Mit uns läuft die Geschichte www.-mobiletradition.com | Mobile Tradition | 01. Jahrgang | Ausgabe 01 | März 2003

Mobile Tradition live Fakten und Hintergründe

Fakten Die wichtigsten Ereignisse der kommen- den Monate sowie Termine, Jubiläen und Events Seite 3-5

BMW Group Mobile Tradition Gelebte Tradition bei der BMW Group. Ein Querschnitt aller Aktivitäten Seite 6-9

Motorradrennsport Mit Motorrädern begann die Rennsport- historie der BMW Group. Große Namen und große Erfolge erinnern an die Zeit der Vorkriegsrennen Seite 10-13

BMW Cabrios Seit es BMW Automobile gibt, gibt es auch BMW Cabrios. Eine „offene“ Reise durch die Zeit Seite 14-18

BMW und der Motorradrennsport Seite 10

BMW „Open“ – die Historie der BMW Cabrios Jubiläen im Jahr 2003 vor 85 Jahren Serienstart für das erste BMW Produkt vor 70 Jahren BMW 132 – erster großer BMW 3/15 BMW 335 BMW 3er Sternmotor von BMW vor 70 Jahren Der erste BMW Sechs- Im September 2003 wird BMW mit der Immer schneller und stärker wurden die zylinderwagen erscheint Vorstellung der 6er Reihe eindrucksvoll an Modelle, bis schließlich mit dem Typ 327 eine fast 75-jährige Cabrio-Tradition das erste reine Luxusmodell entstand. Die vor 30 Jahren BMW Konzernzentrale und anknüpfen. Leidenschaft der Autofreunde für Cabrios BMW Museum Mit einer Produktpalette vom Klein- wurde nach der Kriegsunterbrechung im vor 20 Jahren Der erste BMW mit wagen bis zum reinen Luxusgefährt waren Jahre 1954 fortgesetzt und zieht sich über Dieselmotor Cabrios fast von Beginn an Teil der BMW die „Topcabriolets“ der 70er-Jahre bis zu Geschichte. Das erste Cabrio stellte BMW den äußerst erfolgreichen Cabrios der 3er 1929 vor, ein gerade mal drei Meter langer Reihe, die mittlerweile in fünf Grundmo- Kleinwagen mit 750 ccm Hubraum und 15 dellen und einer schier unerschöpflichen PS – der BMW 3/15 PS, eine Lizenz des Menge an Varianten zu haben sind. Austin Seven, des damals erfolgreichsten Einen Überblick über die Geschichte Kleinwagens. der BMW Cabrios finden Sie ab Seite 14.

BMW Group Mobile Tradition Editorial

Liebe Freunde der BMW Group,

rechtzeitig zur größten Oldtimermesse Europas, der Techno Classica in Essen, prä- sentiert die BMW Group Mobile Tradition ein neues Medium: „Mobile Tradition live“. Darin werden Sie ab sofort alle drei Monate Berichte und Hintergrundinformationen aus der Historie der BMW Group, ihrer Produkte und ihrer Marken, aber auch der damit verbundenen geschichtlichen Ereignisse und Personen finden. Damit spiegelt die BMW Group die erfreuliche Entwicklung der vergangenen Jahre wider und liefert Enthusiasten historischer Fahrzeuge und den Freunden der Kon- zernmarken eine weitere Plattform. Denn die vergangenen Jahre haben eines deutlich gemacht: Nicht nur für Oldtimerfans und -besitzer spielt Tradition eine wichtige Rolle – wir spüren dieses Echo auch in der breiten Bevölkerung. Seit Jahren wächst das Interesse und die Begeisterung für historische Fahrzeuge kontinuierlich. BMW kommt dabei eine beson- dere Rolle zu: verfügen wir doch in dieser Branche über die größte aktive Clubszene. „Mobile Tradition live“ wird Ihnen die Geschichte lebendig machen. Über detailliert recher- chierte Berichte und dokumentarisches Bildmaterial, über Restaurierungsbeispiele aus unse- rerumfangreichen Fahrzeugsammlung sowie Reportagen und Berichterstattung zu und von den wichtigsten Events weltweit. Welche Leistungen Ihnen die BMW Group Mobile Tradition darüber hinaus bietet, zeigen wir Ihnen zu Beginn dieses Heftes (Seite 6). In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine angenehme Reise in die Gegenwart der Historie.

Viel Freude beim Lesen,

Holger Lapp

Holger Lapp, Leiter BMW Group Mobile Tradition

Ernst Henne beim Weltrekordversuch bei Inhalt Ausgabe 01.2003 Wiener Neustadt 1931. Lesen Sie mehr darüber ab Seite 10. Termine, Facts, Jubiläen: Die wichtigsten Ereignissen der kommenden Monate Seite 03

BMW Group Mobile Tradition: Mobilität zum Anfassen, Geschichte zum Erleben Seite 06

BMW Motorräder: BMW und der frühe Motorradrennsport Seite 10

BMW „Open“: Die Geschichte der BMW Cabrios Seite 14 Impressum V.i.S.d.P.: HolgerLapp (Anschrift s. unten) Das Unikat: BMW Group Mobile Tradition Schleißheimer Straße 416 / BMW Allee Der BMW 3200 CS Cabriolet, ein Glanzstück der Fahrzeugsammlung Seite 19 80935 München www.bmw-mobiletradition.com Seite 02 BMW Group Mobile Tradition: Termine & Fakten

Termine und Veranstaltungen

April 2003 Mai 2003 Juli 2003

10. bis 13. April 2003 / Essen 22. bis 25. Mai 2003 / Brescia (I) 3. bis 6. Juli 2003 / Montafon (A) Techno Classica Mille Miglia Silvretta Classic Ausstellung, Messe Essen, Halle 12, Rallye, Neuauflage der legendären Historische Alpen-Rallye durch das öster- größte Oldtimermesse weltweit. Rennen aus der ersten Hälfte des reichische Gebirgsmassiv. 20. Jahrhunderts. Schauplatz großer BMW Erfolge. 25. bis 28. April 2003 / Cernobbio (I) 4. bis 6. Juli 2003 / Garmisch- Concorso d´Eleganza Villa d´Este Partenkirchen Rundfahrt historischer Automobile durch 29. Mai bis 1. Juni 2003 / Schwerin 3. Internationales Bikermeeting Oberitalien. 27. Internationales Jahrestreffen Ausstellung und Rallye, ein Muss für Fans Rallye, veranstaltet vom BMW Veteranen historischer Motorräder. Club e.V.

11. bis 13. Juli 2003 / Goodwood (GB) Goodwood Festival of Speed Ausstellung und Rennen am Ort der berühmten historischen Rennen und des neuen Rolls-Royce Werks.

Facts Fakten Faits Fatti

BMW Group Mobile Tradition auf der Techno Classica Motorradteilekatalog 2003 München. Es ist ein Pflichttermin, der vor 25 Jahren wurde der BMW M1 vorge- Seit nunmehr 80 Jahren tragen BMW von allen Beteiligten ausgesprochen stellt, und im Jahre 1983 – also vor 20 Motorräder maßgeblich zur Geschichte gerne wahrgenommen wird: Die Essener Jahren – wurde Nelson Piquet auf dem des Unternehmens BMW bei. Für das Techno Classica ist der europaweit größ- Brabham BMW BT52 Formel-1-Welt- Jubiläumsjahr wird eine neue, erweiter- te Treffpunkt für Klassikerfreunde. Auch meister. Das erste Modell R 32 von 1923, te Auflage des Teilekatalogs für histori- 2003 wird sich die BMW Group Mobile mit Boxermotor und Kardanantrieb, ist sche Motorräder aus den Jahren 1948 Tradition auf 2.000 qm in der Halle 12 den ebenso auf dem Stand wie ein neues bis 1969 erscheinen. Besuchern umfangreich und großzügig Highlight der Sammlung: eine BMW Kom- In diese Auflage kommen zusätzlich fast präsentieren. Hier die wichtigsten The- pressor, gefahren zuletzt von Rennfahrerle- 70 neue Produkte, die von Speichen in men für dieses Jahr: gende John Surtees, im originalen Vor- verschiedenen Größen bis hin zu Unter- Um das Motto „Bavarian Open“ herum kriegszustand. brecherkontaktsätzen aller Art und von zeigt der Stand Schmuckstücke aus der Der BMW M1 ist mit einem Serien- Stoßdämpfern bis zu den Tachometern reichen Tradition der BMW Cabrios: vom modell und zwei Rennversionen vertreten. für die Klassikermaschinen reichen. BMW 3/15 Cabriolet, das aus 15 PS 75 km/h Für das Formel-1-Engagement der BMW Auch der neue Katalog ist wieder sehr holte, bis zum ersten BMW M3 Cabrio, weit Group steht das Siegerfahrzeug der klar strukturiert. Schön übersichtlich über 230 km/h schnell. Absolutes Highlight Weltmeisterschaft 1983, ein F1 Brabham kann man die Teile im Layout erkennen. ist ein echtes Unikat: das BMW 3200 CS BMW Turbo BT 52. Traditionell sind in der Sämtliche Teile können bei den BMW Cabriolet – ein Geschenk des Vorstandes Halle der BMW Group Mobile Tradition Händlern bestellt werden. der BMW AG an Herbert Quandt, den auch wieder die Markenclubs vertreten. Der 40-seitige Motorradteilekatalog Großaktionär, der 1959 durch sein Auch der kommunikative Auftritt der wird in zwei Sprachvarianten (Deutsch/ Eingreifen die Unabhängigkeit des BMW Group Mobile Tradition wird auf der Englisch) ab Anfang April bei jedem Unternehmens sicherte. Das V8 Coupé Techno Classica in neuem Gewand präsen- BMW Händler verfügbar sein. Bestell- wurde von Bertone in ein Cabriolet umge- tiert. Unter www.bmwgroup.com/history ist nummer ist die 01 20 5 590 032. baut. Weiterer Schwerpunkt sind drei Jubi- dann eine komplett neu strukturierte läen: Seit 80 Jahren baut BMW Motorräder, Homepage zu finden. Mobile Tradition live / Ausgabe 01.2003 Seite 03 Facts Fakten Faits Fatti

