HINTERGRUND UND ZIELSETZUNGEN ZUM NISTERPROGRAMM

Foto:SGDNord

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung und Veranlassung ...... 1 2. Naturräumliche Situation ...... 1 2.1. Geologie und Landnutzung ...... 2 2.2. Hydrologie ...... 2 2.3. Hydromorphologie ...... 2 3. Entwicklung und aktuelle Trends des Gewässerzustandes ...... 5 3.1. Gewässerökologie ...... 5 3.2. Gewässerstruktur ...... 11 3.3. Gewässereutrophierung ...... 12 4. Rechtliche Rahmenbedingungen ...... 15 5. Ziele, Einflussfaktoren und Handlungsfelder ...... 17 5.1. Handlungsfelder ...... 20 5.1.1. Anzucht von Flussperlmuscheln ...... 20 5.1.2. Schutz einheimischer Arten ...... 21 5.1.3. Fischbesatzmaßnahmen ...... 21 5.1.4. Reaktivierung von Altarmen und Rückzugsräumen ...... 22 5.1.5. Baumgalerien, Gewässerrandstreifen und -entwicklungskorridore ...... 23 5.1.6. Rückbau von Querbauwerken...... 24 5.1.7. Optimierung der Abwasserbeseitigung ...... 24 5.1.8. Öffentlichkeitsarbeit ...... 26 5.1.9. Organisation ...... 26 5.2. Bewertung der Wirksamkeit ...... 26 6. Fazit und Ausblick ...... 29 Abbildungs- und Quellenverzeichnis...... I Anhang ...... VI

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1. Einleitung und Veranlassung

Die , als wichtigstes Nebengewässer der , wurde bereits in den 90er Jahren als Gewässer mit herausragender Bedeutung aufgrund der gewässerökologischen Po- tenziale von der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) zur Wie- deransiedlung des Lachses in das damalige Programm „Lachs 2000“ aufgenommen, das aktuell unter der Bezeichnung „Rhein 2020“ weitergeführt wird. Im Jahr 2000 erfolg- te die Aufstellung eines Gewässerentwicklungsplans durch die Struktur- und Genehmi- gungsdirektion Nord in und in den Jahren 2006-2007 die Aufstellung des ersten Bewirtschaftungsplans mit einem ersten biologischen Monitoring der Nister im Zuge der Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL). Die Gesamtergeb- nisse wurden im „Gewässerzustandsbericht 2010“ [20] veröffentlicht.

Danach entsprechen die Wasserkörper der Nister noch nicht den Zielvorgaben bezüg- lich des guten ökologischen Zustandes gemäß Art. 2 der EG-WRRL. Die Abweichungen sind durch eine Vielzahl biotischer und abiotischer Faktoren bedingt. Zur Zielerreichung sind unterschiedliche Maßnahmen zur Verbesserung der aquatischen Biozönose wie auch der chemischen Wasserqualität erforderlich, wobei als Leitmotiv für das Maßnah- menprogramm die 2006 wiederentdeckte und besonders schutzbedürftige Flussperlmu- schel dient.

Die vorliegende Ausarbeitung beschreibt zu- sammenfassend die Situation im Gewässersys- tem der Nister, stellt die bekannten Problemfel- der heraus und zeigt mögliche Lösungsansätze auf.

2. Naturräumliche Situation

Die Nister ist ein Gewässer 2. Ordnung im nörd- lichen Rheinland-Pfalz (siehe Abbildung 1). Sie entspringt am Fuße der nordwest- lich der Ortschaft Willingen () auf einer Höhe von 563 müNN und mündet bei -Nisterbrück (Kreis ) auf 143 Abbildung 1: Lage des Nistereinzugsgebietes müNN in die Sieg. in Rheinland-Pfalz

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2.1. Geologie und Landnutzung

Der ist dem rechtsrheinischen Schiefergebirge zuzuordnen. Das devoni- sche Grundgebirge wird von vulkanischen Massen aus dem Tertiär überlagert, insbe- sondere von Basalten und Tuffen. Seine heutige Struktur erhielt die Landschaft dadurch, dass sich die Nister, vom Hohen Westerwald kommend, ihren Weg in Jahrtau- senden tief in die wellige Landschaft eingegraben hat. Dadurch entstanden die typi- schen teils sehr steil eingeschnittenen Täler. Neben dem bis heute andauernden Ba- saltabbau war die Region bis Ende der 50er Jahre auch durch den Braunkohlebergbau geprägt.

Die heutige Landnutzung ist von Waldflächen (48 %) und Grünlandnutzung (26 %) do- miniert, der Ackerbau spielt nur eine vergleichsweise untergeordnete Rolle (16 %). Im Einzugsgebiet der Nister leben rd. 40.000 Menschen, die an die öffentliche Abwasser- versorgung angeschlossen sind.

2.2. Hydrologie Mit einer Gewässerlänge von knapp 64 km und einem Einzugsgebiet von 246 km² ist die Nister einer der Hauptzuflüsse der Sieg.

Die Niederschlagshöhe im Einzugsgebiet beträgt durchschnittlich rd. 930 mm/Jahr1 [XIII] und liegt damit deutlich über dem Jahresmittel für Rheinland-Pfalz, das bei rd. 800 mm liegt. Der Mittelwasserabfluss auf Basis der am Pegel gemessenen Da- ten beträgt 4,46 m³/s.

2.3. Hydromorphologie

Die Nister entspricht einem typischen Mittelgebirgsfluss des Westerwaldes. Sie ist dem Fließgewässertyp 9, silikatische, fein- bis grobmaterialreiche Mittelgebirgsflüsse, zuge- ordnet. Das Geschiebe der Nister wird von grobem, steinigem Geröll dominiert. Die na- türliche Sohlstruktur ist durch die typische Abfolge von Schnellen und Stillen geprägt. Hierdurch sind vielförmige strukturreiche Lebensräume gegeben, die einen artenreichen Besatz an Wirbellosen und Fischen erwarten lassen. Durch die zahlreichen Nebenge- wässer sind in der Nister auch Anteile des Artenspektrums der kleineren und kühlen Bäche anzutreffen. Die Nister ist als Silikatgewässer nur schwach gepuffert, d. h. sie ist

1 Mittelwert Wetterstation : 926 mm/a (2011-2013)

- 2 - vergleichsweise kalkarm („weiches Wasser“) und entsprechend anfällig für pH- Schwankungen und generell empfindlich gegenüber Eutrophierung [15].

Im Rahmen der EG-WRRL wurde das Nistersystem in vier Wasserkörper (WK) ein- geteilt: die Obere-, Mittlere-, Untere- und die Kleine Nister. Die Obere Nister umfasst dabei das Quellgebiet von Willingen bis zur Mündung der Schwarzen Nister in Lan- genbach/Bad-Marienberg. Unterhalb beginnt der WK der Mittleren Nister, der bis zur Einmündung des Enspelerbaches in die Nister auch die Einzugsgebiete der Schwarzen Nister und des Enspelerbaches (Hornister) umfasst. Der WK Kleine Nister erstreckt sich vom Quellgebiet bis zur Mündung der Kleinen Nister in die Große Nister. Der Unterlauf bildet ab der Einmündung des Enspelerbaches bis zur Mündung in die Sieg den WK Untere Nister (siehe Abbildung 2) [11].

Abbildung 2: Nistersystem mit den 4 Wasserkörpern Vergrößerte Abbildung: siehe Anhang

2.4. Ökologischer Gewässerzustand

Die Einstufung des ökologischen Gewässerzustands erfolgt auf der Grundlage der durch die EU-WRRL vorgegebenen Parameter. Hierzu gehören:

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 der ökologische Zustand mittels Besiedlung mit Fischen, Wirbellosen und Was- serpflanzen bzw. Kieselalgen des Gewässergrundes orientiert am Gewässertyp und der typspezifischen Artenzusammensetzung  sowie die national geregelten Umweltqualitätsnormen (UQN) wie z.B. bestimmte Pflanzenschutzmittel, Schwermetalle wie Zink und weitere Schadstoffe (Mikro- verunreinigungen)

Nicht direkt in die Zustandsbewertung aber als zusätzliche Information zum Zustand gehen ein:

 allgemein chemisch-physikalische Kenngrößen (z.B. Nährstoffhaushalt, Salz- gehalt, pH-Wert)  hydromorphologische Aspekte (Wasserhaushalt, Strukturgüte)

Der chemische Zustand (EU-weit geregelte Umweltqualitätsnormen zu spezifischen Schadstoffen, u. a. Schwermetalle) wird unabhängig vom ökologischen Zustand erho- ben und separat bewertet.

Rückblick: Mitte der 1990er Jahre wurde die Gewässergüte der Nister mit GK I-II und II (gering bis mäßig belastet) bewertet. Die damaligen Fischuntersuchungen belegten ei- ne arten- und individuenreiche Fischfauna. Neben zahlreichen Individuen stark gefähr- deter Rote-Liste-Arten wie Schneider, Äsche und Nase wurden auch viele mittelgroße Arten wie Hasel und Gründling sowie großwüchsige Arten wie Barbe und Döbel nach- gewiesen. Unter den Kleinfischen dominierten Schmerle und Elritze. Der damalige Ar- ten- und Individuenreichtum war im Wesentlichen auf die insgesamt gute Wasserquali- tät zurückzuführen [15]. Zum gesamtheitlich betrachteten ökologischen Zustand eines Gewässers fehlte jedoch damals noch das methodische Untersuchungsinstrumentari- um.

Nach den Ergebnissen des 2010 veröffentlichten biologischen Monitorings entspricht die Nister nicht der Zielvorgabe des guten ökologischen Zustandes. Dieser wird in kei- nem der vier Wasserkörper erreicht. Im Einzelnen werden sowohl der WK Kleine Nister als auch der WK Untere Nister als „mäßig“ (Klasse 3) und die WK Obere Nister und Mittlere Nister mit „unbefriedigend“ (Klasse 4) eingestuft. [19].

