Widerstand Künstler Im Nationalsozialismus Von Klaus Kösters

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Widerstand Künstler Im Nationalsozialismus Von Klaus Kösters 25. Jahrgang – 1/2012 erscheint 6x jährlich HER H C EI IS M L A Ä T F B T U S N E D Heimatpflege W - - M R Ü N S T E in Westfalen Künstler im Neubesetzung Per Mausklick Nationalsozialismus im Fachbereich Wandern in die Vergangenheit Der Inhalt auf einen Blick Klaus Kösters neuerScheinungen Anpassung – Überleben – Widerstand 100 Jahre Blitzdorf im flüsseviertel . .34 Künstler im Nationalsozialismus . .1 geschichte selber erforschen . .34 liesborner geschichtshefte – Bäuerliches leben im umfeld der Benediktinerabtei . 35 Auf SchuSterS rAppen „Kulturlandschaft macht Schule“ . .35 Wanderwegezeichner trafen sich in Borghorst . .25 Biologische Vielfalt – ein thema für heimatmuseen . 36 neue personalbesetzung im fachbereich Wandern . .26 Buch über die Bärenwaldeiche in freudenberg-niederholzklau . .36 tAgungS- und VerAnStAltungSBerichte geschichte der westfälischen Vemegerichte . .37 herbsttagung der Ortsheimatpfleger des Kreises höxter . .26 perSönlicheS fachstelle geschichte befasste sich mit dem Kurt ernsting, coesfeld-lette . 38 neu entdeckten römerlager in Olfen . .27 heinz herkenrath, holzwickede . .38 ernst Wulfert, Bad Sassendorf . .39 MuSeen und AuSStellungen der Maler Max-Schulze-Sölde (1887-1967) . .28 BuchBeSprechungen interessengemeinschaft teutoburger Wald e .V . (hrsg .) nAchrichten und nOtizen naturführer teutoburger Wald – zwischen fund und dichtung . pflanzen – tier – fossilien . die Steinzeit in hattingen/ruhr . .29 (heinz-Otto rehage) . .39 Warum es lohnt, die hellebrücke zu erhalten . .30 eine starke dorfjugend . .30 paul Baehr chronik von Bad Oeynhausen . glasmuseum Alter hof herding – (horst-d . Krus) . .40 neuerwerbungen 2011 . 30 per Mausklick in die Vergangenheit . 85 .000 westfälische urkunden im internet . 31 heiMAtKAlender . .40 das Westfälische Wirtschaftsarchiv wurde 70 . .32 heiMAtKunde: Juden – nachbarn – Westfalen . .33 terMine Veranstaltungskalender Heimatpflege in Westfalen iSSn 0933-6346 . Herausgeber: Westfälischer heimatbund e .V ., Kaiser-Wilhelm-ring 3, 48145 Münster . Schriftleitung und Redaktion: dr . edeltraud Klueting, Werner gessner-Krone, p . A . Westfälischer heimatbund · telefon: 0251 / 203810-0 fax: 0251 / 203810-29 · e-Mail: westfaelischerheimatbund@lwl .org · internet: www .westfaelischerheimatbund .de Mitarbeit an dieser Ausgabe: irmgard Blomenkemper, Sandra hamer, christiane liedtke, Astrid Weber . Layout: ViO design kommunikation petra Schürhaus, greven . für namentlich gezeichnete Beiträge sind die Verfasser persönlich verantwortlich . diese zeitschrift erscheint im februar, April, Juni, August, Oktober, dezember . Titelbild: paul thesing, hafen von Andratx, um 1915, öl/lw . privatbesitz umschlagseite 3: paul thesing, landschaft auf Mallorca – häuser und Bäume, um 1915, öl/lw . privatbesitz Künstler im Nationalsozialismus Anpassung – Überleben – Widerstand Künstler im Nationalsozialismus von Klaus Kösters Das Ausstellungsprojekt Von November 2012 bis Juli 2014 wird in Kooperation des LWL-Museumsamtes für Westfalen mit sechs Museen eine Ausstellung gezeigt werden, die erstmalig das Schicksal einer Reihe von