Die Vereinszeitschrift der Österreichischen Astronomie - und Raumfahrtvereinigung ISSN 1025 - 2312 Ausgabe 3+4/2013, 20.Jahrgang

• Vatikanische Sternwarte • Sonnenforschung • ISS-Missionsreports • Missionsdatenblätter Shenzhou und Sojus • Mond- und Marssonden • Antares und • Space Ausstellung • Kurzmeldungen Ein feuriges Drama von Geburt und Tod der Sterne in der Großen Magellanschen Wolke

Bild: ESO.

Die Große Magellansche Wolke ist eine unserer nächsten Nachbargalaxien. Astronomen haben nun mit dem Very Large Telescope der ESO eines ihrer unbekannteren Gebiete im Detail erkundet. Das neue Bild zeigt eine Gas- und Staubwolke mit der Bezeichnung NGC 2035 (rechts), manchmal auch Drachenkopfnebel genannt, in der heiße neue Sterne geboren werden, die ihre Umgebung zu eigenartigen Gebilden verformen. Links daneben zeigen die Filamente als Überreste von Supernova-Explosionen ein mögliches Ende des Sternenlebens. EF, Quelle: ESO-Pressemitteilung. Weltraumfacts 3+4/2013 2 Inhalt 3+4/2013 20.Jahrgang Geburt und Tod von Sternen in der Großen ZUR SACHE Magellanschen Wolke ...... 2 “ ” Inhalt, Zur Sache...... 3 Kurzmeldungen...... 4 Liebe Leser ! Die Vatikanische Sternwarte ...... 10 Der Weltraum bleibt spannend: Angefangen von der Sonnenforschung im Weltraum...... 14 chinesischen Raumstation über fernöstliche Mond- und Missionsreport ISS ...... 20 Marssonden bis hin zu interessanten Kometen und der Missionsreport ISS ...... 22 beinahe wöchentlichen Meldung über einen neuentdeck- Missionsreport ISS Expedition 34...... 24 ten Exoplaneten, immer wieder gibt es etwas zu berich- Missionsdatenblatt Shenzhou 10 ...... 26 ten. In Wien läuft jetzt eine einschlägige Ausstellung mit Missionsdatenblatt Sojus TMA-08M ...... 27 dem Titel „Space“ im Technischen Museum, die eine Missionsdatenblatt Sojus TMA-09M ...... 28 ganze Reihe von erstklassigen Exponaten präsentiert. Der Fernöstliche Raumsonden zu Mond und Mars...... 29 Betrieb der Internationalen Raumstation wurde kürzlich Die erste Cygnus-Mission zur ISS...... 31 durch die US-Administration bis 2024 verlängert. Dies Die Space-Ausstellung im Technischen Museum trifft sich gut mit den jüngsten Erfolgen von OSC (Orbi- Wien (TMW)...... 33 tal Science Corporation), die nach einem erfolgreichen Buchbesprechungen...... 36 Testflug im Frühjahr bereits zwei Missionen mit dem Impressum, Termine, Beobachtungsbericht ...... 38 Cygnus-Raumfrachter zur ISS geflogen sind. Auch Der Gaia-Astrometriesatellit ...... 39 SpaceX mit einem ähnlichen Kontrakt ist froh über diese Entscheidung. ÖARV-Mitgliedsbeitrag: Es gibt derzeit starke Bestrebungen in den USA, die Der Mitgliedsbeitrag beträgt ab 2013 neu 25,- € innerhalb finanziellen Förderungen für kommerzielle Raumfrachter Österreichs und 30,- € für das europäische Ausland. zurückzufahren, um Mittel zum Space Launch System Die Einzahlung wird erbeten auf unser Vereinskonto bei der mit der Orion-Kapsel umschichten zu können. Dieses Raiffeisen-Regionalbank Gänserndorf. Aufgrund der neuen Bestimmungen der EU ist eine Überweisung aus dem EU- Projekt läuft derzeit auf extremer Sparflamme, mit Test- Ausland ebenfalls problemlos. Selbstverständlich ist weiter- flügen alle heiligen Zeiten (sprich alle 2 bis 3 Jahre). Da- hin die Übersendung von Bargeld im Einschreibebrief durch können zwar die jährlichen Kosten geringer gehal- möglich. ten werden, die Gesamtkosten über die komplette Lauf- zeit des Programmes werden aber wahrscheinlich gerade- Bankverbindung: zu explodieren. Diese Logik verstehen wahrscheinlich Raiffeisen - Regionalbank Gänserndorf, nur Politiker, aber da derzeit die Raumfahrt trotz allem BLZ 32.092, Konto-Nummer 2.450.260, zu einem Großteil immer noch am staatlichen Tropf IBAN-Code: AT90 3209 2000 0245 0260 BIC-Code: RLNWA TWW GAE hängt, wird sich daran so schnell nichts ändern. A-2230 Gänserndorf In dieser Ausgabe finden Sie einen Bericht über Son- nenforschung mit Raumsonden und Satelliten, ein klas- Erläuterungen zur Titelseite: sisches Forschungsgebiet, wo die Raumfahrt unser Wis- Die Trägerrakete Minotaur V der NASA-Mondsonde LADEE sen beträchtlich vermehrt hat und laufend weitere Erken- auf der Startrampe der Wallops Flight Facility auf Wallops ntnisse bringt. Auch der Vatikan ist mit seiner Sternwarte Island. Foto: NASA EDGE. auf der Höhe der Zeit und betreibt Astronomie mit mo- Kleines Bild rechts oben: Eine Kuppel der Vatikan-Sternwarte dernen Geräten. Weitere Berichte über die Weltraum- mit einem Linsenfernrohr. Foto: Vatikanische Sternwarte. forschung runden diese Ausgabe ab und bieten Ihnen, Erläuterungen zur Rückseite: wie wir hoffen, wieder einige neue Einblicke in unsere Ein Teil der Orion-Molekülwolke, oben rechts ist auch der be- nähere und weitere Umgebung im Weltall. rühmte Orionnebel M42 als große helle Wolke zu sehen, aufge- nommen mit dem Atacama Pathfinder Experiment (APEX) in Ad astra - Zu den Sternen Chile im Sub-Millimeter-Wellenbereich und überlagert mit Franz Ehart einer Aufnahme im sichtbaren Licht. Bild: ESO/Digitized Sky Survey 2. PS: Dieser Ausgabe wird für Österreich ein Erlagschein beiliegen und auch unsere Freunde im Ausland bitten wir Bitte beachten - Neue Redaktionsadresse: wie gehabt um Überweisung des Mitgliedsbeitrages Redaktion Weltraumfacts, c/o Ing. Mag. Franz Ehart, (neu: Inland 25,- € / Ausland 30,- €) und, wenn möglich, Ferdinand Weissgasse 3/3/4, A-2230 Gänserndorf. um zusätzliche Spenden. Besuchen Sie unsere Homepage: www.oearv.at

Weltraumfacts 3+4/2013 3 Kurzmeldungen Kurzmeldungen Kurzmeldungen Kurzmeldungen

Swarm gestartet erzeugt werden kann. Damit sollen die Orlando in Florida teilnehmen. Dabei Elemente haltbarer gemacht werden als muß er sich gegen vier andere Kandida- Swarm (englisch für Schwarm) ist der konventionell erzeugte, da durch diese ten aus Deutschland durchsetzen, damit Name einer Satellitenmission der ESA Methode der Herstellungsprozess bei er das begehrte Ticket erhält. zur Erdbeobachtung. Diese beinhaltet komplex geformten Metallteilen besser drei baugleiche Satelliten mit einer Der Sieger erhält das Ticket von kontrolliert werden kann. Am 15.Oktober Masse von je 500 Kilogramm. Der Start Raumfahrtlegende Buzz Aldrin (81) 2013 wurden in Londen Muster dieser aller drei Satelliten gemeinsam erfolgte überreicht und darf dann den 100.000 Teile präsentiert, die einer Temperatur am 22. November 2013 an Bord einer Dollar teuren Flug antreten. Dieser wird von bis zu 1.000°C widerstehen können. Rockot-Trägerrakete vom russischen voraussichtlich im April 2014 mit dem ES entsteht auch viel weniger Abfall als Startplatz Plessezk aus. Die Mission ist Fluggerät LYNX Mark II stattfinden. bei bisher üblichen Produktionsmetho- Teil des Programms Earth Explorer Dabei soll eine Höhe von 103 Kilometer den. Mission. Zur Positionsbestimmung der errreicht werden, mit einer rund 15 Mi- Flugkörper sind spezielle GPS-Geräte EF, Quellen: Spaceflight Nov. + Dec. 2013, nuten dauernde Schwerelosigkeitsphase von Ruag Space aus Berndorf (Baden) an science.ORF.at 28.August 2013 am Gipfelpunkt des Fluges. Bord. Die Endfertigung erfolgte durch 14.Neptun-Mond entdeckt EF, Quelle: Österreich, 1.Dezember 2013 ein deutsch-britisches Team von EADS Wissenschaftler der NASA haben einen Astrium in Friedrichshafen. GOCE verglüht 14.Mond des Gasriesen Neptun entdeckt, Der ESA-Satellit GOCE ist nach vier- Die Swarm-Satelliten umkreisen die als sie 150 Hubble-Fotos aus dem Zeit- Erde relativ erdnah in der Ionosphäre, jähriger Mission nun in der Erdatmos- raum 2004 bis 2009 genau analysierten. phäre verglüht. Dieser Forschungssatellit auf polaren Umlaufbahnen zwischen 450 Der winzige Mond mit einem Durch- und 550 Kilometer Höhe. Gemeinsam mit einer Masse von etwa 1,2 Tonnen messer von etwa 20 Kilometer mit der diente zur Vermessung des Schwere- sollen sie hochpräzise Messungen der Bezeichnung S/2004 N1 umkreist den Stärke und der Ausrichtung des Magnet- feldes der Erde. Dabei lieferte er erstmals Planeten alle 23 Stunden einmal. Auf- ein einheitliches und zentimetergenaues feldes vornehmen. Mit den dabei gewon- grund seiner geringen Größe wurde er nenen Beobachtungsdaten hoffen die Höhenprofil der gesamten Erde. Mit nicht einmal beim Vorbeiflug der diesen Daten sind auch Rückschlüsse auf Wissenschaftler, die verschiedenen Quel- Voyager 2 Raumsonde entdeckt. len des Erdmagnetfelds unterscheiden den Meeresspiegel und die Meeres- Mark Showalter des SETI Institute in und in Modellen erklären zu können. Strömungen und deren Einflüsse in den Mountain View, Kalifornien, fand den Klimamodellen möglich. EF, Quellen: „Heute“ 22.November 2013, Mond am 1.Juli 2013, als er die feinen ESA-Homepage. Ringsegmente um den Neptun unter- suchte. Dabei erblickte er einen weißen Fleck außerhalb der Ringsegmente, unge- fähr 104.000 Kilometer vom Neptun entfernt zwischen den Umlaufbahnen der Monde Larissa und Proteus. EF, Quellen: Österreich 13.Aug.2013, NASA STScI-2013-30

Die drei Swarm-Satelliten im Weltraum. Grafik: ESA Das von GOCE gemessene GEOID der Erde. 3D-Printing für die Raumfahrt Grafik: ESA Mit feinsten Beschleunigungsmessern Sowohl die NASA als auch die ESA konnte die kleinste Veränderung der Gra- testen den Einsatz von Bauteilen, die mit vitationsbeschleunigung aufgezeichnet Der neue Neptun-Mond. Grafik: NASA einem 3D-Drucker erzeugt wurden. Von und damit das Höhenprofil ermittelt der NASA wurde eine Einspritzdüse auf Österreicher auf dem Weg ins werden. Die Erde ist nicht sehr gleich- einem Teststand im Marshall Flight Cen- Weltall mäßig und selbst auf den Ozeanen gibt es ter getestet. Dieser Bauteil, schichtweise Wölbungen und Eindellungen. Da der aufgebaut aus aufgeschmolzenen Nickel- Der Deo-Hersteller AXE wird 23 Men- Meeresspiegel keinen weltweit einheit- und Chrompulver, wurde in ein kryo- schen ins Weltall schicken. Einer der Be- lichen Nullpunkt bietet, waren bisher re- genes Triebwerk eingebaut, das während werber ist Andreas Aufschnaiter, ein Ti- gional unterschiedliche Pegelstände eines Testes 86,96 kN Schub lieferte. roler. Der 19jährige Profi-Kletterer wur- gültig. de aus einer Million Einsendungen in Die ESA entwickelt aktiv strukturelle Die US-Mission „GRACE“ hatte Komponenten für Raumfahrzeuge und Österreich ausgelost und darf nun an einem fünftägigen Vorbereitungscamp in bereits ähnliche Ergebnisse erbracht. Die Nuklearreaktoren, die mit 3D-Druckern Höhengenauigkeit von "GOCE" ist aber Weltraumfacts 3+4/2013 4 Kurzmeldungen Kurzmeldungen Kurzmeldungen Kurzmeldungen weit größer und soll bei zwei Zenti- sus-Rakete in einen Erdorbit gebracht Historikerin Brigitte Mazohl und der metern liegen. Die Abkürzung GOCE und besitzt einen 50 Zentimeter durch- Wirtschaftswissenschaftler und ehemali- steht für Gravity Field and Steady-State messenden Hauptspiegel. Die ursprüng- ge Rektor der Uni Wien, Georg Winck- Ocean Circulation Explorer. „GOCE“ lich geplante Missionsdauer von 29 Mo- ler. Zu Vizepräsidenten wurden Hermann sollte ursprünglich nur eineinhalb Jahre naten konnte deutlich überschritten Hellwagner und Alan Scott gewählt, die in der Umlaufbahn kreisen. Wegen gerin- werden. Von 2012 an wurde er von der bisherige Vizepräsidentin Christine ger Sonnenaktivität reichte der Treibstoff NASA an das CalTech verliehen, die ihn Mannhalter wurde wiederbestellt. Der aber fast dreimal so lang, bis dieser dann nun bis Juni 2013 nutzen konnte, aber Amtsantritt des neuen Präsidiums erfolgt im Oktober endgültig ausging. dafür auch die Betriebskosten von im September 2013 für eine dreijährige EF, Quelle: Die Presse, 11.November 2013 100.000 US$ pro Monat zu tragen hatte. Amtsperiode. EF, Quellen: SuW September 2013, Ehrenfreund hat an der Uni Wien Asteroid mit Riesenschweif Wikipedia. Astronomie und Biologie studiert und Asteroiden besitzen normalerweise kei- Elektronik für Wettersatellit 1990 in Astrophysik promoviert. Nach nen Schweif, das ist den Kometen vorbe- verschiedenen Stationen ist sie seit 2008 halten. Bei einem wurde aber nun ein aus Wien nicht nur leitende Wissenschaftlerin am Schweif entdeckt, der etwa eine Million Die neuen METEOSAT-Satelliten sollen NASA-Astrobiologieinstitut, sondern Kilometer lang ist. Außerdem besitzt der ab 2018 zum Einsatz kommen. Dafür auch Professorin für Space Policy and Asteroid P/2010 A2 (LINEAR) eine werden am RUAG-Standort Wien-Meid- International Affairs an der George ungewöhnliche X-Form. ling Elektronik-Module sowie mecha- Washington University. Wissenschaftlich nische Bauteile für die Lageregelung ent- hat sie sich speziell mit der Suche nach wickelt. Die Elektronik-Baugruppen wer- Leben am Mars beschäftigt. den in den zentralen Computern verwen- EF, Quelle: Die Presse, 6.Juni 2013 det, die alle Abläufe an Bord der Satel- liten regeln und die Kommunikation mit Erfolgreicher Test mit Welt- der Bodenstation steuern. raumkanone Japanische Wissenschaftler haben er- folgreich eine Weltraumkanone getestet. Diese soll 2014 an Bord der japanischen Kometensonde „ 2“ in den Weltraum gestartet werden. Es ist ge- Der Asteroid P/2010 A2 (LINEAR) . Grafik: NASA, ESA, D. Jewitt (UCLA) plant, mit der Kanone 2018 ein Projektil (Small Carry-on Impactor = SCI) auf den Wegen seines Schweifes erhielt er zu Asteroiden „1999 JU3“ zu schleudern. Beginn die Bezeichnung eines Kometen. Danach soll die Sonde landen und aus Seine Bahn verläuft im Haupt-Asteroi- dem Krater Gesteinsproben entnehmen dengürtel. Eine Analyse von Hubble- METEOSAT-Satelliten der 3.Generation. und 2020 zur Erde zurückbringen. Bildern zeigte einen Staub- und Kies- Grafik: EUMETSAT schweif, der durch einen Zusammenstoß Das Auftragsvolumen für RUAG Space mit einem anderen Asteroiden entstanden Austria im Rahmen dieser Neuentwick- ist. Seltsamerweise befindet sich der lung beträgt 20 Millionen Euro. Die alten Kern außerhalb der Koma. So etwas wur- Satelliten dieser Serie liefern bereits seit de bisher noch nie bei Kometen beob- 36 Jahren Wolkenbilder. Nun wurde von achtet. Die Entdeckung dieses unge- der ESA und der EUMETSAT eine neue wöhnlichen Körpers erfolgte am 6.Jänner Generation („MTG - METEOSAT Third 2010 mit einem 1-Meter-Spiegelteleskop Generation“) in Auftrag gegeben. durch das Lincoln Near-Earth Asteroid Research Institut (LINEAR). EF, Quelle: sience.ORF.at, 20.Oktober 2013 EF, Quelle: sience.ORF.at, 3.Juni 2013, Astrobiologin wird Chefin des Hayabusa 2 vor dem Asteroiden 1999 JU3. Wikipedia-Eintrag zu P/2010 A2 Forschungsfonds FWF Grafik: JAXA GALEX abgeschaltet Pascale Ehrenfreund, eine in den USA Die Forscher hoffen, daß die Untersuch- ung der tiefer liegenden Schichten des Die NASA hat den Forschungssatelliten tätige Astrobiologin, steht seit 6.Juni Asteroiden bessere Ergebnisse liefert als GALEX nach mehr als zehn Jahren im 2013 an die Spitze des für die Grundla- die Analyse der Oberfläche, die per- Weltraum nun Ende Juni 2013 abge- genforschung zuständigen Fonds. Ihr manent der kosmischen Strahlung ausge- schaltet. GALEX (Galaxy Evolution Vorgänger Christoph Kratky war seit setzt ist. Die Vorgängersonde „Haya- Explorer) untersuchte im UV-Licht Gala- 2005 in dieser Funktion tätig. busa“ war im Mai 2003 zu einem Aster- xien und die dort ablaufende Sternent- Ehrenfreund wurde bereits im ersten oiden namens „Itokawa“ gestartet und stehung. Der Satellit wurde am 28.April Wahlgang mit klarer Mehrheit gewählt. hatte von dessen Oberfläche ebenfalls 2003 mit einer flugzeuggestützten Pega- Gegenkandidaten waren die Innsbrucker Weltraumfacts 3+4/2013 5 Kurzmeldungen Kurzmeldungen Kurzmeldungen Kurzmeldungen