Während der chemische Zustand in allen Nister-Wasserkörpern „gut“ ist und somit für die national und international definierten Schadstofflisten die Umweltqualitätsnormen eingehalten werden, gibt es bei den allgemeinen, chemisch-physikalischen Kenngrö-

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ßen, insbesondere bezüglich Phosphor, Überschreitungen des Orientierungswertes für einen „guten ökologischen Zustand“.

Die heutigen Probleme in allen vier Wasserkörpern sind im Wesentlichen auf morpholo- gische und stoffliche Defizite zurückzuführen. Begradigungen und Sohlverbauungen sowie fehlende Gewässerentwicklungskorridore, insbesondere im Bereich der Quellbä- che, verursachen eine Abwertung der Gewässerstruktur. Darüber hinaus wurden in den Jahren 2009 bis 2011 deutlich erhöhte pH-Werte (bis pH 9,94) gemessen und eine starke Erhöhung der Primärproduktion (insbesondere der fädigen Grünalgen) beobach- tet. Dieser Wandel korreliert zeitlich mit dem festgestellten starken Rückgang fakultativ und obligat herbivor2 lebender Fischarten (Nase, Döbel, Rotauge u.a.). Die Fischfauna setzt sich heute fast ausschließlich aus Schmerle, Elritze und Groppe zusammen [19]. Die Wiederentdeckung der Flussperlmuschel im Jahr 2006 wie auch das Vorkommen der Bachmuschel zeigen aber das eigentlich hohe ökologische Potenzial der Nister auf.

3. Entwicklung und aktuelle Trends des Gewässerzustandes

3.1. Gewässerökologie Mitte der 1990er Jahre stellte die Nister aufgrund ihrer relativ guten Strukturvielfalt und insgesamt guten Wasserqualität einen arten- und individuenreichen Fließgewässerle- bensraum dar. Unter anderem trugen auch die zahlreichen Fischarten zum guten Ge- wässerzustand bei [15]. Auf Grund dieser als positiv zu wertenden Voraussetzungen fanden an der Nister in den Jahren 1991 und 1993 Initialbesatzmaßnahmen mit Jung- lachsen statt. Mit dem Projekt „Lachs 2000“ wurde 1994 ein von der IKSR gefördertes Programm zur Verbesserung des Ökosystems Rhein gestartet. Durch jährlichen Besatz, wissenschaftliche Begleitung, regelmäßige Erfolgskontrollen und eine enge Kooperation zwischen Behörden, Ehrenamt und Gutachtern wurde der Lachs (Salmo salar) in der Nister wieder heimisch. [16]. 1998/99 konnten die ersten Reproduktionserfolge festge- stellt werden, die zugleich auch die ersten Fortpflanzungsnachweise in Rheinland-Pfalz darstellten. Diese positive Entwicklung der Lachspopulation setzte sich bis 2008 fort. Seit 2009 sind die Wildlingdichten3 jedoch wieder rückläufig [16].

2 Allesfresser (fakultativ Herbivore) und reine Pflanzenfresser (obligat Herbivore) 3 Vorkommen wildlebender Tiere (auf Flächeneinheit bezogen)

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Die seit 1985 in der Nister als ausgestorben geltende Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) wurde 2006 wiederentdeckt, nachdem im Zuge des Gewäs- sermonitorings Hinweise auf deren Wiedervorkommen bestanden (siehe Abbildung 3) [13]. Daraufhin wurde im selben Jahr eine Gesamtpopulation von 33 Indivi- duen ermittelt. Die aufgefundenen Tiere galten allge-

mein als vital und fortpflanzungsfähig. Daher wurden Maßnahmen zum Erhalt und zur Ausbreitung der Art in der Nister durchgeführt. Dennoch sank in den fol- genden Jahren die Anzahl der älteren Tiere, ohne dass natürliche Reproduktionserfolge beobachtet wer- den konnten. Aufgrund der Altersstruktur der noch Nister Arge Foto: vorhandenen Population sollte daher die begonnene Abbildung 3: Erste Muschelfunde Wiederentdeckung in 2006 Gewinnung und Aufzucht von Jungmuscheln prioritär vorangetrieben werden [13].

Die Flussperlmuschel gilt gemäß der IUCN4 weltweit als gefährdet. In Rheinland-Pfalz ist aktuell nur noch dieses einzige Vorkommen bekannt, nachdem erst kürzlich alle adulten Muscheln an der Our verendet sind.

Zeitgleich mit der Wiederentdeckung der Flussperlmuschel wurde auch ein Vorkommen der Bachmuschel (Unio crassus) im Unterlauf der Nister nachgewiesen. Auch diese Großmuschelart ist inzwischen in RLP selten und die Bestände stark bedroht. Die Bach- muschel ist nicht ganz so anspruchsvoll wie die Flußperlmuschel in Bezug auf Wirts- fische und juvenile Stadien der Muschel. Sie ist eine flusstypspezifische, schützens- werte Art, deren Bestände gewässerökologisch ebenfalls äußerst wertvoll sind und die es in Zukunft zu schützen und zu fördern gilt.

Der Fortpflanzungszyklus der Flussperlmuschel ist komplex und stark von äußeren Be- dingungen abhängig. Die Weibchen geben zuerst ihre in den Gonaden5 herangereiften Eier in die Mantelhöhle ab. Dort werden sie in spezielle Bruträume, den sog. Marsupien, die sich in den Kiemen gebildet haben, aufgenommen. Die männlichen Flussperlmu- scheln geben die produzierten Spermien ins vorbeifließende Wasser ab, sodass die stromabwärts sitzenden Weibchen diese über das Atemwasser aufnehmen können.

4 Weltnaturschutzunion (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources), www.IUCN.org 5 Keimdrüsen, Bildungsort der Keimzellen (Gameten)

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Die Befruchtung der Eizellen erfolgt dann in den Marsupien. Innerhalb von 5 bis 7 Wochen entwickeln sich dann die etwa 0,07 mm großen Larven, die sog. Glochidien, die nach dieser Tragzeit ins Wasser ausgestoßen werden. Um sich weiter zu einer fertigen Jungmuschel ent- wickeln zu können, müssen sie in den Kie- menapparat eines Fisches gelangen, in dem sie sich festsetzen und für etwa 8 - 10 Monate Abbildung 4: Fortpflanzungszyklus der Fluss- (Frühherbst bis spätes Frühjahr) parasitisch perlmuschel von Blut und Gewebe ernähren. Als Wirtsfische kommen ausschließlich junge Bachforellen (Salmo trutta) oder junge Lachse (Salmo salar) in Frage, da alle anderen Arten sowie adulte Bachforellen die Muschellarven ab- stoßen.

Im Frühsommer verlassen die nun 0,5 mm großen Jungmuscheln die Kiemen der Wirts- fische und sinken auf den Bachgrund. Hier sind sie auf ein gut ausgebildetes Kies- lückensystem angewiesen, in dem sie 5 bis 8 Jahre verbringen. Wenn sie eine Länge von etwa 3 bis 4 cm erreicht haben, kommen die Muscheln an die Sedimentoberfläche und ernähren sich als Filtrierer. Im Alter von ca. 15 Jahren erreichen die Flussperl- muscheln dann die Geschlechtsreife, so dass der Zyklus von neuem beginnen kann [XI].

Im Nistersystem konnten im Wesentlichen zwei Gründe für den Rückgang der Fluss- perlmuscheln ermittelt werden:

 eine zunehmende Verstopfung des Kieslückensystems durch Verschlammung und

 der Rückgang der für die Reproduktion der Flussperlmuschel essenziellen Wirtsfische

Die Kolmation (Verschlammung) der Gewässersohle resultiert zum einen aus Sedi- menteinträgen, die durch Bodenerosion von landwirtschaftlich genutzten Grünflächen erfolgen [XXII]. Der Sedimenteintrag wird durch fehlende Ufergehölze bzw. Randstrei- fen vor allem im Oberlauf der Gewässer begünstigt. Aber auch biologische Prozesse tragen zur Kolmation bei. So führen ausgedehnte Algenteppiche zu einer Abnahme der Sickerströmung in das Kieslückensystem und halten feinere Partikel zurück. Begünsti-

- 7 - gend für ein ausgeprägtes Algenwachstum und die Verschlammung sind ein geringer Beschattungsgrad und eine hohe Nährstoffverfügbarkeit [XXII]. Weitere wesentliche Sedimenteinträge erfolgen auch aus den Entlastungsanlagen der Mischwasserkanalisa- tion über die Einleitungen aus RÜ‘s6 und RÜB‘s7 (vgl. Abbildung 10, Kapitel 3.3).

Ebenso negativ auf den Bestand der Flußperlmuschel wirkt sich die seit Mitte der 90er Jahre beobachtete Veränderung der gewässertypischen pflanzenfressenden Fisch- und Makrozoobenthosfauna8 in der Nister aus. Diese scheint vor allem aus der zunehmen- den Populationsdichte des fischfressenden Kormorans (Phalacrocorax carbo, siehe Abbildung 5) zu resultieren. Zwar ist der Kormoran seit jeher ein natürlicher Be- standteil der hiesigen Fauna [7], jedoch war er durch starke Bejagung Anfang des 20. Jhs. nahezu ausgerottet [12]. Nach Inkrafttreten der Vogelschutzricht- linie (Richtlinie 79/409 EWG) fand eine Expansion dieser Population statt, die zu einer über das ursprüngliche Verbrei- tungsgebiet hinausgehenden Besiedlung Abbildung 5: Kormorane an der Nister [6] geführt hat. [6]. Zu den Ursachen für die starke Ausbreitung des Kormorans zählt neben den Schutzbestimmungen aber auch seine ökophysiologische Anpassungsfähigkeit (Sehvermögen im trüben Wasser, Tauchvermögen, schneller Nahrungsumsatz, komplexes Sozialverhalten, gutes Flug- vermögen) sowie umweltbedingte Faktoren wie Veränderungen der Habitate und Nah- rungsketten und mildere Winter [15]. Daneben kann die starke Populationsexpansion möglicherweise auch mit einer manifestierten Anpassung als Ergebnis jahrhundertelan- ger Verfolgung erklärt werden [15].

