BIOSPHÄRENRESERVAT BLIESGAU, NATURPARK -HUNSRÜCK UND NATIONALPARK HUNSRÜCK-HOCHWALD Nationale Naturlandschaften im Ich wünsche mir mehr Miteinander. Das führt zu neuen Ideen und gemeinsamen Initiativen.

Reinhold Jost | Minister für Umwelt und Verbraucherschutz im Saarland

Nationale Naturlandschaften im Saarland Wo Großes im Kleinen entsteht.

Gemeinsam mit dem Sonah-Verlag hat das Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz in den Jahren 2018 und 2019 in einer kleinen Serie die drei „Nationalen Naturlandschaf- ten“ im Saarland vorgestellt. Dazu zählen der Naturpark Saar-Hunsrück, wo Schutz und Entwicklung der Kultur- Kempfeld landschaft für Mensch und Tier im Rheinland-Pfalz

Vordergrund stehen; der National- Erbeskopf *# park Hunsrück-Hochwald, dessen Konzept dazu im Gegensatz steht: Hier soll die Natur sich selbst über- Hermeskeil Birkenfeld lassen werden. Und schließlich das Mannebach UNESCO-Biosphärenreservat Bliesgau, Otzenhausen

g welches sich als Modellregion für den r

u Erhalt der Kulturlandschaft und eine b m

e nachhaltige Entwicklung engagiert. x Orscholz u

Tholey © LVGL Saarland Karte L St. Wendel Die „Nationalen Naturlandschaften“ Rheinland-Pfalz sind die Dachmarke, unter der deutsch- Lebach Dirmingen landweit alle Nationalparke und Bio- Neunkirchen sphärenreservate sowie einige Natur- Gisingen parke und erste Wildnisgebiete vereint Homburg Bouzonville sind. Dachorganisation ist der Verein St. Ingbert Nationale Naturlandschaften e.V., der Frankreich Saarbrücken Blieskastel in Zusammenarbeit mit Ländern und Völklingen Umweltverbänden agiert. Mit ihm zusammen hat das saarländische Um- Gersheim weltministerium die Kampagne „Na- tionale Naturlandschaften im Saar- Frankreich land“ gestartet. Ziel ist einerseits die Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen bessere Wahrnehmung der hiesigen „Nationalen Naturlandschaften“, an- dererseits eine verstärkte Zusammen- arbeit zwischen den drei Gebieten. Nationale Naturlandschaften im Saarland | 1 Recktenwald Franz Josef ©

Sonah Ausgabe 6 | 4/2018

Sonah Ausgabe 7 | 1/2019

Ausgabe 6 4/2018 September, Oktober, November 4,80 Euro

Wissenswertes & Überraschendes... & Wissenswertes Sonah Ausgabe 8 | 2/2019 4,80 Euro Dezember, Januar, Februar 1/20191/2019 Ausgabe 7

Wissenswertes & Überraschendes...

4,80 Euro 4,80

März, April, Mai April, März,

2/2019 Ausgabe 8 8 Ausgabe

Wissenswertes & Überraschendes...

Heimat der Fl ed Foto © Sonah Verlag Foto © Sonah Einfaches Leben er m a im Gestein u

s Die Felsenhäuser & mehr sto von Graufthal pe en Schatzkästchen Natur- r h park Saar-Hunsrück ö Lenchen, Geliebte M toffelb ot Anika Meyer | Verlag & Redaktion Sonah Magazin Kar , La des Karl Marx ttw er Ottweiler Porzellan Vom berühmtesten sc h Eines der teuersten „Bet tsä & Dienstmädchenäc der Welt he Festtagsmenü der Welt r m “ der Landfrauen e

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r htum c Das Salz im Sulzbach rau Die Winterwelt Ein versunkenes Ein langer Traum, der -B er Heimische Küche t ausräuchern „Versailles“ kurze Zeit wahr wurde in „Die Nationalen Naturlandschaften im Herbst Rezepte, Spiele Burgen, Festungen, und mehr W Altes Frühlings- Schlösser B iosp Brauchtum hä re B im Saarland bieten vielfältige, bis- l Homburg unter ie „Maaien“ im Winter s g Von lebenswichtigen a der „Sonne“ uDas ErbsenradSchu h-G von esc Befestigt wie kaum Abenden hi ch weilen traumhaft schöne Land- te eine zwei Stadt

„Bermasenser Schlabbe“ & Schnäbel Mit Sack, Pack striche. Doch sie sind mehr als das – Heimat für Mensch und Tier und Königin Wenn Waldameisen sie sind ein Stück Identität. Sie sind umziehen ein lebendiges Zeichen eines Um- bruchs in unserer Gesellschaft und verknüpfen in spannender Weise Gemeinsame Serie des Ministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz und dem Magazin "Sonah" zu den die Vergangenheit mit der Zukunft.“ Nationalen Naturlandschaften im Saarland." 22 | Nationale Naturlandschaften im Saarland

Die drei Nationalen Naturlandschaften im Saarland bieten viele traumhaft grüne Plätze, um die Seele baumeln zu lassen. Diese Schatzkammern der saarländischen Natur umfassen rund 60 Prozent der Landesfläche. © Eike Dubois Nationale Naturlandschaften im Saarland | 3

Inhalt

Vorwort Reinhold Jost, Minister für Umwelt und Verbraucherschutz … … … … … … 5

Nationale Naturlandschaften … … … … … … … 6

UNESCO-Biosphärenreservat Bliesgau … … … 8

Naturpark Saar-Hunsrück … … … … … … … … 26

Nationalpark Hunsrück-Hochwald … … … … … 42

Impressum … … … … … … … … … … … … … … … 60 4 | Nationale Naturlandschaften im Saarland V. .

Die „Nationalen Naturlandschaften“ in Deutschland Karte © Nationale Naturlandschaften e Karte Nationale Naturlandschaften im Saarland | 5 © MUV Saarland

Vorwort

Wussten Sie schon, dass das Saar- Das Biosphärenreservat ist aber auch Andererseits wünsche ich mir aber land über drei „Nationale Naturland- eine Region im Wandel, die seit langer vor allem, dass die Schutzgebietsver- schaften“ verfügt? Das Biosphären- Zeit durch eine traditionell bäuerliche waltungen noch stärker zusammen- reservat Bliesgau sowie die saarlän- und extensive Landwirtschaft geprägt arbeiten und sich auch gemeinsam dischen Teile des Naturparks Saar- ist. nach außen präsentieren. Das schafft Hunsrück und des Nationalparks Mehrwerte zum Nutzen von Mensch Hunsrück-Hochwald umfassen rund Neben dem Biosphärenreservat haben und Natur, führt zu neuen Ideen und 60 Prozent der Landesfläche. Sie wir den Naturpark Saar-Hunsrück, der gemeinsamen Initiativen. „Kurze bieten neben naturnahen Landschaf- sich bis nach Rheinland-Pfalz erstreckt Wege“ sind bekanntlich ein ten jede Menge Naturerlebnisse und und der inmitten einer der 30 ausge- saarländisches Markenzeichen. „grüne“ Angebote der Premiumklasse. zeichneten „Hotspot-Regionen“ der biologischen Vielfalt in Deutschland Die „Nationalen Naturlandschaften“ „Nationale Naturlandschaften“ sind liegt. sind uns einiges wert und das ist gut die Dachmarke, unter der seit dem angelegtes Geld. Jahr 2005 alle deutschen National- Im Naturpark liegt dann noch das parke und Biosphärenreservate, viele „Naturschutz-Sahnehäubchen“ der Naturparke und erste Wildnisgebiete Großschutzgebiete, der länderver- vereint sind. Insgesamt sind dies weit bindende Nationalpark Hunsrück- über 100 Gebiete in Deutschland. Hochwald, der im Jahr 2015 von den Hinter dieser Initiative steckt „Natio- Ländern Rheinland-Pfalz und Saar- nale Naturlandschaften e.V.“ als Dach- land eröffnet wurde. „Natur Natur organisation in Zusammenarbeit mit sein“ lassen ist das Credo des Nati- Ländern und Umweltverbänden. Im onalparks im Zeichen der Wildkatze Saarland schlossen sich auf meine und der Keltengeschichte. Insgesamt Reinhold Jost Initiative hin im Frühjahr 2018 alle nehmen diese drei Großschutzgebiete Minister für Umwelt und drei saarländischen Großschutzge- im Saarland eine Fläche von rund Verbraucherschutz biete zu den „Nationalen Naturland- 1.500 Quadratkilometern ein. Unsere schaften im Saarland“ zusammen. „Nationalen Naturlandschaften“ sind damit ein starkes Stück Natur! Da ist zunächst das UNESCO-Biosphä- renreservat Bliesgau als Modellregion Mit meiner Initiative verfolge ich für die nachhaltige Entwicklung. Hier einerseits den Aufbau eines einheit- stehen die Natur und der wirtschaf- lichen Erscheinungsbildes unserer tende Mensch im Mittelpunkt. Hier Großschutzgebiete – im Sinne eines wird gezeigt, wie in einer konkreten Bündnisses für Natur und Mensch. Landschaft nachhaltige Entwicklung Dies ermöglicht eine Wiedererken- gelingen, wie man dort Naturschutz nung nach innen und außen, zum und Wirtschaft zusammen bringen Beispiel durch die einheitlichen kann. Schutzgebiets-Logos.

6 | Nationale Naturlandschaften im Saarland © Peter Michael Lupp

Biosphärenreservate sind beispielgebend für ein ausgewogenes Verhältnis von Naturparks bewahren und entwickeln menschlicher Nutzung, natürlichen Kreisläufen und regionaler Wertschöpfung. Kulturlandschaften für die Erholung von Mensch und Natur.

Nationale Naturlandschaften – das lebendige Naturerbe

Überall in Deutschland gibt es ge- lebenden Tieren einen geschützten Nationalparks eine Einheit und treten schützte Landschaften, die das Natur- Lebensraum und seltenen Pflanzen als Nationale Naturlandschaften ge- erbe für die Menschen bewahren und die Möglichkeit, sich frei zu entfalten. meinsam auf. Als Erfahrungsräume entwickeln. Sie reichen vom scheinbar Dadurch sind sie faszinierend und für Naturerleben und Erholungsge- endlosen Wattenmeer bis zu verwun- lehrreich zugleich. Und sie bewahren biete für die gesamte Bevölkerung – schenen Wäldern nah am Königssee. ein unersetzliches Erbe: die Natur sowohl für gestresste Stadtbewohner Sie erstrecken sich von der Quelle als unsere Lebensgrundlage. Die als auch für naturinteressierte Aktiv- eines kleinen Flusses in der Eifel bis Großschutzgebiete sind Vielfalt und urlauber – sind die Nationalen Natur- zu einer weitläufigen Teichlandschaft Einheit in Einem. Sie sind ein Stück landschaften Anlaufstelle für Anwoh- in der Lausitz. Nirgendwo sonst lässt Meer in Mecklenburg-Vorpommern, ner und Touristen aus dem In- und sich die Natur in ihrer Schönheit und ein pfälzisches Waldgebiet oder eine Ausland. Vielfalt so direkt erfahren wie in den mitteldeutsche Flusslandschaft. deutschen Nationalparks, Biosphä- Eines ist ihnen gemeinsam: das Ziel, [Aus dem Leitbild NNL e. V.] renreservaten und Naturparks – den Natur zu schützen und Landschaften Nationalen Naturlandschaften. Jede zu bewahren. Dafür bilden deutsche für sich ist einzigartig. Sie bieten wild Naturparks, Biosphärenreservate und

Nationale Naturlandschaften im Saarland | 7 © Herbert Thormeyer © Brigitte Krauth | Naturpark Saar-Hunsrück

Nationalparks sind Landschaften, in denen Natur Natur sein darf, ein echter Rückzugsort für die scheue Wildkatze.

Nationale Naturlandschaften zur Erbauung und zum Nutzen heutiger und zukünftiger Generationen

Aus dem Leitbild

Die Nationalen Naturlandschaften gliedern sich in: • 18 Biosphärenreservate, 16 davon mit UNESCO-Anerken- nung, sind Modellregionen für ein ausgewogenes Mitein- ander von Mensch und Natur. Sie zeigen, wie in einer kon- kreten Landschaft nachhaltige Entwicklung gelingen, wie man dort Naturschutz und Wirtschaft zusammen bringen kann. Biosphärenreservate befinden sich zum Beispiel in Südost-Rügen, im Spreewald, in der Rhön und im Süd- westen des Saarlandes im Bliesgau. • 105 Naturparks, die Kulturlandschaften für die Erholung von Mensch und Natur bewahren und entwickeln. Natur- parks finden Sie zum Beispiel im Südschwarzwald, am Kyff- häuser und im Saar-Hunsrück. • 16 Nationalparks, die Räume für wieder gewonnene Wildnis schaffen. Sie sind unverzichtbar für die biologische Vielfalt unserer Erde. Nationalparks gibt es zum Beispiel im Harz, Die deutschen Nationalparks, Biosphären- in der Sächsischen Schweiz, im Kellerwald in Hessen und reservate und Naturparks präsentieren sich den Nationalpark Hunsrück-Hochwald grenzüberschrei- gemeinsam unter der Dachmarke „Nationale tend und verbindend in Saarland und Rheinland-Pfalz. Naturlandschaften“. 8 | NationaleNationale Naturlandschaften Naturlandschaften im im Saarland Saarland

Biosphärenreservate: Modellregionen für ein ausgeglichenes Zusammenleben von Mensch und Natur

Biosphärenreservate sind Modellregionen, in denen das Zusammen- leben von Mensch und Natur beispielhaft entwickelt und erprobt wird. Sie schützen Kulturlandschaften vor zerstörenden Eingriffen und erhal- ten und entwickeln wertvolle Lebensräume für Mensch und Natur. Sie sorgen für ein ausgewogenes Verhältnis von menschlicher Nutzung und natürlichen Kreisläufen und tragen damit zur regionalen Wert- schöpfung bei. Biosphärenreservate ermöglichen exemplarische Er- kenntnisse für Forschung und Wissenschaft über die Wechselwirkun- gen von natürlichen und gesellschaftlichen Prozessen. [Aus dem Leitbild EUROPARC Deutschland] BiosphärenreservatBiosphärenreservat Bliesgau Bliesgau | 9 Foto © Markus Dawo 10 | NationaleNationale Naturlandschaften Naturlandschaften im im Saarland Saarland © Peter Michael Lupp

Naturschutz oder ein gutes Leben für den Menschen? Was vielerorts als Ge- gensatz gilt, wird im UNESCO-Biosphärenreservat Bliesgau zusammenge- führt. Nachhaltige Entwicklung für beide Seiten ist das Ziel. Dabei nimmt der Bliesgau aufgrund seiner hohen Bevölkerungsdichte und der engen Stadt-Land-Verknüpfung unter den weltweit 701 Biosphärenreserva- ten* eine ganz besondere Stellung ein. In seiner industriell wie bäuer- lich geprägten Landschaft fühlen sich zahlreiche seltene Pflanzen wie Orchideen und Tiere wie der Weißstorch oder der Goldene Schecken- falter wohl. * (Stand Juli 2019, UNESCO) BiosphärenreservatBiosphärenreservat Bliesgau Bliesgau | 11 © Eike Dubois

Frühling bei Medelsheim UNESCO-Biosphärenreservat Bliesgau Zukunftswerkstatt für Mensch und Natur

Durch eine sanfte Hügellandschaft Kunsthandwerk werden hier allerorts ziehen sich Waldstreifen, Wiesen und gepflegt, aber auch andere Traditionen Weiden, dazwischen stehen vereinzelt wie Märkte, jahreszeitliche Feste oder ein paar knorrige Bäume. Im Frühling auch das Pilgern. blüht es überall – im strahlenden Gelb und Weiß von etwa Scharbockskraut, Kann man also sagen, im Bliesgau © Anita Naumann Hahnenfuß, Buschwindröschen und gehen die Uhren anders? Wenn, Bärlauch oder auch im Rosa-Violett dann jedenfalls gehen sie nicht nach, von Küchenschelle und Orchideen. sondern vor. Im UNESCO-Biosphären- Das UNESCO-Biosphärenreservat reservat, getragen von einem Zweck- Bliesgau zeigt sich in dieser Jahreszeit verband als Verwaltung und seinen von einer besonders farbenfrohen Netzwerk-Partnern, will man nicht Seite. Wer sich aufmacht, es zu er- etwa Entwicklung stoppen und zurück kunden, trifft auf Pflanzen und Tiere, in eine „gute alte Zeit“, sondern Ent- Küchenschellen: Bienenlieblinge im die andernorts längst verschwunden wicklung voranbringen. Das bedeutet: Frühjahr sind, und auf Menschen, die in der wertvolles Altes erhalten, wertvolles hiesigen Natur und mit deren Erzeug- Neues finden. So ist hier neben der nissen arbeiten – im kleinen Stil und Tradition auch die Moderne überall umweltverträglich. Amaranth, Linsen, spürbar. Themen sind beispielsweise Leindotter und Mariendistel wachsen klimafreundliche Energie, Förderung auf den Feldern, Äpfel, Birnen und der E-Mobilität, Upcycling oder die © Manuela Meyer Kirschen in den Streuobstwiesen. Hier Reduzierung der nächtlichen „Licht- und da grasen Kühe auf einer Weide. verschmutzung“ durch effektiv kon- In Manufakturen wird Öl gepresst, struierte LED-Lichtquellen. Bei Part- Senf gemahlen und Honig geschleu- nerbetrieben, die sich der Biosphären- dert, werden Säfte, Schnäpse und Idee verschrieben haben, trifft man Seifen hergestellt. Handwerk und auf junge Entwicklungen wie Fairtrade und vegane Ernährung.

