Ioanna Misheva Blasko Nomen est omen. Zum Gendern im Bereich des Sportes am Beispiel von Frauenfußball und Fußball in der Online-Zeitschrift Zeit Online

Institutionen för moderna språk / tyska

Examensarbete på masternivå (E) Handledare: Dessislava Stoeva-Holm Höstterminen 2018 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko

INHALTSVERZEICHNIS 1 Einleitung...... 3 1.1 Hintergrund...... 3 1.2 Ziel der Arbeit...... 4 1.3 Methode...... 7 1.4 Material...... 8 1.5 Gliederung der Arbeit...... 11 2 Theorie und Forschungsüberblick...... 12 2.1 Sport als Arena für Genderforschung und Diskursanalyse...... 12 2.2 Doing gender: Konstruktivismus, Performativität und Sprache...... 14 2.3 Gendern in Schlagzeilen...... 17 3 Die Schlagzeilen in Zeit Online...... 19 3.1 Benennung von Personen und Gruppen...... 20 3.1.1 Benennung von SpielerInnen in Schlagzeilen...... 22 3.1.2 Gendermarkierungen in Schlagzeilen...... 27 3.2 Gruppe und Individuum...... 28 3.2.1 Individuum: Eigennamen und Spitznamen...... 29 3.2.2 Gruppe: Mannschaften und Fußballclubs...... 32 3.2.3 Individuum gegen Gruppe...... 33 3.3 Themen, Stereotype und Indexe...... 37 4 Doing gender in Fließtexten in Zeit Online...... 45 4.1 Genderbenennungen...... 45 4.2 Genderkontraste und Gegenüberstellung...... 49 4.3 Stereotypie in Personenbeschreibungen...... 53 5 Zusammenfassung und Schlussfolgerung...... 60 QUELLENVERZEICHNIS...... 64 Pimärliteratur...... 64 Frauenfußballartikel...... 64 Fußballartikel...... 66 Sekundärliteratur...... 68 Onlinequellen...... 71 APPENDIX...... 72 Gelistetes Material...... 72 Berechnungen...... 74

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1 Einleitung

1.1 Hintergrund Fußball ist eine der beliebtesten Sportarten der Welt. Jedes Jahr werden viele internationale, regionale Fußballmeisterschaften und Cups gespielt, auf unterschiedlichen Niveaus und für unterschiedliche Altersgruppen. Auch in der Olympiade und den Paralympics ist Fußball eine olympische Disziplin. Deutsche Amateur – und Profimannschaften spielen unter anderem in Schulmeisterschaften, Jugendmeisterschaften, Europameisterschaften, FIFA-Meisterschaften, UEFA-Meisterschaften und Bundesligen. Obwohl sowohl Frauen als auch Männer an diesen Meisterschaften teilnehmen, spielen sie in der Regel nie mit einander und nie in den gleichen Meisterschaften. Das Spiel – obwohl es immer um zwei Mannschaften, zwei Tore und einen Ball geht – ist in der Welt der Meisterschaften und Berichterstattung in zwei unterschiedlichen Kategorien geteilt. Es gibt Fußballmeisterschaften und Frauenfußballmeisterschaften und die zwei Wörter „Fußball“ und „Frauenfußball“ werden benutzt, um von Männern bzw. Frauen gespielten Fußball zu bezeichnen. Der Sport an sich wird von Frauen und von Männern ausgeübt, aber Fußball von Frauen gespielt wird oftmals mit dem Wort „Frauenfußball“ als etwas Separates bezeichnet. So war es auch in den Anfängen der Geschichte des Frauenfußballs. Die ersten Frauenfußballklubs und Mannschaften wurden in England schon im 1894 gegründet. (Sülzle 2011:86) Danach folgte eine steigende Popularität bis zum Höhepunkt kurz nach dem ersten Weltkrieg, als die Stadien während der Frauenfußballspiele mit über 50.000 Zuschauern gefüllt werden konnten (Sülzle 2011: 87). Frauen spielten nicht um Geld zu verdienen, aber Mannschaften wie eine der populärsten englischen Mannschaften Dick, Kerr's Ladies tournierten oft und repräsentierten das Heimatland, ähnlich wie eine heutige Profimannschaft. (Dunn 2016:8) Nach diesem Höhepunkt wurde Frauenfußball in England 1921 von der FA (Football Association) verboten, was die Entwicklung des Sportes veränderte. Es war Frauen nicht erlaubt, die FA Spielfelder zu benutzen und Männern war es verboten sich am Frauenfußball überhaupt zu beteiligen. (Dunn 2016: 8) In Deutschland und Österreich wurde Frauenfußball während des Nationalsozialismus nicht offiziell gespielt und 1955 „verbot der DFB seinen

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Mitgliedsvereinen explizit, Frauenfußball anzubieten oder auch nur auf ihren Plätzen zuzulassen.“ (Sülzle 2011: 87) In dieser Periode des Verbots wurde Frauenfußball in England selbständig gespielt mit eigenen, selbständigen, Frauenfußballvereinen (Dunn 2016: 8f), aber ohne finanzielle Unterstützung von der (männlichen) FA war es für viele Mannschaften zu schwierig fortzusetzen. (Duke & Crolley 2014: 134) Erst in den 1970er Jahren wurden die Verbote aufgehoben und Frauenfußball bei UEFA im Jahre 1971 aufgenommen. In dieser Zeit hatte Fußball von Männern gespielt Zeit zu prosperieren, sich großer medialer Aufmerksamkeit zu erfreuen und Zeit ohne Verbote, sodass er die riesengroße Beliebtheit, die er heutzutage aufweist, erreicht. Erst in den letzten 20 Jahren hat Frauenfußball in Deutschland einen großen Aufschwung erlebt und größeres mediales Interesse erweckt – teilweise wegen der deutschen Frauenfußballnationalmannschaft, die 8 Mal Europameister, 2 Mal Weltmeister (seit 1989) (Schlonsok 2010) und Meister in der Olympischen Spiele 2016 gewesen ist. Frauenfußballspiele in der Medienberichterstattung, besonders in den Fernsehsendungen, haben auch in den letzten Jahren große Zuschauerzahlen erreicht. FIFA berichtet, dass die durchschnittlichen Zuschauerzahlen bei den Fußballmeisterschaften der Frauen 2011 über 14, 16 und 17 Millionen erreicht haben (im Vergleich zu ca. 14,8 Millionen Zuschauer bei den Fußball-Weltmeisterschaftsspielen von Männern gespielt bei Deutschland gegen Serbien im Jahre 2010). (Dunn 2016: 58, FIFA.com) Die Mitgliederstatistik des Frauenfußballs ist in Deutschland aber niedriger als für Fußball: „Während dieser [Fußball] Laut dem DFB mit rund 5,5 Millionen Mitgliedern in Deutschland eine der beliebtesten Sportarten überhaupt ist, scheint der Frauenfußball als Randsportart unterzugehen.“ (Freier Autor 2014) Die Geschichte des Frauenfußballs, besonders in der Periode des Verbots bleibt häufig in Medien und Forschung über die Geschichte des Sportes unsichtbar. Stattdessen werde nur eine Geschichte des Fußballs von Männern gespielt präsentiert, weil dies als den Standard und das Originalspiel gesehen wird. Frauenfußball wird beiseitegelassen und als „unbedeutend, abnormal und der Aufmerksamkeit unwürdig“ betrachtet. (Dunn 2016: 7f, Übersetzung I.M.B.)

1.2 Ziel der Arbeit Gleichstellung der Geschlechter und Gender wird in dem 21. Jahrhundert in Europa und in der Europäischen Union gefördert und ist als Grundwert der EU genannt. Die EU konzentriert

4 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko sich auf sechs Bereiche. Diese sind „gleiche wirtschaftliche Unabhängigkeit“, „gleicher Lohn“, „Repräsentanz in Entscheidungsprozessen“, „Würde, Integrität, Bekämpfung geschlechtsbezogener Gewalt“, „Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern außerhalb der EU“ und „horizontale Themen (Geschlechterrollen, Gesetzgebung and [sic!] Governance-Instrumente)“. (Europäische Kommission 2016) Die Jahresberichte zeigen Entwicklungen und deutliche Verbesserungen der Gleichstellung, aber berichten auch, dass sie noch nicht vollkommen erreicht ist. In dem 2014 Jahresbericht zur Gleichstellung von Frauen und Männern wird Sport kurz erwähnt (Europäische Kommission 2014) und zwar die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter im Sport, „die Gleichstellung von Profisportlern“ und „die Förderung der sportlichen Betätigung von Frauen“, „insbesondere durch die Festlegung von konkreten Aktionsplänen zur Bekämpfung von Stereotypen und Gewalt“. (Europäisches Parlament 2014) Das Europäische Institut für Gleichstellungsfragen (EIGE), das zusammen mit der EU arbeitet, hat Gleichstellung im Sport viel mehr hervorgehoben. Sport, trotz Geschlechterquoten, die u.a. in Deutschland existieren, braucht bessere geschlechtliche Datensammlung und ist noch eine „Männerdomäne“ (Europäisches Institut für Gleichstellungsfragen 2015). Als bedeutender Faktor wird auch „Stereotype in den Medien“ benannt, in den Frauen häufig sexualisiert werden:

Sie werden oft so dargestellt, dass ihre Erfolge im Sport marginalisiert werden, da anstelle ihrer Stärke und ihrer Fähigkeiten ihre Weiblichkeit und sexuelle Anziehungskraft in den Vordergrund gerückt werden. (ibid.)

Im Hinblick auf diese Berichte könnte eine Analyse zu Fußballartikeln in einer Zeitschrift und eine Untersuchung der Behandlung des „Frauenfußballs“ bzw. „Fußballs“, den SportlerInnen, Trainern und Mannschaften in den Schlagzeilen und den Inhalt uns mehr über die Lage der Gleichstellung im Sport und potentielle Genderrollen sagen. Inwieweit Gender und Geschlecht eine Rolle in Artikeln über Frauenfußball und Fußball, dem populärsten Sport in Europa, spielt und wie diese zwei Kategorien des Fußballs behandelt werden ist relevant, weil es einen weiteren Schritt zu der Beleuchtung des Genderthemas auch in heutigen, alltäglichen Sphären wie Sportberichterstattung bietet. Hierbei ist die Rolle der Massenmedien und des Internets nicht zu unterschätzen. Onlinezeitschriften sind ein passender erster Ausgangspunkt, um davon ein Bild zu bekommen, wie in der heutigen Zeit von Fußball und Frauenfußball in unserer Gesellschaft gesprochen wird. 5 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko

Es gibt zahlreiche Arbeiten über Medieneinflüsse und die öffentliche Meinung (einen guten Überblick ist in Potthoff [2015] zu finden). Wie groß die Wirkung der Medien eigentlich ist, ist in der Forschung etwas unklar und umstritten und mehrere Theorien über Massenkommunikationswirkung existieren (siehe z.B. Creedon 1994b: 9-12) – obwohl Propaganda in der Vergangenheit nicht Meinungen der Bevölkerung absolut verändert haben, gebe es „sicherlich einen Einfluß der Medien auf unsere Meinungen, auch wenn die wissenschaftliche Beweisführung unter gegebenen Bedingungen einer demokratischen Gesellschaft nicht möglich ist.“ (Neuber 1993: 10) Die Massenmedien sind „in der Lage, die gemeinsamen sozialen Erfahrungen und Erlebnisse […], als Geschichten zu verpaken [sic!] und jeweils einer sehr großen Zahl von Menschen nahezubringen.“ Sie könnten deswegen „zumal als Monopolisten, eine integrative Funktion ausüben und zur ‚Corporate Identity‘ einer Gruppe, auch einer Nation, beitragen.“ (Neuber 1993: 11) Massenmedien können auch ein Thema sichtbar oder unsichtbar machen – was veröffentlicht und nicht veröffentlicht wird, schafft ein besonderes, spezifisches Bild der Wirklichkeit. Wenn ein Thema schwer zu finden ist, beeinflusst dies ohne Zweifel die Informationsaufnahme der Menschen zu diesem Thema. Es ist viel schwieriger Meinungen über ein unsichtbares Thema zu haben. In dem Fall von Frauenfußball und Fußball könnten die Medien deswegen einen Ausgangspunkt der Analyse dieser zwei erlauben. Die Sprache in den Medien ist auch nicht von der Umwelt unabhängig – „Sprache existiert nicht in einem Vakuum“ (Beard 1998: 2, Übersetzung I.M.B.). Wie in der Sportberichterstattung über Frauenfußball bzw. Fußball gesprochen wird, kann auch die umgebende Gesellschaft spiegeln (Beard 1998:2), was viel über Genderrollen, wie Gender zum Ausdruck kommt und wie sie in der Sportsprache in dem 21. Jahrhundert konstruiert werden sagen könnte, ebenso ob es noch Unterschiede zwischen Frauenfußball und Fußball gibt. Eine Analyse eines Massenmediums könnte zeigen, ob es eine differenzierte Repräsentation und Besprechung von Frauenfußball, Fußball und Personen damit verbunden gibt, ob die Besprechung gegendert ist und ob Genderdichotomien, Genderrollen und Gendernormen noch präsent sind. Schon die zwei unterschiedlichen Benennungen „Frauenfußball“ und „Fußball“ lassen die Frage aufkommen, inwieweit die zwei Lexeme nur eine geschlechtsstereotype Aufteilung der Sportart spiegeln. Deshalb sollen aus einer sozialkonstruktivistischen Perspektive Artikel mit diesen zwei Thematisierungen als Ausgangspunkt in einem elektronischen Medium – der Online-Zeitschrift Zeit Online in der Arbeit analysiert werden, mit der folgenden Frage als

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Zielstellung:

Wie werden „Frauenfußball“ und „Fußball“ sozial und diskursiv im elektronischen Medium konstruiert?

Im Fokus stehen die Sportthemen „Fußball“ und „Frauenfußball“ in der Online-Zeitschrift Zeit Online und wie sie in der Zeitschrift und deren Schlagzeilen und Fließtexte dargestellt sind, was uns mehr über Gleichstellung im Sport sagen könnte.

1.3 Methode In dieser Arbeit wird die kritische Diskursanalyse, Critical Discourse Analysis (CDA), als methodologische Herangehensweise benutzt, wobei davon ausgegangen wird, dass sich der Diskurs im Sprachgebrauch nachvollziehen lässt und auch diesen prägt. Die Definition eines Diskurses ist nicht immer einheitlich vorgenommen worden. Nach Focault sind Diskurse „Ketten von Aussagen“ (Jäger & Jäger 2007: 7), aber sie sind auch beispielsweise als verbale oder nichtverbale Aktivitäten, „in der Ideen im Laufe der Zeit konstruiert werden“ (Eckert & McConnell-Ginet 2013: 28, Übersetzung I.M.B.) und als „Wege, in der Welt zu sein“, die „Wörter, Handlungen, Werte, Überzeugungen, Attitüde und soziale Identitäten sowie Gesten, Blicke, Körperpositionen und Kleider“ (Gee 1989: 6f, Übersetzung I.M.B) beschreiben. Wodak (2014) bezeichnet Diskurse als geschriebene oder gesprochene Sprache und „soziale[r] Praxis“ (auch Dremel & Matić 2014), die sowohl „sozial konstituiert als auch sozial bedingt“ (Übersetzung I.M.B) sind und die soziale Normen reproduzieren aber auch diese Normen verändern und umwandeln. (Wodak 2014:173) Weil Diskurse eine solche Wirkung ausüben, stehen sie in engem Bezug zu Fragen der Macht. CDA, im Gegensatz zu Diskurslinguistik, ist eine „machtbezogene Diskurslinguistik“ (Warnke 2008: 41). Gemeinsam für die unterschiedlichen Bezeichnungen für Diskurs ist jedoch, dass Diskurse Sprache sowie nichtverbale Ausdrucksweisen sind, die Ideen oder Identitäten schaffen. Diskurse sind also eng mit gesellschaftlichen Ideen und Darstellungen von Personen oder Gruppen verbunden und damit haben sie eine Wirkung nicht nur „im Hinblick auf Macht“ sondern auch „auf individuelles und kollektives Bewusstsein“ (Jäger & Jäger 2007: 32):

Es geht also nicht allein um die Wirkung auf das Bewusstsein bzw. auf die individuelle und kollektive Subjektbildung, sondern zugleich um die Folgen 7 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko

dieser Wirkung: das subjektive Handeln in und die kollektive Gestaltung von gesellschaftlicher Wirklichkeit, die ja beide Bewusstsein bzw. Wissen zur Voraussetzung haben. (Jäger & Jäger 2007: 32)

Auch nach Fairclough und Wodak ist ein Punkt der CDA, dass Machtverhältnisse diskursiv sind (Fairclough & Wodak 1997: 272f). In Bezug auf Medien, werden z.B. unterschiedliche Ideen, Themen oder Gruppen unterschiedlich dargestellt und Interviewer z.B. haben eine besondere Macht, wenn sie Politiker interviewen, weil sie kontrollieren, welche Fragen gestellt werden und wann das Interview beendet wird. (Fairclough & Wodak 1997: 272) Eine CDA stellt oft Fragen darüber, „wie spezifische diskursive Strukturen in der Reproduktion sozialer Dominanz eingesetzt sind“ (Teun A. Van Dijk 2015: 468). Fragen über politische Diskurse, Ideologien, Rassismus, Mediensprache und Geschlecht, unter anderem (Vgl. Blommaert & Bulcaen 2000: 450f) werden oft beforscht mit „Machtasymmetrien, Ausbeutung, Manipulation und strukturellen Ungleichheiten“ als bevorzugte Themen. (Blommaert & Bulcaen 2000: 451, Übersetzung I.M.B). Kritische Diskursanalyse ist ein geeignetes Werkzeug für die Analyse, weil die vorliegende Arbeit die Diskurse Frauenfußball bzw. Fußball betrifft und aufzudecken versucht, mit welchen sprachlichen Mittel diese zwei Diskurse in Zeit Online konstruiert werden. Potentielle strukturelle Ungleichheiten, Machtstrukturen, konventionelle Genderrollen und geschlechtliche Elemente können somit identifiziert werden.

