Z 6796 C BONN • 19. AUGUST 1965 NR. 33 19. JAHRGANG UNIONinJZ-eutschlantt INFORMATIONSDIENST der Christlich Demokratischen und Christlich Sozialen Union SPD-Zirkus in Dortmund Wahlreden können nicht überzeugen — Ein Programm blieb aus

Die sozialdemokratische Opposition veranstaltete am 14. August in Dort- die SPD auf Anwendung 113 GG ge- mund ihr 4. Deutschlandtreffen. Das Motto der Tagung lautete: „SPD-Schlüssel drängt? ;um Ganzen". Will man im Bild bleiben, so muß man nach Dortmund fest- Die SPD hat bei ihrer Wahlkampferöff- stellen: Der sozialdemokratische Schlüssel öffnet bestenfalls eine alte Truhe; nung in Dortmund in einer Halle zur Sen- kung der öffentlichen Ausgaben aufgefor- den Zugang zur klaren und erfolgreichen Politik kann er nicht erschließen. dert, in der Halle daneben aber der Bun- desregierung vorgeworfen, sie habe zu über die drei Podiumsgespräche, die in dürfte nicht so schnell ausgeräumt wer- wenig ausgegeben. Dortmund zum Thema Gesundheit, zur den. Carlo Schmid hatte Kübel wegen Geldwertstabilität und zu den Gemein- einer Verminderung des Etats für Wis- Das Präsidium der CDU fragt: Was schaftsaufgaben veranstaltet wurden, ist senschaft und Forschung in Niedersach- soll nun gelten? Daß die Regierung zu- wenig zu sagen, da sich die Diskussion sen angegriffen. viel ausgegeben hat oder zu wenig? lediglich an der Oberfläche bewegte. Es Auf die Widersprüchlichkeit der Dort- Die SPD hat gefordert, daß eine künf- fiel auf, daß die Gesprächsteilnehmer munder Reden wies auch das Präsidium tige Finanzreform den Ländern und Ge- weitgehend unter sich blieben und die der CDU in einer Sitzung vom 16, August meinden zusätzliche Steuereinnahmen Anteilnahme der Zuhörer nur gering war. hin. An die SPD wurden folgende Fragen allein zu Lasten des Bundes bringen Beispielsweise in dem Gespräch über gestellt: müsse. die Stabilität der Währung vermochte es der Finanzexperte der SPD, Dr. h. c. Möl- Die SPD hat die Union beschuldigt, mit Das Präsidium der CDU fragt: Wie ler, nicht, die Durchführbarkeit der sozial- ihren Maßnahmen und Gesetzen eine Poli- will die SPD ihre Milliarden-Verspre- demokratischen Vorstellungen im Hin- tik der Wahlgeschenke betrieben zu chungen für Ausgaben des Bundes mit haben. blick auf den Staatshaushalt klar erkenn- weniger Geld finanzieren? Das Präsidium der CDU fragt: Welche bar zu machen. Fachleute rechnen bei Im Interesse eines fairen und sachlichen Verwirklichung des SPD-Finanzierungs- Ausgabe und welches Gesetz sind in den Augen der SPD ein Wahlgeschenk? Wahlkampfes wird vom Präsidium der programms mit einer Geldentwertung in SPD eine klare Antwort erwartet. Solange Höhe von mindestens 4 v. H. pro Jahr. Die SPD hat der Bundesregierung vor- dies nicht geschieht, setzt sich die SPD Einen Gegenbeweis führte die SPD in geworfen, zu hohe Ausgaben beschlossen dem Vorwurf aus, die Wählerschaft unzu- Dortmund nicht. Unsachliche Angriffe ge- zu haben. reichend zu informieren und eine Politik "*^en die Bundesregierung und die CDU/ Das Präsidium der CDU fragt: Bei des Widerspruchs zu betreiben. .SU konnten über diese Tatsache nicht welchem Gesetz hätte die SPD Kürzun- hinwegtäuschen. Das CDU-Präsidium ist im übrigen der gen und Streichungen vorgenommen? Auffassung, daß dieser Wahlkampf Wie der Sprecher der CDU, Dr. Rathke, Bei welchem Gesetz hätte nach Auffas- keine Volksbelustigung darstellt, son- feststellte, war das Gespräch über die Ge- sung der SPD Art. 113 GG angewandt dern mit Ernst und Sachlichkeit geführt sundheitsaufgaben mit Abstand die am werden sollen? Bei welchem Gesetz hat werden muß. schlechtesten besuchte Veranstaltung des Deutschlandtreffens. Dieses Podiumsge- spräch wurde von dem Vorsitzenden der Eingeständnis der Unfähigkeit SPD selbst geleitet. Es fiel auf, daß sich Die SPD hat eingestanden, daß sie keine Alternative zur gegenwärtigen finanz- Brandt auch für diese Fragen als unzu- politischen Situation anzubieten hat. Außer Schimpfworten wird von ihr nichts gebo- ständig bezeichnete. Der Sprecher der ten. Sie hat es mit der Presseerklärung ihres Partei Vorstandes am 11. 8. 1965 aus- CDU sah sich daher zu der Frage gezwun- drücklich abgelehnt, Vorschläge zum Haushaltsausgleich zu machen. Damit ist der gen, auf welchen Gebieten der von der Beweis erbracht, daß die SPD keine Alternative aufzeichnen kann, daß der Haus- SPD präsentierte Kanzler-Kandidat denn haltsausgleich 1965 nicht in Frage gestellt ist (wie von der Opposition immer be- nun wirklich Fachmann ist. hauptet) und daß die sogenannte Finanzanarchie nur in den Köpfen der Sozial- Man vermißte in Dortmund eine klare demokraten existiert. Stellungnahme der Opposition zu dem Von großer Bedeutung ist, daß die daß die Kosten für ihre Pläne der näch- Selbstbestimmungsrecht der Deutschen. SPD nicht widerlegen kann, daß dort, wo sten vier Jahre (Volksversicherung, Stra- Von der Frage der deutschen- Ostgrenzen sie die Verantwortung in Bund und Län- ßenbau usw.) mit 20 Mrd. DM viel zu war genau so wenig die Rede wie von dern trägt, sie eine gegen jeden Stabi- niedrig angesetzt sind; daß ihre Voraus- dem wichtigen Teilgebiet der Agrarpoli- litätsgrundsatz verstoßende Ausgaben- schätzungen über Steuer-Mehreinnahmen tik. Darüber hinaus gab es zwischen den politik betreibt und sie damit versucht, der nächsten vier Jahre bereits eine Diskussionspartnern Meinungsverschie- auf diesem Wege den Staatseinfluß über starke Inflationscjuote einkalkulieren, die denheiten. Die Rüge zum Beispiel, die der Gebühr auf Kosten des Staatsbürgers zu nur dann eintreten könnte, wenn eine niedersächsische Finanzminister Kübel vergrößern; daß ihre Pläne für den Bun- entsprechende Inflations-Politik von der von dem stellvertretenden SPD-Vor- deshaushalt Milliarden kosten werden, SPD selbst geführt würde; daß die Ver- sitzenden Carlo Schmid einstecken mußte, für die eine Deckung nicht in Sicht ist, Fortsetzung Seite 2 a dergrube — Taxifahrer wählen SPD'' oder „Homo Sex wollen Lex, deshalb SPD" oder „Für die Pilli „Seid nett zu Opa, wählt SPD" oder „So SPD-Wahlwerbung auf dem Gipfel der Geschmacklosigkeit ein Zufall — Sie gleichen ! Er ist auch kein Millionär. Er ist auch kein Die SPD kann für sich das zweifelhafte Verdienst in Anspruch nehmen. Vegetarier. Er ist auch kein Abstinenzler. Töne in den Bundestagswahlkampf gebracht zu haben, die den Gipfelpunkt Er ist auch kein Bibelforscher. Er ist auch der Geschmacklosigkeit erreichen. Es handelt sich um das vom SPD-Chefpropa- kein Homosexueller. Willy Brandt wählen — heißt deshalb das eine tun und das an- gandisten Garbe herausgegebene „Plädoyer für eine neue Regierung" mit dem dere nicht lassen". Titel „Alle drücken ihm den Daumen". Woher die „Satiriker" der SPD den Mut Das Buch wurde auf dem SPD-Deutsch- ter Anhänger der Bewegung werden. Man nehmen, mit einem Spruch wie „Keine Ex- landtreffen am letzten Wochenende vor kann zwar auch für sich selbst zeugen — kremente, deshalb SPD" ein „Plädoyer für der Dortmunder Westfalen-Halle für 2,90 aber zeugen ist nicht viel, überzeugen ist eine neue Regierung" zu schmücken, das DM verkauft. Wie beobachtet wurde, fand das Ziel". bleibt unerfindlich. Oder haben sie etwa es eine große Zahl von Käufern. Das Buch Gezielt werden bestimmte Gruppen der „Den Grass wachsen hören"? Was sagt enthält je drei „Aufrufe" und „Wahlana- Bevölkerung angesprochen mit Slogans übrigens zu dem Buch, lysen", sowie eine Reihe von Wahlsprü- wie „Mach aus deinem Herzen keine Mör- in dem er als „Kauz" abgetan wird? chen und „Anzeigen", die wohl in sozial- demokratischen Augen Satire darstellen. Eine Kostprobe aus „Aufruf 1": „Legt SPD-Zirkus in Dortmund Brandt an die Urnen, daß das Volk sich bewegt, ein Volk, das muß turnen, damit Fortsetzung von Seite 1 LAG muß der Bund für das Defizit des es Eier legt". Die „Wahlanalyse 2" be- wirklichung dieser Pläne Inflation und LAG-Fonds haften. Nach den Berechnun- ginnt folgendermaßen: „Das Geburtshaus Steuererhöhungen zur Folge hätten. gen der Fachleute verfügt der Fonds Karl Marxens vor den alten Augen — aber nicht über 21 Mrd. DM zusätzliche Laut „Die Welt" vom 9. 