Künstlern aus und in Westfalen während der nati- onalsozialistischen Kunstdiktatur untersucht. Die nationalsozialistischen Machthaber haben nach 1933 fast alle deutschen Künstler von Bedeutung verfolgt, ausgesto- ßen, ins Exil gejagt oder in den Freitod getrieben. Ihre Werke wurden aus den Museen verbannt, vernichtet oder ins Aus- land verschoben. All das, was die moderne Kunst in Deutsch- land ausmachte und ihr Weltgeltung verschaffte, wurde aus- gerottet und durch einen engstirnigen, deutschtümelnden und kleinkarierten Nationalismus ersetzt - ein Nationalismus, der die geringste freiheitliche Regung unterdrückte und alle, die sich nicht beugten, mit Kerkerhaft, Folter oder Mord ter- rorisierte. Die übergroße Mehrzahl der um 1890/1905 geborenen Künstler war 1933 zu jung, um einen Namen zu haben. So- Paul Thesing, Volk der Dichter und Stänker, 1930 Tusche über Bleistift. fern sie sich nicht den ideologischen Vorstellungen der NS- Privatbesitz. Rückseite vom Künstler beschriftet: „Volk der Dichter und Stänker - Ich vertraue auf den gestirnten Himmel über uns und das Funktionäre anpassten, gerieten sie ins Abseits oder gingen moralische Bewusstsein in uns.“ ins Exil. Die in Deutschland verbliebenen widerständigen Künstler wurden von den Strömungen der internationalen Kunst abgeschnitten und ihre eigenen Arbeiten als „volks- schädliche Verfallskunst“ gebrandmarkt. Sie wurden mit Mal- oder Ausstellungsverbot bedroht, die ihre gesamte künstle- rische und private Existenz gefährdete oder vernichtete. Sie gerieten in Vergessenheit. Nach dem Ende der Naziherrschaft standen viele erneut vor dem Nichts. Den Bombardierungen der Städte waren auch zahlreiche Ateliers zum Opfer gefallen und unzählige Werke wurden vernichtet. Jetzt nach Kriegsende gewann die ab- strakte Kunst in Westdeutschland die Vorherrschaft, während in Ostdeutschland der Sozialistische Realismus als alleiniger Kunststil verordnet wurde. Wer sich nicht anpasste, geriet zum zweiten Mal ins Abseits. Den Künstlern dieser „verschollenen Generation“ gilt die Auf- merksamkeit dieser Ausstellung. Sie geht der Frage nach, wie Künstler während des Nationalsozialismus auf ideologische Beeinflussung, Kunstzensur, Überwachung bis hin zu Arbeits- und Ausstellungsverbot reagierten? Wie versuchten sie, ihre künstlerische Identität zu erhalten? Gingen sie in die innere Emigration, passten sie sich an, versuchten sie, so wenig wie möglich aufzufallen? Oder leisteten sie künstlerischen Wider- stand durch „verbotene Bilder“, die sie malten? Sahen sie nur noch die Möglichkeit, das Land zu verlassen oder kämpften Paul Thesing, Selbstbildnis, um 1938. Öl/Pappe. Privatbesitz Heimatpflege in Westfalen – 25. Jg., 1/2012 1 Künstler im Nationalsozialismus und der gegenständlichen Kunst zeitlebens treu, auch wenn sie sich darüber hinaus anderen Formen der modernen Kunst öffneten. Damit steht letztlich auch die Frage im Raum, in welchem Maße der Expressionismus in der deutschen Kunst dennoch weitergewirkt hat, nachdem er als verbindender Stil aufgege- ben wurde. Erst in den letzten Jahren sind unter dem neuen Stilbegriff „Expressiver Realismus“ viele dieser vergessenen Künstler zusammengeführt und in Ausstellungen der Öffent- lichkeit präsentiert worden. Diese neue Ausstellung möchte, diesmal auf einer