgrund des abgestuften Bevölkerungs- schlüssels  Administrativer Surplus in punkto Qualität und Quantität der Leistungen  Bessere und tiefer gehende Leistungsangebote der Kommunen  Bessere Auslastung der Kapazitäten  Großräumigere und damit bessere Raumplanung  Standortvorteile im Wettbewerb mit anderen Kommunen  Mehr politisches Gewicht im Bundesland  Bessere finanzielle Handlungsspielräume  Kosteneinsparungen bei der Beschaffung

Zentrale Vorteile werden bei der Ausweisung von Industrie- und Gewerbegebieten, sowie beim Erhalt der regionalen Infrastrukturen ersichtlich, wie die folgenden Zitate des Landes Steiermark (2011, S. 5) deutlich machen:

„Die Ausweisung von großflächigen Industrie- und Gewerbegebieten zur Auslagerung von wach- senden Betrieben ist oft nur in der Nachbargemeinde möglich, womit der ursprünglichen Standortgemeinde Kommunalsteuer verloren geht. Um das zu vermeiden, versuchen viele Ge- meinden Industrie- und Gewerbebaugebiete in suboptimaler Lage auszuweisen, was zu zusätz- lichen Aufschließungskosten und einem Baulandüberhang führt“

„Nur größere Einheiten sind in der Lage, die Infrastruktur zu erhalten oder auszubauen. Kleine Gemeinden sind oft nicht in der Lage, die Folgekosten der Infrastruktureinheiten zu tragen und erwirtschaften Defizite. Durch Zusammenlegungen soll die Weiterführung bzw. die Sanie- rung von Volks- und Hauptschulen, der Betrieb von Veranstaltungszentren, die Sanierung von Gemeindestraßen und Sportplätzen etc. ermöglicht werden.“

Als Nachteile werden folgende Dinge ins Feld geführt, wobei diese stärker eine politische bzw. emotionale Dimension haben und weniger ökonomische Argumente in sich bergen:

 Geringere Bürgernähe, bei vollkommener Zentralisierung der Gemeindeverwaltung  Gesteigerte Erwartungen der Bürger an Leistungen der Gemeinde und deren Qualität  Abnehmende politische Partizipation der Bevölkerung – weniger Integration in der fusi- onierten Gemeinde  Angst der Bürger vor Verlust der kommunalen Identität bzw. des Ortsnamens  Möglicherweise gesteigerte Kosten und erhöhter Koordinationsaufwand durch bauliche und organisatorische Adaptionen (zumindest kurzfristig)

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 Möglicherweise kompensatorischer Effekte bei der Aufteilung von Transfereinahmen und –ausgaben der Gemeinden nach dem Leistungsfähigkeitsprinzip (Landesumlage, Sozialhilfeumlage, etc.).

Aufgrund der besseren Mobilität und moderner Kommunikationsformen- und Infrastrukturen (E-Government, Breitband) kann zumindest der erste Nachteil etwas entkräftigt werden. Aus volkswirtschaftlicher Sicht überwiegen jedenfalls die Vorteile von größeren kommunalen Ein- heiten.

7. Aspekte von Stadtfusionen am Beispiel von Bruck a.d. Mur und Kap- fenberg

„Unsere Städte und Gemeinden haben Grenzen aus dem 19. Jahrhundert, haben Verwaltungs- strukturen aus dem 20. Jahrhundert und müssen die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts be- wältigen.“ Professor Michael Parkinson, Universität Liverpool19

7.1 Grundsätzliche Aspekte und Ausgangslage Welche Motivationen und Argumente lassen sich anführen, um eine mögliche Stadtfusion in der Region Obersteiermark Ost plausibel zu machen. Dazu bedarf es neben den im vorange- gangenen Abschnitt dargestellten speziellen ökonomischen Vorteilen auch weiterer Aspekte, vor allem im „funktionalen Bereich“. Als großer Nachteil der Region wird dabei das Fehlen eines „echten städtischen Zentrums“ in der östlichen Obersteiermark angesehen, das genug Sogwirkung zu erzeugen imstande ist, um die vorherrschende Abwanderung in der Region, die sich als großes Problem darstellt, zu stoppen und positive wirtschaftliche Dynamik zu erzeu- gen. Dieses Problem ist allerdings kein kontemporäres Problem, sondern vielmehr bereits seit einigen Jahrzehnten virulent, so stellten Bobek und Hofmayer bereits Anfang der 1980-er fest, dass es entlang der Mur-Mürz-Furche „kein Zentrum gibt, das die für eine Regionszentra- le geforderte Ausstattung hätte“ (Bobek und Hofmayer, 1982, S. 99). Gerade diese Funktion einer „Regionszentrale“ könnte auf Basis einer großen Stadtfusion erreicht werden. Welche Wirkung von Ballungsräumen ausgehen kann und welche ökonomischen Effekte damit verbun- den sind, lässt sich derzeit an der Entwicklung des Zentralraumes Graz ablesen.20 Gemäß der Definition von Statistik Austria wird der „Großraum Leoben“ als zusammenhängende Stadtre- gion mit einer Kernzone (Leoben, Bruck, Kapfenberg, Oberaich, Niklasdorf, Proleb und St.Peter Freienstein) und Außenzone definiert. Eine echte Regionszentrale könnte durch die Fusion von Bruck/Mur-Oberaich und Kapfenberg-Parschlug entstehen.

19 Entnommen aus: Land Steiermark (2011, S.1) 20 Vgl. Verhounig & Steinegger (2012)

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Abb. 41: Der Großraum Leoben mit Bruck und Kapfenberg als zusammenhängende Stadtregion

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7.2 Auswirkungen einer Stadtfusion Monetäre Auswirkungen einer Fusion der Städte Bruck/Kapfenberg Rund drei Viertel aller Ertragsanteile werden nach dem so genannten abgestuften Bevölke- rungsschlüssel nach dem Finanzausgleichsgesetz (FAG) vergeben:

Tab. 24: Abgestufter Bevölkerungsschlüssel nach FAG

Quelle: Österreichischer Gemeindebund

Bei einer Einwohnerzahl von Bruck/Mur und Oberaich von 16.000 sowie Kapfenberg und Par- schlug von rund 24.000 ergibt sich somit laut aktuellem Finanzausgleichsgesetz folgender Mehrwert: Bruck/Oberaich würde in die Klasse von 20.001 bis 50.000 Einwohner aufrücken und somit (nun als Teil von „Kapfenbruck“) 681 minus 567 = 114 Euro mehr je Einwohner luk- rieren: Der Effekt würde somit ein Plus von 1,8 Mio. € an Mehreinnahmen ergeben. Ebenfalls im FAG festgeschrieben ist die Fusionsprämie: Laut Auskunft von Dr. Hörmann (Land Steiermark) würde dies zusätzliche 200.000 € ergeben. Noch offen ist hingegen der Bonus des Landes Steiermark aus dem so genannten „Reformfonds“. Dessen Höhe wird durch Beschluss der Landesregierung festgelegt. Langfristige monetäre Effekte sind aufgrund der steigenden Skalenerträge durch die Speziali- sierung in der öffentlichen Verwaltung bzw. Organisation zu erwarten (siehe oben). Spezielle Effekte müsste man sich im Einzelfall ansehen und sind schwer zu quantifizieren. Das Land Steiermark (2011, SS. 3-4) geht etwa von folgenden Effekten aus:

 Geringere externe Kosten für Sachverständige durch höhere Professionalität der Ver- waltung  Mittel- bis langfristig geringerer Personal- und Sachaufwand (Abhängig von den politi- schen Zielvorgaben)  Einkünfte aus Besitz und Unternehmertätigkeit: potenziell höhere Einnahmen bzw. niedrigere Ausgaben durch verbesserte Infrastrukturauslastung oder angepasste Ge- bühren  Eigene Abgaben: potenziell höhere Kommunalsteuer durch gemeinsame Betriebsan- siedlungspolitik  Bezüge der gewählten Organe: geringere Ausgaben durch geringere Anzahl an Organen

Zusätzlich würden „Erfahrungen aus der Gemeindegebietsreform in Sachsen-Anhalt zeigen, dass durch die größeren Einheiten Finanzmittel geballt eingesetzt werden können und dadurch Investitionen ermöglicht werden, die sonst nicht erfolgen könnten“ (ibid.). Am Beispiel von Stadtwerken kann etwa von folgendem Szenario ausgegangen werden:

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Kooperationen und in weiterer Folge Fusionen bringen ökonomisch betrachtet auch die Chan- ce von Einsparungen mit sich, die wiederum Spielraum in den öffentlichen Budgets eröffnen. Im Falle einer Stadtfusion Bruck/Mur-Kapfenberg ergeben sich neben den allgemeinen Einspa- rungseffekten in der Verwaltung zusätzliche Einsparungsmöglichkeiten durch eine damit ein- hergehende Fusion der beiden Stadtwerke. Ein Blick auf die ökonomischen Grundparameter macht deutlich, dass die Synergien in diesem Bereich sich auch monetär niederschlagen wür- den. Derzeit beschäftigen beide Stadtwerke gemeinsam über 400 Beschäftigte. Die Bilanz- summe der beiden Unternehmen beläuft sich auf rd. 65 Mio. €. Zu den Tätigkeitsfeldern, die ein hohes Synergiepotential in sich bergen, zählen vor allem die Bereiche Energieproduktion, Energiehandel und vor allem Energieversorgung, sprich Energienetze (Strom, Gas und Wär- me), Wasser, Bestattung und Gärtnereiwesen, um nur die wichtigsten zu nennen. Alleine in diesen Bereichen ergibt sich ein kurz- bis mittelfristiges Einsparungspotential im Ausmaß von 1,5 Mio. €. Längerfristig sind zumindest rd. 5 Mio. € an Synergiepotentialen monetär verwert- bar.

7.3 Empirische Erhebung: Stadtfusion Bruck/Mur – Kapfenberg Als Teilbereich der oben dargestellten Empirische Untersuchung zur Qualität des Standortes (siehe Kapitel 3) wurde auch das Thema Stadt- bzw. Gemeindefusionen behandelt. Die Ein- stellung der Unternehmerschaft zu einer Stadtfusion von Bruck/Mur und Kapfenberg ist in diesem Kapitel dargestellt. 7.3.1. Rolle von Gemeindegrenzen In Zeiten einer sich stetig dynamisierenden und auch internationaler werdenden Wirtschaft stellt sich die Frage, inwieweit Gemeindegrenzen für gewerbliche Unternehmen, sofern sie dies überhaupt je taten, eine Rolle spielen. Für die Unternehmen in der östlichen Oberstei- ermark spielen Gemeindegrenzen im Wesentlich keine bzw. eine untergeordnete Rolle, ver- treten doch rund 73 % der Befragten diesen Standpunkt. Lediglich 8 % der Unternehmer geben an, dass Gemeindegrenzen für sie eine große Rolle spielen.

Abb. 42: Spielen Gemeindegrenzen eine Rolle ? Quelle: WKO Stmk

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7.3.2. Vor- und Nachteile von Gemeindefusionen aus Unternehmersicht Trotz einer guten Bewertung der Standortgemeinden schlägt die nicht wahrnehmbare Bedeu- tung von Gemeindegrenzen im unternehmerischen Alltag auch in der Frage betreffend Fusio- nen von Gemeinden in der Region voll durch. Rund 77 % und damit die überwiegende Mehrheit der Unternehmerinnen und Unternehmer sehen mehr Vorteile einer Fusion als Nachteile.

Abb. 43: Vorteile bei Gemeindefusionen? Quelle: WKO Stmk

Als Hauptgründe sehen die Unternehmerinnen und Unternehmer vor allem die größeren finan- ziellen Chancen für die Gemeinden (49,3 %) an, wobei die Unternehmerschaft diese für Inves- titionen in den Standort genützt sehen will. Viele erwarten sich auch mehr Effizienz und Pro- fessionalität in der Verwaltung (47,4 %). Mit einigem Abstand werden des Weiteren das Ziehen an einem Strang in der Raumordnung, eine bessere Förderung der Wirtschaft sowie ein ver- bessere Infrastruktur als Gründe für eine Fusion ins Feld geführt.

Abb. 44: Welche Vorteile erwarten sich die Unternehmer von Gemeindefusionen? Quelle: WKO Steiermark 7.3.3. Gemeindefusion Bruck/Mur-Kapfenberg-Parschlug-Oberaich

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Von Interesse war insbesondere die Frage, was die Unternehmer von einer Fusion der vier Gemeinden Bruck/Oberaich mit Kapfenberg/Parschlug zu einer Großgemeinde, welche zur zweitgrößten Stadt der Steiermark zusammenwachsen könnte, halten? Die Unternehmerinnen und Unternehmer aus den vier Gemeinden stehen dem mehrheitlich positiv gegenüber. 57 % sprechen sich dezidiert für eine Fusion aus. Lediglich 20 % lehnen eine Fusion ab. Für 23 % macht es keinen Unterschied (Antwort: „ist mir egal“).

Abb. 45: Befürwortung der Fusion von Bruck/Oberaich und Kapfenberg/Parschlug Quelle: WKO Steiermark

Abb. 46: Namensvorschläge für eine regionale Zentrale

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8. Handlungsableitungen und Resümee

8.1. Handlungsableitungen Regionalökonomisch ergibt sich auf Basis der vorliegenden Analyse eine sehr umfangreiche Handlungsagenda für die Akteure der Region bzw. auch die steirische Landesregierung, die in den kommenden Jahren entsprechend in Angriff genommen werden könnten. Der Kernfokus der Maßnahmen richtet sich dabei auf jene Bereiche, die in der Region durch die Akteure im Wesentlichen selbst durchgeführt und vorangetrieben werden können. Dazu zählen vor allem folgende: Regional Governance: Einleitend möchten wir erwähnen, dass „Regionen“ generell als größere Einheiten gesehen werden sollten. In einem auf globaler Ebene so kleinen Raum wie der Steiermark, ist ein defi- nitorischer Regionen-Wildwuchs zu vermeiden (das trifft sowohl auf Leader-Regionen sowie auf Kleinregionen oder ähnliche kleinregionale Gebilde bzw. Initiativen zu). Das Ziehen an einem Strang (regional governance) bei wichtigen Themen wie Wohnbaupolitik, Verkehrspoli- tik, Betriebsansiedelungspolitik und die Abstimmung dieser Politikparameter untereinander auf regionaler Ebene (Beispiel Verkehr und Raumplanung bzw. Siedlungsentwicklung) ist anzu- streben. Die Konkurrenz von Standorten oder Regionen innerhalb einer Großregion sollte drin- gend vermieden werden, so geht es etwa bei der Ausweisung von Industrie- und Gewerbege- bieten um die Suche nach den bestmöglichen Standorten. Weiters geht es um die thematische Spezialisierung bzw. Arbeitsteilung (Motto: „es kann nicht jede Region alles haben bzw. kön- nen“).

 Die Gemeindestrukturreform muss dazu genutzt werden, um in den neuen ländlichen Zen- tren bessere Angebote im Bildungsbereich, bei der Kultur und in der Versorgung zu schaf- fen. Attraktive Standorte sind in der Lage, die Infrastruktur in der Region zu erhalten bzw. auszubauen und das Ausmaß der Abwanderung zu minimieren. Etwa die Sanierung von Volks- und Hauptschulen bzw. der Betrieb von Veranstaltungszentren oder Sportplätzen sind hier zu nennen. Die seitens des Landes ausformulierten Grundsatzüberlegungen und Argumente für Fusionen haben dabei – aus Sicht der Wirtschaftskammer - immer noch im- manente Geltung bzw. immanenten Charakter. Die Gemeindestrukturreform dient hier nur als ein erster Schritt eines langen Weges21: Auch die verbesserte Mobilität der Bevöl- kerung und neue Kommunikationsmöglichkeiten (Stichwort Breitbandinternet) rechtferti- gen eine Zentralisierung innerhalb von Großregionen.

 Erarbeitung konsistenter und bindender regionalpolitische Grundsätze in Form des neuen regionalen Entwicklungsleitbildes. Hierbei sollte das regionale Entwicklungsleitbild eine zentrale Rolle einnehmen und die Bündelung der regionalen Initiativen vorantreiben:

- Neuausrichtung der LEADER-Regionen und Orientierung an den Themen der Wirtschaft.

21 http://www.gemeindestrukturreform.steiermark.at/cms/dokumente/11567999_69617531/b153c1a3/G emeindestrukturreform%20Ausgangslage.pdf

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- Anwendung strenger Größenkriterien für die Bildung von Kleinregionen und Tourismus- verbänden.