Proben entnommen. Diese wurden 2010 Iran kündigt weitere Satelliten war 1959 von der NASA in das erste As- mit einer hitzebständige Kapsel sicher in für 2014 an tronautenkorps aufgenommen worden. der Wüste Südaustraliens gelandet. Am 24.Mai 1962 absolvierte er als Die islamische Republik Iran möchte in EF, Quelle: sience.ORF.at, 24.Oktober 2013, zweiter US-Amerikaner einen erfolgrei- nächster Zeit mindestens drei selbstge- JAXA-Homepage chen Raumflug, dabei umrundete er die baute Satelliten mit eigenen Raketen ins Erde dreimal in seiner Merkury-Kapsel Rußland verliert drei Satelliten All bringen. Diese würden der Erdbeob- Aurora 7. Die Landung war nicht so Beim Absturz einer Proton-Rakete hat achtung und der Kommunikation dienen. glücklich, da er den geplanten Lande- Rußland drei Navigationssatelliten seines Der erste iranische Satellit Sinah-1 war punkt um rund 400 Kilometer verfehlte. GLONASS-Systemes verloren. Die 2005 von einer russischen Rakete gestar- Diese Pionierleistung blieb sein einziger Trägerrakete war nach dem Start explo- tet, der erste eigene Start mit dem Satel- Raumflug, da er später nicht mehr ins diert. Nach ersten Meldungen waren liten erfolgte 2009. Nachher folg- Weltall zurückkehrte. ten noch zwei weitere Erderkundungs- Probleme im Antriebssystem die Ur- EF, Quelle: sience.ORF.at, 11.Oktober 2013 sache. Nach diesem Unfall wurden wei- und Forschungs-Satelliten sowie weniger tere Starts der Proton-M ausgesetzt. erfolgreiche Testflüge mit Schildkröten Bereits 2010 waren drei GLONASS- und Affen. Laut dem Vizechef der ira- Satelliten bei einem Fehlstart verloren nischen Weltraumagentur ISA, Hamid gegangen, heuer hat es bereits zwei Fazeli, möchte der Iran auch in den näch- weitere Pannen gegeben. sten fünf bis acht Jahren autonom einen Menschen ins All bringen und bei der EF, Quelle: Die Presse, 2.Juli 2013 neuen chinesischen Raumstation Tian- gong mitwirken, die bis 2020 fertig sein soll. EF, Quelle: Die Presse, 27.Oktober 2013 Erster indischer Navigationssa- tellit gestartet Am 1.Juli 2013 hat auch Indien seinen ersten Navigationssatelliten (Bezeich- Ein Glonass- Satellit (Uragan). Foto: NASA Scott Carpenter im Jahr 1962. Foto: NASA nung IRNSS - 1A ) gestartet. Insgesamt sollen sieben derartige Satelliten im All Riesenmeteorit zu Besuch in stationiert werden, um den Subkontinent Wiener Technologie für Indiens Wien im NHM mit Navigationsdaten zu versorgen. Das Raumfahrt Im Wiener Naturhistorischen Museum System soll 2016 einsatzbereit sein und Die Wiener RUAG Space liefert ein (NHM) war im November ein Riesen- Daten sowohl für das offene Ortungs- High-Tech-Band für die indische Raum- meteorit aus Deutschland für vier Tage system SPS als auch für das gesicherte fahrt. Mit dem Auftrag zur Lieferung zu Gast. Dieser „Donnerstein von Ensis- System RS liefern. Es ähnelt angeblich dieser Satelliten-Testausrüstung verzei- heim“ schlug am 7.November 1492 ein sowohl dem GPS- als auch dem euro- chnet das 187 Mitarbeiter große Unter- und wog ursprünglich wahrscheinlich päischen Galileo-System. nehmen einen ersten Erfolg auf dem über 100 Kilogramm. Nachdem über die EF, Quelle: sience.ORF.at, 2.Juli 2013, aufstrebenden Weltraummarkt Indien. Jahre immer wieder Bruchstücke abge- ISRO-Homepage. Das Unternehmen liefert an die ISRO schlagen wurden, sind nun noch 54 (Indian Space Research Organisation) ein Kilogramm übrig. Laut Christian Köberl, so genanntes Clampband, ein High-Tech dem Direktor des NHM, muß der Montageband für die Tests eines Satel- Feuerball damals ähnlich hell gewesen liten am Boden. Zur sicheren Befestigung sein wie heuer beim Einschlag in Ruß- an der Spitze der Trägerrakete sind land. Von der Zusammensetzung her Satelliten an ihrer Unterseite mit einer handelt es sich dabei um einen gewöhn- speziellen Montagevorrichtung ausges- lichen Chondriten. Festgehalten wurde tattet. Bereits während der Satelliteninte- dieses Ereignis auch von zahlreichen grations- und -testphase wird ein Mon- Chronisten. Um zu verhindern, daß noch tageband zur Befestigung auf unter- mehr Stücke abgeschlagen werden, wird Die Rakete PSLV-C22 auf der Startrampe mit schiedlichen Testeinrichtungen verwen- der Stein traditionell von der „Bruder- dem Satelliten an Bord. Foto: ISRO det, das eine zuverlässige, wieder ver- schaft des Meteoriten“ bewacht, die wendbare Fixierung des Satelliten garan- diesen in malerischer Bekleidung auch Carpenter, zweiter US-Ameri- tiert. Um den extremen Festigkeitsan- nach Wien begleitete. kaner im Weltraum, verstorben sprüchen auch bei hohen mechanischen EF, Quelle: sience.ORF.at, Belastungen, zum Beispiel während der Scott Carpenter ist am 10.Oktober in 18.November 2013 Vibrationstests, zu entsprechen, wird das Colorado verstorben. Der Marineflieger Design des Montagebandes den vom Weltraumfacts 3+4/2013 6 Kurzmeldungen Kurzmeldungen Kurzmeldungen Kurzmeldungen

Kunden vorgegebenen Erfordernissen an- Strahlenbelastung bei Mars- Kleine Plutomonde P4 und P5 gepaßt. Die Einhaltung der geforderten Mission gemessen offiziell benannt Eigenschaften wird während der Ent- wicklung mittels Computersimulation be- Amerikanische Forscher haben nun die Die beiden kleinen Plutomonde P4 und rechnet und danach durch hydraulische mögliche Strahlenbelastung, die Men- P5 wurden nun offiziell als „Kerberos“ Tests überprüft. schen bei einer Mars-Mission ausgesetzt und „Styx“ nach zwei Begriffen aus der sein könnten, relativ exakt gemessen. griechischen Mythologie benannt. Ker- EF, Quelle: Wirtschaftsblatt 18.Juli 2013 Dazu haben sie die Strahlung, die im beros ist der dreiköpfige Höllenhund, der Acht neue NASA-Astronauten Inneren eines Raumfahrzeuges auftritt, das Jenseits bewacht. Styx ist der Fluss, beim Flug des Mars Science Laboratory der die Welt der Lebenden von denen der Mit wesentlich weniger Pomp als bisher genau aufgezeichnet. Dieses Raumfahr- Toten trennt. Die Namen wurden nun hat die NASA acht neue Mitglieder in ihr zeug hat den Rover Curiosity zum Roten offiziell von der Astronomischen Union Austronautenkorps aufgenommen. Poli- Planeten transportiert. anerkannt. Die Durchmesser von Ker- tisch korrekt sind die Hälfte davon Frau- beros und Styx betragen 20 bis 40 Kilo- en. Nach derzeitigen Plänen sollen zwi- Der verwendete Strahlendetektor, der meter bzw. 10 bis 25 Kilometer, entdeckt schen 45 bis 55 Astronauten jederzeit Radiation Assessment Detector (RAD), wurden sie 2011 und 2012 von der einsatzbereit sein. Nach einigen Abgän- befand sich dabei im Inneren der Raum- NASA. Insgesamt hat der Zwergplanet gen, bedingt durch Pensionierungen oder sonde unter eine relativ guten Ab- Pluto derzeit fünf bekannte Monde. aus Karrieregründen, war zuvor die Per- schirmung, ähnlich wie bei einer beman- sonalstärke auf 49 gefallen. Für die Aus- nten Mission, aber viel dicker als etwa EF, Quelle: sience.ORF.at, 3.Juli 2013 bei der Apollo-Mission. Dadurch seien wahl hatten sich mehr als 6.100 Kandida- Herausfordernde DARPA Spe- ten beworben. die gemessenen Strahlendosen durchaus zifikation für Startgerät EF, Quellen: Spaceflight September 2013, realistisch. Diese machen etwa soviel NASA Pressemitteilung August 2013. aus, wie ein Astronaut in seinem ganzen Die Forschungsagentur im US-Verteidi- Leben verkraften könnte, wenn man von gungsministerium DARPA (Defense Ad- einer Reisedauer von 180 Tagen ausgeht. vanced Research Projects Agency) hat Diese Flugzeit wird bei derzeitigen Pro- eine besonders herausfordernde Spezifi- jekten als realistisch angesehen. kation für ein Satelliten-Startgerät unter dem Titel 10x10x10 herausgegeben. Unter diesem Titel wird ein Startfahrzeug gesucht, das fähig ist, zehn mal hinter- einander in zehn Tagen zu starten und bei jedem Start mindestens Mach 10 erreich- en. Zusätzlich soll dabei eine Nutzlast Die neuen Astronauten 2013. Foto: NASA von 1.800 Kilogramm in einen niedrigen Erdorbit plaziert werden. Die Kosten pro Touristische Suborbitalflüge in Flug dürfen dabei jeweils 5 Millionen Vorbereitung US$ nicht übersteigen. Dabei muß es Zwei Unternehmen bereiten sich derzeit sich nicht zwingend um ein geflügeltes Das Raumschiff mit dem Mars Rover auf kommerzielle Suborbitalflüge vor. Raumschiff handeln, auch wenn verschie- bei der Integration. Foto: NASA Virgin Galactic hat laut eigenen Angaben dene Entwürfe zu diesem Projekt ein bereits 625 Buchungen für die Flüge mit In weiteren Studien soll nun die Strah- solches zeigen. Die Arbeitsbezeichnung ihrem SpaceShip2. Diese sollen 2015 lendosis, die der Rover Curiosity auf der für den neuen Träger lautet XS-1. starten, der Entwicklungs-Fortschritt ist Marsoberfläche ausgesetzt ist, gemessen aber geringer als erhofft. werden. Dies ist von großer Wichtigkeit, Für Space Expedition Corporation da bei einer Marsmission die Aufent- wird die karibische Insel Curacao als haltsdauer auf der Oberfläche größer ist Basis dienen. Für die Flüge mit dem als die reine Reisezeit. Während der 253 Lynx Spaceplane gibt es laut Unterneh- Tage, die das MSL zum Mars unterwegs men 230 Buchungen, die Preise belaufen war, betrug die durchschnittliche tägliche sich auf 100.000,- US$ pro Person. Strahlenbelastung im Inneren 1,8 Milli- Wenn alles voll läuft, sollen pro Tag bis sievert. Davon ausgehend wird die Belas- Eines der XS-1 Konzepte. Grafik: DARPA tung bei einer „Rundreise“ auf 0,66 Sie- zu vier Flüge stattfinden. Diese werden Ein ähnliches Projekt unter der vert geschätzt. Die von der NASA fest- vorerst in Kalifornien beginnen und kön- Bezeichnung ALASA (Airborne Launch gelegte Obergrenze für einen Astronau- nen später nach Curacao verlegt werden, Assist Space Access) sucht nach einer ten während seiner gesamten Karriere wenn alle rechtlichen Voraussetzungen Möglichkeit, mit einem Start von einem liegt aber bei einem Sievert. geklärt sind. Flugzeug aus jeweils mindestens 45 Kilo- EF, Quelle: Spaceflight October 2013 EF, Quelle: sience.ORF.at, 31.Mai 2013 gramm in einen niedrigen Erdorbit zu bringen, bei maximalen Kosten von

Weltraumfacts 3+4/2013 7 Kurzmeldungen Kurzmeldungen Kurzmeldungen Kurzmeldungen

1 Million US$ pro Flug. Dazu wurden Nun wird sich der Dual-Start der ersten ersten Saturn-Stufe, die Neil Amstrong bereits Projektstudien an Boeing, Lock- zwei von 22 operationellen Satelliten auf zum Mond brachte. heed Martin und Virgin Galactic ver- das Jahr 2014 verschieben. Dieser wird Jeff Bezos ist der Gründer von Ama- geben, andere Unternehmen untersuchen an Bord einer Sojus von Kourou aus zon und auch am Raumfahrt-Unterneh- inzwischen die technischen Erfordernisse stattfinden. Die Satelliten werden von men Blue Origin beteiligt. Er meldete für diesen Ansatz. OHB in Deutschland gebaut. keine Besitzansprüche auf diesen Fund EF, Quelle: Spaceflight November 2013 Die ersten vier FOC-Satelliten mit an, sondern äußerte nur den Wunsch, daß den Namen „Doresa“, „Milena“, „Adam“ der Antrieb im Luftfahrtmuseum von Azurblauer Planet in 63 Licht- und „Anastasia“ befinden sich derzeit in Seattle ausgestellt wird, in der Nähe des jahren Entfernung unterschiedlichen Fertigungs- bzw. Test- Amazon-Stammsitzes. Bei einem Exoplaneten im Sternbild phasen. FOC bedeutet „Full Operational EF, Quelle: FAZ 20.Juli 2013 Füchslein konnte kürzlich die Farbe be- Capability“, damit werden die Satelliten stimmt werden. Trotz seiner vielver- bezeichnet, die für den eigentlichen Ein- Keplers Planetensuche beendet sprechenden Farbe ist dieser Planet beim satz gedacht sind, nach den ersten Test- Die NASA gab im August 2013 bekannt, Stern HD189733 lebensfeindlich. satelliten. Die Galileo-Satelliten wurden daß die Planetensuche mit Kepler ein- HD189733b ist ein Gasriese mit einer nach den Vornamen von Kindern be- gestellt wurde. Dies war wegen defekter mittleren Oberflächentemperatur von nannt, die im Jahr 2011 einen von der Drallräder erforderlich geworden. Für über 1.000 °C, mit Windgeschwindig- Europäischen Kommission ausgeschrie- andere Zwecke kann der Satellit aber keiten von bis zu 7.000 Kilometer pro benen Malwettbewerb gewonnen haben. weiterhin eingesetzt werden und daher Stunde und Niederschlag aus Silikat- wird derzeit nach neuen Aufgaben für mineralien (also Glas). dieses Weltraumteleskop gesucht.

Ein Galileo-FOC-Satellit während der Inte- gration bei OHB System AG. Foto: OHB. Die FOC-Phase des Galileo-Program- ms wird von der Europäischen Union fin- anziert und durchgeführt. Die Europäi- Künstlerische Darstellung des blauen sche Kommission und die ESA haben Künstlerische Darstellung des Planeten- Planeten HD189733b. Grafik: HST. eine Vereinbarung unterzeichnet, nach suchers Kepler. Grafik: NASA. Der Exoplanet ist sein 2005 bekannt der die ESA als Entwicklungs- und Be- Das Teleskop beobachtete einen und gilt als heißer Jupiter, der sein schaffungsagentur im Auftrag der Kom- festen Ausschnitt des Sternenhimmels Muttergestirn auf einer engen Bahn in mission handelt. mit etwa 190.000 Sternen im Sternbild nur 2,2 Tagen umrundet. Für die oben EF, Quellen: Spaceflight November 2013, Schwan, um extrasolare Planeten zu angeführte Entdeckung wurden die Spek- OHB-Homepage (Presse-Mitteilungen) entdecken. Besondere Zielsetzung des tren verglichen, wenn der Planet genau Triebwerk von Apollo 11 identi- Projekts war, vergleichsweise kleine Pla- neben seiner Sonne stand und wenn er neten wie unsere Erde und damit auch dahinter verschwand. Dann zogen sie das fiziert potenziell bewohnbare („habitable“) ex- zweite Spektrum vom ersten ab und Nach Aussagen einer Forschergruppe um trasolare Planeten zu entdecken. Dazu erhielten so den Spektralabdruck des Jeff Bezos ist ein vom Meeresgrund war die große Präzision erforderlich, die Planeten. Er reflektiert in Wellenlänge geborgenes Triebwerk als von Apollo 11 nur durch die Drallräder sichergestellt von 290 bis 450 Nanometern am meisten stammend identifiziert worden. Im März werden konnte. Licht, erscheint daher blau. Die Farbe 2013 wurden in den Gewässern vor Die Optik des Kepler-Fotometers ist kommt wahrscheinlich von feinen Sili- Florida in etwa vier Kilometern Wasser- kat-Schwebeteilchen in der Atmosphäre. als Schmidt-Teleskop ausgeführt. Der tiefe einige Wrackteile von Mondraketen Durchmesser der Schmidt-Platte beträgt EF, Quelle: SuW September 2013 gefunden und geborgen. Nun konnte auf 0,95 Meter und der des Hauptspiegels Galileo weiter verzögert dem stark korrodierten Teil mit Hilfe 1,4 Meter. Im Fokus befindet sich eine eines speziellen Verfahrens die Serien- Anordnung aus 42 CCD-Sensoren, die Das europäische Satellitennavigations- Nummer „Unit No 2044“ sichtbar ge- ein Feld von 105 Quadratgrad über- system Galileo sieht weiteren Verzö- macht werden. Es handelt sich danach wachen kann. Diese tolle Optik könnte gerungen entgegen. Eigentlich hätte es um eines von fünf F1-Triebwerken der nun auch für andere Zwecke eingesetzt bereits 2014 einsatzbereit sein sollen. Weltraumfacts 3+4/2013 8 Kurzmeldungen Kurzmeldungen Kurzmeldungen Kurzmeldungen werden, bei der keine so hohe Posi- Das Problem dabei ist, das die dafür Voyager hat nun endgültig das tionierungsgenauigkeit erforderlich ist. notwendigen Antennen für Raumsonden Sonnensystem verlassen EF, Quellen: SuW Oktober 2013, Wikipedia. viel zu groß wären. Um die Signale von Pulsaren empfangen zu können, sind leis- Es war schon früher darüber spekuliert Pulsar mit XMM-Newton als tungsfähige Röntgenspiegel notwendig. worden, ob Voyager 1 unser Sonnensystem verlassen hat. Nach rund 35 Jahren Flug- Und die sind zurzeit deutlich zu schwer. Magnetar identifiziert zeit hat die Raumsonde entsprechend neuer Observatorien wie XMM Newton und Der Röntgensatellit XMM-Newton kon- Meßergebnisse 2012 wirklich die Grenze nte den 6.500 Lichtjahre entfernten Pul- Chandra sind etwa drei mal zehn Meter zum interstellaren Raum überquert. Die sar SGR 0418+5729 als selten auf- groß und wiegen mehrere Tonnen. Für Planetensonde war am 5.September 1977 tretenden Magnetar identifizieren. Das den Einsatz auf einem Raumschiff gestartet worden, rund zwei Wochen nach sind Neutronensterne, die von einem ex- müßten sie noch deutlich schrumpfen. der Schwestersonde Voyager 2. Ein halber mal zwei Meter und 200 Kilo- trem starken Magnetfeld umgeben sind. Wegen der enormen Entfernung sind gramm - das wäre laut den Astronomen EF, Quelle: SuW November 2013 die Funksignale der Sonde derzeit mehr als eine praktikable und durchaus realis- 17 Stunden zur Erde unterwegs. Die Gren- tische Größe, insbesondere für eine be- ze unseres Sonnensystems, die sogenannte mannte Mission zum Mars. Heliopause, ist definiert als derjenige Ort, EF, Quelle: sience.ORF.at, 3.Juni 2013 an dem der konstante Teilchenstrom von der Sonne durch die von außen einströ- WISE als Asteroidensucher menden interstellaren Teilchen gestoppt Die NASA hat den 2011 stillgelegten wird. Hinter der Heliopause beginnt damit Infrarotsatelliten WISE wieder aktiviert. das interstellare Medium. Am 25.August In seinem zweiten Leben soll er nun nach 2012 war die Zahl der Sonnenteilchen in unbekannten erdnahen Asteroiden Aus- Voyagers Messgeräten plötzlich um mehr schau halten. Dazu wird er über drei als den Faktor 1.000 gesunken. Gleich- Jahre lang den Himmel durchmustern. zeitig nahm die Zahl interstellarer Teilchen um knapp zehn Prozent zu.

Diagramm eines Pulsars, das seine Rotation- sachse, seine magnetische Achse und das Magnetfeld zeigt. Grafik: NASA.

Weltraum-Navigation mit Pul- saren? Deutsche Wissenschaftler haben eine neue Navigationsmethode für Raum- Die Raumsonde Voyager 2. Grafik: NASA. sonden vorgeschlagen. Bisher wird dazu vor allem das Deep-Space-Network ver- Schon damals hatten Forscher ver- mutet, daß Voyager 1 in den interstellaren wendet. Aus der Laufzeit der Radio- Das Infrarot-Weltraum-Teleskop WISE. Raum vorgestoßen war. Aber erst neue signale und dem Winkel zur Antenne Grafik: NASA/JPL. Messdaten aus April und Oktober 2012 kann die Position der Sonde berechnet WISE (Wide-Field Infrared Survey erlaubten jetzt die entscheidende Bestim- werden. Der Winkel läßt sich aber nicht Explorer) wurde im Dezember 2009 von mung der Teilchendichten. Danach ent- so einfach bestimmen und bei großen einer Delta-Trägerrakete gestartet und spricht diese Dichte nun den Erwartungen Entfernungen von Tiefraumsonden wie hat ein Teleskop mit einem Durchmesser für das interstellare Medium. Zum obigen den Voyager’s werden die Fehler immer von 40 Zentimetern, dessen Optik und Datum hat daher die Raumsonde definitiv größer. Bei Pluto würde dieser bei +/- Detektoren von einem Kryostaten mit die Grenze unseres Sonnensystems in un- 200 Kilometer liegen. gefähr 18 Milliarden Kilometern Entfer- festem Wasserstoff gekühlt wird. Dieser nung von der Sonne überschritten. Bei der Verwendung von Pulsar- war bis Oktober 2010 verdampft und das Signalen, das sind schnell rotierende Teleskop hatte sich dadurch auf -203 °C Noch bis voraussichtlich 2025 kann die Neutronensterne, könnte die Positions- erwärmt. Die Mission konnte mit einigen Sonde Daten liefern, solange werden ihre bestimmung viel genauer ausfallen. Wie Sensoren fortgesetzt werden, die auch bei nuklearelektrischen Generatoren Energie liefern. Voyager 1 wird danach still weiter die deutschen Astronomen in ihrer Arbeit höheren Temperaturen funktionieren. durch das All gleiten und erst in mehr als schreiben, wären für die Navigation Nach der Wiederaufnahme des Betriebes Röntgenpulsare mit Rotationsperioden 38.000 Jahren den nächsten Stern pas- 2013 mußte das Teleskop zuerst ab- sieren, eine schwach leuchtende Sonne mit von zehn bis 30 Millisekunden ideal. Um kühlen und neu kalibriert werden. Ende die Position der Sonde im Raum zu der Katalognummer AC+79 3888 im Stern- Dezember 2013 war wieder weniger als bild Kleiner Bär. bestimmen, müßte man drei davon an- -200°C erreicht und damit konnte die EF, Quelle: Die Presse, 13.September 2013 visieren. Inklusive Uhrenkorrektur wären neue Mission NeoWise gestartet werden. vier erforderlich. EF, Quellen: SuW Nov. 2013, Wikipedia.

Weltraumfacts 3+4/2013 9 Die Vatikanische Sternwarte

Die katholische Kirche wird wahrscheinlich kaum aus einer Außenstelle im Castel Gandolfo und mit moderner astronomischer Forschung in Ver- einem Großteleskop in Arizona. Dort hat das bindung gebracht, zu sehr hängt ihr noch die Institut ein äußerst modernes Instrument sta- Galileo’sche Affäre vor mehr als dreihundert- tioniert, das sogenannte Vatikanische High Tech- fünfzig Jahren nach. Daher ist auch wenig da- Teleskop (VATT), ein optisch-infrarotes Teleskop rüber bekannt, daß der Vatikan, das heißt der der 2-Meter-Klasse. Die Vatikanische Sternwarte Heilige Stuhl, selbst eine Sternwarte betreibt. als Institution ist eine der ältesten Forschungs- Und diese besteht nicht nur aus einigen histori- stätten der Astronomie, deren Geschichte mit schen Instrumenten im Vatikan selbst, sondern dem Bau des Turms der Winde 1578 beginnt.

