HETEROPTERON

Mitteilungsblatt der

Arbeitsgruppe Mitteleuropäischer Heteropterologen Heft Nr. 41 - Köln, Mai 2014 ISSN 1432-3761 print ISSN 2105-1586 online

INHALT Einleitende Bemerkungen des Herausgebers ...... 1 D. & M. MÜNCH: Einladung zum 40. Treffen der „Arbeitsgruppe Mitteleuropäischer Heteropterologen“ vom 11. - 13. Juli 2014 in Moritzburg bei Dresden ...... 3 K. VOIGT: Anmerkungen zu den afrikanischen Phyllomorphini (, ) ...... 4 M.M. GOSSNER, L. HENDRICH, ST.M. KÜCHLER & M.J. RAUPACH: Barcoding europäischer Wanzen - Möglichkeiten und Grenzen ...... 7 P. KOTT: Die Ernteameise Messor structor (LATREILLE, 1798) als Fressfeind von Corythucha ciliata (SAY, 1832) (, Tingidae; Hymenoptera, Formicidae) ...... 12 H.J. HOFFMANN & R. SCHMITT: Die Malvenwanze Oxycarenus lavaterae (FABRICIUS, 1787) (Heteroptera, ) breitet sich im Rheintal nach Norden aus ...... 14 H.J. HOFFMANN: Tachiniden als Wanzenparasitoide - ein Beitrag zum Insekt des Jahres 2014 ...... 19 H.J. HOFFMANN & D.J. WERNER: Die (kleine) Wanzensammlung des LÖBBECKE-Museums und Aquazoos Düsseldorf (Heteroptera) ...... 27 T. VAN DER HEYDEN: Ein aktueller Fund von Paryphes flavocinctus STÅL, 1860 in Costa Rica (Heteroptera: Coreidae) ...... 34 W. GÖTTLINGER & H.J. HOFFMANN: Die Schwalbenwurzwanze - Tropidothorax leucopterus (GOEZE, 1778) (Heteroptera, Lygaeidae) breitet sich im Rheintal weiter nach Norden aus ...... 36 H.J. HOFFMANN: Weshalb Frau STEIN Wanzen liebt ...... 38 Wanzenliteratur: Neuerscheinungen ...... 40 Änderungen zum Adressenverzeichnis Mitteleuropäischer Heteropterologen ...... 43 H.J. HOFFMANN: Die „Wanzen tanzen“ lassen (Heteropterologische Kuriosa 25) ...... 43

[Inhaltsverzeichnisse früherer Hefte und Allgemeines zum Herausgeber s. www.heteropteron.de www.uni-koeln.de/math-nat-fak/zoologie/sieoek]

Einleitende Bemerkungen des Herausgebers

Das vorliegende Heft des HETEROPTERON bringt zunächst einmal die Einladung zum diesjährigen Treffen der Arbeitsgruppe in Moritzburg bei Dresden und zwei Nachträge zu den Vorträgen auf dem letztjährigen Treffen.

Auch bei dem Insekt des Jahres sind wir ja wieder etwas beteiligt: Die Goldschildfliege aurigera () wurde zum Insekt des Jahres 2014 gekürt, mit entsprechendem Flyer usw. Ihre Larven leben in und von Wanzen, vor allem Pentatomiden, wobei bei dieser Art ein Ei direkt in den Wanzenkörper gelegt wird. Auch verwandte Arten der Gattung 2 HETEROPTERON Heft 41 / 2014

Phasia, und Elomya schmarotzen in Wanzen. Ein Beitrag in diesem Heft stellt weitere Details zu den an Wanzen parasitierenden Tachiniden zusammen.

Weitere kleinere Beiträge bringen interessante Beobachtungen und Ergänzungen zur Gruppe der Wanzen - regional, landesweit und international, vor Ort und aus Sammlungen. Gerade die derzeitige Ausbreitung von bisher hier noch nicht angetroffenen Arten ist von Interesse, und schöne Fotos von tropischen Arten begeistern immer wieder. Sogar das Öffentlich-rechtliche Fernsehen brachte in den vergangenen Wochen einen langen Beitrag zugunsten unserer Lieblingstiere, das im Folgenden rekapituliert werden soll.

Nachdem an dieser Stelle schon diverse Internet-Auftritte mit spezieller Wanzenausrichtung vorgestellt wurden, soll jetzt auf die von GREGOR TYMANN ins Netz gestellten, sehr interessanten und professionell wirkenden Seiten www.wanzen-im- ruhrgebiet.de hingewiesen werden. Der Autor kommt von der Fotografie her, hat bereits jetzt schon sehr viele Wanzenarten und auch deren Stadien fotografisch erfasst und stellt die Bilder mit guten Zusatzinformationen ins Internet. Dabei beschränkt er sich auf Arten, die er nahe seinem Wohnsitz, im Ruhrgebiet entdeckt hat. Das Engagement, mit dem er sich als Anfänger bereits in die Heteropteren eingearbeitet hat, ist auch deshalb besonders herauszustellen, weil im Ruhrgebiet ausgesprochen wenig über die lokale Wanzenfauna bekannt ist, so dass G. TYMANN hier eine Lücke füllen kann.

Details zum diesjährigen 5. internationalen „IHS-Wanzentreff“, dem „Fifth Quadrennial Meeting of the International Heteropterists' Society“ in Washington im Smithsonian Museum of Natural History vom 21.-25.07.2014 finden sich im Internet unter http://ihs.myspecies.info/

H.J. Hoffmann

s. S. 19 HETEROPTERON Heft 41 / 2014 3

Einladung zum 40. Treffen der „Arbeitsgruppe Mitteleuropäischer Heteropterologen“ vom 11. - 13. Juli 2014 in Moritzburg bei Dresden DORIS UND MICHAEL MÜNCH Wir laden recht herzlich zum diesjährigen Treffen der „Arbeitsgruppe Mitteleuropäischer Heteropterologen“ vom 11. bis 13. Juli 2014 nach Moritzburg bei Dresden ein. Das Treffen findet im Hotel „Churfürstliche Waldschänke“ statt.

Das vorläufige Programm gestaltet sich wie folgt: Freitag, 11. Juli 2014: Bis 16:00 Uhr: Möglichkeit der Arbeit in den Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden - Museum für Tierkunde oder Exkursion in die Teichlandschaft und Moritzburger Kleinkuppenlandschaft 17:00 – 18:00 Begrüßung / Einleitung 18:30 – 20:00 gemeinsames Abendessen anschließend Abendvortrag

Samstag, 12. Juli 2014 09:00 – 12:30 Uhr Vortragsprogramm 13:00 – 18:30 Uhr Exkursion (voraussichtlich auf den Dresdner Heller, Sandmagerrasen, Besenginster-/Calluna-Heiden) ab 18:30 Uhr gemeinsames Abendessen

Sonntag, 13. Juli 2014 Bis 09:00 Uhr gemeinsames Frühstück 09:00 – 09:30 Uhr Abschluss und Ausblick anschließend Abschlussexkursion in die Kleinraschützer Heide bei Großenhain (ehemaliger Truppenübungsplatz)

Für die Partner der Teilnehmer wurde entsprechend der geäußerten Wünsche kein explizites Programm geplant – wir sind jedoch gern bereit, bei der Organisation verschiedener Dinge in Dresden oder Meißen zu helfen beziehungsweise Tipps und Ratschläge zu geben.

Im Hotel Churfuerstliche Waldschaenke Moritzburg Große Fasanenstraße, D-01468 MORITZBURG bei DRESDEN Telefon: +49 (0) 35207 / 860-0; Fax: +49 (0) 35207 / 860-93 Email: [email protected] Internet: http://www.waldschaenke-moritzburg.de/ueberblick/index_ger.html ist ein Kontingent Zimmer reserviert. Das Hotel hat uns ein Pauschalangebot für die Übernachtungen inkl. Halbpension (Einzelzimmer 89,50 € bzw. Doppelzimmer 144,00 € / Nacht & Zimmer inkl. Frühstück & 3-Gang-Abendessen) unterbreitet. Es sind ferner auch Familienzimmer vorhanden. Die Zimmer sollten direkt beim Hotel unter Angabe des Kennwortes „Wanzentagung“ reserviert bzw. gebucht werden. Alternative Übernachtungsmöglichkeiten (Ferienwohnungen, Pensionen, Campingplätze) sind in Moritzburg und Umgebung vorhanden und können natürlich auch individuell genutzt werden. Wir bitten darum, uns die Teilnahme an der Tagung, Vortragsanmeldungen und weitere Wünsche mit dem Anmeldeformular (unter [email protected] herunterladbar) bis 31.05.2014 zu bestätigen. Wir freuen uns auf Ihre / Eure Teilnahme! Herzliche Grüße Doris und Michael Münch

Anschrift der Autoren: Doris u. Michael Münch, Hermersdorfer Str. 28, D-09127 CHEMNITZ 4 HETEROPTERON Heft 41 / 2014

Anmerkungen zu den afrikanischen Phyllomorphini (Coreidae, Coreinae) KLAUS VOIGT

Die Unterfamilie Coreinae wird zur Zeit in 21 Triben unterteilt. Die Phyllomorphini fallen wegen ihrer bizarren Gestalt besonders auf. Die Seitenränder des Pronotums und des Abdomens haben eigentümliche blattartige Erweiterungen. Die Oberseite und die Seitenränder des Körpers sind oft zusätzlich mit zahlreichen Dornen versehen.

Von den zwei paläarktischen Phyllomorpha–Arten (Ph. laciniata VILL. und Ph. lacerata (H.-S.)) weiß man, dass die Stacheln der Brutfürsorge dienen, weil das Weibchen seine Eier auf den Rücken des Männchens platziert. Außerdem sind diese Wanzen durch ihren Umriss gut an die spitzen Blätter der Coronychia-Pflanzen, an denen sie leben, angepasst, so dass die am Boden lebenden Wanzen kaum erkannt werden. Ob die Dornen auch der Feindabwehr dienen, weiß man nicht so genau. Schlupfwespen werden durch die Stacheln nicht an der Eiablage gehindert. Bei den Ameisen gelingt die Abwehr durch Sekrete der Stinkdrüsen. Untersuchungen in Spanien zeigen, dass die auf Blättern deponierten Eier etwa 10mal stärker durch Feinde dezimiert werden als die auf dem Rücken der Männchen abgelegten Eier.

Wie die Eiablage auf den Rücken geschieht, ist mehr oder weniger unbekannt. Nach der Kopulation löst sich das Weibchen vom Partner. Es dauert eine Zeit, bis die Eier ausgereift sind und abgelegt werden können. – Es bleibt die Frage: „Bleibt das Männchen so lange in der Nähe des Weibchens oder sucht das Weibchen aktiv ein anderes Männchen auf, das gerade in der Nähe ist?“ - „Oder währt die Kopulation so lange, bis die Eier ablegereif sind?“ Dieses sind bis jetzt noch offene Fragen.

Die Gattung Phyllomorpha kommt im tropischen und im südlichen Afrika nicht vor. Dort sind die Phyllomorphini durch die Gattungen Pephricus und Tongorma (=Craspedum) vertreten. Bei ihnen ist der Kenntnisstand zur Verbreitung und Biologie weitaus geringer. Bei meinen Besuchen in den Museen von Cape Town, Grahamstown, Pretoria, Durban und Pietermaritzburg habe ich nie Tiere mit Eiern auf dem Rücken gesehen. Das ist auch weiter nicht verwunderlich, da Pephricus und Tongorma auf dem Abdomen keine nach innen ragenden Dornen aufweisen, die bei Phyllomorpha zur Fixierung der Eier beitragen.

Abb. 1: Pephricus paradoxus SPARRMAN (fot: K. VOIGT) HETEROPTERON Heft 41 / 2014 5

Über die Entdeckung der ersten Pephricus Art, Pephricus paradoxus, 1777 in Südafrika durch SPARRMAN berichtet WESTWOOD (1845): „ SPARRMAN relates that when at the Cape, he observed this at noontide as he sought for shelter among the branches of a shrub from the intolerable heat of the sun. Though the air was extremely still and calm, so as hardly to have shaken an aspen leaf, yet he thought he saw a little withered, pale crumpled leaf, eaten as it were by caterpillars, flattering from the tree. This appeared to him so very extraordinary, that he thought it worth his while suddenly to quit his verdant bower in order to contemplate it; and he could sparely believe his eyes when he saw a live insect. In shape and colour resembling the fragment of an withered leaf, with the edges turned up, and eaten away as it were by caterpillars, and at the same time beset all over with prickles creeping on the ground.”

In Südafrika kommen außer Pephricus paradoxus SPARRMAN noch P. capicola WW., P. livingstonii WW. und P. fryi DISTANT vor. Ihre allgemeine Verbreitung ist nur unvollständig bekannt, da diese Arten in den Museumssammlungen nur lückenhaft vertreten sind. Ihre Nahrungspflanzen sind noch wenig erforscht und dokumentiert. Oft sind nur allgemeine Angaben, wie „am Boden“, „unter Laub“ auf den Etiketten vermerkt. In der Regel kennt man auch die Larvenformen nicht.

Folgende Arten wurden bisher in der nur in Afrika vorhandenen Gattung Pephricus beschrieben, man kennt sie aus folgenden Regionen Afrikas:

Pephricus capicola WW. Südafrika, (Endemit) P. fasciatus DIST. Westafrika P. fragilis DIST. Westafrika, Nigeria, Senegal, Ghana, Sudan, Abyssinien P. fryi DIST. Südafrika (Endemit) P. livingstonii WW. Südafrika, Botswana, Tansania P. paradoxus SPARRMAN Südafrika, Botswana, Namibia P. pellicula WW. Kongo, Guinea, Nigeria, Sierra Leone, Dahome, Niger, Zaire P. scopsae SCHOUT. Demokratische Republik Kongo, Nigeria P. subtilis MTD. Yemen (Endemit)

Da eine Revision noch aussteht, weiß man nicht, ob alle Artnamen berechtigt sind.

Die folgenden Futterpflanzen werden genannt: P. fragilis an Ipomoea batates in Senegal P. pellicula an Kakaoblättern in Nigeria P. subtilis an Maerua cramfolia im Yemen

Größere Schäden sind bisher anscheinend nicht bekannt

Die Gattung Tongorma ist in Afrika durch drei Arten vertreten. Sie unterscheiden sich deutlich von den Arten der Gattung Pephricus. Ihre Halbdecken sind verbreitert und ähneln stark kleinen Blättchen. Die Verbreitung der drei Arten ist aus folgenden Ländern bekannt:

Tongorma latreillii GUERIN-MENEVILLE Südafrika, Namibia, Zambia, Sudan, Senegal, Westafrika, ?Yemen Tongorma madagascariense COQUEREL Madagaskar (Endemit) Tongorma tetrapterna GERSTÄCKER Kenia, Tansania Woran die Tiere leben, ist weitgehend unbekannt. Auch ihre Larvenentwicklung ist nicht dokumentiert.

Aus der Orientalischen Region sind weitere 4 Arten von Tongorma (= Craspedum) beschrieben worden. Auch von ihnen kennt man die Nahrungspflanzen nicht.

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Abb. 2: Tongorma latreillii GUERIN-MENEVILLE (fot: K. VOIGT)

Die afrikanischen und orientalischen Arten der Phyllomorphini stellen interessante Studienobjekte dar, die einerseits wegen ihres bizarren Aussehens, andererseits wegen ihrer geheimnisvollen Lebensweise die Aufmerksamkeit der Heteropterologen finden sollten.

Folgende Institutionen und Personen haben mich bei meinen Studien dankenswerter Weise unterstützt, wofür ihnen auch an dieser Stelle gedankt sei: Dr. J. DECKERT – MfN Berlin; Dr. M. COCHRANE – IZICO Cape Town; Dr. F.W. GESS – Albany Museum Grahamstown; Dr. M. STILLER – ARC Pretoria; Dr.D.H. JACOBS – Universität Pretoria; Dr. M. MIKOVSKY – Natalmuseum Pietermaritzburg, sowie die Bibliothek des DEI, Eberswalde.

Literatur: DOLLING, W.R. (2006): Coreidae. – In: AUKEMA, B. & RIEGER, C.: Catalogue of the Heteroptera of the Palearctic Region; Vol. 5, 96-98. Amsterdam. LINNAVUORI, R. & VAN HARTEN, A. (1997): Fauna of Saudi Arabia 16, 220 S. LIVERMORE, L.J.R., LEMAÎTRE, V.A., DOLLING, W.R. & al.: . - File Online, Version 5.0/5.0. PICKER , M., GRIFFITHS, CH. & WEAVING, A. (2004): of South Africa. - Struik. Cape Town. WESTWOOD, J.O. (1845): Arcana entomologica. – Oxford Digital Library.

Anschrift des Autors: Klaus Voigt, Forellenweg 4, D-76275 ETTLINGEN

Abb. 3: Lebendaufnahme von Pephricus paradoxus SPARRMAN (ex: PICKER & al.)

