Kompetenzentwicklung im Sport anhand des Beispiels

Diplomarbeit

Zur Erlangung des akademischen Grades eines Magisters der

Naturwissenschaften an der Karl-Franzens-Universität Graz

vorgelegt von:

Sebastian Schoberer

bei

Mag. Dr.phil. Gerald Payer (Begutachter)

am Institut für Sportwissenschaft

Graz, im Mai 2020

Kurzzusammenfassung

Eidesstattliche Erklärung

Ich, Sebastian Schoberer, erkläre hiermit ehrenwörtlich, die vorgelegte Diplomarbeit ohne fremde Hilfe und unter ausschließlicher Verwendung der angeführten Literatur verfasst zu haben. Die Arbeit wurde bisher nicht veröffentlicht und auch nicht in gleicher oder ähnlicher Form einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt. Die eingereichte elektronische Version entspricht der hier vorliegenden Fassung.

______Ort, Datum Unterschrift (Sebastian Schoberer)

ii Kurzzusammenfassung

Kurzzusammenfassung

Die vorliegende Arbeit behandelt als zentrales Thema die jugendkulturelle Sportart Skateboarding und befasst sich mit der Frage, wie das Miteinbeziehen dieser in den Sportunterricht in der Sekundarstufe II an österreichischen Schulen, die Kompetenzentwicklung von Schülerinnen und Schülern fördert. Der erste Teil der Arbeit beinhaltet den theoretischen Hintergrund des Skateboarding. Dieser setzt sich aus der geschichtlichen Entwicklung des Sports, einer Erklärung des Sportgeräts, einem Eingliederungsversuch der Bewegungsform, soziokulturellen Informationen und einer Beschreibung der prominentesten Disziplinen zusammen. Im zweiten Teil der Arbeit wird das System der modularen Oberstufe erklärt, sowie die Eckpunkte des kompetenzorientierten Unterricht geschildert. Des Weiteren beantwortet dieser Teil die Frage, warum Skateboarding im Schulunterricht inkludiert werden soll, und wie es zum Kompetenzerwerb beiträgt. Im Schlussteil der Arbeit findet sich eine Abschnittsplanung, welche die Stundenbilder für ein durchführbares Kursmodul beinhaltet.

Abstract

The main objective of this thesis is to investigate how the inclusion of skateboarding in PE classes in secondary schools in Austria is beneficial for the student’s development of competences. The first part of the thesis offers a detailed insight into the world of skateboarding, as the sports history, the itself, different disciplines and socio-cultural aspects of skating are discussed. The second part of the thesis contains information on aspects of the Austrian school system and how the sport fits into it, as well as an explanation of competence-oriented teaching. The final part of the diploma project offers detailed lesson plans which allow a successful conduction of a skateboarding course in schools.

iii Vorwort

Vorwort

Seit mittlerweile mehr als 13 Jahren gibt es stets eine Konstante in meinem Leben – das Skateboard. Die Bewegungsform, welche die Charaktereigenschaften herkömmlichen Sports weit überschreitet, fungierte für mich als Schlüssel für Freundschaften, das Entdecken der Welt und die Entwicklung einer gewissen Einstellung zum Leben. Ich kann behaupten, dass mich das Skateboardfahren und die damit verbundene Kultur zu dem Menschen gemacht haben, der ich heute bin.

Die Möglichkeit, meine Leidenschaft mit jungen Menschen teilen zu können und diesen die Welt des Skateboardings näherzubringen, hat mich dazu veranlasst, diese Arbeit zu schreiben. Ich habe unzählige positive Dinge durch das Skateboard erlebt, und möchte diese Erfahrungen weitergeben. Ich hoffe, dass ich dadurch den einen oder anderen Schüler für die Bewegungsform begeistern kann, damit auch diese oder dieser zukünftig vom Skateboard auf dem persönlichen Lebensweg begleitet wird.

An dieser Stelle möchte ich mich bei Herrn Mag. Dr. Gerald Payer für die hervorragende Betreuung dieser Diplomarbeit und den unermüdlichen Einsatz für die Studierenden bedanken.

Besonderer Dank gilt ich auch meinen Eltern und meiner Familie, die mir stets vertrauen und mich auf all meinen Wegen unterstützen, sowie meiner Partnerin für ihre Geduld mit mir und ihr großes Herz.

iv Inhalt

Inhalt

Einleitung ...... 1 1.) Ursprung und Entwicklung des Skateboardens ...... 2 1.1.) Die erste Welle der Popularität ...... 4

1.2.) Die zweite Welle der Popularität ...... 6

1.3.) Die 1990er Jahre bis heute ...... 9

2.) Das Skateboard ...... 11 3.) Skateboarding: Zwischen Trendsport, Leistungssport und Lifestyle ...... 15 3.1.) Skateboarding als Trendsport ...... 15

3.1.1.) Trendsport – Merkmale & Definition ...... 15 3.1.2.) Trendsport Skateboarding? ...... 19 3.1.3.) Trendsport im Schulsport...... 20 3.2.) Skateboarding als (Leistungs-)Sport ...... 22

3.2.1.) Gesponserte und professionelle SkateboaderInnen ...... 22 3.2.2.) Verpflichtungen ...... 23 3.3.) Skateboarding als Lebenseinstellung ...... 32

3.3.1.) SkateboarderIn werden ...... 32 3.3.2.) SkateboarderIn sein ...... 34 3.4.) Eingliederungsversuch ...... 41

4.) Skateboard-Disziplinen ...... 42 4.1.) Street-Skaten ...... 42

4.2.) Park-Skaten ...... 43

4.3.) DIY-Skaten ...... 44

5.) Die Neue Oberstufe...... 45 5.1.) Organisation der Neuen Oberstufe ...... 45

6.) Kompetenzorientierter Unterricht ...... 46 6.1.) Kompetenzen im Unterricht ...... 49

6.2.) Kompetenzerwerb durch Skateboarding ...... 51

v Inhalt

7.) Organisation und Grundzüge des Wahlmoduls „Skateboarding“ ...... 55 7.1.) Ziele abseits des Lehrplans ...... 55

7.2.) Zielgruppe ...... 56

7.3.) Zeitliche und räumliche Bedingungen ...... 56

7.4.) Material ...... 57

7.5.) Sicherheit ...... 58

8.) Abschnittsplanung & Stundenbilder ...... 59 8.1.) Abschnittsplanung ...... 59

8.2.) Stundenbilder ...... 60

9.) Fazit ...... 76 10.) Glossar ...... 77 Quellenverzeichnis ...... 80 Literatur ...... 80

Internetquellen ...... 84

Audiovisuelle Medien ...... 86

Bildnachweis ...... 87

vi Abbildungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Roller Derby Skateboard ...... 3

Abbildung 2: Heroin "Razortop"...... 12

Abbildung 3: MOB Griptape ...... 13

Abbildung 4: Independent Trucks ...... 13

Abbildung 5: Spitfire Wheels ...... 14

Abbildung 6: Cortina Bearings ...... 14 Abbildung 7: Jeremy Wray, (Thrasher Cover 1997 von Daniel Harold

Sturt) ...... 20

Abbildung 8: Tyler ‘Manchild’ Pacheco – Frontside 180 ...... 30

Abbildung 9: Peters’” Drei Pole des Skateboarder-Seins” (2016, S. 218)...... 40

Abbildung 10: Eisbergmodell nach Richter (2007) ...... 47 Abbildung 11: Die sechs Merkmale kompetenzorientierten Unterrichts nach

Feindt & Meyer (2010, S. 30) ...... 49

Abbildung 12: "10 Tips [sic] für die Sicherheit" nach Bucher et al. (1994) ..... 58

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Abschnittsplanung ...... 59 Tabelle 2: Einheit 1 Stundenbild ...... 60 Tabelle 3: Einheit 2 Stundenbild ...... 65 Tabelle 4: Einheit 3 Stundenbild ...... 68 Tabelle 5: Einheit 4 Stundenbild ...... 70 Tabelle 6: Einheit 5 Stundenbild ...... 71 Tabelle 7: Einheit 6 Stundenbild ...... 72 Tabelle 8: Einheiten 7 und 8 Stundenbild ...... 73 Tabelle 9: Einheit 9 Stundenbild ...... 74

vii Einleitung

Einleitung

„I just like Skateboarding. It’s a fun thing to do. It’s all up to individuals. That’s why I think Skateboarding is such a neat sport. It gives people the chance to express themselves in their own way.“ – Mark Gonzales

Skateboarding ist weit mehr als bloß Sport und wenn man einmal davon begeistert ist, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass das Board einen ein Leben lang begleitet. Neben der Tatsache, dass es eine Beschäftigung mit äußerst hohem Freizeitwert ist, gewährt Skateboarding Ausübenden Zutritt zu einer weltweiten Gemeinschaft von Gleichgesinnten. Skateboarder wachsen an der Herausforderung, die der Sport mit sich bringt und entwickeln beeindruckende Fähig- und Fertigkeiten. Daher scheint es durchaus legitim, das Skateboarden auch in den Schulsport miteinzubeziehen. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich daher mit der Skateboard-Kultur, und wie das Inkludieren dieser Bewegungsform zum Erwerb von Kompetenzen im Sportunterricht beiträgt. Der erste Teil der Arbeit behandelt geschichtliche Aspekte des Sports, beschreibt das Skateboard und seine Bestandteile, versucht den Sport einzugliedern und informiert über sozio-kulturelle Aspekte der Bewegungskultur. Des Weiteren wird ein kurzer Überblick über die temporären Skate-Disziplinen gegeben. Der zweite Teil der Arbeit befasst sich mit kompetenzorientiertem Unterricht, und damit, wie Skateboarding dazu beiträgt, jene Kompetenzen zu erwerben. Abschließend wird ein exemplarisches Kursmodul vorgestellt, welches die Grundlage für einen durchführbaren Skateboard-Kurs darstellt. Dieser Teil beinhaltet eine Abschnittsplanung mit detaillierten Stundenbildern, um SchülerInnen bestmöglich an das Skateboarding heranzuführen.

1 1.) Ursprung und Entwicklung des Skateboardens

1.) Ursprung und Entwicklung des Skateboardens

Das folgende Kapitel soll einen kurzen Überblick über den Ursprung und die Entwicklungsgeschichte des Skateboardens geben, um darüber Verständnis zu schaffen, welche Faktoren maßgeblich an der Evolution des Sports beteiligt waren, und darüber warum sich die Bewegungsform heute so zeigt, wie wir sie kennen.

Ein genauer Zeitpunkt, um den Ursprung des Sports zu datieren, ist schier unmöglich festzulegen, da es keine genauen Aufzeichnungen darüber gibt, wann Skateboarding zum ersten Mal praktiziert wurde. Wenn man jedoch den unumstrittenen Einfluss des Surfens in Betracht zieht, und den Surfsport auch als Vorreiter des Skateboardens definiert, kann man sehr weit in der Geschichte zurückgehen. So werden polynesische Könige, welche vor 3000 Jahren Wellen stehend auf kleinen Holzplanken ritten, als Urväter aller Brettsportarten betrachtet, und fungieren somit auch als Vorreiter des Skateboardings (Krosigk, 2006, S. 13).

Weniger umstritten als die faktische Geburtsstunde der Bewegungskultur ist jedoch die Tatsache, dass sich Skateboarding, in der sich bis heute etablierten Form, Ende der 1950er Jahre im südlichen Teil Kaliforniens entwickelte. Um das Aufkommen der Rollbretter zu datieren, muss man dennoch zwei Dekaden in der Geschichte zurückgehen. In den späten 1920 Jahren entwickelten erste Firmen Spielzeuge, welche den Skateboards nach heutigen Normen ähnlich sind. Das erste patentierte, einem Skateboard ähnelndem Rollbrett trugt den Namen „Kne-Koster“, bestand aus einem flachen, relativ kurzen Holzbret,t an welchem Achsen und Rollen aus Metall befestigt waren. Über den Rollen befand sich eine Gummischicht, um die Rolleigenschaften zu verbessern (Borden, 2001, S.13). Jedoch muss an dieser Stelle festgehalten werden, dass das Potenzial dieses Spielzeugs bei Weitem nicht die Möglichkeiten folgender Boards bieten konnte, und daher schlicht Kinder zum Experimentieren einlud. Aber nicht jeder amerikanische Haushalt hatte die finanziellen Möglichkeiten,

2 1.) Ursprung und Entwicklung des Skateboardens

Kindern diese Spielzeuge zu kaufen. Daher fanden oftmals kreativ zusammengeschraubte Eigenkreationen, welche aus zweckentfremdeten Achsen und Rollen von Rollschuhen und simplen Holzbrettern bestanden, ihren Weg unter die Füße von Kindern:

„Zudem konnte festgestellt werden, dass während der 1930er Jahre in den USA die ersten Formen des Skateboards auftauchten: Kinder bastelten sich aus einem Holzbrett sowie Achsen und Rollen eines Rollschuhs eine neue Form des Fortbewegungsmittels zum Durchqueren der Nachbarschaft“ (Bock, 2017, S. 34, zitiert nach Nowodworski, 2019, S. 14).

Jedoch verlor das Rollbrett, wie vorhin schon kurz angesprochen, in den späten 1950er Jahren viel von dem einstigen Image eines Kinderspielzeugs. Die immer größer werdende Surfbewegung im Westen der USA war stark an die Abbildung 1: Roller Derby Skateboard Wetterbedingungen gebunden, was zur Folge hatte, dass sich südkalifornische Surfer darum bemühten, eine Alternative für ihren Wassersport an Tagen mit zu wenig oder zur Gänze fehlenden Wellengang zu finden, damit „auch abseits des Strands das Gefühl des Wellenreitens zu erleben“ möglich wurde (Krosigk & Tscharn, 2014, S. 52). Nicht nur die Bewegungsformen wurden vom populären Wassersport adaptiert, auch wurde die Lebenseinstellung und der damit verbundene Surf-(Life)Style immer präsenter auf kalifornischen Bürgersteigen. Das sogenannte „Sidewalk Surfing“ war geboren: „Die ersten Skateboarder nannten sich „Sidewalksurfer“ –sie bretterten also über die Bürgersteige. Sie standen damals noch barfuß auf ihren selbstgebastelten Boards“ (Doren & Pramann, 1991, S. 16). Das Potenzial dieser neuen, immer größerer werdenden Bewegungskultur blieb natürlich nicht lange unentdeckt, daher fand 1959 das erste kommerzielle, für die Massen taugliche Skateboard (Abbildung 2), hergestellt von der Firma „Roller Derby“, welche ursprünglich auf die Produktion von Rollschuhen spezialisiert war, seinen Weg in die amerikanischen Geschäfte (Brook, 1999, S. 16).

3 1.) Ursprung und Entwicklung des Skateboardens

1.1.) Die erste Welle der Popularität

Produktionszahlen und Verkäufe stiegen in ungeahnte Höhen, und immer mehr Firmen, welche aus dem Bereich des Surfens kamen und sich nun auf die Herstellung von Skateboards konzentrierten, drängten die Rollschuhfirmen und ihre Produkte für den Skateboard Markt in den Hintergrund (vgl. Davidson & Klein, 1976, S. 10). Der „Val Surf“ Surf Shop, damals angesiedelt in Nord- Hollywood, gilt als eines der ersten Geschäfte mit Wurzeln im Surfsport, welcher sich auf die Produktion von Skateboards spezialisierte, und „fing an, auf Hochtouren Skateboards zu produzieren und sie so schnell zu verkaufen, wie sie hergestellt wurden“ (Davidson & Klein, 1976, S.10). Die kommerziell hergestellten Skateboards wurden aus finanzieller Sicht immer erschwinglicher für Familien und verhalfen, zusammen mit der steigenden Popularität der Sportart, Skateboarding zum ersten Boom.

Diese explosionsartige Verbreitung und die damit verbundene rasant ansteigende Popularität des Skateboards dauerten unglücklicherweise nur bis 1965 an, denn Verletzungen und Zwischenfälle mit Passanten stiegen exponentiell mit der immer größer werdenden Zahl der Ausübenden des Sports. Verschiedene Medien trugen ferner zum negativen Bild des Skateboardings bei, so machte beispielsweise die medizinische Gesellschaft Kaliforniens publik, dass das Skateboard mittlerweile zur Hauptursache von Zusammenstößen und Unfällen würde, und die Zahlen von Zwischenfällen mit dem Fahrrad bereits weit überschreite (vgl. Davidson & Klein, 1976, S.11). Das „Feindbild Skateboarding“ wurde geschaffen. Doch nicht nur die sich häufenden Verletzungen und die negativ konnotierte Werbung waren schuld an dem beinahe gänzlichen Verschwinden des Skateboardsports, sondern auch die technische Entwicklung der Skateboards war äußerst träge und ineffektiv:

„Obgleich neue Materialen wie Fieberglas und Aluminium bei der Herstellung von Skateboards verwendet werden, gab es bis 1965 keine wirklichen Neuerungen, und elementare Mängel waren immer noch nicht behoben. Das fing an beim Fahrwerk. Es war im Grunde genommen für Rollschuhe konzipiert und benötigte deswegen auch nur ein

4 1.) Ursprung und Entwicklung des Skateboardens

einziges festes Gummilager als Federung. Das beeinträchtigte die Beweglichkeit ganz erheblich. Noch kritischer stand es um die Räder, weil die Skateboard Hersteller auch hier die für Rollschuhe geltenden Maßstäbe übernommen hatten; und das waren ausschließlich Räder, die aus Ton-Legierung bestanden“ (Davidson & Klein, 1976, S. 13).

Die Empörung der Öffentlichkeit und die rasant steigende Zahl von Unfällen führten schlussendlich zu einem Verbot für das Befahren von öffentlichen Straßen mit Skateboards, welches das abrupte Ende des ersten Skateboardbooms besiegelte. Hersteller stellten ihre Produktionen ein, Fachmagazine stoppten ihre Publikationen und die Gesellschaft drehte, abgesehen von einigen wenigen passionierten Anhängern, den Rollbrettern den Rücken zu (vgl. Davidson & Klein, 1976, S. 11). Dies sollte auch so bleiben, bis zwei bahnbrechende technische Fortschritte dem Skateboardsport wieder Leben einhauchten: die Erfindung des Kicktails und der Polyurethan Rolle.

Vor 1969 war die Form von Skateboards ausschließlich flach, es gab keine aufgewölbten Enden wie sie heutzutage üblich sind. Dieses äußerst simple Design schränkte die Möglichkeiten von Skateboards massiv ein; so war beispielsweise das Fahren von Kurven nur bedingt durch das Verlagern des Körpergewichts möglich, und das Fahren von engen Radien beinahe unmöglich. Die eingeschränkten Möglichkeiten und die stillstehende Entwicklung der Bretter nahmen Momentum aus der Evolution des Sports und brachten ihn um Haaresbreite zum endgültigen Verschwinden. Der kalifornische Surfer und Skateboard Hersteller Larry Stevenson brachte jedoch wieder Schwung in die Szene, und ebnete mit dem 1969 vorgestellten, sogenannten Kicktail den Weg für die weitere Entwicklung des Sports. Stevenson ließ seine Erfindung 1971 patentieren, doch zu diesem Zeitpunkt hatte der Großteil der Hersteller sein Design schon übernommen (Slotnik, 2012). Das Kicktail trug enorm zur Manövrierfähigkeit der Skateboards bei und legte den Grundstein für temporäres Skateboarding:

„In 1969 Mr. Stevenson introduced the kicktail, in which the rear of the board was curved up, enabling a skateboarder to launch the board off the ground with his feet. Without the

5 1.) Ursprung und Entwicklung des Skateboardens

kicktail, the maneuvers that define contemporary skateboarding would be impossible” (Slotnik, 2012).

1.2.) Die zweite Welle der Popularität

Die wohl größte Revolution im Skateboardsport ist jedoch dem Kalifornier Frank Nasworthy zuzuschreiben. Der Surfer aus Encinitas gründete die Firma Cadillac Wheels, welche zusammen mit einem Hersteller von Rollschuhrollen die ersten, speziell für Skateboarding entwickelten, Polyurethan-Rollen auf den Markt brachte. Die Rollen, produziert aus elastischem Kunststoff, waren ursprünglich für Rollschuhe produziert worden, stießen jedoch in diesem Markt auf wenig Nachfrage. Dessen ungeachtet ermöglichte das elastische Material den Skateboard Anhängern ungeahnte Möglichkeiten und Cadillac Wheels revolutionierte den Sport, da die Rollen bis dato unvergleichbare Bodenhaftung lieferten:

„In Verbindung mit Creative Urethans, Inc., einer Firma, die mit der Herstellung von Rollschuhrädern aus Urethan beschäftigt war, führte die Firma Cadillac Wheels das erste Rad aus dem gleichen Material ein, das nun aber speziell für das Skateboarding konzipiert war. Es war etwas weicher als das Urethane-Rollschuhrad und eröffnete Möglichkeiten, die frühere Skateboards nicht kannten“ (Davidson & Klein, 1976, S. 15).