Concorso d´Eleganza Villa d´Este 2003 Teilekatalog jetzt auch online Für Besitzer historischer BMW Fahrzeuge Cernobbio/München. Der Concorso ginalgetreu restauriertem Zustand präsen- ist der Teilekatalog eine unerlässliche Hilfe d´Eleganza Villa d´Este ist der einzige tiert. bei der Restaurierung. Ab Mai 2003 gibt noch bestehende traditionelle Concours Der Concorso, der 1929 erstmals ausge- es ihn deshalb nun auch im Internet. Unter d´Elegance, der den Bogen von klassi- richtet wurde, erhielt in den letzten Jahren der Rubrik „Teilevertrieb“ der Homepage schen Traumwagen zu aktuellen Concept durch gezielte Integration von Sponsoren www.bmw-mobiletradition.com werden Cars und Prototypes schlägt. neue Impulse. Dr. Jean-Marc Droulers, alle Ersatzteile grafisch dargestellt. Für Die Veranstalter erwarten am 26. und Präsident der Villa d´Este S.p.a., erläutert Isetta, 1500 – 2000 CS, 1502 – 2002 tii, 27. April am Comer See in Norditalien ei- die Rolle der Sponsoren: „Mit der BMW 2500 – 3.3 Li, 2.5 CS – 3.0 CSL, E12, nen fantastischen Querschnitt durch De- Group hat die Villa d´Este S.p.a. einen E21, E23, E 24, E26 (M1) und Z1 stehen sign- und Automobil-Geschichte zwischen Hauptsponsor, der sich perfekt in das durch permanente Aktualisierung immer 1920 und 1970. Sämtliche Fahrzeuge Konzept integriert. Mit dem Image eines neueste Daten zur Verfügung. Zudem müssen den strengen Kriterien der FIVA Premiumherstellers und mit seiner langen gibt es eine Auflistung der Teilenum- (Fédération Internationale des Véhicules und hervorragenden Tradition bringt die mern. Die Ersatzteile können über den Anciens) entsprechen und werden entwe- BMW Group sich in außerordentlich posi- BMW Handel bezogen werden. Listen der in ihrem Originalzustand oder in ori- tiver Weise ein.“ der monatlichen Nachfertigung der letz- ten zwölf Monate sind abrufbar. Nötig ist dazu lediglich eine unkomplizierte Regis- Drittes Internationales BMW Motorrad Bikermeeting trierung. Nach zwei Werktagen erfolgt die Freischaltung. Garmisch-Partenkirchen. Am ersten Juli- Motorrad gibt es eine große Ausstellung Wochenende 2003 ist es wieder so weit: mit den Highlights aus 80 Jahren BMW Accessoires-Katalog 2003 das BMW Motorrad Bikermeeting lockt die Motorradgeschichte sowie selbstver- In diesem Jahr erscheint ein neuer, erwei-

Fahrer und ebenso die Fans der bayeri- ständlich auch wieder einen Verkauf von terter Sammler- und Ac- Teilekatalog. Parts Catalogue. schen Maschinen ins bayerische Oberland. BMW Motorrad Fahrerausstattung inklu- cessoires-Katalog. Zum Schon das 2. Internationale BMW sive eines eigens designten T-Shirts und 80-jährigen BMW Mo- Motorrad Bikermeeting war mit 17.000 Caps vom Bikermeeting. torrad Jubiläum gibt es Motorradfahrerinnen und -fahrern ein Alle Fahrer historischer Fahrzeuge darin besondere, motor- großartiger Erfolg. Diese Veranstaltung sind selbstverständlich herzlich eingela- radbezogene Produkte: hat sich mittlerweile als fester Termin im den, an unserem Oldtimer-Corso teilzu- liebevoll gestaltete - internationalen Bikerkalender etabliert. nehmen und so das einzigartige Flair aturen, wie die Jubilä-

Historische Motorräder von1948 bis 1969. BMW hat sich, auf Grund der traum- einer tatsächlich bewegten Geschichte umsedition der BMW Classic motorcycles built between 1948 and1969. haften Lage, wieder für Garmisch-Parten- zusammen mit vielen gleich Gesinnten zu R 32 auf Acrylsockel und kirchen entschieden. Somit haben auch erleben. die in Feinarbeit gefertig- BMW Mobile Tradition Sie die Möglichkeit, die einzigartige Gast- Merken Sie sich diesen Termin schon te R 90 S, einen freundschaft zu erleben. jetzt vor. Buchen Sie schon heute Ihr schönen Motorrad- FürFahrer und Besucher wurde wieder Zimmer bei der Tourist Information, Frau Knirps sowie eine ein sehr abwechslungsreiches und interes- Freya Hofmann, unter reservation@ Motorrad-Cap und ei- santes Programm zusammengestellt, das gapa.de oder Tel. +49 (0) 88 21-18 07 26. nen handgefertigten das 3. Internationale BMW Motorrad Weitere Informationen hierzu finden Boxer-Schlüsselanhänger. Bikermeeting vom 4. bis 6. Juli 2003 zu Sie unter http://www.bmw-motorrad.de/ Außerdem gibt es 32 einem ganz besonderen Erlebnis machen bikermeeting oder rufen Sie Frau Astrid weitere neue Produkte zum wird. Zum 80-jährigen Jubiläum von BMW Busch unter +49 (0) 89-38 23 75 48 an. Thema BMW Automobile. Die 19 hochwertigen Minia- turen reichen von Modellen Formel-1-Ausstellungsfahrzeuge im Einsatz der 02er Reihe, wie einem 2002 Baur Cabrio, zwei roten M3 E30 und einer München. Ab sofort übernimmt BMW ment genutzt werden, die ihre mehr als 20- hellgrünen Isetta mit Campinganhänger Group Mobile Tradition das Handling der jährige Erfahrung aus dem weltweiten bis zum M1. Einige Modellautos sind ab Formel-1-Ausstellungsfahrzeuge von BMW Handling der Fahrzeuge der Historischen Frühjahr in neuen Farbvarianten verfügbar. Williams. Dies umfasst die gesamte Termin- Sammlung und der BMW Art Car Samm- Vier Miniaturen aus der „Art Car Museum planung, die Logistik, Transporte und Be- lung schöpft. Wenn Sie also heute ein sol- Edition“ werden zum ersten Mal angebo- treuung der Fahrzeuge durch die „Einsatz- ches Fahrzeug im Fernsehstudio in einer ten: die Meisterstücke von Alexander Cal- steuerung“ der BMW Group Mobile Sportsendung, bei einer Händlerpräsen- der, Andy Warhol, Sandro Chia und Jenny Tradition. Diese Regelung bietet eine Reihe tation oder einem anderen Event rund um Holzer. Der 120-seitige Accessoires-Kata- von Vorteilen. So kann eine bereits beste- den Globus, bei dem BMW involviert ist, ste- log wird in vier Sprachen ab Anfang April hende Organisation mit exzellenten Fach- hen sehen, so kommt es aus den Händen 2003 verfügbar sein. kräften und vorhandenem Transportequip- der BMW Group Mobile Tradition. Seite 04 BMW Group Mobile Tradition: Jubiläen