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Barcoding europäischer Wanzen - Möglichkeiten und Grenzen

MARTIN M. GOSSNER, LARS HENDRICH, STEFAN M. KÜCHLER & MICHAEL J. RAUPACH

Abstract During the last years DNA-barcoding has become an efficient method for species identification. Although demanding, applications of barcoding to the species and ecological divers Heteroptera are still scarce. We analyzed DNA barcodes for 1.742 specimens of 457 Central European species, comprising 39 families of the Heteroptera. With a successful identification rate of 94.5% we showed that this method has great potential as complementary method to species identification based on morphological characteristics. Moreover, our study revealed several taxonomic uncertainties and surprises. We found evidence for ongoing hybridization as well as the putative existence of cryptic species.

Einleitung DNA-Barcoding hat sich in den letzten Jahren zu einer effizienten Methode für die Identifikation von Arten entwickelt, insbesondere bei den artenreichen Insekten (z. B. SMITH & FISHER 2009, HAUSMANN et al. 2011, RAUPACH et al. 2011, WOODCOCK et al. 2013). Dabei ist zu betonen, dass es sich hierbei um keine DNA-Taxonomie (TAUTZ et al. 2003) handelt, sondern lediglich um eine molekulare Methode zur Bestimmung bekannter Arten anhand der DNA eines Markergens. Die Abfolge der Basenpaare wird dabei analog wie der Strichcode auf Lebensmittel-Verpackungen als Kennzeichen für eine bestimmte Art verwendet (STEINKE & BREDE 2006). DNA-Sequenzen verändern sich in gleichmäßiger Rate durch Punktmutationen, und somit besitzen näher verwandte Individuen (und Arten) ähnlichere Sequenzen. Solange eine Art ungeteilt bleibt, d.h. einen gemeinsamen Genpool besitzt, werden Unterschiede zwischen verschiedenen Populationen durch Genfluss immer wieder ausgeglichen. Ist dies nicht mehr der Fall entsteht eine sogenannte Barcoding Lücke (oder barcoding gap), d.h. die intraspezifische Variabilität wird im Laufe der Zeit geringer als die interspezifische Variabilität. Diese Barcoding Lücke ist somit maßgeblich verantwortlich für die korrekte Identifizierung von Arten. Durch umfangreiche Studien hat sich bei vielen Taxa ein Schwellenwert von ca. 2% Sequenzdifferenz für die Trennung von „Arten“ als Richtwert etabliert (HEBERT et al. 2003a, 2003b). Im Vergleich zur Kern-DNA hat die mitochondriale DNA eine Reihe von Vorteilen und wird deshalb bei Insekten und den meisten anderen Tieren für das Barcoding herangezogen (HEBERT et al. 2003a, 2003b): l.) im Vergleich zur Kern-DNA ist Rekombination (Neuanordnung von genetischem Material) äußerst selten, da sie maternal vererbt wird, 2.) sie hat eine hohe Mutationsrate, die Voraussetzung für die Unterscheidung von Arten anhand von DNA-Sequenzen ist, 3.) hochkonservierte flankierende Regionen erlauben die Verwendung universeller Primer, die den DNA-Abschnitt festlegen, der amplifiziert und anschliessend sequenziert werden soll. Für eine Vielzahl von Taxa, darunter die Wanzen, ist der Standard eine rund 650 Basenpaar lange Region des mitochondrialen Gens, welches die Untereinheit I der Cytochrom c Oxidase (COI oder cox1) codiert. Wanzen sind eine sehr artenreiche und ökologisch sehr diverse Gruppe. Aufgrund ihrer Indikatorfunktion (DUELLI & OBRIST 1998, ACHTZIGER et al. 2007, SKERN et al. 2010) ist eine gute Kenntnis der Taxonomie für naturschutzfachliche und ökologische Fragestellungen sehr wichtig. In einigen Gruppen innerhalb der Wanzen gibt es jedoch Unsicherheiten auf Grundlage morphologischer Merkmale. Hier könnten molekulare Methoden zu einer Lösung der taxonomischen Fragen beitragen. Die Anwendbarkeit des Barcodings bei Wanzen ist bisher jedoch noch unzureichend untersucht. Im Jahr 2010 haben wir deshalb damit begonnen eine Barcode-Datenbank in Zusammenarbeit mit dem Projekt FAUNA BAVARICA an der Zoologischen Staatssammlung München und in Kooperation mit dem Biodiversity Institute of 8 HETEROPTERON Heft 41 / 2014

Ontario (‘BIO’, Guelph, Canada) aufzubauen (siehe auch RAUPACH et al. subm.). In diesem Beitrag soll der derzeitige Stand der Arbeiten aufgezeigt und sowohl Möglichkeiten als auch Grenzen des Barcodings bei Wanzen diskutiert werden.

Methoden Alle untersuchten Wanzen wurden zwischen 2005 und 2012 mit unterschiedlichen Methoden gesammelt (Handaufsammlungen, Kescherfänge, Fallenfänge mit Boden-, Fenster- und Malaisefallen). Laborarbeiten wurden am Canadian Center for DNA Barcoding (CCDB), University of Guelph, mit Hilfe von standardisierten Hochdurchsatzverfahren für DNA Barcode Amplifizierung und Sequenzierung (IVANOVA et al. 2006, DEWAARD et al. 2008) durchgeführt. Hierfür wurden microplates entweder mit einem oder mehreren Beinen pro Tier oder mit ganzen Tieren (Körpergröße < 3 mm) bestückt und nach Kanada geschickt. Alle relevanten Informationen inklusive DNA Barcodes sind über das Projekt GEBUG, welches ein Zusammenschluss aus der Fauna Bavarica (BALKE et al. 2011) und der privaten Initiative EUBUG von MMG und MJR im Barcode of Life Datasystem (BOLD; http://www.boldsystems.org) (RATNASINGHAM & HERBERT 2007), verfügbar. Details finden sich in RAUPACH et al. (subm.).

Ergebnisse Insgesamt analysierten wir Barcodes von 1.742 Individuen aus 457 Arten und 39 Familien der Wanzen. Insgesamt konnten 94,5% der Arten (432) erfolgreich identifiziert werden. Dies verdeutlicht das Anwendungspotenzial von Barcoding bei Wanzen. Als Beispiel zeigt Abb. 1 die Topologie aller analysierten . Fast alle interspezifischen Distanzen sind > 3,09%, wodurch eine einwandfreie Artdeterminierung bei den untersuchten Pentatomidae gegeben ist. Die einzige Ausnahme bilden Chlorochroa junipera (ein untersuchtes Tier, im Baum blau) und C. pinicola (zwei untersuchte Tiere, im Baum rot), die eine geringe Distanz aufwiesen (0,93%). Es konnten jedoch auch einige Überaschungen und Unsicherheiten festgestellt werden. Die Analyse erbrachte Beispiele von Arten: 1.) deren Artstatus bereits anhand morphologischer Merkmale angezweifelt wurde und genetisch bestätigt wurde (Bsp. Charagochilus gyllenhalii/weberi), 2.) die morphologisch klar unterscheidbar, genetisch jedoch nicht zu differenzieren sind (Bsp. Nabis spp.), und 3.) die morphologisch nicht unterscheidbar sind, aber genetisch eine sehr große Distanz zwischen Gruppen von Individuen aufweisen (z.B. Orius niger) (Details siehe RAUPACH et al., subm.).

Diskussion Die hohe erfolgreiche Identifikationsrate unterstreicht die Bedeutung von DNA- Barcoding als ergänzende Methode zur morphologischen Artbestimmung. Unsere Studie hat darüber hinaus jedoch auch klare Grenzen des Barcodings aufgezeigt. Beispielsweise erbrachten unsere Resultate deuliche Hinweise auf mögliche Hybrididierung, als Erklärung für die genetische Nähe genital-morphologisch deutlich unterscheidbarer Arten (z.B. Nabis spp.). Darüber hinaus fanden wir in einer Reihe von Gattungen unterschiedlichster Familien Hinweise auf die Existenz kryptischer Arten. Dies sind spannende Fälle, mit denen wir uns in Zukunft intensiver beschäftigen möchten. Eine enge Zusammenarbeit zwischen molekular und morphologisch arbeitenden Taxonomen erwies sich in unserer Studie als äußerst effizient. Deshalb sollte eine Intensivierung der Kooperation der beiden Diziplinen in Zukunft angestrebt werden, um bestehende taxonomische Unklarheiten zu lösen. HETEROPTERON Heft 41 / 2014 9

Die Vorteile des Barcodings sind weitreichend und können mittlerweile nicht mehr ignoriert werden. So sind kleinste Proben (Gewebe, Blut, Eier, Larven) für eine Artbestimmung ausreichend. Eine Identifizierung unabhängig von Geschlecht und Entwicklungsstand der Tiere ist in den meisten Fällen nun möglich. Gerade die Bestimmung von Entwicklungsstadien oder Weibchen mancher Arten stellt die morphologischen Wanzen- Taxonomen vor große Schwierigkeiten, insbesondere wenn es um die schnelle Identifikation großer Probenmengen geht. Durch den Aufbau einer umfassenden und verifizierten Datenbank können darüber hinaus Synonyme für Arten vermieden (v.a. bzgl. Artbeschreibungen in den artenreichen Tropen) und eingeschleppte oder eingewanderte Arten schneller entdeckt werden. In der ökologischen Forschung bildet das Barcoding einen wichtigen Baustein für den Aufbau von Art-Phylogenien, die im Bereich der Gemeinschaftsökologie zunehmend an Bedeutung gewinnen (CAVENDER-BARES et al. 2009). Die größten derzeitigen Nachteile des Barcodings sind, dass 1.) die Abundanz der Arten in einer Probe, beispielsweise aus einer Biodiversitätsstudie, derzeit noch nicht verlässlich abgeschätzt werden können, 2.) Arten sehr junger Artenradiationen auf Grundlage des Barcodings nicht trennbar sind [Bsp. Fruchtfliegen, Buntbarsche; hier sind schneller evolvierende Marker (z.B. Mikrosatelliten) hilfreich], und 3.) Verunreinigungen durch die aufgenommene Nahrung, Parasitierung und Endosymbioten (z.B. WHITWORTH et al. 2007) Probleme bei der genetischen Identifizierung verursachen können.

Abb.1: Neighbour-Joining-Topologie aller analysierten Pentatomidae (29 Arten, 109 Individuen) basierend auf K2P-Distanzen. In der Mitte: Graphosoma lineatum (LINNAEUS, 1758). Roter Ast ┴ : Chlorochroa .(Chlorochroa juniperina (LINNAEUS, 1758 : ׀ pinicola (MULSANT & REY, 1852), blauer Ast 10 HETEROPTERON Heft 41 / 2014

Die Entwicklung molekularer Methoden wird weitergehen und auch eine Lösung für bisherige Probleme finden. Wir sehen im Zusammenspiel von morphologischen und molekularen Methoden die einzige zielführende Möglichkeit, die anstehenden und zukünftigen Herausforderungen an die Taxonomie zu bewältigen.

Danksagung Das Projekt wurde durch die Bayerische Staatsregierung und das Bundesministeriums für Bildung und Forschung finanziell unterstützt. Wir bedanken uns bei R. NIEDRIGHAUS, F. SCHMOLKE and H. SIMON für die Zurverfügungstellung von Wanzenexemplaren und A. GRUPPE und J. MÜLLER für die Erlaubnis Individuen aus Biodiversitätsprojekten verwenden zu dürfen. Einige Tiere wurden im Rahmen des DFG Schwerpunktprogramms 1374 ”Infrastructure-Biodiversity-Exploratories" (WE 3018/21-1) durch MMG gesammelt, der auch durch dieses Projekt finanziell gefördert wurde.

Literatur: ACHTZIGER, R., FRIEß, T., & RABITSCH, W. (2007): Die Eignung von Wanzen (Insecta, Heteroptera) als Indikatoren im Naturschutz. – Insecta 10, 5-39. BALKE, M., HASZPRUNAR, G., HAUSMANN, A. & SCHMIDT, S. (2011): Project Barcoding Fauna Bavarica. – World Wide Web electronic publication. www.faunabavarica.de CAVENDER-BARES, J., KOZAK, K.H., FINE, P.V.A., & KEMBEL, S.W. (2009): The merging of community ecology and phylogenetic biology. – Ecology Letters 12, 693-715. DEWAARD, J.R., IVANOVA, N.V., HAJIBABAEI, M. & HEBERT, P.D.N. (2008): Assembling DNA barcodes: analytical protocols. – In: Martin, C. (ed.). Methods in molecular biology: environmental genetics. Totowa: Humana Press, 275-293. DUELLI, P. & OBRIST, M.K. (1998): In search of the best correlates for local organismal biodiversity in cultivated areas. – Biodiversity and Conservation 7, 297-309. HAUSMANN, A., HASZPRUNAR, G., SEGERER, A. H., SPEIDEL, W., BEHOUNEK, G. & HEBERT, P.D.N. (2011): Now DNA-barcoded: the butterflies and larger moths of Germany (Lepidoptera: Rhopalocera, Macroheterocera). – Spixiana 34, 47-58. HEBERT, P.D.N., CYWINSKA, A., BALL, S.L. & DEWAARD, J.R. (2003a): Biological identifications through DNA barcodes. – Proceedings of the Royal Society of London Series B: Biological Sciences 270, 313-321. HEBERT, P.D.N., RATNASINGHAM, S. & DEWAARD, J.R. (2003b): Barcoding life: cytochrome c oxidase subunit 1 divergences among closely related species. – Proceedings of the Royal Society of London Series B: Biological Sciences 270 (Supplement), 96-99. IVANOVA N.V., DEWAARD J.R. & HEBERT P.D.N. (2006): An inexpensive, automation-friendly protocol for recovering high-quality DNA. – Molecular Ecology Notes 6, 998-1002. RATNASINGHAM, S. & HEBERT, P.D.N. (2007): BOLD: The Barcode of Life data systems. – Molecular Ecology Notes 7, 355-364. RAUPACH, M. J., HENDRICH, L., KUECHLER, S. M. & GOSSNER, M. M. (subm.): Building-up of a DNA barcode library for True Bugs (Insecta: 1 : Heteroptera) of Germany reveals taxonomic uncertainties and surprises. – PLOS ONE. RAUPACH, M. J., HANNIG, K. & WÄGELE, J. W. (2011): Identification of Central European ground beetles of the Bembidion (Coleoptera: Carabidae) using DNA barcodes: a case study of selected species. – Angewandte Carabidologie 9, 63-72. SMITH, M. A. & FISHER, B. L. (2009): Invasions, DNA barcodes, and rapid biodiversity assessment using ants of Mauritius. – Frontiers in Zoology 6, 31. SKERN, M., ZWEIMÜLLER, I. & SCHIEMER, F. (2010): Aquatic Heteroptera as indicators for terrestrialisation of floodplain habitats. Limnologica. – Ecology and Management of Inland Waters 40, 241-250. STEINKE, D. & BREDE, N. (2006): Taxonomie des 21. Jahrhunderts - DNA-Barcoding. – Biologie unserer Zeit 36, 40-46. TAUTZ, D., ARCTANDER, P., MINELLI, A., THOMAS, R.H. & VOGLER, A.P. (2003): A plea for DNA . – Trends in Ecology and Evolution 18, 70-74. WHITWORTH, L., DAWSON, R.D., MAGALON, H. & BAUDRY, E. (2007): DNA barcoding cannot reliably identify species of the blowfly genus Protocalliphora (Diptera: Calliphoridae). – Proceedings of the Royal Society London Series B 274, 1731-1739. WOODCOCK, T.S., BOYLE, E.E., ROUGHLEY, R.E., KEVAN, P.G., LABBEE, R.N. et al. (2013) The diversity and biogeography of the Coleoptera of Churchill: insights from DNA barcoding. – BMC Ecology 13, 40.