Die Einführung dieser neuen Materialien verhalf Skateboarding zum zweiten Boom, und immer neue Errungenschaften füllten den Markt. So fanden auch Fiberglasbretter, welche Technologien der Schiproduktion übernahmen und vom Surfboard Hersteller Bob Bahne eingeführt wurden, ihren Weg in die Skateboard Szene (Davidson & Klein, 1976, S. 15). Neben der Evolution von Brettern und Rollen wurden auch Lenkkörper immer weiter optimiert, und Firmen wie Independent und Tracker, welche heute als die renommiertesten Firmen in ihrem Bereich gelten, begannen, Achsen speziell für Skateboarding herzustellen (Brooke, 1999, S. 44). Skateboarding wurde durch die technischen Errungenschaften so populär, dass die Bretter den Weg nach Europa fanden. Um 1975 waren Skateboards in europäischen Ländern zu finden, und

6 1.) Ursprung und Entwicklung des Skateboardens

Skateboarding etablierte sich auch in Ländern wie Deutschland, Italien und Frankreich zu einer Bewegungskultur der Jugend (Hälbich, 2008, S. 44).

Zu dieser Zeit machte sich auch die wohl berüchtigtste Gruppe von Skateboardern aller Zeit einen Namen: Die Z-Boys (auch Dogtown Boys genannt), welche sich aus Mitgliedern des Zephyr Surf Shop Teams zusammensetzten und im südkalifornischen Santa Monica angesiedelt waren. Die Geschichte der Z-Boys begann an einem berüchtigten Surf-Spot namens „the Cove“ beim „Pacific Ocean Park Pier“, einem verfallenen Vergnügungspark im Westen von Los Angeles. Die Szene beim „the Cove“ war geprägt von Rauheit und starkem Lokalpatriotismus, gewalttätige Auseinandersetzungen waren hier tägliche Routine. Der Surfboard Hersteller Jeff Ho rekrutierte an diesem Spot zusammen mit und Fotograf Craig Stecyk das Skateboard und Surf Team für das von ihnen gemeinsam geführte Surfboard Geschäft Zephyr Surfboard Manufacturing Company, abgekürzt „Zephyr Shop“. Das Team, bestehend aus Jugendlichen aus der Umgebung, adaptierte ihren aggressiven Surfstil auf das Skateboarding, eine Entwicklung, welche nun durch die vormals erwähnten Polyurethan Rollen ermöglicht wurde. Dieser revolutionäre Fahrstil, kombiniert mit der von Rauheit geprägten, sozialen Herkunft und charismatischen Persönlichkeiten wie , Jay Adams oder Stacey Peralta, machte den Aspekt des Styles erstmals zu einem zentralen Aspekt im Skateboarding. Skip Engblom erklärt im Dokumentarfilm Dogtown & Z-Boys (2001), welcher von Skate-Legende Tony Hawk bis dato als wichtigster Skateboard-Dokumentarfilm angesehen wird (2001, S. 270), dass Style für die Gruppe bestimmend war, und sich die verschiedenen Persönlichkeiten der Skater im Fahrstil wiederspiegelten (29:30 – 30:10). Somit wurde die Still-Idee geboren, welche heute noch zentrales Thema in der Skateboard Szene und im Skateboarder-Sein ist, und von Peters folgend zusammengefasst wird:

„Skateboarder zu sein bedeutet auch, sich in Szene setzen zu können. Das gilt nicht nur für die Bewegungsformen und –weisen des Skateboardfahrens im engeren motorischen Sinne, sondern auch für den gesamten ‚Lifestyle‘. Jede Hose, jede Mütze, jede Grafik auf

7 1.) Ursprung und Entwicklung des Skateboardens

der Unterseite des Skateboards, der Einkauf in bestimmten Skateshops, auch die Auswahl spezifischer Spots – sämtliche Praktiken des Skateboarder-Seins sind von einer Stil-Idee geprägt, in die sich alles Tun und Handeln der Skater einordnet“ (Peters, 2016, S.188).

In den späten 1970er Jahren waren es nicht nur die Z-Boys, welche das Skateboardfahren prägten, denn auch Alan „Ollie“ Gelfand revolutionierte den Sport maßgebend, und legte den Grundstein für beinahe alles, was das Skateboardfahren noch bringen sollte: „In the late ‘70s Alan Gelfand invented the ollie, a no-handed aerial, the foundation for skateboarding as we know it today“ (Hawk, 2000, S. 51). Der Ollie, benannt nach dem Spitznamen seines Erfinders, wird als Basis-Trick beachtet, und ist sowohl Schlüsselelement als auch Grundlage für beinahe jedes kontemporäre Skateboard-Manöver. Beim Ollie wird das hintere Ende des Skateboards (Tail) mit dem hinteren Fuß explosionsartig nach unten gedrückt. Simultan zieht der vordere Fuß nach vorne über die vorderen Achsen, und hebt somit das Board vom Untergrund. Das Beherrschen dieses Abspringens mit dem Skateboard unter den Füßen erschließt Skatern plötzlich unzählig viele neue Möglichkeiten, da Hindernisse ohne abzusteigen überwunden werden können. Ich bin überzeugt, dass das Erlernen des Ollies für den Großteil der Skater jener Moment ist, in dem sich die Leidenschaft für das Skateboardfahren in den Köpfen manifestiert.

Die Erfindung des Ollie verschob die Grenzen des Möglichen auf dem Skateboard, was in steigenden Verletzungszahlen resultierte. Skateparkbetreibende sahen sich gezwungen, ihre Sportanlagen zu schließen, um Schadensersatzklagen auszuweichen. Fernerhin, verloren immer mehr Jugendliche das Interesse am Skateboard, und wendeten sich anderen, neuen Trendsportarten zu. Skateboarding verschwand zum wiederholten Male beinahe zur Gänze, und wurde von wenigen passionierten Skatern am Leben gehalten (Brooke, 1999, S. 66-67).

Doch Skateboarding sollte diesmal nicht lange im Untergrund verweilen, denn neben dem Vert-Skaten (Skateboardfahren in Halfpipes und Pools/Bowls) entwickelte sich eine neue Disziplin, ermöglicht durch die Erfindung des Ollie,

8 1.) Ursprung und Entwicklung des Skateboardens die Skatern unendliches Potenzial für Weiterentwicklung und Kreativität bot, das Street-Skaten:

„Das Street-Skaten verzichtet auf skatespezifische räumliche-materielle Rahmungen, wie sie die klassischen Sonderräume des Skatens (Skatehalle, , Streetplaza) bereitstellen. Es hat seinen natürlichen Lebensraum, sein Habitat, vielmehr in der ‚Natur der Straße‘; es ereignet sich im öffentlichen Raum der Stadt: auf Kirch- und Theatervorplätzen, in Fußgängerzonen, auf Marktplätzen, Bürgersteigen, Straßen oder Kinderspielplätzen. Das Street-Skaten rekrutiert seine Orte und Schauplätze in der (urbanen) Öffentlichkeit folglich selbst und konstituiert diese in praxi als Skatespots. Die Stadt fungiert dabei als ‚Land der Unbegrenzten Möglichkeiten‘; sie bildet die grenzenlose Spielwiese des Street-Skatens“ (Peters, 2016, S. 136).

Die Möglichkeit, seine eigenen Fähigkeiten auf dem Skateboard direkt vor der Haustüre, beispielsweise an Gehsteigkanten, herauszufordern, verhalf Skateboarding zu neuer Popularität. Die uneingeschränkte Kreativität, gepaart mit der einfachen Zugänglichkeit und dem Sinn für Abenteuer und Entdecken, machte Street-Skaten nach und nach zur „Königsdisziplin“ im Sport, welches das Vert-Skaten Ende der 1989 in den Hintergrund trieb (Hawk, 2001, S. 50). Jugendliche SkateboarderInnen nahmen öffentliche Plätze in verschiedensten Ecken dieser Welt ein, um ihre Tricks in leeren Brunnen, auf Bahnhofvorplätzen oder Stufen hinunter auszuüben.

1.3.) Die 1990er Jahre bis heute

SkateboarderInnen gehören seitdem zu Stadtbildern auf der ganzen Welt, und der Sport entwickelte sich ständig weiter; neue Trickvariationen wurden geboren, und verschiedene Trends innerhalb der Szene etablierten sich und wurden von neuen wieder abgelöst. Auch die Industrie innerhalb der Skateboard-Welt wuchs unaufhaltbar. Kleidungs- und Schuhfirmen, die ihre Produkte speziell für Skateboarding designt wurden immer mehr, und ermöglichten professionellen Skatern von ihrem Sport zu leben.

Ein weiterer Faktor, welcher immensen Einfluss auf die steigende Popularität von Skateboarding hatte, ist die 1998 veröffentlichte Videospielserie „Tony

9 1.) Ursprung und Entwicklung des Skateboardens

Hawk’s Pro Skater“. Die Produzenten holten sich Hilfe von namhaften Profi- Skatern, um das Spiel so authentisch wie möglich zu kreieren und die gesamte Ästhetik von Skateboarding zu präsentieren. Der Erfolg des Spiels war beispiellos, und inspirierte unzählige Jugendliche dazu, Skateboarding auszuprobieren. Der englische Profiskater Christian Greenwood nimmt als Beispiel sein Heimatland, in dem tausende Kinder und junge Erwachsene aufgrund des Videospiels mit dem Skateboarden begannen (Ombler, 2019). Für Mitentwickler, Namensgeber und Aushängeschild des Spiels, Tony Hawk, war es die Authentizität des Spiels, die es zu einem derartigen Erfolg werden ließ:

"And the authenticity factor, that we made it look and feel like real skating and put in real skaters, real skate spots and genuine challenges. I feel like that turned a lot of people on to skating. That was their first entry to skateboarding, and that actually inspired them to go try it themselves” (Sprung, 2019).

Heutzutage ist Skateboarding so populär wie noch nie zu vor. Wettbewerbsformate, wie beispielsweise Street League füllen riesige Hallen und unterhalten Zuschauer auf der ganzen Welt via Streaming Dienste. Preisgelder bei großen Contests sind mit jenen von anderen Mainstream- Sportarten zu vergleichen und große Namen im Skateboarding sind längst auch außerhalb des Skate-Mikrokosmos anerkannte Persönlichkeiten. Ferner ist Skateboarding erstmals eine offizielle Disziplin bei den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokyo, das ergänzend zur öffentlichen Anerkennung des Skatens als ernstzunehmende Sportart beitragen wird. Diese Entwicklung wird jedoch innerhalb der Szene als äußerst kritisch beurteilt, da man fürchtet, dass Skateboarding dadurch an Authentizität verlieren würde. Viele professionelle SkateboarderInnen bringt dies in eine durchaus missliche Lage: zum einen sind sie als Profis dazu verpflichtet, Sponsoren adäquat zu repräsentieren und den eigenen Ehrgeiz, welcher selbstverständlich auch beim Skaten auf professioneller Ebene stark vertreten ist, zu befriedigen. Zum anderen jedoch wurden auch die Werte und Ideale des Skateboarder-Sein verinnerlicht, welche für Spaß, Freundschaft und Selbstverwirklichung stehen. Dies bringt viele Skater in den absurden Zwiespalt zwischen Leistungs- und

10 2.) Das Skateboard

Spitzensport und eben jenen Werten des Skateboarder-Sein (Peters, 2016, S. 115-116).

2.) Das Skateboard

Im vorigen Kapitel wurde die Evolution von Skateboarding und der damit verbundene Sport und Lebensstil besprochen. Einhergehend mit den erläuterten Entwicklungen, durchlief auch das Skateboard selbst unzählige Veränderungen. Wenn man die Evolution des Bretts (Deck) betrachtet, entwickelte sich dieses von den anfänglich äußerst schmalen Holzplanken, über die – verhältnismäßig – überaus breiten Boards der 80er-Jahre, hin zu den Formen, die wir heute kennen. Seit den frühen 1990er-Jahren hat sich die etablierte Form nicht wirklich verändert, denn erst in den letzten Jahren begannen Hersteller wieder mit anderen Shapes zu experimentieren. Diese sind jedoch in den meisten Fällen Interpretationen von früheren Modellen, die bis in die 70er-Jahre zurückgehen und ein Gefühl von Nostalgie in der heutigen Skateboard-Szene erwecken (Prentiss, Skelton, Eldredge & Quinn, 2011, S. 383). Weitere Experimente mit Materialien, wie beispielsweise Fieberglas, setzten sich nicht durch, da kein nachweisbarer Vorteil zu Holz zu erkennen ist (Kerk et al, 2018, S. 374).

Ein kontemporäres, den heutigen Standards entsprechendes Skateboard umfasst sechs Komponenten, und setzt sich aus einem gewölbten Holzbrett (Deck), einem Sandpapier (Griptape), welches die Reibung auf dem Holzbrett erhöht, vier Rollen (Wheels), zwei Achsen (Trucks), acht Kugellagern (Bearings) und insgesamt zwölf Schrauben, beziehungsweise Sicherungsmuttern

11 2.) Das Skateboard

(Hardware) zusammen. Das Deck (Abbildung 3) besteht im Regelfall aus sieben Schichten Ahornholz, welche durch Leim miteinander verbunden sind. Die verschiedenen Schichten ergeben ein Zusammenspiel aus Spannung und einem gewissen Grad an Flexibilität, welches in hoher Reaktionsfreudigkeit resultiert. Dies ermöglicht das Springen (Ollie) mit dem Skateboard, und somit alle anderen, sich daraus ergebenden, Trickvariationen. Das Board ist an beiden Enden (Nose & Tail) aufgebogen, und weist eine, der Länge nach verlaufenden, Wölbung (Concave) auf. Diese Wölbungen, sowie die Breite der Decks variieren stark und verändern die Fahreigenschaften immens. Diese Eigenschaften der Abbildung 2: Heroin Skateboards Bretter werden als Shape zusammengefasst. Geübte "Razortop" SkateboarderInnen legen sehr viel Wert auf den Shape ihrer Decks und passen diesen an die jeweilig bevorzugte Fahrweise an. Breitere Bretterformen bieten mehr Standfläche und somit mehr Kontrolle bei Slides, sowie beim Landen von gesprungenen Tricks. Schmalere Decks, im Gegensatz, sind leichter und vereinfachen das Durchführen von Flip-Tricks, weshalb sich diese besonders für AnfängerInnen anbieten. Auf den Unterseiten der Decks finden sich aufwendige Grafiken, welche oft von Designern, welche speziell für das Entwerfen der Motive von Herstellern angestellt sind, designt werden. Um diese Grafiken hat sich über die Jahre hinweg eine große Kultur gebildet, und gewisse Motive genießen in der Skateboard-Szene einen legendären Status. Oftmals werden politische Meinungen, sozialkritische Kommentare oder persönliche Einstellungen auf die Decks gedruckt, und machen diese damit äußerst aussagekräftig. Das absurde daran ist jedoch, dass jene Grafiken oftmals nach einem bis zwei Tagen Skateboarding nicht mehr erkennbar sind.

12 2.) Das Skateboard

Auf die Oberseite des Decks wird das Griptape (Abbildung 4) geklebt, welches den Skatern mehr Halt am Brett ermöglicht. Das Griptape, umgangssprachlich auch nur Grip genannt, ist vergleichbar mit einem besonders groben Schleifpapier, und ist verantwortlich für die auffallenden Abnützungen an den Schuhen eines jeden Skaters. Im Gegensatz zu den Decks gibt es bei Griptapes wenig Unterschiede zwischen den Modellen verschiedener Hersteller; den einzigen Unterschied machen Muster und Farben, wobei simple, schwarze Grips mit Abstand die Abbildung 3: MOB Griptape populärste Wahl von SkateboarderInnen sind.

Nach dem Deck sind die Achsen (Abbildung 5), welche hauptsächlich aus Stahl bestehen, die zweitwichtigsten Komponenten des Skateboards; sie fungieren als Bindeglied zwischen Deck und Rollen und ermöglichen Richtungswechsel durch Gewichtsverlagerung. Die Fahreigenschaften der Achsen lassen sich

äußerst simpel verändern; Lenkgummis, Abbildung 4: Independent Trucks welche das Bindeglied zwischen Baseplate und Hanger darstellen, werden durch Anziehen, beziehungsweise Lockern der Sicherungsmutter den Anforderungen angepasst. Hart eingestellte Achsen erlauben kleinere Radien als weiche, bieten jedoch mehr Stabilität beim Fahren, daher wird Beginner anfänglich empfohlen, die Trucks relativ hart zu fahren. Eine weitere Besonderheit der Trucks ist, dass auf ihnen -Tricks durchgeführt werden. Grundsätzlich gibt es keine großen Unterschiede zwischen den Modellen verschiedener Hersteller, meist unterscheiden sich diese nur marginal in Breite und Gewicht. Die Breite der Trucks soll möglichst jener des Decks angepasst werden, dazu sollte man den Empfehlungen der jeweiligen Hersteller folgen.

13 2.) Das Skateboard

Von allen Komponenten des Skateboards, durchliefen Wheels (Abbildung 6) die größten Veränderungen (siehe Kapitel 2). Die heutzutage aus Polyurethan bestehenden Rollen kommen in verschiedenen Härtegraden und Formen. Weichere Wheels bieten mehr Haftung und sind daher besonders gut geeignet für das Fahren in , erschweren jedoch das Grinden und Sliden, da die Reibung erhöht wird. Daher sind harte Rollen unter Street-Skatern die beliebteste Wahl. Die Form der Wheels beeinflusst zusätzlich Abbildung 5: Spitfire das Fahrverhalten des Skateboards, und wird von Skatern Wheels gezielt auf den Einsatzbereich und Fahrstil ausgewählt.

In den Wheels befinden sich jeweils zwei Kugellager (Abbildung 7). Die Modelle verschiedener Hersteller unterscheiden sich bloß in der Qualität des Materials und der Herstellung; die Produktspanne reicht von Bearings, welche für wenig Geld erworben werden können bis hin zu Präzisionskugellager, welche die Preise von Decks und Achsen in den Schatten stellen. Abbildung 6: Cortina Bearings Der Preis- und Qualitätsunterschied ist bezüglich des Fahrverhaltens enorm, denn hochwertige Lager drehen sich spürbar zuverlässiger um den Achsstift, und tragen daher dazu bei, das Momentum der Wheels beizubehalten.

Die Komponenten werden durch gewöhnliche Schrauben und Sicherungsmuttern, welche den Normgrößen der Skateboardindustrie angepasst sind, zusammengehalten. In der Regel dauert es bis zu mehreren Jahren, bis SkateboarderInnen die für sie perfekte Konstellation von Teilen gefunden haben, da aufgrund der großen Produktpalette sehr viel Auswahl geboten ist, und minimale Unterschiede zwischen den Produkten einen großen

Unterschied im Fahrverhalten hervorrufen.

14 3.) Skateboarding: Zwischen Trendsport, Leistungssport und Lifestyle

3.) Skateboarding: Zwischen Trendsport, Leistungssport und Lifestyle

Skateboarding ist seit der Bestätigten Teilnahme an den Olympischen Spielen 2020 in Tokyo endgültig in der Welt des Sports angekommen und wird in Zukunft immer mehr das Image einer Anerkannten Sportart genießen dürfen. Einigen hartgesottenen SkateboarderInnen ist dies jedoch ein Dorn im Auge, denn für sie ist das Skateboardfahren keinesfalls eine Sportart, welche mit, beispielsweise, Trainingseinheiten verbunden ist; das Skateboard bestimmt nämlich das Leben jener zur Gänze. Das folgende Kapitel soll Klarheit darüber schaffen, ob, oder wie Skateboarding kategorisiert werden kann. In dieser Arbeit wird die Praktik des Skateboardfahrens in drei Kategorien unterteilt: Skateboarding als Trendsport, Skateboarding als Leistungssport und Skateboarding als Lifestyle.

3.1.) Skateboarding als Trendsport 3.1.1.) Trendsport – Merkmale & Definition

Trendsportarten sind nunmehr schwer aus der Welt des Sports wegzudenken und ziehen Anhänger aus verschiedensten Milieus und Hintergründen an. So verschieden die Herkünfte der Ausübenden sind, so unterschiedlich sind auch die Antriebe jener Personen für das Engagieren in den jeweiligen Sportarten. Gezielte Werbung und geschicktes Marketing verkaufen die Idee der Freiheit, des Nervenkitzels und des Spasses. Hierbei fallen immer wieder die Begriffe Trendsport, „Fun-Sport“ und „Extrem-Sport“, wobei sich eine eindeutige Definition dieser Begriffe, und, im Weiteren, eine Eingliederung von Sportarten in die jeweiligen Kategorien als äußerst schwierig erweist. Jürgen Schwier (1998) bemühte sich um eine Begriffsdefinition des Worts „Trendsport“ und argumentiert, dass Trendsportarten „ferner dadurch gekennzeichnet, dass sie unsere eingewöhnten Sportvorstellungen überschreiten und zuvor nahezu unbekannte Auslegungen des menschlichen Sich-Bewegens in unseren Horizont rücken“ (S. 7). Ein weiterer, für Schwier (1998) essenzieller Faktor, ist die Tatsache, dass sich jene Sportarten über lange Zeiträume im Denken und

15 3.) Skateboarding: Zwischen Trendsport, Leistungssport und Lifestyle im Handeln der ausübenden Personen manifestiert. Das bedeutet, dass eben jene Personen die präferierte Sportart nicht nur ausüben, sondern, bei genauerer Betrachtung, regelrecht leben. Unterstrichen wird diese Aussage mit der Annahme von Schwier (1998), dass Trendsportarten in „enger Beziehung stehen mit dem aktuellen Stand des gesellschaftlichen Sportangebots als auch in einer Relation zu der sozialen Position ihrer Protagonisten und Anhänger“ (S. 7).

