Flugzeugbau in Italien

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Flugzeugbau in Italien 2016 - Flugzeugbau in Italien Einleitung Vor 60 Jahren erhob sich in Italien ein Flugzeug erstmals in die Luft, das bald auch sehr häufig über Bayern zu sehen sein sollte - der Erstflug der Fiat G.91 fand am 9. August 1956 in Turin statt. Von diesem Typen be- stellte die neue Bundesluftwaffe über 300 Maschinen, die ab 1961 auch bei Dornier in Oberpfaffenhofen n Lizenz gebaut wurden. Die letzte davon wurde am 26. Mai 1956, also vor 50 Jahren, an die Luftwaffe übergeben. Dies nehmen wir zum Anlass, uns in unserem Jahresthema 2016 mit der Fiat G.91 und generell mit der Luftfahrtindustrie in Italien zu beschäftigen. Überblick In der Frühzeit der Luftfahrt gehörten italienische Flugpioniere mit zu den aktivsten in Europa. Und auch die Streitkräfte entdeckten das neue Fortbe- wegungsmittel bald für sich. Im Krieg gegen das Osmanische Reich waren es die Italiener, die im Jahre 1911 in Nordafrika erstmals Flugzeuge für Aufklärungs- und auch Kampfeinsätze verwendeten. Die Mobilmachung Italiens gegen Österreich - Ungarn im Mai 1915 be- deutete auch gleichzeitig einen Auf- bzw. Ausbau der italienischen Luft- fahrtindustrie. Zunächst wurden größtenteils ausländische Typen in Lizenz gebaut, aber auch die italienische Luftfahrtindustrie mit Firmen wie Ansal- do (Jäger) und Caproni (Bomber) baute brauchbare Typen. Mit der Machtübernahme der Faschisten unter Benito Mussolini und der Gründung der Regia Aeronautica im Jahre 1923 erhielt die italienische Luftfahrtindustrie erneut einen gewaltigen Schub. Firmen wie Breda, CANT, Caproni, FIAT, Macchi, Piaggio, Reggiane und Savoia - Marchetti erhielten staatliche Großaufträge, aber auch Exportaufträge aus aller Welt. Italienische Maschinen kamen während des Kolonialkrieges 1935 in Äthiopien und von 1936-39 im Spanischen Bürgerkrieg zum Einsatz. Wie wohl alle nach Spanien Waffen exportierenden Staaten, so nutzte auch Ita- lien den Spanischen Bürgerkrieg, um seine Muster zu testen. Ab Mitte der 1930er Jahre war die italienische Luftfahrtindustrie technisch ins Hintertreffen geraten. Der Übergang vom Doppeldecker mit starrem Fahrwerk zum Eindecker mit einziehbarem Fahrwerk und Reihenmotor Bayerische Flugzeug Historiker e.V. Seite 1 /18 2016 - Flugzeugbau in Italien wurde etwas verschlafen. In Italien konstruierte man auch noch lange in Gemischtbauweise, während man in Deutschland schon recht früh die Ganzmetallbauweise bevorzugte. Die Triebwerksentwicklung hinkte dem internationalen Standard ebenfalls hinterher. Dies führte einige Jahre spä- ter dazu, dass es zwar einige leistungsfähige Jagdeinsitzer gab, mangels ei- gener geeigneter Motorentypen diese jedoch mit Lizenzmotoren der deut- schen Typen Daimler - Benz DB601A-1 (1175 PS , gebaut bei Alfa Ro- meo als R.A.1000 "Monsonie") und DB605A-1 (1475 PS, gebaut bei FIAT als R.A.1050 "Tifone") flogen. Zu den Typen, die mit deutschen Motoren bzw. deren Lizenzbauten ausgerüstet wurden, gehörten: Caproni- Vizzola F.6M (DB605A-1), FIAT G.50V (DB601A-1), FIAT G.55 "Cen- tauro" (DB605A-1), FIAT G.56 (DB603A), Macchi M.C.202 "Folgore" (DB601A-1), Macchi M.C.205 (DB605A-1), Reggiane Re.2001 "Falco II" (DB601A-1) und Reggiane Re.2005 "Sagittario (DB605A-1). Verschlafen wurde auch die Jet - Entwicklung. Am 27. August 1940 flog zwar die Caproni - Campini CC.2 (N.1). Bei dieser Maschine handelte es sich aber nur um einen "Fake-jet", bei dem die im Rumpfbug eintretende Luft durch einen 900 PS starken Kolbenmotor lediglich verdichtet und im Rumpfheck, nachdem dort Kraftstoff eingespritzt wurde, entzündet wurde. Diese Kombination wird als Motor-Luftstrahltriebwerk bezeichnet. Der erste "richtige" italienische Jet mit einem Turbo-Luftstrahltriebwerk war die Ambrosini "Sagittario" aus dem Jahre 1953. Die daraus weiter ent- wickelte Aerfer (Ambrosini) "Sagittario II" war 1956 das erste italienische Flugzeug, das Überschallgeschwindigkeit erreichte. Nach dem Zweiten Weltkrieg musste die italienische Luftfahrtindustrie weitgehend wieder neu aufgebaut werden. Man beschäftigte sich zunächst mit der Entwicklung von kleineren Trainings- und Schulflugzeugen. Die neuen, nun der NATO angegliederten Luftstreitkräfte, die AMI, vergaben auch wieder Aufträge. Wie auch in Deutschland, so sammelte man zunächst mit Lizenzbauten amerikanischer Muster Erfahrungen mit modernen Kampfjets. Hierzu ge- hörten Lizenzbauten der North American F-86K "Sabre" sowie der Lock- heed F-104G "Starfighter". Beide Muster wurden auch nach Deutschland exportiert und bei der neuen Luftwaffe eingesetzt. Die italienische Gruppe für den F-104 - Lizenzbau bestand aus den Firmen FIAT, Aerfer, Macchi, Piaggio, SACA und SIAI - Marchetti. Bayerische Flugzeug Historiker e.V. Seite 2 /18 2016 - Flugzeugbau in Italien Die italienische Luftfahrtindustrie ist heutzutage ein wichtiger Partner in- ternationaler Programme. Am britisch-deutsch-italienischen Panavia P.200 "Tornado" - Programm für ein Mehrzweck - Kampfflugzeug (MRCA) war Italien mit 15 % beteiligt. Der Erstflug dieses in Deutschland wegen seiner Kosten sehr umstrittenen Flugzeugs fand am 14. August 1974 im bayeri- schen Manching statt. Es wurden von der "Tornado" immerhin über 900 Maschinen u.a. in den Versionen IDS, ADV und ECR gebaut und auch nach Saudi - Arabien exportiert. An dem Eurofighter EF2000 "Typhoon" beteiligt sich die italienische Luft- fahrtindustrie ebenfalls, neben Firmen aus Großbritannien, Deutschland und Spanien. Erstflug des "Eufi`s" war am 27. März 1994. Italien beteiligt sich auch an der Lockheed Martin F-35 "Lightning II" (Joint Strike Fighter - JSF). Dazu wurde in Cameri bei Mailand eine eige- ne Endmontagelinie errichtet, in der Maschinen der Versionen F-35A und F-35B für Italien und andere europäische Länder entstehen. Die erste dort gebaute F-35A erhob sich am 7. September 2015 erstmals in die Luft. Zu Beginn der 1980er Jahre tat sich Aeritalia mit der französischen Firma Aérospatiale zusammen, um unter dem Namen Avions de Transport Ré- gional (ATR) eine Familie von Regionalverkehrsflugzeugen mit Turbo- prop-Antrieb zu entwickeln. Als erstes flog im August 1984 die ATR42 für 42 Passagiere. 