- Fusion von Einzeltourismusverbänden mit § 4 (3) – Verbänden  Zusätzlich sollte eine noch stärkere Koordinierung und Abstimmung (Governance) der re- gionalen Akteure in der Region Platz greifen ― beispielsweise könnte das EU- Regionalmanagements unter verbindlicher Einbindung der regionalen Wirtschaft bzw. aller Sozialpartner hier eine noch stärkere Rolle einnehmen.  Kooperationen auf kommunaler Ebene vorantreiben — interkommunaler Finanzausgleich in der gesamten Region, um vor allem den Standortwettbewerb in der Region hintan zu hal- ten und bestmögliche Bedingungen für Betriebserweiterungen und Neuansiedlungen zu schaffen.  Unternehmerfreundliche Gemeinden in der Region schaffen: vom Vergabewesen bis hin zu Amtswegen.  Um die Abwanderung einzudämmen, ist es wichtig, in den Regionen leistungsfähige Zen- tren zu schaffen. Es besteht die Chance für ein „echtes regionales Zentrum“ mit überregi- onaler Bedeutung: Fusion der Städte Bruck/Mur und Kapfenberg inklusive einer engeren Kooperation mit der Stadt Leoben.  Anpassung der regionalen Strukturen an die neue Bezirksstruktur Bruck-Mürzzuschlag.  Die Existenz von Kleinregionen sollte steiermarkweit generell hinterfragt werden: Ein- dämmung des Regionen-Wildwuchses - es sollte keine „Überlappungen“ geben. Die östli- che Obersteiermark kann hier eine Vorbildrolle einnehmen.

Regionalentwicklung:  In allen steirischen Regionen und auch in der östlichen Obersteiermark soll die Förderung des Unternehmertums ein Schwerpunkt sein. Es sollte mindestens ein Projekt dazu geben. Für die Wohlstandsschaffung in den Regionen werden junge UnternehmerInnen gebraucht, die sich zur Region bekennen und bereit sind, ein Unternehmen zu übernehmen oder zu gründen. Da nur mehr rund 50 % der Unternehmen von Familienmitgliedern übernommen werden, müssen andere Bevölkerungsschichten angesprochen werden, um Unternehmer zu werden.  Bei der Bündelung, Professionalisierung und Spezialisierung der regionalen Institutionen kommt den Sozialpartnern und allen anderen regionalen Playern eine wichtige strategi- sche Rolle zu. Spezialprogramme (beispielsweise zur Betriebsnachfolge in den Regionen) könnten durch die WK abgewickelt werden. o Es könnten etwa serviceorientierte „one-stop-shops“ für Betriebsansiedelun- gen, Gründungen etc. errichtet werden, damit man als Bürger nicht im „Kreis“ läuft bzw. von einer Institution zu einer anderen geschickt wird.  Schaffung eines einheitlichen, positiv besetzten Regionsbegriffes, um die Affinität zur Region zu erhöhen: z.B. Etablierung des Begriffes „Hochsteiermark“ als Regionsmarke.

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 Evaluierung und, bei positiver Performance, Weiterentwicklung des AREA M-Konzeptes für die gesamte Region.  Fokus des Mitteleinsatzes auf die Stärkefelder Metall und Werkstoffe unter Rückgriff auf die gute F+E-Basis. Dazu gehört auch die Forcierung von Spin-offs entlang dieser Stärke- felder zur Verstärkung der wirtschaftlichen Basis und Dynamik in der Region.  Internationalisierung im Aus- und Weiterbildungsbereich vorantreiben: Fokus auf Kinder- garten und die ersten acht Schulstufen.  Erhaltung des universitären und außeruniversitären F+E-Netzwerkes in der Region.  Die Qualifizierung von Jugendlichen muss vorangetrieben werden. Der Steirische Be- schäftigungspakt (STEBEP) soll nach regionsspezifischen Anforderungen umgesetzt wer- den.  Bevor das neue Leitbild (2014 - 2020) erstellt wird, sollten die Teilprojekte des alten Leit- bildes (2007 - 2013) evaluiert werden (was wurde umgesetzt, wo gab es Probleme etc.).

Re-Industrialisierung als Chance Die Europäische Kommission hat in Ihrer wirtschaftspolitischen Agenda die Industrie als Wohl- standsquelle wieder entdeckt, da die Konkurrenz aus den U.S.A und China zu stark wird (vor allem was die Rahmenbedingungen betrifft)22. Eine Kehrtwende von der De-Industrialisierung zur Re-Industrialisierung ist die Strategie der Kommission. Rahmenbedingungen für Forschung und Entwicklung, niedrigere Energiepreise, Ausbau der Infrastruktur (Schiene, Straße, Breit- band) sowie offene Marktzugänge sollen dieses Ziel unterstützen:

 Die Aufrechterhaltung und Forcierung einer soliden industriellen Basis ist für die östliche Obersteiermark enorm wichtig.  Bei der Suche nach Fachkräften im technischen Bereich könnte die Initiative www.workandliveinstyria.at dienlich sein.23

Dass der Standort für die Industrie nach wie vor attraktiv ist, zeigt etwa das Investitionsvolu- men der Voestalpine, die in Donawitz bis Anfang 2016 einen dreistelligen Millionenbetrag in ein neues Drahtwalzwerk investieren will24.

22 Vgl.: http://www.welt.de/wirtschaft/article109646600/EU-plant-Re-Industrialisierung-des-Kontinents.html 23 http://www.workandliveinstyria.at/de/ 24 http://www.kleinezeitung.at/steiermark/leoben/3327938/voestalpine-glaenzt- investitionen.story;jsessionid=C2B21BDD58416677A5399B246A036A4B.p3

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Infrastruktur und Mobilität  Eine weitere Forcierung des Breitbandausbaus ist vor allem für Gewerbe- und Industrie- standorte sowie Forschungs- und Entwicklungs- sowie Bildungseinrichtungen anzustreben (siehe dazu das Positionspapier Breitbandausbau der WKO Steiermark).  Die Sanierungsmaßnahmen der Landesstraßen sind weiterzuverfolgen. In diesem Zusam- menhang sollte auch eine Evaluierung und Aktualisierung des regionalen Verkehrskonzep- tes (Verkehrplus), das aus dem Jahr 2007 (!) stammt, erfolgen.  Der Bau des Semmeringbasistunnels ist für die Erreichbarkeit und Reichweite (Personen und Gütertransport) mit Sicherheit eine Chance.

Tourismus Das touristische Potential der gesamten Region ist noch nicht ausgeschöpft, hier gibt es für die Region noch Wachstumspotentiale, wobei nicht nur der Kultur- und Freizeittourismus eine Rolle spielt, sondern zusätzlich auch der „Business-Tourismus“, der auch die Standortqualität der Region im Bereich der sogenannten „soft facts“ weiter heben könnte.

8.2. Resümee Die Region Obersteiermark Ost, bestehend aus den Bezirken Leoben und Bruck-Mürzzuschlag, hat, wie kaum eine andere, strukturell vergleichbare Region, den Strukturwandel der vergan- genen 20 bis 30 Jahre gemeistert ohne ihren einzigartigen Charakter als industriell-gewerblich geprägtes Gebiet zu verlieren. Im Gegenteil, einstige Problembereiche in Industrie und Ge- werbe wurden auf Basis eines endogenen Erneuerungsprozesses wieder zu Stärkefeldern, die die Region auch zu nützen versteht. Viele internationale und sogar globale Marktführer in Nischenmärkten, eine über die Grenzen der Steiermark hinaus bekannte Universität sowie eine dichtes Netz an schulischen Ausbil- dungsstätten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen vermitteln das Bild eines mo- dernen und wettbewerbsfähigen Standorts. Und dies, obwohl die Region im europäischen Maßstab eigentlich der Peripherie zuzuordnen ist und der Strukturwandel die Region in der Vergangenheit stärker getroffen hat. Produktivitäts- und Einkommensniveau sind zwar immer noch hoch, andere Regionen (Ost- und Südweststeiermark) holen jedoch zunehmend auf, die obersteirische Wachstumsdynamik war in den vergangenen Jahren niedriger als im Steier- markdurchschnitt. Eine Re-Industrialisierung ist an der Zeit. Die industrielle Basis ist das größ- te Asset der Region. Mit der Fertigstellung des Semmeringtunnels und damit einhergehend der direkten Einbettung in den TEN-Korridor der EU könnte die östliche Obersteiermark aber auch aus strategischen Gesichtspunkten noch interessanter werden. Das positive Resümee betreffend Wissensbasis und damit verbundener Arbeitsproduktivität darf jedoch nicht gänzlich den Blick auf die Problembereiche und die Herausforderungen ver- stellen, denen sich die Region wird stellen müssen bzw. denen sie sich bereits gegenwärtig stellt. So zwingt der zunehmende Wettbewerbsdruck auf internationalen Märkten die ortsan-