1.4 Material Das Material der Analyse zu Frauenfußball und Fußball ist von dem elektronischen Medium und der Webseite Zeit Online exzerpiert worden, die leicht zugänglich ist und deutlich getrennte Sportkategorien enthält. Zeit Online ist das elektronische Äquivalent der gedruckten, liberalen (Kohler 2012) Wochenzeitung die Zeit und unterscheidet sich von dem Printmedium in vielerlei Hinsicht. Als Internet-Ressource ist Zeit Online eine Marke der ZEIT Verlagsgruppe aber ist selbständig von der Zeit, mit unterschiedlichen Redakteuren und Verantwortlichen für die etwas anderen Zeitungsthemen. (Zeit Verlagsgruppe) In dem Impressum der Zeit Online sieht man Verantwortliche für die in der Onlinezeitschrift behandelten Sektionen „Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“, „Kultur & Entdecken“ und die von drei Personen bestehenden Redaktion für „Sport“. In diesen Sektionen sieht man 8 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko

Abteilungen, die sehr spezifisch für das elektronische Medium sind – wie „Technik“, „Video“, „Team Interaktiv“ und „Data Scientist“. Spezifische Elemente für Onlinezeitungen wie Zeit Online als Onlinemedium sind u.a. die Breite der Themen. Das Layout mit Menüleiste und Aufklappmenüs oben an der Webseite geben immer aktuelle Überblicke und ermöglichen eine einfache und schnelle Themenwahl. Die Wahlmöglichkeiten sind Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur (Literatur, Film & TV, Musik, Kunst), Wissen, Digital, Campus (Studium-Interessentest, Studiengänge, Uni- Rankings), Karriere, Entdecken, Sport, Spiele, Mobilität und Hamburg. Außerdem kann man Suchanfragen für Jobs machen, Seminare unter ZEITAkademie (Zeit Akademie) ansehen und Waren direkt auf der Webseite in dem ZEITshop (Zeit Shop) bestellen. Es gibt auch Menüs für Angebote, Urlaubsziele, Kulturveranstaltungen, Partnersuche, Immobilien, Automarkt und Reisen. Schon in diesem Themenüberblick sieht man, dass das Onlinemedium vielfältig ist und ein breites Spektrum an Information und Zugriffsmöglichkeiten erlaubt, die auf unterschiedliche Altersgruppen und soziale Schichten zugeschnitten sind, z.B. für Studierende, Jobsucher oder Rentner. Die Kommentarfelder, Menüs mit meistgelesene Artikel nach Treffer, Videos, Onlinespiele und Links sind andere Elemente, Features und Werkzeuge, die spezifisch für das Onlinemedium sind. Außerdem können die Artikel ohne Begrenzungen des Printmedium- Formats länger sein, mehrere Internetseiten umfassen und Links und Videos beinhalten. Diese verbindet die Webseite mit anderen sozialen Medien und Teilen des Internets. Als Onlinezeitschrift ist Zeit Online auch kontinuierlich verfügbar und häufig mit neupublizierten Artikeln jeden Tag aktualisiert – die Informationen und Features sind augenblicklich verfügbar. Die Textsorten in Zeit Online sind auch mehr gemischt und unterscheiden sich etwas von den traditionellen Textsorten, die oft mit den Printmedien verbunden sind. Die typische und häufig vorkommende Textsorten in der Presse, – Meldung, Bericht, Reportage und Interview – die informationsbetont und meinungsbetont, monologisch oder dialogisch sein können (Burger & Luginbühl 2014: 217-253) kommen, außer Meldung, auch in gewissem Sinne in Zeit Online vor. Außer den deutlichen Textsorten gibt es aber auch „sporthistorische Essays“

(„Die Zuhandenheit im Sport“, 21.3.2016) und regelmäßig erschienenen Textsorten (wie die mit Index „Bundesliga-Rückschau“ oder „Bundesliga-Vorschau“ [„Uns bleibt immer Wembley“. 3.4.2015, „Die Champions League führt die Dreiprozenthürde ein“, 28.2.2014,

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„Dummes Zeug aus Bayern“, 18.3.2016, „Wetten, dass... Sie hier klicken?!“, 7.4.2014, „Wer tröstet Mario Götze?“, 21.3.2016]) die berichten, aber äußerst umgangssprachlich sind und zu Twitter und kurze Videos mit Links hinweisen. Eine andere Dimension wird in einem elektronischen Medium hinzugefügt in Bezug auf die Monologizität und Dialogizität dieser Texte. Die Texte selbst sind noch immer dialogisch oder monologisch, aber das Kommentarfeld erlaubt eine zusätzliche Dialogizität, die eine weitere Ebene zu den traditionellen Textsorten eröffnet. Die Texte auf den Internetseiten sind interaktiver – die LeserInnen können kommentieren, diskutieren und auf Links klicken. Die Sportberichterstattung kann sich in Onlinemedien verändern, weil es neue Möglichkeiten gibt – in Bezug auf Dialog, Länge und Links. In den analysierten Sportartikeln findet man gleichfalls, wie unter anderen Zeitungsthemen, außer dem Text selbst, Videolinks, Twitterlinks und Inhaltsdiskussionen in dem Kommentarfeld. Das heutige Onlinemedium verändert also die Möglichkeiten des Diskurses über Fußball von Frauen bzw. Männern gespielt und beeinflusst, wie über den Sport gesprochen und auch gedacht werden kann und wer Zugang zu dem Material hat. Auf graphischer Ebene ist der Fließtext in unterschiedlichen Kolumnen organisiert. Andere typische Elemente für das Layout sind der Index, was einen kurzen Überblick zum Thema gibt, die Schlagzeile, der Vorspann oder Lead, der die wichtigsten Informationen zusammenfasst und anschließend der Fließtext. Wenn es ein Foto gibt, was häufig vorkommt, liegt das erste Foto nach dem Vorspann und die Bilder werden von einer Bildunterschrift oder einem Bildtext begleitet. Mit Möglichkeit für mehrere Internetseiten für jeden Artikel können die Artikel problemfrei Fotos und Bilder enthalten ohne den Platz zu begrenzen; Die Mehrheit dieser Artikel ist von einem oder mehreren Fotos oder Bilder begleitet . Das typische Layout der Texte und deren Struktur sind in der Abbildung unten zu sehen.

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Abbildung 1: Typisches Layout in Zeit Online

Index: Schlagzeile Vorspann (Lead)

Bild

Bildunterschrift/Bildtext

Fließtext

1.5 Gliederung der Arbeit In Kapitel 2 dieser Arbeit wird einen Forschungsüberblick präsentiert mit bisheriger Forschung zum Thema Fußball und Frauenfußball. Außerdem werden theoretische Ansätze präsentiert, an denen die Analyse des Materials anknüpft und die die Betrachtungsperspektive steuern. In Kapitel 3 werden die Artikel aus der Zeit Online in zwei Teilkorpora unter dem Thema „Fußball“ bzw. „Frauenfußball“ aufgegliedert – mit Bezug auf Benennungen und Verfahren des Genderns in Schlagzeilen. Es wird zuerst untersucht, wie Personen und Gruppen benannt wurden, wie Gender markiert wird, wie Gruppe und Individuum bezeichnet werden, als auch welche Themen und Stereotypen aus Personenbeschreibungen in den Schlagzeilen und bei den Indexen erschließbar sind. Kapitel 4 enthält eine Analyse des Inhalts und der Fließtexte im Hinblick auf dem Begriff doing gender, den Genderbenennungen, Genderkontraste und Gegenüberstellung, sowie der Stereotypie in den Personenbeschreibungen. Kapitel 5 enthält eine Zusammenfassung der Resultate gefolgt von Schlussfolgerung.

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2 Theorie und Forschungsüberblick

2.1 Sport als Arena für Genderforschung und Diskursanalyse Forschung über Fußball und Frauenfußball hängt oft eng mit Genderforschung und Gleichstellungsfragen zusammen. Der Sport wird oft als männliche Domäne bezeichnet (Siehe z.B. Heissenberger 2012; Marschik 2003 oder Sülzle 2011) und die fehlende Frauenfußballgeschichte oder Frauenfußball als benachteiligter Sport ist oft betont (z.B. in Williams 2007 und Dunn 2016). Andere untersuchten Sphären des Sportes und Themen, die Ungleichheiten hervorheben sind die große Fankultur (z.B. Burkhardt 2009), Männlichkeiten in dem Fanblock (z.B. Sülzle 2011) sowie geringere Repräsentation von Frauen in dem Trainerberuf. (z.B. Pfister 2013) In der Forschung wird das Thema Sport oft herangezogen, um Gleichstellungsfragen zu untersuchen. Repräsentation und Darstellung von Frauen in dem Sport und genderspezifische Darstellungen in Medien sind hier oft ein Schwerpunkt (z.B. Creedon 1994a; Messner 2010; Teil IV, Krijnen & Van Bauwel 2015). Nach Creedon (1994b) ist Sport mit dem soziokulturellen System in dem der Sport existiert verbunden. Dadurch könnte Sport uns die Werte in der Gesellschaft in der sie erstellt wird zeigen – „Sport beeinflusst unsere Sprache, Kleidungsstile und Konzeptionen von Helden und Heldinnen. Die Athleten und Mannschaften werden symbolische Krieger, die die ehre unserer Schulen, Städte oder Nationen verteidigen.“ (Creedon 1994b: 3f, Übersetzung I.M.B.) Sport ist in solchen Studien als eine Metapher für Genderwerte in der Gesellschaft gesehen. (Creedon 1994b: 5) Studien haben auch theoretisiert, dass Kontext wichtig für Medieneinfluss (Creedon 1994b: 12f) und dadurch auch dafür, wie der Sport wahrgenommen wird, ist. Abhängig davon, ob man Sportsendungen in einer Bar, allein oder mit Freunden ansehen kann, wird die Wahrnehmung des Sportes verändert. (Siehe Creedon 1994b:13, Gantz 1981, Wenner 1989) Die Medien spielen auch eine Rolle in dem Widerstehen und Aufnehmen der stereotypischen Darstellungen von Frauen im Sport. (Kane & Greendorfer 1994) Diese Darstellungen können stereotype Ideen über Gender, Hierarchien und Unterschiede zwischen Geschlechter und Gender reproduzieren und verstärken. (Kane & Greendorfer 1994: 29f) Weiblichkeit, oft die Antithese dazu, was mit Sportlichkeit traditionell verbunden gewesen ist (Kane & Greendorfer 1994: 32), werde in den Medien karikiert, obwohl Frauen und weibliche Athletinnen mehr und mehr Platz in der Medienberichterstattung bekommen. (Kane &

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Greendorfer 1994: 36ff) Auf diese Weise werden männlichen Athleten separat von Frauen und besser als diese dargestellt (Kane & Greendorfer 1994:30f). Außerdem fanden Kane & Greendorfer (1994), dass es einen Mangel an Medienberichterstattung über weibliche Athletinnen im Vergleich zu männliche Athleten gab und, dass sie noch unterrepräsentiert sind, was den Einsatz dieser Athletinnen abwertet und Frauen in der Sportwelt unsichtbar macht. (Kane & Greendorfer 1994: 34-36) Soziologische Forschung zu spezifischen Sportarten, wie Baseball, der traditionell nur Männern vorbehalten war, hat auch Genderunterschiede identifiziert. Baseball ist nur ein Beispiel für ein kulturelles Symbol, das für eine anscheinend natürliche Aufteilung nach Geschlecht verantwortlich ist. (Ferrante 1994: 254) Im Baseball werden Frauen, nach Ferrante (1994) als, „das Andere“, also als ein Objekt anstatt ein Subjekt nach Simone de Beauvoirs Das andere Geschlecht (de Beauvoir 2000) konstruiert. Nach de Beauvoir sind Frauen, grundsätzlich, als „das Andere“ gesehen in einer asymmetrischen Gesellschaft, in der Männer das Subjekt sind. Allerdings können sie sich nie von den Männern trennen, weil sie einender brauchen: „Das ist das wesentliche Charakteristikum der Frau: sie ist das Andere in einem Ganzen, dessen Elemente einander brauchen.“ (de Beauvoir 2000: 16) Während die Frau „mit Bezug auf den Mann determiniert und differenziert“ wird, wird der Mann, nach de Beauvoir, „nicht mit Bezug auf sie. Sie ist das Unwesentliche gegenüber dem Wesentlichen. Er ist das Objekt, er ist das Absolute: sie ist das Andere.“ (de Beauvoir 2000: 12) Diese Ideen sind noch wichtig in der Genderforschung und in Forschung über Gender und Sport. Betrachtet man linguistische Forschung zum Zusammenhang von Sport und Sprache, treten Arbeiten in den Vordergrund, die auf Darstellungsmustern von Frauen und Männern, als auch auf Machtverhältnisse verweisen. Siehe z.B. Beards Textbuch The Language of Sport (1998), in dem unter anderem Bildsprache und Anwendung von Titeln und Namen als Indikatoren für Machtverhältnisse erwähnt werden. Mit Wimbledon als Beispiel zeigt er auf, dass der Schiedsrichter nur den Familienstand der Frauen und nicht der Männer benutzt. Auch Spitznamen und Gleichnisse für Frauen bzw. Männer sind mit unterschiedlichen Aspekten verbunden – „Pistol Pete“ und „White Knight“ für männliche Spieler sind mit Volksmythologien verbunden und „La Belle“ und „The Body“ für weibliche Spieler sind enger mit Aussehen und Attraktivität verbunden. (Beard 1998: 20-23) Andere nah angrenzende Bereiche sind die Forschung über die Beziehung zwischen Gender und Sprache (Z.B. in Eckert & McConnell-Ginet 2013 deutlich herausgearbeitet) und

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Gender und Diskursen, was ein relativ neues Feld ist und sich erst in den 1970er Jahren als Forschungsfeld etablierte, als Genderfragen einen Aufschwung erlebten. (West, Lazar & Kramarae 1997:119) Studien wie die von Caldas-Coulthard 1993 und Caldas-Coulthard 1996, Clark 1998, Thornborrow 1998 und Walsh 1998, analysieren Diskurse in Verbindung mit Gender und wie Frauen oder Frauen und Männer in Printmedien wie in Literatur, Magazinen, Autowerbung und in der Presse dargestellt werden. In Caldas-Coulthards Untersuchung von 1996 werden Frauenmagazine und Artikel mit Ich-Erzähler, die über Sex handeln, analysiert. Sie argumentiert, dass diese, obwohl sie transgressiv scheinen, erneut traditionelle moralische Werte bestätigen. Auch nach Caldas-Coulthard (1993) benutzen Zeitungen unterschiedliche Kategorien oder Stereotype um Frauen und Männer zu beschreiben – wenn sie Frauen viel weniger Platz in Zeitungen für Sprechen geben, behandeln sie Frauen und Männer als zwei unterschiedliche Gruppen. Gemeinsam für die Resultate dieser Forschung über Frauenfußball und Fußball, Sport und Sprache, Diskursen und Gender ist, dass eine differenzierte Repräsentation und Besprechung von Frauen und Männern existiert. Diese Arbeit wird versuchen diese Forschung als Sprungbrett für das Forschungsprojekt dieser Arbeit, die spezifisch mit den Kategorien Frauenfußball und Fußball in einer Online-Zeitschrift als Medium arbeitet, zu benutzen. Statt Printmedien stehen hier das mehr moderne Onlinemedium und wie „Frauenfußball“ und „Fußball“ in diesem Medium konstruiert werden im Fokus.

2.2 Doing gender: Konstruktivismus, Performativität und Sprache In dieser Arbeit wird ein konstruktivistischer Ansatz benutzt, um die Analyse durchzuführen. Konstruktivismus als Begriff in Zusammenhang mit Geschlecht weist darauf hin, dass Geschlecht – oder Gender – eine im Alltag geformte gesellschaftliche Konstruktion ist. (Siehe z.B. Connell 1987, Lorber 1994, West, Candace & Zimmerman 1987) Dementsprechend werden weder ein Mädchen mit dem Wunsch rosa Kleidungen zu tragen, Puppen zu lieben und sanfter als Jungen zu sein geboren, noch ist ein Junge prädestiniert Blau zu tragen, Autos zu lieben und tapferer als ein Mädchen zu sein. (Eckert & McConnell-Ginet 2013) Auch Genderdichotomien werden konstruiert – Männer und Frauen werden durch Gegensatzpaare wie stark – schwach, tapfer – schüchtern, aggressiv – passiv, direkt – indirekt, rational – irrational, gleichmütig – emotional, wettbewerbsfähig – kooperativ sprachlich

14 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko präsentiert, kontrastiert und verglichen. (Eckert & McConnell-Ginet 2013: 23f) Außer biologischen Unterschieden, die nicht konstruiert sind, ist Gender von der Umwelt, in der man lebt, abhängig – weil Gender nicht angeboren ist, muss es von anderen, nichtgenetischen, Faktoren abhängen.

Judith Butlers (Butler 2011) und Erving Goffmans (Goffman 1977: 301-331) Argumente der s.g. Genderperformativität sind damit zu verbinden. Performativität geht davon aus, dass Gender im Alltag durch Performanz zum Ausdruck kommt. Wenn man, laut Goffman, in einer öffentlichen Toilette eine Auswahl zwischen Frauentoilette und Männertoilette anbietet, erzeugt man Gender – denn zwei unterschiedliche Toiletten sind keine natürliche Folge von den biologischen Unterschieden zwischen Frauen und Männern, sondern ein wahrgenommener Unterschied wird durch diese Handlung materialisiert und gefestigt. (Goffman 1977: 316) Diese Handlung, die man ausführt, erzeugt das Gender und wie man wahrgenommen wird. Für Butler ist Gender auch eine 'Handlung' und etwas was hyperbolisch als etwas Natürliches präsentiert wird – in Wirklichkeit sei es etwas Trügerisches. (Butler 2011: 146f) Gender ist deswegen keine „stabile Identität“ und wird wiederhergestellt (Butler 2011: 140) wenn Menschen diese Handlungen ausführen. Der Begriff doing gender wird oft deswegen benutzt. Doing gender „steht für die theoretische Einsicht, dass Gender weder angeboren noch >nur< anerzogen ist, sondern in alltäglichen Interaktionen hergestellt wird.“ (Sülzle 2011: 39) Im Zusammenhang mit den Fußballartikeln wird Gender dann durch die Sprache in den Artikeln produziert und reproduziert. Sprache kann Gender und Genderrollen auf verschiedene Weise erstellen und reproduzieren. So sind z.B. Personalpronomen (er, sie 3.Pers.Sg.) und die Anredeformen (Herr, Frau, Fräulein) gendergebunden. Mit der Benutzung dieser Pronomen stellt man Gender her und je nach Benutzung der unterschiedlichen Anredeformen werden unterschiedliche Genderrollen ausgedrückt. Wenn man einen „Mann“ mit einer „Frau“ vergleicht, wird diese Genderdichotomie zusätzlich verstärkt; Wenn man fragt „Wie alt ist er?“ in Zusammenhang mit einem Kind, das mit einem Spielzeugauto spielt, drückt man Erwartungen darüber aus, was ein „er“ ausmacht. Sprache wird benutzt, um Gendernormen und Genderidentitäten zu schaffen, zu produzieren, zu reproduzieren und zu erhalten (wie in

Eckert & McConell-Ginet 2013 und Daniel Wojahn 2015 diskutiert). Sprache hat auch die Möglichkeit, etwas sichtbar oder unsichtbar zu machen, zu privilegieren oder zu diskriminieren. Wenn es nur zwei Genderkategorien in der Sprache gibt, werden andere

15 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko potentielle Sprachkategorien unsichtbar. Bevor es z.B. ein Wort für Transgender gab, war es schwierig dies überhaupt zu thematisieren. Manchmal sind auch historische Machtstrukturen in der Zusammensetzung eines Wortes zu sehen. „Fußball“ und „Frauenfußball“ scheinen so konzipiert zu sein, dass das Wort „Fußball“ die Norm und das „normale“ Spiel bezeichnet, und die hinzugefügte Determinante „Frauen“ in „Frauenfußball“ eine spezifische Ausnahme oder etwas generell anders Konzipiertes signalisiert. Obwohl Fußball, von Frauen gespielt, nicht länger verboten und unsichtbar ist, bleibt man durch die Teilung des Sportes mit den Wörtern „Frauen“ und „Männer“ in alten Denkmustern. Wenn man das Wort „Mannschaft“ betrachtet, sieht man auch ein solches Überbleibsel, das uns jetzt oft nicht so auffällig erscheint. Was und wie etwas in der Sprache vorkommt, ist also von Bedeutung in der Gesellschaft und eine Analyse der Sprache in Fußballartikeln ist mit der Repräsentation des Sportes und den Genderrollen in der Gesellschaft verbunden. In Bezug auf Fußball und Frauenfußball wird es aufschlussreich sein zu sehen, ob die Zweiteilung der Sportart in „Fußball“ und „Frauenfußball“ in der Berichterstattung nur als Unterscheidungsmerkmal zweier Sportarten dient, oder ob hier auch Geschlechts- und Genderstereotypen zum Tragen kommen, d.h. ob weiterhin konservativ stereotype Genderrollen tradiert werden. Wenn in dieser Arbeit Frauenfußball und Fußball verglichen und kontrastiert werden, könnte man behaupten, dass es die Genderdichotomie verstärkt. Dies bespricht z.B. Sülzle unter den Abschnitt „Reifizierung“, ein Begriff, der von Gildemeister und Wetterer (1992) kommt, und der den Prozess des Verdinglichens dieser Einteilung des Geschlechts und Genders beschreibt. (Sülzle 2011: 40f) Durch die Genderforschung, die die Kategorien „Frau“ und „Mann“ benutzt, stellt sich „die dichotomisierende Einteilung der Welt in zwei Geschlechter immer wieder selbst her.“ (Sülzle 2011: 40) Geschlechtsspezifika werden in dieser Arbeit nicht an sich verglichen, sondern Spezifika der Gestaltung des Geschlechts und der Gender in der Zeitschrift und die schon existierenden, stereotypischen Genderkategorien in der Gesellschaft. In ähnlicher Weise werden nicht die in dem Material auftretenden Personen diskutiert, weil dies nicht für die Analyse der Gestaltung der Sportthemen in dem Material notwendig ist. Dies bedeutet auch, dass existierende, aber nicht in dem Material vorkommende Genderkategorien, in dieser Arbeit nicht besprochen werden. In der Forschung werden „Geschlecht“ sowie „Gender“ benutzt um Männer und Frauen zu kategorisieren. In dieser Arbeit wird von hier an „Gender“ benutzt um die soziale Dimension dieser Kategorien

16 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko hervorzuheben.

