SOZIALRAUMANALYSE REGION MONDSEELAND

Verfasser Mag. Roland Urban | Qualitätsmanagement

Erhebungszeitraum September bis Dezember 2020

Recherche und Datenerhebung Lorenz Andorfer | stv. Teamleitung Vöcklabruck Tanja Pohn | Qualitätsmanagement Pamina Himmelbauer | Psychologin i.A.

März 2021 Soziale Initiative Gemeinnützige GmbH 2 | Seite

Einleitung

Dieses Papier fasst die sozialräumlichen Recherchen und Erhebungen in der Region Mondseeland im Zeitraum zwischen September und Dezember 2020 zusammen. Ziel war es, mittels umfangreicher Recherchen einen möglichst umfassenden Einblick in jugendrelevante Phänomene der Region Mondseeland zu erhalten, auf Grundlage der vorhandenen Daten eine Sozialraumanalyse – samt davon abgeleiteter Schlussfolgerungen, Empfehlungen und Umsetzungsvarianten – zu verfassen sowie etwaige Planungs- und Implementierungsveranstaltungen zu organisieren. Letztere mussten aufgrund Covid-19 bedingter Einschränkungen und Lockdowns weitestgehend entfallen.

Die vorliegende Sozialraumanalyse ist vorrangig als Entscheidungsgrundlage für die weitere Entwicklung der Jugendarbeit in der Region Mondseeland gedacht. Darüber hinaus soll sie als konzeptionelle und praxisrelevante Basis für eine etwaige Implementierung dienen. D.h., die mit der Umsetzung Beauftragten sollen darin Informationen, Anregungen und strategische Empfehlungen vorfinden, die rasch und unmittelbar in die Praxis transferiert werden können. Aus diesem Grund sind etwa ausführliche allgemeine Daten und Erfahrungswerte zur Region Mondseeland angeführt.

Abschnitt I. und II. beschreiben den konkreten Sozialraum Mondseeland, wobei Abschnitt I. die Region anhand relevanter Kategorien allgemein skizziert und Abschnitt II. explizit sowie detailliert die Situation der Jugend in Mondseeland beschreibt. In Abschnitt III. werden die wesentlichsten Ergebnisse sowie Erkenntnisse zusammengefasst und zentrale Empfehlungen auf Grundlage der Sozialraumanalyse formuliert. Im Anhang befinden sich Literaturhinweise sowie ergänzende Übersichtskarten zu relevanten Wegen und Treffpunkten.

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Inhaltsverzeichnis

Begriffsklärung – Über Räume und Relationen ...... 6

I. DER SOZIALRAUM MONDSEELAND ...... 8 1. MATERIELLER UND KULTURELLER RAUM ...... 8 1.1. Geografie und landwirtschaftliche Nutzung...... 8 1.1.1. Die Seen ...... 9 1.2. Mondseelandgemeinden...... 9 1.2.1. Einwohner/innen ...... 10 1.2.2. Gemeinde ...... 10 1.2.3. ...... 10 1.2.4. St. Lorenz ...... 11 1.2.5. ...... 11 1.2.6. ...... 11 1.2.7. ...... 11 1.2.8. ...... 12 1.2.9. Unterach am ...... 12 2. KULTURGESCHICHTLICHER RAUM ...... 13 2.1. Kulturgeschichte ...... 13 2.2. Regionalentwicklung und Wirtschaft ...... 14 2.3. Verkehrsanbindung und Infrastruktur...... 15 2.4. Tourismus ...... 15 3. DEMOGRAFISCHER RAUM ...... 16 4. SOZIALER RAUM ...... 17 4.1. Bildung und Kultur ...... 17 4.1.1. Kindergärten und Schulen ...... 17 4.1.2. Museen in der Region Mondseeland ...... 17 4.1.3. Vereine ...... 18 4.2. Medizinischer und psychosozialer Bereich ...... 18 4.2.1. Rotes Kreuz Ortsstelle Mondsee ...... 18 4.2.2. Familienbundzentrum Mondseeland in Mondsee ...... 19 4.2.3. Sozialberatungsstelle Mondsee ...... 19 4.2.4. NORA - Beratung für Frauen und Familien in Mondsee ...... 19 4.2.5. Alkoholberatungsstelle Mondsee / Außenstelle des Bezirks Vöcklabruck ...... 19

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4.2.6. Wir und Ihr...... 20 4.2.7. Lebenshilfe Mondsee ...... 20 4.2.8. Mobiles Palliativteam ...... 20 4.2.9. Sozialmarkt Mondseeland ...... 20 4.2.10. CARLA Mondsee (CARitas LAden) ...... 20 4.2.11. Zeitbank Innerschwand am Mondsee ...... 21 4.3. Sonstige Angebote ...... 21 5. VIRTUELLER RAUM ...... 22 5.1. Websites ...... 22 5.2. Facebook ...... 22 5.3. Instagram ...... 22

II. JUGEND IN MONDSEELAND ...... 23 1. TREFFPUNKTE UND ÖFFENTLICHER RAUM ...... 24 2. INTERESSEN UND AKTIVITÄTEN ...... 26 3. KOMMUNIKATION ...... 27 4. MOBILITÄT...... 27 5. BILDUNG, BETEILIGUNG UND JUGENDPOLITIK ...... 28 6. JUGENDKULTUR ...... 29 7. RISIKEN UND JUGENDKRIMINALITÄT ...... 31 8. ELTERN ...... 33 9. JUGENDRELEVANTE ORGANISATIONEN UND ANGEBOTE ...... 33 10. NETZWERKE ...... 35

III. ZUSAMMENFASSENDE ERGEBNISSE DER SOZIALRAUMANALYSE - SCHLUSSFOLGERUNGEN UND EMPFEHLUNGEN ...... 36 1. ÖFFENTLICHER RAUM – PLÄTZE UND TREFFPUNKTE ...... 36 2. CO-WORK SPACE UND JUGENDKULTURZENTRUM MONDSEE ...... 37 2.1. Jugendzentrum ...... 37 2.2. Fokus Jugendkultur ...... 38 2.3. Information, Beratung, Begleitung ...... 38 2.4. Kooperationspartnerschaften ...... 39 2.5. Co-Work Space Mondseeland ...... 39 3. GEMEINWESENORIENTIERTE JUGENDARBEIT ...... 40 3.1. Flexibilisiertes Angebot ...... 40 3.2. Gemeinwesenorientierte Jugendarbeit ...... 41

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4. FOKUS: UMGANG MIT RISIKEN UND JUGENDKRIMINALITÄT ...... 42 5. PROZESSPERSPEKTIVEN UND BETEILIGUNG ...... 43 6. WEITERFÜHRENDE ASPEKTE ...... 44 6.1. Kommunikation ...... 44 6.2. Politische Bildung und Involvierung ...... 44 6.3. Zusätzliche Angebote für Jugendliche ...... 45 6.4. Spezifische Angebote für Eltern ...... 45 6.5. Mobilität und Regionalentwicklung ...... 45

ANHANG ...... 46 Plätze und Wege in der Region Mondseeland ...... 46 Quellenverzeichnis und Literaturhinweise ...... 49

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Begriffsklärung – Über Räume und Relationen

Was macht einen Raum zum Sozialraum? In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung werden Räume zusehends nicht mehr nur über ihre geografischen, politischen, infrastrukturellen oder wirtschaftlichen Gegebenheiten definiert, sondern es wird immer mehr von ´sozialen Räumen´ gesprochen. Dies bedeutet, dass wir Menschen uns nicht nur den Verhältnissen, in denen wir leben, anpassen, sondern diese auch pro-aktiv gestalten. Die uns umgebenden Räume sind nicht absolut-statisch, sondern relativ und relational zu verstehen. „Mit relational ist gemeint, dass Raum durch die an Orten platzierten Elemente (soziale Güter und Lebewesen) und durch deren Beziehung zueinander entsteht.“1 Soziale Räume stellen somit – abseits räumlich-territorialer Definitionen – vor allem Interaktions-, Beziehungs-, Lern- und Erfahrungsfelder dar2.

Will man die Interaktionen, Beziehungen und Netzwerke in einem bestimmten Sozialraum verstehen lernen und aktiv mitgestalten, erscheint eine Analyse des Sozialraumes nicht nur sinnvoll, sondern geradezu notwendig. In diesem Zusammenhang empfiehlt sich eine systematisch-strukturierte und möglichst ganzheitliche Erfassung des Sozialraumes, z.B. entlang folgender Ebenen:  Materieller und Kultureller Raum – Geografische Lage, natürliches Umfeld, Landschaft, Plätze, Infrastruktur, Gebäude, Straßen, Politik, kulturelle Angebote, etc.  Kulturgeschichtlicher Raum – (Kultur-)Geschichte, Regionalentwicklung und Wirtschaft  Demografischer Raum – Bevölkerungszusammensetzung, -struktur, -verteilung und -entwicklung  Sozialer Raum – Vereins- und Verbandsarbeit, Angebote im Sozial-, Bildungs- und Kulturbereich, ehrenamtliche Aktivitäten, lose organisierte Gruppen, nachbarschaftliche bzw. gemeinschaftliche Strukturen und Initiativen, etc.  Virtueller Raum – Social Media, Foren, Websites & Blogs, etc.

Ziel einer Sozialraumanalyse ist stets, ein Tiefenverständnis über den betreffenden Sozialraum zu entwickeln, durch die Auseinandersetzung mit den Gegebenheiten Beteiligungs-, Lern-, Bildungs- und Kooperationsprozesse zu initiieren sowie relevante Netzwerke und Strukturen kennenzulernen bzw. Teil davon zu werden. Erhebung, Analyse und Intervention sind dabei nicht voneinander zu trennen, sondern ineinander verwoben. D.h., Beobachtung bzw. Analyse ist gleich Intervention.3

1 Noack (2015:76), in Anlehnung an Löw (2001:224ff.) 2 Siehe Deinet, Ulrich (2005): Grundlagen und Schritte sozialräumlicher Konzeptentwicklung. In: Deinert, Ulrich (Hrsg.): Sozialräumliche Jugendarbeit: Grundlagen, Methoden und Praxiskonzepte. Wiesbaden: VS. 13-25. S. 17. 3 Vgl. dazu auch den systemtheoretischen Begriff von Diagnose, nach dem jede Beobachtung einer Intervention gleichkommt, oder aber relevante Methoden im Rahmen des lösungsfokussierten Ansatzes (z.B. Genogramm, Skalierung), die Analyse und Interventionen gleichzeitig darstellen.

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Hinzufügend sei erwähnt, dass eine Sozialraumanalyse de facto nie fertig ist. Vielmehr ist das Papier als Ausgangspunkt für weitere Schritte zu verstehen. Eine konsequente Fortführung sozialraumanalytischer Arbeit – im Sinne eines fortlaufenden Geschehens und als integraler Bestandteil der regulären Jugendarbeit – ist zu empfehlen.

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I. DER SOZIALRAUM MONDSEELAND

In den Monaten September bis Dezember 2020 wurden relevante Informationen zum Sozialraum Mondseeland erhoben. Diese umfassen Recherchen zu regionalen Eckdaten genauso wie Ergebnisse aus praktischen Erhebungen, unter Einsatz sozialräumlicher Methoden (wie z.B. Sozialraumbegehungen, Aktivierende Befragungen, Interviews mit Schlüsselpersonen, Subjektive Landkarten, Cliquenraster oder die Nadelmethode).4 In der Folge sind die wesentlichsten Informationen und Erkenntnisse beschrieben. Den Befragten wurde Anonymität zugesichert, weswegen keine Namen, sondern nur allgemeine Gruppenzuschreibungen (z.B. Jugendliche/r) verwendet werden.

1. MATERIELLER UND KULTURELLER RAUM Geografische Lage, natürliches Umfeld, Landschaft, Plätze, Infrastruktur, Gebäude, Straßen, Politik, kulturelle Angebote, etc.

1.1. Geografie und landwirtschaftliche Nutzung Das gesamte Gebiet der Region Mondseeland erstreckt sich über eine Fläche von 1472,83 km². Die Bevölkerungsdichte beträgt 95/km².5 Die Region stellt den westlichen Teil des oberösterreichischen Salzkammergutes dar; fünf der insgesamt acht Gemeinden grenzen an das Bundesland . Die Nähe zur Stadt Salzburg (ca. 30 km) hat einen starken Einfluss auf die Entwicklung der Region. Das Mondseeland gehört zum Seengebiet im Übergangsbereich vom Alpenvorland zu den nordöstlichen Kalkalpen. Das Territorium zieht sich vom Irrsee über den Mondsee und deren Zuflüssen bis zum Attersee. Der Nordbereich ist durch die sanfte Kuppenlandschaft rund um den Irrsee gekennzeichnet, der Süden durch markante Bergformationen im Westen und Süden des Mondsees6. Das Mondseeland ist stark von einer klein strukturierten, naturnahen Landwirtschaft geprägt. Neben einer geringen Ackernutzung und einem Waldanteil von ca. 50 % herrscht Grünlandwirtschaft vor.

4 Für eine Beschreibung der Methoden siehe etwa Früchtel, Budde (2012) 5 https://www.klimaundenergiemodellregionen.at/showkem.php?id=B569609, 08.10.2020 6 http://www.dasmondseeland.at/die-regmo/region-mondseeland/, 13.10.2020

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1.1.1. Die Seen Der Mondsee liegt westlich des Attersees, das Südufer bildet die Grenze zwischen Oberösterreich und Salzburg. Seine Länge beträgt 11 km, seine Breite maximal 1,5 km, seine Fläche rund 14 km². Am Ostufer ist die typische Silhouette des 1782 Meter hohen Schafbergs zu erkennen, am Südwestufer ragt die Drachenwand (1176 m) empor. Mehr als 80 % der Uferlinie sind verbaut oder durch Einbauten ökologisch beeinträchtigt. Die unmittelbar tangierende A1 garantiert infrastrukturellen Anschluss und touristische Erschließung, aber auch ökologische Herausforderungen.

Der Irrsee, auch Zellersee genannt, erstreckt sich über eine Länge von 5 km und ist an seiner breitesten Stelle etwa 1 km. Als wärmster See des Salzkammerguts (bis zu 27°C) ist er als Badesee im Sommer sehr beliebt. Der gesamte See steht unter Naturschutz und gilt aufgrund der umliegenden Moore, Feuchtwiesen und Schilfgürtel als wichtiger Lebensraum für gefährdete Tierarten7.