Jubiläen der BMW Unternehmensgeschichte vor 85 Jahren Modell 303. In kürzester Zeit hatten die BMW Konstrukteure Fritz Fiedler und Rudolf Schleicher ein völlig neues Automobil auf die Serienstart für das erste BMW Produkt Räder gestellt. Zum Preis von 3.600 Reichsmark erhielt der Kunde 1917 wird in der Schleißheimer Straße 288 in München mit dem den kleinsten Sechszylindermotor Deutschlands, verpackt als Flugmotor BMW IIIa das erste Produkt der Bayerischen Motoren Limousine in eine moderne Ganzstahlkarosserie oder, etwas teurer, Werke überhaupt entwickelt. Die Verantwortung für das Aggregat, eingebaut in attraktive offene Modelle. Nach rund einem Jahr konzipiert für die 200-PS-Klasse, trägt Max Friz. Im Mai liegen erste Bauzeit und 2.300 produzierten Wagen wurde dieses 30 PS starke Konstruktionszeichnungen vor, am 17. September läuft der Motor und 90 km/h schnelle Urmodell der BMW Sechszylinder-Tradition auf dem Prüfstand. im Frühjahr 1934 vom stärkeren Typ 315 abgelöst. Nach erfolgreichem Erstflug im Dezember 1917 läuft Anfang 1918 die Serienfertigung an. Seine Leistungsreserven in großen vor 30 Jahren Höhen und der niedrige Kraftstoffverbrauch machen den IIIa für den Militäreinsatz im Ersten Weltkrieg interessant, bald übersteigt die BMW Konzernzentrale und BMW Museum Nachfrage die Produktionskapazitäten von BMW erheblich. Ende der 60er-Jahre platzte das BMW Stammwerk in München Deshalb wird der IIIa, der vor allem in die Fokker D VII und in die aus allen Nähten. Durch die Expansion in den Jahren zuvor muss- Junkers-Flugzeugtypen Ju A 20 und Ju F 13 eingebaut wird, auf ten immer mehr Abteilungen Büros außerhalb des Werksgelän- Weisung der Militärbehörden auch bei Opel gefertigt. des beziehen. Um eine räumliche Zersplitterung der BMW Orga- Dass das erste BMW Produkt mit einer Drei statt mit einer Eins nisation zu verhindern, sollte ein neues Verwaltungsgebäude die bezeichnet wurde, lag ebenfalls am Militär: Anfang 1917 führte die zentralen steuernden und planenden Abteilungen des Konzerns „Inspektion der Fliegertruppen“ einheitliche Typenbezeichnungen auf dem Gelände südlich des Werks zusammenführen. für Flugmotoren ein. Die römische Ziffer kennzeichnete die Der Entwurf des Wiener Architekten Prof. Karl Schwanzer fügte Leistungsklasse. Klasse I etwa galt für Motoren von 100 bis 105 einen Büroturm, den „BMW Vierzylinder“, mit einem kreisrunden PS. Mit seinen 185 PS fiel der BMW Motor in die Kategorie III. Museumsbau, der „Museumsschüssel“, und einem flachen Funk- tionsbau zu einem charakteristischen Ensemble zusammen. Das vor 70 Jahren avantgardistische „Hänge“-Hochhaus war in einem eigens ent- wickelten, neuartigen „Hubverfahren“ errichtet worden. BMW 132 – erster großer Sternmotor von BMW Das neue BMW Museum sollte die Geschichte des Nachdem BMW am 3. Januar 1928 vom US-Hersteller Pratt & Unternehmens nicht statisch darstellen, sondern verstand sich Whitney Aircraft Company die Lizenz zur Fertigung luftgekühlter als „Fortsetzung der Straße im umbauten Raum“, das die BMW Sternmotoren übernommen hatte, produzierte man zunächst das Unternehmens- und Produktgeschichte dynamisch präsentierte. Neunzylinder-Modell Pratt & Whitney Hornet fast unverändert unter Nach weniger als dreijähriger Bauzeit präsentierte BMW die dem Namen „BMW Hornet“. Bald schon begann die eigene Ent- Gebäude am 18. Mai 1973 der Öffentlichkeit und eröffnete sie wicklung: Das Ergebnis war der BMW 132, der 1933 in Serie ging. mit einem feierlichen Festakt. Neben primär in der zivilen Luftfahrt eingesetzten Vergaserausfüh- rungen wurden für die Luftwaffe auch Versionen mit Kraftstoff-Di- vor 20 Jahren rekteinspritzung gefertigt. Je nach Ausführung erzielten die Motoren aus einem Hubraum von 27,7 Litern bis zu 1.200 PS. Der erste BMW mit Dieselmotor Durch den Einsatz in der Junkers Ju 52 wurde der BMW 132 zu Ein Dieselmotor und die typische BMW Dynamik – lässt sich das einem der wichtigsten Flugmotoren der zivilen Luftfahrt der 30er- vereinbaren? Das fragten sich Kunden wie Mitarbeiter Mitte 1983 Jahre. Zahlreiche Pionierflüge wurden damit unternommen, am angesichts des Typs 524td, dem ersten BMW Automobil mit Die- herausragendsten der erste Direktflug von Berlin nach New York mit selmotor. Wenig später war klar: Auch der 524td war ein echter einer Focke Wulf Fw 200 S-1 Condor am 10. August 1938 in 24 BMW. Setzte man Diesel-Automobile allgemein mit Sparsamkeit, Stunden und 57 Minuten, ausgerüstetet mit vier BMW 132. Langlebigkeit und Behäbigkeit gleich, so musste angesichts der Performance des 524td der letzte Punkt revidiert werden. Mit einer vor 70 Jahren Beschleunigung von 0–100 km/h in weniger als 13 Sekunden und einer Spitzengeschwindigkeit von 180 km/h kam auch bei „alten“ Der erste BMW Sechszylinderwagen erscheint BMW Fahrern nicht das Gefühl von Leistungsmangel auf. Noch heute bildet der geschmeidig und kraftvoll arbeitende Sechs- Entwickelt wurde der 85 kW (115 PS) starke 2,4-Liter-Sechs- zylinder-Reihenmotor das Kernstück der meisten BMW Automobi- zylinder-Dieselmotor mit Turboaufladung im Werk der 1980 in Be- le, vor 70 Jahren nahm diese Geschichte mit einem kleinen Wagen trieb genommenen BMW Motoren Gesellschaft m. b. H. im öster- ihren Anfang. Nachdem Mitte 1929 das erste BMW Auto erschie- reichischen Steyr, die ab 1983 unter anderem auch diesen Motor nen war, eine weiterentwickelte Lizenz des Austin Seven, folgte produzierte. Der Erfolg gab BMW zum Thema Diesel Recht; schon 1932 die erste weit gehende BMW Eigenkonstruktion: der Klein- das erste BMW Dieselmodell wurde während seiner fünfjährigen wagen vom Typ 3/20 PS. Den ersten Schritt in eine höhere Klasse Produktionszeit in über 74.000 Exemplaren verkauft. Heute setzt wagte BMW dann 1933 mit dem ersten Sechszylinderwagen BMW hochmoderne Dieselaggregate in vier Modellreihen ein.

Mobile Tradition live / Ausgabe 01.2003 Seite 05 Die erste Fahrzeugsammlung – 1967 auf dem Werksgelände eröffnet.

Die Bayerischen Motoren Werke und ihre Historie – Traditionspflege mit Leidenschaft

Die Geschichte von BMW reicht bis ins Jahr 1917 zurück. Die lückenlose Dokumentation und Aufbereitung der Unternehmens-, Marken- und Produkthistorie ist seit 1994 Aufgabe der BMW Group Mobile Tradition. Die Anfänge derTraditionspflege bei BMW reichen jedoch weiter zurück.

Schon 1930 zeigte BMW mit dem Motorrad R 32 den ersten te das Unternehmen auf dem Werksgelände seine Fahr- „Oldtimer“ auf dem Pariser Salon. Der war allerdings zu diesem zeugsammlung in einem Museum dem breiten Publikum. Der Zeitpunkt gerade mal sieben Jahre alt. Denn die Bayerischen Mo- Umfang der Sammlung war zwar noch eher bescheiden, die toren Werke waren diese sieben Jahre zuvor gerade mit ihrem Richtung war jedoch schon festgelegt: Der eigenen Historie, auf ersten Motorrad-Modell, eben jener R 32, auf den Markt gekom- die man schon zu Beginn der Unternehmensgeschichte – sozusa- men. Bis dahin hatte man ausschließlich Flugzeugmotoren gefer- gen vorausschauend – mit Stolz geblickt hatte, sollte nun ein expo- tigt. Dieses Geschäft war zwar sehr erfolgreich, doch in den nierter Platz eingeräumt werden. 1973 war es dann mit der offiziel- Jahren nach dem Versailler Vertrag auch ein Markt mit erhebli- len Eröffnung des BMW Museums so weit. chen Einschränkungen. Seit dieser Zeit informieren sich jährlich hunderttausende Be- Die R 32, jener Urahn aller BMW Motorräder, der mit 500 ccm sucher über die BMW Geschichte. Das über die Jahre stetig ge- und 8,5 PS den Fahrer auf immerhin 95 Stundenkilometer brach- wachsene Interesse der BMW Enthusiasten fand drei Jahre später, te, kam auch zum zehnjährigen Motorradjubiläum 1933 auf der im November 1976, Ausdruck in der Gründung des ersten BMW Automobilausstellung in Berlin wieder zu Ehren und belegte den Veteranenclubs, der eng an die BMW AG angebunden wurde. Anspruch des Unternehmens, von Anfang an Modelle zu fertigen, Ende der Siebzigerjahre wuchs dann das öffentliche Interesse auf die man auch rückblickend stolz sein kann. an der Automobil- und Motorradgeschichte. Zu jener Zeit entstan- Aus dem Jahr 1943 stammt der erste schriftliche Verweis auf den die zweibändige Unternehmensgeschichte „BMW, eine deut- ein Werksarchiv, damals der Werbeabteilung angegliedert, worin sche Geschichte“ von Horst Mönnich sowie die beiden umfangrei- sämtliche wichtigen technischen Informationen zu allen gefertigten chen Abhandlungen von Halwart Schrader und Stefan Knittel zur Produkten gesammelt waren. Dieses Archiv war während des Automobil- und Motorradgeschichte von BMW. Krieges ausgelagert worden, um es vor der Zerstörung zu bewah- Um das Profil der Marke zu schärfen, rückte BMW die Tra- ren, und mittlerweile an einen anderen Besitzer übergegangen. dition auch intern stärker in den Mittelpunkt. Ab Mitte der Achtzig- 1947 erwarb es BMW zu einem zeitgemäßen Preis zurück: Für zwei erjahre wurde die eigene Fahrzeugsammlung ausgebaut und die Ster Holz wurde es wieder BMW Eigentum. Fahrzeuge wurden verstärkt – auch auf den 1966 feierte BMW 50-jähriges Beste- immer hochwertigeren Veranstaltungen – hen. Nachdem das Unternehmen noch En- national und international präsentiert. Es de der Fünfzigerjahre vor dem Aus stand, verfestigte sich eine duale Strategie: beging man, dank gut gefüllter Auftragsbü- Neben dem BMW Museum direkt am cher, die Feierlichkeiten mit neuem Selbst- Stammsitz etablierte sich ein „Rollendes bewusstsein. Höhepunkt war ein großer Museum“, das mit faszinierenden Produk- Festakt in der Münchner Oper. ten Menschen in aller Welt für die Marke Zu diesem „halben Jahrhundert BMW“ BMW begeisterte. entstand die erste Unternehmenschronik 1994 wurde die Traditionspflege durch mit einer umfangreichen Sammlung histori- Gründung der BMW Group Mobile Tradition scher Dokumente. Im folgenden Jahr öffne- Feier zum 50-jährigen Firmenjubiläum. in der Unternehmensstruktur fest verankert. Seite 06 BMW Group Mobile Tradition: Unternehmen

BMW Group Mobile Tradition: Mobilität zum Anfassen, Geschichte zum Erleben

Seit nunmehr neun Jahren ist die BMW Group Mobile Tradition als konzernweite Organisation für die Erhaltung und Vermittlung der unternehmens- internen Historie verantwortlich.