8. 1965 hat der schwärzt die Porta Nigra den Kandidaten Mittel, um die SPD-Anträge zu finanzie- Haehser (EMdeEL und siebenunddreißig) Finanzexperte der SPD, Dr. Möller, zuge- ren. Infolgedessen müßte der Bund ein- beim Bischof an —, der sich in Bitburg Pils geben, daß die SPD-Fraktion des Bundes- springen, oder die Vermögensabgabe un- tages ausgabenfreudiger gewesen sei, als besorgt". die Vermögensteuer (von der der LAG er es für gut halte. Dr. Möller hat damit Fonds 25% erhält) müßten erhöht wer- „Alle drücken ihm den Daumen" bringt nur das bestätigt, was eine Zusammenrech- den. eine Blütenlese von Appellen an niedere nung der SPD-Anträge zeigt. Allein im Instinkte. Ein Wahlslogan, der offensicht- 1. Halbjahr 1965 hat die SPD einschließ- Will das die SPD? Würde sich der lich die Empfängnisverhütungspillen im lich der noch nicht am 1. 1. 1965 erledig- LAG-Fonds diese Mittel auf dem Kapital- Sinn hat, lautet beispielsweise: „Für die ten älteren Gesetzentwürfe Anträge in markt beschaffen, so müßten angesichts Pilli, darum Willy — Frauen wählen SPD". Höhe von 8,6 bis 11 Mrd. DM gestellt. der Kapitalknappheit andere Kapital- In einer „Anzeige" wird die Frage stellt: Es ist daher völlig unerheblich, wenn die sucher — darunter der Bund mit seinem „Zeugen Sie gern?" Verheißungsvoll heißt SPD «dieses Eingeständnis jetzt nicht außerordentlichen Haushalt — zurück- es weiter: „Auch Sie könnten ein poten- mehr wahrhaben will. stehen. Also auch in diesem Falle wäre der Bundeshaushalt unmittelbar betroffen. Für Die SPD hat in den Ausschußberatun- die spätere Tilgung derartiger Anleihen gen zur 18. LAG-Novelle Anträge in müßte auf dem Wege der Defizithaftung Höhe von 21 Mrd. DM Gesamtbelastung ebenfalls der Bund einspringen. Bei An- 3,1 Millionen Jungwähler gestellt. Unwahr ist die Behauptung der nahme der SPD-Vorschläge würde also SPD, „daß der Bundeshaushalt durch Be- der Bundeshaushalt mit Sicherheit zu- über 3,1 junge Wähler können bei den schlüsse zur LAG-Novelle überhaupt nicht sätzlich in Anspruch genommen werden. Bundestagswahlen am 19. September zum belastet wird". Nach § 6 Abs. 3 LAG hat der Bund Zuschüsse zur Unterhaltshilfe Entscheidend ist jedoch, daß die SPD ersten Mal ihre Stimme abgeben. Davon die Problematik ihrer illusionären An- sind 1,6 Millionen Männer, 1,5 Millionen zu leisten. Durch die 18. LAG-Novelle Frauen. Die Gesamtzahl der Wahlberech- wird der Bund unmittelbar mit 280 Mill. träge verkennt, wenn sie sich jetzt hinter die unzutreffende Annahme zurückzieht, tigten beträgt etwa 38,5 Millionen. DM zusätzlich belastet. Nach § 6 Abs. 4 der Bund brauche nicht zu zahlen. Letzt- lich muß der Steuerzahler diese Mittel aufbringen. Wer sie auszahlt, ist für ihn schließlich zweitrangig. Darüber ist von Stabilität nicht zu erwarten der SPD aber kein Wort zu hören. • Sozialistisch geführte Staaten kein gutes Vorbild Dr. Möller hat in der 3. Lesung des Haushalts 1965 am 26. 2. 1965 Anträge in Zu der Frage, ob eine sozialdemokratische Regierung die Preise stabil halten Höhe von 1,6 Mrd. DM zurückgezogen. könne, hat sich vor wenigen Tagen auch das Deutsche Industrieinstitut ge- Jetzt werden daraus von der SPD bereits äußert. Es kommt aufgrund der bisherigen Erfahrungen zu der Feststellung, 2,6 Mrd. DM gemacht, obwohl keine wei- daß diese Frage nur mit Nein beantwortet werden kann. teren Anträge hinzugekommen sind. Diese Maßnahme dürfte aber nur wahl- Nach einem Bericht in der „Frankfur- seit dem Regierungsantritt von Wilson taktischer Natur sein, denn die Anträge ter Allgemeinen Zeitung" vom 17. 8. 1965 im Oktober 1964 um fast fünf Prozent (Kaffee-, Tee- und Zuckersteuer) gehören heißt es: gestiegen, die Steuerlast betrage dort zum Kernprogramm der SPD, und es ist Das Deutsche Industrieinstitut meldet 27,5 Prozent des Bruttosozialprodukts daher kaum damit zu rechnen, daß sie in seinen letzten Veröffentlichungen er- (23,5 Prozent in der Bundesrepublik). In für immer verschwunden sind. neut Zweifel daran an, ob nach den bis- Schweden hätten sich die Lebenshaltungs- Ob es die SPD wahrhaben will oder her vorliegenden sozialdemokratischen kosten im ersten Quartal dieses Jahres nicht, die Beschlüsse der Bundesregie- Plänen die Preise stabil gehalten werden um fast vier Prozent erhöht, die Steuer- rung vom 14. 7. 1965 sichern den Haus- könnten. Das Industrieinstitut antwortet last sei mit 30 Prozent die höchste im haltsausgleich 1965. Die SPD widerspricht damit dem Finanzexperten der SPD, Möl- westlichen Europa. In Norwegen habe sich selbst, wenn sie einmal behauptet, ler, der auf frühere Veröffentlichungen der Preisanstieg in den ersten vier Mo- daß es sich hierbei „lediglich um unklar des Industrieinstituts entgegnet hatte, naten 1965 mehr als fünf Prozent betra- formulierte Willenserklärungen" handelt daß der Angelpunkt der mittelfristigen gen, die Steuerlast liege hier bei 26,8 (SPD-Pressemitteilung vom 11. 8. 1965) Haushaltsplanungen seiner Partei im Prozent. In Dänemark erhöhten sich die und dann wieder sagt, die Beschlüsse der Stopp der Preissteigerungen liege. Da- Lebenshaltungskosten sogar um 5,6 Pro- Bundesregierung sehen „in zwei Punk- nach sollten die Preiserhöhungen bis zent bei einer Steuerbelastung von 24 ten tatsächliche Kürzungen vor" (SPD- 1969 auf ein Prozent reduziert werden. Prozent des Bruttosozialprodukts. „Wie Pressemitteilung vom 14. 7. 1965). Tat- Das Industrieinstitut macht jetzt darauf will ausgerechnet die SPD," so fragt das sache ist, daß durch die Beschlüsse der aufmerksam, daß in allen sozialistisch Industrieinstitut, „deren Pläne mit denen Bundesregierung allein die Globalkür- regierten Ländern derartige Pläne miß- anderer sozialistischer Parteien überein- zungen des Haushalts 1965 auf 10% er- lungen sind. In England seien die Preise stimmt, die Preise stabil halten?" höht werden. „Es bleibt nur CDU" S^luf ein ZZiJ Ott Eine Stimme von der Saar: Stimmen nicht zersplittern! Liebe Freunde, Ministerpräsident a. D. Johannes Hoffmann hat sich in einem umfassenden seit dem 8. August, seit unserer gro- Beitrag in der „Saarbrücker Landeszeitung" vom 14. 8. 