Bioland-Imker Tilmann Wenzel * (Stand Juli 2019, UNESCO) wirtschaftet im Einklang mit der Natur. Natürlich, klimaneutral, mobil in der Region 12 | Nationale Naturlandschaften im Saarland © Erich Joeckel

Biologische Landwirtschaft und sozialer Auftrag am Wintringer Hof

Leben und Wirtschaften im Einklang mit der Natur …

... ist nicht nur idyllisch, sondern Waldbewirtschaftung und sanften ren Regionen angewandt werden in Anbetracht einer wachsenden Tourismus, beim Naturschutz auf können. Deshalb werden sie als Erdbevölkerung und schwindender eine vielfältige Kulturlandschaft mit „Modellregionen“ in besonders cha- Ressourcen das große Thema der kleineren Wildnisflächen. Außerdem rakteristischen Landschaften aus- Zukunft. wird speziellen Problemen, etwa im gewiesen, so in Küsten-, Fluss- und Aus diesem Grund weist die UNESCO Zusammenhang mit Verstädterung Seenlandschaften, Wald- und Heide- (Organisation der Vereinten Nationen oder demographischen Veränderun- gebieten oder Gebirgslandschaften. für Bildung, Wissenschaft und Kultur) gen begegnet. Die Erforschung von Weitere UNESCO-Biosphärenreser- mit ihren „Biosphärenreservaten“ Re- gewinnbringenden Ansätzen sowie vate in Deutschland liegen dem- gionen aus, in denen eine nachhaltige Bildung sind dabei für deren Gelingen entsprechend beispielsweise in der Entwicklung – für Natur, Mensch und wichtige Bestandteile. Flusslandschaft Elbe, im Hambur- Kultur – verwirklicht werden soll. Beim gischen Wattenmeer, auf Südost- nachhaltigen Wirtschaften setzt man In den Biosphärenreservaten gefun- Rügen oder im Thüringer Wald. auf ökologischen Landbau, naturnahe dene Lösungen sollen auch in ande- Weltweit gibt es ein Netz von derzeit 701 UNESCO-Biosphärenreservaten in 124 Ländern, 16 davon liegen in Deutschland.

Und welche Charakteristik macht den Bliesgau für andere Regionen © Elke Birkelbach exemplarisch? Eine enge Stadt-Land- Beziehung! Städtisch-industrielles sowie ländlich-bäuerliches Gebiet liegen hier sehr beieinander und die Bevölkerungsdichte ist hoch, sogar über dem Bundesdurchschnitt. Dies macht den Bliesgau unter den UNESCO-Biosphärenreservaten, die

Regionalvermarktung über das Bliesgau-Regal Biosphärenreservat Bliesgau | 13

meist nur schwach besiedelt sind, weltweit einmalig! Das Biosphären- reservat Bliesgau wurde 2007 aus- gewiesen und 2009 von der UNESCO © Eike Dubois anerkannt. Es erstreckt sich über 362 Quadratkilometer im Südosten des Saarlandes: über St. Ingbert, Kirkel, Teile von Homburg, Mandelbachtal, Kleinblittersdorf, Blieskastel und Gersheim. Damit liegt es im Saar- pfalz-Kreis und zu einem kleineren Teil im Regionalverband Saarbrü- cken. Die Kommunen, der Saarpfalz- Kreis und das Saarland bilden dann auch den Biosphärenzweckverband Bliesgau. Dieser kooperiert eng mit Partnern wie der Lokalen Aktionsgrup- pe Biosphärenreservat Bliesgau, dem Biosphärenverein, den Vereinen - gau Obst und Bliesgau Genuss sowie einem Netzwerk von Partnerbetrieben. Handwerklich hergestellte Holzkunst ergänzt das Bliesgau-Sortiment. Zu letzteren gehören Regional- und Direktvermarkter, Holzverarbeiter, Das Land diente vielen als Wohnort Von dieser Zeit zeugt heute etwa noch Gastronomen, Unterkunftsbetriebe, und für den landwirtschaftlichen der für Besucher geöffnete Risch- Natur- und Landschaftsführer, Nebenerwerb und es versorgte die bachstollen und das Industrieareal Bildungsakteure und touristische Städte mit Nahrungs-mitteln und Roh- der alten in St. Ingbert. Auf Infostellen. Sie alle, ein Netzwerk aus stoffen. Die Städte hingegen boten dem Land ist von der extensiven Wirt- mittlerweile über 50 Betrieben, sind Arbeitsplätze und Dienstleistungen schaftsweise der „Arbeiterbauern“ regional engagiert, sind Qualitätsan- und versorgten gleichzeitig das Land eine unnachahmliche, kleinteilige Kul- bieter mit besonderem Service und mit Nahrungsmitteln aus dessen turlandschaft mit hoher biologischer treten als Botschafter des Biosphären- Rohstoffen, wie Bier, Margarine und Vielfalt und wunderbaren Kleinoden reservats-Gedanken auf. Brot, außerdem mit Produkten wie geblieben. Textilien und Haushaltsgegenständen. Ein Projekt im Bereich Regionalver- marktung ist beispielsweise das Blies- gau-Regal mit regionalen Produkten in Hofläden, im Einzelhandel und bei Regional- und Direktvermarktung Partnerbetrieben vor Ort. Die hiesige im Biosphärenreservat Bliesgau Stadt-Landstruktur ist historisch gewachsen: Während der Industria- lisierung im 18. und 19. Jahrhundert fanden vor allem ärmere Leute, die sich bisher bei den Bauern als Tage- löhner verdingt hatten, Anstellung in der Industrie. Teilweise zogen sie in die Städte, in diesem Fall vor allem St. Ingbert und Neunkirchen, oft jedoch blieben sie in ihren angestammten Dörfern wohnen. Während die Männer ihrer Arbeit nachgingen, konnten so die Frauen landwirtschaftlich arbei- ten – als Tagelöhnerinnen oder auf Standorte Bliesgau-Regal einem eigenen kleinen Stück Land, Regionale Produkte im das sich die Familien nun durch die Einzelhandel (Globus, REWE, EDEKA, Wasgau) Arbeit des Mannes leisten konnten. Produzenten regionaler So entwickelte sich eine enge Stadt- Produkte mit Direktver- Land-Beziehung.

marktung © Biosphärenzweckverband 2017 Karte 14 | Nationale Naturlandschaften im Saarland © Thomas Stephan

Das Orchideengebiet Gersheim, bunt getupft und voller seltener Schönheiten. Ein Paradies (nicht nur) für Orchideen

Dem Oberlehrer Ludwig Müller aus durch sein intensives Engagement für sind die Kalkmagerrasen und die Blieskastel diente das Land auch für die Orchideen einen Namen machte. Terrassen des Weinbaus, der einst ausgedehnte Kräuterspaziergänge. 1957 wurde das Gebiet unter Natur- hier betrieben wurde. Hier fühlen Glücklicherweise, denn so wurde schutz gestellt, heute ist es größten- sich etwa die violett blühenden Arten einer der heute größten Schätze des teils im Besitz des Zweckverbandes Bienen- und Hummel-Ragwurz wohl, Bliesgaus entdeckt: Als Müller im Jahr „Saar-Bliesgau / Auf der Lohe“, der das rosa-weiße Helm-Knabenkraut 1936 bei Gersheim unterwegs war, sich auch um die Pflege kümmert. und das Brand-Knabenkraut mit kam er auf eine Wiese, auf der wun- Dass sich die Orchideen hier so wohl seinen charakteristischen dunkelro- derschöne Orchideen blühten und fühlen, liegt an dem milden Klima ten Punkten auf weißem Grund und das in einer Dichte, wie er sie bisher und dem nährstoffarmen Boden – auf der dunkelvioletten, fast „verbrannt“ nicht annähernd gesehen hatte. Der nährstoffreichem Untergrund würden scheinenden Triebspitze. Etwas Fund wurde zu einer kleinen Sensa- sie schnell von konkurrenzkräftigeren feuchter sind die Waldränder und tion und Müller führte immer wieder Arten verdrängt. Karger Boden steht in Salbei-Glatthaferwiesen, wo das Interessierte dorthin. Dabei begeister- Gersheim gleich in mehreren Varian- Purpur-Knabenkraut, eine der größten te er auch Viktor Cervi, der sich bald ten zur Verfügung: Karg und trocken heimischen Orchideen, wächst.

Im nassen Quellgebiet schließlich, dem sogenannten Kalk-Quellsumpf, findet man die gelb-weiße bis rosa- farbene Sumpf-Stendelwurz und das Fleischfarbene Knabenkraut. Ins- © Elke Birkelbach © Anita Naumann gesamt gibt es im Bliesgau fast die Hälfte aller in Deutschland vorkom- menden Orchideenarten!

Geschickte und informative Besucher- lenkung entlang des Orchideenpfads. Er zeigt die Besonderheiten des Gebietes, z.B. auch die imposante Bocks-Riemen- zunge. Biosphärenreservat Bliesgau | 15

Bei einer Art registriert man seit Jahren eine deutliche Zunahme: bei der großen und stattlichen Bocks- Riemenzunge. Ihr kurioser Name setzt sich zusammen aus „Riemenzunge“ © Chris Fissgus als Umschreibung der langgezogenen mittleren Blütenlippe und „Bock“ als Hinweis auf ihren Geruch, der den Na- mensgeber an Ziegenböcke erinnerte. Sie stammt eigentlich aus wärmeren Gebieten Europas, konnte sich jedoch durch den Klimawandel nach Norden ausbreiten. Eine weitere wärmelie- bende und sehr seltene Art, die sich erst seit Ende der 1980er Jahre an wenigen Standorten in der Biosphäre finden lässt, ist das Affen-Knaben- kraut. Es hat eine besondere Eigenart: Als eine von wenigen Orchideenarten öffnet es seine Blüten von oben nach unten statt von unten nach oben. Die Dank Bliesgau Obst e.V. kommt der Apfel in die Flasche. Silhouette der Blüte erinnert an die Gestalt eines Affen.

Im Gersheimer Orchideengebiet Wer das Gersheimer Orchideengebiet Generell zeichnet sich das Gebiet finden noch viele weitere Tiere und selbst erleben will, sollte sich auf den des Biosphärenreservates durch eine Pflanzen eine Heimat. So wimmelt Orchideenpfad begeben, wo man auf Vielfalt der Landschaft mit einem es hier im Frühling und Sommer von Infotafeln allerhand Lehrreiches er- Nebeneinander und Ineinandergrei- Heuschrecken, Schmetterlingen und fährt. Ein kleiner Rundweg führt über fen verschiedener Lebensräume aus. anderen Insekten. Zu den besonders 1,8 Kilometer, ein größerer, der noch Prägende und besonders wertvolle seltenen Falterarten zählen der Thy- den Kalk-Quellsumpf miteinschließt, Lebensraumtypen sind auch die Kalk- mian-Ameisenbläuling, der Krüppel- über 2,7 Kilometer. Auch geführte Halbtrockenrasen, die Salbei-Glatt- schlehen-Zipfelfalter und vor allem Wanderungen sind möglich. Die Blüte- haferwiesen und die naturnahen der Goldene Scheckenfalter mit seiner zeit der Orchideen beginnt Mitte April, Wälder. namensgebenden Färbung. Bei dem erreicht ihren Höhepunkt Ende Mai reichen Angebot an Insekten sind und klingt ab Ende Juni langsam aus. die Vögel nicht weit, darunter seltene Vertreter wie die Heidelerche, der Besonders artenreiche Schatzkästchen Rotmilan, die Grauammer und der sind auch die zahlreichen Streuobst- Neuntöter. wiesen des Bliesgaus – schon eine einzige bietet 5.000 Tier- und Pflan- zenarten Lebensraum! Einst waren sie

die übliche Obstanbauform unserer © Thomas Stephan Region, heute jedoch fallen sie vieler- orts brach und verbuschen, wodurch die Artenvielfalt verlorengeht. Im © Anita Naumann Bliesgau setzt sich vor allem der Ver- ein Bliesgau Obst für ihren Erhalt und die Vielfalt der alten Obstsorten ein. Er führt Pflegemaßnahmen durch und hat beispielsweise eine vereinseigene Marke für den Verkauf von Obstpro- dukten ins Leben gerufen. Zudem kaufen Hersteller Äpfel von den Streu- obstwiesenbesitzern zu einem fairen Preis ein und verarbeiten sie zu Apfel- saft, Apfelwein und Apfelsecco. Taubenschwänzchen an Mücken- Naturtrüb und schmackhaft: Händelwurz der Bliesgau-Apfelsaft. 16 | Nationale Naturlandschaften im Saarland © Daniel Spohn

„Beeder Biotop“: Ein Paradies, auch für Störche, bei Homburg-Beeden. Der „Klapperstorch“ ist wieder da

In den feuchten Wiesen an der Blies etwa 1900 jedoch beobachtete man und trockengelegte Nassweiden in hat man gute Chancen einem ganz einen starken Rückgang, vor allem ihren ursprünglichen Zustand ver- besonderen Bewohner zu begegnen: in Westdeutschland, Frankreich, setzt wurden. Dank Naturschützern, dem Weißstorch. Vor allem im Biotop den Niederlanden und der Schweiz. dem NABU, der Stadt- und Kreisver- bei Beeden fühlt er sich wohl, wo die Grund war die Zerstörung des Le- waltung aber auch dem Biotopverein Wiesen von grasenden Wasserbüf- bensraums des Storches, der offene Beeden, der eigens zur Betreuung der feln, Heckrindern und Konik-Pferden Landschaften mit nahrungsreichen Storchenwiesen in Beeden gegründet offengehalten werden und die Blies Kleingewässern braucht. Im Saarland wurde, haben die Störche auch Nist- regelmäßig über ihre Ufer tritt. Außer- wurde 1966 mit dem Bau der A8 sein möglichkeiten und Hilfe, wann immer dem siedelt er unter anderem bei Ein- letztes Refugium in Einöd zerstört. Probleme auftreten. So mussten öd, in Webenheim und in Reinheim. Heute jedoch gibt es im Saarland etwa schon Tiere gerettet werden, die Einst war der Weißstorch in ganz wieder 17 Paare*, mit Schwerpunkt sich in Seilen verheddert hatten oder Mitteleuropa verbreitet, baute etwa im Saarpfalz-Kreis. Hier fühlt er sich die eine Plastiktüte im Nest verbaut auf abgestorbenen Baumstümpfen unter anderem wieder wohl, etwa hatten, wodurch das Regenwasser oder Schornsteinen seinen Horst. Seit weil an der Blies Flutmulden angelegt nicht ablief und drohte, die Jungen zu ertränken.

Dass die Zahl der Störche wieder steigt, liegt auch daran, dass viele zum Überwintern nicht mehr nach Afrika fliegen, sondern nur noch bis

© Thomas Stephan Spanien. Dort hat sich das Nahrungs- angebot für sie verbessert und eine kürzere Reise birgt eben weniger Ge- fahren. Storchenpaare bleiben meist ein Leben lang zusammen und haben auch gerne einen festen Wohnsitz. Dieser wird über die Jahre immer wie- der renoviert und ausgebaut und kann dabei mehrere Meter hoch und bis zu zwei Tonnen schwer werden. Wenn die Störche aus ihrem Winterquartier Störche bei der Aufzucht * Stand 2018 Biosphärenreservat Bliesgau | 17

Wir haben die Verantwor- tung, dass unsere Bio- sphäre Bliesgau lebens- © Günter Kopp wert bleibt. Mit allen, was sie auszeichnet: Arten- vielfalt in der Natur, Land- wirtschaft und Wildnis, in Städten und Dörfern.

Teresa Feld, NABU Kleinblittersdorf

Steinkäuze in den Streuobstwiesen bei Bliesmengen-Bolchen

zurückkehren, fliegt das Männchen Wer die großen Vögel einmal selbst zuerst „nach Hause“. Kommt das beobachten will, sollte sich auf den Weibchen schließlich nach, gibt es Adebar-Rundweg begeben, der durch zur gegenseitigen Begrüßung ein aus- die Bliesauen und das Kirkeler Bachtal giebiges Schnabelgeklapper. Über- führt. Dabei kommt man auch ins © Gerd Wehlack haupt kommuniziert der Storch haupt- Beeder Biotop, wo eine Aussichts- sächlich über Schnabelklappern, da plattform einen herrlichen Blick über seine Stimme nur schwach ausge- die Flussaue bietet. Die Tour ist 24 prägt ist. Das hat ihm den Namen Kilometer lang, zum Einstieg bieten „Klapperstorch“ eingebracht. sich der Bahnhof Lautzkirchen, das Naturfreundehaus Kirkel-Neuhäusel Nach der Paarung legt das Weibchen oder die Fischerhütte in Beeden an. meist drei bis fünf Eier, die die Partner abwechselnd ausbrüten. Rund 30 Familien und Jugendgruppen können Tage später schlüpfen die Jungen. Sie den Storch auch im Ökologischen werden von den Eltern mit Nahrung Schullandheim Spohns Haus kennen- versorgt, die diese in einem Kehlsack lernen, beim Tagesprogramm „Pack transportieren. Im Gegensatz zu einer den Koffer, Storch! Und ab in den weit verbreiteten Annahme fressen Bliesgau“: Am Vormittag erfahren die Zum Speiseplan des Weißstorches Störche nicht hauptsächlich Frösche, Teilnehmer Spannendes über Störche gehört auch die Ringelnatter sondern nur zu etwa 20 Prozent Am- und schlüpfen auch selbst in deren phibien. Auf dem Speiseplan stehen Rolle, am Nachmittag betätigen sie auch Insekten und Regenwürmer, sich im Freien als Naturforscher und Mäuse, Ratten, Schlangen und Fische. beobachten mit etwas Glück auch Um sie zu ergattern, verharren die Störche. In den Landschaften des Störche oft stundenlang. Bliesgaus finden noch viele weitere © Anita Naumann Die Jungen können nach rund 60 Ta- seltene Tiere eine Heimat. So leben gen das Nest verlassen, bleiben aber hier rund 80 Prozent der saarlän- noch eine ganze Zeit in der Obhut der dischen Steinkäuze, außerdem Biber, Eltern. Der älteste Ringfund belegt, Wildkatzen, Steinmarder, Sieben- dass Störche mindestens 35 Jahre alt schläfer und Fledermäuse. In den Ge- werden können. wässern fühlen sich etwa die Ringel- natter und der Kammmolch wohl. 18 18 | Nationale | Nationale Naturlandschaften Naturlandschaften im Saarland im Saarland

Wir wollen in unserer Biosphäre Bliesgau © Manuela Meyer eine tiefe Verbundenheit der Menschen zu ihrer Heimat schaffen.