Ungeachtet der Gründe für den Anstieg der Kormoranpopulation im Binnenland besteht die Problematik darin, dass der Kormoran als Nahrungsopportunist9 300 bis 500 Gramm Fisch pro Tag (während der Aufzuchtzeit der Jungtiere sogar mehr) verspeist und im Verband den Fischbestand eines Gewässers eliminieren kann [15]. Die ökologi- schen Folgen der Kormoran-Prädation durch gefressene oder ihren Verletzungen erle-

6 Regenüberläufe 7 Regenüberlaufbecken 8 tierische, im Benthal (=Gewässerboden) lebenden Organismen, die mit dem Auge noch erkennbar sind 9 nimmt in Abhängigkeit von Vorkommen jede Nahrungsquelle bis zum „Versiegen“ in Anspruch

- 8 - gene Fische auf die Fischbiozönose10 sind weitreichend [1]. Der Rückgang der potenzi- ellen Wirtsfische der Flussperlmuschel ist vermutlich hierauf zurückzuführen, da gerade die für die Flussperlmuschel wichtigen Lachs- und Forellenbestände dem als Beute be- vorzugten Größenspektrum zwischen 8 und 30 cm entsprechen [IV], [6], [15], [16]. Zu beobachten war auch eine erhebliche Reduzierung der einst starken Bestände von Na- se, Döbel und Barbe [10]. Nachfolgend kam es zu einer starken Zunahme der Groppe- population (Cottus gobio) durch rückläufige Nahrungskonkurrenz und den abnehmen- den Prädationsdruck durch die fehlenden größeren Raubfischarten [6]. Das stark ver- ringerte Vorkommen von „Weidegängern“ führte zu einem vermehrten Algenwachstum und in Folge der resultierenden Sauerstoffzehrung zu einer geringen Überlebensrate von Jungfischen und einem Rückgang des algenfressenden Makrozoobenthos [1], [10], [15]. Schätzungen gehen davon aus, dass durch den Rückgang der Nase (Weidegän- ger) im Unterlauf der Nister jährlich rund 250 Tonnen pflanzlicher Biomasse weniger konsumiert werden als noch Mitte der 90er Jahre [15]. Der Barbe kommt durch ihre Wühltätigkeit eine reinigende Funktion durch die Mobilisierung abgestorbener Algen und durch Substratumlagerungen zu („Bioturbation“) [15]. Ihr Rückgang trägt demnach ebenfalls zu den erwähnten Kolmationserscheinungen des Interstitials bei, die wiede- rum negative Auswirkungen auf die Populationsdichte des Lachses und der Bachforelle haben [11], [15].

Weitere Probleme treten durch allochthone Tier- und Pflanzenarten11 auf. So kommt die Bisamratte (Ondatra zibethicus) seit Mitte der 60er Jahre an der Nister vor und trägt wesentlich zum Verlust der Sumpfpflanze Kalmus (Acorus calamus) bei. Bei dieser Pflanze handelt es sich um einen Neophyten, der allerdings seit vielen Jahren an der Nister zu finden ist und zwischenzeitlich für einen guten ökologischen und chemischen Gewässerzustand Relevanz erlangt hat [II]. Der Verbiss durch die Nager führt zu Be- standsrückgängen und damit bei Hochwasser zu Erosionsschäden an den Ufern und verstärkt somit den Sedimenteintrag in das Gewässer. Darüber hinaus fressen Bisam- ratten u. a. gerne Muscheln, was vermeintlich einer der Gründe für das Aussterben der

10 Gemeinschaft von Fischen verschiedener Arten in einem Biotop (abgegrenzter Lebensraum), hier das Nistersys- tem 11 Damit sind die sich global durch die vom Menschen verursachte Veränderungen der Habitate oder anderer Rand- bedingungen ausbreitenden opportunistischen Flora- u. Fauna-Arten zu verstehen. Diese werden, wenn sie seit Beginn der Neuzeit „beabsichtigt oder unabsichtlich unter direkter oder indirekter Mitwirkung des Menschen in eine ihnen zuvor nicht zugängliche biogeographische Region gelangt sind und dort neue Populationen aufgebaut haben“ [9] als Neozoen und Neophyten (bzw. zusammengefasst als Neobiota) bezeichnet. Dagegen bezeichnet alloch- thon grundsätzlich nicht-einheimische Arten. Als invasiv werden Tiere bzw. Organismen bezeichnet, die einerseits die Fähigkeit haben sich dauerhaft auszubreiten und von denen anderseits historisch, aktuell oder potenziell eine Gefahr ausgeht, dass sie ökonomischen, medizinischen u. tiermedizinischen, ökologischen u./od. psychosozialen Schaden verursachen (siehe hierzu auch § 7 Abs. 2 Nr. 9 BNatSchG bzw. als Bewertungsgrundlage, [14]).

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Flussperlmuschel an der Our ist [pers. Mitteilung LUWG, 2015]. Der ARGE Nister e. V. wurde eine entsprechende Genehmigung zur Regulierung erteilt, die mit etwa 40 ge- fangenen Individuen pro Jahr erfolgreich vollzogen wird.

Mittlerweile wird auch der Waschbär (Procyon lotor) an der Nister gesichtet (siehe An- hang, Seite XIII) und ebenfalls durch Jäger erlegt [persönliche Mitteilung Fetthauer, 2014]. Es bleibt abzuwarten, ob und wie sich die Waschbärpopulation entwickelt und ob die Individuenzahlen durch die bisherigen Maßnahmen auf einem verträglichen Niveau verharren oder es zu einem erhöhten Aufkommen der muschelfressenden Tiere mit den entsprechenden Folgen für die Flussperlmuschelbestände kommt [2].

Begünstigt durch den Nutzungsrückgang in den Tälern hatten sich flächenhafte Bestän- de der Herkulesstaude (Heracleum mantegazzianum, Syn.: Heracleum giganteum, siehe Abbildung 6) etabliert. Deren massenhaftes Aufkommen wurde in den vergange- nen zehn Jahren durch ein, das gesamte Nis- tereinzugsgebiet umfassendes, Bekämpfungs- projekt der Wasserwirtschafts-verwaltung bis

auf wenige Pflanzen eingedämmt (siehe Abbil- dung 7). Dennoch sind weiterhin jährliche Maß- nahmen zur Regulierung notwendig um eine erneute Expansion zu verhindern [4]. Aufgrund

der in der gesamten Pflanze (auch im Wurzel- Foto: SGD Nord SGD Foto: Abbildung 6: Herkulesstauden an der Nister system) enthaltenen Inhaltsstoffe (sog. Furano- cumarine), welche die Empfindlichkeit gegenüber der Sonneneinstrahlung erhöhen, stellt die Pflanze eine ernstzunehmende Gefahr für Menschen und Tiere dar. Bei Haut- kontakt kann eine allergische Reaktion ausgelöst werden und unter Sonnenlicht kann es u. U. großflächig zu schmerzhafter Blasenbildung und zu Entzündungen kommen, die an Verbrennungen erinnern [XV].

Abbildung 7: Ergebnisse der Regulierungsmaßnahmen der Herkulesstaude [4]

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3.2. Gewässerstruktur

Große Streckenanteile im Wasserkörper der Oberen und Mittleren Nister weisen schlechte und stark überformte Gewässerstrukturen auf, welche sich auch negativ auf den ökologischen Gesamtgewässerzustand auswirken [11].

Als „stark“ bis „vollständig verändert“ sind der Quellbereich der Großen Nister und die Gewässerstrecke oberhalb von Emmerichenhain zu bewerten. Hier sind vor allem die Begradigungen des Quellbaches und die teils verbaute Sohle als äußerst defizitär zu benennen [11]. Auch die WK Kleine Nister und Mittlere Nister mit der Schwarzen Nister weisen erhebliche Mängel in der Strukturgüte auf. Der insgesamt unbefriedigende hyd- romorphologische Zustand der Nister resultiert neben den weitgehend nicht vorhande- nen Gewässerentwicklungskorridoren und den begradigten Gewässerabschnitten im Oberlauf auch aus den zahlreichen Querbauwerken (siehe Abbildung 8).

Abbildung 8: Querbauwerke an der Nister Vergrößerte Abbildung: siehe Anhang Die Durchgängigkeit ist vor allem durch die großen Wehranlagen Kloster Marienstatt, Nistermühle, Nisterhammer und Heuzerter Mühle an der Nister und die Wehranlagen Lützelauermühle und an der Kleinen Nister unterbrochen. Darüber hinaus gibt es noch eine Vielzahl weiterer Querbauwerke, die die Durchgängigkeit einschränken und auch den natürlichen Geschiebetransport negativ beeinflussen.

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In den künftig vermehrt notwendigen Gewässerentwicklungskorridoren können sich standortgerechte Gehölze zur Sicherung der Uferböschungen und zur Beschattung des Gewässers etablieren. Zugleich werden hierdurch vielfältige Gewässerstrukturen wie Kolke, tiefe Flussrinnen, Unterspülungen und Uferabbrüche geschaffen, die von diver- sen Tier- und Pflanzenarten als Lebensraum genutzt werden [5]. Durch morphologische Umlagerungsprozesse im Gewässerbett entstehen darüber hinaus Prall- und Gleitufer, Flach- und Tiefwasserzonen sowie Still- und Kehrwasserbereiche [5], die hochwertige aquatische Habitate bieten. Wichtige Strukturen in der Aue, die auch als Rückzugsorte dienen, sind Altarme sowie Mühlen- und Entwässerungsgräben, von denen jedoch eine Vielzahl sich selbst überlassen wurden und daher verlandeten bzw. auch durch menschliche Einwirkungen beseitigt wurden.