2.3 Gendern in Schlagzeilen Ein wesentlicher Schwerpunkt der Arbeit ist die Analyse von Personen- und Gruppenbenennungen in Schlagzeilen aber auch von thematisch ausgerichteten Nomen wie Frauenfußball und Fußball, die als Ausdruck für ein Gendern aufzufassen sind und somit diskursive Weichen in der Rezeption von der Berichterstattung setzen. Schlagzeilen sind ein Blickfang und schaffen einen Leseanreiz. (Dovifat & Wilke 1992: 139). Die Schlagzeilen sind – oft von einem Bild begleitet – dem man zuerst begegnet, wenn man die Webseite für Zeit Online besucht und ein Thema oder Nachrichtenkategorie wählt. Sie richten sich direkt an die LeserInnen und haben eine aufmerksamkeitserregende und kontaktetablierende Funktion. Außer diesen Funktionen, die übergreifend der Kontaktaufnahme mit den LeserInnen dient, erfüllen sie auch eine Selektionsfunktion – die LeserInnen wählen oft das Zulesende abhängig von der Schlagzeile. Die Schlagzeile soll „dem Leser erleichtern, seinen 'Leseweg' durch die Zeitung zu finden.“ (Burger & Luginbühl 2014: 147) Neben dieser Orientierungsfunktion (Burger & Luginbühl 2014: 148) und dem Anspruch, „das Zeitungsmaterial übersichtlicher [zu] machen“ (Schkolina 1965: 78), sollen Schlagzeilen aber auch die Kerninformationen im Artikel und den Tonfall vermitteln (Dovifat & Wilke 1992:139, Busà 2014:80). Die Schlagzeilen dienen als eine Art von Zusammenfassung von den wichtigsten Informationen. Wenn aber ein Artikel mehrere Themen oder Schwerpunkte enthält, werden ausgewählte Einheiten präsentiert. Die Schlagzeile konzentriert sich dadurch oft auf einen Aspekt oder ein Thema des Artikels und andere werden ausgeblendet. In der Schlagzeile sieht man somit, was am wichtigsten scheint: „Knapp, verständlich und publizistisch wirksam müssen sie den Kern einer Nachricht, das Bedeutsame eines Vorgangs oder den Grundgedanken eines Meinungsbeitrages zusammenfassen.“ (Dovifat & Wilke 1992: 139) Wie das Interesse geweckt wird, was für ein Publikum angelockt wird und was für einen Eindruck die Leserschaft zuerst bekommt, wird deswegen von den Schlagzeilen beeinflusst. Außer Schlagzeile ist der Index auch von Bedeutung – eine zusätzliche, in einer kleineren Schriftgröße geschriebene Zeile, die kürzer als eine Schlagzeile ist und einen mehr fokussierten, spezifischen Überblick zum Inhalt gibt. Schlagzeilen in Zeitungen, in gedrucktem oder elektronischem Format, sind oft kurz

17 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko gehalten, bündig und prägnant. Ziemlich oft äußert sich diese Prägnanz durch einen Mangel an einem Prädikat. (Sandig 1971: 14) Die Schlagzeile kann auch elliptisch (Sandig 1971: 21 - 24) sein oder nur einen Nebensatz enthalten, was auch zur Prägnanz beitragen kann. Artikel-, Attribut- und Verbersparungen, unter anderem, sind andere vorkommende Möglichkeiten (Vgl. Sandig 1971). Wenn Schlagzeilen prägnant sind und einen Mangel an Prädikaten, elliptischen Ausdrücken und formal unvollständigen Sätze enthalten, kommen diese nicht in den Zeitungsschlagzeilen ohne Grund vor und ergeben Sinn in Zusammenhang mit dem Zweck und der Funktion der Schlagzeilen. Um Aufmerksamkeit erregen zu können, Kontakt mit dem Leser aufnehmen zu können, Leseanreiz zu schaffen und die Kerninformationen der Artikel vermitteln zu können, sind die Schlagzeilen nicht zu lang gestaltet, damit LeserInnen das Interesse nicht verlieren. Die Schlagzeile soll schnell gewisse Informationen oder einen Überblick kommunizieren, muss aber dabei nicht Kausalitäten spiegeln und es wird generell auf komplizierte Details und Einzelheiten verzichtet. Nach Burger und Luginbühl ist aber diese Tendenz von „Ökonomie“, die vorher maßgebend war, heutzutage weniger relevant und hängt von der Zeitung ab – die Österreichische Zeitung KRONE, z.B., hatte, im Gegensatz zu anderen Zeitungen, in einer Woche mehr vollständige Sätze als unvollständige. BILD und BLICK waren öfter elliptisch. (Burger & Luginbühl 2014: 150) Da Schlagzeilen oft nachträglich gewählt sind, und oft einen anderen Autor als der Fließtext haben (Burger & Luginbühl 2014: 148), ist es motiviert, diese „infolge ihrer relativen Selbständigkeit zunächst intern [zu] analysieren, da sie ja durch Formulierung und Position eine relative Selbständigkeit aufweist.“ (Burger & Luginbühl 2014: 150) Hierbei kann der Fokus auf Benennungen von Personen oder Gruppen, wie SpielerInnen, TrainerInnen, Teams, Fußballclubs oder Gruppen von SpielerInnen und TrainerInnen gesetzt werden, da diese häufig genannt werden und verständlicherweise ein zentrales Thema in Fußballartikeln sind. Die Benennungen sind wichtig zu berücksichtigen, weil sie in der Konstruktion des Images der SpielerInnen und den Fußball oder Frauenfußball mit einbeziehen und mit den Kategorisierungen von diesen Personen zu tun haben:

Allen personalen sprachlichen Appellationen gemeinsam ist die sprachliche Benennung von einzelnen oder mehreren Menschen, die durch die Benennung

18 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko

auf verschiedene Arten kategorisiert werden. (Hornscheidt 2006: 77)

Benennungen sind auch in Zeitungen bedeutend, weil sie eine deutliche Wirkung auf den „ideologischen Blickwinkel“ in den Artikeln haben. (Reah 2002: 61, Übersetzung I.M.B.). Außerdem ist die Anzahl der spezifischen Benennungen und wie die Personen genannt werden für die Wahrnehmung des Sportes, Teams oder der Spielenden wichtig, da die Schlagzeilen einen besonderen Schwerpunkt auf etwas Spezifisches in dem Artikel setzten und die erste Kontaktstelle zwischen dem Leser und dem Artikel sind. Nach Beard sind Namen Markierungen der sozialen Macht und Beziehungen in unserer Gesellschaft. (Beard 1998:18) Der Name eines Spielenden, besonders in einer Schlagzeile, weist darauf hin, dass diese Person eine zentrale Rolle in dem Artikel spielt. Es wird auch angenommen, dass diese Personen und ihre Namen bekannt genug sind, dass der Leser weiß, wer sie sind und darüber lesen möchtet. Wie diese Personen benannt werden ist auch von Bedeutung – mit einem Vornamen, Nachnamen, mit beiden Namen, mit einem Spitznamen oder einer Rolle – und könnte uns auch etwas über den wahrgenommenen Status dieser Person sagen. Ob die Person oder Gruppe oft, oder mit einem Spitznamen benannt wird, könnte mit einer größeren Bekanntheit verbunden sein.

3 Die Schlagzeilen in Zeit Online Das Exzerpieren des zu analysierenden Materials ergab eine Einteilung in zwei Textkorpora mit 30 bzw. 25 Artikel von Zeit Online, die unter die Themen „Frauenfußball“ bzw. „Fußball“ veröffentlicht waren. Diese s.g. Themen sind so in der Zeitschrift kategorisiert worden; sie sind unter http://www.zeit.de/thema/frauenfussball bzw. http://www.zeit.de/thema/fussball zu finden. Das Datum der Veröffentlichung den letzten Artikeln in den Korpora ist 31. März 2016, weil dieses, zum Zeitpunkt der Materialerhebung, das letzte Datum war, an dem Artikel zu den beiden Themen gesichtet wurden. Die restlichen Artikel gehen chronologisch in der Zeit zurück. Das Stichwort „Fußball“ ergab eine viel höhere Trefferquote als „Frauenfußball“, deswegen wurden die Artikel unter „Fußball“ erstens, in einer Zeitspanne von zwei Wochen ausgewählt und die gemeinsame Tokenzahl wurde gezählt. Weil die Artikel zum Thema „Frauenfußball“ in dieser Zeitspanne viel zu geringer waren, um den Vergleich zu

19 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko ermöglichen (24 Artikel unter „Fußball“ im Vergleich zu 1 Artikel unter „Frauenfußball“), war eine größere Zeitspanne von einem Jahr und 11 Monaten notwendig, um die gleiche Tokenzahl wie unter „Fußball“ zu erreichen. Die gemeinsame Tokenzahl im den zwei Textkorpora ist nach dieser Auswahl 22 773 tokens unter „Frauenfußball“ und 22 884 tokens unter „Fußball“, was einen Vergleich ermöglicht. Es ist nicht optimal, dass die Artikel aus unterschiedlichen Zeitspannen ausgewählt wurden, aber wegen der geringeren Anzahl der Artikel unter dem Thema „Frauenfußball“, was eine Analyse erschwert, ist der Unterschied der Zeitspannen leider notwendig. Es ist wichtig zu berücksichtigen, dass die zwei Themen „Frauenfußball“ und „Fußball“ sich nicht gegenseitig ausschließen. Die Themen auf der Webseite sind durch Schlagworte oder Inhalte kategorisiert und einige Artikel haben gleichzeitig „Frauenfußball“ und „Fußball“ als Schlagwort, oder sind unter beiden Themen kategorisiert. In diesem Fall wird das ausdrücklich angegeben und berücksichtigt. Sämtliche Verweise auf die Artikel werden mit Artikelname und Index in Klammern in der Arbeit gegeben. Vollständige Quellenangaben sind in dem Quellenverzeichnis angegeben und alle Artikel sind in dem Appendix gelistet.

3.1 Benennung von Personen und Gruppen In der folgenden Analyse werden nur Benennungen von Individuen (z.B. SpielerInnen, TrainerInnen) oder Gruppen (z.B. Teams, Sportclubs, Gruppen von SpielerInnen oder TrainerInnen) in den Schlagzeilen unter Fußball und Frauenfußball berücksichtigt. Wenn es schwierig war nur von der Schlagzeile zu identifizieren, ob eine Benennung wirklich auf ein Individuum oder einer Gruppe referierte, wurden auch der Vorspann oder der Artikel weitergelesen, um ein differenzierteres Bild zu bekommen. In Tabelle 1 und 2 sind alle types von Personen- und Gruppenbenennungen in den Schlagzeilen zum Frauenfußball bzw. Fußball aufgelistet, mit der Tokenzahl als Indiz dafür, wie oft die types vorkamen, gefolgt von Beschreibungen.

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Tabelle 1: Benennungen von Personen oder Gruppen Schlagzeilen über Frauenfußball types tokens Individuum Steffi Jones 1 Blatter 1 WM-Torschützenkönigin 1 Anzahl 3 3 Gruppen Bayerns Frauen 1 Deutschland 1 Frankfurter Fußball-Frauen 1 Frauen 4 Mädels 1 Norwegen 1 US-Fußballerinnen 1 Werder Bremen 1 Anzahl 8 11 Total 11 14

In dieser Tabelle wird ersichtlich, dass 3 tokens und types zur Benennungen des Individuums und 11 tokens und 8 types für Gruppenzugehörigkeiten verwendet werden. Die Trainerin Steffi Jones wird mit Vor- und Nachnamen genannt, dagegen der Fußballfunktionär Sepp Blatter nur mit seinem Nachnamen. Ein anderes Individuum ist hier nicht namentlich, sondern in der Rolle „WM-Torschützenkönigin“ genannt. Die anderen Benennungen betreffen Gruppen. „Deutschland“, „Norwegen“ und „US-Fußballerinnen“ bezeichnen Nationalmannschaften (hier spezifisch die Frauennationalmannschaften), „Frankfurter Fußball-Frauen“ und „Bayerns Frauen“ bezeichnen hier auch Fußballteams, „Werder Bremen“ ist ein (Männerfußball-) Sportverein und „Mädels“ und „Frauen“ wird in diesen Schlagzeilen benutzt, um weibliche Fußballspielerinnen zu bezeichnen. Mit Bezug auf diese letzten Benennungen war es manchmal problematisch zu beurteilen, ob sie wirklich auf spezifische Gruppen hinweisen. Sie beschreiben aber keinen Titel und werden, eben weil sie zweideutig und unklar scheinen, analysiert, aber unter Berücksichtigung dieser Tatsache.

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Tabelle 2: Benennungen von Personen oder Gruppen Schlagzeilen über Fußball types tokens Individuum Big Hein 1 Der Schmerzensmann 1 Ex-Trainer Klopp 1 Johan Cruyf 1 Mario Götze 1 Anzahl 5 5 Gruppen Bayern 1 Bundesligisten 1 Deutschland 1 Die Not 1 Dortmund 2 England 1 Iraker 1 Juve 1 Leverkusen 1 Anzahl 9 10 Total 14 15

Unter diesen Benennungen sind 5 types und tokens für Individuen und 9 types und 10 tokens Gruppenbenennungen zu finden. „Johan Cruyff“ und „Mario Götze“ werden mit Vor- und Nachname genannt, Jürgen Klopp mit seiner Funktion („Ex-Trainer“) und seinem Nachnamen. Auch Spitznamen werden benutzt - Hein Vanhaezebrouck ist mit englischem Adjektiv und Vornamen genannt („Big Hein“) und Bastian Schweinsteiger ist „(d)er Schmerzensmann“. Die Gruppenbenennungen „Dortmund“, „Leverkusen“, „Bayern“, „Juve“, „Deutschland“ und „England“ sind verkürzte Versionen einiger Mannschafts- und Nationalmannschaftsbenennungen. „Die Not“ verweist hier auf die italienische Nationalmannschaft. Auch „Bundesligisten“ und „Iraker“ sind Gruppenbenennungen, aber „Bundesligisten“ verweist auf Fußballmannschaften und „Iraker“ auf Personen aus Irak.

3.1.1 Benennung von SpielerInnen in Schlagzeilen Aus den tabellarischen Zusammenstellungen sind gewisse Unterschiede zwischen gegenderten Benennungen in Frauenfußball- bzw. Fußballschlagzeilen zu finden. Genderbenennungen in den Fußballschlagzeilen sind fast nicht vorhanden. Die einzige Benennung in den Schlagzeilenn des untersuchten Korpus ist das Lexem „Mann“ in dem Determinativkompositum „Schmerzensmann“, das im Beispiel mit Index in Klammern 22 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko versehen ist (Unterstreichung I.M.B.)

(1) Der Schmerzensmann des deutschen Fußballs (Bastian Schweinsteiger)

Hier ist „Schmerzensmann“ als Benennung für Bastian Schweinsteiger benutzt und obwohl das Wort deutlich eine Genderkategorie zuweist, existiert es schon in einem anderen Kontext, was eine stärkere Bildsprache vergegenwärtigt und auf etwas Konkretes hinweist. Diese Benennung nimmt zwei Bedeutungen an. Es handelt von einem spezifischen Spieler, der verletzt ist, aber dieser Spieler wird auch mit einem leidenden Christus verglichen. Im Gegensatz zu diesem einmaligem type und auch token ist eine Wiederholung der Benennung „Frauen“ in den Schlagzeilen zu Frauenfußball zu belegen. Das Lexem „Frauen“ ist auch die am häufigsten vorkommende Benennung. Sie kommt 4 Mal allein in insgesamt 14 Benennungen und noch 2 Mal in anderen Wortbildungskonstruktionen vor: „Frankfurter Fußball-Frauen“, „Bayerns Frauen“. Einmal wird ein anderes Lexem – „Mädels“ – laut Duden (Dudenredaktion) ein umgangssprachliches (häufiger auch ironisches) Wort für Jugendliche oder Mädchen benutzt. Dieser Typ von Benennungen ist nicht nur mehr vag, er verweist auch nicht auf spezifische Personen (wie „Schmerzensmann“) oder Mannschaften und betrifft nicht ihre Funktionen oder erworbene Titel als Sportlerinnen, sondern verweist in erster Linie auf das Gender der Personen. Schlagzeilen mit solchen Benennungen sind in den folgenden Beispielen zu sehen. (Unterstreichungen I.M.B.)

(2) Ein Platz nur für Frauen (Frauenfußball)

(3) Frauen spielen nicht wie Frauen (Frauenfußball-WM)

(4) „Der ewige Vergleich mit dem Männerfußball schadet den Frauen“ (Tanja Walther- Ahrens)

(5) „Die 1. Liga hat Frauen verdient“ (Fußball) [Schlagwort auch „Fußball“]

(6) Wo bleibt das Drama, Mädels? (Frauenfußball-WM)

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Die Benennungen „Frauen“ und „Mädels“ eröffnen hier eine Dimension der Mehrdeutigkeit. Wie man in allen diesen Beispielen sehen kann, könnte es schwierig sein, ohne Kontext zu verstehen, ob die Artikel von Fußballspielerinnen oder Frauen im Allgemeinen handeln. Beispiel (5) erwähnt die 1. Liga, was den Fußballkontext deutlicher macht und die Benutzung von Verben wie „spielen“ oder Nomen wie „Männerfußball“ in Beispiele (3) und (4) geben auch mehr Kontext. Beispiel (2) und (6) sind aber undeutlich und die Benennungen „Frauen“ und „Mädels“ introduzieren Vagheit. Verweist Beispiel (2) auf einen Platz für Frauenspieler oder Frauen im Allgemeinen, schadet der Vergleich mit dem Männerfußball den Spielerinnen oder allen Frauen im Beispiel (4) und welche sind die s.g. „Mädels“ in Beispiel (6)? Außer dieser Vagheit wird auch eine Dimension der Zweideutigkeit aktiviert mit Bezug auf die Geschichte des Frauenfußballs und der Frauenemanzipation. Viele von den Schlagzeilen scheinen, wie „Schmerzensmann“, mehrere Bedeutungen anzunehmen, insbesondere, wenn man diese Geschichte der Gleichstellung berücksichtigt. Beispiele 2-5 enthalten diese Art von Mehrdeutigkeit. Der Artikel, der zu der Schlagzeile in Beispiel (2) gehört „Ein Platz nur für Frauen“, handelt eigentlich wörtlich von einem Fußballclub in und Fußballfelder auf dem weibliche Spieler jetzt spielen können, aber er scheint auch Frauenemanzipierung zu thematisieren – Frauen haben zuvor wenig Platz in diesen Sphären des Sportes gehabt und jetzt erobern sie sich diesen Raum. Der Vergleich „wie Frauen zu spielen“, der in (3) benutzt wird ruft Konnotationen von Frauenstereotypen hervor. Die Schlagzeile drückt eine vorherrschende Auffassung von dem Spiel der Frauen als nicht gut aus. Erst dadurch wird es möglich diesen Vergleich zu machen und in der Schlagzeile festzulegen, dass die Frauen jetzt keine „richtige“ Frauen mehr sind, weil sie guten Fußball (wie die Männer) spielen. Konkret bespricht dieser Artikel Frauenfußball im Allgemeinen – dass es wie „Männerfußball vor 25 Jahren“ ist. Diese Beschreibung drückt Erwartungen über Frauen und Männer aus, und Genderrollen und die Genderdichotomie werden hier reproduziert (wie in Eckert & McConell-Ginet 2013, Daniel Wojahn 2015). Auch in „‘Der ewige Vergleich mit dem Männerfußball schadet den Frauen‘“ (Tanja Walther-Ahrens) sieht man Wahrnehmung von Gleichstellungsfragen sowie eine konkrete Meinung über das Spiel heutzutage. Diese Zweideutigkeit in den Schlagzeilen ist nicht undenkbar in Anbetracht der Geschichte der Frauenemanzipation und des Frauenfußballs.