1965 dafür ausgespro- ßen Kundgebung in der Dortmunder chen, daß die Wähler der CVP und SVP am 19. September ihre Stimme der Westialenhalle, ist der Wahlkampi CDU geben sollen. nun wirklich im Gange. Am Sonn- abend draul hat die SPD in der glei- Johannes Hoffmann, zeitweise durch- erreichen hoffen — dank der sinnlosen chen Halle den Wahlkampi aui ihre aus kein Freund der Christlich Demokra- und verantwortungslosen Wahlhilfe Weise eröilnet. Mit Trallala und Tin- tischen Union, schreibt in seiner Betrach- christlicher Wähler. Ist das am Ende gar geltangel wurden die Menschen ge- tung zur politischen Situation in der Bun- der Zweck dieser utopischen Neugrün- lockt, und technische Spielereien muß- desrepublik u. a.: dung? ten die Kraft der Argumente ersetzen. „Worum geht es heute? Worum geht Stellt man die weitere Frage, mit wel- Wir wären aber falsch beraten, es bei der nächsten Wahl in der Bundes- chen finanziellen Mitteln die SVP-CVP wenn wir allein aus diesem Qualitäts- republik? Es kann doch kein ernst zu diesen Wahlkampf führen will, der doch unterschied der Erölinungveranstal- nehmender Mensch die Tatsache über- große Summen benötigt, die man nicht tungen und aus dem grandiosen Er- sehen, daß die Bundesrepublik vor der hat, dann wird man geradezu zu dem folg, den die Wahlkampf reisen Lud- Entscheidung steht, ob CDU oder SPD Schlüsse gedrängt, daß diejenigen, die wig Erhards, Konrad Adenauers und den Weg in die Zukunft bestimmen. Das den Nutzen für sich erwarten, ,es sich der anderen Dundesredner bisher ge- ist die Verantwortung, vor die jeder etwas kosten lassen'. habt haben, schon den Schluß ziehen Wähler am 19. September sich gestellt wollten, der Wahlkampf wäre gewon- sieht. Das Rennen am 19. September wird Was sollen wir, am 19. September tun, nen. meine Freunde? Wenn es noch eines Ra- nur zwischen diesen beiden Parteien aus- Wahlkampi setzt sich aus einer getragen, alle anderen Gruppen werden tes bedürfte: Zonen-Ulbricht hätte ihn Fülle von Einzelmaßnahmen zusam- dabei leer ausgehen, mit Ausnahme der uns gegeben, als er vor wenigen Tagen men, und die Erfolge unserer führen- für uns ohnehin nicht in Frage kommen- die Wähler in der Bundesrepublik auf- den Politik sind nur möglich, wenn den FDP, die wohl noch durch die Fünf- forderte, nicht CDU zu wählen. Er bestä- sie von den Mitarbeitern in allen r>rozent-Klausel hindurchzuschlüpfen ver- tigt damit nur das, worauf weitsichtige Kreisverbänden richtig vorbereitet mag. journalistische und politische Beobachter worden sind. Schon gehen uns Nach- Was kann man sich von einem .Zusam- der Entwicklung in der Weltpolitik schon richten zu, wonach die SPD allein in mengehen von zwei Gruppen auf Bundes- lange warnend hingewiesen haben; daß einer einzigen westdeutschen Groß- ebene' versprechen, die zusammen be- Moskau auf den Sieg der Sozialdemokra- stadt 40 000 Hausbesuche plant; schon stimmt kaum 1 Million Stimmen erreichen ten in Deutschland seine Hoffnung setzt. hören wir, daß die Organisation der werden, während in der Bundesrepublik Wollt Ihr, meine Freunde, dabei mit- SPD allenthalben zum Sturm auf den etwa eineinhalb Millionen Stimmen nötig helfen? Nein, ich bin sicher, daß Ihr mit einzelnen Wähler ansetzt. sind, um überhaupt bei der Mandatsver- dazu beitragen werdet, die Hoffnungen Das bedeutet für uns, daß nicht nur teilung berücksichtigt zu werden? Cui Ulbrichts und Moskaus zu zerschlagen. die CDU-Kandidaten in den Bundes- bono? Wem soll das nützen? Doch nur Das können wir, wenn wir von unserem tagswahlkreisen, sondern auch die den Sozialisten, die, wenn diese eine Mil- Wahlrecht den richtigen Gebrauch ma- örtlichen Wahlleiter äußerste Aktivi- lion Stimmen in den Papierkorb wan- chen. Dem christlichen Wähler bleibt tät entfalten müssen. Der Hausbesuch dern, statt mit der CDU das christliche hierzu am 19. September nur die eine wird dabei eine größere Rolle zu Lager zu stärken, doch noch ihr Ziel zu Möglichkeit: CDU". spielen haben als bisher, und die ein- zelnen Wähler und Wählergruppen müssen mit noch größerer Intensität als bisher angesprochen werden. Gipfel des Zynismus Die Aussichten für unseren Wahl- sieg stehen gut. Wir brauchen keine Brandts Wahlhelfer in Berlin schaden der SPD Durchhalteparolen. Empörung hat eine Karikatur-Ausstellung erregt, die unter dem Titel „Gag- wird überall, wohin er kommt, begei- Festival" in Berlin veranstaltet worden ist. Als Organisatoren zeichnen Män- stert und herzlich begrüßt. schlägt eine Welle der Herz- ner verantwortlich, die von dem SPD-Vorsitzenden Brandt als persönliche lichkeit und Dankbarkeit entgegen. T ^Wahlhelfer gewonnen wurden. Aber wir haben keinerlei Anlaß, die Hände in den Schoß zu legen. Wir Wie der „Rheinische Merkur" ai ben. Diese Schau, dargeboten in den obe- müssen für unseren Sieg noch hart 30. 7. 1965 berichtet hatte, war vom Ka- ren Etagen des SPD-eigenen .Hauses am arbeiten. Daß dabei alle mithelfen, das tholikenausschuß in Berlin beim Land- Lützowplatz', wurde ergänzt durch eine ist unsere herzliche Bitte. gericht Anzeige gegen die Verantwort- Ansammlung exemplarischer Stücke der Ihr Konrad Kraske lichen der Ausstellung erstattet worden. sogenannten Pop-Kunst des in Nun wurde (nach neun Monaten!) durch lebenden Rumänen Daniel Spoerri sowie eine sechs Schreibmaschinenseiten umfas- des 27jährigen Niederländers Marc sende Begründung, die Anzeige zurück- Brusse. haupt nach dem strafrechtlichen Maß- stab . . . bemessen werden kann". gewiesen. Das ,Gag-Festival', von der Kritik Um was ging es? Der „Rheinische Mer- durchweg als albern und undiskutabel Weiter heißt es in der Zeitung: kur" schreibt: .verrissen', stellte immerhin eine größere „Erstaunlich erscheint besonders die „Lange ehe die alljährlich stattfinden- Zahl von Karikaturen vor, die den Tat- Feststellung: ,Als Maßstab dessen, was den Berliner Festwochen mit internatio- bestand der Gotteslästerung gemäß § 166 gotteslästerlich ist, ist nach der neueren nalem Theater- und Konzertprogramm im des Strafgesetzbuches und höchstwahr- Rechtsprechung nicht das schlichte Ge- September vergangenen Jahres eröffnet scheinlich auch den der Abbildung un- fühl des einfachen, religiös gesinnten wurden, rührte eine kleine Gruppe kul- züchtiger Darstellungen nach § 184 erfüll- Menschen heranzuziehen, sondern der turbeflissener Leute, an ihrer Spitze der ten. Daß die Ausstellung darüber hinaus Standpunkt eines künstlerisch aufge- .festbesoldete Mitarbeiter' Willy Brandts, dem unbefangenen Betrachter wie ein schlossenen oder zumindest um Verständ- Konrad Jule Hammer, und der Kabarettist Arsenal des Zynismus und eines abgrund- nis bemühten, wenn auch nicht besonders Wolfgang Neuß die Werbetrommel für tiefen Kirchenhasses vorkommen mußte, vorgebildeten Menschen.' " eine Randveranstaltung besonderer Art, unterliegt keinem Zweifel." Die SPD, die Organisatoren solcher ein sogenanntes .Gag-Festival'. Dabei Auch die Stellungnahme des Gerichts zweifelhaften Ausstellungen als geistige handelte es sich im wesentlichen um eine verdient festgehalten zu werden. Wie in Wahlhelfer beschäftigt, wird sehr genau größere Ausstellung zeitgenössischer Ka- der genannten Zeitung zu lesen ist, setzt zu überlegen haben, ob sie für den Wert rikaturen namhafter französischer Auto- das Gericht Zweifel darin, ob „eine in einiger glitzernder Formulierungen nicht ren, die sich thematisch hauptsächlich die Form der Karikatur gekleidete, ihre einen zu hohen Preis an ihrem eigenen dem .schwarzen Humor' verschrieben ha- Grenzen beachtende Darstellung über- Ansehen zu zahlen hat. Zu Recht sprach die „Berliner Morgen- post" am 11. August also von „journa- Roter Stern listischen Gangsterstücken", wie wir sie Henri Nannens Illustrierte wieder einmal im Zwielicht „bisher nur von Ulbrichts Lautsprechern gewohnt" waren. „Stern"-Chefredakteur „Das ist der Geist der Bundeswehr, der hier spricht. Hier haben wir es mit Nannen reagierte auf die schweren Vor- dem Produkt des Antikommunismus, des Revanchismus, mit dem Geist der würfe mit einer Anzeige wegen übler Völkerverhetzung zu tun, in dem die Bundeswehr seit ihrem Bestehen gedrillt Nachrede und Verleumdung gegen den wird. Sie hat nur den ,Fall Rot' zu kennen. Wir haben es hier mit dem Ergeb- Grenzschutz-General. nis der Erhard-Politik, der Politik der CDU/CSU zu tun." übrigens: Bei einer zur Verteidigung