Pflege- und Entwicklungsplan zur Umsetzung der EG-WRRL für die Wedeler Au

Projekt-Nr. 12 – 019

Auftraggeber Freie und Hansestadt Bezirksamt Altona Fachamt Management des öffentlichen Raumes Wasserwirtschaft MR 151 Jessenstr. 1 - 3 22767 Hamburg

Auftragnehmer Planula, Planungsbüro für Naturschutz und Landschaftsökologie Neue Große Bergstraße 20 22767 Hamburg Tel.: 040 / 38 16 57; Fax: 040 / 380 66 82

Bearbeitung Dipl.-Biol. Inga Hachmann Dipl.-Biol. Michael Dembinski

Hamburg, November 2012 Inhalt

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung und Aufgabenstellung ______1

2 Kurzbeschreibung und Typisierung ______2

3 Ableitung des höchsten und des guten ökologischen Potenzials ______3

4 Bestandsaufnahme ______5 4.1 Allgemeiner Bestand ______5 4.1.1 Untersuchungsraum/Landschaftsraum ______5 4.1.2 Geologie und Boden ______5 4.1.3 Biotoptypen / Flächennutzung ______5 4.1.4 Schutzgebiete nach Art. 6 der EG-WRRL ______6 4.1.5 Sonstige planerische Rahmenbedingungen ______8 4.1.6 Gewässerunterhaltung ______9 4.2 Bestand Wasserwirtschaft ______10 4.2.1 Wasserstände / Abflussverhalten ______10 4.2.2 Einleitungen ______11 4.2.3 Sohlengefälle ______12 4.3 Bestand Qualitätskomponenten ______13 4.3.1 Biologische Qualitätskomponenten______13 4.3.1.1 Fischfauna ______13 4.3.1.2 Makrozoobenthos ______16 4.3.1.3 Gewässerflora: Makrophyten, Aufwuchsdiatomeen und Phytobenthos ______18 4.3.2 Chemisch und chemisch-physikalische Qualitätskomponenten ______21 4.3.3 Hydromorphologische Qualitätskomponenten ______23

5 Abgeleitete Defizite, Belastungen, Handlungsbedarf ______28

6 Maßnahmenableitung______32 6.1 Übergreifende Maßnahmen für die gesamte Wedeler Au______35 6.2 Verbesserung der Gewässerstrukturen [Sohle und Ufer] ______36 6.2.1 Einbau von Totholz______36 6.2.2 Einbau von Kies ______41 6.2.3 Abschnittsbezogener Einbau von Strukturelementen in die Sohle ______43 6.3 Entwicklung des Umfeldes und der Aue ______46 6.3.1 Förderung der Laufentwicklung ______46 6.3.2 Abflachen von kleinflächigen Uferbereichen ______51 6.3.3 Sukzessive Verlandung angrenzender Stillgewässerbereiche ______52 6.3.4 Herstellung wertgebender Gewässerrandstreifen ______53

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6.4 Reduzierung der stofflichen Belastung [Nähr- und Schadstoffe, Sand, Eisen- Ocker] ______55 6.4.1 Reduzierung der Belastung durch Eisen-Ocker ______57 6.4.2 Sandfang ______61 6.5 Anhebung der Gewässersohle ______63 6.6 Extensivierung angrenzender Flächennutzung ______63 6.7 Verbesserung der ökologischen Durchgängigkeit ______64 6.7.1 Abtrennung von Stillgewässerbereichen durch überspülbare Dämme ______64 6.7.2 Einbau von Bermen unterhalb von Querbauwerken ______64

7 Unterhaltung, Erhalt und Förderung wertgebender Strukturen ______65

8 Bewertung und Priorisierung der Maßnahmen ______70

9 Literatur ______71

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Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Beschreibung des höchsten und des guten ökologischen Potenzials der Wedeler Au ______3 Tab. 2: Schutzgebiete im Untersuchungsraum der Wedeler Au (ausschließlich FHH-Gebiet) __ 7 Tab. 3: Spezifizierte Gewässernutzung des Oberflächenkörpers Wedeler Au ______8 Tab. 4: Derzeitige Unterhaltungsmaßnahmen an der Wedeler Au ______9 Tab. 5: Einteilung der in der Wedeler Au nachgewiesenen Fischarten in Dominanzränge, geordnet nach Individuendichte ______14 Tab. 6: Präsenz der in der Wedeler Au nachgewiesenen Fischarten im Gewässerverlauf ___ 14 Tab. 7: Bewertung der biol. Qualitätskomponente Fischfauna nach dem FIBS-Verfahren anhand ______15 Tab. 8: Bewertung der biologischen Qualitätskomponente Makrozoobenthos der Wedeler Au von 2010 ______16 Tab. 9: Bewertung der Qualitätskomponente Gewässerflora der Wedeler Au (Makrophyten, Diatomeen, Phytobenthos) nach dem PHYLIB-Verfahren anhand der ökologischen Zustandsklasse 2010 ______19 Tab. 10: Vergleich der Bewertungen des ökologischen Zustandes der Qualitätskomponente Gewässerflora aus den Jahren 2005 und 2010 ______20 Tab. 11: Bewertungsergebnisse der Gewässerstrukturen der Wedeler Au ______23 Tab. 12: Übersicht über die Defizite und Gesamtbewertung der Qualitätskomponenten der Wedeler Au ______28 Tab. 13: Ermittlung von Belastungen am Wasserkörper pi_15 ______30 Tab. 14: Signifikante anthropogene Belastungen und daraus resultierender Handlungsbedarf ______30 Tab. 15: Entwicklungsziele und Maßnahmen zur Erreichung des Umweltzieles ______32 Tab. 16: Primäre Entwicklungsziele der jeweiligen Abschnitte ______34 Tab. 17: Erste überschlägige Abschätzung des abschnittweisen Belastungsgrades durch Ocker (auf Grundlage der Begehung) ______57 Tab. 18: Herzustellende Sandfänge im Rahmen des Maßnahmenkonzeptes ______61

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Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: verschiedene Gewässerstrecken der Wedeler Au (innerhalb FHH) ______2 Abb. 2: Stundenwerte Wasserstand von 03/2001 bis 12/2010 der Wedeler Au, Quelle BSU _ 10 Abb. 3: Stundenwerte Abfluss von 03/2001 bis 12/2010 der Wedeler Au, Quelle BSU _____ 11 Abb. 4: Sohlengefälle der Wedeler Au, übermittelte Datengrundlage vom BA Altona, Daten von 2009 ______12 Abb. 5: Sohlstrukturen der Wedeler Au ______24 Abb. 6: Uferstrukturen an der Wedeler Au ______25 Abb. 7: Landwirtschaftlich genutzte, ehemalige Auenbereiche der Wedeler Au ______25 Abb. 8: Einengung des Bachbettes durch Buhnenkonstruktionen [unbek. Verfasser] ______37 Abb. 9: Oben: Einbau von Totholz als seitliches Element und mit Dammfunktion [www.totholz.de] ______37 Abb. 10:Links: Einbau von Totholz als Buhne und als zentrales Element in der Gewässersohle [PLANULA 2011] ______37 Abb. 11:Sturzbaum, [Quelle: www.waldundflur.de] ______37 Abb. 12:Schematische Darstellung von unterschiedlicher Intensitäten der Laufentwicklung durch den Einbau von Totholz [PLANULA 2012] Totholz in Form von Buhnen (PLANULA 2012) ______38 Abb. 13:Beispiel für den Einbau von Buhnen aus Totholz (links) [Verf. unbekannt] ______38 Abb. 14:Beispiel für die naturnahe Sicherung des Ufers, zur Begrenzung eigendynamischer Prozesse (rechts) [TSCHÖPE O. J.] ______38 Abb. 15: Einbauvarianten von Totholz zur Förderung unterschiedlicher Strukturen ______39 Abb. 16:Schematische Darstellung eines modellierten Bachbettes mit NW-, MW- und HW- Profil, Hinweis: Die Graphik dient nur der Darstellung der Profile, nicht des Totholzeinbaus. ______40 Abb. 17:Beispiel für ein strukturiertes Profil für MNW, MW und MHW, Jenfelder Bach ______40 Abb. 18:Schematische Darstellung für den Einbau von Kiesbetten – Aufsicht [PLANULA 2012] ______41 Abb. 19:Einbau von Kiesbetten in der Luhe ______42 Abb. 20: Einbau eines Kiesbettes [unbek. Verf.] ______42 Abb. 21:Einbau von Kies am Lünzener Bruchbach ______43 Abb. 22: Einbau von Kies am Schleemer______43 Abb. 23:Querprofil, Schematische Darstellung eines naturnahen Gewässerprofils mit Anbindung ______47 Abb. 24:Beispiele einer Bachbettverlegung mit Laufverlängerung und Nutzung des alten Gerinnes zur ______48 Abb. 25: Schematische Darstellung eigendynamischer Prozesse______49 Abb. 26:Eigendynamische Laufentwicklung, Schaffung von Krümmungserosion und Strömungsdiversität ______49 Abb. 27:Prinzipskizze einer kleinflächigen Aufweitung mit anschließender Etablierung standortgerechter Ufervegetation ______51 Abb. 28:Zulauf des Stillgewässers (links), Ablauf des Stillgewässers in die Wedeler Au (rechts) ______52

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Abb. 29:naturnaher Gehölzbestand auf MW-Linie, Böhme (links) und Ufervegetation am Schleemer Bach (rechts) ______53 Abb. 30:Schilfbeet zum Stoffrückhalt und Abbau stofflicher Belastungen. ______55 Abb. 31:starke Verockerung im Oberlauf (links), 2-wertiger Eisen im Abschnitt 4 (Mitte), 3- wertiges Eisen im Abschnitt 3 (rechts) [PLANULA 2012] ______57 Abb. 32:Prinzipskizze zur Reduzierung des Ockereintrages ______59 Abb. 33:Prinzipskizze eines Sandfanges ______62 Abb. 34: Berme an der Wandse ______64

Anlagenverzeichnis

Anl. 1: Übersichtskarten Anl. 1.1: Bodenarten im Einzugsgebiet der Wedeler Au Anl. 1.2: Biotoptypen im Einzugsgebiet der Wedeler Au Anl. 1.3: Schutzgebiete nach Anhang IV der EG-WRRL im Einzugsgebiet der Wedeler Au Anl. 1.4: Bewertung der biologischen Qualitätskomponenten der Wedeler Au Anl. 1.5: Bewertung der Gewässerstrukturgüte der Wedeler Au

Anl. 2: Maßnahmenkonzept-Karten Anl. 2.0: Maßnahmenkonzept Übersicht zur Abschnittsgliederung Anl. 2.1: Maßnahmenkonzeptkarte für den Abschnitt 1 Anl. 2.2: Maßnahmenkonzeptkarte für die Abschnitte 2 und Anl. 2.3: Maßnahmenkonzeptkarte für den Abschnitt 3 Anl. 2.4: Maßnahmenkonzeptkarte für den Abschnitt 4 Anl. 2.5: Maßnahmenkonzeptkarte für den Abschnitt 5 Anl. 2.6: Maßnahmenkonzeptkarte für den Abschnitt 6 Anl. 2.7: Maßnahmenkonzeptkarte für die Abschnitte 7 Anl. 2.8: Maßnahmenkonzeptkarte für den Abschnitt 8 Anl. 2.9: Maßnahmenkonzeptkarte für den Abschnitt 9 Anl. 2.10: Maßnahmenkonzeptkarte für den Abschnitt 10

Anl. 3: Maßnahmenkonzepttabelle - Legende Anl. 4: Maßnahmenkonzepttabelle

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1 Einleitung und Aufgabenstellung

Gemäß den Vorgaben zur Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL) sollen für die Gewässer des reduzierten Gewässernetzes in Hamburg Maßnahmen umgesetzt werden, die das Erreichen des guten ökologischen Potenzials bis 2021 sowie das Erreichen des guten chemischen Zustandes bis 2015 ermöglichen (BSU, MU, MLUR 2004). Diese Zielvorgabe gilt auch für die als erheblich veränderten Wasserkörper (HMWB, Art. 4 EG-WRRL) ausgewiesenen Gewässern, zu denen die Wedeler Au zählt. In diesem Rahmen wird für die Wedeler Au ein Pflege- und Entwicklungsplan erstellt, der Maß- nahmen für die Gewässerentwicklung und –umgestaltung vorschlägt, die das Erreichen des guten ökologischen Potenzials ermöglichen. Der Pflege- und Entwicklungsplan beinhaltet so- wohl Strategien für Gewässerabschnitte mit hohem Entwicklungspotenzial als auch für solche, in denen kaum Entwicklungsmöglichkeiten bestehen. Außerdem werden Wege für eine natur- verträgliche Gewässerunterhaltung aufgezeigt. Die vorgeschlagenen Maßnahmen werden hin- sichtlich ihrer ökologischen Wirksamkeit und Notwendigkeit mit Prioritäten versehen und die voraussichtliche Zeitspanne bis zur Wirksamkeit der vorgeschlagenen Maßnahme wird ange- geben. Die ermittelten Maßnahmenschwerpunkte sind so formuliert, dass sie dazu geeignet sind, als Stichworte für Maßnahmenprogramme bzw. Bewirtschaftungspläne größerer Einheiten (Fluss- gebiete und deren Teileinzugsbereiche) übernommen zu werden. Die Grundlage zur Ermittlung des Handlungsbedarfs bilden die erhobenen Daten zur Biologie, die im Zuge des in der EG-WRRL verankerten Monitorings für Fische, Makrozoobenthos und Makrophyten erhoben wurden sowie Daten zur Gewässerstrukturgüte und zum chemischen Zustand.

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2 Kurzbeschreibung und Typisierung Die Wedeler Au (OWK pi_15) ist Bestandteil der Flussgebietseinheit und gehört zum Ein- zugsgebiet und somit zum „Bearbeitungsgebiet Wedeler Au“. Sie entspringt an der Landes- grenze der Freien und Hansestadt Hamburg in Hamburg-Sülldorf, verläuft über eine Strecke von ca. 12,6 km zuerst nördlich an Rissen vorbei, durchquert danach und mündet west- lich des Yachthafens bei Wedel in die Tideelbe ein. Die Wedeler Au verläuft dabei auf einer Strecke von 6,3 km auf Hamburgischem Stadtgebiet, der überwiegende Mittel- sowie der Unter- lauf hingegen befinden sich in Schleswig-Holstein. Das Einzugsgebiet der Wedeler Au umfasst 55,85 km², davon befinden sich 21,64 km² auf hamburgischem Staatsgebiet. Nennenswerte Zuläufe auf Hamburger Gebiet sind die größeren Gräben wie Ellernholt-, Lauf- sowie Schlank- weggraben, die Rüdigerau und der Rissener Moorgraben. Die Gewässerstrecke der Wedeler Au ist innerhalb der FHH durch einen starken Nutzungsdruck durch die angrenzende Landwirtschaft und die Privatgrundstücke geprägt. Dies führte in der Vergangenheit zu Begradigungen, tief eingeschnittenen, überdimensionierten Profilen und da- mit zu naturfernen Gewässerabschnitten. Zudem verlaufen die in die Wedeler Au einmünden- den Gräben ebenfalls zu einem Großteil durch landwirtschaftlich genutzte Flächen, so dass sie zusätzliche Ocker- und Sandfrachten sowie Nähr- und Schadstoffe in die Wedeler Au einleiten. Diese Einleitungen haben negative Auswirkungen auf die Organismen und ihre Lebensräume. Stillgewässerbereiche wie angrenzende RHB und Teiche sind teilweise nicht vom Fließgewäs- ser abgetrennt, so dass sie das Fließverhalten und damit die ökologische Durchgängigkeit der Wedeler Au negativ beeinflussen. Oberhalb vom Ellernholt fällt die Gewässerstrecke temporär trocken. Zudem war dieser Bereich lange Zeit geprägt durch den Mischwasserüberlauf und die daraus resultierende stoffliche Belastung sowie den hydraulischen Stress. Mittlerweile sind die Überlaufereignisse durch Umbaumaßnahmen an der Sielleitung seltener geworden. Wertgebende Bereiche befinden sich zumeist in den nach § 30 BNatSchG gesetzlich geschütz- ten Biotopen sowie zwischen Klövensteenweg und Feldweg 81. Hier sind insbesondere Ufer und Umfeld naturnah, die Sohle weist auch in diesen Bereichen Defizite auf.

Abb. 1: verschiedene Gewässerstrecken der Wedeler Au (innerhalb FHH)

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3 Ableitung des höchsten und des guten ökologischen Potenzials

Aufgrund der Überprägung des Einzugsgebietes bzw. des Umlandes hauptsächlich durch Landwirtschaft und Siedlungsbereiche unterliegt ein Großteil der Wedeler Au einem hohen Nut- zungsdruck. Dieser äußert sich primär in der Strukturarmut der Sohle, des Ufers und des weite- ren Umfeldes des Gewässers sowie durch Eintiefung und Überdimensionierung des Profils. Zudem stellen die Verockerung und die Sandfrachten wie auch Nähr- und Schadstoffeinträge über Gräben und über die angrenzenden Flächen eine anthropogene Belastung für die Wedeler Au dar. Für die nach Art. 4(3)(a) EG-WRRL als erheblich veränderter Wasserkörper ausgewie- sene Wedeler Au ist das zu erreichende Umweltziel das gute ökologische Potenzial sowie der „gute chemische Zustand“. Hinzu kommt ein Verschlechterungsverbot hinsichtlich des beste- henden Zustandes der Wedeler Au. Als Leitbild und somit als Referenz dient das höchste ökologische Potenzial. Im Gegensatz zur Ermittlung des guten ökologischen Zustandes, dessen Erreichen oder Verfehlen anhand stan- dardisierter Bewertungsverfahren mit eindeutig definierten Klassengrenzen berechnet werden kann, kann das gute ökologische Potenzial zur Zeit1 nicht durch eine Berechnung und Einord- nung in fest zugeordnete Klassengrenzen ermittelt werden. Im Prinzip ist für jedes Gewässer bzw. jeden Wasserkörper das höchste ökologische Potenzial als Leitbild und das gute ökologi- sche Potenzial als Entwicklungsziel unter Berücksichtigung der Rahmenbedingung im konkre- ten Einzelfall abzuleiten. Aufgrund dieser Tatsache werden für den Wasserkörper Wedeler Au in Tab. 1 die abgeleiteten Entwicklungsziele für das gute ökologische Potenzial beschrieben.

Tab. 1: Beschreibung des höchsten und des guten ökologischen Potenzials der Wedeler Au

Höchstes ökologisches Potenzial Gutes ökologisches Potenzial

Stark gewundener bis zumindest gekrümmter Die Linienführung ist über weite Strecken ge- Linienführung Verlauf mit Prall- und Gleithängen, kleinere wunden bis geschwungen, es haben mehrere Aufweitungen und Verengungen; Ufer und Laufverlegungen stattgefunden in denen die Krümmungsbänke als wertgebende Strukturen. Aue naturnah verläuft. Die größeren Retenti- Die großen Retentionsbecken im Hauptschluss onsbecken sind durch Dämme von der Aue sind durch Dämme bei Mittelwasser abge- abgetrennt. trennt. Es ist dadurch ein sehr variables Strö- Durch Strömungslenker sind auch in den be- mungsbild mit ausgeprägter Tiefen- und Brei- gradigten Bereichen bei Niedrig- und Mittelwas- tenvarianz entstanden. ser differenzierte Strömungsmuster vorhanden.

Sohlstruktur hauptsächlich aus Sand aber mit Sohlstruktur hauptsächlich aus Sand aber mit Sohle/Ufer Kiesbänken und Ablagerungen von feinkörni- Kiesbänken und Ablagerungen von feinkörni- gem Material und Detritus und vielen besonde- gem Material und Detritus. Besondere Struktu- ren Strukturen wie z.B. Tiefrinnen, Kolke, Tot- ren wie z.B. Tiefrinnen, Kolke, Totholz (Baum- holz (Baumstämme, Wurzelteller, Zweige). stämme, Wurzelteller, Zweige) haben deutlich zugenommen. Uferstruktur Wald mit Erlen- und/oder Eschen- bewuchs mit Prallbäumen, Unterständen und Der Anteil der Gehölze hat deutlich zugenom- Holzansammlungen. men. Die Schlamm- und Feinsandanteile sind reduziert, dafür hat sich eine lagestabile Sand- Regelmäßig treten Makrophytenpolster (Pflan- sohle an vielen Bereichen etabliert. Kies wurde zen wie Wassserstern, Hahnenfuß oder Berle) zusammen mit Totholz als Strömungslenker in den halbschattigen und einzelnen besonnten eingebaut, so dass immer wieder Kiesbänke Bereichen auf. vorhanden sind, deren Lückensystem bei höhe- Am Ufer wachsen in Gruppen Gehölze, die von ren Abflüssen freigespült wird. Röhrichten abgewechselt werden. Im Bereich Durch Ansiedlungsmaßnahmen sind in vielen der Auwaldreste sind längere Uferabschnitte Bereichen Makrophytenpolster entstanden die mit Gehölzen bestanden. die Sandfracht und die durch Maßnahmen wie Ockerausfällungen treten nur noch vereinzelt Ockerteiche reduzierten Eiseneinträge fixieren. auf, da der Wasserstand in der Aue angehoben In den gefällearmen Strecken und den Retenti- onsbereichen begleiten am Ufer auch Röhrichte

1 Derzeit wird von der LAWA ein Verfahren erarbeitet, mit dem das höchste und das gute ökologische Potenzial für erheblich ver- änderte Wasserkörper standardisiert ermittelt und die Gewässer dementsprechend bewertet werden können.

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Höchstes ökologisches Potenzial Gutes ökologisches Potenzial

und die Nutzung extensiviert wurde. das Gewässer.

Die ehemaligen Retentionsbecken im Haupt- Keine weitere Bebauung der Aue, kein Umbruch Aue schluss werden nur noch bei Hochwasser von Dauergrünland in Maisäcker, auf Flächen (Gewässerumfeld) überströmt, einige sind verlandet und wirken der öffentlichen Hand wird der Maisanbau und als Sekundärauen. Durch Anhebung des Was- die Ackernutztung reduziert. Entwässerung der serstandes ist die Ockerfracht geringer gewor- begleitenden Wälder wird aufgegeben. Insge- den und die Au tritt in den tiefer gelegenen samt hat eine Extensivierung der Nutzung Grünlandflächen und Waldbereichen mehrmals stattgefunden. jährlich über die Ufer. Ackernutzung wurde in der Aue aufgegeben. Durch Informationsmaß- nahmen haben die Anlieger in ihren Gärten breite Randstreifen angelegt, die weder ge- mäht noch gedüngt werden.