Um das Konzept der Trendsportarten noch etwas zu verdeutlichen, nennt Schwier (1998) sechs Merkmale: Den Aspekt der Stilisierung, das Tempo, die

Virtuosität, die Extremisierung, die Ordalisierung und das Sampling. Kommentiert [ah1]: meinst du da “das erheben in den ordensstatus?

Die Stilisierung beschreibt hierbei die Tatsache, dass es sich bei der vom Individuum ausgewählten Sportartart nicht bloß um eine Möglichkeit zur körperlichen Betätigung handelt. Vielmehr wird diese Sportart in den Lebensstil miteinbezogen, und wird dadurch Teil der Persönlichkeit des Ausübenden. Kleidung, Sprache und Rituale sind nur einige Aspekte, welche fixer Bestandteil der Partizipierenden sind und nur schwer von Außenstehenden zu decodieren sind. Schwier erklärt daher: „Man geht eben nicht zum Skaten, sondern führt – wenn auch zumeist als Teilzeitstylist – das Leben eines Skaters“ (Schwier, 1998, S. 10).

Das Zweite Merkmal, das Tempo, begünstigt für AnhängerInnen die Möglichkeit, in ihrem Tun voll und ganz aufzugehen. Tempo ermöglicht ihnen den Zustand des sogenannten Flow zu erreichen, in dem sich das Individuum uneingeschränkt auf das hier und jetzt konzentrieren kann. Darüber hinaus wird das Tempo ebenso genutzt, um sich von Mainstream Bewegungsformen abzusetzen und seinen eigenen Stil zu definieren. (Schwier, 1998)

Die Virtuosität, das dritte genannte Merkmal, lehnt, für Trendsportler veraltete, Sieg-Niederlage Schemata ab:

16 3.) Skateboarding: Zwischen Trendsport, Leistungssport und Lifestyle

„Die Virtuosität des Sich-Bewegens wird wohl am auffälligsten von den jugendkulturellen Szenen der Skater, Streetballer, Surfer, Snowboarder, Mountainbiker oder BMXer akzentuiert. Diese Akteure zeigen in der Öffentlichkeit, dass man auch ohne vorrangige Orientierung an einer Überbietungsperspektive dem Ideal des „Besserwerdens“ folgen und sich mit ganzer Leidenschaft dem Einüben oder der Perfektionierung von „Tricks“ hingeben kann“ (Schwier, 1998, S. 11).

Die Extremisierung im Trendsport bezeichnet das konstante Streben danach, bestehende Grenzen zu verschieben und persönliche Limits zu überschreiten. Dies bezieht sich hierbei aber nicht nur auf das berühmte „höher – schneller – weiter“, denn jene Limits und Grenzen können auch durch andere Faktoren überwunden werden. Beispielsweise werden immer herausforderndere Klimazonen beim Ultratriathlon gewählt oder immer weniger Equipment beim Sportklettern genutzt, um sich nach dem Erreichen der Ziele noch lebendiger zu fühlen. Das bedeutet, dass vierte Merkmal Extremisierung repräsentiert den unaufhaltsamen Prozess der Weiterentwicklung der jeweiligen Trendsportart, sowohl auf persönlicher als auch auf sportlicher Ebene.

Die Ordalisierung mag wohl das radikalste Merkmal vom Trendsport sein. Es Kommentiert [ah2]: alles klar! beschreibt den Prozess, dass Sportler soweit an ihre physischen und psychischen Grenzen gehen, dass Fehler den Tod bedeuten oder bedeuten können. Ursprünglich abstammend von Stammeskulturen und anderen traditionellen Gesellschaften, dient dieses Prinzip den Trendsportausübenden dazu, um „in der Auseinandersetzung mit zum Teil lebensgefährlichen Bewegungsaufgaben die Sinnhaftigkeit des eigenen Daseins unmittelbar zu bekräftigen“ (Schwier, 1998, S. 11).

Das sechste und letzte Merkmal, Sampling, bezieht sich auf das Verbinden von bestehenden Sportmodellen, um neue Möglichkeiten zur Bewegung zu schaffen. Hierbei werden Sportarten aneinandergereiht, oder einzelne Elemente ausgewählt und zu einem neuen System zusammengefügt. Das offensichtlichste Beispiel hierbei stellt die Disziplin des Triathlons dar. (Schwier, 1998)

17 3.) Skateboarding: Zwischen Trendsport, Leistungssport und Lifestyle

Neben Jürgen Schwier hat auch Alexander Laßleben 2009 sieben Merkmale aufgezeigt, welche Trendsportarten zu solchen machen. Der Autor zählt zunehmende Verbreitung, Zeitdauer von mehreren Jahren, Neuigkeitswert, Gestaltungsoffenheit, Stilisierung & Lebensstileinbindung, Erlebnis- & Verlaufsorientierung, sowie Exklusivität & Kommerzialisierung auf, diese decken sich jedoch weitgehend mit den zuvor beschriebenen Merkmalen nach Schwier (2009, S. 45).

Auch Christoph Breuer und Harald Michels (2003) bemühen sich darum, den Begriff Trendsport zu definieren, und unterscheiden dabei zwischen vier Ansatzmöglichkeiten. Der erste von jenen, der quantitative Ansatz, suggeriert laut den Autoren, dass „eine Trendsportart eine Sport- oder Bewegungsform ist, die in einem kurz- oder mittelfristig zurückliegendem Zeitraum eine deutliche Nachfragesteigerung aufweist“ (2003, S. 13). Beim zweiten Definitionsansatz wird von dem qualitativen Ansatz gesprochen. Dieser berücksichtigt die Notwendigkeit der klaren Abgrenzung von Trendsportarten zu bereits etablierten Sportarten und Bewegungsformen. Der dritte, sogenannte quantitativ-qualitative Ansatz stellt eine Mischform dar. Diese Mischform beschreibt Trendsportarten, welche sowohl von großer Nachfrage als auch von sich abgrenzenden Bewegungsformen geprägt sind. Beim letzten Definitionsansatz wird vom sozialen Ansatz gesprochen, welcher vorschlägt, dass Trendsportarten als solche von Medien und Gesellschaft geschaffen werden, und sich diese auch zusammen mit der Gesellschaft stetig wandeln (Breuer und Michels, 2003).

Um den Definitionsversuch von Trendsportarten abzuschließen, möchte ich einen konkreten Versuch von Laßleben, Trendsportarten in Worte zu fassen, vorlegen:

„Unter Trendsport werden neue, sportliche Bewegungsformen verstanden, die sich über mehrere Jahre hinweg zunehmender Beliebtheit erfreuen. Trendsport wird primär in informellen Kontexten organisiert, betont erlebnis- und verlaufsorientiert ausgeübt und vorwiegend nach stilistischen Kriterien bewertet. Die durch ihre Verbindungen mit

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hochwertigen Sportgeräten exklusiven Sportarten werden von den Aktiven in ihren Lebensstil eingebunden und umfassend kommerzialisiert“ (Laßleben, 2009, S. 45).

3.1.2.) Trendsport Skateboarding? In Anbetracht der zuvor angeführten Merkmale und Definitionen, kann das zentrale Thema dieser Arbeit, Skateboarding, problemlos als Trendsportart eingegliedert werden. Alle der vorweg genannten Kriterien werden vom Skateboarding erfüllt und können in der Szene des Sports beobachtet werden. So ist, zum Beispiel, eine starke Stilisierung im Skateboardsport gegeben, welche sich durch Kleidungsstile, Musik und verschiedene Rituale innerhalb der Skateboard Szene manifestiert. Auch Tempo und Virtuosität sind offensichtlich feste Bestandteile dieses Sports, welche diesen als jene Bewegungsform definieren, welche wir heute kennen. Ebenso die Extremisierung war schon stets, und ist auch heute noch ein nicht wegzudenkender Teil dieser Sportart, da diese konstant weiterentwickelt wird, und bestehende Grenzen ständig verschoben und überwunden werden. Ferner ist Skateboarding ein herausragendes, wenn nicht sogar eines der berühmtesten Beispiele für Sampling. Angelehnt an das Surfen wurde Skateboarden ursprünglich dazu genutzt, um Bewegungsabläufe, welche typisch fürs Surfen sind, zu imitieren. Das einzige Merkmal von Trendsportarten, welches in Bezug auf Skateboarding etwas Raum für Diskussionen lässt, ist die Ordalisierung. Ordalisierung ist in einem relevanten Grad beim Skateboardfahren erst ab dem Erreichen eines gewissen Levels gegeben. Ein Kind, welches das Befahren einer Mini-Ramp übt, riskiert nicht zwingend seine Gesundheit, oder gar sein Leben. Ein professioneller Skateboarder hingegen, welcher unzählige Stufen mittels waghalsigen Manövers bezwingt, oder über Spalten zwischen Gebäude springt, bringt sich selbst des Öfteren in lebensbedrohliche Situationen. Das berühmteste Beispiel für Ordalisierung im Skateboarding ist der, in der Szene als legendär betrachtete, „Water Tower Ollie“ vom amerikanischen Skater Jeremy Wray, welcher auch als

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Cover der „Skateboarder’s bibel“, dem Thrasher Skateboard Magazine, im November 1997 diente (Abbildung 1). Nur der kleinste Fehler hätte den Sprung in den Tod für diesen Athleten bedeutet.

3.1.3.) Trendsport im Schulsport

Macht es nun überhaupt Sinn, Trendsportarten in verschiedenen Formen im Sportunterricht miteinzubeziehen, und falls ja, warum sollte man dies tun? Einige Faktoren sprechen Abbildung 7: Jeremy Wray, Ollie (Thrasher gegen das Aufnehmen dieser neuen Cover 1997 von Daniel Harold Sturt) Bewegungsformen in den Unterricht, da zeitlich nicht genügend Ressourcen vorhanden sind, und die Verletzungsgefahr relativ hoch ist, um nur einige negativ behaftete Faktoren zu nennen. Laßleben (2009) bemühte sich um einen Erklärungsversuch, und nennt vier Punkte, welche ein Einbeziehen von Trendsportarten im Unterricht legitimieren. Als ersten Punkt nennt Laßleben die Forderung nach mehr Lebensnähe im Schulsport. Trendsportarten können dabei von immenser Hilfe sein, da sie dazu beitragen, die „bedeutsame Differenz zwischen schulsportlicher Realität und außerschulischer Sportwirklichkeit klein zu halten und einen Transfer aus und in den Lebensalltag der SchülerInnen zu unterstützen“ (2009, S. 61). Das bedeutet, Trendsport ist ein Werkzeug, durch welches Anschluss an die außerschulische Bewegungswelt der Schüler gefunden werden kann (Laßleben, 2009).

Als zweiten Punkt nennt Laßleben die „Ambivalenz der Sache und die Notwendigkeit der Aufklärung“ (2009, S. 58). Die pädagogisch ambivalenten Aspekte des Trendsports beschreiben die Kehrseiten der schrillen Sportarten, welche oftmals von relativ hohen Verletzungsrisiko, problembehafteten Konsumverhalten von Kindern oder Schnelllebigkeit geprägt sind. Laßleben argumentiert, dass ein früher Umgang mit Trendsportarten den oben

20 3.) Skateboarding: Zwischen Trendsport, Leistungssport und Lifestyle angeführten Problematiken entgegenwirken kann, da SchülerInnen schon relativ früh lernen, verantwortungsbewusst mit den Herausforderungen, welche der Sport mit sich bringt, umzugehen (2009).

Der dritte von Laßleben angeführte Punkt beschäftigt sich mit der Tatsache, dass Trendsportarten die Motivation von SchülerInnen immens steigern kann. Die Motivation der SchülerInnen wird insofern gesteigert, da Trendsportarten, vorausgesetzt diese werden adäquat angeboten und den SchülerInnen altersgerecht nähergebracht, verschiedene Wünsche von SchülerInnen in Bezug auf die Gestaltung von Sportunterricht erfüllen können: Trendsportarten bringen eine willkommene Abwechslung zu den verschiedenen Hauptsportarten der SchülerInnen und bieten ihnen die Möglichkeit zum Kennenlernen neuer Bewegungsformen. Der wichtigste Aspekt hierbei ist für Laßleben jedoch, dass „Trendsportarten, wenn sie von den Schülern als eine reizvolle Herausforderung angesehen werden, sowohl kognitiv (z.B. Erwartung) als auch emotional (z.B. Freude) den Prozess der Motivierung unterstützen“ (Laßleben, 2009, S. 68).

Die letzte von Laßleben genannte Begründung, welche für das Einbeziehen von Trendsportarten im Sportunterricht spricht, ist die Förderung von selbstgesteuertem Lernen. Im Gegensatz zu den meisten traditionellen Sportarten, welche durch verschieden Vereine und Verbände genormt und geregelt sind, können Trendsportarten als relativ offene Bewegungsformen betrachtet werden, und Regeln sowie gewünschte Verhaltensmuster werden meist nur inoffiziell durch partizipierende Mitglieder erstellt. Es gibt kein Regelwerk, welches Interessierten vorschreibt, wie eine gewisse Bewegungsabfolge zu erlernen ist: „In diesem Sinne ist Trendsport pädagogisch wertvoll, weil dieser für eine Selbsterziehung erforderliche selbstbestimmte und selbsttätige Auseinandersetzungen der SchülerInnen mit einer Bewegungsaufgabe bereitstellen kann“ (Laßleben, 2009, S. 72).

In Anbetracht der zuvor genannten Punkte erscheint es äußerst sinnvoll, Trendsport in den Unterricht einzugliedern, da dieser neben dem Spaß an der

21 3.) Skateboarding: Zwischen Trendsport, Leistungssport und Lifestyle

Bewegung an sich noch weitere pädagogische Wertvorstellungen von hoher Relevanz mit sich bringt.

3.2.) Skateboarding als (Leistungs-)Sport

Skateboarding ist seit seiner ersten Welle der Popularität, durch Personen mit kommerziellen Interessen, welche sich Profit aus der Bewegungskultur erhoffen, geprägt. So wurde beispielsweise Stacey Peralta, Gründungsmitglied der Z-Boys, bereits 1966 von Paul Van Doren’s Schuh-Firma Vans, welche heute noch einen Platz unter den marktführenden Skateschuh-Produzenten hat, unter Vertrag genommen, um die Marke zu repräsentieren (Peters, 2016, S. 205). Sponsoring-Verträge verlangen selbstverständlich nach gewissen Leistungen bei Skateboard-Wettbewerben. Dieser Leistungsgedanke brachte früh Aspekte des Sports in die Welt der SkateboarderInnen, und immer mehr Hersteller fingen an, FahrerInnen zu unterstützen und professionelle Skateboard-Teams zu gründen, wodurch eine kompetitive Seite des Skateboardings in die Szene eingeführt wurde.

3.2.1.) Gesponserte und professionelle SkateboaderInnen

Bei den von Herstellern unterstützen SkateboarderInnen muss jedoch zwischen gesponserten und professionellen Skatern unterschieden werden. Gesponserte Skater werden mit verschiedensten Skateboard-Produkten, sowie Kleidung und skateboardspezifischen Schuhen, ausgestattet und oftmals finanziell, in Form von monatlichen Gehältern, unterstützt. Des Weiteren werden Reisekosten, welche in der professionellen Skateboard-Welt aufgrund der vielen Reisen oftmals ungeahnte Maße erreichen, übernommen (Peters, 2016, S.205).

Es gibt unzählige SkateboarderInnen mit Sponsoring-Vertrag, welche durch Produkte und kleine finanzielle Hilfen unterstütz werden. Der Traum eines jeden jungen Skaters ist es jedoch, vom Skateboarding zu leben, und den renommierten Status eines Profis zu erreichen. Dies ist jedoch nur möglich, wenn der eigene Name die Unterseite des Decks schmückt:

22 3.) Skateboarding: Zwischen Trendsport, Leistungssport und Lifestyle

„Als Skate-Profi hingegen darf sich nur derjenige Skater bezeichnen, nach dem ein von einer Firma offiziell zum Verkauf dargebotenes Skateboard benannt ist. Dies gilt innerhalb der Skater-Gemeinschaft als Ritterschlag und wird nur wenigen Ausnahmekönnern zuteil. Aufgrund des großen Skate-Erfolgs, der einem eigenen Board vorausgehen muss, ist es wahrscheinlich, dass ein Profi-Skater auch mehr Geld verdient als ein gesponserter Skater. Profi-Skater sind somit lediglich die Spitze des Skater-Eisbergs“ (Peters, 2016, S. 206).

3.2.2.) Verpflichtungen

Die Verpflichtungen eines Profi-Skaters ähneln stark denen eines jeden anderen Sportlers, welcher seine Disziplin auf professioneller Ebene betreibt: es muss (1) an Wettbewerben teilgenommen werden, (2) man ist permanent auf Reisen, und (3) Hersteller und Produkte müssen repräsentiert werden.

(1) Wettbewerbe

Das (1) Teilnehmen an Wettbewerben ist für den Großteil der professionellen SkateboarderInnen Pflicht, da der Großteil der Hersteller die Teilnahme der von ihnen unterstützten FahrerInnen verlangen, und auch die Skater selbst auf sich aufmerksam machen möchten. Daher haben Wettkämpfe innerhalb der Skateboard-Welt scheinbar große Bedeutung. Bei genauerer Betrachtung bemerkt man jedoch, dass hauptsächlich wirtschaftliche Interessen von Firmen dahinterstehen:

„Von außen betrachtet entsteht so der Eindruck, als sei innerhalb der Skater-Community eine Fokussierung auf Wettbewerbe durchaus verbreitet. Dieses kommt aber weder genuin aus der Skater-Gemeinschaft selbst, noch genießt sie eine sonderlich hohe Bedeutung“ (Peters, 2016, S. 2015).

Die treibende Kraft hinter dem Bewerben von großen Skateboard- Wettbewerben stellen Medien dar. 12 bis 34-Jährige machen den größten Teil derjenigen aus, welche Sport im TV verfolgen, daher wurden neue Wege und Mittel gesucht, um mehr Publikum anzuziehen, beziehungsweise bereits bestehendes nicht zu verlieren. Daraus entstand 1996 das erste große, mediale „Skateboard-Spektakel“: die X-Games. Neben Skateboard-Wettkämpfen wurden andere Trendsportarten wie BMX oder Inline Skaten vom

23 3.) Skateboarding: Zwischen Trendsport, Leistungssport und Lifestyle amerikanischen Sender ESPN, welcher Teil des Walt Disney Konzerns ist, übertragen. Dadurch konnten 201 350 Zuseher erreicht wurden (Rinehart, 2000, S. 4). Nicht umsonst kritisieren Skateboarder die Organisatoren der Events dahingehend, dass die Wettkämpfe bloß eine große Bühne bieten, um Produkte zu vermarkten, damit auch Jugendliche, welche nicht den jeweiligen Szenen angehören und bloß die Wettkämpfe verfolgen, Waren kaufen (Wheaton, 2004, S. 8). Profi-Skateboarder Tony Hawk berichtet, dass die Teilnehmer in Werbeschaltungen als „rebellische Clowns“ präsentiert würden, und die Veranstalter wenig von der eigentlichen Sub-Kultur verstanden hätten (2001, S. 189). Ähnliches kann auch bei anderen, kommerziellen, Leistungssportarten beobachtet werden; im Fußball, beispielsweise, fungiert die Champions League für Konzerne als Werbetrommel, um neue Produkte zu bewerben.

Das Skateboarding selbst wird bei großen Wettbewerben (Contests) bewertbar gemacht. Regeln werden festgelegt, zu erreichende Punkteanzahlen werden bestimmt und die Tricks der Skater bewertet. Platzierungen beim Skaten werden hierdurch möglich gemacht, vergleichbar mit Sportarten wie etwa Eiskunstlauf. Viele hartgesottene Skater lehnen diese Seite des Skateboardings ab, da sie nicht mit der zwanglosen Philosophie, welche den Kern der Skateboard-Seele ausmacht, und der Idee des Selbstausdrucks korrespondiert. Die schwere Bewertbarkeit des Sports führt oft zu Diskussionen zwischen Jury und Zuschauer; manche ziehen die schöne Ausführung von simplen Tricks den hektischen, technisch äußerst anspruchsvollen Manövern vor, ganz nach dem Prinzip „weniger ist mehr“. Die Frage, was nun als wirklich „besser“ gilt, bleibt offen, und arbiträre Bewertungen bei Wettkämpfen bleiben bestehen.