1.2. Mondseelandgemeinden Die Region Mondseeland umfasst folgende acht Gemeinden: Mondsee, Tiefgraben, St. Lorenz, Innerschwand am Mondsee, Zell am Moos, Oberhofen am Irrsee, Oberwang und . Bis 2013 waren die Gemeinden unter dem Gerichtsbezirk Mondsee zusammengefasst, seither sind sie dem Gerichts- und gleichzeitig politischen Bezirk Vöcklabruck zugeordnet. Hauptort des Mondseelandes ist die Marktgemeinde Mondsee. Zwischen den Gemeinden existiert eine lebendige Kooperationskultur, samt gemeinsamer Besprechungsstrukturen der amtsführenden Bürgermeister/innen.

7 https://www.seen.de/irrsee/, 09.10.2020

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1.2.1. Einwohner/innen

Gemeinde Einwohner/innen Stand Quelle Mondsee 3.853 1. Jänner 2020 Website Gemeinde Tiefgraben 3.994 1. Jänner 2020 Statistik Austria8 St. Lorenz 2.523 1. Jänner 2020 Website Gemeinde Innerschwand am 1.175 1. Jänner 2020 Website Gemeinde Mondsee Zell am Moos 1.624 1. Jänner 2020 Statistik 1.758 Website Gemeinde Oberhofen am Irrsee 1. Jänner 2020 1.692 Statistik Austria Oberwang 1.737 1. Jänner 2020 Statistik Austria 1.544 Website Gemeinde Unterach am Attersee 1. Jänner 2020 1.515 Statistik Austria Region Mondseeland 18.113 1. Jänner 2020 Gesamt

1.2.2. Gemeinde Mondsee Die Marktgemeinde Mondsee im Hausruckviertel liegt direkt am nördlichen Ufer des gleichnamigen Sees auf einer Höhe von 493 m. Die Gesamtfläche beträgt 16,4 km², wobei 0,6 % der Fläche bewaldet sind, 7,3 % landwirtschaftlich genutzt werden und 83 % der Fläche der Mondsee einnimmt. Nordöstlich erhebt sich der Mondseeberg, südlich der Schober und die Drachenwand, im Westen der Kolomansberg. Der Tourismusort wird von rund 300.000 Tagesgästen im Jahr besucht. Mondsee ist der Ausgangspunkt für 150 km Wanderwege, ein umfangreiches Radwegenetz sowie diverse Wassersportaktivitäten und erfreut sich deshalb bei Sportbegeisterten großer Beliebtheit. Sehenswürdigkeiten: Pfarre St. Michael Mondsee, Pfahlbau- und Klostermuseum Mondsee, Bauern- und Freilichtmuseum Mondsee, Verkehrs- und Ischlerbahnmuseum, Franztaler Heimatstube Mondsee, Evangelische Kirche in Mondsee9

1.2.3. Tiefgraben Die Gemeinde Tiefgraben grenzt sowohl an den Mond- als auch an den Irrsee und umfasst unter anderem das Gebiet Mondseeberg, welches für seine einzigartige Panoramaaussicht bekannt ist. Mit 38,2 km² ist Tiefgraben flächenmäßig die größte der acht Gemeinden; davon sind 52,1 % bewaldet und 41,6 % der Fläche landwirtschaftlich genutzt.

8 Statistik Austria (2021): Bevölkerung zu Jahresbeginn 2002-2021 nach Gemeinden (Gebietsstand 1.1.2020). http://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/bevoelkerung/bevoelkerungsstand_und_veraend erung/bevoelkerung_zu_jahres-_quartalsanfang/index.html, 08.03.2021 9 http://www.gemeinde-mondsee.at/Sehenswuerdigkeiten, 12.10.2020

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Die Tourismusgemeinde ist einerseits ein beliebter Familienbadeort, andererseits schätzen auch Wanderer und Radfahrer die beeindruckende Landschaft. Sehenswürdigkeiten: Aussichtspunkt am Weg zur Radstattkapelle, Erlachmühle, Handlbauer- Kapelle und Statue, Hausstätter Mühle, Kolomansbründl, Kolomanskirche, Radstattkapelle, Wallfahrtskirche Maria Hilf, Wildmoos - Hochmoor10

1.2.4. St. Lorenz Auf einer Höhe von 490 m liegt die Gemeinde St. Lorenz am südwestlichen Ufer des Mondsees, unterhalb der Drachenwand. Die Gesamtfläche beträgt 23,4 km², 38,5 % der Fläche sind bewaldet, 52,1 % der Fläche landwirtschaftlich genutzt. Sehenswürdigkeiten: Aussichtspunkt Mondsee – Wolfgangsee, Bergerbauer-Kapelle, Bichl- Wetterkreuz, Drachenloch, Drachenwand (Klettersteig / Hängebrücke), Filialkirche St. Lorenz, Geringer-Grotte, Kirche St. Lorenz, Kreuzstein, Schatzwandkreuz, Wasserfall Plomberg11

1.2.5. Innerschwand am Mondsee Die Gemeinde Innerschwand am Mondsee befindet sich südöstlich von Mondsee auf 493 m Höhe. 51,3 % der Gesamtfläche von 19 km² sind bewaldet, 38,6 % werden landwirtschaftlich genutzt. Sehenswürdigkeiten: Aussichtspunkt am Weg zur Hochplettspitze, Aussichtsturm Kulmspitz, Filialkirche Loibichl, Langer-Weninger-Wetterkreuz, Strobl-Kapelle12

1.2.6. Zell am Moos Die Gemeinde Zell am Moos liegt am Ostufer des Irrsees auf einer Höhe von 573 m. Die Gesamtfläche beträgt 24,5 km², davon 39,2 % bewaldet, 41,2 % der Fläche landwirtschaftlich genutzt. Sehenswürdigkeiten: Pfarrkirche Zell am Moos, Irrseer Heimatmuseum, Sternwarte Harpoint13, Zeller Ache14

1.2.7. Oberhofen am Irrsee Die Gemeinde Oberhofen am Irrsee liegt am Nordufer des Irrsees auf einer Höhe von 500 m. Die Gesamtfläche beträgt 21,16 km², wobei 34 % der Fläche bewaldet sind und 59 % landwirtschaftlich genutzt werden.

10 https://mondsee.salzkammergut.at/oesterreich-stadt-ort/detail/430001287/tiefgraben-am-mondsee, 12.10.2020 11 https://mondsee.salzkammergut.at/oesterreich/ort/430001280/st-lorenz-am-mondsee.html, 12.10.2020 12 https://mondsee.salzkammergut.at/oesterreich/ort/430001257/innerschwand-am-mondsee.html, 12.10.2020 13 https://www.zell-moos.at/Zell_am_Moos_kennen_lernen, 08.03.2021 14 https://mondsee.salzkammergut.at/oesterreich-poi/detail/401361/zeller-ache.html, 08.03.2021

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Sehenswürdigkeiten: Keltenhügel, Naturschutzgebiet Irrsee Nordmoor, Pfarrkirche Oberhofen, Ruine Wildenegg15

1.2.8. Oberwang Von der Gesamtfläche (38,7 km²) sind 62,8 % bewaldet, 32 % werden landwirtschaftlich genutzt. Sehenswürdigkeiten: Hochplettspitze, Konradkapelle, Konradkirche, Pfarrkirche Oberwang16

1.2.9. Unterach am Attersee Die Ortschaft liegt auf 477 m Höhe am Südende des Attersees und verfügt über eine Fläche von 26,03 km². Aufgrund der auf Pfählen errichteten Uferbebauung und der zahlreichen Boote wurde Unterach früher „Klein-Venedig“ genannt. Sehenswürdigkeiten: Attersee-Schifffahrt - Anlegestelle Unterach, Aussichtsplattform Unterach, Hochmoorgebiet Egelsee, Märchenwanderweg, Naturschutzgebiet Edelkastanienwald, Pfarrkirche "St. Bartholomäus", Viktor Kaplan Denkmal17

15 https://www.oberhofen-irrsee.at/zahlen-fakten/, 12.10.2020 16 https://mondsee.salzkammergut.at/oesterreich/ort/430001266/oberwang-bei-mondsee.html, 12.10.2020 17 https://www.salzkammergut.at/oesterreich-stadt-ort/detail/430001290/unterach-am- attersee.html?tx_ttgtourdata_tdort%5Bcategory%5D=sehenswuerdigkeiten&tx_ttgtourdata_tdort%5Bshow%5D=POI&cHash =2a6a8718c4acd4b628c32dcfb6494c32, 12.10.2020

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2. KULTURGESCHICHTLICHER RAUM (Kultur-)Geschichte, Regionalentwicklung und Wirtschaft

2.1. Kulturgeschichte  Menschliches Siedlungswesen ist am Mondsee schon seit ca. 6000 Jahren nachweisbar.  748 gründet Bayernherzog Odilo das Kloster Mondsee. Unter Führung des Klosters erhielt das Mondseeland seine religiöse, kulturelle und wirtschaftliche Prägung. Es entstand ein geschlossenes Herrschaftsgebiet, das mit dem Land um St. Wolfgang einst zu Bayern gehörte. Das Mondseeland war im ausgehenden Mittelalter rundum von ausländischen Grenzen umgeben: Salzburg als selbständiges geistliches Fürstentum im Süden, Westen und Norden, sowie Österreich im Osten.  1506 wurde das Mondseeland unter Kaiser Maximilian I. Teil von Österreich.  Aus finanziellen Gründen musste Maximilian I. das Mondseeland an das Fürstentum Salzburg verpfänden. Erst 1565 konnte sein Urenkel Maximilian II. mit Hilfe der oberösterreichischen Stände die Pfandsumme aufbringen und das Mondseeland wurde endgültig ein Teil des Landes ob der Enns.  1791 wurde unter Leopold II. das Kloster Mondsee aufgehoben.  1810: Napoleon schenkte dem bayerischen Feldmarshall Carl Philipp von Wrede das ehemalige Kloster Mondsee mit den dazugehörigen Besitzungen. Aus dem Kloster Mondsee wurde das Schloss Mondsee. Die Nachfahren von Carl Philipp von Wrede, die Grafen Almeida, waren bis 1985 Besitzer des Schlosses Mondsee; 1985 wurde das Schloss Mondsee an die Firma Asanger & Hufnagl in Ohlsdorf verkauft.  Seit 1867 gibt es Fremdenverkehr in Mondsee; die erste Dampfschifffahrt begann 1872. 1891 wurde der Ort mit einer Stichstrecke an die Salzkammergutlokalbahn (1957 aufgelassen) angeschlossen.  In den 1870er Jahren wurden Pfahlfelder am Seeboden entdeckt und das Bild der jungsteinzeitlichen Kultur erhielt den Namen Mondseekultur (Fundstätten der Mondseekultur auch im Attersee oder Traunsee sowie Siedlungen in Bayern, Salzburg oder Niederösterreich)18  1. Weltkrieg / Zwischenkriegszeit: Viele Opfer, Lebensmittelknappheit. Überregionale Bedeutung vor allem im Bereich der Kultur: ab 1922 mit dem Mondseer Jedermann, in den Jahren von 1929 bis 1933 mit einem internationalen Zentrum der Musikpädagogik. 1926/27, nach Weltkrieg und Weltwirtschaftskrise erfolgte die Gründung des Fremdenverkehrsverbandes für das Attersee- und Mondseegebiet (davor Verschönerungs- und Geselligkeitsverein Mondsee).

18https://www.museummondsee.at/geschichte/#:~:text=Im%20Jahr%20748%20gr%C3%BCndete%20der,Wolfgang%20einst %20zu%20Bayern%20geh%C3%B6rte, 14.10.2020

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 Nachkriegszeit: Wiederaufbau.  1995/96 wurde der Verein zur Regionalentwicklung Mondseeland gegründet, 2004 entstand der gemeindeübergreifende Tourismusverband, die Tourismusregion MondSeeLand / Mondsee-Irrsee.  24.06 2011: die Mondseer Pfahlbauten werden zum UNESO Welterbe.

2.2. Regionalentwicklung und Wirtschaft Die Region Mondseeland ist gekennzeichnet durch eine klein strukturierte, naturnahe Landwirtschaft, einen hohen Vernetzungsgrad zwischen den beteiligten Gemeinden sowie vom Tourismus. Insbesondere in den letzten Jahren sind darüber hinaus große Bemühungen in den Bereichen Energie und Klimaschutz erkennbar. So ist Mondseeland etwa seit 2015 Klima- und Energie-Modellregion.19 Sieben Gemeinden (Mondsee, Tiefgraben, St. Lorenz, Innerschwand am Mondsee, Zell am Moos, Oberhofen am Irrsee, Oberwang,) sind Teil der KEM Mondseeland (Klima- und Energielandregion Mondseeland). Die KEM hat sich als Ziele eine Steigerung der Energieeffizienz und des Anteils an erneuerbaren Energien sowie Klimaschutz und Energieeinsparung gesetzt. KEM Projekte umfassen die Bereiche Mobilität, Solarenergie, Klimaschulen, Wasserkraft und Energie/Bewusstseinsbildung. Die lebendige Kooperationskultur der beteiligten Gemeinden drückt sich auch durch die REGMO – Regionalentwicklung Mondsee20 – aus. Die REGMO ist ein Verein zur Regionalentwicklung Mondseeland und ein Zusammenschluss aller Gemeinden des Mondseelandes für eine gemeinsame, positive und nachhaltige Entwicklung der Region. Der Verein wurde 1995 im Rahmen des LEADER-Programms gegründet. Ziel der REGMO ist die Implementierung von vor allem regional bedeutsamen Projekten in den Bereichen Landwirtschaft, Tourismus, Wirtschaft, Kunst und Kultur, Natur, Umwelt und Energie, Jugend, Bildung, Soziales und Gender. Umgesetzt werden die Projekte mit Unterstützung des LEADER- EU-Förderprogrammes sowie des Programmes Klima- und Energiemodellregionen des Klima- und Energiefonds Österreich. Unterach am Attersee war in den ersten beiden LEADER-Umsetzungsperioden Teil der REGMO, gehört jetzt jedoch dem Regionalentwicklungsverein Attersee-Attergau (Regatta) an. Entsprechend der natürlichen Gegebenheiten spielen die Gewässer der Region sowie Wasser selbst eine bedeutende Rolle, nicht nur für den Tourismus. In der Region befinden sich drei wissenschaftliche Institute (Bundesamt für Wasserwirtschaft in Scharfling, Fischzuchtanstalt Mondsee, Limnologisches Institut der Akademie der Wissenschaften in Tiefgraben) sowie mehrere Wirtschaftsbetriebe, die sich mit dem Thema Wasser (BWT, Camaro) beschäftigen. 2007 wurde das Technologiezentrum Mondseeland mit dem Schwerpunkt Wasser- und

19 https://www.klimaundenergiemodellregionen.at/modellregionen/liste-der-regionen/getregion/422; 08.01.2021 20 http://www.dasmondseeland.at/, 08.01.2021

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Umwelttechnik gebaut. Der Verbund der Technologiezentren hat sich unter anderem dem Ziel verschrieben, die Gewässer in ihrer Qualität zu erhalten bzw. zu verbessern21.