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Anschrift der Autoren: Martin M. Gossner, Lehrstuhl für Terrestrische Ökologie, Department für Ökologie und Ökosystemmanagement, Technische Universität München, Hans-Carl-von-Carlowitz-Platz 2, D-85354 FREISING-WEIHENSTEPHAN, e-mail: [email protected] Lars Hendrich, Sektion Insecta varia, Zoologische Staatssammlung München, Münchhausenstraße 21, D-81247 MÜNCHEN, e-mail: [email protected] Stefan M. Kuechler, Department für Tierökologie II, Universität Bayreuth, Universitätsstraße 30, D- 95440 BAYREUTH, e-mail: [email protected] Michael J. Raupach, Molekulare Taxonomie mariner Organismen, Deutsches Zentrum für Marine Biodiverstätsforschung (DZMB), Senckenberg am Meer, Südstrand 44, D-26382 WILHELMSHAVEN, e-mail: [email protected]

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Die Ernteameise Messor structor (LATREILLE, 1798) als Fressfeind von Corythucha ciliata (SAY, 1832) (Heteroptera, Tingidae; Hymenoptera, Formicidae)

PETER KOTT Summary: Visiting Silvacane Abbey near Aix en Provence in the south of France I could recognize hundreds of Corythucha ciliata specimens flying around. Examining several plane-trees in front of the Abbey I found those lace bugs in large numbers running around on the stems. And also there were a lot of ants, Messor structor LATREILLE. They attacked the bugs and carried them into their nest. So finally the neozoon Corythucha ciliata has got a powerful Mediterranean predator in insects. Bei einem Besuch der Zisterzienserabtei Silvacane in der Ebene der Durance, 20 km Luftlinie NNW von Aix en Provence in Südfrankreich, fielen im Oktober 2012 die großen Mengen von Corythucha ciliata auf, von denen man vor dem Kloster angeflogen wurde. Die Tiere waren wohl auf der Suche nach ihrem Überwinterungsquartier, denn sie fanden sich zu Hunderten auf den Stämmen der vor dem Kloster stehenden Platanen wieder (Abb. 1). Auf den Platanenstämmen liefen sie geschäftig auf und ab. Daneben konnte man auch viele Ameisen bemerken, die zwischen ihnen herumliefen. Sehr viele dieser Ameisen waren stammabwärts mit einer Corythucha in den Kiefern unterwegs (Abb. 2). Im Wurzelbereich der Platanen verschwanden die Ameisen mit ihrer Beute in den Öffnungen ihres Nestes. Dabei ergaben sich Schwierigkeiten mit der sperrigen Beute. Die Ameisen mussten teilweise ihre Beutetiere loslassen und dann anders packen, um in die Nestöffnungen zu gelangen. Das ermöglichte es vielen Corythucha zu entkommen (Abb. 3). Bei den Ameisen handelte es sich um Knotenameisen (Myrmicinae). Die Bestimmung der Art wurde dankenswerterweise von PHILIPPE WEGNEZ (Herve, Liège, Belgien) vorgenommen und ergab die Art Messor structor LATREILLE. Die Gattung Messor gehört zu den granivoren Ernteameisen, die sich vor allem durch Samen, aber auch zoophag ernähren. In der kurzen Beobachtungszeit trug Messor structor sehr viele Gitterwanzen ein. Bisher sind Ameisen als natürliche Feinde für Corythucha in Europa nicht beschrieben worden. Bei der hohen Zahl an erbeuteten Tieren ist anzunehmen, dass diese Ameisen einen Einfluss auf die Größe einer Corythucha-Population haben. In Deutschland kommt Corythucha ciliata im Rheintal nach N inzwischen bis Köln vor. Da Messor structor über die burgundische Pforte auch nach Deutschland eingewandert ist und im Rheingebiet bis etwa 50° N vorkommt (SEIFERT, S. 214), könnten ähnliche Beobachtungen vielleicht auch dort gelingen.

Literatur: SEIFERT, B. (2007): Die Ameisen Mittel- und Nord- europas. – lutra-Verlags-und Vertriebsgesellschaft. Görlitz/Tauer.

Anschrift des Autors: Peter Kott, Am Theuspfad38, D-50259 PULHEIM, e-mail: [email protected]

Abb. 1: Zisterzienserabtei Silvacane mit Platane vor der Mauer des Kreuzganges.

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Abb. 2: Messor structor mit Corythucha ciliata als Beute

Abb. 3: Nesteingang von Messor structor am Fuße der Platanen mit div. abgelegten Corythucha ciliata

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Die Malvenwanze Oxycarenus lavaterae (FABRICIUS, 1787) (Heteroptera, Lygaeidae) breitet sich im Rheintal nach Norden aus HANS-JÜRGEN HOFFMANN & ROSMARIE SCHMITT

Die Malvenwanze Oxycarenus lavaterae aus der Gruppe der Bodenwanzen (Lygaeidae) kann man im Mittelmeergebiet in z.T. großen Individuen-Zahlen regelmäßig auf vielen Malvengewächsen finden, wo sie sich vor allem im Bereich der Kapseln aufhalten. Auffällige Massenansammlungen überwinternder Tiere z.B. auf Stämmen von Linden (Malvaceae, Tilioideae) sind von dort bisher nicht gemeldet. Aus dem kälteren Mitteleuropa sind allerdings solche auffälligen Ansammlungen von Tausenden Tieren in Plaques an Lindenstämmen vor und nach der Überwinterungsphase bekannt und fotografisch zahlreich (s. Internet!) dokumentiert. (Ähnliche, aber deutlich kleinere Ansammlungen finden sich dort oft von den mit 10 mm deutlich größeren Feuerwanzen Pyrrhocoris apterus.) So war es trotzdem überraschend, als am 13.02.2014 riesige Ansammlungen solcher Tiere auf den Stämmen von Linden zwischen Mannheim-Sandhofen und Lampertheim zu beobachten waren. Die Fundstelle liegt noch auf Baden-Württemberger Gebiet, Lampertheim gehört allerdings schon zu Hessen; die Koordinaten sind 49° 33‘ 49,9‘‘ N 8° 26‘ 45,5‘‘E. Da der Winter 2013/14 extrem warm war und Frostperioden völlig fehlten, sonnten sich die Tiere schon zu dieser frühen Jahreszeit (Abb. 1-2). Von den ca. 100 Linden zwischen Mannheim- Scharhof und Lampertheim waren praktisch alle – z.T. mit Plaques von 50 cm Höhe und mehreren cm Dicke – befallen. Der Fundort ist in Deutschland der wohl nördlichste bisher gemeldete. Zwischen den adulten Tieren fanden sich div. Larvenstadien, wie eine erneute Kontrolle drei Tage später zeigte. Die Tiere waren sehr aktiv, die Plaques aufgelockert. Interessant war die Beobachtung, dass sich im Stammbereich zahlreiche Feuerwanzen zwischen den Malvenwanzen aufhielten (Abb. 3-4). Die schwarz-rot gefärbte, ca. 5 mm große Langwanze Oxycarenus lavaterae weist eine westmediterrane Verbreitung auf (NW-Afrika, Portugal, S-Spanien, S-Frankreich, Italien, Slowenien bis Kroatien und Ungarn, sich nach Slowakei und Österreich ausbreitend, aber auch in Saudi-Arabien und S-Afrika vorkommend (PÉRICART 1998)). Sie lebt an Malvaceen/Malven u. Linden und wird deshalb im deutschsprachigen Raum als Malvenwanze (vereinzelt auch Lindenwanze) bezeichnet. Sie saugt an Blättern und unverholzten Teilen der Malvaceen und – vor allem an den mitteleuropäischen Fundorten – an Tiliaceen/Linden, spez. den Winterlinden Tilia cordata. Vermutlich werden auch die Samen – typisch für Lygaeiden - besaugt, wie zumindest regelmäßige Funde an und in den Kapseln div. Malvaceen vermuten lassen.. Im Mittelmeergebiet treten 3-4 Generationen pro Jahr auf. Vor allem vor und nach der Überwinterung, also im Frühjahr und Herbst neigt die wärmeliebende Art in nördlicheren Breiten zu Massenansammlungen. Die Art ist in Ausbreitung nach Norden befindlich. RABITSCH (2008) schreibt, dass sie seit dem Erstfund 1985 in Mitteleuropa in Bratislava/Slowakei (BIANCHI & STEHLIK 1999):in folgenden Ländern erstmals nachgewiesen wurde: Montenegro (1985), Ungarn (1994), Slowakei (1995), Serbien (1996), Bulgarien (1998), Nordfrankreich (1999), Österreich (2001), Nordschweiz (2002), Finnland, verschleppt (2003), Tschechien (2004) und Deutschland (2004). Er führt sie als „alien in Europe, i. e., translocated within Europe". Sie kann als „aktiver Arealerweiterer" (bzw. als Neozoon im w.S.), wohl aufgrund sich ändernder klimatischer Bedingungen, gelten, obwohl natürlich Verschleppung mit Pflanzgut oder Verkehrsmitteln nicht auszuschließen ist. Auch können die seit Jahren in Vielzahl angepflanzten Linden als Alleebäume ein geeigneter Vektor für die Ausbreitung der Art sein. 2007 wurde die Art in einer Baumschule in den Niederlanden gefunden (NETHERLANDS PLANT PROTECTION SERVICE 2009). Obwohl Ämter z.B. in Wien darauf hinwiesen, dass O. lavaterae weder für den Menschen noch für die Bäume schädlich sei und keine Bekämpfungsaktionen erfordere, und HETEROPTERON Heft 41 / 2014 15 in einer Pressemitteilung der STADT BASEL von chemischer Bekämpfung mittels Pestiziden abgeraten und auch das Abspritzen mit Wasser als wenig effektiv bezeichnet wird, wurden in Basel – im Internet mit Fotos belegt - sogar kuriose Bekämpfungsaktionen (anscheinend durch Absaugen der Ansammlungen auf der Rinde) durchgeführt. Bisher wurden jedoch keine Schädigungen von Linden bekannt, auch eventuelle Saugschäden an Lindensamen dürften ohne Bedeutung bleiben. Es kann im schlimmsten Fall zu Belästigungen der Anwohner durch zur Überwinterung in die Wohnungen eindringende Tiere kommen, die bisher aber im Gegensatz zu solchen durch die Ulmenwanze Arocatus melanocephala (s. HOFFMANN & THERME 2012 ) oder die Birkenwanze Kleidocerys resedae nicht bekannt geworden sind. Wie schon bei der Ausbreitung der Platanengitterwanze Corythucha ciliata von der Schweiz nach Deutschland (die Art ist heutzutage bis zum Niederrhein vorgedrungen (HOFFMANN 2002, 2003, 2007)) war nach dem Auftreten von Oxycarenus lavaterae in Basel ein Übergreifen auch auf Deutschland zu erwarten. So konnte BILLEN (2004) schon bald Vorkommen im SW-Deutschlands melden: Anfang September 2004 wurden Massenvorkommen in Lörrach und Weil am Rhein beobachtet. „In Biergärten mit großen alten Linden regnete es regelrecht Wanzen ins Bierglas oder aufs Essen.“ Weiterhin meldet BILLEN Vorkommen vom Hochrhein, vor allem in Grenzach-Whylen. Im Internet finden sich auch neuere Fotos aus dieser Region (z.B. aus Hartheim/Rhein). Die Meldung von in eine Baumschule in Berlin eingeschleppten Tieren (DECKERT 2004) führte nicht zu einem dauerhaften Vorkommen. 2008 konnte dann SIMON (2008) aus der südwestlichsten Ecke von Deutschland (Maikammer, Neustadt a.d, Weinstrasse, Jockrim) Vorkommen der Art melden. Die Autorin weist ausdrücklich darauf hin, dass in den entsprechend wärmebegünstigten Lagen des Oberrheingrabens bisher keine Vorkommen zu finden waren. Diese Lücke schließt die o.g. nördlicher gelegene Fundmeldung. Da die Art bis zu solchen Massenvorkommen natürlich schon einige Zeit vorher eingewandert sein muss, hat die Überbrückung von ca. 250 km Luftlinie vom Vorkommen am Rheinknie bei Basel bis Mannheim doch fast 10 Jahre gedauert. Dieser Fund von Oxycarenus lavaterae ist in Europa nicht der nördlichste. Massenvorkommen von Paris 1999 (REYNAUD 2000) liegen zwar südlicher, aber der Fund aus der Normandie in Frankreich (Insel Tatihou vor St. Vaast la Houge auf dem Cotentin (HOFFMANN 2005)) liegt deutlich nördlicher. Die Fundmeldung aus den Niederlanden von mit Pflanzgut eingeschleppten Tieren in einer Baumschule läge allerdings in Europa noch nördlicher; über eine dortige Ausbreitung ist nichts bekannt.. Es ist interessant, die weitere Ausbreitung von Oxycarenus lavaterae rheinabwärts zu verfolgen und vor allem die mögliche Nordgrenze einer Ausbreitung zu ermitteln. So konnte die Platanengitterwanze Corythucha ciliata auf ihrer Nordausbreitung im Rheintal bis Köln verfolgt werden (HOFFMANN 2003), wo sie seit 2002 regelmäßig in Massen nachzuweisen ist. Deutlich nördlicher von Köln konnte sie trotz intensiver Nachsuche (z.B. in Düsseldorf) in vielen Jahren bisher nicht beobachtet werden. Um weitere Fund- oder Beobachtungs-Mitteilungen betr. Oxycarenus lavaterae (bzw. auch Corythucha ciliata) wird daher gebeten.

Literatur: BASEL-STADT (2004): Pressemitteilung mit 4 Fotos zur Bekämpfung. - Internet: Oktober 2004. BAUDEPARTEMENT KANTON BASEL-STADT (2004): Wanzeninvasion. - Internet: Medienmitteilung Oktober 2004. BIANCHI, Z. & STEHLIK, J.L. (1999): Oxycarenus lavaterae (FABRICIUS, 1787) in Slovakia (Heteroptera: Lygaeidae). – Acta Musei Scientiae biologicae (Brno) 84, 203-204. BILLEN, W. (2004): Kurzbericht über das Auftreten einer neuen Wanze in Deutschland. – Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd. 56, 309-310. HOFFMANN, H.J. (2002): Die Platanengitterwanze Corythucha ciliata (SAY, 1872) erreicht den Niederrhein. - Heteropteron H. 15, 25-30. 16 HETEROPTERON Heft 41 / 2014

HOFFMANN, H.J. (2003): Die Platanengitterwanze Corythucha ciliata (SAY, 1872) erreicht den Niederrhein (Heteroptera). – Entomologische Nachrichten und Berichte 47, 67-70 + 2 Farb-Abb. auf Deckel. HOFFMANN, H.J. (2005): Oxycarenus lavaterae (FABRICIUS, 1787) nun auch im Norden Frankreichs, und im SW Deutschlands. – Heteropteron H. 21, 25-27. HOFFMANN, H.J. (2007): Zum Auftreten der neozoischen Platanengitterwanze in NRW. - Naturschutz- Mitteilungen 1/07, 48-50. HOFFMANN, H.J. & THERME, L. (2012): Zum Erstnachweis und Massenvorkommen der Ulmenwanze Arocatus melanocephalus (FABRICIUS, 1798) (Heteroptera, Lygaeidae) in Dortmund / Nordrhein-Westfalen. - Heteropteron H. 38, 27-30. NETHERLANDS PLANT PROTECTUION SERVICE (2009) Pest record Oxycarenus (s.str.) lavatarae (FABRICIUS, 1787) – interceptetd on Tilia cordata in the Netherlands. – 1 S. im Internet NHM (2004): Neue Insekten erobern Österreich. – Internet: nhm-wien.ac.at, S. 10-11, Herbst 2004. ÖGEF (2003): Die Lindenwanze in Wien. – Internet: natur-wien.at, 1 S. PÉRICART, J. (1998): Hémiptères Lygaeidae Euro-Méditerranéens, Vol. 2. - Faune de France 84 A-C, 3 Bde. mit 472+457+493 S., 6+3+2 Farbtafeln, Fédération française des Sociétés de Sciences naturelles (Paris). REYNAUD, P. (2000): La punaise Oxycarenus lavaterae. Elle est responsable de pullulations spectaculaires à Paris. - Phytoma: La défense des végétaux no 528, 30-33. RABITSCH, W. (2008): Alien True Bugs of Europe (Insecta: Hemiptera: Heteroptera). - Zootaxa 1827, 1-44. RABITSCH, W. & ADLBAUER, K. (2001): Erstnachweis und bekannte Verbreitung von Oxycarenus lavaterae (FABRICIUS, 1787) in Österreich (Heteroptera: Lygaeidae). – Beitr. Entomofaunistik 2, 49-54. SIMON, H. (2008): 2. Nachtrag zum Verzeichnis der Wanzen in Rheinland-Pfalz (Insecta: Heteroptera). – Fauna Flora Rheinland-Pfalz 11, 549-559.

Anschrift der Autoren: Dr. H.J. Hoffmann, c/o Zoologisches Institut, Biozentrum der Universität zu Köln Zülpicher Str. 47b, D-50674 KÖLN e-mail: [email protected] R. Schmitt, Saarstr. 13, 68623 LAMPERTHEIM, e-mail: [email protected]

Abb. 1: Oxycarenus lavaterae-Plaques auf Lindenstamm (Mannheim-Sandhofen, 13.02.2014) (Foto R. SCHMITT) HETEROPTERON Heft 41 / 2014 17

Abb. 2a-c: Detailaufnahmen der Plaques (Fotos: R. SCHMITT) 18 HETEROPTERON Heft 41 / 2014

Abb. 3: Vereinzelten Larven versch. Stadien zwischen den überwinternden Adulten (Foto: R. SCHMITT)

Abb. 4: Feuerwanzen und deren Larven in den Plaques der Malvenwanzen (Foto: R. SCHMITT) HETEROPTERON Heft 41 / 2014 19

Tachiniden als Wanzenparasitoide- ein Beitrag zum Insekt des Jahres 2014

HANS-JÜRGEN HOFFMANN

Wie schon im Vorwort zum vorliegenden Heft angedeutet, dürfte die Wahl der Goldschildfliege zum „Insekt des Jahres 2014“ ganz besonders auch die Heteropterologen interessieren. Die Goldschildfliege Phasia aurigera entwickelt sich ausschließlich in Wanzen. Mit 8-11 mm Körperlänge ist sie recht groß und zudem auffallend bunt gefärbt - sie wurde wohl, da die Dipteren wieder einmal an der Reihe waren, wegen der auffälligen Zeichnung ausgewählt. Das Männchen hat rote Augen und orangefarbene Flügel. Die namensgebende goldgelbe kronenähnliche Rückenzeichnung auf dem Scutellum ist deutlich zu erkennen, ihr goldfarben umrandetes violettblaues Abdomen ist dagegen nur zu sehen, wenn die Fliege ihre Flügel spreizt (Abb. 1). Die Weibchen sind weniger farbenfroh, mit durchsichtigen Flügeln und einem schwarzbraunen bis schwarzen Körper (Abb. 2). Die glashellen Flügel lassen an ihrer Spitze den langen ‘Stiel’ der Flügelzelle erkennen, ein Kennzeichen der Gattung Phasia. Sie legen ihre Eier in (oder an) die Imagines (oder z.T. an Larven) von Wanzen. Die adulten Fliegen selbst besuchen Blüten und ernähren sich von deren Nektar. Phasia aurigera wurde 1860 aus der Umgebung von Wien erstmals von J.G. EGGER beschrieben. Die Art gehört - vor allem in N-Deutschland - zu den eher seltenen Arten. Man kann sie vor allem an Waldrändern auf blühenden Hochstaudenfluren und Halbtrockenrasen bei der Nektaraufnahme zu beobachten.