Ein weiteres, zentrales Thema bezüglich Contests, welches für Diskussionen innerhalb der Skateboard-Welt sorgt, ist die Inklusion von Skateboarding bei den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokyo. SkateboarderInnen auf der ganzen Welt befürchten, dass das Skaten durch die Teilnahme an den Spielen an Authentizität verlieren wird. Es wurde sogar eine Petition gegen die Teilnahme gestartet, in welcher Skater folgendes festhielten:

24 3.) Skateboarding: Zwischen Trendsport, Leistungssport und Lifestyle

„Skateboarding is not a "sport" and we do not want skateboarding exploited and transformed to fit into the Olympic program. We feel that Olympic involvement will change the face of skateboarding and its individuality and freedoms forever. We feel it would not in any way support skateboarders or skateparks. We do not wish to be part of it and will not support the Olympics if skateboarding is added as an Olympic sport” (Care2 Petitions, 2018).

Ein weiterer Kritikpunkt der weltweiten Skater-Community war, dass Skatebording bei den Spielen durch die „International Roller Sports Federation“, dem internationalen Dachverband für Inline Skaten, vertreten wird, und die „International Skateboarding Federation“ nur eine kleine Hintergrundrolle spielt. In Anbetracht der Tatsache, dass seit jeher eine gewisse Rivalität zwischen den zwei Sportarten herrscht, erscheint diese Entscheidung als fragwürdig für viele Mitglieder der Szene (O’Haver, 2018, S. 69).

Betrachtet man die Thematik von einem neutralen Standpunkt aus, kann jedoch behauptet werden, dass nur Sportarten, welche auf Leistungsniveau betrieben werden können, und große, kommerzielle Aufmerksamkeit genießen, als Olympische Disziplin qualifiziert sind, was fernerhin unterstreicht, dass man Skateboarding als Leistungssport betrachten kann.

Der Grund für die Inklusion ist ein ähnlicher wie jener, der 1996 „extreme“ Sportarten durch die X-Games in kommerzielle TV-Programme brachte: Zuschauerzahlen bei den Olympischen Spielen fallen drastisch, und das Internationale Olympische Komitee setzt immer mehr auf „jugendliche“ Sportarten, um die Popularität der Spiele am Leben zu erhalten (Thorpe & Wheaton, 2011, S. 842).

(2) Reisen

Das Teilnehmen an Contests steht in enger Verbindung mit einer weiteren Verpflichtung von professionellen SkateboarderInnen, welche den Sport auf Leistungsniveau betreiben: dem nahezu permanenten Reisen (2). Reisen ist

25 3.) Skateboarding: Zwischen Trendsport, Leistungssport und Lifestyle grundsätzlich eine weit verbreitete Praktik im Skateboarding. Nicht nur das Streben nach dem Erlernen von neuen Tricks ist im Alltag von Skatern omnipräsent, sondern auch das Erkunden von unbekanntem Terrain und dem Finden von neuen Spots zum Skaten ist fester Bestandteil des Skateboardfahrens (Peters, 2016, S. 2010). Für die meisten SkateboarderInnen bedeutet das Skatetrips, welche hauptsächlich dazu genutzt werden, möglichst viel auf dem Board zu stehen, und Skate-Videoclips und Fotos von Tricks als „Souvenir“ mit nach Hause zu nehmen. Auf professioneller Ebene steht natürlich auch das Skateboarding im Vordergrund, dennoch haben die Reisen meist kommerzielle Hintergründe:

„Im professionellen Skaten dagegen hat das Verreisen, das Auf-Tour-Sein der Skater, einen weiteren Hintergrund. Beim Reisen der professionellen Skater geht es nur vordergründlich um die abenteuerliche Entdeckung neuer Städte und Spots; eigentlich werden hiermit vor allem kommerzielle Interessen bedient: die Teilnahme an einem bedeutenden Contest, das Filmen für das nächste Video, eine Foto-Serie an einem berühmten Spot für ein Skate-Magazin, eine Team-Tour durch ein für den Sponsor bedeutsames Land“ (Peters, 2016, S. 210).

Neben den oben angeführten Gründen, welche Skateboard-Profis zum Reisen bewegen, gibt es noch einen weiteren wichtigen Punkt im Skate-Kosmos, welcher professionelle Skater in verschiedenste Ecken dieser Welt bringt: sogenannte Demos. Der Begriff leitet sich vom Englischen „to demonstrate“ ab, und beschreibt „Schauskaten“. Amerikanische Teams, beispielsweise, planen meist einen Tag während ihres Aufenthalts in größeren Städten ein, um Fans Autogramme während, von lokalen Skateshops organisierten, Autogrammstunden, zu geben, und im Anschluss den örtlichen Skatepark zu fahren. Das Können der Fahrer, sowie, vor allem, die Qualität und Robustheit der Produkte soll bei diesen Veranstaltungen zur Schau gestellt werden. Peters beschreibt, dass die SkateboarderInnen hierbei oft in riesigen Tour-Bussen, wie sie sonst von Popstars bekannt sind, von Stadt zu Stadt gebracht werden (2016, S. 211). Dieses, an Showbusiness erinnernde, von Stadt zu Stadt Ziehen ist auch in anderen Sportarten zu finden und Teil von Hochleistungssport:

26 3.) Skateboarding: Zwischen Trendsport, Leistungssport und Lifestyle

„Dies ist zu belegen an dem aufschlussreichen Phänomen der Gründung von Sportlertruppen, die wie ein Zirkusunternehmen oder eine Band von Stadt zu Stadt reisen und dort ihre Vorstellungen geben. Aufgebaut, geleitet und honoriert werden sie von privat- und profitwirtschaftlich arbeitenden Managern, hinter denen in der Regel finanzstarke Industrien — Sportartikel, Versicherungen oder andere Konsumgüter — mit Werbeambitionen stehen“ (Meyer, 1973, S. 75).

Die Möglichkeit neue Kulturen kennenzulernen, unbekannte Spots zu skaten und dabei keinerlei organisatorischen Aufwand betreiben zu müssen, erweckt den Eindruck professionelle Skater seinen auf bezahlten Urlaub. In Wahrheit jedoch, sind die Terminverpflichtungen und der Zeitaufwand für das permanente Reisen so hoch, dass professionelle SkateboarderInnen „ähnlich wie andere globale Arbeitsnomaden auch, die heute hier und morgen dort ihren Job verrichten, regelrecht gestresst sind“ (Peters, 2016, S. 212). Autogrammstunden, Demos, außeralltägliche Fotos für Magazine und ungeahnte körperliche Belastung durch das konstante Skateboardfahren sind unter anderem dafür verantwortlich, dass wenig „Urlaubsgefühl“ bei den Sportlern aufkommt. Der amerikanische Profi Ryan Lay beschreibt, wie schwierig es ist, den Anforderungen eines Profisportlers nachzukommen, und dabei die eigenen Bedürfnisse und das Privatleben nicht außer Acht zu lassen:

„One severely understated component of sponsored skating is realizing just how difficult it can be to manage your mental health and home life when you’re traveling frequently, working to contain your own life struggles, and trying to relate to skaters you might not know well and only see one or two times a year” (Lay, 2019).

Ein weiteres Problem, welches durch das professionelle Skater-Dasein und dem damit verbundenen Reisen entsteht, ist die Frage nach dem beruflichen Werdegang nach dem Beenden der sportlichen Karriere. Höchstleistungen im Profisport sind nur dann möglich, wenn sich der Fokus zur Gänze den sportlichen Zielen widmet, und unzählige Wochenstunden in Training und Wettkämpfe investiert werden. Überdies überschneidet sich die Phase der sportlichen Höchstleistung oftmals mit dem Alter, in dem, in der Regel, schulische und berufliche Ausbildungen abgeschlossen werden (Conzelmann & Nagel, 2006, S. 238). Dies bringt oftmals eine nicht abgeschlossene

27 3.) Skateboarding: Zwischen Trendsport, Leistungssport und Lifestyle

Schulausbildung mit sich. Bei den meisten beruflichen Sportlern endet die Karriere in der vierten Lebensdekade (Conzelmann & Nagel, 2006, S. 238), wie es auch beim professionellen Skateboarden der Fall ist. Einige wenige Ex-Profis schaffen den Einstieg in die Skateboardindustrie und arbeiten als Team- Manager für Board-Hersteller, oder ähnliches, und können somit ihre Existenz absichern. Für viele andere jedoch, bedeutet die Beendung der Skate-Karriere einen absoluten, oftmals schwierigen, Neubeginn in der Arbeitswelt, manchmal ohne jegliche Qualifikationen.

(3) Werbeverpflichtungen

Zum Teilnehmen an Wettbewerben und dem intensiven Reisen gehört auch (3) das Repräsentieren von Sponsoren und Marken zu den Verpflichtungen eines Leistungssportlers; beim professionellen Skateboarden ist auch dies eine dazugehörende Praktik. Dieses Repräsentieren geschieht im Skateboarding hauptsächlich durch das (a) Filmen von Videoparts, dem (b) Aufnehmen von Skateboard-Fotos und dem (c) Schau-Skaten bei Demos. SkateboarderInnen, welche als weltweit bekannte Figuren gelten, haben oftmals noch die Aufgabe, zusätzlich für (d) große Firmen zu werben, deren Produkte nicht mit dem Skateboarding in Verbindung stehen.

(a) Videomaterial

Skateboard-Videos spielen eine zentrale Rolle in der Skateboard-Kultur: die Entwicklung des Sports wurde, neben Fotoaufnahmen, hauptsächlich über Video-Formate verbreitet. Somit wurden Neuerungen bezüglich Tricks, Trends, Produkte und Skateboard-Lifestyle mittels dieser Skate-Videos für junge Skater auf der ganzen Welt zugänglich gemacht (Krosigk, 2006, S. 119). Jene Skate- Videos werden von Board-Herstellern oft über Jahre produziert, und Skater stecken wortwörtlich Blut, Schweiß und Tränen in diese Projekte. Dessen ist sich die Skateboard-Szene bewusst, und fiebert daher auf die Veröffentlichung der größeren Produktionen hin:

28 3.) Skateboarding: Zwischen Trendsport, Leistungssport und Lifestyle

„Die Premieren wurden sowohl von den Veranstaltern (zum Beispiel Skateshops) als auch von den relevanten Skateboard-Medien (Magazine, Homepage der Magazine, Skateblogs, etc.) beworben, und von den Skatern derart sehnsüchtig erwartet, dass die Tickets teilweise schon Wochen vor der Premiere ausverkauft waren“ (Peters, 2016, S. 234).

Aufgrund der immensen Bedeutsamkeit von Skateboard-Videos innerhalb der Skate-Community, bieten die, kinematografisch oft aufwendig, gedrehten Produktionen den Herstellern ein wirksames Format zum Bewerben ihrer Produkte und ihres Images. Die von den Firmen gesponserten Skater, welche vor allem in Videoproduktionen auftreten, werden daher oft gezielt ausgewählt, um eben jenes Image, durch Fahrstil, Auftreten und Einstellung, ausreichend zu repräsentieren, und entwickeln sich somit auch automatisch zu einem Werbeträger ihrer Produkte. Mithin wird meist verlangt, dass die Skater (a) anspruchsvolle, kontemporäre Videoparts filmen, um dadurch die Firma, welche Decks, Skateschuhe oder ähnliches herstellt, bestmöglich zu repräsentieren. Dabei gehen die FahrerInnen oft an ihre körperlichen, sowie mentalen Grenzen.

(b) Fotomaterial

Neben dem Skate-Video stellen Fotos von Skateboard-Tricks, beziehungsweise Skateboard-Magazine, welche jene Fotos veröffentlichen, eine relevante Form zur Verbreitung von Skateboard-Inhalten dar. Bevor die Magazine ein wenig an Relevanz, aufgrund der immer größer werdenden sozialen Medien, verloren, galten diese als skate-sozialisatorische Instanzen innerhalb der Skateboard- Community. Ähnlich wie Skate-Videos, informieren Magazine, vor allem junge, Skater mit neuen Trends bezüglich Tricks, Mode und Lifestyle. Die Magazine und deren Herausgeber genießen ein hohes Maß an Autorität innerhalb der Szene, da deren Redaktionen ausnahmslos von SkateboarderInnen besetzt sind (Peters, 2016, S. 229). Die Sportaufnahmen in den Szene-Heften sind entweder Momentaufnahmen von spektakulären Tricks oder „Bewegungssequenzen […], die komplexe Körper-Board-Manöver in einer Reihe von Standbildern sequentialisieren“ (Peters, 2016, S. 231). Neben dem Einholen von Szene-Infos, werden diese qualitativ hochwertig produzierten

29 3.) Skateboarding: Zwischen Trendsport, Leistungssport und Lifestyle

Fotos von jungen SkateboarderInnen auch verwendet, um sich Skateboard- Kompetenzen anzueignen. Diese Kompetenzen inkludieren das Kennenlernen von Tricks und deren Namen, und mögliche Hilfestellungen, wie zum Beispiel die richtige Position der Füße am Deck oder die richtige Position der Schultern zum Curb, zum Durchführen jener Tricks:

„Eine weiter häufig genutzte Möglichkeit, sich einen Überblick über das Trickrepertoire und die Trickbezeichnungen zu verschaffen, besteht darin, Skate-Magazine zu studieren. Hier werden Fotos oder Fotostrecken von Tricks veröffentlicht, und die Trickbezeichnung findet sich jeweils in der Bildbeschreibung. Außerdem enthalten die meisten Magazine eine Rubrik, in der Tricks für Anfänger beschrieben werden“ (Hitzler & Pfadenhauer, 2004, S. 60).

Doch die Skateboard-Magazine spielen nicht nur eine zentrale Rolle für die Käufer der Hefte; eine weitere Charakteristik dieser ist, dass sie werbeökonomisch in enger Verbindung mit skatespezifischen Großhandelsfirmen stehen, da die Magazine eine preiswerte Bühne für das bewerben ihrer Produkte darstellen, und eine gewisse Gleichartigkeit von redaktionellem Teil und Werbung aufweisen (Schmidt et al., 1998, S. 52). Ähnlich wie bei den vorher besprochenen Skate-Videos, wird von den professionellen Skatern daher verlangt, dass sie (b) für Werbezwecke in einem Magazin veröffentlichtes, qualitativ und skate-technisch anspruchsvolles, Bildmaterial (wie beispielsweise in Abbildung 8) abliefern. Neben der Qualität der Tricks muss auch besondere Aufmerksamkeit daraufgelegt werden, „ob das Logo des Sponsors auf der Hose und den Achsen zu sehen ist“ (Peters, 2016, S. 209), damit der veröffentlichte Schnappschuss auch seine Werbeintension erfüllt. Die Leistungskomponente im Skateboarding wird hier wieder deutlich sichtbar, und für viele SkateboarderInnen, welche vom Abbildung 8: Tyler ‘Manchild’ Pacheco – Frontside 180 Kickflip

30 3.) Skateboarding: Zwischen Trendsport, Leistungssport und Lifestyle

Sport leben, bedeutet dieser ausgeübte Druck und das terminlich verpflichtete Generieren von Bild-Material eine enorme körperliche, als auch psychische Last (Peters, 2016, S. 208).

(c) Demos

Neben dem Produzieren von Foto- und Videomaterial, um Firmen zu repräsentieren, haben gesponserte SkateboarderInnen auch oftmals die Aufgabe, ihr Können und die Qualität der von Herstellern zur Verfügung gestellten Produkte (c) bei Demos zur Schau zu stellen (siehe Kapitel 3.2.2.).

(d) Großkonzerne

Für Größen des Sports, wie beispielsweise Tony Hawk, Nyjah Huston oder Ryan Sheckler, geht die Aufgabe des Werbens für Firmen weit über den Skateboard-Horizont hinaus (d). Deodorant-Hersteller, Telefonanbieter und Produzenten von Autofelgen sind nur ein paar der Firmen, die sich Profit durch Skateboarder und deren Sport erhoffen. Skateboarding und andere als „extrem“ eingestufte Sportarten bieten großen Konzernen nämlich die Möglichkeit, durch das Einbringen solcher Sportarten in ihre Werbung, die Zielgruppe der 12 bis 24-Jährigen, zu erreichen (Miller, 2000). Die meisten dieser Werbeverträge hat Tony Hawk zu verzeichnen; er warb unter anderem für Fast-Food-Snacks, Restaurant-Ketten, Milchproduzenten und Autohersteller. Hawk erhielt dadurch immens viel Kritik von der Skateboard-Szene, wurde als Sell-out bezeichnet und beschuldigt, dem Image von Skateboarding durch diese Werbesendungen zu schaden. Von der Skateboard-Community akzeptierte Werbung ist gewissermaßen immer von dem „sich zum Sport bekennen“ und dem Teilnehmen an der Kultur charakterisiert (Beal & Wheaton, 2003, S. 169). Für viele Skater fehlten eben jene Werte, doch Hawk verteidigte seine Werbeauftritte mit der Begründung, Skateboarding durch diese zu fördern:

„To me, it was a way of promoting Skateboarding by using someone else’s gigantic advertising dollars. […] I think I just held strong and knew that I was keeping

31 3.) Skateboarding: Zwischen Trendsport, Leistungssport und Lifestyle

Skateboardings integrity at the forefront of my thoughts, also the way I approached it. There was no “cheesy-ness“ to the skateboarding“ (Hawk, 2019, 02:52).

Für viele SkateboarderInnen ist diese wirtschaftliche Seite des Sports absolut unbekanntes Terrain, und - seit das Interesse von großen Konzernen immer größer wird - haben viele Profis Manager engagiert. Ohne diese Manager würden Skater, welche die Werte des Skateboardings verinnerlicht haben und wenig Konkurrenzgedanken haben, meist als Verlierer bei Vertragsverhandlungen aussteigen (Hawk, 2001, S. 225).

3.3.) Skateboarding als Lebenseinstellung

„Man ‚fährt‘ nicht einfach nur Skateboard, wie man Tennis oder Fußball spielt. Man ‚ist‘ Skateboarder“ (Peters, 2016, S. 171). Das heißt, die Praktik des Skateboarder-Sein geht weit über das simple Fahren auf einem Holzbrett hinaus. Einstellungen und Werte, Kleidung, Musikgeschmack und die Auswahl von bestimmten Marken und Produkten gehören genauso zum Skateboard- Lifestyle wie fahrerisches Können und Wissen über die Skateboard-Kultur (Buckingham, 2009, S. 134). Für einen Großteil der Skater wird das Board somit zum zentralen Ankerpunkt ihres Lebens:

„Als Seinsform umfasst die Skateboarding-Praxis weitaus mehr als nur die Praktiken des Skateboardfahrens. Für viele Skateboarder ist sie zentraler Bestandteil ihrer Identität, um die herum sie ihre gesamte Existenz organisieren (Peters, 2016, S. 171)

3.3.1.) SkateboarderIn werden

Doch wie wird man letztendlich zum Skater, beziehungsweise welche Attribute zeichnen jemanden als solchen aus, und was macht das SkateboarderIn-Sein überhaupt aus? Das folgende Kapitel befasst sich mit den genannten Fragen und soll Skateboarding als Lebensform, oder Lifestyle, erklären. Dazu wird erläutert wie und warum Fuß in der Skateboard-Welt gefasst wird, und welche Aspekte das Etablieren und Partizipieren in dieser Bewegungskultur mit sich bringt.

32 3.) Skateboarding: Zwischen Trendsport, Leistungssport und Lifestyle

Viele Kinder und Jugendliche machen Erfahrungen mit Skateboards. Als Spielzeug äußerst attraktiv, bietet es kreativen Kindern unzählige Möglichkeiten zur Nutzung. Unvoreingenommen von der Skateboard-Szene werden häufig ausgefallene Arten gefunden, um von dem Rollbrett Gebrauch zu machen. Dessen ungeachtet endet die Auseinandersetzung mit dem Skateboard für die meisten Kinder mit dem Abfahren von Hügeln in sitzender Position, denn ein ernstzunehmendes Beherrschen des Boards verlangt nach langer Auseinandersetzung mit der Thematik; Skateboarding ist ein außerordentlich schwer zu erlernender Sport. Ein geringer Teil jedoch entwickelt eine hohe Affinität zum Skateboard, oder stößt ein paar Jahre später wieder auf das in der Ecke verstaubte Board. Vormals noch unter elterlicher Aufsicht als spielerisch empfunden, will jetzt das „Skateboardfahren oder das Skateboarder-Sein sub- oder jugendkulturell betrieben“ (Peters, 2016, S. 173) werden. Doch was lässt diesen Kindern und Jugendlichen das Skateboarding so attraktiv erscheinen?

Motivationsaspekte

Diese Frage lässt sich, unter anderem, mit der selbstbestimmten Natur des Skateboard-Sports beantworten. Skateboarding ist, im Gegensatz zu traditionellen Sportarten wie Fußball oder Basketball, nicht von Erwachsenen organisiert und überwacht. Des Weiteren besteht wenig, bis gar kein Augenmerk auf Leistung bei Wettbewerben, was den größten Unterschied zu den von Erwachsenen organisierten Sport-Ligen ausmacht (Beal & Weidman, 2003, S. 388). Dies wird unterstützt durch das nicht vorhanden sein eines erwachsenen Trainers, welcher Trainingszeiten und andere Regeln vorgibt. SkateboarderInnen können daher selbst entscheiden, wann und mit welchem Einsatz „geübt“ wird (Hitzler, 2004, S. 55). Außerdem liegt es zur Gänze an den Skatern, sich für den Sport zu entscheiden. Eltern schreiben nicht vor, Skateboard zu fahren; bei etablierten Mainstream-Sportarten fühlen manche Jugendliche jedoch einen Hauch von Zwang. Diese Zwanglosigkeit ermöglicht den Kindern und Jugendlichen ein Freiheitsgefühl und die Möglichkeit zum Selbstausdruck (Beal & Weidman, 2003, S. 338).