-67- Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung (IWS) Wirtschaftsstandort Obersteiermark Ost 2013+ sässigen Firmen dazu, besonders innovativ zu bleiben. Diese Innovationsfähigkeit muss vom unmittelbaren wirtschaftlichen Umfeld auch entsprechend unterstützt werden. Auch wird die internationale Standortkonkurrenz bei Industrieregionen immer härter. Damit steigen auch die Herausforderungen an die regionale und kommunale Standortpolitik. Die doch sehr unko- ordinierte und auf eine Vielzahl von Institutionen verteilte Regional- und Strukturpolitik, egal ob diese nun öffentlicher, halb-öffentlicher oder auch privater Natur sind, ist für die wirt- schaftliche Entwicklung nicht förderlich. Die demographische Entwicklung wird zudem zu ei- ner besonders großen Herausforderung für die Region. So zählt die östliche Obersteiermark zu jenen Gebieten in Österreich, die bereits seit der Jahrtausendwende merklich an Bevölkerung verlieren und überaltern. Die Abwanderung aus der Region, so scheint es, hängt nach wie vor mit dem Stigma der „Verstaatlichtenkrise“ und deren Folgen in den 1980-er Jahren zusam- men. Diese fehlende positive Grundstimmung wird durch das Fehlen eines echten regionalen Zentrums noch verstärkt. In diesem Bereich, einem de facto Standort-„soft fact“, gilt es in besonderem Maße anzusetzen. Glücklicherweise kann die Region sich der Herausforderungen von einer guten und soliden wirtschaftlichen Basis aus annehmen. Werden die Schrauben et- was angezogen und wird bei den Rädern der Wirtschaftspolitik in die richtige Richtung ge- dreht, blickt die „Hochsteiermark“ in eine positive Zukunft.

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Abbildungen und Tabellen

Abb. 1: Strukturbild der Steiermark ...... 5 Abb. 2: Bevölkerungsentwicklung der steirischen Regionen von 2000 bis 2009 ...... 6 Abb. 3: Bevölkerungsentwicklung der Bezirke der östlichen Obersteiermark im Langzeitvergleich ...... 6 Abb. 4: Entwicklung der Gesamtbevölkerung bis 2050 ...... 7 Abb. 5: Bevölkerungsentwicklung der östlichen Obersteiermark auf Gemeindeebene bis 2030 ...... 8 Abb. 6: „Alt“ und „Jung“ - Bevölkerungsentwicklung bis 2050 ...... 8 Abb. 7: Abnehmende Human-Ressourcen ...... 8 Abb. 8: Wirtschaftswachstum (Bruttoregionalprodukt) auf NUTS 3 - Ebene (indexiert: 1995 = 100)...... 9 Abb. 9: Anteile der regionalen an der gesamtsteirischen Brutto-Wertschöpfung ...... 10 Abb. 10: BRP je Erwerbsperson (Arbeitsproduktivität) 2010 im NUTS 3 - Vergleich ...... 12 Abb. 11: Bruttomedianeinkommen Österreich, Steiermark. Östliche Obersteiermark ...... 13 Abb. 12: Anteil der Betriebe nach Sparten laut Kammersystematik 2012 ...... 17 Abb. 13: Anteil der Betriebe nach Sparten laut Kammersystematik 2001 ...... 17 Abb. 14: Entwicklung der aktiven WK Mitglieder nach ausgewählten Gemeinden ...... 18 Abb. 15: Entwicklung der Tourismusnächtigungen 2004 bis 2012 - Hochsteiermark vs. Steiermark ...... 19 Abb. 16: Veränderung der Beschäftigten in der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft seit 2005 ...... 20 Abb. 17: Saisonaler Vergleich der Arbeitslosenraten ...... 22 Abb. 18: Bezirkspendleranalyse Leoben ...... 23 Abb. 19: Bezirkspendleranalyse Bruck/Mur alt ...... 24 Abb. 20: Bezirkspendleranalyse Mürzzuschlag alt ...... 25 Abb. 21: Industrie und Gewerbebauland 2011 nach Regionen ...... 26 Abb. 22: Grundstückspreise für Betriebsansiedelung 2012 nach Nutzungswerten in €/m2 ...... 27 Abb. 23: Grundstückspreise für Betriebsansiedelung - Veränderung von 2005 bis 2012 in Prozent ...... 27 Abb. 24: Geschäftslokale, Mietpreise 2012 ...... 28 Abb. 25: Stärkefelder in der Region Obersteiermark Ost (NUTS 3) - Anteilige Wirtschaftsstruktur...... 32 Abb. 26: Zuordnung der Firmen nach alter Stärkefelddefinition der SFG ...... 34 Abb. 27: Cluster und Netzwerke in der Steiermark gemäß der steirischen Wirtschaftsstrategie 2020 ...... 34 Abb. 28: Hauptbetreuende Sparte der Teilnehmer ...... 35 Abb. 29: Zufriedenheit mit Standortgemeinde ...... 36 Abb. 30: Zufriedenheit mit Standortgemeinde - verschiedene Aspekte ...... 36 Abb. 31: Was braucht mein Betrieb um auch in Zukunft an meinem Standort erfolgreich zu sein? ...... 37 Abb. 32: Welche Maßnahmen sind für eine positive Entwicklung der Region erforderlich? ...... 38 Abb. 33: Übersicht Projektbündel und Leitprojekte gemäß regionalem Entwicklungsleitbild ...... 39 Abb. 34: Leader-Regionen der Steiermark ...... 40 Abb. 35: Gemeinden nach der Strukturreform (Bruck-Mürzzuschlag) ...... 42 Abb. 36: Gemeinden nach der Strukturreform (Leoben) ...... 43 Abb. 37: Hochsteiermark als Tourismusregion ...... 45 Abb. 38: Österreich und Steiermark im transeuropäischen Verkehrsnetz ...... 46 Abb. 39: Schienenverkehr laut regionalem Verkehrskonzept Obersteiermark Ost ...... 46 Abb. 40: Vor- und Nachteile von Agglomerationen ...... 54 Abb. 41: Der Großraum Leoben mit Bruck und Kapfenberg als zusammenhängende Stadtregion ...... 59 Abb. 42: Spielen Gemeindegrenzen eine Rolle ? ...... 61 Abb. 43: Vorteile bei Gemeindefusionen? ...... 62 Abb. 44: Welche Vorteile erwarten sich die Unternehmer von Gemeindefusionen? ...... 62 Abb. 45: Befürwortung der Fusion von Bruck/Oberaich und Kapfenberg/Parschlug ...... 63 Abb. 46: Namensvorschläge für eine regionale Zentrale ...... 63

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Tab. 1: Bruttoregionalprodukt nach NUTS 3 - Entwicklung 1995 bis 2010, Werte in Mio. € ...... 10 Tab. 2: Bruttoregionalprodukt nach NUTS 3 - Entwicklung 1995 bis 2010, Index: 1995 = 100 ...... 10 Tab. 3: Bruttoregionalprodukt pro Kopf in € - Abweichung vom Steiermarkschnitt 1995 bis 2010 ...... 11 Tab. 4: BRP je Erwerbsperson 2000 bis 2010 nach NUTS 3 - Regionen ...... 12 Tab. 5: Bruttomedianeinkommen nach steirischen Bezirken ...... 14 Tab. 6: Unselbständig Beschäftigte nach Wirtschaftssektoren 2011 ...... 14 Tab. 7: Unselbständig Beschäftigte nach Wirtschaftssektoren 2011 in Prozent ...... 14 Tab. 8: Industriebeschäftigte Ende Juli - Vergleich 1991 und 2012 ...... 16 Tab. 9: Die zehn größten Industrieunternehmen (nach Anzahl der Beschäftigten Ende Juni 2012)* ...... 16 Tab. 10: Aktive Wirtschaftskammermitglieder nach Bezirken ...... 18 Tab. 11: Tourismusstatistik Hochsteiermark vs. Steiermark 2004 bis 2012 ...... 19 Tab. 12: Nächtigungsanteile von Tourismusregionen 2011 ...... 19 Tab. 13: Gewerblich Beschäftigte in der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft Ende Juli 2012 ...... 20 Tab. 14: Gewerblich Beschäftigte in der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft Ende Juli 2005 ...... 20 Tab. 15: Kurzüberblick über den Arbeitsmarkt April 2008 bis 2013 ...... 21 Tab. 16: Grundstückspreise für Betriebsansiedelung 2012 nach Nutzungswerten in €/m2 ...... 26 Tab. 17: Grundstückspreise für Betriebsansiedelung - Veränderung von 2005 bis 2012 in Prozent ...... 27 Tab. 18: Geschäftslokale - Veränderung der Mieten von 2003 bis 2012 nach verschiedenen Lagen ...... 28 Tab. 19: Schulen in der Obersteiermark Ost ...... 31 Tab. 20: Gemeinden im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag ...... 41 Tab. 21: Gemeinden im Bezirk Leoben ...... 42 Tab. 22: Kleinregionen in der östlichen Obersteiermark ...... 44 Tab. 23: Tourismusverbände in der östlichen Obersteiermark ...... 44 Tab. 24: Abgestufter Bevölkerungsschlüssel nach FAG ...... 60