1985 folgte die gestreckte ATR72 für 74 Passagiere. Beide Typen wurden konsequent weiterentwickelt und befinden sich auch heute noch in Produktion und werden weltweit eingesetzt. Eine noch wei- ter gestreckte ATR92 wurde allerdings nicht weiter verfolgt. Wie auch in anderen Ländern erlebte die Firmenlandschaft in Italien in den vergangenen Jahrzehnten eine deutliche Konsolidierung mit Übernahmen und Fusionen. Die meisten der traditionsreichen Firmen gehören heute zum staatlichen Finmeccanica-Konzern mit seiner Luftfahrtsparte Alenia, die 1990 durch Fusion von Aeritalia mit dem Rüstungselektronik-Konzern Selenia entstand, und 2012 wiederum mit Aermacchi fusioniert wurde. Alenia ist auch der internationale Partner bei dem russischen Passagier- flugzeug Sukhoi "Superjet". Die auf dem militärischen Markt mit seiner Su-27 - Familie sehr erfolgreiche Firma hat mit zivilen Programmen nur Bayerische Flugzeug Historiker e.V. Seite 3 /18 2016 - Flugzeugbau in Italien minimale Erfahrung und benötigte einen internationalen Partner mit mehr Erfahrung. Aerfer Die Firma Aerfer ging 1950 aus der Industrie Meccaniche e Aeronautiche Meridionali (IMAM) hervor und sollte einige der bei Ende des Zweiten Weltkriegs abgebrochenen Entwicklungen weiter führen. Daraus entstan- den die Aerfer "Sagittario II" als erstes italienisches Überschallflugzeug und der Jagdbomber Ariete, der sich aber nicht gegen die Fiat G.91 durch- setzen konnte. Die Firma ging 1969 im Aeritalia Konzern auf. Aeritalia Am 12. November 1969 wurde in Neapel aus der Luftfahrtsparte von FIAT sowie den Firmen Aerfer und Salmoiraghi der neue Konzern Aerita- lia gegründet. Er war eng liiert mit Boeing / USA. 1976 wurde Aeritalia vom Staatskonzern IRI Finmeccanica übernommen. Agusta Die Firma Costruzioni Aeronautiche Giovanni Agusta SpA ist das älteste italienische Flugzeugwerk. Giovanni Agusta gründete seine Firma bereits im Jahre 1907. Ab 1908 entstanden zahlreiche leichte und ultraleichte Ex- perimental- und Serienmuster. Zweigwerke befanden sich in Albanien und Tripolis. Bis zum Zweiten Weltkrieg entstanden Schul- und Reisemuster. Nach dem Zweiten Weltkrieg wandte sich Agusta dem Bau von Hub- schraubern zu. Die Hubschrauberentwicklung in Italien ist heute ganz fest mit dem Namen Agusta verbunden. Diese Aktivitäten begannen ab 1952 zunächst mit dem Lizenzbau der Bell 47 als Agusta - Bell AB.47. Es folgten Lizenzbauten der Bell 204 / 205 als AB.204 / AB.205, der Bell 206 als AB.206 sowie der Bell 212 als Bell AB.212. Seit den 1970er Jahren baute Agusta auch Versionen der US-a- merikanischen Sikorsky S-61 in Lizenz. Agusta beschäftigte sich aber auch schon früh mit eigenen leistungsstarken Bayerische Flugzeug Historiker e.V. Seite 4 /18 2016 - Flugzeugbau in Italien Hubschrauber-Entwürfen. Der leichte Anti-U-Boot - Hubschrauber A.106 (Erstflug im November 1965) konnte z.B. zwei Torpedos tragen. Der be- kannteste eigene Entwurf ist sicherlich die Agusta A109 "Hirundo" (Erst- flug 4. August 1971), die sowohl als ziviler Geschäftsreisehubschrauber als auch als militärischer Mehrzweckhubschrauber eingesetzt und expor- tiert wird. Auf Basis der A109C entstand der Kampfhubschrauber A129 "Mangusta" mit einem Tandemcockpit, seitlichen Waffenträgern und einer bewegli- chen Kanone im Bug. Die A129 wurde nicht exportiert, die türkische Fir- ma TAI erwarb jedoch die Lizenz und entwickelt derzeit die T129 ATAK für das türkische Heer. 1997 vom Finmeccanica-Konzern übernommen, wurde Agusta 2000 mit dem traditionsreichen
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