Gabi Hoffmann und Christoph Heck, Natur- und Landschaftsführer

Im Garten des Kultrulandschaftszentrums „Haus Lochfeld“ kann die Seele Kraft tanken.

Altes Kulturgut für die Moderne

Wenn der Mensch dieser vielfältigen nende Weise. Im Kulturlandschafts- Weinbau gab, errichtet. Seit 2001 Natur Raum geben will, muss er Wege zentrum Lochfeld kann man, beim steht es als Kulturlandschaftszen- eines nachhaltigen Lebens finden. Partnerbetrieb „veBistro – das vegane trum unter der Führung des Zweck- Viele althergebrachte Wirtschaftsme- Bistro im Haus Lochfeld“, nicht nur verbandes „Saar-Blies-Gau/ Auf der thoden sind umweltverträglich, viele bei einem wunderschönen Ausblick Lohe“ für Besucher offen. kulturelle Traditionen eng mit der Kaffee und Kuchen genießen, sondern Um Kultur und Bildung geht es auch Natur verknüpft. Die UNESCO verlangt auch Zusammenhänge in der Kultur- in der Wintringer Kapelle, einem mit- den Schutz solch wertvollen Kultur- landschaft kennenlernen – auf einem telalterlichen Bauwerk, das sich aus gutes, auch weil es für eine Region Weinberg, in einem Bauern- und Resten einer Prioratskirche bewahrt identitätsstiftend ist, außerdem die Kräutergarten, einem Obstgarten, ei- hat. Der Regionalverband Saarbrü- „Bildung für nachhaltige Entwick- ner Streuobstwiese, einer Imkerei und cken hat sie in Kooperation mit der lung“. In den Angeboten des Bio- neuerdings auch in einem begehbaren Volkshochschule zur Kunststation, sphärenreservates Bliesgau geschieht Bienenkorb. Das Haus Lochfeld wurde Modellwerkstatt und zum Denkort in beides auf für Groß und Klein span- um 1900, als es im Bliesgau noch Wert gesetzt und bietet im Jahresver- lauf entsprechende Veranstaltungen an. Ganz neu ist das Angebot der „Hochzeit des guten Lebens“, die auch ein Bund für den Lebensraum sein soll. Sie ist ausgerichtet auf eine

© Peter a Lupp nachhaltige Lebensweise und bietet eine Fülle von Ritualen und Sym- bolen – etwa den Myrtenkranz oder den Kräuterwisch. Nach der Trauung wird der Festgesellschaft im Land- gasthaus Wintringer Hof, einem Bio- Integrations-Betrieb der Lebenshilfe, ein Hochzeitsmenü der Nachhaltigkeit serviert.

Die „Hochzeit des guten Lebens“ ermög- licht es Paaren, ihren Hochzeitstag nach- haltig zu gestalten. Biosphärenreservat Bliesgau | 19 © Elke Birkelbach

Führung mit jungen Studierenden der Universität des Saarlandes im grenzüberschreitenden Europäischen Kulturpark Bliesbruck-Reinheim –ebenfalls ein Partnerbetrieb des Biosphärenreservates Bliesgau.

Theater mitten im Grünen gibt es Museum für dörfliche Alltagskultur Thermenanlage freigelegt und auf der Naturbühne Gräfinthal bei und Museum des saarländischen erforscht. Einzigartig ist vor allem Bliesmengen-Bolchen. In den Som- Aberglaubens von Gunter Altenkirch. das rekonstruierte und für Besucher mermonaten erleben hier zahlreiche Der Volkskundler wird deutschland- zugänglich gemachte Hügelgrab einer Besucher in der außergewöhnlichen weit immer wieder als Experte zu Rate keltischen Fürstin. Ein Museum zeigt Kulisse der Natur liebevoll gestaltete gezogen. Zu sehen gibt es bei ihm zudem zahlreiche Funde aus der Um- Theaterstücke einer hervorragenden ausgewählte Stücke aus einer Samm- gebung und verdeutlicht so die schon Laientheatergruppe. lung von rund 30.000 Exponaten – immer belebte Vergangenheit des Haushaltsutensilien, Landwirtschafts- Bliestals. Besonders gut kann man Regelrecht eintauchen in den Alltag geräte, Gegenstände der Heilkunde, dieser bei Veranstaltungen wie der der einstigen Bauern und Arbeiter- Spielzeuge und vieles mehr. Hier „Vita Romana“ oder dem keltischen (-Bauern) mitsamt früheren Arbeits- wird eine fast vergessene, unglaub- „Samhain“-Fest nachfühlen. Zahl- weisen, Bräuchen und mytholo- lich komplexe Welt wieder lebendig. reiche weitere kleine und besondere gischen Vorstellungen kann man im Untergebracht sind die Museen in Museen geben einen Einblick in die der Scheune eines Bauernhauses Kultur des Bliesgaus. aus dem frühen 18. Jahrhundert in Rubenheim, das Gunter und Denise Altenkirch denkmalgetreu restauriert haben.

© Elke Birkelbach In die Vorzeit geht es im Europäischen Kulturpark Bliesbruck-Reinheim © Peter Michael Lupp auf der französischen Grenze. Hier werden eine römische Villa und eine gallo-römische Siedlung inklusive

Gunter Altenkirch empfängt im Museum für dörfliche Alltagskultur und des Saar- ländischen Aberglaubens in Rubenheim gerne Besucher, von ihm erfährt man auch alles über den „G‘werrzwisch“. Zeit zum © Peter Michael Lupp Aufbruch Innehalten Entdecken Neue Wege gehen Frieden stiften

Peter Michael Lupp

Wandern, Ruhe finden, entdecken

Wer zu Fuß im Bliesgau unterwegs gern genutzt und unlängst vom Regio- dabei auf Orte des kulturellen Erbes ist, kann wunderbar den Alltag hinter nalverband Saarbrücken und Partnern aus dem Mittelalter hin. Alle Positi- sich lassen, die Ruhe der Natur und im Rahmen des nachhaltigen und onen der mittelalterlichen Baukul- das entschleunigte hiesige Leben auf großregionalen Projektes „Sternen- tur sind zudem im Internet (www. sich wirken lassen. Ganz im Sinne weg / Chemin des étoiles“ neu er- sternenweg.net) auf einer interaktiven der Biosphärenidee laden zahlreiche schlossen wurden. Ein Leitgedanke Karte mit GPS-Standort, Foto und Wanderwege dazu ein, die Umgebung durchdringt das Modellprojekt: Pil- einer Erläuterung verzeichnet. Die achtsam wahrzunehmen, Zusammen- gern entlang der Sterne Europas für Nordroute führt vom Klosterstädtchen hänge zu entdecken und bisweilen die freundschaftliche Begegnung der Hornbach in der Pfalz nach Saarbrü- auch die eigene Rolle zu reflektieren. Kulturen, die Bewahrung der Schöp- cken und Spichern, die Südroute von Spirituellen Charakter haben die zwei fung und den Frieden. Verschiedene Hornbach nach Saargemünd. Routen des „Sternenweges“ – Wege, Wegezeichen (Jakobsmuscheln, Orna- die im Mittelalter von den Jakobspil- mente aus Feldstein, Sterne) weisen © Peter Michael Lupp © Peter Michael Lupp

Mit dem Rucksack unterwegs an der Oberen Saar, Jakobsmuschelstein an der mittelalterlichen Prioratskirche Wintringer Kapelle und Steinhelm oberhalb von Bliesransbach Biosphärenreservat Bliesgau | 21 © Eike Dubois

Auf dem Felsenpfad im Kirkeler Wald durch die Kernzone des Biosphärenreservates.

Wer weiß, wie viel Energie, Rohstoffe der „ökologische Rucksack“ (der Ver- Felsenpfad durch eine beeindruckende und Wasser für die Herstellung einer brauch) des fiktiven Bliesgau-Bewoh- Felsen-Landschaft. Noch viele weitere Jeans nötig sind? Oder wieviel klima- ners Paul im Laufe eines Tages größer Wanderwege stehen zur Auswahl, freundlicher ein Mittagessen ohne wird – durch Autofahren, das Tragen außerdem Angebote für kulinarische Fleisch ist? Der Erlebnisweg „Mit dem von Jeans, Fleischverzehr und mehr. Wanderungen mit Verkostungen von ökologischen Rucksack durch den Bliesgau-Produkten. Blieskasteler Wald“ gibt auf interes- Die Schlossbergtour in Homburg ver- sante Weise einen Einblick und zu- zaubert mit einem versunkenen Mär- dem Ideen, den eigenen Verbrauch chenschloss und Höhlenfaszination, zu verringern. An elf Stationen auf der Europäische Mühlenradweg mit zwei Kilometern (plus ein Kilometer Mühlenromantik. Auf einem Hütten- Zuweg) kann man mitverfolgen wie wanderweg geht es durch die Wälder um St. Ingbert, auf dem Kirkeler © Eike Dubois © Pia Schramm

Lehrpfad „Ökologischer Rucksack“ in Lautzkirchen und Premiumwanderweg „Schlossbergtour“ auf der Hohenburg in Homburg 22 | Nationale Naturlandschaften im Saarland © Wolfgang Degott

So gut schmeckt der Bliesgau – die Bliesgau-Bio-Brotbox ist ein Beispiel für ein regionales Frühstück.

Denkfabrik Biosphäre Bliesgau. Regional. Global.

Wie kann ich gut leben und wie kann Brotbox versüßt. Prall gefüllt mit Zutaten, Kräuterwanderungen, Be- ich zu einem guten Leben aller beitra- würzigem Käsestick, Vollkornbrot, suche im Repaircafé oder der Garten gen? Regional und global. Für Mensch gekochtem Ei, Streuobstapfel und AG, Feste und Märkte mit regionalen und Natur. Antworten auf diese span- Bio-Karotte schmecken die Kinder das Produkten. Derzeit werden auch für nenden und unglaublich wichtigen Biosphärenreservat und die wieder Senioren im Rahmen des lebenslan- Fragen sucht man im Biosphärenre- verwendbare Box kann sie ihr ganzes gen Lernens Programme entwickelt. servat in der Bildung für nachhaltige Schulleben begleiten. Mit dem Modul Es ist für alle etwas dabei! Entwicklung (kurz BNE). „Zuhause im Biosphärenreservat“ kommt die Biosphäre direkt in die Nach dem Motto „Hier spielt die Zu- Schulen, hier wird angeregt, raus zu kunft“ werden bereits in vielen Kinder- gehen und die Region zu entdecken. tagesstätten wichtige Grundlagen Und eine Klassenfahrt in die Biosphä- für ein gutes Leben gelegt: dort sind re? Ist dank des ökologischen Schul- „biosphärisch-geschulte“ Erzieher und landheimes „Spohns Haus“ immer Erzieherinnen, die sogenannten „BNE- eine gute Idee. Programme zu Wald, Begleiterinnen“ und „BNE-Begleiter“ Wasser, Bienen, Energie und Klima, im Einsatz. Ernährung oder Plastik schaffen wie- © Fotogruppe der Naturfreunde derum den Spagat zwischen „Etwas Sie begleiten neugierige Kinder beim für ein gutes Leben lernen“ und „eine Bei jedem Wetter ist das Biosphären- Entdecken und Erforschen der Ge- schöne Zeit“ haben. reservat ein spannender Lernort. heimnisse der Natur und Umwelt. Natürlich stehen dabei Tiere und Außerhalb der Schule engagieren sich Pflanzen im Mittelpunkt, aber auch junge Erwachsene bei der „Jungen über scheinbar komplizierte Nach- Biosphäre“. Diejenigen, die ganz prak- haltigkeitsthemen wie Klimaschutz, tisch etwas für die Natur tun wollen, Mobilität, Konsum, Ernährung und helfen als „Freiwillige in Parks“ bei sogar über die Nachhaltigkeitsziele Arbeitseinsätzen in der Landschaft.

der Vereinten Nationen und Globale In der Freizeit für ein gutes Lebens © Heidrum Albrecht, LBV Entwicklung wird viel gelernt. lernen? Ein großes Angebot an nach- Der Übergang in die Schule wird haltigen Veranstaltungen findet man den Kindern im Biosphärenreservat im Bliesgau-Veranstaltungskalender: Praktische Idee für Kindertagesstätten: Bliesgau mit einer Bliesgau-Bio- Von Kochkursen mit heimischen Mit magischen Kräften wird im Frühjahr die Natur geweckt. Biosphärenreservat Bliesgau | 23 © Eike Dubois

„WaldWerken“ im Biosphärenreservat Bliesgau.

Einmal Biosphäre und zurück – Klimaneutral on Tour

Wer sich bei einem Ausflug verschie- Hölzern, Floßbauen und anschließen- dene Ecken des Bliesgaus ansehen des Floßfahren, Kunstschmieden, will, für den empfiehlt sich der Bio- Campen in der Wildnis und mehr. sphärenbus. Mit ihm geht es auf kli- Der Biosphärenzweckverband, die mafreundliche Weise im Taktverkehr Saarpfalz-Touristik und die einzelnen © Manuela Meyer zu den verschiedenen Natur-, Frei- Kommunen geben Auskunft. zeit-, und Einkaufserlebnissen. Die Abfahrtzeiten sind über die Saar- So auch der „Hubertushof Born“ in fahrplan-App nachzulesen. Die Natur Niederwürzbach, der seine Gäste stets des Bliesgaus erleben kann man aber mit regionalen Produkten herzlich auch bei zahlreichen Tourismusan- willkommen heißt. geboten: Waldwerken mit heimischen Zahleiche Freizeit-, Einkaufs- und Natur- erlebnisse verbindet der Biosphärenbus, sieben Tage in der Woche, von morgens bis abends. © Helmut Wolf © Manuela Meyer

Von saarländisch-deftig bis bien-francais. Hier kommen Frische und der Bliesgau auf den Tisch!

Auch Landrat Dr. Theophil Gallo packt beim Floßbau mit an 24 | Nationale Naturlandschaften im Saarland © Manuela Meyer

“Wir engagieren uns für die Biosphäre Bliesgau. Sympathisch, qualitätvoll und nachhaltig!“

Partnerschaft aus Überzeugung

Besuchen Sie die Partnerbetriebe im “Wir engagieren uns für die Biosphäre Biosphärenreservat Bliesgau! Ob in Bliesgau. Sympathisch, qualitätvoll Hofläden, in der Gastronomie mit und nachhaltig!“ regionaler Küche oder beim nächsten Werfen Sie einen Blick auf die Über- Imkerlehrgang, ob bei einem Kräuter- sichtskarte der Partnerbetriebe des kurs, bei einer Eselswanderung oder Biosphärenreservates: einer Übernachtung im urigen Bauern- www.biosphaere-bliesgau.eu/partner haus – hier finden Sie die Vielfalt des Bliesgaus! Hier finden Sie alle Partner aus den Bereichen: Das bundesweite Programm “Partner- Initiative“ ist seit Jahren auch in den Ferienwohnungen & saarländischen Naturlandschaften Gästeunterkünfte etabliert. Partnerbetriebe des Bio- sphärenreservates Bliesgau sind Touristische Infostellen & ausgezeichnete Botschafter, agieren Museen besonders umweltfreundlich und nachhaltig, sind Qualitätsanbieter mit Gastronomie & Hotellerie besonderem Service und sind regional engagiert. Wer auch im Urlaub be- Natur- und Landschaftsführer wusst auf nachhaltige Produkte Wert legt, findet bei den Partnerbetrieben Regional-/Direktvermarktung das passende Angebot. Holzverarbeitende und -produzierende Betriebe

Bildung & Erlebnis

Partnerbetriebe werden mit diesem Signet ausgezeichnet. Biosphärenreservat Bliesgau | 25 Sonah Verlag © © Thomas Stephan

Regionale Zutaten sind in der guten Küche Ehrensache!

Die Linsen einige Stunden einweichen, danach das Wasser abschütten. Linsen in ungesalzenem Wasser bissfest ko- chen. Zwiebel und Sellerie fein hacken und in 3 EL Öl andünsten. Petersilie fein hacken und unterrühren. Die Linsen dazugeben, mit Salz, Pfeffer und Curry würzen. Den Apfelessig mit dem Senf und 2 EL Wasser verrühren, das Ganze Linsen-Gemüse an gebratenem untermischen und vom Herd ziehen. Während das Gemüse andünstet, die Apfel Äpfel schälen, in Scheiben schneiden und im restlichen Öl anbraten. Die Zutaten: 300 g grüne Linsen, 1 Zwiebel, 80 g Sellerie, 5 EL Pflanzenöl nach Apfelscheiben auf dem Linsengemüse Geschmack, 3 TL Senf, 4 EL Apfelessig, Salz, Pfeffer, Curry, Petersilie, 2 Äpfel servieren, mit Petersilie garnieren.

Wir informieren Sie!