Gründung und erste Jahre Das Observatorium oder die Vatikani- sche Sternwarte ist ein wissenschaft- liches Forschungsinstitut, das in direk- ter Abhängigkeit vom Heiligen Stuhl dem Governatorat des Staates der Vati- kanstadt angeschlossen ist. Die Stern- warte kann als eines der ältesten Ob- servatorien betrachtet werden. Ihre Entstehung geht tatsächlich auf die zweite Hälfte des 16.Jahrhunderts zu- rück, als Papst Gregor XIII. 1578 im Vatikan den Windturm errichten ließ und die jesuitischen Astronomen und Mathematiker des Römischen Kollegi- ums dorthin einlud, um eine Kalender- reform vorzubereiten, die dann 1582 durchgeführt wurde. Bereits um 1610, kurz nach der Erfindung des Fernrohrs, entwickelte der Jesuit Christoph Grien- Der Turm der Winde und die Bibliothek im Vatikan. Bild: Vatikanische Sternwarte. berger als Leiter der Sternwarte die Deutsche Montierung. Seit damals hat Der Prozess gegen Galileo Ga- sogar die Erlaubnis seines Gönners, sich der Heilige Stuhl kontinuierlich lilei im Jahre 1633 Papst Urban VIII., über das koperni- kanische System zu publizieren, so- für die astronomische Forschung inter- Dieses Ereignis hat zu endlosen histo- lange er dieses als Hypothese behand- essiert und diese auch weiterhin unter- rischen Kontroversen angeregt, ein le. Als er aber in seinem Werk „Dia- stützt. Damit waren aber trotzdem eini- kurzer Einschub kann daher diese für logo“ die verlangte Verteidigung des ge Irrwege verbunden, die sich im In- die Kirche unrühmliche Affäre kaum ptolemäischen Systems dem Dumm- quisitionsprozess gegen Galileo Galilei erschöpfend abhandeln. Gerade damals kopf Simplicio in den Mund legte, hat- zuspitzten. sah sich die katholische Kirche im Ab- te er aus Sicht der damaligen Kirchen- wehrkampf gegen Reformation und die leitung den Bogen überspannt. Er wur- heraufziehende Aufklärung und wählte de daher von der Inquisition angeklagt. den aus heutiger Sicht falschen Weg, Nachdem er seinen Fehlern abge- starrsinnig auf dem Althergebrachten schworen hatte, wurde er zu lebens- zu beharren. Aber bereits damals gab länglicher Kerkerhaft verurteilt und es mächtige kirchliche Stimmen, die war somit der Hinrichtung auf dem sich von der wörtlichen Auslegung der Scheiterhaufen entkommen. Er mußte Schrift entfernt hatten und die Argu- zwar nie in den Kerker, verblieb aber mentation, Glauben und Wissenschaft bis zu seinem Lebensende in Haus- seien getrennte Sphären, akzeptiert arrest. hatten. Die Tragik von Galilei’s Wirken Galileo trat für das neue koperni- Das Observatorium des Römischen Kollegi- liegt darin, dass er als ein zeitlebens kanische Weltbild ein, im Gegensatz ums zwischen 1774 und 1878. tiefgläubiges Mitglied der Kirche den zum althergebrachten ptolemäischen Grafik: Vatikanische Sternwarte. Versuch unternahm, ebendiese Kirche mit der Erde im Zentrum. Er hatte Weltraumfacts 3+4/2013 10 vor einem verhängnisvollen Irrtum zu Mit dem Direktor und dem Perso- bewahren. Er wollte eine Reform der nal, die von verschiedenen religiösen Weltsicht der Kirche erreichen, die Orden gestellt wurden, arbeitete die aber damals noch nicht möglich war. Sternwarte für wenig mehr als 40 Jahre Erst 1741 durfte eine Gesamtausgabe im Vatikan und beschäftigte sich zu- der Werke Galilei’s mit päpstlicher Er- sammen mit anderen Beobachtern laubnis erscheinen. 1979 beauftragte hauptsächlich mit der Durchführung Papst Johannes Paul II. die Päpstliche des großen internationalen Programms Akademie der Wissenschaften, den be- der fotografischen Himmelskarte. 1910 rühmten Fall aufzuarbeiten. Schließ- stellte der heilige Pius X. der Stern- lich, die römischen Mühlen arbeiten warte größere Räume zur Verfügung, langsam, aber gründlich, wurde Gali- indem er ihr die kleine Villa überließ, leo Galilei am 2.November 1992 von die Leo XIII. in den Vatikanischen der römisch-katholischen Kirche for- Gärten hatte erbauen lassen. mal rehabilitiert. Castel Gandolfo Im 19./20.Jahrhundert Zu Beginn der dreißiger Jahre hatte Trotz dieses unglückseligen Prozesses die Zunahme der elektrischen Beleuch- hat sich der Vatikan weiterhin in der tung den Himmel über Rom derartig astronomischen Forschung betätigt. Im Ein Linsenteleskop in der Kuppel der Stern- erhellt, dass es für die Astronomen un- warte. Bild: Vatikanische Sternwarte. 18. Jahrhundert wurde im Collegio möglich wurde, schwächere Sterne zu Romano ein höherer und mit besseren beobachten. Unter Pius XI. wurde Instrumenten ausgestatteter Turm er- daher die Sternwarte 1935 in seine richtet, der ab 1774 offiziell als päpst- Sommerresidenz in Castel Gandolfo in liche Sternwarte diente. Ein weiterer den Albaner Bergen zirka 35 Kilo- Höhepunkt waren im 19.Jahrhundert meter südlich von Rom verlegt und den Forschungen des berühmten jesuitisch- Jesuiten übertragen. en Astronoms Pietro Angelo Secchi, der als erster die Sterne nach ihrem Spektrum klassifizierte. Aufgrund dieser langen und reichen Tradition gründete Leo XIII. am 14.März 1891 das Observatorium auf dem Vatikan- hügel, hinter der St. Peter-Basilika, um, wie es auf der Vatikanischen Homepage heißt, „den beständigen An- klagen gegen die Kirche, sich gegen Das Observatorium in Castel Gandolfo. den wissenschaftlichen Fortschritt zu Bild: Vatikanische Sternwarte. stellen, entgegenzuwirken.“

Das 1957 angeschaffte Schmidt-Teleskop in Castel Gandolfo zur Klassifizierung von Sternen und ihren Spektren. Bild: Vatika- nische Sternwarte.

Das spektrographische Labor in Castel Gandolfo. Bild: Vatikanische Sternwarte.

Ausgestattet wurde es mit drei neuen Fernrohren und einem astro- physischen Laboratorium für spektral- chemische Untersuchungen. Unter den verschiedenen Studienprogrammen, die von der neuen Einrichtung ins Leben gerufen wurden, ist besonders Nonnen bei wissenschaftlichen Hilfstätig- eine wichtige Forschung über die Pietro Angelo Secchi. Bild: Wikipedia. keiten. Bild: Vatikanische Sternwarte. variablen Sterne zu erwähnen. Durch Weltraumfacts 3+4/2013 11 die Installation eines Schmidt-Fern- rohrs mit großer Brennweite und die Einrichtung eines modernen Rechen- zentrums konnte die Forschung auf neue Bereiche wie die Entwicklung neuer Techniken zur Klassifizierung der Sterne aufgrund ihres Spektrums ausgedehnt werden, eine Forschungs- arbeit, die heute noch in dieser Stern- warte weitergeführt wird.

Tucson, Arizona Aufgrund der kontinuierlichen Aus- dehnung der Stadt Rom und ihrer Umgebung erhellte sich der Himmel auch über dem 35 Kilometer entfernten Castel Gandolfo so stark, daß die As- Der moderne Hauptspiegel des VATT (Vatican Advanced Technology Telescope) in Honig- tronomen noch einmal gezwungen wa- waben-Bauweise mit einem Durchmessr von 1,8 Metern. Bild: Vatikanische Sternwarte. ren, für ihre Beobachtungen umzuzieh- en: Deshalb gründete die Sternwarte 1981 zum ersten Mal in ihrer Ge- schichte ein zweites Forschungszen- trum, die „Vatican Observatory Re- search Group“ (VORG) in Tucson in Arizona. Die Astronomen des Vatikans haben ihre Büros am Observatorium Steward der Universität von Arizona und Zugang zu allen modernen Teles- kopen der Gegend. 1993 hat die Stern- warte, in Zusammenarbeit mit dem Ob- servatorium Steward, den Bau des vatikanischen High Tech-Teleskops (Vatican Advanced Technology Teles- cope = VATT) vollendet und es auf dem Graham-Berg (Arizona) aufge- stellt, dem besten astronomischen Standort des nordamerikanischen Kon- tinents. Es ist das erste optisch-infra- Das VATT mit geöffneter Kuppel. Bild: Vatikanische Sternwarte. rote Teleskop, das auf dem Interna- de der Spiegel in Honigwaben-Bau- tionieren und passt in eine relativ klei- tionalen Observatorium am Graham- weise aus Borsilikat in einer neuartigen ne Kuppel, ein weiterer Vorteil mit Berges stationiert ist. Der Primärspie- Guss-Technologie. geringerer Luftunruhe. gel des VATT’s mit einem Durch- Der Sekundärspiegel mit 0.38 Me- Forschungen messer von zirka 2 Metern wurde als ter Durchmesser und f/0.9 wurde durch erster mit der neuen Technik des Dreh- Das Vatikanische Observatorium be- das „Space Optics Research Labora- fasst sich mit zahlreichen Studien, etwa ofens hergestellt. Da ihnen nun ein tory“ (Chelmsford, MA) konkav aus eigenes Teleskop zur Verfügung stand, über kosmologische Modelle, spektrale Zerodur gefertigt. Seine Montierung Klassifizierung spezieller Sterne, Ver- konnten die Astronomen endlich in erlaubt die Kontrolle von Fokus und Tucson, wie in früheren Jahren in Cas- teilung metallreicher und -armer Ster- Positionierung mit einer Genauigkeit ne, Binärsterne mit Materialaustausch, tel Gandolfo, ständige Programme für von 0,1 Mikrometer. Die Teleskop- langfristige Forschungen entwickeln. Material in dunklen Wolken, in denen Montierung ist in der Alt-Azimuth- neue Sterne entstehen, Staub, der junge Das VATT besteht genau genom- Bauweise ausgeführt und wurde von Sterne umgibt und ganz allgemein mit men aus dem 1,8 Meter durchmessen- L&F Industries (Huntington Park, CA) der Geschichte der Wissenschaft. Die den „Alice P. Lennon Telescope“ und gefertigt. Der Antrieb erfolgt durch Sternwarte führt diese Programme in der „Thomas J. Bannan Astrophysics zwei Motoren direkt an den Achsen, Zusammenarbeit mit vielen astrono- Facility“. Der Hauptspiegel hat einen eine sehr kompakte und steife Kons- mischen Einrichtungen anderer Länder Durchmesser von 1,8 Meter und eine truktion. Dadurch ist das Instrument durch, wie Argentinien, Brasilien, Brennweite von f/1.0, daher ist die auch bei höheren Windgeschwindig- Kanada, Chile, Finnland, Italien, Litau- Bauweise sehr kompakt. Gefertigt wur- keiten sehr stabil, schnell zu posi- en, Südafrika und der Vereinigten Weltraumfacts 3+4/2013 12 Staaten und ist Mitglied der Internatio- nalen Astronomischen Union (IAU) und des Internationalen Zentrums für Astrophysische Relativistik (ICRA). 1987 gab die Vatikanische Sternwarte, in Zusammenarbeit mit dem in Berk- ley, Kalifornien, ansässigen Zentrum für Theologie und Naturwissenschaft, den Anstoß zu einer Reihe von Stu- dienseminaren auf interdisziplinärem Gebiet, das Naturwissenschaft, Philo- sophie und Theologie zum Thema der göttlichen Handlung in wissenschaft- licher Perspektive betrifft. Bibliothek und Sammlungen In Castel Gandolfo besitzt die Stern- warte eine Bibliothek mit zirka 22.000 Bänden, eine wertvolle Sammlung Das Mineralien-Kabinett. Bild: Vatikanische Sternwarte. alter Bücher, unter anderem Werke von Kopernikus, Galilei, Newton, Kepler, Brahe, Clavio und Secchi. Weiters besitzt sie auch eine der größten Meteoriten-Sammlung welt- weit, die über 1.100 Exemplare aus mehr als 500 verschiedenen Meteori- tenfällen enthält. Das Observatorium publiziert auch die „Studi Galileiani“, eine Serie von Studien zu Galileo Galilei und der kopernikanischen Kon- troverse, um das vergangene Gescheh- en aufzuarbeiten, neue Erkenntnisse zu gewinnen und derartige Irrtümer in Zukunft zu vermeiden. Die heutige Sicht Die Sicht auf die Welt und die Natur- wissenschaften als Mittel zu ihrer Er- klärung ist heute in der katholischen Das Gebäude in Arizona für das VATT. Bild: Vatikanische Sternwarte. Kirche wesentlich differenzierter. Dazu richte nicht unbedingt als naturwissen- Ausgehend von diesen Zitaten ist es die Aussagen von zwei Katholiken, schaftliches Lehrbuch gesehen werden daher verständlich, daß auch vatikani- einer Priester, der andere Laie, beide können, sondern als ein literarisches sche Astronomen ohne theologische moderne Astronomen: Werk, in dem letztlich Erfahrungen des Probleme bei der aktuellen Forschung Der Jesuit Guy Consolmagno, As- Menschen mit Gott dargestellt werden. mitmischen können und ihren Beitrag tronom an der Vatikanischen Stern- In der Sprache und in den Bildern der zur Erweiterung unseres naturwissen- warte, antwortete auf die Frage, warum damaligen Zeit wird die Welt erklärt, schaftlichen Weltbildes leisten, unter es ein Universum gibt, wie folgt: mit den Beschränkungen der dama- Einsatz von modernsten Beobach- „Entweder gibt es keine Erklärung, das ligen Weltsicht.“ Zur Allmacht Gottes tungsmitteln. Dabei wird trotzdem ist sicher möglich; oder es gibt einen und der menschlichen Willensfreiheit nicht auf die Religion vergessen und Grund für seine Existenz außerhalb antwortet Kerschbaum mit einem Zitat daher organisiert die Vatikanische seiner selbst und wir identifizieren aus „Der Besucher“ von Eric-Emanuel Sternwarte auch jedes Jahr internatio- diesen Grund mit Gott.“ Schmitt: „In der Sekunde, in der ich nale Kolloquien über mögliche Be- Franz Kerschbaum ist Professor für die Menschen frei erschuf, hatte ich die ziehungen zwischen theologischen und Beobachtende Astrophysik an der Wie- Allmacht verloren und die Allwissen- naturwissenschaftlichen Gebieten. ner Universitätssternwarte. Als gläu- heit. Ich hätte nur alles unter Kontrolle EF, Quellen: Homepage Vatikan und biger Katholik sieht er die Bibel dif- haben und alles im Voraus wissen kön- Vatikanische Sternwarte, Der Sonntag ferenziert: „Ich habe mich damit ab- nen, wenn ich schlicht Automaten 5.Jänner 2014, Wikipedia-Eintrag zu finden müssen, daß der Schöpfungs- konstruiert hätte“. „Galileo Galilei“. bericht und die frühen biblischen Be-

Weltraumfacts 3+4/2013 13 Sonnenforschung im Weltraum

Die Sonnenforschung beschäftigt sich mit den Gesetzmäßigkeiten herausgefunden. Später wur- physikalischen, chemischen und astronomischen den dann neuentwickelte wissenschaftliche Ins- Erscheinungen der Sonne. Die Sonne als unser trumente für die weitere Erforschung unseres nächster Stern ist Tag für Tag sichtbar und wird Heimatgestirnes eingesetzt. Seit der Mitte des daher schon seit dem Altertum intensiv erforscht. 20.Jahrhunderts konnte die Sonne sogar im un- Der Lauf über den Himmel, aber auch seltene sichtbaren Radiospektrum untersucht werden. und beindruckende Erscheinungen wie Sonnen- Große Teile des Strahlenspektrums werden von und Mondfinsternisse haben die Fantasie der der Atmosphäre stark gefiltert und daher war es Menschen beflügelt. Teils wurden daraus Legen- nur naheliegend, mit dem Vorstoß ins Weltall den, aber durch genaue und geduldige Beob- auch den uns nächsten Stern mit Satelliten und achtung haben die Menschen bereits früh viele Raumsonden intensiv zu untersuchen.