Die Maßnahmen zur Strukturverbesserung und Ockerfracht und Sandfracht wurden reduziert, Biologische zur Reduzierung der Eiseneinträge (Ocker- Mischwasserüberläufe treten allenfalls bei Qualitätskomponenten fracht) und der Belastung aus den Mischwas- seltenen Extremniederschlägen auf. Die verein- serüberläufen haben dazu geführt, dass vor- zelt nachgewiesenen wertgebenden Arten aus mals selten oder gar nicht anzutreffende Grup- der Gruppe der Köcherfliegen haben zugenom- pen wie Eintagsfliegen, Libellen, Köcherfliegen men weitere Arten sind hinzugekommen. Bei regelmäßig auftreten. Dies sind bei den Kö- den Eintagsfliegen sind Baetiden an den meis- cherfliegen die Gattungen Hydropsyche, ten Probestellen zu finden, auch Libellenlarven Rhyacophila Sericostoma; bei den Eintagsflie- treten auf. Die Abundanzen (Häufigkeiten) und gen die Gattungen Baetis, Centroptiolum und Artenzahlen haben deutlich zugenommen. Ephemera. Es sind weitere Fischarten, wie z.B. der Gründ- Die Fischfauna ist reichhaltiger, der unterhalb ling aus den unteren Bereich (SH) eingewan- in Schleswig-Holstein im Rahmen des Monito- dert. Die Altersstruktur der nachgewiesenen rings nachgewiesene Gründling ist eingewan- Fischarten entsprechen weitgehend dem Leit- dert und tritt in stabilen, reproduzierenden bild. Beständen auf. Das gilt auch für die anderen Die Makrophytenansiedlung hat dazu geführt, Leitarten Neunstachliger und Dreistachliger dass Wasserstern, W asserfeder und Berle in Stichling und Rotauge. Die Artenzahl hat deut- der Wedeler Au sich weiter ausgebreitet haben. lich zugenommen, die Lebensgemeinschaft Durch Reduktion der Ocker- und Sandfracht in entspricht weitgehend dem Leitbild. vielen Abschnitten können sich in hier weitere Die Makrophytenansiedlung hat dazu geführt, Diatomeen und Phytobenthosarten ansiedeln. dass Wasserstern, W asserfeder und Berle in der Wedeler Au weit verbreitet sind. Durch Reduktion der Ocker- und Sandfracht können sich weitere Diatomeen und Phytobenthosarten ansiedeln.

Chemische Die Wasserrahmenrichtlinie unterscheidet hinsichtlich der chemischen und physikalischen Bewer- und tung nicht zwischen natrürlichen, erhelbich veränderten oder künstlichen Wasserkörpern. Das Ziel ist für alle Gewässer der gute chemische Zustand: physikalische Reduktion der Einträge von Gelöstem Eisen (FeII+) und Mischwasser sowie die weitgehende Trennung der Retentionsbereiche von der Wedeler Au haben dazu geführt, dass Sauerstoffdefizi- te allenfalls ein lokales auftreten, Phosphat und Stickstoffgehalte bleiben innerhalb der Orientie- Qualitätskomponenten rungswerte (RAKON). Die Umweltqualitätsziele werden eingehalten

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4 Bestandsaufnahme

4.1 Allgemeiner Bestand

4.1.1 Untersuchungsraum/Landschaftsraum Das Untersuchungsgebiet wurde anhand der Einzugsgebiete der Wedeler Au und ihrer Neben- gewässer innerhalb der Hamburger Landesgrenze definiert. Das Einzugsgebiet des Gewässer- abschnitts der Wedeler Au und damit das Untersuchungsgebiet wird im östlichen sowie im westlichen Bereich durch die Landesgrenze der FHH begrenzt; der Schleswig-Holsteiner Anteil des Einzugsgebietes wird nicht betrachtet. Die Grenzen des Untersuchungsraumes bzw. des Einzugsgebietes der Wedeler Au sind der Anlage 1 zu entnehmen.

4.1.2 Geologie und Boden Die geologischen Verhältnisse des Einzugsgebietes sind im Wesentlichen durch Ablagerungen der Saaleeiszeit geprägt. Die Eismassen der Weichseleiszeit erreichten dieses Gebiet nicht, so dass das in der vorletzten Eiszeit entstandene Relief nur durch periglaziale Prozesse überformt und eingeebnet wurde. Im Post- und Spätglazial wurden die im Südwesten gelegenen Bereiche von Flugsanden überlagert, die zum Teil zu stark relieffierten Dünen aufgeweht wurden. Der Norden des Gebietes ist durch Sande, Kiese und Geschiebemergel, auf dem in unterschiedli- cher Mächtigkeit Geschiebedecksand abgelagert wurde, charakterisiert. Im Niederungsbereich der Wedeler Au und des Laufgrabens liegen Decksande, Niedermoor, Torfe sowie Schlick über Sand vor (FREIE UND HANSESTADT HAMBURG, BEHÖRDE FÜR STADTENTWICKLUNG UND UMWELT, AMT FÜR UMWELTSCHUTZ, 2004). Die Wedeler Au befindet sich auf schleswig-holsteinischem Gebiet im Unterlauf im Übergang zur Marsch. Das Substrat der Wedeler Au besteht hauptsächlich aus Sand und Kies aber in den gefällear- men Strecken auch aus Schluff, Ton und organischen Ablagerungen. Bei der Wedeler Au han- delt es sich somit um ein sandgeprägtes, glaziales Fließgewässer der Sander und sandigen Aufschüttungen. Im Oberlauf der Wedeler Au kommen im Einzugsgebiet bis zum einmünden- den Laufgraben Moore vor, die Huminstoffe in die Wedeler Au eintragen. Die Bodenarten im Einzugsgebiet der Wedeler Au sind in der Anlage 1.1 graphisch dargestellt.

4.1.3 Biotoptypen / Flächennutzung Die Flächennutzungsdaten für das Einzugsgebiet der Wedeler Au wurden aus der flächende- ckenden Biotopkartierungen nach der Kartieranleitung für die Biotopkartierung Hamburg (Brandt 1999) der Freien und Hansestadt Hamburg übernommen. Diese Kartierungen erfolgten haupt- sächlich in dem Zeitraum von 2005 und 2006. Die Grundlage für die Darstellung und Systematik stellt der Biotoptypenschlüssel für Hamburg auf der Ebene der Obergruppen (z. B. Wälder, Grünland, etc.) dar. Bereiche des Einzugsgebietes außerhalb der Landesfläche der FHH blei- ben unberücksichtigt. Der größte Flächenanteil im Einzugsgebiet der Wedeler Au wird landwirtschaftlich in Form von Grünland genutzt, gefolgt von bebauter Fläche mit entsprechender Flächenversiegelung. Ein weiterer jedoch geringerer Flächenanteil ist geprägt von Wald sowie von Freizeit- und Grünan-

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lagen. Weitere Gruppen, die nur einen sehr geringen Flächenanteil am gesamten Einzugsgebiet besitzen, sind in der Biotoptypenkarte in der Anlage 1.2 zu finden. Die angrenzenden Flächen an der Wedeler Au sowie an den einmündenden Gräben werden hauptsächlich landwirtschaftlich genutzt oder sind durch Bebauung geprägt. Auf einer Gewäs- serstrecke von ca. 900 m verläuft die Wedeler Au entlang des Staatsforstes Klövensteen.

4.1.4 Schutzgebiete nach Art. 6 der EG-WRRL Nach Artikel 6 der EG-WRRL sind die Schutzgebiete aufzulisten, für die ein besonderer Schutzbedarf besteht. Im Anhang IV der EG-WRRL werden die Schutzgebiete konkretisiert. Der besondere Schutzbedarf gilt für Gebiete, für die gemäß den spezifischen gemeinschaftlichen Rechtsvorschriften der Schutz von Oberflächengewässern und des Grundwassers oder die Er- haltung von unmittelbar vom Wasser abhängiger Lebensräume und Arten festgestellt wurde.

Demnach sind folgende Schutzgebiete zu benennen:

I. Gebiete, die gemäß Art. 7 für die Entnahme von Wasser für den menschlichen Gebrauch ausgewiesen wurden,

II. Gebiete, die zum Schutz wirtschaftlich bedeutender aquatischer Arten ausgewiesen wur- den,

III. Gewässer, die als Erholungsgewässer ausgewiesen wurden, einschließlich Gebiete die als Badegewässer ausgewiesen wurden,

IV. Nährstoffsensible Gebiete, einschließlich Gebiete, die im Rahmen der Richtlinie 91/676/EWG als gefährdete Gebiete ausgewiesen wurden und Gebiete, die im Rahmen der Richtlinie 91/271/EWG als empfindliche Gebiete ausgewiesen wurden,

V. Gebiete, die für den Schutz von Lebensräumen oder Arten ausgewiesen wurden, sofern die Erhaltung oder Verbesserung des Wasserzustands ein wichtiger Faktor für diesen Schutz ist, einschließlich der NATURA-2000 Standorte, die nach FFH-Richtlinie und Vo- gelschutzrichtlinie ausgewiesen wurden.

In der Anlage 1.3 sind die Schutzgebiete für das Einzugsgebiet der Wedeler Au graphisch dar- gestellt und in der Tab. 2 tabellarisch aufgelistet.

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Tab. 2: Schutzgebiete im Untersuchungsraum der Wedeler Au (ausschließlich FHH-Gebiet)

Schutzgebiete Schutzstatus

I Wasserschutzgebiete Wasserschutzgebiet Baursberg – Schutzzone I bis III

Fischgewässer: Vom Iserbrookgraben bis zur Landesgrenze II Fischgewässer und Fischschongebiete: nicht ausgewiesen Fischschongebiete

III Badegewässer keine ausgewiesenen Badegewässer

Im Rahmen der Nitratrichtlinie (91/676/EWG) und im Rahmen der IV Nährstoffsensible Gebiete Komunalabwasserrichtlinie (91/271/EWG) ist das Untersuchungsgebiet der Wedeler Au ist als nährstoffsensibles Gebiet ausgewiesen.

NSG: Schnaakenmoor und Wittenbergener Heide/Elbwiesen LSG: Sülldorf, Altona-Südwest, Ottensen, Othmarschen, Klein V Schutzgebiete für Flottbek, Nienstedten, Dockenhuden, Blankenese, Rissen Lebensräume und Arten FFH-Gebiet: Schnaakenmoor EG-VSRL-Gebiete: auf Hamburgischem Gebiet nicht ausgewiesen

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4.1.5 Sonstige planerische Rahmenbedingungen

Überschwemmungsgebiete Innerhalb des Einzugsgebietes der Wedeler Au wurden keine Flächen gemäß § 76 WHG als Überschwemmungsgebiet ausgewiesen.

Spezifizierte Nutzung Für spezifizierte Nutzungen wurden und werden Oberflächenwasserkörper teilweise starken hydromorphologischen Veränderungen unterworfen, so dass die Erreichung des guten ökologi- schen Zustandes selbst langfristig nicht möglich ist. Die Einstufung in künstliche bzw. erheblich veränderte Oberflächenwasserkörper wurde eingeführt, um somit soziale und wirtschaftliche Nutzungsformen weiterhin zu ermöglichen und gleichzeitig Maßnahmen zur ökologischen Ge- wässergüteverbesserung durchzuführen. In Artikel 4 (3)(a) EG-WRRL sind die anthropogenen Eingriffsarten beschrieben, aufgrund derer ein Oberflächenwasserkörper als künstlich bzw. als erheblich verändert ausgewiesen werden kann. Die spezifizierte Gewässernutzungen, aufgrund derer die Wedeler Au als erheblich ver- änderter Oberflächenwasserkörper ausgewiesen wurde (siehe Tabelle 3), sind der Hochwas- serschutz, die Wasserstandsregulierung und die Urbanisierung.

Tab. 3: Spezifizierte Gewässernutzung des Oberflächenkörpers Wedeler Au

Spezifische Schifffahrt Hafennutzung Hochwasser- Wasserstands- Urbani- Gewässernutzung schutz regulierung sierung

Oberflächenge- wässer pi_15 X X X Wedeler Au

Der Oberflächenwasserkörper Wedeler Au ist durch die Urbanisierung in seinem Wesen erheb- lich verändert (BSU 2004). Dies wird durch die begradigten und befestigten Uferläufe, fehlende Gewässerrandstreifen, gestörte Fließgewässerdynamik bei Starkregen, bis an das Gewässer angrenzende Nutzung und durch Mischwasserüberlaufereignisse, die aber durch entsprechen- de Maßnahmen seltener geworden sind, besonders deutlich. Zur besseren Entwässerung wurden Gewässerstrecken der Wedeler Au u.a. begradigt. Auety- pische Überschwemmungen kommen derzeit an der Wedeler Au nicht vor. Die Wasserstandsregulierung erfolgt an der Wedeler Au hauptsächlich durch Regenrückhaltebe- cken und angrenzende angeschlossene Teiche, die zudem die Ausbildung eines fließgewässer- typischen Strömungsverhaltens stören.

Regionalpark Wedeler Au Im Rahmen eines länderübergreifenden Regionalparks haben sich fünf Gemeinden Schleswig- Holsteins (Wedel, Holm, Appen, Pinneberg und Schenefeld) mit dem Bezirk Hamburg-Altona zusammengeschlossen und eine Kooperation gegründet, um gemeinsame Projekte in der Met- ropolregion abgestimmt durchzuführen. Ziel ist die Förderung der Nachhaltigkeit sowie die Ver- mittlung zwischen Natur, Naherholung und Wirtschaft.

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4.1.6 Gewässerunterhaltung Informationen zu der derzeitigen Unterhaltung an der Wedeler Au wurden vom Bezirksamt Alto- na (Stand 08.2012) zur Verfügung gestellt.

Tab. 4: Derzeitige Unterhaltungsmaßnahmen an der Wedeler Au

Ausfüh- Berücksichtigung Art der Lage nach Ausführungs- Eingesetzte rungs- ökologischer Be- Unterhaltung Stationierung zeitraum Geräte turnus lange

3+300 - 3+460 Böschungs- 3+980 – 4+330 Juni bis jährlich Freischneider k. A. mahd 4+500 – 4+750 September 5+630 – 5+900

Sohlenmahd wird an der Wedeler Au nicht durchgeführt

Grundräumung/ nach Bedarf Entschlammung

Gehölzpflege/ 4+330 – 4+500 nach Bedarf k. A. k. A. k. A. -schnitt 4+750 – 5+500

Sonst. k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. Maßnahmen

Für die hier nicht aufgeführten Gewässerabschnitte wird die Unterhaltung nicht regelmäßig sondern nach Bedarf durchgeführt.

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4.2 Bestand Wasserwirtschaft

4.2.1 Wasserstände / Abflussverhalten Die Pegelüberwachung erfolgt an der Wedeler Au an der Messstation 99045-W, diese liegt am Klövensteenweg. Der zwischen dem 01.03.2001 und 31.12.2010 durchschnittliche Wasserstand beträgt + 9,23 m NN. Die gemessenen Wasserstände schwanken abhängig vom Niederschlag bis zu 70 cm (vgl. Abb. 2).

Abb. 2: Stundenwerte Wasserstand von 03/2001 bis 12/2010 der Wedeler Au, Quelle BSU

An der selben Messstelle wurde für den gleichen Zeitraum ein durchschnittlicher Abfluss bei MW von 0,070 m3/s ermittelt. Bei Starkregenereignissen wurden Abflussspitzen von etwa 2,7 m3/s gemessen. Laut BSU [2004] wirken die temporär hohen Einleitungsmengen bei Starkregenereignissen massiv auf das Gewässer ein, so dass die Fließgewässerdynamik unnatürlich hoch ist. Die ho- hen Zuflussraten verbunden mit hohen Strömungsgeschwindigkeiten erzeugen einen Ausräum- effekt (BSU 2004). Nach gutachterlicher Einschätzung sind nennenswerte Ausräumeffekte le- diglich bei Mischwasserüberlaufereignissen zu erwarten. Für eine aussagekräftige Beurteilung der Abflusssituation der Wedeler Au ist eine Ermittlung der Kenndaten für verschiedene Lastfälle von der Quelle bis zum Sandmoorweg unter Berück- sichtigung der Einzugsgebietsgrößen erforderlich. Diese Daten liegen für die Wedeler Au nicht vor.

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Abb. 3: Stundenwerte Abfluss von 03/2001 bis 12/2010 der Wedeler Au, Quelle BSU

4.2.2 Einleitungen An der Wedeler Au existieren 3 relevante Regensielauslässe mit insgesamt 300 ha ange- schlossener befestigter Fläche. Hierbei handelt es sich um Niederschlagswasser stark befahre- ner Straßen und aus Gewerbegebieten (BSU 2004). Die Einleitungen befinden sich zwischen den Stationierungen 0+000 bis 1+300 in Rissen. Durchschnittlich werden pro Jahr 0,25 Mio m3 Niederschlagswasser in die Gewässer eingeleitet; damit gelangt eine Fracht von etwa 11 t TOC/a in das Gewässer (BSU 2004). Das ca. 900 ha große Mischwassereinzugsgebiet im Westen Hamburgs entwässert zum Klär- werk Hetlingen. Zur Zwischenspeicherung größerer Regenwassermengen befindet sich an der Straße Bullnwisch ein Mischwasserrückhaltebecken mit einem Überlauf in die Wedeler Au. Das Mischwasserrückhaltebecken besteht aus einem Rückhalte- und Absetzbecken mit einem nachgeschalteten Feinrechen. Die Überlaufereignisse sind wasserrechtlich auf 3 Überläufe/a begrenzt (BSU 2004). Die tatsächliche Belastung liegt bei 1,3 Überlaufereignisse/a. Die durch- schnittliche Überlaufmenge beträgt ca. 15.000 m3/a und entspricht einer Fracht von ca. 1,5 t CSB (chemischer Sauerstoffbedarf)/a (BSU 2004). Neben der wasserrechtlichen Erlaubnis liegt auch eine Ausnahmegenehmigung für den Betrieb des MRB Bullnwisch im Wasserschutzgebiet Baursberg vor. Weitere Daten wie beispielsweise simulierte Spitzenabflüsse der Einleiter liegen nicht vor.

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4.2.3 Sohlengefälle Die Wedeler Au überwindet von der Quelle (Sohlhöhe am Ellernholt: 15,27 NN) bis zum Sand- moorweg (7,44 NN) auf einer Länge von 4,7 km eine Höhendifferenz von 7,8 m. Damit hat das Gewässer ein durchschnittliches Sohlengefälle von etwa 0,17 %. In der Abb. 4 ist das Sohlgefälle inkl. Böschungssituation der Wedeler Au mit entsprechender Stationierung graphisch dargestellt.

18,00

17,00

16,00 15,00

14,00

] SohleTP N 13,00 N m [ 12,00 e

h Ufer, ö 11,00 H linksTP 10,00

9,00 Ufer, rechtsTP 8,00

7,00

6,00 0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 4500 5000 Sand- Klöven- Feldweg 65 Ellernholt moorweg steenweg Gewässerkilometrierung [m] Abb. 4: Sohlengefälle der Wedeler Au, übermittelte Datengrundlage vom BA Altona, Daten von 2009

Die Gewässerstrecke zwischen Ellernholt und dem Feldweg 65 besitzt das durchschnittlich größte Gefälle der Wedeler Au auf Hamburger Gebiet.

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4.3 Bestand Qualitätskomponenten Die Ergebnisse des Monitorings der überblicksweisen Überwachung im Rahmen der EG-WRRL sind in den jeweiligen Fachbeiträgen für die biologischen Qualitätskomponenten Gewässerflora (PLANULA 2011), aquatische Wirbellosenfauna (ARGE WRRL 2010)) und Fischfauna (LIMNOBIOS 2006) dargestellt. Die hydromorphologischen Qualitätskomponenten sind mittels eines an urba- ne Gewässer angepassten Verfahrens erhoben und als Strukturgüteparameter bewertet worden (BSU 2007).

4.3.1 Biologische Qualitätskomponenten Bei der Bewertung der Gewässer gemäß EG-WRRL steht die Biologie im Vordergrund. Bei den biologischen Qualitätskomponenten handelt es sich, wie oben aufgeführt, um die Lebensge- meinschaften der Gewässerflora, des Makrozoobenthos und der Fischfauna. Sie werden mit Hilfe von Kenngrößen wie Artenzusammensetzung, Abundanz und Altersstruktur charakteri- siert. Dabei ist anzumerken, dass eine Standardauswertung mit einem bundesweit einheitlichen Verfahren nur für den guten ökologischen Zustand möglich ist. Für die Ermittlung des guten ökologischen Potenzials, das aufgrund der Einstufung der Wedeler Au als HMWB das verbindli- ches Ziel gemäß Artikel 4 der EG-WRRL darstellt, gibt es zurzeit keine anerkannten verbindli- chen Messgrößen. Die Abschätzung erfolgt hier anhand der Lebensgemeinschaften der einzel- nen Qualitätskomponenten und der Ergebnisse entsprechender Einzelauswertungen (metrics) des Standardverfahrens.

4.3.1.1 Fischfauna Als Bewertungsverfahren der Fischfauna in Fließgewässern wurde das fischbasierte Bewer- tungssystem „FIBS“ (DUßLING et al. 2007) angewandt. Das Bewertungsverfahren ist referenz- und leitbildbezogen. Die leitbildgemäße Fischartengemeinschaft der Wedeler Au wird nach LIMNOBIOS 2006 dem Metapotamal (Unterlauf eines Fließgewässers, entspricht der Brachsenregion) zugeordnet. Entsprechend der mündlichen Mitteilung des Bezirksamtes Ham- burg-Altona (2012), nach Rücksprache mit dem Gutachterbüro Limnobios, wird die leitbildbezo- gene Fischgemeinschaft auf Hamburger Gebiet jedoch der oberen Cyprinidenregion zugeordnet (Epipotamal). Die fischbestandskundlichen Untersuchungen wurden im Juni sowie im September 2005 an drei Befischungsstrecken durchgeführt. Die erste Befischungsstrecke (Wea 3-2) erstreckt sich von Auwisch/Kortwisch bis zum Feldweg 81 über 650 m, die zweite Befischungsstrecke (Wea 4-1) vom Feldweg 81 bis zum Klövensteenweg besitzt eine Länge von 780 m. Die dritte Befi- schungsstrecke (Wea 5-1) von 450 m reicht vom Klövensteenweg bis zur Grünfläche an der Brunhildstraße. Die entsprechende graphische Darstellung ist in der Anlage 1.4 zu finden. Das aktuelle Fischartenspektrum der Wedeler Au umfasst nach der vorliegenden fischereibiolo- gischen Untersuchung 9 Fischarten. Die vorgefundene Fischartengemeinschaft weicht von der Referenzzönose ab. Das Artenspektrum wird von dem Aal, dem Neunstachligen Stichling, dem Hecht sowie dem dreistachligen Stichling dominiert. Diese Arten stellen zusammen 96 % des Gesamtfanges (vgl. Tab. 5). Intakte bestandsbildende Populationen werden in der Wedeler Au nur von dem Aal, dem Neunstachligen Stichlingen und dem Hecht gebildet (LIMNOBIOS 2006). Alle aufgeführten Arten konnten bis auf den Flussbarsch im Juni sowie September 2005 nach- gewiesen werden. Der Flussbarsch wurde hingegen nur im Juni 2005 vorgefunden.

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Tab. 5: Einteilung der in der Wedeler Au nachgewiesenen Fischarten in Dominanzränge, geordnet nach Individuendichte

Art Prozentualer Anteil am Gesamtfang Dominanzklasse, nach SCHWERDTFEGER [%] 1978

Aal 65,21 eudominant

Neunst. Stichling 15,97 eudominant

Hecht 11,38 eudominant

Dreist. Stichling 3,72 subdominant

Elritze 1,31 rezedent

Rotauge 0,88 subrezedent

Aaland 0,66 subrezedent

Amerik. Hundfisch 0,66 subrezedent

Flussbarsch 0,22 subrezedent

Das Vorkommen der einzelnen Arten in den jeweiligen Befischungsstrecken sind der Tab. 6 zu entnehmen. Hierbei traten der Aal sowie der Hecht im Längsverlauf mit der höchsten Präsenz auf. Reophile Arten wie Elritze und Aaland beschränken sich auf etwas schneller fließende Ge- wässerstrecken im Bereich der Befischungsstrecken Wea 4-1 und Wea 5-1. Der strömungslie- bende Gründling sowie das Rotfeder als ausgewiesene Referenzleitarten kommen in der Wede- ler Au gar nicht vor. Der amerikanische Hundsfisch stellt eine Fremdfischart dar, die durch Be- satzmaßnahmen in den angebundenen Teichen in das Fließgewässersystem der Wedeler Au gelangte.