Im Biosphärenreservat Bliesgau werden Öffnungszeiten:

viele Veranstaltungsformate angeboten: 1. April bis 31. Oktober: © Roman Schmidt Themen- und kulinarische Wanderun- Mo, Di 8.30 –12 Uhr; 13.30–15.30 Uhr gen, Pilgertouren, Stadtrundgänge, Mi 8.30 –12 Uhr Vorträge, Lesungen und Workshops Do 8.30 –12 Uhr, 13.30 –18 Uhr zum Beispiel über Baumschnitt, Wis- Fr 8.30 –15 Uhr sen über Pflanzen und Tiere, Kochen, Sa, So 11 –15 Uhr Kosmetik und vieles mehr. Entspre- chende Termine gibt es auf der Web- Vom 1. November bis 31. März ist die In der Infostelle des Biosphärenreser- Infostelle freitags nur von 8.30 –13 seite des Biosphärenzweckverbandes vates Bliesgau im Herzen der Barockstadt Bliesgau: Uhr geöffnet und samstags und sonn- Blieskastel www.biosphaere-bliesgau.eu/ tags geschlossen. veranstaltungen Saarpfalz-Touristik Tourist Info Saarbrücker Schloss Vor Ort kann man sich in der Info- Paradeplatz 4, 66440 Blieskastel Schlossplatz 1–15, 66119 Saarbrücken stelle des Biosphärenreservates und Tel. 0 68 41–104 71 74 Tel. 06 81–5 06 60 06 der Tourist-Info der Stadt Blieskastel [email protected] [email protected] informieren: www.saarpfalz-touristik.de www.regionalverband-saarbruecken.de

Haus des Bürgers Tourist-Information Homburg Luitpoldplatz 5, 66440 Blieskastel Talstraße 57 a, 66424 Homburg Tel. 0 68 42–9 26 13 14 Tel. 0 68 41–101 820 [email protected] www.homburg.de 26 | Nationale Naturlandschaften im Saarland

Naturparks: Netzwerke zum Nutzen für Mensch und Natur

Naturparks sind Regionen, in denen sich Mensch und Natur erholen kön- nen. Sie bewahren und entwickeln Landschaft und Natur und unterstüt- zen einen naturverträglichen Tourismus. Sie fördern eine nachhaltige Regionalentwicklung und entwickeln Angebote zur Umweltbildung und zur Öffentlich-keitsarbeit. Damit tragen sie dazu bei, die Ansprüche der Menschen an ihre Lebens- und Wirtschaftsräume mit den Anforderungen von Landschafts- und Naturschutz in Einklang zu bringen. [Aus dem Leitbild EUROPARC Deutschland] Naturpark Saar-Hunsrück | 27 © Brigitte Krauth | Naturpark Saar-Hunsrück 28 | Nationale Naturlandschaften im Saarland

Der Naturpark Saar-Hunsrück ist von Höhen und Tälern, Wiesen und Wäldern, Hangbrüchen und Gewässern durchzogen und kleinbäuerliche Parzellen reihen sich vielfach aneinander. So bietet der Naturpark einer- seits Lebensraum für Menschen sowie für viele seltene Tiere und Pflanzen, andererseits hochwertige heimische Produkte. Wer das Gebiet erkundet, trifft auf stille und unberührte Natur ebenso wie auf lebendige Dörfer mit reichen Traditionen und Zeugnissen der Vergangenheit. © Peter Kappest Naturpark Saar-Hunsrück | 29 Naturpark Saar-Hunsrück Ein landschaftliches und kulinarisches Schatzkästchen

Eine goldene Sonne scheint auf die An der Obermosel – in Perl, Sehndorf bunt verfärbten Wälder des Hunsrück, und Nennig – gedeiht der Wein: feiner Tau glitzert auf den Weinre- Grauer Burgunder, Weißer Burgunder, ben an den Steilhängen der . Spätburgunder, Auxerrois, Müller- Herbstwinde fegen durch die Streu- Thurgau. Der Muschelkalkboden ver- obstwiesen in den Tälern, schütteln leiht ihm eine besondere Würze und die Früchte durch und lassen das fein-fruchtige Säure. Nicht umsonst Laub rascheln. Der Herbst im Natur- ist das Gebiet rund um Mosel, Saar park Saar Hunsrück ist wunderschön. und das älteste Weinbaugebiet Und er ist sehr geschäftig: Überall Deutschlands. Andernorts, besonders wird gepflückt, gesammelt und ge- im Bereich der Viezstraße im Westen erntet. Erträge werden auf den Markt des Saarlandes werden Saft und Viez gebracht oder eingelagert, Maische- hergestellt. Meist ist letzterer „sor- mühlen und Kelterpressen angetrie- tenrein“, jedoch wird auch gerne mit ben, Brennkessel befeuert. Denn der Beimischungen von Birne, Quitte oder Naturpark zeichnet sich gegenüber Holunder experimentiert. anderen Schutzgebieten dadurch aus, dass er vom Menschen relativ stark Und überall rund um die Streuobst- © Naturpark Saar-Hunsrück genutzt wird – vor allem landwirt- wiesen werden Edelbrände destilliert. schaftlich, jedoch auf kleinbäuerliche Bauern holen die Kartoffeln aus dem und naturverträgliche Weise. Gerade Acker, die traditionell besonders im davon profitiert die Natur: Durch die Hochwald große Bedeutung haben, unterschiedlichen Nutzungen Pilzkenner sammeln Champignons, auf kleinen Parzellen, entsteht ein Steinpilze und Pfifferlinge und Imker Mosaik vielfältiger Formen der Kul- am Waldrand schleudern mit etwas turlandschaft, das zahlreichen Tieren Glück noch eine späte Waldtracht. und Pflanzen Lebensraum bietet. So- Und wenn der geschäftige Herbst im mit ist der Naturpark Saar Hunsrück Naturpark irgendwann vorüber ist, VDN © Beatrix Schmidt | gleichermaßen ein Schatzkästchen dann kann man sich erst einmal zu- der kulinarischen Produkte wie auch rücklehnen und die heimischen Pro- der artenreichen Landschaften. dukte genießen – und sich bereits auf den Frühling freuen, wenn die Kräuter gedeihen und das große Bettsäächer- Ernten beginnt.

Steinpilz im Schwarzwälder Hochwald bei Weiskirchen

„Köstlich tafeln für die biologische Vielfalt. Mit dem Kauf und dem Genuss von regionalen Produkten kann jeder alltäglich etwas beitragen zum Natur- und Klimaschutz.„

Gudrun Rau, Geschäftsführerin des Naturpark Saar-Hunsrück, Vizepräsidentin des Verbands deutscher Naturparke (VDN) und

Vorsitzende der ARGE der Naturparke in Rheinland-Pfalz/Saarland © depositphotos_sunshine27 30 | Nationale Naturlandschaften im Saarland © Wanderbüro Saar-Hunsrück-Steig © Wanderbüro

Blick vom Saar-Hunsück-Steig auf den Hochwald

2.055 Quadratkilometer Schutzgebiet

Dass der Naturpark solch eine breite dene Gewässerformen. Neben Saar Grünland in den Auen, naturnahen Palette an Produkten aufweisen kann, und Mosel durchfließen ihn Ruwer, Bachläufen und lebendigen Dörfern ist vor allem in der Begeisterung sei- Nied, Nahe, Blies, Oster und weitere und Siedlungen“ zu erhalten, zu pfle- ner Bewohner, handwerkliche Tradi- Flüsse. In dieser Naturlandschaft gen und zu entwickeln. tionen noch oder wieder zu pflegen, setzt sich die Formenvielfalt der begründet. Mehrere Regionalmarken Kulturlandschaft mit kleinräumigem Damit schließt sich der Naturpark und ähnliche Initiativen wurden in Wechsel der Gegebenheiten fort. Das Saar-Hunsrück der Leitidee des bun- den letzten Jahren gegründet, um die sorgt für Leben in zahlreichen Ausprä- desweiten Netzes von Naturparken an. kleinen Produzenten zu unterstützen. gungen: 71 Prozent seiner Fläche sind Diese wollen Landschaft und Natur, Es liegt aber auch an der großzügigen als Hotspot-Gebiet der biologischen die besonders zur Erholung einladen, Ausdehnung des Naturparkes (er ist Vielfalt ausgewiesen. bewahren, weiterentwickeln und einer der zehn größten Deutschlands) einen naturverträglichen Tourismus über fünf wertvolle Naturräume: Im Saarland gehören die Kommunen unterstützen. Sie fördern eine nach- den Hunsrück, das pfälzisch-saar- Perl, , , Mer- haltige Regionalentwicklung und bie- ländische Muschelkalkgebiet, das zig, Weiskirchen, , , ten einen erlebnisreichen und span- Moseltal, das Gutland und das Saar- Rehlingen-Siersburg, , nenden Lernort für Umweltbildung. Nahe-Bergland. Auf insgesamt 2.055 Nonnweiler, , , Quadratkilometern erstreckt sich der Oberthal, , St. Wendel und Nach dem bundesdeutschen Wart- Park über Hunsrück und Hochwald , sowie Teile von Lebach, burger Programm „Naturparke 2030“ und liegt dabei zu etwa gleichen Schmelz und Eppelborn zum Parkge- vereinen sie den Erhalt der biolo- Teilen im Saarland und in Rheinland- biet. In Rheinland-Pfalz zieht er sich gischen Vielfalt mit der Stärkung und Pfalz. Im Nordosten ist der National- hoch in die Landkreise -Saarburg, Entwicklung ländlicher Regionen park Hunsrück-Hochwald, der rund Bernkastel-Wittlich und Birkenfeld. und tragen zum Klimaschutz bei. fünf Prozent seiner Fläche einnimmt, Der Naturpark besteht seit 1980 und Sie bieten attraktive Erholungs- und eingebettet. hat zum Ziel, die „zur Erholung der Freizeitmöglichkeiten, fördern die Bevölkerung und für naturverbunden- Gesundheit der Bevölkerung, unter- Der Naturpark Saar-Hunsrück vereint en Tourismus hervorragend geeignete stützen nachhaltigen Tourismus und in sich Höhen und Täler, Wiesen und Mittelgebirgslandschaft mit ihren bieten regionalspezifische Bildung für Wälder, freie Flur mit Hecken und prägenden Merkmalen, wie ausge- nachhaltige Entwicklung an. Mauern, schroffe Felsformationen, dehnten Laubmischwäldern, vielfältig Hangbrücher (Moore) und verschie- strukturierten Agrarlandschaften mit Naturpark Saar-Hunsrück | 31 © Brigitte Krauth | Naturpark Saar-Hunsrück

Von Menschenhand geschaffene artenreiche Streuobstwiesen prägen die Landschaft insbesondere im Saar-Niedgau und auf der Merziger Muschelkalkplatte. Streuobst – Heimat für rund 5.000 Arten

Eine besondere Stellung in der Kultur- Laub hindurchblitzen, denn unsere die Plantagensorten und brauchen so landschaft des Naturparks nehmen Vorfahren mussten oft jedes Stück weniger Dünger und Bewässerung. die Wirtschaftswiesen ein. Sie liefern Land nutzen. Besonders verbreitet Dabei kann bei der Streuobstwiese einerseits dem Menschen Rohstoffe sind die alten Obstbäume im Saartal auch der Boden genutzt werden, etwa und bieten andererseits Pflanzen und und in den Tälern des Saargaus. Sie als Weide oder Heuwiese. Tieren eine stets gemähte Fläche. Auf tragen Äpfel, Birnen, Zwetschgen, dieser fühlen sich all jene wohl, die Mirabellen und mehr. Die alte Anbau- eine offene Landschaft als Lebens- weise der Streuobstwiese ist im raum benötigen. Bei den Tieren sind Naturpark immer noch die am wei- dies vor allem Vögel, beispielsweise testen verbreitete, obwohl bereits der Steinkauz oder der Wendehals 1937 und dann wieder in den 50er und Kleinsäuger, bei den Pflanzen bis 70er Jahren viele Bäume gerodet unter anderem die Kräuter. Besonders wurden. Damals wollte man große, ertragreich für Mensch wie Natur zusammenhängende Freiflächen für sind dabei die Streuobstwiesen. Die die Landwirtschaft gewinnen. Für den Bäume liefern nicht nur eine große Obstanbau entstanden nun Plantagen Auswahl an Obst, sie beherbergen mit Monokulturen von niedrigstäm- © Brigitte Krauth auch Leben mit unterschiedlichsten migen, modernen Baumsorten, die Ansprüchen: Eine Streuobstwiese relativ pflegeleicht sind und große Mit dem Genuss von heimischen Frischobst, bietet mehr als 5.000 Tier- und Pflan- und stabile Erträge liefern. wie Äpfeln hat unser wertvolles Landschafts- zenarten Nahrung und / oder Lebens- paradies Zukunft. raum. Dazu zählen Insekten, Vögel, Seit einigen Jahren jedoch hat man Spinnen, Mäuse, Wiesel, Marder, den Wert der alten Anbauform wieder Hasen, Kaninchen, Igel und Dachse, entdeckt und fördert sie. Denn sie aber auch Füchse und Rehe. hat einige Vorteile: Im Gegensatz zur Monokultur verfügt die Streuobstwie- In den Tälern des Naturparks stehen se über ein gesundes ökologisches allerorts alte, knorrige Obstbäume Gleichgewicht und benötigt dadurch „verstreut“ in der Landschaft oder keine chemischen Pflanzenschutzmit- säumen Felder und Wege. Selbst an tel. Zudem haben die alten, hoch- steilen Hängen sieht man oft ganz un- stämmigen Bäume ein größeres und erwartet bunte Früchte zwischen dem tiefer reichendes Wurzelwerk als © Brigitte Krauth 32 | Nationale Naturlandschaften im Saarland © Brigitte Krauth | Naturpark Saar-Hunsrück

Apfelernte auf dem Saar-Niedgau bei Gerlfangen

Obstvielfalt dank alter Sorten

Im Naturpark liegen – wie überall – dem Thema mit im Boot, so vermittelt Jahrhundertwende waren allein vom viele Streuobstwiesen brach. Und ist der Verband der Obst- und Gartenbau- Apfel rund tausend Sorten bekannt, eine Wiese erst einmal zugewachsen, vereine Saarland/Rheinland-Pfalz in heute jedoch beschränkt sich das ist die Chance, dass sie wieder einen seiner Streuobstbörse Parzellen an in- Angebot in den Supermärkten auf Bewirtschafter findet, relativ gering, teressierte Landwirte und Hobbygärt- wenige Standardäpfel. Diese sind al- denn ein Freistellen der alten Obst- ner und der NABU Merzig hat einen lesamt sehr zuckerreich, während die bäume ist aufwendig. Dabei stellen „Apfelsortengarten“ auf dem Nack- alten Sorten mehr säurebetont sind. die verwahrlosten Areale auch ein berg bei Hilbringen in der Naturpark- Im Naturpark häufig vorkommende Problem für die intakten Streuobst- Stadt angelegt. alte Tafelsorten, die auch heute noch wiesen dar, denn von ihnen breiten schmecken, sind der Kaiser-Wilhelm- sich Schmarotzerpflanzen aus. So Dass die Vermittlung von Streuobst- Apfel, die Luxemburger Renette, der kämpft man zurzeit vor allem gegen wiesen regelmäßig gelingt, macht Luxemburger Triumph oder der Weiße die Mistel, außerdem wird der Überal- Mut. Außerdem, dass in jüngster Klarapfel. Manche andere Sorten terung und Verwahrlosung der Streu- Zeit Baumschulen wieder hier und sind für den frischen Verzehr kaum obstbäume entgegengewirkt. Im da alte, in der Region heimische geeignet, dafür aber umso besser für Schutzgebiet Wolferskopf beispiels- Obstbaumsorten anbieten. Nachdem die Saftherstellung – so der Erbacher weise hat der Zweckverband Wolfers- diese Sorten lange Zeit nicht mehr Mostapfel oder der Große Rheinapfel. kopf auf einer Fläche von insgesamt nachgefragt und deshalb nicht mehr 30 Hektar rund 1500 Bäume freige- vermehrt wurden, gibt es nun wieder Eine weitere Wirtschaftswiese ist die schnitten und zusätzlich rund 600 ein Interesse daran. Das Anpflanzen Schnittwiese, die der Heugewinnung Jungbäume gepflanzt. Viele Vereine von alten Baumsorten hilft, die Viel- dient. Typisch für die tiefer gelegenen und Naturschutzverbände sind bei falt zu bewahren. Denn noch um die Areale des Naturparks ist dabei die Naturpark Saar-Hunsrück | 33 © Franz Josef Recktenwald | Naturpark Saar-Hunsrück

Blick von der Urwahlener Kapelle bei Losheim am See auf den Schwarzwälder Hochwald

Ertragreiche Wiesen und bunte Bergwiesen

Glatthaferwiese, die man an ihrem Neben den Fettwiesen existieren auf silbrig-grünen Schimmer erkennt. nährstoffärmeren Böden die Magerra- Außer dem Glatthafer, einem ertrag- sen. Hier gedeihen seltene Pflanzen, reichen Süßgras, finden sich weitere die auf den Fettwiesen der Konkur- charakteristische Arten: Wiesen- renz nicht standhalten, so der gelb- © Julia Langer Flockenblume, Gemeines Labkraut, blühende Knollige Hahnenfuß, der Acker-Witwenblume, Wiesen- weiß blühende Knöllchen-Steinbrech Bärenklau, Wiesen-Bocksbart oder und viele Orchideen. Letztere finden Wiesen-Pippau. An feuchten Stand- sich vor allem zwischen Nonnweiler orten fühlen sich besonders auch und Schmelz. Auch im Südwesten des Kuckucks-Lichtnelke, Breitblättriges Naturparks, in den Kalk-Magerrasen Knabenkraut und Scharfer Hahnen- der Terrassenstufen der Muschelkalk- Die Arnika ist die Kennart der Borstgras- fuß wohl. Insgesamt kommen in den landschaften fühlen sich die Orchi- rasen und gehört zu den am stärksten gefährdeten Lebensräumen im Naturpark. Glatthaferwiesen über 70 verschie- deen wohl. Im Herbst sind sie jedoch Das Wiederansiedlungsprojekt soll die dene Blütenpflanzen vor. unscheinbar, stattdessen fallen die Arnikastandorte langfristig erhalten. Sträucher des Roten Hartriegel So herrscht hier stets ein geschäf- mit ihrer kräftigen Färbung ins Auge. tiges Summen und Brummen, landen In den höchsten Lagen des Hunsrück Geflecktes Knabenkraut Bienen und Hummeln auf den Blü- kann man zudem ausgesprochen bun- ten, tanzen Schmetterlinge in allen te Bergwiesen bewundern. Hier wach- Farben über die Grasspitzen. Für die sen besonders seltene Arten wie der Landwirte war dieser Wiesentyp einst Bärwurz, eine traditionelle Heilpflan- der ertragreichste, weshalb er auch ze. Er ist mit dem Kümmel verwandt

„Fettwiese“ genannt wird. Durch die und zerreibt man seine Früchte, © Manuela Hopf Intensivierung der Landwirtschaft duften sie kräftig nach Anis. Aus der wird er jedoch zunehmend von arten- Bärwurz-Rübe wurde früher vielfach armen Grasbeständen abgelöst. Fin- ein klarer Kräuterschnaps gewonnen, det keine Umkehr statt, wird er bis auf heute ist er jedoch geschützt. wenige Reste in geschützten Gebieten Wirtschaftlich genutzt werden teil- verschwinden. weise auch die Wälder des Naturparks sowie die Mineralbrunnen mit Wasser aus den Tiefen des Hochwaldes. 34 | Nationale Naturlandschaften im Saarland © Prof. em. Hans schneider (Geyersberg) Wikicommons CC BY 3.0 em. Hans schneider (Geyersberg) © Prof.