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Außerdem gibt Sandig (1971: 123) mehrere Beispiele von Mehrdeutigkeiten an, die durch (irreführende) Kurzsätze einer Schlagzeile entstehen. Die resultierende Vagheit, aufgrund welcher es in vielen Fällen notwendig war den Vorspann und die Artikel zu lesen, oder mit den Bildern und Schlagwörtern abzugleichen, könnte eine Konsequenz der häufigen Prägnanz und Unvollständigkeit der Schlagzeilen sein. (Sandig 1971: 14) Obwohl die Vagheit in den Schlagzeilen Neugier über den Artikelinhalt erzeugen könnte, sind diese Schlagzeilen vielleicht zu vage, um ein deutliches Bild des Inhalts der Artikel zu bekommen und begrenzt die Möglichkeit einen Artikel nach Interesse für besondere Spielerinnen (oder Teams) zu wählen. Wie die Kategorie „Frau“ selbst, wird hier die Wahrnehmung der Personen und des Sports in den Schlagzeilen sehr allgemein. Wenn keine anderen Charakteristika dieser Personen präsentiert werden, kann der Leser nur ein gendergeprägtes Bild von den Personen rezipieren. Die Benennungen setzen deutlich Fokus auf das Geschlechtswort und das Gender der Akteure, ohne etwas Konkretes über die fußballspielenden Frauen selbst zu sagen. Die Benennungen sind nicht spezifisch und bezeichnen eine Gruppe, die wir nicht auf den ersten Eindruck identifizieren können, deswegen wird eine Dimension der Vagheit introduziert. Wegen der Genderbenennungen in den Schlagzeilen bekommt man als Leser kein Bild von den Frauenfußballspielerinnen als kompetente Sportlerinnen, sondern der Identitätsmarkierer ist zuallererst das Gender – die Personen werden zuerst durch das Gender statt ihrer sportlichen Rolle und Leistung identifiziert. Außer „Frauen“ wird, in ähnlicher Weise, auch „Mädels“ im Beispiel (5) benutzt. Das Lexem, natürlich auch geschlechtsgebunden, bezeichnet vordergründig ein junges Mädchen, was dazu beiträgt, dass hier nicht das semantische Merkmal ‘Sportlerin‘ aktiviert wird. Statt ein Bild von erfahrenen und professionellen Sportlerinnen, werden sie hier als junge Mädchen präsentiert. Die informelle, umgangssprachlich angepasste Form dieses Belegs kann auch den Eindruck von geringer Professionalität und der Amateurhaftigkeit verstärken. Sie werden im Sportzusammenhang nicht als Sportlerinnen, sondern als Frauen gesehen. Der Leser hat nur das Gender und alles was zu weiblichen Charakteristika gehört als Ausgangspunkt, um sich ein Bild von diesen Personen zu machen. Auf jeden Fall liegt der Fokus nicht auf den sportlichen Fähigkeiten oder Leistungen der Individuen oder Gruppe. Gender in diesen Schlagzeilen wirkt generalisierend, ruft Mehrdeutigkeit und Vagheit hervor und schafft einen Eindruck mangelnder Kompetenz – ihre Fähigkeiten stehen nicht in dem Vordergrund. Diese

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Unklarheit in den Benennungen ist weniger spezifisch als in anderen Schlagzeilen, in denen Namen oder Teams benannt wurden und folgt somit gängigen Gestaltungen von Schlagzeilen. Eine andere zusätzliche Dimension der Genderzentrierung ist die Funktion der Genderbenennungen zur Markierung und Aufteilung des Sports in Fußball einerseits und Frauenfußball andererseits, was den Eindruck entstehen lässt, dass es sich hier um zwei unterschiedliche Sportarten mit jeweils unterschiedlichen Regelwerken handeln kann, was in späteren Kapiteln diskutiert wird. Durch die Genderbenennungen wird dem Leser deutlich gemacht, dass der Artikel über Frauenfußball nicht unbedingt nur von Fußball handelt, sondern von Fußball gespielt von Frauen. In den folgenden Beispielen wurde auch das Gender, hier aber in Kombination mit Teilen des Mannschaftsnamens, erwähnt, was teilweise den Schwerpunkt auf die sportliche Rolle dieser Personen, in Verbindung mit ihrem Gender, setzt: vgl. die Beispiele (7) und (8).

(7) Frankfurter Fußball-Frauen holen vierten Titel (Champions League)

(8) Bayerns Frauen holen den Meistertitel (Frauenfußball)

In (7) und (8) ist die Benennung „Frauen“ zusätzlich determiniert. Dies geschieht entweder in Form von Komposition mit Attribut (Beispiel 7) oder nur mit Attribut (Beispiel 8), wobei in beiden Beispielen durch die Determinierung zusätzlich auf das Gender verwiesen wird und somit weiterhin genderspezifische Urteile und Vorurteile tradiert werden. Gleichzeitig aktiviert der Kontext in den Beispielen (7) und (8), dass es sich auch um eine positive Abgrenzung von dem von Männern gespielten Fußball handeln kann, falls die Männer keinen Titel errungen haben. Die Erwähnung von gewonnenen Titeln stärkt die Professionalität diesen Spielerinnen. Durch die Thematisierung des Raumes „Bayern“ und „Frankfurt“ in „Bayerns Frauen“, „Frankfurter Fußball-Frauen“ wird auch eine Verbindung zur Herkunft und Ansässigkeit der Sportlerinnen hergestellt, die als Index für Gefühle des Stolzes über Errungenschaften gedeutet werden können. Dies hinterlässt auch einen Eindruck über die Wertschätzung der Kompetenz der Sportlerinnen. Diese Ort-und Landeszugehörigkeit, die in diesen Mannschaftsverkürzungen und Benennungen zu sehen ist, wird später unter „3.2 Gruppe und Individuum“ näher besprochen.

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In den Benennungen unter Frauenfußball und Fußball sehen wir, dass weibliche Benennungen in den Schlagzeilen über Frauenfußball vorherrschender waren, als männliche Benennungen in Schlagzeilen über Fußball. Während alle Benennungen zum Thema Frauenfußball mit Genderelementen Gruppenbenennungen waren, war die einzige Geschlechtsbenennung in den Schlagzeilen über Fußball „Schmerzensmann“, die Benennung eines Individuums. Während dementsprechend weibliche Sportlerinnen als Kollektiv dargestellt werden, steht Individualität und Einzigartigkeit des einzelnen männlichen Sportlers im Vordergrund. Im Hinblick auf Wirkung, sind die Beispiele unter Frauenfußball vage, undeutlich und weniger spezifisch als unter Fußball, was weniger Möglichkeiten gibt, um Teamnamen oder Information auf den ersten Blick zu bekommen. Um besser Gender in den Schlagzeilen zu analysieren, muss man aber auch das Gender in Schlagzeilen überhaupt, außerhalb der Benennungen berücksichtigen.

3.1.2 Gendermarkierungen in Schlagzeilen Wenn man nicht nur gegenderte Personenbenennungen berücksichtigt, sondern auch Kookurrenzen, kommt Gender in den Schlagzeilen auch in anderen sprachlichen Formen vor, was z.B. an Determinativkomposita, in denen die erste Konstituente die das Gender deutlich angibt, ablesbar ist. Wie oben hingewiesen, kommen in den Fußballschlagzeilen keine weiblich markierten Formen vor, doch umgekehrt sind männlich gegenderte Benennungen in den Schlagzeilen zu Frauenfußball zu finden. Das könnte eine Folge davon sein, dass einige Frauenfußballartikel auch unter Fußball kategorisiert sind (15/30 Frauenfußballartikel sind unter Fußball kategorisiert, aber 0/25 Fußballartikeln vorkommen unter Frauenfußball), aber zwei von den drei vorkommenden Beispielen sind nur unter dem Thema Frauenfußball kategorisiert (Unterstreichungen I.M.B.).

(9) In Deutschland bleibt Fußball Männersache (Frauenfußball-WM)

(10) Ein Frauentag am Herrentag (Champions League) [Schlagwort auch „Fußball“]

(11) „Der ewige Vergleich mit dem Männerfußball schadet den Frauen“ (Tanja Walther- Ahrens)

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Beispiel (10) ist unter dem Thema „Fußball“ sowie „Frauenfußball“ kategorisiert, aber die anderen zwei (Beispiele 9 und 11) sind ausschließlich unter „Frauenfußball“ zu finden. Im Beispiel (11) wird die Form „Männerfußball“ statt „Fußball“ benutzt, um Fußball von Männern gespielt zu bezeichnen. Hier funktioniert „Männer“ als Kontrast in der Schlagzeile mit „Frauen“ und wirkt auch verdeutlichend. Der Leser versteht, dass Fußball von Frauen und Fußball von Männern gespielt wahrscheinlich in dem Artikel verglichen werden sollen. Auch in Beispiel (9) sehen wir etwas Ähnliches. Hier ist nichts Weibliches ausdrücklich in der Schlagzeile angegeben, aber dieser Artikel ist unter Frauenfußball kategorisiert und mit der Nutzung von „Männersache“ wird angedeutet, dass es eine Alternative zur Männersache darstellt. In der Schlagzeile wird aber geäußert, dass Fußball in Deutschland von Männern dominiert ist. Diese ist die einzige Schlagzeile in den zwei Korpora, wo das Wort „Fußball“ benutzt wird (in einer Schlagzeile unter Fußball kommt auch „Fußballspiel“ [„Mindestens 29 Iraker bei Anschlag auf Fußballspiel getötet“ (Terror)] bezugnehmend auf ein gewisses Spiel vor) und hier scheint diese Erwähnung Fußball als allgemeiner Ausdruck für das Spiel zu sein. Dies macht es notwendig mit „Männer“ zu verdeutlichen, welche Form vom Fußball gemeint ist und ob Fußball Männersache oder Frauensache ist. Beispiel (10) ist zweideutig – die zweideutige Erwähnung vom „Herrentag“ funktioniert hier auch als Kontrast zum „Frauentag“ und zum anderen Gender und nur als Tag der Herren . Hier wird gemeint, dass Frauenfußballspielerinnen, trotz der „normalen“ Umstände, den Platz der Männerfußballspieler eingenommen haben. Männliches Gender, das öfter in Frauenfußballschlagzeilen als in Fußballschlagzeilen zu sehen ist, wird also auf verschiedene Weise als Kontrast zum weiblichen Gender und Frauenfußball benutzt. Was diese Beispiele aufgezeigt haben, ist, dass Gender fast ausschließlich in den Schlagzeilen aus dem Frauenfußballkorpus vorkommt.

3.2 Gruppe und Individuum In den Benennungen sehen wir auch, dass Gruppen- sowie Individuenbenennungen vorkommen, oder „singuläre“, personale Appellation und „Kollektivbenennungen“ (Hornscheidt 2006: 77). Dies ist insofern zu erwarten, da Fußball eine Sportart ist, in der einerseits Teamwork und Zusammenarbeit sehr wichtig ist und andererseits SportlerInnen individuell bewundert werden und Supersstarstatus bekommen (Ronaldo, Beckham, Ibrahimovic, Vieira da Silva, Prinz sind vermutlich bekannte Beispiele). Deswegen ist diese

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Dimension interessant zu analysieren. In häufig gesehene Genderdichotomien werden Frauen und Männer oft als kooperativ bzw. wettbewerbsfähig bezeichnet (Eckert & McConnell-Ginet 2013: 23), was auch eine Analyse von Gruppe und Individuum interessant macht.

3.2.1 Individuum: Eigennamen und Spitznamen Die Benutzung von Vor- und Nachnamen (und Personalpronomen) kann Machtverhältnisse sichtbar machen. (Tannen 1994: 22). Ein Vor-und Nachname in der Berichterstattung ist formaler als nur ein Vorname und ein Titel wird auch oft in mehr formellen Situationen benutzt. Spitznamen können Vertraulichkeit oder Beliebtheit anzeigen, aber auch interpersonelle Machtverhältnisse aufzeigen - der Schreiber nimmt sich das Recht, eine andere Person zu kategorisieren. (Reah 2002: 56f) Wie Personen genannt werden – mit Namen, Titeln, Bestimmungswörtern oder anderen Beschreibungen – kann unterschiedliche Gründe haben. In vielen Fällen kann man mehrere Bedeutungen mit einer Form von Appellation verbinden und der Kontext trägt zur Bedeutung bei. (Reah 2002: 56f) Spitznamen sind mit Superstars, einer besonderen Mediapersönlichkeit und vor allem mit einem hohen Bekanntheitsgrad verbunden. Spitznamen im Sport zeigen an, dass man irgendwie speziell ist, oder auf jeden Fall häufig in den Medien erwähnt wird. Diese Sport-Spitznamen, oder „Name tags“ (Beard 1998: 21), „identifizieren bekannte Personen und konstruieren gleichzeitig einen Eindruck von dem Charakter oder dem Handeln dieser Person.“ (Übersetzung I.M.B.) Die negativen oder positiven Konnotationen, die mit Spitznamen verbunden sind, charakterisieren die Personen. (Beard 1998: 21) Unter den Personenbezeichnungen in den Frauenfußballschlagzeilen sind jeweils eine Frau und ein Mann mit Eigennamen genannt – „Steffi Jones“ („Steffi Jones wird 2016 Nationaltrainerin“ [Frauenfußball]]) und „Blatter“ („AfB – Alternative für Blatter“ [Fifa- Präsidentschaft]). Die Nationaltrainerin ist mit Vor- und Nachnamen genannt, der ehemalige FIFA-Präsident (Joseph) Blatter nur mit Nachnamen. Steffi Jones wird durch Vor- und Nachname respektvoll thematisiert. Ihre Rolle als Sportlerin wird hier nicht thematisiert, aber dies ist auch nicht nötig, weil die Schlagzeile deutlich macht, dass sie Bundestrainerin sein wird. Blatter wird nur mit Nachname genannt, was in gewissem Maße weniger Respekt in Verbindung mit Vor-und Nachnamen von anderen Personen angeben kann, was aber auch mit Bekanntheitsgrad zusammenhängen kann. Sein voller Name findet sich auch nicht in dem Index „Fifa-Präsidentschaft“ – es ist vermutlich davon ausgegangen, dass Leser des Artikels mit dem Träger des Namens gut vertraut sind. 29 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko

Es gibt nur eine andere Benennung von einem Individuum in den Frauenfußballschlagzeilen und zwar „WM-Torschützenkönigin“ („WM-Torschützenkönigin beendet überraschend Karriere“ [Célia Šašić]). Dieser Name hat mit besonderen Fähigkeiten zu tun und ist auch mit der Movierung deutlich gegendert – sie ist eine „Königin“, die die meisten Tore in der Frauenfußball-WM geschossen hat. Torschützenkönigin ist hier Attribut, aber gehört nicht zu einer spezifischen Person. In diesem Artikel sind Célia Šašic und die 2015 Frauenfußball-Weltmeisterschaft gemeint. Dieser Titel ist kein Spitzname, der spezifisch für sie geprägt worden ist – andere Personen haben dieses Attribut gehabt. Dass es von Célia Šašic handelt wird in dem Index „Célia Šašic“ deutlicher gezeigt. Es gibt ein Äquivalent im Fußball – Torschützenkönig – so hier ist Torschützenkönigin, wie Frauenfußball, eine veränderte Version, um zu betonen, dass es um Fußball von Frauen, nicht von Männern gespielt, handelt. Diese Benennung ist also ziemlich unpersönlich und eine Art von Titel, aber es ist ein Titel, der mit guten Fähigkeiten und etwas Positives verbunden ist, und mit dem man, mit Hilfe des Index, einen Namen verknüpfen kann. In den Fußballschlagzeilen sind fünf Eigennamen zu belegen. Zwei Personen werden respektvoll den Konventionen gerecht mit Vor- und Nachnamen genannt: der Fußballspieler Mario Götze („Wer tröstet Mario Götze“ [Bundesliga-Rückschau]) und der ehemalige Fußballspieler und Trainer Johan Cruyff („Johan Cruyff ist tot“ [Fußballprofi]). Jürgen Klopp wird mit einer Art von Titel und Nachname genannt: „Ex-Trainer Klopp“ („Dortmund trifft auf Ex-Trainer Klopp“ [Europa League]), was eine verdeutlichende Funktion hat und zeigt, um wen es sich handelt und was für eine Rolle er in dem Sport vorher gehabt hat. Diese Benennung ist weniger formell und vielleicht weniger respektvoll als die Nennung des ganzen Vor- und Nachnamens und sie wird mit einer ehemaligen Funktionsbenennung benutzt, was den aktuellen Ex-Trainer Status betont, aber frühere Trainerqualitäten sind auf jeden Fall sichtbar. „Big Hein“ („Big Hein“ [Fußball]) enthält nur einen Vornamen in einer Spitznamen- Kombination, was weniger respektvoll und formell scheint. Gleichzeitig ist es eine emotional gefärbte Vorgehensweise die Person liebevoll zu besprechen und man versteht, dass der Leser über „Hein“ schon etwas wissen muss, um die Schlagzeile zu verstehen. Hier ist auch zu berücksichtigen, dass der Vorname vermutlich auch benutzt wird, weil Vanhaezebrouck als Nachname länger und vermutlich weniger einprägsam erscheint. Einmal wird auch ein Name in einer anderen Kombination benutzt, was in dem Beispiel

30 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko unten zu sehen ist.

(12) „Ein Ronaldo-Roboter ist noch weit weg“ (Künstliche Intelligenz)

Hier ist „Ronaldo“ ein so bekannter Name im Fußball, dass er als Synonym für „gute Fußballspieler“ benutzt wird, die immer gut spielen und keine Fehler machen.

In den Fußballschlagzeilen werden auch Spitznamen benutzt, um Individuen zu benennen. Die zwei hier sind die schon erwähnten „Big Hein“ und „Der Schmerzensmann“, womit in letzteren Fall der Fußballspieler Bastian Schweinsteiger gemeint ist. Keine solche Spitznamen sind für Frauen zu belegen, was vermutlich auch mit Bekanntheitsgrad verbunden sein kann. Spitznamen kommen häufig im Sport vor (Mandelbaum 2004: 124) aber sie scheinen hier eine andere Bedeutung zu haben. „Big Hein“ als Spitzname ruft Konnotationen vom Kraft und Baugröße hervor – als Charaktereigenschaft und Körperbau. In der Sportwelt und Genderdichotomien ist Baugröße, Stärke und Kraft etwas Positives und auch Maskulines – Männer sollen stark sein (Eckert & McConnell-Ginet 2013: 23). Weil es hier um Sport geht, bei dem Kraft Voraussetzung für sportliche Erfolg gesehen wird, sind die Konnotationen positiver als z.B. in einer Health und Fitness Zeitung, wo dieser Spitzname mehr mit Fettleibigkeit verbunden sein könnte. Das englische Lexem statt das deutsche „groß“ ist bedeutend, weil das englische auch mit anderen englischen Ausdrücken wie „big boss“, „big deal“ usw. verbunden sein könnte und häufig positive Konnotationen im Zusammenhang mit Männlichkeit hat. Außerdem ist der Spitzname kurz, einprägsam und fällt in seiner Prägnanz als Schlagzeile auf – diese Schlagzeile ist nur ihm gewidmet und besteht nur aus dieser Benennung, was andeutet, dass der ganze Artikel von dieser (wichtigen und großen) Person handelt. Der andere Spitzname, „Schmerzensmann“, ist weniger mit Bastian Schweinsteiger verbunden, weil sein Namen nicht in dem Spitznamen vorkommt und weil andere Fußballspieler in anderen Zeitungen als Schmerzensmann benannt worden sind (eine schnelle Google-Suche gibt andere Beispiele). Hier ist dieser Nametag mit Schweinsteigers Handlungen in dem Sport verbunden – er hat sich noch einmal verletzt. Mit Hilfe vom Index „Bastian Schweinsteiger“ wird es deutlich, dass dieser Spitzname Bastian Schweinsteiger

31 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko beschreibt, aber auf ersten Blick könnte diese Schlagzeile Verwirrung stiften. Obwohl Verletzungen keine positiven Konnotationen evozieren, erzeugt die religiöse Bildsprache auch positive Konnotationen im Sinne davon, dass Schweinsteiger quasi sich in diesen Fußballspielen geopfert hat und als ein Held aufzufassen sei und ist auch ziemlich humorvoll in einem Fußballkontext.