Im Jahr 1994 gründete BMW die BMW Group Mobile Tradition und schuf damit die strukturellen Voraussetzungen für eine vollständige, professionelle und lückenlo- se Integration der bedeutenden Unter- nehmensgeschichte in den Gesamtkon- zern. Die Aufgabe der BMW Group Mobile Tradition bestand von Anfang an darin, die Geschichte nicht nur zu konservieren, sondern sie vor allem auch in der Gegen- wart erlebbar zu machen und auf diese Weise lebendig zu erhalten. Im Vorder- grund steht die Verantwortung für alle akti- ven wie inaktiven Marken – also auch für die Marken MINI und Rolls-Royce sowie für die inaktiven Marken Triumph und Riley und die in der Marke BMW aufgegange- nen Marken Dixi und . Das Motto „Mit uns läuft die Ge- schichte“ ist dabei durchaus wörtlich zu nehmen. Sämtliche Fahrzeuge, die sich in der beinahe lückenlosen Fahrzeugsam- mlung der BMW Group Mobile Tradition Der Firmensitz der BMW Group Mobile Tradition in München – in direkter Nachbarschaft zum befinden, sind vom Fleck weg fahrbereit Forschungs- und Innovationszentrum von BMW. und nehmen als mobile Ausstellungs- stücke an zahlreichen Veranstaltungen und teilweise auch finanziell unterstützt das Internet Recherchen im BMW Archiv und Rundfahrten teil. werden. durchführen. Dabei kommt fortschritt- Die BMW Group Mobile Tradition hat lichste Archivtechnologie zum Einsatz. Information und Wissen: das Archiv zur Aufgabe, das Erbe des Konzerns zu Hunderttausende von verschiedenen pflegen. Die umfassende Betrachtung der Hier werden sämtliche Dokumentationen Dokumenten, von Betriebsanleitungen Markenhistorie und der BMW Unterneh- zur Unternehmens-, Marken- und Produkt- über Fotos und Plakate bis hin zu Akten, mensgeschichte ist stets eingebunden in geschichte, wie zum Beispiel zu allen Fahr- Prospekten und Trophäen, stehen den die aktuellen Unternehmensaktivitäten zeugen, ihren technischen Daten, Kon- Anwendern zum Abruf bereit. Unter der und versteht sich als lebendiger Umgang struktionszeichnungen und Repara- mit historischer Mobilität. turanleitungen gesammelt, gesi- Die BMW Group Mobile Tradition chert und zur weiteren Verwendung kümmert sich um alle Aktivitäten und ausgegeben: Das Archiv ist die zen- Dienstleistungen rund um die Historie trale Anlaufstelle aller internen des Unternehmens und der Marken des Abteilungen, die historische Infor- BMW Konzerns. Die BMW Group Mobile mationen jedweder Art benötigen. Tradition gliedert sich in die Bereiche Darüber hinaus ist das Archiv Archiv, historische Fahrzeugsammlung, aber auch ein bedeutender Anlauf- Werkstatt, Teile und Accessoires, BMW punkt für Nachfragen von Jour- Museum sowie Kommunikationsmaß- nalisten, Autoren, Historikern und nahmen und Events. allen, die sich mit der Tradition der Ein weiteres wichtiges Element ist die BMW Group und ihrer Produkte Steuerung der zahlreichen BMW Clubs, beschäftigen. Über eine individuel- die durch die BMW Group Mobile le und kostenlose Zugriffsberech- Das Archiv: die zentrale Anlaufstelle für alle Dokumente Tradition mit Information, Organisation tigung können Interessenten über zur BMW Historie. Mobile Tradition live / Ausgabe 01.2003 Seite 07 Mobilität zum Anfassen, Geschichte zum Erleben

Die Fahrzeugsammlung der BMW Group Mobile Tradition. Zur originalgetreuen Restaurierung: der BMW Motorradteilekatalog.

Adresse www.historischesarchiv.bmw.de machen im Zusammenklang den un- die Fahrzeuge 1.600 Kilometer durch sind Datenbanken verfügbar, die vom schätzbaren Wert dieser umfangreichen Italien zurück. Gründungsjahr 1916 bis in die 70er-Jahre und für jeden Interessierten zugänglichen So bekommt das Ziel, Geschichte reichen und die ständig um weitere Jahre Sammlung aus. erlebbar zu machen, eine ganz reale, ergänzt werden. Der Name BMW Group Mobile handfeste Bedeutung für Millionen von Das eigens entwickelte Archiv-IV- Tradition steht für das Ziel, Tradition le- Zuschauern. In den dreißiger Jahren des System (HIAS) vernetzt die Archivland- bendig zu erhalten: einerseits durch die 20. Jahrhunderts feierte BMW große schaft und die Bestände und schafft so Sammlung historischer Fahrzeuge und Rennerfolge auf der legendären Renn- schnellen Zugriff auf die gesuchte andererseits durch originalgetreue veranstaltung der Vorkriegszeit. Dieser Information. Eine interaktive, benutzer- Restaurierung. So wird der ursprüngli- Ruhm lebt bis heute im Beinamen des freundliche Suchfunktion eröffnet dem che Zweck der Mobilität auch für die BMW 328 „Mille Miglia“ weiter, der Besucher die gesamte Bandbreite der Zukunft sichergestellt. Sämtliche Fahr- regelmäßig an diesen Veranstaltungen historischen Archivmaterialien. Über zeuge der Sammlung sind fahrbereit und teilnimmt. Verknüpfungen lässt sich die Suche prob- nehmen regelmäßig an mehreren hun- Service nonstop: Teile und lemlos erweitern und verfeinern, ganz dert Einsätzen pro Jahr teil, vorzugswei- Accessoires nach den Bedürfnissen der Nutzer. Dort se im stark wachsenden Freizeitmarkt finden sich nicht nur Informationen zu den der Oldtimeraktivitäten. Auf der histori- Damit die Tradition lebendig erhalten einzelnen BMW Modellen, sondern auch schen „Mille Miglia“ zum Beispiel legen bleibt und die historischen BMW Fahr- zu Konstrukteuren und darüber hinaus zeuge weltweit mobil bleiben, garantiert Te s tberichte, Prospekte, Bilder, Anzeigen die BMW Group Mobile Tradition eine und vieles mehr. umfangreiche Teileversorgung für eine originalgetreue Restaurierung der BMW Chronologie der Einzigartigkeit: die Oldtimer. 15 Jahre nach dem Auslaufen Fahrzeugsammlung der Serienproduktion versorgt BMW Das Kernstück der BMW Group Mobile Group Mobile Tradition die Besitzer histo- Tradition ist die Historische Sammlung. rischer Fahrzeuge mit sämtlichen Ersatz- Sie besteht aus über 400 Automobilen teilen. Insgesamt sind das mehrere zehn- und 170 Motorrädern aus der Serien- tausend Teilepositionen. fertigung aller Jahrzehnte. Außerdem BMW berät Händler und Besitzer Motorenexponate aus Automobilen, und steuert die gesamte Distribution Motorrädern und Flugzeugen. Natürlich und Logistik. In der Werkstatt der BMW dürfen Exponate aus der langjährigen Group Mobile Tradition arbeitet ein BMW Motorsportgeschichte nicht fehlen. Team hoch spezialisierter Mechaniker Und so finden sich Teilnahme- an der Instandhaltung und Wiederher- fahrzeuge der Rallye Paris-Dakar neben stellung sämtlicher Fahrzeuge der historischen Rennmotorrädern der Vor- Historischen Sammlung. kriegszeit, Tourenwagen neben Formel- Zusätzlich erhalten die Freunde der 1-Boliden. Sondermodelle wie die BMW Marke BMW Hilfe und Informationen zu Art Cars von den namhaftesten Künstlern ihrem Fahrzeug aus erster Hand: BMW der vergangenen 40 Jahre stehen neben stellt originalgetreue Reparaturanlei- Fahrzeugen aus Hollywoodfilmen und Maßzeichnung des BMW 700 aus dem Archiv. tungen für den weltweiten Bestand an Seite 08 BMW Group Mobile Tradition: Unternehmen

225.000 Autos und 120.000 Motorrädern zur Verfügung. Sämtliche Informationen sind selbst- verständlich in zeitgemäßer Form digital verfügbar und können über elektronische sowie gedruckte Kataloge schnell und einfach gefunden werden. Die Experten der BMW Group Mobile Tradition konzi- pieren auch das umfangreiche Angebot an Accessoires, die den speziellen Bedürf- nissen der Oldtimerfahrer entsprechen. Eine Reise durch die Zeit: das BMW Museum

Das BMW Museum wurde 1973 eröffnet. Seit dieser Zeit nahmen Millionen von Besuchern an diesem „Rundgang“ durch Höhepunkt der Oldtimer-Saison: Concorso d’Eleganza Villa d’Este in Cernobbio am Comer See, 2001. die BMW Geschichte teil. Die Ausstellung „Zeithorizont“ spannt den geschichtli- metern erschließen sich dem Besucher Freunde der Marke BMW – und das sind chen Bogen von den Anfängen des 20. über eine spiralförmige Ausstellungs- immerhin über 200.000 Mitglieder in mehr Jahrhunderts bis in die Gegenwart und führung die bedeutendsten Automobile, als 180 Clubs rund um die ganze Welt. Die sogar die Zukunft der Marke BMW und Motorräder und Flugmotoren der Marke BMW Group Mobile Tradition unterstützt zeigt die Eingebundenheit des Unter- BMW. Eine Reihe von Zusatzinforma- die Clubs bei ihren Veranstaltungen und nehmens BMW in soziale und gesell- tionen über unterschiedliche Medien und liefert Basisinformationen über Unter- schaftliche Zusammenhänge. Das BMW wechselnde Ausstellungen zu speziellen nehmen, Marken und Produkte durch Museum war eines der ersten Museen Themen ergänzen die Darstellung der unterschiedliche Kommunikationsmittel. dieser Art und genießt heute weltweit BMW Geschichte. Die BMW Clubmitglieder sind aktive hohes Ansehen – auch auf Grund der Bewahrer der BMW Tradition und ein wich- Die lebendige Historie: Clubs, Vision des Architekten, der damit einen tiger Partner bei der Sammlung von Events und Kommunikation anerkannten städtebaulichen Akzent im Informationen zum Service- und Teile- Norden Münchens setzte. Rund um die Welt finden jährlich zahlreiche markt historischer Fahrzeuge. Sein Ziel war es, in der Endlichkeit Ausstellungen und Veranstaltungen zur Die BMW Group Mobile Tradition des abgeschlossenen Raumes etwas Tradition der BMW Group, ihrer Marken, veröffentlicht drei Publikationsreihen im vom unendlichen Wesen der Zeit erlebbar Produkte und Innovationen statt. BMW Umfeld der BMW Tradition: „BMW Di- zu machen. Auf rund 2.000 Quadrat- Group Mobile Tradition steuert hierzu mensionen“, „BMW Profile“ und „BMW einen bedeutenden Teil bei, denn sie Porträts“. Im Jahr 2003 erscheinen das macht die Tradition für die Menschen und Porträt von „Paul Rosche: Ein genialer die Freunde der Marke BMW erlebbar. Motorenkonstrukteur. Geschichten zur Das starke Wachstum der Oldtimer- Geschichte“ sowie eine Neuauflage des szene in den vergangenen Jahren belegt Profilebands „BMW Coupés. Tradition das steigende Interesse der Menschen für der Eleganz“. die Tradition: sei es auf der welt- größten Branchenausstellung, der „Techno Classica“ in Essen, bei einem Kongress des Inter- national Council, der Dachorga- nisation des weltweiten BMW Clubs, sei es beim „Concorso d’Eleganza Villa d’Este“ in Cernobbio am Comer See, beim „Festival of Speed“ in Goodwood oder bei einem sonstigen der zahlreichen Events. Der typische BMW Spirit äußert sich auch in der BMW Cluborganisation, der größten weltweit in diesem Bereich. Das BMW Museum: ein architektonischer Pioniergeist, Sportlichkeit und Perfekte Betreuung: Einsatzsteuerung bei den Höhepunkt im Norden Münchens. Kreativität sind die Attribute der Veranstaltungen der BMW Group Mobile Tradition. Mobile Tradition live / Ausgabe 01.2003 Seite 09 Motorsport als Wettbewerbsfaktor Weltrekorde und Gesamtsiege: BMW und der Motorradrennsport