Nachteilig für die Strukturgüte der Gewässersohle wirkt sich auch die bereits in Kapitel 3.1 beschriebene Kolmation aus.

3.3. Gewässereutrophierung

Neben den gewässerökologischen und den strukturellen Randbedingungen spielt der chemische Zustand eine zentrale Rolle bei der Funktionalität eines Gewässerökosys- tems. Die Faktoren bedingen sich zudem gegenseitig. So dienen Gewässerrandstreifen nicht nur als Filter- und Pufferzone gegen Stoffeinträge sondern sind Lebensräume für Vögel und andere terrestrische Tiere. Experimentelle Untersuchungen belegen bei einer ausreichenden Breite einen nennenswerten Beitrag zum Rückhalt von Ammonium und Phosphaten [17].

Limitierend wirkt in limnischen Systemen vor allem Phosphat. Insbesondere Algen weisen ein höheres spezifisches Aufnahmevermö- gen bezüglich des Phosphats auf als terrest- rische Pflanzen. Phosphateinträge führen daher sehr schnell zu einer massiven Über- düngung der Gewässer, mit der Folge einer Algenblüte (siehe Abbildung 9). Die Auswir- kungen sind der bereits vorab beschriebene pH-Wert-Anstieg sowie die Sauerstoffzeh- rung im Gewässer, welche zur Verschlam- Abbildung 9: Algenblüte in der Nister mung des Kieslückensystems beitragen. Viele juvenile Gewässerorganismen, die auf eine gut durchströmte und sauerstoffversorgte Gewässersohle angewiesen sind, kön-

- 12 - nen diese eutrophierungsbedingten Verschlechterungen ihrer Habitate nicht tolerieren und sterben ab. Durch den Anstieg des pH-Wertes wird Ammonium in Ammoniak um- gewandelt, welcher bei Fischen bereits in geringen Konzentrationen toxische Wirkung hat.

Anhand der im Zeitraum von 2009 bis Herbst 2013 durch das LUWG durchgeführten Abschätzung der Eintragspfade für Phosphor wurde für die Nister ein mittlerer Phos- phoreintrag von 17,4 t pro Jahr ermittelt. Im Einzelnen sind neben diffusen Einträgen aus der Landwirtschaft, die 29 % der Gesamtphosphoreinträge ausmachen, auch die niederschlagsbedingten Abflüsse aus der Mischwasserkanalisation und die Entwässe- rung des Straßennetzes mit 21 % an diesem Stoffeintrag beteiligt [2]. Der Hauptanteil wird aber über die kommunalen Kläranlagen eingetragen [11], [2].

Mögliche Eintragspfade sind in Abbildung 10 dargestellt, in der die Landnutzung und auch die Regenüberläufe (RÜ) und die Regenüberlaufbecken (RÜB), die als Punktquel- len der niederschlagsbedingten Phosphoreinträge fungieren, verzeichnet sind.

Abbildung 10: Landnutzungen, Regenüberläufe und Regenüberlaufbecken

Im Einzugsgebiet der Nister hat der Ackerbau an der Landnutzung im Vergleich zur Grünlandnutzung und Waldfläche, einen sehr geringen Anteil. Grundsätzlich ist bei Ackerflächen von höheren partikulären P-Austrägen auszugehen. Im Gegensatz dazu erfolgen aus Grünland i. d. R. nur geringe und aus Waldflächen kaum partikuläre

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P-Austräge [11]. Hierbei sind auch die gelösten P-Einträge, die insbesondere durch Drainagen und auch aus Grünlandstandorten erfolgen können berücksichtigt worden.

Abbildung 11 gibt die Phosphat-Emissionen anhand von Kreisdiagrammen wieder. Zu erkennen ist, dass in Teileinzugsgebieten ohne Kläranlage geringe Gesamtemissionen vorliegen, die landwirtschaftliche Nutzung aber als Emissionsquelle die größte Rolle spielt [18]. Insbesondere in den Oberläufen der Quellbäche der Nister, die zum Teil eine defizitäre Gewässerstruktur aufweisen, tragen überwiegend Emissionen aus der Land- nutzung zu den P-Einträgen bei. Im Zeitraum 2009 bis Herbst 2013 wurde für die Ge- wässermessstelle „Nister Mündung“ eine mittlere Pges-Konzentration von 0,114 mg

Pges/l ermittelt, für die Messstelle „Nister Talmühle Hirtscheid“ hingegen die Konzentra- tion 0,191 mg/l. Damit lag die mittlere Pges-Konzentration im Oberlauf um rd. 60 % hö- her als im Mündungsbereich“ [2]. Die hohe P-Konzentration an Nister-Talmühle Hirt- scheid ist im Wesentlichen auf die Emissionen der bis dahin einleitenden Kläranlagen zurückzuführen, denn ein großer Teil der gesamten Kläranlagen-Ausbaugröße befindet sich in der Oberen und Mittleren Nister.

Abbildung 11: P-Emissionen der Nisterteileinzugsgebiete Vergrößerte Abbildung: siehe Anhang So ist auch insgesamt der Hauptanteil an den P-Einträgen den Einleitungen aus den Kläranlagen zuzurechnen: Etwa 50 % der gesamten P-Belastung entstammen den Ein- leitungen aus den 22 kommunalen Kläranlagen im Einzugsgebiet der Nister, die insge-

- 14 - samt eine Ausbaugröße von rund 58.000 EW12 aufweisen. Der Großteil der Anlagen mit einer Ausbaugröße von insgesamt ca. 30.000 EW liegt in den WK Obere Nister und Mittlere Nister, in denen auch die größten Siedlungen anzutreffen sind. Das Abwasser- system im Einzugsgebiet der Nister ist überwiegend als Mischwasserkanalisation ange- legt, woraus die entsprechend zahlreichen Einleitungen aus Regenüberläufen und Regenüberlaufbecken (siehe Abbildung 10) resultieren. Nachteilig wirkt sich der relativ hohe Anteil kleiner Kläranlagen, ohne gesetzlich vorgeschriebene P-Fällung aus. Nur sieben der rd. 20 im Nistergebiet befindlichen Kläranlagen verfügen über eine gezielte P-Fällung [11]. Untersuchungen der TU Kaiserslautern [18] belegen, dass die kommu- nalen Kläranlagen mit Ausbaugrößen kleiner 2.000 EW bedeutende Anteile zu den Ge- samtphosphoremissionen der Anlagen beitragen. Ursächlich hierfür ist einerseits ihre relativ große Anzahl von Anlagen, anderseits auch die im Durchschnitt höheren Pges- Konzentrationen im Ablauf. So weisen die kleineren Kläranlagen (Ausbaugröße unter

2.000 EW) im Mittel eine Pges-Ablaufkonzentration von 1,8 mg/l auf. Dagegen sinkt die- se Konzentration mit wachsender Ausbaugröße von 1,4 mg/l bei Anlagen über 2.000 EW auf 1,2 mg/l bei Kläranlagen mit einer Ausbaugröße von über 4.000 EW.

4. Rechtliche Rahmenbedingungen

Die europäische Wasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL) enthält konkrete Vorgaben, die durch die Mitgliedsländer der Europäischen Union umzusetzen sind. Im Anhang V der WRRL (1.2) ist ein „guter ökologischer Zustand“ der Oberflächengewässer normativ bis 201513 für alle Oberflächengewässer der EU-Staaten gefordert. Der biologische Zu- stand eines Gewässers muss mindestens als „gut“ eingestuft werden können. Daneben enthält die WRRL weitere detaillierte Forderungen in Form von Qualitätszielen und Me- thoden, um eine gute Wasserqualität sowie eine nachhaltige und umweltverträgliche Wassernutzung zu erreichen.

Durch Änderung des Wasserhaushaltsgesetzes und des Landeswassergesetzes ist die EG-WRRL auch unmittelbar geltendes Recht.

Das Wasserhaushaltsgesetz (WHG)14 definiert in § 1 eine nachhaltige Gewässerbe- wirtschaftung so, dass die Gewässer „als Bestandteil des Naturhaushalts, als Lebens- grundlage des Menschen, als Lebensraum für Tiere und Pflanzen, sowie als nutzbares

12 Einwohnerwerte 13 plus maximal zweimalige Verlängerung um jeweils sechs Jahre 14 Gesetz 07.08.2013

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Gut“ geschützt werden. Weiter regelt das WHG die Grundsätze der Bewirtschaftung von Oberflächengewässern, wie z.B. den Umbau von Wasserkraftanlagen, den Rückbau nicht mehr genutzter Anlagen, die Anordnung von Gewässerrandstreifen sowie die Ge- wässerunterhaltung.

Das Landeswassergesetz von Rheinland-Pfalz (LWG) regelt weitere wasserwirtschaft- liche Tatbestände, wie die Festsetzung von Gewässerrandstreifen, den Bau und Betrieb von Abwasseranlagen sowie das Einleiten von Abwasser in Gewässer nach dem Stand der Technik.

Nähere Regelungen zur Umsetzung der EG-WRRL sind in der Oberflächengewässer- verordnung (OGewV) enthalten.

Als Grundlage für die Renaturierung und die Wiederherstellung der Durchgängigkeit kann auch das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) mit herangezogen werden. Ebenso ist dort wie auch im Landesfischereigesetz (LFischG) die Forderung nach dem Schutz bedrohter Arten und der dauerhaften Sicherung lebensfähiger Populationen einschließlich ihrer Lebensstätten enthalten.