Abb. 1: Männchen der Goldschildfliege (Foto: JOACHIM ZIEGLER, Museum für Naturkunde Berlin) Nach der Paarung suchen die Weibchen nach geeigneten Wirten, vor allem Baumwanzen wie die Graue Gartenwanze und die Grüne Stinkwanze prasina. Die Weibchen durchdringen die Cuticula der Wanzen mit einem spitzen Legeapparat und legen ein Ei in deren Körper. Die daraus schlüpfende Fliegenlarve lebt als Endoparasit zuerst von der Körperflüssigkeit und den Fettzellen, greift 20 HETEROPTERON Heft 41 / 2014 später aber auch die lebenswichtigen Organe des Wirtes an und tötet ihn dadurch. Die Larve verpuppt sich in einem Puparium, der letzten Larvenhaut. Aus der Puppe schlüpft die Fliege, die aber nur wenige Wochen lebt. Dennoch kann man die Imagines von Ende Mai bis Ende Oktober beobachten, weil Phasia aurigera zwei Generationen pro Jahr entwickelt. Im Gegensatz zum südlichen Europa sind in Mittel- und Nordeuropa die Fliegen im Frühjahr und Sommer allerdings selten zu finden und eher im September und Anfang Oktober aktiv. Wo und wie die Puparien überwintern ist bisher nicht genauer bekannt.

Abb. 2: Weibchen der Goldschildfliege (Foto: JOACHIM ZIEGLER, Museum für Naturkunde Berlin) Die Goldschildfliege hat ein Verbreitungsgebiet von Spanien bis zum Iran sowie ein zweites Teilareal im fernen Osten Russlands und in China. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts kam sie in Mitteleuropa nur bis zum Harz und bei Berlin vor. Inzwischen hat sie sich weiter nach Norden ausgebreitet. Nicht nur in Norddeutschland, auch in den Niederlanden und in Dänemark ist sie in den letzten Jahren gefunden worden (s. auch ZIEGLER 2012). Eine Verbreitungskarte findet sich in dem zum „Insekt des Jahres 2014“ herausgegebenen Flyer (s. S. 26), wo noch weitere verwandte Arten besprochen werden. Bezug des Flyers ist auch über das Internet als pdf-Datei möglich (s. Literaturverzeichnis). Nicht nur den Heteropterologen fallen immer wieder (vor allem) Pentatomiden mit eigenartigen rundlichen Gebilden außen am Körper auf (Abb. 3, 4). Es handelt sich um Eier von div. Tachiniden-(oft auch Tachinen-) oder Raupenfliegen-Arten, die zwar - wie der deutsche Name schon ausdrückt - in der Mehrzahl Raupen von Schmetterlingen parasitieren, aber eben auch andere Insekten wie Wanzen befallen können. Im Folgenden sollen im Anschluß an einige allgemeine Fakten zur Familie nur die Vertreter der Unterfamilie näher besprochen werden. Innerhalb der Dipteren ist die Familie der Tachiniden mit 10.000 Arten eine der wichtigsten Gruppen. Davon kommen ca. 511 Arten in Deutschland vor, von denen wiederum z.Z. 39 Spezies (U.fam. Phasiinae) ihre Eier an oder in Wanzen legen, damit sich ihre Larven auf Kosten der Wanzen entwickeln können. Der Tod der Wanze nach HETEROPTERON Heft 41 / 2014 21

Abschluss der Fliegen-Entwicklung ist „leider!“ fast immer die Regel. Folgende Phasen sind bei der Parasitierung zu betrachten:

Auffinden geeigneter Wirte Als geeignete Wirte sind im vorliegenden Fall vor allem Pentatomiden bekannt: aber auch Vertreter anderer Wanzenfamilien werden befallen. Als Grund: es müssen größere Arten sein, da ja auch die Larven und die Puppen entsprechend groß ausfallen. Dabei kann oft gezielt nur eine einzige Wirtsart oder mehrere belegt werden. Wie die Wirtsfindung im speziellen erfolgt, also optisch oder olfaktorisch ist einigermaßen geklärt. Zur Wirtsfindung erschien in der Festschrift zum 70. Geburtstag von E. HEISS ein umfangreicher Beitrag von ALDRICH und Mitarbeitern (ALDRICH et al. 2006). Sie konnten mit ihren Arbeiten zeigen, dass Pheromone und Allomone der Wanzen hierbei die entscheidende Rolle spielen. Es werden Daten und Beobachtungen zur Anlockwirkung bekannter oder vermuteter Pheromome einiger Baumwanzen (Heteroptera, Pentatomidae) auf Raupenfliegen (Tachinidae, Diptera) mitgeteilt. Auf diese Weise können auch Tachiniden gezielt angelockt werden (ALDRICH & ZHANG 2002). (Div. andere Tachiniden-Gruppen legen ihre Eier aber auch auf den Boden oder an den Fraßpflanzen o.ä. ab, so dass die Eier von den Wirten mit gefressen werden oder die Larven ihre Wirte aktiv aufsuchen müssen.)

Abb. 3: Die Streifenwanze Graphosoma lineatum mit einem auf den Thorax angehefteten Tachinidenei Foto: M.&H. KILLING, 10.08.2013 Valwig bei Cochem / Mosel,

Abb. 4: aus S-Frankreich (Bouches du Rhône) mit sieben auf dem Pronotum angehefteten Tachnideneiern Foto: H. DUMAS, im Internet. 22 HETEROPTERON Heft 41 / 2014

An- oder Einbringen der Eier an oder in den Wirt Die Eier werden in den meisten Fällen außen an den Thorax oder unter den Flügeln angeklebt. Die schlüpfenden Maden bohren sich dann am Boden des Eies durch die Kutikula des Wirtes ins Körperinnere. Einige Arten bevorzugen andere, vor allem dünnhäutige Stellen. Einige Arten wie Phasia aurigera können auch mit einem Legestachel die Kutikula durchbohren und das Ei ins Innere der Wanze versenken, was natürlich sicherer ist und geringere Ei-Zahlen (100-200 gegenüber 300-4.000) erfordert. Abb. 3 zeigt eine Streifenwanze Graphosoma lineatum mit einem auf den Thorax angehefteten Tachinidenei, fotografiert von MADEL an der Mosel, H. DUMAS bringt im Internet ein Foto von Nezara viridula aus S-Frankreich (Bouches du Rhône) mit 7 auf dem Pronotum angehefteten Tachnideneiern (Abb. 4).

Entwicklung der Fliegenlarve im Wirt Die Larven der Fliege ernähren sich zunächst von der Hämolymphe der Wanzen, später werden aber auch deren Organe von der Made mittels der bei Fliegenmaden üblichen Stilette als MWZ verzehrt. (Bei einigen Tachiniden-Arten werden auch mehrere Larven in einem Wirt gefunden.) Die Larven nehmen mit dem Hinterende Kontakt mit den Tracheen oder Stigmen der Wirte auf. Abb. 5 (SÉGUY 1951) zeigt die Lage der Larve von rotundatum in einer aufpräparierten Pentatomide, sie hat sich mit einem Atem- Sipho an das Metathoracalstigma geheftet.

Abb. 5: Die Larve von Gymnosoma rotundatum (l) hat mit ihrem chitinösem Atemsipho (si) Kontakt mit dem Metathorakalstigma (s) der Wanze Rhaphigaster nebulosa/grisea aufgenommen (aus SÉGUI 1951)

Verpuppung und Schlüpfen der Fliege Die Verpuppung erfolgt wohl immer außerhalb der Wanze(nreste), indem die Maden den Wirt verlassen und sich am Boden verpuppen. Dabei erstarrt die letzte Larvenhaut zu einem auch als Bestimmungsmerkmal nutzbaren Tönnchen/Puparium. Die natürlichen Orte der Verpuppung sind (im Gegensatz zu dem gezüchteter Individuen) nicht genauer bekannt. Abbildungen von Puppen als Bestimmungshilfe finden sich in der Literatur (ZIEGLER 1998).

Zu beachten ist die Bedeutung der Parasitoide, hier der Tachinidae für die Bestandsregulierung der Wirte. Im Gegensatz zu Schmetterlingen, die z. B. in der Forst- wirtschaft von großer Bedeutung sind und wo bei Massenvermehrungen Raupendezimierung durch Räuber, Parasiten oder Pathogene erwünscht ist, spielt dieser Aspekt bei Wanzen nur in ganz wenigen Fällen eine wirkliche Rolle. In der entomologischen Forschung tauchen z.B. im Internet unter den Begriffen „Heteroptera, Tachiniden“ häufiger Arbeiten betr. Nezara viridula als in südlicheren Ländern wirtschaftlich interessanter und fast weltweit verbreiteter Schädling auch im Nutzpflanzen-Anbau auf. Speziell im Hinblick auf die Bekämpfung dieser Wanzenart ist die Einfuhr von Trichopoda-Arten wie T. pennipes (aus ihrem Verbreitungsgebiet südliche USA und S-Amerika ) bzw. Einschleppung z.B. nach Italien zu erwähnen, wo heutzutage 20-25% der Individuen von N. viridula bereits von T. pennipes parasitiert sind (SALERNO et al. 2002). Aus Deutschland sind bisher keine solchen Fälle bekannt oder notwendig geworden. Auch gegen die Bohnenwanze Riptortus clavatus HETEROPTERON Heft 41 / 2014 23

(Alydidae) als ökonomisch wichtigem Schädling bei Sojabohnen wurden Bekämpfungsaktionen mit -Arten in Korea initiiert. Gegen Megacopta cribraria (Plataspidae), schädlich an Sojabohnen und Gemüse in den USA, und die in Latein-Amerika schädliche Reisstengel-Stinkwanze Tibraca limbativentris sind Bekämpfungen mit Tachiniden im Gespräch. [Auch gegen andere Insektengruppen wie die Wintermotte Operophtera brumata in Kanada, den Zuckerrohrbohrer Diatraea spp. in der Karibik, die Cocosnussmotte Levuana iridescens auf Fiji und die Maulwurfsgrille Scapteriscus spp. in Florida wurden gezielt parasitische Tachiniden-Arten zur biologischen Bekämpfung importiert.] Zurück zum Insekt des Jahres 2014: Zur Verwandtschaft der Gattung Phasia mit den drei Arten Phasia aurulans, Ph. hemiptera und Ph. auriger gehören zwei weitere Gattungen mit ähnlich aussehenden (im Flyer abgebildeten) Arten. Sie lassen sich (s. Flyer) recht einfach am Flügelgeäder unterscheiden. Der Altmeister der Tachiniden-Forschung B. HERTING bringt 1960 eine Liste der wanzenbefallenden Tachiniden-Arten mit 33 Spezies aus der Unterfamilie der Phasiinae mit ihren Wirten, wozu noch 3-4 Arten aus dieser Familie ohne bekannte Wirte kommen. Als Beispiel seien hier zum Vergleich nur die 4 Arten mit dem größten Wirtsspektrum aufgeführt: Gymnosoma costatum 7 Wirtswanzenarten Phasia (jetzt Ectophasia) crassipennis 13 Wirtswanzenarten Gymnosoma rotundatum 16 Wirtswanzenarten Helomyia (jetzt Elomya) lateralis 16 Wirtswanzenarten Allerdings sind seitdem viele Zusatzinformationen bekannt geworden. Hier die Liste aus TSCHORSNIG & HERTING (1994), die gegenüber HERTING (1960) zwar keine explizite Liste der Wirte mehr enthält, dafür aber die derzeitig gültige Nomenklatur, 6 weitere Arten und neuere Erkenntnisse betr. ihre Wirte bringt (Tab. 1). 10 nicht in Deutschland vorkommende Arten, die Angaben zur Verbreitung, Ökologie, Phänologie und Häufigkeit wurden aus Platzgründen weggelassen, da sie ggf. in der Originalarbeit nachgelesen werden können. Für 23 der hier aufgeführten 63 Arten sind die Wirte unbekannt (Markierung in der Tabelle: ???). Eine Art der Phasiinae parasitiert Ameisen, während außerhalb der Gruppe nur eine Gattung (Euthera) aus der Unterfamilie der Dexiinae Wanzen parasitiert. Es ist also noch viel zu tun! Die Probleme dürften darin liegen, dass äußerlich erkennbar parasitierte Wanzen bis zur Verpuppung gehältert und verdächtige Wanzen seziert werden müssen.

Tab. 1: Wanzen parasitierende Phasiinae mit ihren Wirten (nach TSCHORSNIG & HERTING (1994)

6.5.2.

Eliozeta helluo (FABRICIUS) [Clytiomyia, Heliozeta]: Eurygaster spp. (Pentatomidae) Eliozeta pellucens (FALLÉN) [Clytiomyia, Heliozeta]: Sehirus bicolor L., aterrimus FOERST. () continua (PANZER) [Clytiomyia]: Eurydema spp. (Pentatomidae) Ectophasia crassipennis (FABRICIUS) [Phasia]: Zahlreiche Pentatomidae; vereinzelt auch Coreidae und Lygaeidae gemeldet Ectophasia oblonga (ROBINEAU-DESVOIDY): Verschiedene Pentatomidae (vor allem Eurygaster spp.), aber auch einige Coreidae und Lygaeidae rotundiventris (FALLÉN) [Clytiomyia]: grisea L.; an weiteren Pentatomidae gemeldet sind Elasmostethus interstinctus L., Cyphostethus tristriatus F. und lituratus F. (ROHDENDORF) [clavata]: Verschiedene Pentatomidae Gymnosoma costatum (PANZER) [intermedia LOEW, costata]: Eusarcoris fabricii KIRK. (Pentatomidae) Gymnosoma dolycoridis DUPUIS [costatum (PANZER)]: baccarum L. und einige andere Pentatomidae Gymnosoma nitens MEIGEN: Sciocoris cursitans F., S. helferi FIEB. (Pentatomidae) Gymnosoma nudifrons HERTING: Aus Sibirien werden einige Pentatomidae (Antheminia, Carpocoris, Holcostethus, Phimodera) angegeben Gymnosoma rotundatum (LINNAEUS) [rotundata]: Pentatomidae; die meisten Angaben sind jedoch alt und können sich auch auf andere Arten von Gymnosoma beziehen Cistogaster globosa (FABRICIUS) [Gymnosoma]: Aelia acuminata L., seltener A. rostrata BOH. und A. sibirica REUT. (Pentatomidae) Opesia cana (MEIGEN): ??? 24 HETEROPTERON Heft 41 / 2014

Opesia descendens HERTING: ??? Elomya lateralis (MEIGEN) [Helomyia, Elomyia]: Zahlreiche Pentatomidae (vor allem Aelia spp., Eurygaster spp.), aber auch einige Lygaeidae und Coreidae Phasia aurigera (EGGER) [Allophora]: Palomena prasina L., Rhaphigaster nebulosa PODA (Pentatomidae); marginatus L., acuteangulatus GOEZ., G. juniperi H.S. (Coreidae) Phasia aurulans MEIGEN [Allophora]: ??? Phasia barbifrons (GIRSCHNER) [Allophora]: ??? (FABRICIUS) [Allophora]: Palomena prasina L., Pentatoma metallifera MOTSCH., P. rufipes L. (Pentatomidae) Phasia obesa (FABRICIUS) [Allophora]: Neottiglossa pusilla GM., Zicrona caerulea L. (Pentatomidae); Sehirus melanopterus H.S. (Cydnidae); Myrmus miriformis FALL. (Coreidae); Beosus maritimus SCOP. (Lygaeidae); Leptopterna dolobrata L., Lygus pratensis L. (Miridae) Phasia pandellei (DUPUIS) [Allophora]: ??? Phasia pusilla MEIGEN [Allophora]: Verschiedene Lygaeidae, Cydnidae und Anthocoridae Phasia subcoleoptrata (LINNAEUS) [Allophora]: Eurygaster spp.; seltener Dolycoris spp. oder Aelia rostrata BOH. (Pentatomidae) Phasia theodori (DRABER-MONKO) [Allophora]: ???; die verwandte P. mesnili (DRABER-MONKO) wurde aus Eusarcoris spp. (Pentatomidae) gezogen

6.5.3. Catharosiini

Catharosia albisquama (VILLENEUVE): ??? Catharosia pygmaea (FALLÉN): Beosus maritimus SCOP. (Lygaeidae) Litophasia hyalipennis (FALLÉN): ???