des „Stern" durchgeführten Pressekonfe- Den Vorwand für diesen Kommentar des hatten zunächst über Bootsfahrten, Be- renz in Hannover hatte Nannen schon SED-Zentralorgans „Neues Deutschland" suche bei Hagenbeck usw. geschrieben. Auf kleinlaut erklärt: „Es wäre korrekter ge- am 11. August lieferte die Hamburger Wunsch von Döring wurden wenige Tage wesen, wenn wir erwähnt hätten, daß die Illustrierte „Stern" mit einer Reportage später neue Aufsätze mit militärischen Berliner zunächst andere Themen als über Berliner Ferienkinder, die sich anläß- Themen wie dem oben geschilderten an- schönstes Ferienerlebnis gewählt hatten". lich eines Aufenthalts beim Bundesgrenz- gefertigt, für die sogar Prämien gezahlt So sicher ist er also seiner Sache nicht. schutz in der Lüneburger Heide angeblich wurden. Diese Darstellung des Grenz- Bundesinnenminiister Höcherl hat inzwi- im Kriegspielen, mit Stahlhelmen, Kampf- schutzes ist um so wahrscheinlicher, als schen einen nicht mehr im Dienst be- anzügen und Maschinengewehren geübt sie von den beteiligten Kindern ausdrück- findlichen Richter mit der Untersuchung haben sollen. lich bestätigt worden ist. der Affäre beauftragt. So behauptet es jedenfalls der „Stern", der Ulbricht willkommene Munition zur Hetze gegen die Bundesrepublik geliefert hat. Laut „Stern" hatten die Berliner Fe- Um das Bild an der Wand rienkinder in Berichten über ihr schönstes Ferienerlebnis u. a. geschrieben: „Ich Geplatzte Marler Protestaktion - Unterschriften gefälscht? fragte, ob ich ein MG mal haben könnte. Ein Ausbilder erklärte uns die Waffe. Während die lückenlose Aufklärung der Finanzaffäre in Mari noch immer. I Dann drückte er sie mir in die Hände. auf sich warten läßt und es den Anschein hat, als seien die Marler Sozial 1 Plötzlich glaubte ich ein anderer Mensch demokraten auch nicht sonderlich daran interessiert, sind eifrige Marler Bür- zu sein, solche Kraft schien von der Waffe auszustrahlen. Ich fühlte mich stark ge- ger dabei, das angekratzte Renommee des verstorbenen Bürgermeisters Hei- nug, notfalls ganz Rußland damit zu er- land wieder aufzupolieren. obern." Wie „Union in Deutschland" (in Nr. 29 Bürgermeisterzimmer verfügt. Das ließ Soweit, so schlecht. Denn der „Stern" und 32/65) bereits berichtete, hat die so- eine Reihe von wackeren Marler Bürgern berichtete nichts darüber, wie diese „Re- zialdemokratische Musterstadt Mari nicht ruhen,- so rüstete man unlängst zu portage" überhaupt zustande gekommen durch nicht ganz lupenreine Finanzmani- einem Protestmarsch, um das Wiederauf- ist. Nach Mitteilung des Bundesgrenz- pulationen ihres verstorbenen Bürger- hängen des Heiland-Konterfeis gleichsam schutz-Brigadegenerals Noffke, sind die meisters und Bundestagsabgeordneten als einen symbolischen Akt der Wieder- Bilder nämlich gestellt worden. Der 23- Rudi Heiland vermutlich 1,55 Millionen gutmachung durchzusetzen, obwohl die jährige „Stern"-Reporter Döring hatte ge- DM verloren. Finanzaffäre vom Gemeindeprüfungsamt meint: „Es soll wild aussehen und ist ja noch gar nicht geklärt ist. nur ein Jux". Als erste Reaktion auf das Bekannt- werden dieses Finanzskandals hatte die Diese also sachlich völlig unbegrün- Die Aufsätze sind auch auf merkwür- Marler SPD damals die Entfernung des dete Protestaktion war vorher in einem dige Art zustande gekommen. Die Kinder trauerumflorten Heiland-Bildes aus dem Aufruf angekündigt worden, den acht verschiedene Organisationen und Ver- lande, unter ihnen der Heimkehrerver- band und Siedlergemeinschaften, unter- Neuer Skandal um die „Falken" zeichnet hattt-n. Die Marler SPD zeigte scheinbar wenig „Bild" spricht von prokommunistischen jugendlichen Wirrköpfen Verständnis für die posthume Ehren- rettung ihres alten Bürgermeisters und Um die Bremer sozialistischen „Falken" hat es wieder einen Riesenskandal bezeichnete den angekündigten Protest- gegeben. Innensenator Koschnick (SPD) hat denn auch schon zugeben müssen, marsch als „Eingriff in ein schwebendeW daß die „Falken" in der Hansestadt seit drei Jahren einen „linksextremen Verfahren". Gleichzeitig ließ sie die alten » Kurs" steuern. Die „Bild-Zeitung" drückte es am 14. August noch härter aus, Heiland-Freunde wissen, „daß das Bild des Bürgermeisters Heiland nach dem als sie von prokommunistischen jugendlichen Wirrköpfen sprach. ordnungsgemäßen Abschluß des Unter- suchungsverfahrens, sofern sich keine Be- Was war der Grund für so harte Ur- gehegt, daß sich die Bremer SPD von anstandungen gegen den Bürgermeister teile? Der Kreisvorsitzende der Bremer den „Falken" völlig getrennt habe. ergeben, im Rathaus wieder angebracht „Falken", Uwe Paetz, hatte in einem Erst vor zwei Jahren hatten die Bre- wird." Daraufhin gaben die Resolutions- „Falken"-Lager im Südharz die Flaggen mer „Falken" einen Skandal ausgelöst, Verfasser das Kommando: Zurück! der kommunistischen Vietcong-Rebellen der allein die Zustimmung der Zonen- Ganz ohne Nachwirkungen dürfte die und des kommunistischen kubanischen presse und des kommunistischen Rund- Diktators Fidel Castro hissen lassen. Er geplatzte Aktion aber nicht bleiben. funks fand. Damals hatten sie sich gegen Denn einige der „Unterzeichner" hatten begründete diesen Schritt mit dem merk- die Wehrpflicht in der Bundesrepublik würdigen Argument: „In diesen Ländern weder für sich selbst noch für ihre Ver- und gegen die Notstandsgesetzgebung, eine unterschrieben, wie die „Ruhr-Nach- haben die sozialistischen Revolutionen dber für die Förderung der unter dem bereits gesiegt". richten" vom 7. August 1965 melden. Da- Verdacht kommunistischer Unterwande- nach habe einer von ihnen, der Schrift- Paetz hatte auch gleich noch die Flagge rung stehenden „Ostermarschierer" aus- führer des Bezirksverbandes Marler Spaniens mitaufziehen lassen, weil dieses gesprochen. Kleingärtner, Heinz Albers, erklärt, er Land „reif für die Revolution" sei. Erst Darüber hinaus hatten die „Falken" habe von der Herausgabe einer Resolu- aufgrund scharfer Proteste aus der Be- die Bundeswehr als ein „Machtinstru- tion nichts gewußt und hätte sie auch völkerung und des Kreisjugendpflegers ment der gegenwärtig herrschenden nicht ohne die Genehmigung der im Be- wurden die Flaggen entfernt. Paetz und Kräfte" bezeichnet und die Anerkennung zirksverband zusammengeschlossenen der stellvertretende Lagerleiter Fischer der Zone und der Oder-Neiße-Linie ge- Vereine unterzeichnen dürfen. Er ver- wurden inzwischen aus den „Falken" lordert. Nun ist der Verdacht nicht un- langt jetzt von den Protest-Initiatoren ausgestoßen. In Bremen wurden jedoch begründet, daß hinter den damaligen eine Gegendarstellung und hat sich starke Zweifel an der Richtigkeit der Erklärungen dieselben radikalen Kräfte außerdem in dieser Sache an den Leiten- Erklärungen der beiden sozialdemokra- standen, die jetzt offen die Vietcong- den Oberstaatsanwalt in Essen und den tischen Senatoren Koschnick und Thape Terroristen verherrlichten. Oberbürgermeister von Mari gewandt. eine höhere Miete als die Kostenmiete 4,5 Millionen Sozialwohnungen gefordert, so hat der Mieter einen Rück- zahlungsanspruch, den er auch noch nach Neues Wohnungsgesetz sichert die gerechte Belegung der Mietwohnungen Beendigung des Mietverhältnisses gel- Mehr als die Hälfte der 8V2 Millionen Wohnungen, die seit 1949 in unserem tend machen kann. Lande gebaut werden konnten, sind verbilligte Sozialwohnungen. Allein der £ Verstößt der Verfügungsberechtigte Bund hat dafür über 50 Milliarden DM aufgewendet. gegen diese Verpflichtung, so ist eine Kündigung des öffentlichen Baudarlehens Vielfach sitzen jedoch in den 3Va Mil- neben den allgemeinen Landesdarlehen oder die Erhebung von Strafzinsen mög- lionen Mietwohnungen des sozialen Woh- eigene Förderungsmittel zur Verfügung lich, u. U. auch eine Bestrafung als Ord- nungsbaues Menschen, die längst über gestellt, so können sie sich ausbedingen, nungswidrigkeit. die Grenze der Berechtigung hinausge- daß der Mieter von ihnen benannt wird. wachsen sind. Um die gerechte Belegung 0 Die Bindungen gelten für die Laufzeit l Sie müssen jedoch mindestens 3 Woh- dieser 3 li Millionen sozialen Mietwoh- nungsanwärter vorschlagen. der öffentlichen Mittel. Bei einer vor- nungen für die Zukunft sicherzustellen, zeitigen Rückzahlung bleiben sie noch sieht das am 1. 