Motorsport kostet Geld – das war in den Zwanzigerjahren nicht anders als heute, wo die enormen Budgets der Formel-1-Teams in der breiten Öffent- lichkeit diskutiert werden. Da Unternehmen profitorientiert arbeiten, stellt sich die Frage, warum eine Firma wie die Bayerischen Motoren Werke bereits in den Zwanziger- und Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts personelle und finanzielle Mittel für den Rennsport aufwandte.

von Fred Jakobs

Die Bayerischen Motoren Werke betraten kannt zu werden und das Publikum mit nen Tests im heutigen Sinne unterzogen. den deutschen Motorradmarkt relativ seinen Produkten zu überzeugen. Vielfach gab es nur kurze, subjektive spät: Als BMW im Herbst 1923 mit der Doch wie konnte man zu Beginn der Beschreibungen, die viele Fragen offen R 32 sein erstes Modell vorstellte, hatten Zwanzigerjahre die Öffentlichkeit errei- ließen. So schrieb die Zeitschrift „Der in Deutschland bereits hunderte von Mo- chen? Radio und Fernsehen hatten ihren Motorwagen“ zur Premiere der R 32 auf torradfabriken die Produktion aufgenom- Siegeszug noch nicht angetreten und die der Berliner Automobilausstellung 1923: men. Zahlreiche ausländische Fabrikate Tagespresse, die heute Automobil und „... endlich der Gipfelpunkt der Motorrad- wurden zudem seit den 1910er-Jahren Motorrad ganze Beilagen widmet, kannte ausstellung, die neue B.M.W. Maschine nach Deutschland importiert. damals die Kraftfahrtindustrie außerhalb mit quer zur Fahrtrichtung gestellten Zy- BMW hatte sich zwar zuvor als des Sportteils lediglich als willkommene lindern, eine trotz ihrer Jugend auffallend Flugmotorenhersteller einen guten Na- Werbekunden für Kleinanzeigen. schnelle und erfolgreiche Maschine.“ men gemacht, aber nach dem Versailler Dies war zwar ein nettes Kompliment, „Trotz Jugend auffallend schnell“ Vertrag war das Stammgeschäft wegge- doch worin die Vorzüge des Motorrades brochen. Deshalb war es für den Neuling Das Angebot an Fachpresse war ebenfalls lagen, blieb dem Leser verborgen, hatte notwendig, auch als Motorradmarke noch gering. Aber auch in den wenigen doch bis dahin kein Journalist Gelegenheit schnell einer breiten Öffentlichkeit be- Fachpublikationen wurden Fahrzeuge kei- gehabt, das Fahrzeug außerhalb des Seite 10 BMW Group Mobile Tradition: Motorräder

Franz Bieber errang 1924 die erste Deutsche einen Ölspritzer entdecken, die Maschi- Meisterschaft für BMW. nen waren schön geräuschlos und schie- nen eine gewaltige Reservekraft zu besit- Messestandes zu erleben, geschweige zen. Sie sind Meilen voraus vor jeder briti- denn, es selbst zu fahren. schen Maschine, was die Konstruktion Nachprüfbare Aussagen über die betrifft.“ Leistungsfähigkeit eines Produkts ga- Dies war die erste nennenswerte Er- ben solche Beschreibungen nicht und wähnung der BMW Motorräder in der aus- bis es zu direkten Vergleichstests kam, ländischen Presse. Schleichers „Aben- wie sie heute in den Motorradmagazinen teuer“ hatte sich ausgezahlt: Der Name zu finden sind, sollten noch rund 50 BMW war nun auch Motorradfreunden Jahre vergehen. Wenn also ein Kunde außerhalb Deutschlands ein Begriff. annähernd objektiv zwischen verschie- Die Rennen: ein Sieg der Werbung denen Modellen vergleichen wollte, so blieben ihm hierfür nur die Ergebnis- Die Hersteller selbst nutzten die Sport- listen der Rennwochenenden. Diese erfolge intensiv in ihrer Werbung: 95 fanden sich nicht nur in den Fachma- Prozent der Motorradplakate aus den gazinen wieder, sondern hatten auch im Jahren 1923 bis 1940, die sich im Histo- Sportteil der Tagespresse ihren Platz. rischen Archiv der BMW AG befinden, wer- Getreu der Devise, dass das schnellste ben ausschließlich mit Siegen und Re- auch das beste Motorrad war, konnte korden. Es gab aufwändig gestaltete der Leser diese Listen zur Urteils- Vordrucke mit Freiflächen, in die die aktuel- Otto Ley und Karl Gall 1937 auf der Avus. findung heranziehen. len Ergebnisse – so sie denn BMW vorne Veranstaltungen ein neutraler Vergleichs- sahen – bereits am Renntag im einfachen maßstab fehlte. Erfolg gleich in der ersten Saison Hochdruckverfahren eingefügt wurden. Europameister mit einem Sieg BMW war bereits in der ersten Damit waren diese Plakate allen Rennsaison 1924 sehr erfolgreich: Mit anderen Druckmedien bezüglich Ge- Rennserien waren unbekannt – noch bis in dem Solitude-Rennen bei Stuttgart schwindigkeit der Herstellung und Ver- die Dreißigerjahre hinein entschied ein gewann das Unternehmen eine der pres- teilung überlegen. einziges Rennen über die Vergabe sowohl tigeträchtigsten Sportveranstaltungen Wie alle anderen Hersteller und viele der Deutschen als auch der Europa- Deutschlands und sicherte sich durch Zulieferer schaltete BMW auch Anzeigen meisterschaft. Und zumeist spielte der den Sieg auf dem Schleizer Dreieck erst- mit den Erfolgen und auch die Prospekte Heimvorteil der Fahrer eine entscheiden- mals den Titel des Deutschen Meisters. verwiesen auf Siege, Meisterschaften und de Rolle, wie die Geschichte der Tourist 240 erste Preise wurden bis Ende 1926 Rekorde. BMW druckte in den Zwanziger- Trophy auf der Isle of Man zeigt: 1907 errungen, die für eine anhaltende Präsenz jahren sogar gesonderte Prospekte, die erstmals ausgetragen, sollte es bis 1938 in der Presse sorgten. ausschließlich Rennerfolge auflisteten. dauern, ehe mit Ewald Kluge auf DKW der Ein Glücksfall war es, wenn Rennen Gegen Ende der Zwanzigerjahre kam es erste Ausländer einen Klassensieg errin- ausführlicher kommentiert wurden und die dann jedoch zu einer wahren Inflation von gen konnte. Ein Jahr später gelang Fachpresse besonderen Konstruktionen rennsportbezogener Werbung. schließlich Georg Meier mit seiner Kom- erhöhte Aufmerksamkeit widmete. Kaum ein Herstel- ler verzichtete auf Die Briten: voll des Lobes die Erwähnung von So gewann BMW 1926 bei den Sixdays in solchen Siegen England internationales Renommee, als und Erfolgen, war der Konstrukteur Rudolf Schleicher als die Veranstaltung Privatfahrer auf seiner R 37 startete und auch noch so un- eine Goldmedaille errang. Die britische bedeutend. Be- Presse war voll des Lobs für die noch zeichnend ist eine junge Motorradmarke aus Deutschland: Anzeige von Sun- „Wohl die interessanteste Maschine des beam, die mit Wettbewerbs“, begeisterte sich die 1.000 Siegen al- Zeitschrift „Motor-Cycle“, damals die lein im Jahr 1927 Bibel der europäischen Motorradfahrer. warb. Damit beka- Der Artikel, der mit eigens angefertig- men die Rennen ten Zeichnungen aufwändig illustriert war, eine gewisse Be- schloss mit einem Fazit, wie es in der liebigkeit, Siege BMW Werbeabteilung nicht besser hätte wurden eher aus- Als Otto Ley und Karl Gall 1937 beim Rennen auf der Avus formuliert werden können: „Nach den tauschbar, da bei einen Doppelsieg feierten, waren Plakatvordrucke, die noch am schwersten Tagen konnten wir nirgends der Vielzahl der Renntag ergänzt wurden, die schnellste Art der Werbung. Mobile Tradition live / Ausgabe 01.2003 Seite 11 rad, das darüber hinaus auch noch als erstes die Ziellinie überfuhr, war technisch ausgereift und der Konkurrenz überlegen. Unter diesen Prämissen hatte sich BMW 1937 an die Spitze des Motorradbaus gesetzt: Mit dem Gewinn der Sixdays besaß BMW das zuverlässigste, mit Ernst Hennes Weltrekorden das schnellste und ab 1938 mit dem Gewinn der erstmals über eine ganze Saison ausgetragenen Europameisterschaft durch Georg Meier auch das beste Rennmotorrad der Welt. Rennen als technisches Testfeld Ein Unternehmen konnte jedoch nicht nur durch einen Imagegewinn vom Rennsport Ernst Henne und der erste Weltrekord für ein BMW Motorrad: Plakat aus dem Jahr 1929. profitieren. Mitentscheidend für die Motorsportaktivitäten eines Werks war pressor BMW der erste Sieg eines Nicht- ren. Die Zeitnahme war unbestechlich der Technologietransfer vom Rennsport in Briten in der Senior-Klasse, was gleichbe- und ließ keine Ausreden mehr zu. die Serie und damit die Weiterent- deutend war mit dem Gesamtsieg. Im September 1929 ging Ernst Henne wicklung der eigenen Produkte. Tech- Um einen wirklich objektiven und fai- erstmals für BMW auf die Jagd ren Vergleich zu ziehen, welches das nach dem Rekord. Auf der In- Die Spitze des Motorradbaus: 1937 besaß schnellste und damit beste Motorrad der golstädter Landstraße erreich- Welt war, mussten die Bedingungen also te er eine Geschwindigkeit von schnellste und außerdem auch das beste standardisiert werden. 216,750 km/h, womit er die bisherige Bestleistung um rund 9 Stun- nische Neuerungen legten ihre Bewäh- Der erste Standard: Weltrekord denkilometer übertroffen hatte. rungsprobe in der Regel im Rennsport ab, Sie mussten in jedem Land Europas Von nun an hatte BMW einen griffi- wo man den Fortschritt direkt mit den Gültigkeit haben, ebenso in Übersee. gen Slogan, der sich vortrefflich in der Produkten und Detaillösungen der Kon- Weltrekordfahrten, wenn sie nach den Be- Werbung verwenden ließ: „Das schnellste kurrenz vergleichen konnte. Bei BMW dingungen der FICM, der Fédération Inter- Motorrad der Welt“ schmückte Plakate, begann diese Vorgehensweise schon nationale des Clubs Motocyclistes, ausge- Anzeigen und Prospekte an prominenter beim ersten Modell, der R 32. tragen wurden, setzten einen solchen all- Stelle. Der Werbewirkung bewusst, setzte Im Mai 1923, fünf Monate vor der offi- gemeingültigen Vergleichsmaßstab. BMW alles daran, den Titel zu verteidigen ziellen Vorstellung, absolvierte BMW Zwar gab es zahlreiche Klassen und beziehungsweise so schnell wie möglich Chefkonstrukteur Max Friz die „Fahrt Dauerrekorde, die Krone aber war der zurückzuerobern, denn ein Slogan durch Bayerns Berge“ strafpunktfrei und stellte damit die Zuverlässigkeit des Produkts unter Beweis. In den Folgejahren wurden dann zahlreiche Detaillösungen im Rennsport auf Herz und Nieren geprüft, am bedeutendsten ist sicherlich die welt- weit erste hydraulisch gedämpfte Tele- gabel, die bei den Modellen R 12 und R 17 in die Serie übernommen wurde. Der Konstrukteur siegt selbst Die Fahrer waren jedoch nicht immer begeistert, wenn sie technische Neue- rungen erproben sollten. So weigerte sich Auch auf den wichtigten Produktmessen – hier der Zeitmessung beim Rekord Hennes. die BMW Werksmannschaft bei den Six- Pariser Salon von 1930 – stand das schnellste Motorrad der Welt im Mittelpunkt. days 1936, die von Alexander von Falken- hausen entwickelte Geradweg-Hinterrad- „absolute“ Weltrekord: Um bei diesen „Zweitschnellstes Motorrad der Welt“ war federung im Renneinsatz zu erproben, da Fahrten äußere Einflüsse wie Gefälle oder für die Werbung kaum geeignet. sie eine Verschlechterung des Fahrverhal- Rückenwind auszuschließen, galt es, eine Mit dem Engagement im Rennsport tens befürchtete. BMW Rennleiter Rudolf Strecke von einem Kilometer innerhalb ei- schuf ein Unternehmen Vertrauen in seine Schleicher, der der Entwicklung der Hinter- ner bestimmten Zeitspanne in beiden Produkte: Ein Motorrad, das ein Rennen radfederung selbst skeptisch gegenüber- Richtungen jeweils einmal zu durchfah- zu Ende fuhr, war zuverlässig. Ein Motor- stand, beschied daraufhin von Falkenhau- Seite 12 BMW Group Mobile Tradition: Motorräder