3.2.2 Gruppe: Mannschaften und Fußballclubs Die anderen Benennungen in den Frauenfußballschlagzeilen beziehen sich auf Gruppen von Spielerinnen, Mannschaften oder Fußballclubs. Die Gruppenbenennung „Frauen“ ist schon oben diskutiert worden, aber die Mannschaften werden auch mit Mannschaftsnamen, Teilen von Mannschaftnamen oder mit Ort und Landzugehörigkeit erwähnt. „Deutschland“ und „Norwegen“ („Deutschland und Norwegen teilen sich die Punkte“ [Frauen-WM]) könnten hier teilweise als Verkürzungen der Nationalmannschaftsnamen dienen oder als Metonymie, in der die Nationalität die Spielerinnen repräsentieren. Hier wird angenommen oder vorausgesetzt, dass der Leser den Frauenfußballkontext kennt. In der Benennung „US- Fußballerinnen“ („US-Fußballerinnen wehren sich gegen Diskriminierung“ [Frauenfußball]) wird auch Staatsangehörigkeit erwähnt, als Verkürzung, Metonymie, oder als Angabe, dass die Spieler dieser Nation angehören. Es funktioniert auch als eine kleinere Spezifizierung von einer ziemlich allgemeinen Schlagzeile. „Werder Bremen“ („Deutschland träumt von Werder Bremen“[Club-O-Mat]) bezeichnet einen Sportverein namentlich. Die Nutzung von Genitiv ist auch in Zusammenhang mit Orten verwendet in der Benennung „Bayerns Frauen“ („Bayerns Frauen holen den Meistertitel“ [Frauenfußball]). Die Frauen sind aus Bayern, Herkunft wird genannt, die Emphase auf Bayern gesetzt. In „Frankfurter Fußball-Frauen“ („Frankfurter Fußball-Frauen holen vierten Titel“ [Champions League]) spielen die Frauen Fußball in Frankfurt und sind als „Frankfurter“ charakterisiert – sie kommen aus Frankfurt. Daher herrschen Gender, Ort – und Landzugehörigkeit in Zusammenhang mit Mannschaftsnamen in den Gruppenbenennungen in den Schlagzeilen vor. In den Fußballschlagzeilen werden Mannschaften auch mit verkürzten Namen benannt, oder Metonymie, wo die Orte und Landesangehörigkeit der Mannschaft benutzt werden, um die Mannschaften selbst zu beschreiben, wie mit ”Deutschland“, „England“ („Deutschland verliert gegen England in letzter Minute“ [Fußball-Länderspiel]), „Bayern“ („Dummes Zeug aus Bayern“ [Bundesliga-Vorschau]), „Dortmund“ und „Leverkusen“ („Dortmund trifft auf Ex-Trainer Klopp“ [Europa League]; „Dortmund und Leverkusen siegen auswärts“ [Fußball- 32 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko

Bundesliga]). Genitiv wird nicht in den Gruppenbenennungen mit Orten und Ländern benutzt – die Mannschaften sind eher durch das Land oder dem Ort selbst repräsentiert und eine Abkürzung. „Juve“ („Bayern gewinnt gegen Juve nach Verlängerung“ [Champions League]) ist eine andere Art von Abkürzung, weil der Mannschaftsname „Juventus“ keine Ortsbezeichnung enthält. In den Gruppenbenennungen herrschen Ort- und Landesabkürzungen für Mannschaftsnamen vor, mit sechs solchen Benennungen. Andere Gruppenbenennungen sind „Bundesligisten“, was mehrere Fußballclubs in der Bundesliga bezeichnen, ohne spezifische Clubnamen in der Schlagzeile anzugeben, was einen größeren Schwerpunkt auf das Handeln setzt – „Bundesligisten fordern mehr Geld für populäre Clubs“ (Fußballbundesliga). Eine andere Bezeichnung für eine Mannschaft ist die Metapher „Die Not“ in der Schlagzeile „Die Not trägt Blau“ (Deutschland gegen Italien) Diese Schlagzeile ist auch ohne Index „Deutschland gegen Italien“ schwer zu verstehen aber wirkt als Leseanreiz und erregt Aufmerksamkeit und Neugier. Hier wird die ganze italienische Nationalmannschaft, die blaue Uniformen trägt, durch ihre sportlichen Fähigkeiten und Stärke des Teams charakterisiert, besonders im Hinblick auf die deutsche Nationalmannschaft, die gegen Italien spielen wird.

3.2.3 Individuum gegen Gruppe Wenn man die Frauenfußballschlagzeilen und die Fußballschlagzeilen vergleicht, sieht man Ähnlichkeiten sowie Unterschiede. In beiden Fällen waren die häufigste Benennungen Gruppenbenennungen. In der Berichterstattung zum Frauenfußball gibt es drei Individuenbenennungen und elf Gruppenbenennungen. Eine von den Indivduenbenennungen bezieht sich auf einen Mann, was bedeutet, dass nur zwei weibliche Individuen erwähnt werden. Für Fußball gibt es fünf Individuenbenennungen und neun Gruppenbenennungen. Gewisse Mannschaftsbenennungen, wie Nationalmannschaften, sahen gleich aus unter Frauenfußball und Fußball – wie „Deutschland“, „Norwegen“ unter Frauenfußball und „Deutschland“, „England“ unter Fußball. Auf einer regionalen Ebene unterscheiden sich die Gruppenbenennungen in den beiden Kategorien eher voneinander. In Frauenfußball haben wir „Frankfurter Fußball-Frauen“, „Bayerns Frauen“ (und „Werder Bremen“) und unter Fußball haben wir „Leverkusen“, „Bayern“, „Juve“ und 2 Mal „Dortmund“. Unter Frauenfußball wird auch „Frauen“ benutzt, um deutlich abzugrenzen. Außerdem sieht man, dass Ortsnamen in Form von Simplizia nur für männliche Mannschaften benutzt werden. Die anderen Benennungen unter Frauenfußball enthalten 33 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko

Ortsnamen, aber diese sind attribuiert oder possessiv eingesetzt. „Bayern“ und „Bayerns Frauen“ stellen auch ein deutlicher Unterschied dar – sie bezeichnen beide Mannschaften aus Bayern, die aber durch die unterschiedlichen Benennungen zweigeteilt werden. Die Bedeutung ändert sich auch etwas – im pars pro toto kommen die Frauen aus Frankfurt, oder gehören zu Bayern und die Männer werden Teil des Ortes selbst, oder Repräsentanten des Ortes. Obwohl es um Metonymien geht, ist der Unterschied zwischen Frauenfußballschlagzeilen und Fußballschlagzeilen bedeutend. Dieser voneinander abweichende Gebrauch kann damit verbunden sein, dass Fußball oft, wie im Kapitel 1 besprochen wurde, als Originalspiel und Mainstream-Sport geschildert ist: Die Tatsache, dass „Männer“ nicht benutzt wird um zu verdeutlichen, dass es um Männerfußball geht und die mehr komplexen Verkürzungen unter Frauenfußball, die nicht nur aus einem Ortsnamen bestehen, weisen auf, dass Fußball von Männern gespielt als Standard auch hier angegeben wird (gezeigt durch Gender – auch wegen des Lexems Frauenfußball). Unter Fußball waren die häufigsten Gruppenbenennungen Mannschaftsverkürzungen wie „Bayern“, „Deutschland“ und „Juve“ aber unter Frauenfußball war es stattdessen Genderbenennungen wie „Frauen“, die manchmal auch Mannschaften bezeichneten. Mannschaftsverkürzungen können erwartet werden, weil Fußballnachrichten ohne Zweifel oft Mannschaften umfassen, die wegen der häufigen Benennungen bekannt sind und damit verkürzt werden können ohne zu vielen Unklarheiten zu führen. Dieser Unterschied ist bedeutend, wenn man die Geschichte des Sportes berücksichtigt. Frauenfußball, eine Sportart, die von Anfang an immer als etwas Separates von Fußball geschildert wurde, ist hier auch durch die Hervorhebung des Genders der Spieler deutlich als etwas Separates bezeichnet . Dadurch wird kommuniziert, dass die Spieler keine Männer sind, was im Fußball quasi erwartet wurde, sondern etwas Anderes – „Frauen“ und die Artikel handeln von Frauenfußball. Hier scheint das Lexem als Separationsmarkierung benutzt zu werden, welches auch auf den Begriff „Frauenfußball“ hinweist. Als Konsequenz erhalten Frauenfußballmannschaftsnamen weniger Platz und werden weniger sichtbar. Mit „Frauen“ sind in den Medien die Sportlerinnen auch vor allem als Teil einer Gruppe und mit der Genderkategorie charakterisiert, als Teil einer Gruppe von anderen Frauen und quasi als eine Kooperation von Frauen, ohne individuelle Leistungen oder Persönlichkeiten. Diese Schlagzeilen indizieren, dass die Artikel nicht von spezifischen Personen handeln. Es wird gezeigt, dass spezifische Personen hier nicht wichtig sind, dass das Thema der Artikel

34 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko etwas Anderes ist und, dass etwas Anderes im Fokus steht – mehr allgemeine Nachrichten über die Frauenfußballweltmeisterschaft, z.B. auch wenn im Artikel selbst über spezifische Personen berichtet wird, ist die Schlagzeile wichtig, weil sie ein besonderes Bild vermittelt und weil die Namen der Personen weniger sichtbar werden. Man kann die kollektive Beschreibung auch damit verbinden, dass Frauen sozialsemiotisch in den Zeitungstexten umgeben von Familie und mit anderen Personen abgebildet werden. (Reah 2002: 67) Die große Betonung auf Zusammengehörigkeit könnte damit zu tun haben, dass Fußball ein kooperativer Sport ist, in dem Gruppenarbeit zentral ist. Trotzdem scheint dies nicht genau der Fall zu sein, weil viele von diesen Schlagzeilen keine Mannschaftsnamen enthalten – etwas, was mit Gruppenarbeit im Fußball zusammengehört. Auf jeden Fall ist der Fokus hier nicht, außer „Torschützenkönigin“ als Individuenbenennung auf Individualität oder spezifisch genannte Kompetenzen ausgerichtet. Unter Fußball haben die Gruppenbenennungen auch nicht besondere Spieler als Schwerpunkt, sondern die Mannschaften sind als ein Kollektiv bezeichnet, die zusammen handeln und die das Land oder den Ort repräsentieren. Die häufige Benutzung von Metonymien – eine Mannschaft wird sogar 2 Mal erwähnt – deutet darauf hin, dass diese Mannschaften bekannt genug sind, dass man versteht, wovon die Artikel handeln. Als Leser, braucht man demzufolge keine Erklärung darüber, dass dies eine Mannschaft aus z.B. Bayern oder Deutschland ist, besonders in einem Fußballkontext. Der Index, der benutzt wird, um zu verdeutlichen und ein Thema anzugeben, zeigt auch, dass es absolut eindeutig ist, dass es von Fußballmannschaften handelt, weil diese Benennungen auch da zu finden sind – „Deutschland gegen Italien“. Der Leser braucht keine weiteren Informationen. Namentliche Benennungen kamen 2 Mal unter Frauenfußball vor und 4 Mal unter Fußball – insgesamt werden eine Frau und fünf Männer genannt. Der einzige derzeitige Spieler ist Mario Götze – die anderen sind Trainer, ehemalige Spieler oder Funktionäre. Es gibt also eine Fokussierung auf Führungsrollen, mit einer Frau und vier Männern in Führungsrollen insgesamt. Unter Fußball kam auch nicht, wie unter Frauenfußball, eine so vorherrschende Benennung wie „Frauen“ vor. Andere Themen als Fußball wurden auch mit der Benennung „Iraker“ („Mindestens 29 Iraker bei Anschlag auf Fußballspiel getötet“ [Terror]) erkennbar – Personen die aus Irak kommen, nicht Spieler –, aus einer Schlagzeile für einen Artikel, der Nachrichten über ein Attentat in einem Fußballstadion behandelt.

35 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko

Diagramm 1 und 2 verdeutlichen die Aufteilung zwischen Individuum und Gruppe in den Schlagzeilen zu Frauenfußball – bzw. Fußball. Weil die Korpora klein sind, sind die Werte nicht als universelle Tendenzen zu deuten, sondern die Kreisdiagramme illustrieren nur die Ergebnisse in diesen konkreten Schlagzeilen. Die Individuenbenennungen und Gruppenbenennungen bezeichnen hier belegte Benennungen, die auf Individuen bzw. Gruppe hinweisen.

Diagramm 1: Benennung des Individuums gegen Benennung der Gruppe: Frauenfußball Schlagzeilen

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Diagramm 2: Benennung des Individuums gegen Benennung der Gruppe: Fußball Schlagzeilen

3.3 Themen, Stereotype und Indexe In den Schlagzeilen zu Frauenfußball werden Gleichstellungsfragen und die Situation des Frauenfußballs mehr oder weniger deutlich angedeutet. Als Beispiel kommt Frauenfußball in einem Gleichstellungskontext in Schlagzeilen vor, die Fußball als „Männersache“ („In Deutschland bleibt Fußball Männersache“ [Frauenfußball-WM]) erwähnen, die den Vergleich mit dem „Männerfußball“ (14) als schädlich für Frauenfußball nennen, aber auch in Kontexten, wo behauptet wird, dass Frauen nicht wie „Frauen“ spielen („Frauen spielen nicht wie Frauen“ [Frauenfußball-WM]). Diskriminierung wird auch zum Thema in der Schlagzeile „US-Fußballerinnen wehren sich gegen Diskriminierung“ (Frauenfußball) erhoben. Das Bewusstsein über Ungleichheiten wird somit sichtbar. Außerdem ist ein gewisser Fokus auf zitierte persönliche Auffassungen oder Lebensgeschichten zu sehen wie in den folgenden Schlagzeilen:

(13) „Deutschland war die Rettung für meine ganze Familie“ (Das war meine Rettung) [Auch Schlagwort „Fußball“]

(14) „Der ewige Vergleich mit dem Männerfußball schadet den Frauen“ (Tanja Walther- Ahrens) 37 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko

(15) „Die 1. Liga hat Frauen verdient“ (Fußball) [Auch Schlagwort „Fußball“]

(16). „Australier sind krass“ ()

(17) „Ich lebe in einer Blase“ (Das war meine Rettung)

(18) „Katar die WM abzunehmen, wäre nicht fair“ (Frauenfußball in Katar)

Diese Schlagzeilen (die alle Zitate sind), in Verbindung mit der Tatsache, dass alle diese Artikel Interviews sind, setzten persönliche Meinungen in den Vordergrund. Persönliche Geschichten werden auch hervorgehoben wie in den Beispielen (13) und (17), die zu einer Serie von Interviews (in diesem Fall von Frauenfußballspielerinnen) gehören, die mit „Das war meine Rettung“ übertitelt ist und auf persönliche Lebensberichte fokussiert. Hier könnte man den Aspekt der „Familie“ in Beispiel (13) auch als stereotypisch sehen, weil hervorgehoben wird, dass diese Frauenfußballspielerin eine Familie hat. Dieses Beispiel und der Serienname „Das war meine Rettung“ könnte auch die Stereotypie der „schwachen Frau“ reproduzieren. Im Zusammenhang mit dem Sport gibt es erwartungsgemäß Schlagzeilen, die auf deutliche Spielresultate hinweisen – diese sind aber nur 3 insgesamt („Deutschland und Norwegen teilen sich die Punkte“ [Frauen-WM]; „Frankfurter Fußball-Frauen holen vierten Titel“ ([Champions League]; „Bayerns Frauen holen den Meistertitel“ [Frauenfußball]). Andere Schlagzeilen weisen weniger deutlich auf Spielresultate hin oder handeln von der Weltmeisterschaft oder Champions League und gebrauchen oft Index oder Bild, um mehr Kontext zu bieten (z.B. „So sieht ein Gerxit aus“ [USA- Deutschland]; „Eine wird Weltmeisterin“ [Frauenfußball-WM]). Unter den anderen Schlagzeilen enthalten die Mehrzahl (18/30) Verweise auf fußballbezogene Themen oder Worte, andere sind undeutlich ohne Index zur Berücksichtigung und eine dritte, aus 3 Artikel bestehende, Gruppe scheint auf den ersten Blick nichts mit Fußball zu tun zu haben, auch unter Berücksichtigung des Index („‘Deutschland war die Rettung für meine ganze Familie‘“ [Das war meine Rettung]; „‘Ich lebe in einer Blase‘“ [Das war meine Rettung]; „Die Auferstehung“ [Willenskraft]). Andere Schlagzeilen, die stereotypisch interpretiert werden könnten, sind „Weit weg von

38 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko zu Hause fällt's ihnen leichter“ (Frauenfußball-WM) und „Wo bleibt das Drama, Mädels?“ (Frauenfußball-WM), die an die Rolle der Hausfrau anknüpfen oder erinnern könnten, bzw. an die Vorstellung, dass Frauen emotionaler und dramatisch sind oder auch einfallslos und langweilig spielen und somit nichts Sehenswertes produzieren. Fast alle Fußballschlagzeilen betreffen irgendwie Fußball, aber nicht alle deutlich, wenn der Index nicht berücksichtigt wird. Schlagzeilen, die ein Fußballthema oder Fußball irgendwie betreffen (inklusive solche wie „Ein Tischfußballspiel“ [Wundertüte]) sind 14/25. Es gab aber nur drei Schlagzeilen, die genaue Fußballresultate enthielten („Deutschland verliert gegen England in letzter Minute“ [Fußball-Länderspiel]; „Dortmund und Leverkusen siegen auswärts“ [Fußball-Bundesliga]; „Bayern gewinnt gegen Juve nach Verlängerung“ [Champions League]). Für andere Schlagzeilen, die mit den Spielen zu tun haben, muss man mit dem Index verdeutlichen, worum es geht: „Geht doch“ (Deutschland-Italien); „Die Not trägt Blau“ (Deutschland gegen Italien). Wenn man auch den Index berücksichtigt, werden die Schlagzeilen, die Fußball irgendwie betreffen 22/25. Die übrigen drei Schlagzeile sind die folgenden: „3.200 neue Wohnungen in Altona und Eimsbüttel“ (Stadtentwicklung); „Tötet Konkurrenz das Geschäft?“ (Hafencity); „Ausgelöffelt“ (Gesellschaftskritik). Diese ersten zwei sind Teil einer gleichen Kolumne von Mark Spörrle und geben einen Überblick über unterschiedliche Ereignisse und Nachrichten. Die dritte ist eine Serie, die „Gesellschaftskritik“ heißt. Dieser Artikel diskutiert Fußball, aber die anderen zwei erwähnen Fußball nur zusammen mit anderen Ereignissen. Alles in allem, ist viel unter Fußball, wie vorherzusehen war, fußballbezogen. Im Allgemeinen gibt es aber in den Schlagzeilen des Fußballkorpus eine ziemlich große Variation von (Fußball-)Themen, neben spezifische Spielresultate. Einige Beispiele von Schlagzeilen mit unterschiedlichen Themen sind unten zu sehen.