2.3. Verkehrsanbindung und Infrastruktur Die Region wird von der Westautobahn A1 durchquert und ist über die Autobahnabfahrten Mondsee und Oberwang (seit 2006) unmittelbar erschlossen. Die Westbahn kreuzt die Region am Bahnhof Oberhofen. Der öffentliche Personennahverkehr ist bedingt ausgebaut. Abgesehen von den ca. halbstündlichen Bus-Transfers zwischen Mondsee und Salzburg gibt es innerhalb der Region und in die Bezirkshauptstadt Vöcklabruck nur mangelhaft Bus- Verbindungen (ausschließlich werktags, bis zum frühen Abend).

2.4. Tourismus Der Tourismus stellt für die Region einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar. Besonders im Sommer bietet das Mondseeland eine Vielfalt an sportlichen Aktivitäten – sei es beim Baden in einem der Seen, beim Radfahren (sowohl Mountainbike als auch Rennrad), beim Wandern oder beim Erproben diverser Wassersportarten. Zudem finden sich Möglichkeiten zum Fischen und Golfen. Auch das Seefest Mondsee und der Advent in Mondsee locken jährlich Besucher/innen in die Region. Im Winter gibt es v.a. Angebote zum Eislaufen, Rodeln, Winterwandern und Langlaufen.

21 http://www.dasmondseeland.at/klima-und-energiemodellregion-mondseeland/, 14.10.2020

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3. DEMOGRAFISCHER RAUM Bevölkerungszusammensetzung, -struktur, -verteilung und -entwicklung

Das Mondseeland gilt aufgrund der topographischen Gegebenheiten, der kleinstrukturierten Besiedlung und Landwirtschaft, bei gleichzeitig guter wirtschaftlicher wie sozialer Infrastruktur und der Nähe zu Salzburg als attraktiver Lebensraum. Entsprechend überrascht es wenig, dass – verglichen mit Gesamt-Oberösterreich – die Bevölkerung in den letzten 20 Jahren deutlich überdurchschnittlich gewachsen ist (z.B. im Zeitraum von 2001-2013 um +7,5 % bei +3,0 % Landesdurchschnitt von Oberösterreich). Relativ am stärksten sind Tiefgraben (ca. +25 % seit 2001), Oberhofen (ca. +20 % seit 2001) und St. Lorenz (ca. +20 % seit 2001) gewachsen. Die Arbeitslosigkeit in der Region (vor der Covid-19 Pandemie) ist mit Werten zwischen 1,9 % (Innerschwand) und 4,3 % (Mondsee) über die acht Gemeinden bzw. einem regionalen Durchschnittswert von 2,69 % gering22 (im Vergleich dazu Österreich: 4,5 % Jahresdurchschnitt 201923). Die allgemeine Bildungsverteilung der Region liegt in etwa im oberösterreichischen Mittel (Stand 2017)24, wenngleich auffällt, dass der Ausbildungsgrad im tertiären Bereich (Fachhochschulen, Universitäten) überdurchschnittlich ausgeprägt ist25. Der Anteil an nicht-österreichischen Staatsbürger/innen liegt mit 10,13 % für die Region Mondseeland unter dem oberösterreichischen Vergleichswert von 13,20 % (Stand: Jahresende 2019).26 Abgesehen von Mondsee (22,70 %) und Unterach (12,40 %) leben in allen Gemeinden weniger als 10 % nicht-österreichischer Staatsbürger/innen. Hinzufügend sei erwähnt, dass 2 davon etwa /3 auf Europäer/innen (großteils EU) bzw. alleine ca. 40 % auf deutsche Staatsbürger/innen entfallen. Der Anteil an Minderjährigen zwischen 10 und 19 Jahren liegt mit 10,51 % für alle acht Mondseelandgemeinden im oberösterreichischen Schnitt (10 %).

22 https://simil.io/politisch/voecklabruck/mondsee/arbeitslosigkeit, 18.01.2021 23http://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/arbeitsmarkt/arbeitslose_arbeitssuchende/index. html, 18.01.2021 24 https://www.land-oberoesterreich.gv.at/202655.htm, 18.01.2021 25 https://simil.io/politisch/oberoesterreich/tertiaere-bildung, 18.01.2021 26 https://www.land-oberoesterreich.gv.at/129737.htm, 18.01.2021

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4. SOZIALER RAUM Vereins- und Verbandsarbeit, Angebote im Sozial-, Bildungs- und Kulturbereich, ehrenamtliche Aktivitäten, lose organisierte Gruppen, nachbarschaftliche und gemeinschaftliche Strukturen und Initiativen, etc.

Ein Gutteil der Bildungsinstitutionen und Museen sowie nahezu alle psychosozialen und medizinischen, aber auch jugendrelevanten Einrichtungen der Region konzentrieren sich auf die Gemeinde Mondsee, wodurch deren Bedeutung als regionales Zentrum zum Ausdruck kommt. Ergänzt wird dieses Angebot durch ein vielfältiges und breites Vereinsleben mit hoher Bedeutung im gesamten Mondseeland sowie gemeindenahe, private und nachbarschaftliche Initiativen.

Eine Übersicht der wichtigsten Organisationen findet sich nachfolgend:

4.1. Bildung und Kultur

4.1.1. Kindergärten und Schulen Mondsee verfügt neben Krabbelstuben, Kindergärten, Volks- und Mittelschulen sowie Polytechnikum auch über Bildungseinrichtungen mit Schwerpunktsetzungen, wie die Sportmittelschule Mondsee oder das Pädagogische Zentrum Mondsee. Ergänzt wird das Angebot im formalen Bildungsbereich durch die Landesmusikschule Mondsee. Kindergärten und Volksschulen werden zudem in allen Mondseeland-Gemeinden betrieben. Weiterführende Schulen (Gymnasien, berufsbildende Schulen) sind im näheren und weiteren Umfeld angesiedelt, mit einer Konzentration in Salzburg. Insgesamt erscheint (im Vergleich mit anderen Regionen ähnlicher Bevölkerungsstruktur) das Angebot formaler Bildungseinrichtungen überdurchschnittlich gut.

4.1.2. Museen in der Region Mondseeland  Pfahlbau- und Klostermuseum (Wredepl. 1, 5310 Mondsee)  Bauern- und Freilichtmuseum (Hilfberg 6, 5310 Mondsee)  Verkehrs- und Ischlerbahnmuseum (Seebadstraße 2, 5310 Mondsee)  Franztaler Heimatstube (Dr.Franz-Müller-Straße 3/1, 5310 Mondsee)  Irrseer Heimatmuseum (Dorfstraße 20, 4893 Zell am Moos am Irrsee)

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4.1.3. Vereine Die Region Mondseeland weist ein ausgeprägtes Vereinswesen auf, welches ein vielfältiges Angebot im kulturellen, sozialen sowie Freizeit- bzw. Sportbereich garantiert und auch einen zentralen Teil zur (ehrenamtlichen) Jugendarbeit beiträgt. Neben Vereinen, die in nahezu allen Gemeinden vorzufinden sind und wesentliche soziale Infrastrukturen widerspiegeln – wie Freiwillige Feuerwehren oder Sportvereine –, fällt die relativ hohe Dichte an Musikvereinen und Sängerbünden sowie Trachten-, Heimat-, Prangerschützen- und Goldhaubenvereinen auf, die vor allem der Traditions- und Brauchtumspflege verschrieben sind. Wenig überraschend existieren in einem Teil der Mondseelandgemeinden Vereine mit unmittelbarem See- oder Fischereibezug (etwa Fischereiverein Mondsee, Wasserrettung Loibichl (Innerschwand am Mondsee) oder Yachtclub Unterach). Darüber hinaus ist eine Vielfalt von Vereinen im sozialen, kulturellen oder zivilgesellschaftlichen Bereich zu beobachten. Exemplarisch seien erwähnt27: Junge Bühne (Mondsee), Basilika St. Michael Mondsee, Kulturraum Gut Oberhofen (Oberhofen am Irrsee), Frauenteam Innerschwand, Gemeinschaftsgarten „Die Mondsäer“ (Mondsee), Zeitband für Alt und Jung (Innerschwand am Mondsee). Vereine mit gemeindeübergreifender, regionaler Relevanz – wie der Dachverein zur Regionalentwicklung Fuschlseeregion Mondseeland, Amnesty International Gruppe Mondsee, Attac Regionalgruppe Mondsee, Frauen: Fachakademie Mondsee, etc. – sind größtenteils in Mondsee verortet, was dessen Bedeutung als regionales Zentrum des Mondseelands unterstreicht. Initiativen und Vereine im Bereich alternativer Jugendarbeit bzw. -kultur fehlen.

4.2. Medizinischer und psychosozialer Bereich

4.2.1. Rotes Kreuz Ortsstelle Mondsee

(Prielhofstraße 2, 5310 Mondsee) Die Ortsstelle Mondsee umfasst über 120 Mitarbeiter/innen28 und versorgt die Gemeinden Mondsee, Tiefgraben, St. Lorenz, Oberhofen, Zell am Moos, Innerschwand und die A1 im Bereich Mondsee.29

27 Obige Auflistung erfüllt keineswegs den Anspruch der Vollständigkeit, sondern ist exemplarisch zu verstehen. 28 https://www.ml24.at/wirtschaft/rotes-kreuz-mondsee; 08.03.2021 29 https://mondsee.salzkammergut.at/oesterreich-poi/detail/100644/rettung.html; 08.03.2021

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4.2.2. Familienbundzentrum Mondseeland in Mondsee (Schloßhof 6, 5310 Mondsee) „Betreuung – Bildung – Beratung - Begegnung“ – Unterstützung von Eltern, Workshops, Elternberatung, Beratung in der Schwangerschaft.30

4.2.3. Sozialberatungsstelle Mondsee (Ludwig Angerer-Gasse 3, 5310 Mondsee) Hilfe bei Wohnungslosigkeit und schwierigen Lebenssituationen; Vermittlung von mobiler Hilfe (Hauskrankenhilfe, Essen auf Rädern, Altenpflege); Pflegestufenanträge; Informationen über diverse Hilfsangebote; Hilfestellung bei Behördenangelegenheiten.31

4.2.4. NORA - Beratung für Frauen und Familien in Mondsee (Schloßhof, 5310 Mondsee) N= Neubeginn O= Orientierung R= Recht A= Arbeit Begleitung von Frauen, Mädchen und Familien in schwierigen Lebenssituationen. Ziele sind unter anderem: Vernetzung von Frauen im Mondseeland; Schaffung einer Informations- und Kommunikationsdrehscheibe für frauenspezifische Themen; Förderung von Frauen und Mädchen im Mondseeland in gesellschaftlichen, sozialen und beruflichen Angelegenheiten; Höherqualifizierung von Frauen und Mädchen, Chancengleichheit in der Arbeitswelt.32

4.2.5. Alkoholberatungsstelle Mondsee / Außenstelle des Bezirks Vöcklabruck (Kirchengasse 1, 5310 Mondsee) Beratung und Betreuung von Alkoholkranken und deren Angehörigen; Hilfestellung bei der sozialen und beruflichen Rehabilitation.33

30 https://ooe.familienbund.at/de/familienbundzentren/standorte/mondseeland.html, 04.11.2020 31 http://www.gemeinde-mondsee.at/Gesundheit_Soziales/Sozialberatungsstelle, 20.10.2020 32 https://www.nora-beratung.at/nora.html, 04.11.2020 33 https://www.land-oberoesterreich.gv.at/32126.htm, 04.11.2020

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4.2.6. Wir und Ihr (St. Lorenz 37, 5310 St. Lorenz) Verein für Mitmenschen mit Behinderungen und Einschränkungen aller Art. Der Verein hat seinen Sitz in St. Lorenz, unterstützt Menschen mit speziellen Bedürfnissen nach ihrer schulischen Ausbildung oder nach dem Ausscheiden aus dem Berufsalltag aufgrund von Einschränkungen oder Schicksalsschlägen aller Art.34

4.2.7. Lebenshilfe Mondsee (Krankenhausstraße 6, 5310 Mondsee) Tagesheimstätte, Wohnheim, Werkstätte für Menschen mit Beeinträchtigungen.

4.2.8. Mobiles Palliativteam Salzkammergut (Dr.-Anton-Bruckner-Straße 27 4840 Vöcklabruck) Mobile Schmerztherapie, Symptomkontrolle, Palliativpflege und psychosozialer Begleitung. Das Team betreut die Bezirke Vöcklabruck und Gmunden und ist rund um die Uhr im Einsatz.35

4.2.9. Sozialmarkt Mondseeland (Herzog Odilo-Straße 3, 5310 Mondsee) Gemeinnütziger Verein, dessen Ziel es ist, Menschen mit geringem Einkommen zu unterstützen. Firmen und Unternehmen ermöglichen den Verkauf von günstigen Lebensmitteln.36

4.2.10. CARLA Mondsee (CARitas LAden) (Rainerstraße 22, 5310 Mondsee) CARLA Mondsee bietet Kleidung, Gebrauchsgegenstände und andere Dinge zu günstigen Preisen an. Alle Produkte stammen aus Spenden; der Ertrag kommt Menschen in Not zugute.37

34 https://www.wir-und-ihr.at, 04.11.2020 35 https://www.hospiz-voecklabruck.at/mobiles-palliativteam/, 04.11.2020 36 http://www.gemeinde-mondsee.at/Gesundheit_Soziales/Sozialmarkt_Mondsee, 20.10.2020 37 https://www.caritas-linz.at/hilfe-angebote/shops/carla-second- hand/?gclid=CjwKCAiAv4n9BRA9EiwA30WND6rY8NSdcmy7LBEuxiyebQwqUeO9nHD7pcSK9KB93H9o3iojtizwPxoCegkQAvD_B wE, 04.11.2020

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4.2.11. Zeitbank Innerschwand am Mondsee (Baumgarten 8, 5311 Innerschwand am Mondsee) Gemeinnütziger Verein, der Nachbarschaftshilfe aktiv fördert. Durch gegenseitiges Geben und Nehmen ohne Geld möchte der Verein den Zusammenhalt und das soziale Miteinander in der Gemeinde fördern und stärken.38

4.3. Sonstige Angebote Zusätzlich zu obig genannten Angeboten scheinen im Kontext der Sozialraumanalyse vor allem folgende relevant, die zwar in Vöcklabruck verortet sind und entsprechend nur limitierte, nicht unmittelbare regional (im Mondseeland) verankerte Ressourcen zur Verfügung stellen können, aber aufgrund ihres Tätigkeitsumfangs für die Lebenswelt von Jugendlichen und deren Familien zentral erscheinen:  AMS – Arbeitsmarktservice Vöcklabruck39  Jugendcoaching, Soziale Initiative gemeinn. GmbH40  Streetwork, Verein I.S.I.41  Kinder- und Jugendhilfe, Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck42  Mobile sozialpädagogische Angebote, unterschiedliche Anbieter (siehe weiter unten)

38 http://www.zeitbankplus.eu/index.php?id=44, 04.11.2020 39 https://www.ams.at/regionen/oberoesterreich/geschaeftsstellen/ams-voecklabruck, 10.12.2020 40 http://www.soziale-initiative.at/kontakt/berufliche-integration/we-need-you-jugendcoaching/, 10.12.2020 41 http://www.streetwork.at/voecklabruck/marianne-thorsten/, 10.12.2020 42 https://www.land-oberoesterreich.gv.at/24179.htm, 10.12.2020

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5. VIRTUELLER RAUM Social Media, Foren, Websites & Blogs, etc.