Erste Messungen ung. Diese Satelliten wurden auf einer Unter der Bezeichnung GRAB (Ga- Trägerrakete Thor Able-Star gestartet. lactic Radiation and Background) oder Der Zielorbit besaß eine Bahnneigung auch SOLRAD (für Solar Radiation) von 66,7°, ein Perigäum von 614 und firmierten die ersten Satelliten, die ein Apogäum von 1061 Kilometer. unser Heimatgestirn aus dem Orbit aus Insgesamt wurden zwischen 1960 und beobachteten. Eigentlich stellten sie 1962 fünf Stück gestartet, wobei nur die erste Serie von US-Spionagesatel- SOLRAD 1 bis 4 einen stabilen Orbit liten zur elektronischen Aufklärung erreichten. dar. Sie sollten die Radarsysteme der OSO (Orbiting Solar Observatory) Sowjetunion aufklären und trugen zur war die Bezeichnung der ersten Serie OSO-7. Foto: NASA. Tarnung eine wissenschaftliche Nutz- von neun zivilen Sonnenforschungs- last. Die 19 Kilogramm schweren Satelliten der NASA, von denen zwi- Weitere Satelliten, die zur Sonnen- GRAB-Satelliten waren kugelförmig schen 1962 und 1975 acht erfolgreich forschung beitrugen, waren SOLRAD mit einem Durchmesser von 51 Zenti- mit Delta-Raketen gestartet wurden. 6–7 (1963–1965), Explorer 30 (SOL- meter. Die Energieversorgung wurde Ihre Startmasse und wissenschaftliche RAD 8) (1965), ESRO 2A, 2B (1967– durch mehrere Solarzellen sicher- Ausrüstung nahm mit der Einführung 1968), Kosmos 166, 230 (DS-U3-S) gestellt, die so platziert waren, daß immer stärkerer Deltaraketen zu. Ihre (1967–1968), Explorer 37 (SOLRAD auch während der Rotation der spin- primäre Aufgabe war die Beobachtung 9) (1968), Kosmos 262 (DS-U2-GF) stablisierten Satelliten jederzeit gleich der Sonne über einen ganzen Sonnen- (1968), Explorer 44 (SOLRAD 10) viel Strom erzeugt wurde, unabhängig fleckenzyklus von etwa 11 Jahren (1965), SOLRAD 11 (1976), ISEE 1, von der Ausrichtung zur Sonne. Dauer im UV- und Röntgenlicht. Diese 2 (1977) und SolWind (1979). Satelliten bestanden aus einem flachen, achteckigen Prisma. OSO 1 bis 6 wa- Die ersten Raumsonden ren gleich groß, OSO 7 etwas größer Unter dem Namen Pioneer (deutsch und OSO 8 noch größer. Der gesamte Pionier) werden insgesamt 19 verschie- Hauptkörper mit den Auslegern ro- dene Raumsonden der NASA zusam- tierte zur Stabilisation um seine Längs- mengefaßt. Diese Missionen standen achse. Auf der Oberseite des Zylinders allesamt unter dem Motto der Grund- befand sich ein Schild, der nicht mit lagenforschung. Wissenschaft wurde rotierte und mit seinen Solarzellen und erst an zweiter Stelle betrieben, wich- Instrumenten immer auf die Sonne tiger war die Erprobung der Technik, gerichtet blieb. Die OSO-Satelliten da sich 1958 die Raumfahrt noch in entdeckten etwa die koronalen Löcher den Kinderschuhen befand. In den der Sonne, die besonders starke Quel- Jahren zwischen 1965 und 1968 wur- Modell des ersten GRAB-Satelliten. len des Sonnenwindes sind. Während den die Sonden Pioneer 6 bis 9 zur Foto: Naval Research Laboratory sich die Satelliten über der Nachtseite Solar-Forschung eingesetzt. Die Ex- Die primär zur Tarnung mitgeführten der Erde befanden, wurden sie zur perimente umfassten Messungen von Messgeräte zur Untersuchung von Beobachtung von Galaxien und Dop- Staubpartikeln, verschiedenen Strahlen Röntgenstrahlung und zur Erfassung pelsternen eingesetzt. und Magnetfeldern. Die Sonde Pio- der Lyman-Serie waren voll einsatz- neer 7 wurde 1986 auch zur Beobach- fähig und dienten der Sonnenforsch- tung des Halleyschen Kometen aus Weltraumfacts 3+4/2013 14 12 Millionen Kilometer Entfernung eingesetzt. Als erste verlor die NASA 1983 den Kontakt zu Pioneer 9. Die anderen drei Sonden arbeiteten bis Mitte der 1990er Jahre. Ein letzter Kontakt zu Pioneer 6 wurde am 8. Dezember 2000 etabliert - 35 Jahre nach dem Start. Skylab Skylab war die erste US-Raumstation in der Umlaufbahn, umgebaut aus einer Saturn-V-Stufe. Der Start erfolg- te 1973. Zur Sonnenbeobachtung war die Raumstation mit einem Observa- torium, dem Apollo Telescope Mount (ATM), ausgestattet, das nach dem Erreichen des Orbit seitlich ausgeklap- pt wurde. Seine Sonnenteleskope kon- nten auf 2,5 Bogensekunden genau ausgerichtet werden. Gesteuert wurde es vom Stationsinneren aus, wobei die Filme im Rahmen eines Außenbord- Skylab im Orbit. Links das ATM mit dem Sonnenteleskop. Foto: NASA manövers (EVA) gewechselt werden mußten. Skylab war bisher die einzige ISEE (International Sun Earth teleskop mehrmals durchgeführt. Für bemannte Station, die zu einem großen Explorer) war ein Raumfahrtprojekt SolarMax konnte die Lebensdauer da- Teil für die Sonnenforschung einge- der NASA und ESRO (später ESA) mit bis Dezember 1989 verlängert setzt wurde. Die Station stürzte 1979 zur Erforschung des Sonnenwindes werden. nach längerem unbemannten Flug in und seiner Wechselwirkung mit der Unerwarteterweise zeigte Solar- die Erdatmosphäre und verglühte. äußeren Magnetosphäre der Erde. Es Max, daß die Sonne während des Ma- bestand aus zwei 1977 gestarteten Sa- ximums des Sonnenfleckenzyklusses Internationale Projekte telliten (ISEE 1, 2) auf sehr ellipti- (Zeitpunkt mit den meisten Sonnen- Die Helios -Raumsonden waren ein schen Umlaufbahnen und einer 1978 flecken) heller ist. Es stellte sich he- Gemeinschaftsprojekt der Bundesre- gestarteten Raumsonde (ISEE 3), die raus, daß die Sonnenflecken von soge- publik Deutschland und der USA. den Lagrange-Punkt L1 umkreiste. nannten Faculae hell umrahmt sind, die Zwischen Ende 1974 und Anfang 1976 1982, nach dem Ende der geplanten den Verdunklungseffekt der Sonnen- wurden zwei Sonden gestartet. Missionszeit von 3 Jahren, wurde ISEE flecken mehr als ausgleichen. Weiters Deutschland baute die Sonden und die 3 unter dem Namen ICE (International wurden zwischen 1987 und 1989 mit USA stellten die Trägerraketen und Cometary Explorer) zu den Kometen dem Koronograph zehn sonnenstrei- boten Unterstützung mit dem Deep Giacobini-Zinner und Halley entsandt. fende Kometen entdeckt. Space Network. Helios 1 und 2 wurden ISEE 1 und 2 setzten ihre Messungen beide auf eine Sonnenumlaufbahn in der Erdumlaufbahn fort, bis sie 1987 gebracht und kamen etwa bis knapp verglühten. innerhalb der Merkurbahn. Sie wogen rund 370 Kilogramm und hatten 10 Solarforschungs-Satelliten wissenschaftliche Experimente zur Un- Der NASA-Satellit Solar Maximum tersuchung von Partikeln (Ionen, Elek- Mission (SMM), auch SolarMax ge- tronen, Moleküle) in Sonnennähe so- nannt, diente insbesonders zur Beob- wie zur Erforschung des interplaneta- achtung von Sonneneruptionen. Dieser ren Magnetfeldes, des interplanetaren große, über 2 Tonnen schwere Satellit Staubs und des Zodiakallichts an Bord. wurde am 14.Februar 1980 um 15:57 Die Sonden rotierten ständig um die Uhr UTC von einer Delta-Rakete ge- startet SolarMax war der erste Satellit, SolarMax während der Reparaturmission. eigene Achse, damit im Inneren eine Foto: NASA. Temperatur von 20 °C aufrechterhalten der nach einem Schaden in der Lage- werden konnte. Die Außenhülle heizte regelung im Weltraum eingefangen, re- Inzwischen waren auch andere Na- sich auf bis zu 300 °C auf. Trotzdem pariert und wieder ausgesetzt wurde. tionen in diesem Forschungsbereich blieben sie über 11 Jahre (Helios 1) Dies war nur mit dem aktiv geworden. , ursprüngli- bzw. 6 Jahre (Helios 2) in Betrieb. möglich. Ähnliche Manöver wurden cher Name ASTRO-A, war ein zur dann auch beim Hubble Weltraum- Sonnenbeobachtung gebauter japani- Weltraumfacts 3+4/2013 15 bis 1996 zum Lagrange-Punkt L1 ma- növriert. Der Satellit verließ diese Position 1998 wieder und schwenkte in eine als Blütenblatt-Orbit bezei- chnete Umlaufbahn um die Erde nahe der Grenze des Erdschwerefelds. Am 3.Juni 2013 konnte Wind mit seinem Transient Gamma-Ray Spectrometer den Gammastrahlenblitz GRB 130603B anmessen. Das Solar and Heliospheric Ob- servatory (Sonnen- und Heliosphä- ren-Observatorium), kurz SOHO , konnte eine wesentlich größerer Be- kanntheit als die Wind-Sonde erzielen. Es wurde von der ESA gebaut und von der NASA mit einer Atlas-II-AS-Ra- kete 1995 gestartet. SOHO ist ein drei- achsstabilisierter, modular aufgebauter Die Bahn von Ulysses um die Sonnenpole. Grafik: NASA Satellit mit einer Masse von etwa 610 scher Röntgensatellit. Der vom ISAS Punkt den Süd- und Nordpol der Kilogramm, der permanent auf die gebaute Satellit wurde 1981 mit einer Sonne passierte. Der sonnennächste Sonne ausgerichtet und in einem Halo- M-3S-Rakete vom Kagoshima Space Punkt lag bei 1.35 AE, also zwischen Orbit um L1 stationiert ist. Damit ist er Center gestartet. Hinotori gewann Bil- Erde und Marsbahn und der etwa 1,5 Millionen Kilometer von der der von Sonnenflares im Röntgenlicht sonnenfernste Punkt bei 5.4 AE, etwas Erde entfernt. Während eines Bahnma- und Röntgenspektren dieser Flares. innerhalb der Jupiterbahn. Die Mission növers ging SOHO anfangs fast verlo- Nach 10 Jahren in der Umlaufbahn wurde 2009 mangels Energie ren, konnte aber durch eine langwieri- verglühte der Satellit im Jahre 1991 in eingestellt, obwohl die Sonde weiter- ge Prozedur gerettet werden. Die Liste der Erdatmosphäre. war ein hin die Sonne umläuft. der Instrumente an Bord ist lang und weiteres japanisches Weltraumteles- Ulysses zählt zu den herausragen- besteht aus einer Mischung von ab- kop, gebaut unter der Bezeichnung den Missionen in der europäischen bildenden Geräten, anderen Detektoren SOLAR-A. Der Start erfolgte 1991 mit Raumfahrtgeschichte. Die wissen- und Spektrographen. Neben vielen Er- einer Mu-Rakete vom Kagoshima schaftliche Mission umfaßte unter an- kenntnissen über die Sonne selbst wur- Space Center aus. Yohkoh beobachtete derem die Sonnenkorona, den Sonnen- den durch SOHO bis jetzt über tausend die Sonne über fast einen gesamten wind, das Sonnenmagnetfeld, solare unbekannte Kometen entdeckt, die we- Sonnenfleckenzyklus und nahm in Plasmawellen, kosmische Strahlen, so- gen ihrer an der Sonne streifenden dieser Zeit mehrere Millionen Rönt- wie zahlreiche Messungen beim Jupi- Bahnen auch als „Sungrazer“ bezeich- genbilder auf. Missionsende war we- tervorbeiflug 1992. net werden. SOHO soll mindestens bis gen leerer Batterien Ende 2001, vier Dezember 2014, wahrscheinlich aber Jahre später verglühte Yohkoh. Das ISTP-Projekt bis 2016 in Betrieb gehalten werden. Der 1.250 Kilogramm massende Ulysses, ein Meilenstein Solarsatellit Wind war nicht ganz so Ulysses war eine 1990 mit dem Space spektakulär, trug aber ebenfalls zur Shuttle gestartete, mittlerweile aufge- Vermehrung unseres Wissens bei. Er gebene Sonnen-Sonde der ESA und wurde von den USA gemeinsam mit der NASA. Gebaut wurde sie von der der ESA, Russland, Tschechien und deutschen Dornier-System GmbH. Sie im Rahmen des „International war bis 2009 in Betrieb und umrundete Solar Terrestrial Physics“ (ISTP-) Pro- in dieser Zeit mehrmals unser Heimat- jektes gestartet. Diesem Projekt ge- gestirn in einer ausgedehnten Bahn hörten auch die Sonde SOHO und über die Sonnenpole. Um diese extre- einige andere Satelliten an. Ziel von me Bahn erreichen zu können, mußte Wind war die Erforschung des herein- sie zuerst weit hinaus ins Sonnen- kommenden Sonnenwindes beim Kon- system fliegen, um mittels eines Fly- takt mit der Schockfront der Erde. Bys am Jupiter die Ekliptik verlassen Wind wurde 1994 auf einer Delta- SOHO. Grafik: NASA. zu können. Die erreichte Bahn hatte II-Trägerrakete in eine Erdumlaufbahn eine Umlaufsdauer von etwas über 6 mit einem Apogäum von 1,5 Millionen Jahren, wobei Ulysses innerhalb von Kilometer gebracht. Danach wurde er knapp 2 Jahren beim sonnennächsten Weltraumfacts 3+4/2013 16 Explorer-Satelliten schweizer Institute und dient zur Son- rona der Sonne, den Entstehungsort ACE (Advanced Composition Ex- nenbeobachtung im Röntgen- und dieses Elektronenstroms, zu beobach- plorer) ist eine weitere Raumsonde Gammabereich. In dieser energierei- ten: Der WLC-Koronograf (White des Explorer-Programmes und trägt chen elektromagnetischen Strahlung Light Coronograph) und das UVCS- auch den Namen Explorer 71. Ge- werden Sonnenkorona und Sonnen- Spektrometer (Ultraviolet Coronal startet wurde ACE durch die NASA im eruptionen beobachtet und dabei die Spectrometer). August 1997 mit einer Delta-II-Rakete. physikalischen Mechanismen der Teil- Mit dem UVCS, entwickelt vom Ziel der 752 Kilogramm schweren, chenbeschleunigung untersucht. Smithsonian Astrophysical Observa- spinstabilisierten Sonde ist die Analyse tory, wurde über die Ultraviolettstrah- von solaren, interplanetaren, interstel- lung die Temperatur und Ausdehnung laren und kosmischen Partikeln an der der Protonen gemessen, während der Grenze des Erdschwerefeldes nahe vom High Altitude Observatory ent- dem Lagrange-Punkt L1. Dort wird sie wickelte WLC die Dichte und Vertei- wahrscheinlich bis etwa 2024 einsatz- lung der Elektronen im sichtbaren fähig bleiben. Trotz Störungen eines Licht ermittelte. Die Wissenschaftler Instruments ist ACE weiterhin aktiv. wollten auf diese Weise neue Erkennt- nisse gewinnen, woher die extrem heiße Korona ihre Energie bezieht und welchen Einfluss sie auf den Sonnen- RHESSI vor der Sonne. Grafik: NASA. wind hat. SPARTAN 201 wurde zwischen 1993 und 1998 insgesamt RHESSI kann im Röntgen- und Gam- fünfmal eingesetzt, wobei die letzte mabereich bei Energien von 3 keV bis Mission die Wiederholung der miß- 17 MeV messen (eV = Elektronenvolt, glückten Vorgängermission war. ein Maß für die Energie einer Strah- lung). Durch ein System von Gitter- kollimatoren in Verbindung mit der Rotation des drallstabilisierten Satel- liten kann die Sonne mit einer Auf- lösung von je nach Energiebereich 2 bis 36 Bogensekunden untersucht wer- den (Ein Kollimator kann Röntgen- oder Gamma-Strahlung ausrichten und wirkt so ähnlich wie eine Linse bei op- Der Start von ACE. Foto: NASA. SPARTAN 201 im Freiflug während der tischem Licht). Zusätzlich werden auch Shuttle-Mission STS-56. Foto: NASA. Der kleine Explorer TRACE Gammastrahlungspulse, die in Gewit- (Transition Region And Coronal Ex- terregionen auf der Erde erzeugt wer- Im Dienste der Erdbeobachtung plorer) , auch SMEX 4 oder Explorer den, beobachtet. Der Active Cavity Radiometer 73 genannt, trug nur ein kleines UV- Wie andere kleine Satelliten wurde Teleskop. TRACE wurde mit einer Irradiance Monitor RHESSI von einer Pegasus-Rakete ge- (ACRIMSat) ist ein 1999 mit einer luftgestützten Pegasus-Rakete im April startet. Der Start erfolgte im Februar 1998 in eine sonnensynchrone Erdum- Taurus-Trägerrakete gestarteter For- 2002, die ursprünglich geplante Le- schungssatellit der US-amerikanischen laufbahn gestartet. Dadurch hielt sich bensdauer von zwei Jahren wurde stark der Satellit immer außerhalb des Erd- Luft- und Raumfahrtbehörde NASA. verlängert und die Mission dauert noch Dieser Satellit war eigentlich nicht schatten auf, wodurch kontinuierliche immer an. Beobachtungen der Sonne ermöglicht direkt der Solarforschung gewidmet, wurden. Sein 30-cm-Cassegrain-UV- Das SPARTAN-Programm da er die Energieabstrahlung der Sonne Teleskop diente in erster Linie der deswegen messen sollte, um deren SPARTAN war eine freifliegende Ins- Auswirkung auf das irdische Klima zu Ergänzung des Forschungsatelliten trumenten- und Experimentalplattform SOHO, da damit kleine Teile der Son- untersuchten. Er gehört daher auch die mit dem Space Shuttle mitgeführt zum Earth Observing System (EOS), nenoberfläche mit wesentlich höherer und für einige Tage ausgesetzt werden Auflösung aufgenommen werden kon- einem Forschungsprogramm der NA- konnte. Anschließend wurde sie wieder SA zur Erdbeobachtung. nten. Die Mission wurde aber bereits eingefangen und zur Erde zurückge- ACRIMSat ist ein kleiner, nur 115 am 22.Juni 2010 beendet. bracht. Der Reuven Ramaty High Energy Kilogramm schwerer Raumflugkörper, Mit SPARTAN 201 sollte die Ent- der die Erde auf einer sonnensynch- Solar Spectroscopic Imager stehung des Sonnenwindes erforscht (RHESSI) (auch Explorer 81 ) ist ein ronen Umlaufbahn umkreist. Die Mes- werden. Dazu wurden zwei Teleskope sung der Energieabstrahlung der Sonne Weltraumteleskop der NASA mit Be- auf der Plattform montiert, um die Ko- teiligung anderer amerikanischer und erfolgt durch das Active Cavity Radio- Weltraumfacts 3+4/2013 17 meter Irradiance Monitor (ACRIM), die die Sonne und die Wechselwirkung Weitere Satelliten zur Solarfor- ein Instrument, das elektromagnetische ihrer Teilchenausbrüche und Felder mit schung außerhalb der USA Wellen mit Wellenlängen zwischen der Magnetosphäre der Erde erstmals Koronas-Foton (auch CORONAS- 200 Nanometer und 2 Mikrometer dreidimensional beobachten (Stereo- FOTON , für Complex Orbital Ob- messen kann, daß heißt sowohl im effekt). Der Start erfolgte im Oktober servations Near-Earth of Activity of sichtbaren Licht als auch im Ultra- 2006 mit einer Delta II 7925-10L von the Sun ) ist die Bezeichnung für einen violett- und Infrarotbereich. SolarMax Cape Canaveral in Florida aus. russischen Sonnenforschungssatelliten. in den 1980er Jahren hatte ein ähn- Es war der dritte Satellit aus dem russi- liches Instrument an Bord. ACRIMSat schen Koronas-Programm und ein Teil ist noch in Betrieb und beobachtete des internationalen Living-With-a-Star- 2012 den Venus-Transit. Programmes. Sonnenwind Das Ziel des Satelliten war die Un- Die Raumsonde Genesis (benannt tersuchung der Energieakkumulation nach dem ersten Buch der Bibel) war und der Übertragung von Energie auf eine NASA-Mission zur Erforschung beschleunigte Teilchen während Son- des Sonnenwindes, die am 8.August neneruptionen, die Untersuchung der 2001 mit einer Delta-II-Rakete von der Mechanismen der Beschleunigung der Erde abhob. Sie erreichte ihre end- Teilchen, die Ausbreitung und die gültige Position, den Lagrange-Punkt Interaktion der Teilchen in der Sonnen- L1 des Sonne-Erde-Systems, im No- atmosphäre und das Studium der so- vember 2001. Neben zwei Detektoren laren Aktivität in Beziehung mit physi- waren zwei Einrichtungen zum Ein- kalisch-chemischen Prozessen in der fangen von Proben aus dem Sonnen- oberen Atmosphäre der Erde. wind vorhanden. Diese wurden an Koronas-Foton wurde im Jänner Bord einer kleinen Kapsel zur Erde zu- 2009 vom Kosmodrom Plessezk mit rückgebracht. Die Genesis-Mutterson- einer Zyklon-3 gestartet. Nach dem de wurde inzwischen in eine der Erde Zusammenbruch der Energieversor- vorauseilende Umlaufbahn um die gung Mitte Januar 2010 wurde der Sa- Sonne gebracht. Leider konnte die Die beiden Raumsonden auf der dritten Stufe tellit kurze Zeit später aufgeben, ob- Landekapsel nicht wie geplant einge- der Delta-Rakete. Foto: NASA. wohl er für eine dreijährige Missions- fangen werden, sondern stürzte im dauer ausgelegt war. Die Masse des Forschungsziel war unter anderem September 2004 ungebremst ab. Dabei Satelliten betrug etwa 1,9 Tonnen mit die Untersuchung der Ursachen und wurde die Umhüllung zerstört und die etwa 540 Kilogramm wissenschaft- Mechanismen der koronalen Masse- Proben stark verunreinigt. Trotzdem licher Nutzlast, bestehend aus Rönt- auswürfe sowie Beschreibung der Aus- konnten geringe Mengen isoliert und gen- und Gammastrahlen-Spektrome- breitung koronaler Masseauswürfe in untersucht werden. Diese beweisen, tern, abbildenden Instrumenten und der Heliosphäre. Weiters standen die daß die Sonne, wie die Gasplaneten, anderen Detektoren. Mechanismen und Stellen der Be- eine deutlich andere Isotopen-Ver- schleunigung der Partikel in der unter- teilung hat als die inneren Planeten. en Korona und im interplanetaren Raum sowie die Ermittlung der ge- nauen Struktur des Sonnenwindes im Fokus von STEREO. Durch die hohe Stabilität der Kameras waren die gesammelten Daten auch für andere astronomische Zwecke von Nutzen, so wurden etwa über hundert bisher unbe- kannte Doppelsterne entdeckt. . Grafik: NASA/GSFC/C. Meaney. Die weitgehend identischen Raum- Hinode, entwickelt als SOLAR-B, sonden STEREO A und B wurden ist eine Nachfolgemission des Satel- Genesis während der Probensammlung. vom APL gebaut. Sie wurden dreiach- liten Yohkoh (SOLAR-A), welcher Grafik: NASA. sig stabilisiert und besaßen vollgetankt zwischen 1991 und 2001 operierte. eine Masse von je 618,7 Kilogramm. Neben der japanischen Raumfahrtbe- Stereo-Beobachtung Beide wurden gleich ausgestattet mit je hörde JAXA waren die ESA, die briti- vier Instrumentenpaketen mit ver- sche Forschungsorganisation PPARC Das Projekt STEREO (Solar TEr- schiedenen Kameras, Koronographen und das Marshall Space Flight Center restrial RElations Observatory) der und anderen Radio- und Teilchen- der NASA beteiligt. Mit dem Satelliten US-Raumfahrtbehörde NASA besteht Detektoren. sollte die Wechselwirkungen zwischen aus zwei fast identischen Raumsonden, Weltraumfacts 3+4/2013 18 dem Magnetfeld der Sonne und der zusätzliche Bezeichnung Explorer 94 Swing-bys schrittweise der Sonne Sonnenkorona untersucht werden. Der erhalten. Mit ungefähr 200 Kilogramm nähern und im Verlauf der Mission Start erfolgte mit einer japanischen ist IRIS wesentlich kleiner als SDO etappenweise in eine immer polarere Trägerrakete vom Typ M-V im Sep- und wird zum SMEX- (Small Explo- Umlaufbahn um die Sonne einschwen- tember 2006. Der etwa 900 Kilogramm rer) Programm gerechnet. Der Start ken. Zum Ende der Mission wird Solar schwere Satellit wurde in einen 600 erfolgte ähnlich wie bei anderen Klein- Orbiter eine um mindestens 25° ge- Kilometer hohen sonnensynchronen satelliten an Bord einer Pegasus. neigte Bahn zur Ekliptik haben und Orbit manövriert. An Bord befand sich Die Aufgabe von IRIS ist die Erfor- sich der Sonne bis auf 45 Millionen ein optisches und ein Röntgenteleskop schung der äußeren Bereiche der Son- Kilometer nähern. und ein Spektrometer. Anfang 2007 nenatmosphäre. Es wird den Energie- Die Startmasse der Sonde soll 1800 lieferte Hinode erste Bilder im Rönt- und Plasmafluß durch die Chromos- Kilogramm betragen und sie soll über genbereich, die verwickelte Magnet- phäre und die Übergangsregion in die einen chemischen Antrieb verfügen. felder in der Korona der Sonne zeigen. Sonnenkorona im ultravioletten Be- Ursprünglich waren Ionenantriebe ge- Durch diese Aufnahmen konnte die reich mittels Abbildung und Spektro- plant, die für BepiColombo entwickelt Theorie, daß durch solche Prozesse metrie untersuchen. Dadurch werden wurden. Hauptziel der Mission ist die hochenergetische Teilchen erzeugt Informationen über den Energietrans- Untersuchung des Sonnenwindes. Da- werden, bestätigt werden. port in die Korona und den Sonnen- bei werden die Instrumente Strukturen Wesentlich kleiner als diese beiden wind gewonnen, die zum Verständnis in der Sonnenkorona ab einer Größe Satelliten war Picard , ein französisch- dieser bislang nicht näher untersuchten von 35 Kilometern aufnehmen können. er Sonnenforschungssatellit der CNES. dynamischen Region der Sonne und Der Mikrosatellit wurde auf einer anderer Sterne beitragen. Dnepr-1-Trägerrakete am 15.Juni 2010 Das Teleskop, ein UV-Spektrome- vom Kosmodrom Jasny aus zusammen ter mit 20 Zentimeter Öffnung, kann mit dem schwedischen Satellitenpaar pro Aufnahme nur etwa ein Prozent Mango und Tango in einen sonnen- der Sonnenoberfläche erfassen, aber synchronen Orbit gebracht. Die wis- mit einer räumlichen Auflösung von senschaftliche Nutzlast bestand aus ei- 240 Kilometer. Damit ergänzt IRIS die nem abbildenden Teleskop, zwei Dif- Aufnahmen des SDO’s, das Komplett- ferential-Radiometern und drei Photo- abbildungen der Sonne in geringerer metern. Auflösung liefert. Das Instrument nim- mt alle fünf bis zehn Sekunden ein Aktive NASA-Missionen Bild und alle ein bis zwei Sekunden Das Solar Dynamics Observatory Spektren auf. (SDO) ist eine im Februar 2010 ge- startete NASA-Mission zur Erfor- Solar Orbiter. Grafik: Astrium UK. schung der dynamischen Vorgänge der Sonne, die unter dem LWS-Programm Solar Probe+ (auch Solar Probe entwickelt wurde. SDO soll die Mes- Plus) ist eine geplante Raumsonde der sungen der Sonde SOHO fortführen. NASA zur Erforschung der Sonne, Als Trägerrakete fungierte eine Atlas insbesondere ihrer äußersten Atmos- V, die für den mehr als 3 Tonnen phärenschicht, der Korona. Sie soll zwei ungelöste Fragen beantworten, schweren Großsatelliten auch ge- IRIS. Grafik: NASA. braucht wurde. SDO wurde in einer zum einen, warum wird die Korona auf bis zu 5 Millionen Grad aufgeheizt, geosynchronen Umlaufbahn stationiert. Geplante Missionen Die Mission ist auf fünf Jahre aus- obwohl die sichtbare Sonnenoberfläche gelegt, der Treibstoff soll aber für min- KuaFu ist eine chinesische Raumfahrt- nur etwa 5500 °C heiß ist und zum destens zehn Jahre ausreichen. SDO ist mission zur Erforschung der Sonne anderen, wie werden die Teilchen des ein drei-Achsen-stabilisierter Satellit und ihrer Wechselwirkung mit der Sonnenwindes beschleunigt? Dazu soll mit rund 270 Kilogramm wissen- Erde. Die Mission sollte nach den sich Solar Probe+ der Sonnenoberflä- schaftlicher Nutzlast. Die drei Instru- ursprünglichen Planungen zum Maxi- che bis auf 8,5 Sonnenradien nähern. mente sollen die Sonne im UV-Licht mum der Sonnenaktivitäten im Jahr Nach den derzeitigen Planungen ist der sowie deren magnetische Aktivität 2012 beginnen, der Start wurde aber Start für 2018 vorgesehen, nach sieben untersuchen und abbilden. auf 2017 verschoben. Swing-bys an der Venus soll sie im Dezember 2024 ihren sonnennächsten Interface Region Imaging Spec- Der Solar Orbiter (SolO) ist eine Punkt erstmals erreichen. trograph (IRIS) ist ein 2013 gestarte- Raumsonde der ESA, die nach der- tes Weltraumteleskop zur Erforschung zeitigen Planungen im Jänner 2017 mit EF, Quellen: NASA, ESA, ISAS, JAXA, der Sonnenatmosphäre. Nach dem Er- einer Atlas V (401) von Cape Cana- Wikipedia, Bernd Leitenberger. reichen der Umlaufbahn hat IRIS die veral gestartet werden soll. Sie soll sich nach mehreren Erd- und Venus- Weltraumfacts 3+4/2013 19 ISS-Missionsreport Expedition 32