Rennleiter Rudolf Schleicher mit der von ihm konstruierten Härteste Erprobung im Gelände: Selbstverständlich wurde auch mit BMW R 37. Josef Forstner mit der neuen Hinter- Georg Meiers Sieg bei der Senior radfederung bei den Sixdays 1937. TT geworben.

sen kurz und knapp, dass dieser selbst mit nisse technischer Spitzenleistung“, ver- Motorradindustrie in den Fünfzigerjahren dem neuen Modell an den Start gehen soll- wies BMW 1938 in einer Anzeige stolz auf zeigt, dass auch sportlich engagierte und die Vorreiterrolle des Rennsports bei der erfolgreiche Marken wie NSU und DKW in BMW das zuverlässigste, das Serienentwicklung. der Versenkung verschwanden, während die englischen Triumph-Motorräder auf Fundament des heutigen Image Rennmotorrad der Welt. dem Markt sehr erfolgreich blieben, Ob die Entwicklung des Motorradbaus obwohl das Werk kaum in den Rennsport te, schließlich habe er es ja konstruiert. bei BMW ohne aktive Beteiligung am investierte und dieses Feld Privatfahrern Nach der Veranstaltung, die er mit dem Rennsport anders verlaufen wäre, darüber überließ. Gewinn der Goldmedaille abschloss, sagte ist müßig zu spekulieren. Ebenso lässt Unbestritten ist aber, dass die Renn- von Falkenhausen zur Presse, er habe sich heute kaum noch nachvollziehen, in sporterfolge der Zwanziger- und Dreißig- „noch nie eine so gemütliche Fahrt gehabt welchem Maße die Rennsporterfolge den erjahre das Fundament für das sportliche und keinen harten Stoß bekommen“. damaligen Motorradmarkt beeinflussten. und zuverlässige Image der heutigen Das überzeugte auch den Rest der Gerade der Niedergang der deutschen Marke BMW legten. Mannschaft und BMW rüstete daraufhin für die folgende Saison alle Gelände- und Herausragende Siege der frühen BMW Motorradgeschichte Straßenrennmaschinen der Werksfahrer sowie Ernst Hennes Weltrekordmotorrad Jahr Fahrer Anlass Maschine/Klasse mit Hinterradfederung aus. Als die Fede- 1924 Rudi Reich Gesamtsieg auf der Solitude BMW R 37 rung dann 1938 in die Serie übernommen wurde, sprach der Prospekt von „... mehr- Erstmaliger Gewinn der Deutschen jähriger, gewissenhafter Erprobung auf 1924 Franz Bieber Meisterschaft 500 ccm-Klasse den großen Geländeprüfungen und Renn- Erstmaliger Gewinn der Deutschen veranstaltungen im In- und Auslande ...“. 1925 Josef Stelzer Meisterschaft 250 ccm-Klasse Technik wie beim Rennfahrer Goldmedaille bei der Internationalen 1926 Rudolf Schleicher Sechstagefahrt in England BMW R 37 Ernst Hennes letzter Weltrekord, fünf Erster Sieg bei derTarga Florio auf Große Preise, die Deutsche Meisterschaft 1927 Paul Köppen Sizilien 500 ccm BMW und der Gewinn der Silbervase 1937 wer- Erster Weltrekord in München mit 750 ccm den im gleichen Atemzug als „... Zeugen 1929 Ernst Henne 216 km/h Kompressor BMW der wesentlich verbesserten Straßenlage durch das gefederte Hinterrad ...“ aufge- Stelzer, Henne, Erster Sieg für Deutschland bei der führt. Der Kunde durfte sich privilegiert 1933 Mauermeier, Kraus Internationalen Sechstagefahrt in Wales BMW R16 fühlen – schließlich hatte seine BMW die 500 ccm gleichen Innovationen, die das Unterneh- 1937 Ernst Henne Weltrekord in Frankfurt mit 279,5 km/h Kompressor BMW men in den Rennmaschinen der besten 500 ccm Fahrer jener Zeit einbaute. Entsprechend 1938 Georg Meier Gewinn der Europameisterschaft Kompressor BMW war auch die Kommunikation: „In großen 500 ccm Rennen erprobt, im täglichen Gebrauch 1939 Georg Meier Gewinn der SeniorTT Kompressor BMW bewährt, sind alle BMW Krafträder Zeug- Mobile Tradition live / Ausgabe 01.2003 Seite 13 BMW 326 Cabrio, 1936 bis 1941.

BMW „Open“ – Cabrios von BMW

Es gibt viele Arten offener Automobile – Roadster, Spider, Tourer, Phaeton und Cabrio – und viele offene Fragen: Was ist eigentlich ein Cabrio oder mit vollem Namen „Cabriolet“ oder sogar „Kabriolett“, wie man früher sagte? Simpel ausgedrückt ist ein Cabrio in der Regel ein mindestens 2+2- sitziges Automobil, bei dem das Blechdach durch ein wetterfestes Klappdach ersetzt wurde und das über feste, versenkbare Seitenscheiben verfügt. Seit den Zwanzigerjahren wird der Begriff Cabriolet oder eingedeutscht „Kabriolett“ für diese Art offener Automobile allgemein verwendet.

von Walter Zeichner

Cabrios sind immer besondere Automo- 1928 war BMW Besitzer der in finanziel- ter Ganzstahlkarosserie. Dieser kleinen bile, Luxusfahrzeuge jeder Kategorie, für len Schwierigkeiten befindlichen Fahr- Limousine wurde ein „Tourenwagen“ oder Autofahrer, die ihr Fahrzeug weniger nach zeugfabrik Eisenach geworden, die ihre „Phaeton“ zur Seite gestellt, ein völlig praktischen Gesichtspunkten auswählen, vierrädrigen Produkte unter dem Mar- offener Drei- bis Viersitzer mit leichtem sondern denen Ästhetik, Freizeitwert und kennamen „Dixi“ verkaufte. Ausschlag- Notverdeck und einsteckbaren Zellon- Individualität einen gewissen Aufpreis gebend für den Ankauf war ein Klein- Seitenfenstern. wert sind. wagen gewesen, der Dixi 3/15 PS, eine Für Menschen, die gern im offenen BMW stellte sein erstes Cabrio im Lizenz des englischen Austin Seven, des Auto fuhren, es aber vorzogen, Wind und Herbst 1929 vor. Die Bayerischen Mo- damals erfolgreichsten Kleinwagens. Aus Staub weniger direkt ausgesetzt zu sein, toren Werke hatten damals erst vor kur- diesem Modell entwickelte BMW sein entwickelte BMW zusammen mit dem zem damit begonnen, Automobile in Serie erstes Automobil, den BMW 3/15 PS mit Karosseriewerk Ambi-Budd in Berlin- herzustellen. Mit Wirkung vom 1. Oktober damals hochmoderner, in Berlin gefertig- Johannisthal sein erstes Cabriolet. Ende