regionalen, westfälischen Ebene und erst- mals unter Einbeziehung von völkisch und nationalsozialis- tisch orientierten Künstlern, die Diskussion um das Schicksal der Künstler gerade der gegenständlichen Kunstrichtungen anreichern. Die Ausstellung zeigt Kunstwerke, sie ist aber keine reine Kunstausstellung. Historische und kunsthistorische Aspekte werden unter der Prämisse zusammengeführt, dass Kunst niemals abgehoben von den politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Strömungen ihrer Entstehungszeit existiert. Denn einer der Trugschlüsse, mit denen die Nazis ihren Krieg gegen die Moderne führten, war die dogmatische Festlegung, dass „gute“ Kunst außerhalb der Geschichte stehe und sie deswegen immer nur zeitlos und ewig sein könne. Der dieser Ausstellung zugrunde liegende historische/kunsthistorische Ansatz sucht in den einzelnen Kunstwerken immer auch ih- ren Anteil an Zeitzeugenschaft, was oft schon durch die The- menwahl augenfällig wird. Karl Schwesig, Schlegelkeller, Blatt 03: Heil Hitler, 1935/36 In den folgenden Kapiteln sollen die in der Ausstellung ge- Zeichnungsfolge verschollen. Galerie Remmert & Barth, Düsseldorf zeigten Künstler auf dem Hintergrund der deutschen Kunst- entwicklung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vorge- stellt werden. sie im Untergrund? Die Schicksale der in der Ausstellung ver- Die expressionistische Revolte, sammelten Künstler zeigen die gesamte Bandbreite der da- der Krieg und das konservative Deutschland mals möglichen Reaktionen – also nicht nur die verfemten und verfolgten Künstler, die in die innere Emigration, ins Exil Der Expressionismus begann im Wilhelminischen Kaiserreich oder in den aktiven Widerstand gingen, sondern auch die als Aufbruch der Jugend. Es war ein stürmischer Aufbruch, Angepassten und Überzeugten, die sich der nationalsozialis- von grellen, sich überschlagenden Stimmen getragen, voller tischen Kunstdoktrin unterordneten. eruptiver Bilder und rauschhafter Gefühlsaufwallungen. Es Der dumpfe Hass und die brutale Rücksichtslosigkeit der Na- war ein Aufbruch in der Krise, der gegen die abgestorbenen, zi-Schergen mit denen sie sich gegen die gesamte Moderne lebensfeindlichen Ideale der Vätergeneration die schöpfe- wandten - nicht nur in der Kunst sondern auf allen Gebieten rischen Kräfte eines neuen Menschheitsfrühlings setzte. Auf der modernen Kultur – ist beispiellos und nur auf dem Hinter- der einen Seite befanden sich die erfolgreichen gründerzeit- grund der Entwicklung der Kunst seit der Jahrhundertwende lichen Tatmenschen des Bildungs- und Besitzbürgertums, die zu verstehen. Aus diesem Grund wird die Ausstellung Kunst- an der Spitze des Umbaus Deutschlands zu einem modernen werke von etwa 30 Künstlern präsentieren, die die Zeitspan- Industriestaat standen, auf der anderen Seite die Generation ne vom Expressionismus vor 1914 bis in die fünfziger Jahre ihrer Söhne, denen die Verheißungen der technisch-rationa- des letzten Jahrhunderts abdecken. Die unterschiedlichen listischen, wissenschafts- und fortschrittsgläubigen Welt sus- Schicksale Einzelner fügen sich zu einem Gesamtbild zusam- pekt geworden waren. Sie träumten vom Aufbruch in eine men, das im Bereich der Kunstgeschichtsschreibung
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