ISS-Expedition 32 ist die Missionsbezeichnung für die 32.Langzeitbesatz- ung der Internationalen Raumstation (ISS). Die Mission begann am 1.Juli 2012 mit dem Abkoppeln des Raumschiffs Sojus TMA-03M von der ISS. Das Ende wurde durch das Abkoppeln von Sojus TMA-04M am 17.September 2012 markiert. Im Verlaufe von Expedition 32 wurden drei EVA’s absolviert. Neue Fracht kam mit einem -Frachter und einem HTV zur Station. Ein ATV hatte bereits im März an deren Heck angelegt. Von der Besatzung wurden viele der mehr als 200 laufenden wissenschaftlichen Untersuchungen betreut bzw. ausgeführt. Ein konti- nuierliches Testprogramm absolvierte Robonaut 2, das „siebente“ Besatz- ungsmitglied. Logo der Expedition 32-Mission. Grafik: NASA. Daten von Expedition 32: Mission ISS Expedition 32 (EC-32) Rufzeichen Expedition 32 Start 15. Mai 2012, 03:01 UTC Beginn 1. Juli 2012 4:47 UTC Startplatz Baikonur LC-1 Raumschiff Sojus TMA-03M (Abkopplung) Raumschiff Sojus TMA-04M Ende 16. September 2012, 23:09 UTC Ankopplung 17. Mai 2012, 4:36 UTC Raumschiff Sojus TMA-04M (Abkopplung) Landung 17. September 2012, 02:53 UTC Dauer auf ISS 78 Tage 19 Stunden 22 Minuten Flugdauer 124 Tage 23 Stunden 52 Minuten Kdo-Übergabe 15.September 2012 (Padalka, Rewin, Acaba) an Expedition 33 126 Tage 23 Stunden 13 Minuten (Williams, Malentschenko, Hoshide) Besatzung Gennadi Iwanowitsch Padalka Sojus TMA-04M Kommandant, 4.Flug (Roskosmos/Russland) (6 Personen) Sergei Nikolajewitsch Rewin Sojus TMA-04M Bordingenieur, 1.Flug (Roskosmos/Russland) Joseph Michael Acaba Sojus TMA-04M Bordingenieur, 2.Flug (NASA, USA) Sunita Lyn Williams Sojus TMA-05M Bordingenieurin, 2.Flug (NASA, USA) Juri Iwanowitsch Malentschenko Sojus TMA-05M Bordingenieur, 5.Flug (Roskosmos/Russland) Sojus TMA-05M Bordingenieur, 2.Flug (JAXA/Japan) Ersatz-Crew Wiktorowitsch, Igorjewitsch, nicht offiziell nominiert Anthony, Jurjewitsch, Henry, Austin Kopplungen Sojus TMA-03 (Exp. 31) Abkopplung 1.Juli 2012 4:47 UTC Kononenko, Kuipers, Pettit Sojus TMA-05M Ankopplung 17.Juli 2012, 4:51 UTC Williams, Malentschenko, Hoshide Progress-M 15M Abkopplung 30. Juli 2012, 21:16 UTC HTV 3 () Ankopplung 27. Juli 2012, 12:05 UTC Progress-M 16M Ankopplung 2. August 2012, 01:18 UTC HTV 3 (Kounotori 3) Abkopplung 12. September 2012, 11:50 UTC Sojus TMA-04M (Exp. 32) Abkopplung 16. September 2012, 23:09 UTC Padalka, Rewin, Acaba Extra Vehicular Activity (EVA’s): EVA’s Anzahl 3 (Extra Vehicular Activity = Außenbordtätigkeit) 1. 20.August 2012 15:37 - 21:28 UTC 5h 51m Umsetzen des Strela-2 Transportarms von Pirs auf (Padalka & Malentschenko) (von Pirs aus) Sarja, Aussetzen des passiven Satelliten Sfera 53, Anbringen von 5 zusätzlichen Meteoritenschutz- Schilden an Swesda, Einholen des Experiments Biorisk 2. 30.August 2012 12:16 - 20:33 UTC 8h 17m Stromkabel vom Modul Unity über PMA-1 zu Sarja (Williams & Hoshide) (von Quest aus) verlegt; Versuch Stromverteiler auszutauschen 3. 5.September 2012 11:06 - 17:34 UTC 6h 28m Hauptenergieverteiler 1 (Main Bus Switching Unit = (Williams & Hoshide) (von Quest aus) MBSU) korrekt installiert; Austausch einer defekten Kamera am Stationsmanipulator Canadarm2 EF, Quellen: NASA-Homepage, Wikipedia, Raumfahrer.Net, Spacefacts.

Weltraumfacts 3+4/2013 20 15.Juli 2012: Das Sojus-Raumschiff TMA-05M startet von Baikonur aus zur ISS. Foto: NASA/Carla Cioffi.

Die Crew von Expedition 32: Von links gesehen die Flugingenieure Akihiko Hoshide, Juri Malentschenko, Sunita Williams and Joe Acaba, Kommandant Gennadi Padalka und der Flugingenieur Sergei Rewin. Foto: NASA.

27.Juli 2012: Durch das Fenster der Cupola ist zu sehen, wie Aki Hoshide und Joe Acaba den Roboterarm (Canadarm2) der Station nutzen, um das unbemannte japanische Versorgungs- raumschiff H-II Transfer Vehicle (HTV-3) ein- zufangen, als es sich der Station nähert. Ange- dockt wurde es am Harmony-Modul. Foto: NASA.>>

Das Innere des HTV’s mit den gebündelten Versorgungsgütern, aufgenommen am 28.Juli 2012 nach dem Öffnen der Verbindungsluke. Foto: NASA.

30.August 2012: Ein Teil der ISS. Foto: NASA. Gennadi Padalka während seines EVA’s am 20.August 2013 Foto: NASA Weltraumfacts 3+4/2013 21 ISS-Missionsreport Expedition 33

ISS-Expedition 33 ist die Missionsbezeichnung für die 33.Langzeitbesatzung der Internationalen Raumstation (ISS). Die Mission begann am 16. September 2012 mit dem Abkoppeln des Raumschiffs Sojus TMA-04M von der ISS und endete am 18. November 2012 mit dem Abkoppeln von Sojus TMA-05M. Während der etwa zweimonatigen Mission wurden an Bord der Internationa- len Raumstation vorwiegend wissenschaftliche Experimente betreut und die Station in einem guten Zustand gehalten. Im September wurde das ATV 3 abgekoppelt und im Oktober wurde Nachschub mit dem kommerziellen Raumtransporter Dragon gebracht, der Ende des Monats wieder abgekoppelt Logo der Expedition 33-Mission. wurde. Zwischendurch waren auch die restlichen Crew-Mitglieder mit Sojus Grafik: NASA. TMA-06M angekommen und zusätzliche Versorgungsgüter mit Progress M-17M geliefert worden. Mitte November verließ dann bereits wieder die Hälfte der Besatzung die Station, die nun von der restlichen Crew als Expedition 34 übernommen wurde. Daten von Expedition 33: Mission ISS Expedition 33 (EC-33) Rufzeichen Expedition 33 Start 15.Juli 2012 2:40 UTC Beginn 16.September 2012 23:09 UTC Startplatz Baikonur LC-1 Raumschiff Sojus TMA-04M (Abkopplung) Raumschiff Sojus TMA-05M Ende 18.November 2012 22:26 UTC Ankopplung 17.Juli 2012, 4:51 UTC Raumschiff Sojus TMA-05M (Abkopplung) Landung 19.November 2012, 1:53 UTC Dauer auf ISS 62 Tage 23 Stunden 17 Minuten Flugdauer 126 Tage 23 Stunden 13 Minuten Kdo-Übergabe 17.November 2012 (Williams, Malentschenko, Hoshide) an Expedition 34 143 Tage 16 Stunden 15 Minuten (Ford, Nowizki, Tarelkin) Besatzung Sunita Lyn Williams Sojus TMA-05M Kommandantin, 2.Flug (NASA, USA) (6 Personen) Juri Iwanowitsch Malentschenko Sojus TMA-05M Bordingenieur, 5.Flug (Roskosmos/Russland) Akihiko Hoshide Sojus TMA-05M Bordingenieur, 2.Flug (JAXA/Japan) Kevin Anthony Ford Sojus TMA-06M Bordingenieur, 2.Flug (NASA, USA) Oleg Wiktorowitsch Nowizki Sojus TMA-06M Bordingenieur, 1.Flug (Roskosmos/Russland) Jewgeni Igorjewitsch Tarelkin Sojus TMA-06M Bordingenieur, 1.Flug (Roskosmos/Russland) Ersatz-Crew Jurjewitsch, Henry, Austin, nicht offiziell nominiert Wladimirowitsch, Alexandrowitsch, John Kopplungen Sojus TMA-04M (Exp. 32) Abkopplung 16.September 2012, 23:09 UTC Padalka, Rewin, Acaba ATV 3 Edoardo Amaldi Abkopplung 28.September 2012 RAIKO, FITSat 1, We Wish, F-1 und Abkopplung 4.Oktober 2012 TechEduSat (5 Kleinsatelliten) Dragon-CRS 1 Ankopplung 10. Oktober 2012, 13:03 UTC Sojus TMA-06M Ankopplung 25.Oktober 2012, 12:29 UTC Ford, Nowizki, Tarelkin Dragon-CRS 1 Abkopplung 28. Oktober 2012, 13:30 UTC Progress M-17M Ankopplung 31. Oktober 2012, 13:33 UTC Sojus TMA-05M (Exp. 33) Abkopplung 18. November 2012 22:26 UTC Williams, Malentschenko, Hoshide

Extra Vehicular Activity (EVA’s): EVA’s Anzahl 1 (Extra Vehicular Activity = Außenbordtätigkeit) 1. 1. November 2012 12:29 - 19:07 UTC 6h 38m Radiator am Gitterstrukturelement P6 ausgetauscht; (Williams & Hoshide) (von Quest aus) Drehgelenk zur Nachführung der Solarzellenpaneele gereinigt

EF, Quellen: NASA-Homepage, Wikipedia, Raumfahrer.Net, Spacefacts.

Weltraumfacts 3+4/2013 22 24.Juli 2012: Expedition 33/34/35 Besatzungs- mitglieder posieren für ein Gruppenbild im ISS Mock-up/Trainer in der Space Vehicle Mock-up Facility auf dem Johnson Space Center der NASA. Von links gesehen: Die russischen Kos- monauten Oleg Nowizki und Jewgeni Tarelkin, beide Flugingenieure; der NASA Astronaut Kevin Ford, Expedition 33 Flugingenieur und Expedition 34 Kommandant; Canadian Space Agency Astronaut Chris Hadfield, Expedition 34 Flugingenieur und Expedition 35 Kommandant; NASA Astronaut Tom Marshburn und der russi- sche Kosmonaut Roman Romanenko, beide Ex- pedition 34/35 Flugingenieure. Foto: NASA

4.Okt. 2012: Drei winzige Satelliten vor den Solarzellenflügeln der ISS und einem Teil der blauen Erdoberfläche. Sie wurden mit Hilfe der Vorrichtung „Small Satellite Orbital Deployer“, die am Roboterarm des Kibo Labora- toriums angebracht wurde, im Weltraum ausgesetzt. Die Vorrichtung war vorher von Aki Hoshide, dem japanischen Flugingenieur im Inneren des La- bors vorbereitet und in der Luftschleuse plaziert worden. Von dort aus wurde sie mit dem Roboterarm aufgenommen. Foto: NASA >> << 28.September 2012: Das europäische Versorgungsraumschiff ATV-3 nach dem Abdocken von der Station.

10.Okt. 2012: Das kommerzielle Frachtraum- schiff Dragon, SpaceX CRS-1, am Haken des Roboterarms Canadarm2. Dieser wurde aus dem Inneren der Station durch Aki Hoshide und Sunita Williams gesteuert. Dabei hatten sie durch die sieben Fenster der Cupola eine gute Aussicht auf ihren Arbeitsbereich. Nach dem Einfangen wurde die Kapsel am Harmony Modul angedockt. Foto: NASA. >>

18.Nov. 2012: Das Raumschiff Sojus TMA-05M nach dem Ab- legen von der Station. Die Raumfahrer Williams, Malentschenko 1.Nov. 2012: Aki Hoshide während des EVA’s. Foto: NASA. und Hoshide kehrten damit zur Erde zurück. Foto: NASA.

Weltraumfacts 3+4/2013 23 ISS-Missionsreport Expedition 34

ISS-Expedition 34 ist die Missionsbezeichnung für die 34. Langzeitbesatzung der Internationalen Raumstation (ISS). Die Mission begann am 18.November 2012 mit dem Abkoppeln des Raumschiffs Sojus TMA-05M von der ISS. Das Ende wurde durch das Abkoppeln von Sojus TMA-06M am 15.März 2013 markiert. Zunächst mußten Ford, Nowizki und Tarelkin die Station rund vier Wochen lang allein in Schuss halten. Neben den Wartungsarbeiten wurden noch verschiedene Experimente betreut und medizinische Langzeitunter- suchungen absolviert. Mit dem Start von Sojus TMA-07M am 19.Dezember 2012 begann die zweite Phase der Expedition 34, wodurch bereits zwei Tage Logo der Expedition 34-Mission. später mit der Kopplung am ISS-Modul Rasswet die Besatzungsstärke auf Grafik: NASA. sechs Personen anwuchs. Hauptaufgabe war neben der Instandhaltung der Raumstation die Durchführung verschiedener wissenschaftlicher und technischer Experimente in den Bereichen Astronomie, Biologie, Erderkundung, Medizin, Physik und Technik. Im Februar wurde Pro- gress M-16M abgekoppelt und durch Progress M-18M ersetzt, während Progress M-17M bei der Station verblieb. Im Folgemonat erfolgte der Besuch durch den zweiten regulären Dragon-Frachter, der nach etwas mehr als drei Wochen wieder zur Erde zurückkehrte. Inzwischen wurde Expedition 34 am 15.März durch die Abkopplung von Sojus TMA-06M wieder beendet und durch Expedition 35 abgelöst. Daten von Expedition 34: Mission ISS Expedition 34 (EC-34) Rufzeichen Expedition 34 Start 23. Oktober 2012, 10:51 UTC Beginn 18.November 2012 22:26 UTC Startplatz Baikonur LC-31/6 Raumschiff Sojus TMA-05M (Abkopplung) Raumschiff Sojus TMA-06M Ende 15.März 2013 23:43 UTC Ankopplung 25. Oktober 2012, 12:29 UTC Raumschiff Sojus TMA-06M (Abkopplung) Landung 16. März 2013, 03:06 UTC Dauer auf ISS 117 Tage 1 Stunde 17 Minuten Flugdauer 143 Tage 16 Stunden 15 Minuten Kdo-Übergabe 15.März 2013 (Ford, Nowizki, Tarelkin) an Expedition 35 145 Tage 14 Stunden 19 Minuten (Marshburn, Hadfield, Romanenko) Besatzung Kevin Anthony Ford Sojus TMA-06M Kommandant, 2.Flug (NASA, USA) (6 Personen) Oleg Wiktorowitsch Nowizki Sojus TMA-06M Bordingenieur, 1.Flug (Roskosmos/Russland) Jewgeni Igorjewitsch Tarelkin Sojus TMA-06M Bordingenieur, 1.Flug (Roskosmos/Russland) Thomas Henry Marshburn Sojus TMA-07M Bordingenieur, 2.Flug (NASA, USA) Chris Austin Hadfield Sojus TMA-07M Bordingenieur, 3.Flug (Kanada/CSA) Roman Jurjewitsch Romanenko Sojus TMA-07M Bordingenieur, 2.Flug (Roskosmos/Russland) Ersatz-Crew Wladimirowitsch, Alexandrowitsch, nicht offiziell nominiert John, Nikolajewitsch, Salvo, Lujean Kopplungen Sojus TMA-05M (Exp. 33) Abkopplung 18.November 2012 22:26 UTC Williams, Malentschenko, Hoshide Sojus TMA-07M Ankopplung 21.Dezember 2012, 14:09 UTC Marshburn, Hadfield, Romanenko Progress M-16M Abkopplung 9.Februar 2013, 13:12 UTC Progress M-18M Ankopplung 11.Februar 2013, 20:35 UTC Dragon CRS2 Ankopplung 3.März 2013, 10:31 UTC Sojus TMA-06M (Exp. 34) Abkopplung 15.März 2013 23:43 UTC Ford, Nowizki, Tarelkin EF, Quellen: NASA-Homepage, Wikipedia, Raumfahrer.Net, Spacefacts.

Kein Komet, sondern das Raumschiff Sojus TMA-05M (Wiedereintritts-Modul) am Beginn der Wiedereintrittsphase in die Erdatmosphäre am 19.November 2012. Dabei ist ein eindrucks- voller Plasma-Schweif zu sehen. Foto: NASA.

Weltraumfacts 3+4/2013 24 Crew-Portrait von Expedition 34: Vordere Reihe: NASA Astronaut Kevin Ford (links), Kommandant und Canadian Space Agency (CSA) Astronaut Chris Hadfield, Flugingenieur. Hintere Reihe, von links: Die Kosmonauten Oleg Nowizki, Jewgeni Tarelkin, Roman Ro- manenko und der NASA Astronaut Tom Marshburn, alle Flugingenieure. Foto: NASA

Stratocumulus über dem Pafizik. Foto: NASA. 7.Dez. 2012: Die Sojus-Rakete beim Auf- richten am Startplatz in Baikonur. Liftoff von Sojus TMA-07M zur ISS war am 19.Dezember mit Marshburn, Hadfield und Romanenko an Bord. Foto: NASA/Carla Cioffi. >>

<< 21.Dez. 2012: Sojus TMA-07M bei der Annäherung an die Internationale Raumstation ISS. Foto: NASA.

29.Jänner 2013: NASA Astronaut Kevin Ford, Expedition 34 Kommandant, arbeitet im Destiny Labor der ISS. Foto: NASA.