(19) Bundesligisten fordern mehr Geld für populäre Clubs (Fußballbundesliga)

(20) Johan Cruyff ist tot (Fußballprofi)

(21) Mindestens 29 Iraker bei Anschlag auf Fußballspiel getötet (Terror)

(22) Ein Tischfußballspiel (Wundertüte)

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(23) Tötet Konkurrenz das Geschäft? (Hafencity)

Obwohl die Mehrzahl der Schlagzeilen wortwörtlich oder übertragen Fußball behandeln, gibt es Schlagzeilen, die nicht direkt Fußball von Männern gespielt behandeln – In Beispiel (21) ist Fußball nicht der Schwerpunkt, sondern es behandelt ein Ereignis, dass während eines Fußballspiels geschehen ist und (22) handelt davon, wie ein Tischfußballspiel zu machen ist. Beispiel 23 scheint, wie gesagt, überhaupt nicht Fußball zu behandeln – der Artikel enthält einen Überblick von Nachrichten und Fußball wird zusammen mit anderen Nachrichten erwähnt. Deutlich stereotypische Elemente unter Fußball scheint nur die schon diskutierte Schlagzeile „Big Hein“ zu sein. Man könnte auch Parallelen mit gesellschaftlichen Machtstrukturen ziehen und die Vergötterung einiger Personen – wie in „Der Schmerzensmann des deutschen Fußballs“ (Bastian Schweinsteiger) und auch teilweise „‘Ein Ronaldo-Roboter ist noch weit weg‘“ (Künstliche Intelligenz), in dem Ronaldo als Synonym für „gute Fußballspieler“ benutzt wird. Als Kontrast sehen wir „Wer tröstet Mario Götze?“ (Bundesliga-Rückschau) [Auch Schlagwort Frauenfußball], wo mit Gendernormen gespielt wird – Maskulinität passt selten mit Trösten zusammen. Ähnlichkeiten sind zwischen den zwei Korpora und in den Schlagzeilen zu sehen. Die beiden enthielten eine Mehrzahl Verweise auf frauen/fußballrelatierte Themen. Sportresultate erschienen in den beiden 3 Mal. Es lohnt sich aber über Sportresultate und wie sie aussehen zu reflektieren. Die sechs Schlagzeile sind unten in den Beispielen 24-29 zu sehen. (24), (25) und (26) sind von dem Frauenfußballkorpus, (27), (28) und (29) von dem Fußballkorpus.

(24) Deutschland und Norwegen teilen sich die Punkte (Frauen-WM) [Auch Schlagwort „Fußball“]

(25) Frankfurter Fußball-Frauen holen vierten Titel (Champions League) [Auch Schlagwort „Fußball“]

(26) Bayerns Frauen holen den Meistertitel (Frauenfußball) [Auch Schlagwort „Fußball“]

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(27) Deutschland verliert gegen England in letzter Minute (Fußball-Länderspiel)

(28) Dortmund und Leverkusen siegen auswärts (Fußball-Bundesliga)

(29) Bayern gewinnt gegen Juve nach Verlängerung (Champions League)

Verben wie „holen“ in (25) und (26) stehen im Kontrast zu „siegen“, „verliert“ und „gewinnt“ in (28), (27) und (29). Die letzteren, könnte argumentiert werden, scheinen aktiver zu sein – die Tatsache, dass es ein Kampf war, wird hervorgehoben – jemand muss verlieren oder siegen. Bei „holen“ dagegen ist die Metaphorik des Kampfes mit allen seinen Bestandteilen nicht vorhanden. Der Sieg könnte im metaphorischen Zusammenhang als etwas aus einem Geschäft holen/einkaufen gehen (ohne Anstrengung) verglichen werden, was die Leistung schmälern könnte oder aber auch als undiskutabel dargestellt sein, da es eben keine würdigen und guten Gegner gibt. Hierdurch werden die Gegner unsichtbar gemacht. Wörter wie „die Not“ („Die Not trägt Blau“ [Deutschland gegen Italien]) in einer anderen Fußballschlagzeile, die eine Mannschaft beschreibt, schafft auch einen dynamischeren Eindruck. In Frauenfußballschlagzeilen gab es Erwähnungen von der Situation des Frauenfußballs und Gleichstellungsfragen, manchmal im Vergleich mit dem „Männerfußball“, aber das Gegenteil war nicht der Fall unter Fußball. Fußball wurde nie in den Fußballschlagzeilen im Zusammenhang mit Frauenfußball diskutiert. Unter Fußball war es schwieriger häufige Themen zu spezifizieren, weil Fußball mehrere variierende Themen enthielt – obwohl das Fußballthema in beiden Fällen das häufigste Thema war. Obwohl es nicht besonders viele deutliche Stereotype in den beiden Korpora gab, sagt uns die Benutzung von Themen wie diesen und der Mangel von solchen Themen viel über die Konstruktion und Darstellung des Frauenfußballs und Fußballs in den Schlagzeilen und im Index. Die Tatsache, dass die Hälfte von den Frauenfußballartikeln auch unter Fußball kategorisiert waren, auch die, die nur über Fußball von Frauen gespielt berichten, bedeutet, dass Fußball vielleicht eine breitere Bedeutung als Frauenfußball hat. Fußballartikel, die über Fußball von Männern gespielt berichten, haben nicht „Frauenfußball“ als Schlagwort. Wenn man die Indexe, die für einen Themenüberblick benutzt werden, betrachtet, wird deutlich, dass Fußball mehrere Bereiche und Themen zu enthalten scheint. Die Indexe unter

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Frauenfußball, bzw. Fußball, werden unten in der Tabelle 3 gezeigt. Fußballrelatierte Indexe werden von den anderen Indexen separiert und die Tokenzahl zeigt die Wiederholungen. Wie man sieht, gibt es mehr Wiederholung bei den Indexen unter Frauenfußball – wie “Frauenfußball” (4 Wiederholungen), ”Frauenfußball-WM” (6 Wiederholungen) und „Das war meine Rettung“ (2 Wiederholungen). Unter Fußball sind die Wiederholungen nur ”Fußball” (2 Wiederholungen) und Fußball-Bundesliga (2 Wiederholungen). Die totale Anzahl fußballrelatierte tokens unter Frauenfußball sind damit mehr (27) als unter Fußball (18). Diagramm 3 und 4 verdeutlichen die Ergebnisse in diesen konkreten Artikeln und zeigen die Aufteilung zwischen fußballrelatierten und anderen Indexen unter Frauenfußball und Fußball.

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Tabelle 3: Frauenfußballindexe und Fußballindexe Frauenfußballindexe Fußballindexe types tokens types Tokens Fußballrelatierte Bundesliga- Bastian Indexe Rückschau 1 Schweinsteiger 1 Bundesliga- Bundesliga-Vorschau 2 Rückschau 1 Célia Šašić 1 Bundesliga-Vorschau 1 Champions League 3 Champions League 1 Das Wunder von Club-O-Mat 1 Grotenburg 1 Deutschland gegen Fifa-Präsidentschaf 1 Italien 1 Frauenfußball 4 Deutschland-Italien 1 Frauenfußball in Katar 1 DFB 1 Frauen-WM 1 Europa-League 1 Frauenfußball-WM 6 Fußball 2 Fußball 1 Fußballbundesliga 1 Nadine Angerer 1 Fußball-Bundesliga 2 Steffi Jones 1 Fußball Länderspiel 1 Tanja Walther- Ahrens 1 Fußballprof 1 USA-Deutschland 1 Joachim Löw 1 VfL Wolfsburg 1 Jonathan Tah 1 Anzahl 16 27 16 18 Das war meine Andere Indexe Rettung 2 Gesellschafskritik 1 Willenskraft 1 Hafencity 1 Jahresbilanz 1 Künstliche Intelligenz 1 Stadtentwicklung 1 Terror 1 Wundertüte 1 Anzahl 2 3 7 7 Total 18 30 23 25

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Diagramm 3: Fußballrelatierte Indexe und andere Indexe: Frauenfußballindexe tokens und types

Frauenfußballindexe Frauenfußballindexe tokens Frauenfußballindexe types

Andere Indexe ; 10,00 % Andere Indexe ; 11,11 %

Fußballrelatierte Indexe; 90,00 % Fußballrelatierte Indexe; 88,89 %

Diagramm 4: Fußballrelatierte Indexe und andere Indexe: Fußballindexe tokens und types

Fußballindexe

Fußballindexe tokens Fußballindexe types

Andere Indexe ; 28,00 % Andere Indexe ; 30,43 %

Fußballrelatierte Indexe; 72,00 % Fußballrelatierte Indexe; 69,57 %

44 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko

4 Doing gender in Fließtexten in Zeit Online

4.1 Genderbenennungen In den Artikeln selbst kommen natürlich auch Genderbenennungen vor, die auch bedeutend sind für die Analyse der Konstruktion des Frauenfußballs und Fußballs. Ausgehend von den Analysen der Schlagzeilen, die darauf hinweisen, dass Gendern in Schlagzeilen zu Frauenfußball gewöhnlicher war, soll an dieser Stelle überprüft werden, ob Gendern auch in den Artikeln zum Frauenfußball sichtbar dominant ist. Zu diesem Zweck wurden Lexeme im Fließtext der Artikel gezählt, die deutlich Gender thematisieren. Lexeme wie Frau, Frauen, Mädchen, Mädel, Mann, Männer, Herren, Junge, Jungs, auch in Zusammensetzungen wie Fußball-Frauen und Männermannschaften wurden identifiziert. Diese Daten geben einen Überblick über die Nutzung von Genderbenennungen und Kombinationen in den zwei Teilkorpora. Die Resultate sind aus Tabelle 4 und 5 ersichtlich. Das Lexem „Frauenfußball“ wurde hier nicht gezeigt, weil es als Name des Sports benutzt wird und deswegen so häufig vorkommt, dass dies die Resultate manipulieren würde. In Fußball wurde aber „Männerfußball“ gezählt, weil das Zeitungsthema „Fußball“, nicht „Männerfußball“ heißt. Nicht alle Belege beziehen sich auf Fußball oder Frauenfußball, weil auch andere Themen in den Artikeln besprochen werden – trotzdem können sie einen guten Überblick über diese zwei Teilkorpora geben.

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Tabelle 4: Gender in Frauenfußballartikeln types tokens Weibliches Gender Bayern-Frauen 2 DFB-Frauen 4 DFB-Frauenteam 1 Frau (als Benennung) 15 Frau (als Titel) 6 Frauen (außer Frauen-Fußball und andere Kombinationen) 94 Frauen-Mannschaf/Frauenmannschaf/-en 7 Frauen-Nation 1 Frauennationalmannschaf 2 Frauen-Weltmeisterschaf(en) 3 Frauen-WM 7 Fußballfrauen 5 Mädchen 13 Mädel(s) 2 Mannschaf Frauen 1 Putzfrau 1 Spielerfrauen 2 Torfrau 3 Vorstandsfrau 1 Total 19 170 Männliches Gender Fifa-Jungs 1 Herren (inklusive Mannschaf der Herren) 5 Herren-Finale 1 Herrenfußball 1 Herrenmannschaf 2 Herrentag(es) 2 Junge/Jungs 7 Jungs-team 3 Kameramännern 1 Mann 5 Mann (als Ehemann) 2 Mann (als Interjektion) 1 Männer 59 Männer-Mannschaf/Männermannschaf 2 Männer-Nationalteams 1 Männer-WM 2 Männerclubs 1 Männerfnale 3 Männerfußball 11 Männerfußballfans 1 Männerklüngel 1 Männerprofverein 1 46 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko

Männerquote 1 Männerrunde 1 Männersache 2 Männersportarten 1 Tormann 1 Total 27 119

Tabelle 5: Gender in Fußballartikeln

types tokens Weibliches Gender Frau (als Titel) 1 Frauen 4 Total 2 5 Männliches Gender Gummimann 1 Hintermann 1 Junge 1 Juve-Männer 1 Juve-Schlussmann 1 Landsmann 1 Mann 13 Männer 4 Schmerzensmann 1 Weltklassemann 1 Total 10 25

Wie die Tabellen 4 und 5 zeigen, sind die totale Erwähnungen, sowohl weibliche als auch männliche, viel höher unter Frauenfußball. Unter Fußball gab es nur 25 männliche und 5 weibliche Erwähnungen, oder tokens, im Vergleich zu 119 männlichen und 170 weiblichen unter Frauenfußball. Weil die Tokenzahl diesen zwei Korpora etwas unterschiedlich sind, wurde auch die Prozentzahl für diese Erwähnungen pro token berechnet und in der Tabelle 6 unten präsentiert. In Tabelle 7 werden die durchschnittliche Gendererwähnungen unter Frauenfußball bzw. Fußball pro Artikel gezeigt, um einen besseren Überblick zu bekommen.

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Tabelle 6: Prozentanzahl der Gender erwähnungen unter Frauenfußball bzw. Fußball

Prozentanzahl Frauenfußballartikel Weibliches Gender 0,75% Männliches Gender 0,52% Fußballartikel Männliches Gender 0,11% Weibliches Gender 0,02%

Tabelle 7: Durchschnittliche Gendererwähnungen unter Frauenfußball bzw. Fußball pro Artikel

Anzahl/Artikel Frauenfußballartikel Weibliches Gender 5,67 Männliches Gender 3,97 Fußballartikel Männliches Gender 1 Weibliches Gender 0,2

Die Artikel enthalten natürlich zehntausende von tokens (22 773 tokens unter Frauenfußball bzw. 22 884 tokens unter Fußball), was zu sehr kleinen Prozentzahlen führt, aber wir sehen auch hier einen Unterschied in der Nutzung von Genderwörtern. Wie in den Schlagzeilen gesehen wurde, ist die Anzahl des weiblichen Genders in Fußballartikeln besonders gering (0,02%) und männliches Gender wird häufiger unter Frauenfußball benutzt (0,52% im Vergleich zu 0,11% unter Fußball). Tabelle 7 zeigt das gleiche auf – die Anzahl des weiblichen Genders ist besonders gering in Fußballartikeln mit 0,2 Erwähnungen pro Artikel und männliches Gender wird durchschnittlich 3,97 Mal unter Frauenfußball benutzt im Vergleich zu 1 Mal pro Artikel unter Fußball. Diese Zahlen zeigen eine Tendenz in den Korpora zu Vergleichen und Gegenüberstellungen und zwar zwischen Frauenfußball und Fußball und damit auch Frauen und Männern unter Frauenfußball. Außerdem werden weibliches, sowie männliches Gender dadurch unter Frauenfußball betont. Um mehr spezifisch zu verstehen, wie Gender benutzt wird, soll der Inhalt eingehender analysiert werden.

48 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko

4.2 Genderkontraste und Gegenüberstellung Die Betrachtung der Gendererwähnungen in dem Fließtext zeigt vergleichbare Tendenzen mit den Schlagzeilen auf, was mit der Genderdichotomie zusammenhängen kann. Frauenfußball, Fußball, Frauen und Männer, werden ziemlich häufig in den Frauenfußballartikeln gegenübergestellt. Unten sehen wir drei Beispiele.

(30) „Was den Frauenfußball am meisten bremst, ist sein Ruf. In Deutschland bleibt Fußball Männersache. Frauenfußball gilt als die schlechte Version des Männerfußballs [...]“ (In Deutschland bleibt Fußball Männersache [Frauenfußball- WM])

(31) Anders als in Europa ist Frauenfußball in den USA ausgesprochen erfolgreich, insbesondere die Nationalmannschaft gehört zu den besten Teams der Welt. Bei den Männersportarten sind in den USA jedoch Baseball und Basketball populärer als Fußball. Mit ihrer Beschwerde hoffen die Spielerinnen nun auch auf eine breite Debatte über die fehlende Gleichberechtigung im Sport. Deutliche Unterschiede im Verdienst gibt es nämlich nicht nur im Fußball. Erst kürzlich kritisierte auch die aktuelle Nummer eins der Tennis-Weltrangliste, Serena Williams, die ungleiche Bezahlung im Sport. (US-Fußballerinnen wehren sich gegen Diskriminierung [Frauenfußball])

Solche Kontraste sehen wir mehrmals in Artikeln wie diesen, in denen manchmal schon in der Schlagzeile zu sehen ist, dass Gleichstellung oder die Stellung des Frauenfußballs diskutiert wird. In (30) wird Frauenfußball im Vergleich zu Männerfußball verglichen im Zusammenhang mit Gleichstellungsfragen und (31) bespricht die Popularität des Frauenfußballs und die Gleichberechtigung im Sport im Vergleich zu den „Männersportarten“. Ein Beispiel dafür, wie Männer und Frauen, Fußball von Männern bzw. Frauen gespielt sprachlich gegenübergestellt wird, aber mit einem Bewusstsein dafür, dass dies häufig anderswo passiert (und eine Art von Reifizierung) sehen wir auch unten in einer Beschreibung eines Interviews mit Steffi Jones.

(32) Es gehe nicht um Männer und Frauen, „da bin ich die Letzte, die so denkt“.

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Ob man das Gleiche von ihren männlichen DFB-Chefs behaupten kann, ist allerdings fraglich. Bisweilen scheinen die Funktionäre Männerfußball und Frauenfußball wie zwei unterschiedliche Sportarten behandeln zu wollen, in dem bitteschön auch Männer und Frauen das Sagen haben sollen, aber fein säuberlich getrennt. (Der schwere Weg zur Bundestrainerin [Steffi Jones])

Zweifellos hängt diese Gegenüberstellung mit den Themen Gleichstellung und Diskriminierung zusammen, aber die Genderdichotomie und die Trennung der zwei wird auch damit verdeutlicht. Teil der Gegenüberstellung von Frauen und Männern, die wir auch in den Schlagzeilen gesehen haben, existiert somit, weil Frauenfußball oft mit Fußball von Männer gespielt verglichen wird um Ungerechtigkeiten zu betonen und hervorzuheben. Die Diskussion darüber trägt aber zu Gegenüberstellung und Vergleich bei und zementiert vorhandene Strukturen wie Genderdichotomien. Die Themen sind wichtig zu diskutieren, aber existieren überhaupt nicht in dem Fußballkorpus und tragen damit zu einer Fokusverlagerung in den Frauenfußballartikeln bei – von Sport zu Gleichberechtigung. Sprachlich sehen wir auch, wie „Männer“ benutzt wird um einen deutlichen Unterschied zwischen „Frauenfußball“ und „Fußball“ auszudrücken, wie durch „Männersportarten“ in (32) und „Männerfußballs“ in (30). Außerdem wird das Lexem „Fußball“ auf zweierlei Weise in diesen Beispielen benutzt. In (32) bezieht sich die erste Erwähnung auf Fußball von Männern gespielt – aber ist mit einer Verdeutlichung „Bei den Männersportarten“ begleitet – und die zweite Erwähnung ist ein allumfassender Begriff, der sich auf Fußball von Männern sowie Frauen gespielt bezieht und im Zusammenhang mit der „Gleichberechtigung im Sport“ vorkommt. In (30) sehen wir etwas Ähnliches – „Frauenfußball“ und „Männerfußball“ wird benutzt, um Fußball von Frauen bzw. von Männern gespielt zu beschreiben, sowie „Fußball“ für alle Formen gemeinsam („In Deutschland bleibt Fußball Männersache.“) Kontrast und Vergleich wird nicht nur benutzt, um Ungleichheiten für Frauen in dem Sport zu betonen, sondern Vergleiche zwischen der weiblichen und männlichen Sportart werden auch gemacht, um Fähigkeiten zu vergleichen (33), Frauenfußball zu kritisieren (34), oder Männerfußball als benachteiligt darzustellen (35).

(33) Ob die Mannschaft unter ihr zur technischen und taktischen Avantgarde wird, wie es die Männer sind? Die Fußballfrauen brauchen einen Jogi. (So sieht ein Gerxit aus [USA- Deutschland]) 50 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko

(34) Hier beginnt das Problem mit dem Frauenfußball. Fußballspielerinnen üben ihren Sport aus wie Menschen, die nicht wissen beziehungsweise denen es egal ist, dass sie gesehen werden. Sie haben das Schauspielerhafte noch nicht ausgebildet, sie tragen das unsichtbare Kostüm noch nicht, das die Männer ihres Sports umweht. (Wo bleibt das Drama, Mädels? [Frauenfußball-WM])

(35) "Man redet ja immer über die Frauenquote, und nichts gegen die Frauen, aber man kann ja vielleicht hier mal über eine Männerquote nachdenken." (Uns bleibt immer Wembley [Bundesliga-Vorschau])

Die Kritik in Beispiel (34), in dem Frauenfußball im Kontrast mit Männerfußball kritisiert wird, muss berücksichtigt werden. Die Kritik ist hier, dass die Frauenfußballspielerinnen nicht ausreichend dramatisch sind. So wird Fußball als „besser“ als Frauenfußball dargestellt und das „Schauspielerhafte“ der männlichen Fußballspieler, das häufig als negativ gesehen wird, weil die Ernsthaftigkeit und die Seriosität des Sports kompromittiert wird (siehe z.B. Artikeln wie „Die 5 gröβten Schauspieler des Fuβballs“ [Weil 2016] „Was mich an der Bundesliga nervt“ [‚Die schlechten Schauspiel-Einlagen der Bundesliga-Spieler können einem fast den Spaß am Fuβball verderben‘.] [Krause 2016]), wird plötzlich zum Vorteil des Spiels erhoben. Spiel wird zu einer Kunstform erhoben und nicht nur als Sportart gesehen. Die Männer haben das Spiel veredelt. In (36) werden Frauenfußball und Fußball auch verglichen.