Dementsprechend kann aus der untergesetzlichen Bundesartenschutzverordnung15 (BArtSchV) einerseits die Schutzbedürftigkeit und -notwendigkeit bestimmter Arten, wie der Flussperlmuschel (Margaratifera margaratifera) und des Edelkrebses (Astacus astacus)16 abgeleitet werden (Anlage 1BArtSchV). Anderseits bietet die BArtSchV Rechtssicherheit im Hinblick auf Regulierungsmaßnahmen. Hiernach sind explizit be- standsregulierende Maßnahmen bei Bisamratte (Ondatra zibethicus) und Waschbär (Procyon lotor) erlaubt. Hinsichtlich möglicher notwendiger Bestandsregulierungsmaß- nahmen von Kormoranen an der Nister ist die „Landesverordnung zur kontrollierten Entwicklung der Kormoranbestände“ vom 9. Februar 2009 des Landes Rheinland- Pfalz zu benennen.

Das Landesnaturschutzgesetz von Rheinland-Pfalz (LNatSchG) stellt die zentrale Be- deutung der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft im Zusammenhang mit dem Natur- schutz heraus. Hier werden die Aufgaben und Befugnisse der Naturschutzbehörden sowie mögliche Finanzhilfen des Landes geregelt.

15 Verordnung zum Schutz wild lebender Tier und Pflanzenarten; Stand: 21.01.2013 16 der ebenfalls an der Nister heimisch ist (siehe www.arge-nister.de)

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Die Richtlinie 92/43/EWG (FFH-Richtlinie17) bietet mit ihrem grundlegenden Ziel, wild- lebende Arten, deren Lebensräume sowie ihre europaweite Vernetzung zu sichern und zu schützen, eine weitere wesentliche Rechtsgrundlage. Im Sinne der FFH-Richtlinie soll die (Wieder-)Herstellung und Entwicklung ökologischer Wechselbeziehungen der Förderung natürlicher Ausbreitungs- und Wiederbesiedlungsprozesse dienen. Folglich ist das Nistersystem mit seinen zahlreichen beheimateten Arten nach Anhängen der FFH- und auch der Vogelschutzrichtlinie ein ausgewiesenes Gebiet des Natura 2000- Netzwerks18 mit der Kennziffer: FFH 5212-303 [XIX].

Zweckgerichtete Aktionspläne können eine regulative Stütze und Hilfe bezüglich der Maßnahmenwahl und Möglichkeiten finanzieller Unterstützung bieten. In diesem Zu- sammenhang steht das „Aktionsprogramm Rhein“ der IKSR19, in dem die Nister als Lachs-Besatzgewässer geführt wurde [10] und das aktuell im Nachfolgeprojekt „Lachs 2020“ fortgeführt wird.

Die „Aktion Blau Plus“ des Landes Rheinland-Pfalz stellt einen wichtigen Baustein für die Umsetzung der WRRL dar. In Verbindung mit den Förderrichtlinien der Wasserwirt- schaftsverwaltung Rheinland-Pfalz ist sie das wesentliche Förderungsinstrument des Landes zur Unterstützung kommunaler Gewässerentwicklungs- und Renaturierungs- maßnahmen. Die durchgeführten Maßnahmen befassen sich nicht nur mit dem Gewäs- ser selbst, sondern auch mit dessen Umfeld, d. h. der Aue und letztlich dem ganzen Einzugsgebiet [I].

5. Ziele, Einflussfaktoren und Handlungsfelder

Prioritär ist der Erhalt der Flussperlmuschel. Ihr derzeit auf 24 Individuen reduziertes Vorkommen muss erhalten und revitalisiert werden. Seit dem Verenden aller adulten Exemplare in der Our stellen die Muscheln in der Nister das einzige Vorkommen dieser Art in Rheinland-Pfalz dar. In diesem Zusammenhang müssen auch die Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie erfüllt werden, d. h., dass bis dahin der gute ökologische Zu- stand im ganzen Nistersystem gegeben sein muss. Dies wird jedoch nur möglich sein, wenn sowohl die aquatische Fauna-Biozönose als auch die chemische Wasserqua- lität verbessert werden. Besondere Bedeutung kommt dabei der Reduzierung des

17 Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie; Stand: 01.01.2007 18 „Natura 2000 ist die Bezeichnung für ein zusammenhängendes Netz europäischer Schutzgebiete, bestehend aus Fauna-Flora- Habitat (FFH)-Gebieten und Vogelschutzgebieten (VSG). Das Netz stellt den europäischen Biotopverbund dar und repräsentiert die typischen, die besonderen und die seltenen Lebensräume und Tier- und Pflanzenarten Europas“ (www.natura2000.rlp.de [2]). 19 Internationale Kommission zum Schutz des Rheins

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Phosphateintrages in die Nister, vor allem im Hinblick auf seine ökologischen Auswir- kungen, zu. [2], [11].

Parallel zum Flussperlmuschelschutz muss ebenso der Schutz und die Wiederverbrei- tung der Bachmuschel (U. crassus) in der Nister in Zukunft gefördert werden.

Auch für den Lachs sollen die Voraussetzungen für ein dauerhaft reproduktionsfähiges Vorkommen geschaffen werden. Die Wiederansiedelung dieser in größeren Fließge- wässern als gefährdet eingestuften anadromen20 Fischart ist Ziel des von der IKSR ko- ordinierten Programms „Lachs 2020“ [10].

Die vielfältigen und komplexen Ein- und Auswirkungen verschiedener Faktoren auf das Gewässersystem der Nister sind bereits in Kapitel 3 erläutert worden. Das Wirkgefüge anthropogener Einflüsse auf das Ökosystem Fließgewässer wird durch die Eutrophie- rung und Algenproblematik mit ihren vielfältigen Auswirkungen auf die Gewässer- Lebensgemeinschaft verdeutlicht.

Für die Fischbiozönose in der Nister ist die Räuber-Beute-Beziehung wesentlich. Die exponentiell anwachsende Groppenpopulation ist als Folge der unter dem Prädations- druck der Kormorane sinkenden Abundanz größerer Fischarten und gleichzeitig als Ur- sache für deren sinkende Reproduktionserfolge zu deuten [10].

Autoren wie Akkermann [1], Müller [12] und Ebel [6] sehen in der zunehmenden Be- standsdichte der Kormorane eine Gefahr für die Gewässerfauna, der mit letalen Ver- grämungsmaßnahmen entgegengewirkt werden muss. Konträre Meinungen berufen sich vorrangig auf den Selbstregulierungsmechanismus, der für gewöhnlich jeder natür- lichen Räuber-Beute-Beziehung zugrunde liegt. Derartige Regelkreise funktionieren jedoch nur ohne weitere Störungen und solange kritische Populationsgrößen noch nicht unterschritten sind. Daher werden auch von Naturschutzverbänden lokal angepasste Lösungen zur Schadensbegrenzung nicht gänzlich abgelehnt [XVII].

Auch die Darstellungen der allgemeinen Schwierigkeiten bei den Bemühungen um den Erhalt der Flussperlmuschel von Fetthauer [III], [IV] und Nagel [13] im Fall der Nister sowie Altmüller [2] für die Lutter in Niedersachsen zeigen, dass die Fließgewässerprob- leme überwiegend anthropogen bedingt sind, sich damit aber auch durch menschliche Aktivitäten mittels geeigneter Maßnahmen wieder beheben oder zumindest reduzieren lassen.

20 Wanderfische, die vom Meer kommend den Fluss hinaufschwimmen, um dort zu laichen und als Juvenil-Stadium (beim Lachs als Parr-Stadium bezeichnet) verbringen [10]

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Unter diesen Voraussetzungen und in Anbetracht der zu erreichenden Ziele werden in der nachfolgenden Abbildung 12 das für die Nister relevante Wirkungsgeflecht mit Aus- wirkungen auf das aquatische Ökosystem dargestellt.

Abbildung 12: Ziele und Einflussfaktoren des Nistersystems

Zur Vereinfachung sind nur die unmittelbaren und maßgeblichen Beeinflussungen in Form von Pfeilen dargestellt. Die anthropogene Einflussnahme durch Landnutzung und Einleiter auf den Naturraum stellt eine zentrale Größe dar und wirkt maßgeblich auf die biotischen und abiotischen Faktoren. Die Wechselbeziehungen zwischen Algenauf- kommen, Fischfauna und Prädationsdruck hängen unmittelbar mit der Landnutzung bzw. den Einleitungen zusammen.

Ebenso sind die Gewässerstruktur und die Gewässerchemie hiervon beeinflusst. Beide haben einen entsprechend großen Einfluss auf die biologischen Bewertungskomponen- ten und damit auf den Zielwert Erfüllung der Vorgaben der WRRL.

Fehlende Gewässerentwicklungskorridore und Gewässerrandstreifen bedingen eine stärkere Sonnenbestrahlung des Gewässers (Temperaturanstieg sowie Erhöhung der Photosynthese-Leistung) sowie erhöhte Nährstoffeinträge. Das Algenaufkommen wird

- 19 - wiederum forciert. Im Zusammenhang mit der Algenblüte erfolgt weiter eine Kolmation der Gewässersohle.

Der Erhalt der Flussperlmuschel ist maßgeblich von der Abundanz potenzieller Wirtsfi- sche und damit der Fischfauna abhängig. Die typspezifische Fischfauna wiederum ist durch die Kormoran-Prädation stark verändert und teilweise gefährdet.

Konsequenterweise bedingen Erhalt der Flussperlmuschel und Erfüllung der Vorgaben der WRRL einander gegenseitig.