Tab. 6: Präsenz der in der Wedeler Au nachgewiesenen Fischarten im Gewässerverlauf

Art Befischungsstrecke Befischungsstrecke Befischungsstrecke Wea 3-2 Wea 4-1 Wea 5-1

Aal x x x

Neunst. Stichling x x

Hecht x x x

Dreist. Stichling x

Elritze x x

Rotauge x x

Aaland x x

Amerik. Hundsfisch x

Flussbarsch x

Der aktuelle Fischbestand weicht von dem Referenzzustand nach SCHUBERT ab. Es sind starke Abweichungen des Artenspektrums und der artspezifischen Abundanz zu erkennen. Nur zwei der vier Leitarten treten aktuell mit Abundanzen von mehr als 5 % auf, der Gründling als reophile Leitart konnte gar nicht nachgewiesen werden. Der Aaland wurde als einziger von acht potenziellen Begleitarten erfasst. Das Vorkommen der Begleitarten wie Moderlieschen, Rotfe-

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der, Schleie, Güster, Brassen, Karausche, Schlammpeitzger sowie die typspezifische Art der rheophile Steinbeißer konnten im Rahmen der fischereibiologischen Untersuchung nicht nach- gewiesen werden. Es wurden somit nur 9 von 16 Referenzarten in der Wedeler Au nachgewie- sen.

Tab. 7: Bewertung der biol. Qualitätskomponente Fischfauna nach dem FIBS-Verfahren anhand der ökologischen Zustandsklasse

Befischungsstrecke Wea 3-2 Wea 4-1 Wea 5-1 Gesamtbewertung

Ökologische Zustandsklasse mäßig mäßig mäßig mäßig *

Ökologische Zustandsklasse: sehr gut = 1, gut = 2 = gut, mäßig = 3, unbefriedigend = 4, schlecht = 5 *Die Fischfauna der Wedeler Au wird nach gutachterlicher Einschätzung mit unbefriedigend bis schlecht bewertet.

Die streckenweise Verockerung der Wedeler Au kann bereits einen negativen Einfluss auf Jungfische haben sowie ein Grund für die geringe Anzahl langlebiger Arten in der Wedeler Au (BSU 2004) sein. Zudem führt die Eisenoxidation zu einer verstärkten Sedimentation, die neben dem streckenweisen Sandtreiben kleinlückige Habitatstrukturen und damit vorrangig Nahrungs- habitate zerstört. Die Mischwassereinträge am RHB Bullnwisch sowie das Drainwasser aus den einmündenen Gräben bei Starkregenereignissen stellen ebenfalls ungünstige abiotische Rah- menbedingungen für anspruchsvollere Fischarten bezüglich der Wasserqualität dar. Für den Aal sowie für die Wanderform des Dreistachlichen Stichlings ist es erforderlich, die lon- gitudinale Durchgängigkeit auch auf schleswig-holsteinischer Gewässerstrecke (vor allem am Mühlenstau) herzustellen, um eine Wanderung in und aus der Elbe zu gewährleisten. Dies er- möglicht zudem die Neu- bzw- Wiederbesiedlung und trägt zu einer verbesserten Vernetzung und einem stabileren Biotopverbund bei. Die Gesamtbewertung der Fischfauna führt zur Einstufung in die ökologische Zustandsklasse mäßig (3) (vgl. Tab. 7). Abweichend von der Bewertungsmethode nach FIBS wird nach fachgu- tachterlicher Sicht (LIMNOBIOS 2006) der ökologische Zustand deutlich schlechter mit „unbefrie- digend“ bis „schlecht“ eingestuft. Aufgrund der genannten Defizite wird das gute ökologische Potenzial für die Fischfauna ohne weitere Maßnahmen voraussichtlich nicht erreicht.

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4.3.1.2 Makrozoobenthos

Als Bewertungsverfahren der benthischen wirbellosen Fauna wurde das bundesweit gültige Bewertungssystem „PERLODES“ angewandt. Die Untersuchungen des Makrozoobenthos er- folgten an drei unterschiedlichen Abschnitten des Gewässers (siehe Anlage1.4). Die Beprobungsstelle Wea 1 befindet sich südlich der Straße Ellernholt innerhalb eine naturfer- nen und begradigten Gewässerstrecke, die von landwirtschaftlich genutzten Flächen umgeben ist. Probestelle Wea 2 ist direkt südlich des Feldweges 65 und befindet sich in einem gewunde- nen Abschnitt der Wedeler Au mit moderater Strömung und wertgebenden Strukturen. Direkt oberhalb des Feldweges 68 liegt die Probestelle Wea 3 in einem stark gewundenen Gewässer- abschnitt mit wertgebenden Strukturen und umgebenden landwirtschaftlich genutzten Flächen. Unterhalb des Feldweges 81 befindet sich ein eingetiefter Abschnitt mit angrenzenden landwirt- schaftlich genutzten Flächen, teilweisem Uferverbau und wenigen wertgebenden Strukturen, in dem die Probestelle Wea 4 liegt. Die Probestelle Wea 7 südlich der Kriemhildstraße ist ein leicht gewundener Abschnitt mit vergleichsweise stärkerer Strömung, teilweisem Uferverbau und vereinzelten wertgebenden Strukturen. Probestelle Wea 7-1 liegt innerhalb parkähnlicher Gärten, in einem eingetieften, leicht gewundenen Abschnitt mit Ansätzen von Strukturelemen- ten.

Tab. 8: Bewertung der biologischen Qualitätskomponente Makrozoobenthos der Wedeler Au von 2010 nach dem PERLODES-Verfahren anhand der ökologischen Zustandsklasse

Qualitätsklasse Qualitätsklasse Modul Ökologische Bewertung Gutachterliche Modul Saprobie Allg. Degradation Zustandsklasse Einschätzung

Probestelle mäßig unbefriedigend unbefriedigend unbefriedigend Wea 1 SI = 2,32

Probestelle mäßig mäßig mäßig mäßig Wea 2 SI = 2,38

Probestelle mäßig mäßig mäßig mäßig Wea 3 SI = 2,53 (bis unbefriedigend) mäßig Probestelle unbefriedigend unbefriedigend unbefriedigend Wea 4 SI = 2,76 mäßig Probestelle unbefriedigend unbefriedigend unbefriedigend SI = 2,77 Wea 7 mäßig* mäßig Probestelle mäßig * mäßig* SI = 2,45 (bis unbefriedigend) Wea 7-1 Ökologische Zustandsklasse: sehr gut = 1, gut = 2 = gut, mäßig = 3, unbefriedigend = 4, schlecht = 5 *= Wert nicht gesichert und/oder Indivieduenanzahl der Gesamtprobe zu gering

Laut BSU 2004 sind die ermittelten Saprobienindizes aus dem Jahr 2000 (Werte von 2,19 und 2,29) mit der Güteklasse II sowie die im Oktober 2001 ermittelten Saprobiewerte von 2,36 mit der Güteklasse II-III als „mäßig belastet„ sowie als „kritisch belastet“ einzustufen. Die im Rahmen des Biomonitorings zur Bewertung der biologischen Qualitätskomponente MZB durch die Arbeitsgemeinschaft Wasserrahmenrichtlinie (ARGE WRRL 2010) ermittelten Werte zur

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Saprobie, zur Allgemeinen Degradation sowie die Bewertung der ökologischen Zustandsklasse sind in Tab. 8 dargestellt. Die ermittelten Saprobie-Werte lassen auf eine Nährstoffbelastung schließen. Aufgrund des abweichenden Artenspektrums vom guten ökologischen Zustand, be- sonders in den Bereichen der Probestellen Wea 1, 4 und 7, ist ein gestörtes fließgewässertypi- sches Fließverhalten abzuleiten. Zudem weist die Wedeler Au ein Artendefizit bei Eintags-, Stein- und Köcherfliegen auf, was auf Strukturarmut und ebenfalls auf ein gestörtes fließgewäs- sertypisches Fließverhalten schließen lässt. Nach gutachterlicher Einschätzung ist die Wedeler Au tendenziell schlechter zu bewerten. Die Biozönose muss beim Fehlen ganzer Gruppen (Eintagsfliegen, Wanzen, Libellen) und einigen, die mit nur wenigen Taxa vertreten sind (Köcherfliegen, Käfer, Schnecken), generell als verarmt betrachtet werden. Neben den morphologischen Defiziten ist zudem die stoffliche Belastung wie beispielsweise die Verockerung ganzer Abschnitte und die Versandung von Habitaten ein Grund für das defizitäre Arteninventar der Wedeler Au. Da die Bewertung der Allgemeinen Degradation an allen Stationen gleich oder schlechter aus- fällt als die der Saprobie, bestimmt sie gemäß des Worst-case-Prinzips die ökologische Zu- standsklasse. Die Gesamtbewertung des Makrozoobenthos führt zur Einstufung in die ökologische Zustands- klasse mäßig (3) bis unbefriedigend (4). Aufgrund der genannten Defizite ist zu vermuten, dass das gute ökologische Potenzial für das Makrozoobenthos ohne weitere Maßnahmen voraus- sichtlich nicht erreicht wird.

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4.3.1.3 Gewässerflora: Makrophyten, Aufwuchsdiatomeen und Phytobenthos

In der Wedeler Au hat sich leitbildkonform kaum autochthones Phytoplankton entwickelt, so dass die Qualitätskomponente Phytoplankton kein geeignetes Kriterium für die Beurteilung des ökologischen Zustands ist und somit bei der Bewertung der Gewässerflora nicht berücksichtigt wird. Die Gewässerflora wurde nach dem PHYLIB-Verfahren bewertet. Die Untersuchungen für die Gewässerflora erfolgten an sechs Probestellen. Die Probestellen Wea 1, 2, 3 und 7-1 liegen an den selben Gewässerstellen wie die der Probestellen des Makrozoobenthos. Die genaue Lage dieser Probestellen ist dem vorangegangenen Kapitel (vgl. S. 16) sowie der Anlage 1.4 zu ent- nehmen. Die Probestelle Wea 3-1 befindet sich zwischen dem Feldweg 81 und 68, ist gänzlich unbeschattet und umgeben von Intensivgrünland. Der Gewässerabschnitt ist tief eingeschnitten und begradigt. Die Probestelle Wea 6 liegt in Höhe der Brunhildstraße in einem gewundenen Gewässerabschnitt mit einem einseitig gehölzbestandenen Ufer mit quelligen Bereichen.

Makrophyten An der Wedeler Au wurden 2010 insgesamt 13 submerse Makrophytentaxa nachgewiesen. Die Verteilung ist an den sechs Probestellen sehr heterogen. An den Probestellen Wea 1 und Wea 7-1 konnten gar keine submerse Makrophyten festgestellt werden. An den Probestellen Wea 2 und Wea 6 war die Gesamtquantität für eine gesicherte Bewertung nicht gegeben, so dass von einer Makrophytenverödung auszugehen ist und diese Werte nur Hinweischarakter besitzen. Eine gesicherte Bewertung konnte von den sechs Probestellen nur an den Probestellen Wea 3 und Wea 3-1 erfolgen. Die Zunahme der Gesamtartenzahl im Vergleich zur Erstbewertung 2005 an der Probestelle Wea 3 resultiert daraus, dass die Gewässerstrecke derzeit intensiver be- sonnt wird als zum Zeitpunkt der Ersterfassung. An der Probestelle Wea 3-1 wurde zwischen- zeitlich Kies eingebracht, was zur Erhöhung der Strukturvielfalt führte und damit das Makrophytenwachstum fördert. Lediglich an der Probestelle Wea 3-1 konnte eine typspezifische Makrophytenart (Berula erecta) nachgewiesen werden. An allen Probestellen mit Makrophytenbewuchs kommen Stör- zeiger vor. Die Wedeler Au besitzt bezüglich des Makrophytenvorkommens ein geringes Arten- spektrum mit geringer Abundanz. Zudem kann von einer Makrophytenarmut ausgegangen wer- den, die zu einem großen Teil durch hohen Nutzungsdruck und anthrophogener Überprägung verursacht wird. An der Wedeler Au wurden auf der Gewässerstrecke mit der Stationierung 4+150 bis 4+230 im Rahmen eines Renaturierungsprojektes Ansiedlungsmaßnahmen von Makrophyten durchge- führt. Die Wiederansiedlung wurde 2011 durch die Ausbringung von drei Versuchsarten (Was- serstern, Wasserhahnenfuß und Berle) begonnen. Abschließende Ergebnisse bezüglich der Etablierung liegen aufgrund des kurzen vergangenen Zeitraums für die Wedeler Au noch nicht vor. Nach einjähriger Etablierung können jedoch bereits gute Anwachserfolge bei der Berle und sehr gute Anwachserfolge bei dem Wasserhahnenfuß verzeichnet werden.

Phytobenthos Insgesamt wurden 36 Taxa, darunter 17 Indikatoren, erfasst. Alle Probestellen konnten gesi- chert bewertet werden. An mehreren Probestellen kommen ausgeprägte Eisenockerausfällun- gen und die damit einhergehenden Eisenbakterien in hoher Anzahl vor. Die Wedeler Au zeigt

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hinsichtlich des Phytobenthos eine Bewertung zwischen gut und mäßig. Im Vergleich zur Erst- erfassung 2005 hat sich die ökologische Zustandsklasse aktuell lediglich an der Probestelle Wea 1 verbessert, hingegen haben sich die Zustandsklassen an den Probestellen Wea 3, Wea 3-1, Wea 6 und Wea 7-1 verschlechtert. Aus dem ermittelten Artenspektrum kann eine erhöhte Trophie und Saprobie abgeleitet werden, die auf eine erhöhte Nährstoffbelastung sowie Verockerung schließen lässt.

Diatomeen Die Wedeler Au wies mit 26 bis 62 Arten eine geringe bis mittlere Artendiversität auf. Im Ver- gleich zur Ersterfassung wurden an drei von sechs Probestellen deutlich weniger Taxa festge- stellt. Besonders auffällig war der Unterschied mit aktuell weniger als die Hälfte an Taxa an der Probestelle Wea 1. Quantitativ dominierend sind Kieselalgen-Taxa; Massenvorkommen einer Art traten nicht auf. Die Wedeler Au weist einen Trophieindex zwischen 2,72 und 3,03 auf und wird somit hinsicht- lich ihrer Trophie als degradiert eingestuft (ARGE WRRL 2010). Im Vergleich zur Erstbewertung hat sich an den Probestellen Wea 1 und Wea 3 der ökologische Zustand um jeweils eine Zu- standsklasse verschlechtert; bei Wea 3-1, Wea 6 und Wea 7-1 hat sich der ökologische Zu- stand hinsichtlich der Diatomeen um jeweils eine Zustandsklasse verbessert. Der unbefriedigende ökologische Zustand im Bereich der Probestellen Wea 1 und Wea 3 resul- tiert zum großen Teil daraus, dass diese Gewässerstrecken stark anthropogen überprägt sind wie z.B. durch ein tief eingeschnittenes Profil und/oder zu wenige Strukturen. Die entsprechen- de Bewertung ist der Tab. 9 zu entnehmen.

Tab. 9: Bewertung der Qualitätskomponente Gewässerflora der Wedeler Au (Makrophyten, Diatomeen, Phytobenthos) nach dem PHYLIB-Verfahren anhand der ökologischen Zustandsklasse 2010

Makrophyten Diatomeen Phytobenthos Gewässerflora Probestellen [ÖZK] [ÖZK] [ÖZK] [ÖZK]

mäßig Wea 1 n.b. unbefriedigend gut

gut* mäßig Wea 2 (schlecht*) mäßig gut

mäßig Wea 3 mäßig unbefriedigend gut

mäßig Wea 3-1 mäßig mäßig mäßig

mäßig Wea 6 mäßig * mäßig mäßig

n.b. mäßig Wea 7-1 (schlecht *) mäßig gut

Ökologische Zustandsklasse [ÖKZ]: sehr gut = 1, gut = 2 = gut, mäßig = 3, unbefriedigend = 4, schlecht = 5 *=ungesicherte Bewertung (zu geringe Anzahl an Indikatoren und/oder zu geringe Häufigkeit dieser Arten)

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Gesamtbewertung - Gewässerflora Im Vergleich zur Erstbewertung von 2005 waren in 2010 alle Probestellen hinsichtlich des Phytobenthos sicher bewertbar. Auch bei den Makrophyten ist die Anzahl der sicher bewertba- ren Probestellen gestiegen. Insgesamt verbesserte sich die ökologische Zustandsklasse für die Gewässerflora an den Probestellen Wea 6 und Wea 7-1 von unbefriedigend (4) auf mäßig (3). Diese vermeintliche Verbesserung ist jedoch kritisch zu betrachten, da sich aufgrund der vielen ungesicherten Ergebnisse der Erstbewertung, keine aussagekräftige Tendenz ableiten lässt. Gründe für die festgestellte Makrophytenverödung und für das Abweichen des Artenspektrums kann die Strukturarmut sowie die Verockerung der Wedeler Au darstellen. Die gesamte Wede- ler Au ist zudem hinsichtlich ihrer Trophie als degradiert einzustufen (ARGE WRRL 2011). Gene- rell ist aufgrund des Artenspektrums eine erhöhte Nährstoffbelastung abzuleiten. Die Gesamtbewertung der Gewässerflora führt zur Einstufung in die ökologische Zustandsklas- se mäßig (3). Aufgrund der genannten Defizite ist zu vermuten, dass das gute ökologische Po- tenzial für die Gewässerflora ohne weitere Maßnahmen nicht erreicht wird.

Tab. 10: Vergleich der Bewertungen des ökologischen Zustandes der Qualitätskomponente Gewässer- flora aus den Jahren 2005 und 2010

Probe- Makrophyten Diatomeen Phytobenthos o.D. ÖZK Gewässerflora stelle 2005 2010 2005 2010 2005 2010 2005 2010

Wea 1 n.b. n.b. (5 *) 3 4 3 * 2 3 3

Wea 2 n.b. 2 * (5 *) 3 3 n.b. 2 3 3

Wea 3 2 * 3 3 4 1* 2 3 3

Wea 3-1 n.b. [3] 3 4 3 2 3 3 3

Wea 6 2 * 3 * 4 3 1 * 3 4 3

Wea 7-1 n.b. n.b. (5 *) 4 3 1 * 2 4 3 FG-Typ = Fließgewässer-Typ; ÖZK = Ökologische Zustandsklasse (1 = sehr gut, 2 = gut, 3 = mäßig, 4 = unbefriedigend, 5 = schlecht, (5 *) = vermutlich Makrophytenverödung); n.b. = nicht bewertbar (keine Makrophyten vorhanden bzw. keine Indikatorarten vorhanden) * = ungesicherte Bewertung (zu geringe Anzahl an Indikatoren und/oder zu geringe Häufigkeit dieser Arten); die mit * gekennzeichneten, ungesicherten Bewertungsergebnisse wurden bei der Ermittlung der ökologi- schen Zustandsklasse der Qualitätskomponente Gewässerflora nicht berücksichtigt. [3] = Makrophytenbewertung bei der Ersterfassung unter Berücksichtigung nicht determinierbarer Wasser sterne als Callitriche cophocarpa

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4.3.2 Chemisch und chemisch-physikalische Qualitätskomponenten

Für die Bewertung des Nährstoffgehaltes im Oberflächenwasserkörper pi_15 wurden an den Probenstellen Wea 2 (südlich Feldweg 65) und Wea 8 (FHH-Grenze) Proben entnommen. Für das Jahr 2001 wurden an der Probestelle Wea 2 Qualitätsüberschreitungen bei Stickstoffver- bindungen und Gesamtphosphor festgestellt. Diese Nährstoffeinträge resultieren aus den zeit- weiligen Einträgen aus den bei Starkregenereignissen auftretende Mischwasserüberlaufs- ereignissen am Rückhaltebecken Bullnwisch (BSU 2004). Das Einzugsgebiet ist aufgrund von Mooren durch pedologische Verhältnisse geprägt. Die hohen TOC-Werte mit deutlichem An- stieg im Längsverlauf der Wedeler Au sind pedologisch bedingt. Letztere sollten daher nicht als Qualitätskriterium herangezogen werden. Gemäß dem Gewässergütebericht Hamburg von 1999 ist die Wedeler Au sowie seine einmün- denden Gewässer wie Ellernholtgraben, Schlankweggraben, Rissener Moorgraben und der Laufgraben kritisch belastet (Saprobie: Gewässergüteklasse II –III) mit einer deutlichen Ten- denz zur Verbesserung (BSU 2004). . Einstufung des chemischen Zustandes: Für die Einstufung des chemischen Zustands als Qualitätskomponente der WRRL werden die Stoffe und die Umweltqualitätsnormen (UQN) der Anlage 7 der OGewV herangezogen. Laut mündlicher Mitteilung des BA Altonas [2012] wird der gute chemische Zustand für 2011 nicht erreicht, da TBT (Tributylzinn) die UQN überschreitet.

Einstufung des ökologischen Potenzials: Bei den flussgebietsspezifischen Parametern zur Bewertung des ökologischen Potenzials für das Jahr 2011 kommt es zu keiner Überschreitung von Grenzwerten, so dass unter Berücksich- tigung der Bestimmungsgrenzen gemäß Anl. 8 Abs. 3.1.2 der OGewV das ökologische Poten- zial mit „gut“ bewertet wird [mündl. Mitteilung BA Altona 2012]. Grenzwerte für die physikalisch-chemischen Parameter zur Bewertung des guten ökologischen Potenzials sind nicht in der OGewV verankert. Die Bewertung der allg. physikalisch-chemischen Parameter erfolgt gewässertypspezifisch (Typ 14) nach RAKON II [LAWA-ARBEITSPAPIER]. Grundlage bilden die mitgeteilten Daten des BA Altonas für die Messstellen Wea 2 und Wea 8 für den Zeitraum 2008 bis 2011. Hiernach übersteigen die TOC-Werte durchgehend, Phosphor und BSB5 teilweise die Orientierungswerte. Der Sauerstoffgehalt lag mit Ausnahme eines Mess- tages an allen anderen Messtagen unterhalb dem Grenzwert (7 mg/l). Dieser Sauerstoffmangel wirkt sich im Gewässer hauptsächlich dicht oberhalb des Gewässerbodens sowie in sehr lang- sam bis stehenden Gewässerbereichen aus und beeinträchtigt dort benthische Lebensgemein- schaften. In der Gesamtbewertung aller Stoffe im Zeitraum von 2008 bis 2011 gelten die RAKON-Orientierungswerte als nicht eingehalten. Verockerung: Die teilweise starke Verockerung der Wedeler Au kann die Fischfauna sowie benthische Orga- nismen bereits negativ beeinflussen. Zudem führt Ocker zu einer Trübung des Wassers und es werden durch die Ausfällung (Oxidation) kleinlückige Lebensräume zerstört. Hier ist eine Klä- rung der Eintrittspfade des Ockers im Rahmen eines Monitorings erforderlich. Gleiches gilt für die einmündenden Gräben, die derzeit Ocker, Sand und Schadstoffe eintragen.

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Weitere Stoffe: Neben den oben genannten Stoffen sind Arzneimittel ebenfalls relevant bei der Betrachtung der Einflüsse chemischer Stoffe auf die biologische Qualitätskomponente. Gelöste Arzneimittel im Gewässer können zu hormonellen sowie anderen physiologischen Reaktionen bei aquatischen Organismen führen bis hin zur Änderung des Geschlechts oder zur Sterilität. Untersuchungen zur Ermittlung von Arzneimittelkonzentrationen liegen für die Wedeler Au nicht vor.