6.5.4. Strongygastrini

Strongygaster celer (MEIGEN) [Tamiclea]: ??? [Strongygaster globula (MEIGEN) [Tamiclea] : Lasius niger L., L. alienus FOERST. (Formicidae)]

6.5.5.

Dionaea aurifrons (MEIGEN): Dicranocephalus agilis SCOP., Riptortus clavatus THUNB. (Coreidae) Dionaea flavisquamis ROBINEAUDESVOIDY: ??? Eulabidogaster setifacies (RODANI) [Dionaea]: Corizus hyoscyami L. (Coreidae) abbreviatum HERTING [abbreviata]: ??? Leucostoma anthracinum (MEIGEN) [anthracina]: ??? Leucostoma crassum KUGLER [crassa]: Lygaeus spp., Tropidothorax leucopterus GOEZ. (Lygaeidae) (FALLÉN): Nabis myrmecoides COSTA (Nabidae) biguttata (MEIGEN): Coriomeris denticulatus SCOP. (Coreidae) Brullaea ocypteroidea ROBINEAU-DESVOIDY: ??? forcipata (MEIGEN) [Dionaea, Labigaster]: Enoplops scapha F., Dicranocephalus agilis SCOP. (Coreidae) Labigastera pauciseta RONDANI [Labigaster]: ??? atra ZETTERSTEDT: Drymus brunneus SAHLB., D. sylvaticus F., Scolopostethus decoratus HAHN, S. thomsoni REUT., Eremocoris plebejus FALL. (Lygaeidae)

6.5.6.

Lophosia fasciata MEIGEN: Acanthosoma haemorrhoidale L., Aelia acuminata L. (Pentatomidae) auriceps (MEIGEN): Aelia spp., L. (Pentatomidae) (OLIVIER): Rhaphigaster nebulosa PODA (Pentatomidae) (FABRICIUS): Dolycoris spp. (Pentatomidae) Cylindromyia brevicornis (LOEW): Dolycoris baccarum L. (Pentatomidae) (MEIGEN): ??? Cylindromyia pilipes (LOEW): Holcostethus vernalis WOLFF, Dolycoris baccarum L., F. (Pentatomidae) Cylindromyia pusilla (MEIGEN): Sciocoris cursitans F. (Pentatomidae) Cylindromyia xylotina (EGGER): ??? obscuripennis (MEIGEN): Möglicherweise Arma custos F. und Troilus luridus F. (Pentatomidae) (MEIGEN) []: Arma custos F., Dinorhynchus dybowskyi JAK., möglicherweise auch Troilus luridus F. (Pentatomidae) anthophila (LOEW): ??? Besseria dimidiata (ZETTERSTEDT) [bicolor (PERRIS)]: Menaccarus arenicola SCHOLTZ (Pentatomidae) Besseria melanura (MEIGEN): ??? Besseria reflexa (ROBINEAU-DESVOIDY) [appendiculata (PERRIS)]: ??? Phania albisquama (VILLENEUVE): ??? Phania curvicauda (FALLÉN) [Weberia]: ??? (MEIGEN) [Weberia, pseudofunesta (VILLENEUVE)]: Legnotus limbosus GEOFFR. (Cydnidae) Phania incrassata PANDELLÉ: Sehirus bicolor L. (Cydnidae) Phania speculifrons (VILLENEUVE): ??? Phania thoracica MEIGEN: ???

HETEROPTERON Heft 41 / 2014 25

Allgemein betr. Tachiniden sei auf die umfangreichen Internetauftritte verwiesen, z.B. auf der Seite „TACHINIDAE RESOURCES“ von J.E. O'HARA (http://www.nadsdiptera.org/Tach/Nearctic/CatNAmer/Home/CatNAmerhome.html) mit einem “Taxonomic and Host Catalogue of the Tachinidae of America North of Mexico” und vielen anderen Informationen. Auf dem Internetforum http://www.diptera.info/forum/ tauscht man z.B. Informationen und Beobachtungen auch zu den Tachiniden aus. In der Reihe „Neue BREHM Bücherei“ erschien das Heft 23 „Raupenfliegen“ von GÄBLER (1952). BLASCHKE (2013) untersuchte in jüngster Zeit div. Arten der Phasiinae molekulargenetisch.

Zur Ergänzung des o.g. Flyers sei noch auf eine Veröffentlichung von ZIEGLER (2012) hingewiesen. Er fasst in seiner Arbeit neuere Kenntnisse für die Gruppe der fünf wichtigsten Wanzen-parasitierenden Arten in Deutschland wie folgt zusammen: „Die Areale von fünf in Wanzen parasitierenden Arten der Tachinidae (Unterfamilie Phasiinae) in Deutschland werden durch eine Zusammenstellung historischer und aktueller Funddaten dokumentiert. Für vier Arten lassen sich rezente Arealerweiterungen nachweisen. Die Funde von Leucostoma abbreviatum HERTING, 1971, bei Templin sind erste Nachweise dieser Art für das Land Brandenburg und Elomya lateralis (MEIGEN, 1824) wurde erstmals in Sachsen-Anhalt, Brandenburg sowie Mecklenburg-Vorpommern entdeckt. Beide Arten waren nur aus dem Süden bekannt und wurden jetzt mehr als 600 km nördlich ihrer bisherigen Verbreitungsgrenze in Nordostdeutschland festgestellt. Zwei andere Wanzenfliegenarten, Phasia barbifrons (GIRSCHNER, 1887) und Phasia aurigera (EGGER, 1860), breiten sich von Süd- und Mitteldeutschland gegenwärtig nach Norden aus. Sie wurden jetzt auch in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sowie zahlreichen anderen deutschen Ländern nachgewiesen. Für die fünfte Art (MEIGEN, 1824) ließ sich dagegen keine rezente Arealerweiterung feststellen. Sie wird aber aus Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin und Mecklenburg- Vorpommern auf der Grundlage alter und neuer Sammlungsbelege erstmals gemeldet. Außerdem wird die aktuelle Gesamtverbreitung für jede der fünf behandelten Wanzenfliegenarten genannt. ... Zu jeder Art werden die Verbreitungsangaben durch Informationen zur Determination, zum Wirtskreis, zu den Lebensräumen und zum saisonalen Auftreten der Imagines ergänzt. Der Vergleich historischer und aktueller Klimadaten mit dem Ausbreitungsgeschehen zeigt, dass die überaus schnellen und ausgedehnten Arealerweiterungen von Elomya lateralis, Leucostoma abbreviatum, Phasia aurigera und Phasia barbifrons nicht wesentlich durch die rezenten Temperaturerhöhungen beeinflusst wurden. Als möglicher Auslöser für die beobachteten Veränderungen werden evolutive Prozesse in den Randpopulationen dieser vier Arten vermutet.“

Danksagung: Besonders möchte ich H.P. TSCHORSNIG nochmals danken, der im Anschluß an die Bearbeitung der Raupenfliegen von Köln (TSCHORSNIG 1996) im Rahmen der „Erfassung der Fauna der Großstadt Köln“ mir freundlicherweise eine kleine Sammlung von wanzenparasitierenden Arten überließ.

Literatur: ALDRICH, J.R., KHRIMIAN, A., ZHANG, A. & SHEARER, P.W. (2006): Bug pheromones (Hemiptera, Heteroptera) and tachinid host-finding. - Denisia 19, zugleich Kataloge der OÖ. Landesmuseen, Neue Serie 5, 1015- 1031 ALDRICH, J.R. & ZHANG, A. (2002): Kairomone strains of Euclytia flava (TOWNSEND), a parasitoid of stink bugs. — J. Chem. Ecol. 28, 1565-1582. BLASCHKE, J.D. (2013): Molecular Systematics of the Subfamily Phasiinae (Diptera: Tachinidae). - Master's Thesis, University of Tennessee, 2013. http://trace.tennessee.edu/utk_gradthes/2393. GÄBLER, H. (1952): Die Raupenfliegen. - Die neue Brehm-Bücherei 53, 29 S., Leipzig. HERTING, B. (1960): Biologie der westpaläarktischen Raupenfliegen - Dipt., Tachinidae. - Monographien zur angew. Entomologie; Beih. Z. angew. Entomologie 16, 188 S., Hamburg/Berlin. SALERNO, G., COLAZZA, St. & BIN, F. (2002): Nezara viridula by the tachinid fly Trichopoda pennipes ten years after its accidental introduction into Italy from the New World. - BioControl 47, 617–624. SÉGUY, EU. (1951): Ordre des Diptères. – S. 518 in: GRASSÉ, P.P.: Traité de Zoologie X,. - Paris 1951. 26 HETEROPTERON Heft 41 / 2014

TSCHORSNIG, H.-P. (1996): Raupenfliegen (Diptera, Tachinidae) aus Malaise-Fallen in Kiesgruben und einem Vorstadtgarten in Köln. - S. 465-472 in: HOFFMANN, H.J., WIPKING, W. & CÖLLN, K. (Hrsg.) (1996): Beiträge zur Insekten-, Spinnen- und Molluskenfauna der Großstadt Köln (II). - Decheniana-Beihefte (Bonn) 35, 696 S. mit 220 Abb., 136 Tab. u. 16 Farbtafeln. TSCHORSNIG, H.-P. & HERTING, B. (1994): Die Raupenfliegen (Diptera: Tachinidae) Mitteleuropas: Bestimmungstabellen und Angaben zur Verbreitung und Ökologie der einzelnen Arten. – Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde, Serie A (Biologie) 506, 170 S. ZIEGLER, J. (1998): Die Morphologie der Puparien und der larvalen Cephalopharyngeal-skelette der Raupenfliegen (Diptera, Tachinidae) und ihre phylogenetische Bewertung. - Studia dipterologica Suppl. 3, 244 S; Halle/Saale. ZIEGLER, J. (2012): Rezente Arealerweiterungen bei Wanzenfliegen (Diptera: Tachinidae, Phasiinae) in Nordostdeutschland und eine Übersicht zur Gesamtverbreitung von fünf Arten. – Studia dipterologica 18 (2011), 29–54; Halle/Saale.

Flyer: http://www.jki.bund.de/fileadmin/dam_uploads/_presse/insekt_jahres/2014/IdJ%202014%20Flyer_Goldschildfli ege.pdf (auf Leerzeichen achten!)

HETEROPTERON Heft 41 / 2014 27

Die (kleine) Wanzensammlung des LÖBBECKE-Museums und Aquazoos Düsseldorf (Heteroptera) HANS-JÜRGEN HOFFMANN & DIETRICH J. WERNER Abstract: Im September 2008 hatten wir Gelegenheit, die kleine Wanzen-Sammlung des LÖBBECKE-MUSEUMS UND AQUAZOOS DÜSSELDORF auf Wunsch des damaligen Kustos Dr. LENZ zu begutachten und aufzubereiten. Im Gegensatz zu den umfangreichen Lepidopteren- und Coleopteren-Sammlungen sowie der sehr reichhaltigen und bekannten Molluskensammlung sind die Wanzen sehr schwach vertreten. Es handelte sich nur um 3 Kästen, wobei wir für den 3. Kasten empfahlen, ihn zu vernichten. Wir formulierten es wie folgt: Die Wanzen und Zikaden dieses Kastens sind zwar bestimmt, können aber wohl vernichtet werden, da die FO-Kürzel keinerlei Hinweis auf die FO zulassen und auch der Bestimmer (R. REMANE) keine Angaben machen konnte, die Tiere völlig ausgeblichen sind und viele Tiere zerfressen oder verschwunden sind. Die europäischen Tiere wurden bestimmt und in einem der beiden Kästen in systematischer Anordnung neu zusammengesteckt (Abb. 1 oben). Außereuropäische Wanzen wurden in dem 2. Kasten nach Familien sortiert (Abb. 1 unten) [zusammen mit einigen anderen Ordnungen] gesteckt. In Tab. 1 sind die europäischen Wanzen mit den verfügbaren Daten aufgelistet. Es sind 75 Arten, z.T. mit mehreren Exemplaren. Insgesamt handelt es sich überwiegend um größere Arten, speziell Pentatomiden; es fehlen Familien mit überwiegend kleinen oder schwer zu präparierenden Arten wie Miriden. Seltenheiten sind kaum vorhanden. Trotzdem sollen die Daten durch diese Veröffentlichung dauerhaft verfügbar gemacht werden, da sie u.a. auch Material von Fundorten außerhalb von NRW enthalten. [Leider gibt es noch immer keine zentrale „Datenbank deutscher Wanzen“, wo solche Angaben viel besser deponiert würden als in einer eigenen Veröffentlichung.] Bemerkenswert wäre Rhynocoris rubricus; es handelt sich allerdings um ein ♀, so dass nach Fotos zumindest W. RABITSCH keine endgültige Artbestimmung vornehmen wollte.

Die außereuropäischen Exemplare sind am Ende der Tab. 1 aufgeführt, es handelt sich um Vertreter aus 8 Familien mit ca. 31 Arten, meist allerdings ohne exakte Fund-Daten.

Tab. 1: Heteroptera / Wanzen Stand 10.2008

Entgerm Art Standort Datum An- Nr ORT zahl Sammler 006 Nepa cinerea Rodenhof Umgebung 29.06.1970 1 H. MÄRKER LINNAEUS, 1758 Saarbrücken 006 Nepa cinerea Güchenbach Saarland 13.09.1958 3 H. MÄRKER LINNAEUS, 1758 006 Nepa cinerea Düsseldorf 09.05.1977 1 S. LÖSER LINNAEUS, 1758 006 Nepa cinerea Düsseldorf Erhailerfeld 15.04.1978 1 S. LÖSER LINNAEUS, 1758 007 Ranatra linearis - - 1 - (LINNAEUS, 1758) 018 Callicorixa praeusta Witten Haus Hanna 14.08.1966 1 HÄUSSLER (FIEBER, 1848) Mischlicht 029-043 Sigara spec Witten Haus Hanna 26.06.1964 1 HÄUSSLER ♀ Mischlicht 044 Ilyocoris cimicoides Lützelstein/Elsaß Imbetal 22.04.1962 1 H. MÄRKER (LINNAEUS, 1758) 28 HETEROPTERON Heft 41 / 2014

046 Notonecta glauca - - 1 LINNAEUS, 1758 048 Notonecta maculata Melago/It.-Chamonix/Fr. Grassotto/It.- 12.07- 1 HÄUSSLER FABRICIUS, 1794 S.Carlo/Schw. 22.07.1963 Bareno/It.- Châtelard/Schw. 048 Notonecta maculata - - 1 - FABRICIUS, 1794 061 Velia caprai Cochem/Mosel 01.08.1964 3 HÄUSSLER TAMANINI, 1947 061 Veliacaprai Osterspay/Rhein Ulmen 01.08.1964 1 + HÄUSSLER TAMANINI, 1947 1L 061 Velia caprai Witten Borbach 15.10.1966 1 HÄUSSLER TAMANINI, 1947 063 Aquarius najas Moselkern 09.04.1939 1 K. STOSSMEISTER (DE GEER, 1773) 067 Gerris gibbifer Möhnesee 04.05.1967 1 HÄUSSLER SCHUMMEL, 1832 068 Gerris lacustris Möhnesee 04.05.1967 1 HÄUSSLER (LINNAEUS, 1758) 068 Gerris lacustris Witten 06.07.1964 1 HÄUSSLER (LINNAEUS, 1758) 093 Saldula saltatoria Wehlen/Mosel 16.05.1964 1 HÄUSSLER (LINNAEUS, 1758) 096 Salda littoralis Lucomagno-Paß/Tessin Alpe Pertusio, 17.08.1989 2 S. LÖSER (LINNAEUS, 1758) 1800m 196 Deraeocoris ruber Moselkern 02.07.1938 1 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 196 Deraeocoris ruber Cochem/Mosel 01.08.1964 1 HÄUSSLER (LINNAEUS, 1758) 196 Deraeocoris ruber Düsseldorf Ende Juli 1 - (LINNAEUS, 1758) 1939 204 Adelphocoris lineolatus Meckenheim Hambuchshof 08.08.1974 1 BACK & CASPARI (GOEZE, 1778) 223 Grypocoris sexguttatus Gem. Schwaiger Grafenaschau 20.06.1983 1 SCHULTE (FABRICIUS, 1777) 224 Hadrodemus m-flavum Boppard/Rhein 25.06.1938 1 K. STOSSMEISTER (GOEZE, 1778) 251 Rhabdomiris striatellus Hinsbeck/Niederrhein 19.05.1948 1 (FABRICIUS, 1794) 266 Liocoris tripustulatus Cochem/Mosel 01.08.1964 1 HÄUSSLER (FABRICIUS, 1781) 282 / 284 Orthops basalis Münster a. Stein 15.06.1941 1 K. STOSSMEISTER (A. COSTA, 1853) / Orthops kalmii (LINNAEUS, 1758) 313 Stenodema calcarata Wehlen/Mosel 02.05.1964 1 HÄUSSLER (FALLÉN, 1807) 316 Stenodema holsata Wehlen/Mosel 02.05.1964 1 HÄUSSLER (FABRICIUS, 1787) 316 Stenodema holsata Wehlen/Mosel 16.05.1964 1 HÄUSSLER (FABRICIUS, 1787) 316 Stenodema holsata Boppard/Rhein 16.05.1937 1 K. STOSSMEISTER (FABRICIUS, 1787) 317 Stenodema laevigata Buckow/Krs. Lebus 2 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 408 Atractotomus mali Nabburg/Oberpfalz 15.05.1974 1 LUDW. (MEYER-DÜR, 1843) HOLZWARTH 506 Nabis flavomarginatus Datteln 13.09.1964 2 HÄUSSLER SCHOLTZ, 1847 508/512 Nabis ericetorum Wehlen/Mosel 16.05.1964 1 W. HÄUSSLER SCHOLTZ, 1847 / Nabis rugosus (LINNAEUS, 1758) ♀ 508/512 Nabis ericetorum Buckow/Krs. Lebus - 2 W. K. STOSSMEISTER SCHOLTZ, 1847 / Nabis rugosus (LINNAEUS, 1758) ♀ 561 Cimex lectularius - - 4 - LINNAEUS, 1758 HETEROPTERON Heft 41 / 2014 29

