Workshop Prof. Carin van Heerden:

„Diminution – Passaggio – Maniera“

Der Kursschwerpunkt beschäftigt sich mit dem Wandel des improvisatorischen Vokabulars um 1600. Was ist aus der hoch virtuosen Diminutionspraxis des 16. Jahrhunderts geworden? Den Einfluss der improvisatorischen Praxis und Colorierung auf Komponisten wie Fontana, Selma und Castello wollen wir uns unter die Lupe nehmen.

Literaturvorschläge:

Werke aus der Diminutionspraxis des 16. Jahrhunderts wie zum Beispiel G. Bassano, A. Virgiliano, G. dalla Casa Ausgaben: Zahlreiche Veröffentlichungen bei Edition London Pro Musica Richard Erig, Italienische Diminutionen, Amadeus Verlag

Frühbarocke Sonaten und Canzonen aus dem 17. Jahrhundert von B. Selma y Salaverde, G.B. Fontana, D. Castello, G.B. Riccio u.a.

Diminution (vom lat. diminuere – zerspalten, zerkleinern) ist eine Art der Verzierung, die mit Verkleinerung von Notenwerten arbeitet. Ein Ton wird in mehrere aufeinanderfolgende Töne, in eine Folge von kürzeren Tönen zerspalten. Die Auflösung eines Tones in eine Folge von Tönen durch Wiederholung desselben Tones, durch Umspielung eines Tones, durch Ausfüllung eines Zwischenraums von Tönen, ist eine seit den Anfängen aller Musik herrschende archaische Praxis gewesen. Die Diminutionspraxis in Italien Ende des 16. Jahrhunderts basierte auf reiner Improvisation. Es gab viele Virtuosen, die sowohl als Solisten als auch in Ensembles improvisierten. Nach der ersten Abhandlung von Sylvestro Ganassi aus dem Jahre 1535 („Il Fontegara“) gab es eine regelrechte Explosion von zahlreichen Lehrwerken, die anhand von ausführlichen Tabellen und Methoden konkrete Anleitungen zum Improvisieren gaben. Wegen der weit verbreiteten humanistischen Geisteshaltung versuchte man sein Wissen und die Kunst des Improvisierens weiterzugeben. Man ging von einer bisher unerreichten Virtuosität aus.

Im 17. Jahrhundert gibt es einen Stilwandel: der Affekt steht im Zentrum und damit ändert sich die Perspektive radikal. Die Instrumentalmusik entdeckt ihre Eigenständigkeit und Farbe. Durch eine „De-Colorierung“ der Sprache einer früh-barocken Sonate wird der Wandel des Ausdrucks deutlich.

Workshop Prof. Michael Posch:

„Zwischen und - D ie For me f ixé a ls Basis weltlicher Musik im 14. und 15. Jahrhundert“

Italienische Musik von den Codices Rossi, Panciatichi, Faenza bis zum Squarcialupi-Codex sowie französische Musik aus den Codices Chantilly, Torino (Zypern-Manuskript) und Reina; von Maestro Piero über zu und von bis Guillaume Dufay und Gilles Binchois.

Zum Kongress bringt Michael Posch Kopien von Faksimiles bzw. von Stücken aus den Gesamtausgaben von Corpus Mensurabilis Musicae und Polyphonic Music of the Fourteenth Century (L’ Oiseau-) mit. Die sind mehrheitlich aus dem Zypernmanuskript und seines Wissens nicht heraus gegeben. Moderne Ausgaben: nur von Landini Edition London Pro Musica / Reihe Library

Codex Faenza: J´ay grant espoir, Aquila altera, Hont Paur, Bel fiore dança, Nr. 42, Nr. 43 Codex Ivrea: Tres doux compain Guillaume de Machaut: Ma fin est me commencement, Honte Paour Doubtance Guillaume Dufay: Resvellies vous et faites chiere lye, Jay mis o cuer, Mon chier amy, Helas mon dueil, Ce jour de l´an, Par droit je puis bien, Puisque vous estez campieur Anthonello de Caserta: Dame d´onour en qui So lage: Fumeux fume Francesco Landini: Muort´oramai, Questa fanciull´Amor, Per allegreçça, Amor c´al tuo soggetto, Non avra ma pieta : Fugite Gianni Bacco Maestro Piero: Cavalcando un giovine accorto Jacobus de Bononia: Aquila altera Johannes Ciconia: Per quella strada lactea, Una panthera Codex Torino: Qui ses fais tres bien ne comprent, On ne doit pas tenir pour sage, Je la remire la belle, Sur toute flour, Pour haut et liement chanter, Vogent vis Si doulcement me fait amours doloir/Nulz vrais amans ne se doit repentir, Je prens d´amour