5.1. Handlungsfelder Zur Aufstellung eines Maßnahmenprogrammes ist es unabdingbar, dass alle Beteiligten und Anlieger sowie die zuständigen Behörden eine gemeinsame Basis finden. Im Wei- teren ist eine Auswahl an adäquaten und für alle Akteure tragbaren Maßnahmen zu tref- fen, wobei die vielfältigen und komplexen Wechselwirkungen zu berücksichtigen sind. Daher werden im Folgenden, nach derzeitigem Kenntnisstand, zielführende Maßnah- men beschrieben, die neben der höchsten Effektivität auch die vermutlich größte Ak- zeptanz aller Beteiligter aufweisen.

Bei den ausgewählten Maßnahmen wurde zudem die von der EG-WRRL geforderte Kosteneffizienz (vgl. Anhang III EG-WRRL) berücksichtigt.

5.1.1. Anzucht von Flussperlmuscheln

Neben dem Rückgang der Fischbestände in der Nister wirkt auch die Verstopfung bzw. Verschlammung des Kieslückensystems der natürlichen Vermehrung der Flussperlmuschel entgegen (vgl. Kapitel 3.1). Um sie vor dem Aussterben zu retten, sind daher Anzucht- maßnahmen sinnvoll und notwendig (siehe Abbildung 13). Ein bereits angelaufenes Pro- jekt in Kooperation mit der Biologischen Stati- on Aachen erscheint diesbezüglich erfolgsver- sprechend [III]. Ebenso deuten Aufzuchterfolge Abbildung 13: Reife Larven der Flussperl- muschel [13] in Österreich [XII] darauf hin, dass Anzucht-

- 20 - maßnahmen in Verbindung mit weiteren Verbesserungen der Gewässerstruktur und - chemie für die Revitalisierung der Flussperlmuschelpopulation in der Nister sehr aus- sichtsreich sein können.

5.1.2. Schutz heimischer Arten

Neu zugewanderte, nicht heimische Pflan- zen und Tiere stellen an der Nister ein er- hebliches Problem dar (vgl. Kapitel 3). Aber auch der indigene, sich zunehmend ausbrei- tende Kormoran beeinträchtigt den Fischbe- stand in erheblichem Umfang, so dass be- reits angelaufene Regulierungsmaßnahmen fortgesetzt werden müssen (vgl. Kapitel 3.1).

Neozoen wie die Bisamratte und auch der Waschbär (wie an der Lutter in Niedersach- sen nachgewiesen [2]) stellen eine ernstzu- nehmende Bedrohung für das Ökosystem der Nister dar. Die Erfahrungen haben ge- zeigt, dass bis zur Findung alternativer Me- Abbildung 14: Indigene Fischarten der Nister thoden, der bestehenden Gefahr nur durch Oben links: Barbe, rechts: Bachforelle, Mitte: Nase, unten: Äsche; Fotos: Fetthauer schnelle und effektive Regulierungsmaß- nahmen, vornehmlich in Form von letalen Vergrämungen, entgegengewirkt werden kann.

Neophyten wie die Herkulesstaude, der Staudenknöterich und das Indische Springkraut verdrängen die heimische Vegetation und zerstören die natürliche Artenvielfalt der ge- wässernahen Flora. Seit 2006 fortdauernde Regulierungsmaßnahmen der Herku- lesstaude haben gezeigt, dass nur ein gewässersystemumfassendes, konsequentes und nachhaltiges Vorgehen diesbezüglich erfolgversprechende Ergebnisse liefern kann [4].

5.1.3. Fischbesatzmaßnahmen Die Fischfauna hat sich innerhalb der letzten 10 Jahre stark verändert. Entgegen der stark expandierten Groppenpopulation hat der Bestand der größeren Fische um mehr

- 21 - als 90 % abgenommen [VI]. Diese Entwicklung wirkt sich negativ auf die gesamte Ge- wässerbiozönose aus.

Umfangreiche Aufzucht- und Besatzmaßnahmen können dieser Entwicklung bis zum Erreichen einer nachhaltigen Lösung bzw. Regeneration des Ökosystems entgegenwir- ken. Dabei sind nicht nur die als Wirtsfische für die Flussperlmuschel wichtigen Bachfo- rellen- und Lachsbestände, sondern auch andere für das Ökosystem relevante Fischar- ten wie z. B. Äschen, Barben oder Nasen (siehe Abbildung 14), auf gezielte Unterstüt- zung angewiesen. Erste Wiederbesatzmaßnahmen, die im Rahmen der ehrenamtlichen Tätigkeit der ARGE Nister erfolgten, zeigen bereits positive Effekte [V].

5.1.4. Reaktivierung von Altarmen und Rückzugsräumen

Geeignete Maßnahmen zur Unterstützung der natürlichen Regenerationsfähigkeit des indigenen Fischartenspektrums stellen bspw. das relativ kostengünstige Anlegen von sogenannten Rückzugstaschen sowie die Reaktivierung von Altarmen und die stellen- weise Öffnung von alten Wiesenbewässerungs- und Flutgräben dar (siehe Abbildung 15). Hierdurch werden neue Lebensräume für alle aquatischen Bewohner geschaffen. Da diese Maßnahmen auch der Renaturierung von Auen und damit auch dem Hoch- wasserschutz dienen, können sie im Rahmen der „Aktion Blau Plus“ gefördert werden.

SGD Nord SGD

Foto: Foto:

Abbildung 15: Altarm der Nister

Die nachfolgende Abbildung 16 gibt einen Überblick über aktuell erörterte Maßnahmen im Nistersystem. Diese könnten mit verhältnismäßig geringen Mitteln durchgeführt wer- den.

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Abbildung 16: Geplante Renaturierungsmaßnahmen an der Nister

5.1.5. Baumgalerien, Gewässerrandstreifen und -entwicklungskorridore

Gehölze an Fließgewässern spenden Schatten und helfen insbesondere in den Sommermonaten die Wassertemperatur niedrig zu halten. Die Wurzeln bestimmter Baumarten bieten einer Vielzahl von aquatischen Tieren Schutz vor Fressfeinden (siehe Abbildung 17; vgl. Kapitel 3). Älteres Ufergehölz generiert das für die Gewässerorganismen so wich- tige Totholz als zusätzliches, natürliches Habitat. Zusätzlich stabilisiert eine gezielte Bepflanzung der Gewässerufer mit geeigneten Baum- und Strauchar- Abbildung 17: Wurzeln einer Schwarzerle [5] ten die Ufer (Gewässerentwicklungsstreifen) und kann zu einer Reduzierung diffuser Nährstoffeinträge beitragen (Gewässerrandstreifen). Daneben tragen diese Maßnahmen durch Schaffung neuer Lebensräume zur Steige- rung der Artenvielfalt bei. Insbesondere die Erle, aber auch zahlreiche Salix21-Arten und Eschen sind als schnellwüchsige heimische Baumarten für die gezielte Bepflanzung der Ufer geeignet.

21 Weiden

- 23 -

5.1.6. Rückbau von Querbauwerken

Erst die Wiederherstellung der Durchgängigkeit macht eine barrierefreie Wanderung der gesamten aquatischen Fauna möglich. Sie ist ein wesentlicher Baustein zur Umsetzung der EU-WRRL und zwingend notwendig, um die Nister als „Lachsgewässer“ zu erhal- ten. Im Speziellen ist sie auch im Hinblick auf eine nachhaltige Revitalisierung der Flussperlmuschelbestände erforderlich (siehe Kapitel 3.1). Einige der Quer- bauwerke an der Nister sind bereits beseitigt bzw. umgebaut worden (z. B. das Dalex-Wehr und zwei Wehranla- gen in Stein-Wingert an der großen Nister, die Wasserkraftanlage Nauroth

und das Wehr Limbach an der Kleinen Nord SGD Foto: Nister [XXIII]). Weitere Maßnahmen Abbildung 18: Heberwehr „Nisterhammer“ sind bereits geplant - wie das Wehr des Klosters Marienstatt und das Heberwehr „Nisterhammer“ (siehe Abbildung 18).

Trotz dieser Bemühungen sind insgesamt immer noch eine große Zahl von Aufstiegs- hindernissen im Gewässerlauf der Nister vorhanden (vgl. Abbildung 8, Seite 11). Durch die Umgestaltung weiterer Querbauwerke könnte die Durchgängigkeit der Nister bereits erheblich verbessert werden (vgl. Kapitel 3.2).

5.1.7. Optimierung der Abwasserbeseitigung

Die in der EU-WRRL festgelegten Orientierungswerte für Gesamtphosphor-Konzen- trationen werden aktuell überschritten. Die Problematik der Nährstoffeinträge wurde bereits in Kapitel 3 erläutert. Das Optimierungspotential der an der Nister liegenden Kläranlagen muss daher zwingend genutzt werden, zumal hierfür auch verbesserte Fördermöglichkeiten gegeben sind.

Eine mögliche Reduktion der Pges-Einträge aus Kläranlagen kann einerseits durch die Anpassung der Phosphatfällungs-Stufe einiger v. a. größerer Kläranlagen (bspw. Grup- penkläranlage ) erreicht werden [2]. Daneben bieten auch einige kleine- re Kläranlagen, in erster Linie durch Anschluss an Kläranlagen mit einer höheren Aus- baugröße, die Möglichkeit die Pges-Emission zu reduzieren.

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Unter den Kläranlagen wurden Anlagen als P-Schwerpunktemittenten identifiziert, die zugleich ein Reduzierungspotenzial bzw. ein anderweitiges Optimierungspotenzial auf- weisen. Insbesondere die Kläranlagen oberhalb der Ausbaugröße von 1.000 EW wie Neustadt, Limbach Kleine Nister II, Hornister, Hof, Nister Hachenburg Nord, Stockhau- sen-Illfurt, - und Lautzenbrücken (siehe markierte Kläranlagen in Abbildung 19) lassen Optimierungsmaßnahmen zu, die kurzfristig durch Anpassungen der Anlagentechnik möglich wären.