33 3.) Skateboarding: Zwischen Trendsport, Leistungssport und Lifestyle

Ein weiterer ansprechender Faktor von Skateboarding, ist die Tatsache, dass es überall betrieben werden kann, und man außer dem Skateboard an sich, keine Materialen braucht:

„Dadurch, dass sie prinzipiell immer und überall skaten können, empfinden Skateboarder ein besonderes Maß an Freiheit bei der Ausübung ihres Sports. Vor allem für Streetskater haben ihre Aktivitäten überdies einen hohen Erlebnis- und ‚Funfaktor’. Skater betrachten die urbane Welt aus einer bestimmten Perspektive, entwickeln einen bestimmten Blick für ihre Umwelt und eignen sich ihre direkte Umgebung kreativ an“ (Hitzler & Pfandenhauer, 2004, S. 55).

Durch dieses Aneignen der direkten Umgebung verwandeln sich alltagsübliche Gegenstände zu skatebaren Obstacles. So wird beispielsweise ein leerer Springbrunnen zum herausfordernden Skatepark. (Siehe Kapitel 4.1.) für nähere Details)

3.3.2.) SkateboarderIn sein

Szenezugehörigkeit

Wenn man sich nun dazu entschieden hat, das Skateboardfahren ernst zu nehmen, beginnt das Ringen um Anerkennung innerhalb der Skateboard- Szene, denn bloß mit dem Skateboard durch die Straßen zu pushen macht jemanden nicht per se zu einem Skateboarder. Zum Skateboarder-Sein gehört ein hohes Maß an Szenezugehörigkeit:

„Die Zugehörigkeit zur Szene bildet für Skater ein wesentliches sinn- und identitätsstiftendes Element, d.h. sie definieren sich in hohem Maße über die Szenezugehörigkeit. Dementsprechend versuchen sie, soviel Zeit wie möglich mit Skateboardfahren zu verbringen, und auch die meisten Freundschaften von Skatern bestehen innerhalb der Szene“ (Hitzler & Pfandenhauer, 2004, S. 56).

Die einfachste und oftmals erste Strategie der meisten AnfängerInnen eine gewisse Szenezugehörigkeit zu etablieren, passiert über Kleidung. Das Tragen von skate-spezifischer Kleidung hat innerhalb der Skateboard-Welt eine lange Tradition, denn es fungiert schon seit Beginn der Bewegungskultur als Erkennungsmerkmal. Kleidungsstücke, geschmückt mit Logos und

34 3.) Skateboarding: Zwischen Trendsport, Leistungssport und Lifestyle

Markennamen von Firmen mit Skateboard-Verbundenheit, ermöglichen es Skatern sich als solche zu identifizieren. Ein Radfahrer, beispielsweise, legt sein Trikot nach dem Sport ab, und ist somit nicht mehr als fahrradaffiner Sportler zu erkennen. Für SkateboarderInnen, im Gegensatz, fungiert ihre Kleidung sowohl als Sport-, als auch Freizeitgewand. Dadurch „inszenieren sich Skater zu jedem Zeitpunkt ihres Lebens als solche“ (Hitzler & Pfandenhauer, 2004, S. 56). Vor allem für junge Skater, und jene, welche gerade erst mit dem Fahren begonnen haben, spielt das Tragen von Logos eine entscheidende Rolle. Da sie in ihrer Skate-Identität noch unsicher sind und keine Szenezugehörigkeit entwickelt haben, erlauben die Logos ihnen, ihre Mitgliedschaft zur Community nach außen zu verkörpern. Für erfahrene Skater, welche den Platz in der Szene bereits gefunden haben, nimmt die Bedeutung von Logos jedoch ab; sie brauchen sich nicht mehr über Kleidung zu identifizieren (Peters, 2016, S. 197). Zudem fällt es den in der Community bereits etablierten Skatern leicht, die sich über Kleidung definierenden Beginner zu „enttarnen“, da diese noch keinen eigenen Stil gefunden haben, sondern schlicht den stereotypischen Skate-Look kopieren (Beal & Weidman, 2003, S. 340).

Motorische Fähigkeiten

Die wichtigste Form des Generierens von Szenezugehörigkeit stellt jedoch das Verbessern der motorischen Fähigkeiten auf dem Skateboard dar, denn das Hineinwachsen in das SkateboarderIn-Sein ist „ganz zentral an das Wachsen des motorischen Bewegungskönnen gebunden“ (Peters, 2016, S. 183). Daher ist es für Anfänger von hoher Bedeutung, so schnell wie möglich jene Tricks zu erlernen, welche innerhalb der Skater-Szene als Basics gelten, denn nur so wird man von der Community als Mitglied betrachtet (Peters, 2016, S. 183). Auch wenn Leistung in der Skateboard-Welt nicht unbedingt einen hohen Stellenwert hat, so wird von Beginnern trotzdem erwartet, dass körperlicher Einsatz in das Skaten investiert wird. Harte Arbeit an den eigenen Skateboard-Fähigkeiten bringt ein hohes Maß an Respekt innerhalb der Szene, da es signalisiert, dass man das Skateboarding ernstnimmt, der Kultur gegenüber loyal ist und nicht

35 3.) Skateboarding: Zwischen Trendsport, Leistungssport und Lifestyle bloß Trends folgt: „Nonetheless, although skaters are highly devoted to the notion that skateboarding is pure fun, the emphasis that they place on independence and the progression of skills reveals a continued loyalty to the value of hard work“ (Yochim, 2010, S. 95).

Style

In Bezug auf Tricks innerhalb der Skate-Community ist die Stil-Idee von immenser Bedeutsamkeit. „Nicht ‚was‘ du machst ist wichtig, sondern ‚wie‘ du es machst“ ist ein Leitsatz für SkateboarderInnen auf der ganzen Welt. Ein technisch anspruchsvoller Trick mag oft als hektisch und unkontrolliert erscheinen, die Stil-Idee der Bewegungskultur empfiehlt jedoch, dass Tricks „nach außen locker, leicht und lässig“ (Peters, 2016, S. 189) erscheinen sollen. Daher sorgt ein individueller, guter Style für mehr Ansehen innerhalb der Szene, als das Beherrschen von komplizierten Manövern. Die größte Errungenschaft für SkateboarderInnen ist es daher, technisches Können mit stilistischer Finesse kombinieren zu können. Auch der Aspekt des Selbstausdrucks ist Teil der Stil-Idee: „Self-expression for the skaters is, in part, about asserting one’s individuality - “you do it in a way that no one does it” - and the individuality of skateboarding also permeates skateboarders’ pride in being self-taught (Yochim, 2010, S. 92).” Der Style eines Skaters gibt demnach ausgeführten Tricks eine persönliche Note. Die amerikanische Skateboard-Legende John Cardiel, welche aufgrund seines unvergleichlichen und aggressiven Styles immenses Ansehen innerhalb der Szene genießt, meint in einem Interview dazu: „I really think it’s that person’s energy that is, basically, expelled on their board. And you can tell what’s real and what’s added“ (Charnoski & Nichols, 2012, 01:27). Cardiel nimmt in seiner Aussage auch Bezug auf sogenannten Fake-Style. Fake-Style beschreibt das Hinzufügen von unnatürlich wirkenden Körperbewegungen beim Ausführen von Tricks, welche von erfahrenen Skatern sofort erkannt werden können und als verrufen innerhalb der Community gelten.

36 3.) Skateboarding: Zwischen Trendsport, Leistungssport und Lifestyle

Skateboard-spezifische Kompetenzen

Obgleich beeindruckende Fähigkeiten mit dem Board das stärkste Mittel zum Finden von Szenezugehörigkeit sind, fungieren sie nicht als Garant für Akzeptanz innerhalb der Community. Auch andere Fähigkeiten, wie Sozialkompetenzen, Wissen über die Kultur oder das Erkennen von skatebaren Obstacles im urbanen Raum, sind anzueignen, um ein vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft zu werden (Peters, 2016, S. 183).

Ein Fehlen von Bewegungskönnen und gutem Style auf dem Skateboard bedeutet allerdings nicht, dass überhaupt kein Zugang zur Community gefunden werden kann. Wenn Basics einmal beherrscht werden, können Beginner auch mittels anderer Qualitäten Akzeptanz innerhalb der Szene finden. So kann die Zugehörigkeit durch gewisse „Erkennungs- und Zugangscodes“ (Peters, 2016, S. 147) signalisiert werden. Der wichtigste Erkennungscode der Skateboard-Community ist wohl das Begrüßungsritual, welches sich weltweit bei Skater etabliert hat. Der Gruß besteht aus einem Abklatschen der Handflächen, kombiniert mit „einem vorsichtigen Zusammenschlagen der geballten Faust“ (Peters, 2016, S. 174). Natürlich gibt es Abwandlungen innerhalb verschiedener Crews, die Grundform ist dessen ungeachtet überall auf der Welt dieselbe.

Ein Fehlen von motorischen Fähigkeiten kann überdies mit dem Ansammeln von skateboardspezifischem Wissen kompensiert werden. Durch den Konsum von Skateboard-Medien, dem Studieren von Skate-Geschichte oder dem Sich- Aufhalten an bekannten Spots und Szenetreffpunkten kann man Authentizität schaffen und sich als Skateboard-Insider in Szene setzen, welcher man bei bloßer Betrachtung der motorischen Fähigkeiten eigentlich gar nicht ist. Beal und Weidman beschreiben dies folgendermaßen: „Skaters have a keen appreciation for skateboarding history. They honor legendary skaters from the past and admire longevity in the industry. A deep and long-term commitment to

37 3.) Skateboarding: Zwischen Trendsport, Leistungssport und Lifestyle the sport and lifestyle is another form of authenticity“ (Beal & Weidman, 2003, 350).

Dadurch wird es auch motorisch weniger talentierten Individuen ermöglicht, „in anderen Wissens- und Könnenssphären der Gemeinschaft zu punkten“ (Peters, 2016, S. 186). Das bedeutet, dass wirklich Jeder und Jede, durch das Beschäftigen mit der Skate-Kultur und dem Respektieren jener, SkateboarderIn und akzeptiertes Mitglied der Community werden kann.

Gemeinschaft

„Skateboarding is an individual sport as well as a social event“ erklären Karsten und Pel (2000, S.335). Doch warum ist die Skateboard-Gemeinschaft eine solch starke? Peters erklärt dies mit dem Modell der „Community of Practice“, welches eigentlich die Bedeutsamkeit von Gemeinschaften in Lernprozessen beschreibt (2016, S. 221). Eine „Community of Practice“ wird von drei Eckpfeilern definiert. Diese beschreiben (1) ein von allen Mitgliedern geteiltes Interessengebiet, welches identitätsstiftend für die Community wirkt, (2) ein Gefühl von Zusammengehörigkeit, welche den Rahmen für gemeinsames Lernen etabliert und (3) das gemeinsame Betreiben einer Aktivität (Wenger, McDermott & Snyder, 2002, S. 23 – 48 zitiert nach Peters, 2016, S. 221). Die Faszination am Skateboarding und der damit verbundenen Kultur fungiert in der Skater- Gemeinschaft als (1), und wird unterstütz durch das omnipräsente Gefühl der Zusammengehörigkeit (2) von SkateboarderInnen. Selbstverständlich meint (3) das gemeinsame Skateboard-Fahren. Somit werden Unterschiede zwischen den Szene-Mitgliedern, wie etwa ethnische Herkunft, Werte und Einstellungen von der geteilten Hingabe zum Skateboarding ausgeglichen (Yochim, 2010, S. 99; vgl. auch Peters, 2016, S.221). Dies führt dazu, dass SkateboarderInnen zu einer weltweiten Gemeinschaft Zutritt haben, in welcher schnell und mühelos Kontakte geknüpft werden können:

„Dass die Skater jenseits von face to face-Interaktionen auf eine […] globale Skater- Gemeinschaft zurückgreifen können, zeigt sich zum einen auf den vielen, für das Skateboarder-Sein so symptomatischen Reisen in fremde Länder und Städte. Wer als

38 3.) Skateboarding: Zwischen Trendsport, Leistungssport und Lifestyle

Skateboarder nach Barcelona oder San Francisco kommt, findet dort schnell Anschluss. Über die sprachlichen, sozialen und kulturellen Grenzen hinweg, stiftet Skateboarding eine von allen Skatern geteilte kollektive Identität“ (Peters, 2016, S. 223).

Skateshops

Ein weiteres, für die Skateboard-Szene essenzielles, Element sind Skateshops. Die Funktion von diesen Geschäften geht weit über das bloße Verkaufen von Skate-Waren hinaus. Shops fungieren als Treffpunkt vor und nach Skate- Sessions und als genereller Szene-Versammlungsort, an dem über die gemeinsame Passion diskutiert wird (Graham, 2015). Für Beginner sind es oft die Skate-Geschäfte, in denen die ungeschriebenen Verhaltensregeln der Szene gelernt werden. Zudem sind Skateshops in den beheimateten Städten meist die treibende Kraft hinter dem Organisieren von Events, welche es ermöglichen, die Gesamtheit der örtlichen Szene zu vereinen. Dies macht Skateshops zu essentiellen Förderern von lokalen Skateboard-Communitys, welche Anfängern den Einstieg in die Skate-Welt erleichtern, und etablierte Skater im Ausleben ihrer Leidenschaft unterstützen. Hierbei muss noch angemerkt werden, dass es sich bei den beschriebenen Shops um sogenannte Coreshops handelt. Dies sind jene Geschäfte, welche ausschließlich von Skatern geführt werden, und nur Marken und Firmen vertreiben, die von der Szene als authentisch betrachtet werden. Im Gegensatz zu diesen Shops stehen kommerzielle Ketten von Geschäften, welche oft in Einkaufszentren zu finden sind. Durch den primären Standort in Einkaufszentren haben diese Geschäfte innerhalb der Skate-Community den Namen Mallshops. Diese Mallshops haben weder ernsthaftes Interesse an der Skateboardsubkultur, noch daran, diese in irgendeiner Form zu unterstützen; die Betreiber sehen nur den Profit, den sie aus der Szene schlagen können. Deshalb ist es für Skater umso wichtiger, sich für Coreshops einzusetzen, denn sie fungieren als Stützen der Gemeinschaft: „Without core shops, skateboarding is just another vertical for sporting goods stores – no sense of community remains” (Graham, 2015).

39 3.) Skateboarding: Zwischen Trendsport, Leistungssport und Lifestyle

Lifestyle

Wenn nun die Gesamtheit dieser Praktiken verinnerlicht und gelebt wird, so entwickelt sich das Skateboarding von der Freizeitbeschäftigung zum Lifestyle, der nun im Alltag der Akteure allgegenwärtig ist:

„Skateboarding wird zum Lebensmittelpunkt, um den herum seine Protagonisten ihr Leben organisieren. Es ist demnach in einer Art und Weise identitätsstiftend und Biographie prägend, dass es mehr als angemessen scheint, es als eigene Lebensform zu beschreiben“ (Peters, 2016, S. 187)

Für Peters konstituiert sich das „Skateboarder-Sein“ demnach aus drei Polen: (1) Leistung, (2) Lifestyle und (3) Gemeinschaft (Abbildung 9). Leistung (1) beschreibt die zuvor angesprochenen motorischen Fähigkeiten. Grundlegende Tricks und Praktiken müssen auf dem Skateboard beherrscht werden, damit jemand der Bezeichnung „SkateboarderIn“ gerecht wird. Lifestyle (2) bezieht sich auf die ständige Präsenz von Abbildung 9: Peters’” Drei Pole des Skateboarder- Seins” (2016, S. 218). skateboardspezifischen Praktiken im Alltag. Dies inkludiert, unter anderem, den Konsum von Skate-Medien, das Aufhalten in Skateshops, das Sich-Befassen mit Skateboard-Geschichte und das ständige Sich-Ausgeben als Skater (vor allem durch modische Aspekte). Der dritte und letzte Pol, Gemeinschaft (3), schildert das Sich- Sozialisieren mit Gleichgesinnten; die meisten hartgesottenen Skater bewegen sich hauptsächlich in Kreisen, in denen die Bekanntschaften, zumindest in irgendeiner Art und Weise, etwas mit Skateboarding zu tun haben.

40 3.) Skateboarding: Zwischen Trendsport, Leistungssport und Lifestyle

3.4.) Eingliederungsversuch

Ziel der letzten Kapitel war es, die verschiedenen Facetten des Skateboardings zu erläutern. Nun stellt sich die Frage, wie das Skateboarding eingegliedert werden kann. Ist es eine klassische Trendsportart, weil es alle Kriterien von eben jenen erfüllt, oder soll es aufgrund der hohen körperlichen und kognitiven Ansprüche als Leistungssport gewertet werden? Oder soll bei der Eingliederung gar zur Gänze auf den Aspekt des Sports verzichtet werden, und Skateboarding als Lebenseinstellung dargestellt werden, welche neben Einstellungen und Werten den Aspekt der Bewegung mit sich bringt?

Skateboarding ist in seiner Natur so unbegrenzt, dass es äußerst schwerfällt, es klar zu definieren und einzugliedern. Den Skatern ist es möglich, selbstbestimmt darüber zu entscheiden, welchen Stellenwert das Skaten in ihrem Leben einnehmen soll, und auf welche Art und Weise sie es praktizieren. Man kann das Ausführen von spektakulären Manövern täglich mehrere Stunden durchstrukturiert üben, um sich für bedeutende Wettkämpfe vorzubereiten. Damit betreibt man Leistungssport. Im Gegensatz dazu, ist es für SkateboarderInnen auch möglich, sich jeden Tag am lokalen Treffpunkt für Skater aufzuhalten, über die Bewegungskultur mit Gleichgesinnten zu diskutieren, und hin und wieder eine Runde mit dem Board zu drehen, um ein paar Basics auszuführen. Dies wäre auf keinen Fall Leistungssport, hierbei lebt man einen gewissen Lifestyle. Wenn man jedoch weder sonderlich an der Skateboard-Subkultur interessiert ist, noch Skateboarding auf hohem Niveau betreiben will, und bloß eine Alternative zu herkömmlichen Sportarten sucht, so betreibt man das Skaten als Trendsport. Der Skater bestimmt die Natur des Skateboardings, daher erscheint es auch nicht zwingend notwendig, es einzugliedern. Jake Burton, welcher Snowboarding zu dem machte, was es heute ist, antworte auf die Frage zur Eingliederung seines Sports, welche ein ähnliches Szeneprofil wie Skateboarding aufweist, folgendes:

“It doesn’t have to be an extreme sport at all. There’s a lot of people that, you know, snowboard in a fairly conservative manner. But I think what’s a better moniker is maybe

41 4.) Skateboard-Disziplinen

that it’s a lifestyle sport, and a lot of the kids and people that are doing it are just completely living it all the time, and that’s what distinguishes snowboarding from a lot of other sports. And skateboarding and surfing are the same way. I’m not sure why that is unique to board sports, but I think the only thing that you can come back to is that they’re so much fun” (Wheaton, 2004, S. 4)

4.) Skateboard-Disziplinen

Skateboarding hat aufgrund seiner mittlerweile langen Geschichte bereits viele Phasen durchlebt. Jede dieser Phasen brachte Trends und Disziplinen mit sich; manche verschwanden schnell wieder, andere hielten länger an. Populäre Disziplinen in den 1970er Jahren waren Slalomrennen auf leicht abfallenden Straßen, Hoch- und Weitsprungwettbewerbe oder das Freestyle-Skaten. In den 1980er Jahren war das Vert-Skaten, bei dem Halfpipes mit vertikalen Enden befahren werden, die bekannteste Art das Skaten zu betreiben. Da jedoch „Vertskater auf eine Halfpipe angewiesen sind, die naheliegenderweise nicht jeder Skater in seiner unmittelbaren Umgebung vorfindet“ (Hitzler & Pfandenhauer, 2004, S. 57), verlor auch diese Form des Skateboardens laufend an Präsenz und wird nun nur mehr von einem sehr kleinen Teil der Szene praktiziert. Zum heutigen Zeitpunkt lässt sich das Skateboarden in drei Hauptkategorien unterteilen: (1) das Street-Skaten, (2) das Park-Skaten und (3) das DIY-Skaten (Peters, 2016, S. 135).