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4.3.3 Hydromorphologische Qualitätskomponenten

Morphologie Die Erhebung und Bewertung der Gewässerstrukturen erfolgte auf Grundlage des modifizierten LAWA-Detailverfahrens für kleine bis mittelgroße Gewässer (LAWA 1999). Grundlage der Be- wertung bilden die erhobenen Daten der Kartierung aus dem Jahr 2007 (BSU 2007). Ergänzend dienen die Beobachtungen der im Rahmen dieses Gutachten durchgeführten Begehung (06/2012) zur Einschätzung der derzeitigen strukturellen Situation und zur Bewertung der Ge- wässerstruktur. Diese werden anhand der drei Hauptparameter Sohle, Ufer und Land verbalar- gumentativ beschrieben. Die Beurteilung erfolgt mit Hilfe eines 7-stufigen Klassifizierungssystems. Hierbei wird die Struk- turgüte 1 als unveränderter Zustand und die Strukturgüte 7 als vollständig veränderter Zustand definiert. In Hinblick auf die Maßnahmenplanung werden neben der Gesamtbewertung auch die Bewertungsergebnisse der Teilbereiche „Sohle“, „Ufer“ und „Land“ aufgeführt (Tab. 11) und in Anlage 1.5 graphisch dargestellt. Die Abschnittsgliederung ist der Übersichtskarte in der Anlage 2.0 zu entnehmen.

Tab. 11: Bewertungsergebnisse der Gewässerstrukturen der Wedeler Au Strukturgüte- parameter

Laufent- Längs- Sohlen- Quer- Ufer- Gesamt- Gewässerabschnitte wicklung profil struktur profil struktur Umfeld bewertung Abschnitt 01 / pi_15_1 4 6 2 3 3 5 4

Abschnitt 02 / pi_15_2 2 6 2 2 3 6 3

Abschnitt 03 / pi_15_3 4 6 2 3 3 4 4

Abschnitt 04 / pi_15_4 5 6 3 3 3 4 4

Abschnitt 05 / pi_15_5 4 6 3 3 5 5 4

Abschnitt 06 / pi_15_6 3 6 2 3 4 5 4

Abschnitt 07 / pi_15_7 3 4 1 2 3 1 2

Abschnitt 08 / pi_15_8 3 5 2 4 4 1 3

Abschnitt 09 / pi_15_9 5 6 2 5 4 6 5

Abschnitt 10 / pi_15_10 1 3 2 3 3 2 2

Abschnitt 11 / pi_15_11 5 6 2 2 2 6 4

Abschnitt 12 / pi_15_12 2 4 3 2 3 2 3

Abschnitt 13 / pi_15_13 6 7 5 4 6 6 6

Abschnitt 14 / pi_15_14 2 4 3 2 2 3 3

Abschnitt 15 / pi_15_15 6 7 5 6 6 6 6

Abschnitt 16 / pi_15-16 7 6 5 4 6 2 5

Abschnitt 17 / pi_15_17 ------Bewertung der Strukturgüte: 1 (unverändert), 2 (gering verändert), 3 (mäßig verändert), 4 (deutlich verändert), 5 (stark verändert), 6 (sehr stark verändert), 7 (vollständig verändert), - (nicht bewertbar, RHBs)

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Nach gutachterlicher Einschätzung bilden die Ergebnisse der Strukturgütekartierung von 2007 teilweise nicht die derzeitige Strukturgüte der Wedeler Au ab. Sowohl die Parameter Sohlen- und Uferstruktur, Gewässerumfeld als auch die Laufentwicklung werden nach eigener Ein- schätzung dort teilweise als zu gut bewertet. Die derzeitige Strukturgüte ist daher als tendenziell schlechter einzustufen.

Bereich „Sohle“ Das Gewässerbett der Wedeler Au ist überwiegend stark eingetieft, begradigt und aus gewäs- serökologischer Sicht auf weiten Strecken überdimensioniert. Wertgebende Strukturen wie Tot- holz, Erlenwurzeln und Makrophyten, die als Lebensraum sowie als Nahrungshabitat und Ver- steckmöglichkeit dienen, sind in der Sohle kaum vorhanden. Im Bereich des Staatsforsts liegt viel Totholz; kleinflächig wurde bereits Kies eingebaut und eine Gewässerstrecke oberhalb des Feldweges 67 wurde renaturiert. Die Sandfrachten und die ausgefallenen Eisenverbindungen überlagern die in geringer Anzahl vorkommenden Strukturen in der Sohle. Eine natürliche Lauf- entwicklung mit Gleit- und Prallhängen, Strömungsdiversität sowie Breiten- und Tiefenvarianz gemäß des Gewässertyps (LAWA Typ 14) ist derzeit an der Wedeler Au nicht ausgebildet. In den meisten Gewässerstrecken ist die Strömungsgeschwindigkeit aufgrund des derzeitigen Profils sehr gering, was derzeit zu keiner ausreichenden eigendynamischen Strukturbildung führt.

Abb. 5: Sohlstrukturen der Wedeler Au

Bereich „Ufer“ Die Ufer fallen hauptsächlich im Oberlauf in vielen Abschnitten steil zum Gewässer hin ab. Fla- chere Uferbereiche sowie fließgewässertypische Ufervegetation kommen hauptsächlich in den nach § 30 BNatSchG gesetzlich geschützten Biotopen vor, die die Wedeler Au durchfließt sowie in Bereichen des renaturierten Abschnittes am Feldweg 67. Auffallend ist an der Wedeler Au das abschnittsweise Fehlen ausreichend breiter Gewässerrandstreifen, die zum einen notwen- dige Strukturen schaffen, zum anderen den Nährstoffeintrag reduzieren. Aufgrund der intensi- ven Nutzung der angrenzenden Flächen ist von einem erhöhten Nährstoffeintrag auszugehen.

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Die Breitenerosion ist an den Ufern der Wedeler Au gering ausgeprägt. Teilweise sind die Ufer gesichert sowie verbaut. Hauptsächlich in den Bereichen mit angrenzender landwirtschaftlicher Nutzung und angrenzenden Privatgrundstücken fehlt fließgewässertypische Ufervegetation.

Abb. 6: Uferstrukturen an der Wedeler Au

Bereich „Land“ Im Bereich der Wedeler Au auf Hamburger Gebiet herrscht weitgehend ein hoher Nutzungs- druck. Im Oberlauf werden angrenzend an die Wedeler Au die Flächen landwirtschaftlich ge- nutzt. Lediglich im Bereich der gesetzlich geschützten Biotopflächen sind ausreichend breite und beidseitige sowie naturnahe Gewässerrandstreifen vorhanden mit temporär überflutbaren kleinflächigen Bereichen. Im Abschnitt, an dem die Wedeler Au am Staatsforst entlang verläuft, unterliegen die angrenzenden Flächen zudem der Freizeitnutzung und der Naherholung. Zwi- schen dem Klövensteenweg und der Hamburger Landesgrenze ist das Umfeld überwiegend von direkt bis an die Wedler Au angrenzenden Privatgrundstücken geprägt. Auenähnliche Strukturen mit entsprechender Vegetation sind an der Wedeler Au auf Hamburger Gebiet der- zeit nicht vorhanden. Eine engere Verzahnung mit ihrer Aue sollte wo immer möglich realisiert werden, da dies für eine verbesserte Strukturvielfalt sowie zur Reduzierung von Schadstoffen und Fixierung von Ocker notwendig ist.

Abb. 7: Landwirtschaftlich genutzte, ehemalige Auenbereiche der Wedeler Au

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Fazit-Morphologie: Nach gutachterlicher Einschätzung bilden die Ergebnisse der Strukturgütekartierung von 2007 nicht die derzeitigen strukturellen Defizite ab. Speziell die Bewertung der Parameter Sohlen- und Uferstruktur, Gewässerumfeld und auch die Laufentwicklung werden nach eigener Ein- schätzung zu gut bewertet. Die Laufentwicklung der Wedeler Au sowie ihre Auenanbindung weisen hohe Defizite auf. In weiten Strecken fehlen wertgebende Strukturen in der Sohle, am Ufer sowie auf den angren- zenden Flächen. Durch die in der Vergangenheit durchgeführten Begradigungen sowie durch das Kappen der Auenanbindung wurde das hydraulische Regime des Gewässers stark verändert. Aufgrund der genannten Defizite ist das gute ökologische Potenzial für die Wedeler Au auf Hamburger Gebiet ohne weitere Maßnahmen und Modifizierung der Unterhaltung voraussicht- lich nicht zu erreichen.

Durchgängigkeit An der Wedeler Au wird die biologische Durchgängigkeit zum einen durch einige Bauwerke ein- geschränkt bzw. unterbrochen. Es handelt sich hierbei hauptsächlich um Durchlässe mit gerin- gem Lichtraumprofil. Zum anderen wird die biologische Durchgängigkeit durch Stillgewässerbe- reiche eingeschränkt, die in die Wedeler Au zurückstauen. Die Rückstaubereiche behindern die Passierbarkeit für fließgewässertypische aquatische Wirbellose. Durch den permanenten Still- gewässercharakter verändert sich die Artenzusammensetzung. Die Förderung einer Stillgewäs- sergemeinschaft zu Lasten der rheophilen Arten steht somit dem Umweltziel entgegen. Glei- ches gilt im geringerem Umfang ebenfalls für die Fischfauna. Um die Durchgängigkeit bis in die Einmündung in die Elbe herstellen zu können, ist auch die Betrachtung der Wedeler Au auf schleswig-holsteinischem Gebiet notwendig (z.B. Mühlenstau). Dazu ist die Abstimmung beider Länder bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Herstellung der biologischen Durchgängigkeit notwendig. Gerade für die Fischfauna und das damit verbun- dene Potenzial der Neu- und Wiederbesiedlung über die Elbe ist für die Wedeler Au von hoher Priorität.

Wasserhaushalt Im Rahmen der hydromorphologischen Qualitätskomponente werden im Folgenden die Teil- komponenten des Wasserhaushaltes „Abfluss und Abflussdynamik“ und „Verbindung zum Grundwasserkörper“ kurz beschrieben. Weiterführende wasserwirtschaftliche Bestandsdaten sind in 4.2 zu finden. Die Abflussdynamik der Wedeler Au ist durch den Gewässerausbau stark verändert. Durch die Begradigung von Gewässerstrecken und damit Verkürzung des Gewässerverlaufs ist das natür- liche dynamische Gleichgewicht zwischen Sedimentation und Erosion gestört. Zudem sind die Auenbereiche von der Wedeler Au entkoppelt und können somit die Abflussspitzen sowie die mitgeführten Sedimente nicht aufnehmen. Die vielen angebundenen Stillgewässerbereiche wir- ken sich zusätzlich auf das typische Fließverhalten der Wedeler Au negativ aus, da sie Stillwas- serbereiche schaffen. Ein natürlicher, dem Leitbild entsprechender Feststofftransport (z.B. durch Kolk-Furt-Abfolge) und ein entsprechendes Abflussregime ist über weite Teile des Ge- wässerverlaufs der Wedeler Au nicht gegeben.

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Die Schutzwirkung der Grundwasserüberdeckung wird im Bereich der Wedeler Au als „ungüns- tig“ eingestuft (BSU 2004). Als grundwasserabhängiges Ökosystem ist das Schnaakenmoor ausgewiesen. Zudem sind potenziell kleinere Flächen wie die Feuchtgebiete am Schulauer und Rissener Graben und Auen- und Feuchtwiesen an der Wedeler Au grundwasserabhängig. Auswirkungen durch die Grundwasserförderung des Wasserwerkes Bauersberg auf die Öko- systeme sind bei dem derzeitigen Niveau der Grundwasserstände nicht bekannt (BSU 2004).

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5 Abgeleitete Defizite, Belastungen, Handlungsbedarf

Die biologischen Qualtitätskomponenten Makrozoobenthos, Makrophyten und Fischfauna errei- chen voraussichtlich nicht das Umweltziel „gutes ökologisches Potenzial“. Auch der „gute che- mische Zustand“ wird voraussichtlich nicht erreicht. In Tab. 12 sind für die einzelnen Qualitäts- komponenten die entsprechenden Defizite aufgelistet. Zum Erreichen der Umweltziele der chemischen und biologischen Qualitätskomponente besteht nach EG-WRRL Artikel 4 Hand- lungsbedarf zur Beseitigung bzw. Minimierung der signifikanten Belastungen entsprechend den Erfordernissen der EG-WRRL. Tab. 12: Übersicht über die Defizite und Gesamtbewertung der Qualitätskomponenten der Wedeler Au

Defizite der Qualitätskomponenten der Wedeler Au (WK pi_15)

Defizite der biologischen Qualitätskomponenten

Fischfauna

-das Artenspektrum weicht vom Referenzzustand ab: Der Gründling als Leitart kommt nicht vor, zudem

fehlen im Artenspektrum Rotfeder, Schleie, Güster, Brasse, Karausche, Schlammpeitzger, Steinbeißer,

-die artspezifischen Abundanzen der einzelnen Arten weichen vom Referenzzustand ab: Zwei der vier

Leitarten kommen in zu geringer Abundanz vor (Rotauge und Dreist. Stichling ),

-für den vorkommenden katadromen Aal sowie für die anadrome Wanderform des Dreist. Stichlings

ist die Wedeler Au nicht durchgängig,

-langlebige sowie anspruchsvollere Fischarten sind unterrepräsentiert,

-potentiell erschwertes Aufkommen von Jungfischen durch streckenweise starke Verockerung,

-der amerikanische Hundsfisch stellt eine Fremdfischart in der Wedeler Au dar,

-auetypische Habitate fehlen, die z.B. für den in Hamburg und bundesweit gemäß Rote Liste als

„stark gefährdet“ eingestuften Schlammpeitzger notwendig sind.

Makrozoobenthos

-Defizite im Modul „Saprobie“, lässt auf Nährstoffbelastung schließen, Saprobie -Defizite im Modul „Allgemeine Degradation“, lässt auf eine defizitäre Ausprägung der Gewässerstrukturen Allg. Degradation und auf ein gestörtes fließgewässertypisches Fließverhalten schließen,

-verschobenes Artenspektrum und –abundanzen, zu wenige Taxa der Köcherfliegen, Käfer und

Schnecken,

-Artenarmut: Fehlen ganzer Gruppen wie Eintagsfliegen, Wanzen, Libellen.

Gewässerflora

Makrophyten -Makrophytenarmut bis –verödung,

-Störanzeiger an allen Probestellen,

Phytobenthos - Artenspektrum weist auf eine erhöhte Trophie und Saprobie hin,

Diatomeen - geringe bis mittlere Artendiversität,

- die Wedeler Au wird hinsichtlich ihrer Trophie als degradiert eingestuft.

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Defizite der chemischen Qualitätskomponente

Bewertung für 2011 -kein guter chemischer Zustand aufgrund der Überschreitung der UQN durch TBT,

[mündl. Mitteilung -temporäre Überschreitungen der Orientierungwerte (RAKON) der Nährstoffe Phosphor und BSB5 sowie

BA Altona] Unterschreitung des Grenzwertes für den Sauerstoffgehalt,

-die Eisenkonzentration kann sich bereits negativ auf die Fischfauna auswirken,

-Mischwassereinleitungen aus dem Rückhaltebecken Bullnwisch,

-hohe Trophie und Saprobie mit gleichzeitiger geringer Sauerstoffsättigung verhindern die Ansiedlung

empfindlicher fließgewässertypischer Arten,

-fehlendes Monitoring zur Ermittlung der Eintragswege von Ocker, Sand sowie Nähr- und Schadstoffen,

für die Wedeler Au und ihrer einmündenden Gräben.

Defizite der hydromorphologischen Qualitätskomponente

Morphologie -fehlende Auenbereiche, potenzielle Auenbereiche überwiegend anthropogen genutzt,

-teilweise tief eingeschnittenes Profil und begradigter Verlauf,

-kaum Breiten- und Tiefenvarianz, geringe Strömungsdiversität,

-derzeit kaum natürliches Strukturbildungsvermögen in der Sohle, am Ufer und im Gewässerumfeld,

-Gewässerrandstreifen fehlen bzw. sind zu schmal,

-teilweise fehlende Gehölze zur Beschattung und als Strukturelement,

-fehlende wertgebende Sohlenstrukturen in qualitativer und quantitativer Ausprägung, teilweise

Übersandung der wenigen Strukturen.

Defizite der hydromorphologischen Qualitätskomponente (Fortsetzung)

Durchgängigkeit - fehlende ökolog. Durchgängigkeit bei Bauwerke mit geringem Lichtraumprofil sowie bei Aufweitungen mit Stillwasser im Hauptschluss,

- Wanderhindernisse im weiteren Verlauf auf schleswig-holsteinischem Gebiet (z.B. Mühlenstau),

Wasserhaushalt - unnatürliche Wasserstände aufgrund maßgeblicher Veränderungen des Einzugsgebietes (Versiegelung),

-hydraulischer Stress bei Mischwasserüberläufen,

- natürliches dynamisches Gleichgewicht zwischen Erosion und Sedimentation gestört,

- Auenbereiche entkoppelt vom Gewässer, dadurch keine Reduzierung von Abflussspitzen,

- Laufverkürzung durch Begradigung des Gewässers, unnatürliches Abflussregime.

Der Begriff der „Signifikanz“ in Bezug auf anthropogene signifikante Belastungen ist durch die EG-WRRL nicht präzise definiert. Nach LAWA [2002b] werden Belastungen als „signifikant“ interpretiert, wenn eine Belastung zu einer negativen Auswirkung beiträgt, die dann zu einem Nicht-Erreichen eines Ziels, so z. B. zum Nicht-Erreichen des „guten ökologischen Potenzials“ bei den biologischen Qualitätskomponenten führen kann. Neben der fachlichen Einschätzung,

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ob eine Belastung als „signifikant“ definiert wird, werden Informationen aus den bereits genann- ten Gutachten/ Berichten herangezogen. Ebenso bilden die vorliegenden Daten aus dem EG- WRRL-Monitoring eine weitere Grundlage für die Einschätzung einer Belastung. Tab. 13 zeigt zunächst eine Übersicht der ermittelten bzw. festgestellten Belastungen, geordnet nach Belastungsbereichen gemäß Anhang II, Abs. 1.4 EG-WRRL. Darauffolgend werden die vorliegenden signifikanten Belastungen der einzelnen Bereiche und der notwendige Hand- lungsbedarf tabellarisch aufgeführt.

Tab. 13: Ermittlung von Belastungen am Wasserkörper pi_15

Belastungen nach Belastungsbereichen

Abfluss- Morphologische Sonstige Gewässer Punktquellen Diffuse Quellen regulierung/ Veränderungen Belastungen Querbauwerke

Wedeler Au (pi_15) X* X* X X X

X = signifikante Belastung identifiziert, X = mögliche Belastung identifiziert, * = Signifikanz aufgrund Überschreitung der UQN, Differenzierung der stoffl. Eintragswege (Punktquellen oder Diffuse Quellen) derzeit nicht möglich.

Tab. 14: Signifikante anthropogene Belastungen und daraus resultierender Handlungsbedarf

Signifikante Belastungen Handlungsbedarf

Punktquellen & Diffuse Quellen ƒ Überschreitungen der UQN und der Orientie- ¾ Überprüfung der stoffl. Eintragswege (Monitoring) in rungswerte von einzelnen Schadstoffen bzw. die Wedeler Au sowie Konzept bzw. Monitoring für Nährstoffen (u.a. TBT, TOC, Phosphor, BSB5), die einmündenden Gräben, ƒ Auswirkung der erhöhten Nährstoffgehalte auf ¾ Reduzierung der stoffl. Belastung durch Nähr- und Flora und Fauna bereits durch die Monitoring- Schadstoffe, Gutachten zur Bewertung der biol. QK nachweis- bar (Eutrophierung und Förderung von Generalis- ¾ Verbreiterung der Gewässerrandstreifen, prioritär ten), bei angrenzender landwirtschaftlicher Intensiv- Nutzung, Breite mind. 5-10 m, ƒ vermutete stoffl. Belastung aus den Gräben, ¾ Extensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung der durch direkte Einleitungen, von angrenzenden an die Wedeler Au angrenzenden Flächen, landwirtschaftl. genutzten Flächen und deren Entwässerungssystem. ¾ Vorreinigen von stark verschmutztem Wasser und ƒ Sauerstoffzehrung, Grabenwasser, ƒ Sandfrachten, ¾ Öffentlichkeitsarbeit (Beratung der Landwirte und Nutzungsakteure zur ökologisch schonender Nut- ƒ Verockerung. zung), ¾ Monitoring und Maßnahmen zur Reduzierung des Verockerungsprozesses.

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Signifikante Belastungen Handlungsbedarf

Abflussregulierung/ Querbauwerke ¾ Herstellung eines fließgewässertypischen Fließver- ƒ ausgeprägte Gewässerstrecken mit Stillgewäs- haltens, sercharakter, hohe Sedimentation, ¾ lokale Herstellung der Aue, ƒ Mischwasserüberläufe am RHB Bullnwisch, ƒ begradigte und zu steile Gewässerstrecken. ¾ Maßnahmen zur Verbesserung der ökologischen Durchgängigkeit, hauptsächlich für Wirbellose und Fischfauna, ¾ Schaffung der Durchwanderbarkeit für kata- und anadrome Fischarten bis zur Elbe.

Morphologische Veränderungen ƒ fehlende Strukturen in der Sohle, ¾ Entwicklung wertgebender Strukturen im Bereich ƒ begradigt und teilweise tief eingeschnittenes der Sohle, Bachbett, ¾ Extensivierung der Nutzung angrenzender Flächen ƒ derzeit kein Strukturbildungsvermögen, (prioritär landwirtschaftliche Flächen), ƒ defizitäre Gewässerrandstreifen mit einer geringe- ¾ 5 – 10 m breite naturnahe Gewässerrandstreifen ren Breite als 5 m, bei angrenzender landwirt- entwickeln, schaftlicher Nutzung < 10 m, teilweise gar keine ¾ Entwicklung von wertgebenden Lebensräumen im Gewässerrandstreifen, Uferbereich und Umfeld, ƒ fehlende Gehölze auf weiten Gewässerstrecken, ¾ Ufergehölze an dem südlichen Ufer aufkommen ƒ fehlende Anbindung an die Aue, lassen/ ggf. initiativ anpflanzen, ƒ Auenbereiche teilweise intensiv genutzt (Land- ¾ Ankauf von Flächen zur Anbindung von Auen- wirtschaft, Privatgrundstücke), bereichen, ƒ Übersandung von wertgebenden Strukturen, ¾ Herstellung eines gewundenen Gewässerverlaufs, ƒ Verkürzung der natürlichen Gewässerlänge durch ¾ Schaffung von Bereichen mit hochwertigen Lebens- Begradigungen. räumen in regelmäßigen Abständen im Gewässer- verlauf.

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6 Maßnahmenableitung

In dem folgenden Kapitel werden für die Wedeler Au Maßnahmen zur Zielerreichung „gutes ökologisches Potenzial“ beschrieben. Aus dem ermittelten Handlungsbedarf ergeben sich 7 Entwicklungsziele und somit Maßnahmenschwerpunkte zur Behebung der signifikanten Be- lastungen und Defizite (s. Tab. 15).

Tab. 15: Entwicklungsziele und Maßnahmen zur Erreichung des Umweltzieles

Entwicklungsziel prioritäre Maßnahmen

Entwicklung der Einbau von Totholz und Kies zur Herstellung wertgebender Lebensräume, Gewässerstruktur Einbau von Totholz und Kies zur Modellierung von NW- und MW-Gerinnen, Schaffung von Breiten- und Tiefenvarianz, Verbesserung der Laufentwicklung, [Sohle und Ufer] Einbau von Totholz und Kies als Strömungslenker zur Initiierung von Eigendynamik,

Herstellung von kleinflächigen, punktuellen Aufweitungen mit Flachwasserbereichen,

Entwicklung von Gewässerrandstreifen, Aufkommenlassen von Ufervegetation und Gehölzen und ggf. ergänzend Anpflanzung von standorttypischen Gehölzen, Rückbau von Uferverbau,

Zulassen von Sukzession,

Erhalt und Förderung wertgebender Strukturen.