572 Rhynocoris iracundus Idar Oberstein 21.05.1960 1 K. STAMM (PODA, 1761) 572 Rhynocoris iracundus - - - 1 - (PODA, 1761) Rhynocoris rubricus Millstatt/Kärnten 20.06.- 1 E. KRÜGER (GERMAR, 1814) 19.07.1963 575 Reduvius personatus - - - 1 - (LINNAEUS, 1758) 575 Reduvius personatus Bonn Kottenforst Lichtfang 1 L A. CASPARI (LINNAEUS, 1758) 1973 575 Reduvius personatus - - - 1 L - (LINNAEUS, 1758) 605 Melanocoryphus albomaculatus - - 1 - (GOEZE, 1778) 606 Spilostethus saxatilis Bernau/Chiemgau Juni 1936 1 K. STOSSMEISTER (SCOPOLI, 1763) 606 Spilostethus saxatilis - - 1 - (SCOPOLI, 1763) 606 Spilostethus saxatilis Melago/It.-Chamonix/Fr. Grassotto/It.- 12.07- 1 HÄUSSLER (SCOPOLI, 1763) S.Carlo/Schw. 22.07.1963 Bareno/It.- Châtelard/Schw. 669 Scolopostethus thomsoni Witten Haus Hanna 19.04.1964 1 HÄUSSLER REUTER, 1875 669 Scolopostethus thomsoni Witten Haus Hanna 25.04.1964 2 HÄUSSLER REUTER, 1875 713 Rhyparochromus pini Osterspai/Rhein 21.09.1963 1 HÄUSSLER (LINNAEUS, 1758) 730 Neides tipularius Buckow/Krs. Lebus - 1 - (LINNAEUS, 1758) 741 Pyrrhocoris apterus Köln Fühlingen 21.04.1934 4 - (LINNAEUS, 1758) 741 Pyrrhocoris apterus Grimburg/Saar 07.09.1963 4 HÄUSSLER (LINNAEUS, 1758) 741 Pyrrhocoris apterus Grimburg/Saar 10.09.1963 1 HÄUSSLER (LINNAEUS, 1758) 743 Alydus calcaratus Buckow/Krs. Lebus 1 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 745 Buckow/Krs. Lebus 3 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 745 Coreus marginatus Buckow/Krs. Lebus Anfang Mai 1 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 745 Coreus marginatus Arolsen 20.05.1934 1 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 745 Coreus marginatus Melago/It.-Chamonix/Fr. Grassotto/It.- 12.07- 2 HÄUSSLER (LINNAEUS, 1758) S.Carlo/Schw. 22.07.1963 Bareno/It.- Châtelard/Schw. 745 Coreus marginatus Bonn Kottenforst 1973 3 H. CASPARI (LINNAEUS, 1758) 745 Coreus marginatus Wehlen/Mosel 01.08.1964 1 HÄUSSLER (LINNAEUS, 1758) 752 rhombeus Buckow/Krs. Lebus 2 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1767) 746 Enoplops scapha Wehlen/Mosel 02.05.1964 1 HÄUSSLER (FABRICIUS, 1794) 759 Coriomeris denticulatus Wehlen/Mosel 16.05.1964 1 HÄUSSLER (SCOPOLI, 1763) 761 Nemocoris fallenii Boppard/Rhein 18.05.1937 1 K. STOSSMEISTER R.F. SAHLBERG, 1848 770 Corizus hyoscyami Buckow/Krs. Lebus Anfang Juni 2 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 770 Corizus hyoscyami Buckow/Krs. Lebus 1 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 770 Corizus hyoscyami - - - 2 - (LINNAEUS, 1758) 777 Rhopalus subrufus Wehlen/Mosel 16.05.1964 1 HÄUSSLER (GMELIN, 1790) 777 Rhopalus subrufus - - 2 - (GMELIN, 1790) 30 HETEROPTERON Heft 41 / 2014

778 Dicranocephalus agilis Buckow/Krs. Lebus 1 K. STOSSMEISTER (SCOPOLI, 1763) 778 Dicranocephalus agilis Münster am Stein 30.05.1941 1 K. STOSSMEISTER (SCOPOLI, 1763) 784 Buckow/Krs. Lebus - 1 K. STOSSMEISTER (FORSTER, 1771) 788 Canthophorus dubius - - 1 - (SCOPOLI, 1763) 792 Sehirus luctuosus Buckow/Krs. Lebus Anfang Juli 1 K. STOSSMEISTER MULSANT & REY, 1866 794 Tritomegas bicolor Wehlen/Mosel 02.05.1964 1 HÄUSSLER (LINNAEUS, 1758) 794 Tritomegas bicolor Gotha Krahnberg 04.12.1938 1 HÄUSSLER (LINNAEUS, 1758) 794 Tritomegas bicolor Moselkern 05.04.1939 1 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 796 Tritomegas sexmaculatus Münster a. Stein 30.05.1941 5 K. STOSSMEISTER (RAMBUR, 1839) 800 Eurygaster maura Münster a. Stein 15.06.1941 1 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 801 Eurygaster testudinaria Boppard/Rhein 25.06.1938 1 K. STOSSMEISTER (GEOFFROY, 1785) 801 Eurygaster testudinaria Kruglanken/Ostpr. 23.06.1935 1 K. STOSSMEISTER (GEOFFROY, 1785) 801 Eurygaster testudinaria Wehlen/Mosel 02.05.1964 1 HÄUSSLER (GEOFFROY, 1785) 804 Odontoscelis lineola Buckow/Krs. Lebus - 1 K. STOSSMEISTER RAMBUR, 1839 809 Jalla dumosa Moselkern 09.04.1939 1 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 810 Picromerus bidens Buckow/Krs. Lebus Ende Juli 4 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 810 Picromerus bidens Lindow i. Mark 1 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 814 Zicrona caerulea Krefeld Hülserberg 07.08.1936 1 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 814 Zicrona caerulea Finkenkrug Anfang 1 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) Aug. 815 Aelia acuminata Buckow/Krs. Lebus Anfang Juni 3 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 815 Aelia acuminata Münster a. Stein 01.06.1944 1 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 815 Aelia acuminata Wehlen/Mosel 02.05.1964 1 HÄUSSLER (LINNAEUS, 1758) 817 Aelia rostrata Buckow/Krs. Lebus 1 K. STOSSMEISTER BOHEMAN, 1852 818 Neottiglossa leporina Buckow/Krs. Lebus Anfang 1 K. STOSSMEISTER (HERRICH-SCHAEFFER, Juni 1830) 818 Neottiglossa leporina Münster a. Stein 01.06.1944 1 K. STOSSMEISTER (HERRICH-SCHAEFFER, 1830) 818 Neottiglossa leporina Münster a. Stein 30.05.1941 1 K. STOSSMEISTER (HERRICH-SCH., 1830) 823 Carpocoris fuscispinus - - - 1 - (BOHEMAN, 1851) Carpocoris mediterraneus Melago/It.-Chamonix/Fr. Grassotto/It.- 12.07- 3 HÄUSSLER TAMANINI, 1958 S.Carlo/Schw. 22.07.1963 Bareno/It.- Châtelard/Schw. 826 Carpocoris purpureipennis Bernau/Chiemgau 03.06.1936 2 K. STOSSMEISTER (DE GEER, 1773) 826 Carpocoris purpureipennis Bonn Kottenforst 1973/Lichtf 1 H. CASPARI (DE GEER, 1773) ang 826 Carpocoris purpureipennis - - - 2 - (DE GEER, 1773) 826 Carpocoris purpureipennis Buckow/Krs. Lebus - - 3 K. STOSSMEISTER (DE GEER, 1773) 826 Carpocoris purpureipennis Buckow/Krs. Lebus - Anfang Juni 1 K. STOSSMEISTER (DE GEER, 1773) HETEROPTERON Heft 41 / 2014 31

826 Carpocoris purpureipennis Münster a. Stein 30.05.1941 1 K. STOSSMEISTER - (DE GEER, 1773) 828 Chlorochroa pinicola Buckow/Krs. Lebus 1 K. STOSSMEISTER (MULSANT & REY, 1852) 829 Dolycoris baccarum Maria Taferl 24.07.1969 1 HÄUSSLER (LINNAEUS, 1758) 829 Dolycoris baccarum Giesen 17.06.1961 1 HÄUSSLER (LINNAEUS, 1758) 829 Dolycoris baccarum Wehlen/Mosel 02.05.1964 3 HÄUSSLER (LINNAEUS, 1758) 829 Dolycoris baccarum Cochem/Mosel 01.08.1964 2 HÄUSSLER (LINNAEUS, 1758) 829 Dolycoris baccarum - - 1 - (LINNAEUS, 1758) 829 Dolycoris baccarum Buckow/Krs. Lebus - 2 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 829 Dolycoris baccarum Buckow/Krs. Lebus Anfang Juni 1 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 829 Dolycoris baccarum Bernau/Chiemgau 03.06.1936 1 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 829 Dolycoris baccarum Bonn Kottenforst 1973/Lichtf 8 H. CASPARI (LINNAEUS, 1758) ang 831 Palomena prasina Bonn Kottenforst Lichtfang 3 A. CASPARI (LINNAEUS, 1761) 1973 831 Palomena prasina Buckow/Krs. Lebus Ende Juli 1 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1761) 831 Palomena prasina Buckow/Krs. Lebus 3 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1761) 831 Palomena prasina Düsseldorf 1938 1 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1761) 831 Palomena prasina Boppard/Rhein 16.05.1937 1 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1761) 837 Eysarcoris venustissimus Boppard/Rhein 16.05.1937 3 K. STOSSMEISTER (SCHRANK, 1776) 837 Eysarcoris venustissimus Boppard/Rhein 22.05.1937 1 K. STOSSMEISTER (SCHRANK, 1776) 837 Eysarcoris venustissimus Boppard/Rhein 18.05.1937 1 K. STOSSMEISTER (SCHRANK, 1776) 837 Eysarcoris venustissimus Schwaigen/Obayern Grafenaschau 20.06.1983 1 SCHULTEN (SCHRANK, 1776) 840 Pentatoma rufipes Witten Haus Hanna 10.09.1963 2 HÄUSSLER (LINNAEUS, 1758) 840 Pentatoma rufipes Gesäuse/Alpen 27.07.1969 1 HÄUSSLER (LINNAEUS, 1758) 840 Pentatoma rufipes Ebbegebirge 06.09.1969 1 HÄUSSLER (LINNAEUS, 1758) 840 Pentatoma rufipes Venlo Arcen 03.09.1967 1 HÄUSSLER (LINNAEUS, 1758) 840 Pentatoma rufipes Buckow/Krs. Lebus Anfang 1 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) August 840 Pentatoma rufipes Innsbruck 18.08.1963 1 WILHELM ELTING (LINNAEUS, 1758) 842 Rhaphigaster nebulosa Wehlen/Mosel 02.05.1964 1 HÄUSSLER (PODA, 1761) 842 Rhaphigaster nebulosa - - - 1 - (PODA, 1761) 851 Eurydema dominulus Grimburg/Saar 07.09.1963 1 HÄUSSLER (SCOPOLI, 1763) 851 Eurydema dominulus Cochem/Mosel 01.08.1964 1 HÄUSSLER (SCOPOLI, 1763) 851 Eurydema dominulus Siebengebirge 06.03.1934 1 K. STOSSMEISTER (SCOPOLI, 1763) 852 Eurydema fieberi Essing/Oberpfalz 30.04.1972 1 L. HOLZWARTH FIEBER, 1837 NABBURG/OBERPF ALZ 853 Eurydema oleracea Grimburg/Saar 07.09.1963 1 HÄUSSLER (LINNAEUS, 1758) 853 Eurydema oleracea Düsseldorf Unterbach 22.03.1936 1 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 853 Eurydema oleracea Düsseldorf Hassels 28.08.1933 1 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 32 HETEROPTERON Heft 41 / 2014

853 Eurydema oleracea Buckow/Krs. Lebus - - 3 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 853 Eurydema oleracea Buckow/Krs. Lebus - Anfang Juni 1 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 853 Eurydema oleracea Friedrichsfelde/Berlin - - 1 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 853 Eurydema oleracea Cochem/Mosel 01.08.1964 2 + HÄUSSLER (LINNAEUS, 1758) 2L 853 Eurydema oleracea Wehlen/Mosel 01.08.1964 2 HÄUSSLER (LINNAEUS, 1758) 853 Eurydema oleracea Wehlen/Mosel 02.05.1964 2 HÄUSSLER (LINNAEUS, 1758) 853 Eurydema oleracea Lönow Mahlsdorf 02.06.1920 1 - (LINNAEUS, 1758) 853 Eurydema oleracea Thyrow bei Trebbin 11.05.1918 1 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 853 Eurydema oleracea Münster a. Stein 01.06.1944 1 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 854 Eurydema ornata Buckow/Krs. Lebus - 3 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 857 Graphosoma lineatum Melago/It.-Chamonix/Fr. Grassotto/It.- 12.07- 5 HÄUSSLER (LINNAEUS, 1758) S.Carlo/Schw. 22.07.1963 Bareno/It.- Châtelard/Schw. 857 Graphosoma lineatum Münster a. Stein 30.05.1941 1 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 857 Graphosoma lineatum Moselkern 02.07.1938 1 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 857 Graphosoma lineatum Rothebade/Ostpr. 22.06.1935 2 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 857 Graphosoma lineatum - - - 3 - (LINNAEUS, 1758) 859 Acanthosoma haemorrhoidale Straberg 05.05.1935 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 859 Acanthosoma haemorrhoidale Boppard/Rhein 01.05.1937 K. STOSSMEISTER (LINNAEUS, 1758) 859 Acanthosoma haemorrhoidale - - 1 - (LINNAEUS, 1758) 861 Elasmostethus interstinctus - - - 2 - (LINNAEUS, 1758) 861 Elasmostethus interstinctus Witten Haus Hanna 10.09.1963 1 HÄUSSLER (LINNAEUS, 1758) 864 Elasmucha fieberi JAKOVLEV, Buckow/Krs. Lebus - 2 K. STOSSMEISTER 1865 865 Elasmucha grisea (LINNAEUS, Buckow/Krs. Lebus - 3 K. STOSSMEISTER 1758) Heteroptera-Larven europäisch 8

Nepidae 1 Art Zentralafrika: 1982 1 - Nepidae Bangui Belosto- 4 Arten aussereuropäisch 4 matidae Belostomatidae Reduvii- 5 Arten Reduviidae außereuropäisch 6 ohne Etikett dae Pyrrho- 5 Arten Pyrrhocoridae außereuropäisch 6 ohne Etikett coridae Coreidae 6 Arten aussereuropäisch 9 + - s.l. Coreidae s.l. 2L Scutelle- 2 Arten aussereuropäisch 6 ridae Scutelleridae Phloeidae 1 Art aussereuropäisch 2 Phloeidae Pentato- 7Arten aussereuropäisch 9 midae Pentatomidae Heteroptera-Larven aussereuropäisch 2

HETEROPTERON Heft 41 / 2014 33

Anschriften der Autoren: Dr. H.J. Hoffmann, c/o Zoologisches Institut, Biozentrum der Universität zu Köln, Zülpicher Str. 47 b, D-50674 KÖLN, email [email protected] Dr. D.J. Werner, Geographisches Institut der Universität zu Köln, Albertus-Magnus-Platz, D-50923 KÖLN, e-mail [email protected]

Abb. 1: Übersichtsfoto der beiden Wanzen-Kästen des LÖBBECKE-Museums Düsseldorf, Stand 10.2008 34 HETEROPTERON Heft 41 / 2014

Ein aktueller Fund von Paryphes flavocinctus STÅL, 1860 in Costa Rica (Heteroptera: Coreidae) TORSTEN VAN DER HEYDEN

Abstract. A recent record of Paryphes flavocinctus STÅL, 1860 (Heteroptera: Coreidae) is reported. Additional information regarding the biology, ecology and distribution of this species is given. At the same time this is the tenth part of a series of publications about different Heteroptera in Costa Rica, Central America.