Seite 14 BMW Group Mobile Tradition: Automobile

1929 wurde der nur gut drei Meter lange und von einem 15 Historische BMW Anzeigen PS-Vierzylindermotor von nur 750 ccm Hubvolumen ange- triebene Kleinwagen angeboten. Die Dame am Steuer: Inbegriff der Modernität in den Zwanzigern

„Es entspricht dem Wunsch der Dame, frei und luftig sich am Steuer sehen zu lassen, wenn die Sonne lacht, und geschützt und zugfrei zu fahren bei Regen und Wind ...“, hieß es blumig zum ersten BMW Cabrio im Prospekt von Anfang 1930. Die „Dame am Steuer“ war in den Zwanzigerjahren der Inbegriff von gesellschaftlicher Modernität geworden und BMW nutz- te diesen Aspekt geschickt in der Werbung. Im Sommer folgte ein zweisitziges Cabriolet desselben Typs, ebenfalls mit fest stehendem Fensterrahmen an den Seitentüren, und BMW verkaufte von beiden Varianten bis zum Produktionsende dieser ersten BMW Cabrios 1931 immerhin über 1.600 Autos. Auf das Modell BMW 3/15 PS folgte Anfang 1932 der neue Kleinwagen BMW 3/20 PS, dessen Karosserie infolge eines Kooperationsvertrags mit der Daimler-Benz AG in deren Werk Sindelfingen hergestellt und dann in Eisenach mit dem Chassis verbunden wurde. Auch von diesem Modell gab es die Ausführung drei- bis viersitziges Cabriolet, von dem fast 500 Exemplare gebaut wurden. 1933 brachte BMW ein vollkommen neues Automobil auf den Markt, den kompakten Sechszylinderwagen vom Typ 303. Mit diesem 30 PS starken Modell hatte BMW schließlich Autofahrer aus dem Jahre 1934 bestätigen: Automobile von zu seinem Stil gefunden, leichte und leistungsstarke Auto- BMW halten, was die Werbung verspricht. mobile zu bauen. Selbstverständlich wurde auch dieser Typ als Cabriolet angeboten, wobei das gefaltete Verdeck beim offenen Fahren wie ein überdimensionaler Rucksack über das Fahrzeugheck hinausragte. Bald darauf folgten die wei- terentwickelten und stärker motorisierten Modelle 315 und 319, die stets auch als Cabriolets lieferbar waren. Diese Modelle wurden auch Vier-Fenster-Cabriolets genannt, zur Unterscheidung von den gleichzeitig gebau- ten Sportcabriolets, die über nur zwei Seitenfenster ver- fügten. Man nehme: ein Fahr- gestell – und eine indivi- duelle Karosserie

Im Gegensatz zu heute war es in den Zwanziger- und Dreißigerjahren gerade im Fall von Cabrios nicht unge- wöhnlich, dass der Kunde lediglich ein motorisiertes Fahrgestell orderte, um sich von einer Karosseriebaufirma seiner Wahl dafür einen Frischluft-Vergnügen und größter Fahrgenuss mit dem BMW 326 Cabriolet. Dies – und Bequemlichkeit – ver- Aufbau anfertigen zu lassen. sprach die Anzeige aus dem Jahre 1936. Firmen wie die Heinrich Auszug aus einem Katalog von 1930. Gläser GmbH in Dresden,

Mobile Tradition live / Ausgabe 01.2003 Seite 15 BMW „Open“ – Cabrios von BMW

Wilhelm Reutter in Stuttgart, Wendler in BMW Formgestaltern entworfen, ent- Reutlingen oder Gustav Drauz in Heil- stand der äußerst elegante 2+2-Sitzer mit bronn boten vor allem Karosserien für den großzügig geschwungenen Kotflü- Sportcabriolets an, die in kleiner Auflage geln seiner bei Autenrieth gebauten Ka- hergestellt oder gar als Einzelstück rosserie in sehr begrenzter Stückzahl. besonders modisch und exklusiv waren. Der Zweiliter-Sechszylinder-Reihen- Wagen mit Drauz-Aufbau führte BMW in motor leistete 55 PS in der Normalaus- seinen offiziellen Verkaufskatalogen und führung und 80 PS im Schwestermodell die Firma Autenrieth in Darmstadt wurde BMW 327/28, das vom Hochleis- ab 1936 sozusagen zum „Hoflieferanten“ tungsmotor des legendären BMW 328 exklusiver Cabriolets für die BMW Roadster angetrieben wurde, wobei über Serienproduktion. 140 km/h erreichbar wurden. Diese luxu- riösen Automobile, später auch als Das Sportmodell 327: der Coupés erhältlich, waren in der Tat reprä- erste reine Luxuswagen sentative, sportliche Wagen für die Mit dem Zweiliter-Wagen vom Typ 326 „Crème der Gesellschaft“ und keine war BMW 1936 in alltäglichen Er- den Kreis der Her- scheinungen im steller größerer Straßenbild. Wagen eingetre- Kurz vor Aus- ten und das dazu- bruch des Zwei- gehörige vier- bis ten Weltkriegs fünfsitzige Cabrio- stellte BMW 1939 let geriet zu einem das 3,5-Liter-Mo- Modell, das sich dell 335 vor, das vor der Konkurrenz konstruktiv auf in dieser Klasse dem Typ 326 ba- (Mercedes, Audi, sierte, jedoch vom Adler und so wei- damals stärksten ter) nicht zu ver- Das Armaturenbrett des BMW 327. BMW Automotor stecken brauchte. Mit bis zu 120 Stun- mit 90 PS Leistung angetrieben wurde. denkilometern konnten die Insassen nun Bald danach musste die Herstellung ziviler BMW 327 Cabrio auf Alpenfahrt in den 30er-Jahren. im offenen BMW über die neuen Schnell- Automobile in Deutschland zu Gunsten straßen, die Autobahnen, brausen. der Kriegsproduktion eingestellt werden, Doch den ersten reinen Luxuswagen so entstanden vom neuen BMW Spit- brachte BMW erst ein Jahr später mit zenmodell nur noch wenige hundert dem Sportmodell 327, das zunächst nur Exemplare, darunter zwei- und viersitzige ten und wertvollsten klassischen BMW als Cabriolet ausgeliefert wurde. Von Luxuscabriolets, die heute zu den seltens- Automobilen zählen. Der erste Serienwagen nach dem Krieg: der „Barockengel“ 501

Nach 1945 war das BMW Automobilwerk in Eisenach vom Stammwerk in München abgeschnitten. Unter sowjetischer Ver- waltung wurden dort schon ab 1946 wie- der Autos nach BMW Muster gefertigt. In München konnte auf Grund der Produk- tionsverbote durch die Alliierten und die schweren Zerstörungen des BMW Werks erst Ende der Vierzigerjahre wieder ernst- haft an die Produktion von Automobilen gedacht werden. Auf der IAA 1951 in Frankfurt zeigte BMW mit dem Typ 501 sein erstes Serien- automobil aus München, die Produktion setzte ab Dezember 1952 ein. Dieser reprä- sentative, „schwere“ Wagen mit den üppigen Formen, vom Volksmund bald BMW 502 Cabrio: Empfang der Eigernordwand-Bezwinger in München in den 50er-Jahren. „Barockengel“ getauft, ruhte noch auf Seite 16 BMW Group Mobile Tradition: Automobile

Klein- und Kleinstwagen à la BMW Isetta, Glas Goggomobil und Messerschmitt Kabinenroller waren die Verkaufsschlager der damaligen Zeit, die großen BMW Cabriolets blieben erlesene Lieb- haberstücke, von denen insgesamt weni- ger als 100 Exemplare entstanden. Nur ein Jahr waren deshalb die BMW 501 und 502 Cabriolets im Angebot. Ab 1956 offerierte BMW mit dem Sportcabriolet vom Typ 503 ein noch ex- klusiveres und mit fast 30.000 D-Mark weit teureres Fahrzeug. Der unter dem Einfluss des BMW 507 Designers Albrecht Graf Goertz entstandene 503 wurde als Cabriolet mit Aluminiumkarosserie und auf Knopfdruck versenkbaren Scheiben und Verdeck in nur 139 Exemplaren gefertigt. BMW verdiente mit diesen Luxuscabriolets natürlich kein Geld, doch das Marken- prestige der Dreißigerjahre konnte weiter- geführt werden. Ganz anders ein Kuriosum der BMW Geschichte, das BMW Isetta Cabriolet. Ab 1955 nach italienischer Lizenz gebaut Isetta Cabriolet: Die offene Variante und von BMW weiterentwickelt, wurde die der „Knutschkugel“ wurde schnell „Knutschkugel“ schnell zum Verkaufs- zum Verkaufsschlager für die schlager für Umsteiger vom Motorrad zum Umsteiger vom Motorrad zum Auto. Auto. Neben einer Lieferwagen-Version

Die Rahmen-Bauweise der BMW Automobile der 30er- und 50er-Jahre schuf ideale Voraussetzungen für die verschiedensten Cabriolet-Aufbauten. einem massiven Chassis alter Auto- wurde das Fronttür mobilbau-Tradition, beste Voraussetzung Mobil ab 1957 auch für den Aufbau einer Cabriolet-Variante. Die mit Klappverdeck statt BMW Führung war in jener Zeit davon über- hinterer Panorama- zeugt, in bester Vorkriegstradition weiterhin scheibe als Cabrio Automobile der gehobenen Klasse zu angeboten. Von bei- bauen, und als die Firma Karl Baur in der den Varianten ent- Nähe von Stuttgart vorschlug, ein Luxusca- standen nur wenige briolet zu bauen, wurde man sich noch Exemplare, die heute 1954 einig, dieses Projekt zu realisieren. zu den besonderen Auf besonderen Wunsch konnte der Raritäten gehören. betuchte Kunde ab Anfang 1955 ein zwei- Größere Stück- oder viertüriges Cabriolet auf Basis des zahlen erreichte das BMW 501 oder dessen Achtzylinder- zwischen 1961 und variante 502 bestellen. 1964 wieder bei Baur Ein solches BMW 502 Cabriolet in Stuttgart gebaute kostete 1955 21.900 D-Mark, nur Daim- Cabrio der Baureihe ler-Benz baute damals mit den Modellen BMW 700. Die klei- Publikumsliebling: BMW 700 im Design von Michelotti (1961 bis 1964). der 300er-Serie in Deutschland noch nen Coupés und teurere Wagen. Limousinen im Design von Michelotti auch vom relativ hohen Preis von 6.950 Die Kundschaft für die exklusiven, und mit bewährtem Boxermotor trafen D-Mark nicht abschrecken, denn gleich- weit gehend in Handarbeit gebauten exakt in die Herzen der Kleinwagen- zeitig konnte man auch für weniger Geld BMW Cabriolets war freilich zu dieser Zeit fahrer und immerhin 2.592 Kunden stattliche Limousinen wie zum Beispiel sehr dünn gesät. ließen sich beim 2+2-sitzigen Cabrio den Opel Rekord bekommen. Mobile Tradition live / Ausgabe 01.2003 Seite 17 BMW „Open“ – Cabrios von BMW