9. inkrafttretende „Woh- 0 Für Sozialwohnungen dürfen auch für 5 Jahre bestehen. Damit wird ver- nungsbauänderungsgesetz 1965" u. a. fol- künftig keine höheren Mieten als die hindert, daß die mietbilligen Sozialwoh- gende Maßnahmen vor: Kostenmiete erhoben werden. Auch in nungen durch vorzeitige Rückzahlung der den „weißen" Kreisen können also für öffentlichen Mittel sofort frei werden und £ Die richtige Belegung der mit öffent- Sozialwohnungen grundsätzlich keine damit für die wirklich Bedürftigen nicht lichen Mitteln geförderten Sozialwoh- freien Mieten gefordert werden. Wird mehr zur Verfügung stehen. nungen wird künftig besser überwacht. Die zuständigen Stellen haben dazu alle Sozialwohnungen, soweit nicht schon ge- schehen, zu erfassen. Es werden jedoch keine neuen Wohnungsbehörden geschaf- Femsehen und Hörfunk fen, denn die erforderlichen Unterlagen 1 sind zumeist bei den Gemeinden bereits ,--*orhanden. „Ganz ärgerlich ' 4 Der Verfügungsberechtigte darf eine „Es geht um eine ganz ärgerliche Ge- lessor in Renale Riemeck. Dazu muß man Sozialwohnung nur an Wohnung- schichte." Dieses schiechte Deutsch stammt wiederum wissen, daß Frau Röhl alias suchende überlassen, die ihm eine Be- nicht von uns, sondern ist ein Zitat aus Frau Meinhof eine Adoptivtochter von scheinigung über die „Wohnberechti- einem Briet des Panorama-Leiters Joachim Renate Riemeck ist.' So hängt eines mit gung" übergeben und Anspruch auf die Fest, in dem er sich seinerseits mangels dem anderen zusammen. Wohnung auch ihrer Größe nach haben. hieb- und stichfester Argumente über Diese Bescheinigung wird von der zu- unser Deutsch mokierte. Auch beklagt er Man kann sich nun darüber streifen, ständigen Stelle (Gemeinde) erteilt; der unsere Manieren, anstatt konkret zu ob es richtig ist, daß ausgerechnet diese Vermieter kann sich den Mieter aus dem sagen, welche der Vorwürfe, die wir er- junge Dame Beiträge für Panorama Kreis der Wohnberechtigten im übrigen hoben haben, nicht stimmen. macht. Mißtrauisch wird man aber, wenn frei aussuchen. Haben die Gemeinden dann Panorama seinerseits einen Beilrag Im Gegenteil. In unserer Ausgabe vom über „Konkret" macht. 8. Juli 1965 war hier moniert worden, daß Fest in einem Panorama-Beitrag eine Er- Es kommt hinzu, daß die „Konkrel"- Sozialleistungen erhöht höhung der öfientlichen Mittel iür das Journalistin soeben wegen Beleidigung zu Institut Iür Zeitgeschichte in München einer Geldstrafe von 600,— DM, ersatz- Die öffentlichen Sozialleistungen in der weise 30 Tage Haft, verurteilt worden Bundesrepublik haben sich von 1950 bis torderte, obgleich er selbst möglicher- weise in Verbindung mit diesem Institut ist, weil sie den Vorsitzenden der CSU 1964 um rd. 330% erhöht. Von 1964 auf als „den infamsten deutschen Politiker" 1965 stiegen sie noch einmal um 10°/». literarisch arbeiten wollte. Das eine der Vorhaben hat er jetzt in seinem Brief bezeichnet hatte. In der Urteilsbegrün- Im Vergleich dazu ist das Sozialprodukt dung erläuterte der Vorsitzende des Ge- in der Bundesrepublik von 1950 bis zugegeben. Allerdings hat er hinzugelügt, es sei noch nichts entschieden. — Außer- riclits, ein Politiker müsse heute schaife 1964 um 305 °/o gewachsen. 1965 steigt es Kritik hinnehmen, aber die Abwägung nach den Schätzungen um rd. 8 °/o. Die dem ist interessant, wie sich Fest von dem Panorama seiner Vorgänger distan- zwischen Pressefreiheit und Ehrenschutz Sozialleistungen sind also noch stärker dürfe nicht so weit gehen, daß sich ein gewachsen als das Sozialprodukt, sie ha- ziert. Er schreibt, er bemühe sich, sol- chen Praktiken, wie sie beispielsweise Politiker handfeste Beleidigungen gefal- J?en den phänomenalen wirtschaftlichen len lassen müsse. Der SPD-Bundestags- (Aufstieg noch übertroffen. Kogon und Paczenski vorgeworfen wur- den, unter keinen Umständen Raum zu abgeordnete Folger, der der verurteilten geben. Frau Röhl zunächst die 600,— DM erset- Keine realen Chancen zen wollte, zog rasch sein Angebot zurück Nach der Sitzung des Bundeswahl- Nun, wir überlassen es dem Urleil und betonte, er habe nicht gewußt, daß ausschusses vom 12. August 1965 erklärt unserer Leser, ob dem so ist. Aber einiges die Hamburger Zeitschrift „kommunistisch die Europa-Union Deutschland, daß zwi- spricht dagegen. Da ist zum Beispiel der gelenkt" werde. schen ihr und den politischen Vereini- leidige Fall Meinhof. Frau Meinhof heißt Was aber geschah? Ganze drei Tage gungen, die sich unter europäischem eigentlich Ulrike Marie Röhl und ist mit nach der Urteilsverkündung stellte Pano- Namen um die Zulassung zur Bundes- dem Herausgeber der prokommunisti- rama der umstrittenen Journalistin er- tagswahl beworben haben, keinerlei Ver- schen Zeitschrift „Konkret" verheiratet. neut Sendezeit zur Verfügung. Und ganze bindung besteht. Die Europa-Union Unter ihrem „Künstlernamen" schreibt fünf Tage später sendete der Hessische distanziert sich sowohl von der „Euro- Frau Meinhof in jeder Ausgabe der Zeit- Rundfunk ein einstündiges Feature der päisch-Föderalistischen Partei" wie der schrift einen langen und mit einem (be)- jungen Dame. In der August-Ausgabe Vereinigung „Intereuro". Sie vertritt den sinnlichen Bild verzierten Leitartikel, in von „Konkret" wiederholte sie unbesehen Standpunkt, daß die europäische Inte- dem sie die Politik der Bundesregierung die Hochhuth-These, daß die Arbeiter- gration nicht ohne oder gegen die be- aul das Schärfste angreift. So bezeichnet schaft in der Bundesrepublik „nur schuf- stehenden großen demokratischen Par- sie zum Beispiel in der letzten Ausgabe tet und schläft", und sprach vom Klassen- teien verwirklicht werden kann, sondern Äußerungen des Bundeskanzlers als „das kampf. Ein Informationsdienst stellte be- nur gemeinsam mit ihnen. Eine „euro- hilflose Gebelfer eines ungebildeten reits die Frage nach den unerwünschten päische" Partei bringt die Gefahr mit sich, Spießbürgers". Da die Zeitschrift ihre Möglichkeiten einer Transponierung der daß sich die Europäer von den entschei- Auflagenhöhe zur Zeit mit recht halb- „Konkret"-Ideologie aul die vom Deut- denden politischen Kräften isolieren, ohne seidenen Mitteln zu halten versucht, fin- schen Fernsehen versorgten Millionen in einer neugegründeten Splitterpartei den sich in ihrer Nachbarschaft Artikel Bildschirme durch Panorama. Aber reale Chancen zur Einflußnahme auf den über das Problem der Abtreibung (mit Joachim Fest tut das alles mit der Bemer- Prozeß der demokratischen Willensbil- Bildern) und das Liebesleben amerikani- kung ab, daß wir die Gepflogenheiten re- dung zu bekommen. Aus diesem Grund scher Studenten. Nacktfotos wechseln sich daktioneller Arbeit nicht kennten. Um- arbeitet die Europa-Union mit allen im mit Anzeigen für die DFU ab. Und das gekehrt ist es richtig: Weil wir sie ken- Bundestag vertretenen Parteien eng zu- journalistische „enfant terrible" Sebastian nen, finden wir uns mit derartigen Ge- sammen. Haffner bespricht ein Buch der DFU-Pro- pflogenheiten nicht ab. ohg. Amtszeit 200 Millionen DM als äußerste, vertretbare Kreditgrenze bezeichnet. So Die verfrühstückte Zukunft ist es angesichts der so drastischen Aus- Hamburger Landeshaushalt gefährdet - der Rotstift als Freund und Helfer weitung um weitere 300 Millionen DM durchaus verständlich, wenn Weichmann Lauthals verkündet es die SPD jeden Tag, eine sozialdemokratisch geführte kürzlich feststellte: „Die Zukunft hat Regierung werde uns herrliche Zeiten bescheren. Dabei verplant sie Milliar- nicht nur schon begonnen, sie ist auch denbeträge, die es gar nicht gibt. Ein nüchterner Blick auf die finanzpolitische schon verfrühstückt." Situation Hamburgs weist die SPD-Versprechungen als das aus, was sie sind: Rote Fabeln. 