Zusammenfassung. Es wird über einen rezenten Fund von Paryphes flavocinctus STÅL, 1860 (Heteroptera: Coreidae) berichtet. Ergänzende Informationen zur Biologie, Ökologie und Verbreitung dieser Art werden gegeben. Zugleich handelt es sich um den zehnten Teil einer Reihe von Veröffentlichungen über verschiedene Heteropteren in Costa Rica, Zentralamerika.

Resumen. Se reporta un hallazgo reciente de Paryphes flavocinctus STÅL, 1860 (Heteroptera: Coreidae). Se da información adicional con respecto a la biología, la ecología y la distribución de esta especie. Al mismo tiempo se trata de la décima parte de una serie de publicaciones sobre diferentes heterópteros en Costa Rica, América Central.

Key words. Paryphes flavocinctus, Coreidae, Heteroptera, Costa Rica, Central America, Neotropics.

Einleitung Trotz intensiver Recherche konnten kaum Informationen über Paryphes flavocinctus STÅL, 1860, einen neotropischen Vertreter der Coreidae, gefunden werden. Dies gilt insbesondere bezüglich der Biologie und Ökologie dieser Art. Vertreter der Gattung Paryphes sind phytophag und gelten laut JANZEN (1991) als Schädlinge an Kürbisgewächsen (Cucurbitaceae), etwa verschiedenen Arten der Gattungen Anguria und Gurania. Hinsichtlich der Verbreitung von P. flavocinctus finden sich in der Literatur unterschiedliche Angaben. BLÖTE (1935) führte vor rund achtzig Jahren einen Fund aus Panama an. BRAILOVSKY (1986) behandelt zwar relativ umfassend die Gattung Paryphes, geht dabei aber leider nicht dezidiert auf P. flavocinctus ein. Einem in der Publikation enthaltenen Bestimmungsschlüssel ist allerdings zu entnehmen, dass die Art in Belize, Costa Rica, Panama und Kolumbien vertreten ist. MAES & GOELLNER-SCHEIDING (1993) führen die Art für Nicaragua nicht an. Online wird von MAES & BRAILOVSKY (o. J.) als Verbreitungsgebiet von P. flavocinctus Belize, Nicaragua, Costa Rica, Panama und Kolumbien genannt, wobei Funde aus dem Jahr 1999 als „nuevo“ (neu) für Nicaragua bezeichnet werden. (MAES & BRAILOVSKY (o. J.) merken allerdings an, dass die Funde aus Nicaragua eventuell einer anderen Art angehören könnten.) PACKAUSKAS (2010) schließlich nennt als Verbreitungsgebiet von P. flavocinctus Belize, Costa Rica, Panama, Kolumbien und Brasilien. Ein Vorkommen der Art in Brasilien müsste eventuell in Frage gestellt werden, während ihr Vorkommen in Kolumbien als gesichert betrachtet werden dürfte. Als Hauptverbreitungsgebiet von P. flavocinctus kann somit Zentralamerika angesehen werden. Ein Vorkommen dieser Art in Guatemala, Honduras und/oder El Salvador erscheint durchaus wahrscheinlich.

Aktueller Fund Herrn JOSÉ MIGUEL DIAZ, San José, Costa Rica gelang am 08.04.2014 in Turrialba in der costarikanischen Provinz Cartago ein Fund von P. flavocinctus (Abb. 1 und 2). Die Art ist mit ihrem grün-metallischen Schimmer, der dorsalen gelben Querbinde und den markant gefärbten Beinen relativ aufällig. Bei dem Fundort handelt es sich um eine nicht mehr kultivierte, teils schattige Kaffeeplantage, die in einer Höhe von ca. 500 m liegt. Das Gebiet ist hügelig mit einer jährlichen Niederschlagsmenge von 2.000 bis 4.000 mm. Die Jahrestemperatur schwankt HETEROPTERON Heft 41 / 2014 35 zwischen 17 und 24 °C. Die Trockenzeit hält etwa zwei bis vier Monate an. Das Gebiet ist durch landwirtschaftliche Aktivitäten wie dem Anbau von Kaffee, Mais und Bananen gekennzeichnet. Daneben existieren einige Bestände von immergrünem Sekundärwald mittlerer Dichte, dessen Bäume Höhen von 30 bis 40 m erreichen. Der Fundort gilt als Rückzugsgebiet von Arten, die waldbewohnend bzw. vom Wald abhängig sind, aber der Abholzung weichen mussten.

Abb. 1: Paryphes flavocinctus (Heteroptera: Coreidae), Dorsalansicht, Turrialba, Costa Rica, 08.04.2014.

Abb. 2: Paryphes flavocinctus (Heteroptera: Coreidae), Frontalansicht, Turrialba, Costa Rica, 08.04.2014. Aufnahmen: JOSÉ MIGUEL DIAZ. Danksagung: Mein Dank gilt Herrn JOSÉ MIGUEL DIAZ für die zur Verfügung gestellten Fotos von P. flavocinctus und diesbezügliche Informationen.

Literatur: BLÖTE, H. C. (1935): Catalogue of the Coreidae in the Rijksmuseum van Natuurlijke Historie. Part II, Coreinae, First Part. – Zoologische Mededelingen 18, 181-227. BRAILOVSKY, H. (1986): Nuevos datos distribucionales y descripción de tres nuevas especies del género Paryphes BURMEISTER (Hemiptera-Heteroptera-Coreidae-Coreini). – Anales del Instituto de Biología, Universidad Nacional Autónoma de México, Serie Zoología 56, 101-127. JANZEN, D. H. (Hrsg.) (1991): Historia Natural de Costa Rica. – Editorial de la Universidad de Costa Rica, San José, 822 pp. MAES, J.-M. & BRAILOVSKY, H. (o. J.): http://www.bio-nica.info/Ento/Heterop/coreidae/Paryphes %20flavocinctus.htm. (letzter Aufruf: 10.04.2014). MAES, J.-M. & GOELLNER-SCHEIDING, U. (1993): Catálogo de los Coreoidea (Heteroptera) de Nicaragua. – Revista Nicaraguense de Entomología 25, 1-19. PACKAUSKAS, R. (2010): Catalog of the Coreidae, or Leaf-Footed Bugs, of the New World. – Fort Hays Studies, Fourth Series, Number 5, Fort Hays, 270 S.

Anschrift des Autors: Torsten van der Heyden, Immenweide 83, D-22523 HAMBURG, email [email protected]

36 HETEROPTERON Heft 41 / 2014

Die Schwalbenwurzwanze - Tropidothorax leucopterus (GOEZE, 1778) (Heteroptera, Lygaeidae) breitet sich im Rheintal weiter nach Norden aus

WOLFGANG GÖTTLINGER & HANS-JÜRGEN HOFFMANN

Die auffällig rot-schwarz gefärbte Schwalbenwurzwanze Tropidothorax leucopterus (Lygaeidae, Bodenwanzen, EntGerm-Nr. 607) breitet sich in den letzten Jahren im Rheintal nach Norden aus. Ursprünglich fand sich die als „mediterran verbreitet“ geführte Art hier nur im Kaiserstuhl (WACHMANN 1989, NICKEL et al. 2003, RIEGER 2000). Weitere Meldungen folgten von STAUDT im Internet vom Saarland aus Hammelsberg bei Perl aus dem Jahr 2003. GÜNTHER (2007) führt Nachweise aus Hessen an und erwähnt als Fundorte Darmstadt-Eberstadt und den Kühkopf bei Stockstadt. Der bislang nördlichste Fundort im Rheintal lag im Bereich des Mainzer Sandes in Rheinland-Pfalz mit Massenvorkommen im Jahr 2006 (RENKER 2007a). RENKER (2007b) meldete schließlich Funde aus dem Naturschutzgebiet „Koppelstein südlich von Lahnstein, wo im Mai 2007 ein größeres Vorkommen der Art im Bereich der Halbtrockenrasen des „Weihertals“ entdeckt wurde. Die Tiere saßen hier hauptsächlich an Schwalbenwurz. [Bei der seinerzeitigen umfangreichen Bearbeitung der Wanzenfauna dieses Gebietes (HOFFMANN & GÜNTHER 1991) fehlte die Art mit Sicherheit dort noch.] Im Juni 2007 wurde schließlich ein Massenvorkommen der Art in den Halbtrockenrasen des „Mainzbergs“ beobachtet (RENKER 2007b). RENKER (2007b) schriebt damals: „Betrachtet man die Verbreitung von Vincetoxicum hirundinaria (HAEUPLER & SCHÖNFELDER 1989) als offenbar bedeutsamster Wirtspflanze von Tropidothorax in Deutschland und berücksichtigt man die momentane Ausbreitungsgeschwindigkeit der Wanze, so ist davon auszugehen, dass sie in den nächsten Jahren in ihrer Verbreitung zumindest bis an den Nordrand der deutschen Mittelgebirge im südlichen Nordrhein-Westfalen vordringen wird.“ Es ist daher nicht verwunderlich, dass der Erstautor die Art am 24.08.2013 westlich von Bad Bodendorf am Nordhang der Ahr, nahe derer Mündung in den Rhein, untypischerweise auf Blütenständen von Bupleurum falcatum (Sichel-Hasenohr) in Anzahl fand und fotografieren konnte. Vincetoxicum hirundinaria kommt im Gebiet ebenfalls vor. Der Fundort liegt noch in Rheinland-Pfalz, allerdings nur wenige Kilometer südlich der Grenze von NRW. (In der in Vorbereitung befindlichen Roten Liste Deutschland / Wanzen ist die Art übrigens mit der Gefährdungskategorie 2/3, stark gefährdet/gefährdet, vorgesehen. Für Bayern wurde sie sogar in der RL als vom Aussterben bedroht geführt.)

Als Anhang sollen noch einige für das nördliche Rheinland interessante Funde des Erstautors angefügt werden:

333 Halticus saltator (GEOFFROY, 1785): Köln-Mengenich 17.07.2012 1 Ex. Die Art war bereits aus Köln gemeldet (HOFFMANN 1996), sie fehlt aber aus unerfindlichen Gründen in der NRW-Liste (KOTT & HOFFMANN 2003), der EntGerm-Liste (HOFFMANN & MELBER 2003) und der Roten Liste NRW (HOFFMANN et al. 2011).

546 Amphiareus obscuriceps (POPPIUS, 1909): Köln-Mengenich 01.12.2013 1 Ex. tot im Haus. Die Art wurde erstmals für NRW von HOFFMANN (2008) aus Leverkusen gemeldet.

606 Spilostethus saxatilis (SCOPOLI, 1763): westlich von Bad Bodendorf 24.08.2013, am Nordhang der Ahr untypischerweise auf Blütenständen von Bupleurum falcatum (Sichel-Hasenohr), 2 Tiere in Paarung. In RL Deutschland mit Gefährdungsstufe 3, gefährdet, vorgesehen.

HETEROPTERON Heft 41 / 2014 37

744,5 Leptoglossus occidentalis HEIDEMANN, 1910: Köln-Mengenich 14.10.2013 und 15.03.2014 je 1 Ex., z.Z. in Ausbreitung befindliches Neozoon. Zusammenstellung von Funden s. WERNER (2011).

748 HERRICH-SCHAEFFER, 1839: Köln-Bocklemünd/Mengenich 09.07.2010 1 Ex. Die Art wurde zunächst als „nach 1950 für NRW nicht mehr gemeldet“gekennzeichnet, dann wurde von WERNER (2011) ein Fund von Monheim-Baumberg (südlich Düsseldorf) 21.08.2010 und 10.09.2010 aufgrund eines Fotos im Internet gemeldet. Der vorliegende linksrheinische Fund erfolgte also zeitlich kurz vorher. 857 Graphosoma lineatum (LINNAEUS, 1758): Frimmersdorf bei Grevenbroich, Bahnhof 23.06.2012 46 Ex., 12 in Paarung. Die bisherigen Funde in NRW wurden von WERNER (1999) in einer Karte zusammengestellt. Es dürfte sich hier um den nordwestlichsten Fundpunkt am linken Niederrhein in NRW handeln.

Literatur: GÜNTHER, H. (2007): Wanzenarten neu für Südwestdeutschland (Insecta: Heteroptera). – Mitteilungen des Internationalen Entomologischen Vereins 32 (1/2): 67-74. Frankfurt am Main. HAEUPLER, H. & SCHÖNFELDER, P. (1989): Atlas der Farn- und Blütenpflanzen der Bundesrepublik Deutschland. – 768 S., Stuttgart. HOFFMANN, H.J. (2008): Amphiareus obscuriceps (POPPIUS, 1909) nunmehr auch in Nordrhein-Westfalen (NRW) / Deutschland (Heteroptera, Anthocoridae) - Heteropteron H. 27, 17-18. HOFFMANN, H.-J. & GÜNTHER, H. (1991): Zur Wanzenfauna (Hemiptera-Heteroptera) des Koppelsteins bei Lahnstein/Rhein. – Beiträge zur Landespflege in Rheinland-Pfalz 14: 245-266. Oppenheim. HOFFMANN, H.J., KOTT, P. & SCHÄFER, P. (2011): Kommentiertes Artenverzeichnis der Wanzen - Heteroptera - in Nordrhein-Westfalen. - S. 453-486 in: LANDESAMT FÜR NATUR, UMWELT UND VERBRAUCHERSCHUTZ NORDRHEIN-WESTFALEN (Hrsg.)(2011): Rote Liste der gefährdeten Pflanzen, Pilze und Tiere in Nordrhein- Westfalen. - 4. Fassung, Band 2 - Tiere, LANUV-Fachbericht 36, 684 S., Recklinghausen. HOFFMANN, H.-J. & MELBER, A. (2003): Verzeichnis der Wanzen (Heteroptera) Deutschlands. – In: KLAUSNITZER, B. (Hrsg.): Entomofauna Germanica 6. – Entomologische Nachrichten und Berichte Beiheft 8, 209-272. KOTT, P. & HOFFMANN, H.-J. (2003): Liste der Wanzen Nordrhein-Westfalens (Insecta: Hemiptera-Heteroptera) – Überarbeitete Fassung vom Oktober 2003. – Mitt. ArbGem. westfäl. Entomol. (Bielefeld) 19 (Beiheft 9), 1- 42. NICKEL, H., BILLEN, W., GÜNTHART, H., LAUTERER, P., LÖCKER, H., MALENOVSKY, I., MÜHLETHALER, R., SCHÜRRER, B. & W. WITSACK (2003): Zur Fauna der Zikaden, Wanzen und Augenfliegen des Kaiserstuhls (Hemiptera: Auchenorrhyncha et Heteroptera; Diptera: Pipunculidae). – Beiträge zur Zikadenkunde 6, 39-46. Halle/Saale. RENKER, C. (2007a): Veränderungen in der Fauna von Rheinland-Pfalz – nachvollziehbar an den Sammlungseingängen des Naturhistorischen Museums Mainz/Landessammlung für Naturkunde Rheinland- Pfalz. – Mitteilungen der Rheinischen Naturforschenden Gesellschaft 28: 49-50. Mainz. RENKER, C. (2007b): Ein neuer nördlicher Vorposten der Schwalbenwurzwanze - Tropidothorax leucopterus (GOEZE, 1778) - in Rheinland-Pfalz (Insecta: Heteroptera: Lygaeidae) - Fauna Flora Rheinland-Pfalz 11, 219- 222, Landau. RIEGER, C. (2000): Wanzen (Insecta, Heteroptera) aus der Trockenaue am südlichen Oberrhein (Deutschland, Baden-Württemberg) – S. 243-256 in: LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ (Hrsg.): Vom Wildstrom zur Trockenaue – Natur und Geschichte der Flusslandschaft am südlichen Oberrhein – Naturschutz-Spectrum, Themen 92, 496 S., Karlsruhe. WERNER, D.J. (1999): Die Streifenwanze Graphosoma lineatum L. (Heteroptera-Pentatomidae) in Sachsen- Anhalt, Sachsen und Thüringen, nebst Neumeldungen aus anderen Bundesländern. - Heteropteron H. 7, 13- 22. WERNER, D.J. (2011): Wiederfund von Gonocerus juniperi HERRICH-SCHAEFFER, 1839 in Nordrhein-Westfalen. - Heteropteron H. 35, 20. WERNER, D.J. (2011): Die amerikanische Koniferen-Samen-Wanze Leptoglossus occidentalis (Heteroptera: Coreidae) als Neozoon in Europa und in Deutschland: Ausbreitung und Biologie. - Entomologie heute 23, 31- 68.