Große Hufeisennase

Flieger mit Mopsgesicht und Hufeisen

© Harry Neumann Auch jenseits der Wiesen findet im Schaumbergland das Große seltenes Leben Rückzugsorte: Wild- Mausohr mit seinen auffallend katzen streifen durch die dichten großen Ohren, mit denen es selbst Wälder, Biber bauen in den Flüssen noch das leiseste Echo fliegender ihre Burgen und Wanderfalken nisten Insekten orten kann. in den felsigen Steilhängen der Saar. Wenn sich dann am Abend die Dass viele Fledermausarten heute Dunkelheit über den Naturpark legt, so selten sind, hat verschiedene Ur- kommen bestimmte kleine Gesellen sachen. In den 60er und 70er Jahren besonders zahlreich aus ihren Ver- musste man ein regelrechtes Massen- stecken und flattern lautlos durch die sterben beobachten, das wahrschein- Lüfte: die Fledermäuse. Im Naturpark lich durch den Einsatz chemischer Wildkatze auf ihrem Streifzug. sind alle 19 im Saarland vorkommen- Holzschutzmittel in Dachgebälken den Arten heimisch, darunter ein paar verursacht wurde: Die Tiere bezogen äußerst bedrohte. So die Große Huf- wie eh und je ihre Quartiere in den eisennase, die deutschlandweit nur Dachböden älterer Häuser und Kirchen noch an einem einzigen weiteren und wurden dabei über längere Zeit Standort in Bayern nachgewiesen (Fledermäuse werden um die 40 Jahre wurde. Sie hat ihren Namen von alt) vergiftet. Inzwischen hat man den © Bernd Konrad einem hufeisenförmigen Nasenauf- Einsatz solcher Chemikalien stark zu- satz, der ähnlich einem Megaphon rückgefahren, doch dafür macht den die ausgesendeten Orientierungs- Tieren heute umso mehr die Bauweise laute verstärkt. Sehr selten ist auch der modernen Häuser zu schaffen. die Mopsfledermaus, deren Gesicht Diese sind rundum so gut abgedich- ähnlich wie bei einem Mops etwas tet und isoliert, dass es kaum noch eingedrückt wirkt. Von den besonde- Einschlupf- und Quartiermöglich- ren Arten ist außerdem im westlichen keiten gibt. Einen großen Anteil am Saarland die Wimperfledermaus mit Rückgang der Fledermäuse hat auch Biber leben in langsam fließenden und stehenden Gewässern mit Gehölzen ihren wimpern-ähnlichen Härchen auf das Insektensterben, das ihnen die nahe dem Ufer. der Flughaut recht stark vertreten, Nahrung entzieht. Naturpark Saar-Hunsrück | 35

An letzterem sind vor allem die Lang- ohrfledermäuse vertreten, die im

© Dr. Christine Harbusch © Dr. angrenzenden Laubwald leben und in Baumhöhlen ihre Jungen großziehen.

Der Naturpark bietet alljährlich span- nende Fledermaus-Exkursionen in der Dämmerung an. Schulklassen können mit dem Naturpark-Fledermausruck- sack auch auf eigene Expeditionen gehen. Zurzeit versucht man im Naturpark, die heimischen Nacht- schwärmer besser kennenzulernen und zu verstehen. So wurden jüngst die Ultraschalllaute der Bechstein- fledermäuse untersucht, wobei ganz unterschiedliche Töne der Verständi- gung festgestellt wurden. Außerdem hat man das scheinbar grundlose, jährliche Treffen der Bechsteinfleder- mäuse auf dem keltischen Ringwall bei Otzenhausen beobachtet und herausgefunden, dass es als Auftakt dient für einen gemeinsamen Flug in das Winterquartier. Dieses kann übri- gens im südlichen Europa, aber auch hier im Saarland liegen. © Shutterstock | All-stock-photos Fledermaus auf nächtlichem Ausflug.

Orte für Fledermaus-Begegnungen

Im Naturpark jedoch geben mehrere An einigen Stellen trifft man sie be- Faktoren den Fledermäusen eine gute sonders zahlreich an, so am Ortsrand Lebensgrundlage, vor allem die zahl- von Merzig-Schwemlingen in einem reichen Insekten, aber beispielsweise bei Insekten sehr beliebten ehema- auch die Windschutzhecken und ligen Kiesabbaugebiet mit flachen Mopsfledermaus Steinwälle, die hier noch wie eh und Gewässern. Ebenso an einem kleinen je die landwirtschaftlichen Parzellen Waldweiher in der Nähe des Hofgutes begrenzen. An ihnen können sich die Imsbach in Tholey oder im Stein- Tiere im Flug orientieren. Außerdem bachtal bei Dreisbach an der Saar- finden sie im Parkgebiet noch ver- schleife. Ebenfalls Jagdrevier zahl- gleichsweise viele Quartiere: in Höh- reicher Fledermäuse sind der Weiher len in den Kalkfelsen an der Mosel, des Hölzbaches in Weiskirchen und in hohlen alten Baumstämmen im Werschweiler sowie die Teiche bei Hochwald oder in Bauernhäusern. Osterbrücken im malerischen Ostertal. 36 | Nationale Naturlandschaften im Saarland © Gemeinde Schmelz

Bettinger Mühle

Es klappern die Mühlen …

In den Dörfern des Naturparkes ist die Die Bettinger Mühle an der In einem malerischen Wiesental kleinbäuerliche Tradition überall spür- wird bereits 1246 schriftlich erwähnt. unweit des Schaumberges steht die bar – sei es in den lebendig gehal- Im 16. Jahrhundert wird sie als Walk- Johann-Adams-Mühle. Der hübsche tenen Bräuchen, in den noch vielfach und Lohmühle bezeichnet, das heißt, Fachwerkbau mit dem Reetdach und üblichen heimischen Nutzgärten oder als eine Mühle für den Gerbvorgang. dem hochgezogenen Mühlrad geht in der Architektur einiger erhaltener In einer solchen wurde Rinde von auf 1735 zurück, die Mahlstube Bauernhäuser. Der Südwestdeutsche Eichenbäumen zu „Lohe“ gemahlen, stammt sogar noch aus dem Mittel- Einhaustyp, diverse Gehöftformen und einem Grundstoff für die Gerberei. alter. Es handelte sich einst um eine verschiedene Varianten des Lothrin- Beim „Walken“ wurden dann die zu Bann-Herrschaftsmühle, das heißt, gerhauses sind hier zu finden. Außer- gerbenden Materialien (ebenfalls die Bauern aus einem bestimmten dem zeugen Mühlen vom einstigen durch Mühlenkraft) in Fässern hin Umkreis waren verpflichtet, hier ihr alltäglichen Leben und Arbeiten. Die und her bewegt. Durch solches Korn mahlen zu lassen. Heute zieht hügelige Landschaft an der Saar und Walken von Stoffen oder Tierhaaren die Mühle vor allem bei Sonnenschein insbesondere die Mittelgebirgsland- wurden auch Loden und Filze herge- viele Wanderer und Ausflügler an. schaft des Hunsrück bildeten ideale stellt. Nach dem 30-jährigen Krieg Diese können im Hauptgebäude das Voraussetzungen für die Anlage von dann wurden die Mühlen der Region Mühlenmuseum besuchen und sich in Wassermühlen, zumal die Dörfer verlassen und zerfielen. Einige Zeit der Landgaststätte, die im Wohnhaus meist an Flüssen oder Bächen liegen. später wurden sie neu aufgebaut, untergebracht ist, verköstigen lassen. So hatte einst jedes Dorf im Gebiet so auch die Bettinger Mühle. des Naturparkes eine oder mehrere Mühlen, bereits in Schriften des Der heutige Bau stammt von 1710 7. Jahrhunderts werden sie erwähnt. und diente als Kornmühle. Er besteht Sie dienten zum Mahlen von Getreide, aus Haupthaus, Mühlengebäude, zum Pressen von Öl, zum Stamp- Scheune, Gesindehaus, Stall und fen oder Sägen. Noch heute liegen einem eigenen Backhaus, in dem einige der größten und schönsten heute wieder Brot gebacken wird und erhaltenen Mühlen der Region im beliebte Backkurse stattfinden. Kul- © Gemeinde Schmelz Naturpark, so auf saarländischer Seite turveranstaltungen und Märkte finden die Fellenbergmühle in Merzig, die alljährlich auf der Mühleninsel und in Johann-Adams-Mühle bei Theley und der Scheune statt. die Bettinger Mühle in Schmelz. Naturpark Saar-Hunsrück | 37 Gemeinde Tholey r| © Josef Bonenberge

Johann-Adams-Mühle bei Theley in der Naturpark-Gemeinde Tholey

Spuren von Bauern und Herren

Der Seffersbach speiste einst in Mer- Neben den Bauern haben natürlich zig ganze 32 Mühlen. Eine davon war auch die Herren im Gebiet des Natur- ab 1767 die Fellenbergmühle, in der parks ihre Spuren hinterlassen – mit Getreide gemahlen und Öl hergestellt Klöstern, Burgen und Schlössern. wurde. 1927 dann richtete ein Johann Immer einen Besuch wert ist bei- Peter Hartfuß hier einen feinmecha- spielsweise die Burg Montclair auf nischen Betrieb ein und nutzte die dem von der umflos- Wasserkraft für seine Zwecke – für senen Bergrücken bei Mettlach. Geht die Herstellung von Werkzeugen und man in der Geschichte weiter zurück, Maschinen für Uhrmacher. Die Werk- haben hier auch schon die Kelten und statt ist noch immer erhalten und Römer gewirkt. Davon zeugen etwa betriebsfähig, zieht heute als „Fein- die römischen Villen in Borg und Nen- mechanisches Museum“ Besucher an. nig oder der keltische Ringwall von Otzenhausen. Noch ein gutes Stück Der Betrieb einer Mühle war übrigens älter: die Menhire, beispielsweise in ursprünglich ein königliches Privileg, Walhausen. das jedoch nach und nach an die territorialen Landesherren übertragen Wer die Geschichte hautnah erleben wurde. Diese wiederum verpachteten will, kann die römische Kultur und die Mühlen auf bestimmte Zeit oder Kulinarik alljährlich bei zahlreichen auch lebenslang an die Müller. So Veranstaltungen im Archäologiepark blieb die Rechtslage bis zur Franzö- Römische Villa Borg erleben. sischen Revolution. © Gemeinde Tholey

Johann-Adams-Mühle 38 | Nationale Naturlandschaften im Saarland © Wanderbüro Saar-Hunsrück-Steig © Wanderbüro

Nationales Geotop Saarschleife: ein erdgeschichtliches Juwel nationaler Bedeutung.

Die Erlebnisregion entdecken

Die schönsten Ecken und Winkel schroffen Felshängen hindurch, bei Geschmack – ob man nun gerne der Erlebnisregion Naturpark Saar- einer Fahrt mit Kutsche, Planwagen sportlich unterwegs ist und Höhen- Hunsrück lassen sich wunderbar auf oder der Museumsbahn Losheim. meter zurücklegt oder lieber gemüt- Touren entdecken: Bei einer Schiff- Wer lieber der eigenen Nase nach lich, vielleicht mit Kindern, unterhalt- fahrt auf der Mosel entlang der Wein- läuft oder fährt, der findet ein gut aus- same Strecken erkundet; ob man berge oder auf der Saar zwischen den gebautes Rad- und Wanderwegenetz. gerne kulinarische Besonderheiten Es führt durch die Kulturlandschaft kostet oder Kulturzeugnisse entdeckt. mit ihren Sehenswürdigkeiten wie Viele der Traumschleifen widmen sich auch durch unberührte Natur. Hier, in dabei einem bestimmten Thema, so der Stille der Wiesen und Wälder beispielsweise der Weg des Wassers ist die laute Alltagswelt schnell ver- in Wadern, der Druidenpfad bei Reh- gessen. Herzstück der Premium- lingen-Siersburg, der Tiefenbach-Pfad Wanderregion ist dabei der Saar- in St. Wendel, der Rötelsteinpfad in Hunsrück-Steig. Der 410 Kilometer Güdesweiler oder der Erzgräberweg lange, grenzüberschreitende Premi- in Schmelz. um-Fernwanderweg verläuft von Perl über die Saarschleife bei der Keramik- Außerdem führt der Europäische Fern- stadt Mettlach-Orscholz, über die wanderweg Nummer drei, „Atlantik,

© Frank Rauber | Freizeitzentrum Bostalsee Edelsteinstadt Idar-Oberstein und den Ardennen, Böhmerwald“, durch den Der 120 Hektar große Bostalsee bietet Hunsrück bis nach Boppard am Rhein Naturpark. Die erwähnte Viezstraße ein abwechslungsreiches Freizeit- und und über eine Abzweigung nach Trier. verläuft von Saarlouis-Wallerfangen Kulturangebot vom Sandstrand bis zur Dabei geht es zumeist über weichen über Merzig in zahlreichen Schleifen Open-Air-Bühne. Waldboden und Graspfade. Der Saar- über den Saargau und bis nach Hunsrück-Steig trägt mit dem „Deut- Trier. In den kleinen Dörfern entlang schen Wandersiegel“ die höchst- der rund 160 Kilometer langen Stre- mögliche Auszeichnung. cke stellen zahlreiche Produzenten Viez her. Regelmäßig finden im Natur-

© Konrad Funk © Konrad Rund um den Saar-Hunsrück-Steig park auch geführte Themen-Wande- laden außerdem 111 „Traumschleifen“ rungen statt, die Termine werden auf zu Touren ein. Dabei handelt es sich der Internetseite www.naturpark.org um Premium-Rundwanderwege von angekündigt. sechs bis 20 Kilometern für jeden Spaziergang durchs Moor Naturpark Saar-Hunsrück | 39 Naturpark Saar-Hunsrück ©

Spannende Fledermauswanderung mit dem Fledermaus-Rucksack beim Hofgut Imsbach in Theley.

Für Kinder: Lernen und Mitmachen

Der Naturpark will seine Botschaft Höhere Klassen können sich sogar mit Fledermäuse kennenlernen. Wenn weitergeben und vor allem junge einer eigenen Wiese an dem Projekt Gruppen mit den bereitgestellten Menschen für den Wert von Natur „Streuobst macht Schule“ beteiligen. Materialien arbeiten, steht der Natur- und Umwelt sensibilisieren – spiele- park gerne begleitend zur Seite, ver- risch, mit Spaß und mit praktischer Der Fledermaus auf die Spur kommen öffentlicht beispielsweise auf seiner Beteiligung. Deshalb arbeitet man können Kinder mit dem Fledermaus- Internetseite Fotos von Exkursionen auf verschiedene Weise mit Kitas Rucksack. Er bietet alles für eine oder gibt Tipps für weitergehende und Schulen zusammen und bietet Fledermaus-Exkursion und deren Projektideen. generell für interessierte Jugend- Auswertung: unter anderem ein Audio- gruppen Bildungsmaterialien sowie abspielgerät mit typischen Rufen hei- Groß und Klein können außerdem spezielle Programme an, etwa eine mischer Arten sowie einen Detektor, im Interaktiven Erlebnismuseum GPS-Schatzsuche, eine Expedition ins der echte Rufe vor Ort hörbar macht. „Mensch und Landschaft“ im Informa- Erdreich oder einen Kurs zum Nist- Mit einer speziell auf Kitas ausgeleg- tionszentrum in Hermeskeil multime- kastenbau. ten Version können auch schon die dial der Kultur- und Naturlandschaft Kleinsten das spannende Leben der des Naturparks auf die Spur kommen. Außerdem werden Themen-Rucksäcke verliehen: Mit dem Streuobstwiesen- Rucksack können Grundschüler Streuobstwiesen in ihrer Nähe er- kunden und verstehen lernen. Zur Ausrüstung gehören Becherlupen und Bestimmungsbücher, mit deren Hilfe untersucht werden kann, was so alles in der Wiese wächst, kriecht und krabbelt, außerdem ein Fernglas zur © Naturpark Saar-Hunsrück Beobachtung größerer Tiere. Zusam- men mit einem Experten sollten die Schüler auch Pflegemaßnahmen wie den Baumschnitt oder die Ernte und Weiterverarbeitung einmal miterleben.