Entwicklung Extensivierung der angrenzenden Nutzung (hauptsächlich Landwirtschaft), Flächener- werb, des Umfeldes Bachbettverlegung mit Laufverlängerung,

Auenanbindung,

Abflachung von Ufern und Herstellung von Flachwasserbereichen,

Zulassen von Sukzession,

Erhalt und Förderung wertgebender Strukturen angrenzender Flächen.

Ermittlung und Bewertung der Nähr- und Schadstoffeinträge und speziell der Ocker- Reduzierung der und Sandfrachten im Einzugsgebiet im Rahmen eines Monitoringprogramms. stofflichen Belastung Entwicklung eines Konzepts zur Reduktion der Ocker- und Sandfrachten sowie der Nähr- und Schadstoffeinträge der einmündenden Gräben im Rahmen von Machbar- keitsstudien,

Maßnahmen zur Reduzierung des Verockerungsprozesses, Herstellung von naturnahen Sandfängen, Entwicklung von Gewässerrandstreifen, Extensivierung der angrenzenden Nutzung, Flächenerwerb, Öffentlichkeitsarbeit (Aufklärung und Beratung der Nutzungsakteure).

Optimierung der ökolo- Rückbau nicht mehr genutzter Querbauwerke, gischen Durchgängig- keit Berme unterhalb von Querbauwerken einbauen, Optimierung bestehender Sohlgleiten.

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Einbau von Strömungslenkern, Anhebung der Gewässersohle Einbau von Querriegeln,

Sukzession der Ufervegetation zulassen.

Notwendigkeit der Unterhaltung prüfen, Modifizierung der Gewässerunterhaltung keine Unterhaltung des Böschungsfußes,

Unterhaltung modifizieren/extensivieren: u.a. abschnittsweise und einseitige Bö- schungsmahd, Entfernen des Mähguts aus dem Gewässerprofil, Beratung und Schulung der Unterhaltungspflichtigen.

Schutz wertgebender Strukturen bei der Durchführung von Unterhaltungsarbeiten, Erhalt und Förderung wertgebender Struktu- Sukzession zulassen, ren Integration bestehender wertgebender Strukturen bei der Umsetzung von Maßnahmen.

Die Wedeler Au wurde in 10 Abschnitte untergliedert. Die jeweiligen Abschnitte sind in der An- lage 2 graphisch dargestellt und in der Maßnahmentabelle (Anlage 4) beschrieben. Als Ab- schnitt wurde eine Gewässerstrecke zusammengefasst, die ähnliche Defizite und/oder das glei- che primäre Entwicklungsziel besitzt. Im Maßnahmenkonzept der Anlage 4 sind für jeden Ab- schnitt die entsprechenden Defizite, die Entwicklungsziele, die Maßnahmen für den gesamten Abschnitt sowie die Maßnahmen für einzelne Gewässerstrecken innerhalb eines Abschnitts beschrieben. Die in Tab. 15 dargestellten unterschiedlichen Entwicklungsziele der Wedeler Au spielen in den jeweiligen Abschnitten eine unterschiedlich starke Rolle. In Tab. 16 sind die abschnittsbezoge- nen primären Entwicklungsziele dargestellt.

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Tab. 16: Primäre Entwicklungsziele der jeweiligen Abschnitte

Primäre Entwicklungs- schwerpunkte für die jewei- pi_15_1 pi_15_2 pi_15_3 pi_15_4 pi_15_5 pi_15_6 pi_15_7 pi_15_8 pi_15_9 pi_15_10 ligen Gewässerabschnitte

Entwicklung der Gewässer- struktur [Sohle und Ufer]

Entwicklung des Umfeldes

Reduzierung der stofflichen Belastung *

Schad- und Nährstoffe

Ocker

Sand Optimierung der ökologi- schen Durchgängigkeit

Anhebung der Gewässersoh- le

Modifizierung der Unterhal- tung

Erhalt und Förderung wert- gebender Strukturen

* für die Wedeler Au bedarf es eines Gesamtkonzeptes zur Reduzierung der stofflichen Belastung, an den hervorgehobenen Abschnitten waren die Defizite jedoch besonders auffällig.

In den folgenden Kapiteln werden zuerst Maßnahmen vorgestellt, die übergreifend für die ge- samte Wedeler Au gelten und notwendig sind, um das Umweltziel erreichen zu können. Im An- schluss werden die einzelnen Maßnahmenschwerpunkte des Maßnahmenkonzepts konkreti- siert. Die entsprechenden Maßnahmen sind in der Tabelle (vgl. Anl. 4) einzeln beschrieben und mit einer Stationierung versehen. In der Maßnahmentabelle wird u.a. die Realisierbarkeit und die ökologische Wirksamkeit sowie potenzielle Konflikte bei der Umsetzung eingeschätzt und der zeitliche Rahmen hinsichtlich der Belastungsreduzierung durch die jeweilige Maßnahme be- schrieben. Abschließend werden die Maßnahmen im Gesamtkontext priorisiert. Die entspre- chende graphische Darstellung der ermittelten Maßnahmen ist in den Maßnahmenkarten der Anl. 2 zu finden.

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6.1 Übergreifende Maßnahmen für die gesamte Wedeler Au Aufgrund der starken Verockerung der Wedeler Au ist eine Ausfällung sowie Fixierung des Ockers am Entstehungsort notwendig, so dass eine Belastung in den unterhalb liegenden Ge- wässerstrecken vermieden wird. Für die realistische Einschätzung, ob eine erfolgreiche Be- kämpfung der Ockereinträge möglich ist und geeignete Maßnahmen realisierbar sind, ist ein entsprechendes Monitoring erforderlich. Es werden jedoch schon jetzt im Rahmen des vorlie- genden Maßnahmenkonzeptes Maßnahmen für die bereits erkennbaren Problembereiche vor- geschlagen, die zu dem derzeitigen Zeitpunkt realisiert werden können (vgl. Kapitel 6.4.1). Aufgrund der starken Überprägung der Wedeler Au durch die angrenzende landwirtschaftliche Nutzung ist von einer starken stofflichen Belastung auszugehen. Zudem fehlen überwiegend ausreichende Gewässerrandstreifen entlang der Wedeler Au, die den stofflichen Eintrag redu- zieren könnten. Auch durch das eingeleitete Drainagewasser sowie durch die einmündenden Gräben, die ebenfalls durch landwirtschaftlich geprägtes Gebiet verlaufen, vergrößert sich die Belastung durch Nähr- und Schadstoffe sowie durch Sandeintrag und Ocker. Zunächst müssen die vorliegenden Daten seitens des Instituts für Hygiene und Umwelt (HU) entsprechend den Vorgaben der EG-WRRL ausgewertet werden. Bestehende Kenntnislücken müssen dann im Rahmen eines weiterführenden Monitorings zur Ermittlung der belastenden Stoffe und ihrer Eintragspfade geschlossen werden. Erst nach Auswertung dieser Daten kann ein Gesamtkonzept entwickelt und die Erfolgsaussichten für das Erreichen einer guten Wasser- qualität abgeschätzt werden. Die einmündenden Gräben müssen in das Konzept mit einbezo- gen werden. Das zu erarbeitende Gesamtkonzept sollte daher eine Machbarkeitsstudie für die stoffliche Reduzierung innerhalb der einmündenden Gräben beinhalten. Die Reduzierung der stofflichen Belastung (Nähr-und Schadstoffe, Ocker, Sand) ist ein wesent- licher Faktor, der den Wirkungsgrad der strukturellen Maßnahmen beeinflusst. Der Reduzierung der stofflichen Belastung kommt daher die zentrale Bedeutung für die Zielerreichung zu. Grundsätzlich sind bei der Umsetzung der Maßnahmen die Schutzgüter gemäß des UVPG ab- zuprüfen (z.B. BBodenG, BNatSchG). Hervorzuheben sind hierbei einige im Gewässerverlauf der Wedeler Au gemäß § 30 BNatSchG ausgewiesenen Biotope. Es empfiehlt sich insbesonde- re bei aufwändigeren Maßnahmen zu prüfen, inwieweit die Aufwertung der gewässerökologi- schen Belange mit dem gesetzlichen Biotopschutz vereinbar ist. Grundsätzlich müssen Beein- trächtigungen unterbleiben bzw. die gesetzlich geschützten Biotope müssen durch die Maß- nahmen eine Aufwertung erfahren. Eine Berücksichtigung der artenschutzfachlichen Belange ist ebenfalls bei der Umsetzung des Maßnahmenkonzepts erforderlich. Hierbei sind die Zugriffs- verbote gemäß des neuen BNatSchG in der Fassung vom 29.06.2009 (BGBl. I S.2542) zu be- achten. Aufgrund der starken Defizite im Artenspektrum und in der Abundanz der Wirbellosen ist es sinnvoll, eine „Animpfung“ der Wedeler Au mit allochthonen Wirbellosen zu erwägen und mit einem Monitoring zu begleiten. Da im näheren Umfeld der Wedeler Au keine Gewässer mit ent- sprechend artenreichen Wirbellosenpopulationen vorkommen, ist eine Wiederbesiedlung auf natürlichem Wege durch Verdriftung oder gerichteten Distanzflug eher unwahrscheinlich. Ähnliches gilt für die Fischfauna. Die fehlenden Arten wie Rotfeder, Schleie, Güster, Brasse, Karausche, Schlammpeitzger und Steinbeißer, die gemäß der Referenzzönose in der Wedeler Au vorkommen sollten, könnten durch Besatz ggf. punktuell in die Wedeler Au eingebracht wer- den. Hierfür bedarf es jedoch zuvor die Reduzierung des Ockereintrages sowie die Herstellung strukturell wertgebender Gewässerstrecken.

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6.2 Verbesserung der Gewässerstrukturen [Sohle und Ufer]

Verhältnis von Totholz- zu Kieseinbau an der Wedeler Au Abschnitt 1 bis 4: Kies > Totholz Abschnitt 5 bis 8: Totholz > Kies Abschnitt 9 und 10: Einbau von Strömungslenkern nicht prioritär

Die Wedeler Au ist ein sandgeprägter Tieflandbach (LAWA-Typ 14), der in seiner natürlichen Ausprägung mehr Totholz als Kies aufweist. Da in den landwirtschaftlich überprägten Gewäs- serstrecken (hauptsächlich im Abschnitt 5 bis 8) Gehölzstrukturen fehlen, ist die Einbringung von Totholz als Strukturelement notwendig. Der Einbau von Strömungslenkern hat je nach Art des Einbaus unterschiedliche Wirkungen und verfolgt somit auch unterschiedliche Ziele. Im Maßnahmenkonzept werden folgende Funktionen durch den Einbau von Strömungslenkern erzielt:

1. Schaffung wertgebender Strukturen bzw. neuer Lebensräume inkl. Laich- und Nah- rungshabitate sowie Verbesserung der Vernetzungsfunktion, 2. Modellierung bzw. Initiierung eines gewundenen Verlaufs innerhalb des überdimensio- nierten Bachbettes, 3. Schaffung von Tiefen- und Breitenvarianz zur Initiierung weiterer Strukturen, 4. Modellieren eines NW- und MW-Gerinnes, 5. Initiierung von Eigendynamik mit Entwicklung der Ufer/ Schaffung weiterer Strukturen, 6. Sedimentrückhalt und Retention, 7. Anhebung der Sohle.

6.2.1 Einbau von Totholz

Bei der Verwendung von Totholz ist darauf zu achten, dass es sich um standorttypische, schlagreife Bäume handelt, die bestenfalls im Umfeld stocken. Hierbei sollten stark verzweigte Bäume samt Wurzelteller und Krone verwendet werden. Auch Geäst und kleinere Zweige kön- nen je nach Funktion des Strömungslenkers verwendet werden. Zu bevorzugen sind Erlen und Weiden. Das Verwenden von Nadelbäumen gilt es zu vermeiden. Bei der Verwendung von Er- len ist auf den Befall durch den Pilz Phytophthora spec. zu achten. Infizierte Gehölze sollten nicht eingebaut werden (sofern nicht bereits Befall an den Gewässerstrecken vorhanden ist).

Beispiele zum Einbau von Totholz: 1. Schaffung wertgebender Lebensräume – Durch den Einbau von Totholz als Hartsub- strat werden neue Lebensräume geschaffen, je nach Einbringung entstehen dadurch weitere unterschiedlich ausgeprägte Lebensräume in der Sohle. Diese Lebensräume können für die einzelnen Arten unterschiedlichste Funktionen aufweisen wie Versteck- möglichkeiten, Nahrung/Baumaterial, Nahrungs- und Laichhabitate, Rückzugsorte bei Hochwasserereignissen etc. Die Herstellung von wertgebenden Strukturen durch den Einbau von Totholz ist bei der Wedeler Au hauptsächlich in den Abschnitten 5 bis 8 erforderlich. Punktuelles Einbrin-

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gen von Totholz ist zudem auch in den Abschnitten 1 bis 4 unter Berücksichtigung der bereits bestehenden Strukturen sinnvoll und auch notwendig. Die Schaffung wertgebender Lebensräume durch den Einbau von Totholz kann in ver- schiedenster Weise hergestellt werden. Hier einige Beispiele:

Abb. 8: Einengung des Bachbettes durch Buhnen- konstruktionen [unbek. Verfasser]

Abb. 9: Oben: Einbau von Totholz als seitli- ches Element und mit Dammfunktion [www.totholz.de] Abb. 10: Links: Einbau von Totholz als Buhne und als zentrales Element in der Ge- wässersohle [PLANULA 2011]

Abb. 11: Sturzbaum, [Quelle: www.waldundflur.de]

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2. Laufentwicklung – Der Einbau von Strömungslenkern kann quer oder auch rechtwinklig zur Uferlinie erfolgen. Das Totholz ist dabei gegenständig einzubauen. Der Querschnitt wird punktuell eingeengt. Je nachdem in welchem Abstand die Totholz-Buhnen zuei- nander angeordnet werden, verändert sich der Stromstrich bzw. der Verlauf des Gewäs- sers (Abb. 12 und Abb. 13). Ebenfalls wird je nach Einsatz der Strömungslenker unter- schiedlich stark Breiten- und Tiefenvarianz und Strömungsdiversität erzeugt sowie Eigendynamik initiiert. Soll ein hoher Grad an Eigendynamik durch die Maßnahmen initiiert werden, verbunden mit Umlagerungsprozessen und Uferabbrüchen, ist die Verfügbarkeit der angrenzenden Flächen zu prüfen und diese sind ggf. zu erwerben. Zur Beschränkung der Eigendyna- mik kann Totholz im Böschungsfuß parallel zur Uferlinie eingebaut werden (Abb. 14). Diese Strukturen dienen gleichzeitig dem Sedimentrückhalt.

Abb. 12: Schematische Darstellung von unterschiedlicher Intensitäten der Laufentwicklung durch den Einbau von Totholz [PLANULA 2012] Totholz in Form von Buhnen (P 2012)

Abb. 13: Beispiel für den Einbau von Buhnen aus Totholz (links) [Verf. unbekannt] Abb. 14: Beispiel für die naturnahe Sicherung des Ufers, zur Begrenzung eigendynamischer Prozesse (rechts) [TSCHÖPE O. J.]

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Abb. 15: Einbauvarianten von Totholz zur Förderung unterschiedlicher Strukturen

Hinweis: Die oben aufgezeigten Varianten des Totholzeinbaus schaffen zudem neue Lebensräume für aquatische Organismen.

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3. Modellierung eines NW- und MW-Gerinnes – Durch den gezielten Einbau von Totholz und anderen Materialien kann ein NW- sowie MW-Gerinne modelliert werden, das reich an strukturellen Elementen ist und eine Mindesttiefe für die Durchwanderbarkeit der Wedeler Au gewährleistet. Um eine ökologische Durchwanderbarkeit auch in trockenen Perioden zu ermöglichen, sollte bei einer entsprechenden Gerinnemodellierung eine Wassertiefe von 20 cm bis 30 cm nicht unterschritten werden. Die Herstellung eines NW- und MW-Profils ist überall da notwendig, wo die Gewässer- strecken aus gewässerökologischer Sicht ein überdimensioniertes Profil aufweisen. Bei HW-Ereignissen kommt es durch diese Einengung im Bereich der Sohle nicht zu Über- flutungen. Dies ist an der Wedeler Au hauptsächlich in den Abschnitten 4 sowie stre- ckenweise auch in Abschnitt 1 bis 3 notwendig, auf kleineren Strecken ist eine Modellie- rung jedoch auch in den anderen Abschnitten notwendig zur Zielerreichung.

Abb. 16: Schematische Darstellung eines modellierten Bachbettes mit NW-, MW- und HW-Profil, Hinweis: Die Graphik dient nur der Darstellung der Profile, nicht des Totholzeinbaus.

Abb. 17: Beispiel für ein strukturiertes Profil für MNW, MW und MHW , Jenfelder Bach

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6.2.2 Einbau von Kies Die unterschiedlichen Einbaumöglichkeiten von Kies als Strukturelement, die bereits für den Einbau von Totholz vorgestellt wurden, gelten grundsätzlich auch für den Einbau von Kies. Beim Kies ist jedoch zu beachten: Soll der Strömungslenker aus Kies neben der hydraulischen und damit gewässerbettbildenden Maßnahmen auch Lebensräume schaffen, so sind bestimmte Aspekte bei dem Einbau des Kieses zu beachten (s.u. Kies als Lebensraum). Als Material eignet sich kiesiges Substrat mit naturraumtypischer Zusammensetzung. In der Regel ist für diesen Fließgewässertyp „Überkorn“ geeignet, welches je nach Siebgröße alle Körnungsfraktionen (Feinkies [ca. 20%]: 2 – 6,3 mm, Mittelkies [ca. 30%]: 6,3 mm – 20 mm, Grobkies [ca. 30%]: 20 –63 mm und Steine [ca. 5%]: 63 – 200 mm) von Feinkies bis zu großen Steinen enthält. Die Fein- und Mittelkiesfraktion des Substrats sorgt dabei für eine größere Gefügestabilität. Überkorn lässt sich am ehesten aus örtlichen, bzw. regionalen Sandwerken beziehen. Es ist darauf zu achten, dass es sich um reines Überkorn handelt, das frei von orga- nischem Material und von Material mit einer Korngröße < 2 mm sowie von scharfkantigem Stei- nen ist. Kies sollte ebenfalls zur Sohlsicherung an den Stellen eingebaut werden, an denen die höchste Strömungsgeschwindigkeit durch die eingebauten Strömungslenker entsteht was u. U. zu Sohl- erosion führen kann. Der Kies kann mit Hilfe von Bagger und Radlader eingebracht werden, eine Nachbearbeitung sollte jedoch zwingend per Handarbeit erfolgen, um eine gleichmäßige Verteilung des Kieses zu gewährleisten.

Kies als Lebensraum – Kieshabitate sind flache, bei MW dicht unterhalb der Wasseroberflä- che liegende Kiesbetten, die über- und auch durchströmt werden, so dass sich in den Kieszwi- schenräumen kein Sediment ablagern kann. Bestehen diese Bedingungen derzeit nicht im Gewässer, so ist dafür zu sorgen, dass durch die Modellierung der Strömung (z.B. durch Strömungslenker) die Kiesbereiche „freigespült“ werden und auch bleiben, damit die Funktion der Kiesbetten als Habitat langfristig gewährleistet bleibt.

Abb. 18: Schematische Darstellung für den Einbau von Kiesbetten – Aufsicht [PLANULA 2012]

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Das „Einsanden“ der Kiesbetten kann bei zu breitem MW-Profil zunächst durch das Einengen des Querschnitts mit Kies und Steinen an beiden Uferseiten des Gewässers verringert werden, da sich durch die Einengung die Fließgeschwindigkeit erhöht. Um unerwünschte Auskolkungen und Breitenerosion im Bereich des eingebauten Kieses zu verhindern, wird empfohlen, die Steinschüttungen am Ufer deutlich höher als die Wasserspiegellage bei mittleren Abfluss und zudem länger als die eigentliche Kiesschwelle herzustellen.

Abb. 19: Einbau von Kiesbetten in der Luhe Abb. 20: Einbau eines Kiesbettes [unbek. Verf.] [www.sav-hamburg.de]

Die Länge des Kiesbettes richtet sich nach der Gewässerbreite (3- bis 5-fache der Sohlbettbrei- te), sollte jedoch mindestens eine Länge von 5 m betragen. Werden mehrere Schwellen einge- baut, so sollte bei kleineren Fließgewässern der Abstand von Schwelle zu Schwelle mindestens das 1- bis 2-fache einer Schwellenlänge betragen. (Allgemein gilt: Je flacher das Gefälle, desto größer sind die Abstände zwischen den Kiesbetten zu halten). Geschiebetrieb ist Bestandteil der natürlichen Gewässerdynamik und im gewissen Umfang erwünscht. Bei größerer Verlage- rungsgefahr des kiesigen Substrats stromabwärts, sind die Kiesbetten jedoch mit einer Holz- pfahlreihe am Ende der Schwelle zu sichern. Ist die Anhebung des Wasserspiegels nicht erwünscht, ist vor dem Einbau des Kieses ggf. die Gewässersohle zu vertiefen. Dazu werden ca. 0,2 m bis 0,4 m Sohlsubstrat aus dem Gewäs- serbett entnommen. Anschließend wird der Kies im vorgesehenen Bereich mit einer Mächtigkeit von ca. 0,2 m bis 0,4 m in der gesamten Breite des Gewässers eingebracht.

Hinweis: Generell sollten in gewissen Abständen in der Wedeler Au gezielt Lebensräume durch den Ein- bau von Kies hergestellt werden. Hierbei ist die fachgerechte Umsetzung bei der Herstellung der Kiesbetten überaus wichtig, damit es zu der gewünschten Verbesserung der Lebensräume für die aquatischen Organismen kommen kann. Eine Herausforderung stellt die Freihaltung der Kiesbetten von Sedimenten im Bereich von Gewässerstrecken mit angrenzenden landwirt- schaftlich genutzter Flächen ohne bzw. ohne ausreichenden Gewässerrandstreifen dar. In die- sen Gewässerabschnitten ist eine Kombinationen von Maßnahmen notwendig, damit die ein- zelnen Maßnahmen ihre volle positive Wirkung entfalten können.

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Kies als Strömungslenker – Der Kies wird wechselseitig jeweils am rechten und am linken Böschungsfuß des Gewässers in einem Abstand von 5 m bis 10 m eingebracht. Die Grundflä- che des eingebrachten Kieses entspricht dabei einem Dreieck, das Verhältnis Länge in den Bach zu Breite entlang der Uferlinie reicht von 1 : 1 bis 1 : 2. Bei weichem Untergrund ist der Kies gegen Absackung zu sichern sowie ein vorheriges Auskoffern des Untergrundes bis auf 0,2 m bis 0,4 m notwendig. Ebenso ist der Kies bei Verlagerungsgefahr stromabwärts mit einer Holzpfahlreihe am „Kiesrücken“ zu sichern. Die Kiesschüttung sollte mindestens bis zur Gewässermitte reichen (bei überdimensionierten Profilen über die Gewässermitte hinaus) und bei Mittelhochwasser leicht (5 cm bis 10 cm) über- strömt werden. Der Stromstrich wird dabei teilweise auf das gegenüberliegende Ufer gelenkt, so entstehen durch eigendynamische Prozesse wertgebende Uferstrukturen und im Laufe der Zeit kann sich eine eigendynamische Laufentwicklung einstellen. Zur Beschränkung der Eigendy- namik kann Totholz im Böschungsfuß parallel zur Uferlinie eingebaut werden (Abb. 14). Kies als Strömungslenker kann auch in Bereichen mit bereits höheren Strömungsgeschwindigkeiten eingebaut werden.