4.1.) Street-Skaten

Street-Skaten (1) beschreibt das Skateboardfahren in urbaner Umgebung. Alltägliche Dinge aus dem öffentlichen Raum wie Treppen, Sitzbänke oder abgeflachte Mauern bieten SkateboarderInnen unzähligen Möglichkeiten, mit dem Board kreativ zu werden. Die Stadt wird dadurch zur „grenzenlosen Spielwiese des Street-Skatens“ (Peters, 2016, S. 136), und Skateboarding kehrt zu seiner Wurzel, der Straße, zurück (Hitzler & Pfandenhauer, 2004, S. 54). Daher sind Street-Skater ständig auf der Suche nach neuen Spots. Spots müssen grundlegende Voraussetzungen erfüllen, damit sie die Durchführung von Skateboard-Manövern zulassen: glatt genug sein sollte sowohl der

42 4.) Skateboard-Disziplinen

Untergrund, damit sich die kleinen Rollen der Boards problemlos drehen können, als auch Ledges, Curbs und Rails, damit die Achsen oder die hölzernen Bretter auf jenen rutschen können (Snyder, 2017, S. 64). Glenney und Mull beschreiben das Street-Skaten daher als interaktiv, da es einen ständigen Austausch mit der Umgebung mit sich bringt, und alternative Möglichkeiten zur Nutzung von Architektur sucht:

„By interactive, we mean to describe skateboarding’s double use of architecture and surrounding norms and rules of how it is used, when handrails and stairs are skated their intended use is subverted while the architecture controls how they are subverted and manipulated“ (Glenney & Mull, 2018, S. 4).

Das Suchen nach skatebaren Plätzen in der Stadt hat abenteuerlichen und rebellischen Charakter (Peters, 2016, S. 137), und verleiht, nach längerer Auseinandersetzung mit der Thematik, Skatern einen gewissen „sense of place“ – einen Spürsinn für geeignete Skatespots (Peters, 2016, S. 141). Daher streifen SkateboarderInnen oft ohne Ziel, aber doch mit einer gewissen Intuition durch die Straßen. Überdies wird Street-Skaten in der Szene weitaus mehr respektiert als das Befahren von für den Sport konstruierten Plätzen. Ernstzunehmende Skateboard-Videos zeigen deshalb nur urbane Spots, und unterstreichen somit zusätzlich die Stellung des Street-Skatens als Königsdisziplin im Skateboarding.

4.2.) Park-Skaten

Das Park-Skaten (2) findet, im Gegensatz zur Street-Disziplin, in für das Skaten entworfenen Sonderräumen statt:

„Die gebauten Sonderräume des Skateboardfahrens sind Hindernislandschaften aus Holz oder Beton, die dem Skater unter dem Gesichtspunkt einer optimalen Skatebarkeit Spiel- Angebote unterbreiten. Alle […] Skatestätten […] zeichnen sich dadurch aus, dass sie ausschließlich für das Skaten konzipiert sind und dem Skater ein vorstrukturiertes Spiel- Angebot machen“ (Peters, 2016, S. 146).

Obwohl Skateparks ein durchaus wichtiges Element in der Skate-Szene darstellen, da sie, vor allem Anfängern, einen geschützten Raum zum

43 4.) Skateboard-Disziplinen

Ausführen der Skateboard-Praktik bieten, werden sie von manchen SkateboarderInnen als kritisch betrachtet. Die meisten öffentlichen Parks werden von den jeweiligen Stadtverwaltungen geplant und verwaltet. Da jedoch oft zu wenig Rücksprache mit den lokalen Skatern gehalten wird, können sich die Skatestätten zu unattraktiven Möglichkeiten der Nutzung entwickeln. Weitere Kritikpunkte der Skate-Community sind der vorstrukturierte Charakter der Parks, welcher die Kreativität der SkateboarderInnen und somit teilweise die Essenz des Sports einschränkt, und der Gedanke, dass die Szene mittels Skateparks von den Straßen und Plätzen der Städte vertrieben werden soll.

4.3.) DIY-Skaten

Das DIY-Skaten, kurz für do-it-yourself-Skaten, beschreibt das Skateboarden von modifizierten Spots und eigenständig entworfenen, als auch gebauten Skate-Arealen. Unter SkateboarderInnen war es immer schon eine verbreitete Praktik Spots, welche schwere Mängel aufweisen, mithilfe von Baumaterialien skatebar zu machen (Snyder, 2017, S. 68), doch seit den 1990er Jahren entstehen überall in verschiedensten Ecken der Welt DIY-Projekte, welche regelrecht Skatepark-Charakter besitzen. Der wichtige Unterschied zu regulären Skateparks, welche, wie bereits erwähnt, von Stadtämtern geplant werden, ist, dass die Skater ihre selbstgebauten Skatestätten „ihren spielspezifischen Vorstellungen und Bedürfnissen“ (Peters, 2016, S. 158) anpassen. Oftmals ist es für lokale Skateboard-Communitys auch der einzige Weg, skatespezifische Orte befahren zu können, denn Skateparks sind teuer, und Städte geben oftmals das benötigte Budget zum Bau nicht frei. Überdies korreliert die Philosophie des Skatens für viele SkateboarderInnen auch mit jener des DIY-Gedanken, denn „als soziale Bewegung hatte die Idee des DIY […] immer schon alternativ-, sub- oder jugendkulturellen Status“ (Peters, 2016, S. 153). Beim Großteil der DIY-Projekte hat auch der Gemeinschaftsgedanke einen hohen Stellenwert; das gemeinsame Schaffen von Skate-Plätzen für die Community verbindet. Peters fasst die Idee des DIY-Skatens daher folgendermaßen zusammen:

44 5.) Die Neue Oberstufe

„DIY-Skaten ist damit nicht nur mehr Skate-Praxis im engeren Sinne, sondern zugleich auch handwerkliche Arbeit am physischen Raum. Diese bauliche Veränderungen physischer Räume ereignen sich vor allem an den versteckten und vergessenen Orten der Stadt, die sich Skater illegal aneignen, um sie mit selbstbeschafften, häufig in der Nähe ‚verfügbaren‘ Baumaterialien (Beton, Eisen, Füllmaterial, etc.) und Werkzeugen (Schalbretter, Reiben etc.) zu selbst entworfenen Betonlandschaften zu modellieren“ (Peters, 2016, S. 159).

5.) Die Neue Oberstufe

Ziel dieses Abschnitts ist es, ein problemlos durchführbares Kursmodul für die Neue Oberstufe (NOST) an allgemein höher bildenden Schulen zu schaffen. Die Neue Oberstufe wurde erstmals 2017 als Versuch in österreichischen Schulen eingeführt, und wird derzeit an rund 230 Bildungseinrichtungen umgesetzt. Die NOST, welche ein pädagogisches Gesamtkonzept darstellt, zielt auf Individualisierung und Kompetenzorientierung ab. Des Weiteren sollen Erfolgsquoten von SchülerInnen verbessert werden, und somit Klassenwiederholungen minimiert werden, was zu positiveren Verläufen von schulischen Karrieren führt. Betroffen vom neuen Oberstufensystem sind mittlere und höhere Schulen im allgemeinbildenden und berufsbildenden Bereich ab der 10. Schulstufe, die mindestens drei Jahre dauern (Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, 2020).

5.1.) Organisation der Neuen Oberstufe

Semestrierte Lehrpläne zielen auf eine Verdichtung der Lernaktivität ab, da sowohl im Sommer-, als auch im Wintersemester positive Leistungen in allen Gegenständen erbracht werden müssen. Bei negativ erbrachten Leistungen ist ein Aufsteigen in die nächste Schulstufe möglich, jedoch nur nach Beschluss der Klassenkonferenz. Negative Beurteilungen müssen mittels Semesterprüfungen nachgeholt werden, wobei jene höchstens zwei Mal wiederholt werden dürfen (Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, 2020). Alle weiteren Eckpunkte können der Website des Bildungsministeriums entnommen werden.

45 6.) Kompetenzorientierter Unterricht

Basis- und Wahlmodule

In der NOST wird der Unterricht in verpflichtenden Basis- und frei wählbaren Wahlmodulen organisiert. Die Basismodule beinhalten Reifeprüfungsrelevante Stoffgebiete, welche je nach Schultyp individuell festgelegt werden, und sind für alle SchülerInnen in den jeweiligen Schulformen gleich. Die Kursmodule dauern jeweils ein Semester und enthalten in sich abgeschlossene Lernbereiche. Der Großteil der Modulstunden wird für Basismodule verwendet, wobei die verbleibenden Reststunden für Wahlmodule vorgesehen sind.

6.) Kompetenzorientierter Unterricht

Schulischer Unterricht fokussiert sich seit den letzten Jahren primär auf den Erwerb von verschiedenen Kompetenzen. Das folgende Kapitel soll Aufschluss über die Merkmale des kompetenzorientierten Unterrichts geben, welche Kompetenzen überhaupt von SchülerInnen erworben werden sollen, und wie Skateboarding als effektives Mittel zum Erwerb eben jener verwendet werden kann. Im Zuge dieser Erklärung wird das Skateboardfahren für den Sportunterricht legitimiert.

Wie können Kompetenzen nun definiert werden? Weinert beschreibt diese folgendermaßen:

„Dabei versteht man unter Kompetenzen die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können“ (Weinert, 2002, S. 27).

Das bedeutet, dass die von SchülerInnen erworbenen Kompetenzen Werkzeuge zum Lösen von bekannten, als auch unbekannten Situationen darstellen. Überdies resultiert daraus, dass sich das Kompetenzmodell nicht ausschließlich auf Können und Wissen beschränkt, sondern auch Bezug nimmt auf den Willen, die Motivation und die Bereitschaft neue Herausforderungen zu

46 6.) Kompetenzorientierter Unterricht lösen und Verantwortung zu übernehmen (Amesberger, Stadler & Grossrubatscher, 2014, S. 8).

Von SchülerInnen erworbene Kompetenzen werden sichtbar durch die Performanz. Dies suggeriert, dass die erworbenen Fertigkeiten in Handlungen resultieren (Erziehungsdepartment des Kantons Basel-Stadt, 2015, S.14). Dabei muss jedoch festgehalten werden, dass Performanz keinesfalls Aufschluss über die Gesamtheit der angeeigneten Kompetenzen gibt, denn zum Vorschein kommt nur jener Teil, der im Handeln sichtbar wird (Fritz et al, 2012, S. 11). Richter (2007) veranschaulicht diesen Abbildung 10: Eisbergmodell nach Richter (2007) Gedanken mit dem Eisbergmodell (Abb. 10).

Eine weitere Besonderheit des kompetenzorientierten Unterrichts ist ein Perspektivenwechsel, welcher den Fokus nicht mehr auf den Input legt, also auf was und wie viel im Unterricht durchgenommen wird, sondern auf den Outcome. Die Outcome-Orientierung beschäftigt sich mit den von den SchülerInnen erworbenen Wissensbeständen und Handlungsressourcen (Amesberger, Stadler & Grossrubatscher, 2014, S. 9). Daher sind in diesem Unterrichtsmodell nicht die LehrerInnen als Akteure zu betrachten, sondern die Schüler (Suwelack, 2010, S. 179)

Um das kompetenzorientierten Unterricht weiter zu verdeutlichen, definieren Feindt und Meyer (2010, S. 30 - 32) sechs Merkmale von jenem: (1) die kognitive Aktivierung, (2) die Vernetzung von Wissen und Fertigkeiten, (3) die Übung und das Überarbeiten, (4) die lebensweltliche Anwendung, (5) die individuelle Lernbegleitung und (6) die Reflexion des Lernfortschritts (Metakognition).

47 6.) Kompetenzorientierter Unterricht

Die kognitive Aktivierung (1) erfordert von SchülerInnen, bereits zuvor erlerntes Wissen und Können abzurufen, um es an neue Situationen angepasst anzuwenden. Die Lehrperson soll dabei noch nicht vorhandene Fähigkeiten zusammen mit den Schülern identifizieren, und Problemstellungen bereitstellen, welche zum Experimentieren einladen.

Das Vernetzen von Wissen und Fertigkeiten (2) nimmt Bezug darauf, dass Kompetenzerwerb eine vertikale, als auch horizontale Vernetzung von Wissensbeständen verlangt. Die vertikale Verbindung beschreibt hierbei, dass Wissensgebiete und das Eigenkönnen systematisch aufeinander aufbauen. Die horizontale jedoch, bezieht sich auf den kreativen Transfer des Wissens auf unbekannte Bereiche.

Üben und Überarbeiten (3) beschreibt die Notwendigkeit, dass SchülerInnen Fertigkeiten solange üben, dass sie problemlos in unbekannten Situationen angewandt werden können. Individuelle Bedürfnisse sollen dabei von Lehrpersonen erkannt und gefördert werden. Ferner sollen SchülerInnen Fehler reflektiert betrachten, und von diesen lernen.

Das Anwenden auf lebensweltliche Situationen (4) setzt sich auseinander mit dem Erfordernis, dass „Unterricht kognitiv aktivierend sein muss“ (Feindt & Meyer, 2010, S. 31). Um dies zu gewährleisten, muss ein Lernumfeld, oder eine Anforderungssituation geschaffen werden, in der die neu erworbenen Fähigkeiten eingesetzt werden können. Lehrpersonen müssen daher „mit offenen Augen“ durch die Welt gehen, um solche Situationen für die SchülerInnen bereitstellen zu können.

Die individuelle Lernbegleitung (5) stellt für Feindt & Meyer den gewichtigsten Punkt des kompetenzorientierten Unterrichts dar. SchülerInnen sollen gezielt in ihrem persönlichen Prozess des Lernens unterstütz werden. Ein Stufenkriterium bietet sich hierbei an, um auf die jeweiligen Stärken und Schwächen gezielt eingehen zu können. Sobald eine Lehrperson erkennt, auf welcher Stufe sich

48 6.) Kompetenzorientierter Unterricht

SchülerInnen befinden, kann zielstrebig ein Lernangebot zur weiteren Förderung entworfen werden.

Das letzte von Feindt & Meyer genannte Merkmal ist (6) die Reflexion des Lernfortschritts. Metakognition fördert den Lernerfolg von SchülerInnen erheblich. Wenn diese ihre persönlichen Stärken und Schwächen erkennen, ist es ihnen möglich, gezielt an jenen zu arbeiten. Portfolios, Kompetenzraster und ähnliche Methoden sind wirkvolle Werkzeuge, um den eigenen Lernfortschritt zu reflektieren.

Die Gesamtheit des kompetenzorientierten Unterrichts wird von Abbildung 11 dargestellt. In der Grafik wird nochmals verdeutlicht, dass „Kompetenzen die Dimensionen des Könnens, Wissens, und Wollens umfassen“ (Amesberger, Stadler & Grossrubatscher, 2014, S. 13), und diese im Mittelpunkt des didaktischen Handelns stehen, und nicht der Lehrstoff (Amsberger, Stadler & Grossrubatscher, 2014, S. 9).

Abbildung 11: Die sechs Merkmale kompetenzorientierten Unterrichts nach Feindt & Meyer (2010, S. 30)

6.1.) Kompetenzen im Unterricht Die Gliederung der zu erarbeitenden Kompetenzen im Unterricht setzt sich aus vier Teilbereichen zusammen. Diese orientieren sich an der Verordnung zu Bildungsstandards des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur aus

49 6.) Kompetenzorientierter Unterricht dem Jahr 2009, und beinhalten die Selbst-, Sozial-, Methoden- und Fachkompetenz (Amesberger, Stadler & Grossrubatscher, 2014, S. 13). Diese werden das Fach Sport und Bewegung betreffend in einer Ausschreibung des BMUKK für Bildungsstandards folgendermaßen erklärt:

Selbstkompetenz beschreibt die Fähigkeit, persönliches Erfahrungswissen korrekt einzugliedern, und Selbstwirksamkeitsüberzeugungen, Selbstbewusstsein und Identität zu entwickeln. Selbstwahrnehmung, Selbstkenntnis, Selbsteinschätzung, Aufmerksamkeits-, Motivations- und Emotionsregulation, Kompetenz- und Konsequenzerwartungen sind Beispiele dafür. Ferner sollen SchülerInnen die Fähigkeit entwickeln, eigene Vorzüge, wie etwa Auftreten, Ausdrucksvermögen, Initiative oder Kreativität einzubringen (Amesberger, Stadler & Grossrubatscher, 2014, S. 13).

Sozialkompetenz bezieht sich auf Fertigkeiten und persönliche Werte der SchülerInnen, welche gelingende soziale Interaktion zulassen. Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Teamfähigkeit, Rollen- und Funktionsverständnis, Rollendistanz und Identitätsdarstellung, Führungskompetenz, Integrationsfähigkeit, Empathie und die Fähigkeit zu fairem Handeln sind Teil dieser Fähigkeiten und Einstellungen (Amesberger, Stadler & Grossrubatscher, 2014, S. 13)

Die Methodenkompetenz verlangt nach dem Planen, Gestalten, Organisieren, Anwenden und Durchführen von Lernprozessen und Lernarrangements. Problemstellungen kreativ zu lösen und das Anwenden von Lernhilfen, Lernmethoden und Arbeitstechniken sind Beispiele hierfür. Die Methodenkompetenz beschreibt daher, wie sich SchülerInnnen aneignen sollen, wirksam zu lernen (Amesberger, Stadler & Grossrubatscher, 2014, S. 13).

Unter Fachkompetenz versteht man fachspezifisches Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten. Sowohl theoretisches Wissen in Fachbereichen als auch adäquates Technikvermögen und die dafür vorausgesetzten motorischen

50 6.) Kompetenzorientierter Unterricht

Fähigkeiten sind Teil davon (Amesberger, Stadler & Grossrubatscher, 2014, S. 13).

6.2.) Kompetenzerwerb durch Skateboarding

Grundsätzlich soll Sportunterricht in der Sekundarstufe II (a) auf die Lebenssituation der SchülerInnen eingehen, und auf das Bewegungs- und Sportverhalten dieser im außerschulischen Kontext anknüpfen. Lehrpersonen sollen folglich Erfahrungs- und Lerngelegenheiten bieten, welche es den SchülerInnen ermöglichen, private Sportpräferenzen in den Unterricht einzubinden. Dabei sollen jedoch grundsätzliche Handlungsfelder des Lehrplans nicht verlorengehen. Zudem soll ein körperlich-aktiver Lebensstil gefördert werden. Unter Berücksichtigung der Fachkompetenzen sollen daher Sportarten behandelt werden, für welche SchülerInnen persönliches Interesse mitbringen, und welche einen hohen Freizeitwert haben. Durch intensives Auseinandersetzen mit dem Thema Sport wird bewirkt, dass SchülerInnen (b) Verständnis für den Beitrag von Bewegung zum persönlichen Wohlbefinden, zur Möglichkeit der Sozialisierung und zur „reflektierten Auseinandersetzung mit kritischen gesellschaftlichen Phänomen der Bewegungs- und Sportkultur (wie Doping, Kommerzialisierung, Medialisierung, …)“ entwickeln (Amesberger, Stadler & Grossrubatscher, 2014, S. 37). Damit wird zur Selbst- und Sozialkompetenz beigetragen. Methodenkompetenz soll durch das (c) Übertragen von Gelerntem auf neue Sportarten gefördert werden (Amesberger, Stadler & Grossrubatscher, 2014, S. 37 – 38)

Vorhergehend wurde festgehalten, dass Skateboarding die größte jugendkulturelle Bewegungskultur ist. Daher kann argumentiert werden, dass das Inkludieren des Sports im Unterricht (a) auf den persönlichen Interessen der SchülerInnen entsprechen könnte, und auch auf die außerschulischen sportlichen Aktivitäten abzielt (sofern bereits aktive Skater in der Gruppe sind). Ferner weist das Skaten einen hohen Freizeitwert auf. Durch das Ausüben des Skateboardsports wird, des Weiteren, (b) das persönliche Wohlbefinden gesteigert, und SchülerInnen lernen im Zuge der Auseinandersetzung mit der

51 6.) Kompetenzorientierter Unterricht

Skateboard-Kultur über gesellschaftliche Bewegungs- und Sportphänomene. Überdies können die SchülerInnen durch das Skaten erlernte Fähigkeiten, wie etwa Balance, Kraft-Ausdauer oder Koordination, (c) auf andere Sportarten, wie beispielsweise dem Schi- oder Snowboardfahren auf Schulschikursen, übertragen.

Skateboarding weist ein hohes kognitives und körperliches Anforderungsprofil auf. Wie kann die Bewegungsform und die Kompetenzen, welche das Erlernen dieser mit sich bringt, jedoch zum Kompetenzerwerb im Rahmen des Unterrichtsfachs Bewegung und Sport beitragen? Anhand des Lehrplans für die 10. Schulstufe, für welche der folgende Skate-Kurs konzipiert ist, wird diese Thematik erläutert. Die vom Bundeskanzleramt der Republik Österreich (2020) genannten Anforderungen für den Sportunterricht, die in weiterer Folge auf jene des Skateboardfahrens übertragbar sind, wurden wortgemäß übernommen, und werden wie folgt in kursiver Schreibweise angegeben.