Der Streuobstwiesen-Rucksack des Naturparks mit einer Vielzahl von Bildungs- materialien, um die Kulturlandschaft mit allen Sinnen zu erforschen. 40 | Nationale Naturlandschaften im Saarland

Aus Wiesen, Wäldern und Äckern – So schmeckt der Herbst im Naturpark Saar-Hunsrück

Wildkräuter, Kartoffeln, Pilze, Äpfel, Birnen, Wein, Viez, Edelobstbrände und Honig gehören zu den Hauptprodukten aus dem Naturpark Saar-Hunsrück. Wir haben sie in einige köstliche Gerichte gepackt. Die Rezepte sind für vier Personen berechnet.

Naturpark-Bettsäächersalat

600 g junger selbstgepflückter Löwenzahn, 8 EL St. Wendeler Rapsöl, 4 EL

regionalen Apfelessig, 2 gepresste Knoblauchzehen, 2 gewürfelte kleine Scha- © Sonah Magazin lotten, 2 TL mittelscharfen Mettlacher Abtei Bio-Senf, Salz, schwarzen Pfeffer, 2 TL Honig, Croutons aus 2 Scheiben Dinkelbrot in 1 EL Butter rösten, alterna- tive Varianten mit Bratkartoffeln, 60 g ausgelassenem fein gewürfelten Dürr- fleisch, 4 hart gekochte, geviertelte Eier

Für die Salatsauce alle Zutaten miteinander verrühren. Brotwürfel in Butter hellbraun rösten und die Speckwürfel in Öl knusprig braten. Salat mit der Sau- ce mischen, Croutons und Speckwürfel darüber streuen und mit Ei garnieren. Die Variante mit Bratkartoffeln –Brootkrompern – ist auch sehr fein.

Kräuterpesto

100 g Wildkräuter der Saison (z. B. Bärlauch, Giersch, Löwenzahn, Brennesseln),

Knoblauch nach Belieben, 100 g Parmesan oder regionalen Hartkäse, 250 ml © Maiga Werner St. Wendeler Rapsöl oder Olivenöl, 75 g Nüsse (Wal-/Haselnüsse) oder Sonnen- blumen-/Pinienkerne

Wildkräuter waschen, trocken/ schleudern und von dickeren Stängeln befrei- en. Die Knoblauchzehen schälen und mit den Kräutern fein hacken. Die Nüsse/ Kerne anrösten und ebenfalls hacken. Alle Zutaten mit dem feingeriebenen Käse mischen. Das Öl nach und nach unterrühren, bis alles gut vermischt ist. Alternativ kann das Pesto mit einem Mixer oder Pürierstab zubereitet werden. Das Pesto in ein verschließbares Glas geben und mit Öl bedecken, so ist es länger haltbar.

Hirschrücken mit Pfifferlingen im Speckmantel

800 g Hirschrücken ohne Knochen, 40 g Zwiebelwürfel, 200 g frische Pfifferlinge, 200 g dünn geschnittenen Speck/Dürrfleisch

Hirschrücken pfeffern, mit Speck einwickeln und mit den Lorbeerzweigen © Brigitte Krauth | Naturpark Saar-Hunsrück feststecken. In einer heißen Bratpfanne mit Butterschmalz und den Zwiebeln rundherum bei schwacher Hitze ca. 15–20 Minuten braten. Aufgeschnitten z. B. mit Rotkohl und Dinkelspätzle servieren. Lorbeer, Salz, Pfeffer und nach Belieben für die Sauce Holunder- oder Johannisbeersaft/-gelee oder Rotwein oder Sahne zum Einrühren. Naturpark Saar-Hunsrück | 41

Kulinarische Naturpark-Wochen

Alljährlich finden im Naturpark die Mai Kontakt schnäagischen saisonalen kulina- Kräuterküche Saar-Hunsrück rischen Themenwochen statt: Informationszentrum September | Oktober Naturpark Saar-Hunsrück Januar | Februar Naturpark-Pilzwochen Trierer Straße 51 Omas Küche – regionale und traditio- 54411 Hermeskeil nelle Gerichte Saar-Hunsrück November Telefon: 06503-92140 Wildwoche Saar-Hunsrück E-Mail: [email protected] März | April Web: www.naturpark.org Bettsäächertage Saar-Hunsrück – Viele weitere Veranstaltungen – die moselfränkischen Löwenzahn- Wanderungen, Lehrexkursionen, Naturpark-Infozentrum wochen Kulturführungen und mehr – werden Weiskirchen auf der Seite des Naturparks bekannt Zum Wildpark 1 April gegeben: 66709 Weiskirchen Fischfestival Saar-Hunsrück www.naturpark.org

Legende

Naturpark Saar-Hunsrück Nationalpark Hunsrück-Hochwald Saar-Hunsrück-Steig

Legende

Naturpark- Naturpark- Nationalpark- Nationalpark-Tor Naturpark Saar-Hunsrück Nationalpark Hunsrück-HochwaldInfozentren Saar-Hunsrück-SteigInfostellen Infostellen Bernkastel-Kues Traben-Trarbach Legende Rhaunen TouristinformationenLegende Naturpark- Naturpark- Nationalpark-der Naturpark-Nationalpark-Tor Schweich Infozentren Infostellen InfostellenMitgliedskörperschaften NaturparkNaturpark Saar-Hunsrück Saar-HunsrückNationalparkNationalpark Hunsrück-Hochwald Hunsrück-HochwaldSaar-Hunsrück-SteigSaar-Hunsrück-Steig Bernkastel-Kues Traben-Trarbach Morbach Rhaunen Touristinformationen der Naturpark- Schweich Dhrontal- Kempfeld Mitgliedskörperschaften Naturpark- Naturpark- Nationalpark- Nationalpark-Tor sperre Herrstein Naturpark-Infozentren InfostellenNaturpark- InfostellenNationalpark- Nationalpark-Tor Infozentren Infostellen Infostellen Morbach Wildenburg Bernkastel-Kues Traben-TrarbachThalfang Rhaunen Touristinformationen Bernkastel-Kues Dhrontal- Kempfeld Traben-TrarbachIdarbach der Naturpark- SchweichsperrTRIERe Rhaunen TouristinformationenMitgliedskörperschaften HerrsteinErbeskopf der Naturpark- Kasel Schweich WildenburgHunsrückhaus Thalfang Morbach 816 Mitgliedskörperschaften Waldrach Nationalpark Dhrontal- Idarbach Kempfeld sperre TRIER Erbeskopf Hunsrück-HochwaldHerrsteinMorbach IDAR- Kasel Hunsrückhaus Thalfang Wildenburg OBERSTEIN 816 Dhrontal- Kempfeld Waldrach Nationalpark sperrHermeskeile TRIER Idarbach Herrstein Hunsrück-HochwaldErbeskopf IDAR- Kasel Hunsrückhaus Wildenburg 816 OBERSTEIThalfang N WaldrachA L D Nationalpark Dollberge Hermeskeil H W Birkenfeld O C Hunsrück-Hochwald IDAR- Idarbach TRIER R H 696 G E ErbeskopfOBERSTEIN U R S B Hermeskeil Hunsrückhaus O Dollberge BirkenfeldNonnweiler 816 696 Nationalpark Dollberge Birkenfeld Hunsrück-Hochwald IDAR- L Nonnweiler 696 RTA OBERSTEIN AA C K S S Ü Weiskirchen Hermeskeil RE S R Nonnweiler TE Orscholz U N UN H Namborn Weiskirchen SchaumbergDollberge Orscholz D Birkenfeld N D Weiskirchen R G L A N A Orscholz Nambor- B E n 569 T L H E 696 U - N A Namborn G Perl SchaumbergA R Tholey S A Schaumberg 569 Nonnweiler Perl Tholey 569 Perl Tholey T BIE GE Naturräume im LK Beckingen Lebach Dirmingen KA Weiskirchen Naturpark Saar-Hunsrück: EL OrscholzH Naturräume im Beckingen SC Beckingen Lebach Dirmingen Naturräume im U Lebach Dirmingen Eppelborn NaturparkNambor Saar-Hunsrück:n l Hunsrück, Osburger Hochwald M Rehlingen- Naturpark Saar-Hunsrück: l Saar-Nahe-Bergland Siersburg Eppelborn Schaumberg l Hunsrück, Osburger Hochwald Rehlingen- Eppelborn l Hunsrück, Osburger Hochwald Rehlingen- Nalbach Landsweiler-Reden l Saar-Nahe-Bergland l Pfälzisch-Saarländisches Nalbach Siersburg l Saar-Nahe-Bergland Siersburg Landsweiler-Reden 569 l Pfälzisch-Saarländisches Muschelkalkgebiet Landsweiler-Reden l Pfälzisch-Saarländisches Muschelkalkgebiet Karte © NPSH Karte Gisingen l Moseltal, Unteres Saartal Perl Tholey Muschelkalkgebiet Gisingen l Moseltal, Unteres Saartal l Gutland Gisingen Waller- l Moseltal, Unteresl Gutland Saartal Waller- Neunkirchen Neunkirchen fangen fangen l Gutland KlimabewusstKlimabewusst unterwegs unterwegs Waller- Neunkirchen imim NaturparkNaturpark und und Nationalpark Nationalpark – – fangen © Naturpark Saar-Hunsrück e. V.© Naturpark Saar-Hunsrück e. V. Klimabewusst unterwegs Infos unter www.dertakt.de und Infos unter www.dertakt.de und Beckingen www.naturpark.org www.naturpark.org Naturräume im im Naturpark und Nationalpark – www.saarvv.dewww.saarvv.de © Naturpark Saar-Hunsrück e. V. Lebach Dirmingen Infos unter www.dertakt.de und www.naturpark.org Naturpark Saar-Hunsrück: www.saarvv.de Eppelborn l Hunsrück, Osburger Hochwald Rehlingen- Nalbach Siersburg l Saar-Nahe-Bergland Landsweiler-Reden l Pfälzisch-Saarländisches Muschelkalkgebiet Gisingen l Moseltal, Unteres Saartal l Gutland Waller- Neunkirchen Klimabewusst unterwegs fangen im Naturpark und Nationalpark – © Naturpark Saar-Hunsrück e. V. Infos unter www.dertakt.de und www.naturpark.org www.saarvv.de 42 | |Nationale Nationale Naturlandschaften Naturlandschaften im im Saarland Saarland NationalparkNationalpark Hunsrück-HochwaldHunsrück-Hochwald || 43

Nationalparks:

Natur Natur sein lassen Funk © Konrad

Nationalparks sind Landschaften, in denen Natur Natur sein darf. Sie schüt- zen Naturlandschaften, indem sie die Eigengesetzlichkeit der Natur bewah- ren und Rückzugsgebiete für wild lebende Pflanzen und Tiere schaffen. Damit schaffen die Nationalparks einmalige Erlebnisräume von Natur und sichern notwendige Erfahrungsräume für Umweltbildung und Forschung. Deshalb sind sie unverzichtbar für die biologische Vielfalt und den Arten- reichtum unserer Erde. Gleichzeitig erhöhen die Nationalparks die Attrak- tivität der Region und tragen mit zu ihrer wirtschaftlichen Entwicklung bei. [AUS DEM LEITBILD EUROPARC DEUTSCHLAND] 44 | Nationale Naturlandschaften im Saarland © Konrad Funk © Konrad

Jedes Kind soll in einer intakten Umwelt groß werden. Heute. Mor- gen. Übermorgen. Die schönsten Plätze in Deutschland sollen einen ganz besonderen Schutz erfahren. Es braucht Urwälder – auch in Deutschland. Deshalb gibt es ihn: den Nationalpark Hunsrück-Hoch- wald als Teil der Nationalen Naturlandschaften. Er ist ein Entwicklungs- Nationalpark. Die Verwandlung zum Urwald wird noch lange dauern. Doch diese zu beobachten, ist schon heute spannend. So fühlen sich hier zahlreiche scheue und seltene Bewohner wie Wildkatzen, Rothir- sche und Schwarzstörche wohl. Und der Wald birgt noch mehr: Zeugnisse menschlicher Nutzung und sogar ein Stück Weltgeschichte. Wer den Nationalpark besucht, erlebt in jeder Jahreszeit einen mystisch anmuten- den Ort. Nationalpark Hunsrück-Hochwald | 45 Nationalpark Hunsrück-Hochwald Wo der Wald wild und geheimnisvoll sein darf

Was passiert mit einem Wald, wenn vollständig bedeckt von Wald. Wer der Mensch sich zurückzieht und auf- damals von auswärts kam und eher Dr. Harald Egidi hört, ihn zu nutzen und zu pflegen? offene Landschaften mit kleinen Förster. Er verwandelt sich. Auf einst bewirt- Hainen gewohnt war, dem erschie- War sein schafteten Flächen mehren sich die nen die endlosen Wälder Ostgalli- Vater auch umgefallenen Baumstämme und ens und Germaniens unheimlich. schon. Nicht abgeknickten Äste. Moose, Flechten So fühlten sich die Römer hier nie und Pilze breiten sich auf ihnen aus ganz wohl. Der Historiker Tacitus ungewöhn- und zersetzen sie, Dickicht sprießt etwa schrieb über Germanien, es lich? Er wollte auf dem Humus. Rinnsale und Bäche böte „einen traurigen Anblick“, jetzt mal was

bahnen sich frei ihren Lauf und än- sei „ein gestaltloses Land, voller © NLPHH anders machen. dern ihn immer wieder, wenn Wind schauriger Wälder, grässlicher Dem Wald wieder mehr Wildnis und Wetter ihnen Hindernisse in den Sümpfe und rauer Gebirge.“ Nach geben. Einen Urwald von morgen Weg werfen. So entstehen die wun- dem Verständnis der Römer lag das werden lassen. Naturschutz UND dersamsten Orte: märchenhaft und Gebiet schlichtweg am Rand der Großprojekt: Das muss seines hell, mit zarten Lichtspielen, wenn die Welt und so abseits, dass die Sonne durch das Laub flimmert, aber Götter des Acker- und Weinbaus, Erachtens nicht immer enden, auch wild, dunkel und undurchdring- Ceres und Bacchus, vergessen hat- wie in Stuttgart, dachte er sich. lich. Der Wald wird zur Wildnis. ten, es zu besuchen. So „führen Heute leitet er den Nationalpark die Einwohner von allen Menschen Hunsrück-Hochwald. Natur- Dass die Wälder unserer Region Wild- das erbärmlichste Leben. Sie pflan- schutz, Bürgerbeteiligung und nis waren, ist in den meisten Fällen zen keine Ölbäume und erzeugen Regionalentwicklung: Nicht ent- lange her. In der Antike, zur Zeit der keinen Wein“, stellte ein römischer weder oder. Sondern, sowohl als Kelten und Germanen, war die hiesige Beamter erschüttert fest. Jedoch auch. Das ist das, wofür er und Landschaft noch weitgehend in ihrem noch in der Antike begann stellen- natürlichen Zustand und beinahe weise eine intensive Nutzung der „sein“ Nationalpark steht. © NLPHH © Konrad Funk © Konrad 46 | Nationale Naturlandschaften im Saarland

Wälder samt Rodung für Bau- und Von den rund 10.120 Hektar seiner Feuerholz, Siedlungs- und Landwirt- Fläche liegen 986 Hektar im Saarland.

