11 Der Bezirk Gmünd 49
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DIPLOMARBEIT Titel der Diplomarbeit Arbeitsmarkt und Arbeitslosigkeit im Bezirk Gmünd unter besonderer Berücksichtigung der Situation von Frauen Verfasser Markus Lohninger angestrebter akademischer Grad Magister der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (Mag.rer.soc.oec.) Wien, im Dezember 2011 Studienkennzahl lt. Studienblatt: A 121 Studienrichtung lt. Studienblatt: Soziologie (sozial-/wirtschaftsw.Stud.) Betreuer: Univ. Prof. Dr. Roland Verwiebe Eidesstattliche Erklärung Ich, Markus Lohninger, erkläre hiermit an Eides statt, dass ich die vorliegende Diplomarbeit bzw. die gekennzeichneten Passagen selbstständig verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und mich auch sonst keiner unerlaubten Hilfe bedient habe. Die Diplomarbeit wurde von mir weder im In- noch im Ausland in irgendeiner Form als Prüfungsarbeit vorgelegt. Wien, im Dezember 2011 I 1 Vorwort und Danksagung Als ich mich vor 15 Monaten auf die Suche nach einem Thema für meine Abschlussarbeit begab, da stand vor allem Anderen fest, dass ich die neben dem Fulltimejob teuer abgezweigte Zeit nicht für das Studium von Daten gesichtsloser Menschen aus riesigen Datenbanken mit fix vorgegebenen und nicht weiter konkretisierbaren Fragenkategorien zubringen möchte. Selbstverständlich hat ein solches seine Berechtigung. Mein Interesse gilt aber alleine schon von Berufs wegen den Menschen meiner Umgebung, der Art und Weise, wie sie ihre Biografien entwickeln sowie den Rahmenbedingungen, unter denen sie das tun und die auf sie wirken. Der Weg führte also in die qualitative Forschung. Ich wollte konkrete Antworten auf Fragen über Zusammenhänge erhalten, die in meinem Umfeld geschehen und doch oft nur schemenhaft erahnt oder gar anhand irgendwann und irgendwo aufgeschnappter Urteile unterstellt werden. Wenn zu lesen und hören ist, dass es um den Arbeitsmarkt meines Heimatbezirks Gmünd im Waldviertel im nordwestlichen Niederösterreich gar so schlecht bestellt sei, während auch laufend Erfolgsmeldungen an die Öffentlichkeit geraten, dann drängt sich die Frage auf, wo solche Gegensätze ihre Ursprünge haben. Begriffe wie „Arbeitsmarkt“, „Arbeitslosigkeit“, „Doppelbelastung“ oder „Peripherie“ stehen plötzlich im Raum und erzeugen gewisse Bilder – diese mit etwas Leben, bezogen auf konkrete Fälle unter spezifischen regionalen Rahmenbedingungen, zu füllen ist das Ziel dieser Arbeit. Womöglich mag es gelingen, unterschiedliche Vorstellungen und Probleme aufzuzeigen, gegenüberzustellen und letztlich Denkprozesse in Gang zu setzen, wie dem offensichtlichen Mismatch am Gmünder Arbeitsmarkt – mit im regionalen Vergleich vielen gut bezahlten Jobs und zugleich einer überdurchschnittlich hohen Arbeitslosigkeit vor allem von Frauen – ein Stückchen besser entgegengetreten werden kann. Aufrichtig danken möchte ich jenen, die mich in vielen Jahren des Studiums unterstützten und nun anspornten, auch diesen letzten Schritt noch zu tun, mir dabei mit Rat und zuweilen auch hitzigen Diskussionen zur Seite standen: Mag. Petra SUCHY (deren lange Erfahrung im Lektorat hoffentlich auch dieser Arbeit zu einer einigermaßen korrekten Schreibweise verhalf) und der großen LOHNINGER - Dynastie, aus der ich niemanden hervorheben möchte und es doch tun muss – ich danke meinem Bruder, Dr. Daniel LOHNINGER , der mir die eine oder andere Unschärfe im Kapitel über die aktuelle Situation am Gmünder Arbeitsmarkt aufzeigte und mich damit ein Stückchen mehr in die richtige Richtung stupste. II Ich danke auch meinem Diplomarbeitsbetreuer Univ. Prof. Dr. Roland VERWIEBE für die fachliche Unterstützung in den vergangenen Monaten und den zugleich gewährten Freiraum, wenn es darum ging, Wege und Möglichkeiten für die weitere Ausrichtung der Arbeit zu suchen und zu finden. Großen Dank schulde ich zudem Mag. Danièle LIPP , die meinen „Dropout“ aus dem Studium einst mit der Kraft der Argumente zu verhindern wusste. Meine Anerkennung gilt weiters Ao. Univ. Prof. Dr. Reinhold KNOLL sowie Ao. Univ. Prof. Dr. Roland GIRTLER , deren Vorlesungen ich vielleicht weniger auswendig gelernten Lehrstoff, dafür aber eine konkrete Vorstellung dessen verdanke, was es heißt, sich kritisch einer Fragestellung zu nähern und Forschung nicht mit anonymen und „ungreifbaren“, sondern mit tatsächlich lebenden und handelnden Menschen betreiben zu wollen. Dass sie sich als solche für meine Untersuchung zur Verfügung gestellt haben, dafür danke ich allen meinen zehn Interviewpartnern herzlich. Ohne ihr Vertrauen und ihre Bereitschaft, sich aktiv am Gespräch zu beteiligen und auch unangenehme persönliche Angaben zu machen, wäre mein Vorhaben zum Scheitern verurteilt gewesen. Danke in diesem Zusammenhang auch an die Projektbetreuerinnen von „lebmit & bunttex“, vor