17 Milliarden DM für Berlin In Hamburgs Fachbehörden sieht man und weitsichtige Maßnahmen für eine mit sichtlichem Unbehagen den im Herbst gründliche Sanierung der Finanzen zu 17 Milliarden DM Bundeshilfe hat Ber- beginnenden Haushaltsberatungen ent- treffen, will der neue Finanzsenator Bran- lin in den vergangenen 15 Jahren erhal- gegen, denn auch für die Stadtkasse ist des zukünftig die Mittel für notwendige ten. Nach einer Mitteilung des „Bulletin" ein Zustand der Gezeiten typisch ge- Investitionen über den Kapitalmarkt ein- der Bundesregierung erhielt Berlin wei- worden: die Ebbe. Der Rotstift, der sich holen. Der Kreditbedarf für den kommen- tere 5 Milliarden DM aus seiner Gleich- schon immer als Freund in der Not er- den Haushalt beläuft sich auf 500 Mil- stellung mit anderen Bundesländern, aus wiesen hat, muß jetzt für Einsparungen lionen. Vorsorgemaßnahmen für die Bevölke- sorgen. Gar zu gern greift man auch in rung, der Verbilligung des Luftreisever- Hamburg nach ihm. Dringende Ge- Der jetzige Bürgermeister Prof. Weich- kehrs und aus kulturpolitischen Maßnah- meinschaftsaufgaben werden dadurch auf mann, noch vor wenigen Monaten Finanz- men. Allein im laufenden Haushaltsjahr die lange Bank geschoben. senator der Hansestadt, hatte zu seiner beträgt die Berlinhilfe 2 Milliarden DM. Da werden die Mittel für den Neubau des Staatsarchivs und für die Universi- tätsinstitute für pharmazeutische und physikalische Chemie zusammengestri- chen, der Ausbau des Wallrings zwischen Ohne jede Chance Kunst- und Musikhalle als zweite Ebene Die Splitterparteien werden auf der Strecke bleiben wird gestoppt, der geplante Fußgänger- tunnel unter dem Stephansplatz wird in Außer den im Bundestag vertretenen Parteien werden sich eine Reihe den Wind geschrieben, und gefährdet von Splitterparteien um die Stimmen der Wähler bewerben. Keine dieser sind die Hochschule für Musik, das Som- merbad Aschberg und das Jugendheim Parteien hat aber auch nur die geringste Chance, die Fünf-Prozent-Hürde zu in Poppenbüttel. überspringen. Die Ursache dieser Finanzmisere sieht naldemokratische Partei (NDP), die sich der Vorsitzende des CDU-Landesverban- Nach den Angaben der Landeswahl- leiter werden folgende kleine Parteien hochtrabend Sammelbecken aller „na- des Hamburg, Erich Blumenfeld, in der tionalen Kräfte" nennt. Stagnation der hamburgischen Wirt- kandidieren: Die Aktionsgemeinschaft un- schaftskraft, auf die von seiten der CDU abhängiger Deutscher (AuD), die Deut- Keine Chancen hat auch die Christ- seit Jahren mahnend hingewiesen wurde. sche Friedensunion (DFU), die Freie So- liche Volkspartei (CVP), die die Kon- Allein sinnvolle Maßnahmen zur Ver- ziale Union (FSU), die Nationaldemokra- kursmasse des verbliebenen Zentrums besserung der hamburgischen Wirtschafts- tische Partei (NDP), die Christliche und der Bayernpartei mobilisieren will. struktur — vor allem durch Ansiedlung Volkspartei (CVP) und die Europäische Die CVP will sich vor allem an jene von Wadistumsindustrie — wären seiner Föderalistische Partei Deutschlands (EFP). Kreise wenden, die meinen, daß die Ansicht nach auf lange Sicht geeignet, die Die Aktionsgemeinschaft unabhängiger christlichen Prinzipien in der Politik nicht rückläufige Tendenz in den Steuerein- Deutscher ist ein Sammelsurium aus genügend beachtet würden. Der Vor- nahmen zu beheben. Splitterparteien, wie Haußleiters „Deut- sitzende der CVP, Vollmer, macht sich Die Steuereinnahmen sind nämlich im sche Gemeinschaft", die „Vereinigung aber im Gegensatz zu anderen Schmal- ersten Halbjahr 1965 um 4,6 Prozent Deutsche Nationalversammlung" des spurpolitikern keine Illusionen über gegenüber denen des Vorjahres zurück- früheren FDP-Politikers Schwann und seinen Mißerfolg, als er sagte: „Wir wer- geblieben. Anstatt aus der verfehlten der erfolglosen „Deutschen Rechtspartei". den nicht aufhören, Rufer im Streite zu Wirtschaftspolitik eine Lehre zu ziehen Die Konkurrenz der AuD ist die Natio- sein, auch wenn für uns nichts drin sein sollte". Die Freie Soziale Union (FSU) besteig aus Anhängern des Währungstheoreti » kers Sylvio Gesell, der in den zwanziger SPD und FDP blieben fern Jahren durch recht merkwürdige finanz- Parteipolitik selbst bei Gedenkkundgebungen politische Ansichten von sich reden mach- te. Immerhin konnte die FSU nach dem SPD und FDP sorgten für einen Mißklang bei einer Gedenkveranstaltung Kriege im Rheinland in einige Kommu- in Berlin anläßlich des vierten Jahrestages der Errichtung der Schandmauer, nalparlamente einziehen. Diese inzwi- zu der die Vereinigung der Opfer des Stalinismus und andere Organisationen schen längst verblichenen Erfolge er- mutigt die FSU immer wieder, es noch aufgerufen hatten. einmal zu versuchen. Die Redner der SPD und FDP, die Stadt- interessiert seien, dann brauchten sie nur Die Unabhängige Arbeiterpartei (UAP) räte Kreutzer und Jucklenbroich, hatten die Mauer abzureißen und die Freizügig- ist eine antikommunistisch eingestellte kurzfristig ihre Beteiligung abgesagt, weil keit aller Deutschen zu ermöglichen. Der Vereinigung, der eine Art nationaler nach ihrer Ansicht ein großer Teil der ver- Frieden werde nicht von der Bundesrepu- Sozialismus vorschwebt. Die UAP fordert anstaltenden Organisationen der CDU blik oder dem freien Teil Berlins bedroht, Vergesellschaftung aller staatlichen und nahestände. Die CDU Berlin hat bedauert, vielmehr von denjenigen, die auf Deutsche privaten Großunternehmen. daß aus parteipolitischen Gründen eine schießen ließen und dabei 150 Flüchtlinge Veranstaltung im gesamtdeutschen Inter- getötet hätten. Schließlich ist noch die Europäische Föderalistische Union zu nennen, die für esse von den Berliner Koalitionsparteien Auf Zurufe, warum die anderen Par- boykottiert worden sei. ein vereinigtes Europa nach Schweizer teien an der Kundgebung nicht teilneh- Vorbild eintritt. Trotz der Absage gestaltete sich die men würden, antwortete Lemmer, daß er Kundgebung, bei der als Hauptredner Bun- keine Parteipolitik betreiben wolle. Er be- Die DFU beteiligt sich zum zweiten desvertriebenenminister Lemmer sprach, dauere aber die Haltung der beiden Stadt- Male an den Bundestagswahlen, sie er- zu einer eindrucksvollen Feierstunde. Vor räte und forderte die Berliner auf, die hielt 1961 1,9 Prozent der abgegebenen 1500 Zuhörern forderte Lemmer die Auf- Einigkeit, mit der Berlin in der Vergan- Summen. Nichts spricht dafür, daß diese hebung des Schießbefehls. Wenn die Kom- genheit allem Druck standgehalten habe, Ulbricht-freundliche Partei 1965 mehr munisten wirklich an einer Entspannung auch in Zukunft zu bewahren. Stimmen erhalten wird. VERTRIEBENE // Spießbürger aus Breslau" Albertz (SPD) war schon 1948 gegen den Lastenausgleich Die SPD versucht heute den Vertriebenen glaubhaft zu machen, daß der und Lastenausgleich ihren Bemühungen zu verdanken sei. Das Gegenteil ist der Fall. Einer der erbittersten Gegner des Lastenausgleichs war der frühere niedersächsische Vertriebenenminister und heutige Berliner Bürgermeister FLÜCHTLINGE Albertz (SPD).