© NLPHH schaftsflächen. Später kamen weitere Damit ist der Nationalpark Hunsrück- Interessen der Menschen, wie etwa Hochwald neben dem Naturpark die Herstellung von Holzkohle hinzu. Saar-Hunsrück und dem UNESCO- Zur Zeit der Industrialisierung dann Biosphärenreservat Bliesgau eine von rauchten an den Flüssen und Bächen drei „Nationalen Naturlandschaften“ die Hochöfen und dröhnten die im Saarland. Hämmer, der Wald musste Rohstoffe liefern für Eisen- und Kupferverar- Das Parkgebiet ist in drei Zonen beitung, Bergbau und mehr. eingeteilt: Die Naturzone 1a umfasst Wildnisbereiche, in denen keine Ein Gebiet, das heute wieder auf dem Eingriffe stattfinden dürfen. Die Na- Weg zurück zum Urwald ist, ist das turzone 1b ist Entwicklungsbereich, Gebiet des Nationalparks Hunsrück- in dem Renaturierungsmaßnahmen, Hochwald. Auch hier fand eine in- etwa von Mooren, möglich sind und tensive industrielle Nutzung statt. Fichtenwälder zur Entwicklung eines Mehrmals in der Geschichte siedelten Mischwaldes mit jungen Buchen sich Menschen hier an und betrieben unterpflanzt werden. Anschließend Landwirtschaft, doch stets drängten gehen diese Flächen in die Schutzzo- nach einiger Zeit klimatische Kälte- ne 1a über. Nach 30 Jahren, das heißt phasen sie wieder zurück ins Tal. im Jahr 2045, sollen 75 Prozent des So erhielten sich hier größere Teile Parkgebietes in der Zone 1a liegen. In eines naturnahen Laubwaldes. Diese den vergangenen Jahren konnte der werden nun vor Eingriffen geschützt Wildnisbereich bereits von 25 auf und behutsam weiterentwickelt. Ziel über 30 Prozent erweitert werden. ist es, dass der größte Teil des Waldes eines Tages ganz sich selbst überlas- Bei der Zone 2 schließlich handelt es sen werden kann. Denn im Gegensatz sich um eine Pflegezone, in der dau- zu manchen anderen Schutzgebiets- erhaft Maßnahmen möglich sind. So formen steht beim Nationalpark keine können hier durch extensive Bewirt- menschliche Nutzung auf der Agen- schaftung wertvolle Arten und Bioto- da, sondern ausdrücklich der Schutz pe erhalten werden, beispielsweise wilder Natur. Daher das Motto: „Natur Offenlandbereiche wie Arnikawiesen. Natur sein lassen.“ Die Pflegezone erstreckt sich über die Randbereiche des Parks und puffert Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald Wirkungen von außen auf die Natur- ist unter den 16 Nationalparken zonen ab, aber auch umgekehrt. Deutschlands der jüngste. Erst 2015 wurde er als Gemeinschaftsprojekt der saarländischen und rheinland- pfälzischen Landesregierung gegrün- det. Er liegt umgeben vom Naturpark Saar-Hunsrück und erstreckt sich über die westlichen Höhenlagen des Huns- rück, einschließlich der Dollberge (höchste Erhebung des Saarlandes) und des Erbeskopfes (höchster Berg in Rheinland-Pfalz). © Konrad Funk © Konrad Nationalpark Hunsrück-Hochwald | 47 © Konrad Funk © Konrad

Buchen und fleischfressende Pflanzen

In den Wäldern des Nationalparks haben sie noch einige Zeit vor sich, Hunsrück-Hochwald wachsen rund denn Buchen können gut 300 Jahre 35 Baumarten, einen Großteil des alt und bis zu 45 Meter hoch werden. Bestandes aber macht mit fast 50 Dabei liefern sie einen enormen Bei- Prozent die Rotbuche aus. Und das trag für die Artenvielfalt: Ein Buchen- ist absolut ungewöhnlich: Im Durch- wald beherbergt bis zu 7.000 Tierar- schnitt ist sie in deutschen Wäldern ten. Außerdem ist er ein bedeutender nur noch mit 15 Prozent vertreten, ob- Filter und Produzent unserer Atemluft: wohl sie unter natürlichen Umständen Eine 100 Jahre alte Buche produziert die häufigste Art wäre. Das feucht- täglich Sauerstoff für 22 Menschen. gemäßigte Klima Mittel- bis Südeuro- Hardy Hoffmann pas ist ideal für die Rotbuche, nur hier In vergangenen Zeiten nutzten die Funk © Konrad ist eines der prominentesten kommt sie überhaupt vor. Der Grund Menschen auch die Früchte der Bu- für ihr dramatisches Schwinden chen, die Bucheckern, die die Bäume Gesichter aus dem National- liegt vor allem in der Forstwirtschaft erst ab einem Alter von 40 bis 80 parkamt. Er saß früher auf vergangener Jahrzehnte und Jahr- Jahren produzieren. Die dreikantigen dem Harvester. Doch er wollte hunderte: Da Nadelbäume schneller Nüsschen haben einen Fettgehalt von nicht mehr die Bäume, die wachsen und somit in kürzerer Zeit rund 41 Prozent und sind somit sehr Jahrzehnte brauchten, um zu Erträge liefern als Laubbäume, fiel nahrhaft. Sie wurden vor allem zu Öl wachsen, binnen weniger Mi- die Wahl beim Aufforsten stets auf und Mehl verarbeitet. Auf alle Fälle nuten „ernten“. Er wollte lieber sie. Oftmals auch aus der Not heraus, mussten sie vor dem Verzehr erhitzt Menschen erklären, warum denn in Krisenzeiten wurden Wälder werden, da sie roh leicht giftig sind. man sie auch mal stehen stark ausgebeutet, dann war schnelle Abhilfe gefragt. lassen sollte. Warum auch sie natürlich sterben sollten. Im Nationalpark Hunsrück-Hochwald Deshalb ist er Ranger gewor- haben sich uralte und riesenhafte Bu- den. Und mit dieser Story ist chen erhalten, manche rund 250 Jahre er immer wieder in Presse, alt. So die Buchen am Kahlenberg, der Funk und Fernsehen. schon vor Nationalparkzeiten als Naturwaldzelle aus der menschlichen Nutzung herausfiel. Mit etwas Glück 48 | Nationale Naturlandschaften im Saarland © Konrad Funk © Konrad © Konrad Funk © Konrad

Moorbirken

Es herrscht Dynamik im Wald: Bäume sterben ab, Pilze zersetzen sie. Da-

durch entsteht ein neuer Lebensraum, Funk © Konrad das Totholz. Unzählige Arten, die sol- che Habitate brauchen, siedeln sich an, neue Bäume entstehen. © Konrad Funk © Konrad

Zunderschwamm © Konrad Funk © Konrad

Siebenstern im Moor Totholz Nationalpark Hunsrück-Hochwald | 49

Im Randbereich des Nationalparks Es handelt sich beim Sonnentau um jedoch muss des Öfteren gegen eine fleischfressende Pflanze, die in Baumschädlinge vorgegangen wer- kultivierter Form als Zimmerpflanze den, da man gegenüber den Besitzern recht bekannt ist. In der Natur ist sie der angrenzenden Wirtschaftswälder allerdings streng geschützt und darf Funk © Konrad verpflichtet ist, diese abzuhalten. Ver- nicht entnommen werden. Buchen breitet ist vor allem der Borkenkäfer, fühlen sich im Moor übrigens nicht jedoch nur an den Fichten, Buchen wohl, dafür aber etwa die wasserlie- mag er nicht. Das generelle Bestre- bende Moorbirke. ben, im Randbereich Mischwälder zu entwickeln, soll im Laufe der Zeit Im 19. Jahrhundert hatte man weite dafür sorgen, dass der Mensch auch Teile der Moore im heutigen National- hier weniger eingreifen muss. park-Gebiet trockengelegt, um Fichtenwälder ansiedeln zu können. Neben den Wäldern, die den Großteil Über 100 Kilometer Entwässerungs- der Fläche einnehmen, gibt es im gräben sind das Erbe dieses enormen Nationalpark auch Waldwiesen, Fel- Eingriffs. Im Rahmen des Projektes senlandschaften und Rosselhalden „Hangmoore im Hochwald“ ist man (natürliche Steinschutt-Halden), au- nun dabei, die Moore zu renaturieren. ßerdem eine weitere, selten gewor- Im saarländischen Teil des National- dene Landschaftsform: Hangbrücher, parks jedoch hat der SaarForst Lan- das heißt Moore. Sie bieten bisweilen desbetrieb dies bereits vor 10 Jahren eigentümliche Anblicke, etwa wenn durchgeführt. Bei einer solchen Re- sie bedeckt sind von den „Wattebäu- naturierung werden Entwässerungs- schen“ des Wollgrases oder den roten gräben verschlossen, sodass sich ein „Perlchen“ der Moosbeere. Letztere natürlicher Wasserhaushalt wieder „Wattebäuschen“ im Moor - das Wollgras gehört zur Gattung der Heidelbeere, einstellen kann. Das bringt positive ihre Früchte sind essbar und schme- Effekte mit sich: Besonders bei Stark- cken herb-säuerlich. Die außerge- regen nach Trockenperioden kann die wöhnlichste der Moorpflanzen aber enorme Wasserspeicherkapazität des ist der Sonnentau: An seinen unzähli- Torfmooses zu einer Entspannung gen Tentakeln glitzern feinste Tröpf- der Hochwassersituation der Flüsse 3.0 CC BY-SA chen eines klebrigen, zuckerhaltigen beitragen. Gleichzeitig fungieren die Sekretes. Dieses lockt Insekten an, Bereiche als Filter, die die Qualität die dann an ihm kleben bleiben und des Wassers verbessern. zumeist an Erschöpfung sterben. © Maseltov Wikimedia Commons Wikimedia Commons © Maseltov

Die Moosbeere – rote „Perlchen“ © Konrad Funk © Konrad © Konrad Funk © Konrad

Goldenes Frauenhaarmoos im Riedbruch Fleischfresser im Moor – Der rundblättrige Sonnentau 50 | Nationale Naturlandschaften im Saarland © Konrad Funk © Konrad

Die Wildkatze – größte Population Mitteleuropas

Für die Tiere lebt es sich im National- (teilweise) in Deutschland. Eine da- Dass die Wildkatze sich im National- park ganz ungestört. Rehe und majes- von erstreckt sich über Teilflächen park so wohlfühlt, liegt neben der tätische Rothirsche staksen durch die von Saarland und Rheinland-Pfalz Abgeschiedenheit auch an der natür- Wälder, stämmige Wildschweine und dabei auch über das National- lichen Struktur des Waldes: Sie findet durchwühlen die Erde. Schwarz- und park-Gebiet, dann weiter über den hier zahlreiche Unterschlupfmöglich- Buntspechte zimmern ihre Höhlen in Südwestzipfel Nordrhein-Westfalens, keiten, etwa in den Löchern unter den die Buchen, Schwarzstörche bevölkern Südostbelgien, Luxemburg und Wurzeln umgekippter Bäume oder in die Gewässerufer. Ein besonders Nordostfrankreich. Die zweite große deren Totholzstämmen. Auch gibt es scheuer Bewohner wurde zum Sym- Population ist in Mitteldeutschland hier ausreichend Wasser sowie lich- bol des Nationalparks, da die hiesigen angesiedelt. tere Stellen zum Jagen. Auf dem Spei- Vertreter zur größten Population seplan der Wildkatze stehen vor allem Mitteleuropas gehören: die Wildkatze. Mit Hilfe der Lockstock-Methode hat Mäuse, seltener auch kleine Vögel, Mit unserer Hauskatze ist sie ledig- man sich im Nationalpark letztes Jahr Kaninchen, Junghasen, Amphibien lich weitläufig verwandt, denn diese einen Überblick über die eigenen Vor- und Fische. Die genetischen Untersu- stammt von der Falbkatze ab. Sie kommen verschafft. Bei dieser Metho- chungen haben auch ergeben, dass wurde von den Römern aus Nordafri- de werden aufgeraute und mit einem die Wildkatzen im Nationalpark sich ka hierhergebracht. Von der Wildkatze Lockstoff besprühte Holzpfosten in kaum mit der Hauskatze vermischt nun gibt es in ganz Mitteleuropa nur die Erde gesetzt. Reibt sich eine Katze haben. Bei nur drei der 102 identifi- noch zwei große Populationen, beide daran, bleiben Fellhaare hängen und zierten Tiere hat sich ein Vorfahre mit können im Labor bestimmt werden. einer Hauskatze vergnügt. Grund für So zählte man rund 100 Wildkatzen. die geringe Vermischung ist die Scheu Davon waren jedoch einige vermutlich der Wildkatzen, die bewohnte Gebiete nur „zu Besuch“, denn es war gerade nach Möglichkeit strikt meiden. Paarungszeit und zu dieser streifen

© Konrad Funk © Konrad die Tiere viel umher. Man schätzt, dass 65 der identifizierten Katzen im Nationalparkgebiet ihr Revier haben – eine sehr hohe Zahl, mit der man nicht gerechnet hatte.

Die Wildkatze hinterlässt Spuren im Nationalpark. Nationalpark Hunsrück-Hochwald | 51 © Konrad Funk © Konrad Funk © Konrad

Junge Wildkatzen im Nationalpark Die Blaugrüne Mosaikjungfer

Vom Aussehen her sind die beiden Neben Wildkatze, Schwarzstorch Katzenarten schwer voneinander zu und Co sind für den Naturschutz aber Funk © Konrad unterscheiden – die Wildkatze sieht auch die kleinen Arten, die das Natio- auf den ersten Blick aus wie eine grau- nalpark-Gebiet besiedeln, wichtig: Es bräunlich getigerte Hauskatze. Ein finden sich in dieser Hotspot-Region typisches Merkmal ist jedoch, dass der biologischen Vielfalt rund 1.400 der Aalstrich (dunkle Felllinie auf dem Käferarten, zahllose Schmetterlinge Rücken) vor den dunklen Ringen des und beispielsweise die seltene Moor- Schwanzes endet, die Ringe also nicht libelle. Außerdem 16 Fledermaus- miteinander verbindet. Außerdem hat arten, Schlingnattern und zahlreiche die Wildkatze einen hellen Bauch und Eidechsen. Kehlfleck, eine fleischfarbene Nase und einen wuchtigen Kopf. Insgesamt wirkt sie relativ massig, was vor allem an ihrem dichten Fell liegt. Buntspecht © Konrad Funk © Konrad Funk © Konrad Lorem ipsum dolor sit amet, consectetuer adipiscing elit, sed diam nonummy nibh.

Der König des Waldes - ein Rothirsch im Schnee Schwarzstorch 52 | Nationale Naturlandschaften im Saarland

Reste eines Stücks Weltgeschichte

Dank seiner relativen Abgeschieden- Ihre größte Ausdehnung erreichte die heit beherbergt der Wald auch noch Siedlung vermutlich im zweiten bis viele Geheimnisse der Geschichte – ersten Jahrhundert vor Christus. Die teils sichtbar, teils noch in der Erde Bebauung setzte sich damals außer-

© Konrad Funk © Konrad verborgen. Erhalten haben sich zahl- halb des Ringwalls fort, bei Gefahr reiche Zeugnisse aus Antike und konnten die dortigen Bewohner ins Mittelalter, wie sie andernorts durch Innere des Walls fliehen. Die wohl Siedlungsbau und Landwirtschaft wichtigste wirtschaftliche Grundlage zerstört wurden. der Siedlungsbewohner war die Vieh- zucht. Deshalb ist davon auszuge- Gleich eine ganze Kette von Befesti- hen, dass sie ihre Tiere zum Weiden gungsanlagen auf dem Hochwald- in die umliegenden Wälder trieben, kamm erinnert an die Blütezeit der wodurch sich diese auflichteten. keltischen Kultur, außerdem natürlich Einen anschaulichen Eindruck von der eindrucksvolle keltische Ringwall der Lebenswelt dieser Zeit vermittelt von Otzenhausen. Er umfasst bei einer der zu Füßen des Ringwalls gelegene Länge von 2,5 Kilometern eine Fläche Keltenpark Otzenhausen. von mehr als 18 Hektar und gilt als das am besten erhaltene keltische Monu- Julius Cäsar berichtet in seinen „Kom- ment Deutschlands. Seine heute noch mentaren zum Gallischen Krieg“, dass bis zu zehn Meter hohen Steinwälle sich Teile des Adels der Treverer er- waren Ausdruck von Macht und Wohl- hoben, als er mit seinen Legionen stand der ansässigen Bevölkerung das Gebiet bis zum Rhein unter seine und schützten ihre Siedlung. Es han- Kontrolle brachte. Die Römer jedoch delte sich dabei um eines der wich- schlugen die Rebellion mit unerbitt- tigsten Stammeszentren der Treverer licher Härte nieder. Der Hochwald war des letzten Jahrhunderts vor Christus. einer der Schauplätze dieses bedeu- Reich ausgestattete Fürstengräber aus tenden Kapitels der Weltgeschichte, der Frühzeit der Kelten belegen, dass das belegen die Überreste eines rö- diese Region über vier Jahrhunderte mischen Militärlagers in den Wäldern ein sehr wichtiges Siedlungsgebiet bei Hermeskeil. Hier, mitten im Stam- der keltischen Bevölkerung war. mesgebiet der Treverer, hatten die Besucher an der Königstreppe am keltischen Ringwall Nationalpark Hunsrück-Hochwald | 53 © Anton Didas © Tourismuszentrale Saarland © Tourismuszentrale

Das Nationalpark-Tor am Keltenpark

Römer eine Garnison mit rund 1.000 Auf saarländischer Seite bietet das Nationalpark-Tor am Keltenpark von Otzen- Zelten für jeweils acht Soldaten er- hausen den Besuchern eine Anlaufstelle. Wie auch die anderen Tore wird es zu richtet. Insgesamt haben um das Jahr einem Besucherzentrum ausgebaut, das informiert, unterhält, Gastronomie bie- 51 vor Christus etwa 10.000 Männer tet und zum Verweilen einlädt. darin campiert. Vor ihren Zelten berei- Im fertigen Besucherzentrum soll der Schwerpunkt mit einer Dauerausstellung teten sie Essen zu, wovon heute noch „Natürlich, mit Geschichte!“ auf die keltisch-römische Vergangenheit des Gebie- Feuerstellen und Asche mit Resten tes gelegt werden. Damit schließt man an den Keltenpark an und schafft eine ko- von Getreide und Hülsenfrüchten zeu- operative Struktur zur Bewahrung und Entwicklung des Natur- und Kulturerbes. gen. Auch gab es in dem Lager eine Der keltische Ringwall als eine der wichtigsten eisenzeitlichen Festungsanlagen gepflasterte Straße, auf der bisweilen Europas, das cäsarische Militärlager bei Hermeskeil und weitere 387 Funde in Nägel aus den Schuhen der Legionäre nächster Umgebung bilden hier eine „keltische Mikroregion“, über die so viel liegen blieben. Diese große und gut bekannt ist, wie sonst nur über wenige in Europa. ausgebaute Garnison lag nur fünf Kilometer von der Ringwall-Siedlung An den Ergebnissen sind Universitäten und international anerkannte Forschungs- entfernt und damit in Sichtweite für einrichtungen beteiligt, außerdem die Grabungsgesellschaft TERREX. Die bisher die dortigen Bewohner. So demons- bekannten Fakten zu Wirt- trierten die Römer ihnen gegenüber schaft, Kunst, Religion stetige Präsenz. Nach der Unter- und Straßenwesen erlau- werfung der keltischen Bevölkerung ben eine Rekonstruktion schließlich bildete sich entlang der des Lebensbildes unserer © Konrad Funk © Konrad wichtigsten Fernstraßen ein ganzes Vorfahren, das im „Kelten- Netz von römischen Dörfern und dorf“ erlebbar ist. Es han- Kleinstädten, in deren Struktur der delt sich dabei um ein Archäologiepark Belginum einen Ein- rekonstruiertes Dorf mit blick gibt. Durch den Garnisonsfund zehn Wohn-, Handwerks- bei Hermeskeil ist es erstmals in ganz und Speichergebäuden. Deutschland gelungen, die knappe Über Winter ist es jedoch historische Überlieferung über den geschlossen, die Saison Gallischen Krieg mit Leben zu füllen. beginnt am 30. März. Jüngst wurden auch Überreste eines keltischen Heiligtums entdeckt, das zurzeit noch erforscht wird. Infos: www.keltenpark-otzenhausen.de 54 | Nationale Naturlandschaften im Saarland © Konrad Funk © Konrad