Abb. 21: Einbau von Kies am Lünzener Bruchbach Abb. 22: Einbau von Kies am Schleemer [www.wuemme-meerforelle.de] Bach [PLANULA 2009]

6.2.3 Abschnittsbezogener Einbau von Strukturelementen in die Sohle Eine strukturelle Aufwertung sollte hauptsächlich auf der Gewässerstrecke vom Feldweg 65 bis zum Sandmoorweg erfolgen, um dort Lebensräume in ausreichender Zahl und in regelmäßigen Abständen zu schaffen. Die herzustellenden Strukturelemente dienen im Rahmen des Maßnahmenkonzeptes zum ei- nen unmittelbar als wertgebende Struktur, zum anderen aber auch zur Initiierung von Eigendy- namik. Darüber hinaus sollen durch den Einbau von Totholz und Kies in einzelnen Gewässer- strecken auch NW- und MW-Gerinne modelliert werden sowie eine Anhebung des Bachbettes erfolgen. Im Folgenden werden abschnittsbezogen die Entwicklungsziele, die primär durch den Einbau von Strukturelemente in den jeweiligen Abschnitten erzielt werden sollen, beschrieben. An- schließend werden überschlägig Mengenangaben aufgeführt. Sämtliche Mengenangaben in diesem Kapitel werden im Rahmen der Umsetzungsplanung überprüft und konkretisiert.

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Maßnahmen wie die Optimierung bestehender Strukturelemente oder im Maßnahmenkonzept vorgeschlagene Bachbettverlegungen für die einzelnen Abschnitte können auf die einzubauen- den Strukturelemente angerechnet werden. Vorschläge zur Maßnahmenumsetzung bezüglich des Einbaus von Totholz und Kies sind im Kapitel 6.2 zu finden.

Abschnitt 1 Entwicklungsziel - Einbau von Strukturelementen, primär zur Schaffung von wertgebenden Lebensräumen und zur Herstellung von Strömungsdiversität Ö Einbau von Strukturelementen mit einer Gesamtlänge von 40 - 50 m je 100 m Gewäs- serstrecke

Abschnitt 2 Entwicklungsziel - Einbau von Strukturelementen, primär zur Initiierung von eigendynamischen Prozessen - Bachbettverlegungen, bei gleichzeitiger Schaffung von weiteren wertgebenden Struktu- ren in Sohle und am Ufer Ö Einbau von Strukturelementen mit einer Gesamtlänge von 40 - 50 m je 100 m Gewäs- serstrecke Ö Optimierung bestehender Strukturelemente kann auf die herzustellenden Strukturen an- gerechnet werden (1:1) Ö Bachbettverlegung kann auf die aufzuwertende Gewässerstrecke mit der entsprechen- den Länge angerechnet werden

Abschnitt 3 Entwicklungsziel - Einbau von Strukturelementen, primär zur Schaffung von Lebensräumen und Strömungsdiversiät, teilweise auch zur Initiierung eigendynamischer Prozesse Ö Einbau von Strukturelementen mit einer Gesamtlänge von 40 - 50 m je 100 m Gewäs- serstrecke

Abschnitt 4 Entwicklungsziel - Einbau von Strukturelementen, primär zur Initiierung eigendynamischer Prozesse sowie Schaffung von Breiten und Tiefenvarianz Ö Einbau von Strukturelementen mit einer Gesamtlänge von 40 - 50 m je 100 m Gewäs- serstrecke Ö Optimierung bestehender Strukturelemente kann auf die herzustellende Strukturen an- gerechnet werden (1:1)

Abschnitt 5 Entwicklungsziel - Einbau von Strukturelementen, primär zur Schaffung von wertgebenden Lebensräumen sowie teilweise auch Initiierung von Eigendynamik und kleinflächigen Aufweitungen

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- Bachbettverlegungen, bei gleichzeitiger Schaffung von weiteren wertgebenden Struktu- ren in Sohle und am Ufer Ö Einbau von Strukturelementen mit einer Gesamtlänge von 40 - 50 m je 100 m Gewäs- serstrecke Ö Optimierung bestehender Strukturelemente kann auf die herzustellende Strukturen an- gerechnet werden (1:1) Ö Bachbettverlegung kann auf die aufzuwertende Gewässerstrecke mit der entsprechen- den Länge angerechnet werden

Abschnitt 6 Entwicklungsziel - Einbau von Strukturelementen, primär zur Schaffung von wertgebenden Lebensräumen inkl. kleinflächigen Aufweitungen sowie Initiierung von Eigendynamik Ö Einbau von Strukturelementen mit einer Gesamtlänge von 40 - 50 m je 100 m Gewäs- serstrecke Ö Optimierung bestehender Strukturelemente kann auf die herzustellende Strukturen an- gerechnet werden (1:1)

Abschnitt 7 Entwicklungsziel - Einbau von Strukturelementen, primär zur Schaffung von wertgebenden Lebensräumen und Anhebung des Bachbettes Ö Detailplanung und hydraulischer Nachweis erforderlich

Abschnitt 8 Entwicklungsziel - Einbau von Strukturelementen, primär zur Initiierung von Eigendynamik und Modellie- rung von punktuellen Aufweitungen und Einengungen Ö Einbau von Strukturelementen mit einer Gesamtlänge von 40 - 50 m je 100 m Gewäs- serstrecke

Abschnitt 9 Entwicklungsziel - Einbau von Strukturelementen, primär zur Anhebung des Bachbettes und Modellierung eines NW- und MW-Gerinnes - Bachbettverlegungen, bei gleichzeitiger Schaffung von weiteren wertgebenden Struktu- ren in Sohle und am Ufer, jedoch primär zum Schadstoffrückhalt Ö Bachbettverlegungen bei gleichzeitigem Rückhalt von Sedimenten, Schad- und Nähr- stoffen sowie von Ocker Ö Detailplanung und hydraulischer Nachweis erforderlich

Abschnitt 10 Entwicklungsziel - Einbau von Strukturelementen, primär zur Anhebung des Bachbettes für die linksseitige Flächenvernässung Ö Detailplanung und hydraulischer Nachweis erforderlich

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6.3 Entwicklung des Umfeldes und der Aue Für die Erreichung des Umweltzieles „gutes ökologisches Potenzial“ ist eine Schaffung ökolo- gisch optimierter Bereiche erforderlich, in denen Belastungen reduziert werden und gleichzeitig eine Vielzahl wertgebender Strukturen entstehen, die langfristig bestehen bleiben und sich wei- terhin entwickeln können. Diese wertgebenden Bereiche sind nur mit Inanspruchnahme von angrenzenden Uferbereichen bzw. Flächen realisierbar, da für eine hohe Wirksamkeit und für eine naturnähere Ausgestaltung der Wedeler Au eine Verzahnung von Sohle, Ufer und Umfeld erforderlich ist. Die Wedeler Au ist derzeit nur wenig an ihre Aue angebunden, sie ist im Oberlauf tief einge- schnitten und die angrenzenden Flächen werden überwiegend landwirtschaftlich genutzt. Dies betrifft vor allem die Abschnitte 5, 7, 9 und teilweise 6, die darüber hinaus hinsichtlich der Lauf- entwicklung defizitär sind. In den Abschnitten 7 und 9 ist für Maßnahmen, die angrenzende Flä- chen beanspruchen, der Erwerb von Flächen notwendig. Insbesondere dem Abschnitt 9 kommt eine wichtige Bedeutung zu, da hier die Reduzierung der stofflichen Belastung für die unterhalb liegenden Gewässerstrecken durch Maßnahmen erfolgen kann, die größere Flächen in An- spruch nehmen (siehe auch nächstes Kapitel 6.4). In den Abschnitten 5 und 6 ist ein Flächen- erwerb oftmals nicht notwendig, da viele angrenzende Flächen bereits Eigentum der FHH sind. Die Flächen der FHH werden derzeit landwirtschaftlich genutzt. Hier bedarf es eines Nutzungs- konzeptes, das die Maßnahme des vorliegenden Maßnahmenkonzeptes beinhaltet. In den folgenden Kapiteln werden die in Anlage 4 aufgeführten Maßnahmen kurz vorgestellt und konkretisiert. Hierbei ist anzumerken, dass die Bachbettverlegungen inkl. naturnaher Aus- gestaltung mit (kleinflächiger) Auenentwicklung ein zentrales Element des Maßnahmenkonzep- tes sind und deren Umsetzung für die Zielerreichung eine hohe Priorität besitzt. Aufgrund der schlechten Verzahnung der Wedeler Au mit ihrer Aue ist die Auenentwicklung wie auch die Förderung der Laufentwicklung ein zentrales Ziel des Maßnahmenkonzeptes. Wo immer sich die Möglichkeit ergibt, sollten derartige Maßnahmen umgesetzt werden.

6.3.1 Förderung der Laufentwicklung Die Wedeler Au besitzt wie oben erwähnt in den Abschnitten 5, 7 und 9 einen gradlinigen Ver- lauf mit einem teilweise tief eingeschnittenen Profil. Ziel ist es, in diesen Gewässerstrecken zu- mindest einen gewundenen eventuell sogar leicht mäandrierenden Gewässerverlauf zu entwi- ckeln. Bachbettverlegungen mit entsprechender Gestaltung des neuen Gewässers stellen hoch effek- tive ökologische Maßnahmen dar. Im Folgenden werden zwei Varianten vorgestellt, die beide in unterschiedlichem Maße die Laufentwicklung fördern. Bei der Variante 1 wird die Laufentwick- lung hauptsächlich durch eine Bachbettverlegung inklusive kleinflächiger Auenanbindung her- gestellt. Die Variante 2 schafft hingegen kleinräumigere Laufveränderungen durch Initiierung eigendynamischer Prozesse. Im Hinblick auf einen Variantenvergleich kann davon ausgegan- gen werden, dass die im Folgenden beschriebene Variante 1 eine schnellere ökologische Wir- kung zeigt als Variante 2. Durch die Initiierung einer eigendynamischen Entwicklung kann eben- falls ein wertvoller Gewässerabschnitt geschaffen werden, es entwickeln sich jedoch erst lang- fristig positive Wirkungen. Eine Auenentwicklung ist gezielter mit der Variante 1 zu erreichen, was diese Variante im Maßnahmenkonzept (Anlage 4) zur Vorzugsvariante macht. Die Maß- nahmen sind im Rahmen einer Detailplanung weiter zu konkretisieren.

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Variante 1: Bachbettverlegung – Herstellung eines neues Gerinnes, naturnahe Ausgestaltung Der neue Bachverlauf sollte gewunden bis leicht mäandrierend hergestellt werden und gegen- über dem ursprünglichen Zustand eine mind. 20%ige längere Fließgewässerstrecke aufweisen. Sinnvolle Krümmungsamplituden und Wellenlängen können sich an historischen Zuständen orientieren. Zur Ausgestaltung eines naturnahen Gerinnes kann je nach Gestaltungsanforderungen und Ausprägung z. B. Totholz und kiesiges Substrat eingesetzt werden. Wichtig ist, dass es sich hierbei um naturraumtypisches Material handelt. Die naturnahe Ausgestaltung des neuen Gerinnes sollte Strömungslenker enthalten, die ein NW- und MW-Gerinne modellieren sowie Breitenvarianz (z.B. punktuelle Bachbettverengungen sowie –aufweitungen) schaffen und gleichzeitig Eigendynamik initiieren, die weitere Strukturen entstehen lassen. Zudem sollte die Sohle eine Tiefenvarianz aufweisen z. B. durch Mulden und durch einen Wechsel von Abschnitten mit unterschiedlichem Gefälle. Das Ufer zur Seite der Sekundäraue*2 sollte flach ausgebildet und von standorttypischer Ufervegetation bestanden sein. Ggf. sind punktuelle Initialpflanzungen sinnvoll. An westlichen bzw. südlichen Ufern ist das Aufkommen von Gehölzen auf MW-Linie zur Beschattung sowie als wertgebende Struktur sinn- voll. Soweit möglich soll das Ausuferungsvermögen im neuen Bachbett naturnahen Bedingun- gen angenähert werden. Wenn ausreichend Flächen verfügbar sind, ist das Anlegen einer Se- kundäraue sinnvoll, auch wenn es sich hierbei nur um kleinflächig überspülbare Bereiche han- delt. Gerade im Hinblick auf die Ockerproblematik und die Belastung durch Sandfrachten, Nähr- und Schadstoffen in der Wedeler Au ist diese Ausgestaltung für alle Qualitätskomponenten (bio- logisch sowie chemisch) von hohem ökologischem Wert.

Abb. 23: Querprofil, Schematische Darstellung eines naturnahen Gewässerprofils mit Anbindung des Umfeldes Das alte Gewässergerinne wird im oberstromigen Bereich (siehe Abb. 24) durch einen oberhalb vom MW überspülbaren Damm vom neuen Gerinne getrennt und steht somit für die Hochwas- serentlastung mit gleichzeitiger Sandfangfunktion zur Verfügung. Der alte Verlauf ist somit nicht

* bei MW bis HW temporär überfluteter Bereich

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bei Niedrig- und Mittelwasser abflusswirksam. Am unterstromigen Kreuzpunkt wird das alte Ge- rinne durch einen durchlässigen Kiesdamm vom neuen Gerinne getrennt. Die Höhe des unterstromigen, durchlässigen Kiesdammes ist 5 cm tiefer als das MHW, so dass es zwar zu einer Absedimentation von primär Ocker und Sand im alten Gerinne kommen kann, aber das Wasser – nach einer gewissen Verweildauer zur Sedimentation - der Wedeler Au zu großem Teil wieder zugeführt wird. Im Bereich des alten Gerinnes sollte Sukzession zugelassen wer- den, so dass sich auch aus dem alten Gewässerabschnitt ein wertgebender Lebensraum entwi- ckeln kann. Für das Herstellen eines neuen Gerinnes ist eine wasserrechtliche Genehmigung erforderlich.

Abb. 24: Beispiele einer Bachbettverlegung mit Laufverlängerung und Nutzung des alten Gerinnes zur HW-Entlastung und als Sandfang

Primäre Schwerpunkte der Bachbettverlegung/Auenentwicklung in den jeweiligen Abschnitten: Abschnitt 5 - Laufentwicklung mit Auenentwicklung zur Schaffung hochwertiger Habitatstrukturen und Reduzierung der stofflichen Belastung, Abschnitt 9 - Laufentwicklung mit angrenzenden Sumpfbeeten primär zur Reduzierung der stofflichen Belastung Abschnitt 10 - keine Laufentwicklung, jedoch Anbindung der linksseitigen Fläche bzw. temporäre Überflutung der linksseitigen Fläche bei Starkregenereignissen zur Reduzierung der stofflichen Belastung und des hydraulischen Stress

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Variante 2: Initiierung von Eigendynamik zur Entwicklung eines naturnahen Gerinnes bzw. Laufentwicklung Durch Initialmaßnahmen wie den Einbau von Strömungslenkern oder partielle Einengungen wird eine eigendynamische Entwicklung hervorgerufen. Das Gewässer entwickelt sich durch natürliche Prozesse zu einem naturnäheren Zustand, der durch eine Zunahme von struktureller Vielfalt gekennzeichnet ist, je mehr eigendynamische Prozesse zugelassen werden. Das Ein- bringen von Totholz bewirkt die direkte Änderung der Strömungsverhältnisse bzw. eine Uferde- stabilisierung, die die laterale Entwicklung des Gewässers fördert. Geschiebeeintrag durch Ufererosion fördert die Bildung von Bänken. Dadurch ergeben sich insgesamt positive Effekte für die Strömungsdiversität und die Vielfalt des Substratmosaiks. Es stellt sich im Laufe der Entwicklung ein natürliches Verhältnis zwischen Erosion und Sedimentation ein. Stellt sich die- ses nicht ein, so kann dies zur Versandung von Kiesbänken und Zerstörung weiterer wertge- bender Lebensräume führen. Besteht dieses Risiko, ist eine behutsame und fachgerechte Ei- gendynamik unter gewässerökologischer Fachbegleitung zu entwickeln.

geplanter Verlauf

natürlicher Verlauf

Skizze

IST-Verlauf

Abb. 25: Schematische Darstellung eigendynamischer Prozesse

Aufkommen lassen von Ufervegetation

Abb. 26: Eigendynamische Laufentwicklung, Schaffung von Krümmungserosion und Strömungsdiversität [www.gewässerunterhaltung_umweltdaten.de]

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Überschlägiges Potenzial an möglicher Eigendynamik je Abschnitt: Abschnitt 1 - aufgrund angrenzender Privatgrundstücke keine Eigendynamik möglich, nur Instream-Maßnahmen möglich, Abschnitt 2 - limitierender Faktor: Weg oder neues Wegekonzept, Abschnitt 3 - aufgrund angrenzender Privatgrundstücke keine Eigendynamik möglich, nur Instream-Maßnahmen möglich, Abschnitt 5 - abhängig vom Nutzungskonzept der Flächen der FHH, abhängig vom Erwerb weiterer Flächen, Abschnitt 6 - hauptsächlich gesetzlich geschützte Biotope, innerhalb dieser umfangreiche Eigendynamik möglich, (ggf. Konflikt mit § 30 BNatSchG) Abschnitt 7 - abhängig vom Erwerb weiterer Flächen, Abschnitt 8 - gesetzlich geschütztes Biotop, umfangreiche Eigendynamik möglich, (ggf. Konflikt mit § 30 BNatSchG) Abschnitt 9 - Eigendynamik sekundär, Abschnitt dient primär der Reduzierung der stofflichen Belastung (Ocker, Sand sowie Nähr- und Schadstoffe), Abschnitt 10 - Eigendynamik nicht relevant, fällt temporär trocken; Retentionsraum für Hochwasser und Schadstoffe

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6.3.2 Abflachen von kleinflächigen Uferbereichen Die Wedeler Au weist Gewässerstrecken auf, deren Profil sehr tief eingeschnitten ist. Hier feh- len u.a. flache Uferbereiche und damit die ökologisch wertvollen Wechselwasserzonen zwi- schen aquatischen und terrestrischen Lebensräumen. In Bereichen, in denen das Gewässerbett zu eng ist oder ein gerade richtig dimensioniertes Bachbett aufweist, sollten die Uferbereiche durch kleinflächige Aufweitungen oberhalb der MW-Linie abgeflacht werden. Die Aufweitungen sollten 1 mal so breit und 2 mal so lang wie die Gewässerbreite ausgestaltet sein. Die Bö- schungsneigung sollte mindestens im Bereich von MW und HW 1:15 besitzen und somit regel- mäßig überspülbar sein. Auf den kleinflächigen Flachwasserzonen werden Röhricht sowie Ge- hölze aufkommen; ggf. sind Initialpflanzungen sinnvoll. Uferbereiche mit alten Gehölzbeständen sollten ausgespart bzw. in die Maßnahme integriert werden. Die abgeflachten Uferbereiche wirken sich auf verschiedene Defizite positiv aus. Sie schaffen wertgebende Strukturen sowie Rückzugsorte bei hydraulischem Stress. Zudem schaffen die abgeflachten Aufweitungen Retentionsvolumen und fördern in diesen Bereichen die Sedimenta- tion, was wiederum zur Reduzierung der stofflichen Belastung einschließlich Sand beiträgt. Gleichzeitig kommt es aufgrund des Retentionsvolumens zu einem verzögerten Abfluss bei Hochwasserereignissen und damit zu einer Vergleichmäßigung des Abflusses. Die Gewässerrandstreifen sind so breit zu entwickeln, dass Aufweitungen die Funktion der Ge- wässerrandstreifen nicht verringern. Dies ist gerade in Gewässerstrecken mit angrenzender landwirtschaftlicher Nutzung notwendig, damit es durch eine veränderte Gefällesituation nicht zu einem vermehrten Eintrag von Nähr- und Schadstoffen sowie Sand in das Gewässer kommt.

Abb. 27: Prinzipskizze einer kleinflächigen Aufweitung mit anschließender Etablierung standortgerechter Ufervegetation

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6.3.3 Sukzessive Verlandung angrenzender Stillgewässerbereiche Gemäß WRRL gilt es Stillgewässer von Fließgewässern zu trennen, so dass sich ein fließge- wässertypisches Abflussverhalten einstellt. Hierfür werden im Maßnahmenkonzept für die Maß- nahme 46 (vgl. Anlage 4) zwei Varianten vorgeschlagen. Zum einen die Trennung der Gewäs- ser durch einen Damm (siehe auch Kapitel 6.3.1) und gleichzeitig den Erhalt des Stillgewässers (Maßnahmennr. 46 a). Zum anderen wird eine Vorzugsvariante, die eine Verlandung des Still- gewässers für diesen Bereich zulässt, vorgeschlagen (siehe Anlage 4). Bei der Vorzugsvariante (Maßnahmennr. 46 b) werden sukzessive Prozesse im angrenzenden Stillgewässer zugelassen. Durch die zunehmende Verlandung entstehen Flachwasserbereiche mit Auencharakter; zudem werden sich Röhrichte sowie Gehölze etablieren. Die oberstromige Anbindung an der Stationierung 3+930 bleibt dabei bestehen, so dass es hier zu einem Was- seraustausch kommen kann. Die unterstromige Anbindung an der Stationierung 3+950 wird durch einen durchlässigen Kiesdamm, der zudem bei MHW überspülbar ist, weitgehend unter- brochen (vgl. Abb. 28).

Abb. 28: Zulauf des Stillgewässers (links), Ablauf des Stillgewässers in die Wedeler Au (rechts)

Die Vorzugsvariante hat den Vorteil, dass sich Flachwasserzonen und auenähnliche Strukturen in diesem bereits jetzt gesetzlich geschützten Biotop entwickeln können, außerdem bleiben die Belange des § 30 BNatSchG unberührt. Diese Gewässerbereiche bilden ein Refugium für spe- zielle Lebensgemeinschaften und besitzen eine außerordentliche Bedeutung als Laich-, Brut- und Nahrungsgebiet. Auch die stoffliche Belastung wird durch diese Maßnahme bzw. durch die verbesserte Selbstreinigungskraft reduziert, da diese Flachwasserbereiche die Sedimentation und damit auch die in diesem Gewässerabschnitt erheblich auftretenden Ockereinträge fixieren. Um die Selbstreinigungskraft sowie das Puffervermögen dieser ökologisch hochwirksamen Maßnahme vollständig nutzen zu können, sollte die Nutzung auf den angrenzende Flächen ex- tensiviert und ein zusätzlicher Nähr- und Schadstoffeintrag minimiert werden.