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ANHANG - Tiefeninterviews bzw. Expertenbefragung

Unternehmen: www.3raben.com

Repräsentant: Leypold Michael

Zur Standortqualität

a. allgemein  „positive Entwicklung der Region in den letzten zwanzig Jahren“  Imagewandel: von der Krisenregion (Thema Verstaatlichte) hin zu einer Region mit einem Mix aus erfolgreichen und oft weltweit tätigen Leitbetrieben und vie- len innovativen Unternehmen im Bereich KMU  Die Region bietet eine hohe Lebensqualität, die eine ideale Verbindung von Ar- beit und Freizeit ermöglicht  Sorgen bereitet die demographische Entwicklung, die Region leidet besonders un- ter der Abwanderung in die Zentralräume, daraus resultierend teilweise markante Überalterung. b. Stärken  Die in den letzten beiden Jahrzehnten erfolgte Neuausrichtung etlicher Leitbe- triebe (z.B. voestalpine) war sehr erfolgreich  Etliche weltweit tätige Global Player in der Region ansässig, zB. voestalpine, AT&S, Sandvik, Veitsch Radex, Gösser  Montanuniversität und die dadurch entstandenen „Wissenskooperationen“ mit Un- ternehmen  K+ Zentren (Material Center, Kunststoffzentrum....) sind ganz wesentliche For- schungspartner der Industrie  Viele erfolgreiche Unternehmensgründungen im Umfeld der Montanuniversität und der Fachhochschule Kapfenberg  Hohe Lebensqualität  Vielfältiges Tourismus und Freizeitangebot  verkehrstechnische Erschließung durch Straße und Bahn  Relative Nähe der Flughäfen Graz und Wien c. Schwächen  Bevölkerungsentwicklung, Überalterung durch Abwanderung der Jugend in Zent- ralräume -73-

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 Zu wenige adäquate Jobchancen für hoch qualifizierte junge Menschen  Facharbeitermangel durch Abwanderung

d. Entwicklungspotentiale  Schaffung von „Großgemeinden“ als Gegenstück zum Zentralraum Graz durch Gemeindefusionen, Leoben-Trofaiach; Bruck-Kapfenberg, noch besser Leoben - Bruck - Kapfenberg  Stärken (siehe oben) weiter stärken und so das voestalpine Motto „einen Schritt voraus“ auf weitere Erfolgsfaktoren übertragen  Kooperationen zwischen Wirtschaft und Montanuniversität Leoben weiter forcie- ren  Aus touristischer Sicht lebt das die Hochsteiermark bereits vor. Alle 3 Bezirke ar- beiten intensiv zusammen, zum Wohle unserer Gäste. Der Gast kennt keine Gren- zen, wenn er in die Region zum Radfahren, Wandern, Wellness ….kommt.  Wir profitieren alle, wenn er in die Region kommt, egal ob er in Leoben, Bruck oder Mürzzuschlag wohnt.  Wir müssen das Identitätsbewusstsein stärken, aber auch das Bewusstsein für un- sere touristischen Juwele in der Region schärfen.  Nachdem ich bei der "Geburt" der Hochsteiermark dabei war und sie in den ersten sechs Jahren in führender Position begleiten durfte, wäre aus meiner Sicht der Name für die Region wünschenswert.  Obersteiermark Ost ist sicher keine gute Lösung

Zur Thematik Betriebsansiedelung

 Bekannte Institutionen: Wirtschaftsinitiative Leoben (WIL), EU- Regionalmanagement

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Unternehmen: Feiner GmbH

Repräsentant: Gabriel Feiner

Zur Standortqualität

a. allgemein

b. Stärken  Mürztal - Nähe zu Wien  super Verkehrsanbindung  gute Facharbeiter  gute Industrieparks

c. Schwächen  Facharbeiter verdienen in der Industrie mehr als im Gewerbe - Facharbeiter wer- den oft vom Gewerbe ausgebildet und gehen dann in die Industrie  Schwache Zentren  Schlechte Vermarktung der Natur und Lebensraumqualität  "Region Obersteiermark Ost" ist ein negativ belegter Titel - "Hochsteiermark" soll benutzt werden!  Junge ziehen zum Studieren nach Graz und Wien und kommen nicht mehr zurück  Büros und IT-Betriebe sollten sich in schöner Landschaft ansiedeln dafür fehlt Werbung

d. Entwicklungspotentiale

Zur Thematik Betriebsansiedelung

Es sollten auch IT-Unternehmen und Büros umworben werden. (Wir haben gute HAK- Absolventen). Wohnen und arbeiten im Grünen. Erfahrungen mit WGM Mürzzuschlag sehr gut! Bekannte Institutionen: nur lokal bekannt: WGM Mzz. ,Oliver Königshofer und SFG Steier- markweit

Sonstiges

Die Nachteile der Gemeindezusammenlegung werden falsch dargestellt. Es gibt den Identi- tätsverlust nicht - siehe Freßnitz und Krieglach oder Mürzz. und Hönigsberg.

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Unternehmen: Heidenbauer Management GmbH

Repräsentant: Ing. Alois Martin Heidenbauer

Zur Standortqualität

a. allgemein  Ist gut

b. Stärken  Infrastruktur  Kurze Behördenwege  Fachkräfte (teilweise)

c. Schwächen  Keine wirtschaftlichen Ansprechpartner bei Erweiterungen oder Neuansiedelung

d. Entwicklungspotentiale  Auf alle Fälle in allen Bereichen

Zur Thematik Betriebsansiedelung

 Ganz schlechte Erfahrungen, keinen gemeinsamen Auftritt nach außen (Technolo- gieland etc.) keine Ansprechpersonen mit Kompetenz

 Was könnte man verbessern? Einrichtung einer Stelle für Marketing und Be- triebsansiedelungen

 Was ist bereits gut? Die geografische Lage

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Unternehmen: Norske Skog Bruck GmbH

Repräsentant: Dr. Ewald Hunstein, Human Relations Manager

Zur Standortqualität

a. allgemein  Geografisch und infrastrukturell gut; quantitativ (noch) ausreichend qualifiziertes Personal, verfügbare Alterskohorte schrumpfend, kein Zuzug

b. Stärken  Industrielle Tradition am Puls der Zeit  Hoher Wertschöpfungs-/Exportanteil der Leitbetriebe, Produktivität  Arbeitskultur: Hohes Leistungsvermögen und –Bereitschaft

c. Schwächen  Die gesamte Region befindet sich seit der Verstaatlichtenkrise beschäftigungsmä- ßig im Rückzug mit entsprechender Auswirkung auf das Lebensgefühl, Selbst- /Fremdbild, Stolz ….-->Imageproblem  Kultur der Großbetriebe in der Region prägt das allgemeine Bild. (Dominanz)  Altersstruktur: Tendenziell steigender Pensionistenanteil, sinkende Kaufkraft.  Kleinräumiges Denken (Gemeindegrenzen …)  Hohes Lohnniveau in der Industrie für die Ansiedlung/Verbleib von kleinen und mittleren Gewerbebetrieben nicht förderlich (insbes. traditionelle Niedriglohn- branchen).  Kampf um die besten Arbeitskräfte spitzt sich am lokal vorhandenen Arbeitskräf- temarkt zu

d. Entwicklungspotentiale  Weiterer Ausbau/Vernetzung der Verkehrsachse nach Graz (Mitnaschen am Wachstum des angrenzenden Ballungszentrums), Stärkung und Stützung des rel. hohen Pendleranteils  Raumordnung/Flächenwidmung  Aufbau eines auch preislich attraktiven Wohn- /Freizeitgebiets mit entsprechenden Angeboten für (Jung)familien

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 Ziel: derzeit (noch)hohe Einkommen als Umsatz in der Region zu behalten, hohe Einkommen kommen der Region nur zugute, wenn sie auch in der Region umge- setzt werden ….  Aufbau eines darauf abzielenden Kultur-/Bildungs-/Dienstleistungssektors

Zur Thematik Betriebsansiedelung

 Arbeit der Institutionen habe ich bisher nicht wahrgenommen, muss allerdings auch einräumen, dass ich mich bisher nicht aktiv darum bemüht/informiert habe

Verbesserungsvorschläge

 Die Koordination insgesamt, „Fahnenträger“ installieren  Tue Gutes und rede darüber  Gemeinde -/Branchen – übergreifende Aktivitäten  Ausbau des Netzwerks, Kundenorientierung: „One-stop-shop“-Prinzip zumindest was die Information, Anbahnung und Vermittlung von weiteren Kontak- ten/Services anbelangt  Ausbau der öffentlichen Präsenz (nur sinnvoll, wenn dahinter attraktive und um- setzbare Konzepte) in Abstimmung mit anderen lokalen/überregionalen Steakhol- dern  Förderungen?