allem an Hertha HIEMETZBERGER , die großartige Arbeit für die Zusammenstellung der Interview-Teilnehmergruppe und den Ablauf der Befragungen leistete. Nicht vergessen möchte ich weiters darauf, mich bei Gerhard ABLEIDINGER – dem Leiter des Arbeitsmarktservice im Bezirk Gmünd – zu bedanken: Er hat mir zum Zeitpunkt der konkreten Themensuche für die Diplomarbeit in einem informellen Gespräch wichtige Anstöße geliefert, in welche Richtung die Reise gehen könnte. III 2 Zusammenfassung Die vorliegende Diplomarbeit will einen Bogen von der historischen Entwicklung des Arbeitsmarktes im Bezirk Gmünd in Niederösterreich über dessen aktuellen Zustand und darauf aufbauend bis zu den wesentlichsten Herausforderungen darin handelnder Menschen und Unternehmen spannen. Nach einer allgemeinen Literaturbesprechung umfasst dies unter anderem die Klärung der Frage, wie hier binnen einiger Jahrzehnte große Teile der Bevölkerung verlernten, sich selbst mit Nahrungsmitteln und Gütern zu versorgen, während sie zugleich in einen Sog der Abhängigkeit von Entscheidungen gerieten, die an anderen Orten und nicht mehr in Zusammenhang mit regionalwirtschaftlichen Strömen gefällt wurden. Es umfasst auch die Fragen, wie sich unter diesen Voraussetzungen der lokale Arbeitsmarkt wandelte und welche Konsequenzen diese Entwicklung für heute hier von einem Erwerbseinkommen abhängige Menschen mit sich brachte. Bei Betrachtung der Situation am Arbeitsmarkt prallen widersprüchliche Fakten aufeinander. Diese malen einerseits das düstere Bild eines Bezirkes mit starken Bevölkerungsrückgängen, das von wenigen freien Stellen, hoher Arbeitslosigkeit insbesondere bei Frauen und einer langen Verweildauer in der Erwerbslosigkeit getönt ist. Zugleich kann nicht ignoriert werden, dass das Lohnniveau bei Frauen, Männern, Angestellten und Arbeitern weit über jenem der weiteren Bezirke im Waldviertel liegt und auch den Vergleich mit dem Landes- und Bundestrend nicht scheuen muss. Auch das Jobangebot ist groß, Betriebe liefern den Gemeinden auf Einwohner aufgerechnet den höchsten Kommunalsteuerertrag des Waldviertels, lassen also im regionalen Vergleich auf das höchste Arbeitskräfteaufkommen schließen. Doch scheint das Matching von angebotener und nachgefragter Arbeitskraft nicht zu passen, also müssen – im Gegensatz zum landesweiten Trend und zu den Nachbarbezirken – fast so viele Menschen anderer Bezirke einpendeln, wie den Bezirk als Auspendler verlassen. Ein Interview mit dem Personalmanager eines der größten Betriebe im Bezirk gibt Aufschlüsse über diesen Widerspruch. Er könnte mehr Menschen einstellen. Das spießt sich aber im Fall von Fachkräften an der abgeschiedenen Lage oder starker Konkurrenz um solche Mitarbeiter, im Fall häufig nachgefragter weiblicher Hilfskräfte wird primär ein in Teilen der lokalen Gesellschaft noch stark verankertes weibliches Rollenbild der Hausfrau und Mutter als Problem unterstellt. Welche Biografien Frauen tragen, die längerfristig keinen Platz am Arbeitsmarkt finden, das wird schließlich durch problemzentrierte Interviews mit neun Teilnehmerinnen des Gmünder Projektes „lebmit & bunttex“ für langzeitarbeitslose Frauen erhoben. IV Sie alle haben individuelle Zugänge zur Arbeitslosigkeit, ihre Lebensgeschichten weisen aber teils klare Gemeinsamkeiten auf, die sich zu fünf Typen von Frauen im Projekt gruppieren lassen: „die junge Orientierungslose“, „die Pragmatische“, „die Kranke“, „die allein Gelassene“ sowie „die Pensions-Schockierte“. Die befragten Frauen unterscheiden sich in den Gründen für den Eintritt in ihre aktuelle Arbeitslosigkeit kaum von Menschen anderer Regionen: zu alt, zu teuer, zu krank, eigene Kündigung, Betriebsschließung, Stellenabbau, Erfahrungen mit Mobbing oder kein Jobangebot nach Abschluss der Ausbildung. Regionale Differenzen liegen jedoch in den Begleitumständen der Arbeitslosigkeit und möglichen Wegen heraus. So lässt die Verknüpfung der fünf gebildeten Beschreibungskomplexe von Frauen des Projektes „lebmit & bunttex“ mit dem Hintergrund des lokalen Arbeitsmarktes und den Anknüpfungspunkten aus dem Experteninterview vor allem drei Problembereiche hervortreten: - regionsspezifische Besonderheiten durch die Abhängigkeit von der Verfügbarkeit und Flexibilität öffentlicher Infrastruktur in Fragen der beruflichen Mobilität bei der Jobwahl genauso wie bei der -ausübung oder der Kindererziehung; - womöglich ebenso in der regionalen Lage begründete Auffassungsunterschiede zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, als deren Folge Frauen zumindest für Hilfstätigkeiten häufiger zum Wunsch nach Stundenreduzierung denn nach einer Ausdehnung des Arbeitsverhältnisses in Richtung Vollzeit zu tendieren scheinen; - ein ausbaufähiges Selbstbild: Der Gmünder Bezirk steht nicht so schlecht da, wie er von darin handelnden Menschen