Sämtliche Gemeinden verfügen über eine allgemeine Website. Etwaige zentrale informelle oder offizielle jugendrelevante Seiten, Gruppen, Foren, etc. konnten nicht eruiert werden. Die meisten Kontakte unter den Jugendlichen werden auf privater Basis über Portale wie WhatsApp, Instagram, Signal oder Snapchat gepflogen. Entsprechend verbleibt in Bezug auf eine Kartographierung des virtuellen Raums der Hinweis auf offizielle Portale:

5.1. Websites  http://www.mondseeland-info.com/ Informationen über Unterkünfte, Lokale und Restaurants, Sportangebote und Wellness, Kultur und Immobilien, Seminare und Tagungen, allgemeine Informationen über die Region (Seen, Berge, heimische Fauna und Flora).  https://www.mondseeland.org/mondseeland.html Geschichte, Unterkünfte, Freizeitangebote, Jobbörse, Dienstleistungen, Ausflugsziele.  http://www.dasmondseeland.at/ KEM – Klimaschutz und Energie Mondseeland, Wasserkraft.  https://360perspektiven.com/projekte/mondseeland/ Luft-Perspektive über das Mondseeland.  https://www.ml24.at/ Allgemeine Informations- und Angebotsseite – Markplatz, Veranstaltungen, Autos und Fahrzeuge, Jobs und Personal, Plakatwand.  https://mondsee.salzkammergut.at/ Ausflugsziele der einzelnen Regionen im Mondseeland, sportliche Aktivitäten, (kulturelle) Veranstaltungen, Hotels, Lokale.

5.2. Facebook https://de-de.facebook.com/mondseeland24/ Die Seite ist auf aktuellem Stand, mit fast täglichen Postings und Informationen (Veranstaltungen, Gewinnspiele, Adventskalender im Dezember usw.).

5.3. Instagram https://www.instagram.com/explore/tags/mondseeland/?hl=de

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II. JUGEND IN MONDSEELAND

Vorausschickend sei erwähnt, dass es „die Jugend“ nicht gibt. Vielmehr sind unterschiedliche Gruppierungen erkennbar, die nach folgenden Kategorien zusammengefasst werden könnten (Auflistung ohne Anspruch auf Vollständigkeit):  Verbandliche und vereinsrelevante Gruppen (inkl. Sportvereine, Freiwillige Feuerwehr, Musikvereine, etc.)  Schüler/innen, vor allem der Mittelschulen und der Polytechnischen Schule in Mondsee  Selbstorganisierte Gruppen – Jugendliche aus der Region Mondseeland bzw. umliegenden Gemeinden  Einzelne Jugendliche oder kleine Gruppen, ohne nach außen hin erkennbare Gruppenstruktur

Ein Gutteil der Jugendlichen in der Region Mondseeland wird durch die beiden erstgenannten Kategorien beschrieben. Parallel dazu gibt es eine veritable Anzahl von Jugendlichen, die durch institutionalisierte Angebote nicht angesprochen werden und Freiräume für sich erschließen wollen. Zu betonen ist, dass diese Jugendlichen keine „Gegenkultur“ darstellen. Vielmehr zeigen sich diese sehr offen, kommunikativ und kooperativ – und sind daher eher im Sinne einer alternativen Jugendkultur zu verstehen.

Selbst wenn die vorliegende Sozialraumanalyse den gesamten Sozialraum Mondseeland – und damit alle Jugendlichen – umfasst, wurde in der Erhebungsphase ein gewisser Schwerpunkt auf oben genannte selbstorganisierte Gruppen bzw. einzelne Jugendliche oder kleine, nicht klar organisierte Gruppen gelegt. Dies steht in Einklang mit dem grundsätzlichen Anliegen der Gemeinden, insbesondere für diese Jugendlichen Angebotsperspektiven zu entwickeln.

Diese Fokus-Gruppen von Jugendlichen umfassen unter anderem eine Gruppe von 30-40 Jugendlichen im Alter von 12-17 Jahren, weiblich und männlich. Diese sind gut situiert, in der Regel mit beiden Elternteilen im Familiensystem; oftmals sind beide Eltern berufstätig. Die Jugendlichen sind durchwegs in Schulbildung (NMS, Polytechnikum), am Übergang zu einer Lehre oder bereits in Lehre befindlich. Zentrale lebensweltliche Themen betreffen kohortentypische Bereiche wie z.B. „mit Freunden Zeit verbringen“, emotionale Belange, Beziehung und Sexualität, Drogen und Drogenkonsum, Emanzipierung von Elternhaus und Erwachsenen. Zudem grenzt sich diese Gruppe bewusst von traditionellen und volkskulturellen Gruppen ab. Ein Gutteil der Kommunikation erfolgt über soziale Medien.

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1. TREFFPUNKTE UND ÖFFENTLICHER RAUM Ein großer Teil der Jugendlichen aus den Gemeinden Mondsee, Tiefgraben, St. Lorenz, Innerschwand, Zell am Moos und Oberhofen am Irrsee verbringen ihre Freizeit in Mondsee; Jugendliche aus Oberwang und Unterach tendenziell wenig bis gar nicht. Jedoch ist festzuhalten, dass viele Jugendliche aus sämtlichen Mondseeland-Gemeinden in die Mittelschulen bzw. in die Polytechnische Schule Mondsee gehen. Weitere relevante Schulstandorte befinden sich in St. Georgen i. A. und Vöcklabruck.

Abgesehen von klar infrastrukturell verorteten Räumen, die meist mit Vereinen in der jeweiligen Gemeinde in Verbindung stehen (Sport- bzw. Fußballplatz, Feuerwehrhaus, etc.) und von einem Großteil aller Jugendlichen genutzt werden, befanden sich die im Herbst 2020 am häufigsten frequentierten Aufenthaltsorte in Mondsee – konkret zwischen Sportplatz (Pavillon), Promenade bzw. Seeufer, Kneippweg, Busbahnhof und Spar, mangels Alternativen meist in der Nähe von öffentlichen Bänken, die an den Verbindungswegen liegen. Siehe dazu die folgende Übersicht (Abb. 1), auf der die sogenannte „Mondseeachse“ eingezeichnet ist, welche die wichtigsten Plätze und Wege der selbstorganisierten Gruppen umfasst.

Abbildung 1: „Mondseeachse“ (Legende und Erläuterungen siehe Anhang)

Entlang dieser Achse befinden sich die meisten Treffpunkte der Jugendlichen. Ähnlich stark frequentierte Plätze findet man in den umliegenden Gemeinden nicht.

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Der Marktkern Mondsees wird von den Jugendlichen tendenziell gemieden. Die Jugendlichen geben an, dass der Ortskern für sie uninteressant gestaltet ist und sie sich von den touristisch genutzten Gebieten, den Marktplätzen und Geschäftsstraßen fernhalten wollen. Außergewöhnlich erscheint, dass die Plätze entlang der „Mondseeachse“ exponiert sind und sich mitten im öffentlichen Raum des (stark touristisch geprägten) Gemeindegebietes befinden. D.h., den Jugendlichen geht es weniger darum, sich ´zu verstecken´; vielmehr bringen sie (auch verbal) zum Ausdruck, dass sie Plätze brauchen, an denen sie sich treffen können.

Die sozialräumlichen Erhebungen in den Gemeinden außerhalb Mondsees ergab, dass es sowohl lokale und ortsbekannte Treffpunkte gibt, die von Jugendlichen regelmäßig aufgesucht werden wie auch Örtlichkeiten, die entsprechend Bedürfnis oder Saison bzw. Wetter beansprucht werden (Abb. 2).

Abbildung 2: Plätze außerhalb der Gemeinde Mondsee (Legende und Erläuterungen siehe Anhang)

Im Sommer wird etwa der öffentliche Badeplatz in Schwarzindien (Nähe St. Lorenz) gerne besucht. Einige Jugendliche aus Oberwang orientieren sich eher in Richtung St. Georgen i. A., auch um dort angesiedelten Vereinsaktivitäten nachzugehen. Steinbrüche in Scharfling sowie Forststraßen und Waldplätze zwischen Unterach, Scharfling und Irrsee bzw. andernorts können aufgrund der gegebenen Mobilität gut erreicht werden und weisen den Vorteil auf, dass diese

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Plätze den Jugendlichen vorbehalten sind bzw. nur schwer von Erwachsenen oder Außenstehenden in Erfahrung gebracht werden können. Einige Erwachsene identifizierten „Hotspots“, die man fortlaufend beobachten müsse, z.B. die Unterführung der Landesstraße in Innerschwand oder der öffentliche Badeplatz in Tiefgraben. Zudem kommt privaten Hütten eine gewisse Rolle zu. Im Winter bzw. bei schlechten Wetterlagen stehen ausschließlich jene Räumlichkeiten zur Verfügung, die von Vereinen angeboten werden. Andere wintertaugliche Plätze fehlen zur Gänze. Entsprechend werden die Sommerplätze auch während der kalten Jahreszeiten frequentiert (wenn auch nicht so intensiv) bzw. private Unterkünfte aufgesucht. Ein attraktives Ausweichgebiet während der Wintermonate scheint zudem Salzburg zu sein.

Ergänzend sei hinzugefügt, dass auch virtuelle Räume als organischer Teil der jugendlichen Lebenswelt gelten: Ein Gutteil der Freizeit bzw. der Treffen finden online statt. Dies ist zu beachten und bei der Planung und Umsetzung von Jugendangeboten zu berücksichtigen. Insgesamt betrachtet, lassen sich – zumindest während der wärmeren Jahreszeiten – eindeutige Treffpunkte und Wege erkennen (siehe dazu auch die Abbildungen im Anhang). Die Jugendlichen beschränken sich nicht auf einige wenige Örtlichkeiten, sondern sind im gesamten regionalen Gebiet unterwegs. Plätze, an denen sich verschiedene Jugendgruppen regelmäßig zusammenfinden, sind auf Mondsee konzentriert. Entsprechend existiert hier auch der größte Bedarf zur Schaffung infrastruktureller Voraussetzungen sowie professioneller Jugendarbeit.

2. INTERESSEN UND AKTIVITÄTEN Das Interessensspektrum der Jugendlichen präsentiert sich vielfältig und spiegelt die regionstypische Ausrichtung – zwischen stark ländlichen Lebensräumen und der Nähe zu den (für österreichische Verhältnisse) großstädtischen Gebieten Salzburgs – wider. Dieses reicht von Moped- und Traktorfahren über Vereinsaktivitäten und Sport oder Gaming (Online-Spiele) bis hin zu alternativen Jugendkulturen und ´Chillen´. Das durchgängigste und wohl zentralste Bedürfnis in Bezug auf Freizeitgestaltung lautet: „Abhängen und Chillen“. Oftmals durch Erwachsene als „Nichts-tun“ missinterpretiert, wird durch diesen Begriff vor allem der Wunsch der Jugendlichen zum Ausdruck gebracht, Plätze zur Verfügung zu haben, die sie ´unbeobachtet´ und ´bedingungslos´ nutzen können, an denen sie weder Konsum- noch Leistungsdruck entsprechen, auch keinen Terminen oder Agenden folgen müssen – sondern wo sie sich einfach treffen und miteinander in Kontakt sein können.

Aktuell stehen keine derartigen Plätze oder Räumlichkeiten zur Verfügung. Jene Örtlichkeiten, die Jugendliche aufsuchen können, befinden sich entweder „ungeschützt“ im öffentlichen

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Raum oder stehen mit Lokalen und Veranstaltungen in Verbindung – wenig niederschwellig, mit fixen, fremdbestimmten Rahmenbedingungen und/oder Eintrittspreisen. Konkret nachgefragt, haben die Jugendlichen angegeben, dass vor allem folgende Angebote in Mondsee(land) fehlen würden:  Skatepark auf aktuellen Stand (Bauweise, Ausstattung, Rampen)  Kino, Hallenbad  Textilgeschäfte, die für Jugendliche Interessant sind  Plätze, die nicht vorrangig von Kleinkindern und deren Eltern genutzt werden (Spielplätze)  Plätze, die nicht von der Polizei kontrolliert werden und die Wärme, Trockenheit sowie ausreichend Platz bieten

3. KOMMUNIKATION Wir konnten beobachten, dass unter den Jugendlichen eine sehr offene Gesprächskultur herrscht und sie gerne mit anderen (etwa uns) in Kontakt treten. Unsere Begegnungen mit ihnen waren durchgängig von Respekt, Offenheit und hoher Kooperationsbereitschaft geprägt. Die Jugendlichen haben wiederholt betont, dass sie an der Entwicklung etwaiger Angebote aktiv mitwirken würden. Hauptkommunikationsmittel abseits von physischen Treffen – und mitunter auch während dieser – ist das Mobiltelefon bzw. die damit assoziierten sozialen Medien und Messenger- Dienste, etwa Snapchat, Signal, WhatsApp, etc. Es existieren keine jugendspezifischen Informationsstellen oder -kanäle. Lediglich einen Teil dieser Funktion übernehmen Streetwork, Jugendcoaching und Nora.