Was ist gut?

 Die Erkenntnis, dass man so etwas benötigt und bereits erste Schritte unternom- men werden

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Erfahrungen im Bereich der Betriebsansiedelung/Erweiterung in der Region Obersteier- mark Ost?

 Insgesamt Wohlwollen aller Steakholder, aber komplexe und komplizierte Admi- nistration (Zuständigkeiten, Entscheidungsspielräume, finanzielle Möglichkeiten…)

Sind Ihnen Institutionen, die sich um das Thema Standortmarketing/Betriebsansiedelung kümmern bekannt (Stichwort AreaM) ?

 Nicht in ihrer tatsächlichen Wirkungsweise …

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Unternehmen: Rudolf Leiner Ges.m.b.H. Bruck/Mur

Repräsentant: Gotthard Bein (Geschäftsleitung)

Zur Standortqualität

a. allgemein  Ist sehr gut

b. Stärken  gute Infrastruktur  Internationale Lage (Süden und Osten der EU leicht erreichbar)

c. Schwächen  Überalterung der Gesellschaft, Kaufkraftverlust in der Region

d. Entwicklungspotentiale  Interesse schaffen für den Zuzug aus anderen Regionen.  Angebote für Wohnen und Familien und Betreuungseinrichtungen ausbauen.

Zur Thematik Betriebsansiedelung

 Von kommunaler Seite gibt es viel zu wenig Unterstützung. Keine Einigkeit in der Region, jeder ist nur auf seinen eigenen Vorteil aus.

 Verbesserungsvorschlag: Es muss endlich Geld in die Hand genommen werden um eine professionelle Vermarktung der Region durchzuführen.

 Gut ist das Erkennen das etwas gemacht werden muss.

 Institutionen wie Area M sind nicht bekannt.

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Unternehmen: Graff Werner Ges.m.b.H. Repräsentant: Herr Ing. Rudolf Kaiser

Zur Standortqualität

a. allgemein  Grundsätzlich gut bzw. eher optimistisch

b. Stärken  Zentrale Lage in der Steiermark sowie gute Industrieansiedlung

c. Schwächen  Derzeitige „Wirtschaftskrise“  Stockende Investitionsfreudigkeit durch politische Gegebenheiten und auch durch Medienberichterstattungen  Vorortbetriebe werden nicht in Projekte eingebunden

d. Entwicklungspotentiale  Derzeit sehen wir in diesem Raum eher kein weiteres Enwicklungspotential - „stagnierende Marktsituation“

Zur Thematik Betriebsansiedelung

 Verbesserungsvorschläge: o Senkung der Kommunalabgaben o Senkung von Mieten für Betriebsgebäude o Generell: finanzielle Anreize schaffen

 Institutionen sind nicht bekannt, auch keine Erfahrungen damit gemacht

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Unternehmen/Institution: Tourismusverband und Stadtmarketing Bruck an der Mur

Repräsentant: Mag. Andreas Steininger, Citymanager

Zur Standortqualität

a. allgemein  Qualität sehr gut, jedoch v.a. durch Faktoren vor Ort noch viel zu wenig genutzt (großer Reformbedarf bei regionalen Strukturen).

b. Stärken  Verkehrsknotenpunkt  hohe Qualität der Produkte vor Ort (v.a. Industrie)  großes Entwicklungspotenzial im Bereich Tourismus und Freizeitwirtschaft  sehr gutes Humankapital

c. Schwächen  äußerst mäßiges Standortmarketing  Kirchturmdenken  Image der Region  demographische Entwicklung

d. Entwicklungspotentiale  Tourismus  Hochtechnologie

Zur Thematik Betriebsansiedelung

 wenig professionell und daher ein echter Standortnachteil  noch sehr antiquiert und nicht zeitgemäß

 Verbesserungsvorschläge:

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o ein zentrales Standortmanagement für den gesamten Bereich Le- oben – Bruck – Kapfenberg inkl. aller Kompetenzen bei Förderfra- gen etc. (one Stop-Shop) etc. o gesetzliche Situation: Raumordnung sollte dringendst Bundessa- che werden (vgl. D), massives Gegensteuern gegen die Zersied- lung nötig!

 Was ist bereits gut? o generell wären bei einem professionellen gemeinsamen Standortmarketing die naturräumlich – wirtschaftlichen Voraus- setzungen vorhanden o die lokalen Standortmarketingversuche sind ambitioniert und en- gagiert

 Bisherige Erfahrungen o Betreuung für Betriebsansiedlungen: Probleme siehe oben (Zu- ständigkeiten, abgegrenzte Kompetenzen ...

 Institutionen wie AREA M sind bekannt, zusätzlich Bruck – Oberaich GmbH, diver- se Citymanagementorganisationen und gemeindeinterne Stellen, RM Oberstmk. Ost, Wirtschaftskammer

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Unternehmen: RHI AG Repräsentant: Günter Deutsch, Abteilungsleiter Chemie, F+E

Zur Standortqualität

a. allgemein  Gute Standortqualität  Für ein internationales Unternehmen würde es aber zur Zeit keinen Grund geben sich für diese Region im Zuge einer Neuansiedelung zu entscheiden

b. Stärken  Nähe zur MUL und anderen Forschungseinrichtungen FH in Kapfenberg, Uni und TU Graz  Derzeit vorhandene Rohstoffe in der Breitenau

c. Schwächen  Wirtschaftliches Umfeld: ein großer Teil der Rohstoffe wird importiert und die fertigen Produkte exportiert. Es gibt kaum nennenswerte Kunden in der Region  Wenig attraktives soziales Umfeld für gut ausgebildete Mitarbeiter (Wohnungssi- tuation, Ausbildungs- und Kulturangebot)

d. Entwicklungspotentiale  Siehe Schwächen – das soziale Umfeld gehört auf alle Fälle verbessert:  stärkerer Fokus auf den (attraktiven) Wohnbau  Erschließung von Baugründen  Förderung von Betriebsansiedlungen, um zumindest ein wirtschaftlich sinnvolles Umfeld zu schaffen, welches andere Nachteile verringert. Für ein Unternehmen wie RHI hat der Standort historische Vorteile, die im derzeitigen wirtschaftlichen Umfeld und der Auslegung des Unternehmens aber für eine Neuansiedelung nicht von großer Bedeutung sind.

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Zur Thematik Betriebsansiedelung

 Beurteilung der derzeitigen Arbeit: o Mäßig, bestehende Unternehmen investieren in die Standorte. o Es gibt aber speziell im Industriebereich wenig bis keine Neuan- siedelung.  Aus meiner Sicht sollte ein gutes Umfeld für Spin-offs der MUL geschaffen wer- den. Rohstoffintensive Unternehmen, wie RHI werden näher zu den Kunden wan- dern, die nicht in Österreich bzw. der Obersteiermark sind.

 Der Standort gehört als Forschungs- und Innovationsstandort vermarktet und we- niger als Produktionsstandort. Dadurch ist es wie schon mehrfach erwähnt not- wendig ein gutes Umfeld auch außerhalb der Arbeit zu schaffen. Diese Möglich- keit wurde aus meiner Sicht in den letzten Jahren verschlafen.

 Was ist bereits gut?

o MUL und anderen Forschungseinrichtungen wie FH in Kapfenberg, Uni und TU Graz. Das sind von meinem Standpunkt aus die „Initi- ationskeime“ für die Ansiedelung innovativer Unternehmen. o LCS: das Shopping Center hat zu einer Aufwertung des Leobener Zentrums geführt und ist ein sehr gelungenes Projekt um einen Ortskern zu erhalten o Teilweise Neubauprojekte, wie durch die Fa. Kohlbacher

 Verbesserungen:

o Förderung der Ansiedelung von innovativen KMUs (Spin-offs) o Förderung und Unterstützung der bestehenden Industriebetriebe, damit meine ich besonders politische Unterstützung zum Abbau von administrativen Hürden, etc .