Anschrift der Autoren: Wolfgang Göttlinger, Ingendorfer Weg 45, D-50829 KÖLN Dr. H.J. Hoffmann, c/o Zoologisches Institut, Biozentrum der Universität zu Köln, Zülpicher Str. 47 b, D-50674 KÖLN, email [email protected] 38 HETEROPTERON Heft 41 / 2014

Weshalb Frau STEIN Wanzen liebt HANS-JÜRGEN HOFFMANN Unter diesem Titel brachte der WDR auf seinen Lokalsendern am 14. und 15.01.2014 in der Reihe „Planet Wissen“ eine einstündige Sendung über Wanzen (Autorin: SAMANTHA MAIER). Als Aufmacher im Titel und als Studiogast fungierte HELGA STEIN, die ja auch schon an den Treffen der Arbeitsgruppe teilnahm. Zu ihr schreibt der Sender: HELGA STEIN hat ein ungewöhnliches Hobby: Sie ist Heteropterologin - Wanzenforscherin. Während die meisten von uns schon beim Gedanken an Wanzen panisch werden, streift HELGA STEIN unermüdlich durch Wälder und Wiesen, sucht dort die kleinen Tierchen und fotografiert sie. Bei Planet Wissen erzählt die frühere Schulsekretärin, wie ihre Leidenschaft für Wanzen geweckt wurde und erklärt, was man für die "Wanzen-Jagd" alles braucht und wieso ein gelber "Klopfschirm" dabei so wichtig ist. HELGA STEIN ist ein echter Wanzen-Fan. Die Kölnerin hat im Ruhestand ihre Liebe für die Tiere entdeckt. Faszinierend schwarz und rot gemusterte Feuerwanzen gaben den Ausschlag dafür. Sie suchte sich Experten, schaffte sich möglichst viel Wanzen-Wissen drauf - und ärgerte sich darüber, dass es in der Wanzen-Literatur vor Fachbegriffen nur so wimmelte. HELGA STEIN fing an, alles zu übersetzen. Wollte auch Laien davon überzeugen, dass Wanzen so gar nicht eklig sind. Und sie fotografierte die Tiere. HELGA STEIN erzählt auf ihrer Internetseite nicht nur, wie sie ihre Liebe für die Wanzen entdeckte. Anhand unzähliger selbst gemachter Fotos erklärt die Hobby-Heteropterologin das Wesen der Wanzen - und kommt dabei ohne sperrige Fachbegriffe aus. In der Sendung wird – nach allgemeinen Informationen - eingeblendet, wie sie zusammen mit SIEGMUND SCHARF (der auch schon an unseren Treffen teilnahm) der Journalistin im Studio BIRGIT KLAUS im Freiland Wanzen vorführt. Außer einer kleineren Reihe von 8 Fotos von E. WACHMANN, einem mit Zeichentrick-Skizzen illustrierten Gedicht von H. STEIN über die Brutwanze trat noch der Bochumer Universitäts-Zoologe G. SCHAUB als Wissenschaftler und Koryphäe auf. Zu ihm schreibt der Sender:

Prof. Dr. GÜNTER SCHAUB forscht seit 35 Jahren mit großen Raubwanzen. Sein Forschungsgebiet an der Universität Bochum ist die CHAGAS-Krankheit. Aber auch mit Bettwanzen beschäftigt sich der Wissenschaftler manchmal – vor allem dann, wenn ihm die Leute Pakete zuschicken, in denen es mächtig krabbelt. G. SCHAUB muss dann bestimmen, ob es sich um Bettwanzen handelt. Zuhause hat G. SCHAUB selbst Wanzen, vor allem Raubwanzen. Er züchtet sie, verkauft die Tiere - zum Beispiel an Zoos, die mit den Tieren ganz besondere Dinge anstellen. Er ließ nämlich Szenen zum Gebrauch seiner Raubwanzen als lebende Spritzen für die Blutabnahme bei empfindlichen Wild- und Zootieren einblenden (s.u.), ebenso natürlich auch einige Sequenzen und Hinweise zu Bettwanzen. Außer links auf die Internetseiten von H. STEIN und E. WACHMANN gab es noch 9 von den Zuschauern zu beantwortende Quizfragen. Hier konnten raffinierte oder kuriose Fakten angebracht werden, wie die Spermienübertragung bei den Anthocoriden. Und der Zuschauer konnte bis zu 9 Punkte erreichen, wenn er alles richtig wusste oder geraten hatte. Insgesamt war es durch die Nebeneinanderstellung von Amateur und Profi und die lockere Art der beiden und den Moderatoren BIRGIT KLAUS und DENNIS WILMS eine sehr kurzweilige und interessante Sendung. Natürlich fielen einem Spezialisten einige Ungereimtheiten auf, Einiges kam auch recht knapp weg (wie die momentane Bettwanzenproblematik) oder fehlte ganz (wie die für Insekten ungewöhnliche Breite bei der Besiedlung und Nutzung von Nischen durch Wanzen: vom Land bis aufs Meer, vom Hochgebirge bis zum Gewässergrund, vom Pilzhyphen- und Pflanzensauger über die Räuber bis zu den Parasiten.) Als einzigen echten Kritikpunkt sollte man erwähnen, dass außer dem Schildchen (das es ja auch bei Käfern gibt) und dem Stechrüssel (den es ja bei div. anderen Insektengruppen gibt) gerade die eigentlich für die allermeisten Wanzen wirklich typischen Hemielytren oder Halbflügel m.W. mit keinem Wort Erwähnung fanden. HETEROPTERON Heft 41 / 2014 39

Die Sendung kann z.Z. noch in ganzer Länge im Internet unter „PLANET WISSEN“ angesehen werden (www.planet-wissen.de/sendungen/2014/01/14_wanzen.jsp).

Abb. 1: Die an der Sendung Beteiligten: HELGA STEIN, die Redakteure im Studio, Prof. Dr. GÜNTHER SCHAUB (Fotos: SWR, BRalpha, WDR)

Anschrift des Autors: Dr. H.J. Hoffmann, c/o Zoologisches Institut, Biozentrum der Universität zu Köln, Zülpicher Str. 47 b, D-50674 KÖLN, email [email protected]

P.S. Unabhängig von dieser Sendung schickte mir P. MÜLLER (Neuss) am Tag nach der Sendung (für die Kuriosa-Seiten des HETEROPTERON gedacht) eine kurze Mitteilung über die Blutgewinnung bei Vögeln mit Hilfe der o.g. CHAGAS-Wanzen (was G. SCHAUB auch ansprach) und zwei Fotos, die die zeitweilige Nutzung einer präparierten Eischale als Behältnis zum Einsatz der Wanzen im Nest zeigen.

Literatur: BAUCH, C., KREUTZER, S. & BECKER, P. (2010): Breeding experience affects condition: blood metabolite levels over the course of incubation in a seabird. - Journal of Comparative Physiology B: Biochemical, Systemic, and Environmental Physiology 180, 835-845.

Quelle: unbekannt 40 HETEROPTERON Heft 41 / 2014

Wanzenliteratur: Neuerscheinungen

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RIVIAUX, S. MUÑOZ, LÓPEZ, C. NARANJO & MOREIRA, F. FERRAZ FIGUEIREDO (2012): New distributional records of Gerromorpha POPOV, 1971 (Insecta: Hemiptera: Heteroptera) from Cuba. - Check List 8, 307-309. SCHLAGETER-BONESS, U. (213): Zum Gedenken an meinen Vater, Dr. MARTIN BONESS - Biologe mit Leib und Seele. - Melanargia 25, 104-108. SCHNITTER, P. (2013): PETER GÖRICKE - 60 Jahre. - Entomol. Nachrichten u. Berichte 57, 184-186. SKIPPER, L. (2013): Danmarks Blomstertæger. - Apollo Booksellers, Vester Skerninge (Dänemark), 407 S., über 1.000 Fotos. STÜBEN, P.E., BEHNE, L., FLOREN, A., GÜNTHER, H., KLOPFSTEIN, S., LOPES, H., MACHADO, A., SCHWARZ, M., WÄGELE, J.W., WUNDERLICH, J. & ASTRIN, J.J. (2010): Canopy fogging in the Canarian laurel forest of Tenerife and La Gomera. – Weevil News: www.http://curci.de, 51: 21 S., Curculio-Institute: Mönchengladbach. SUDAKARAN, S., SALEM, H., KOST, CH. & KALTENPOTH, M. (2012): Geographical and ecological stability of the symbiontic mid-gut microbiota in European firebugs, Pyrrhocoris apterus (Hemiptera, Pyrrhocoridae). - Molecular Ecology 21, 6134-6151. VAN DER HEYDEN, T. (2014): Eine Begegnung von Anisoscelis flavolineatus BLANCHARD, 1849 und Diactor bilineatus (FABRICIUS, 1803) in Costa Rica (Heteroptera: Coreidae, Anisoscelidini). - Entomologische Zeitschrift 124 (1), 55-56. VISKENS, G. & BRUERS, J. (2013): III.1. De collectie Heteroptera van F.G. OVERLAET. - Entomo-Info 24, 41-44. WIELGOSS, A., CLOUGH, Y., FIALA, B., RUMEDE, A. & TSCHARNTKE, T. (2012): A minor pest reduces yield losses by a major pest: plant-mediated herbivore interactions in Indonesian cacao. - Journal of Applied Ecology 49, 465–473.

In Heteropteron H. 40:

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Obwohl bereits früher schon einzelne Arbeiten aufgelistet wurden, hier einmal die komplette Zusammenstellung der

Papers celebrating the 75th birthday of Prof. PAVEL ŠTYS Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2) (im Internet herunterladbar)

PAPÁČEK, M., SCHAEFER, C. W. & KMENT, P.: We are celebrating the seventy-fifth anniversary of Professor PAVEL ŠTYS’ birth. - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 209-216.

BAŇAŘ, P.: A new species of Systelloderes (Hemiptera: Heteroptera: Enicocephalidae) from South Africa. - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 233-240. BRAILOVSKY, H. & BARRERA, E.: Two new species of Anasa (Hemiptera: Heteroptera: Coreidae: Coreini) from Mexico and Central America. - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 649-654. CARPINTERO, D. L. & DELLAPÉ, P. M.: Rajburicoris, a new genus of Cardiastethini, and discussion of the systematic position of Dufouriellus (Hemiptera: Heteroptera: Anthocoridae). - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 503-509. 42 HETEROPTERON Heft 41 / 2014

CASSIS, G. & SYMONDS, C.: Systematics, biogeography and host associations of the lace bug genus Inoma (Hemiptera: Heteroptera: Tingidae). - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 433-484. CHEN, P.-P., NIESER, N. & LANSBURY, I.: Notes on aquatic and semiaquatic bugs (Hemiptera: Heteroptera: Nepomorpha, Gerromorpha) from Malesia with description of three new species. - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 269-279. CHÉROT, F. & GORCZYCA, J.: Fulvius stysi, a new species of Cylapinae (Hemiptera: Heteroptera: Miridae) from Papua New Guinea. - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 371-376 DAMGAARD, J.: Evolution of the semi-aquatic bugs (Hemiptera: Heteroptera: Gerromorpha) with a re- interpretation of the fossil record. - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 251-268. GAPON D. A.: New subtribes and a new genus of Podopini (Heteroptera: Pentatomidae: Podopinae). - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 523-532. GOLUB V. B., POPOV, YU. A. & GUILBERT, E.: Phymacysta stysi, a new species of lace bug from Dominican amber (Hemiptera: Heteroptera: Tingidae: Tinginae). - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 485-490. GORCZYCA, J. & CHÉROT, F.: Stysiofulvius, a new genus of Cylapinae (Hemiptera: Heteroptera: Miridae) from the Peninsular Malaysia. - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 377-384. GRAZIA, J., SCHWERTNER, C. F. & GREVE, C.: Two new species of the genus Chloropepla (Hemiptera: Pentatomidae: ) from Brazil. - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 533-542. GUILBERT, E.: New data on the Tingidae from Gabon (Hemiptera: Heteroptera). - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 491-495. ISHIKAWA, T., SUSILA, W. & OKAJIMA, SH.: Two new species of the emesine assassin bug genus Ploiaria (Hemiptera: Heteroptera: Reduviidae) from Indonesia. - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 345-359. KMENT, P.: A revision of the endemic Madagascan genus Triplatyx (Hemiptera: Heteroptera: Pentatomidae). - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 543-582. KONDOROSY, E.: A revision of the Entisberus group (Hemiptera: Heteroptera: Rhyparochromidae). - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 591-610. KONSTANTINOV, F. V.: Three new species of Phylini (Hemiptera: Heteroptera: Miridae: Phylinae) from Central Asia. - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 403-418 LINNAVUORI, R. E.: A new species of the genus Phytocoris (Hemiptera: Heteroptera: Miridae) from southern Iran. - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 385-388. MATOCQ, A.: A new species of Megalocoleus (Hemiptera: Heteroptera: Miridae: Phylinae) from Morocco. - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 419 MOULET, P.: Oncocephalus stysi, a new species of Stenopodainae (Hemiptera: Heteroptera: Reduviidae) from Israel . - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 361-365. PAPÁČEK, M. & SOLDÁN, T.: Structure and development of the reproductive system in Aphelocheirus aestivalis (Hemiptera: Heteroptera: Nepomorpha: Aphelocheiridae). - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 299-318. PLUOT-SIGWALT, D.: A pair of basi-abdominal sex pheromone glands in the male of some burrower bugs (Hemiptera: Heteroptera: Cydnidae). - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 511-522. POLHEMUS, D. A. & POLHEMUS, J. T.: A new Indian Ocean species of Ochterus from the island of Mauritius (Hemiptera: Heteroptera: Ochteridae). - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 281-288. POLHEMUS, J. T. & POLHEMUS, D. A.: Intraspecific morphological polymorphism in Naucoridae (Hemiptera: Heteroptera) with notes on nomenclature and synonymy. - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 289-298. POPOV, YU. A.: Pavlostysia wunderlichi gen. nov. and sp. nov., the first fossil spider-web bug (Hemiptera: Heteroptera: Cimicomorpha: Plokiophilidae) from the Baltic Eocene amber. - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 497-502. RÉDEI, D.: Two new species of Kokeshia from India and Thailand (Hemiptera: Heteroptera: Schizopteridae). - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 241-250. REMANE, R. & GÜNTHER, H.: Acetropis stysi, a new species from Spain (Hemiptera: Heteroptera: Miridae). - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 389-394. RIBES, J., PAGOLA-CARTE, S. & HEISS, E.: Two new Phylinae (Hemiptera: Heteroptera: Miridae) from the Canary Islands. - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 423-431. RIDER, D. A.: Massocephalus stysi, a new species of Pentatomidae (Hemiptera: Heteroptera) from the Philippines. - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 583-590. HETEROPTERON Heft 41 / 2014 43

STEHLÍK, J. L. & JINDRA, Z.: New taxa of the Largidae and Pyrrhocoridae (Hemiptera: Heteroptera) from the Oriental Region. - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 611-648. WEIRAUCH, CH.: From four- to three-segmented labium in Reduviidae (Hemiptera: Heteroptera). - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 331-344. WYNIGER, D.: New records of Scotomedes alienus sikkimensis (Hemiptera: Heteroptera: Velocipedidae) from Nepal. - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 367-369. YASUNAGA, T.: A review of the Far East Asian mirine plant bug genus Loristes (Hemiptera: Heteroptera: Miridae: Mirinae), with description of a new species from Japan. - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 395-402. ZETTEL, H. & GAPUD, V. P.: Notes on the endemic Philippine genus Orthosaldula (Hemiptera: Heteroptera: Saldidae), with descriptions of two new species. - Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 48(2), 319- 329.

Änderungen zum Adressenverzeichnis Mitteleuropäischer Heteropterologen HOFFMANN, H.J.: dienstlich: c/o Zoologisches Institut der Universität zu Köln, Biozentrum, Zülpicher Str. 47b, D-50674 KÖLN, e-mail: [email protected] Senckenberg, Deutsches Entomologisches Institut, Entomologische Bibliothek, Eberswalder Strasse 90, D-15374 MÜNCHEBERG

44 HETEROPTERON Heft 41 / 2014

Die „Wanzen tanzen“ lassen (Heteropterologische Kuriosa 25) HANS-JÜRGEN HOFFMANN So lautet der Titel des Spieles, auf das mich TH. FRIESS dankenswerter Weise aufmerksam machte. Es handelt sich um ein Würfelspiel mit Aufgaben, die von Wanzen (die - genau wie die Babywanzen - nicht so ganz den Vorstellungen eines Heteropterologen entsprechen) gestellt werden. Ziel ist es, durch Würfeln bzw. deren Augenzahlen auf den 28 Aufgabenkarten vorgegebene Konstellationen oder Summen zu erreichen, wofür man Punkte erhält. Andererseits kann man Strafkarten bzw. Strafpunkte erhalten. Schlechte Würfel- Ergebnisse werden mit Babywanzen bestraft, die ihrerseits im 5er-Pack einen Minuspunkt ergeben. Die Details zum Spieleablauf sind also etwas komplizierter, aber die 2-4 Spieler werden es wohl in 30 Minuten als angegebener Spieldauer schaffen. Wieso die Wanzen „tanzen“ bleibt aber wohl ein Geheimnis des Spiele-Erfinders R. STAUPE. Das Spiel kostet im Handel knapp 10 €. Hersteller: AMIGO Spiel + Freizeit GmbH, D-63128 DIETZENBACH

Anschrift des Autors: Dr. H.J. Hoffmann, c/o Zoologisches Institut, Biozentrum der Universität zu Köln, Zülpicher Str. 47 b, D-50674 KÖLN, email [email protected]