Stingl kritisiert die SPD Mit folgender Erklärung wandte sich aus Achtung vor dem Privateigentum Albertz in einer Sitzung der Flüchtlings- und in Auswertung des deutlichen Dran- Der Vorsitzende des CDU/CSU-Landes- verwaltungen am 1. September 1948 gegen ges der Vertriebenen und Flüchtlinge, verbandes Oder-Neiße, Stingl, hat erklärt, den Lastenausgleich: „Entscheidend ist selbständig zu werden und sich aus der im gleichen Augenblick, in dem die Er- die augenblickliche Bedürftigkeit. Ich bin staatlichen Wohlfahrt zu befreien. Erhe- folge der Ostpolitik der Bundesregie- gegen die Wiederherstellung der sozia- bung und individuelle Leistung geben rung sichtbar werden, werde deutlich, daß len Position in der alten Heimat. Ich dem Flüchtling die psychologische Rük- die SPD ostpolitisch nichts anzubieten habe kein Interese daran, den Spießbür- kenstärkung, deren er zur Wiederher- habe außer unverbindlichen Sprüchen und ger aus Breslau hier wieder zu instal- stellung seiner Persönlichkeit in der gefährlichen Vorstellungen, die auf Vor- lieren." neuen Heimat bedarf." schläge des polnischen Außenministers Rapacki zielen und damit ganz eindeu- Nicht nur Resignation vor der damals Seinen Worten ist bis heute nichts hin- tig gegen das Heimat- und Selbstbestim- kaum zu bewältigen erscheinenden Not zuzufügen. Bleibt nur noch die Feststel- mungsrecht gerichtet sind. „Warum hat ließ Albertz so sprechen. Obwohl kein lung, daß die SPD von heute auch auf die- das SPD-Präsidium erst im vergangenen Marxist, hatte er sich dogmatischem sozia- sem Sektor eine Schwenkung um 180 Grad Juni Zeit gefunden, einen Beirat anzu- listischem Gedankengut so verschrieben, vollzogen hat, sich scheinbar die Grund- kündigen, der Vorschläge für eine deut- daß er sein Neun zum Lastenausgleich sätze der CDU als Erbe aneignete und als jhe Ost- und Volkstumspolitik erarbei- noch mit folgenden grundsätzlichen Wor- ihr Gedankengut zu verkaufen sucht. ien soll? Das bedeutet doch ein Einge- ten bekräftigte: ständnis dafür, daß es vorher keine oder „Auch wenn eine quotenmäßige Befrie- Barzel zum 13. August zumindest nur eine schlechte ostpoliti- digung möglich wäre, würde ich ihn ab- sche SPD-Konzeption gab," meinte Stingl. lehnen, um die Chance einer sozialen Zum Jahrestag des Baues der Schand- Neuordnung aus der Besitzlosigkeit her- mauer in Berlin hat der Vorsitzende der Zonenrandmittel unverändert aus nicht zu verpassen. Der Lastenaus- CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Dr. Barzel, Niedersachsen werde die Mittel für die gleich ist erst der Anfang der neuen so- die Hoffnung ausgesprochen, daß trotz Zonenrandförderung im kommenden Jahr zialen Ordnung. Es geht darum, das Er- des Wahlkampfs in der Bundesrepublik nicht kürzen und sich auch dafür ein- lebnis der Armut sozial-produktiv zu die wesentlichen Punkte unserer natio- setzen, daß die entsprechenden Bundes- machen. Das Kapital der Einheimischen nalen Substanz erhalten bleiben. Der Bau mittel nicht verringert werden. Das hat ist, sobald wir ernsthaft Lastenausgleich der Mauer habe weder die Schwierig- der niedersächsische Wirtschaftsminister machen, nicht mehr existent." keiten im kommunistischen Block besei- Möller (CDU) anläßlich einer Besichti- tigt, noch zur Aussöhnung zwischen Deut- Der heutige Staatssekretär im Bundes- schen und Russen beigetragen. Auch in gung des Zonengrenzraumes bei Helm- vertriebenenministerium, Dr. Peter Paul stedt versichert. Moskau müsse man erneut über die Nahm, setzte jedoch schon damals die An- erkennung eines Anspruches der Vertrie- Mauer nachdenken. „Wir sind bereit", so erklärte Dr. Barzel, »über Deutschland Zwei Zeilen für Vertriebene benen auf individuelle Entschädigung durch. als Ganzes zu sprechen. Wir sind bereit, allen Nachbarn Sicherheit zu geben, den In krassem Gegensatz zur CDU- „Der individuelle Lastenausgleich ist östlichen Völkern ökonomisch zu helfen, Wahlkampferöffnung, mit der die notwendig. Er muß durchgeführt werden über vieles mit uns reden zu lassen." Union erneut bekräftigte, daß ihr Herz den Vertriebenen gehört, stand das SPD-Deutschlandtreffen, mit dem die Sozialdemokraten am Wo- chenende auf ihre Weise den Wahl- Langeheine dankt der DJO kampf eröffneten. Viel Schau, mit Niedersachsens Kultusminister fördert Ostkunde-Unterricht ausgeglühten Schlagersternchen und einem Riesenfeuerwerk, aber Der niedersächsische Kultusminister Richard Langeheine (CDU) hat der kaum politische Aussage. Die Hei- Deutschen Jugend des Ostens für ihre Arbeit gedankt, durch die sie Großes matvertriebenen und ihre Anliegen wurden nur beiläufig am Rande er- für Frieden und Freiheit geleistet habe. „Für das Recht kämpfen, ist eine gute wähnt. Zwar forderte auch ein SPD- Sache und der Besten würdig", erklärte Langeheine anläßlich einer DJO-Kund- Redner das Selbstbestimmungsrecht gebung am Kreuz des Deutschen Ostens bei Bad Harzburg. für Deutschland, aber eine solche Forderung aus dem Munde eines so Der Anerkennung des Rechts auf Selbst- Es sei kein Wunder, daß Politiker und umstrittenen Politikers wie des bestimmung, um das die Deutschen kämp- Bevölkerung im Zonengrenzland Nieder- Bundestagsvizepräsidenten Prof. fen müßten, gehe die weltweite Erkennt- sachsen eine besonders starke Verantwor- Carlo Schmid hören zu müssen, das nis der Selbstbesinnung unseres Volkes tung für die deutsche Frage empfinden ist schon eine Zumutung. Anson- voraus. „Deutsche Jugend des Ostens und daß der Landtag daher seit Jahren sten wurden die Menschen aus Ost- heißt — trotz aller Schmähungen der Ka- einmütig Mittel und Möglichkeiten zur deutschland nur einmal erwähnt. baretts und mancher schnellebiger und Verfügung stelle, um auf diesem Gebiet Im sogenannten Aufruf 1965, in auch ebenso vergänglicher Boulevardzei- weiterzukommen. dem die SPD ihre Leitsätze verkün- len — Jugend Deutschlands für den Auf- det, sind den Vertriebenen ganze bau Europas in seiner Gesamtheit sein, zwei von über 300 Druckzeilen ge- d. h. insbesondere auch für die Aussöh- widmet. Sie besagen auch nur ganz Herausgebet: Bundesgeschäftsstelle der CDU nung mit unseren Nachbarn im Osten", Deutschlands, verantwortlich für die Redaktion: Dr unverbindlich, daß keine Politik rief der Minister unter starkem Beifall Heinz Pettenberg, Vertretung Rene Ahrle, beide hinter den Rücken der Vertriebe- aus. Bonn, Nassestraße 2, Telefon 5 29 31 — Ver- nen gemacht werden soll. Wer sich lag: Presse- und Informationsdienste der CDU Um ein Deutschlandbild in der Welt Deutschlands Verlagsgesellschaft mbH. Bonn, Arge- an die Erklärungen führender SPD- wirksam werden zu lassen, das stärker sei landerstraße 173, Telefon 2 31 40 — Bezugspreis: Politiker von Erler bis Schmid er- monatlich 1,— DM — Banken: Presse- und Infor- innert, weiß, daß dieses Verspre- als die Propaganda unserer Gegner, för- mationsdienste der CDU Deutschlands Verlags- chen längst gebrochen ist. dere das niedersächsische Kultusministe- gesellschaft mbH. Bonn, Argelanderstraße 173, rium den Ostkunde-Unterricht an allen Postscheck-Konto Köln 193 