 Institutionen sind nicht bekannt, auch keine Erfahrungen damit gemacht

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Unternehmen: BTE GmbH Repräsentant: Gottfried Zagorz, Berater, Geschäftsführer vom 1.4.1997 bis 17.10.2012

Zur Standortqualität

a. allgemein  Mit wenigen Ausnahmen (exponierte Lage w. z. B. Eisenerz, Thörl, Aflenz, usw.) ist die Qualität der Betriebsstandorte der Region Obersteiermark Ost durch die gute Erreichbarkeit und durchgehende funktionierende Infrastruktur gut.

b. Stärken  Qualitativ gute Facharbeitskräfte, die Bereitschaft zur Eigenständigkeit und hohe Flexibilität, wie auch Rücksichtnahme der Behörden auf Wünsche/Erfordernisse der Unternehmungen.

c. Schwächen  Der Mangel an Nachwuchs bei den Facharbeitskräften, besonders bei exponierten Standorten, wie eingangs erwähnt. Die wenige Jugend tendiert zu Arbeitsplätzen in den Ballungszentren. Die Kosten für Zulieferungen sind durch Kleinmengen meist um vieles höher als in Gebieten mit durchgehender Industriestruktur, wo eben mehr Betriebe in einem Zuge beliefert werden können.  Weiter ist eine Vernachlässigung der Zufahrbarkeit (Straßenzustände) durch die Verwaltungsbehörden zu bemerken.

d. Entwicklungspotentiale  Wenige, eher mehr „Weiterentwicklung“ als „Mehrentwicklung“.  Eine Zusammenarbeit von mehreren Betrieben in Form von Clustern wäre denk- bar.

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Zur Thematik Betriebsansiedelung

 Beurteilung der derzeitigen Arbeit? o Genannte Arbeit nur durch Veranstaltungen der WK (Gründertag) bemerkbar, ansonsten keine Tätigkeit zu Betriebsansiedelung- oder Erweiterung feststellbar.

 Verbesserungsvorschläge: o Mehr Aktivitäten und Informationen (Beratertage) über die Mög- lichkeiten von Betriebsansiedelung/Erweiterung in den einzelnen Regionen, nicht nur konzentriert auf die Städte oder Zentren der WK.

 Was ist bereits gut? o Initiativen der WK, wie Gründertag, Infos über Neugründungen via Internet, Beratertag.

 Bisherige Erfahrungen o Von Seiten der örtlichen öffentlichen Verwaltung absolut keine Unterstützung, aber über das Büro des Wirtschaftslandesrates je- doch intensive Unterstützung und Betreuung erfahren. o Zur Gründung des eigenen Betriebes (1997) wurde mir von der WK Unterstützung in Form eines begleitenden Beraters gegeben, mit dem ich die einleitenden „bürokratischen“ Hürden meistern konnte.

 Institutionen bekannt? o Leider nein! – auch nicht im Internet zu finden!

-87- Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung (IWS) Wirtschaftsstandort Obersteiermark Ost 2013+

Unternehmen: Anton Mayer Ges.m.b.H.

Repräsentant: Regionalstellenobfrau KomR Elfriede Säumel, Gesellschafterin

Zur Standortqualität

a. allgemein  Grundsätzlich gute Infrastruktur entlang der Hauptverkehrslinie, schlechte Ver- bindungen in Seitentäler wie z.B. Eisenerz, Aflenzer Becken, Veitsch oder Neu- berger Tal; gute Ausbildungseinrichtungen, mit der Montanuniversität gibt es auch eine wichtige Forschungseinrichtung.

b. Stärken  Es gibt viele Leitbetriebe und eine gute mittelständische Wirtschaft, insgesamt innovationsfreudige Unternehmerlandschaft, es gibt gut ausgebildete Mitarbeiter mit hoher Loyalität zu den Unternehmen, Region mit einer Universität und einer Fachhochschule, mehrere Kompetenzzentren, es gibt zahlreiche Freizeitmöglich- keiten und viele Bildungseinrichtungen für die Jugend, gute Einkaufsmöglichkei- ten, insbesondere in den Städten, sind gegeben.

c. Schwächen  Bevölkerungsrückgang in den letzten Jahren und bestehende Überalterung, die Bevölkerung selbst erkennt die Möglichkeiten der Region nicht, es gibt zu wenig höherwertige Wohnungen in Leoben, Facharbeitermangel, insbesondere bei tech- nischen Berufen, schlechte innerregionale Erreichbarkeit durch öffentliche Ver- kehrsmittel für Bewohner insbesondere in den Seitentälern, fehlende internatio- nale bzw. englisch-sprachige Schule, Straßen in die Seitentäler gehören zumin- dest saniert.

d. Entwicklungspotentiale  Positionierung der Region als zweiten steirischen Zentralraum, verstärkte Koope- ration bzw. Zusammenlegung der Städte, verstärktes Marketing, insbesondere in der Region selbst (gibt tolle Leitbetriebe, die Arbeit bieten, gibt zahlreiche Frei-

-88- Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung (IWS) Wirtschaftsstandort Obersteiermark Ost 2013+

zeitmöglichkeiten, …….), Hochsteiermark als Marke bekannter machen, Innovati- onsfähigkeit der Wirtschaft ist von zentraler Bedeutung, Unternehmen sollen die Chancen des Exports verstärkt nutzen, Vorzeigeprojekt „Modernes Wohnen“ wie z.B. energieautark, modulare Mobilität oder flexible Kinderbetreuung, Unterneh- mer sollen zu Botschaftern der Region werden.

Zur Thematik Betriebsansiedelung

 Beurteilung der derzeitigen Arbeit? o Könnte noch mehr gemacht werden, es gibt zwar viele bekannte Betriebe in der Region, aber schon seit längerem hat sich kein in- ternationaler Betrieb mehr angesiedelt.

 Verbesserungsvorschläge: o Die Region sollte national und international noch mehr beworben und damit bekannter gemacht werden.

 Was ist bereits gut? Bisherige Erfahrungen? o Es gibt mit den Behörden eine sehr konstruktive Zusammenarbeit.

 Institutionen bekannt? o Wirtschaftsinitiative Leoben

-89- Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung (IWS) Wirtschaftsstandort Obersteiermark Ost 2013+

Unternehmen: LIECO GmbH & CoKG

Repräsentant: FDir. Dr. Kurt Ramskogler, Geschäftsführer

Zur Standortqualität

a. allgemein  Mittelmäßig, da zersplitterte Landschaft (Raumplanung, viele Ansprechpartner, Politik, …), geringe Flächenverfügbarkeit, kein klares Zentrum, nicht optimale Unterstützung von Graz aus, …., obwohl an leistungsfähigen Verkehrsachsen

b. Stärken  Internationale Leitbetriebe, insbesondere Großbetriebe, vorhanden  Top Ausbildungsstätten wie Montan Uni, HBLF Bruck, div. HTL’s etc.  Gut qualifizierte Arbeitskräfte vor Ort  Gut erreichbar auch für Einpendler

c. Schwächen  Fehlende „Leuchttürme“ neben den internationalen Leitbetrieben, insbesondere bei kleineren und mittleren Unternehmen  Fehlende Flächenverfügbarkeit  Zunehmende Überalterung und Abwanderung  Arbeitskräftemangel in Zukunft  Fehlende Wohnattraktivität  Fehlende Hotelbetten und auch gehobene Gastronomie  Fehlendes und unkoordiniertes Freizeitangebot  Fehlender Bekanntheitsgrad der Region

d. Entwicklungspotentiale  Gegeben wenn Raumplanung koordiniert vorgeht / ziel- & ergebnisorientierte Flächenwidmung

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Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung (IWS) Wirtschaftsstandort Obersteiermark Ost 2013+

 Gegeben, wenn klares Zentrum aus den derzeitigen zersplitterten Strukturen Le- oben bis Kapfenberg / Mürzzuschlag entsteht – fokussierte regionale Identität

 Gegeben, wenn mehr attraktiver Wohnraum verfügbar und besseres Freizeitange- bot

 Sonstiges zur Umfrage/Analyse: o Ergebnisse decken sich größtenteils, aber: Klein- und Mittelbe- triebe unterrepräsentiert, da auch hier Leuchttürme vorhanden, Kompetenz Forst- / Holzwirtschaft / Papier etc. nicht herausge- kommen

Zur Thematik Betriebsansiedelung

 Beurteilung der derzeitigen Arbeit? o Mittel – schlecht, da keine koordinierte Vorgangsweise in der Re- gion o Keine klaren Ansprechstellen, wie in anderen Bundesländern o Kirchturmdenken! o Weit weg von Graz!