(36) Was sehe ich bei der Frauenfußball-WM? Athletinnen, die ihren Sport unendlich viel besser beherrschen, als ich es je könnte (und besser, als 99 Prozent aller Männer es könnten), die mir aber den Triumph verwehren, sie lächerlich zu finden. Liebe Frauen, so geht es nicht. Fußball ist Anmaßung, Theater, Fallhöhenslapstick. Studiert das Wesen des großen Dramengockels, Cristiano Ronaldo, das ist die beste Schule. (Wo bleibt das Drama, Mädels? [Frauenfußball-WM])

Obwohl Fußballspieler und Fußball als „lächerlich“ und als „Dramengockels“ benannt werden in (36), und Frauenfußballerinnen Fußball sehr gut beherrschen, ist die Kernidee hier, dass Fußball besser als Frauenfußball ist. Das Argument der Schauspielerei und der

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Inszenierung wird zu einer neuen Weise, Frauenfußball zu kritisieren. Die Frauen sind hier zwar als sportlich kompetent dargestellt, aber nicht als kompetent genug innerhalb der Entertainment-Seite des Sports und somit eigentlich nicht anschauenswert wie z.B. der charismatische Christiano Ronaldo. Sie spielen gut, aber sind nicht gut genug, weil ihre dramaturgische Inszenierung nicht gut genug ist, verglichen mit Fußball von Männern gespielt. Diese Beispiele kommen alle aus Artikel, die unter Frauenfußball kategorisiert sind, weil, wie wir oben gesehen haben, die Gendererwähnungen viel mehr unter Frauenfußball erscheinen. Unter der Kategorie Fußball gibt es aber auch andere Beispiele. Zwei von den Erwähnungen von „Frauen“ sind in Artikeln, die Überblicke zu Sportereignissen geben „Dummes Zeug aus Bayern“ [Bundesliga-Vorschau]; „Wer tröstet Mario Götze?“ [Bundesliga-Rückschau]). Um die Sektionen aufzuteilen, gibt es Schlagzeilen in den Artikeln. Die Beispiele kommen beide von zwei fast identischen Schlagzeilen in zwei unterschiedlichen Artikeln - „Was machen die Frauen?“/“Was machten die Frauen?“. Diese Sektionen fokussieren also spezifisch auf Frauenfußballnachrichten und weisen darauf hin, dass Frauenfußball als etwas Separates von dem Rest des Artikels darstellt – hier wird angegeben, dass ein spezifisches, anderes Thema jetzt besprochen wird und dieser Teil des Artikels steht somit im gewissen Kontrast zu dem Rest. Die vorletzte Erwähnung von „Frauen“ ist auch ein Kontrast, wenn auch nicht fußballbezogen – wenn es um Sommerzeit handelt, sind Frauen “stärker dagegen als Männer“ („3.200 neue Wohnungen in Altona und Eimsbüttel“ [Stadtentwicklung]). Viele von den Beispielen oben sind Auffassungen, die ausgedrückt werden. Auf eine andere Weise können Frauen und Männer auch in Beschreibungen von Situationen und in der Struktur des Schreibens gegenübergestellt werden, was man unten in zwei Beispielen aus einem Artikel sieht.

(37) Am Spielfeldrand sitzt an diesem Abend nur eine Frau, auf einer Decke mit drei Männern. Die Männer trinken Bier aus der Flasche, sie rauchen. Hier gibt es keine Spielerfrauen mehr. Hier gibt es jetzt Spielerinnenfreunde. (Ein Platz nur für Frauen [Frauenfußball])

(38) Sie suchten etwas, was dem Verein Hoffnung gibt. Was das Gegenteil von rüpelhaften Männern ist. 52 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko

Sie fanden: Frauen. (Ein Platz nur für Frauen [Frauenfußball])

Obwohl die Fakten in (37) sachlich richtige Informationen vermitteln – dass es drei Männer gibt und eine Frau – werden sie deutlich durch die Sprache gegenübergestellt und dieses Faktum wird betont. In diesem Beispiel werden auch Spielerfrauen mit Spielerinnenfreunde kontrastiert. Die Frauen haben ihre soziale Zugehörigkeit verändert – von Frauen der Spieler zum Teil einer Gruppe. Die Zugehörigkeit „Spielerfrauen“ und „Spielerinnenfreunde“ scheinen also unvereinbar zu sein. Dies kann man mit Sülzles Studie über die Fankultur verbinden – Fußballfan oder Spielerin zu sein ist eine Männerdomäne, in der man als Frau einstiegen kann, aber eine Domäne, die vor allem männlich ist. (Sülzle 2011) In (38) werden die Männer als „rüpelhaft“ beschrieben und Frauen werden als das Gegenteil von diesen Männern dargestellt. Dies scheint mit der Genderdichotomie und Stereotypen zusammenzuhängen. Der Kontrast erscheint wegen des häufigen Themas der Gleichstellung. Popularität, Fähigkeiten und Ungleichheiten zwischen den beiden werden häufiger in den Frauenfußballartikeln verglichen, was zu einem Kontrast führt. Außerdem, wird aber auch Fußball von Männern gespielt als natürlicher Vergleichsstandard benutzt und in der Struktur der Artikel verglichen. Zusammenfassend, findet man in den Artikeln, sowie in den Schlagzeilen, Gegenüberstellung, Kontrastierung und Vergleiche zwischen Männer und Frauen, Fußball von Männern bzw. von Frauen gespielt. Dies ist viel vorherrschender in den Frauenfußballartikeln und in geäußerten Auffassungen, Zitate und auch, im geringeren Umfang in der Struktur der Texte selbst – mit Beschreibungen von Frauen gegenüber Männern und in den Schlagzeilen „Was mach(t)en die Frauen?“. Einerseits findet man eine Diskussion und ein Sichtbarmachen von Problemen und Ungleichheiten, was zu diesem Gendervergleich führen kann. Andererseits führt dies zu einer Fokusverschiebung und Themenunterschiede zwischen den beiden Korpora. Frauen werden mit Männern und ihren Fähigkeiten beachtlich verglichen, aber Männer werden mit Frauen in den Fußballartikeln viel weniger verglichen. Genderdichotomien werden als Grund für diesen Vergleich benutzt.

4.3 Stereotypie in Personenbeschreibungen Stereotypische Personenbeschreibungen kommen auch in den Artikeln vor und geben Aufschluss über die Darstellung und Konstruktion von Identitäten. Wie in Beispiel (38) oben 53 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko zu sehen ist, werden Männer als „rüpelhaft“ beschrieben und die Frauen als das Gegenteil davon. In dem Artikel wird berichtet, wie ein Fußballclub jetzt zum ersten Mal nur ein Frauenfußballteam hat, nachdem die Herrenmannschaft abgemeldet wurde, weil die Spieler zu problematisch gewesen sind („Gefoult, getreten, gespuckt, gepöbelt, geschlagen wird überall in Deutschland auf rumpeligen Rasenplätzen. Aber der Vosslocher SV ist einer der wenigen Vereine, der konsequent ist.“ [Ein Platz nur für Frauen {Frauenfußball}]). „Rüpelhaft“ ist also eine Beschreibung, die berechtigt ist, aber in diesem Vergleich ist es auch mit Sicherheit mit Genderdichotomien verbunden. Die ruhigen Frauen werden als das Gegenteil zu den mehr aggressiven Männern dargestellt. In dem gleichen Artikel hat der Vorsitzender des Sportvereins Flaschen Prosecco („so 'nen Hugo“) für die SpielerInnen und zwanzig Gläser besorgt. Vorher hatten die Männer auch getrunken, aber „Nicht aus Gläsern, sondern aus Flaschen. Manchmal Wasser, meist aber Bier, kistenweise.“ Auch Jochen Lenz, der Vorsitzender, „(t)rinkt Bier, raucht eine Zigarette.“ Die beiden Gender werden hier nicht nur verglichen und kontrastiert, sondern Bier zu trinken aus der Flasche wird mit Männlichkeit verbunden, Prosecco aus Gläsern mit Weiblichkeit. Unter Fußball kommt Bier in Zusammenhang mit Männlichkeit auch einmal vor – dieses Mal in der Beschreibung von dem Trainer Hein Vanhaezebrouck: „Auf der Pressekonferenz nach einem Spiel spült Vanhaezebrouck schon mal zwei Bier hinunter – ja, man kann den Mann leicht unterschätzen.“ (Big Hein [Fußball]) Der Beschreibung von dem Trainer ist in anderer Weise auch stereotypisch – er ist:

(39) Ein Mann von kräftiger Statur, mit breiter Stirn und wenig Hals. Auch am Spielfeldrand erinnert der 51-Jährige eher an einen Landarbeiter, der sich in einen Anzug gezwängt hat, als an einen modernen Übungsleiter. (Big Hein [Fußball])

Er ist erst nicht als stereotypischer Trainer beschrieben, aber seine kraftvolle (landarbeiterartige) Statur ist, stereotypisch, betont. Er ist auch in dem Vorspann, positiv, als „einer der letzten echten Typen im Profifußball“ beschrieben. Er ist kraftvoll, trinkt Bier und ist ein „echter Typ“ – ein typisches Bild der Männlichkeit. Andere Beschreibungen vom Aussehen sind schwierig in den Fußballartikeln zu finden. Spieler und Trainers werden stattdessen auf andere Weise beschrieben:

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(40) Dele Alli: Ein 19-Jähriger, bester Mann auf dem Platz trotz der Özils und Kroos um ihn herum – ein Talent, auf das auch der DFB neidisch wäre. Oder Harry Kane, 22, der mit einem Cruyff-Trick vor seinem 1:2 die ultimative Hommage an den verstorbenen König Johan zeigte. Stilvoller geht es kaum. Obwohl, doch, geht es: Jamie Vardy machte, drei Minuten zuvor eingewechselt, das 2:2 wie ein Gummimann mit der Hacke und einem Selbstbewusstsein, dass man nur hat, wenn man vor vier Jahren noch in der fünften Liga spielte und jetzt die Torschützenliste der Premier League anführt. (God Save the Testspiel [Joachim Löw])

(41) Gary Lineker ist der Sohn eines Gemüsehändlers und schoss in den achtziger und neunziger Jahren 48 Tore für England. Vor allem aber ist Gary Lineker ein großer Fußballweiser. (God save the Testspiel [Joachim Löw])

(42) Die niederländische Fußballlegende Johan Cruyff ist tot. (Johan Cruyff ist tot [Fußballprofi])

(43) Papy Djilobodji. Als der Bremer Abwehrspieler in einen Zweikampf mit Pablo De Blasis geriet und ihm mit dem Arm durchs Gesicht wischte, ging der Mainzer zu Boden. (Wer tröstet Mario Götze? [Bundesliga-Rückschau])

(44) Ihm, Götze, fehlt aus Peps Sicht die taktische, womöglich auch die sittliche Reife. (Wer tröstet Mario Götze? [Bundesliga-Rückschau])

Wir sehen hier Alter („19-Jähriger“, „22“), „stilvolle“, sportliche Fähigkeiten und Stärke, Ortsnamen, Nationalität und Rollen („Bremer Abwehrspieler“, „Mainzer“, „niederländische“) und Vergleich zwischen der „taktische[n]“ und „sittliche[n] Reife“ der Spieler. In (42) sehen wir auch eine Beschreibung, die eine Art vom dynamischen Kampf beschreibt – einem „Zweikampf“. Man kann Konnotationen von Stärke und Aggression hier sehen und nichts Negatives, was mit männlichen Stereotypen zusammenhängt. Fußballspieler werden auch positiv mit ihren sportlichen Fähigkeiten beschrieben – z.B. „Fußballlegende“, “bester Mann auf dem Platz“, „ein Talent“. In (40) ist Gary Lineker auch in Zusammenhang mit einem Familienmitglied beschrieben – er „ist der Sohn eines Gemüsehändlers“. Dies wird aber danach mit „schoss in den achtziger und neunziger Jahren 55 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko

48 Tore für England“ kontrastiert. Andere Beschreibungen beschreiben Schwächen der Spieler, auch hier mit Bezug auf Leistungen:

(45) Bastian Schweinsteiger ist der Schmerzensmann des deutschen Fußballs. Immer mehr verfestigt sich der Eindruck, dass sich der 31-Jährige nur noch von Verletzung zu Reha hangelt und von Reha zu Verletzung; dass er zwischendurch im günstigsten Fall ein paar Spiele bestreitet, aber nie mehr sein optimales Leistungsniveau und den nötigen Fitnesszustand erreicht. (Der Schmerzensmann des deutschen Fußballs [Bastian Schweinsteiger])

In diesem letzten Beispiel, mit Bastian Schweinsteiger, wird es als ein Problem dargestellt, dass er so oft verletzt ist und deswegen ein schlechtes Leistungsniveau hat. Im Gegensatz dazu, was in der Schlagzeile und ohne größeren Kontext gefunden wurde, sei „der Schmerzensmann“ zu schwach und zu verletzt, um so gut zu spielen, wie er eigentlich sollte. Er sollte ein guter Spieler sein und ist mit Hinsicht darauf so beschrieben, ohne Rücksicht auf seine Schmerzen. Stattdessen sind die Leistungen und Fähigkeiten wichtig. Unter Fußball findet man also keine sehr langen, detaillierten Beschreibungen von Personen, sondern Beschreibungen mit kurzen Informationen zu Alter, Nationalität oder Ortszugehörigkeit. Die Spielerposition und das „Leistungsniveau“ oder die Fähigkeiten der Personen werden auch betont oder erwähnt. Einige solche Beispiele findet man auch unter Frauenfußball – Beschreibungen mit Alter, Nationalität und Fähigkeiten.

(46) Nationalspielerin Célia Šašić hat im Alter von 27 Jahren überraschend ihre Karriere beendet. Sie verkündete ihren Entschluss elf Tage nach der Weltmeisterschaft in Kanada, bei der sie als beste Torjägerin mit dem Goldenen Schuh ausgezeichnet worden war. (WM-Torschützenkönigin beendet überraschend Karriere [Célia Šašić])

(47) Fatmire Alushi, 27, geborene Bajramaj, gewann als Fußballerin mehrfach die deutsche Meisterschaft und wurde mit der deutschen Nationalmannschaft Welt-und Europameisterin („Deutschland war die Rettung für meine ganze

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Familie“ [Das war meine Rettung])

(48) Nadine Angerer, genannt Natze, die starke deutsche Torfrau war den Wecker wert, das Spiel insgesamt aber noch viel mehr (Höhepunkte in der ARD- Mediathek). Das erste Halbfinale der Frauenfußball-WM war ein richtig gutes Fußballspiel mit allem, was gute Fußballspiele ausmacht: Viel Spannung, Tempo, Kampf. Mit Übersteigern und Grätschen, Fehlpässen und Fernschüssen. Mit Blut, Schweiß und zwei, drei Tränen. Mit gefährlichen Standards und schönen Spielzügen. (So sieht ein Gerxit aus [USA- Deutschland])

(49) Die starke Anfangsphase wurde belohnt: Nach einem Weitschuss von Dzsenifer Marozsán konnte Norwegens Torhüterin Hjelmseth den Ball nicht festhalten – nutzte den Abpraller bereits in der 6. Minute zum 1:0. (Deutschland und Norwegen teilen sich die Punkte [Frauen-WM])

Dynamische Beschreibungen sind in diesen Beispielen aber weniger, weil weniger Spielberichte überhaupt zu finden sind. Auch wenn Spieler gegeneinander spielen, wird es auf andere Weise beschrieben:

(50) Wie aus heiterem Himmel fiel nach einem kurz gespielten Eckball der Ausgleich, als Delie per Kopf einen Pass von Kenza Dali unhaltbar für die Frankfurter Torfrau Desiree Schumann verwandelte. (Frankfurter Fußball-Frauen holen vierten Titel [Champions League])

(51) Die Frauenmannschaft des FC Bayern München hat am letzten Spieltag von der Niederlage der Wolfsburgerinnen profitiert. Die bisherigen Titelträgerinnen aus Wolfsburg mussten die Meisterschale an die Frauen vom FC Bayern München abgeben. Die schreiben nun gemeinsam mit der Männermannschaft des FC Bayern München Fußballgeschichte. Es sei ein absolutes Novum, dass der deutsche Meister bei den Männern und Frauen aus einer Stadt komme, sagte Wolfgang Niersbach, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) (Bayerns Frauen holen den Meistertitel [Frauenfußball])

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Weniger aktive und dynamische Spielbeschreibungen sind hier zu sehen – mit Ausdrücken wie „[w]ie aus heiterem Himmel“,„unhaltbar zu verwandeln“ (50) und „mussten die Meisterschale […] abgeben“ (51). Hier scheint das Spiel nicht einen „Zweikampf“, wie unter Fußball, zu sein. Niemand macht, wie Jamie Vardy „wie ein Gummimann mit der Hacke“ das 2:2 (Anja Mittag in [49] benutzt nur „den Abpraller“ zum 1:0). Dynamische oder dramatische Zweikämpfe zwischen SpielerInnen und Teams, in den SpielerInnen zu Boden gehen (43) sind nicht vorhanden. Auch wenn „Kampf“ oben in (48) erwähnt wurde, gibt es keine Beschreibung von diesem Kampf. Obwohl die Spielbeschreibungen gewissermaßen ähnlich in Fußball und Frauenfußball sind, gibt es hier noch Vergleiche mit Männerfußball (51) und die Beschreibungen sind weniger dynamisch. Man findet aber auch gewisse Stereotype unter Frauenfußball, die nicht unter Fußball im gleichen Maße existieren. In dem Artikel „Eine wird Weltmeisterin“ (Frauenfußball-WM), der Frauenfußballerinnen vor der Frauenfußball-WM vorstellt, sieht man Beschreibungen, die sich auf sportliche Fähigkeiten konzentrieren, aber auch auf Familienleben und Aussehen. Wie in dem Vorspann gesagt wird: „Wir stellen die begabteste, die reichste, die spirituellste und die kinderreichste Spielerin vor.“ Begabung hat mit sportlichen Fähigkeiten zu tun, der Rest aber nicht.