795, Commerzbank Bonn Nr. 12 493 — Druck: Bonner Universitäts-Buch- Schulen des Landes. druckerei den Weg zum sozialdemokratischen Sieg „Ist der Quatsch denn nötig..." blockieren wird. Was Schmidt zum Thema Erhard sagte, Schlechtes Presse-Echo des SPD-Wahlkampfrummels gemahnte an Wahlkämpfe früherer Zeiten, Schmid dem Volk besser aufs Maul ge- bei denen man ebenso bedenkenlos wie Die große Show in Dortmund ist schaut zu haben. Als das Schattenkabinett lustvoll auf den politischen Gegner ein- in der Bundesrepublik schlecht an- sich aus dem Scheinwerferlicht, das allein schlug. Stilvollkommener Höhepunkt war gekommen. Die meisten Zeitungen ihm Gestalt geben kann, in die Dunkelheit der Vergleich Erhards mit einer .Henne". berichteten über die SPD-Wahl- der Tribünen zurückzog, meinte Schmid zu Schmidt geriet damit in bedenkliche Nähe kamplrevue in einem mehr als iro- seinem Nachbarschatten, dem Finanz- zu einem gottlob historischen Vorredner, nischen Tone. Es scheint so, daß experten Möller: .Ist der Quatsch denn der seinen Kriegsgegner Churchill eine der deutsche Wähler von einer nötig, das kostet doch ein Heidengeld." — .Krampfhenne' zu nennen beliebte. großen Partei mehr verlangt als Dagegen Möller: ,Das müssen wir doch Soll der zoologische Grußaustausch, der billige Unterhaltung nebst einem für die Jungen machen." Riesenieuerwerk, wie aus den fol- da eingerissen ist, bis zum 19. September genden Berichten und Kommen- „Die Glocke", 16. 8. 1965 weitergehen? Gewiß, Schmidt sprach vor taren hervorgeht. Parteifunktionären, die man mit groben Spaßen aufmuntern muß, damit sie in die „Der Ton, in dem sich Helmut Schmidt richtige Kampfes-Rage geraten. Der Bür- dem Parteivolk empfahl, ließ an Härte ger jedoch, dem solche Scheuklappen- „Wie farblos wirkte dagegen in Dort- nichts zu wünschen übrig und unterschied mund der .Regierende', der seine Partei Mentalität nicht eigen ist, interessiert sich sich drastisch von der Sympathie-Wer- jetzt mehr für Argumente und Qualitäts- längst nicht mehr regiert. Während der bung, die das Dortmunder Treffen anson- brillanten Rede von Schmidt zeigte die merkmale der konkurrierenden Parteien sten kennzeichnete. Zielscheibe norddeut- als für gekonnte Ausflüge ins Tierreich." Kamera mehrmals Willy Brandt. Da saß scher Rhetorik war die Person Erhards, er neben Wehner, die Augen geschlos- von der man offenbar annimmt, daß sie „Rheinische Post", 16. 8. 1965 sen, mit müder Hand das Scheinwerfer- licht abschirmend. Als dann Brandt sprach, warf die Ka- mera das Bild eines müden Mannes auf die Leinwand, eines Mannes, dem der Acht Waggons Abfallpapier cj Schweiß in Strömen von der Stirn lief, FDP darf ihre Wahlillustrierte nicht verteilen während seine Lippen einstudierte Worte herauspreßten. Nach jedem Satz, der ein Ihre acht Millionen Wahlillustrierten können die Freien Demokraten als Sturmsignal sein sollte, ging Brandts Blick in die Leere. Die Augen zusammen- Altpapier verkaufen. Ein Münchener Gericht hat am 17. August eine Einst- gekniffen, das Gesicht verkrampft, so weilige Verfügung bestätigt, daß die in der Wahlillustrierten enthaltene stand dieser Parteiführer vor dem Mikro- ehrverletzende Behauptung über den CSU-Landesvorsitzenden Strauß nicht phon und versuchte zu beschwören: ,Ich verbreitet werden darf. bitte Sie für den 19. September um Ihr Ja. Um das Ja zur SPD, das Ja zu Bereits am 6. August hatte das Land- behörden weder getäuscht habe, noch Deutschland.' gericht in München eine Einstweilige Ver- durch falsche Anschuldigungen gericht- Dieser Brandt, das spürte man in Dort- fügung erlassen, in der es der FDP ver- liche Schritte gegen den „Spiegel" er- mund deutlich, kann tatsächlich nur noch boten wurde, sinngemäß zu behaupten, reicht habe. bitten. Fordern tun längst andere. Brandt Strauß habe unter Vorspiegelung falscher ist wie eine der Raketen, die zum Ab- Tatsachen die Justiz veranlaßt, Menschen Die CSU bezeichnete das Urteil als schluß des Deutschland-Treffens in den zu verhaften und Häuser zu durchsuchen. eine vernichtende Feststellung für eine abendlichen Himmel über dem Westfalen- Partei, die der Öffentlichkeit vorgaukle, Gegen diesen Beschluß legte die FDP für Sauberkeit und Recht einzutreten. park geschossen wurden. Eine Weile Rechtsmittel ein. Das Landgericht in Mün- sprüht und funkelt er noch, doch längst „Acht Güterwaggons Abfallpapier und chen bestätigte jedoch die Entscheidung ein Schaden von Dreiviertel Millionen gibt es in der SPD stärkere .Raketen', vom 6. August und verbot der FDP, über die höher steigen und länger leuchten als Mark ist der Scherbenhaufen", auf dem Strauß ehrverletzende Behauptungen zu die FDP sitzengeblieben sei. Brandt. verbreiten. Zum Abschluß rief der Mann auf dem Das Gericht stellte in seiner Urteils- Auch diesmal will die FDP gegen das Stuhle eines Schumacher und Ollenhauer begründung fest, daß Strauß die Justiz- Urteil Berufung einlegen. auf der roten Erde Westfalens das deut- sche Volk zum .Schichtwechsel" auf." „Kölnische Rundschau", 16. 8. 1965 Mißbrauch gesühnt „Nach ihrem Anpassungsmotto .Sicher Aufsichtsratswahl in Pirmasens wird wiederholt ist sicher' wollte sich die SPD bei ihrem vierten Deutschlandtreffen, das den Rah- men zur Eröffnung des Wahlkampfes bil- In Pirmasens wurde durch eine Entscheidung der Bezirksregierung der Pfalz dete, nicht nur auf ihre Köpfe verlassen, ein personalpolitischer Trick der SPD vereitelt. Eine unter unrechtmäßigen sondern engagierte zur Verstärkung auch Voraussetzungen getätigte Wahl muß wiederholt werden. die Kehlköpfe so bekannter Unterhaltungs- stars wie Bardot-Exspielmann Sacha Distel, Anfang des Jahres hatte der Rat der Sitze wollte die CDU mit eigenen Leu- dessen erste deutsche Platte den bezie- Stadt Pirmasens für eine rein städtische ten besetzen, einen mit dem Vertreter hungsreichen Titel trägt: .Mach das rote Gesellschaft, die Bauhilfe, acht Aufsichts- der freien Liste. Licht an". 200 000 kamen in den Westfalen- ratsmitglieder vorzuschlagen. Die Ge- Die FDP wandte sich gegen diese Ver- park. Schon lange bevor der Kongreß in meindeordnung sieht vor, daß das Stärke- der Halle zu Ende war, waren sie herbei- teilung. Sie fand bei der SPD Gehör: FDP verhältnis der im Stadtrat vertretenen und SPD schlugen 6 Mitglieder der SPD- geströmt und fragten nach langem Warten Parteien und Gruppen zu berücksichtigen ungeduldig, wann kommt der Distel nun Fraktion vor, sowie zwei Vertreter der endlich, wobei sie den Namen ausspra- ist. Da in Pirmasens eine Listenverbin- FDP. CDU und Freie Liste legten dagegen chen, als handele es sich um die bekannte dung zwischen der CDU und einer Wäh- eine Beschwerde bei der Bezirksregierung stachlige Pflanze. Doch dann kamen erst lergruppe besteht und zudem auch sämt- ein, die am 3. August der Klage stattgab der Wehner, der Erler und der Brandt. liche Ausschüsse durch gemeinsame Wahl- und die Vorschläge zur Besetzung des Lahmer Beifall und belustigtes Gröhlen vorschläge besetzt worden sind, wollte Aufsichtsrates aufhob. In der Entschei- von Teenagern bewiesen auch dem letz- die CDU bei dem Aufsichtsrat der Bau- dung ist noch einmal darauf hingewiesen, ten Zweifler, das Volk will wohl Zirkus, hilfe ebenso vorgehen. In Übereinstim- daß dem Stärkeverhältnis der Parteien aber keinen Wahlzirkus. Und in diesem mung mit der SPD sollte diese 5 und die und Gruppen entsprechend Rechnung zu Falle scheint der SPD-Professor Carlo CDU 3 Mitglieder vorschlagen. Zwei tragen ist.

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