 Verbesserungsvorschläge: o Schaffung einer klaren durchschaubaren Struktur für die gesamte Region bzw. Bündelung der Ansprechpartner o Auf die Region abgestellte ziel- und ergebnisorientierte Förde- rungsmechanismen

 Was ist bereits gut? o Dass Leitbetriebe in mehr Bereichen / Branchen vorhanden, ob- wohl dies aus der Studie nicht klar herauskommt o Ausbildungskompetenzzentren in verschiedensten Bereichen vor- handen o Qualifizierte Arbeitskräfte noch vorhanden o Infrastruktur sehr gut

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 Bisherige Erfahrungen o Aus Standort Forstbetrieb in Kalwang gewachsen und daher nie- manden benötigt  neuer Standort in Oberösterreich war rasch und einfach umzusetzen!

 Institutionen bekannt? o Wirtschaftsinitiative Leoben etc., WKO, Gemeinden, Land, … -bis dato nicht wirklich benötigt!

-92- Über die Autoren

Mag. Ewald Verhounig geboren am 09.01.1978 in Wolfsberg, ist stellvertretender Leiter am Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung und Planungskoordinator der WKO Steiermark.

Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre an der Karl Franzens Universität Graz sowie einem einjährigen Studienaufenthalt an der Universität Twente und der westfälischen Universität Münster trat er 2004 in die WKO Steiermark ein. Neben der allgemeinen Wirtschaftspolitik liegen seine Arbeitsschwerpunkte auf den Bereichen Arbeitsmarkt, Energie sowie Förder- und Technologiepolitik. Darüber hinaus ist er langjährig als Lektor für Volkswirtschaftslehre am ITM College Bad Vöslau und der European University Bad Vöslau tätig.

Mag. Robert Steinegger geboren am 19.05.1981 in Knittelfeld, ist volkswirtschaftlicher Referent am Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung der Wirtschaftskammer Steiermark.

Nach einem einjährigen Studienaufenthalt in England und dem Abschluss des Studiums der Volkswirtschaftslehre (2006) an der Karl Franzens Universität Graz absolvierte er diverse Traineeships im Finanz- und Controllingbereich. Im Jahr 2009 ist er in die WKO Steiermark eingetreten. Seine Themenschwerpunkte innerhalb der WKO Steiermark sind derzeit Wachstum und Unternehmertum, Regionalpolitik und Infrastrukturthemen sowie die Erstellung volkswirtschaftlicher Analysen und Studien. Darüber hinaus ist er in der Erwachsenenbildung tätig. Publikationen des IWS

Studien

01/13 - Steirische Unternehmerstudie 2013 02/13 - Servicestationen – eine wachsende Branche! ------01/12 - Steirisches Gesundheitswesen 02/12 - Die Vertreter der Wirtschaftskammer in den Selbstverwaltungsorganen 03/12 - Wachstum und Infrastruktur (mit Joanneum Research POLICIES) 04/12 - Arbeitsmarktliberalisierung 2011 05/12 - Die Auswirkung langer Laufzeiten unbesetzter Stellen (Univ.- Prof. DDr. Steiner) 06/12 - Nachfolger gesucht! Herausforderungen der Unternehmensnachfolge in der Steiermark (mit Campus 02) 07/12 - Aktuelle Aspekte der steirischen KMU-Finanzierungspraxis (mit Campus 02) 08/12 - Wirtschaftsstandort Graz 2013+ 09/12 - WKO Arbeitsmarktindikatoren (mit Joanneum Research) ------01/11 – Feinstaub Graz II – Bewertung des Luft- und Klimapaketes der WKO Steiermark zur Reduktion Feinstaubemissionen im Großraum Graz (mit Joanneum Research POLICIES) 02/11 – Regionalpolitische Player Modellregion Murtal 03/11 – Weststeirercity – Aspekte einer Gemeindezusammenlegung 04/11 – Bundesheerreform in Österreich – Die regionalpolitische Bedeutung des Heeres am Beispiel der Steiermark 05/11 – Die steirischen Garagen-, Tankstellen- und Servicestationsunternehmen 2010: Zahlen, Daten und Fakten ------01/10 – Wirtschaftsstandort Steiermark 2015 (mit Joanneum Research POLICIES) 02/10 - Wirtschaftsstandort Steiermark 2015 – Regionalauswertungen nach NUTS 3 (mit Joanneum Research POLICIES) 03/10 – Gemeindestudie 2009 04/10 – Analyse Landeshaushalt Steiermark – Teil 1: Soziales (mit Campus 02) 05/10 – Analyse Landeshaushalt Steiermark – Teil 2: Gesundheit (mit Campus 02) 06/10 – Analyse Landeshaushalt Steiermark – Teil 3: Verwaltung (mit Campus 02) 07/10 – Betriebsgründungs- und Auflösungsreport 08/10 – Feinstaub Graz – Diskussionsgrundlage zu Kosten und Wirksamkeit der Umweltzone Graz (mit Joanneum Research POLICIES ) ------01/09 – Energiestrategie 2020 (Sozialpartnerpapier) 02/09 – Goldener Boden: Wirtschaftspolitischer Leitfaden für Gemeinden 03/09 – Aus- und Weiterbildungsbedarf im Bezirk Deutschlandsberg 04/09 – Analyse zur geplanten Umweltzone im Großraum Graz 05/09 – Baubedarf und Rohstoffversorgung in der Steiermark 06/09 – Aus- und Weiterbildungsbedarf in der Steiermark 07/09 – Vermögenssteuern und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft in der Steiermark (mit Campus 02) ------01/08 – Die wirtschaftliche Situation der Tankstellen in der Steiermark 02/08 – Die Auswirkungen des Tanktourismus auf die Tankstellenbetriebe in den steirischen Grenzregionen 03/08 – Baubedarf und Rohstoffversorgung in der Steiermark 04/08 – Analyse des Haushaltes des Landes Steiermark – Zeitreihenanalyse 2000 bis 2008 (mit Campus 02 und IV) 05/08 – Die Auswirkungen des Andienungszwangs auf die steirische Entsorgungswirtschaft 06/08 – Gemeinde-Zusammenlegungsprojekt: „Weststeirer-City“ ------01/07 – Goldener Boden: Wirtschaftspolitischer Leitfaden für Gemeinden 02/07 – Personalbedarfsanalyse in der steirischen Gastronomie und Hotellerie ------01/06 – Demographische Entwicklung in der Steiermark 02/06 – Die wirtschaftliche Situation der steirischen Entsorgungswirtschaft 03/06 – Kastner + Öhler: Die Wirtschaftliche Bedeutung eines Leitbetriebes in der Grazer Innenstadt 04/06 – Die aktuelle Situation der Nahversorgung in den Gemeinden der Steiermark 05/06 – Qualifizierungsbedarfserhebung im produzierenden Sektor der Steiermark ------01/05 – Bevorzugung der Land- und Forstwirtschaft gegenüber der gewerblichen Wirtschaft 02/05 – Umfang und Auswirkungen des „Ausflaggens“ im steirischen Güterbeförderungsgewerbe 03/05 – Gemeinden als regionaler Standortfaktor ------01/04 – Initiativen für eine moderne KMU-Entwicklung in der Steiermark 02/04 – Neugründer 2001 – 2003 mit Schwerpunkt Beschäftigungsauswirkungen 03/04 – Beurteilung des Wirtschaftsstandortes Weiz 04/04 – Betriebsnachfolge – Abbau von rechtlichen Nachfolgehürden: Was tut Not? 05/04 – Natura 2000: die wirtschaftlichen Folgen für das Ennstal und die Steiermark 06/04 – Zehn wirtschaftspolitische Forderungen für Graz Statistiken und Umfragen

Regelmäßig wiederkehrende Publikationen

• Steirische Wirtschaft in Zahlen - jährlich • Die Steiermark im Bundesländervergleich - jährlich • Steirisches Konjunkturbarometer – halbjährlich

Empirische Erhebungen

01/2013 - Blitzumfragen 2013 ------01/2012 - Steuerpläne der Regierung 02/2012 - Migration und Unternehmertum

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17. Juni 2013