Abbildung 19: Kommunale Kläranlagen am Nistersystem Vergrößerte Abbildung: siehe Anhang Auch die zahlreichen Mischwassereinleitungen aus RÜ´s und RÜB´s sind im Hinblick auf den Stand der Technik zu überprüfen. Erforderlichenfalls sind beispielsweise die Rückhaltevolumina zu vergrößern oder auch Kanalsanierungen zur Begrenzung des Fremdwasserzuflusses vorzunehmen. Die lokalen Möglichkeiten zur Anlage von Re- tentionsbodenfiltern sind zu prüfen.

Es ist nochmals und nachdrücklich darauf hinzuweisen, dass die Optimierung der Ab- wasserbeseitigung von grundlegender Bedeutung ist, um das Potenzial der übrigen im Vorfeld dargestellten Maßnahmen voll zur Geltung kommen zu lassen [18].

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5.1.8. Öffentlichkeitsarbeit

Die Sensibilisierung der Öffentlichkeit ist ebenfalls ein wichtiger Faktor bei der Erstel- lung zielführender Maßnahmen. Beispielsweise soll eine häufige Präsenz von Themen rund um die Nister in den Medien das Interesse sowie das Bewusstsein für den Fluss verbessern. Veranstaltungen u. a. an Schulen und Ortsfesten sind ebenso denkbar wie die Neugewinnung von Bachpaten. Die Mitwirkung von Berufsverbänden wie z. B. dem BWK und der DWA oder auch von Naturschutzverbänden ist ebenfalls anzustreben.

5.1.9. Organisation

Zur Ausarbeitung konkreter Maßnahmen soll Anfang 2016 ein „Nister-Beirat“ gegründet werden. Dieser setzt sich aus Vertretern der Kommunen, der SGD Nord und ggf. Ver- bänden zusammen und erarbeitet spezifische Maßnahmenpläne zur Umsetzung.

5.2. Bewertung der Wirksamkeit Anhand bereits vorliegender fachspezifischer Ausarbeitungen (u. a. [2], [4], [6], [13], [16]) kann eine Beurteilung der obigen Maßnahmen im Hinblick auf deren ökologische Potenziale bzw. hinsichtlich ihres Anteils an der Zielerreichung wie folgt vorgenommen werden:

Abbildung 20: Bewertungsmatrix der Maßnahmen

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Hinweis: Die Bewertungsmatrix in voller Größe inkl. zusammengefasster Erklärungen befindet sich im Anhang.

Im Einzelnen lässt sich der Erfolg der einzelnen Maßnahmen entsprechend nach Stärke der positiven Auswirkung geordnet wie folgt zusammenfassen.

Durch gezielte Maßnahmen zum Schutz einheimischer Arten sind starke positive Effek- te auf die Reduktion des Prädationsdrucks durch den Kormoran und dementspre- chend auch auf die Revitalisierung der Fischpopulation zu erwarten. Diese regulieren- den Maßnahmen bieten derzeit die einzige Möglichkeit, Neozoa und Neophyten einzu- dämmen und die von ihnen ausgehenden Gefahren zu minimieren. In der Summe wir- ken sich die Maßnahmen entsprechend positiv auf die Gewässerökologie aus. Sie for- cieren durch ihre Effekte auf die Fischfauna, indirekt die Revitalisierung der Flussperl- muschel-Population und können sich durch die steigende Abundanz herbivorer Fischar- ten begünstigend auf die Begrenzung des Algenaufkommens auswirken.

Geeignete Fischbesatzmaßnahmen dienen in erster Linie der Revitalisierung der Fischpopulation, wirken sich aber ebenso positiv auf die Flussperlmuschel aus. Her- bivore Arten, v. a. Nasen, grasen als „Weidegänger“ den Algenaufwuchs ab und können die Reduktion des Algenaufkommens beeinflussen. Auch einer guten Gewässerökolo- gie (im Sinne der WRRL) kommt eine gewässertypspezifische Abundanz der natürli- chen Fischfauna sehr entgegen. Einen begünstigenden Effekt können die Fischbesatz- maßnahmen ebenfalls auf die Reduktion des Prädationsdrucks haben: Hier kann die Groppen-Population durch Besatz mit Raubfischen (Lachse und Bachforellen) dezimiert werden. Begünstigende Effekte auf die Gewässerstrukturgüte sind durch die Bioturbati- on der Gründelfische (bspw. Barbe) zu erwarten. Dadurch wird der Kolmation im In- terstitialraum entgegengewirkt und so die Strukturgüte der Gewässersohle verbessert. Zuletzt wird durch das bereits erwähnte Abweiden der Algen die Gefahr einer Algenblü- te und der damit einhergehenden Verschlechterung des Gewässerchemismus entge- gengewirkt.

Eine Anzucht von Flussperlmuscheln wirkt sich positiv auf die Revitalisierung der Population sowie die Gewässerökologie insgesamt aus.

Die Reaktivierung von Altarmen und Anlage von Rückzugstaschen sowie die Öff- nung von Entwässerungsgräben fördern die Gewässerstrukturgüte und -ökologie und dienen auch der Erfüllung der Vorgaben der WRRL. Durch Schaffung neuer Lebens- räume sind positive Auswirkungen auf die Revitalisierung der Fischpopulation zu erwar-

- 27 - ten, was indirekt die Revitalisierung der Flussperlmuschelpopulation begünstigt. Zudem kann davon ausgegangen werden, dass der Prädationsdruck gemildert wird. Die nur begünstigende Bewertung der Auswirkungen auf die chemische Wasserqualität ist der absehbaren Nebenwirkung dieser Maßnahme zuzuschreiben. Einerseits kann mit einer Steigerung der Abbaurate organischen Materials gerechnet werden, andererseits aber auch mit einem Anstieg der Abbauprodukte. Ähnlich verhält es sich mit den Effekten auf die physikalische Wasserqualität. Zwar erfolgt in Stillwasserbereichen ein Rückhalt von Schwebstoffen, jedoch können auch negative Auswirkungen auf die Wassertemperatur und den Sauerstoffgehalt auftreten.

Baum- und Strauchgalerien an Gewässerentwicklungskorridoren haben in erster Linie sehr positive Effekte auf die Gewässerstrukturgüte. Insgesamt fördert diese Maß- nahme durchgehend die Zielerreichung der Vorgaben der WRRL. Es ist mit positiven Auswirkungen sowohl auf die physikalische Wasserqualität (Temperatur durch Beschat- tung) als auch auf die Gewässerökologie zu rechnen. Es werden Lebensräume für indi- gene Arten geschaffen. Nicht zuletzt werden durch die Ausweisung von Gewässer- randstreifen der Rückhalt diffuser Einträge unterstützt und begünstigende Auswirkun- gen auf die Wasserqualität erwartet. Diese Maßnahmen sind aufgrund der anzuneh- menden Förderung der Fischfauna und durch ihren indirekten Einfluss auf die Revitali- sierung der Flussperlmuschelpopulation positiv zu bewerten.

Die Schaffung der Durchgängigkeit wirkt sich sehr positiv auf die Gewässerökologie aus. Der Rückbau der Querbauwerke ist auch eine Hilfskomponente zur Umsetzung der EG-WRRL. Durch die Reduktion von unzureichend überschatteten Stauwasserflä- chen mit Akkumulationsneigung des organischen Materials kann zudem eine Verbesse- rung der chemischen und physikalischen Wasserqualität erreicht werden. Aufgrund der positiven Effekte auf die Revitalisierung der Fischpopulation sowie im Hinblick auf Wirts- fische kann auch hier mit einer positiven Auswirkung auf die Flussperlmuschelpopulati- on gerechnet werden.

Die Optimierung der Abwasserbeseitigung ist durch ihren sehr positiven Effekt auf die Wasserqualität und die Gewässerökologie ein entscheidendes Element für die Er- reichung der Zielvorgaben der WRRL. Die begünstigenden Auswirkungen auf die che- misch-physikalische Wasserqualität und die Tatsache, dass auch eine Kolmation des Interstitials durch geringeres Algenaufkommen vermindert wird, tragen ebenso zur Ver- besserung des ökologischen Gewässerzustands bei. Sämtliche biologischen Qualitäts- komponenten (Fische, Wirbellose, Wasserpflanzen, Kieselalgen) und insbesondere das

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Flussperlmuschelvorkommen profitieren von der Verminderung der Eutrophierungser- scheinungen durch zu hohe P-Einträge.

6. Fazit und Ausblick

Die vorliegende Ausarbeitung gibt einen Einblick in die ökologischen Perspektiven im Nistersystem. Die gegenwärtige Situation und die am Gewässer bereits realisierten oder begonnen Projekte zeigen deutlich das vorhandene naturräumliche Potenzial. Die bereits erreichten Erfolge können als wegweisend betrachtet werden. Der aktuelle Flussperlmuschelbestand zeigt jedoch, dass ein schnelles weiteres Handeln nötig ist.

Einzelne Maßnahmen alleine können keine nachhaltigen positiven Effekte herbeiführen. Nur ein aufeinander abgestimmter und gemeinschaftlich zu entwickelnder Maßnahmen- katalog kann zum Erfolg führen. Angesichts der Komplexität des Ökosystems ist es notwendig, sämtliche Ansatzpunkte weiterzuverfolgen und untereinander abzustimmen. Ein ständiger intensiver Austausch aller Beteiligten ist hierzu zwingend erforderlich. Für das dazu benötigte Forum wird angeregt den bestehenden „Runden Tisch Nister“ zu nutzen und für den geplanten „Nister-Beirat“ auszubauen.