4. MOBILITÄT In Bezug auf Mobilitätsfragen kommt der Gemeinde Mondsee aufgrund der infrastrukturellen Gegebenheiten sowie des schulischen Einzugsgebietes die Rolle eines regionalen Zentrums zu. Die Jugend Mondseeland agiert mobil, wechselt ihre Aufenthaltsorte zwischen Mondsee und den umliegenden Ortschaften. Die regionalen Verkehrswege werden entweder individuell, mittels Moped und Auto oder öffentlich zurückgelegt. Ein großer Teil der Jugendlichen nützt die öffentlichen Verbindungen (Bus), um sich zwischen Mondsee und ihren Heimatorten zu bewegen. Entsprechend hat der Busbahnhof in Mondsee hohe Bedeutung als regionaler Verkehrsknotenpunkt, Treffpunkt der Jugendlichen, aber auch als „Hotspot“, da die Ansammlungen, gepaart mit Lärmentwicklung und Müll, regelmäßig für Unmut aufseiten der Erwachsenen sorgten.

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Zudem ist eine gute Anbindung zur Stadt Salzburg gegebenen, das als wichtigstes überregionales Gebiet und jugendkultureller Kristallisationspunkt zu verstehen ist. Im Vergleich dazu ist (allenfalls mit Ausnahme von Jugendlichen aus Oberwang und Unterach) eine Orientierung in Richtung der Bezirkshauptstadt Vöcklabruck kaum bemerkbar – was mitunter negative Auswirkungen auf die Inanspruchnahme von Unterstützungsleistungen im beruflichen und psychosozialen Bereich (AMS Ausbildungsmaßnahmen, Suchtberatungsstelle, etc.) hat. Abbildung 3 stellt eine Übersicht der wichtigsten regionalen und überregionalen Wege dar. Sobald ein Auto zur Verfügung steht, verlagern sich Freizeitaktivitäten insgesamt oft nach Salzburg.

Abbildung 3: Zentrale Verkehrsachsen Region Mondseeland (Legende und Erläuterungen siehe Anhang)

5. BILDUNG, BETEILIGUNG UND JUGENDPOLITIK Das Angebot formaler Bildungseinrichtungen erscheint überdurchschnittlich gut. Hingegen sind im Bereich non-formaler Bildungsangebote keine spezifischen Akzente erkennbar oder identifizierbar. Im Bereich der Beteiligung zeigt sich ein ähnliches Bild. Die bestehenden Möglichkeiten befinden sich im für Österreich durchschnittlichen Bereich und gehen über die persönliche Meinungsäußerung am einen Ende des Spektrums bzw. dem Recht zu wählen am anderen Ende nicht hinaus. Etwaige jugendpolitische Initiativen, Parteistellung für jugendliche Interessen oder Beteiligungsformen im Kontext der Gemeindepolitik oder Regionalentwicklung konnten nicht ausfindig gemacht werden. Die bestehenden Formen der Einbindung von Jugendlichen

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seien laut Aussagen von Netzwerkpartnern/innen traditionsbewusst und stark an Parteizugehörigkeiten gebunden. Interessant erscheinen in diesem Zusammenhang die Jugendkontaktpersonen von Bedeutung. Diese gibt es in allen Gemeinden, sie verfügen über lokales Spezialwissen und könnten eine wichtige Schnittstellenfunktion zwischen Politik, Verwaltung und professioneller Jugendarbeit bzw. Jugendlichen einnehmen.

Insgesamt erscheint für die durchgängige Repräsentanz von Jugendagenden in der Weiterentwicklung der Gemeinden eine intensive Vernetzung und Kooperation zwischen professionellen Jugendarbeiter/innen, Jugendkontaktbeamten, Schulen, Polizei und Politik von wesentlicher Bedeutung zu sein, da die Jugendlichen selbst wenig Interesse daran zeigen, sich politisch zu engagieren oder diesbezüglich Verantwortung zu übernehmen43.

6. JUGENDKULTUR Ein Gutteil der jugendkulturellen Angebote in der Region wird über Vereine bzw. deren Jugendsektionen organisiert. Es wird von allen Befragten unisono angegeben, dass in der Region Mondseeland ein reges und lebendiges Vereinsleben existiert, welches einen großen und wertvollen Teil auch der Jugendarbeit abdeckt. Gleichzeitig ist festzuhalten, dass diese Angebote bei weitem nicht alle Jugendlichen erreichen. Alternative jugendkulturelle Veranstaltungen fehlen nahezu völlig. Entsprechend verwundert eine „rege Verabredungskultur“ bzw. ein Ausweichen nach Salzburg wenig. Lokale, Bars oder Diskotheken, die spezifisch von Jugendlichen besucht werden können, gibt es in den Mondseegemeinden nur bedingt: die Rössl-Bar und die Mondsee-Alm sind lediglich für einen Teil der Jugendlichen interessant. Somit findet der Rest des klassischen Nachtlebens überwiegend in Salzburg statt.

Es existieren keine klar zu trennenden ´Szenen´ (Skater, Hip-Hopper, Punks, etc.) oder strikte Grenzziehungen zwischen einzelnen Gruppen, auch nicht aufgrund von soziodemographischen oder spezifischen lebensstilbezogenen Merkmalen. Vielmehr ist ein hohes Bedürfnis zu verzeichnen, Zeit miteinander verbringen zu können – ohne die Notwendigkeit, etwas Bestimmtes tun oder konsumieren zu müssen, sowie unabhängig von Wetterlagen: „Das Zusammensitzen ist schon Teil einer Jugendkultur“ (Netzwerkpartner/in).

43 Dies wurde unisono, sowohl von Jugendlichen wie auch Netzwerkpartnern/innen, explizit zum Ausdruck gebracht.

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Mit anderen Worten, das ´alternative´ jugendkulturelle Bedürfnis in Mondseeland drückt sich weniger durch bestimmte Subkulturen aus, sondern dadurch, Räume zur freien Nutzung zur Verfügung zu haben. Inwiefern dies mit der gesellschaftlichen Situation der Jugendlichen zu tun hat (der Großteil der Jugendlichen in Mondseeland ist gut situiert und eingebettet, folgt den gesellschaftlichen Strukturen weitgehend und erfüllt zumindest teilweise gängige Leistungskriterien), kann an dieser Stelle nicht beantwortet werden. Die befragten Jugendlichen wollen vor allem „Abhängen“ – also selbstbestimmt mit Freunden und Freundinnen ihre freie Zeit gestalten, an einem Ort, den sie für die eigenen jugendrelevanten Belange nutzen können. Entsprechend könnte man – wertungsfrei – von einer „Jugendkultur des Chillens“ sprechen.

Dass dies bei Erwachsenen nur bedingt auf Gegenliebe stößt, ist wenig überraschend – auch weil eine derartige Freizeit- und Feierkultur nicht zwingend mit etablierten und traditionellen, vereinsrelevanten Ausrichtungen konform geht. „Es braucht einen Ort für die Jugendlichen, ohne dass gleich eine Bewertung stattfindet. Die Gemeinden sind sehr klassisch strukturiert, die Anliegen der Jugendlichen sind nur bedingt von Interesse.“ (Netzwerkpartner/in)

Allgemein fühlen sich die befragten Jugendlichen von Erwachsenen wenig gewollt, gehört und wertgeschätzt. Sie müssten gewissen Erwartungshaltungen der Erwachsenen entsprechen: „Es geht um reich & schön: jede/r muss einem gewissen Format entsprechen, gesellschaftlicher Druck spielt eine Rolle. Die Kinder, die abdriften, sind meist aus guten Familien. Da gibt´s zu wenig Zeit für die Familie, soziale Stellung und Arbeit sind wichtig.“ (Netzwerkpartner/in) Auch deswegen existiert eine gewisse Skepsis konventionellen (Erwachsenen-)Zugängen von Schule, Politik oder Polizei gegenüber. Die Jugendlichen bringen klar zum Ausdruck, dass es weniger um Angebote oder Möglichkeiten geht, als vielmehr darum, mit ihnen respektvoll in Kontakt zu treten, sie ernst und voll zu nehmen, und einzubinden: „Auf die Jugend wird kein Wert gelegt. Die [Politik] interessiert eh nur, was sie für die Touristen machen können. Es fehlt ein überdachter Platz, an dem nicht ständig die Polizei vorbeikommt; der wird sonst sowieso wieder gemieden. Gscheite Sitzgelegenheiten für mehr als nur 3 Leute auf einen Bankerl.“ (Jugendliche/r)

Interessant erscheint, dass bei einigen Gruppen eine deutliche Abneigung gegen die Worte ´Workshop´ und ´Projekt´ existiert. Laut ihren Aussagen seien diese Begriffe in der Vergangenheit von Erwachsenen oftmals verwendet worden, um Aktivitäten durchzuführen, die letztlich nicht den Interessen der Jugendlichen gefolgt seien, sondern jenen der Erwachsenen – weswegen sie für Workshops und Projekte nicht mehr zur Verfügung stünden. Betrachtet man ein Projekt als eine geradezu logische Konsequenz von Bedarfserhebung, Information, konsequenter Kontaktanbahnung und in Beziehung treten sowie der Gestaltung gemeinsamer Erfahrungen auf Grundlage der geäußerten Interessen bzw. Ziele – also als

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logische Konsequenz von beteiligenden Strategien –, dann würde sich ein gänzlich anderes Bild präsentieren. Dies wurde auch von den Jugendlichen bestätigt.

7. RISIKEN UND JUGENDKRIMINALITÄT Ein zentraler Ausgangspunkt der Debatte um eine weiterführende Ausweitung bzw. Professionalisierung der Jugendarbeit in der Region Mondseeland waren unterschiedliche suchtgiftrelevante Vorfälle – von öffentlichem Konsum über eine Zunahme an Anzeigen bis zum tragischen Tod einer Jugendlichen im Jahr 2020. Jene befragten Jugendlichen, die selbst Teil dieser Clique waren oder sind, äußern eine sehr realistische Sichtweise auf diese Entwicklungen, sprechen von Grenzüberschreitungen bzw. einer Dynamik, die ihnen entglitten sei, zeigen tiefe Betroffenheit und geben an, dass insbesondere der Tod ihrer Bekannten bzw. Freundin „etwas mit ihnen gemacht“ habe. Die kollektive Kritik an der bzw. Unterstellung an die Jugend, dass sie alle Drogen nehmen würde, verletze sie. Gleichzeitig würden Drogen auch zur jugendlichen Erlebenswelt gehören und wären „cool“, wobei vor allem Cannabis und synthetische Drogen angeführt werden. Eine gewisse Funktion von Älteren als „Rollenmodell“ für Jüngere scheint gegeben, was die Bedeutung von positiv wirkenden Peers unterstreichen würde. Alkohol, wie sonst oft üblich, würden die befragten Jugendlichen nur in geringem Ausmaß konsumieren.

Suchtgiftmittel zu kaufen, dürfte relativ einfach sein: „Man wird schon früh verführt, Gras oder andere Drogen auszuprobieren. Das beschäftigt die Eltern. Jeder kennt wen, der Drogen konsumiert. Manche sind dabei, manche nicht. Durch den Tod von [Jugendliche] haben einige von uns aufgehöhrt oder nehmen weniger. Es gibt viele Ältere, die konsumieren, aber die Polizei schießt sich eh nur auf uns ein. Es gibt zu wenig Beschäftigung im Winter.“ (Jugendliche/r) Die zentralste Achse des Drogentransports ist Mondsee – Salzburg. Laut Angaben der Politik würden Banden existieren, die mit Suchtgift aus Salzburg anreisen und dieses an verschiedenen Orten (etwa Skaterpark Mondsee, Innerschwand, Oberhofen) verkaufen. Auffällig ist, dass in Bezug auf das Thema „Drogen“ ein allgemeines Informationsdefizit vorzuherrschen scheint. D.h., sowohl Jugendliche als auch Erwachsene (Eltern, Politik, etc.) geben an, nur über ein oberflächliches Wissen zu illegalen Substanzen und insgesamt psychoaktiv wirksamen Substanzen zu verfügen. Verschärft wird dieses Phänomen laut Eltern durch die Tatsache, dass Anonymität nur bedingt gewährleistet ist: „Man kann mit einem Jugendlichen, der Probleme hat, nirgends anonym hingehen, damit sich dieser aussprechen kann. Dafür muss man weit wegfahren.“ (Elternteil) Auch Eltern kämen nur schwer an Informationen, wie mit dem Drogenkonsum der eigenen Kinder bestmöglich umzugehen wäre.

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Gleichzeitig wird von allen Beteiligten große Bereitschaft für eine Enttabuisierung des Themas, sachlich fundierte Aufklärung und eine offene Gesprächskultur zum Ausdruck gebracht.

Ein weiteres, vor allem von Erwachsenen eingebrachtes, kriminelles Spektrum betrifft Vandalismus. Es käme immer wieder zu illegalen Graffitis (etwa entlang der Westautobahn) oder zu Fällen „sinnloser Zerstörungswut“ (Politik), bei denen Jugendliche veritablen Schaden an öffentlichem Gut anrichten. Laut Politik würde es sich dabei meist um Jugendliche bzw. Gruppen handeln, die nicht in Vereine integriert sind und unterfordert bzw. gelangweilt wären.

Allgemein betrachtet ist von einer durchschnittlichen Jugendkriminalität auszugehen. Laut Polizei sei die Region Mondseeland kein „Hotspot“ in punkto Drogen oder Kriminalität. Vielmehr würde die Verteilung ähnlich wie in anderen vergleichbaren Gebieten aussehen. Tatsächliche Delinquenz würde sich auf jeweils wenige Personen pro Gemeinde reduzieren, die man ohnehin kenne. Eine Grenze würde man bei sogenannten „gefährlichen Jugendlichen“ ziehen müssen. Diese Aussagen decken sich mit den kriminalstatistischen Daten für den Bezirk Vöcklabruck: Demnach liegt der Bezirk im österreichischen Trend, mit einer Zunahme an jugendlichen Tatverdächtigen zwischen 14 und 18 Jahren (+ 17,7 %) und einer Abnahme unter den 18 bis 21-Jährigen (- 7,7 %) bzw. 21 bis 25-Jährigen (- 3,1 %). Die häufigsten Delikte betreffen bei den 14 bis 18-Jährigen (in der genannten Reihenfolge): Diebstahl, Suchtgiftmittel, Sachbeschädigung, Einbruchdiebstahl, Körperverletzung.44

Die Beziehung der Gruppe(n) von Jugendlichen, die sich im öffentlichen Raum vor allem Mondsees aufhalten, zur Polizei ist aus der Sicht der Jugendlichen konfliktbehaftet: Die Jugendlichen fühlen sich „verschrien“, zu Unrecht diskriminiert und „ständig verfolgt“, wie bei einem „Katz und Maus Spiel“. Bei direkten Kontakten mit der Polizei würden sie sich stark unter Druck gesetzt fühlen; es gebe keine Aufklärung seitens der Beamten/Beamtinnen über die Rechte der Jugendlichen im Umgang/Austausch mit der Polizei.