1 Februar 2013: Robonaut 2, der erste men- schenähnliche Roboter im Weltraum, im Des- tiny Labormodul. Foto: NASA.

Weltraumfacts 3+4/2013 25 Shenzhou 10 China Bemannter Raumflug international 291. (ohne Fehlstarts und ballistische Flüge) Bemannter Raumflug China 5. (ohne Fehlstarts und ballistische Flüge) Int. Bezeichnungen Cospar ID: 2013-29A, Norad-Nr. 39179 Rufname ? Rollout am 3. Mai 2013 Start am 11.Juni 2013 um 09.38:02,666 Uhr UTC (Uhr 17.38:02,666 PZ Ortszeit / 11.38:02,666 Uhr MESZ, Startort Jiuquan Satellitenstart Zentrum in Gansu Provinz, Platz Nr. 43, Rampe Nr. 921 Trägerrakete Zweistufenrakete (plus 4 LB-45 / YF20B Booster) Chang Zheng CZ-IIF / Y10 Besatzung Nie Haisheng, (48), Kom., Shenzhou 6 Zhang Xiaoguang (46), Pilot, 1. Flug *) zweite Chinesin im All Wang Yaping*, (33), Operatorin, 1. Flug Ersatzmannschaft Liu Boming, Pan Zhanchun und Deng Qingming Erdumläufe 229 d h h m s Flugzeit 14 14 (350 ) 29 03 , 14,603507 Tage d h h m s Kopplungszeit 11 17 (281 ) 54 ?? , 11,745833 Tage Hersteller CAST (China Akademie der Space Technology) in Beijing/Peking, (China) Form Kugel-Zylinder mit zwei Sonnenzellenflächen Länge 8,86 m Durchmesser 2,80 m Spannweite über Sonnenzellenflächen 17,0 m Masse: 8.082 kg, Bahndaten am: (UTC) 11.06.2013 um 13.45 12.06.2013 um 02.17 15.06.2013 um 16.32 25.06.2013 um 13.07 Apogäum 313 km, 317 km, 341 km, 340 km, Perigäum 201 km, 264 km, 330 km, 335 km, Umlaufzeit 89,642 min, 90,335 min, 91,237 min, 91,274 min, Bahnneigung 42,782°, 42,778°, 42,779°, 42,776°, Exzentrizität 0,0084389, 0,0039875, 0,0007912, 0,0003627, Argument des Perigäums 130,4047°, 137,4855°, 315,6767°, 134,4152°, Landedatum am 26.Juni 2013 um 00.07:06 Uhr UTC (08.07:06 Uhr PZ Ortszeit / 02.07:06 Uhr MESZ) Landeort im Gebiet von Amugulang in der Inneren Mongolei der VR China Landekoordinaten 42° 19' 44'' Nord und 111° 21' 26'' Ost Flugstrecke ca. 9.800.000 km (?) Verbleib ? Bemerkungen: Fünfter bemannter Raumflug Chinas. An Bord waren zwei männliche Taikonauten und die zweite chinesische Taikonautin. Die Kopplung mit der Mini-Raumstation Tiangong-1 (2011-53A) erfolgte im Automatik-Modus am 13.Juni 2013 um 05.11 Uhr UTC, nur eine Stunde später stiegen zum zweiten Mal Taikonauten in die TG-1 um. Am 20.Juni 2013 gab Wang Yaping eine ca. 50 min dauernde Live-Schulstunde, die rund 60 Millionen chinesische Schüler sehen konnten. Am 23. Juni 2013 bestiegen die drei Raumfahrer das Shenzhou 10 Raumschiff wieder, koppelten um 00.26 Uhr UTC, von Nie Haisheng handgesteuert, von TG-1 ab und entfernten sich rund 5 km von der Raumstation. Nachdem Shenzhou 10 um 02.07 Uhr UTC wieder manuell an TG-1 angedockt hatte, stieg die Besatzung um 05.09 Uhr UTC erneut in die Raumstation um. (Freiflugphase: 1h 41m). Die endgültige Abkopplung des Orbital Moduls erfolgte am 24.Juni 2013 um 23:05 Uhr UTC dann automatisch. Weitere Objekte Zweitstufe Fragment Fragment Fragment Fragment Fragment Int. Bezeichnung 2013-29B 2013-29C 2013-29D 2013-29E 2013-29F 2013-29G Norad-Nr. 39180 39181 39182 39183 39184 39185 Form Zylinder Masse 5.500 kg Länge 15,5 m Durchmesser 3,35 m Bahndaten am 11.06.2013 11.06.2013 11.06.2013 11.06.2013 11.06.2013 12.06.2013 Apogäum 476 km, 298 km, 507 km, 504 km, 512 km, 432 km, Perigäum 191 km, 209 km, 183 km, 186 km, 192 km, 188 km, Umlaufzeit 91,210 min, 89,572 min, 91,436 min, 91,436 min, 91,578 min, 90,731 min, Bahnneigung 42,6208°, 42,7716°, 42,9166°, 42,9082°, 42,6479°, 42,6030°, Exzentizität 0,0212363, 0,0066779, 0,0240285, 0,0236617, 0,0237765, 0,0182439, Argument des Perigäums 121,3334°, 87,712°, 143,9049°, 144,2149°, 116,0063°, 129,0947°, Lebensdauer 10 Tage 9 Tage 2 Tage 2 Tage 2 Tage 3 Tage Absturz 21.06.2013 20.06.2013 13.06.2013 13.06.2013 13.06.2013 14.06.2013 © Wolfgang A. Möller, Quellen: NASA, Russian Space Web, Spaceflight now, Zarya, NORAD, Wikipedia

Weltraumfacts 3+4/2013 26 Zubringer-Taxi 33 Sojus TMA-08M GUS Bemannter Raumflug international 289. (ohne Fehlstarts und ballistische Flüge) Bemannter Raumflug UdSSR/Russland 123. (ohne Fehlstarts und ballistische Flüge) Internationale Bezeichnungen Cospar ID: 2013-13A, Norad-Nr. 39125, ISS-Flug 33S, Rufname „Karat“, Start am 28. März 2013 um 20.43:20,288 Uhr UTC (21.43:20,288 Uhr MEZ), 29. März 2013 um 00.43.20,288 Uhr MZ, Startort Baikonur Kosmodrom in Kasachstan, Startplatz 1 / Rampe 5, Träger Dreistufenrakete Sojus FG (Erzeugnis-Code: 11A511FG, Nr. E15000-043), Start-Besatzung (EP-35/36) Pawel W. Winogradow (Rusl.), (59/60), Kom., Sojus TM-26, TMA-8, Alexander A. Misurkin (Rusl.), (35), FI-1, 1. Flug, Christopher J. Cassidy (USA), (43), FI-2, STS-127, Ersatzmannschaft O. W. Kotow (Rusl.), S. N. Rjazanski (Rusl.), M. S. Hopkins (USA), Erdumläufe 2.581, d h h m s Flugzeit 166 06 (3990 ) 15 10 , d h h m s Kopplungsdauer 165 21 (3981 ) 07 07 , Typ 7K-STMA, Nr. 708 vom Hersteller Energija, : 11F732A47, Form Kugel-Zylinder mit zwei Sonnenzellenausleger Startmasse 7.220 kg, Länge 7,48 m, Durchmesser 2,20 m bis 2,72 m, Spannweite über Sonnenzellenflächen 10,70 m, Bahndaten am: (UTC) 28.03.2013 um 20.32 29.03.2013 um 01.21 24.06.2013 um 02.20 10.09.2013 um 20.45 Apogäum 227 km, 419 km, 422 km, 418 km, Perigäum 198 km, 402 km, 410 km, 413 km, Umlaufzeit 88,752 min, 92,780 min, 92,892 min, 92,885 min, Bahnneigung 51,649°, 51,647°, 51,650°, 51,649°, Exzentrizität 0,0022259, 0,0012293, 0,0009, 0,0003855, Argument des Perigäums 72,2858°, 82,6116°, 91,6191°, 54,4953°, h m Außenbordaktivität EVA 1 24.06.2013 (13.32 – 20.06 UTC) Jurtschichin / Missurkin 6 34 h m EVA 2 09.06.2013 (12.02 – 18.09 UTC) Cassidy / Parmitano 6 07 h m EVA 3 16.06.2013 (11.57 – 13:29 UTC) Cassidy / Parmitano 1 32 Landedatum 11.Sept. 2013 um 02.58:30 Uhr UTC (08.58:30 Uhr Kasachstan Ortszeit / 04.58:30 Uhr MESZ), Landeort 146 km südöstlich der Stadt Dsheskasgan in Kasachstan, Landekoordinaten 47° 23' 16,99" Nord und 69° 38' 50,58" Ost, Flugstrecke ca. 108.600.000 km, Bemerkungen: weiterer bemannter Zubringer mit dem zunächst zweiten Teil der ISS-Expedition 35, die dann später die Rumpfcrew der Exp. 36 bildete. Erster „schneller“ Überflug zur ISS, die automatische Kopplung am Poisk-Modul erfolgte bereits nach 6 Stunden und 28 Minuten im vierten Erdumlauf am 29.März 2013 um 02.28:22 Uhr UTC, vier Minuten früher als geplant, ermöglicht durch die Digitalisierung der Bordcomputer. Bislang brauchten die Sojus-Kapseln rund zwei Tage für diesen Flug. Der Schnellflug war seit August 2012 mit drei verschiedenen unbemannten Progress-Raumfrachtern erfolgreich geprobt worden. Die Crew führte in der Folge ca. 50 Experimente auf der ISS durch. Die Abkopplung erfolgte am 10.September 2013 um 23.35:29 Uhr UTC. Weitere Objekte: Endstufe Block-I Bezeichnung 2013-13B / 39126, Form Zylinder, Masse 2.400 kg, Länge 8,1 m, Durchmesser 2,66 m, Bahndaten: am 29.03.2013 am 31.03.2013 Apogäum 220 km, 146 km, Perigäum 192 km, 129 km, Umlaufzeit 88,615 min, 87,236 min, Bahnneigung 51,662°, 51,652°, Exzentrizität 0,0021873, 0,0013045, Argument des Perigäums 54,9081°, 46,8229°, Lebensdauer ? 3 Tage, Absturz ? 31.03.2013, (©) Wolfgang A. Möller, Quellen: NASA, RKA, Russian Space Web, NORAD, Space-Track.Org., Roskosmos, Energija, Wikipedia.

Weltraumfacts 3+4/2013 27 Zubringer-Taxi 34 Sojus TMA-09M GUS Bemannter Raumflug international 290. (ohne Fehlstarts und ballistische Flüge) Bemannter Raumflug UdSSR/Russland 124. (ohne Fehlstarts und ballistische Flüge) Internationale Bezeichnungen Cospar ID: 2013-25A, Norad-Nr. 39170, ISS-Flug 35S / Volare Rufname ????? („Olymp“) Start 28. Mai 2013 um 20.31:24,262 Uhr UTC (22.31:24,262 Uhr MESZ), 29. Mai 2013 um 00.31.24,262 Uhr MSZ, Startort Baikonur Kosmodrom in Kasachstan, Startplatz 1 / PU-5 Träger Dreistufenrakete Sojus FG (Erzeugnis-Code: 11A511FG, Nr. E15000-045) Start / Lande-Besatzung (EP-36/37) Fjodor N. Jurtschichin (Rusl.), (54), Kom., STS-112, TMA-10, -19 Luca S. Parmitano (ESA / Italien), (37), FI-1, 1. Flug Karen L. Nyberg (USA), (44), FI-2, STS-124 Ersatzmannschaft M. W. Tjurin (Rusl.), Koichi Wakata (Japan) und R. A. Mastracchio (USA) Erdumläufe 2.581, d h h m s Flugzeit 166 06 (3990 ) 17 49 , 166,262373 Tage, d h h m s Kopplungsdauer 165 21 (3981 ) 16 07 , 165,886192 Tage, Typ 7K-STMA, Nr. 709 vom Hersteller Energija, : 11F732A47 Form Kugel-Zylinder mit zwei Sonnenzellenausleger Startmasse 7.220 kg, Länge 7,94 m, Durchmesser 2,20 m bis 2,72 m, Spannweite über Sonnenzellenflächen 10,70 m, Bahndaten am: 28.05.2013 um 21.49 UT 28.05.2013 um 02.48 UT Apogäum 228 km, 422 km, Perigäum 195 km, 409 km, Umlaufzeit 88,721 min, 92,879 min, Bahnneigung 51,6544°, 51,6489°, Exzentrizität 0,0025115, 0,0009929, Argument des Perigäums 67,5914°, 92,6265°, h m Außenbordaktivität EVA 1 09.07.2013 (12:02 - 18:09 UTC) Parmitano / Cassidy 6 07 h m EVA 2 16.07.2013 (11:57 - 13:29 UTC) Parmitano / Cassidy 1 32 h m EVA 3 16.08.2013 (14.36 – 22.05 UTC) Jurtschichin / Misurkin 7 29 h m EVA 4 22.08.2013 (11.34 – 17.32 UTC) Jurtschichin / Misurkin 5 58 Landedatum 11.Nov. 2013 um 02.49:13 Uhr UTC (03.49:13 Uhr MEZ / 06.49:13 Uhr MZ / 08.49:13 Ortzzeit) Landeort 147 km südöstlich von Dsheskasghan in Kasachstan, Landekoordinaten 47° 18'54,599" Nord und 69° 27'34,788" Ost, Flugstrecke ca. 109.300.000 km, Bemerkungen: Der ESA-Astronaut Parmitano führte das Forschungsprogramm „Volare“ aus, die Kopplung erfolgte automatisch am russischen Rasswjet- Modul am 29.Mai 2013 um 02.10:24 Uhr UTC nach nur vier Erdumläufen und einer Flugzeit von 5 h 39 m, es war der zweite Versuch der schnellen Annäherung an die ISS. Die Crew bildeten zunächst zusammen mit den ISS Expedition 35 Crewmitgliedern P. Winogradow, A. Misurkin und C. Cassidy die ISS Expedition 36. Die Fackel der olympischen Winterspiele 2014 in Russland wurde mit Sojus TMA-11M zur ISS gebracht. Die Crew von Sojus TMA-9M hatte die Fackel wieder zur Erde zurückgebracht nachdem sie sich einmal außerhalb der ISS befand. Eine Umkopplung vom Rasswjet-Modul zum Swjesda-Modul erfolgte am 1.November 2013 von 08.33:25 bis 08.54:27 Uhr UTC. Die endgültige Abkopplung erfolgte dann am 10.November 2013 um 23.26:31 Uhr UTC. Weitere Objekte: Endstufe Block-I Bezeichnung 2013-25B / 39171, Form Zylinder, Masse 2.400 kg, Länge 8,1 m, Durchmesser 2,66 m, Bahndaten: am 28.05.2013: am 31.05.2013 Apogäum 236 km, 145 km, Perigäum 193 km, 140 km, Umlaufzeit 88,783 min, 87,335 min, Bahnneigung 51,652°, 51,622°, Exzentrizität 0,0032156, 0,0003896, Argument des Perigäums 76,2303°, 62,9227°, Lebensdauer ? 3 Tage, Absturz ? 31.05.2013, (©) Wolfgang A. Möller, Quellen: NASA, RKA, Russian Space Web, NORAD, Space-Track.Org., Roskosmos, Energija, Wikipedia.

Weltraumfacts 3+4/2013 28 Fernöstliche Raumsonden zu Mond und Mars

Die fernöstlichen Staaten Indien und China erregenden Fähigkeiten des Reiches der Mitte. haben beide im Herbst 2013 Raumsonden in den Indien ist noch nicht so weit, die Marssonde ist tiefen Weltraum gestartet, über die Erdumlauf- vor allem für die Erprobung der Technologie bahn hinaus. Den Anfang machte die aufstreben- geplant, auch wenn das Ziel etwas weiter entfernt de Weltraummacht Indien, die am 5.November liegt. Parallel dazu haben die USA ebenfalls eine 2013 sogar eine Sonde zum Mars schickte. Am Mondsonde gestartet. LADEE (Lunar Atmos- 1.Dezember folgte China mit der Mondsonde phere and Dust Environment Explorer) soll die Chang’e 3, die sicher auf dem Erdtrabanten lan- Atmosphäre und den Staub des Mondes unter- dete und einen Rover aussetzte. Bereits die beiden suchen und wurde am 7.September 2013 von Vorgängersonden demonstrierten die aufsehen- Wallops Islands gestartet.

Das primäre Ziel der indischen Mars- mission (MOM = Mars Orbiter Mis- sion) ist die Erprobung der notwendi- gen Technologien für eine interplane- tare Mission. Die Raumsonde soll alle erforderlichen Manöver ausführen kön- nen, beginnend bei den ersten Erdum- kreisungen über den Einschuß in eine Übergangsbahn zum Mars und den Eintritt in eine Umlaufbahn um den Roten Planeten. Um dies zu erreichen, sind entsprechend leistungsfähige Kommunikations- und Navigationssys- teme erforderlich. In bestimmten Situa- tionen muß der Raumflugkörper auch beschränkt autonom handlungsfähig sein, um die Signalverzögerung von einigen Minuten überbrücken zu kön- nen. Wenn das gelingt, soll auch der Mars selbst mit einigen wissenschaft- lichen Instrumenten untersucht werden, seine Oberflächenmerkmale, Morpho- Die indische Marssonde MOM beim Start mit der PSLV-Rakete. Foto: ISRO. logie, Mineralogie und die Atmosphä- re. Die wissenschaftliche Nutzlast von etwa 15 Kilogramm besteht aus folgen- den Instrumenten: • Mars Colour Camera (MCC, Farbkamera) • Thermal Infrared Imaging Spectro- meter (TIS, Infrarotkamera) • Methane Sensor for Mars (MSM, Atmosphärenanalyse) • Mars Exospheric Neutral Compo- sition Analyser (MENCA, Atmosphärenanalyse) • Lyman Alpha Photometer (LAP, (Messung atomaren Wasserstoffs in der Marsatmosphäre) Der Start erfolgte am 5.November 2013 um 9:08 UTC mit einer PSLV- XL-Rakete vom Satish Dhawan Space Centre in Andhra Pradesh. Zunächst Der Aufbau der indischen Marssonde MOM. Grafik: ISRO. Weltraumfacts 3+4/2013 29 schwenkte die Sonde in eine Umlauf- fläche abgesetzt. Dieser hat den Eigen- Radar und ein mechanischer Arm vor- bahn um die Erde ein. Am 30.Novem- namen Yutu bekommen, chinesisch für handen. Am Lander befindet sich ein ber 2013 verließ sie dann mit einem Jadehase. optisches Teleskop, das im nahen Ul- 22-minütigen Brennen des Haupttrieb- Der Start war am 1.Dezember 2013 traviolett beobachten kann und eben- werks ihre Umlaufbahn und nahm an Bord einer Rakete vom Typ Langer falls eine Kamera. Mit Hilfe dieser Kurs auf den Mars. Vorher hatte es Marsch 3B erfolgt. Aus der Erdum- Kameras haben sich Lander und Rover noch eine Irritation gegeben, da durch laufbahn schwenkte die Sonde in einen gegenseitig fotografiert. ein Problem mit der Brennstoffzufuhr Transferorbit zum Mond ein. Nach der Die ESA unterstützt China bei eine Bahnanhebung um einen Tag Ankunft dort wurde mit Hilfe von Kor- dieser Mission mit ihrem weltweiten verzögert worden ist. Die Raumsonde rektur- und einem Bremsmanöver eine Kommunikationsnetz beim Empfang wird voraussichtlich am 22.September Kreisbahn mit einer Höhe von etwa der Funksignale. 2014 den Mars erreichen und dort in 100 Kilometer erreicht. Nach der Ab- eine stark elliptische Umlaufbahn mit senkung des tiefsten Bahnpunktes auf Die US-Mondsonde LADEE 500 × 80.000 Kilometer einschwenken. 15 Kilometer wurde durch ein weiteres Der Lunar Atmosphere and Dust En- Der Aufbau der Marssonde basiert Bremsmanöver die Landung eingelei- vironment Explorer (LADEE) ist eine auf den Erfahrungen mit anderen tet, die am 14.Dezember um 13:11 unbemannte Mondmission der NASA Sonden, etwa der Mondsonde Chan- UTC erfolgte. zur Untersuchung von Atmosphäre und drayaan-1. Der Zentralzylinder besteht Staub des Mondes. Gestartet wurde die aus Aluminium und Kohlenstofffaser- Sonde am 7.September 2013 um 03:27 verstärktem Kunststoff (CFRP). Um UTC auf einer Minotaur-V-Rakete von den zentral eingebauten Treibstofftank der Wallops Flight Facility aus. Nach und das Haupttriebwerk gruppieren einer längeren Reise schwenkte die sich acht Steuerdüsen mit je 22 New- Sonde am 20.November 2013 in die ton Leistung, vier Reaktionsräder für geplante Umlaufbahn ein. die Lageregelung, die dreiteiligen Solarzellenpaneele und drei Antennen. Das 440 Newton starke Flüssig- keits-Haupttriebwerk (Liquid Apogee Der Lander von Chang’e 3. Foto: Xinhunet. Motor) ist sehr robust ausgelegt. Es kann mehrfach gezündet werden, kön- nte für rund eine Stunde unter Volllast betrieben werden und wird nach der rund 10 Monate dauernden Reise zum Mars erneut in Betrieb genommen wer- den. Angetrieben werden Haupt- und Lageregelungstriebwerke mit einer Mi- schung aus MMH (Monomethylhydra- zin) und N 2O4, der Treibstoffvorrat beträgt 852 Kilogramm mit einem Vo- Der Mondrover Yutu. Foto: Xinhunet. lumen von 390 Litern. Die Startmasse Sechs Stunden nach dem Aufsetzen der gesamten Sonde betrug 1.337 Kilo- LADEE beim Einbau in die Nutzlastverklei- wurde der Rover über eine Rampe auf dung. Foto: NASA Wallops / Terry Zaperach. gramm. die Oberfläche gerollt. Für die Energie- Die Stromversorgung wird mit drei erzeugung in Mondnächten hat An Bord befinden sich drei Instru- Solarpaneelen von je 1,8 x 1,4 Meter Chang'e-3 einen Radioisotopengenera- mente, ein Massenspektrometer, ein sichergestellt, die für eine Leistung von tor an Bord, der am Mondtag durch Ultraviolett-Spektrometer und ein 840 Watt im Mars-Orbit ausgelegt Energie aus den beiden Solarpaddeln Staubeinschlagszähler. LADEE ist zy- sind. Eine Li-Io-Zelle speichert 36 unterstützt wird. Der Mondrover Yutu lindrisch, mit einer Höhe von etwa Amperestunden. hat nur Solarpaddel und arbeitet wäh- zwei Meter und einem Durchmesser rend der Mondnächte nicht. Gegen die von einem Meter bei einer Leermasse Die chinesische Mondsonde nächtliche Kälte hat er ein Radionu- von ungefähr 130 Kilogramm, die Sei- Chang’e-3 ist die dritte Mond-Sonde klid-Heizelement an Bord. Zur Unter- ten sind mit Solarzellen für die Ener- der China National Space Administra- suchung des Mondgesteins befindet gieversorgung bedeckt. Neben den drei tion (CNSA). Die beiden Vorgänger- sich ein APX-Spektrometer (Active Hauptinstrumenten befindet sich auch sonden Chang’e-1 und Chang’e-2 hat- Particle-induced X-ray Spectrometer), ein Laser-Kommunikator an Bord, mit ten nur den Mond als Orbiter umkreist. das ist ein Röntgenspektrometer, an dem die optische Verbindung zur Erde Bei der aktuellen Mission wurde eine Bord des Mondrovers. An weiteren getestet werden soll. Landung auf dem Mond durchgeführt Instrumenten sind eine Panorama-Ka- EF, Quellen: ISRO-Homepage, und zusätzlich ein Rover auf der Ober- mera, ein Infrarot-Spektrograph, ein science.ort.at, Xinhuanet, NASA-Homepage, Wikipdia. Weltraumfacts 3+4/2013 30 Die erste Cygnus-Mission zur ISS

Mit der ersten Cygnus-Mission zur Internatio- nen ein Erfolg, drei Teilerfolge und drei Fehl- nalen Raumstation hat nun auch OSC bewiesen, starts, was einer Zuverlässigkeit von rund 84 Pro- eigenständig eine Versorgungskapsel zur ISS lie- zent entspricht. Die Taurus besteht aus einer Pe- fern zu können. Anders als SpaceX konnte Orbi- gasus, die auf eine umgerüstete Interkontinental- tal Science Corporation (OSC) schon vor diesem rakete aufgesetzt ist. Die Minotaur basiert eben- Start mit der Antares auf Erfahrungen mit Trä- falls auf umgerüsteten ICBM’s und kann bereits gerraketen zurückgreifen. Die meisten Starts 25 gelungene Starts verzeichnen. OSC liefert wurden mit der Pegasus durchgeführt, einer flug- verschiedene Satelliten und Raumflugkörper, hat zeugbasierten kleinen Trägerrakete. Diese wurde die DAWN-Raumsonde gebaut und arbeitet auch bisher 43 mal eingesetzt, davon waren 37 Missio- an der Orion-Kapsel der NASA mit.