Bereich Fachkompetenz – motorische Fähigkeiten und Fertigkeiten

 Die Schülerinnen und Schüler können ihre Ausdauerfähigkeit weiterentwickeln  Die Schülerinnen und Schüler können sich mit rollenden Sportgeräten sicher fortbewegen Umgesetzt durch:  Ausdauer: Vielfältige Ausdauerspielformen im aeroben und anaeroben Bereich; Sportspiel; rollenden Sportgeräte  Kreative Bewegungsformen in Sportspielen  Übungen zur Technikverbesserung mit rollenden Sportgeräten; eigene Gestaltungsideen und Spielformen (z.B Fahrrad, Inline-Skates, Skateboard u.a.)

Beim Fahren mit dem Skateboard wird der gesamte Körper beansprucht, was zu Bewegungen mit äußerst hoher Intensität führt. Das wiederholte Pushen und Abspringen mit den Beinen, die Ausgleichsbewegungen der Arme und die

52 6.) Kompetenzorientierter Unterricht

Stabilisationsarbeit des Rumpfs resultiert in nicht zu unterschätzenden, aeroben Ausdauersport. Daher wird die Ausdauerfähigkeit der SchülerInnen durch Skateboarding verbessert. Des Weiteren eignet sich das Skateboard perfekt zum Erlernen des sicheren Fortbewegen auf rollenden Sportgeräten. Dies kann mittels kreativen Spielformen wie Skateboard-Parteiball oder Skate-Regatten (Staffelbewerben) vermittelt werden. Zudem haben die SchülerInnen die Möglichkeit, bekannte Spielformen, beispielsweise „Fangen“, für das Skateboard abzuwandeln.

Bereich Methodenkompetenz

 Die Schülerinnen und Schüler können das vorherrschende Risikopotential […] bei kreativen Bewegungsformen sowie bei rollenden Sportgeräten benennen sowie Sicherheitsanforderungen erfüllen

Umgesetzt durch:

 Sicherheit: Helfen; (Ab-)Sichern; Besprechung von Risikosituationen; sicherer Einsatz von Sportgeräten (z.B. Checklisten u.a.)

Skateboarding ist ein äußerst schwer zu erlernender und risikobehafteter Sport. Daher ist es notwendig, über ausreichende kognitive Kompetenzen zu verfügen, um Eigenkönnen und etwaige Risikofaktoren der Bewegungsform erkennen zu können. Das langsame Heranführen an den Sport bietet den SchülerInnen eine optimale Möglichkeit Eigenkönnen und Risikoeigenschaften des Sports adäquat zu beurteilen. Die Komplexität der Bewegungen verlangt, vor allem bei Anfängern, nach einer Unterstützung beim Halten des Gleichgewichts. Buddy- Systeme bieten TeilnehmerInnen die Chance, KollegInnen abzusichern und beim Lernen zu unterstützen. Überdies ist auch vor jeder Session eine Materialüberprüfung von Nöten, denn sich lösende Schrauben und Sicherungen können zu Stürzen und, infolgedessen, zu Verletzungen führen.

53 6.) Kompetenzorientierter Unterricht

Bereich Sozialkompetenz

 Feedback geben und konstruktiv damit umgehen

Umgesetzt durch:

- Unterschiedliche Feedbackmethoden; Feedback als Grundlage der Weiterentwicklung von Situationen (Lösungsorientierung)

Feedback und gegenseitige Beratung ist eine weit verbreitete Praktik im Skateboarding und essenziell für den Sport. Es kommt daher regelmäßig vor, dass „sich die Skater explizit beraten und unterstützen, um das Fortkommen des anderen zu beschleunigen“ (Peters, 2016, S. 257). Peters fasst die Wichtigkeit des Feedbacks beim Skateboarding folgendermaßen zusammen:

„In die Praktiken des Vormachens eingewoben, teilweise aber auch für sich stehend, existiert im Skateboarding auch eine Form expliziter verbaler Beratung. Diese ist im gesamten Praktiken-Spektrum des Skateboarding verbreitet und findet beispielsweise in Bezug auf die Praktik des Skateboardfahrens als sprachliche Bewegungskorrektur statt“ (Peters, 2016, S. 258).

Der kommunikative Charakter des Skateboardsports schafft somit perfekte Bedingungen, das Geben, Annehmen und Umsetzen von Feedback zu üben.

Bereich Selbstkompetenz

 Eigene Bewegungsbedürfnisse wahrnehmen

Umgesetzt durch:

- Artikulation von persönlichen Bewegungsbedürfnissen, -interessen und - zielen

In Kapitel 3.) wurden die verschiedenen Zugänge zum Skateboarding behandelt. Darin wurde aufgezeigt, dass die Art Skateboard zu fahren, und alle folgenden Charaktereigenschaften der angestrebten Form, vom Skater selbst bestimmt werden können. Somit bleibt es auch den SchülerInnen nicht

54 7.) Organisation und Grundzüge des Wahlmoduls „Skateboarding“ vorenthalten, selbstbestimmt einen persönlichen Zugang zum Sport zu finden. Die Auswahl sowohl der Tricks als auch der Spots, und der daraus folgenden Art sich zu bewegen, ist nach dem Erlernen der Basics, den Teilnehmern überlassen. Somit bietet Skateboarding ein äußerst gut geeignetes Werkzeug, persönliche Ziele, Bedürfnisse und Interessen zu benennen und zu verfolgen.

7.) Organisation und Grundzüge des Wahlmoduls „Skateboarding“

Jegliche für SchülerInnen relevante Informationen zum Wahlmodul, wie etwa Ziele, Dauer und Bewertungskriterien werden vor Semesterbeginn mittels einer Kursausschreibung in, von den Schulen veröffentlichten, Kursbüchern angeboten. Organisatorische Einzelheiten des Moduls müssen jeweils an die Schule und die damit verbundenen Örtlichkeiten angepasst werden, wobei sich dabei hauptsächlich die Anreise zu den verschiedenen Sportstätten ändert. Um die Grundzüge des Kurses für diese Arbeit konkretisieren zu können, dient das BORG Monsberger in Graz als Vorlage. Das BORG Monsberger eignet sich durch die Nähe zu verschiedenen, für das Skateboarden perfekt nutzbaren Plätzen äußerst gut für die Durchführung des Kurses. Die fiktive Verwendung der Örtlichkeiten der Schule wurde mit der Schulleitung besprochen und durch den Direktor genehmigt.

7.1.) Ziele abseits des Lehrplans

 Skateboarding Ziele Neben den im Lehrplan genannten Kompetenzen, wie etwa dem sicheren Fortbewegen und Anhalten auf rollenden Sportgeräten (Skateboards), sollen SchülerInnen auch das Befahren von Rampen in Skateparks erlernen. Je nach Lernfortschritt, können sich Teilnehmer in weiterer Folge auch mit dem Meistern des Schlüsseltricks, dem „Ollie“, beschäftigen.

55 7.) Organisation und Grundzüge des Wahlmoduls „Skateboarding“

 Materialkunde SchülerInnen sollen sich Wissen über die Zusammensetzung ihrer Sportgeräte aneignen. Damit wird der Grundstein für die fachgerechte Überprüfung und Wartung der einzelnen Bestandteile geschaffen, und das Unfallrisiko gesenkt.  Sozio-kulturelle Ziele Durch die Teilnahme am Kurs soll den SchülerInnen ein Einblick in die Skateboard-Welt gewährt werden, und Verständnis dahingehend entwickelt werden, wie der Sport zu einem solch großen jugendkulturellen Bewegungsphänomen wurde.  Erlebnispädagogische Ziele SchülerInnen sollen durch den gemeinsamen Spaß am Skateboarding innerhalb der Gruppe zusammenwachsen. Des Weiteren fördert das gemeinsame Bewältigen von Herausforderungen und das Überwinden von möglichen Ängsten die Gruppendynamik.

7.2.) Zielgruppe

Adäquate Selbsteinschätzung, Eigenverantwortung und die Bewertung von etwaigen Risiken sind essenziel für das Minimieren des Unfallrisikos im Skateboard-Sport. Daher wird der Kurs für die 10. Schulstufe und für SchülerInnen im Alter von etwa 16 Jahren konzipiert. Die Gruppengröße wird auf maximal 10 Teilnehmer begrenzt, um Örtlichkeiten bestens Nutzen zu können, und das Vorankommen aller SchülerInnen zu garantieren.

7.3.) Zeitliche und räumliche Bedingungen

Der Kurs wird neun Termine beinhalten, welche jeweils aus zwei 50-minütigen Unterrichtseinheiten bestehen. Je nach Möglichkeit finden pro Woche ein bis zwei Termine statt. Dabei ist auch auf eine wöchentliche Wiederholung zu achten, um eine konstante Weiterentwicklung der Kompetenzen zu fördern.

56 7.) Organisation und Grundzüge des Wahlmoduls „Skateboarding“

Um die TeilnehmerInnen an das Sportgerät zu gewöhnen, eignen sich Turnsäle und große Asphaltflächen. Diesen Kurs betreffend, wird diese Gewöhnung an das Skateboard auf den weitläufigen Parkflächen des Grazer Messegeländes stattfinden. Zum einen eigenen sich diese perfekt durch die direkte Nähe zum BORG Monsberger, und verleihen dem Kurs ferner Erlebnischarakter, da Street-Skaten im sicheren und geschützten Rahmen betrieben wird. Bei Schlechtwetter kann allenfalls auf den Turnsaal ausgewichen werden. In weiterer Folge wird der Skatepark Grünanger besucht, um sich mit dem Befahren von Rampen zu beschäftigen. Bei Schlechtwetter bietet sich die „X- Citing Funhall“, welche sich in direkter Nähe zum Skatepark befindet, an. Beide Örtlichkeiten, der Skatepark und die Skatehalle, sind temporäre Skate- Sportstätten und vom Schulhaus schnell zu erreichen, und dienen somit als geeignete Übungsplätze.

7.4.) Material

TeilnehmerInnen werden gebeten, selbst Skateboards zu den Kurseinheiten mitzunehmen. Ist dies nicht möglich, können Leihboards über den Skateboardverein „GRÄB“ („Grazer Rollbrett Ästheten Bund“) zur Verfügung gestellt werden. Sicherheitsausrüstung muss von den TeilnehmerInnen selbst organisiert werden.

57 7.) Organisation und Grundzüge des Wahlmoduls „Skateboarding“

7.5.) Sicherheit

Stürzen ist Teil des Lernprozesses beim Skateboarding. Ein absolutes Vermeiden von Risiken ist daher nicht möglich. Jedoch gibt es Richtlinien zum Minimieren des Verletzungsrisikos, welche von Bucher (1994) in Abbildung 12 dargestellt werden. Ferner sind die im Kurs verwendeten Parks vom Sicherheitsprüfungsunternehmen TÜV Austria abgenommen, und halten somit die vorgegebenen Sicherheitsvorschriften ein.

Abbildung 12: "10 Tips [sic] für die Sicherheit" nach Bucher et al. (1994)

58 8.) Abschnittsplanung & Stundenbilder

8.) Abschnittsplanung & Stundenbilder

Das folgende Kapitel soll Überblick über die Einheiten des Wahlmoduls „Skateboarding“ schaffen. Eine Abschnittsplanung zeigt die Inhalte der neun Doppeleinheiten, wobei die ersten drei Einheiten detailliert beschrieben werden, um Einblick in den Ablauf des Kurses zu verschaffen.

8.1.) Abschnittsplanung

Tabelle 1: Abschnittsplanung

Abschnittsplanung für das Wahlmodul „Skateboarding“ Schulstufe 10. Schulstufe (Sommersemester)

Unterrichtsumfang 9 Doppeleinheiten zu jeweils 90 Minuten

Teilnehmerzahl max.12 SchülerInnen

 Kennenlernen des Skateboards

 Sicheres Fortbewegen auf dem Skateboard Inhalte  Skateboard-Spiele  Befahren von Rampen im Skatepark  Basic Tricks  Fachkompetenz  Methodenkompetenz  Sozialkompetenz  Selbstkompetenz

 kontinuierliche Teilnahme am Unterricht  aktive und bemühte Mitarbeit Beurteilung  individuelle Kompetenzsteigerung  soziales Verhalten

59 8.) Abschnittsplanung & Stundenbilder

8.2.) Stundenbilder

Tabelle 2: Einheit 1 Stundenbild

1. Einheit

Ort: Halle

Dauer: 90 Minuten

Lernziele: Gleichgewichtsfähigkeit, Gewöhnen an das Skateboard, Kräftigung

Phase Inhalt Organisation Material Dauer

Einleitung  Besprechung Vortrag,  Skateboard 15 min  Materialerklärung ganze Gruppe  Schutzausrüstung Skateboard & Schutzausrüstung  Sicherheitstipps Aufwärmen  Individuelles Individuell, 15 min Aufwärmen ganze Gruppe  Dehnen

Hauptteil  Bestimmen des Stance Paarweise  Matte 5 min - Schubser auf Matte  Skateboard

Hauptteil  Gewöhnen an das Individuell  Skateboard 30 min Board  Hütchen - Auf- und Absteigen - Pushen - „Standwaage“ - „Rollbrett-Marsch“ (Bucher, 1994, S. 43 - 44) - Kurvenfahren - Bremsübungen Pause 5 min

Hauptteil  Kräftigung  Skateboard 20 min - „Boden Schruppen“ - „Rodel Start“ - „Scheibenwischer“ - „Glatteis- Liegestütz“ - „Holzfäller“

60 8.) Abschnittsplanung & Stundenbilder

- „Fußsäge“ - „Wandstuhl“ (Bucher, 1994, S. 38 – 40) Schluss  Nachbesprechung Diskussion, 5 min ganze Gruppe

Interpretation Einheit 1

Ziel der ersten Einheit ist es, das Skateboarden den SchülerInnen vorzustellen und diese an den Sport heranzuführen. Im Zuge dessen werden die TeilnehmerInnen im ersten Teil der Session an das Sportgerät gewöhnt und ihre Balance soll verbessert werden. Im zweiten Teil wird für das Skaten relevante Muskulatur, mit Hilfe des Boards als Fitness-Gerät, gestärkt. Die erste Einheit wird in der Turnhalle stattfinden, da diese einen geschützten Raum für die TeilnehmerInnen bietet, und der glatte Hallenboden perfekte Bedingungen zum Gewöhnen an das Skateboard schafft.

Bevor jedoch begonnen wird mit dem Skateboard zu arbeiten, werden die Sicherheitsbestimmungen für den Kurs, und das Skateboarding generell, besprochen, und das Skateboard selbst wird erklärt. Danach überprüfen die SchülerInnen eigenständig ihr Sportgerät auf einwandfreie Funktion, um Stürzen vorzubeugen. Nach dem Materialcheck wird der individuelle Stance der TeilnehmerInnen eruiert.

Übungserklärungen

 Bestimmen des Stance

SchülerInnen gehen paarweise zusammen und stellen sich hintereinander vor eine Matte. Der hintere Teilnehmer gibt dem vorderen einen sanften Stoß. Der ausfallende, den Stoß abfangende, Fuß des vorderen Schülers ist im Regelfall auch der vordere Fuß am Skateboard. Nach drei Durchgängen wird gewechselt. Alle drei Durchgänge sollen das gleiche

61 8.) Abschnittsplanung & Stundenbilder

Ergebnis bringen.

 Auf- und Absteigen

SchülerInnen üben das Aufsteigen auf das Board, sowie das Absteigen von jenem im Stand. Bei anfänglichen Schwierigkeiten kann die Übung auf einer Matte vollzogen werden, um das Rollen der Wheels zu verhindern.

 Pushen

TeilnehmerInnen sollen sich erstmals durch Abstoßen des hinteren Fußes mit dem Board fortbewegen. Der vordere Fuß soll möglichst auf den Schrauben der vorderen Achse platziert werden, während der hintere Fuß immer wieder vom Brett genommen wird, und durch Abstoßen vom Boden Momentum erzeugt. Während den Rollphasen soll der hintere Fuß am Tail platziert werden.

 „Standwaage“

Nach einem Push soll das hintere Bein gehoben werden, und im Einbeinstand weitergerollt werden. Oberkörper und hinteres Bein sollen möglichst in einer Linie sein.

 „Rollbrett-Marsch“

„Stand mit beiden Füßen je am Ende des Rollbretts. Durch Gewichtsverlagerung vom einen auf den anderen Fuß die Gegenseite des Rollbretts anheben und gleichzeitig nach vorne bzw. hinten verschieben“ (Bucher, 1994, S. 44).

62 8.) Abschnittsplanung & Stundenbilder

 Kurven fahren

Teilnehmer sollen, möglichst ohne Absteigen, durch einen Hütchenparcours fahren.

 Bremsübung

SchülerInnen sollen während der Fahrt den hinteren Fuß vom Board nehmen und kontrolliert stoppen. Im zweiten Durchgang wird eine Zielbremsung vor einem Hütchen vollzogen.

Der zweite Teil dient zur Kräftigung und wird in Form eines Zirkel-Trainings stattfinden. Nach 60 Sekunden Anstrengung folgen 30 Sekunden Ruhe, in welchen die Station gewechselt wird. SchülerInnen wechseln paarweise.

 „Boden Schruppen“

„Kniestand; das Rollbrett mit beiden Händen gefasst. Langsam das Rollbrett nach vorne und wieder zurückrollen“ (Bucher, 1994, S. 38).

 „Rodel-Start“

„Sitz auf dem Rollbrett mit Griff am Rollbrett hinter dem Gesäß. Langsam nach hinten stoßen und wieder mit den Beinen nach vorne ziehen“ (Bucher, 1994, S. 38).

 „Scheiben-Wischer“

„Breiter Kniestand vor dem quergestellten Rollbrett; Griff an beiden Enden des Rollbretts. Das Rollbrett langsam in einem großen Bogen nach links und dann wieder nach rechts zur Seite rollen“ (Bucher, 1994, S. 38).

 „Glatteis-Liegestütz“

„Liegestützstellung; mit Griff auf beiden Längsseiten aufgestützt. Verschiedene Liegestützvarianten ausprobieren“ (Bucher, 1994, S. 38).

63 8.) Abschnittsplanung & Stundenbilder

 „Holzfäller“ - paarweise

„A und B knien sich in ca. 2 m Abstand gegenüber auf dem Boden; in der Mitte liegt das Rollbrett. Beide fassen das Rollbrett je am Ende der Längsseite“ (Bucher, 1994, S. 39). SchülerInnen ziehen nun, wie beim Sägen mit einer langen Säge, gegengleich das Board zu sich.

 „Fußsäge“ – paarweise

Gleicher Ablauf wie „Holzfäller“. SchülerInnen sitzen jedoch und haben die Füße am Board. Das Ziehen und Stoßen erfolgen nun mit den Beinen.

 „Wandstuhl“

„Das Rollbrett hinter dem Rücken fassen und an die Wand stehen“ (Bucher, 1994, S. 40). Nun wird das Board in dieser Position, ähnlich wie bei Kniebeugen, nach oben und unten verschoben.

Kompetenz- und Lehrplanbezug

 Bereich Fachkompetenz – motorische Fähigkeiten und Fertigkeiten

Die SchülerInnen verbessern ihre Ausdauerfähigkeit und lernen sich mit rollenden Sportgeräten sicher fortzubewegen.

 Bereich Methodenkompetenz

Durch das Besprechen der Sicherheitsanforderungen und dem Überprüfen des Skateboards lernen die SchülerInnen das Risikopotential bei kreativen Bewegungsformen (rollende Sportgeräte) zu benennen und damit zu minimieren.

 Bereich Sozialkompetenz

TeilnehmerInnen lernen konstruktiv mit Feedback und Verbesserungsvorschlägen umzugehen.

64 8.) Abschnittsplanung & Stundenbilder

Tabelle 3: Einheit 2 Stundenbild

2. Einheit

Ort: Parkplatz des Grazer Messegelände (bei Schlechtwetter: Turnsaal)

Dauer: 90 Minuten

Lernziele: Gleichgewichtsfähigkeit, Gewöhnen an das Skateboard

Phase Inhalt Organisation Material Dauer

Einleitung  Besprechung Vortrag,  Skateboard 10 min  Wiederholung der ganze Gruppe  Schutzausrüstung Sicherheitstipps  Schuhe mit flacher  Erklärung der Fahrstile Sohle Switch, Fakie & Nollie Aufwärmen  Lockeres Pushen Individuell, 10 min  Dehnen ganze Gruppe

Hauptteil  Ausprobieren der Individuell  Skateboard 10 min Fahrstile Switch, Fakie & Nollie

Hauptteil  „Fischer, Fischer, Individuell 30 min wie tief ist das  Skateboard Wasser?“ – Fortbewegungsarten Switch, Fakie & Nollie (Lange, 2009, S. 116) Pause 5 min

Hauptteil  Erlernen des Kick Turn Paarweise  Skateboard 10 min -Im Stehen (zur -Beim Fahren Unterstützung

& Sicherung)

 Skateboard 15 min  Skate-Parteiball (Lange, 2009, S. 118) Zwei 5er  Basketball Teams

Schluss  Nachbesprechung Diskussion, 5 min ganze Gruppe

65 8.) Abschnittsplanung & Stundenbilder

Interpretation Einheit 2

Die zweite Session des Kurses dient zur weiteren Gewöhnung an das Skateboard und Verbesserung des Gleichgewichts. Nachdem die Teilnehmer über verschiedene Fahrstile aufgeklärt wurden, wird durch lockeres Pushen aufgewärmt. Danach wird beim Spiel „Fischer, Fischer, wie tief ist das Wasser“ mit den zuvor gelernten Fahrstilen experimentiert. Anschließend werden Kick- Turns, welche engere Radien beim Kurvenfahren ermöglichen, den SchülerInnen nähergebracht, um diese auf das folgende Spiel („Skate- Parteiball“) vorzubereiten. Um der zweiten Einheit etwas Street-Skateboarding Charakter zu verleihen, findet diese auf den weitläufigen Asphaltflächen des Grazer Messegeländes statt.