Naturnaher Bach im Nationalpark Hunsrück-Hochwald

Die Wildnis selbst entdecken

Der Nationalpark hat drei Einstiegs- 10 Hektar großen Wildfreigehege und Hunsrückhaus); Nationalpark-Traum- orte: das Hunsrückhaus am Erbeskopf, bis nach Idar-Oberstein. Zudem bieten schleife Kirschweiler Festung (ab die Wildenburg bei Kempfeld und der sechs prämierte Traumschleifen – von Golfplatz in Kirschweiler). Keltenpark bei Otzenhausen. Sie sind 7,5 bis 12,4 Kilometer – Natur pur schon heute attraktive Orte und wer- und grandiose Aussichten. Die Wege Über 10 Nationalpark-Radrouten den alle nach und nach zu National- führen durch alte Wälder, Felsland- können die Nationalpark-Tore und park-Toren ausgebaut. Hier kann man schaften und auf Stegen über Moore. viele besondere Orte im Nationalpark sich Touren mit Rangern oder Natio- Die Traumschleifen: Nationalpark- auf dem Rad erreicht werden. Außer- nalparkführern anschließen. Natürlich Traumschleife Hubertusrunde (ab dem hält der Nationalpark weitere aber kann man den Nationalpark auch Parkplatz am Hochwaldbad, Nonn- Angebote bereit. Für Menschen mit auf eigene Faust auf Wanderwegen weiler), Trauntal-Höhenweg (ab Beeinträchtigung gibt es spezielle erkunden. Ein Teil des mehrfach aus- Parkplatz Forellenhof, Börfink oder barrierefreie Angebote. In der Natio- gezeichneten Saar-Hunsrück-Steigs Wanderparkplatz, Buhlenberg), nalpark-Akademie werden Vorträge, (Etappen neun bis zwölf) verläuft Börfinker Ochsentour (ab Wander- Workshops und Diskussionen mit quer durch das Nationalparkgebiet. parkplatz an der K49 zwischen Bör- Experten zu Nationalpark-Themen an- Er führt von Nonnweiler über den fink und Thranenweier oder Parkplatz geboten. Das Projekt „Kirche im Natio- keltischen Ringwall, durch Buchen- Forellenhof in Börfink); - nalpark“ bietet Sinn- und Selbstfin- wälder, über die Dollberge, zu den schleife (ab Köhlerhütte, Neuhütten dungsangebote in der stillen Natur an. Hangmooren, rund um den Erbeskopf, oder Waldparkplatz, Otzenhausen); zur Ruine Wildenburg mit dem Gipfelrauschen (ab Nationalpark-Tor © Timo Volz © Konrad Funk © Konrad

Über Wanderwege den Nationalpark auf eigene Faust entdecken Am Wildfreigehege Wildenburg Nationalpark Hunsrück-Hochwald | 55 © Konrad Funk © Konrad

Umweltbildung im Nationalpark

Im Kleinen das Besondere entdecken! Von, mit und durch die Natur lernen! Zur Vorbereitung auf eine Exkursion Der Nationalpark und seine Entwick- Genau hinsehen, das Besondere ent- oder als Grundlage für Unterrichts- lung steckt voller spannender Momen- decken, alle Sinne nutzen – dies sind einheiten und Schulprojekte zum te und Möglichkeiten, vom Kleinen u. a. Methoden in der Umweltbildung. Themenfeld Nationalpark können bis ins Große. Ein Bewusstsein für die Nationalparkboxen ausgeliehen wer- Natur bei Kindern und Jugendlichen Dabei richten sich die Angebote von den. Hiermit kann der Nationalpark in zu wecken, steht im Vordergrund der der Kita über die Grundschule bis zur unterschiedlichste Themenbereiche Angebote des Nationalparks. Im Sinne gymnasialen Oberstufe und sind für und Fächer eingebunden werden. einer Bildung für eine nachhaltige die Einrichtungen kostenfrei. Weiter Sie enthalten viele interessante Hin- Entwicklung soll der Nationalpark Infos unter www.nlphh.de/schule-kita tergrundinformationen, spannende nicht nur besucht, sondern mit allen Literatur und praktische Unterrichts- Sinnen erlebt und begriffen werden. materialien.

Wildnis bewegt: Nationalpark-Kita und Nationalpark-Schule

Um Kinder und Jugendliche auf die Grundlage ist hierbei die Bildung für gisches Landesinstitut) und Saarland Besonderheiten ihres Lebensraums nachhaltige Entwicklung (BNE) mit (Landesinstitut für Pädagogik und aufmerksam zu machen und nach- dem Schwerpunkt in der Umwelt- und Medien) zu regelmäßigen Netzwerk- haltige Entwicklung und Naturerle- Wildnisbildung. Die Bewerbung als treffen ein. ben in den Schulalltag zu integrie- Nationalpark-Kita und Nationalpark- ren, können sich Einrichtungen als Schule steht allen Einrichtungen im Nationalpark-Schule und National- Saarland und Rheinland-Pfalz offen, park-Kita auszeichnen lassen. Die die das Thema Nationalpark Huns- Einrichtungen haben die Möglichkeit rück-Hochwald intensiver und dauer- sich aktiv in der Umweltbildung des haft in ihre Bildungsarbeit integrieren Funk © Konrad Nationalparks einzubringen und diese und aktiv mitgestalten möchten. mitzugestalten. Ziel der Kooperation Der Nationalpark lädt die beteiligten ist die gegenseitige Unterstützung Schulen und Kitas in Kooperation und Zusammenarbeit in nationalpark- mit den Lehrerfortbildungsinstituten bezogenen Themengebieten. der Länder Rheinland-Pfalz (Pädago- 56 | Nationale Naturlandschaften im Saarland © NLPHH

Britta Tibo ist Archi- tektin. Sie hat das Café Kelte Katz‘

© Britta Tibo gestaltet und auch die Innen- architektur der Seezeitlodge Hotel & Spa am Bostalsee mit begleitet. Sie sagt: „In der Na- tur fühlt man sich wohl. Daher setze ich auf Natur in den Räu- men. Regionale Baustoffe. Ich freue mich, Teil dieser neuen Bewegung für mehr Nachhal- tigkeit zu sein. Der National- park hat einiges auf den Weg gebracht.“

Nationalpark-Partner: Natur, Kultur und regionale Qualitätsprodukte mit allen Sinnen

Für hungrige und müde Ausflügler desweit einheitlichen Qualitäts- und Zielen des Nationalparks und wurden bieten die ausgezeichneten National- Umweltstandards ausgezeichnet und auf Qualität, Regionalität und Nach- park-Partner exzellente Küche mit engagieren sich für den Natur- und haltigkeit geprüft. regionalen Produkten sowie Über- Umweltschutz, sie sind Kenner ihrer nachtungsmöglichkeiten und Well- Heimatregion und Botschafter ihres Alle Nationalpark-Partner findet man ness an. Partner des Nationalparks Schutzgebietes. Die Restaurants, unter www.nlphh.de/partner engagieren sich für eine nachhaltige Cafés, Hotels, Ferienunterkünfte, touristische Entwicklung in ihrer Re- Campingplätze, Caterer und sonstigen gion. Die Betriebe werden nach bun- Betriebe identifizieren sich mit den

Eine Nacht in der Wildnis: Trekkingcamps im Nationalpark

die Trekking-Camps. Ob allein, zu Trekkerinnen selbst mitbringen. Feuer zweit, als Familie oder als kleine machen ist verboten. Ergänzt wer- Wandergruppe, die Trekkingcamps den die Trekking-Camps durch die sind der optimale Ort für Wildnis und Wander-Servicestation am Bürger-

© Kontad Funk © Kontad Abenteuer – oder für die, die den haus Muhl, mitten im Nationalpark. Saar-Hunsrück-Steig erwandern. Hier sind auch Zeltübernachtungen Im Nationalpark Hunsrück-Hochwald möglich. gibt es drei Trekking-Camps mit je zwei Plattformen. Diese liegen in der Online buchbar über Nähe der Nationalpark-Tore Wil- www.nlphh.de/trekkingcamps denburg, Erbeskopf und Keltenpark. Geöffnet vom 1. April bis 31. Oktober Die Camps sind mit Wanderwegen Kosten: 10 € je Plattform in Tagesetappen verbunden. Die Nachts unter dem Sternenhimmel Camps liegen abseits der Ortschaf- schlafen, von den Vögeln geweckt ten, versteckt in der Natur und sind werden und den Sonnenaufgang in nur zu Fuß zu erreichen. Wasser und der freien Natur erleben: Das bieten Verpflegung müssen die Trekker und Nationalpark Hunsrück-Hochwald | 57 © Kontad Funk © Kontad

Auf Tour mit Rangern & Nationalparkführern

Unter der Woche führen Ranger durch An den Wochenenden führen zertifi- Für Menschen mit Beeinträchtigungen den Nationalpark auf ihrer Kontroll- zierte Nationalparkführer Besucher werden spezielle barrierefreie und Beobachtungstour. Die Teilnahme durch den Nationalpark. Die Erlebnis- Angebote bereitgehalten. ist kostenlos, richtet sich an Familien touren sind kostenpflichtig, auch für und Einzelbesucher. Die Touren sind Kleingruppen buchbar. Es ist keine Weitere Infos: nicht buchbar. Anmeldung notwendig. www.nlphh.de/erleben

Ganzjährig Ganzjährig

Gipfeltour | freitags, 14 Uhr, ab Natio- Wilde Kelten & alte Wälder | sams- nalpark-Tor Erbeskopf, ca. 3 Std. | tags, 14 Uhr, ab Rangertreffpunkt Durch wilde Natur, Naturwaldparzel- Keltenpark, ca. 3 Std. | Auf Spuren- len, Moore hinauf zur Aussichtsplatt- suche rund um den Keltenring. 10 €/ form „Windklang“. Erw. (Kinder bis 14 J. frei), Buchung möglich unter: 31. März bis 31. Oktober [email protected] Inseltour | dienstags, 14 Uhr, ab Bizarre Felsen & alte Wälder | sonn- Rangertreffpunkt Thranenweier, tags, 14 Uhr, ab Rangertreffpunkt ca. 1,5 Std. | Kurze und barrierefreie Wildenburg, ca. 3 Std. | Alte Buchen- Tour auf Stegen durchs Moor und vor- wälder, steile Felswände, bizarre bei an bunten artenreichen Wiesen. Rosselhalden. 10 €/Erw. (Kinder bis Grenztour | mittwochs, 14 Uhr, ab 14 J. frei), Buchung möglich unter: Rangertreffpunkt Sauerbrunnen, [email protected] ca. 3 Std. | Grenzgang zwischen 5. April bis 25. Oktober Wald mit und ohne Förster. Nadel- wald trifft auf Laubwald, Moore auf Junior-Wildkatzen-Tour | sonntags, Felsen. 14 Uhr, ab Rangertreffpunkt Wilden-

burg, ca. 1,5 Std. | Entdeckungsreise © NLPHH Waldtour | donnerstags, 14 Uhr, ab in die Welt der wilden Katzen für Fa- Rangertreffpunkt Muhl, ca. 3 Std. | milien mit Kindern von 6 – 12 Jahren In den Wald zum Netz des Lebens, zu 2,50 €/Kind (Begleitpersonen Eltern/ den kleinen, wertvollen und wichtigen Großeltern frei), Buchung möglich „Perlen“ des Nationalparks. unter: [email protected] 58 | Nationale Naturlandschaften im Saarland © Konrad Funk © Konrad

Ausstellung Nationalpark Hunsrück-Hochwald

Die Nationalpark-Ausstellung „Will- Vier Kernthemen der multimedialen Standort-Adresse: kommen im Urwald von morgen“ Ausstellung werden auf ungewöhn- Hunsrückhaus, entführt die Besucher mit Inszenie- liche und wirkungsvolle Art und 54426 Hilscheid rungen und interaktiven Exponaten Weise nähergebracht. Diese Themen in die vielfältigen Landschaften und spiegeln den Nationalpark mit seinen Öffnungszeiten: artenreichen Lebensräume des Natio- vielfältigen Aufgaben, seinen vernetz- täglich 9 bis 17 Uhr nalparks. ten Wäldern, seinen einzigartigen Schließtage 24./25./31. Dezember und mystischen Mooren sowie den und 1. Januar. unterschiedlichen Landschaften und Der Eintritt ist kostenfrei. Lebensräumen wider. © Konrad Funk © Konrad © Konrad Funk © Konrad

© Konrad Funk

Rangertreff und Rangerspaziergang

Täglich außer montags um 13 Uhr Täglich außer montags um 14 Uhr erwartet ein Ranger die Besucher in startet ein „Rangerspaziergang“ am der Ausstellung im Nationalparktor Nationalparktor Erbeskopf im Huns- Erbeskopf im Hunsrückhaus. Er be- rückhaus. Hier kann der Besucher in

antwortet Fragen und führt durch Begleitung des Rangers die Umge- © Klaus Peter Kappest die Ausstellung. bung des Nationalparktors erkunden. Freitags findet anstatt des Rangerspa- ziergangs die Rangertour „Gipfeltour“ statt. Nationalpark Hunsrück-Hochwald | 59 Sonah Verlag ©

Den Nationalpark schmecken: Gefüllte Bucheckern-Pfannkuchen

Für zwei Personen. Pfannkuchen: 75 g Weizenmehl, 75 g geschälte Bucheckern, 250 ml Wasser, 1/2 TL Backpulver, Salz Füllung: 1 Zwiebel, 450 g Champignons, 3 vorgekochte Kartoffeln, Knoblauch, Öl, Petersilie, Salz und Pfeffer, Zitronensaft

Bucheckern mahlen und mit den restlichen Zutaten zu einem Pfannkuch- enteig verrühren. Champignons, Zwiebel und Knoblauch putzen und klein schneiden. In etwas Öl die Zwiebel, andünsten, Champignons hinzufügen. Die Kartoffeln schälen, in Stücke schneiden und untermischen. Mit Knob- lauch, Petersilie, Salz, Pfeffer und Zitronensaft würzen. Die Pfannkuchen in Öl knusprig ausbacken und mit der Pilz-Mischung füllen.

Achtung: Bucheckern vor dem Verzehr immer erhitzen, da sie roh leicht giftig sind!

Kontakt zum Nationalpark Hunsrück-Hochwald Webseite: www.nationalpark-hunsrueck-hochwald.de | E-Mail: [email protected] | Telefon: 0 67 82 - 8 78 00

Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald Frankfurt/Hahn RHAUNEN ist eingebettet in den Naturpark Saar- Hunsrück. Gemeinsam bilden beide MORBACH ein Funktionales Schutz- gebietssystem. WILDENBURG B 269 HERRSTEIN

THALFANG ERBESKOPF Mainz Frankfurt/Main Trier B 327

THRANENWEIER

BÖRFINK SAUERBRUNNEN ID

MUHL B 41

HERMESKEIL BIRKENFELD

A 1 KELTENPARK © NLPHH Karte

Nationalpark-Tor & Rangertre punkt NONNWEILER NEUBRÜCKE Zukünftiges Nationalpark-Tor & Rangertre punkt A 62 NOHFELDEN Rangertre punkt BOSTALSEE TÜRKISMÜHLE

Kaiserslautern

Saarbrücken Mannheim Saarbrücken Karlsruhe 60 | Nationale Naturlandschaften im Saarland © Timo Volz

Impressum

Herausgeber: Bildurheber: Ministerium für Ministerium für Umwelt siehe Nennung an den Umwelt und Verbraucherschutz und Verbraucherschutz Abbildungen Keplerstraße 18 66117 Saarbrücken Gestaltung: [email protected] Elke Birkelbach, Gersheim www.umwelt.saarland.de Bernhard Schiestel, Püttlingen schiestel-design.de Texte: Sonah Verlag Druck: Verlagsinhaberin: Kern GmbH Anika Meyer In der Kolling 120 Göttelborner Straße 94 66450 Bexbach 66557 Illingen Papier Umschlag: Ministerium für Umwelt 160 g/m2 und Verbraucherschutz Circle Offset Premium white Referat D/3, Landschaft, FSC®-zertifiziert Fischerei, Umweltbildung Papier Inhalt: 120 g/m2 Biosphärenzweckverband Circle Offset Premium white Bliesgau FSC®-zertifiziert Paradeplatz 4 66440 Blieskastel Typografie: Saar 1450 Naturpark

Saar-Hunsrück e.V. Saarbrücken, Juli 2020 Trierer Straße 51 54411 Hermeskeil

Nationalparkamt Hunsrück-Hochwald Brückener Straße 24 55765 Birkenfeld Foto © Klaus Peter Kappest Fotos: K Funk, U.Stamm, F. Schwaab, A. Didion | Grafik: Uwe Lambert-Krafczyk | Karte © LVGL Saarland Verbraucherschutz Umwelt und Ministerium für Gemeinsam stark für Mensch und Natur Foto © Eike Dubois