Paradoxerweise stellt die allgemein gut situierte Lebenssituation und hohe Zufriedenheit der Region Mondseeland offenbar auch einen Risikofaktor dar, weil für belastete Jugendliche, für Jugendliche, die viel alleine sind, bzw. für jene, die mit Herausforderungen der Arbeitswelt der Eltern, im Umgang mit Alkohol und Drogen, sinnvoller Freizeitgestaltung oder beruflicher Perspektivenlosigkeit zu kämpfen haben, oftmals das Verständnis oder Bewusstsein fehle. Gleichzeitig bringen Eltern, Netzwerkpartner/innen und Politik in den Gesprächen exakt dies auf. D.h., offenbar konnten die Offenheit und Unterstützung für etwaige Schwierigkeiten von Jugendlichen nicht so kommuniziert werden, dass diese bei ihnen angekommen wären.

44 Bundeskriminalamt – BM für Inneres (2020): Polizeiliche Kriminalstatistik Österreichs. Gesamtkriminalität, Top 5 Delikte. Anzahl der Tatverdächtigen. Jahre 2010-2019. Ausgewählte Altersklassen. Österreich, Oberösterreich, Vöcklabruck. Wien: BMI. unveröff. Dokument.

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8. ELTERN Bei unseren Gesprächen und Interviews mit Eltern wurden mannigfaltige Sorgen – vor allem betreffend Schulprobleme, berufliche Perspektiven, psychosoziale Belastungsfaktoren sowie Drogen – benannt. Es wurde ein niederschwelliges Beratungsangebot für Individuen und Familien gefordert, ergänzt um Vorträge und Workshops zu relevanten Themen. Insgesamt wurde der Mangel an fachlich fundierter Information unterstrichen: „Familien brauchen Informationen! Überall haben wir Schilder für die ´Hundekotsackerl´, aber wo man vernünftige Informationen herkriegt zu wichtigen Familienthemen, zu Persönlichkeitsbildung und so weiter, ist nicht klar.“ (Netzwerkpartner/in)

Wichtig ist den Eltern, dass bei der Inanspruchnahme von Hilfeleistungen Anonymität gewahrt bleibt: „Man traut sich ja oft nichts sagen - da wird gleich wieder über einen geredet.“ (Eltern) Letztlich wird eine raschere Umsetzung von avisierten Projektvorhaben gefordert.

9. JUGENDRELEVANTE ORGANISATIONEN UND ANGEBOTE Als wichtige Ressource, wenn es um (schulpflichtige) Jugendliche geht, werden unisono die Schulen genannt. Insbesondere die MS Mondsee hat sich laut den Befragten in der Vergangenheit durchgängig engagiert gezeigt, existente Probleme und Herausforderungen benannt, Workshops zu relevanten Themen durchgeführt und Netzwerkkontakte gepflegt.

Streetwork Vöcklabruck45 ist ein etablierter Faktor in der offenen Jugendarbeit, vor allem in Mondsee. Es bestehen gute Kontakte zu spezifischen Gruppen; gleichzeitig sind die zur Verfügung stehenden Ressourcen stark limitiert, weswegen die nötige Präsenz und Kontinuität nur eingeschränkt gewährleistet scheint. Streetwork ist in den anderen sieben Mondseeland- Gemeinden wenig bis gar nicht vertreten.

Im Bereich der beruflichen Integration werden unterschiedliche Angebote über das AMS und Sozialministeriumservice gesetzt, unter anderem AusbildungsFit – durchgeführt von der Volkshilfe46 – oder das Jugendcoaching – durchgeführt von der Soziale Initiative47. Insbesondere das Jugendcoaching ist für die Region Mondseeland relevant, da dieses mobil konzipiert ist und Unterstützung beim beruflichen Einstieg für unter 25-jährige leistet. Aktuell bietet eine Mitarbeiterin zweimal pro Monat Termine vor Ort in Mondsee (in den Räumlichkeiten von

45 http://www.streetwork.at/voecklabruck/marianne-thorsten/, 18.01.2021 46 https://www.neba.at/ausbildungsfit/ausbildungsfit-anbieterinnen/item/volkshilfe-arbeitswelt-gmbh-bildungszentrum- salzkammergut-cdo633, 18.01.2021 47 https://www.neba.at/neba-leistungen/jugendcoaching/jugendcoaching-anbieterinnen/item/jugendcoaching-we-need-you- cdo243, 18.01.2021

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Nora) an; bei Bedarf können die Ressourcen weiter ausgebaut werden, was angesichts der Rückmeldungen von Netzwerkpartnerinnen und -partnern auch notwendig wäre, um einen kontinuierlichen und damit in der Breite wirksameren Zugang zu beruflichen Integrationsmaßnahmen zu eröffnen.

Letztlich ist – über die Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck – auch die Versorgung der Region Mondseeland mit Kinder- und Jugendhilfe-bezogenen Leistungen gesichert. Dazu gehören präventive soziale Dienste – wie Eltern-/Mutterberatung, Eltern-Kind-Zentren oder Streetwork – genauso wie Familien- und Erziehungsberatung sowie Hilfen in belasteten Familiensituationen bzw. zur Erziehung und Alltagsbewältigung, aber auch Sozialpädagogische Familienbetreuung48. Umgesetzt werden diese mobilen Kinder- und Jugendhilfen im Bezirk Vöcklabruck von verschiedenen Trägerorganisationen, u.a. Aufsuchende Therapeutische Familienhilfen49, Famos50, Mobilis51, Mopäd52, Nora (Besuchsbegleitung), Soziale Initiative, Verein Hilfe für Kinder und Eltern53, Verein I.S.I.

Im Zusammenhang mit jugendrelevanten Angeboten ist naturgemäß das ehemalige Jugendzentrum „JUZ Mondseeland“ – und damit die Pfarre Mondsee, die Initiatorin des Projektes gewesen ist und nach wie vor eine bedeutsame Rolle in der hiesigen Jugendarbeit einzunehmen bereit ist – zu nennen. Die Geschichte des ehemaligen Jugendzentrums dürfte zum einen eine komplexe, zum anderen eine nicht fertig evaluierte bzw. abgeschlossene sein. Wesentliche Spannungsfelder dürften die Wahl des Gebäudes, Unterstützung durch die Politik, organisationale Anbindung sowie Finanzierungs-, Angebots-, Ausrichtungs- und Auslastungsfragen betroffen haben. Es wäre anzuregen, im Zuge eines etwaigen neuen Jugendzentrums auch eine differenzierte Evaluierung der bisherigen Entwicklungen durchzuführen, um Risiken zu identifizieren, in der Vergangenheit begangene Fehler zu vermeiden und etwaig offene Konflikte zu lösen. Seit der Schließung des Jugendzentrums existiert keine infrastrukturelle Verortung professioneller Jugendarbeit. D.h., es gibt keine Räumlichkeit, die von professionellem Personal für die Arbeit mit Jugendlichen genutzt werden kann. Nicht nur, dass dadurch kein sicheres und diskretes Umfeld hergestellt werden kann; im Winter ist aufsuchende Jugendarbeit zudem nur sehr bedingt möglich, da die bekannten Plätze selten bzw. lediglich von Kleinstgruppen aufgesucht werden. Viele Cliquen verteilen sich bzw. sind dazu gezwungen, auf private Unterkünfte oder Lokale auszuweichen, in welchen sie einem Konsumzwang unterliegen. Aktuell befinden sich (aufgrund der Covid-19 Pandemie) die meisten Jugendlichen alleine zuhause bzw. treffen sich maximal mit ihren engsten Freunden, ebenso in Wohnungen. Eine

48 Vgl. Auftrag und Angebot KJH: https://www.kinder-jugendhilfe-ooe.at/540.htm, 10.12.2020 49 http://www.atfam.at/taf.html, 18.01.2021 50 https://www.tagesmuetter-ooe.org/aktion-tagesmuetter-ooe/voecklabruck/, 18.01.2021 51 https://www.mobilis.at/, 18.01.2021 52 https://mopaed.at/, 18.01.2021 53 http://vereinhilfekindereltern.at/sfh/ueber-die-sfh/, 18.01.2021

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Jugendszene, ähnlich wie im Sommer, ist während des Winters in keiner der Gemeinden anzutreffen; ein Jugendzentrum könnte diesbezüglich eine attraktive und sinnvolle Alternative darstellen.

Von Netzwerkpartnerinnen und -partnern wird ein Mangel nicht nur an niederschwelligen Angeboten um Jugendbereich, sondern auch an einschlägigen Beratungsstellen sowie Unterstützungsmöglichkeiten für Eltern direkt in Mondsee und Umgebung festgestellt. Es herrsche ein gewisser Druck, da psychosoziale Herausforderungen (etwa Suchtthematik, Gewalt, wirtschaftliche Belastungen; all das nochmals verschärft durch die Covid-19 Pandemie) zunehmen würden. Weder Jugendliche noch Eltern würden die Beratungsstellen in Vöcklabruck ausreichend nutzen (wollen), weswegen die Ansiedlung ausgewählter Angebote direkt in Mondseeland dringend geboten scheint. Ein Beispiel guter Praxis bei der Schaffung von Ressourcen stellt die Lernoase dar, die einen konkreten Unterstützungsbedarf (Lernunterstützung, Nachhilfe, soziale Kompetenz) abdeckt.

10. NETZWERKE Im Zuge der Erhebungen konnte eine hohe Bereitschaft aller Netzwerkpartner/innen zur Entwicklung nachhaltiger Lösungen festgestellt werden. Dies betraf jugendrelevante Organisationen (wie Streetwork Vöcklabruck) ebenso wie etablierte Angebote im psychosozialen Bereich (wie Nora) oder Schulen, die Pfarre, Polizei und die Bürgermeister/innen aller Gemeinden. Mit dem regelmäßig stattfindenden Sozialforum existiert eine Austausch- und Vernetzungsplattform. Die Voraussetzungen für eine systematische Weiterentwicklung eines psychosozialen Netzwerkes, welches auch für den Bereich der Jugendarbeit wertvolle Beiträge leisten könnte, sind somit gegeben.

Zudem würden seit 2018 die wesentlichen Probleme (etwa Drogen betreffend) angesprochen und aufgezeigt werden. Es gebe einen fortlaufenden Austausch zwischen Polizei und Bürgermeister/innen, Vereine leisten bereits seit Jahren präventive Arbeit, es würden vermehrt Möglichkeiten für Jugendliche, die „abgedriftet“ sind, geschaffen (z.B. Gratis-Tennistraining). Als außergewöhnlich engagiert werden in unseren Befragungen wiederholt die Direktorin der MS Mondsee, die Pfarre Mondsee mit Pfarrer Wageneder und Nora Beratung genannt, weswegen diese Organisationen und Personen als zentrale Kooperationspartner/innen zu berücksichtigen wären.

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III. ZUSAMMENFASSENDE ERGEBNISSE DER SOZIALRAUMANALYSE - SCHLUSSFOLGERUNGEN UND EMPFEHLUNGEN

Die folgenden Ausführungen fassen wesentliche Schlussfolgerungen aus obiger Sozialraumanalyse kompakt zusammen. Details bzw. Ausdifferenzierungen einzelner Aspekte können jederzeit schriftlich (unter Angabe relevanter Literatur) bzw. diskursiv zur Verfügung gestellt werden. Allgemein und einleitend kann festgehalten werden, dass eine Ausweitung der bereits bestehenden intensiven Kooperation zwischen den Mondseelandgemeinden (etwa hinsichtlich allgemeiner Regionalentwicklung oder Nachhaltigkeitsfragen) in Richtung Professionalisierung der Jugendarbeit naheliegend und zu empfehlen ist. Als Grundlagen dafür gelten eine gemeinsame Finanzierung und fachliche Ausrichtung sowie die Bündelung der personellen Ressourcen (etwa durch einen Anbieter).

1. ÖFFENTLICHER RAUM – PLÄTZE UND TREFFPUNKTE Im Zuge der Sozialraumanalyse hat sich Mondsee als klarer jugendlicher Kristallisationspunkt und regionales Zentrum herausgestellt. Es existieren mehrere informelle Jugendtreffpunkte entlang der sogenannten Mondseeachse. Entsprechend wird die Errichtung von ein bis zwei Plätzen in der Gemeinde Mondsee, an relevanten Orten der Mondseeachse, empfohlen. Zusätzlich sollte nach Möglichkeit auch in den anderen Mondseegemeinden je ein Platz im öffentlichen Raum geschaffen werden, den Jugendliche uneingeschränkt für ihre Belange nutzen können54.

Diese Plätze sollten folgende Charakteristika aufweisen bzw. folgendermaßen beschaffen sein (Befragung der Jugendlichen):  Überdachung  Ausreichend Sitzmöglichkeiten, auch für mehrere Leute  Ausreichend Mülleimer und Aschenbecher  Wasserspender  Einfache sanitäre Anlagen  Evtl. Stromanschluss (Solar?)  Gute Erreichbarkeit (Nähe zu öffentlichen Verkehrsmitteln)  Nähe zu Supermarkt, See und Busbahnhof / Bushaltestelle

54 Für eine Übersicht über aktuell frequentierte Plätze siehe Anhang, Abb. 2.

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 Nicht in der prallen Sonne oder gänzlich im Schatten (Feuchte)

Zusätzlich wurde der Vorschlag eingebracht, eine Plattform / Bühne im öffentlichen Raum – samt mobilem technischem Equipment – für kleinere Musikevents, Workshops und Veranstaltungen (der unterschiedlichsten Art) zu installieren. Die konkrete Auswahl der Plätze sowie deren Ausstattung und Adaptierung sollte unter Beteiligung der Jugendlichen, von Netzwerkpartnern und -partnerinnen sowie regionalen Firmen erfolgen. Die Errichtung der Plätze würde im Idealfall also ein Beispiel gemeinsamer kommunaler Gestaltung sein. Mit den Plätzen sollen im Gemeinwesen fix verortete Treffpunkte und Freiräume für Jugendliche eröffnet werden. Gleichzeitig wird eine Begleitung durch professionelle Jugendarbeiter/innen im Rahmen eines gemeinwesenorientierten Angebotes angeregt, um durchgängig mit den Jugendlichen in Kontakt zu sein, aber auch um rasch auf etwaige Schwierigkeiten oder Konflikte im öffentlichen Raum reagieren zu können.