(52) Katie Chapman heißt sie und ihre Söhne Harry, 12, und Riley, 6, (und vielleicht auch ein wenig das Baby Zachary) müssen jeden Abend mit ihrem Vater aushandeln, ob sie lange genug aufbleiben dürfen, um die WM-Spiele ihrer Mutter im Fernsehen zu schauen. (Eine wird Weltmeisterin [Frauenfuball-WM])

(53) Alex Morgan ist die bestverdienende Fußballerin der Welt. Sie ist die legitime Nachfolgerin der Fußball-Barbie Mia Hamm […] Sie ist mit einem Profikicker verheiratet, hat 1,79 Millionen Twitter-Follower und macht unter anderem Werbung für Fernsehgeräte, Cola, Telefonverträge, Versicherungen, Kopfhörer, Lippenpflegestifte und Tampons. (Eine wird Weltmeisterin [Frauenfuball-WM])

(54) Bei ziemlich jedem Turnier wird sie von dubiosen Magazinen zur schönsten Fußballerin gewählt. (Eine wird Weltmeisterin [Frauenfuball-WM])

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Diese Beispiele zeigen deutlich, was die bisherige Forschung und EIGE Berichte gezeigt haben – dass Frauen und „ihre Erfolge im Sport marginalisiert werden“. (EIGE 2015) Hier sind sie im Zusammenhang mit Kindern, Ehemännern, Geld und Aussehen beschrieben. In Hinblick auf Aussehen, wird Alex Morgan hier als Nachfolgerin von Mia Hamm, der „Fußball-Barbie“, genannt. „Barbie“ ist eine Bezeichnung, die eng mit Aussehen und Stereotypen von Attraktivität gekoppelt ist. Außer in diesem Beispiel, wird „Barbie“ auch in einem anderen Artikel benutzt:

(55) Und doch muss man sich nur ein einziges Spiel der deutschen Auswahl ansehen, um zu erkennen, was anders ist: Da rackern erkennbare Individuen, Polit-Aktivistinnen neben Barbie-Doppelgängerinnen. (Wo bleibt das Drama, Mädels? [Frauenfußball-WM])

Auch mit Aussehen und Stereotypie zu verknüpfen ist eine Beschreibung eines Frauenfußballplakats, auf dem folgendes zu sehen ist: „zwei Frauenbeine, ab der Wade, in zwei Stöckelschuhen in Pink“.(„Ein Platz nur für Frauen“ [Frauenfußball]) Wie man gekleidet ist wird auch zu einem Diskussionsthema erhoben:

(56) […] Marta Viera da Silva, fünfmalige Weltfußballerin des Jahres. Die Brasilianerin trug einen blauen und einen pinken Schuh, eine Extravaganz, die auch im Frauenfußball nicht jeder toll findet. (Spektakel, Spektakel, Spektakel [VfL Wolfsburg])

Aber es wird auch darüber gesprochen, dass Kleidung keine Rolle im Frauenfußball spielen sollte: „Wenn es in der Hitze des Gefechts etwas zu klären gab, habe ich auch nicht gefragt, ob alle Spieler sittsam bekleidet sind.“ („‘Die 1. Liga hat Frauen verdient‘“ [Fußball]) In Fußball und Frauenfußball sehen wir Beschreibungen mit Alter, Landzugehörigkeit und Fähigkeiten. Beschreibungen vom Aussehen erscheinen aber viel öfter in dem Frauenfußballkorpus, mit einer Ausnahme unter Fußball die Beschreibung von Hein Vanhaezebrouck, der stereotypisch maskulin scheint. Andere solche stereotypische Beschreibungen von Aussehen unter Fußball werden nicht identifiziert. Auch Familie, Kinder und Ehepartner kommen unter Frauenfußball auf eine stereotypische Weise vor (als Beispiel kommt „Familie“ 2 Mal in dem Fußballkorpus und 10 Mal in dem Frauenfußballkorpus, 59 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko inklusive Schlagzeile vor). Dies erweckt den Anschein, dass die Leistungen und Fähigkeiten in den Fließtexten zum Fußball gespielt von Frauen eher marginalisiert werden. Mehr dynamische Spielberichte – mehr Spielberichte im Allgemeinen – sind unter Fußball gespielt von Männern zu finden, wie auch aus den Indexen zu erschließen war.

5 Zusammenfassung und Schlussfolgerung

Ziel dieser Arbeit war, mit kritischer Diskursanalyse als Methode, zu untersuchen wie „Frau- enfußball“ und „Fußball“ diskursiv im elektronischen Medium Zeit Online konstruiert wer- den. Die zwei untersuchten Korpora enthielten 30 bzw. 25 Artikeln unter den jeweiligen Zei- tungsthemen in Zeit Online und die Schlagzeilen und Fließtexte wurden analysiert. Unter- schiede wurden zwischen den beiden Korpora und den Konstruktionen von Frauenfußball, Fußball, Frauen und Männer gefunden. Die Analyse der Schlagzeilen zeigte, dass weniger Frauen in den Korpora namentlich be- nannt werden und dass Genderbenennungen häufiger in den Frauenfußballartikeln zu sehen waren. Männlich gegenderte Benennungen kamen auch häufiger in Frauenfußballschlagzeilen vor. Obwohl Diagramme der Benennung des Individuums gegen Benennung der Gruppe auf den ersten Blick nicht große Unterschiede zeigten, sind die Unterschiede in der Art der Be- nennungen deutlich. Die Gruppenbenennungen unter Frauenfußball waren weniger spezifisch und häufiger gegendert (Frauen, Mädels), während Gruppenbenennungen in den Fußball- schlagzeilen mehr Variation zeigten und häufiger Fußballclubs oder Mannschaftsnamen ent- hielten. Genitiv wurde benutzt in den Frauenfußballschlagzeilen in Zusammenhang mit Orten und Ländern in Mannschaftsnamen; unter Fußball waren die Mannschaften eher Repräsentan- ten für das Land oder den Ort. Themen von Diskriminierung waren auch zu finden in den Frauenfußballschlagzeilen und die Indexe zeigten, dass Fußball mehr Bereiche und Themen enthielten. In den Artikeln und Fließtexten sah man deutlicher als in den Schlagzeilen, dass Gender – weiblich sowie männlich – viel häufiger in dem Frauenfußballkorpus als in dem Fußball- korpus vorkam. Frauenfußball und Fußball, Spielerinnen und Spieler, sowie Frauen und Män- nern wurden auch gegenübergestellt und Stereotypie wurde in den Personenbeschreibungen gefunden.

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Wie in der bisherigen Forschung konnte bei der Analyse gesehen werden, dass eine diffe- renzierte Repräsentation und Besprechung von Frauen und Männern in Zeit Online existiert, trotzt der Hervorhebung von Gender- und Gleichstellungsfragen in der EU, einer ebenso lan- gen Geschichte von Frauenfußball wie Fußball, gleichen Meisterschaften auf einem gleichen Niveau wie Fußball und der wachsenden Popularität der Frauenfußballmeisterschaften. Die Unterschiede in den Konstruktionen von Frauenfußball und Männerfußball zeigen eine Reproduktion der Genderdichotomien durch die Nutzung von Stereotypie und karikierte Darstellungen, wie bisherige Forschung auch gezeigt hat (z.B. Creedon 1994a; Messner 2010; Kane & Greendorfer 1994). Genderdichotomien werden auch konstruiert wegen der Eintei- lung in zwei Zeitungsthemen, die die natürliche Einteilung nach Gender unterstützen. Weibliches und männliches Gender kommt nicht nur häufiger unter Frauenfußball vor, die beiden werden auch oft gegenübergestellt, was diese Dichotomie verstärkt. Frauenfußball wird dadurch, im Vergleich zum Fußball, nicht nur auf eine mehr gegenderte Weise konstru- iert, sondern Schwerpunkt liegt auch auf dem Gender der Spielerinnen, nicht darauf, wer sie sind, was sie leisten oder zu welchen Mannschaften sie gehören. Die resultierende Vagheit kann es schwieriger für einen Internetbenutzer machen, mehr über Frauenfußball zu lernen – weil dieser Sport auf der Webseite nicht besonders gut sichtbar ist. Der Mangel an Frauenfuß- ballartikeln unter den Zeitungskategorien (mit 24 Artikel unter „Fußball“ im Vergleich zu 1 Artikel unter „Frauenfußball“ in einer Zeitspanne von zwei Wochen) führt auch dazu, und stimmt mit bisherigen Forschungen über Frauenathletinnen in der Medienberichterstattung überein (Kane & Greendorfer 1994). Der Mangel beeinflusst nicht nur unsere Konzeptionen (Creedon 1994b) von den Athleten und der Sportart, sondern kann auch dazu führen, dass Frauenfußball durch die geringere Sichtbarkeit an Bekanntheitsgrad einbüßt. Man sieht eine deutliche Asymmetrie und Unterrepräsentation in diesen Konstruktionen sowie eine Abwer- tung von Wichtigkeit im Vergleich zum Männerfußball, wie auch in Kane & Greendorfer (1994) besprochen wurde. Trotz dem erhöhten Interesse an Frauenfußball und Anzahl Frauen- fußballmeisterschaften ist dies nicht proportional in den Artikeln gespiegelt. Die höhere Anzahl von gegenderten Benennungen unter Frauenfußball können auch Indi- zien für eine Dichotomie sein, weil andere, alternative und gegenderte Wortformen unter Frauenfußball benutzt werden, um die Aufteilung zu zeigen. Es ist auch festzustellen, dass viele Konstruktionen gleichzeitig existieren können – „Fußball“ als Begriff hat sowie die Be- deutung „Männerfußball“ sowie ebenfalls die Sportart im Allgemeinen. Frauenfußball dage-

61 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko gen wird spezifisch mit dem Lexem Frauen als Markierung der Andersartigkeit benannt. Trotz des Schwerpunkts auf Gleichstellungsfragen und Emanzipation als Thema in den Frau- enfußballartikeln, werden sie somit eher von den Fußballartikeln, in dem dieser Sport direkter adressiert wird, getrennt und als eine andere Kategorie behandelt (wie Caldas-Coulthard 1993). Eine Art von Reifizierung (wie Sülzle 2011, Gildemeister und Wetterer 1992) könnte dann passieren – wenn die Artikel „Frauenfußball“ mit „Fußball“ verglichen werden, denn gleichzeitig werden durch dieses Vorgehen Dichotomien reproduziert. Frauenfußball wird nicht auf die gleiche Weise wie der Männersport konstruiert, sondern als soziale Frage und als etwas „Anderes“ (de Beauvoir 2000, Ferrante 1994), Separates, mit Fußball (von Männern gespielt) als Vorbild und somit nicht genuin Selbstständiges. Beauvoirs Überlegungen über Frauen und Männer sind hier noch relevant – Frauen werden mit Bezug auf Männer konstru- iert – Männer nicht in gleichem Maße mit Bezug auf die Frauen. (de Beauvoir 2000: 12) Die Zweiteilung der Sportart in „Frauenfußball“ und „Fußball“ dient dadurch nicht nur als Unter- scheidungsmerkmal. Obwohl die Artikel über Emanzipation und Gleichstellungsfragen trans- gressiv scheinen, könnten sie diese traditionellen Denkmuster und die Diskurse bestätigen (wie in Caldas-Coulthards Untersuchung von 1996 auch zu sehen war). Genderrollen sind weiterhin präsent, besonders in Vergleichen zwischen Männern und Frauen, Hinweise darauf, dass Frauen „nicht wie Frauen spielen“, oder in Artikeln, in denen Männer als aktiv und „big“ bezeichnet werden. Andere Beschreibungen marginalisieren den Erfolg den Spielerinnen im Sport (wie angegeben in Europäische Institut für Gleichstellungs- fragen 2015) wenn sie „nur“ als Frauen oder im Zusammenhang mit ihrer Familie oder ihrem Aussehen beschrieben werden. Dadurch werden „Fußball“ und „Frauenfußball“ in Zeit Online weiterhin im Zusammen- hang mit Gendernormen konstruiert. Diese Ideen darüber, was Frauenfußball, Fußball, Män- ner und Frauen sind, wird in diesen Artikeln wiederhergestellt (wie Butler 1990) und die Sprache dieser Schlagzeilen und Texte trägt dazu bei, Gendernormen zu festigen. Diese Dis- kurse, oder die „soziale Praxis“ (Wodak 2014, Dremel & Matić 2014) reproduzieren die sozi- alen Normen in der Gesellschaft und zeigen die Ungleichheiten und Machtverhältnisse, die auch zwischen Frauen und Männern in der Sportwelt existieren. In der Arbeit konnte gezeigt werden, dass Fußball als männerdominierter Bereich und als männliche Domäne (wie Heissenberger 2012; Marschik 2003 oder Sülzle 2011) noch ein rele- vantes Thema ist, weil Frauenfußball, Frauenfußballspielerinnen und Individuen weniger

62 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko sichtbar in den Schlagzeilen sind und weil die Zugänglichkeit zu Frauenfußballartikeln viel geringer und unterrepräsentiert ist, im Vergleich zu Fußballartikeln. Fußball von Männern ge- spielt wird immer noch als der Standard in Zeit Online gesehen (und die Fußballspieler sind Repräsentanten für die Nation in einem höheren Ausmaß als Frauenfußballspielerinnen, die mit Genitivkonstruktionen öfter benannt wurden). Die Frauenfußballspielerinnen werden kon- struiert als Sportlerinnen, die Repräsentanten für ihr Gender sind. Frauenfußball wird dadurch noch als ein marginales Phänomen konstruiert, dass auf einem anderen Niveau als Fußball ist, in der Peripherie des männlichen Fußballs liegt und eine andere Art von Sport zu sein scheint. Diese Arbeit gibt nur einen begrenzten Einblick wie „Frauenfußball“ und „Fußball“ dis- kursiv in einem elektronischen Medium konstruiert werden, aber kann Fragen zur Gleichstel- lung in der Gesellschaft, auch außerhalb der Sportwelt, Fußballwelt und in anderen Bereichen aufwerfen. Für einen repräsentativeren Einblick könnte man größere Korpora und Material von mehreren Quellen benutzen, um besser diese Prozesse und Diskurse zu untersuchen. Wie EIGE argumentiert hat, wird noch mehr Einsatz und Arbeit verlangt, um von Gleichstellung zu sprechen. Solche Untersuchungen können behilflich sein, Genderfragen besser zu verste- hen und Genderdiskurse zu verändern.

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QUELLENVERZEICHNIS

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71 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko

APPENDIX

Gelistetes Material

Das Frauenfußballkorpus besteht aus den folgenden Artikeln. (März 2016-Juli 2013) Indexe sind in Klammern.

Schlagwort „Frauenfußball“

1. „US-Fußballerinnen wehren sich gegen Diskriminierung“. (Frauenfußball) 31. März 2016. 2. „Deutschland träumt von Werder Bremen“. (Club-O-Mat) 18. August 2015. 3. „Ein Platz nur für Frauen“. (Frauenfußball) 25. Juli 2015. 4. „WM-Torschützenkönigin beendet überraschend Karriere“. (Célia Šašić)16. Juli 2015. 5. „So sieht ein Gerxit aus“. (USA- Deutschland) 1. Juli 2015. 6. „Eine wird Weltmeisterin“. (Frauenfuball-WM) 30. Juni 2015. 7. „Wo bleibt das Drama, Mädels?“. (Frauenfußball-WM) 26. Juni 2015. 8. „Weit weg von zu Hause fällt's ihnen leichter“. (Frauenfußball-WM) 22. Juni 2015. 9. „Maskottchen-Poesie“. (Frauenfußball-WM) 18. Juni 2015. 10. „‘Deutschland war die Rettung für meine ganze Familie‘“. (Das war meine Rettung) Serie: Das war meine Rettung. 17. Juni 2015. 11. „Deutschland und Norwegen teilen sich die Punkte“. (Frauen-WM) 11. Juni 2015. 12. „Frauen spielen nicht wie Frauen“. (Frauenfußball-WM) 11. Juni 2015. 13. „In Deutschland bleibt Fußball Männersache“. (Frauenfußball-WM) 10. Juni 2015. 14. „Der schwere Weg zur Bundestrainerin“. (Steffi Jones) 7. Juni 2015. 15. „Fünf Millionen Esuro für ein Finale“. (Champions League) 5. Juni 2015. 16. „Ein Frauentag am Herrentag“. (Champions League) 15. Mai 2015. 17. „Frankfurter Fußball-Frauen holen vierten Titel“. (Champions League) 14. Mai 2015. 18. „‘Der ewige Vergleich mit dem Männerfußball schadet den Frauen‘“. (Tanja Walther- Ahrens). 14. Mai 2015. 19. „Bayerns Frauen holen den Meistertitel“. (Frauenfußball) 10. Mai 2015. 20. „‘Die 1. Liga hat Frauen verdient‘“. (Fußball) 9. Mai 2015.[Schlagwort auch „Fuß- ball“]. 21. „Uns bleibt immer Wembley“. (Bundesliga-Vorschau) 3. April 2015. 22. „Steffi Jones wird 2016 Nationaltrainerin“. (Frauenfußball) 30. März 2015. 23. „‘Australier sind krass‘“. (Nadine Angerer) 6. März 2015. 24. „AfB – Alternative für Blatter“. (Fifa-Präsidentschaft) 7. Januar 2015 [Schlagwort auch „Fußball“]. 25. „‘Ich lebe in einer Blase‘“. (Das war meine Rettung) Serie: Das war meine Rettung. 1. Januar 2015. 26. „Spektakel, Spektakel, Spektakel“. (VfL Wolfsburg) 23. Mai 2014. 27. „Die Auferstehung“. (Willenskraft) Ex-Fußballerin, die jetzt behindert ist und noch gehen gelernt hat, Frauenfußball nur erwähnt) 16. April 2014. 28. „Wetten, dass... Sie hier klicken?!“. (Bundesliga-Rückschau) 7. April 2014. 72 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko

29. „Die Champions League führt die Dreiprozenthürde ein“. (Bundesliga-Vorschau) 28. Februar 2014. [Schlagwort auch „Fußball“]. 30. „‘Katar die WM abzunehmen, wäre nicht fair‘“. (Frauenfußball in Katar) Interview 25. Februar 2014.

Das Fußballkorpus besteht aus den folgenden Artikeln. (März 2016-Februar 2016) Indexe sind in Klammern.

(März 2016- Februar 2016)

Schlagwort „Fußball“

1. „Sag, wie hältst du's mit der Tradition?“. (Fußball-Bundesliga) 31. März 2016. 2. „Bundesligisten fordern mehr Geld für populäre Clubs“. (Fußballbundesliga) 30. März 2016. 3. „Geht doch“. (Deutschland-Italien) 30. März 2016. 4. „Die Not trägt Blau“. (Deutschland gegen Italien) 29. März 2016. 5. „God save the Testspiel“. (Joachim Löw) 27. März 2016. 6. „Deutschland verliert gegen England in letzter Minute“. (Fußball-Länderspiel) 26. März 2016. 7. „Mindestens 29 Iraker bei Anschlag auf Fußballspiel getötet“. (Terror) 25. März 2016. 8. „Gezielt verspielt“. (Jonathan Tah) 25. März 2016. 9. „Ein Tischfußballspiel“. (Wundertüte) 24. März 2016. 10. „Johan Cruyff ist tot“. (Fußballprofi) 24. März 2016. 11. „Der Schmerzensmann des deutschen Fußballs“. (Bastian Schweinsteiger) 24. März 2016. 12. „Einzahlungen auf die Gefälligkeitsbank“. (Der Deutsche Fußball-Bund?) (DFB) 24. März 2016. 13. „3.200 neue Wohnungen in Altona und Eimsbüttel“. (Stadtentwicklung) 22. März 2016. 14. „Big Hein“. (Fußball) 21. März 2016. 15. „Die Zuhandenheit im Sport“. (Fußball) 21. März 2016. 16. „Wer tröstet Mario Götze?“. (Bundesliga-Rückschau) 21. März 2016. [Schlagwort auch „Frauenfußball“]. 17. „Tötet Konkurrenz das Geschäft?“. (Hafencity) 21. März 2016. 18. „Als der Osten im Westen unterging“. (Das Wunder von Grotenburg) Serie: Ostblock 19. März 2016. 19. „Dortmund und Leverkusen siegen auswärts“. (Fußball-Bundesliga) 18. März 2016. 20. „Dummes Zeug aus Bayern“. (Bundesliga-Vorschau) 18. März 2016. 21. „Dortmund trifft auf Ex-Trainer Klopp“. (Europa League) 18. März 2016. 22. „Ausgelöffelt“. (Gesellschaftskritik) Serie: Gesellschaftskritik 18. März 2016. 23. „Fifa macht Millionenverluste“. (Jahresbilanz) 17. März 2016. 24. „‘Ein Ronaldo-Roboter ist noch weit weg‘“. (Künstliche Intelligenz) 17. März 2016. 73 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko

25. „Bayern gewinnt gegen Juve nach Verlängerung“. (Champions League) 16. März 2016.

Berechnungen

Prozentzahl von gegenderten tokens unter Frauenfußball und Fußball

Weiblich gegendert unter Frauenfußball

Männlich gegendert unter Frauenfußball

Männlich gegendert unter Männerfußball

Weiblich gegendert unter Männerfußball

74 Zum Gendern im Bereich des Sportes Ioanna M. Blasko

Durchschnittliche Gendererwähnungen unter Frauenfußball bzw. Fußball pro Artikel Weibliches Gender unter Frauenfußball

Männliches Gender unter Frauenfußball

Männliches Gender unter Fußball

Weibliches Gender unter Fußball

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