Der Cygnus-Raumtransporter wurde Für den Transport von Raumsonden als unbemanntes Versorgungsraum- und Satelliten steht eine Nutzlastver- schiff von der Firma Orbital Sciences kleidung mit einer Länge von 9,9 und Corporation (OSC) für das COTS- einem Durchmesser von 3,9 Meter zur Projekt der NASA entwickelt. Ziel von Verfügung. Derzeit sind nur Flüge des COTS ist es, die Internationale Raum- Cygnus-Raumtransporters geplant, das station (ISS) durch kommerzielle Sub- diesbezügliche Start-Manifest mit 8 re- Auftragnehmer mit Frachtgütern und gulären Missionen reicht bis 2016. Ersatzteilen versorgen zu lassen. Damit möchte die USA wieder etwas unab- Der Raumtransporter Cygnus hängiger von den Internationalen Part- Cygnus besteht, ähnlich wie andere nern werden, nachdem aufgrund der derartige Raumschiffe, aus einem Ser- 2011 erfolgten Einstellung der Shuttle- vice- und dem Frachtmodul. Das Ser- Flüge derzeit keine eigene Kapazität vicemodul basiert auf der ebenfalls von für die Stationsversorgung besteht. Das der OSC stammenden Satellitenplatt- Cygnus-Raumschiff wird auf der eben- form STAR sowie aus Teilen der falls von OSC entwickelten Antares Dawn-Raumsonde. Die Masse beträgt Trägerrakete gestartet. etwa 1.800 Kilogramm. Als Antrieb wird ein Triebwerk verwendet, das die Die Trägerrakete Antares Die Cygnus-Attrappe wird für den ersten hypergolen Treibstoffen Hydrazin und Das Entwicklungsprogramm firmierte Testflug im April 2013 vorbereitet. Oben Distickstofftetroxid verbrennt. Die ursprünglich unter dem Namen Taurus. das unter Druck stehende Frachtmodul Versorgung mit elektrischer Energie und unten das Servicemodul. Foto: OSC. Nach Fehlschlägen der Taurus XL erfolgt durch zwei Solarzellen-Flügel wurde aus Imagegründen Antares da- Die zweite Stufe wird von einem am Servicemodul, die rund vier Kilo- raus. Die erste Stufe wird von zwei Castor 30 Feststoffmotor angetrieben. watt liefern. russischen NK-33 Triebwerken ange- Dieser Motor wurde von Thiokol ent- Für den Transport von Versorg- trieben, ist also keine komplette Neu- wickelt und beruht wie so viele andere ungsgütern sind zwei verschiedene entwicklung (US-Bezeichnung Aero- OSC-Entwicklungen auf einer ameri- Frachtmodule vorgesehen. Der erste jet/Rocketdyne AJ26-62). Diese Trieb- kanischen Interkontinentalrakete, der Typ basiert auf dem in Italien ent- werke werden nicht mehr hergestellt, Peacekeeper. Der Castor 30 ist eine wickelten Multi-Purpose Logistics es sind aber noch etwa 60 Stück stark verkürzte Variante des ursprüng- Module (MPLM) und kann unter vorhanden. Angetrieben werden sie mit lichen Castor 120. Vom Castor 30 gibt Druck gesetzt werden. Damit können Kerosin und Flüssigsauerstoff, der es drei unterschiedliche Versionen mit empfindliche Güter geliefert werden, Schub im Vakuum beträgt 3.630 kN, den Nummern 30A, 30B und 30XL. die nicht dem Vakuum ausgesetzt die Tanks werden mit Helium unter Die Castor B kann bis zu 395,7 kN werden dürfen. Zusätzlich kann dieses Druck gesetzt. Der Durchmesser der Schub entwickeln. Modul nach dem Ankoppeln von den Stufe ist an den der Zenit angelehnt, Für die dritte Stufe gibt es zwei Raumfahrern ohne Raumanzug betre- um die Struktur und die Tanks über- Optionen, die von OSC entwickelte ten werden. Diese Version hat eine Ge- nehmen zu können. Die Produktion er- BTS (Bi-Propellant Third Stage), ange- samtmasse von etwa 3.500 Kilogramm folgt durch den Zenit-Hersteller Ju- trieben mit Hydrazin und Stickstoff- bei einer maximalen Zuladung von schnoje in der Ukraine, nur die Inte- tetroxid, und der Star-48BV Feststoff- zwei Tonnen Fracht und 18,7 m³ In- gration und die Abnahmetests werden motor. Bei den ISS-Missionen wird die nenraum. Durch die Verwendung des von OSC durchgeführt. Antares aber nur 2stufig verwendet. großen Common Berthing Mechanism

Weltraumfacts 3+4/2013 31 wird der Transport von kompletten International Standard Payload Racks ermöglicht. Die zweite Version basiert auf dem EXPRESS Logistics Carrier der NASA, hat eine ähnliche Masse und kann rund zwei Tonnen Außen- nutzlasten in einem Transportgerüst aufnehmen, das während des Fluges nicht unter Druck steht. Sie ist insbe- sondere für den Transport von sper- rigen Experimenten und Ersatzteilen wie zum Beispiel Batterien und Gyroskopen für die ISS vorgesehen. Beide Varianten von Cygnus wer- Das erste funktionstüchtige Cygnus-Raumschiff beim Einbau in die Antares-Rakete in den mit Hilfe des Roboterarms Canad- der „Horizontal Integration Facility“ (HIF) auf Wallops Island. Foto: OSC. arm2 von der ISS eingefangen und am amerikanischen Teil der ISS ange- dockt. Ein derartiges Manöver ist auch beim japanischen HTV und dem Transporter Dragon der Firma SpaceX erforderlich. Die Steuerung der endgül- tigen Annäherung an die Station wird jeweils von der ISS aus vorgenommen. Ähnlich wie das HTV und der ATV wird Cygnus nach dem Entladen mit Müll beladen und in die Atmosphäre gesteuert, um dort zu verglühen. Nur der Dragon-Transporter besitzt die Möglichkeit, Nutzlasten auch wieder sicher zur Erde zurückzubringen. Ähnlich wie SpaceX überlegt auch OSC, eine bemannte Cygnus-Variante zu entwickeln. Die Startplattform für die Antares auf Wallops Island ( WFF Pad 0A ). Foto: OSC. Testflüge tares der Raumfrachter Cygnus 1. Bei Kürzel CRS (Commercial Resupply Die Antares wird auf den Wallops diesem Demonstrationsflug wurden Service) stattfinden. Hier werden zwi- Islands gestartet, wo bereits seit den rund 700 Kilogramm nichtkritische schen 2014 und 2016 acht Flüge zur 1940er-Jahren ein Raketenstartplatz Versorgungsgüter zur ISS gebracht. ISS mit dem druckbeaufschlagten besteht, der seit 1958 zur NASA ge- Dabei wurde auch die Annäherung und Frachtmodul durchgeführt. hört (Wallops Flight Facility = WFF). das Einfangen des Cygnus-Raumschif- Der erste reguläre Einsatz des Cyg- Der kommerzielle Teil unter dem Na- fes erprobt und damit die Bedingungen nus Raumtransporters erfolgte mit dem men Mid-Atlantic Regional Spaceport des COTS-Vertrages von 2008 erfüllt. Start am 9.Jänner 2014 um 18:07 UTC. (MARS) wurde 2005 fertiggestellt und Nach dreiwöchiger Andockzeit wurde Drei Tage später konnte das Raum- bereits 2006 startete OSC dort die erste Cygnus 1 durch den Candarm am schiff dann am 12.Januar 2014 mit Minotaur-Rakete. Für die Antares wird 22.Oktober wieder abgedockt und zwei 1.260 Kilogramm Fracht, darunter viel der WFF Pad 0A verwendet. Tage später zum Absturz gebracht. Material für Forschungszwecke, sogar Der erste Start der Antares war für Bei den beiden ersten Flügen wurde Ameisen, erfolgreich an der ISS an- März 2011 geplant, erfolgte dann aber der Castor 30A Motor in der Zweit- docken. Zwei weitere Missionen sind erst am 21.April 2013 um 21:00 UTC stufe verwendet, ab dem ersten regu- für 2014 geplant, im Jänner 2015 soll unter der Bezeichnung Orb-D1. Dabei lären Flug im Jänner 2014 kam der dann erstmals eine vergrößerte Cyg- war eine Attrappe des Cygnus-Raum- stärkere Castor 30B zum Einsatz. nus-Variante zum Einsatz kommen, was durch die stärkere Castor 30XL schiffes (Cygnus Mass Simulator) so- Einsatz wie einige Kleinsatelliten an Bord, die Oberstufe ermöglicht wird. Die in einem niedrigen Erdorbit ausgesetzt Die Entwicklung und die Testflüge weiteren Flüge sind bis 2016 geplant, wurden. von Antares und Cygnus wurden von um die vereinbarten acht ISS-Versor- der NASA unter dem Commercial gungsflüge zu erfüllen. Die erste Test-Mission zur ISS Orbital Transportation Services Pro- startete am 18.September 2013 um EF, Quellen: OSC-Homepage, NASA- gramm (COTS) gefördert, die eigent- Homepage (Orbital Features), Wikipdia. 14:58 UTC zur ISS, an Bord der An- lichen Einsatzflüge werden unter dem Weltraumfacts 3+4/2013 32 Die Space-Ausstellung im Technischen Museum Wien

Das Technische Museum Wien steht seit 25.Okto- das Thema bieten. Die Schau stellt den Anspruch, ber 2013 im Zeichen der Raumfahrt. Diese Aus- sich dem Weltraum in all seinen Facetten zu wid- stellung auf mehr als 600 m² wird noch bis men: Der zeitliche Bogen spannt sich dabei von 29.Juni 2014 zahlreiche Exponate mit Bezug zum der Ideen der Barockzeit über die Entwicklung Weltraum präsentieren. Dabei sind eine Reihe der Raumfahrt im 20. Jahrhundert bis zu phan- von interaktiven Angeboten zu sehen, die insbe- tasievollen Zukunftsvisionen. sondere für Kinder einen attraktiven Einstieg in

Eine Stufe der Europa-Rakete, im Hintergrund Modelle von anderen Trägerraketen. Foto: TMW/APA /Preiss.

Die Ausstellungsbroschüre ...auf ins Weltall In der einleitenden Broschüre heißt es: Ins Weltall fahren, es erkunden, es vielleicht sogar eines Tages besiedeln: Der Traum vom Weltraum war vor Jahrhunderten so aktuell wie heute: Wie kommen wir ins Weltall? Wie Die „Guckkästen“ mit den Schutzanzügen. Foto: TMW/APA /Preiss. leben AstronautInnen im Weltraum? Welche Rolle spielen Visionen und reichischen Kosmonaut. Weitere Leih- gehalten, wohl um die Schwärze des Technikutopien in der Raumfahrt? Und geber sind das Deutsche Museum aus Weltalls darzustellen. Leider kann man was suchen wir eigentlich im All? München, das Hermann-Oberth-Raum- dadurch manche Beschriftungen nicht Die Ausstellung bietet eine Reihe von fahrt-Museum und die ESA. Als Groß- so gut lesen, da diese nicht gesondert interessanten Exponaten, von Leihge- Exponate fallen einem beim Eintritt in beleuchtet werden. Besonders gelun- bern wie Michael Köberl, einem be- den Ausstellungssaal sowohl eine Stu- gen sind einige „Guckkästen“ mit ova- kannten österreichischen Raumfahrt- fe der Europa-Rakete als auch einige len Bullaugen, die Schutzanzüge sowie sammler, aber auch von Franz Vieh- Modelle von Trägerraketen ins Auge. andere Bekleidungs- und Ausrüstungs- böck, dem ersten und einzigen öster- Die ganze Präsentation ist sehr dunkel gegenstände präsentieren, teilweise vor Weltraumfacts 3+4/2013 33 dem Hintergrund einer fiktiven Welt- raumstation. Hier sind lebensgroße Puppen, bekleidet mit originalen An- zügen, schwebend dargestellt, teilweise sogar auf dem Kopf stehend. Dadurch kann man sich so richtig vorstellen, daß im Weltraum „oben“ und „unten“ praktisch ohne Bedeutung ist. In die- sem Ambiente ist auch eine orginale Weltraum-Toilette zu sehen, die für Übungszwecke verwendet wurde. In Kontrast zu den Raumanzügen wird auch ein alter Taucheranzug aus dem Bestand des Museums gezeigt, um die Ursprünge der modernen Schutz-Aus- rüstung aufzuzeigen. Daneben sind Bezüge zur phantastischen Literatur von Jules Verne und anderen darge- stellt. Im Eingangsbereich werden Das Modell der ISS im Maßstab 1:70. Foto: EF. noch einige astronomische Instrumente aus früheren Zeiten ausgestellt. Für die Kinder gibt es einiges zu „spielen“, das sind sogenannten „inter- aktive“ Präsentationen. Ein echter Ro- ver kann über eine unebene Marsober- fläche gesteuert werden, natürlich rea- listisch nur mit Kamera und der ent- sprechenden Zeitverzögerung. Andere Stationen erlauben den Aufbau einer Marsstation oder ein Andockmanöver an die Internationale Raumstation. Auf einigen Liegen kann man sich Bildern und Klängen aus dem Weltall hin- geben. Daneben gibt es eine Reihe von historischen Exponaten, etwa zur früh- en Marsforschung, zu Hermann Oberth Ein Generationsraumschiff für 50.000 Menschen im Modell, die Spirale mit den und dem Film „Der Mann im Mond“, Wohnmodulen alleine soll 15 Kilometer lang sein. Foto: EF. aber auch zur Raketenentwicklung und der Mitte des Raumes vertreten. Einige mischen Skala dargestellt, mit einge- der Raumfahrt während des kalten Satellitenmodelle sind unter der Decke zeichneten Flugpfad des gigantischen Krieges. Selbst die ISS ist mit einem aufgehängt, leider war keine erklä- Raumschiffes. Modell im Maßstab 1:70 prominent in rende Beschriftung dazu zu finden. Die Ausstellung ist auf jeden Fall Faszinierend fand ich zwei Modelle sehenswert, insbeondere durch ihre zur Marserforschung, ein Habitat und breite Palette an interessanten Expo- ein großer bemannter Marsrover, die naten und einige besonders gelungene von den Gestaltern der Ausstellung, Präsentationen. Für Kinder sind die der „Liquifer Systems Group“ beige- interaktiven Stationen sehr attraktiv steuert wurden. Beim Ausgang ist als und auch die anderen Teile sind teil- Abschluß noch ein Entwurf für ein Ge- weise sehr lehrreich. Leider ist kein nerationenraumschiff von Christian richtiges Motto oder ein roter Faden Waldvogel im Maßstab 1:5.000 zu durch die Ausstellung auszumachen, sehen, das über den Köpfen der Be- außer einigen allgemeinen Fragen, wie sucher schwebt. Es könnte 50.000 Pas- eingangs dargestellt. Ähnlich nichts- sagiere in ein fremdes Planetensystem sagend ist die Ausstellungs-Broschüre, transportieren, alleine die Spirale mit die am Titelbild nur einen Buben zeigt, den Wohnmodulen soll 15 Kilometer der fragend nach oben blickt, wo lang werden. An der Wand ist zusätz- schnörkellos der Titel sowie Zeitraum lich das Sonnensystem und die nähere und Ort der Veranstaltung abgedruckt Die Weltraum-Toilette, eine Leihgabe von Michael Köberl. Foto: EF. stellare Umgebung auf einer logarith- ist. Scheinbar war hier ein philosophi- Weltraumfacts 3+4/2013 34 scher Aufhänger geplant, der aber nicht wirklich zur Geltung kommt und wahrscheinlich für viele Besucher eher unverständlich ist. Glücklicherweise sind wenigstens die Eintrittskarten mit poppigen Weltraumbildern verziert, hoffentlich werden auch ähnliche Bil- der in der Werbung verwendet. Die Präsentation ist in einzelnen Punkten wirklich toll, wie die oben beschriebenen Guckkästen, zu anderen Exponaten wie etwa den Raketenmo- dellen gibt es nur sehr dürre Beschrif- tungen ohne nähere Erläuterungen, zu- sätzlich waren dabei sogar die ange- gebenen Modell-Maßstäbe falsch. Trotzdem würde ich jeden Weltraum- Blick in den Ausstellungssaal. Foto: TMW/APA/Preiss. Enthusiasten unbedingt empfehlen, hinzugehen, da es eine Reihe von ein- zigartigen Exponaten zu sehen gibt und eine solche Ausstellung ja wirklich nicht oft in Österreich zu sehen ist. EF siehe auch: http://www.technisches museum.at/ausstellung/space

Die „Marsoberfläche“ mit dem fernsteuerbaren Rover links hinten. Die Steuer- Konsole befindet sich hinter der Rückwand dieser Präsentation, damit man keine Sichtverbindung mit dem Rover hat und diesen wirklich nur mittels der TV-Kameras steuern kann. Foto: EF.