Übungserklärungen

 Ausprobieren der Fahrstile Switch, Nollie & Fakie TeilnehmerInnen sollen sich mit niedriger Geschwindigkeit am Board fortbewegen, und mit den verschiedenen Fahrstilen, bzw. Fußstellungen experimentieren, und herausfinden, wie sich das Fahrverhalten des Boards ändert.  „Fischer, Fischer, wie tief ist das Wasser?“ Alle Spieler befinden sich in einem markierten Feld. Ein Schüler ist „Fänger“ und steht auf der Stirnseite des Feldes. Die anderen, die „Gejagten“, stehen auf der gegenüberliegenden Seite. Beide Parteien stehen auf dem Skateboard. Die „Fische“ rufen: „Fischer, Fischer, wie tief ist das Wasser?“ Der „Fischer“ antwortet: „5, 10 oder 20 Meter“. Es folgt die Gegenfrage: „Wie kommen wir da rüber?“ Nun gibt der Fischer die Fußstellung (Regular, Nollie, Fakie oder Switch) vor. Die Spieler müssen nun in der vorgegebenen Fahrweise auf die andere Seite ohne dabei vom „Fischer“, der sich im gleichen Fahrstil fortbewegt, berührt zu werden. Berührte werden im folgenden Durchgang ebenfalls zum „Fischer“. Dies wird solange gespielt, bis keine „Fische“ mehr übrig sind.

66 8.) Abschnittsplanung & Stundenbilder

 Erlernen des Kick-Turn Zuerst sollen SchülerInnen das Tail des Boards auf einer Matte Anheben und wieder Aufsetzen. Danach wird dies in langsamer Fahrt wiederholt. Wenn die TeilnehmerInnen etwas Sicherheit entwickelt haben, kann nun versucht werden, die Fahrtrichtung durch Gewichtsverlagerung während des Anhebens zu verändern. Dies soll solange geübt werden, bis die Richtungsänderungen in einer flüssigen Bewegung durchgeführt werden.  Skate-Parteiball Zwei Mannschaften mit gleich vielen Mitspielern versuchen sich einen Ball innerhalb der Mannschaft zuzuspielen. Der Ball darf dabei nicht zu Boden fallen oder an die gegnerische Mannschaft gelangen. Tritt einer diese Fälle ein, wandert der Ball zur anderen Mannschaft. Bei 10 gelungenen Pässen bekommt die jeweilige Mannschaft einen Punkt und der Ball wechselt zum Gegner. Jenes Team, welches zuerst 10 Punkte sammelt, gewinnt. Kompetenz- und Lehrplanbezug

 Bereich Fachkompetenz – motorische Fähigkeiten und Fertigkeiten

Die SchülerInnen verbessern ihre Ausdauerfähigkeit und lernen sich mit rollenden Sportgeräten sicher fortzubewegen.

67 8.) Abschnittsplanung & Stundenbilder

Tabelle 4: Einheit 3 Stundenbild

3. Einheit

Ort: Skatepark Grünanger (bei Schlechtwetter: Skatehalle)

Dauer: 90 Minuten

Lernziele: Befahren von Rampen im Skatepark

Phase Inhalt Organisation Material Dauer

Einleitung  Besprechung Vortrag, ganze 10 min  Richtiges Verhalten im Gruppe Skatepark

Aufwärmen  Individuelles Individuell, 10 min Aufwärmen ganze Gruppe  Dehnen Hauptteil  Befahren von Rampen Vortrag,  Skateboard 10 min - Technikerklärung paarweise  Schuhe mit - Demonstration flacher Sohle - Aufteilung in Paare Hauptteil  Befahren von Rampen Paarweise 50 min - Gruppen werden  Skateboard Obstacle zugeteilt  Smartphone - Nach 10 Minuten Stationenwechsel - Gegenseitige Videoaufnahme

Schluss  Videoanalyse Paarweise  Videomaterial 10 min  Feedback geben

Interpretation Einheit 3

In der dritten Einheit des Kurses werden erstmals Rampen in einem Skatepark befahren, da TeilnehmerInnen nun die dafür erforderlichen Grundkenntnisse mitbringen. Der Skatepark „Grünanger“ bietet aufgrund der zahlreich, in verschiedenen Formen, vorhandenen Obstacles perfekte Voraussetzungen, um sich dem Fahren im Skatepark zu nähern. Nachdem die richtige Technik Rampen zu befahren erklärt und demonstriert wurde, werden TeilnehmerInnen paarweise verschiedenen Obstacles zugeteilt. Nun soll auf das Befahren der Rampen geübt werden. Die Obstacles laden zum Ausprobieren der

68 8.) Abschnittsplanung & Stundenbilder verschiedenen Fahrstile und zum Ausführen von Kick-Turns ein. Dabei sollen die Paare Videoaufnahmen vom Partner für die folgende Video-Analyse erstellen. Zum Abschluss werden die Videoaufnahmen in den Kleingruppen analysiert und Verbesserungsvorschläge bezüglich Fußstellung, Körperhaltung, oder ähnlichem, gegeben.

Übungserklärung

 Befahren von Skatepark-Rampen SchülerInnen sollen nun erstmals kleine Rampen befahren. Der vordere Fuß sollte dabei auf den Schrauben der vorderen Achse platziert sein, und der hintere auf dem Tail des Boards. Die Knie werden leicht gebeugt, und die Schultern sollten parallel zum Board positioniert sein. Bei anfänglichen Unsicherheiten kann man vom Partner gestützt werden. Nach ein paar Durchgängen zu Gewöhnung können Videoaufnahmen für die Analyse angefertigt werden. Es muss darauf geachtet werden, dass jeweils beide SchülerInnen gleich viel Übungs- bzw. Fahrzeit haben. Kompetenz- und Lehrplanbezug

 Bereich Fachkompetenz – motorische Fähigkeiten und Fertigkeiten

Die SchülerInnen verbessern ihre Ausdauerfähigkeit und lernen sich mit rollenden Sportgeräten sicher fortzubewegen. Das Fahren auf Rampen ist hierfür aufgrund der Bewegungsanforderung von besonderer Bedeutung.

 Bereich Methodenkompetenz

Die SchülerInnen lernen das Risikopotential bei kreativen Bewegungsformen (rollende Sportgeräte) zu benennen und können sich gegenseitig Sichern, um Unfälle zu vermeiden.  Bereich Sozialkompetenz

Durch die abschließende Videoanalyse lernen SchülerInnen gezieltes Feedback zu geben, um das Vorankommen des Partners zu

69 8.) Abschnittsplanung & Stundenbilder

beschleunigen. Des Weiteren wird gelernt, mit erhaltenem Feedback konstruktiv umzugehen.  Bereich Selbstkompetenz

Durch das Befahren der verschiedenen Obstacles entwickeln die TeilnehmerInnen einen Sinn für die eigenen Bewegungsbedürfnisse und Bewegungsvorlieben beim Skateboarding

Tabelle 5: Einheit 4 Stundenbild

4. Einheit

Ort: Skatepark Grünanger (bei Schlechtwetter: Skatehalle)

Dauer: 90 Minuten

Lernziele: Befahren von Rampen im Skatepark, Heranführen an den Ollie

Phase Inhalt Organisation Material Dauer

Einleitung  Besprechung Vortrag, ganze 10 min  Wiederholung der Technik Gruppe für das Befahren von Rampen

Aufwärmen  Von SchülerInnen Ganze Gruppe 10 min angeleitetes Aufwärmprogramm - SchülerInnen sollen skateboardrelevante Übungen vorgeben (z.B.: Schulterkreisen, Mobilisieren der Sprunggelenke, usw.)  Dehnen - Von SchülerInnen angeleitet Hauptteil  Befahren von Rampen Ganze Gruppe  Skateboard 20 min - Individuelles Einfahren  Schuhe mit - „Schwänzchenfangen“ flacher Sohle (Lange, 2009, S. 116) Pause 5 min

Hauptteil  Heranführen an den Ollie Vortrag, ganze  Skateboard 30 min - Technikerklärung Gruppe, - Demonstration individuell - Kicks im Stand

70 8.) Abschnittsplanung & Stundenbilder

- Kicks im Fahren - Vollständigen Bewegungsablauf üben Hauptteil  Freie Skate-Zeit Individuell,  Skateboard 10 min - Bisher gelerntes paarweise festigen, Rampen befahren, Ollies - Gegenseitiges filmen Schluss  Nachbesprechung Ganze Gruppe 5 min

Tabelle 6: Einheit 5 Stundenbild

5. Einheit

Ort: Skatepark Grünanger (bei Schlechtwetter: Skatehalle)

Dauer: 90 Minuten

Lernziele: Basic Tricks auf Rampen im Skatepark, Verbesserung der Ollie Technik

Phase Inhalt Organisation Material Dauer

Einleitung  Besprechung Vortrag, ganze 10 min  Wiederholung der Ollie- Gruppe Technik Aufwärmen  Aufwärmen Ganze Gruppe  Skateboard 10 min (Skateboard als  Schuhe mit Fitness-Gerät) flacher Sohle - „Rodel-Start“ - „Scheiben-Wischer“ - „Glatteis-Liegestütz“ - „Unbequemer Liegestuhl“ (Bucher, 1994, S. 38 – 40)  Dehnen Hauptteil  Basic Tricks auf Ganze Gruppe  Skateboard 30 min Skatepark Rampen - 50-50 Stall - Rock to fakie - Technikerklärung - Demonstration - Größe der Rampen langsam steigern Pause 5 min

71 8.) Abschnittsplanung & Stundenbilder

Hauptteil  Technikverbesserung Individuell  Skateboard 10 min Ollie - Wenn der Sprung bereits beherrscht wird, kann dieser über am Boden platzierte Skateboards geübt werden Hauptteil  Freie Skate-Zeit Individuell,  Skateboard 20 min - Bisher gelerntes paarweise festigen, Rampen befahren & basic Tricks darauf üben, Ollies - Gegenseitiges filmen Schluss  Nachbesprechung Ganze Gruppe 5 min

Tabelle 7: Einheit 6 Stundenbild

6. Einheit

Ort: Skatepark Grünanger (bei Schlechtwetter: Skatehalle)

Dauer: 90 Minuten

Lernziele: Festigung des bereits Gelernten, Heranführen an den Kickflip

Phase Inhalt Organisation Material Dauer

Einleitung  Besprechung Vortrag, ganze 10 min  Wiederholung der Gruppe Technik für Basic Tricks auf Rampen

Aufwärmen  Individuelles Individuell,  Skateboard 10 min Aufwärmen durch ganze Gruppe  Schuhe mit lockeres herumrollen im flacher Sohle Park  Dehnen Hauptteil  Befahren von Rampen 5 gegen 5  Skateboard 10 min - Skateboard-Staffel-  Hütchen Wettbewerb - Markierter Kurs durch den Park - Zwei Durchgänge

72 8.) Abschnittsplanung & Stundenbilder

Hauptteil  Heranführen an den Vortrag, 10 min Kickflip individuell  Skateboard - Technikerklärung - Demonstration - Erste Versuche in der Wiese neben dem Park

Pause 5 min

Hauptteil  Freie Skate-Zeit Individuell,  Skateboard 40 min - Befahren von paarweise Rampen - Basic Tricks auf Rampen - Ollies - Annähern an den Kickflip - Gegenseitiges Filmen Schluss  Nachbesprechung Ganze Gruppe 5 min - SchülerInnen nochmals die Komplexität von Flip- Tricks erklären, und dass es völlig normal ist, diese vor Beherrschung lange üben zu müssen

Tabelle 8: Einheiten 7 und 8 Stundenbild

7. und 8. Einheit

Ort: Skatepark Grünanger (bei Schlechtwetter: Skatehalle)

Dauer: 90 Minuten

Lernziele: Befahren von Rampen im Skatepark, Basic Tricks auf Rampen, Festigung des Ollies

Phase Inhalt Organisation Material Dauer

Einleitung  Besprechung Vortrag, ganze 10 min  Wiederholung des Gruppe Kickflip- Bewegungsablauf

73 8.) Abschnittsplanung & Stundenbilder

Aufwärmen  Individuelles Individuell, 10 min Aufwärmen ganze Gruppe  Dehnen Hauptteil  Freie Skate-Zeit Individuell,  Skateboard 20 min - Game of S.K.A.T.E. paarweise  Schuhe mit - Individuelles flacher Sohle Skateboarden - Gegenseitige Videoaufnahmen Pause 5 min

Hauptteil  Freie Skate-Zeit Individuell,  Skateboard 40 min - Game of S.K.A.T.E. paarweise  Schuhe mit - Individuelles flacher Sohle Skateboarden - Gegenseitige Videoaufnahmen Schluss  Nachbesprechung Ganze Gruppe 5 min

Tabelle 9: Einheit 9 Stundenbild

9. Einheit (Abschlusssession)

Ort: Skatepark Grünanger (bei Schlechtwetter: Skatehalle)

Dauer: 90 Minuten

Lernziele: Zusammenstellen und Fahren eines Contest-Laufs

Phase Inhalt Organisation Material Dauer

Einleitung  Besprechung Vortrag, ganze 10 min - Erklärung des Gruppe Contest-Formats

Aufwärmen  Individuelles Aufwärmen Individuell, 5 min  Dehnen ganze Gruppe

Hauptteil  „Practice-Runs“ Individuell  Skateboard 25 min - SchülerInnen  Schuhe mit haben Zeit, ihren flacher Sohle Wettbewerbslauf zu planen und zu üben Pause 5 min

74 8.) Abschnittsplanung & Stundenbilder

Hauptteil  Skateboard-Contest Individuell  Skateboard 40 min - 3 min pro SchülerIn  Schuhe mit - Videoaufnahme flacher Sohle  „Bewertungskriterien“: - Kreativität - Werden möglichst viele Rampen befahren? - Geschwindigkeit - Flow - Tricks - Motivation Im Vordergrund soll natürlich der Spaß stehen, und nicht der Wettbewerbsgedanke.

Schluss  Siegerehrung Ganze Gruppe 10 min - Jedem Teilnehmer wird eine Kategorie zugesprochen: - Z.B. bester Style, der/die Schnellste, am meisten verbessert, am kreativsten, usw.

75 9.) Fazit

9.) Fazit

Skateboarding ist eine Bewegungskultur mit Geschichte und ist mittlerweile mit all seinen Facetten in der Welt des Sports angekommen. Bei genauerer Betrachtung der Komplexität und der Bewegungsanforderungen an den Ausübenden, lässt sich behaupten, dass das Skaten neben der Freizeitbeschäftigung auch ein wirksames Werkzeug für den Schulsport sein kann. Die Anforderungen des Skateboardings fördern nicht nur motorische Fähigkeiten und Fertigkeiten im Bereich der Fachkompetenz, sondern fordern SchülerInnen ferner dazu auf, sich in den Bereichen der Methoden-, Sozial-, und Selbstkompetenz weiterzuentwickeln. Des Weiteren bietet Skateboarding den SchülerInnen eine Alternative zu herkömmlichen Sportarten und kann daher dazu beitragen, dass diese einen aktiv-gesunden Lebensstil nachgehen.

76 10.) Glossar

10.) Glossar

Baseplate: Befestigungsplatte der Skateboard-Achse.

Basics: Grundlegende Skateboard-Tricks.

Bearings: Kugellager in den Skateboard-Rollen.

Bowl: Schüsselförmige Skateboard-Rampe.

Concave: Seitliche Wölbung des Skateboard-Decks.

Contests: Skateboard-Wettbewerbe.

Coreshops: Skateboardgeschäfte, welche ausschließlich von SkateboarderInnen geführt werden.

Crew: Befreundete Gruppe von SkateboarderInnen.

Curb: Skatebare Gehsteigkante.

Deck: Hölzernes Herzstück des Skateboards, an dem Achsen und Rollen befestigt werden.

Demos: Veranstaltungen, bei welchen Teams ihr Können und die Produkte ihrer Sponsoren zur Schau stellen.

Fake-Style: Unnatürliche, gekünstelte Art zu Skateboarden.

Fakie: Fahrstil; Füße sind dabei in Grundstellung und es wird rückwärts gefahren.

Flips: Tricks, bei denen das Skateboard rotiert.

Freestyle-Skaten: Skateboard-Disziplin; Tricks werden zur Gänze auf ebenen Flächen ausgeübt.

Grinds: Tricks, bei welchen mit den Achsen über jegliche Obstacles gerutscht wird.

Griptape: Rutschfestes Sandpapier; wird an der Oberseite des Decks befestigt.

77 10.) Glossar

Halfpipe: Skateboard-Rampe.

Hanger: Teil der Skateboard-Achse.

Hardware: Schrauben und Sicherungsmuttern, welche die Einzelteile des Skateboards zusammenhalten.

Kick: Rapides zu-Boden-drücken des Skateboard-Tails.

Kickflip: Skateboard-Trick; Man springt ab, das Board dreht sich dabei einmal um die Längsachse, gefolgt vom Landen und der Weiterfahrt.

Kick Turn: Kurventechnik, bei der die Nose des Skateboards angehoben wird.

Ledge: Kante einer Sitzbank, eines Mauervorsprungs oder ähnlichem; diese Obstacles eignen sich für Slides und Grinds.

Mallshops: Geschäfte, welche Skateboard-Artikel verkaufen, aber weder an der Skatekultur, noch an der Förderung dieser interessiert sind.

Nollie: Fahrstil; der vordere Fuß ist auf der Nose platziert, der hintere kurz vor den Schrauben der hinteren Achse.

Nose: Vorderes Ende des Decks.

Obstacles: Hindernisse im Skatepark.

Ollie: Sprung mit dem Skateboard; der Ausgangspunkt für den Großsteil der existierenden Skateboard-Tricks.

Pool: Leerer, zum Skateboarden geeigneter Swimmingpool.

Pushen: Schwung holen durch gleichmäßiges Abstoßen vom Boden mit dem hinteren Fuß.

Rail: Rohr oder Stange auf welcher Slides und Grinds ausgeübt werden.

Shape: Form des Decks.

Style: Persönliche Bewegungsnote am Skateboard.

78 10.) Glossar

Sell-Out: Profi-SkateboarderIn, welche von kommerziellen Großkonzernen, wie etwa Energy-Drink Hersteller, unter Vertrag genommen werden.

Skate-Trips: Reisen, welche zum Skateboarden genutzt werden.

Slides: Tricks, bei denen mit der Unterseite des Skateboards auf Rails, Ledges oder Obstacles gerutscht wird.

Spots: Für Skateboarding geeignete Plätze.

Stance: Beschreibt ob der linke oder rechte Fuß während der Fahrt an vorderer Stelle ist.

Street-Skaten: Skateboarden in urbaner Umgebung.

Street League: Wettbewerbsformat

Switch: Fahrstil; Gespiegelte Grundstellung.

Tail: Hinteres Ende des Decks.

Trucks: Skateboard-Achsen

Vert-Skaten: Skateboarden auf Rampen, welche vertikale Enden aufweisen

Video-Part: Zu einem Kurzfilm zusammengeschnittene Tricks eines Skaters.

Wheels: Skateboard-Rollen.

X-Games: Wettbewerbsformat.

79 Quellenverzeichnis

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Abbildung 3: MOB Griptape. Zugriff am 13.03.2020 um 13:25 unter https://www.skateshop24.de/mob-griptape-skateboard-griptape-schwarz- 4768

Abbildung 4: Independet Trucks “Stage 11”. Zugriff am 13.03.2020 um 13:27 unter https://blackriver-shop.com/de/skateboard/skateboard- achsen/independent-skateboard-trucks-stage-11/

Abbildung 5: Spitfire Wheels “Bighead 52mm”. Zugriff am 13.03.2020 um 13:30 unter https://www.titus-shop.com/en/spitfire-wheel-bighead-99a-white-red- 0132889/

Abbildung 6: Cortina Bearings “Presto”. Zugriff am 13.03.2020 um 13:33 unter https://www.noteshop.co.uk/cortina-presto-bearings.html

Abbildung 7: Jeremy Wray – Water Tower Ollie, Cover des Thrasher Magazin, November 1997. Foto von Daniel Harold Sturt. Zugriff am 29.1.2020 um 10:43 unter https://www.thrashermagazine.com/articles/magazine/november-1997/

Abbildung 8: Tyler ‚Manchild‘ Pacheco – Werbefoto für Girl Skateboards. Zugriff am 30.03.2020 unter http://girlskateboards.com/site/assets/images/teamphotos/manchild.jpg

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