Mit der Einführung der Modelle der neuen Erfolgsschlager: über Klasse 1961 und der zweitürigen BMW 140.000 verkaufte 02er Reihe 1966 begann für BMW eine Stück 3er Cabrios Zeit der Erfolge in bisher nicht gekanntem Die besonders gelungene Ausmaß; so erhöhte sich die Produktion Ästhetik des offenen Vier- von Automobilen zwischen 1962 und sitzers, gepaart mit der 1970 um mehr als das Dreifache. Dynamik der BMW Sechs- und später auch Vierzylin- Ab 1967: Topcabriolets dermotoren, war Garant und Vollcabriolets für einen überragenden 1968 gab es auch wieder ein Cabriolet in Erfolg: über 140.000 Ca- Gestalt des BMW 1600, für dessen brios auf Basis dieser Karosseriebau erneut Baur in Stuttgart zweiten BMW 3er Reihe verantwortlich war. Besonders selten wurden bis zum Produk- dann 1971 das BMW 2002 Vollcabriolet, tionsende 1993 verkauft. das als Zwischentyp in nur 200 Einen ganz beson- In guter Gesellschaft bei Sport und Freizeit: BMW 2002 Cabriolet. Exemplaren entstand, bevor im gleichen deren Leckerbissen bil- deten darunter die 786 BMW M3 Cabrios, entwickelt von der BMW Cabrios: die ganze Vielfalt BMW Motorsport GmbH für den beson- vom Klein- bis zum Luxuswagen ders leistungsbewussten Fahrer. Von den Anfängen der BMW Automo- Nach diesem Erfolg wurde die Tra- bilgeschichte bis heute reicht somit auch dition der BMW Cabrios selbstverständ- die Geschichte der Cabrios mit dem weiß- lich auch bei den nachfolgenden Gene- blauen Markenzeichen. Dabei erstaunt rationen der BMW 3er Reihe fortgesetzt. gerade die Vielfalt, die vom Kleinwagen Dabei entwickelte sich mittlerweile eine über alle Zwischenstationen bis zum erstaunliche Vielfalt in Bezug auf die Luxusautomobil führt. jeweilige Ausstattung und die Motorisie- Im September 2003 werden die rung, sodass der BMW Cabrio-Interes- Bayerischen Motoren Werke mit der sent heute die Qual der Wahl zwischen internationalen Präsentation des BMW BMW 1600 Cabrio aus dem Jahre 1968. fünf Grundmodellen hat, deren Aus- Cabrios der neuen 6er Reihe an diese fast stattungs- und Individualisierungspoten- 75-jährige Tradition auf besonders Jahr das 2002 Cabrio, nur noch mit fes- zial fast jeden Wunsch realisierbar macht. eindrucksvolle Weise anknüpfen. tem Dachrahmen und Überrollbügel, lie- ferbar war. Auch als 1975 die erste BMW 3er Reihe vorgestellt wurde, entwickelte die Firma Baur wenig später eine Cabriovari- ante, die in das offizielle BMW Verkaufs- programm übernommen wurde. Allerdings handelte es sich hierbei nicht um Cabrios im eigentlichen Sinn, sondern um Cabrio-Limousinen mit fes- ten Dachstreben und Überrollbügel, die als „Topcabriolets“ angeboten wurden. Ebenso entwickelte Baur auch für die Nachfolge-Modellreihe BMW E 30 ein Topcabriolet. BMW arbeitete inzwischen längst an einem vollständig im Werk produzierten Cabriolet auf der Basis der 3er Reihe. Für die höheren Fahrzeugklassen 5er und 7er wurde hingegen kein für eine wirtschaftli- che Produktion ausreichender Bedarf an einer offenen Variante ermittelt. Zur Automobilausstellung IAA in Frankfurt 1985 wurde das 3er Cabrio zunächst als Typ 325i der Öffentlichkeit Erfolgsfestival: Bis zum Produktionsende im Jahre 1993 wurden über 140.000 vorgestellt. Cabrios auf Basis der zweiten BMW 3er Reihe verkauft. Seite 18 BMW Group Mobile Tradition: Automobile

BMW 3200 CS Cabriolet – das Unikat

Der BMW 3200 CS ist eines der Schmuckstücke der BMW Group Mobile Tradition. Er wurde für Herbert Quandt gefertigt und konnte 2002 wieder in den Besitz von BMW gelan- gen. Seine Ausstattung und die Tatsache, dass er nur einmal auf der Welt existiert, machen ihn ebenso zu einer Rarität in der Fahrzeugsammlung wie die besondere Verbindung, die der ehemalige Besitzer und das Unternehmen BMW hatten. Das BMW 3200 CS Cabriolet: Die Einzelanfertigung für Herbert Quandt hat den Farbton „Polaris silber“. Auf Knopfdruck lassen sich die Scheiben versenken.

Der BMW vom Typ 3200 CS war das letzte der großen BMW senkt werden, während sich das gefütterte Stoffverdeck Modelle mit Leichtmetall-V8-Motor, die in der Nachkriegszeit hydraulisch öffnen ließ. das Erscheinungsbild der Marke zusammen mit den Kleinwagen Nach der Fertigstellung der Cabriolet-Karosserie bei prägten. Nach dem 1959 in letzter Minute durch das Bertone Anfang Dezember wurde das Einzelstück in München Engagement des Großaktionärs Herbert Quandt abgewendeten komplettiert und im Mai 1962 wurde der Wagen dem BMW Verkauf des Unternehmens hatten die Kleinwagen vom Typ Hauptaktionär Herbert Quandt übergeben. BMW 700 den Bayerischen Motoren Werken endlich wieder Bis 1968 blieb der Wagen im Besitz der Familie Quandt und steigende Umsätze gebracht. Neben der Entwicklung des völlig wurde in dieser Zeit rund 60.000 km weit bewegt, bevorzugt neuen Mittelklassemodells BMW 1500 leistete man sich so auch von Herbert Quandts Ehefrau Johanna. Nach vier gleichzeitig noch einmal den Luxus eines teuren Gran Turismo Besitzerwechseln konnte die BMW Group Mobile Tradition Ende Coupés als Nachfolge für den 1960 eingestellten BMW 503. 2002 dieses Fahrzeug, das den Reiz des Unikats mit der Um nicht hauseigene Kapazitäten für die Entwicklung einer Geschichte eines sehr prominenten Vorbesitzers auf seltene Art neuen Karosserie binden zu müssen, wurde dieser Auftrag nach verbindet, für die Historische Sammlung erwerben. außen, an die renommierte Firma von Nuccio Bertone in Turin Nach behutsamer Restaurierung, wobei der Schwerpunkt vergeben. Als Fahrgestell verwendete man eine modifizierte auf der Erhaltung der natürlichen Patina lag, wird das BMW 3200 Variante des Typs 503 mit dem auf 160 PS getunten Motor des CS Cabriolet anlässlich der Techno Classica Essen im April BMW 507 Roadsters. Besuchern und Fachpublikum präsentiert. Im September 1961 debütierte dieser BMW 3200 CS als Prototyp neben dem BMW 1500 und im Frühjahr 1962 wurden Herbert Quandt die ersten Kundenfahrzeuge in weit gehender Handarbeit fer- tig gestellt, wobei Bertone die Karosserien nach München lie- Herbert Quandt gehört zu den großen Industrieper- ferte. Einen der ersten Wagen wählte der BMW Vorstand aus, sönlichkeiten der Bundesrepublik in der Nachkriegs- um ihn ihrem Großaktionär, dem „Unternehmensretter“, zum zeit. Schon der Vater war Industrieller und hinterließ den Söhnen Herbert und Harald 1954 je 50 Prozent Geschenk zu machen, der für die positive Entwicklung der der Quandt-Firmengruppe. Der in Pritzwalk in Bayerischen Motoren Werke hauptverantwortlich war. Doch es Brandenburg geborene Herbert Quandt kümmerte sollte ein ganz besonderer BMW 3200 CS werden – ein ein- sich um Elektronik, Fahrzeuge, Düngemittel, Erdöl maliges Cabriolet. und Textilien und war somit in vielen Feldern enga- BMW Großaktionär Gebaut wurde dieses Einzelstück schließlich im Auftrag von giert. Im Laufe seines Lebens nahm er etliche Vor- Herbert Quandt BMW bei Carozzeria Bertone in Grugliasco bei Turin, wo auch die standsposten und Aufsichtsratsmandate wahr, etwa serienmäßigen Coupé-Karosserien entstanden. Die klassische bei Varta, Busch-Jaeger Dürener Metallwerke, Wintershall, im Gerling- Bauweise des BMW 3200 Coupés mit massivem Kastenrahmen Konzern und bei der Frankfurter Bank. Er war 20 Jahre lang Aufsichtsrat bei erleichterte dabei die Aufgabe, dieses Einzelstück auch im der Daimler-Benz AG, an der die Quandt-Gruppe 15 Prozent der Anteile hielt, bis Quandt sie 1974 für rund eine Milliarde Mark an die Regierung von Kuwait Hinblick auf seine Verwindungssteifigkeit perfekt zum Cabriolet verkaufte. Herbert Quandt war Ehrenbürger der Stadt Dingolfing, Ehrendoktor umzubauen. der Uni Mainz, Träger des Bayerischen Verdienstordens und stellte – obwohl Das Interieur des Wagens war in der ungewöhnlichen ihm ein angeborener Sehfehler das Lesen fast unmöglich machte – 1959 Farbe silbergrau gehalten, passend zum Außenlack in „Polaris einen Weltrekord in der 3-Liter-Motorbootklasse auf. silber“. Die Fenster konnten auf Knopfdruck elektrisch ver- Mobile Tradition live / Ausgabe 01.2003 Seite 19