Eintrittskarte zur Ausstellung

Entwurf eines Mars-Habitats von „Liquifer Systems Group“. Foto: EF. Weltraumfacts 3+4/2013 35 Buchbesprechungen Buchbesprechungen Buchbesprechungen

The Moon in Astronomie Making Star- Close-up Die Wunder des ships and Star- A Next Generation Weltalls gates Sterne und Planeten Astronomer’s The Science of beobachten Guide Interstellar Einen schön bebil- Ein Buch über den Transport and derten Streifzug Mond und wie man Absurdly Benign durch die Astrono- Wormholes ihn beobachtet. Die mie bietet dieses In SF-Büchern, Se- erste Hälfte nimmt Buch. Das erste Ka- rien und Filmen eine ausführliche pitel enthält einen kompakten Einblick in wurden von den Autoren und Drehbuch- Darstellung unseres die Weltraumforschung einschließlich chreibern zahlreiche Möglichkeiten erfun- Trabanten ein, seine Geologie, aber auch Raumsonden-Ankünfte bis 2015. Die fol- den, um die Lichtgeschwindigkeitsgrenze die Geschichte seiner Erforschung mit genden drei Kapiteln präsentieren das Son- zu überwinden und interstellare Raumrei- Teleskope und Raumsonden. Dabei wer- nensystem, das Universum der Sterne so- sen oder sogar Zeitreisen möglich zu den etwa himmelsmechanische Gegeben- wie Galaxien und den Urknall. Das alles ist machen. Diese Konstrukte wurden phan- heiten wie der Mondorbit, die Libration natürlich färbig illustriert und auf dem tasievoll etwa als Warp-Antriebe oder Star- und die Mondphasen erläutert, jeweils aktuellen Stand der Forschung. gates bezeichnet und gelten noch immer als mit Bildern und SW-Grafiken. Insbeson- Im Abschnitt Himmelsbeobachtung reine Spekulationen ohne echte physikali- dere die Geologie hat sehr von modernen gibt es eine Erläuterung zur eigenen Er- sche Grundlagen. Der Autor beschreibt in Beobachtungsmethoden mit Raumsonden forschung des Himmels, mit schönen seinem Buch die Ansätze, um solche An- profitiert. Die frühen Sonden in den Sternkarten für jeden Monat. Diese Karten triebe doch vielleicht eines Tages möglich 1960er-Jahren sowie die Apollo-Flüge sind immer rechts abgebildet, auf der zu machen. Dazu hat er sich mit den relati- brachten erste Erkenntnisse, später ab linken Seite ist ergänzend ein kurzer Text vistischen Erfordernissen auseinanderge- 1994 folgten weitere. Es ist daher schon zur Sternkarte und eine Vorstellung des setzt, die für eine derartige Technologie sehr viel bekannt, manche Rätsel, etwa Sternbildes des Monats abgedruckt. Den notwendig wären. Abschluß bildet eine Einführung in die über die Entstehung, sind immer noch Als eine wesentliche Voraussetzung Welt der Hobbyastronomen. Hier erhält nicht vollständig gelöst. wurde die Erschaffung von exotischer Ma- man eine Kurzinfo zu weiteren Informa- terie mit negativer Ruhemasse identifiziert. Die zweite Hälfte dieses Buches tionsquellen und eine längere Erklärung zu Diese müsste aber mindestens die Masse befasst sich mit der Amateur-Beobach- den verschiedenen Grundtypen der Fern- des Jupiters haben, um für die angepeilten tung des Mondes. Dabei werden neben gläser und Teleskope. In diesem Abschnitt Zwecke verwendbar zu sein. Nach Aus- einigen Grundlagen die modernen Mög- sind auch Tipps zur Beobachtung von sagen des Autors hat es in diesen Berei- lichkeiten mit CCD, digitaler Fotografie Sonne, Mond und Planeten, Sternhaufen, chen seit Anfang der 1990er-Jahre einige und Video genau erklärt und wichtige Nebel und Galaxien und ein Text zur Fortschritte bei den theoretischen und ex- Tipps dazu gegeben. Das letzte aus- Astrofotografie zu finden. perimentellen Voraussetzungen gegeben. führliche Kapitel beschäftigt sich mit den Der Anhang besteht aus Infoseiten Der Autor selbst forscht schon seit vielen verschiedenen Gebieten auf dem Mond „Zum Weiterlesen und Weiterklicken“, Jahren im Bereich der Gravitation, wo es selbst. Zu diesem Zweck wurden 17 Aus- einer Liste der Planetarien und Volksstern- etwa um die Überwindung der Masse- schnitte der Mondoberfläche ausgewählt. warten und einem Sachregister. trägheit geht. Diese werden jeweils durch eine Skizze Das Buch macht einen schönen stabilen Das Buch bietet einen Einblick in die der Mondoberfläche mit der Begrenzung Eindruck mit dem laminierten Pappband. Forschungen zu exotischen, zukünftigen des Ausschittes sowie durch ein Foto mit Im Inneren ist es, typisch für die Kosmos- Antriebsprinzipien, die derzeit wie SF klin- einem Index der einzelnen Objekte genau Bücher, sehr reichhaltig illustriert und gen und noch in ihren Kinderschuhen definiert. Die Mare und Krater werden bietet einiges an Wissen für den Benutzer, stecken. Obwohl nur wenige Formeln zur im Anschluß einzeln beschrieben, mit ge- sogar auf dem aktuellen Stand der For- Erläuterung verwendet werden, sind die nauer Positionsangabe und ergänzt durch schung. Aufgrund des gegebenen Um- physikalischen Grundlagen herausfordernd einzelne Bilder. fanges kann es natürlich keinen vertieften für das Verständnis und man muß sich Insgesamt ein empfehlenswerter Füh- Einblick geben, insbesondere bei den schon sehr intensiv mit diesem Buch be- Beobachtungstipps, ist aber insgesamt ein rer zur Mondbeobachtung in unspektaku- schäftigen, um den Überlegungen folgen guter Einstieg in die Astronomie, der zum lärer Aufmachung, aber mit vielen Infor- zu können. Nimmt man diese Anstrengung Durchblättern und Schmökern einlädt. mationen, auch zum Beobachtungsobjekt auf sich, wird man mit interessanten Ein- selbst und seiner Erforschung. EF EF blicken in dieses Gebiet belohnt. EF The Moon in Close-up, John Wilkin- Astronomie, Mark Emmerich, Sven Making Starships and Stargates, son. Softcover. 310 Seiten, 57 Farb- Melchert. Laminierter Pappband. 184 James F. Woodward. Softcover. 279 illustrationen. EUR 43,95. Springer Seiten, viele Farbillustrationen. EUR Seiten, 92 Illustrationen, davon 85 in Verlag 2010. ISBN 978-3-642-14804-0. 10,30. Kosmos Verlag 2013. 978-3-440- Farbe. EUR 49,45. Springer Verlag 13606-5. 2013. ISBN 978-1-4614-5622-3. (auch als eBook erhältlich) (auch als eBook erhältlich)

Weltraumfacts 3+4/2013 36 Buchbesprechungen Buchbesprechungen Buchbesprechungen

Atlas of Astro- Kosmos Him- Star Trek - nomical Disco- melsjahr 2014 Catan veries Sonne, Mond und Eine Weltraum- Ein Atlas, der nicht Sterne im Jahreslauf und Star Trek - mit schönen Him- Das bewährte Him- Variante des be- melskarten glänzt, mesljahr liefert auch kannten Spiele- sondern den Leser für 2014 eine große Klassikers „Die mit einzelnen The- Menge an astronomi- Siedler von Catan“. Dem entsprechend men, die jeweils auf schen Daten in über- leicht ist es, ohne viel Regelstudium direkt einer Doppelseite abgehandelt werden, sichtlicher und bunt illustrierter Form. Hier mit diesem Spiel zu beginnen, wenn man durch die Jahrhunderte der astronomischen finden Sie alles zu aktuellen Himmels- das Original kennt. Im Großen und Ganzen Entdeckungen führt. Jedes Thema wird schauspielen, zuverlässige kalendarische wurden nur die Bezeichnungen und das durch ein großformatiges Bild oder eine Angaben und die beliebten Monatsthemen. Aussehen der einzelnen Spielelemente an Grafik und einen einseitigen Text vorge- So erfährt man zum Beispiel, wann die das SF-Thema angepaßt. Statt Siedlungen stellt. Die Reise durch die Geschichte be- Sonne aufgeht, welche Mondphase gerade gilt es, kleine und große Raumstationen zu ginnt 1608 mit der Erfindung des Telesko- herrscht und wo die Planeten zu finden bauen und die Straßen werden durch pes. Das erste Kapitel behandelt die Mond- sind. Die Monatsthemen erläutern astrono- Raumrouten ersetzt, die durch nette kleine berge, die von Galileo 1610 erstmals beob- mische Phänomene und gehen auch auf Enterprise-Modelle dargestellt werden. Als achtet wurden. Auch die nächsten Seiten aktuell diskutierte Fragen ein. Die Stern- Rohstoffe dienen Dilithium, Tritanium, sind dem großen Astronomen und seiner karten dienen der schnellen Orientierung Nahrung, Sauerstoff und Wasser. Auch die Entdeckung der Jupitermonde gewidmet. und zeigen den beobachtbaren Himmels- Preise für den Bau von Stationen oder Weiter geht es mit berühmten Astronomen ausschnitt für 50° nördliche Breite zur Schiffen sind ähnlich gestaffelt wie bei den wie Johannes Kepler oder Christiaan Huy- Standard-Beobachtunszeit (am Monats- Siedlern. Statt dem Räuber in der Wüste gens. Auch andere nicht so berühmte For- ersten um 23 Uhr MEZ, am 15. um 22 Uhr lauert hier ein klingonischer Bird of Prey scher und ihre Entdeckungen werden vor- MEZ). Allen gelegentlichen Beobachtern im Asteroidenfeld in der Mitte der Spiel- gestellt. daher wärmstens zu empfehlen. EF fläche. Natürlich gibt es ebenfalls Entwick- lungskarten, nur wurden die Ritter durch Das Buch ist nach Jahrhunderten ge- Kosmos Himmelsjahr 2014, Hans-Ul- die Sternenflotte ersetzt. Die Handels- gliedert und deckt den Zeitraum von 1608 rich Keller. Breitklappenbroschur. 288 punkte liegen nicht an der Küste, sondern bis 2008 ab. Für jedes Jahrhundert gibt es Seiten, zahlreiche Farbillustrationen. an der Förderationsgrenze. Als einzige the- eine kurze Einleitung über die aktuellen EUR 16,99 (D). Kosmos Verlag 2013. menspezifische Ergänzung gibt es zusätz- Probleme und Forschungsschwerpunkte ISBN 978-3-440-13546-4. lich 10 Unterstützungskarten mit Persön- dieses Zeitabschnittes. Natürlich ist nicht lichkeiten aus dem Star Trek-Universum, jedes Jahr vertreten und in manchen Jahren Der Sternenhim- die in bestimmten Spiel-Situationen Vor- gab es sogar mehrere wichtige Entdeck- teile bringen. ungen im Weltall. Auffällig ist natürlich mel 2014 die Zunahme im letzten Jahrhundert und Das Jahrbuch für Hob- Wie das Original ist es leicht und unter- daher ist dieses sogar zweigeteilt. Erstaun- by-Astronomen haltsam zu spielen, mit netten Spielelemen- lich ist nicht nur die große Anzahl der Er- Mit über 3.000 Him- ten und eingängigen Regeln. Beim Probe- kenntnisse, sondern auch die einfachen melsereignissen finden Spielen mit unseren Kindern haben wir Mittel, die den früheren Forschern zur Ver- Hobby-Astronomen (wie üblich bei unseren Siedler-Spielen) fügung standen. Heute gibt es Großteles- hier detailliertere In- den Klingonen weggelassen und damit eine kope und Raumsonden und diese sind für formationen als in jedem anderen Jahr- potentielle Frust-Quelle ausgeschaltet. eine große Anzahl der neueren Entdeck- buch. Ausführliche Jahres- und Monats- Auch nachdem der eigentliche Sieger seine ungen verantwortlich. übersichten und der tägliche Astro-Kalen- 10 Siegpunkten erreicht hatte, wollten sie gar nicht mit dem Spielen aufhören. Für Dieser Atlas ist ein hervorragend ge- der liefern alle Angaben zu Sonne, Mond, eine erwachsene Spielrunde ist der Klin- staltetes Buch, das eine anregende Reise Planeten und Sternen, die sich fortgeschrit- gone sicher ein zusätzliches unterhaltsames durch die Geschichte der Astronomie bie- tene Himmelsbeobachter wünschen. Neu Element, das immer wieder überraschende tet, im Großformat von 25 x 31 cm. Jedes sind diesmal die Zeitangaben zur Sicht- Wendungen bringt und jede Eintönigkeit Kapitel ist wunderschön illustriert sowie barkeit des berühmten „Großen Roten verhindert. Die Spieldauer beträgt etwa 1 ½ leicht verständlich und unterhaltsam er- Flecks“ auf dem Planeten Jupiter. Dieses bis 2 Stunden und ist gerade richtig für läutert. Durch die große Anzahl von Ein- bewährte Jahrbuch stellt eine Unzahl an einen Spieleabend oder -nachmittag mit trägen ist es sehr wahrscheinlich, daß man Daten für den Beobachter bereit, nun auch den Kindern oder in einem Freundeskreis. auch als erfahrener Amateurastronom noch in leicht überarbeitetem, gefälligen Layout Daher uneingeschränkt zu empfehlen für etwas Neues lernen kann. EF mit färbigen Sternkarten und Grafiken so- wie einem stabilen Papp-Einband. EF jeden Weltraum-Enthusiasten und/oder Atlas of Astronomical Discoveries, Star Trek-Fan. EF Der Sternenhimmel 2014, Hans Roth. Govert Schilling. Hardcover mit Star Trek Catan, Klaus Teuber. Brett- Schutzumschlag. 234 Seiten, 200 Farb- Laminierter Pappband. 336 Seiten, SW- und Farbillustrationen. EUR spiel im Karton 300 x 298 x 74mm illustrationen. EUR 43,95. Springer (LxBxH), EUR 36,99 (D). Kosmos Verlag 2011. ISBN 978-1-4419-7810-3. 29,99 (D). Kosmos Verlag 2013. ISBN 978-3-440-13548-8. Verlag 2012. Art.-Nr.: 69481. (auch als eBook erhältlich)

Weltraumfacts 3+4/2013 37 IMPRESSUM: • • • Termine • • • ⇒ ÖARV-Vereinstreffen: Samstag ab 16.00 Uhr im Cafe Heine, Weltraumfacts Heinestraße, Wien 2, Termine 1.Halbjahr 2014: 12.April, 14.Juni Eigentümer, Hersteller und Medieninhaber: ⇒ ÖARV-Generalversammlung: Samstag, 29.März 2014, 16.00 Uhr im Österreichische Astronomie- und Raumfahrtvereini- Cafe Heine, Heinestraße, Wien 2, eine gesonderte Einladung für gung (ÖARV) Vereinsmitglieder folgt per Post Für den Inhalt verantwortlich: Franz Ehart Redaktionelle Leitung: Franz Ehart • 26.April 2014 - Teleskoptreffen am Oberleiserberg in NÖ, Übersetzungen: Franz Ehart Infos siehe: www.keltenbergsternwarte.at Lektorat: Herta Ehart • 26.- 28.September 2014 - 30.Internationales Teleskoptreffen (ITT), Autoren dieser Ausgabe: auf der Emberger Alm in Kärnten, Infos: [email protected] EHART Franz, (EF), MÖLLER, Wolfgang A. Erscheinungsweise: Von der Vereinszeitschrift Weltraumfacts werden 2013 in unregel- • • • Beobachtungsbericht • • • mäßigen Abständen zwei Doppelausgaben er- scheinen. Mit seinem neuen Skywatcher Maksutov-Cassegrain hat unser Obmann Manuskripteinsendungen: Artikeln, Beobachtungs- Christopher Brandl gemeinsam mit Erwin Rössler bereits einige erfolg- berichte, eigene Fotos und Skizzen sowie sonstige reiche Beobachtungsabende hinter sich. Das Gerät liefert auch in Stadtnähe Beiträge von Vereinsmitgliedern und Freunden schöne Bilder. Im folgenden eine Aufnahme von Jupiter, entstanden bereits werden gerne unentgeltlich veröffentlicht. Die am zweiten Beobachtungstag mit der neuen Ausrüstung. Diese hat sich als Redaktion behält sich das Recht vor, gegebenenfalls sehr kompakt und leicht bedienbar erwiesen, nur die Kälte machte zeitweise Artikeln zu kürzen. Die Meinung der Autoren muß nicht mit der Meinung der Redaktion überein- der Nachführung bzw. deren Stromversorgung zu schaffen. Neben dem Ju- stimmen! piter wurden M81, M82, M31, M42, M44, Mond, Uranus, Polaris als Dop- Adresse: Redaktion Weltraumfacts, Ferdinand pelstern und Alcor/Mizar mit 2.Komponente beobachtet. Weissgasse 3/3/4, A-2230 Gänserndorf, Österreich. Tel.: +43 (0)2282/2441  2013 by ÖARV, Alle Rechte vorbehalten. Abdruck nach vorheriger Anfrage mit Quellen- angabe gerne gestattet. Gerichtsstand ist Wien. Redaktionsschluß für WF 1+2/2014 31.März 2014 Vorstand: Ing. MSc.MBA Christopher Brandl, Obmann Herta Ehart, Schriftführerin Ing. Mag. Franz Ehart, Kassier Rechnungsprüfer: Manfred Hettmer Ing. Erwin Rössler Kontaktmöglichkeiten: über Redaktionsadresse (siehe oben) oder: Österreichische Astronomie- und Raumfahrtvereinigung, c/o Christopher Brandl Lampigasse 27/8, A-1020 Wien, Österreich Bankverbindung: Raiffeisen - Regionalbank Gänserndorf, BLZ 32.092, Konto-Nummer 2.450.260, A-2230 Gänserndorf Daten zur Jupiter-Aufnahme: Vereinszweck: Die Österreichische Astronomie- und Raumfahrt- Instrument: Skywatcher Maksutov-Cassegrain, Durchmesser 127mm (5"), vereinigung ist ein parteipolitisch unabhängiger Brennweite 1500mm mit Syncscan GOTO Steuerung Verein ohne Gewinnabsicht zur Förderung von Kamera: CCD Kamera mit CMOS Sensor ohne Kühlung, Astronomie und Raumfahrt sowie von verwandten ALCCD5L-II Color (QHY5-II) Gebieten. Es soll erstens die Beschäftigung der Vereinsmitglieder mit diesen Themen gefördert und Beobachtungsort: Parkplatz am Cobenzl, Höhenstraße Wien unterstützt werden und zweitens durch Öffentlich- Beobachtungszeit: 11.1.2014, 18.55 MEZ keitsarbeit in der Bevölkerung das Verständnis für und das Wissen über dieses Wissensgebiet verbes- Wetter: Seeing schlecht, Himmel wolkenlos, Temperatur +2°C sert werden. (Ein ausführlicher Erfahrungsbericht dazu wird in der nächsten Ausgabe der Zur Förderung dieser Ziele soll unter anderem die vereinseigene Zeitschrift Weltraumfacts dienen. Weltraumfacts erscheinen) Weltraumfacts 3+4/2013 38 Der Gaia Astrometrie-Satellit

Gaia ist der neueste Astrometrie- Satellit der ESA, ein Nachfolger des erfolgreichen Hipparcos. Ge- startet wurde der Satellit am 19.Dezember 2013 mit einer Sojus- Fregat-Trägerrakete von Kourou aus. Gaia wird im L2-Punkt sta- tioniert, bei etwa vierfacher Mond- entfernung auf der sonnenabge- wandten Seite der Erdbahn. Bei der Mission soll eine Milliarde Sterne vermessen werden. Das wichtigste wissenschaftliche Ziel der Gaia-Mission besteht darin, mit Gaia vor der Milchstrasse. Grafik: ESA/ATG medialab; background: ESO/S. Brunier. Hilfe ihrer Sternmessungen den Ur- aufgespannt werden. Über diesem den Teleskope 35 Meter. Die Gesichts- sprung und die Entwicklung unserer „Sonnenschirm“ befindet sich ein Zy- felder sind etwa 1,4 x 0,7 Grad groß, Heimatgalaxie, der Milchstraße, zu er- linder mit der Nutzlast. Der Satellit ist überdecken am Himmel also etwa die forschen. Dazu soll Gaia mit bis dahin 3-Achsen-stabilisiert und wird seine vierfache Fläche der Sonnenscheibe. unerreichter Genauigkeit die Positio- langsame Rotation dazu nutzen, den Erfaßt werden die Bilder von einem nen, Entfernungen (Parallaxen) und durch das Gesichtsfeld laufenden Him- Feld von insgesamt 106 CCD-Detek- Bewegungen (Eigenbewegungen, Ra- mel kontinuierlich abzutasten. Nutzlast toren mit einer Auflösung von je 4500 dialgeschwindigkeiten) von ungefähr und Versorgungseinheit liegen wäh- x 1966 Pixel. Zusammen haben die einer Milliarde Sternen bestimmen. Zu- rend des wissenschaftlichen Betriebs Kameras des Satelliten damit rund eine sätzich wird erwartet, daß Hunderttau- stets im kühlenden Schatten des Son- Milliarde Pixel. sende neue Himmelskörper aufgespürt nenschildes. werden, beispielsweise Planeten außer- Für die geplanten Messungen ist halb unseres Sonnensystems oder Gaia trägt drei wissenschaftliche eine extreme Stabilität des Satelliten Braune Zwerge. Innerhalb unseres Hauptinstrumente für astrometrische, wesentlich. Es wurde daher Silizium- Sonnensystems sollen Zehntausende photometrische sowie spektroskopi- carbid (SiC) als Baumaterial gewählt, von Asteroiden identifiziert werden. sche Messungen. Das Licht wird von ein keramisches Material zweimal so zwei Teleskopen auf das Focal-Plane- steif wie Stahl, ultraleicht und bemerk- Die nahezu kreisförmige Anord- Array gelenkt, auf denen zwei Primär- enswert widerstandsfähig gegen Tem- nung aus Solarzellen und Sonnenschild spiegel im Winkel von 106,5 Grad zu- peraturveränderungen. Zur Minimier- mit einem Durchmesser von elf Metern einander montiert sind, die für ein ung von Vibrationen weist der Satellit dominiert das äußere Erscheinungsbild großes Gesichtsfeld sorgen. Trotz der praktisch keinerlei bewegliche Bauteile von Gaia. Der Sonnenschild befindet geringen Abmessungen des Raumflug- auf, sogar seine Antenne zur Kommu- sich an der Unterseite und besteht aus körpers, das Nutzlastmodul hat nur nikation mit der Erde wird elektronisch zwölf breiten Streben, zwischen denen einen Durchmesser von 3,5 Meter, be- statt mechanisch ausgerichtet. Da der beim Entfalten 48 dreieckige Flächen trägt die effektive Brennweite der bei- übliche chemische Antrieb somit aus- schied, wurde eigens für diese Mission zur genauen Lageregelung ein komp- lett neues, stickstoffbetriebenes Trieb- werk entwickelt, dessen Kraft sich im Mikro-Newton-Bereich bewegt. Gaia wurde von EADS Astrium ge- baut. Die Bodenkontrolle und alle wis- senschaftlichen Operationen werden vom Europäischen Raumflugkontroll- zentrum (ESOC) in Darmstadt unter Verwendung der spanischen Bodensta- tion in Cebreros ausgeführt. EF, Quellen: Astrium, ESA, Wikipedia.

Die Position des Lagrange-Punktes L2. Grafik: NASA/ESA. Weltraumfacts 3+4/2013 39