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Abbildungs- und Quellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Lage des Nistereinzugsgebietes in Rheinland-Pfalz ...... 1

Abbildung 2: Nistersystem mit den 4 Wasserkörpern ...... 3

Abbildung 3: Erste Muschelfunde ...... 6

Abbildung 4: Fortpflanzungszyklus der Fluss-perlmuschel ...... 7

Abbildung 5: Kormorane an der Nister [6] ...... 8

Abbildung 6: Herkulesstauden an der Nister ...... 10

Abbildung 7: Ergebnisse der Regulierungsmaßnahmen der Herkulesstaude [4]...... 10

Abbildung 8: Querbauwerke an der Nister ...... 11

Abbildung 9: Algenblüte in der Nister ...... 12

Abbildung 10: Landnutzungen, Regenüberläufe und Regenüberlaufbecken ...... 13

Abbildung 11: P-Emissionen der Nisterteileinzugsgebiete ...... 14

Abbildung 12: Ziele und Einflussfaktoren des Nistersystems ...... 19

Abbildung 13: Reife Larven der Flussperl-muschel [13] ...... 20

Abbildung 14: Indigene Fischarten der Nister ...... 21

Abbildung 15: Altarm der Nister ...... 22

Abbildung 16: Geplante Renaturierungsmaßnahmen an der Nister ...... 23

Abbildung 17: Wurzeln einer Schwarzerle [5] ...... 23

Abbildung 18: Heberwehr „Nisterhammer“...... 24

Abbildung 19: Kommunale Kläranlagen am Nistersystem ...... 25

Abbildung 20: Bewertungsmatrix der Maßnahmen ...... 26

Abbildung 21: Jagdstrecken des Waschbären ...... XIII

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Literaturverzeichnis

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[18] TU KAISERSLAUTERN (2008): Entwicklung wissenschaftlich fundierter Vorschläge (Leitfaden) zur Aufstellung von Maßnahmenprogrammen bzw. -kombi- nationen unter Berücksichtigung der ökologischen Wirksamkeit sowie der ökonomischen Effizienz am Beispiel von Phosphor. Schlussbericht, März 2008; Kaiserslautern.

[19] WESTERMANN, F. (2013): Die Nister – Fragen der künftigen Bewirtschaftung an einem Fließgewässersystem des Westerwaldes mit besonders hohem ökologischen Wert und Entwicklungspotenzial. Eine Zwischenbilanz: Ausgangslage - Ziele – offene Fragen; Entwurf (Westermann, Stand 17.6.13); Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz (intern), Mainz.

- III -

[20] WESTERMANN ET AL. (2011): F. Westermann, Dr. J. Fischer, Dr. T. Ehlscheid, Dr. S. Wanner, Dr. O. Prawitt, P. Loch, Dr. K. Wendling: Gewässerzu- standsbericht 2010 - Ökologische Bilanz zur Biologie, Chemie und Bio- diversität der Fließgewässer und Seen in Rheinland-Pfalz; Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz, Mainz und Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten, Mainz.

Internetseiten

[I] www.aktion-blau-plus.rlp.de: Quelle: http://www.aktion-blau-plus.rlp.de/servlet/ is/8380/

[II] ARGE Nister-Blog [1]: Quelle: http://argenister.wordpress.com/2013/08/14/ kalmuspflanzung-in-versuchsphase/

[III] ARGE Nister-Blog [2]: Quelle: http://argenister.wordpress.com/

[IV] www.ARGE-Nister.de [1]: Quelle: http://www.arge-nister.de/Ziel-der-ARGE/ziel-der- arge.html

[V] www.ARGE-Nister.de [2]: Quelle: http://www.arge-nister.de/Erfolge-der-ARGE/ erfolge-der-arge.html (2014)

[VI] www.ARGE-Nister.de [3]: Quelle: http://www.arge-nister.de/Der-Lachs/der-lachs.html

[VII] www.bfn.de: Quelle: http://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/service/skript204.pdf

[VIII] www.bsh-natur.de: Quelle: http://www.bshnatur.de/uploads/Merkbl%C3%A4tter/ 065%20-%20Kormorane.pdf

[IX] www.colorado.edu: Quelle: http://www.colorado.edu/geography/geomorph/ envs_5810/vannote_1980.pdf

[X] www.diewaschbaerenkommen.de: Quelle: http://www.diewaschbaerenkommen.de/ html/verbreitung.html bzw. http://www.diewaschbaerenkommen.de/html/ jagdstrecken.html

[XI] www.entenlacke.com: Quelle: http://www.entenlacke.com/flora-fauna/ flussperlmuschel/körperbau-und-fortpflanzung/

[XII] www.flussperlmuschel.at: Quelle: http://flussperlmuschel.at/bisherige- artenschutzbemuehungen.html

[XIII] www.geoportal-wasser.rlp.de: Quelle: http://www.am.rlp.de/Internet/AM/NotesAM.nsf/ amwebombro/ce8964b69eb243f7c12573ef002f58b1?OpenDocument&Table Row=2.4#2.

[XIV] www.IUCN.org: Quelle: http://www.iucnredlist.org/details/12799/0

[XV] www.nabu-braunschweig.de: Quelle: http://www.nabu-braunschweig.de/herkules.htm

- IV -

[XVI] www.nabu.de[1]: Quelle: http://www.nabu.de/aktionenundprojekte/vogeldesjahres/ 2010-kormoran/

[XVII] www.nabu.de[2]: Quelle: http://www.nabu.de/aktionenundprojekte/vogeldesjahres/ 2010-kormoran/meldungen/12754.html

[XVIII] www.nabu.de[3]: Quelle: http://www.nabu.de/ratgeber/neobiota_branschweig.pdf

[XIX] www.natura2000.rlp.de[1]: Quelle: http://www.natura2000.rlp.de/steckbriefe/ index.php?a=s&b=g&c=ffh&pk=FFH5212-303

[XX] www.natura2000.rlp.de[2]: Quelle: http://www.naturschutz.rlp.de/?q=natura2000

[XXI] www.schriften.uni-kiel.de: Quelle: http://www.schriften.uni-kiel.de/Band%2069/ Heinrich.pdf

[XXII] www.umweltbundesamt.de: Quelle: http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/ resilienzvermoegen-von-interstitialraeumen

[XXIII] www.westerwald-kreis.de: Quelle: http://www.westerwald-kreis.de/archiv.php? id=1131

Rechtsnormen

BArtSchV - Bundesartenschutzverordnung: Verordnung zum Schutz wild lebender Tier und Pflanzenarten; Neufassung vom 16. Februar 2005, Stand: 21.01.2013

BNatSchG - Bundesnaturschutzgesetz; Neufassung vom 29. Juli 2009, Stand: 1.09.2013

EU-WRRL - Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen Parlamentes und des Rates vom 23. Oktober 2000 zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik

FFH-Richtlinie Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie bzw. Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen, Stand: 01.01.2007

LWG - Wassergesetz für das Land Rheinland-Pfalz; Neufassung vom 22. Januar 2004, Stand: 29.07.2015

LNatSchG - Landesnaturschutzgesetz: Landesgesetz zur nachhaltigen Entwicklung von Natur und Landschaft in Rheinland-Pfalz; Neufassung vom 28. September 2005, Stand: 22.06.2010

Landesverordnung zur kontrollierten Entwicklung der Kormoranbestände vom 9. Februar 2009 des Landes Rheinland-Pfalz

WHG - Wasserhaushaltsgesetz: Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts; Neufassung vom 31. Juli 2009, Stand: 07.08.2013

- V -

Anhang

Abbildung 2: Nistersystem mit den 4 Wasserkörpern

- VI -

Abbildung 8: Querbauwerke an der Nister

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Abbildung 10: Landnutzungen, Regenüberläufe und Regenüberlaufbecken

- VIII -

Abbildung 11: P-Emissionen der Nisterteileinzugsgebiete

- IX -

Abbildung 16: Geplante Renaturierungsmaßnahmen an der Nister

- X -

Abbildung 19: Kommunale Kläranlagen am Nistersystem

- XI -

Abbildung 20: Bewertungsmatrix der Maßnahmen

1 die Groppepopulation kann durch Besatz mit Raubfischen (Lachs, Bachforelle) dezimiert werden 2 v.a. Nasen grasen als Weidegänger den Algenaufwuchs ab und können somit das Algenaufkommen sichtlich reduzieren 3 durch Bioturbation der Gründelfische (z. B. Barbe) im Interstitialraum wird der Kolmation entgegengewirkt und damit die Strukturgüte der Gewässersohle verbessert 4 das Abweiden der Algen bspw. durch Nasen verringert die Gefahr einer Algenblüte und der damit einhergehenden Verschlechterungen des Gewässerchemismus 5 in Anbetracht der damit wachsenden Zahl der Versteckmöglichkeiten kann davon ausgegangen werden, dass der Prädationsdruck durch den Kormoran gemildert wird 6 hier kann einerseits mit einer Steigerung der Abbaurate, andererseits muss aber auch mit einem Anstieg der Abbauprodukte gerechnet werden 7 diese können sich einerseits positiv als „Absetzbecken für Schwebstoffe“, andererseits aber auch negativ auf die Wassertemperatur und den O2-Gehalt auswirken 8 vermindern durch Beschattung das Aufkommen der Herkulesstaude erheblich, bieten jedoch auch Lebensraum für Neozoa 9 hier könnten schnellwüchsige „Monokulturen“ der natürlichen Vielfalt entgegenstehen 10 im Hinblick auf Wirtsfische kann mit einer positiven Auswirkung auf die Flussperlmuschelpopulation gerechnet werden 11 die Kolmation des Interstitials wird indirekt durch geringeres Algenwachstum vermindert - XII -

Abbildung 21: Jagdstrecken des Waschbären

Jagdstrecken des Waschbären [X] nach Landkreisen die in den Jagdjahren 2000/01, 2001/02 und 2002/03 erfasst wurden. Für die Deutschland-Karte wurden die Summen aller drei Jahre verwendet. Die Einzeldaten für jedes Jahr und jeden Landkreis in Rheinland-Pfalz sind der Tabelle zu entnehmen.

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