Durch eine bewusst mobile Nutzung der verfügbaren Ressourcen könnte und sollte die Jugendarbeit auch in den anderen Gemeinden der Region Mondseeland präsent sein. D.h., es wären in der gesamten Region die gleichen Jugendarbeiter/innen im Einsatz; diese würden als zentrale jugendrelevante Schnittstelle des sozialen Raumes Mondseeland fungieren.

2. CO-WORK SPACE UND JUGENDKULTURZENTRUM MONDSEE Es gibt aktuell in der gesamten Region Mondseeland (abseits von Vereinslokalen) keine Räumlichkeiten, die Jugendliche ohne Konsumzwang nutzen können. Zusätzlich ist auch die professionelle Jugendarbeit nicht fix in den jeweiligen Gemeinden verortet. Dies erscheint aus fachlicher Sicht nicht zeitgemäß bzw. nicht haltbar und aus gemeinwesenorientierter Perspektive kontraproduktiv (da etwaige Spannungsfelder diffus und ungesteuert im öffentlichen Raum belassen werden). Daher ist die Schaffung entsprechender infrastruktureller Grundlagen dringend empfohlen. Errichtungs- und Betriebskosten wären nach vereinbarten Anteilen von allen Gemeinden zu tragen, wie auch die Nutzung der Räumlichkeiten bzw. Angebote für alle Jugendlichen der Region gewährleistet sein müsste.

2.1. Jugendzentrum Jugendliche wie Netzwerkpartner/innen drücken vor allem den Bedarf nach einem niederschwelligen und neutralen Angebot aus. D.h., es bräuchte einen „offenen, außerschulischen und nicht parteipolitischen Ort“ (Eltern), wo „man einfach hingehen kann“, unabhängig von Hintergrund, Herkunft oder Kultur. Es wurde allgemein betont, dass dies ein Platz für alle sein sollte – auch für jene, die „Probleme machen oder Probleme haben“

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(Netzwerkpartner/in). Ausschließungsgründe dürfe es keine geben, dafür klare Regeln, wenige aber verlässliche Angebote und viel Gestaltungsspielraum für die Jugendlichen. Die konkreten Wünsche der Jugendlichen muten vergleichsweise bescheiden an und repräsentieren die klassische Grundausstattung eines Jugendzentrums: Räumlichkeiten mit Couchplätzen, Wuzzeltisch, Billard, Dartscheibe, Bar für Snacks und Getränke, Musikanlage und „Plätze an der Sonne“ (Außenbereich) (Jugendliche/r). Auf Basis der Sozialraumanalyse würde sich die Errichtung eines Jugendzentrums in der Gemeinde Mondsee, etwa entlang der „Mondseeachse“, empfehlen.

2.2. Fokus Jugendkultur Die Notwendigkeit einer Fortführung der etablierten vereinsbasierten Angebote steht außer Frage. Zentral erscheint darüber hinaus, eine Atmosphäre der Offenheit und Kultur der Vielfalt zu schaffen, mit finanziellen Mitteln und Möglichkeiten für unterschiedlichste Jugendgruppen. Will man der vermehrten Nutzung jugendkultureller Angebote im Raum Salzburg entgegenwirken, ist eine Förderung lokaler und regionaler subkultureller Szenen unausweichlich. Dies könnte konzeptionell in die Planung und Umsetzung eines Jugend- oder Jugendkulturzentrums integriert werden. Entsprechende Beispiele guter Praxis wären etwa das ehemalige Jugendkulturzentrum Kuba bzw. die jugendkulturbox ann and pat55, beides Verein Jugend und Freizeit Linz.

Dies steht in Einklang mit dem von den Jugendlichen geäußerten Bedürfnis nach jugendrelevanten Veranstaltungen: Das Sommerfest in Mondsee wird gut und gerne von allen Jugendszenen besucht. Darüber hinaus – und in Ergänzung mit traditionellen und volkskulturellen Angeboten – werden vor allem Musikveranstaltungen gewünscht. Die nachgefragtesten Richtungen betreffen elektronische Musik und Hip-Hop. Außerdem gibt es im Salzkammergut viele junge Musiker/innen, die Crossover-Musik (vor allem Kombinationen von Akustik, Folklore, Rock, etc.) produzieren und veritablen Anklang finden. Diese könnten sinnvoll in eine Förderung der regionalen Musikszene integriert werden. Die relative Unschärfe, was Szenezugehörigkeiten anbelangt, repräsentiert ein signifikantes integratives Potential, welches für gruppenübergreifende Aktivitäten, Veranstaltungen und Projekte genutzt werden könnte.

2.3. Information, Beratung, Begleitung Um das allgemein geäußerte Bedürfnis nach mehr Information bzw. Beratung zu befriedigen und etwaige Risiken abzufedern, wird die Etablierung einer niederschwelligen Beratungsstelle empfohlen. Diese kann für Jugendliche idealerweise an ein Jugendzentrum gekoppelt sein (mit

55 https://vjf.at/ann-and-pat/, 18.01.2020

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der zusätzlichen Option, Einzeltermine diskret außerhalb der Öffnungszeiten zu vereinbaren) und zudem Beratungsleistungen auch für Eltern und Netzwerkpartner/innen anbieten. Das Angebotsspektrum sollte klassische Fachinformation, persönliche Beratung (physisch und/oder online) sowie die Organisation bzw. Durchführung von Vorträgen, Workshops und Projekten – in Kooperation mit einschlägigen Fachinstitutionen – umfassen.

2.4. Kooperationspartnerschaften Idealerweise würden wesentliche Kompetenzbereiche durch eine enge Zusammenarbeit etwa von gemeinwesenorientierter Jugendarbeit, Jugendcoaching, Kinder- und Jugendhilfe- Angeboten und Streetwork abgedeckt – und damit die oben erwähnte Beratungsstelle (in komplementärer Ergänzung zur Sozialberatungsstelle Mondsee, Nora und anderen) als organisationsübergreifendes regionales Kompetenzzentrum für Jugendfragen etabliert. Die Nutzung einer gemeinsamen Infrastruktur zu Vernetzungszwecken aber auch für Projektkooperationen sollte zudem eine weitere Intensivierung der Kontakte unter den regional ansässigen Playern ermöglichen. Das Sozialforum ist diesbezüglich ein wichtiger, bereits etablierter Baustein. Aus Sicht einer gemeinwesenorientierten Jugendarbeit wären darüber hinaus regelmäßige Abstimmungsgespräche mit Politik, Polizei, Vereinen und allgemein Netzwerkpartnern/innen (vor allem Schulen, Nora, Streetwork, Jugendcoaching, KJH-Anbieter) geboten.

2.5. Co-Work Space Mondseeland Aus fachlicher Sicht und um die wirtschaftliche Gebarung effizient zu gestalten sowie Synergien nicht zufällig, sondern strukturell und systematisch zu bilden, wird die Etablierung einer Art Co- Work-Space empfohlen: Es sollte eine Immobilie angemietet oder gekauft, adaptiert oder gebaut werden, die multifunktionell nutzbar ist und unterschiedliche jugendrelevante Angebote kooperativ unter einem Dach vereint – z.B. gemeinwesenorientierte Jugendarbeit, Jugend(kultur-)zentrum, Jugendberatungsstelle, Streetwork, Jugendcoaching, Angebote der Kinder- und Jugendhilfe. Zudem könnten – je nach Größe der Immobilie – Räumlichkeiten als Atelier, Werkstatt oder Besprechungs- und Veranstaltungsraum eingerichtet werden, um somit allgemein Impulse in Richtung Kooperation, Kunst, Kunsthandwerk und Kultur zu setzen. Mitunter könnte man einen Teil des Co-Work-Space Mondseeland auch anderen Zielgruppen zur Verfügung stellen. „Wir bauen so viele großartige Bauten, die sich kein Mensch leisten kann – wäre schön, wenn man ein Angebot für die Jugendlichen bzw. Familien zur Verfügung stellt.“ (Netzwerkpartner/in)

Idealerweise würde ein Gutteil der oben beschriebenen jugendrelevanten Leistungen von ein und demselben Anbieter eingebracht. Dies würde neben klaren Ansprechpersonen und Zuständigkeiten auch schlanke Abstimmungs-, Koordinations- und Administrationsabläufe garantieren.

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3. GEMEINWESENORIENTIERTE JUGENDARBEIT Die Erfahrungen der Vergangenheit, insbesondere mit dem ehemaligen Jugendzentrum, zeigen, dass ein klassisches Jugendzentrum nicht durchgängig gleichmäßig genutzt wird, sondern die Besucher/innenzahlen gewissen Schwankungen unterliegen. Diese können saisonal bedingt sein (etwa wird im Sommer deutlich mehr Zeit im öffentlichen Raum verbracht) bzw. mit Angebotsspektrum oder etwa einem Generationenwechsel unter den Jugendlichen zu tun haben.

„Das Jugendzentrum sollte eine gute Verortung haben. Die Pädagoginnen und Pädagogen sollten auch unterwegs sein, aktiv auf Jugendliche zugehen bzw. etwas mit ihnen unternehmen, ihre Anliegen hören, beim Treffen von Entscheidungen unterstützen. Es geht darum, Jugendliche zu begleiten. Die Bedarfe sollten immer wieder evaluiert werden.“ (Netzwerkpartner/in)

3.1. Flexibilisiertes Angebot Daher wird die Einführung eines grundsätzlich flexibilisierten Zugangs vorgeschlagen: Ein Jugend-(kultur-)zentrum soll eine grundsätzliche Verortung professioneller Jugendarbeit sowie ein durchgängiges niederschwelliges Freizeit- und Beratungsangebot für Jugendliche gewährleisten. Mindestöffnungs- bzw. Präsenzzeiten wären zu vereinbaren. Darüber hinaus soll ein Gutteil der vorhandenen personellen Ressourcen flexibel und bedarfsorientiert eingesetzt werden. So könnten im Sommer etwa die Kontakte zu den Jugendlichen, aber auch Aktionen und kleinere Veranstaltungen, überwiegend im öffentlichen Raum, in der direkten Lebenswelt der Jugendlichen und an den für sie relevanten Plätzen (siehe oben) stattfinden. Im Winter hingegen könnte das Jugendzentrum als zentraler Jugendtreffpunkt im „Vollbetrieb“ und unter Einsatz der gesamten personellen Ressourcen betrieben werden.

Letztlich soll ein derartiger Zugang auch eine Dezentralisierung des Angebotes ermöglichen. Die Jugendarbeit würde zu bestimmten Kernzeiten in der Gemeinde Mondsee erbracht werden, ergänzt um regelmäßige Präsenz in allen Mondseelandgemeinden. Dies müsste in enger Abstimmung mit Vereinen und Jugendkontaktpersonen erfolgen, um Synergien zu bilden und ein sinnvolles, ergänzendes Angebot bereitzustellen bzw. auch bestehende Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen. Idealerweise würden die Jugendarbeiter/innen in einer Anfangsphase pro-aktiv von den lokalen Experten und Expertinnen in den Gemeinden unterstützt werden, um rasch das notwendige „Standing“ zu entwickeln.

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3.2. Gemeinwesenorientierte Jugendarbeit Jugendzentrum, niederschwellige Informations- und Beratungsangebote sowie dezentrale Präsenz im öffentlichen Raum der Region Mondseeland wären aus fachlicher Perspektive am besten im Rahmen von gemeinwesenorientierter Jugendarbeit zu vereinen.

Exkurs Gemeinwesenarbeit Am Beginn von Gemeinwesenarbeit steht Gemeinschaft. Gemeinschaft ist eine grundsätzliche Kategorie des Menschseins und die tragende Säule unseres Zusammenlebens. Gemeinwesenarbeit hat die Stärkung genau dieser Gemeinschaft zum Ziel, auf kommunaler Ebene. Der ´Klient´ ist kein Individuum, keine Familie, nicht einmal eine spezifische Gruppe, sondern letztlich das gesamte Dorf, die gesamte Stadt, die gesamte Region. Durch Arbeit im öffentlichen Raum, Vermittlung und Konfliktlösung, intensive Vernetzung und Entwicklung von maßgeschneiderten Informations-, Beratungs-, Unterstützungs- oder Veranstaltungsangeboten wird versucht, allgemein präventiv und gesundheitsfördernd zu agieren. Es geht darum, die Selbstorganisationskräfte des Gemeinwesens zu stärken. Ziele sind die Ermächtigung aller Beteiligten, Gemeinschafts- und Demokratiebildung. Gemeinwesenarbeiter/innen sind aufgrund ihrer Tätigkeit bestens informiert und vernetzt, weswegen sie eine zentrale Schnittstellenfunktion einnehmen können.

Zentrale Fragen und Botschaften der Gemeinwesenarbeit betreffen interessanterweise exakt jene, die auch von Bürgermeister/innen der Region Mondseeland formuliert wurden:  „Wie organisieren wir unseren – materiellen – sozialen Raum?“56  „Wir sehen Dich. Wir hören Dich.“  „Wir kümmern uns darum.“  „Jene belohnen und feiern, die ´funktionieren´.“  „Auch jene erreichen – und einbinden –, die nicht in die Vereine oder ins Jugendzentrum kommen.“  „Wenn jemand Probleme macht, den Mantel der Anonymität lüften und einladen: ´Ich kenne Dich. Ich sehe Dich.´“  „Wir brauchen Dich!“

56 Damit wurden nicht nur klassische Aspekte der Raumordnung gemeint, sondern auch die Frage, wie durch die Widmung von bestimmten Orten sowie die Platzierung von Bänken, Mülleimer, etc. der öffentliche Raum strukturiert und für eine Nutzung (un-)zugänglich gemacht wird.

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4. FOKUS: UMGANG MIT RISIKEN UND JUGENDKRIMINALITÄT

Angesichts der Offenheit und Reflexionsfähigkeit der Jugendlichen, aber auch der Anziehungskraft illegaler Substanzen, wären vor allem die Etablierung vertrauensvoller Beziehungen zu professionellen Personen sowie Information und Bewusstseinsentwicklung als vorrangig einzustufen. D.h., als wesentliche Ziele wären die Schaffung von Sicherheit, fortlaufende professionelle sozialräumlich-gemeinwesenorientierte (also aufsuchende) Begleitung, und Information (über Suchtgifte, deren Wirkungen und Folgen) zu definieren. Entsprechend wären vor allem präventive Ansätze zu forcieren, wobei auch diesbezüglich eine flexible Verschränkung von Arbeit im öffentlichem Raum, Jugendzentrum und Jugendberatungsstelle mehr als Sinn macht.