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6.3.4 Herstellung wertgebender Gewässerrandstreifen Ein gewässertypischer Entwicklungskorridor, der von der Wedeler Au benötigt wird, um sich typkonform entwickeln zu können (laterale Entwicklung), ist derzeit an der Wedeler Au nicht gegeben. In den Abschnitten 1,3,5,7 und 9 bestehen große Defizite hinsichtlich der strukturellen Ausprägung der Gewässerrandstreifen. Hier besteht aufgrund angrenzender Privatgrundstücke sowie landwirtschaftlich genutzter Flächen ein hoher Nutzungsdruck. Aus gewässerökologischer Sicht besitzen naturnah ausgeprägte Gewässerrandstreifen einen hohen Stellenwert bei der Erreichung der Umweltziele, da sie mehrere positive Wirkungen ver- einen. Sie besitzen bei naturnaher Ausprägung eine große Bedeutung sowohl als Brut- und Nahrungsgebiet als auch als Wanderkorridor für unterschiedliche Tiergruppen, schaffen durch Strömungsdiversität und Totholzeintrag neue Strukturen in der Sohle und bilden durch den Laubeintrag eine wichtige Nahrungsquelle für aquatische Organismen. Zudem trägt eine ent- sprechende Ufervegetation durch seine Durchwurzelung zur Uferbefestigung bei und erhöht die Rauhigkeit und das Retentionsvermögen, was sich positiv auf die Vergleichmäßigung des Ab- flusses bei Starkregenereignissen auswirkt. Ein weiterer wesentlicher Nutzen ist die Selbstreini- gungskraft und das Puffervermögen naturnah ausgestalteter Uferbereiche. Je breiter die Ge- wässerrandtreifen sind, desto effektiver können sie Einträge aus angrenzenden Flächen verhin- dern bzw. reduzieren. Hierbei muss die Intensität der an die Wedeler Au angrenzenden land- wirtschaftlich genutzten Flächen und deren Gefällesituation mitberücksichtigt werden.

Abb. 29: naturnaher Gehölzbestand auf MW-Linie, Böhme (links) und Ufervegetation am Schleemer

Bach (rechts)

Wertgebende Gewässerrandstreifen sind an der Wedeler Au mit einer Breite von mindestens 5 m (gemäß WHG) herzustellen. Aufgrund des gewässerökologischen Nutzens und ihrer Be- deutung für den gesamten Wasserkörper ist jedoch eine Gewässerrandstreifenbreite von 10 m zu empfehlen. Unbedingt erforderlich sind 10 m breite Gewässerrandstreifen je Uferseite in den Gewässerabschnitten mit angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Flächen (hauptsächlich Abschnitt 5, 7, 9 und teilweise 6). In den Gewässerstrecken mit angrenzenden Privatgrundstü- cken sind Absprachen seitens der Behörde mit den Eigentümern sowie die Förderung der Ak- zeptanz für die Maßnahmen durch Öffentlichkeitsarbeit notwendig.

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Für eine naturnahe Gestaltung der Gewässerrandstreifen ist es zwingend erforderlich, dass die Bereiche nicht genutzt und nicht unterhalten sowie sukzessive Entwicklungsprozesse zugelas- sen werden. Es sollte Uferverbau rückgebaut werden, so dass eine naturnahe Uferentwicklung ungehindert sattfinden kann. Neben dem Aufkommen lassen von standorttypischer Ufervegeta- tion sind ggf. Initialpflanzungen von standortgerechten Gehölzen sowie Röhricht notwendig. Bei Initialpflanzungen von Gehölzen ist darauf zu achten, dass diese auf MW-Linie gepflanzt wer- den, damit sie den maximalen ökologischen Nutzen erbringen können.

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6.4 Reduzierung der stofflichen Belastung [Nähr- und Schadstoffe, Sand, Eisen-Ocker] Aufgrund der streckenweise starken Verockerung, den stofflichen Einträgen aus Einleitungen, zulaufenden Gräben und angrenzenden Flächen sowie den Sandfrachten besteht für die Wede- ler Au ein dringender Handlungsbedarf. Hierbei handelt es sich zum einen um die Reduzierung der physiologischen Belastungen der aquatischen Organismen durch Schadstoffe, Sand und Ocker. Zum anderen ist es dringend erforderlich die Sandfrachten sowie die Verockerung zu reduzieren, da sie maßgeblich dazu beitragen, wertgebende Strukturen und damit Lebensraum für aquatische Organismen durch z.B. Übersandung zu zerstören. Eine abschließende Bewertung des chemischen Zustandes der Wedeler Au steht noch aus, da die Daten seitens der zuständigen Behörde noch nicht vollständig ausgewertet worden sind. Ein Monitoring zur Ermittlung der Eintragswege besteht für dieses Gewässer derzeit nicht, so dass es sich bei diesem Maßnahmenkonzept nur um erste Maßnahmen handeln kann, die später überprüft und ggf. ergänzt oder modifiziert werden müssen. Erste Rückschlüsse auf einen potenziell belastenden, stofflichen Eintrag ergeben sich aus der Nutzungart und –intensität des Umfeldes. In den Gewässerabschnitten 5, 7, 9 und teilweise 6 werden die angrenzen Flächen überwiegend landwirtschaftlich genutzt und es fehlen großen- teils ausreichende Gewässerrandstreifen, was einen erhöhten diffusen Eintrag vermuten lässt. Zusätzlich wird Drainagewasser aus den angrenzenden, landwirtschaftlich genutzten Flächen in die Wedeler Au eingeleitet. Ein weiterer Faktor sind die einmündenden Gräben, die ihrerseits ohne ausreichende Gewässerrandstreifen durch überwiegend landwirtschaftlich geprägtes Ge- biet verlaufen. Aus den zuvor beschriebenen Defiziten wird deutlich, dass für die Wedeler Au ein gesondertes Monitoring zur Ermittlung der Eintragspfade der Nähr- und Schadstoffe inkl. Ocker und Sand- frachten erforderlich ist. Zudem ist eine genaue Auswertung der erhobenen Daten zur Bewer- tung des chemischen Zustandes notwendig. Für eine Reduzierung der Nähr- und Schadstoffe durch einleitende Gräben ist es erforder- lich, den Eintrag der Nähr- und Schadstoffmengen bereits in die Gräben weitgehend zu verhin- dern sowie eingetragene Stoffe durch Maßnahmen wie das Anlegen von Schilfbeeten (siehe Abb. 30) zu reduzieren. Schilfbeete mit entsprechenden Gewässeraufweitungen oder Vertie- fungen vor der Einmündung in die Wedeler Au können gleichzeitig als eine Art Sandfang fungie- ren. Die Maßnahmen sollten jedoch den Abfluss nicht signi- fikant behindern und nicht zu einem zu starkem Rückstau führen. Hierfür bedarf es einer Machbarkeitsstudie.

Abb. 30: Schilfbeet zum Stoffrückhalt und Abbau stofflicher Belastungen.

Der diffuse Eintrag von Nähr- und Schadstoffen in die Wedeler Au kann durch die Auswei- sung von Uferrandstreifen von mindestens 5 - 10 m entlang des Gewässerverlaufs reduziert werden. Hauptsächlich in den Abschnitten 1,3,5,7 und 9 bestehen große strukturelle Defizite hinsichtlich der Ausprägung der Gewässerrandstreifen. Hier besteht aufgrund angrenzender Privatgrundstücke sowie landwirtschaftlich genutzter Flächen ein hoher Nutzungsdruck. Insbe- sondere in den Gewässerabschnitten 5, 7, 9 und teilweise 6 müssen Gewässerrandstreifen

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entwickelt werden, die den Eintrag aus den angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Flächen mindern. Hier sollte die Breite der Gewässerrandstreifen von 10 m nicht unterschritten werden. Eine naturnahe Ausgestaltung mit extensiver Unterhaltung sollte zudem gefördert bzw. zuge- lassen werden. Neben dem Stoffrückhalt wird durch die Ausweisung von Gewässerrandstreifen der Energie- und Stoffhaushalt des Gewässersystems positiv beeinflusst. Zudem werden wert- gebende Strukturen im Uferbereich geschaffen, die auch weitere Strukturen in der Sohle wie z.B. Totholzeintrag fördern. Weitere Informationen dazu sind in 6.3.4 zu finden. Zusätzlich ist die stoffliche Belastung durch Nähr- und Schadstoffen sowie Eisen-Ocker und Sandfrachten in der Wedeler Au durch Maßnahmen zu reduzieren, die naturnahe Struk- turen fördern und Auenbereiche entwickeln. Durch diese Maßnahmen wird die Selbstreini- gungskraft des Gewässers gefördert. Durch gezielte Aufweitungen kommt es zu einer verstärk- ten Sedimentation, was sich auf die derzeitigen Sandfrachten und die Verockerung positiv aus- wirkt (siehe 6.4.1und 6.4.2). Entsprechende Maßnahmen zur Stoffreduktion sind u.a. Bachbett- verlegungen mit entsprechender Auenentwicklung, punktuelle Aufweitungen mit entsprechen- den Flachwasserbereichen, Gewässerrandstreifen sowie Förderung bereits wertgebender Strukturen. Der Einbindung der Nutzer kommt eine wichtige Rolle als präventive Maßnahme zur Stoffreduk- tion zuteil, da durch eine bessere Aufklärung mehr Verständnis und Akzeptanz für die notwen- digen Maßnahmen entsteht. Aufgrund des starken Ockeraustritts im Abschnitt 9, dem Stoffeintrag durch die angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Flächen und den einleitenden Gräben gilt es sowohl in diesem Be- reich als auch am Mischwasserüberlauf im Abschnitt 10 die stoffliche Belastung zu reduzieren sowie Ocker und Sand zu fixieren, so dass sich in den unterhalb liegenden Gewässerstrecken die Wasserqualität verbessert. Durch eine verbesserte Wasserqualität verbessert sich die Le- bensqualität der aquatischen Organismen, so dass sich neben Generalisten auch anspruchs- vollere Arten etablieren können, was wesentlich zur Aufwertung der biologischen Qualitätskom- ponenten Gewässerflora und -fauna beiträgt. Die Abschnitte 9 und 10 werden im Rahmen die- ses Maßnahmenkonzeptes daher nicht primär als Lebensräume ausgestaltet, sondern dienen vor allem der Fixierung der Ocker- und Sandfrachten wie auch der Reduzierung der Nähr- und Schadstoffe. Der Abschnitt 10 dient der Reduzierung des hydraulischen Stresses und der stofflichen Belas- tung durch die Mischwasserüberlaufereignisse bei Starkregenereignissen. Hierfür ist eine An- hebung des Bachbettes mit gleichzeitiger Überflutung der linksseitigen Fläche bei Starkregen- ereignissen notwendig, so dass ein Großteil des Mischwassers auf der Fläche verbleibt bzw. die Nähr- und Schadstoffe dort abgelagert und die Abflussspitzen gekappt werden (vgl. Maß- nahmenkonzept-Tabelle Anlage 4). Die Höhenlagen der Flächen und des Mischwasserüber- laufs müssen im Rahmen einer Detailplanung aufgenommen werden, um die Machbarkeit zu überprüfen. Abschnitt 9 dient ebenfalls wie Abschnitt 10 der Reduzierung der stofflichen Belastung durch Nähr- und Schadstoffe sowie Sand und Ocker und nicht in erster Linie der Schaffung von wert- gebenden Lebensräumen. Besonderer Schwerpunkt liegt hier auf der starken Verockerung und dem hohen Sandaufkommen. Es wird eine flächige Abgrabung auf etwa 5 – 10 m Breite auf etwa das Sohlniveau vorgeschlagen, in der die Wedeler Au in breiter Front ohne gefasstes Bachbett in einzelne Sumpfbeete verläuft; ggf. ist eine Initialbepflanzung mit Röhricht und Sumpfpflanzen erforderlich. Durch diese Maßnahme wird die Selbstreinigungskraft des Gewäs-

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sers gefördert und der Sand und der Ocker wird durch vegetationsreiche Flachwasserbereiche fixiert, so dass die unterhalb liegenden Gewässerabschnitte entlastet werden. Weitere starke Ockereinträge finden diffus zudem in den Abschnitten 3, 5, 7 und 8 statt. Auch für diese Abschnitte sind im Rahmen des Maßnahmenkonzeptes Maßnahmen zum Stoffrück- halt und Abbau von Nähr- und Schadstoffen durch naturnahe Ausgestaltung des Gewässers vorgesehen.

6.4.1 Reduzierung der Belastung durch Eisen-Ocker

Verockerung ist ein Problem, das im norddeutschen Raum in vielen Niederungsgewässern oder organisch geprägten Gewässern verstärkt zu beobachten ist. Verstärkt wird dieser Effekt durch Entwässerungen der Flächen für die Landwirtschaft und die damit verbundene Eintiefung des Bachbettes. Die Grundwasserabsenkung bewirkt, dass in den nun oberen, wasserfreien Schich- ten das Eisen unter dem Einfluss von Sauerstoff oxidiert und in das Gewässer eingetragen wird. Neben dem starken Verockerungseffekt durch die Landwirtschaft kommen an der Wedeler Au auch vereinzelt Ockereinträge im Bereich angrenzender Privatgrundstücke vor (vgl. Abb. 31).

Abb. 31: starke Verockerung im Oberlauf (links), 2-wertiger Eisen im Abschnitt 4 (Mitte), 3-wertiges Eisen im Abschnitt 3 (rechts) [PLANULA 2012] In der Wedeler Au kommt das Eisen als lösliche Eisenverbindung (2-wertiges Eisen / milchig trübes Wasser) und als oxidierte und damit ausgefällte Eisenverbindung (3-wertiges Eisen / orange-braun Ausfällungsprodukt) vor. Auf Grundlage der Beobachtungen im Zuge der Begehung können die Abschnitte und deren Belastung überschlägig verschiedenen Oxidationsstufen des Eisens grob zugeordnet werden:

Tab. 17: Erste überschlägige Abschätzung des abschnittweisen Belastungsgrades durch Ocker (auf Grundlage der Begehung) Abschnitt Belastung / Oxidationsgrad [überschlägig] 1 bis 5 vor allem 2-wertiges Eisen / gelöst im Wasser / milchig, trübes Wasser 6 bis 9 & 3 punktuell 3-wertiges Eisen / ausgefallen auf der Sohle / orange-braune Ab- lagerungen 10 konnte nicht beobachtet werden, Bereich fällt temporär trocken

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Lösliches Eisen (Eisen II) schädigt die Kiemen, indem 2-wertiges Eisen in den Kiemen oxidiert und dort als 3-wertiges Eisen ausfällt. Der Erstickungstod ist die Folge. Außerdem beeinträch- tigt das Eisen den Lichteinfall ins Wasser (Trübung, Sedimentation), was die Syntheseleistung des Phytobenthos verringert und die Sichtweite für beutejagende aquatische Organismen ver- schlechtert. Der 3-wertige Ocker als unlösliche Eisenverbindung trübt das Wasser, bedeckt die Gewässer- sohle und damit deren Strukturen und legt sich auf die Wasserpflanzen. Dies hat zur Folge, dass Lebensräume wie Sandlückensysteme sowie Kiesbänke zusedimentieren und damit zer- stört werden. Zudem behindert der ausgefallene Ocker die Nahrungsaufnahme der filtrierenden Organismen. Aufgrund dieser starken negativen Wirkung und der damit einhergehenden starken negativen Wirkung auf das Ökosystem bedarf es in den stark verockerten Gewässerstrecken zuerst einer Reduzierung des Ockers, bevor diese Gewässerstrecken durch strukturelle Maßnahmen zu wertgebenden Lebensräumen entwickelt werden und von den aquatischem Organismen besie- delt werden können. Im Rahmen der Begehung der Wedeler Au konnte starke Verockerung hauptsächlich in den Gewässerstrecken mit angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen beo- bachtet werden. Die bereits überwiegend wertgebenden Gewässerstrukturen der Abschnitte 4, 6 und 8 werden derzeit durch den Ockereintrag aus den oberhalb liegenden Gewässerstrecken negativ beeinflusst. Es ist von höchster Priorität, den Oxidationsprozess vor dem Eintritt in die Wedeler Au stattfinden zu lassen und das entstehende Eisenocker möglichst am Austrittsort zu fixieren, so dass der Ockereintrag nicht über die entsprechende Austrittsgewässerstrecke weite- re Gewässerbereiche belastet. Im Rahmen des Pflege- und Entwicklungskonzeptes werden bereits Maßnahmen zur Reduzie- rung des Ockereintrages aufgezeigt. Auf Grundlage weiterer Untersuchungen (Eisen- Ockermonitoring) müssen ggf. weitere Maßnahmen ergriffen werden.

Nachfolgend werden einige Maßnahmen zur Ockerreduzierung vorgestellt:

Variante A: Bachbettverlegung mit Laufverlängerung und Sumpfbeeten (Maßnahme 09.07a und 09.08a, siehe Anlage 4) Bei dieser Maßnahme im Abschnitt 9 handelt es sich um eine Art Bachbettverlegung mit redu- zierter Fließgeschwindigkeit und vielen Mulden und flachen mit Röhricht bzw. ockerresistenten Wasserpflanzen bewachsenen Uferbereichen, so dass in diesem langsam fließenden Bereich das 2-wertige Eisen oxidiert und ausgefällt werden kann. Außerdem sedimentiert der Sand in diesem Bereich und ein großer Teil der Nähr- und Schadstoffe werden fixiert. Hierbei ist es erforderlich, dass die Fließgeschwindigkeit sehr gering gehalten wird und das Wasser über eine breite und vegetationsreiche Fläche läuft. Analog zu den Ockerteichen sollte Verweildauer sehr hoch sein und mindestens 8 Stunden betragen. Bei dieser Maßnahme müssen die einleitenden Gräben und weitere Zuläufe sowie das Ein- zugsgebiet mitberücksichtigt werden, um die höchstmögliche positive Wirkung zu erzielen. Diese Maßnahme muss im Rahmen einer Konzeptstudie konkretisiert werden und die Flächen- verfügbarkeit sichergestellt werden. Aufgrund der Notwendigkeit, den Ocker auszufällen und zu fixieren, um die unterhalb liegenden Gewässerstrecken zu entlasten, ist diese Maßnahme trotz des hohen Aufwands von höchster Priorität.

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Variante B: Reduzierung des Ockeraustritts an der Gewässerstrecke Stat. 1+950 bis 2+050 (Maßnahme Nr. 03.06) Westlich des Klövensteenweges tritt Ocker aus der teilweise sehr steilen Uferböschung beidsei- tig aus (siehe Abb. 32). Eines der Hauptziele ist es, die Eisenverbindungen auszufällen und nahe am Entstehungsort zu fixieren, so dass es zu keiner Schädigung der unterhalb liegenden Gewässerstrecken und deren Organismen durch eingetragene Eisenverbindungen kommt. Die hier vorgestellte Maßnahme besitzt Pilotcharakter, da der Umfang der Ockerfixierung und damit der Erfolg der Maßnahme von vornherein nicht zu quantifizieren ist. Für eine genauere Konzipierung der Maßnahme ist eine Detailplanung erforderlich. Auf dieser Gewässerstrecke ist das Profil überdimensioniert, so dass der Einbau von Steinpa- ckungen parallel des Ufers aus wasserwirtschaftlicher Sicht den Abfluss nicht signifikant behin- dert. Die eingebauten Steinpackungen dienen der Verrieselung des mit gelösten Eisen belaste- ten Grund- und Schichtenwassers, das in diesem Bereich weitgehend oxidieren und somit aus- fallen und in diesem Abschnitt gebunden bleiben sollen. Das Profil dieser Gewässerstrecke soll- te gleichzeitig durch Strömungslenker eingeengt werden, so dass der Gewässerverlauf im ge- wissen Abstand zu den Steinpackungen verläuft (vgl. Abb. 32). Initialpflanzungen von Ufervege- tation sind für den Erfolg der Fixierung des Ockers von Vorteil. Für die genaue Ausgestaltung der Maßnahme müssen Abflussmengen und Wasserspiegella- gen für verschiedene Lastfälle ermittelt werden.

Trennung und Lenkung des Gewässerverlaufs durch Strömungslenker

Einbau von Steinpackungen

Abb. 32: Prinzipskizze zur Reduzierung des Ockereintrages

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Variante C: Anhebung des Wasserstandes / Anhebung des Bachbettes

Durch die Anhebung des Wasserstandes wird der Grundwasserabsenkung entgegengewirkt, auf diese Weise wird der Grundwasserzustrom aus tieferen Schichten unterbunden. Das Anheben des Wasserstandes kann durch x Verringern oder vollständiges Einstellen der Mahd,

x Einbau von Strömungslenkern,

x Einbau von Querriegeln (nur in Abschnitt 9 und 10) erreicht werden.

Das Anheben des Wasserstandes ist aufgrund der Flächenverfügbarkeit und der Nutzung ggf. nur auf Teilflächen umsetzbar. Für diese Maßnahme ist ein hydraulischer Nachweis erforder- lich.

Variante D: Schließen von Dränagen und Entwässerungsgräben Im dänischen Ocker-Gesetz ist festgeschrieben, dass das Wasser aus Dränspülungen auf das Land aufgebracht werden muss und nicht in die Gewässer gelangen darf. Ähnliches wäre sei- tens der Gesetzgebung auch für die Fließgewässer im deutschen Raum sinnvoll. Zurzeit kön- nen diese Maßnahmen nur auf freiwilliger Basis erfolgen, daher ist das Einbeziehen der Land- wirte der angrenzenden Flächen für die Machbarkeitsstudie der einleitenden Gräben sowie das Einbeziehen weiterer Eigentümer angrenzender Flurstücke sinnvoll. Die Schließung von Dränagen und Entwässerungsgräben im Zusammenhang mit einem Grund- wassermanagement (Drainagesystem-Erfassung, pH-Wert- und Sauerstoff-Ermittlung) ermög- licht die Anhebung des Grundwasserstandes sowie die Reduzierung der Stoffeinträge und da- mit die unnatürliche Veränderung des pH- und Sauerstoffgehaltes in der Wedeler Au.

Variante E: Unterhaltung – abschnittsweise Räumung der Sohle bei starker Eisenausfällung In Gebieten mit flächenhaftem, diffusem Ockeraustritt ist die Ockerreinigung jedoch selten ef- fektiv bzw. nachhaltig. Aufgrund der schlechten Kostennutzeneffizienz ist diese Maßnahme eher sehr kleinflächig anzuwenden.

Variante F: Grundwasseraufbereitung – Technische Enteisung Es besteht die technische Möglichkeit, dem Grundwasser das Eisen zu entziehen. Hierfür wird das Grundwasser an die Oberfläche gepumpt. Aufgrund des erhöhten Sauerstoffgehaltes fällt das Eisen als unlösliches 3-wertige Eisen aus und wird anschließend dem Wasser entzogen, bevor es in den Grundwasserspeicher zurückgepumpt wird. Die Wirkung der Maßnahme ist derzeit noch nicht ausreichend untersucht, so dass sie neben dem hohen Kostenaufwand im vorliegenden Maßnahmenkonzept nicht berücksichtigt wird, je- doch der vollständigkeitshalber erwähnt wird.

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Weitere Maßnahmen, die gleichzeitig die Verockerung reduzieren sind:

Bachbettverlegung mit Auenanbindung ist im Kapitel 6.3.1 beschrieben.

Schaffung von kleinflächigen Aufweitungen / Flachwasserzonen ist im Kapitel 6.3.2 beschrieben.

Sandfang Ein naturnah hergestellter Sandfang dient neben der Reduktion der Sandfrachten gleichzeitig auch der Ockerreduktion. Die Herstellung eines naturnahen Sandfanges ist im folgenden Kapi- tel 6.4.2 beschrieben.

6.4.2 Sandfang Bei der Begehung wurden mehrfach Gewässerstrecken mit Sandtreiben beobachtet. Daher ist von einer ausbaubedingten Störung des Geschiebegleichgewichtes in Verbindung mit zu inten- siver Landnutzung und Erosionsprozessen auszugehen, die zu einer erhöhten Sandfracht füh- ren. Die Übersandung stellt ein massives Problem für Lückensystem-Lebensräume und für aquati- sche Organismen dar, die ihre Nahrung durch Filtration aufnehmen. Idealerweise sollten Sandfänge insbesondere in den zulaufenden Gräben eingebaut werden. Zudem sind unterhalb von Gewässerstrecken mit starker Sanddrift ebenfalls naturnahe Sand- fänge einzubauen.

Tab. 18: Herzustellende Sandfänge im Rahmen des Maßnahmenkonzeptes Abschnitt Stationierung Bemerkung

7 4+190 Aufweitung im Bereich der renaturierten Strecke nutzen

9 4+760 linksseitig, oberhalb des Feldweges 65

9 5+490 linksseitig, im Einlaufbereich des Grabens

Zusätzlich zu den im Rahmen des Maßnahmenkonzeptes aufgelisteten notwendigen Sandfängen, ist im Zuge einer Machbarkeitsstudie zur Reduktion der stofflichen Belastung der Wedeler Au und ihrer Gräben der Einbau von Sandfängen zu berücksichtigen.

Mit Ausnahme im Abschnitt 9 sollten zukünftige Sandfänge generell im Nebenschluss angelegt und naturnah ausgestaltet werden. Um die ökologische Durchgängigkeit in den Abschnitten 1 bis 8 nicht durch Querhindernisse zu unterbinden, ist es notwendig die Sandfänge im Nebenschluss anzulegen. Da der Abschnitt 9 primär der Reduktion der stofflichen Belastung dient und nicht der Herstellung wertgebender Lebensräume ist die Verlegung des Sandfanges in den Nebenschluss im Abschnitt 9 nicht zwingend notwendig. Niedrig- und Mittelwasserabflüsse werden an dem Sandfang vorbeige- führt. Die Einlauf- und die Auslaufschwelle des Sandfanges werden aus naturnahem Material gebaut und gesichert. Bei Starkregenereignissen wird ein Teil des Wassers über die bei MHW

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überspülbare Einlaufschwelle des Sandfanges abgeschlagen. Durch die reduzierte Fließge- schwindigkeit sedimentiert der mitgeführte Sand sowie weitere mitgeführten Sedimente und Schwebstoffe ab. Da der Sandfang nur bei erhöhtem Abfluss wirkt, wird das natürliche Gerinne und damit das Längskontinuum nicht beeinträchtigt. Die Ablaufschwelle kann als durchlässiger Kiesdamm gestaltet sein, es muss hier jedoch gewährleistet werden, dass die Verweildauer des Wassers lang genug ist, dass es zu einer Sedimentation des transportierten Materials kommt. Durch eine naturnahe Etablierung von Ufervegetation können sich Sandfänge zu temporären wertgebenden Strukturen entwickeln. Für die Dimensionierung und die hydraulisch-hydrologischen Berechnungen ist eine Detailpla- nung erforderlich.

Abb. 33: Prinzipskizze eines Sandfanges

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6.5 Anhebung der Gewässersohle Der technische Ausbau mit tiefen Sohllagen hat vielfach zu einer Entkopplung der Gewässer von ihrer Aue geführt. Die Aue wird hierdurch seltener überflutet, die gewässernahen Grund- wasserstände abgesenkt und so die Entwicklung auentypischer Strukturen und Lebensgemein- schaften gestört. Dem kann entgegengewirkt werden, indem das Gewässerbett auf eine ge- wässertypspezifische Breite aufgeweitet wird, um die Tiefenerosion zu stoppen bzw. indem überdimensionierte Profile wieder eingeengt werden. In Gewässerabschnitten mit sehr stark eingetieften Profilen und gleichzeitig hohen Ockerfrach- ten ist eine Anhebung der Gewässersohle unter Berücksichtigung des schadlosen Abflusses notwendig. Eine moderate Anhebung der Gewässersohle ist in den Abschnitten 4, 9, 10 und teilweise in Abschnitt 6 sinnvoll. Im Abschnitt 10 dient die Anhebung des Gewässerbettes der Vernässung der linksseitigen Fläche zur Reduzierung der stofflichen Belastung und dem hyd- raulischen Stress bei Starkregenereignissen. Die Funktion der Sohlanhebung in den unterhalb liegenden Gewässerstrecken besteht primär aus der Verbesserung des Gewässerprofils und der verbesserten Verzahnung zwischen Sohle und Ufer. Sohlanhebungen erfordern einen hydraulischen Nachweis und müssen den Erfordernissen des Hochwasserschutzes und einer angemessenen Entwässerung entsprechen. Die Anhebung des Gewässers auf eine natürlichere Sohlhöhe kann durch Reduzierung der Sohl- und Böschungs- mahd, durch den Einbau von Strukturelementen sowie durch den Einbau von Querriegeln er- reicht werden.

6.6 Extensivierung angrenzender Flächennutzung Die Einbindung der Nutzungsakteure spielt eine große Rolle bei präventiven Maßnahmen wie beispielsweise der Reduzierung des stofflichen Eintrags in die Wedeler Au. In einem entspre- chendem Aufklärungs- und Beratungskonzept zu einer möglichst ökologisch schonenden Nut- zung der an das Gewässer angrenzenden Flächen steckt großes Potenzial für den Gewässer- schutz und damit ein wichtiger Beitrag zur Zielerreichung des guten ökologischen Potenzials sowie des guten chemischen Zustandes. Angrenzende Flächen sollten zukünftig statt als Acker als Grünland und intensives Grünland als extensives Grünland genutzt werden. Zudem ist ein Mindestabstand der Nutzung zum Gewäs- ser erforderlich, der außerdem vom entsprechenden Gefälle und der Ausprägung des Gewäs- serrandstreifens abhängig ist.

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6.7 Verbesserung der ökologischen Durchgängigkeit

6.7.1 Abtrennung von Stillgewässerbereichen durch überspülbare Dämme Die Wedeler Au besitzt einige Stillgewässer im Nebenschluss, die derzeit nicht vom Fließge- wässer getrennt sind und somit das typische Fließverhalten negativ beeinflussen. Zudem kommt es durch die Stillgewässer zu einem vermehrten Eintrag von organischem Material und Nährstoffen. Die Abtrennung sollte durch einen bei MHQ überspülbaren Damm getrennt werden. Der überspülbare Damm steht somit für die Hochwasserentlastung mit gleichzeitiger Sandfangfunk- tion zur Verfügung. Der Damm kann und sollte durch standorttypische Ufervegetation naturnah gestaltet werden. Die Trennung des Stillgewässers vom Fließgewässer ist hauptsächlich in den Abschnitten 4 (noch unklar), 5 und 6 erforderlich.

6.7.2 Einbau von Bermen unterhalb von Querbauwerken Uferbermen können in unterschiedlichen Variationen hergestellt werden. Wichtig ist, dass sie lagestabil sind und dass sie erst bei MHQ überspült werden, so dass bei MQ die Passierbarkeit gewährleistet ist. Die Bermen sollen hauptsächlich für Amphibien und Kleinsäuger die Passierbarkeit gewährleisten und eine Brei- te von 50 – 80 cm aufweisen. Für den Ein- bau von Bermen kann je nach räumlichen Gegebenheiten unterschiedliches Baumate- rial eingesetzt werden. Es eignet sich hier- für besonders naturraumtypischer Kies und Steine sowie Totholz. Für diese Maßnahme bedarf es eines hyd- raulischen Nachweises.

Abb. 34: Berme an der Wandse

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7 Unterhaltung, Erhalt und Förderung wertgebender Strukturen Gemäß § 39 Wasserhaushaltsgesetzes (WHG) umfasst die Unterhaltung neben dem Erhalt des ordnungsgemäßen Wasserabflusses auch gleichrangig die Ziele der Gewässerentwicklung. Die Gewässerunterhaltung dient somit auch der Umsetzung der EG-WRRL. Mit einer modifizierten Unterhaltung sollen gleichzeitig wertgebende Sohlen- und Uferstrukturen von der Unterhaltung ausgespart und somit erhalten werden. Hierbei handelt es sich um Makrophyten, Totholz, Kies- bänke, Uferabbrüche und sonstige Laufstrukturen. Für Fische und Makrozoobenthos bilden sie wichtige Lebensraumstrukturen wie Nahrungshabitat, Reproduktionsstätte sowie Versteckmög- lichkeiten gegenüber Fressfeinden. Darüber hinaus soll durch die Änderung der Unterhaltung eine direkte Schädigung der Gewässerflora und –fauna unterbunden bzw. vermindert werden.

Abgrenzung zum Gewässerausbau Im Zuge der neuen Fassung des WHG nähert sich die ökologische Unterhaltung dem naturna- hen Ausbau in einer Weise an, die sie in Grenzfällen rechtlich kaum mehr eindeutig unter- scheidbar werden lässt. Nach § 39 WHG handelt es sich bei einer Maßnahme um eine Gewäs- serunterhaltung, sofern es sich um Pflege somit um eine erhaltende Unterhaltung handelt. Im Zuge der siebten Novelle des WHG zählt zur Unterhaltung jedoch auch die Entwicklung eines Gewässers durch z.B. eigendynamische Entwicklung. Zum Gewässerausbau nach § 67 WHG werden Umgestaltungen gezählt, die die Gestalt des Gewässers einschließlich des Ufers we- sentlich verändern. Die Schwelle von Unterhaltungsmaßnahmen hin zum Gewässerausbau kann bei Maßnahmen mit eigendynamischer Gewässerentwicklung überschritten werden. Das Maß der Veränderung entscheidet darüber, ob es sich um eine gestattungsfreie Gewässerunterhaltung nach § 39 WHG oder um einen gestattungspflichtigen Gewässerausbau nach § 67 WHG handelt. Verfassungsrechtlich ist die Grenze zwischen Ausbau und Unterhaltung dort zu ziehen, wo be- troffene Grundrechte zu einer prozeduralen Absicherung zwingt. Dies ist z.B. der Fall wenn durch eigendynamische Entwicklung Uferabschnitte zu Flächenverlusten in Gärten führen. So- fern Gewässerentwicklungsmaßnahmen zu Grundrechtsbeeinträchtigungen führen können, ist daher besonders zu prüfen, ob der Weg eines Ausbauverfahrens gewählt werden sollte.

Generelle Verfahrensweisen bei der Unterhaltung: ƒ Notwendigkeit der Unterhaltung prüfen, ƒ Zeitraum der Unterhaltung an die ökologischen und artenschutzrechtlichen Ansprüche anpassen, ƒ nur abschnittsweise unterhalten, inselartige Altbestände aussparen, halbseitig mähen, krauten, ƒ aussparen von wertgebenden Strukturelementen, ƒ Räumen nur wenn unbedingt erforderlich und dann ggf. nur punktuell, ƒ Räum- und Mähgut aus dem Gewässerprofil entfernen, einen halben bis einen Tag an der Böschungsoberkante lagern, danach abtransportieren unterpflügen oder kompostie- ren, ƒ keine schnelldrehenden Großmaschinen einsetzen, damit den Fließgewässerorganis- men die Möglichkeit zur Flucht erhalten bleibt und die Mortalität verringert wird, Ab- standshalter bei den Geräten für die Unterhaltung einsetzen.

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Zeiträume für Unterhaltungsmaßnahmen

Mahd: August - September - Oktober

Bei einer Mahd vor August greifen die Unterhaltungsmaßnahmen in die Vogelbrutzeit, Insekten- und Pflanzenentwicklung sowie Fischlaichzeit ein. Ab November würden Unterhaltungsmaß- nahmen die Insekten- und Amphibienruhe stören und somit zu einer erhöhten Mortalität von Organismen durch die Maßnahmen führen.

Räumung: Mitte September - Oktober

Eine Räumung kann aus den oben genannten Gründen nur in den Monaten September und Oktober durchgeführt werden. Da eine Räumung große Auswirkung auf die Sohle hat und zu einer Zerstörung von Laichhabitaten in der Sohle führt, ist die Räumung erst nach der Fisch- laichzeit ab September anzuraten.

Modifizierte Unterhaltung

In der Wedeler Au beschränken sich die derzeitigen regelmäßigen Unterhaltungsmaßnahmen lediglich auf die abschnittsweise Böschungsmahd. Im Folgenden werden neben einer modifi- zierten Böschungsmahd auch eine modifizierte Unterhaltung für mögliche Räumungen vorge- stellt.

Hinweise zur Mahd

Die Böschungsmahd sollte maximal einmal pro Jahr durchgeführt werden. Um eine optimale Entwicklung der Ufervegetation zu erreichen, sollte nur alle 2 bis 3 Jahre gemäht werden. Zu- dem sollte die Böschungsmahd abschnittsweise und nur einseitig durchgeführt werden, so dass sich alternierend extensive Uferbereiche und unterhaltungsintensive Bereiche abwechseln. Der Böschungsfuß sollte nicht unterhalten werden. Der biologisch sehr wichtige Vegetationssaum direkt an der Mittelwasserlinie sollte stehen blei- ben. Die Mahd auf den südlichen Uferseiten des Gewässers sollten reduziert werden, damit eine Gehölzentwicklung durch aufkommende Erlen-Jungpflanzen entstehen kann. Bei einer ausreichenden Beschattung wird nur noch eine reduzierte Böschungsmahd erforderlich, da die Beschattung sich regulierend auf die Vegetation auswirkt. Ferner reguliert die Beschattung den Temperaturhaushalt des Gewässers in positiver Weise. Es ist erforderlich, dass das Mähgut abgeräumt wird und somit eine Nährstoffanreicherung verhindert wird, damit sich gewässertypi- sche Röhricht- und Krautsäume ausbilden können.

Hinweise zur Räumung

Die Räumung sollte weiterhin nur nach Bedarf und zwischen September/Oktober und dem ers- ten Frost erfolgen, so dass die Räumung nicht in den Zeitraum der Winterruhe von Amphibien und Fischen fällt. Unmittelbar vor der Räumung sollten Fische verscheucht oder gefangen und wieder umgesetzt werden. Muscheln sollten ebenfalls umgesetzt werden und die Amphibien zu Beginn der Räumung die Möglichkeit zur Flucht erhalten. Wertgebende Strukturelemente soll- ten ausgespart werden, da diese eine Wiederbesiedelung durch Organismen in hohem Maße fördern bzw. beschleunigen bzw. als Zufluchtsort während der Räumung dienen. Von einem Trockenlegen des Gewässerabschnitts während der Räumungsphase sollte abgesehen wer- den.

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Da wiederkehrende Räumungen zu einer zunehmenden Artenverarmung führen, sollten Maß- nahmen zur Vermeidung und Verminderung von Anlandungen umgesetzt werden. Hierbei sind u.a. folgende Maßnahmen zielführend, die im Maßnahmenkonzept des PEPL (vgl. Anlage 4 sowie vorherige Kapitel) eingebunden sind: ƒ Anlegen ausreichend breiter Gewässerrandstreifen zur Sedimentrückhaltung, ƒ vegetationsreiche Flachwasserbereiche, ƒ Förderung des Gleichgewichtes zwischen Erosion und Sedimentation, ƒ Anlegen von naturnahen Sandfängen.

Berücksichtigung artenschutzrechtlicher Belange bei der Unterhaltung Maßnahmen der Gewässerunterhaltung sind weder als Eingriffe in Natur und Landschaft noch als Bestandteil ordnungsgemäßer landwirtschaftlicher und forstwirtschaftlicher Nutzung zu ver- stehen. Einschränkende Maßgaben zu den Verboten des § 44 BNatSchG bestehen daher nicht. Es gilt somit die streng geschützte Arten sowie besonders geschützte Arten bei der Gewässer- unterhaltung zu berücksichtigen. Hierbei sind die Zugriffsverbote gemäß des neuen BNatSchG in der Fassung vom 29.06.2009 (BGBl. I S. 2542) entscheidend. Zu den besonders geschützten Arten zählen beispielsweise alle Vögel, alle Amphibien, alle Li- bellen, alle Großmuscheln, die Neunaugen, verschiedene Blütenpflanzen wie die Gelbe Schwertlilie, die Krebsschere, die Wasserfeder aber auch zahlreiche weitere Arten. § 44 BNatSchG legt in Absatz 1 die Zugriffsverbote für die besonders geschützten Tier- und Pflanzenarten fest und stellt somit die Grundlage für die artenschutzfachliche Prüfung dar. Demnach gilt: „Es ist verboten,

1. wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, 2. wild lebende Tiere der streng geschützten Arten und der europäischen Vogelarten wäh- rend der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten erheblich zu stören; eine erhebliche Störung liegt vor, wenn sich durch die Störung der Erhaltungszustand der lokalen Population einer Art verschlechtert, 3. Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, 4. wild lebende Pflanzen der besonders geschützten Arten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, sie oder ihre Standorte zu beschädigen oder zu zerstö- ren.“ Ohne vorkehrende Maßnahmen der Vermeidung und Minimierung besteht für zahlreiche rele- vante Arten die Gefahr, dass es bei Unterhaltungsmaßnahmen zur Verwirklichung des Verbots gemäß § 44 (1) Nr. 1, 3 und 4 BNatSchG kommen könnte. Grundsätzlich wirken Uferpflegemaßnahmen (Gehölzschnitt und Böschungsmahd) vor allem auf die terrestrischen bzw. amphibischen Arten. Maßnahmen in der Gewässersohle (Mähkorbeinsatz zur Entkrautung, Sohlräumung) wirken vor allem auf die aquatischen und die amphibischen Arten. Auch hier sind die weniger mobilen Ar- ten stärker betroffen als diejenigen, die sich den Arbeitsgeräten durch Flucht entziehen können. Eine Reihe von Konfliktpotentialen zwischen den geplanten Maßnahmen und den in § 44 (1) BNatSchG genannten Zugriffsverboten können durch Vermeidungs- und Minderungs-

Planula x Neue Große Bergstraße 20 x 22767 Hamburg Pflege- und Entwicklungsplan zur Umsetzung der EG-WRRL für die Wedeler Au Seite 68 maßnahmen gelöst bzw. entschärft werden. Folgende Beispiele zur Vermeidung und Minimie- rung möglicher Beeinträchtigungen relevanter Arten sind aus Gründen des Artenschutzes in möglichst hohem Umfang anzuwenden: - Entsprechende Unterhaltungsmaßnahmen nur bei festgestellter Notwendigkeit und nicht ausschließlich unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten in großem Umfang und auf lange Zeit im Voraus durchführen, - Durchführung der Unterhaltungsmaßnahmen außerhalb der Brutzeit der Vögel und au- ßerhalb der Laich- und Aufwuchszeit der Amphibien (nicht im Zeitraum von Mitte März bis Ende August), - Entnahme der Gehölze im gesetzlich vorgeschriebenen Zeitraum (nicht im Zeitraum 1. März bis 30. September, § 39 (5) Nr. 2 BNatSchG), - Aussparen strukturell wertvoller Bereiche als bevorzugter Rückzugsraum, bzw. klein- räumiger Wechsel von unterhaltenen und nicht unterhaltenen Bereichen, abschnittswei- se bzw. nur einseitige Unterhaltung (Mahd, Räumung, Entschlammung). Grundsätzlich richten sich Maßnahmen der Vermeidung und Minderung nach dem Einzelfall. Je nach unterhaltenem Bereich können die Belange verschiedener Arten berührt werden. Eine allgemeingültige, generelle Vorgabe für die Gewässerunterhaltung lässt sich daher nicht be- nennen. Dieses muss im jeweils konkreten Fall an dem (potenziell) betroffenen Bestand beson- ders geschützter Arten festgelegt werden. Für Unterhaltungsmaßnahmen, bei denen eine Ver- meidung nicht möglich ist, bedarf es vermutlich regelmäßig der Ausnahmegenehmigung.

Ökologische und ökonomische Bewertung von Geräten zur Gewässerunterhaltung

Bewertung der Geräte

A Mähen der Böschung

B Krauten der Sohle

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C Räumen von Auflandungen

Die Änderung bzw. die Aufgabe der Unterhaltung ist nur unter Berücksichtigung weiterer Nut- zungsansprüche wie z.B. Gewährleistung des ordnungsgemäßen Abflusses realisierbar.

Erhalt und Förderung wertgebender Strukturen Um die Entwicklung einer typischen gewässerbegleitenden Ufervegetation zu ermöglichen, soll- te höchstens einmal pro Jahr eine Böschungsmahd erfolgen. Zu bevorzugen wäre eine ab- schnittsweise oder wechselseitige Mahd alle 2 bis 4 Jahre oder in größeren Zeitabständen. Bei der Förderung von Gehölzen ist zu beachten, dass sich beschattete und unbeschattete Berei- che abwechseln, damit eine Habitatstruktur für Libellen entsteht und sich Wasserpflanzen ab- schnittsweise in der Sohle ansiedeln können, die für Fische Laichhabitate und Versteckmög- lichkeiten darstellen. Generell ist ein Zusammenhang zwischen Baum- sowie Strauchdichte und auftretenden Vogel- arten zu erkennen. Je dichter die Vegetationsschichten ausgebildet sind und je größer die Ufergehölzbreite ist, desto höher ist die Siedlungsdichte der Vögel (Karthaus 1990). Für semi- aquatische Säugetiere ist der Uferbereich ihr Hauptlebensraum. Auch für Arten wie Sumpfrohr- sänger und viele Wasservögel stellt die Ufervegetation ihren Kernlebensraum dar (Borggräfe et al. 2001). Die Reduktion der Mahdeingriffe erhöht auch im Gewässer selbst die Strömungs- sowie die Strukturdiversität, was zu einer Verbesserung der Lebensbedingungen aquatischer Organismen im Gewässer führt. Typische gewässerbegleitende Gehölze und eine höher wüchsige Krautvegetation können zu einer höheren Rauhigkeit und somit ggf. zu einem verminderten Abfluss führen. Es muss daher geprüft werden, ob ein ausreichendes hydraulisches Profil vorliegt und eine Akzeptanz für die Entwicklung der Ufersäume geschaffen werden kann. Die Unterhaltung spielt eine wichtige Rolle bei der Erreichung des Umweltzieles; gerade im Hinblick auf die Erhaltung wertgebender Strukturen. Hier ist es von besonderer Wichtigkeit, dass die im Rahmen des vorliegenden Konzeptes herzustellenden sowie bereits bestehenden wertgebenden Strukturen erhalten werden, da sie maßgeblich zur Erreichung des guten ökolo- gischen Potenzials beitragen. Zudem reduziert eine extensive und gewässerschonende Unter- haltung mittelfristig die Unterhaltungskosten.

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8 Bewertung und Priorisierung der Maßnahmen

Die Maßnahmen für die einzelnen Gewässerabschnitte sind in einer Tabelle in der Anlage 4 zusammengestellt und bewertet worden. Für identifizierte Belastungen wurden entweder direkte Sanierungsvorschläge unterbreitet oder Untersuchungsbedarf festgestellt. Die Maßnahmenvorschläge sind jeweils mit einer entsprechenden Nummer versehen (Spalte I) und werden zunächst kurz beschrieben (Spalte II). Die Spalte III enthält die Stationierung einer jeden Maßnahme. Die genaue Lage ist den Karten der Anlage 2 zu entnehmen. Die Effektivität der jeweiligen Maßnahme wird durch die Abschätzung der Wirkung auf die bio- logischen Qualitätskomponenten beschrieben (Spalte IV). In Spalte V erfolgt die wasserwirtschaftliche Wirkungsprognose, deren Wirkung auf Grundlage von hydraulischen sowie hydrologischen Parametern basiert. Die Realisierbarkeit wird in Spalte VI bewertet. Es werden potenzielle Konfliktfelder wie Flä- chenerwerb oder bereits bestehende Entwicklungsziele aufgezeitgt. In Spalte VII wird der Zeitraum bis zur Wirksamkeit der jeweiligen Maßnahme abgeschätzt. Kurzfristig durchgeführte Maßnahmen sollen ihre Wirksamkeit bis 2015, mittelfristige bis 2021 und langfristige Maßnahmen bis 2027 entfalten. Die Priorisierung in Spalte VIII erfolgt unter Berücksichtigung der ökologischen Wirksamkeit, hinsichtlich der Zielerreichung (Art. 4 EG-WRRL) und der technischen Realisierbarkeit in drei Prioritätsstufen.

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