Zudem seien Vorträge und Workshops insbesondere für Eltern (deren Sorgen laut Politik und Netzwerkpartnern/-partnerinnen am größten sind) sowie die Durchführung von präventiven Projekten, etwa auch in Kooperation mit der Sucht- und Drogenkoordination des Landes Oberösterreich57, dem Institut Suchtprävention58 oder der Drogenberatungsstelle Ikarus in Vöcklabruck59 empfohlen. Allgemein ist anzuraten, die grundsätzliche Bereitschaft aller Beteiligten und die Öffentlichkeit, die das Thema „Drogen“ erreicht hat, dazu zu nutzen, um zu enttabuisieren und sukzessive eine offene Gesprächskultur zu etablieren.

In Zusammenhang mit Suchtprävention sei auf die Bedeutung von Peers hingewiesen. Mit Peers sind junge Erwachsene gemeint, die eine generationenspezifische und lebensweltliche Nähe zu den aktuellen Jugendlichen haben. Peers können eine zentrale Ressource darstellen und großen Einfluss auf die betreffenden Gruppen ausüben60 – wie Erfahrungen mit Peer Education Ausbildungen zeigen.61 Der Kontakt zu dieser (erweiterten) Zielgruppe konnte im Rahmen der Sozialraumanalyse nur punktuell hergestellt werden. Für die künftige Arbeit wäre dies jedoch ein wesentlicher Ansatzpunkt. Ein Beispiel guter Praxis wurde in der Vergangenheit in der ehemaligen Hauptschule Mondsee entwickelt, in der eine Zeit lang Peers zu schulinternen „Drogenbeauftragten“ ausgebildet wurden.

57 Siehe https://www.land-oberoesterreich.gv.at/32040.htm. 58 Siehe https://www.praevention.at/. 59 Siehe http://www.suchtberatung-ikarus.at/. 60 Vgl. etwa Nörber, Martin (2010): Peer Education. KJug. Jg. 55, Nr. 3. 75-78; Groinig, Maria, Hagleitner, Wolfgang, Maran, Thomas, Sting, Stephan (2019): Bildung als Perspektive für Care Leaver? Bildungschancen und Bildungswege junger Erwachsener mit Kinder- und Jugendhilfeerfahrung. Opladen, Berlin, Toronto: Budrich. 61 Siehe dazu etwa „P.E.A. – Peer Education Ausbildung der Kinder- und Jugendhilfe OÖ“ (Amt der oö. Landesregierung, Abteilung Kinder- und Jugendhilfe (2019): Moverz Methodenbox. Linz: KJH) oder des Instituts Suchtprävention (siehe https://www.praevention.at/schule/schul-und-klassenprojekte/peer-education, 18.01.2021).

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Die Etablierung niederschwelliger Beratungsdienste und der Einsatz flexibler und dezentraler gemeinwesenorientierter Ressourcen (wie oben beschrieben) stellt insgesamt einen wesentlichen Faktor dar, um Risiken abzufedern bzw. Schäden zu minimieren. Speziell die kontinuierliche Beobachtung des Sozialraums durch regelmäßige Begehungen im Zuge fortlaufender sozialraumanalytischer Arbeit sowie eine engmaschige Abstimmung zwischen professioneller Jugendarbeit, Politik, Polizei und Jugendkontaktpersonen der Gemeinden (samt gemeinsamer Besprechungsstrukturen) kann zu signifikanten Fortschritten führen.

Letztlich ist die systematische Sammlung von Modellen guter Praxis zu empfehlen – d.h.: Was hat bisher im Umgang mit Risiken und Problemen (wie Drogenmissbrauch, Vandalismus, etc.) funktioniert? Welche gelingenden Lösungen wurden bereits erarbeitet? Diese Modelle sollen sichtbar gemacht, gefördert und multipliziert werden.

5. PROZESSPERSPEKTIVEN UND BETEILIGUNG „Die Jugendlichen brauchen mehr Möglichkeiten zur sinnvollen Freizeitgestaltung, die sitzen nur auf der Straße.“ (Eltern)

Als wesentlicher methodischer Zugang wird eine strikte Prozessorientierung vorgeschlagen: Anhand des definierten Anliegens werden unter Beteiligung aller Betroffenen Bedarfe identifiziert, Ziele gemeinsam erarbeitet und diese in eine kooperative Planung, Durchführung/Umsetzung bzw. Evaluierung übergeführt. Ein derartiges Projekt- und Prozessmanagement resultiert unmittelbar und automatisch in beteiligenden und ermächtigenden Prozessen, in gemeinsamer Gestaltung von Erfahrungen und – damit einhergehend – zu gemeinschaftsbildenden Impulsen. Die Betonung dieses Aspekts liegt nicht nur in fachlichen Motiven begründet, sondern auch in praktischen und pragmatischen Überlegungen: Die international verfügbaren Erfahrungen zeigen, dass Orte, Plätze und auch Räumlichkeiten vor allem dann angenommen – und gepflegt – werden, wenn die Adressaten bzw. Adressatinnen in die Konzipierung einbezogen werden. D.h., genuine Beteiligung nützt nicht nur den Beteiligten, sondern in letzter Instanz auch dem Gemeinwesen, da längerfristig Konfliktpotential und Kosten reduziert werden.

Ein mögliches derartiges Planungsmodell sei exemplarisch für ein Jugend-(kultur-)zentrum skizziert (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):  Definition von Auftrag, Rahmenbedingungen, (politischen) Zuständigkeiten und Verantwortungen

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 Evaluierung altes Jugendzentrum (Was hat gut funktioniert? Was waren Schwierigkeiten? Wie sollte es künftig sein? Was sind die nächsten Schritte?)  Initiierung transparenter Planung und eines beteiligenden Prozesses. Dies umfasst – neben den Jugendlichen als eigentlichen Protagonisten/Protagonistinnen – u.a. auch die frühzeitige Einbindung von potentiellen Anrainerinnen und Anrainern, Eltern, Polizei und Netzwerkpartnern/-partnerinnen bzw. der Öffentlichkeit.  Recherche und fortlaufende sozialräumliche Arbeit  Erarbeitung konkreter Szenarien – etwa im Zuge von Planungsworkshops mit Jugendlichen, unter Beiziehung professioneller Expertise (z.B. Architektinnen/Architekten)  Abstimmungs- und Entscheidungsprozess im Gemeinderat  Parallel dazu Vorbereitungen mit Jugendlichen, Netzwerkpartnerinnen und -partnern sowie der Nachbarschaft  Entwicklung eines Prozess- und Arbeitsplans, der die gemeinsame Umsetzung strukturiert und auf eine aktive Einbindung von Jugendlichen, aber auch anderer Gruppen (wie etwa Nachbarschaft) abzielt  Implementierung und Evaluierung

6. WEITERFÜHRENDE ASPEKTE Der Vollständigkeit halber werden in der Folge ergänzende Empfehlungen angeführt, die nicht zwingend Teil der Sozialraumanalyse waren, aber von den Befragten eingebracht wurden.

6.1. Kommunikation  Akzeptanz des virtuellen Raums als Teil des natürlichen (!) Sozialraumes von Jugendlichen  Offensive Nutzung von sozialen Medien zur Entwicklung virtueller Präsenz – regelmäßige Posts und Beiträge  „Digitales Jugendzentrum“62 – regelmäßige Videokonferenzen und Online-Veranstaltungen (Filmnächte, Gaming-Events, etc.), nicht nur, aber auch während Lockdowns, etc.

6.2. Politische Bildung und Involvierung Angesichts des vermeintlichen Unwillens der Jugendlichen, sich in politische Verantwortungsbereiche zu involvieren, bei gleichzeitiger Offenheit sowie den allgemein verfügbaren Erkenntnissen, dass Jugendliche sehr wohl politikinteressiert (wenngleich nicht - motiviert) sind63, empfehlen wir, in Fragen der politischen Bildung eher eine einladend- akzeptierende denn fordernde Haltung zu transportieren.

62 Siehe dazu etwa https://www.jugendzentren.at/publikationen-blog/blog/innovationsraum-online-jugendarbeit/, 18.01.2021 63 Vgl. etwa Shell (2019): 18. Shell Jugendstudie. https://www.shell.de/ueber-uns/shell-jugendstudie.html, 18.01.2021

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Zur Gewährleistung der durchgängigen Repräsentanz jugendlicher Agenden in der Regionalpolitik und -entwicklung wäre eine als Schnittstelle zwischen Jugendlichen und Politik agierende Gemeinwesenarbeit wertvoll bis notwendig – zumindest solange, bis die Jugendlichen von sich aus aktiv werden möchten.

6.3. Zusätzliche Angebote für Jugendliche  Impulse für Bewegung bzw. auch zum Spannungsabbau – z.B. mobile Fitnesskammer  Traditionelle gemeinschaftsfördernde Aktivitäten wiederbeleben – z.B. Spieleabende, Kartenspiele, etc.  Möglichkeiten für ein jugendgerechtes Nachtleben schaffen

6.4. Spezifische Angebote für Eltern  Um eine realistische Einschätzung der elterlichen bzw. familiären Bedürfnisse zu erhalten, wäre eine Befragung bzw. Umfrage von Erziehungsberechtigten anzuregen. Diese könnte (zumindest in einem ersten Schritt) unbürokratisch und kosteneffizient über Stadtblatt / Newsletter der Gemeinden angekündigt und per Online-Fragebogen durchgeführt werden.  Vorträge, Workshops, Beratungsangebote, etc. – organisiert und durchgeführt von Netzwerkpartnerinnen und -partnern des Sozialforums  Eine engmaschige Vernetzung mit Schulen sowie Angeboten im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe ist zu empfehlen, um familienrelevanten Herausforderungen effizient begegnen zu können (siehe dazu etwa auch die Schulsozialarbeit oder das geplante Gruppenangebot „Blickwinkel“ der Sozialen Initiative).

6.5. Mobilität und Regionalentwicklung Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs empfiehlt sich aus ökologischer Sicht, aber auch um die Mobilität der Jugendlichen abseits des Individualverkehrs zu fördern. Im Sinne längerfristiger beruflicher Perspektiven scheint insbesondere der Bereich der erneuerbaren Energien und Wassertechnologien vielversprechend. Mit der REGMO bzw. KEM scheinen beste Voraussetzungen zu existieren, um zukunftsrelevante Forschungs- und Wirtschaftssegmente weiterhin zu eröffnen, Arbeitsplätze zu schaffen bzw. abzusichern und Wertschöpfung in der Region zu halten. Dies würde die touristische Ausrichtung – stark auf die Naturlandschaften, vielfältigen wie nachhaltigen Sportmöglichkeiten und kulturellen Sehenswürdigkeiten der Region zu setzen – sinnvoll ergänzen.

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ANHANG

Plätze und Wege in der Region Mondseeland

Abbildung 1: Mondseeachse

 Mondseeachse: Im gesamten Bereich bewegen sich viele Jugendliche aller Mondsee- Gemeinden, lange Aufenthaltsdauer

 A Spar: stark frequentiert, alle Verkehrsmittel,

 B Busbahnhof/WC Häuschen: stark frequentiert, alle Verkehrsmittel,

 C Spotplatz: stark frequentiert, alle Verkehrsmittel

 D Stützerbrücke: selten frequentiert, zu Fuß

 E Strandbad: stark frequentiert, alle Verkehrsmittel

 F Einbaum: stark frequentiert, alle Verkehrsmittel

 G Teich: selten frequentiert, zu Fuß

 E Drei Bäume: stark frequentiert, zu Fuß

 I Zwei Bänke: stark frequentiert, zu Fuß

 J Fischerbankerl: stark frequentiert, zu Fuß

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Abbildung 2: Plätze außerhalb Gemeinde Mondsee/frequentiert von Jugendlichen aller Mondseegemeinden

 1 Mondseeberg: Waldplätze/Forstwege/Parkbuchten, lange Aufenthaltsdauer

 2 Musti: Waldplätze - Auto/Moped, lange Aufenthaltsdauer

 3 Hilferbrücke: Moped/Fahrrad - selten frequentiert, lange Aufenthaltsdauer

 4 Mc Donalds: Moped/Auto/Fahrrad - stark frequentiert, kurze Aufenthaltsdauer

 5 Stützerbrücke: selten frequentiert, zu Fuß/Fahrrad, kurze Aufenthaltsdauer

 6 Badeplatz Schwarzindien: wenig frequentiert, alle Verkehrsmittel, Sommer/Nachtzeit, lange Aufenthaltsdauer

 7 Öffentliches Ufer: Auto/Moped - wenig frequentiert, Sommer/Nachtzeit, lange Aufenthaltsdauer

 8 Area (Georgshof und Umgebung): stark frequentiert, alle Verkehrsmittel, lange Aufenthaltsdauer

 9 Schotterrube: Auto/Moped, selten frequentiert, lange Aufenthaltsdauer

 10 Parkplatz/Badeplatz: selten frequentiert, alle Verkehrsmittel, lange Aufenthaltsdauer

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Abbildung 3: Zentrale Achsen Region Mondseeland

 1. Oberhofen: starke Konzentration nach Mondsee, keine signifikanten Jugendplätze im öffentlichen Raum

 2. Zell am Moos: starke Konzentration nach Mondsee, Badeplatz (Marker 10), keine signifikanten Jugendplätze im öffentlichen Raum

 3. Tiefgraben: starke Konzentration nach Mondsee, keine signifikanten Jugendplätze signifikanten Jugendplätze im öffentlichen Raum

 4. Mondsee: starke Frequenz auf der Mondseeachse und Umgebung der Gemeinde

 5. St. Lorenz: starke Konzentration nach Mondsee, Badeplatz Schwarzindien, keine signifikanten Jugendplätze im öffentlichen Raum

 6: Innerschwand: starke Konzentration nach Mondsee, keine signifikanten Jugendplätze im öffentlichen Raum

 7. Oberwang: wenig ausgeprägte Konzentration nach Mondsee, Freibad, keine (bekannten) Jugendplätze im öffentlichen Raum

 8. Unterach: starke Konzentration nach Mondsee, Area/Georgshof/öffentliches Ufer Mondsee (Marker 7,8), wenig signifikante Jugendplätze im öffentlichen Raum

 Jugendliche aller Gemeinden nützen die Verkehrsachse Salzburg- Mondsee

 Verdeutlichung der Konzentration zur Mondseeachse

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Quellenverzeichnis und Literaturhinweise

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